Huttonit

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Huttonit
blassgelber Huttonitkristall vom Vulkankomplex am Laacher See, Vulkaneifel, Rheinland-Pfalz, Deutschland (Sichtfeld: 3,0 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Ht[1]

Chemische Formel
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Inselsilikate (Nesosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/A.08
VIII/A.11-010[4]

9.AD.35
51.05.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[5]
Raumgruppe P21/n (Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2[3]
Gitterparameter a = 6,80 Å; b = 6,96 Å; c = 6,54 Å
β = 104,9°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5[4] (VHN150 = 318 kg/mm2)
Dichte (g/cm3) gemessen: 7,1; berechnet: 7,18[6]
Spaltbarkeit deutlich nach {001}[6]
Bruch; Tenazität muschelig[6]
Farbe hellgelb, cremeweiß bis farblos[6]
Strichfarbe weiß[4]
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend[6]
Glanz Diamantglanz[5]
Radioaktivität sehr stark: 32,072 kBq/g[5]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,898[7]
nβ = 1,900[7]
nγ = 1,922[7]
Doppelbrechung δ = 0,024[7]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 25° (gemessen)[7]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale fluoreszierend

Huttonit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Th[4+5][SiO4][3] und damit chemisch gesehen ein Thorium-Silikat. Strukturell gehört Huttonit zu den Inselsilikaten.

Huttonit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt nur mikroskopisch kleine, hellgelbe bis fast farblose Kristalle von etwa 0,2 mm Größe oder körnige, braunschwarze Aggregate. Meist liegt Huttonit metamikt vor, das heißt seine Kristallstruktur ist aufgrund seiner eigenen ionisierenden Strahlung zerstört.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde das Mineral durch den neuseeländisch-amerikanischen Mineralogen Colin Osborne Hutton (1910–1971) in den Brandungssanden der „Gillespie's Beach“ des Salt Water Creek im South Westland District an der Westküste der Südinsel von Neuseeland. Er übergab Adolf Pabst einen Teil des aus den Sanden konzentrierten Minerals zur Analyse, das aus mehreren hundert winzigen Körnern mit maximal 0,2 mm Durchmesser und einem Gesamtgewicht von einigen hundertstel Gramm. Die Analyse und Erstbeschreibung führte hauptsächlich Pabst durch, der vorschlug, das Mineral nach dessen Entdecker Huttonit zu nennen.[8]

Das Typmaterial des Minerals wird im Natural History Museum (NHM) in London unter der Sammlungs-Nummer BM 1950,340 (T), im National Museum of Natural History (NMNH) unter der Sammlungs-Nummer 106265 (T) und in der Mines ParisTech (auch Ecole Nationale Supérieure des Mines) unter den Sammlungs-Nummern 50814 und 51227 (CT) aufbewahrt.[9][10]

Da der Huttonit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Huttonit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[2] Die ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Huttonit lautet „Ht“.[1]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Huttonit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“, wo er zusammen mit dem 2016 diskreditierten Tombarthit-(Y) die „Huttonit-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/A.08 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/A.11-010. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Inselsilikate mit [SiO4]-Gruppen“, wo Huttonit zusammen mit Tombarthit-(Y) die unbenannte Gruppe VIII/A.11 bildet.[4]

Auch die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[11] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Huttonit in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und der Koordination der Kationen. Das Mineral ist daher entsprechend seinem kristallchemischen Aufbau in der Unterabteilung der „Inselsilikate ohne weitere Anionen; Kationen in oktahedraler [6] und gewöhnlich größerer Koordination“ zu finden, wo es ebenfalls zusammen mit Tombarthit-(Y) die „Huttonitgruppe“ mit der System-Nr. 9.AD.35 bildet.

Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Huttonit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikate“ ein. Auch hier ist er als Namensgeber der „Huttonitgruppe“ mit der System-Nr. 51.05.03 und dem weiteren Mitglied Tombarthit-(Y) innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen nur mit Kationen in >[6]-Koordination“ zu finden.

Kristallstruktur

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Elementarzelle von Huttonit
_ Thorium, _ Silicium, _ Sauerstoff

Huttonit kristallisiert isotyp mit Monazit im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2 mit den Gitterparametern a = 6,80 Å; b = 6,96 Å; c = 6,54 Å und β = 104,9° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Das Mineral ist durch seinen Thoriumgehalt von bis zu 71,59 % als sehr stark radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 32,072 kBq/g[5] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g).

Unter UV-Licht mit kurzer Wellenlänge zeigen manche Huttonite eine weiße bis schwach rosa getönte Fluoreszenz.

Modifikationen und Varietäten

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Die Verbindung Th[SiO4] ist dimorph, das heißt, sie kommt in der Natur neben dem monoklin kristallisierenden Huttonit noch als tetragonal kristallisierender Thorit vor.

Bildung und Fundorte

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Über die genauen Bildungsbedingungen ist bisher nichts bekannt, da der Huttonit bisher nur aus verschiedenen Küstensanden herausgefiltert werden konnte. An seiner Typlokalität „Gillespie’s Beach“ trat das Mineral in Paragenese mit gediegen Gold, Ilmenit, titanhaltigem Kassiterit, Scheelit und Uranothorit auf.[6]

Als seltene Mineralbildung konnte Huttonit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 40 Fundstätten dokumentiert sind.[12] Seine Typlokalität „Gillespie’s Beach“ auf der Südinsel ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Neuseeland.

In Deutschland fand sich Huttonit bisher nur am Laacher See und bei Glees sowie an mehreren Stellen in der Umgebung von Mendig und am Krufter Ofen in der Gemeinde Kruft in der rheinland-pfälzischen Vulkaneifel.

Innerhalb von Europa kennt man das Mineral unter anderem aus

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Ägypten, Australien, Indien, Kirgisistan, Mexiko, Nepal, Russland, Südafrika, Ungarn und in den Vereinigten Staaten von Amerika (Nevada, Wisconsin).[13]

  • A. Pabst, C. Osborne Hutton: Huttonite, a new monoclinic thorium silicate with an account of its occurrence, analysis, and properties. In: American Mineralogist. Band 36, 1951, S. 60–69 (englisch, rruff.info [PDF; 343 kB; abgerufen am 18. März 2023]).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 37, 1952, S. 359–362 (englisch, rruff.info [PDF; 241 kB; abgerufen am 18. März 2023]).
  • Mark Taylor, Rodney C. Ewing: The crystal structure of the ThSiO4 polymorphs: huttonite and thorite. In: Acta Crystallographica. B34, 1978, S. 1074–1075, doi:10.1107/s0567740878004951 (englisch).
Commons: Huttonite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 18. März 2023]).
  2. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 543 (englisch).
  4. a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c d David Barthelmy: Huttonite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
  6. a b c d e f g Huttonite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 81 kB; abgerufen am 18. März 2023]).
  7. a b c d e Huttonite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
  8. A. Pabst, C. Osborne Hutton: Huttonite, a new monoclinic thorium silicate with an account of its occurrence, analysis, and properties. In: American Mineralogist. Band 36, 1951, S. 60–69 (englisch, rruff.info [PDF; 343 kB; abgerufen am 18. März 2023]).
  9. Catalogue of Type Mineral Specimens – H. (PDF 217 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 18. März 2023.
  10. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF; 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 18. März 2023.
  11. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  12. Huttonite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
  13. Fundortliste für Huttonit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 18. März 2023.