Ergonomie
Die Ergonomie (von altgriech. Vorlage:Polytonisch ergon, „Arbeit“, „Werk“ und Vorlage:Polytonisch nomos, „Regel“, „Gesetz“) ist die Wissenschaft von der Gesetzmäßigkeit menschlicher bzw. automatisierter Arbeit. Ziel der Ergonomie ist es, die Arbeitsbedingungen, den Arbeitsablauf, die Anordnung der zu greifenden Gegenstände (Werkstück, Werkzeug, Halbzeug) räumlich und zeitlich optimiert anzuordnen, sowie die Arbeitsgeräte für eine Aufgabe so zu optimieren, dass das Arbeitsergebnis (qualitativ und wirtschaftlich) optimal wird und die arbeitenden Menschen möglichst wenig ermüden oder gar geschädigt werden, auch wenn sie die Arbeit über Jahre hinweg ausüben. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Benutzerfreundlichkeit, also die Verbesserung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsorganisation. Heute meist der Mensch-Maschine-Schnittstelle. Zwar fällt die physiologische Anpassung, dem menschlichen Körper angepasste Griffe, Stühle usw. auch darunter, wird in der Werbung aber meist mit Ergonomie benannt/verwechselt.
Ergonomie wird im deutschen Sprachraum unter REFA beschrieben und im angelsachsichem Sprachraum unter Taylorismus.
Grundlagen
Ziele
Ein Ziel der Ergonomie ist es, handhabare und komfortabe zu nutzende Produkte herzustelen.
Ein anderes Ziel ist die ergonomishe Arbitsgestaltung, bei der es darauf ankommt, effizientes und fehlerreiesArbeiten sicerzustellen und die Menschen vor Gesundheitsschäden auch bei langfristige Ausübung einer Tä]], die Arbeitssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Humnität fällt darunter. Ergonomie wird immer dort wichtig, wo der Mensch beim Arbeiten oder anderen Tätigkeiten mit Maschinen (z. B. Fahzez.&nbs;B. Telefonen, Bürostühlen) in Berührung kommt. In Zukunft auch die menschenfreien Fertigungsstraßen, da
Gebiete
Als wichtiges Gebiet der Arbeitswissenschaft gliedert sich die Ergonomie anhand des Gegenstandsbereichs üblicherweise in die Produktergonomie (micro ergonomics) und in die Produktionsergonomie (macro ergonomics). Dabei ist der Übergang zwischen beiden Teilgebieten bei komplexen Mensch-Maschine-Systemen oft fließend, weil bei der ergonomischen Produktgestaltung der spätere Nutzungskontext wesentlich ist. Beispielsweise sollte die Arbeitsmittelgestaltung (Produktergonomie) stets unter Beachtung der Arbeitsbedingungen wie Arbeitsumgebung und Arbeitsaufgabe (Produktionsergonomie) erfolgen.
Als Bindeglied zwischen Arbeit, Technik und Mensch (Biologie) ist die Ergonomie eine interdisziplinäre Wissenschaft, die demzufolge einen sehr großen Bereich bei der Arbeits- und Systemgestaltung zusammenwirkender, wissenschaftlicher Teilgebiete umfasst:
So wird die auf der Systemtheorie basierende, analytische Behandlung ergonomischer Fragestellungen von Mensch-Maschine-Systemen, beispielsweise in Bezug auf die Funktionsaufteilung zwischen Mensch und Maschine, den Automatisierungsgrad oder die aus der Systemintegration resultierenden Randbedingungen der Mensch-Maschine-Schnittstelle (zum Beispiel im Hinblick auf das technisch gegebene Informationsangebot und den zur Aufgabenausführung erforderlichen Informationsbedarf des Nutzers), als Systemergonomie bezeichnet.
In der Anthropometrie beschäftigt man sich mit der Erfassung und Beschreibung der Eigenschaften des menschlichen Körpers (statische Anthropometrie: Körperbau und Körperkräfte) sowie der Körperbewegungen (dynamische Anthropometrie) im Rahmen der räumlichen Arbeitsplatzgestaltung.
Die Software-Ergonomie beschäftigt sich mit der menschgerechten Gestaltung der Mensch-Computer-Interaktion. Wesentliches Arbeitsgebiet ist die Gestaltung und Bewertung von Benutzungsschnittstellen für interaktive rechnerbasierte Systeme. Neben den vielfältig im Büro- und Privatbereich verwendeten Softwareprodukten betrifft dies auch Softwaresysteme für die Maschinensteuerung in Produktionsbereichen, die Prozessführung und Fahrzeugführung, aber auch Systeme, die wir täglich gebrauchen, wie z. B. Haushaltsgeräte, Fahrkartenautomaten, Geräte der Unterhaltungselektronik etc.
Die Untersuchung und Gewährleistung der Gebrauchstauglichkeit technischer Systeme ist Gegenstand der Software-Ergonomie.
Die Anpassung technischer Systeme an die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Menschen wird nach Bernotat auch als Anthropotechnik bezeichnet.
In einigen Anwendungsfeldern, zum Beispiel bei der Gestaltung von Kraftfahrzeugen, haben sich domänenspezifische Teilbereiche der Ergonomie entwickelt, beispielsweise die Fahrzeugergonomie. In diesem Bereich gibt es in den letzten Jahren verstärkt Bestrebungen, Untersuchungen für Fahrerassistenzsysteme und Navigationssysteme im Kraftfahrzeug in Bezug auf Nutzbarkeit, Fahrerverhalten und Fahrauswirkung durchzuführen.
Als interdisziplinäre Wissenschaft besitzt die Ergonomie vielerlei Schnittstellen zu den Ingenieur- und den Humanwissenschaften sowie zum Design. Im Bereich der Software-Ergonomie besteht ferner eine Beziehung zur Informatik.
Die bei der Behandlung ergonomischer Fragestellungen einbezogenen ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen ergeben sich häufig aus dem konkreten Anwendungsfall, also zum Beispiel zur Kraftfahrzeugtechnik, Luft- und Raumfahrttechnik oder Verfahrenstechnik.
Da sich die Ergonomie als Bindeglied zwischen Mensch und Technik begreift, kommt den Humanwissenschaften eine hohe Bedeutung in der Ergonomie zu. Fragen der physiologischen Eigenschaften des Menschen werden - insbesondere in Bezug auf die körperliche Leistungsfähigkeit - durch die Arbeitsphysiologie behandelt. Die Wechselwirkungen zwischen der Arbeit des Menschen und seiner Gesundheit sind Gegenstand der Arbeitsmedizin.
Aus psychologischer Perspektive werden ergonomische Fragestellungen in der Arbeitspsychologie behandelt, wobei sich die Ingenieurpsychologie speziell mit der Gestaltung von Mensch-Maschine-Systemen befasst. Das Spektrum der hier behandelten Fragen reicht von der menschlichen Zuverlässigkeit (zur besseren Abgrenzung vom Begriff der technischen Zuverlässigkeit auch: Handlungszuverlässigkeit oder Verlässlichkeit) über die Aspekte der psychologischen Konstrukte zur Bewertung von Mensch-Maschine-Systemen und Mensch-Maschine-Schnittstellen bis hin zu wahrnehmungs- und kognitionspsychologischen Aspekten.
Die Aspekte der menschlichen Informationsverarbeitung werden sowohl durch die Wahrnehmungsphysiologie als auch die Wahrnehmungspsychologie und Kognitionspsychologie aufgeklärt.
Besonders bei der Produktergonomie ist nicht nur ein aus ergonomischer Sicht angemessene Gestaltung, sondern ein auch optischen Ansprüchen genügendes Design erforderlich, um die Marktattraktivität der Produkte sicherzustellen. Bezüge ergeben sich folglich zum Produkt- und Industriedesign.
Ergonomie im Alltag
Das Wort Ergonomie findet heute immer mehr Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch. Grund dafür ist die immer stärker werdende Gefährdung des Menschen durch die Technik, nicht nur während der Arbeitszeit. Fast alle Tätigkeiten des täglichen Lebens können heute unter ergonomischen Kriterien untersucht werden, bügeln und kochen genauso wie die Arbeit am Bildschirm oder die nächtliche Bettruhe.
Durch schlechte Ergonomie am Arbeitsplatz entstehen Verspannungen und zum Teil schwerwiegende Gesundheitsprobleme wie Bandscheibenvorfall oder chronische Nackenschmerzen. Langanhaltende, statische Arbeitspositionen (wie zum Beispiel Arbeit am Schreibtisch) sollten daher nur mit ergonomisch entwickelten Möbeln verrichtet werden.
Entwicklung
Seit der bewussten Verwendung des Begriffs Design wird die Ergonomie zunehmend weiterentwickelt. Erste Ansätze entstanden am Bauhaus. Konsequent und umfassend wurde sie jedoch erst von dem US-amerikanischen Produktdesigner Henry Dreyfuss und seinem Designbüro entwickelt und angewandt.
Heute ist die Beachtung und Anwendung ergonomischer Erkenntnisse nicht nur eine für den Nutzer sinnvolle Ergänzung von Produkten, sondern auch ein Marktvorteil gegenüber der Konkurrenz.
Lehre
Institute, Fachbereiche, Einrichtungen und Veranstaltungen zur Ergonomie findet man vor allem an Hochschulen:
- Technische Hochschulen (Universitäten), Fachhochschulen
- Informatik, Softwareergonomie (z.B. Universität Hamburg)
- Maschinenbau, Design, Mechatronik
- Psychologie, Mensch-Maschine-Interface (z.B. Universität Hamburg)
Die Ergonomie ist besonders häufig an Technischen Hochschulen und dort zumeist an Maschinenbau-Fakultäten zu finden. Das liegt häufig daran, dass arbeitswissenschaftliche und Ergonomieinstitute aus Vorgängerinstituten entstanden sind, die an Maschinenbau-Fakultäten zu finden waren (zum Beispiel Arbeitsphysiologische Institute).
Arbeitswissenschaftliche Institute mit ergonomischen Schwerpunkten finden sich in Deutschland heute unter anderem an der Bergischen Universität Wuppertal, TU München, TU Ilmenau, TU Darmstadt, RWTH Aachen, TU Chemnitz, TU Dortmund, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und an der TU Berlin, in Österreich an der TU Wien und TU Graz sowie in der Schweiz an der ETH Zürich.
Literatur
- DIN EN ISO 6385:2004-05 : Grundsätze der Ergonomie für die Gestaltung von Arbeitssystemen.
- DIN EN 614 : Sicherheit von Maschinen - Ergonomische Gestaltungsgrundsätze; Teil 1 2006: Begriffe und allgemeine Leitsätze; Teil 2 2000: Wechselwirkungen zwischen der Gestaltung von Maschinen und den Arbeitsaufgaben.
- Christopher Schlick, Ralph Bruder, Holger Luczak: Arbeitswissenschaft. 3. Auflage. Springer, Berlin 2010, ISBN 978-3-540-78332-9.
- M. Adler, H.-J. Herrmann, M. Koldehoff, V. Meuser, S. Scheuer, H. Müller-Arnecke, A. Windel, T. Bleyer: Ergonomiekompendium - Anwendung Ergonomischer Regeln und Prüfung der Gebrauchstauglichkeit von Produkten. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2010.
- Kurt Landau (Hrsg.): Good Practice. Ergonomie und Arbeitsgestaltung. Ergonomia, Stuttgart 2003, ISBN 3-935089-63-5.
- Ahmet Cakir, David J. Hart, Thomas F. M. Stewart: Bildschirmarbeitsplätze. Ergonomie, Arbeitsplatzgestaltung, Gesundheit u. Sicherheit, Aufgabenorganisation. In: The VDT manual. Springer, Berlin, Heidelberg, New York 1980, ISBN 3-540-10068-7 (Taschenbuch, 313 S.).
- Walter Ambros: Trends der Bildschirmarbeit. Ein Handbuch über Recht, Gesundheit und Ergonomie in der Praxis. Hrsg.: Friedrich Blaha. Springer, Berlin 2001, ISBN 3-211-83504-0.
- Hans-Jörg Bullinger: Ergonomie. Produkt- und Arbeitsplatzgestaltung. Teubner, Stuttgart 1994, ISBN 3-519-06366-2.
- Joachim Englisch: Ergonomie von Softwareprodukten. Methodische Entwicklung von Evaluationsverfahren. BI-Wiss.-Verl., Mannheim 1993, ISBN 3-411-16061-6.
- Gerhard Förster u. a.: Ergonomie. Ein Schwerpunkt praktizierter Mitbestimmung. Bund-Verlag, Köln 1981, ISBN 3-7663-0505-0.
- Reinhard Koether: Betriebsstättenplanung und Ergonomie. Planung von Arbeitssystemen. Hanser, München 2001, ISBN 3-446-21074-1.
- Wolfgang Laurig: Grundzüge der Ergonomie. Erkenntnisse und Prinzipien. Hrsg.: REFA. Beuth, Berlin 1990, ISBN 3-410-36577-X.
- Kurt Landau, Holger Luczak (Hrsg.): Ergonomie und Organisation in der Montage. Hanser, München 2001, ISBN 3-446-21507-7.
- Michael Herczeg: Software-Ergonomie. Grundlagen der Mensch-Computer-Kommunikation. Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-25052-3.
- Theodor Hettinger, Gerhard Kaminsky, Hugo Schmale: Ergonomie am Arbeitsplatz. Daten zur menschengerechten Gestaltung der Arbeit. 2. Auflage. Kiehl, Ludwigshafen 1980, ISBN 3-470-87152-3.
- Heinz Schnmidtke (Hrsg.): Ergonomie. 3. Auflage. Hanser, München Wien 1993, ISBN 3-446-16440-5.
- Wolfgang Schneider: Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten. Grundsätze der Dialoggestaltung ; Kommentar zu DIN EN ISO 9241-10. Hrsg.: Deutsches Institut für Normung. Beuth, Berlin 1998, ISBN 3-410-13832-3.
- Jens Wandmacher: Software-Ergonomie. de Gruyter, Berlin 1993, ISBN 3-11-012971-X.
Siehe auch
- Benutzerfreundlichkeit
- Mensch-Computer-Interaktion
- Repetitive Strain Injury Syndrom
- Mensch-Maschine-System, Mensch-Maschine-Schnittstelle
- Arbeitsprozess (Betriebswirtschaft)
- Arbeitswissenschaft
Weblinks
- 1857: Titelblatt des ersten Aufsatzes über Ergonomie
- Informationen des Lehrstuhls für Ergonomie der Technischen Universität München
- Federation of European Ergonomics Societies
- Ergo-Online: Arbeit im Büro gesund gestalten
- Arbeitssicherheit.de: Ergonomie Arbeitsplatzausstattung