Digital Saxony Paper

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Sachsens Weg zum Vorreiter bei der

Digitalisierung

Herausgeber Digital Saxony

Unterstützer Silicon Saxony e.V., Cluster IT Mitteldeutschland e. V., Bitkom e.V.,


Stiftung IBS / IT-Bündnis Chemnitz, Netzwerk Südwestsachsen Digital e.V.,
Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V.

Autoren Dirk Röhrborn, Stefan Urlberger, Frank Bösenberg,


Martin Fiedler, Marius Brade
mit Unterstützung von Vertretern der beteiligten Verbände & Netzwerke.

LVKKW SACHSEN
Einleitung Die Corona-Pandemie und der damit verbundene Lockdown haben die
digitalen Fähigkeiten aller Unternehmen und Institutionen einer immen-
sen Belastungsprobe unterzogen. Dabei wurde uns an vielen Stellen
eines einmal mehr ganz deutlich: Wer seine Hausaufgaben im Fach
„Digitalisierung“ bereits frühzeitig erledigt hatte, verfügte über einen
entscheidenden Vorteil! Unternehmen mit eingeführten digitalen
Geschäftsprozessen und Kommunikationsplattformen konnten zumin-
dest den nicht physischen Teil ihrer Arbeiten vom Homeoffice aus
fortsetzen. Verwaltungsvorgänge, die durchgängig online abgewickelt
werden, liefen ungehindert weiter. Händler:innen und Geschäfte mit
Online-Shop konnten ihren Absatz teils sogar steigern. Schulen und
Hochschulen, die über Technik und Erfahrung für den Online-Unterricht
verfügten, konnten die Lehre fast nahtlos fortsetzen. In allen anderen
Fälle bedeutete der Lockdown kompletten Stillstand mit massiven
wirtschaftlichen Folgen.

Eine Rückkehr zum bisherigen ,Normalzustand‘ ist weder wünschens-


wert noch sinnvoll. Die Krise beschleunigt derzeit die Veränderungen in
Wirtschaft und Gesellschaft enorm, die auch ohne sie stattfinden wür-
den. Dazu gehören neben strukturellen Veränderungen vor allem auch
die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen, ein deutlicher
Trend zum eCommerce, die verstärkte Nutzung von telemedizinischen
Anwendungen im Gesundheitswesen sowie die Digitalisierung von
Lehren und Lernen im Bildungswesen.

Die Regionen, die jetzt konsequent auf die Digitalisierung von Wirt-
schaft, Verwaltung, Gesundheits- und Bildungswesen sowie die Stärkung
ihrer Digitalwirtschaft setzen, werden nicht nur besser auf künftige
Pandemien oder Naturkatastrophen vorbereitet sein, sondern auch ihre
Wettbewerbsposition in der nach der Wirtschaftskrise folgenden Phase
des Aufschwungs früher und stärker ausbauen können als andere. Die
Umsetzung der Digitalisierung ist jetzt und in Zukunft der entscheidende
Erfolgsfaktor.

Der Freistaat Sachsen verfügt dafür über eine vergleichsweise gute


Ausgangsposition. Eine hohe Dichte an erstklassigen Forschungseinrich-
tungen, ein führender europäischer Halbleiter-Standort, eine stark
wachsende Software- und Kreativbranche, eine dynamische Startup-Sze-
ne, der innovative Mittelstand insb. im High-Tech-Sektor und aktive
Cluster bündeln das für die erfolgreiche Digitalisierung notwendige
Know-how und fördern aktiv Kooperationen. Auch im Bereich der
digitalen Bildung und Verwaltung sind im Bundesvergleich sichtbare
Erfolge gelungen.

Die aktuelle Krise sollten die Unternehmen, Institutionen und die Staats-
regierung des Freistaates Sachsen als Chance nutzen, um bestehende
Hindernisse aus dem Weg zu räumen und konsequent bei der Digitali-
sierung voranzugehen. Im Folgenden präsentieren die Herausgeber
dieses Dokumentes zentrale Handlungsempfehlungen für die Digitalisie-
rung in Bildung, Wirtschaft, Forschung und Verwaltung.
1.
Digitale Die Phase des Homeschooling aufgrund geschlossener Schulen während
der Pandemie haben wie ein Crashkurs in Sachen digitaler Bildung für
Bildung
Schulen, Lehrer:innen und Schüler:innen gewirkt. Durch ein enormes
Maß an Eigeninitiative der Lehrkräfte konnten zumindest Aufgaben über
Plattformen wie z.B. Lernsax oder auch per E-Mail verteilt und Lösungen
durch Schüler:innen eingereicht werden. Während dieses am häufigsten
genutzte Verfahren dem technischen Stand der Wirtschaft von vor ca.
20 Jahren entspricht, haben einige progressive Schulen state-of-the-art
Online-Plattformen genutzt, um ihren Unterricht zumindest teilweise
live per Video-Konferenz fortzusetzen. Andere Länder nutzen diese Art
von Fernunterricht bereits seit Jahren aufgrund geografischer Gegeben-
heiten mit Erfolg. Grundsätzlich ist es in Ausnahmesituationen möglich,
den Unterricht vollständig nach Stundenplan live, online als Fernunter-
richt fortzuführen. Die Voraussetzungen für diese Unterichtsformate
sind auch in Sachsen vorhanden. Sie müssen jetzt genutzt werden,
damit die aktuelle Schüler:innengeneration nicht unnötig zum Bildungs-
Verlierer der Corona-Pandemie wird. Dazu gilt es rasch folgende Maß-
nahmen umzusetzen:

1. Bereitstellung persönlicher mobiler digitaler Arbeitsmittel (insb.


Notebook oder Tablet, Headset und Kamera) für alle Lehrkräfte
durch den jeweiligen Arbeitgeber oder Dienstherren und Defini-
tion von Standards für die Ausstattung.
2. Leihweise Bereitstellung von digitalen Endgeräten (bedarfsweise
inkl. Internetzugang) für Schüler:innen aus bedürftigen Familien
vor Ort zur Überwindung der digitalen Spaltung - ohne auf die
langfristige Bereitstellung von Bundesmitteln aus dem Ergän-
zungspaket zum Digitalpakt zu warten.
3. Offizielle Empfehlung zu nutzender und zulässiger Plattformen
durch das Staatsministerium für Kultus (z.B. Lernsax sowie Platt-
formen vertrauenswürdiger Anbieter), um den Schulen Sicher-
heit zu geben.
4. Verpflichtende Weiterbildungen für alle Lehrkräfte vor Ort sowie
unter Einsatz von Online-Lernplattformen zur Vermittlung von
Digitalkompetenzen und Einsatz digitaler Medien - unter Be-
rücksichtigung des spezifischen Bedarfs. Hierfür bietet sich die
Einbindung von Experten:innen der Hochschulen in Sachsen an,
die über langjährige Erfahrungen mit Online-Lehre verfügen.

Während der Einsatz digitaler Lern- und Lehrformen kurzfristig hilft, den
Unterricht auch während der Pandemie sicherzustellen ist die digitale
Bildung langfristig ein kritischer Erfolgsfaktor für mündige Bürger:innen,
deren Erfolg im beruflichen und gesellschaftlichen Leben heute und in
Zukunft besonders von digitalen Grundkompetenzen abhängt. Auch
durch die demografischen Veränderungen im Freistaat und innerhalb
der Lehrer:innenschaft werden digitale Lern- und Lehrformen für die
Absicherung des Unterrichts unersetzlich werden. Daher gilt es mittel-
fristig folgende Maßnahmen umzusetzen:
1. Infrastruktur: Gigabit-Breitbandanbindung für alle Schulen
2. Arbeitsmittel: Digitale Arbeitsmittel für alle Lehrkräfte und Schü-
ler:innen auf einem jeweils aktuellen technologischen Stand
(ggf. auch durch BYOD-Konzepte zur Integration privater Geräte)
3. IT-Fachkräfte: Die Pflege von Technik und Systemen muss durch
qualifizierte Fachkräfte erfolgen und nicht durch Lehrer:innen
während der Unterrichts- oder Freizeit.
4. Dienste und Plattformen: Für alle Schulen und Schularten sollten
zentral geeignete Plattformen - mit einem modernen Benut-
zungserlebnis - für Lernen, Lehren und Schulorganisation bereit-
gestellt werden - zur Nutzung von Skaleneffekten auch länder-
übergreifend oder bundesweit.
5. Aus- und Weiterbildung: Die Vermittlung von Digitalkompe-
tenzen und Einsatz digitaler Medien in der Schule muss fester
Bestandteil der Lehramtsausbildung, des Referendariats und
einer regelmäßigen verbindlichen Weiterbildung aller Lehrkräfte
sein. Dazu gilt es, fächerübergreifend digitale Bildungsangebote
zu entwickeln und diese mit den Präsenzangeboten in der Lehr-
amtsausbildung zu verknüpfen.
6. Lernmedien: Ausbau der Bereitstellung digitaler Lernmedien für
alle Unterrichtsfächer mit Qualitätssicherung über die verfügba-
ren Plattformen unter Nutzung von Skaleneffekten durch länder-
jetzt uent übergreifende Kooperationen auf Basis gemeinfreier oder mit
eq einer freien Lizenz bereitgestellten Open Educational Resources,
kons en sodass jedermann sie legal und kostenfrei vervielfältigen, ver-
tz
umse wenden, verändern und verbreiten kann.
7. Informatikunterricht: Angebot eines durchgängigen und mit den
Naturwissenschaften gleichgestellten Informatikunterrichts in al-
len Klassenstufen ab Klasse 5 bis zum Schulabschluss, insb. auch
als Grund- und Leistungskurs an Gymnasien zur Vermittlung von
digitalen Grundkompetenzen auf die der Fachunterricht aufbau-
en kann.

Die Digitalisierung beinhaltet für die Generation der heutigen Schü-


le:rinnen nicht nur Herausforderungen, sondern vor allem auch große
Chancen für die persönliche Bildung, den beruflichen Lebensweg,
unternehmerische Aktivitäten und gesellschaftliche Mitbestimmung.
Diese Chancen und Möglichkeiten gilt es deutlich mehr als bisher im
schulischen Kontext zu vermitteln.

Die im Mai 2020 von der Gesellschaft für Informatik und dem Digitalver-
band Bitkom gestartete und u.a. von Lehrer:innenverbänden unterstütz-
te „Offensive Digitale Schultransformation - #OdigS“* geht im Detail auf
die notwendigen Schritte für digitale Bildung in Deutschland ein.

* siehe https://offensive-digitale-schultransformation.de/
2. Sachsen mit seinen Wirtschaftsregionen Dresden, Leipzig und Chemnitz/
Forschung Zwickau zählt auch im europäischen Vergleich zu den führenden Innova-
tionsregionen. Die hiesige Landschaft reicht von der Grundlagen-, über
und Transfer
die angewandte bis zur industriellen Forschung. Die damit verbundenen
Unternehmen und Forschungseinrichtungen in den Bereichen Halblei-
terentwicklung und -fertigung, Hardwareproduktion, Datenkommunika-
tion und Softwaretechnologien bilden dabei nicht nur eine wesentliche
Basis für die wirtschaftliche Entwicklung der Region, sondern leisten
einen wichtigen Beitrag für die digitale Souveränität Europas in wichti-
gen Anwendungsfeldern digitaler Technologien wie z.B. Maschinenbau,
ressourcenschonende Produktion, Logistik, Energie, Gesundheit und
Verkehr. Diese Position gilt es zu bewahren und auszubauen. Die Schaf-
fung bzw. Aufrechterhaltung von Rahmenbedingungen für exzellente
Forschung und den Transfer der entsprechenden Ergebnisse in die
Wirtschaft bilden dabei die Grundlage für die Innovationskraft und
folgerichtig der Wettbewerbsfähigkeit und dem Wachstumspotenzial
des Freistaates sowie die Nachhaltigkeit im ökologischen und sozialen
Sinn.

Folgende Maßnahmen sind dafür notwendig:

1. Aufrechterhaltung der im Bundesvergleich guten Rahmenbedin-


gungen für Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung
im Freistaat Sachsen
2. Der Strukturwandel insb. in den Kohleregionen in der Lausitz
und im Raum Leipzig sollte als Chance genutzt werden, inter-
national renommierte Forschungseinrichtungen für die Digita-
lisierung zu etablieren und als Nukleus für neue aufstrebende
Wirtschaftscluster zu nutzen.
3. Kurzfristige Bereitstellung von Haushaltsmitteln zur Fortsetzung
der Technologieförderung mit besonderem Fokus auf Schaffung

B a sis für auch neuer, digitaler Geschäftsmodelle und zugrundeliegender


als i s t i ges Basistechnologien
fr
lang hafts- 4. Nutzung der breiten technologischen Basis in Sachsen, insb.
der Verbindung von Software- und Hardwarekompetenz sowie
sc
Wirt um Anwenderwissen durch Schaffung notwendiger Infrastruktur für
st
wach Design, Test und Prototyping neuer digitaler Technologien (KI-
Anwendungszentren, Edge-Computing etc.) sowie Bereitstellung
eines technologischen Setups für Startups und KMU.
5. Ausbau der Kooperationen zwischen Wirtschaft sowie Wissen-
schaft und Forschung durch Förderung auch kleinerer konkreter
Anwendungsprojekte, jeweils im Rahmen von Konsortien aus
Unternehmen und Forschungs- bzw. Wissenschaftseinrichtungen
6. Weitere Verstärkung von Ausgründungsaktivitäten aus der säch-
sischen Forschungslandschaft heraus durch Ausbau der Validie-
rungsförderung
7. Ausbau der Standortmarketing-Aktivitäten insb. zur Unterstüt-
zung von internationalen Top-Talenten für Forschung und Lehre.
3.1 Nur eine leistungsfähige Wirtschaftsstruktur ermöglicht die notwendi-
Digitale gen Investitionen in Bildung, Wissenschaft und Forschung und bildet
damit die erforderliche Grundlage für die Sicherstellung wettbewerbs-
Wirtschaft
fähiger Arbeits- und Lebensbedingungen sowie den Wohlstand der
Region Sachsen. Die Digitalisierung der bestehenden Wirtschaftszweige
sowie die aktive Beförderung neuer, digitaler Geschäftsmodelle müssen
daher weiter vorangetrieben werden.
Eine besondere Bedeutung hat in diesem Fall die Software- bzw. Digital-
branche, welche nicht nur Treiber des Prozesses ist, sondern zugleich
das größte Potenzial für die Schaffung wettbewerbsfähiger Beschäfti-
gung bietet. Eine konsequente digitale Transformation bietet das Poten-
zial der Verdopplung der Arbeitsplätze in der Digitalbranche von aktuell
mehr als 25.000 auf 50.000 bis 2030.

Die unabhängig von den Auswirkungen des Coronavirus zu schaffenden


Voraussetzungen wurden im März 2019 durch die Digitalverbände
Sachsens im Positionspapier “Softwareland Sachsen” bereits ausführlich
dargelegt**.

Darüber hinaus sind folgende Maßnahmen zur Nutzung der vorhande-


nen Potenziale umzusetzen:

1. Fortführung bzw. Erweiterung des Programms eBusiness im Sin-


ne der Nutzung von Digitalisierungsgutscheinen für insb. klein-
und mittelständische Unternehmen.
s 2. Sicherstellung einer Flächenwirkung der Kompetenzzentren Mit-
Neue um telstand 4.0 durch Schaffung entsprechender Anlaufstellen auch
st
Wach n außerhalb von Chemnitz.
fe
schaf 3. Weitere Unterstützung der Digital Hubs inklusive Verankerung in
entsprechende europäische Initiativen (European Digital Innova-
tion Hub)
4. Anbindung der im Freistaat aktiven Digitalverbände, so dass
Wissen optimal gemanagt und verteilt werden kann

** iehe https://www.silicon-saxony.de/fileadmin/user_upload/Publika-
S
tionen/SoftwarelandSachsen_Pos_Papier_Stand_April_2019.pdf
3.2 Nach einer kurzzeitigen krisenbedingten Entspannung wird der massive
Fachkräfte Nachfrageüberschuss an IT-Fachkräften in naher Zukunft wieder zum
entscheidenden Wachstums- und Innovationsfaktor für die Unterneh-
men der Digitalwirtschaft und viele im Prozess der Digitalisierung be-
findlichen Unternehmen und Institutionen werden. Daher gilt es bereits
jetzt, im Freistaat Sachsen die notwendigen Weichenstellungen vorzu-
nehmen, um eine deutliche Steigerung des Angebots an IT-Fachkräften
für die kommenden Jahre zu erreichen:

1. Schrittweise Verdopplung der Studienplätze im Bereich der


Informatik-Studiengänge mit dem Ziel der Steigerung der Anzahl
an Absolvent:innen auf mindestens 2000 p.a. bis zum Jahr 2030.
2. Aufbau des Zuse-Campus in Hoyerswerda im Rahmen des Struk-
turwandels in der Kohleregion Lausitz für einen weiteren Ausbau
der Absolvent:innenzahlen nach 2030.
3. Einrichtung neuer Studiengänge im Bereich der Informatik sowie
angrenzender Studienrichtungen an staatlichen und privaten
Hochschulen und Berufsakademien an verschiedenen Stand-
orten im Freistaat Sachsen über den derzeitigen Hochschul-
rahmenplan hinaus. Die Hochschulinitiative „nu.digital“ der
sächsischen Informatik-Fakultäten und des Sächsischen Staats-
ministeriums für Wissenschaft und Kunst ist dafür mit hoher
Priorität voranzutreiben.
4. Schaffung neuer Professuren speziell im Bereich der Künstlichen
Intelligenz mit dem Ziel, den Freistaat mittelfristig zu einem füh-
renden Standort der KI-Forschung zu entwickeln, der attraktiv
für die talentiertesten Wissenschaftler:innen ist und Fachleute
der Spitzenklasse mit einzigartigem Know-how hervorbringt.
5. Steigerung der Attraktivität der sächsischen Wirtschafts- und
Hochschulstandorte für ausländische Studierende mit dem Ziel,
diese an die Region zu binden. Dazu gilt es insb. auch die Vernet-
zung des Hochschulstudiums mit der Wirtschaft zu intensivieren,
um ausländische Studierende frühzeitig in Kontakt mit Unter-
nehmen im Freistaat zu bringen.
B a s is für g 6. Inhaltliche Stärkung und Ausbau der Berufs- und Studienorien-
die i si e run tierung für IT-Berufe durch enge Kooperation zwischen Unter-
a l
Digit gital - nehmen der Digitalbranche mit den Berufsberater:innen der
i
und D haft
Arbeitsagenturen sowie Kammern im Freistaat
7. Förderung des informatik-interessierten Nachwuchses und Be-
sc
wirt gabtenförderung, insb. den flächendeckenden Auf- und Ausbau
von Schülerlaboren (wie z.B. Schülerrechenzentren u.a.m.) sowie
eine zukunftssichere Neugestaltung des Sächsischen Informatik-
wettbewerbs.
3.3 Startups sind wichtige Innovationstreiber für die Digitalisierung unserer
Unternehmens- Wirtschaft und Verwaltung und bilden eine Quelle für neues Wachstum
in der Digitalbranche. Langfristig befindet sich unsere Wirtschaft in
gründung und
einem starken Wandel, bspw. durch altersbedingte Unternehmensnach-
Startups folgen, den Wandel der Automobilindustrie zur Elektromobilität oder
den Wandel in der Energiebranche. Neu- und Ausgründungen bieten
eine große Chance für Sachsen, diesen Wandel positiv zu gestalten,
neue Märkte zu erschließen und so auch weiterhin qualitativ gute
Arbeitsplätze in ausreichender Anzahl anbieten zu können.

Das durch die Krise gebremste Investitionsverhalten von Unternehmen


trifft insb. Gründer:innen und Startups hart, die aufgrund ihrer Wachs-
tumsorientierung nur selten über Kapitalrücklagen verfügen. Bei Finan-
zierung aus Eigenmitteln müssen nach einer Startförderung den Kosten
für das Gründerteam frühzeitig Einnahmen gegenüberstehen, die jetzt
ausbleiben. Die fehlende Liquidität behindert Wachstumsperspektiven
und auch die Möglichkeiten, bspw. fehlenden wirtschaftlichen oder
vertrieblichen Sachverstand in technologisch ausgerichtete Teams zu ho-
len. Dies trifft Gründer:innen - und das gesamte Startup Ökosystem in
Sachsen - besonders. Dabei bietet die aktuelle Situation potentiellen
Gründer:innen die Chance, gerade jetzt neuartige digitale Lösungen und
Geschäftsmodelle zu finden oder neuartige Bedarfe der Kund:innen zu
entdecken.

Daher gilt es auch in den aktuellen Krisenzeiten das vorhandene Star-


tup-Ökosystem mit seinem Teilnehmerfeld aus Gründer:innen und
Unterstützer:innen zu erhalten und auszubauen. Dafür empfehlen die
Autoren folgende Maßnahmen im Freistaat Sachsen zu verfolgen:

1. Gründer:innennetzwerke, Startup-Inkubatoren und -wettbewer-


be sowie entsprechende Vernetzungsangebote weiterhin konse-
quent finanziell unterstützen, damit diese aktiv auf potentielle
Gründer:innen zugehen und die Angst vor der Rezession nicht
zu einem eklatanten Mangel an Gründungen führt (z.B. über
den sächsischen Gründerpreis, die Hubs in Dresden, Leipzig und
Chemnitz u.a.m.)
2. Stärkung der Wagniskapital-Landschaft im Freistaat Sachsen
durch Anreize für Privatinvestor:innen, bspw. Fund-of-Fund-In-
vestments des Freistaats und gezielte Co-Investments mit Privat-
investoren
3. Besonderes Augenmerk auf eine konsequente Digitalisierung
von Startups hinsichtlich Geschäftsmodell und Arbeitsprozessen
legen (auch aus klassischen Wirtschaftsbereichen)
4. Bei Einführung von Digitalagenten*** diese auch als Berater:innen
für Gründungen und Startups unterschiedlicher Couleur nutzen,
um diese von Anfang an digital aufzustellen.
5. Überarbeitung des Gründungsleitfadens des SMWA und Ergän-
zung aller wichtigen Anlaufstellen und Partner im sächsischen
Ökosystem, insbesondere auch in Hinblick auf digitale Themen

*** 
Siehe 10-Punkte Plan für eine zukunftsfähige Kultur- und Kreativ-
wirtschaft nach der Corona-Krise, www.lvkkwsachsen.de, 23.04.2020
6. Innovative Unternehmen, die dem Start-up-Alter entwachsen
sind, noch stärker als Vorbilder, potentielle Wissensträger und
Innovatoren einbinden - als Mentoren, im Rahmen von Meet &
Greets etc.
7. Abbau von Silodenken und gezielte Stärkung der interdiszipli-
nären Vernetzung und Arbeitsweisen. Disruption bestehender
Prozesse und Geschäftsmodelle unter Einbezug der Kreativwirt-
schaft. Adaption von in der Digital- und Startupwirtschaft eta-
blierten agilen Methoden (z.B. über Digitalagenten) und durch
Flexibilisierung bereits vorhandener Förderinstrumente.
8. Aktive Vernetzung von Handwerksbetrieben und digitalen
Lösungsanbietern, damit u.a. das Handwerk weiterhin attraktiv
bleibt und als lokale Unternehmen ihren Auszubildenden eine
attraktive Zukunftsperspektive bieten kann - hier können schon
kleine Maßnahmen zu großen Effekten führen! Dies könnte
durch das SMWA oder die neu zu gründende Digitalagentur
erfolgen.
9. Erweiterung der Förderrichtlinien um eine unbürokratische Spot-
für die Förderung zur Etablierung digitaler Geschäftsmodelle und zur
Förderung von Beratungsleistungen hinsichtlich des Vertriebs in
t
Wirtschaf Startups, welche die Stärken des Mittelstands und der Hochtech-
en
von morg nologie bündelt, insbesondere um den strukturellen Wandel der
Wirtschaft in Sachsen zu unterstützen.
10. Eine kurzfristige Auffüllung der SAB-Programme zur Technologie-
Förderung und der MEP-Darlehen zur Markteinführung innova-
tiver Produkte, um innovativen Geschäftsmodellen und Techno-
logien in der Corona-Krise einen niedrigschwelligen Zugang zu
liquiditätssicherndem und arbeitsplatzschaffendem Fremdkapi-
tal zu ermöglichen.
11. Unbürokratische Verlängerung des Technologiegründerstipen-
diums um weitere sechs Monate für Startup-Gründer:innen, die
bereits gefördert werden.
4. Im Städteranking der 100 größten Städte**** landet Leipzig auf dem 29.,
Digitale Dresden auf dem 36., Zwickau auf dem 61. und Chemnitz auf dem 91.
Rang der servicefreundlichsten Städte. In der Kategorie „Bürgerservice“
Verwaltung
rangieren Leipzig (12.) und Dresden (21.) sogar im ersten Viertel. Bei
„Unternehmensservice“ liegt Zwickau auf Platz 5; das beste Ergebnis
aller sächsischen Städte. Allgemein lässt sich festhalten, dass Städte mit
einer starken Digitalökonomie und Hochschulprägung stets die vorders-
ten Plätze belegen. Berlin, München, Augsburg, Regensburg landen
mehrfach weit vorn in den Einzelrankings. Doch dies ist keine Frage der
wirtschaftlichen Stärke einer Region. Dies zeigt eindrucksvoll Schwerin
welches die Liste bis 150.000 Einwohner gewinnt und im Gesamtranking
Vizemeister nach Berlin wird. Dieses Ranking zeigt aber auch, Sachsen
liegt im guten Mittelfeld und hat mit einem starken IT-Sektor beste
Chancen sich selbst an die Spitze zu katapultieren. Sinnvolle und not-
wendige Schritte hierfür sind:

1. Zielstrebige Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes und kon-


sequente Verlagerung aller Verwaltungsprozesse ins Digitale.
Gutes Beispiel: Das Online-Antragsverfahren für Corona-Sofort-
Hilfen der SAB
2. Verknüpfung bestehender Digitalangebote des Landes und
der Kommunen und eine Förderung des Austausches zwischen
diesen. Was macht Zwickau besser als Chemnitz? Föderalismus
gilt es als Chance verstehen. Er darf aber nicht zum Hemmschuh
werden
3. Erarbeitung einer gemeinsamen Whitelist von Software-Tools,
die DSGVO-konform durch die Verwaltung genutzt werden kön-
r e i s taat nen. Regelmäßige Überprüfung dieser Liste und Ermöglichung
der F reiter der versuchsweisen Nutzung anderer Tools.
or
als V 4. Modernisierung des Benutzungserlebnisses der vorhandenen
Prozesse, z.B. über einen gemeinsamen Single-Sign-On
5. Abschaffung aller Schriftformerfordernisse - wo sinnvoll und
möglich - und Ersatz durch die Textform in allen Gesetzen und
Regelungen des Freistaats sowie Akzeptanzförderung für digitale
Unterschriften
6. Schaffung von Anreizsystemen (gegenüber Bürger:innen und
auch verwaltungsintern) zur Einführung und Nutzung digitaler
Prozesse, z.B. über Gamification***** von Verwaltungsabläufen,
Stadtentwicklung, Beteiligungsprozessen, etc.
7. Aus- und Weiterbildung des Personals: Digital-/ Methoden-/
Lösungskompetenzen und Einsatz digitaler Medien und Tools
8. Einbindung der Digitalagenten zur Vermittlung von Grund- und
Anwendungswissen

**** nstitut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH, Service-


I
freundliche Stadt - Ranking der 100 größten Städte, Ergebnisbe-
richt für Haus & Grund Deutschland, 21.02.2020
***** Sailer, Michael et. al. (2017) “How gamification motivates: An

experimental study of the effects of specific game design elements
on psychological need satisfaction”, in: Computers in Human Beha-
vior Volume 69, S. 371-380.
9. Aufbau einer flexiblen, mandantenfähigen, datenschutzkonfor-
men Plattform zum Betrieb öffentlicher Dienste: „Zweckverband
Serverzentrum Sachsen“, hier gibt es bereits erste Ansätze******.
Wichtig hierbei ist die Einhaltung des Trennungsgebotes.
10. In Ausarbeitung und Weiterentwicklung befindliche Richtlinien
sollen vergleichbar zum Vorgehen der Europäischen Union im
Konsultationsverfahren mit den Stakeholdern voran gebracht
werden. Die digitalen Tools ermöglichen auch hier unbürokra-
tische und effiziente Prozesse, die die Bearbeitungsdauer nicht
zwangsläufig verlängern müssen.

Eine digitale Verwaltung ist keine rein technische Aufgabe. Es handelt


sich vielmehr um einen umfangreichen Change-Prozess, der vor allem
die Mitarbeiter:innen der Verwaltung auf dem Weg in ein digitales
Sachsen mitnehmen muss. In den nächsten 10 Jahren gehen 50% der
Verwaltungsmitarbeiter:innen in Rente. Die öffentliche Verwaltung wird
ihre Aufgaben deshalb nur erbringen können, wenn sie zum einen als
Arbeitgeberin attraktiv ist (nicht nur monetär), sondern auch „Fleiß-
arbeiten“ umfangreich automatisiert. Zeit die nicht in die Erstellung,
Auswertung und Befüllung von Formularen fließt, kann im Sinne der
Bürger:innen in Unterstützung und Hilfestellung investiert werden.

„Erste Bedarfsabfragen in den Ämtern haben fachbereichsübergreifend


ergeben, dass nur in sehr wenigen Fällen Vorstellungen über die künfti-
gen Arbeitswelten bestehen und dass die Offenheit, Neues und noch
Unbekanntes für die eigene zukünftige Arbeit zuzulassen, nur bedingt
vorhanden ist.“ heißt es in einer Stellungnahme der Dresdner Verwal-
tung im Hinblick auf die Etablierung neuer Arbeitsweisen („New Work“).
Hier gilt es anzusetzen. Die Mitarbeiter:innen mitzunehmen, ihnen aber
auch die Möglichkeit einer Zusammenarbeit zu geben, die sie aus dem
privaten Leben oder der privaten Wirtschaft kennen.

****** B
eispiele sind z.B. https://www.ks-mecklenburg.de/ oder die
https://www.komm-24.de/ als Nachfolgerin der https://www.kisa.it/
Bisher sind Dresden und Leipzig aber hier nicht engagiert.

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