Digital Saxony Paper
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Digital Saxony Paper
Digitalisierung
LVKKW SACHSEN
Einleitung Die Corona-Pandemie und der damit verbundene Lockdown haben die
digitalen Fähigkeiten aller Unternehmen und Institutionen einer immen-
sen Belastungsprobe unterzogen. Dabei wurde uns an vielen Stellen
eines einmal mehr ganz deutlich: Wer seine Hausaufgaben im Fach
„Digitalisierung“ bereits frühzeitig erledigt hatte, verfügte über einen
entscheidenden Vorteil! Unternehmen mit eingeführten digitalen
Geschäftsprozessen und Kommunikationsplattformen konnten zumin-
dest den nicht physischen Teil ihrer Arbeiten vom Homeoffice aus
fortsetzen. Verwaltungsvorgänge, die durchgängig online abgewickelt
werden, liefen ungehindert weiter. Händler:innen und Geschäfte mit
Online-Shop konnten ihren Absatz teils sogar steigern. Schulen und
Hochschulen, die über Technik und Erfahrung für den Online-Unterricht
verfügten, konnten die Lehre fast nahtlos fortsetzen. In allen anderen
Fälle bedeutete der Lockdown kompletten Stillstand mit massiven
wirtschaftlichen Folgen.
Die Regionen, die jetzt konsequent auf die Digitalisierung von Wirt-
schaft, Verwaltung, Gesundheits- und Bildungswesen sowie die Stärkung
ihrer Digitalwirtschaft setzen, werden nicht nur besser auf künftige
Pandemien oder Naturkatastrophen vorbereitet sein, sondern auch ihre
Wettbewerbsposition in der nach der Wirtschaftskrise folgenden Phase
des Aufschwungs früher und stärker ausbauen können als andere. Die
Umsetzung der Digitalisierung ist jetzt und in Zukunft der entscheidende
Erfolgsfaktor.
Die aktuelle Krise sollten die Unternehmen, Institutionen und die Staats-
regierung des Freistaates Sachsen als Chance nutzen, um bestehende
Hindernisse aus dem Weg zu räumen und konsequent bei der Digitali-
sierung voranzugehen. Im Folgenden präsentieren die Herausgeber
dieses Dokumentes zentrale Handlungsempfehlungen für die Digitalisie-
rung in Bildung, Wirtschaft, Forschung und Verwaltung.
1.
Digitale Die Phase des Homeschooling aufgrund geschlossener Schulen während
der Pandemie haben wie ein Crashkurs in Sachen digitaler Bildung für
Bildung
Schulen, Lehrer:innen und Schüler:innen gewirkt. Durch ein enormes
Maß an Eigeninitiative der Lehrkräfte konnten zumindest Aufgaben über
Plattformen wie z.B. Lernsax oder auch per E-Mail verteilt und Lösungen
durch Schüler:innen eingereicht werden. Während dieses am häufigsten
genutzte Verfahren dem technischen Stand der Wirtschaft von vor ca.
20 Jahren entspricht, haben einige progressive Schulen state-of-the-art
Online-Plattformen genutzt, um ihren Unterricht zumindest teilweise
live per Video-Konferenz fortzusetzen. Andere Länder nutzen diese Art
von Fernunterricht bereits seit Jahren aufgrund geografischer Gegeben-
heiten mit Erfolg. Grundsätzlich ist es in Ausnahmesituationen möglich,
den Unterricht vollständig nach Stundenplan live, online als Fernunter-
richt fortzuführen. Die Voraussetzungen für diese Unterichtsformate
sind auch in Sachsen vorhanden. Sie müssen jetzt genutzt werden,
damit die aktuelle Schüler:innengeneration nicht unnötig zum Bildungs-
Verlierer der Corona-Pandemie wird. Dazu gilt es rasch folgende Maß-
nahmen umzusetzen:
Während der Einsatz digitaler Lern- und Lehrformen kurzfristig hilft, den
Unterricht auch während der Pandemie sicherzustellen ist die digitale
Bildung langfristig ein kritischer Erfolgsfaktor für mündige Bürger:innen,
deren Erfolg im beruflichen und gesellschaftlichen Leben heute und in
Zukunft besonders von digitalen Grundkompetenzen abhängt. Auch
durch die demografischen Veränderungen im Freistaat und innerhalb
der Lehrer:innenschaft werden digitale Lern- und Lehrformen für die
Absicherung des Unterrichts unersetzlich werden. Daher gilt es mittel-
fristig folgende Maßnahmen umzusetzen:
1. Infrastruktur: Gigabit-Breitbandanbindung für alle Schulen
2. Arbeitsmittel: Digitale Arbeitsmittel für alle Lehrkräfte und Schü-
ler:innen auf einem jeweils aktuellen technologischen Stand
(ggf. auch durch BYOD-Konzepte zur Integration privater Geräte)
3. IT-Fachkräfte: Die Pflege von Technik und Systemen muss durch
qualifizierte Fachkräfte erfolgen und nicht durch Lehrer:innen
während der Unterrichts- oder Freizeit.
4. Dienste und Plattformen: Für alle Schulen und Schularten sollten
zentral geeignete Plattformen - mit einem modernen Benut-
zungserlebnis - für Lernen, Lehren und Schulorganisation bereit-
gestellt werden - zur Nutzung von Skaleneffekten auch länder-
übergreifend oder bundesweit.
5. Aus- und Weiterbildung: Die Vermittlung von Digitalkompe-
tenzen und Einsatz digitaler Medien in der Schule muss fester
Bestandteil der Lehramtsausbildung, des Referendariats und
einer regelmäßigen verbindlichen Weiterbildung aller Lehrkräfte
sein. Dazu gilt es, fächerübergreifend digitale Bildungsangebote
zu entwickeln und diese mit den Präsenzangeboten in der Lehr-
amtsausbildung zu verknüpfen.
6. Lernmedien: Ausbau der Bereitstellung digitaler Lernmedien für
alle Unterrichtsfächer mit Qualitätssicherung über die verfügba-
ren Plattformen unter Nutzung von Skaleneffekten durch länder-
jetzt uent übergreifende Kooperationen auf Basis gemeinfreier oder mit
eq einer freien Lizenz bereitgestellten Open Educational Resources,
kons en sodass jedermann sie legal und kostenfrei vervielfältigen, ver-
tz
umse wenden, verändern und verbreiten kann.
7. Informatikunterricht: Angebot eines durchgängigen und mit den
Naturwissenschaften gleichgestellten Informatikunterrichts in al-
len Klassenstufen ab Klasse 5 bis zum Schulabschluss, insb. auch
als Grund- und Leistungskurs an Gymnasien zur Vermittlung von
digitalen Grundkompetenzen auf die der Fachunterricht aufbau-
en kann.
Die im Mai 2020 von der Gesellschaft für Informatik und dem Digitalver-
band Bitkom gestartete und u.a. von Lehrer:innenverbänden unterstütz-
te „Offensive Digitale Schultransformation - #OdigS“* geht im Detail auf
die notwendigen Schritte für digitale Bildung in Deutschland ein.
* siehe https://offensive-digitale-schultransformation.de/
2. Sachsen mit seinen Wirtschaftsregionen Dresden, Leipzig und Chemnitz/
Forschung Zwickau zählt auch im europäischen Vergleich zu den führenden Innova-
tionsregionen. Die hiesige Landschaft reicht von der Grundlagen-, über
und Transfer
die angewandte bis zur industriellen Forschung. Die damit verbundenen
Unternehmen und Forschungseinrichtungen in den Bereichen Halblei-
terentwicklung und -fertigung, Hardwareproduktion, Datenkommunika-
tion und Softwaretechnologien bilden dabei nicht nur eine wesentliche
Basis für die wirtschaftliche Entwicklung der Region, sondern leisten
einen wichtigen Beitrag für die digitale Souveränität Europas in wichti-
gen Anwendungsfeldern digitaler Technologien wie z.B. Maschinenbau,
ressourcenschonende Produktion, Logistik, Energie, Gesundheit und
Verkehr. Diese Position gilt es zu bewahren und auszubauen. Die Schaf-
fung bzw. Aufrechterhaltung von Rahmenbedingungen für exzellente
Forschung und den Transfer der entsprechenden Ergebnisse in die
Wirtschaft bilden dabei die Grundlage für die Innovationskraft und
folgerichtig der Wettbewerbsfähigkeit und dem Wachstumspotenzial
des Freistaates sowie die Nachhaltigkeit im ökologischen und sozialen
Sinn.
** iehe https://www.silicon-saxony.de/fileadmin/user_upload/Publika-
S
tionen/SoftwarelandSachsen_Pos_Papier_Stand_April_2019.pdf
3.2 Nach einer kurzzeitigen krisenbedingten Entspannung wird der massive
Fachkräfte Nachfrageüberschuss an IT-Fachkräften in naher Zukunft wieder zum
entscheidenden Wachstums- und Innovationsfaktor für die Unterneh-
men der Digitalwirtschaft und viele im Prozess der Digitalisierung be-
findlichen Unternehmen und Institutionen werden. Daher gilt es bereits
jetzt, im Freistaat Sachsen die notwendigen Weichenstellungen vorzu-
nehmen, um eine deutliche Steigerung des Angebots an IT-Fachkräften
für die kommenden Jahre zu erreichen:
***
Siehe 10-Punkte Plan für eine zukunftsfähige Kultur- und Kreativ-
wirtschaft nach der Corona-Krise, www.lvkkwsachsen.de, 23.04.2020
6. Innovative Unternehmen, die dem Start-up-Alter entwachsen
sind, noch stärker als Vorbilder, potentielle Wissensträger und
Innovatoren einbinden - als Mentoren, im Rahmen von Meet &
Greets etc.
7. Abbau von Silodenken und gezielte Stärkung der interdiszipli-
nären Vernetzung und Arbeitsweisen. Disruption bestehender
Prozesse und Geschäftsmodelle unter Einbezug der Kreativwirt-
schaft. Adaption von in der Digital- und Startupwirtschaft eta-
blierten agilen Methoden (z.B. über Digitalagenten) und durch
Flexibilisierung bereits vorhandener Förderinstrumente.
8. Aktive Vernetzung von Handwerksbetrieben und digitalen
Lösungsanbietern, damit u.a. das Handwerk weiterhin attraktiv
bleibt und als lokale Unternehmen ihren Auszubildenden eine
attraktive Zukunftsperspektive bieten kann - hier können schon
kleine Maßnahmen zu großen Effekten führen! Dies könnte
durch das SMWA oder die neu zu gründende Digitalagentur
erfolgen.
9. Erweiterung der Förderrichtlinien um eine unbürokratische Spot-
für die Förderung zur Etablierung digitaler Geschäftsmodelle und zur
Förderung von Beratungsleistungen hinsichtlich des Vertriebs in
t
Wirtschaf Startups, welche die Stärken des Mittelstands und der Hochtech-
en
von morg nologie bündelt, insbesondere um den strukturellen Wandel der
Wirtschaft in Sachsen zu unterstützen.
10. Eine kurzfristige Auffüllung der SAB-Programme zur Technologie-
Förderung und der MEP-Darlehen zur Markteinführung innova-
tiver Produkte, um innovativen Geschäftsmodellen und Techno-
logien in der Corona-Krise einen niedrigschwelligen Zugang zu
liquiditätssicherndem und arbeitsplatzschaffendem Fremdkapi-
tal zu ermöglichen.
11. Unbürokratische Verlängerung des Technologiegründerstipen-
diums um weitere sechs Monate für Startup-Gründer:innen, die
bereits gefördert werden.
4. Im Städteranking der 100 größten Städte**** landet Leipzig auf dem 29.,
Digitale Dresden auf dem 36., Zwickau auf dem 61. und Chemnitz auf dem 91.
Rang der servicefreundlichsten Städte. In der Kategorie „Bürgerservice“
Verwaltung
rangieren Leipzig (12.) und Dresden (21.) sogar im ersten Viertel. Bei
„Unternehmensservice“ liegt Zwickau auf Platz 5; das beste Ergebnis
aller sächsischen Städte. Allgemein lässt sich festhalten, dass Städte mit
einer starken Digitalökonomie und Hochschulprägung stets die vorders-
ten Plätze belegen. Berlin, München, Augsburg, Regensburg landen
mehrfach weit vorn in den Einzelrankings. Doch dies ist keine Frage der
wirtschaftlichen Stärke einer Region. Dies zeigt eindrucksvoll Schwerin
welches die Liste bis 150.000 Einwohner gewinnt und im Gesamtranking
Vizemeister nach Berlin wird. Dieses Ranking zeigt aber auch, Sachsen
liegt im guten Mittelfeld und hat mit einem starken IT-Sektor beste
Chancen sich selbst an die Spitze zu katapultieren. Sinnvolle und not-
wendige Schritte hierfür sind:
****** B
eispiele sind z.B. https://www.ks-mecklenburg.de/ oder die
https://www.komm-24.de/ als Nachfolgerin der https://www.kisa.it/
Bisher sind Dresden und Leipzig aber hier nicht engagiert.