Kretschmer Zum Balkan-Skythischen 1935

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Zum Balkan-Skythischen

Author(s): Paul Kretschmer


Source: Glotta , 1935, 24. Bd., 1./2. H. (1935), pp. 1-56
Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG)

Stable URL: https://www.jstor.org/stable/40265408

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Zum Balkan-Skythischen
1. Der Name der Donau

Lange Zeit hat K. Zeufî' Deutung des Namens Danuvius


dem Keltischen, aus altir. dâne wfortis, kiihn, mutigu gego
Aber die wirkliche Bedeutung dieses Wortes pafit nicht auf
Flufi, und die Bedeutung „ stark, heftig", die man dem altirisc
Wort beilegen môchte, ist nur ad hoc aufgestellt. Zeufi' Ety
logie ist von Max Fcirster, Z. f. slav. Ph. 1 (1924) 7ff. so ausf
lich und treffend widerlegt worden, dafi ich nicht auf sie zurt
zukommen brauchte, wenn sich nicht Thurneysen, KZ. LIX
wieder ihrer angenommen hâtte. Die richtige Erklârung des Na
ist von Max Miiller, Rev. celt. I (1871) 3f. angebahnt wo
durch die Heranziehung von ai. dânu- »tr&ufelnde Fltissig
Tau, Nebela und avest. dânu-, osset. don wFluBu. Nur sttitzt
damit die falsche Deutung von Aavovpioç durch Johannes L
als veyeJLoyÔQOç, die, wie man annimmt, auf der kindlichen A
lyse von Danubius in lat. da-nubes beruht. Stokes, Holder, Schra
Kaufmann, Solmsen haben M. Milliers Etymologie, seinen
weis auf die arischen Wtfrter - die letzteren beif&llig - wi
holt. R. Much im Reallex. d. germ. Alt. unter Danuvius fan
viel ansprechender als Zeufi' Deutung, obwohl er Mtillers An
nur durch Sobolewskijs abwegige Hypothèse iiber die Sp
der Skythen und Sarmaten, Arch. slav. Ph. XXVII 24Off. kan
der Danuvius aus einem angeblichen sarmatischen dâna- ,,Fl
einem EN. Ava erkl&ren wollte. Vasmer, Die Iranier in Sudru
land (Untersuchungen tiber die âltesten Wohnsitze der Slav
S. 60, findet die Entscheidung zwischen Zeufi' und Sobolew
Deutung schwierig.
Am entschiedensten ist Forster fUr den Vergleich mit d
indo-iranischen Wort eingetreten, aber er erwë.gt zwei Môg
keiten: entweder sei dânu- ^Flufi" ein auf das Arische beschrân
Wort, und dann mtifiten siidrussische Iranier den Namen D
geschaffen haben, oder aber das Wort sei ein gemeinindoge
nisches. Er entscheidet sich fiir die zweite Môglichkeit, w
das Wort auch als altkeltisch glaubt nachweisen zu kônnen
Glotta XXIV 1/2. 1

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2 P. Kretschmer

liege in dem englischen Flufi


in Yorkshire trftgt mit der S
Danum erscheint, aufierdem e
Nebenflufi des Tyne. Fôrster f
altengl. Don, Gen. Dôna zurt
bemerkt, dafi die Wiederkeh
Orten drei Ursachen haben
Homonymie beruhen, 2. die N
ander an verschiedenen Or
konnen tibertragen, durch A
bracht sein, d. h. die neuen ô
benannt worden sein. Sieht m
so bleibt in unserm Falle n
dânu- als Appellativum ftlr F
- das Keltische hat ja andere
sruaim, abann, gall. Renos -
Don aus Dânu nicht sponta
standen zu sein, sondern die
von der Donau her mitgebra
des Koloniallandes tibertrage
Vôlker- und Ortsnamen des Fe
Parisi, Cambodunum, Mediola
Cambodunum von Kempten an
nach Yorkshire brachten, kô
den Don in Yorkshire tibert
Flufinamen wird also der ke
vius keineswegs erwiesen.
So bleibt nur die Folgeru
ausschliefilich arisch ist und der Name der Donau dem indo-
iranischen Volksstamm, wobei natiirlich in erster Linie an West-
iranier, an Skythen zu denken ist, verdankt wird. Im Altindischen
hat ddnu- schon im Rigveda die Bedeutung ^trSufelnde Fliissig-
keit, Tropfen, Tau", ved. ddnu-citra- ,,tauglànzendu, ddnu-mant-
wtropfenreichu, su-ddnu- ^schon tràufelnd" (Beiwort der Maruts).
Doch deuten einige Rigveda-Stellen auf die Bedeutung w(stro-
mendes) Wasser" : X 43, 7 divyéna ddnunâ »mit dem Wasser des
Himmels". Die Mutter des Drachen Vrtra, dem Indra die strô-
menden Wasser entreiût, heifit Dânu-, und auch Vftra selbst
wird mit dem Metronymikon Dânu- (sekundâre Nominalbildung
mit Vfddhi-Stufe) oder der metronymischen Ableitung Dânava-
bezeichnet. Die Danu hat noch mehr D&monen zu Kindern, die

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Zum Balkan-Skythischen 3

aile Indra bekàmpft: sie heifien RV. X 120


(saptd ddnûri), und Vrtra wird daher III 30,8 al
von Danu's umgebenenu bezeichnet.
Im Ostiranischen hat der Avesta das Wort dânus bewahrt
neben andern Ausdrtlcken fttr Flufi (raoôah-, apers. rauta-)] es ist
auch in dem Namen eines GewËssers Awz-dânvan-, Ableitung von
awz'dânu-, enthalten. Am stàrksten vertreten ist aber das Wort
im Ossetischen: don mit der spËtiranischen Labialisierung des à
vor Nasal, wie Wsewolod Miller, Sprache der Osseten (Grundr.
d. iran. Ph. I Anhang, 1903) S. 4 nachweist, in vielen Flufinamen
des westlichen Kaukasus vertreten. Da aber die Osseten oder
richtiger Ossen die Nachfolger der Alanen und dièse die Nach-
folger der mit den Skythen engverwandten Sarmaten sind, so
muû das Ossetische ftir das uns sonst so diirftig bekannte Sky-
thische zeugen; und wir kommen zu dem Schlufi, dafi der Name
der Donau skythisch ist, also von Skythen herrtihren muB,
die einmal so weit westlich, d. h. an der oberen oder mittleren
Donau, an der der Name Danuvius haftet, gesessen haben.
Der neue Gesichtspunkt, mit dem Thurneysen, KZ. LIX 13f.
die Annahme keltischer Herkunft von Danuvius beflirwortet, indem
er Fôrsters Auffassung mit Zeufî' Etymologie zu verbinden sucht,
kann jene Annahme nicht retten. Thurneysen erschlieflt IF. XLII
144 aus der Glosse Rhodanum in Endlichers Glossar ein gall, danum
^nimium uiolentum": schon das ist zweifelhaft, da in der einen
Fassung der Glosse vielmehr roth mit uiolentum, in der andern
hro mit nimium, in beiden dan mit iudicem erklàrt wird; der
Tatbestand spricht also gegen diese Emendation. Aber auch wenn
wir sie annehmen, folgt daraus nicht, daô gall, danus = air. dâne
auf einen Flufî bezogen werden konnte. Denn jene Etymologie
von Rhodanus ist ja doch falsch1), beweist also nichts; der Etymo-
loge hâtte hôchstens denselben Fehler wie Zeuû begangen. Vor
allem spricht aber gegen Thurneysens Verknlipfung von air. dâne
^kiihn" mit ar. dânus dessen vedische, also frtihest belegte Be-
deutung wTropfen, Tau, trâufelnde FlUssigkeitu. Da6 dasselbe Wort
im Keltischen gerade die entgegengesetzte Bedeutungsentwicklung
zu »reifiender Strom - heftigen Gharakters, klihn" erlebt hatte,
ist ja bei dem Fehlen zwingender Griinde ftir diese Annahme ganz
unglaublich. - Zeufi' Etymologie und Satz vom keltischen Ur-

l) Ich habe Wien. Prâhist. Z. XIX 279 zuletzt die Btymologie von Rho-
danus behandelt.
1*

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4 P. Kretschmer

sprung des Namens der Donau


der skythischen Ansprliche au
Wir stellen zugleich fest, d
Strôme, die aus dem Skythen
der Danaster-Dnjestr, der Dan
der zunËchst in die Maiotis m
bezeichnet werden. Die beiden
Kapitel zur Sprache kommen
gehort, wird trotz des anlaute
Don erwiesen. Es ist schwer z
letzt Gaucasica VI 1, 31) Tan
iran. cinvatï, Nom. fem. von c
ftihren konnte. Dagegen hat
âufiert *) und die Tenuis (S. 58)
klàrt, d. h. die Griechen gaben
der Mitte zwischen ihrem A-
Schrift, sondern nur von ihr
wieder 8). Dagegen hat das Sla
ausgedrtickt. Eine Parallèle z
einee kleinen Nebenflusses des
gestellt hat; auch hier dlirfte
durch die germanische Lautve
kl&ren. Ftir den Ersatz iranischer Media durch Tenuis in aus-
wârtiger Wiedergabe hat gerade ktirzlich Otto Paul, ZONF. VIII
HOff. und X 207 ff. mehrere Beispiele im AnschluB an den Fall
Fecfidvioi - KaçtiâvioL Kirmân zusammengestellt.
Es ist merkwtirdigerweise nicht recht erkannt worden, daB
der skythische Ursprung des Namens Danuvius den Alten bekannt
war und von ihnen tiberliefert ist. Die beiden Zeugnisse sind von
Brandis in seinem Artikel Danuvius in PW. RE. zwar herange-
zogen, aber nicht richtig verstanden und gewtirdigt worden:

l) Markwart wurde zu seiner Etymologie durch den skythischen Neben-


namen des Tanais, Sinus, verleitet, den Plinius VI 20 tiberliefert (Tanaim Scy-
thae Sinum vocant) und den M. auf das Neutrum âinuë nscheidenda zurûck-
ftLhrt. Aber Tanais ist so wenig mit Sinus wie mit âinvati lautlich vereinbar,
sondern es handelt sich bei Sinus um einen zweiten skythischen Namen des
Tanais, wie in den Fallen Borysthenes-Danapris, Tyras-Danaster und Matoas-
Danuvius.
*) DaB das T- einen Ansatz zur Lautverschiebung zeige, wie er auch in
andern nordindogermanischen Sprachen zu beobachten ist (Wiener Prah. Z. XIX
278), beBtreitet Vasmer, Iranier 58 vielleicht mit Recht gegen Sobolewskij.

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Zum Balkan-Skythischen 5

Steph. Byz. Eustath. zu Dion. Per. p. 298


zu V. 428 Xéyei ôè ô avxbç ye<o-
Advovfiiç?i Advovoiç, ''Ioxqoç yqd(poç xal 8ti ô "Iotqoç noxi
ô noxafiôç, nâXai Maxôaç xaÂov- Maxôaç, èkèyexo, 8 èoii xaxà "El-
fievoç. ovficpoqdç ôè xoïç Sxti&aiç Àrivaç aïoioç (cod. Mon.)' xal 8xi
ènineoovorjç oiïxcoç èxÂ^rj. Ma- noXXàxiç fièv oi Sxvd'ai ôi ati-
xôaç ôè Âêyexai èç xr\v *EÀÂrjviôa xov neqaiovfievoi otiôèv ënao-
yÂûooav âoioç. 8xi nolkdxiç ne- %ov, ovfKpoQâç ôé noxE aiïxov kni-
Qcuov(ievoi o'àôèv ènenôvd'Eioav. nsoovarjç fiQftsvev&rj Advovoiç f)
ô ôè Advovoiç èçfirjvevexai ticmeç Aâvovpiç, &O7Z8Q xov âfiaQxeïv
xov âfiaçxeïv ë%(ûv ahiav. èxeivovç alxiav tyoyv, xovxêoxiv
alxitofievoç ôià xov xoiovxov àvô-
fiaxog tn èxelvcjv xaxà xi]v aiï-
xùjv yÂùJaaav <bç aïxioç aiïxoïç
ôvaxvylaç yevôuevoç.
Mit dem ,,Geographenu ist bei Eustathios sonst Strabo gemeint.
Entweder war also Strabo die Quelle von Stephanos und Eusta-
thios, und dann hatte nach G. Millier die Nachricht in dem ver-
lorenen Teil von Strabos VIL Buch gestanden, da sie sich in dem
erhaltenen Strabo-Text nicht findet, oder yeioyçâyoç ist bei Eust.
Versehen ftir è^voyqdcpo^ und Stephanos ist seine Quelle. Fttr
die kaum erklârliche Nebenform Advovoiç vermute ich Verderbnis
aus Aàvovçj an das versehentlich die Endung -iç des vorher-
gehenden Advovpiç angehângt worden ist. Advovç aber ware
die tatsâchlich zu erwartende iranische Form des Namens dânus.
Auch den englischen Flufinamen Don hat Fôrster, wie wir sahen,
auf dânu(s) zurtickgeftihrt, und wenn er von den Kelten von der
Donau her mitgebracht worden ist, so ergibt sich auch hier Dânus
als alte Form des Namens der Donau.
Die Nachricht bei Stephanos-Eustathios besagt, dafi die Donau
frtiher Matoas hiefi, was auf Griechisch aïoioç »gluckverhei8endu
bedeute. Die Lesung aïoioç bietet nur der God. d = Monacensis
des Eust., die andern Handschriften beider Texte âoioç; aber der
ganze Zusammenhang lehrt, daiî erstere Lesung die richtige ist.
Oftmals hatten die Skythen die Donau ohne Unfall tiberschritten.
Einmal aber (als sie schon ihren spâteren Namen Danus oder
Danuvis ftihrte) sei ihnen dabei ein grofies Ungltick widerfahren
(wahrscheinlich sind Boote gekentert und viele Skythen ertrunken),
und da hatten sie dem (neuen) Namen die Schuld gegeben,, als
ob er (im Gegensatz zu der gtinstigen Vorbedeutung des alten
Namens Matoas) Ursache des Unglticks gewesen sei. Dafî beide

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6 P. Kretschmer

Namen skythisch sind, ist zwa


aber aus dem Zusammenhang
xôaç »aïoioçu sehr gut aus dem
eine Wz. mat- sucht, sondera
genannten Fallen als Lautersat
ved. mâdati mâdate »wallen, sp
lich sein, sich erfreuen, sich (
maôaitê ,,sich ergôtzen, berau
Sky then kônigs Maôvrjg Hero
hôren, der mit Maxâaç ein iran
und ^frohlich, glUcklicha bede
von vornherein als der ^gliick
unwahrscheinlich. Da aber ar.
deln" vom Wasser (z. B. ved. â
sprudelnd wie eine Wasserwog
liche Bedeutung von Maxôaç »
lat. madeo, gr. fiaôdoj ,,zerflief
ein altérer Ausdruck ftir FluB
setzt wurde. Den Skythen a
jtingeren Bedeutung ^munter44
Im Gegensatz dazu sahen d
nus(is) ein bôses Omen. Die St
^unglticklich44 bedeute (wie Ma
so aufgefaBt, als ob er an dem
èQfiTjvevetai tooneç xov àfiaqx
kann hier wohl kaum an et wa
vedischen Dânu's oder Dânava's bose Dâmonen, die Dânu's des
Avesta ein den Iraniern feindlicher halbdâmonischer Volksstamm
waren, der Name Dânus daher ftir die Arier einen omincJsen Klang
haben mufite. Man sieht, jene antike Nachricht verrat eine auf-
fallend genaue Kenntnis der skythischen Sprache und der arischen
Anschauungen, die den Griechen vermutlich aus ihren Pflanz-
stàdten im Skythenlande nordlich des Pontus zugekommen ist.
Dieser Quelle ist wohl auch die Angabe der nicht grâzisierten
l) Man wird hier an den Namen des Fiasses 'Ipçiar'jjs BFrevlera erinnert,
der bei Aischylos Prom. 716 fiir einen Flufi am Kaukasos erscheint and damit
erklârt wird, dafi er schwer zu tiberschreiten sei (od tpevôww^ov, hv (i% neçdoflç,
oi> yàç etipazoç negàv). Die Scholien setzen ihn mit dem Araxes (naçà ta
àçdoaeiv) gleich, Wecklein mit dem Terek, Kranz Stasimon 288 mit dem Tanais,
aber obne Begriindung (naber warum gerade der Tanais so genannt wird, bleibt
unyerst&ndlich'), EiefiUng RE. tinter Hypanis mit dem Hypanis des Kaukasos,
h. Ruban.

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Zum Balkan-Skythischen 7

Namensform Advovg zuzutrauen. P. F. Atenst


zu Steph. v. Byz. (I. Teil, Progr. v. Schwarzen
mutet als Quelle von Stephanos Alexander P
ÇeLvov IIôvxov (I. Jahrh. v. Ghr.), auf den i
dolmetschungen zu weisen scheinen. Alexan
(s. Steph. B. unter "Afiioi) einen der wichtig
Zeugen ftir den Norden, Diophantos, der im
IIovTixd geschrieben hat : ihm verdanken wir v
richt iiber den Namen der Donau.
Wir mtlssen nun auch die germanischen und slavischen Formen
des Namens der Donau anders wie bisher beurteilen. Sie schliefien
sich mit ihrem -a- in der zweiten Silbe an die iranische Stamm-
form der Gasus obliqui danav- an. Das in einem byzantinischen
Dialog tlberlieferte gotische A ov va (iiç stimmt mit dem syrischen
Dônabïs tlberein, das J. Marquart, Osteurop. Streifztige (1903) 483
aus einer Ûbersetzung der Ghronik des Barhebraeus nachweist.
Es sieht aus, als wâre es wie gr. Tâva/iç von Dânav- aus ge-
bildet. Doch ist es auch môglich, dafi der Noqn. auf i- und damit
zugleich das ftir Flufinamen im Germanischen tibliche weibliche
Geschlecht durch Anlehnung an *avi «Aua entstand, die bekannt-
lich auch durch ahd. Tuonouua, mhd. Tuonouwe, nhd. Donau er-
wiesen ist. Nur das -a- ist nicht erst durch jene Anlehnung in
die germanische Form hineingekommen, sondern beruht auf dem
iran. a, ebenso nattlrlich in den aus dem Germanischen stam-
menden slavischen Formen Dunav, die P. Skok, Slavia VII (1928/9)
723 aus dem Cod. Suprasliensis, der siiddanubischer Herkunft ist,
ferner aus dem Bulgarischen und dem Serbokroatischen von Sla-
vonien ab nachweist, und Dunaj, das die ôakavischen und kaj-
kavischen Kroaten, Slovaken, Ukrainer, Tschechen, Polen und
Russen gebrauchen ; auf Dunaj geht auch magyar. Duna zuriick.
Skok a. a. 0. 72 Iff. verwirft die von Miillenhoff, Vasmer,
Ftfrster u. a. angenommene Herkunft des slav. Dunav aus dem
Germanischen, got. Aovvafiig, und leitet vielmehr die slavische
Form mit Vokalumstellung aus lat. Dânuvius her, das die Slaven
von den rcJmischen Soldaten und den romanisierten Thrakern er-
halten hatten. Er meint, dafi in Pseudo-Gaesarius' naçà Fôt&oiç
Aovvapig mit den Fox&oi die Slaven gemeint seien, die bei den
Byzantinern so genannt wtirden. Ich habe indessen nach aller-
dings oberfl&chlichem Suchen keinen griechischen Beleg ftir diesen
Sprachgebrauch gefunden; Skok hat selbst keinen beigebracht und
mir auch auf briefliche Anfrage keinen angeben kônnen. Der

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8 P. Kretschmer

Name der G et en wird so von de


phyl. Simokattes III 4, 7: To ok F
^Àavtjvœv âyêlai. VIII 2, 5: xolç
to nQEofivxEQov ôvofta). Photio
Sxldftoi. Aber den Namen der G
ich nur in lateinisch geschriebenen
bei Niederle, Slovenské staroSitn
Sclavi; Gothi qui a pluribus di
u. dgl. Darauf beruht der litauis
Gùdas wGoteu ftir den Weiflru
d. h. dem Fehlen oder sicherlich
Zeugnissen, mtissen wir doch bei d
bleiben und Aovvafiiç auch weite
Ableitung von slav. Dunav durc
vius hat Vasmer, Z. f. si. Ph. IX
dabei si. *Dmav, nicht Dunav ent
Schwarz, Die Ortsnamen der Sud
S. 22 (vgl. AslPhvXLII 306), rich
got. Dûnavi zugrunde gelegt werde
sondern *Dônavi (vgl. syr. Ddnabls
gabe des geschlossenen got. ô, w
und andern Fallen, die Byz. Z. X
Stark entstellt haben die Rômer den Namen: vielleicht haben
sie zuerst Dânus : Cas. obi. Dânav- zu Dânus : Dânuv- ausgeglichen
und dann dazu unter EinfluB von fluvius ein Adjektiv Danuvius
gebildet; vgl. amnis Tiberinus Liv., a. Borysthenicus Ovid, fluvhis
Tiberinus Augustin.

l) Der Unfug, den die mittelalterlichen Historiker mit den antiken Vôlker-
namen trieben, teils ans Unwissenheit, teils aus stilistischen Grunden, wird durcb
folgende Ùbersicht veranschaulicbt. Der Name Geten bezeichnet 1. die Goten
in Jordanis Getica; 2. die Slaven bei den Byzantinern und lateinisch Schrei-
benden: in terra Getarum quae nu ne Servia seu Rasia nuncupatur, Tomas Hist.
Salon. (Niederle a. a. 0.); 3. die Litauer und Preufien: Ermoldus Nigellus (f 511)
MGH. Scriptores I 488; Gete dicuntur omnes Lithuani, Prutheni et alie ibidem
gentes, Chronik des Bischofs Yincentius Eadlubko um 1220, zahlreiche Belege
bei Basanaviëius und Srba, Die Sprachverwandtsch. der alten Thraker und heu-
tigen Litauer, in Lietuviij Tauta (Wilna 1925) 18 f. - Der Name Goten be-
zeichnet 1. bei Jordanis die Skythen, 2. im Lateinischen die Slaven, 3. russ. Gbte
in der Nestorschen Chronik die Litauer. Der Name Skythen bezeichnet bei den
Byzantinern hàufig die Slaven. Daher ist es zuweilen unklar, welches Volk ge-
meint ist, z. B. Nikephoras Gregoras Hist. Byz. XIX 1 S. 36, 13: Zi*%oi t' 'Apao-
yol re Jjaav, Fôx&oi te naï 'AfiaÇéfiioi.

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Zum Balkan-Skythischen 9

Die Stephanos-Stelle ist nun aber auch ges


merkwiirdig: es entsteht die Frage: in welche
fung des skythischen Namens Danuvius un
MccTÔaç-Maduvas? und wann haben die Skyth
iiberschritten? - In der historischen Zeit lassen sich diese Vor-
gànge nicht unterbringen. Nur siidlich der Donaumiindung und
der unteren Donau, in der heutigen Dobrudscha erscheinen um
200 v. Ghr. Skythen *), und der Name Kleinskythien (Mixçà 2xv&ia
Strabo VII 318) war zu Strabos Zeit vom linken Donauufer auf
dieses Gebiet ausgedehnt. Der Name Danuvius, der zuerst bei
Caesar B. G. VI 25 belegt ist, haftet aber bekanntlich anfangs nur
an der oberen und mittleren Donau, wahrend der untere Lauf
den thrakischen Namen Istros fiihrt. Als Grenze der beiden Namen
erscheint, wie Brandis RE. unt. Danuvius Sp. 2107 ausflihrt, die
Mtindung der Save in die Donau, also das heutige Belgrad. Die
Skythen mtissen also einmal oberhalb an der mittleren Donau so
feste Sitze gehabt haben, dafi sie dem Strom einen dauernden
Namen geben konnten, der sich auf die spàteren illyrischen,
keltischen, romischen und germanischen Anwohner des Flusses
vererbte und ihm bis heute verblieben ist. Sie sind damais auch
auf das rechte Donauufer tibergegangen. Dafi diese Zustânde aber
in betrâchtlich frtihe Zeiten zuriickreichen, folgt wohl daraus, dafi
dem zwar verhâltnismâfiig spât bezeugten, aber gewifi nicht ganz
jungen Namen Danuvius ein noch altérer skythischer Name Matôaç
vorhergegangen ist. Die Kelten, die um 400 v. Ghr. nach Britan-
nien gekommen zu sein scheinen (Pokorny, Eberts Reallex. VI
299), haben den jtingeren Namen Dânus (wenn engl. Don darauf
zurtickgeht) mitgenommen.
Dafi die Skythen in vorgeschichtlicher Zeit auch das untere
Donaugebiet, das ihren spàteren ôstlichen Sitzen naher lag als die
obère Donau, einmal bewohnt haben, wird durch eine Angabe des
Arrian bei Eustathios zu Dion. Per. V. 428. 783 (GGM. II S. 298.
353) wahrscheinlich, dafi das Hamus-Gebirge, obwohl in Thrakien
gelegen, nach einem skythischen Kônig heifie9). Daraus scheint
hervorzugehen, dafi man sich die Skythen in vorgeschichtlicher
Zeit sUdlich der unteren Donau bis zum Hàmus verbreitet
dachte.

*) Ps.-Skymnos 756 f. (GGM. I 226), nachdem von Dionysopolis die Rede ge-
wesen ist: èv [led-OQÎOLÇ 6h zrjç Kqo(IvÇùv aal S^vd-dv %o>ça fiiydôaç "EAÂtjvaç

2) '0 Aîfioç f} tô Alpov ànô nvoç (lacuAécûç Unv&av, Sçyxiôv èaxiv dçoç.

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10 P- Kretschmer

Tomaschek, Die Thraker II 2, 95


eines skythischen Stammes, der
europ&ischen Teil seiner Erdbesc
und H. Philipp, Berl. Ph. W. 191
mit Vergleich von Tvçayéxai ,,A
,,Donau-Skythena. Tvqayêxai ist
einem fc-Suffix abgeleitet '), das in
ist; in Maxvxexai ist diese Erwei
sie mag in der Zeit zwischen Hek
Vasmer in der Streitberg-Festgab
Namens der 'IâÇvyeç (zu iran. y
zuerst bei Strabo und Appian auf
Zeitrechnung" an. Tvçayéxcu ber
er es (gegen Marquart, Streifziig
(Iranier 62) auffaBt. Aber der N
Svaaayexai nicht getrennt werde
kommen. Allerdings begegnet da
nach Herodot in pontischen Ei
Navayoç, 2cavaxoç, 'Afiôàçccxoç, *A
hier wohl mit demselben Schwanken zwischen Media und Tenuis
zu tun wie in den oben besprochenen iranischen Fallen. Im Osseti-
schen lautet das Suffix mit g: -âg-.
Ûber die Sitze der Matyketen erfahren wir leider nichts. Da-
gegen weifî Herodot von einem Volk medischer Herkunft zu be-
richten, den Siyvvvec, (V 9), die in der ungeheuren Wtiste jen-
seits des Istros bis zu den Venetern an der Adria hin wohnten.
Sie gehôrten zu den Pferdeztichtervôlkern, und zwar waren ihre
Pferde klein, langhaarig, stumpfnâsig und nur zum Fahren, nicht
zum Reiten geeignet. Nach Herodots unklarer Angabe mtifiten
die Sigynnen, wenn ihre Sitze bis in die Nàhe der Veneter
reichten, nicht nur nôrdlich, sondern zu beiden Seiten der oberen
Donau, also namentlich in Ôsterreich2) gewohnt haben, und es
sind durch sie Iranier in Mitteleuropa an der oberen Donau flir
Herodots Zeit bezeugt. Apollonios Rhod. erwâhnt die 2iyvvvoi
Arg. IV 320 zwischen Thrakern, Skythen einerseits und den un-
bekannten Graukeniern und den sonst am Kimmerischen Bosporos

l) Uber das A-Suffix, das von aufierordentlicher Hâufigkeit im Àrischen,


auch in den skythischen Personennamen der pontischen Inschriften nnd im Saki-
schen ist, s. Jacobsohn, Arier und Ugrofinnen 96 f.
*) Ed. Meyer, Gesch. d. Alt. I1 798 (vgl. auch KZ. XLII 27) vermutet in
Bôhmen und Mahren, doch sieht man nicht ein, warum gerade dort.

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Zum Balkan-Skythischen H

sitzenden Sindern anderseits, ohne Ortsang


Stelle, wo von der untern Donau die Rede ist
inzwischen dorthin von den spâteren Anwohn
Donau, etwa Illyriern, gedrângt worden war
ihre Sitze nicht genau gekannt hat und auch g
will, bleibt dunkel. Wie man also sieht, steht
dem Stephanos-Artikel zu entnehmenden Er
dafi Skythen auch an der oberen Donau ge
Namen gegeben haben.

2. Die FluGnamen Danastius und Danapris


Der Borysthenes fuhrt seit dem Ende des Altertums noch
einen zweiten Namen, Danapris : Advançiç Anon. Peripl. Ponti
Eux. (nach 400 n. Ghr., aber Auszug altérer Werke), Menander
Prot. (ca. 583 n. Ghr.), Theophanes (9. Jahrh.), Danaper Jordan, (um
550 n. Ghr., v. 1. Danaber), Danapris Geogr. Kav. Daraus russ.
Dmeprb, serb.-ksl. dbnaprb.
Parallel damit geht ein zweiter Name des Tyras, Danastius,
der seit derselben Zeit, Ende der rômischen Kaiserzeit auftaucht:
Danastius Amm. Marc. (4. Jahrh. n. Chr.), arab. Dânast, Danaster
(Akk. Danastrum) Jordan., Aàvaatçig Theophan., Kedren, Konstant.
Porph.; aksl. Dznestrz.
Man hat l&ngst in diesen Namen das iran. dânu- ^Flu6u
gesucht, ohne doch sich mit der lautlichen Unstimmigkeit ab-
finden und die zweiten Teile der Namen etymologisch erkl&ren
zu konnen. Vgl. Vasmer, Iranier 62. 66 gegen Sobolewskij,
Arch. si. Ph. XXVII 242 ff. In der Tat ist es ja von vornherein
sehr wahrscheinlich, dafi die beiden Namen dasselbe erste Glied
haben und darin das iran. Wort zu erkennen ist. Nun liegt eine
âhnliche vokalische Unstimmigkeit auch in dem Namen Tâvaiç
vor, dessen erste Silbe von den rômischen wie den griechischen
Dichtern kurz gemessen wird, z. B. Dion. Per. V 14, 660. 679 (tôoooi
/ikv Tâvaïv Tiotafiov JiEQivaiexâovoiv). Ovid Trist. 4, 49; Her. 5, 107;
Hor. Garni. 11110,1; Verg. Georg. IV 517. Diese KUrze wird
aber durch das o des russ. Don und Donee best&tigt, das auf
kurzes a zurtickgeht. Mit dem o von osset. don kann das slav.
o von Don nicht, wie Vasmer, Streitberg-Festgabe 369 anzu-
nehmen scheint, gleichgestellt werden. Denn das oss. o ist lang
und vor Nasal aus dem langen iran. a von dânu- hervorgegangen:
die Gleichheit ist also nur scheinbar.
Die Erklârung dieser Klirze ist kein leichtes Problem. Man

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12 P. Kretschmer

kônnte sich auf die Form Dânu- des Namens der Mutter der
Dânava-D&monen berufen, die seit dem Satapathabrahmana im
nachvedischen Sanskrit ftir das vedische Dctnu- eingetreten ist
Usener zog in seinen Gotternamen 206 diese kurzvokalische Form
heran, um die Dânava mit den Danaern zu vereinigen. Aber
V. Henry hatte schon vier Jahre vorher (Rev. et. gr. V 1892
284 ff.) erklàrt: ,,1'ancêtre est né longtemps après les epigones"
Richtiger: um die Vrc^dhi-Stufe des Metronymikons Dânava- gegen
Uber der Form des Namens der Mutter Dânu- deutlicher zu
machen, wurde diese durch Dânu- ersetzt; im ved. Dânu- f. und
m. war ja tatsachlich Stammwort und Metronymikon zusammen
gefallen. Da wir aus dem Stephanos-Artikel entnehmen, da
auch die westlichsten Skythen die Dânava-Dàmonen kannten,
ware es denkbar, daB am Tanais auch das Appellativum als
retrograde Bildung gefafit zu seinem kurzen a gekommen wàr
Auch das ware môglich, dafi das a von dem Verbum danuvatiy
oder danutaiy wfliefitu iibertragen ist, das einmal abgeklirzt z
danu in einer Darius-lnschrift vorkommt und ai. dhanvati ent-
spricht, also mit dânu- nicht verwandt ist, aber wegen seiner
Bedeutung leicht darauf einwirken konnte. Aber das wahrschein-
lichste ist vielleicht, dafi die Kiirze in Tenais mit der Entlehnung
irgendwie zusammenhàngt : weil die Vokallànge im Iranischen
etwas hinter der griechischen zuriickblieb, also zwischen einer
griechischen Lange und Kttrze in der Mitte lag, konnte sie auch
einmal mit einem kurzen Vokal wiedergegeben werden : also ein
dem Lautersatz analoger »Quantitàtsersatzu. Die Griechen haben
zwar sonst im allgemeinen lange Vokale fremder Sprachen durch
ihre Làngen wiedergegeben, aber es kommen auch Ausnahmen
vor: die wichtigste ist Bafivl&v Aisch. Pers. 54, Babylon, Baby-
lonius in der rômischen Dichtung aus neubab. Bâbilâni, akk.
Bâbilu, apers. BàbiruL Wie man aber auch den Ersatz der
iranischen Vokallànge durch Kiirze im Griechischen und Sla-
vischen erklaren mag, er kann als Tatsache nicht bezweifelt
werden.

Wenn nun in den slavischen Fortsetzungen von Danastius


und Danapris dem ersten Teil Dan- ein Dm- entspricht, so kann
es sich auch hier nur um eine Kiirze handeln, und zwar um ein
kurzes o, das in der Zeit bis zum Anfang des Mittelalters, wo
das Slavische kein o besafi, weil das idg. o zu a geworden war
und erst spâter wieder mit dem alten a zu o wurde, durch slav.
û ersetzt wurde. Wir mtissen also dem slav. Dm- vorslavisches

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Zum Balkan-Skythi8chen 13

iran. Don- zugrunde legen und entweder anneh


selben Zeit, wo am Tanais noch Danu- gespr
der iranischen Mundart, aus der die Namen des Dnjestr und
Dnjepr stammen, schon Don- gesagt wurde; d. h. die Labiali-
sierung des a vor Nasal, die im spàteren Iranischen, im Ossetischen
(dan) wie im Neupersischen eingetreten ist, hâtte in dieser Mundart
frtiher begonnen als am Tanais. Oder aber die Slaven haben die
Namen Danastius und Danapris spàter als Tanais entlehnt, als
die Labialisierung vor Nasal schon eingesetzt hatte. Es «dlirfte
sich demnach bei der verschiedenen Vertretung des iran. danu-
im Slavischen (durch Don und Dm-) entweder urn ôrtliche oder
um zeitliche Unterschiede handeln.
Die Zusammensetzung der beiden Flufinamen aus demselben
Ausdruck fttr Flufi und einem zweiten Wort macht den Eindruck
paralleler Benennung, und dieser wird noch dadurch verstârkt,
dafi der eine Name, der, wie Marquart, Streifzlige a. a. 0. zeigte, ur-
spriinglich Danastius, arab. Dânast lautete, nachtraglich an Danaper
angeâhnelt zu Danaster geworden ist, so dafi sich die heutigen
slavischen Namensformen Dnjepr und Dnjestr nur mehr durch
1 - 2 Konsonanten unterscheiden. Man darf bei diesem Sach-
verhalt vermuten, dafi auch die zweiten Wortteile, die die At-
tribute zu Dan- darstellen mussen, sich irgendwie parallel sind.
Dann erinnert aber das zweite Stiick von Danaper an das kom-
parativische avest. apara- ^posterior, der hintere", ai. âpara- ,,der
hintere, entfernterett, und ftir den zweiten Teil von Danastius
ergibt sich daraus fast zwangslslufig der korrelate Begriff ,,der
vordere, nahere", der im Arischen durch den Komparativ nazdyas-,
avest. nazdyo Adv. ^naher", neupers. nazd ,,nahea, ai. nêdiyas-
^nâher", ausgedriickt wird. Wenn dieses Wort in Danastius ent-
halten war, so brauchen wir nur anzunehmen, dafi die Verein-
fachung des -n n- (in Dan nazdy-) auf Rechnung des Spat-
griechischen (Aavaaxcig) und des Slavischen kommt. Auch Ersatz
von zd durch ox kommt im jiingeren Griechisch in Fremdnamen
vor: im NT. 'IoxqariX neben "IaôçariÀ, auch auf Papyri, lat.
Istrahel (Schulze, KZ. XXX 221 7). Da aber das Slavische die
Lautgruppe zd besitzt, so wird es sich eher um Lautersatz wie
in poln. Tanew, gr. Tavaig und den oben angefiihrten Fallen
handeln.
Die Unterdrtickung des a in Danapris, wenn zu apara- ge-
horig, hat ihre Parallelen in 2avQ0(idxai (Herodot u. a.) > 2aç-
liâxcu (Hippokr.), thrak. 2naçâôoxog (Thuk. IV 101, Munzen)

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14 P. Kretschmer

> Hjidçôoxoç, JSnàQÔaxoç (Thuk


bekanntlich ein hâufiger Dissim
selbe Vokal in zwei aufeinander
einer Liquida oder einem Nasal b
Einer Erklârung bedarf auch
und Dmëprz, dem in Danastius u
Silbe entspricht. Sie ergibt sich w
zu offenem e (a) geworden ist, das
die Slaven die Flufinamen tibern
haben mag, slav. e aber ursprlin
iran. *Don-apr von den Slaven d
Wir sind also zu dem Schlufi g
^nâheren, vorderenu und Danape
bedeutet, was an Benennungen w
innert. Aber Vorderstrom und H
Namen, sondern bequeme Bezeic
miissen von Skythen ausgegange
Danastius und wahrscheinlich an der Ktiste des Schwarzen Meeres
wohnten. Denn diese Bezeichnungen passen eigentlich nur fiir
Schiffer, die nôrdlich der Donaumtindung einen Periplus an der
Nordktiste des Pontus machten: sie kamen nur an zwei FluB-
mtindungen voriiber, der des Tyras-Dnjestr und des Borysthenes
Dnjepr. Dagegen muBten zu Lande nach dem ersteren noch der
Tiligul, der groBe Hypanis-Bug, der Ingul und der Ingulec liber-
schritten werden, ehe man den Borysthenes-Dnjepr erreichte.
Hier ware also die Bezeichnung des letzteren als der hintere
FluB, als ob es keine andern FlUsse hinter dem Tyras gabe
weniger leicht begreiflich. Wenn die Namen Danaster und
Danaper ursprunglich vorwiegend an der Miindung und dem
untern Lauf dieser FlUsse hafteten, so haben die Russen, die ja
dorthin erst spater, gegen Ende des 1. Jahrtausends n. Ghr. ge-
langten, auch diese Namen spàter als den Namen des Don kennen
gelernt und Ubernahmen sie erst, als sie schon auf einer jtingere
Lautstufe standen.
Bedeutungsvoll und tiberraschend ist, daB die Benennungen
Vorder- und Hinterstrom vom Westen aus gerechnet sind, also
voraussetzen, daB die Skythen zur Zeit der Namengebung ihren
Schwerpunkt westlich vom Tyras-Dnjestr hatten. Denn nur dann
konnten sich diese Benennungen so durchsetzen, daB sie die
alten Namen Tyras und Borysthenes ganz zu verdrângen im-
stande waren und heute die einzig ublichen sind. Es fragt sich,

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Zum Balkan-Skythischen 15

in welche Zeit die Namengebung fiel; es bes


Môglichkeiten. Seit dem 2. - 1. Jahrh. v. Chr. dra
tiber den Tyras nach Stidwesten vor und beset
Kustengegend auf dem linken und dem recht
auch die heutige Dobrudscha. Strabo VII 311
Gegend 2xv&ia fiixçâ ,,Kleinskythien", und sc
zeigt, daB damais nur ein kleiner Teil der Sky
Tyras saB, der kaum jene FluBnamen in der ga
Welt zur Geltung bringen konnte. In nachchristli
nun dieser Zuflufi iranischer Stàmme betràcht
sammenhang mit dem Dràngen der Sarmaten,
ôstlich des Tanais gewohnt hatten, nach West
uberlagerten nach Alexander d. Gr. die Skyth
schliefilich untrennbar aufgegangen zu sein s
Sarmaten gehôrten die Iazygen, die bei Strabo
an der Maiotis wohnen und in der Zeit zwischen 20 und 50
n. Ghr. *) in den Landstrich zwischen Donau und Theifi, im
Norden bis zu den Karpathen einwanderten. Sie breiteten sich
allmàhlich auch iiber das Banat aus2). Im Jahre 70 n. Chr.
brachen die Roxolanen, die vorher zwischen Don und Dnjep
gesessen hatten, in Moesien ein (Tac. Hist. I 79). In dieser Zeit,
wo auch das Hinterland von Kleinskythien bis in die ungarisch
Tiefebene von iranischen Stâmmen besetzt war, konnten vielleicht
jene FluBnamen von der Nordwestkiiste des Pontus aus sich
durchsetzen.
Eine zweite Moglichkeit ware, dafi jene Namen viel alter
sind als die spâten Belege ahnen lassen, daB sie Zeugnisse einer
Période sind, in der die Skythen in ihrer Hauptmasse noch
westlich des Tyras saBen und von da aus die Fltisse als *danns
nazdyas und *dânus aparas benannten. Indessen, ist diese Mog-
lichkeit wegen der spâten Zeit, aus der die Belege fiir jene
Namen stammen, die ferner liegende und bediirfte weiterer Stiitzen.
3. Die Danaerfrage.
Es sei gleich im Anfange dieses Kapitels betont, daB darin
eine Frage aufgeworfen, nicht eine Ansicht vorbehaltlos vertreten
wird. Diese Frage betrifft die Herkunft der Danaer, die ja in
der Geschichte der Hellenen einigermafien in der Luft schweben:
sie treten uns nicht als greif bares Volk entgegen, sondern nur
») Vgl. C. Patsch, Anz. Wien. Ak. 1925, 181 ff.; Vulié, Pauly-Wiss., RE.
IV 1189.
2) Vgl. C. Patsch, Die Banater Sarmaten, Anz. Wien. Akad. 1925, 181 ff.

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16 P. Kretschmer

als ein Volksname, als Nebennam


homerischen Epos. Daneben er
anscheinend der Eponym der Da
mit ihm Danae, die Tochter de
dahin, ob eine et was problemati
Trogus einen historischen Kern
kunft der Danaer einen gewissen
Dazu miissen wir uns erst mit
Wir haben oben (S. 6) aus der
der die Skythen dem Namen de
Bedeutung beilegten, die Bekan
sagenhaften Danu-Volk des Ave
zu einem gotterfeindlichen Ges
menden Wassers mythisch verf
daselbst die Mutter des wasserht
auch im Sinne eines Metronymiko
IV 30, 7), sowie ein anderer Dâm
sieben andere von Gott Indra ers
wird in der Schilderung der Kàm
die Wasser fiinfmal (II 11, 10 u
tronymikon Dânava- bezeichne
(Grundr. d. indo-ar. Ph. Ill 1 , A
Mythologie werden die Dânava-
Darin-, zu den Asura, den Gegne
kins, Epic Myth. 46). - Dagegen
PL Dânavo) ein sagenhafter, dem
stamm, der zu den Tura's, den N
Steppen, gehôrt, die die Grieche
tragung und Verallgemeinerung
Volkes) Skythen nennen : dânavo t
13, 37. In letzterm Liede heiflt
Geistern: ^ihr habt den Widerst
Feindschaft der Dânu-Tûra liber
das Beiwort baevarv-paitinqrn »
Yt. 5, 73 werden ihre Helden Kara und Vara von der Familie
Asabana und der tapfere Duraekaeta (»des Begehr in die Ferae
geht" tibersetzt Bartholomae im Worterb.) von Asavazda (= Arta-
vazdes) und ®rita besiegt. Mythisch ist hôchstens, da6 die Fra-
vasi's, also Geister, als Sieger iiber die Dânavas auftreten.
Diese Verhaltnisse weisen darauf hin, dafi die Dânavas ein
Nomadenvolk des Nordens waren, mit dem die Inder in ihren

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Zum Balkan-Skythischen 17

vorindischen Sitzen und das Avestavolk in vorg


zusammengestoBen waren und von dem sie als
Feinden eine undeutliche Erinnerung bewahrte
die sich frtiher und weiter als die Iranier von
Schauplatz dieser KBmpfe entfernt hatten, war
so schattenhaft, daB die Dânavas bei ihnen zu bosen Dâmonen
der Quellen und Fltlsse wurden, die den Menschen das strômende
Nafi vorenthalten. Bekannte Parallelen zu dieser Entwicklung
sind die Pani's des Rigveda, die A. Hillebrandt, Ved. Myth. I (1891)
94ff. nach dem Vorgang von Brunnhofer, Iran und Turan, dessen
Gedanken er aber auf das richtige Mali zurtickflihrte, mit den
Parnern im nôrdlichen Iran gleichgesetzt hat. Vgl. W. Wiist, Indo-
Iranica 205. In dem jtingeren Lied RV. X 108 sind die Pani's,
die sonst als Menschen von Fleisch und Blut erscheinen, zu einem
Dâmonengeschlecht geworden, das jenseits des sagenhaften Rasa-
Flusses wohnt. Mit den Pani zusammen werden in RV. V 34, 6
die Dà sa genannt, die im Rigveda Uberall bald als Feinde der
indischen Arier, bald als mythische Gegner des Gottes Indra er-
scheinen, oft auch in der Namensform Dasyu. Hillebrandt setzt
sie mit dem Nachbarvolk der Parner nôrdlich von Iran, den Da-
hern, Aâcu oder Adoi, alter Aâaai, gleich, zu denen Strabo die
Parner als Zweigstamm rechnet. Vgl. noch Jacobsohn, Arier und
Ugrofinnen 154f. Auch hier handelt es sich um sakische Nomaden-
stàmme, mit denen die Inder in urarischer Zeit und in nordwest-
lichen Sitzen in Fehde gelebt hatten. - t)ber die einstigen Wohn-
sitze der Dânavas konnen wir noch sagen, daB sie an einem
FluB irgendwo in den eurasischen Steppen gelegen haben mtissen.
Deiin ihr Name ist nach seiner Verwendung im Rgveda fiir
Wasserdâmonen als Vrddhibildung zu ddnus ,,Flufiu aufzufassen
und als »Stromleute, Flufianwohner" zu deuten.
Es fragt sich, ob sich sonst von den ,,turanischena Dânavas
eine Spur in unserer Ûberlieferung erhalten hat. In Betracht
kommt hier eine Nachricht, die bisher mehr die Aufmerksamkeit
der Quellenkritiker als der Historiker erregt hat. Sie kniipft sich
an den Namen eines uralten Skythenkônigs Tanaus.
Pompeius Trogus begann seine Weltgeschichte mit der Fest-
stellung, daB die Geschichte der Menschheit mit Herrschaften von
Kônigen beginnt, und nennt als ersten Konig Ninus, den Kônig
der Assyrier. Dann heifit es im Auszug des Iustinus 1 1 weiter:
Fuere quidem temporibus antiquiores Sesosis Aegypti et Scythiae
rex Tanaus, quorum alter in Pontum, alter usque Aegyptum
Glotta XXIV 1/2. 2

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18 P. Kretschmer

excessit. Nachdem dann zuerst


asiens dargestellt worden ist,
schichte der Skythen und mac
Bemerkung, dafi die Skythen
halten worden seien, obwohl di
streitig gemacht h&tten. II 3, 8
gegen die Skythen erzàhlt, d
^Primus Scythis bellum indixi
schickt zuerst Gesandte, die
warten das Herankommen der
ihnen entgegen und schlagen s
wo die Skythen durch Stimpf
halten werden. Sie kehren nach
und legen ihm einen tibrigens
Asia per mille quingentos anno
finem Ninus, rex Assyriorum, i
Das Werk des Trogus hat Jor
nutzt, da er ihn nicht nur als
mehreres neue bietet, was Jus
Quelle Cassiodor bezeichnet n
oben S. 8) die Skythen auch
Tanausis: c. 44: tune, ut fertu
potius intulit bellum

sosis, Aegyptiorum rex, in bellum inru


rex erat

occurrit, eumque graviter debellans i


est, et nisi Nili amnis

biugavit

Trogus Parthorum dicit extitisse prosapiem

thica fugaces quod est, Parthi dicuntur


Der in diesen Texten genannte âgyp
oder Sesosis ist der aus Herodot bekann
den nach Sethe drei âgyptische Kon
20. und 19. Jahrh. v. Ghr. ftihren. Nam
Sesostris I. und III., die bis nach Syrien
l) Die Form Vesosis (bei Justinus uezoris A,
Riihl, Jahrb. f. Phil., 6. Suppl., Bd. 1872/3, S. 1
weitere Entstellung yon Sesosis aus Sesostri
âg. Grundform sn-Wér-t lautet, liegt in Veso
Sesos- Wiederholung des S- anstelle des -v- vor
den âg. Namen Zéomyxiç (Kees, RE. unter
Diodor I 94 scheint das o das âg. W wiederzuge

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Zum Balkan-Skythischen 19

drangen (Kees, Pauly-Wiss., RE. unt. Sesostri


zu einer tippigen Sagenbildung Anlafi gegebe
bei Herodot II 102 zu Lande durch ganz Asien
Europa zu den Thrakern kommen làfît. Dara
nattirlich vôllig erfundene Feldzug des àgyp
gegen die Skythen.
Ein drittes Zeugnis ftir den Namen des Sk
naus bietet Isidor, der in seinen Chronica, MGH.
XI 430, 26, die Angabe hat: Sub quo Scytharum
est, ubi primum regnavit Tanus, und in s
XIII 21, 24 schreibt: Tanus fuit rex Scytha
Ta nais fertur fluvius nuncupatus . . . Da die
Justinus fehlt, so hat Isidor wohl noch den Tr
denn die Ableitung des Namens des Tanais vo
Tanus, wie bei ihm tiberliefert ist, liegt nich
sie Isidorus selbst zutrauen rnochte. - Die Geschichte von dem
Kriege der Skythen gegen die Âgypter unter Sesostris wurde
auch von Arrian in seinen IlaQ&ixd und noch einmal in seinen
'Ivôixd berichtet. Wie bei Trogus (Justinus-Jordanes) die Parther
als Skythen, die von jenem Feldzuge in Asien zuriickgeblieben
waren, erklart werden, so war dieser auch in Arrians Parther-
geschichte im Zusammenhang mit der Herkunft der Parther er-
zahlt. Fr. 156 F 30 Jacoby (D. Fragm. d. gr. Hist. II B S. 858) aus
Phot. cod. 58:

IlâQ&ovç ôé q)t]aiv ènl J


'Iavôvoov xov 2xv&<bv
xfjoai. Hier heifit de
dritte Namensform er
den Arrian in seiner 'I
a&évrig Àéyei, otixe *Ivô
o$xe ^Ivôoloiv âÂZovg
Alyvnxiov xrjç 'Aoirjç xa
E'ÙQoynrjv ovv axQaxi
iïvQOiv ôè xbv Hxv&ecc
xaxaoxçétpao&ai, ènEÂ&
An der Megasthenes-Stel
Bei Herodoi IV 76 ist dieselbe Form in den meisten Handschriften
tiberliefert, dagegen ivôd&vQooç in ABdz, îôav&vçov R. Bei Plu-
tarch 'ïôdv&vçooç, bei Justinus II 5, 8 Ianthyrus. Der Name ist
etymologisch nicht erklàrt, wir kônnen daher die Varianten der
Handschriften nicht beurteilen; die âlteste ist die herodoteische.
2*

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20 P- Kretschmer

Es wird in der Regel angeno


Skythenkônigs Idanthyrsos fti
Herodot IV 76, wo er den Gegne
bezeichnet, wahrscheinlich von
ist. Arrian hat in der Indischen
sthenes abgeschrieben. In der Pa
einer unbekannten anderen Quel
Form 'Iavôvoov entnahm. A. V. G
659 und Rh. M. XXXVII (1882) 5
bei Trogus-Jordanes vorliegende
einigen, dafi er annimmt, scho
griechischen Vorlage in Tanausis
IANAYC I C
TANAUS I S
Er setzt daher bei Justin landusis ein; ebenso F. Rtihl,
Ph. (N. F.) 6. Suppl. Bd. 1872/73 S. 131, der den Fehler
schreibern des Trogus zur Last legt. Der Vorgang
offenbar der umgekehrte: die Form Tavavaig ist bei A
'Iavôvar]ç entstellt. Denn diese ist sprachlich unverstàn
aber hat weiteren Anhalt und kann nicht auf 'Iôâv&vço
geftlhrt werden. Auch Felix Jacoby, der die Gtite hat
meine dahingehende Frage zu schreiben, erscheint es w
haft, dafi IANM20I in TANArSOT zu àndern ist (das meint
vielleicht auch Mommsen zu Jordan. Get. 6,47?). Das ist eigent-
lich keine Ânderung und jedenfalls viel einfacher als Ânderung
in 'ivôad'VQoov".
Schwerer ist es, das Verhâltnis der Varianten Tanaus-Tanus-
Tanausis zu beurteilen. Die Ableitung des FluBnamens Tanais
von diesem Namen bei Isidor wird durch Diodor I 55, 4 bestatigt,
wo es von Seoowois (Sesostris) heifit: ènijÂ&e . . . . xai t« twv
Skv&cûv è'&vt] fièxQi Tavâiôoç, noxafiov xov ôioqIÇovtoç %r\v Eùqù)-
nr\v àno xrjç 'Aoiaç. Der Âgypterkônig kam also durch das Ge-
biet der Skythen bis zum Tanais: dort war also auch nach diesem
Bericht der Sitz seines Gegners, des Skythenkônigs gedacht. Sein
Name Tanaus oder àhnlich verhalt sich zu dem Flufinamen Ta-
nais: iran. dânus so wie der Name der turanischen oder skythischen
Dânu's (Plur. Dânavas) des Avesta, der vedischen Dânu's oder
Dànava's zu dânu- ^FluBu. Wir hàtten demnach in den Skythen
des Konigs Tanaus die sagenhaften Dânu's oder Dânava's und
im Tanais den Strom zu suchen, an dem sie gesessen haben und
nach dem sie als ^Stromleute" benannt worden sind (sowie in

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Zum Balkan-Skythischen 21

der Neuzeit nach demselben Flufi die Don-K


graphische Lage des Don-Gebietes pafit gut zu
Vorstellung von den Dânu's und dem Dânava Vr
die den Ariern das kostbare Wasser vorenthalten. Denn die
Donische Steppe soil in ihrem stidlichen Teil so dttrr, so wasse
und vegetationsarm sein, dafi das Streben ihrer einstigen Be
wohner nach den Ufern des Don, deren Anwohnern sie ihren
Reichtum an Wasser und Pflanzenwuchs neiden mochten, wohl
begreiflich ist, dr&ngt sich doch noch in der Neuzeit die ganze
Bevôlkerung des Donischen Gebiets an dem Don entlang, dessen
Tal allein zum Anbau taugt, dicht zusammen. Da die Lage im
Indusland eine âhnliche ist, konnten die Inder leicht die Vor-
gânge ihrer Vergangenheit auf ihre spàtere indische Heimat tlber-
tragen.
Wir haben in Tanaus, dessen Namensform noch zu besprechen
ist, den Vertreter des Volkes der Dânu's, die griechisch *Tavaoi
heifien mufiten, gesehen, vermissen aber noch ein Zeugnis fur
diesen Volksnamen selbst in der antiken Ûberlieferung. Vielleicht
ergibt sich ein solches aus folgender Tatsache. In Xenophons
Kyrupâdie VIII 7, 1 1 redet Kyros seinen zweiten Sohn Smerdis
(Bardiya), den er zum Satrapen der Meder, Armenier und Kadu-
sier bestimmt, mit & Tavao^dcrj an. Dieser Name ist genau
so gebaut wie !4çT«£a^ç, das W. Schulze, KZ. XXXIII 214ff. =
Kl. Schr. 275 f. als eine mit r-Suffix gebildete Koseform von
Arta%sa$ra aus arta wRechta und %sa$ra »Herrschaftu gedeutet
hat, und bedeutet demnach »Tanaerherrscheru oder, wenn Tavao-
avest. Dânavas entspricht, »Konig der Danavas". Wie der Prinz
zu diesem Namen gekommen ist, wissen wir nicht, sondern ktinnen
wir hôchstens vermuten. Da sein gewohnlicher Name Bardiya,
gr. Smerdis lautete, so wird Tanaoxares ein Beiname, Ehrenname
oder Titel gewesen sein, und die Perser môgen, anders wie das
Avestavolk, die Danava's als ein heroisches Volk ihrer Vorzeit
geschatzt haben; doch konnen wir das genauere nicht wissen1).

*) Opperts Erklârung als * tanu-vazraka «grofi an Korper" (vgl. Bar-


tholomae, IF. XI 138; Foy, KZ. XXXVII 537 ; Kônig, RL. d.Assyriol. 1401) stimmt
weder zu dem £ noch zu der Endung von TavaoÇâçris, eher allerdings zu der
Form Tavvoiâçnris, die Kteaias bietet, bei der aber auch das | wieder stort.
Ob Ktesias eine andere Namensform gehôrt hatte oder eine Entstellung vorliegt
oder das -x- ein zweites hypokoristisches Suffix darstellt, ist schwer zu ent-
acheiden. Justi, Iran. Namenb. 321 schlâgt * tanwa%sa&raka ^minore imperio
fretus" vor, aber erlâutert das angeblich iran. *tanwa- nicht.

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22 P. Kretschmer

Der Name des Skythenkônigs


liefert: Tanaus Just., Tanus Isid., Tanausis Jord. Da aile drei
Texte auf Trogus zurttckgehen, so kann nur eine von diesen
Formen oder hochstens zwei (z. B. Tanaus sive Tanausis) richtig
sein. Unter diesen Umstanden ist es wichtig, dafi ein âhnlicher
Name inschriftlich belegt ist: TANOYIA Name eines Konigs auf
einer nur in einem Sttick in Bukarest vorhandenen Kupfermtinze
aus der Gegend von Tomis (Rs. ^aaiAewg Tavovoa), Regling Pauly-
Wiss., RE. II Reihe VIII 2230, aus der Zeit urn 230-150 v. Chr.
Tavovaag ist gebildet wie 'Axqooccç Name eines andern Skythen-
konigs, der mit Tanusas und zwei weiteren Skythenkônigen Kavl-
T^g1) und Xaçâonriç*) ôrtlich und zeitlich zusammengehort und
ebenfalls uns nur durch Miinzen bekannt ist: s. Pick und Regling,
Die antiken Miinzen Nord-Griechenlands. I. Dacien und Moesien,
2,1 S. 602. Pick, Arch. Jahrb. XIII 177. Ein dritter Beleg dieser
Bildung ist Focyoaag einer Inschrift von Gorgippia (Vasmer,
Iranier 37). Das -a- kann hier nicht wohl suf fixai sein: ich ver-
mute, dafi es sich um Kurzformen der im Iranisch-Skythischen
hâufigen Namen auf -oaôtjç, -oaôiç, -oaxig handelt; occôtjç ist avest.
sâta- ^sich freuend, frohu, np. sâd wfroh", oaxig = ap. siyâti-, av.
sâti- wFreude, Gliicka. Die beiden Wôrter entsprechen griechi-
schem -tfdç^ç und -xaQl$ ^s SchluBgliedern von Personennamen.
So Mriôoaâôrjç, skyth. Name bei den Thrakern, Maiaâôrjç dgl.,
IIaiQioàôr]ç, Odrysenfiirst u. a., Pirisâti, Ftirst von Uras im Lande
Naïri um 820 v. Ghr. (Justi, Iran. Namenbuch 237 f.), BriQioâôrjç
Tomaschek,ThrakerII2,13.41 Odrysenfiirst u. a. Skyth. 'OxTapa-
odôrjç Herodot IV 79, zu avest. u%àôtoma- Ntr. ,,der beste, wirk-
samste Spruch" (Bartholomae, Wb. 382), nur dafi *uktatdma- zu-
grunde liegen wird und Haplolalie eingetreten ist, also »der am
besten Spruch sich freut" oder wder der besten Spriiche sich er-
freutu (anders Miillenhoff, D. A. Ill 116; Vasmer, Iranier 15). Posei-
don hiefi nach Herodot IV 59 bei den Skythen &ayafiiaâôaçy
das erste Glied wohl zu avest. taxman- n. wLauf fliefienden
Wassersa, aber aus einer Grundform *taJc9man-, die in der Zu-
sammensetzung zum i-Stamm umgestaltet wurde, von tak- rlau-
fenu; zu dem 9 vgl. av. râfoma- neben râdman-, ~k- > ~g- wie
sonst. Das Nomen actionis sati- liegt in dem Frauennamen ITaçti-
l) SoDstige Zeugnisse fiir diesen skythischen Konigsnamen Justi, Namen-
tiuch (Vasmer, Iranier 41).
•) Wohl aus pers. kdra- BHeera mit Angleichung an gr. Xaç- und aspa-
,Pferd«.

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Zum Balkan-Skythischen 23

occviç = a.ip.*paru-siyâti- »viel Freude mach


oàôiç, Name eines Konigs von Bosporus aus
,,Freude des Vornehmsten (Ftirsten)u oder ^v
gew&hrend" (Vasmer, Iranier 48) vor. Dazu
P. N. in Pantikapaion (Vasmer a. a. 0.), die K
Vasmer).
Wie in Paôàfiaoiç -oiç aus -oaôiç, so diirfte -oaç in Poçyô-
aaç, 'Axçôoaç, Tavotioaç aus -oaôaç = -sâtas gektirzt sein. Doch
konnen dièse Namen auch den suffixlosen Wurzelstamm avest. sâ-
^froh, Freudea enthalten. Also Poçyo-oaç ,,Freude von Gorgip-
piau, 'Axçooaç vielleicht aus einem zu àxço- grâzisierten iran. ayra-
vder erste, Oberste" und dann von ahnlicher Bedeutung wie
Paôàfioaôiç. So wird nun Tavovaaç = iran. *Dânu-sâs ^Freude
der Dânu's" sein; vgl. Mrjôooàôrjç »der die Meder erfreut". Von
den handschriftlich tiberlieferten Namen des Skythenkônigs steht
am nËchsten Tanausis bei Jordanes: die Form kônnte, wenn ein
gr. Tavovatjç zugrunde liegt, sich mit Tavovaaç vollkommen
decken; doch setzt dies Verderbnis von ov zu av voraus. Die
Endung -sis kônnte auch, statt itazistisch = -a^ç, dieselbe Kurz-
form wie in Paôafiaaiç darstellen. Aber 'Iavôvoov bei Arrian-
Photios spricht mehr fur -a^ç. Tanus bei Isidor wâre = iran.
Dânus, also der Eponym des Volksstammes; vgl. "Ayaçoç den
Skythenkônig, Diod. XX 24, 3, mit dem Ethnikon "Ayaqoi an der
Maiotis. Tanaus liefie sich als *Dânavas, eine Vrddhiform wie
ai.Dânava- erklâren. Welche Namensform oder - unterUmstànden
- welche beiden Formen die echten sind, lâfit sich durch sprach-
liche Griinde nicht entscheiden. Palâographisch ist die kiirzeste
unwahrscheinlich, wenn die echte Form nur eine einzige ware, und
die (îbereinstimmung von Jordanes' Tanausis mit Arrians 'Iavôv-
aov spricht daftir, dafi die lângere Form bei Trogus und in seiner
griechischen Quelle stand, môglicherweise allein, aber wahrschein-
licher mit der ktlrzeren als Nebenform (z. B. Tâvaoç ^ Tavovoriç).
Wir haben gesehen, dafi der Name und das Volk des Skythen-
kônigs mehrfachen anderweitigen Anhalt findet (Kônig Tavovaaç
- der Tanais-Flufi - die avest. Dânavas - Tavaot-âQriç), aber
da es sich dabei um wdisiecta membra" handelt, so ist eine Prti-
fung der historischen Glaubwiirdigkeit jener Nachrichten um so
nôtiger. A. v. Gutschmid, Rh. Mus. XXXVII (1882) 548f. (= Kl.
Schr. V 218ff.) hat das Werk des Alexandriners Timagenes, das
unter dem Titel BaaUeïç zitiert wird, als Vorlage (nicht nur
Quelle) der Universalgeschichte des Pompeius, aus der Justin und

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24 P- Kret8chmer

Isidor schbpften, wahrscheinlich


S. 220 findet seinen Beweis dafiir,
Bearbeitung des Timagenesu sei,
Da Timagenes in der Zeit des Po
lebte, so kommen wir mit ihra
Als weiter zuriickliegende Quelle
V 19ff. 69 ff. die Persergeschich
Ed. Schwartz, RE. unt. Dinon), d
2. Hâlfte des 4. Jahrh. v. Chr.; N
Trogus in der persischen Geschic
Ostpreufien I. Osterode 1882,
beides erscheint nicht gentigend
Jacoby, RE. unter Ktesias Sp. 20
aber, dafi der Skythenkônig T
Âgypterkônig Sesostris ausgespi
Ruhm der Skythen und der ihnen
gegeniiber dem der Âgypter zu e
des Tanaus mit der Geschichte der Parther, die als Nachkommen
zurttckgebliebener Skythen hingestellt werden, in Zusammenhang
gebracht war. Timagenes-Trogus und Arrian in den IlaQ&ixà
stimmen in dem Namen des Skythenkônigs Tanauses (oder âhnl.)
liberein, gehen also auf dieselbe (wenn auch mittelbare) Quelle
zuriick. Dagegen bietet die von Megasthenes benutzte Version,
die Arrian in seiner 'Ivôixfj mitteilt, daftir den Namen 'Ivôâ&vçoiç]
c. V4: oixoç &v ô Meyaa^evrjc lèyei, otixe 'Ivôovç inioxqaiEvoai
oiôafioïoiv dv&çcbnoioiv, oflxe 'Ivôoïoiv àXXovg àv&Q(bnovç. 'AlÀà
2Jéoo)OTQiv fiev %bv Aiyvnxiov tfjç Aolriç xaxaoxQExpdfievov xi]v
noXXr{V, ëoxe ènl tijv Evçéjitjv ovv GTçatifj èÀàoavta, ànloo) ànovo-
OTfjoai. *Ivôâ&vQoiv ôe %bv Hxv&ea èx xijç Hxv&itjç ÔQfirj&évta
noÀÂà fièv xfjç 3Aali]ç ë&vea xaxaoxQètyao&ai, ènek&eïv ôe xal ttjv
AlyvjiTicov yfjv xQaxéovxa.
Es wird gewohnlich, wie schon gesagt, angenommen (z. B.
von Gutschmid, Roos, F. Jacoby), dafi der Name Indathyrsis ftir
den Skythenkônig von Megasthenes oder seinem Gewàhrsmann
aus Herodot IV 76. 120. 126f. entnommen ist, wo er der Gegner
des Dareios ist. Aber aus dieser leichtfertigen Namensiibertragung
folgt m. E. nicht, dafi jener Kriegszug der Skythen nach dem
Stiden, der in sehr alte Zeiten, in die des Sesostris, verlegt wird,
selbst nach der Erzâhlung Herodots vom Skythenkrieg des Dareios
erfunden sei. Denn der durch Trogus und Arrian bezeugte Name
des skythischen Kônigs Tanauses oder âhnlich hat sich uns als

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Zura Balkan-Skythischen 25

echtskythisch erwiesen, und der durch ihn ver


Stamm Anhalt an dem persischen TavccoÇâçriç un
Dânavô gefunden. Die Môglichkeit aber, dafi h
lieferung vorliege, wird durch eine Angabe be
c. 48 erwiesen: Hunc ergo Thanausim regem Gothorum
mortuum inter numina sui populi coluerunt. Der sieg-
reiche Kônig und Fiihrer jenes sagenhaften Kriegszuges Tanausis
wurde also von den Skythen als Gott verehrt, und es ist be-
greiflich, ja zu erwarten, dafi in seinem Kult sich auch die Ober-
lieferung von seinen Taten erhalten hatte. Dadurch erklart es
sich, dafi die Kunde von so weit zuriickliegenden Ereignissen
bis in sp&tere historische Zeiten fortleben konnte. Die Nachricht
bei Aristoteles, Problemata 19. 28, dafi die Agathyrsen, weil sie
analphabet waren, ihre Gesetze ,,sangena *), d. h. in Liedern fest-
hielten und fortpflanzten, zeigt, wie die Skythen sogar ihr Volks-
recht mttndlich tiberlief erten ; sie werden gewifi auch eine ge-
schichtliche, wenn schon sagenhafte tîberlieferung gehabt haben.
Die Frage ist nur, durch welchen Kanal die Nachricht von dem
Zuge des Tanaus(es) den griechischen Historikern zugekommen ist.
Zwei Wege sind denkbar: der eine ftihrt liber die pontischen
Griechen, denen Herodot seine Kunde von den Skythen verdankt.
F. Jacoby hat gewifi Recht, wenn er mir schreibt, ^dafi die "EA-
Àtjveç oi tàv IIôvtov olxéovteç (Herodot IV 8) eine wichtige und
bis in die Alexanderzeit dauernd fliefiende Quelle sowohl fiir
Heqaixd wie ftlr Sxv&ixd sind; das bei ihnen aufgenommene
Material gehôrt teilweise zum âltesten, was wir in der Ethno-
graphie tiberhaupt habentt. - Einen zweiten Weg hat Gutschmid,
Kl. Schr. V (1894) 94ff. angedeutet, wenn er die Erzahlung des
Trogus von den Skythen und Sesostris eine in persischem Sinne
vorgenommene Umgestaltung der Tradition nennt, deren Spitze
gegen Âgypten gekehrt sei, und die Nachrichten tiber jene medo-
persische Tradition auf verschiedene von einander unabhângige
griechische Schriftsteller zurtickftihrt, deren gemeinsame Quelle
wohl jene persische Nationalsage gewesen sei. Mehr als diese
blofie Kombination spricht wohl der persische Beiname Tanaoxares

l) Aià zt véfiot, naÀovvTcu odç Çôovaiv; i) ôti nçlv ènioxao&ai yçdfifiaza,


fjôov tovç vôfiovç, Ô7i(ûç (*t] èjiiÀàd'ùJvicu, (ooneç èv *Ayad"ÔQOOiç elcbd-aaiv. -
Von den Geten berichtet Steph. Byz. s. Fetta: vôpoi ôè Fetùv

xtlQVK£vù>vzcu xi&açiÇeiv. Vgl. Pârvan, Getic


fiovaog in Olbia bezieht sich wohl au! die ,geti
8zu Fixai + Mvaol?u).

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26 P. Kretschmer

und die avestische Sage von de


solchen iranischen Ûberliefe
deren Inhalt. Das Avesta nenn
unter den turischen Dânu's die Briider Kara und Vara von der
Familie Asabana und den tapferen Dûraëkaéta1). Die ersteren
Namen sind nicht gedeutet; Dûraëkaéta erklàrt Bartholomae, Bezz.
B. XV 189 als »den, dessen Begehr sich in die Feme richtetu;
ob der Name sich auf das nomadische Leben bezieht, bleibe dahin-
gestellt. Ihre Gegner auf Seite des Avesta sind Asavazdah- (=
mp. Artavazd, 'AQTCtovâoôrjç) und ®rita, die Sohne des Sayuzdri
(Yt. 5, 72). Bei der feindlichen Einstellung des Avestavolkes, der
vedischen Inder und der Donauskythen gegen die Dânu's, von
der vielleicht nur die Perser wegen des Namens TavaoÇàçrjç aus-
genommen sind, ist aber doch der iranische Weg jener Ûber-
lieferung weniger wahrscheinlich als der tiber die pontischen
Griechen.
Wenn wir aber zu dem Ergebnis kommen, daB die Ûber-
lieferung von dem Kônige Tanaus(is) am Tanais bei Trogus, Ar-
rian, Megasthenes irgendeine geschichtliche Grundlage hat, so ent-
steht die Frage, was an ihr wirklich historisch ist; und da kann
als sicher geschichtlicher Kern wohl die einfache Tatsache be-
zeichnet werden, daB ein Kônig jenes Namens am Don in der
Vorzeit iiber ein Volk der Danavas herrschte und durch einen
grofien Kriegszug bertihmt wurde. Aber ist nun auch die Ûber-
lieferung, daB dieser Kriegszug sich nach dem Siiden, ja gegen
Âgypten richtete, nattirlich von alien weiteren Einzelheiten wie
der Unterwerfung Vorderasiens abgesehen, noch historisch? -
Das ist die Frage, die ich am Anfang dieses Kapitels im Auge
hatte: sie wird nahegelegt durch den Kriegszug, den das Volk
der Danawa oder Danuna »von ihren Inseln" nach Ëgyptischen
Berichten im Anfang des 12. Jahrh. in den erst en Jahren der Re-
gierung Ramses III. (ca. 1200-1167 v. Chr.) im Bunde mit andern
Seevôlkern, den Philistern, Takkara, èakalsa und Wasasa, gegen
Âgypten unternahm.
Der, wie Fremdnamen gewôhnlich, syllabisch geschriebene
Name des Volkes lautet9) bei Greene, Fouilles II 18 di-injw =
l) yat bavama aiwivanyd dânavô tûra

rardtnèa asabansm tancistomca dûraëka


turischen Dana's, Kara Asabana und Vara
2) Die genaneren Angaben hieriiber ve
Privatdozent Dr. H. fialcz vom Institut f
Univ. Wien.

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Zum Balkan-Skythischen 27

d-n-w, das mit Danawa umschrieben werden kann, auf dem


Tempel von Medinet Habu (Lepsius, Denkmâler III 2 1 1 , 4) und
Papyrus Harris 76,7 d]-lnjw-nl = d-n-w-n, das gewôhnlich mit
Danuna umschrieben wird1). Dièse Umschreibung erhâlt eine
gewisse Grundlage durch das in einem El-Amarna-Brief keil-
schriftlich genannte Land Danuna (MAT da-nu-na). Es ist ein Brief
des Konigs Abimilki von Tyrus an den àgyptischen Pharao (El-
Amarna-Tafeln ed. Knudtzon I Nr. 151), in dem es Z. 49ff. heifit:
»Der Kônig, mein Herr, hat an mich geschrieben: ,Was du hôrst
von Kinahna (Kanaan, Syrien), das schreibe mir!* Der Konig des
Landes Danuna ist tot, und sein Bruder ist Kônig geworden nach
ihm, und ruhig ist sein Land. Und Ugarit, die Burg des Kônigs,
hat Feuer verzehrt; ihre Half te hat es verzehrt.u Aus diesen
Worten folgt zwar nicht mit voiler Sicherheit, aber doch mit
grôGter Wahrscheinlichkeit, dafi Danuna in Syrien gelegen hat,
was Ed. Meyer, G.d.A. II 1, 224 mit Unrecht bestritt. Ein neuer
Beweis fiir diese Lage von Danuna ist inzwischen durch Eckhard
Ungers Neuverôffentlichung des Obelisken des Kônigs Assurnasir-
pals I. (MAOG. VI [1932] H. 1/2) bekannt geworden. Auf dieser
urn 1045 v. Ghr. gesetzten Inschrift heifit es Z. 3 Iff.: wDie Stadt
Amlatti(?), die Stadt âaburami(P), die Stadt Ruzidak(?), die Stadt
Bugu (oder Buqu), die Stadt Uztu, feindliche Stâdte vom Lande
Dannuna (MATDan-nu-na) eroberte ich, mit Feuer verbrannte ich
ihre Beute." Buqu vergleicht Unger mit Buqâ bei Antiochien.
Nach diesem Zeugnis muB das Land Dannuna auf dem vorder-
asiatischen Festland, irgendwo in Syrien gelegen haben.
Die Danuna sind schon seit langem von den Historikern
(Literatur bei J. Miller, P.-W., RE. unter Danaoi Sp. 2094) mit
den Danaern gleichgesetzt worden, und wir miissen in der Tat
erwarten, »die Nordvôlker von den Lândern des Meerestt, die
nach den àgyptischen Berichten im 13. und 12. Jahrh. v. Ghr.
Àgypten heimsuchten, unter den von griechischer Seite her be-
kannten Mittelmeervôlkern, wenigstens teilweise, wiederzufinden.
Es fragt sich nur, ob jene Gleichsetzung irgendwelche Bedenken
gegen sich hat. Was die Namensform betrifft, so kann die
*) Ed. Meyer, G.d.A. II2 1, 224 u.ô. schreibt Danauna, indem er das Schilf-
blatt-Zeicben als Yokal !a6t. Bossert, Altor. St. II (1929) 278 f. schreibt Denjen
ohne Zusatz. Aber j wird im Neuâgyptischen mit zwei Schilfblattern ausge-
driickt, einfaches Schilfblatt ist nach Czermak, Die Laute der àgypt. Sprache
II (1934) 226, in dieser Zeit phonetisch entwertet. Lnckenbill und Bossert
a. a. 0. ziehen auch den assyrischen Nam en von Cypern, Iadnana, her. den sie
als fllnsel der Denjen" deuten. Man wtlrde Danuna erwarten.

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28 P. Kretschmer

agyptische ktlrzere Form D> -j


unmittelbar mit gr. Aava/oi gle
Form Danuna hat man schon la
n-Suffix gesucht und Tvçarivo
Falle liegen die Dinge freilich
unzahligen thrakisch-kleinasiatis
die von Ortsnamen, Stadt- un
weist auf einen Ortsnamen Tv
zeugt ist. Das agyptische Tur
als Volksname verwendete Ort
die Àgypter haben sich mit di
gekannt. Eine fast vollkomm
Danawa-Danuna liegt im Lyk
lyk. Tlava (gr. TÀàç) das Ethni
I 25 TÂcoetiç) gegeniibersteht : g
Danuna. Einerseits konnte nach Tlava eine Form Danava in
Kleinasien leicht fiir einen Ortsnamen gehalten und daher ein
Volksname Danuna dazu gebildet werden. Anderseits konn
nach Fallen wie dem Ethnikon Danava neben Danuna auch Tursa
neben Tursdno- von den Àgyptern als Volksname aufgefafit werden»
An die Gleichung Danawa-Danuna = Aavaol knttpft sich nun
aber noch ein geographisches Problem. Frtiher zog man aus
dieser Gleichung allgemein den Schlufi, dafi die Danuna, die nach
dem âgyptischen Bericht »von ihren Inseln" kamen, wie die Da-
naer im Peloponnes zu Hause waren, dafi mit den »Inseln im
grofien Meereu auch wohl festlândische Mittelmeerktisten gemeint
sein kônnen; vgl. z. B. Busolt, Gr. Gesch. I9 125. Als dann der
Amarna-Brief zutage kam, glaubte Ed. Meyer, G.d.A. II9 1, 224,
doch an jener Ansicht festhalten zu dtirfen in der Meinung, dafi
der Name Kinahni (Kanaan) ,,in ganz umfassendem Sinneu ge-
braucht sei. Schachermeyr, Etr. Frtihgesch. 47 f. erwâgt drei
Môglichkeiten, ohne sich ftir eine zu entscheiden: 1. Die agyptische
Danawa waren mit den in erster Linie in der Argolis zu lokali-
sierenden Danaern und dem Volk des Landes Danuna identisch.
2. Sie waren mit den Danaern, aber nicht der Bevôlkerung des
in Syrien gelegenen Landes Danuna identisch. 3. Es handelt
sich um drei verschiedene Vôlker. Ftir die erste dieser drei
Môglichkeiten spricht die Gleichheit der Namen Danawa und
Aavafol sowie die Tatsache, dafi, wie die Danawa Feinde der
Agypter waren, der Eponym der Danaer, Danaos, feindliche Be-
ziehungen zu Aigyptos, dem Eponymen der Agypter, hatte. Flir

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Zum Balkan-Skythischen 29

historischen Zusammenhang aber der Danawa


Lande Danuna oder Dannuna in Syrien fàllt
Namen ins Gewicht. Dazu kommt noch, dafi d
drei Namen ungefahr demselben Zeitraum a
naer der vordorischen Epoche, die Danawa
12. Jahrh. v. Ghr. Das Land Danuna ist zuerst aus dem 14.
(Amarna- Brief), dann aus dem 11. Jahrh. (Obelisk-Inschrift)
zeugt. Wenn man der Annahme eines zufâlligen Zusamm
treffens entgehen will, die man doch gern vermeidet, kann
nicht umhin, zwischen den Trâgern jener drei Namen ein
engen Zusammenhang anzuerkennen.
Die beiden Merkmale, der Name und feindliche Beziehung
zu Âgypten, treffen nun aber auch auf Tanaus(es) und sei
Zug gegen Âgypten zu. Auch wenn man die Kombination
den avestischen Dânavas fttr nicht sicher halt, darf der Name
des Skythenkônigs vom Tanais mit dem des Danaos verglich
werden1). Dafi der Anlaut T- und die Ktirze des a der ers
Silbe kein Hindernis bildet, haben wir bereits festgestellt; s. o
S.4.1 If. Wenn wir demnach die Môglichkeit erwagen, dafidieDana
Danaoi, deren Herkunft sonst flir uns in der Luft schwebt, a
dem skythischen Nord en stammen, so miissen wir prtlfen,
sich diese Annahme mit den anderweitig uns bekannten Tat
sachen vereinigt. Da das Land Danuna schon in einem Amarn
Brief des 14. Jahrh. v. Ghr. erwàhnt wird, so mtifiten die Skyth
vom Tanais spâtestens um 1400 oder im 15. Jahrh. von Nord
gekommen sein und sich in Syrien festgesetzt haben. Dies a
zunehmen erscheint um so weniger bedenklich, als sich derse
Vorgang in spàterer Zeit, im 7./6. Jahrh. abgespielt hat. Dam
haben die als Verfolger der Kimmerier in Asien eingedrunge
Skythen, wie Herodot 1 104 sich ausdriickt, ganz Asien beherrsch
(zijv 3Aoir\v nâoav knèo%ov) und sind 591 v. Chr. auf Veranlassu
des mit ihnen verbiindeten Konigs von Babylonien, Nebukad
nezar IL, durch Kilikien und Syrien gegen die àgyptische Gre
gezogen, machten aber vorher schon in Pal&stina in der Sta
Bet-Seân (heute Besân) Halt, die noch in hellenistischer Zeit n

*) Usener, Gotternamen 206 hat versucht, die vedischen Dânava- mit


griechischen Danaern zu vereinigen, sah aber den Zusammenhang als smythi
an und berief sich hierfiir au! die Sage von Danaos und den Danaiden. V. He
Rev. et. gr. V (1892) 286 wendete mit Recht ein, dafi dann Lange des a
ersten Silbe von Aavaéôeg und in der zweiten Silbe e zu erwarten ware;
nahm daher Vermischung dieses Namens mit Aavaot an.

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30 P. Kretschmer

ihnen Skythopolis genannt wur


unter Kimmerier und Skythen
Land Danuna hat der Obelisk-Ins
bis ins 11. Jahrh. v. Ghr., also n
griff der Danuna auf Âgypten, ge
Indessen kann mit den Danun
Bericht »von ihren Inseln" gege
die Bevôlkerung des syrischen
die Àgypter die syrische Festla
als Insel bezeichnet hâtten. Wir miissen also annehmen, dafl
diese Danuna auch auf Insein des Âgâischen Meeres angesiedelt
waren. In Betracht kâme dafiir Rhodos, wo Danaos auf der
Flucht aus Âgypten gelandet sein soil, bevor er nach Argos kam
(Apollodor II 1, 4, 6). Die drei âltesten Stâdte der Insel, Lindos,
Kamiros und Ialysos, sollen nach Tôchtern des Danaos benannt
und der bertihmte Tempel der Athena Lindia von Danaos oder
den Danaiden gegrtindet worden sein (Strabo XIV 654). Stephanos
v. Byz. erwâhnt ein Ialysos iv Sxv&ia: da wir sonst von einem
solchen nichts wissen und der Name Ialysos nicht besonders
skythisch aussieht, so hieB vielleicht die Gegend von Rhodos, wo
Ialysos lag, 2xv&ta. Der Name 2xv&iâc, (Hesych) oder 2xv&lg
(Nikanor bei Steph. B.) wird von Delos tiberliefert, das in
historischer Zeit kaum Beziehung zu Skythen hatte. Jedoch
erscheint es fraglich, ob die Danaer je als Skythen bezeichnet
wurden und jene Ortsnamen auf die Danaer bezogen werden
dtirfen. Die Historiker haben, wie schon zur Sprache kam, bei
den „ Danuna von ihren Inselnu in erster Linie an die Danaer
der Argolis gedacht, in der Annahme, daft auch die peloponnesische
Halbinsel unter die Insein des grofien Meeres gerechnet worden
sein mag.
Die Danaer sind ftir die griechische Geschichte zun&chst nur
ein Name, den im homerischen Epos die Achâer neben ihrem
zweiten Namen 'Aqyeioi als dritten ftthren - A. Delia Seta,
Achaioi, Argeioi, Danaoi (Rendic. Ace. d. Lincei XVI [1907] 133ff.
136) gibt folgende Zahien ftir das Vorkommen der drei Namen
in Ilias und Odyssée:
3A%aioi 'Açyeïoi Aavaoi
II. 605 176 146
Od. 118 30 13
Er betont, dafi der Name Aavaoi
Metrum viel bequemer als der d

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Zum Balkan-Skythischen 31

*A%aioioh doch bedeutend weniger gebraucht w


halt ihn ftir den jtingeren. Im iibrigen kntipft
Ùberlieferungen nicht an die Danaer selbst, son
Eponymen Danaos. Fttr die Griechen war Dana
und Zuwanderer ausÀgypten, Bruder des Aigyp
Kônigs von Âgypten.
Freilich liegt in den Scholien zu Eurip. Hek.
fassung vor, wonach Danaos und sein Bruder
golis geboren w&ren, Danaos den Aigyptos u
vertrieben hàtte, dièse aber zuriickgekehrt un
mit den Danaiden ebenfalls in der Argolis erf
und Friedlander (etwas anders Deubner, Philol.
diese Tradition ftir die alteste, aber Wilamowi
letzt G. Megas, Herm. LXVIII (1933) 415ff.
widersprochen. Megas selbst halt die Sage von
Danaiden ftir ein reines Mârchen und beruft sich daftir auf eine
moderne armenische Sage, die Ghalatiantz, Z. d. Ver. Volksk. XIX
(1909) 362 mitteilt: Ein griechischer Kônig fordert den Kônig
von Arménien auf, ihm 40000 Krieger zu Hilfe zu schicken. Der
sendet 40 Recken, an ihrer Spitze den tapfern Sargis. Da der
griechische Kônig unzufrieden mit der kleinen Zahl ist, schlagt
Sargis vor, dafi die 40 mit dem ganzen griechischen Heer kâmpfen
sollen : sie vernichten das Heer. Nun beschlofi der Kônig, jedem
der 40 Nachts je eine Armenierin beizugesellen, dem Sargis die
Kônigstochter. Die 39 andern tôten ihre Brâutigame; die Kônigs-
tochter schont Sargis und entflieht mit ihm. Megas kennt keine
Mârchenparallele fiir diese Geschichte, auch Bolte und Polivka,
unsere besten M&rchenkenner, konnten ihm keine nennen. Dann
fehlt aber der Beweis, dafi die armenische Sage ein internationales
und daher uraltes Mârchen ist, das der Danaidensage zugrunde
liegt. Eine einzige moderne Geschichte reicht zum Beweise nicht
aus. Es gibt ein weit verbreitetes Mârchenmotiv, das âhnlich,
aber nicht gleich ist. In der polnischen Fassung bei Glinski
(vgl. Kôhler, Kl. Schr. I 549) ubernachtet der Held mit 11 Brtidern
bei der Hexe Baba Jaga, deren 12 Tôchter sie freien wollen.
Niezginek (der Held) verstellt die Betten von ihm und seinen
Brtidern sowie die der Tôchter, und die Hexe schneidet daher
ihren eigenen Tôchtern die Kôpfe ab statt den Brtidern. Das
Motiv kehrt in dem internationalen Menschenfressermârchen wieder
und kann gewifi sehr alt sein. Zahlreiche Parallelen bei Kôhler
a. a. 0. 1 196 und Bolte-Polivka, Anm. I 124f. Dieses Motiv unter-

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32 P. Kretschmer

scheidet sich von der Danaiden


nicht die Manner gekôpft wer
eine Tâuschung zustande. Die
schwankt auch in der Danaid
F. Gr. Hist. IF 19 = Schol. Eur
(lev 'Hoioôoç ènolrjoe, nevxrix
griechischen Sagen sind in d
sondera mehr oder weniger v
innerungen, die mit Mârchen
Danaidenhochzeit und die Ermo
formung jenes Màrchenmotivs
Sage, der Danaername und das
erinnern doch schwerlich zuf
den tibrigen Seevôlkern gegen
In 3Aji6pa#(ioi im stidlichen
auf seiner Flucht von Âgypt
sein (Pausan. II 38, 4). Es kôn
sein, welche die Erinnerung
Niederlage von 1192 v. Ghr. au
flohen waren, festhielt. Es ist
an dem der Ort lag, Tâvaog1)
den Kônig Tanaus und den T
làfit sich der Name nicht woh
heutige Bach von Luku, weder
ist als jjeder Flufi seiner Natu
dieser Bedeutung ist eben an
ZweiFragen bleiben hier zu
die Danaer des Epos zu dem au
und 2. Wie verhalten sie sich zu den ostlichen Danuna und den
Danawa der agyptischen Texte? - Aischylos, in dessen Hiketiden
Danaos mit seinen Tôchtern hilfeflehend zum Kônig Pelasgos
von Argos kommt, erwahnt die Danaer nicht. Auf die Frage des
Pelasgos, wes Geschlechts sie seien (V. 262 f.), erwidern die
Danaiden, sie seien Argeierinnen, Nachkommen der Kuh, und als
der Kônig versetzt, dafi sie eher wie Leute vom Nil, wie Kyprie-
rinnen, Inderinnen oder Amazonen aussâhen, klàren sie ihn
auf, dafi sie Nachkommen der Argeierin Io im vierten Gliede
seien :

>) So Eurip. El. 410, wonach das Tdvoç der meisten Handschriften bei
Pans. II 38, 7 verbessert wird. Derselbe Fehler Tanus st. Tanaus bei Isidor
(oben S. 19).

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Zum Balkan-Skytbischen 33

Io
I
Epaphos
I
Belos

Danaos Aigyptos
]
Danaiden.
Hier ist also die Vorstellung, dafi Danaos aus Argos stammt,
zwar vorhanden, aber ein Zusammenhang mit den Danaern wird
nicht geàufiert und gewifi auch nicht gefiihlt. Erst Euripides im
Archelaos (Strabo V 221) lâfit den Danaos ein Gesetz in Hellas
geben, dafi das friiher Pelasgioten genannte Volk Banner genannt
werde (IltXaoyiùxac, ô* (bvofiaofiévovç xà nçiv Aavaovç xaÀeïod'ai
vô(iov ë&riK àv cEÂMôà). Er halt also, weil Danaos Eponym der
Danaer ist, die epischen Danaer fttr jiinger als Danaos.
Ob Aischylos ftir sein Drama das Epos Danais (oder Aavatôeg)
benutzt oder aus den hesiodischen Kaxâloyoi gesclrôpft hat, ist
strittig: Welcker und Ed. Meyer (Forsch. z. ait. Gesch. II 67 ff.)
traten fttr erstere Annahme, E. Maafi, De Aeschyli Supplicibus
commentatio (Progr. Greifswald 1890/1) fttr die zweite ein. Auf
jeden Fall kann die epische Sage und Dichtung eine ziemlich
weit zurttckreichende Erinnerungfestgehalten haben ; vgl. Schacher-
meyr, Etrusk. Frtthgesch. 55 ttber epische Rttckerinnerung. Zwei
Ztige der Danaos-Sage, die sich nicht aus dem Hergang der Er-
eignisse ergeben, konnen ait sein. Danaos gilt als besonders
kundig des Seewesens, als Erfinder des Fttnfzigruderers, der
IlevTrixôvTOQoç1). Bei den Spateren wird er gar zum Schôpfer
des ersten Seeschiffes: Apollod. Ill, 4, 5 vavv xaxeaxevaae nçcoioç;
Plin. VII 67, 15 nave primus in Graeciam ex Aegypto advenit
(antea ratibus navigabatur). Dieser Zug stimmt zu der See-
tttchtigkeit der Danawa und der ttbrigen Seevolker, die zur See
wie zu Lande gegen Àgypten vorgingen und den Agyptern eine

l) W. Schwarz, Die Danaidensage (N. Jahrb. f. Phil., 147. Bd., 1893, 95 ff.
101) leitet daraus die Fiinfzigzahl der Danaiden her, die schon Hesiod (s. oben
S. 32) nnd Aischylos (Hik. 307 nevzrixovTâncuç) kennen. Aber dieses Erfinder-
motiv, dessen altester Zeuge der echte Apollodor des 2. Jahrh. y. Chr. ist
(Waser, RE. unter Danaos, Sp. 2095), entspricht nicht dem Charakter alter
Sage, sondera mehr dem der jûngeren mythographischen Literatnr; altiiberliefert
wird nur die Seetttchtigkeit der Danaer sein. Die groûe Zahl der Danaostô'chter
erklart sich als mârchenhafte Urnschreibung des fliichtigen Danaosvolkes.
Qlotta XXIV 1/2. 3

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34 P Kretscbmer

grofie Schiffsschlacht liefert


m&lde in Medinet Habu darge
590). - Einen zweiten Wesens
Frauenkatalog Fr. 47, Kinkel m
Aavaoç noir\aEv ëvvèqov (Var
&éoav "Açyoç ëvvôqov). Die Ny
zu den lemaischen Gew&sser
bathmoi, wo Danaos gelandet
macht, der Poseidon die Quell
lodor II 1, 4, 8) 1). Spâterer Ra
Erfinderinnen des Brunnengr
zum Schôpfer der kllnstlichen
b. Strabo I 23) *). Dieser sonst sc
veranlafit, die Danaiden mit den vedischen Danavas zu ver-
gleichen; es sieht so aus, als ob die Bedeutung des Namens
Aava/ol »Leute vom Flufi, vom Wassera noch lebendig war, als
seine Trâger nach dem Peloponnes kamen.
Wenn wir der Danaos-Sage nach diesen Merkmalen des Alters
eine gewisse wGeschichtlichkeitu zubilligen dtirfen, so lètfit sich
aus dem Fehlen eines alten Zusammenhanges mit den Danaern
und jedweder Andeutung ihres Angriffs auf Âgypten der Schlufi
ziehen, daB die argivischen Danaer an dem Krieg der Seevôlker
nicht teilgenommen haben. Damit wird zugleich dem Bedenken
von Schachermeyr, Etr. Fr. 47, Rechnung getragen, daB dièse
Danaer um 1200, als gerade Argos in besonderm MaBe durch die
wÂgaische Wanderung" verwtistet wurde, unmôglich die Angriffs-
kraft zu einem Vorgehen gegen Âgypten gehabt hàtten. Wir
haben anzunehmen, daB die Leute des Tanaus spâtestens im
15. Jahrh. wie nach den Insein der Âgâis und Syrien auch nach
Argos gekommen und hier mit den Griechen verschmolzen sind,
so daB in homerischer Zeit nur noch ihr Name, aber nicht mehr
ihr Volkstum gekannt wurde. So ist der Name der Danaer im
Epos gleichbedeutend mit dem der Acheter und Argiver geworden,
l) Bei den Neueren war lange eine physikalisch-geographische Deutung
dieses Sagenzuges beliebt, die merkwttrdigerweise ein Historiker wie Ed. Meyer,
Forsch. I 75 ff., noch im Jahre 1892 beîiir wortete : die Flûsse von Argos freien
am die Quellnymphen, aber dièse schlagen ihnen die Kôpfe ab und werfen sie
in den lernâischen Sump!.
') Dagegen ist die Ubertragung des Motivs des Wassertragens auf die
Danaiden in der Unterwelt ausschlieôlich oder hauptsàchlich aus ihrer àyapia
zu erklâren; s. die Literatur bei Waser in Pauly-Wiss. RE. unter Dan aides,
Sp. 2089.

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Zum Balkan-Skythischen 35

wird aber als der jtipgere weniger hâufig als


wendet. Durch ihre vôllige HellenisieniDg
nesischen Danaer den Zusammenhang mit den
genossen im Osten auf den Inseln und in Vo
und diese haben ohne sie an dem Kriegszug d
Âgypten teilgenommen. Als dieser Angriff von
geschlagen worden war, flohen die Geschlag
auch aus der Knechtschaft, die die Âgypte
samt ihren Weibern und Kindern auferleg
Ed. Meyer a. a. 0. 591) *), nach dem Norden z
nach Palàstina, die Danawa nach Dannuna i
noch im 11. Jahrh. v. Ghr. aufscheinen, vielleich
und Argos.
Wie ich schon im Anfange dieses Kapitels betonte, handelt
es sich darin um Annahmen, die ich nur zur Erwâgung stelle,
ftlr die sich eine gewisse Wahrscheinlichkeit, aber keine Sicher-
heit gewinnen làBt: dazu ist die Ûberlieferung zu dtirftig, und
die Zeit, in der sich die Vorgànge abspielen, ist zwar ftir den
orient alischen Stiden schon historisch, liegt aber fttr den Norden,
fiir Europa noch im sagenhaften, vorgeschichtlichen Dunkel. -
H&ngt der Kriegszug des Tanaus mit dem Angriff der Danawa-
Danuna auf Âgypten zusammen, so miifiten in der Ûberlieferung
von jenem zwei Vorgânge zusammengezogen sein: der Zug nach
dem Stiden bis in die Âgàis und nach Syrien, wo das Land
Danuna schon im 14. Jahrh. bestand; und der Krieg gegen
Âgypten, der in den Anfang des 12. Jahrh. Mit. Es ist ja auch
historisch wahrscheinlicher, da6 das aus dem Norden vorgedrungene
Volk nicht gleich die Kraft hatte, einen solchen Krieg zu ftihren,
sondern erst geraume Zeit spâter, nachdem sie im Stiden festen
Fu8 gefaflt hatten. Unter den Seevôlkern, mit denen die Danuna
im Bunde waren, scheinen die Philister (âgypt. Pw-r]-s]-tjy auch
ohne -j) ebenfalls ein aus dem Norden vorgestofiener indogerma-
nischer Volksstamm zu sein; vgl. Schachermeyr, Etr. Fruhgesch.
*) Die Sage hat den wahren Grand der Flucht des Danaos und seiner
Tôcbter aus Âgypten vergessen oder verschwiegen. Aischylos d eut et ihn Hik. 321
an, wenn er den Danaidenchor auf die Frage des Kônigs, warum sie gekommen
seien, antworten lâfit:
à)ç ii% yév(ù[tai ôfiojiç Aiyvmov yévei.
Die Danaiden hatten keinen rechten Grund, der Ehe mit den Aigyptiaden zu
entâiehen, wenn sie nicht eben statt Gattinnen Sklavinnen und Kebsweiber
ihrer âgyptischen Herrn werden sollten. Das Motiv von den beiden Brtldern,
deren einer zwôlf Tôchter, der andere zwolf Sôhne hat, ist ein Mârchenmotiv.
3*

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36 P. Kretschmer

45 f. Jacobsohn, B. ph. W. XX
ftir Illyrier erklârt, weil der N
Lu can. V 460) als Name ^region
bezeugt und das Suffix -mo-, w
und IlaXaioxivri vorliegt, im Oste
Sizilien und Illyrien kennzeichn
In diesem Zusammenhang is
Belang. Sie zeigt weder zu der D
irgendwelche Beziehungen, aber
nichts anderes als die ^Danaerin
Ihr Vater jedoch, Akrisios, ft
XLIX (1932) 121 bemerkt hat, ei
ist mit dem ungriechischen, ab
akri- = âxçiç ,,Hôheu abgeleite
BurghcJhe, der Larisa von Arg
in den Schol. Apoll. Rhod. IV
Enkel Perseus nach Larisa zu
thessalischen Larisa, und wird d
- nach Apollodor Bibl. II 4, 4 be
Teutamidas von Larisa fttr seinen verstorbenen Vater veran-
staltete - getôtet. Er wird von den Larisaern vor der Stadt
begraben und erhalt ein Heroon; nach einer andern Ûberlieferung
bei Clemens Alex, befand sich sein Grab im Tempel der Athena
auf der Burg von Larisa. Daû auch Danae in Larisa popular
war, l&fit sich aus dem Gebrauch ihres Namens als Personen-
name in Larisa *) erschliefien. Da Akrisios anderseits den Proitos
(aiol. IIqô-ïtoç vder Vorangeher, Ftihrer" = lat. praetor), der sein
Zwillingsbruder heifit, aus Argos vertreibt - nachtrâglich wird
Proitos wieder in Tiryns eingesetzt - , so hat es den Anschein,
dafi Akrisios und Danae mit den Trâgern ihrer Sage aus dem
thessalischen Larisa nach Argos gekommen sind2). Jedenfall
erscheint hier die Trâgerin des Danaernamens mit Illyrischem
merkwiirdig vergesellschaftet 8).
*) Aavâ 'Avd-oveizala IG. IX 2 N. 581. Aavdr\ 'Avôçoa&évov Aaçiaala
GDI. 347.
*) Anders Bieler a. a. 0. 120, der eine Kultiibertragung yon Argos nach
Thessalien annimmt.
8) Der indogermanische Charakter des Namens des Pelasgers Teutamidas
.gehort mit dem Zevg IleÂaoyixés zasammen zu den indogermanischen Elementen
des Vorgriechischen, die ich als protindogermanisch bezeichnet habe. Dafi diese
•erste indogermanische Welle nach ihrem sprachlichen Charakter dem spâteren
illyrischen Yolksstamm nabestand, ist moglich, lafit sich aber bei dem spar-

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Zum Balkan-Skythiscben 37

Die in diesem Kapitel vorgelegten tlberlief


schienen trotz ihres fragmentarischen Zustandes
wert. Ihre historische Deutung und ihre Einrei
weitig bekannten geschichtlichen Zusammenhang
bei einer so ltickenhaften Ûberlieferung nicht
hoben werden, sondern sind als Fragen zu be
zuwerfen die vorgebrachten Tatsachen einlade

4. Skythen und Thraker.


Wir haben im 1. Kap. gesehen, dafi die Sky
bis an die mittlere Donau reichten. Herodot lâfit den nach ihm
medischen Stamm der Sigynnen im Westen sogar an die Veneter
angrenzen, was freilich bei seiner dtlrftigen Kenntnis dieser
Gegenden nicht zu ernst genommen werden darf. Im Osten schlofl
sich das Gebiet der Agathyrsen an, mit dem nach Herodot IV 100
■fl Hxv&ixrj (wozu er die Sigynnen nicht rechnet) nach Westen
zu abgeschlossen wurde (anoxAqietcu inb jiqcoxcuv 'Aya&vQocov). Es
umfafite das Land zwischen dem Karpathenbogen und der Donau,
also einen Teil von Ungarn und Rumânien, einschliefilich Sieben-
biirgen. C. Patsch (Die Vôlkerschaft der Agathyrsen, Anz. Wien.
Akad., ph.-h. Kl. 1925, 69 ff.) hat auf Grund der verschiedenen,
z. T. unstimmigen antiken Nachrichten gezeigt, dafl die Agathyrsen
eine skythische Oberschicht darstellten, die eine thrakische Unter-
schicht beherrschte. Herodot IV 8-10 erzahlt eine Sage, die bei
den pontischen Griechen umlief, wonach Herakles mit den Rindern
des Geryones von der Insel Erytheia aufierhalb der Sâulen des
Herakles durch den nôrdlichen Ozean nach dem Skythenlande
in die sogen. Hylaia gekommen sei und dort in einer Hôhle eine
Echidna angetroffen habe, ein Mischwesen, das oben die Gestalt
eines Weibes, unten die einer Schlange gehabt habe. Mit ihr
lichen einschlagigen Material nicbt sicher entscheiden. Ich habe darauf schon
Gl. XIV 308 hinge wiesen; S. 314!. au! den Namen des Taaros-Gebirges, der
mit dem der Tauern in den Ostalpen and der Taurisker oder Tauristen zu-
sammentrifft. Die Archaologie ist selbstandig zu der Erkenntnis eines um 2400
y. Chr. erfolgten Kulturvorstofies aus dem Norden nach Hellas und der West-
ktiste Anatoliens gelangt, den sie mit der von mir erschlossenen protindo-
germanischen Welle gleichsetzt: Friedr. Matz, Frtthkretische Siegel 261 ff., Forsch.
u. Fortschr. XI 1935, Sp. 40ff., Z. !. Ethn. LXVI (1935) 424 ff. sieht in der band-
keramischen Kultur der Donau-Baikanlander den Herd dieser Bewegung, die bis
nach Kreta vordrang und an der Bildung der minoischen Kultur bedeutenden
Anteil hatte. C. Schuchhardt weist die Bandkeramik jetzt (Berl. Sitzgsber. 1934,
25. Jan.) den Illyriern zu. Dièse schwierigen Problème kônnen hier, in einer
Anmerkung, nur kurz angedeutet werden.

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38 P. Kretschmer

habe er drei Sôhne gezeugt, Ag


Der jtlngste, Skythes, der allei
gestellten Aufgaben gelost hab
der Stammvater der Konigsdyna
Gelonos seien von ihrer Mutter des Landes verwiesen worden.
Auf der Inschrift des Herakles-Reliefs der Villa Albani, IG. XIV
1293, die die 'HçaxÀéovç nçàÇeiç schildert, werden nur zwei
Sôhne der Echidna, die hier Tochter des Araxes heifit, genannt:
Agathyrsos und Skythas '). Wenn dièse tîberlieferung zutrifft, so
waren die Agathyrsen die Zugewanderten und bildeten, da der
Name eines agathyrsischen Konigs, des einzigen, den wir kennen,
2jiaQyan£i&r]ç (Herodot IV 78), iranisch ist, wahrscheinlich, wie
auch Patsch annimmt, die politisch ftihrende Schicht. Nach
Herodot erscheinen an Stelle der Agathyrsen thrakische Stâmme,
die bei den Griechen meist Geten und Daer, bei den Rômern
Daci heifien. Vermutlich haben bestândige Zustrôrae von Thrakern
aus dem Norden das thrakische Element gegentlber dem skythischen
so vermehrt und gestârkt, dafi dieses schlieBlich ganz in Jenem
aufging.
Die Thraker nôrdlich der Donau sind also aus einer skythisch-
thrakischen Mischbevôlkerung hervorgegangen. Nach einem Ar-
tikel des Stephanos v. Byz., der am Anfang nicht in Ordnung
ist: Tqavaoi, nôfoç, Ksàtovç. ë&voç odç ol "EAAriveç 'Aya&vçoovç
ôvofidÇovoi, deckten sich die Trauser, die Hesych ein skythisches
Volk nennt, mit den Agathyrsen. Anderseits zâhlt Herodot V 3
sie zu den Thrakern, und Livius 38, 41,6 erwâhnt Thrauser ge-
legentlich des Zuges des Manlius 188 v. Ghr. in der Gegend des
Engpasses Tempyra westlich vom Hebros, wohin sie in Hoffnung
auf Beute gekommen waren. Tomaschek, Thraker 1 100 sieht
dièse Trauser siidlich des Rhodope-Gebirges als einen kleinen
losgerissenen Teil des in der Heimat verbliebenen grofien Stammes
an, d. h. der Agathyrsen = Trauser. Nach Steph. Byz. saBen
') Man kann au! den Gedanken kommen, dafi Herakles in dieser Sage an
die Stelle eines 'Hçanaç = skyth. Ërakas aus iran. Airyakas getreten ist,
also eines Eponymen der Arier. Vasmer (Streitberg-Festgabe V 368) hat so den
Namen eines agx^Q^vevs 'AÂavajv in Pantikapaion 'Hçaxàç (193-208 n. Chr.)
erklârt, den er Irakas liest. Doch weist das gr. H darau! hin, dafi erst die
Lautstufe è (vgl. Eràn > Iran) erreicht war. FUr die Zeit Herodots wâre
freilich auch dièse Stufe noch nicht zu erwarten, sondern etwa *Airakas.
Wenn ferner E. Maafi, Ôsterr. Arch. Jahreshefte IX (1906) 163 Recht hat mit
der Annahme, dafi die Skythensage nach der Fabel von Herakles und der Kelto
geformt sei, so ist Herakles in ihr erst an die Stelle von Zeus getreten.

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Zum Balkan-Skythischen 39

aber auch die Agathyrsen èvôoxéçù) %ov Afy


d. h. stidlich des Haemus. Daraus wiirde ein
breitung der Agathyrsen-Trauser von den Kar
des Rhodope folgen, wenn nicht Tomaschek vi
annimmt, dafi unter Haimos hier die Karpath
wâren, deren Name noch bei Stephanos wie b
Es verbirgt sich unter diesem Sprachgebrauch
geographische Unkenntnis. - Tomaschek vermu
lAydd-vQooi eine dem Skythischen angepafite
thrakischen TqavaoL Wahrscheinlicher ist woh
in dem Namen des Skythenkônigs 'Iôàv&vçooç
Flaccus' Thyrsagetae fîir Svooayétcu eine Anpas
ist und dafi der Name der Agathyrsen vielme
Dann besteht die Môglichkeit, dafi Tçavaol aus
gr&zisierten ^Ayâtçavooi gektirzt war, oder d
Aga- = iran. aya- ,,schlecht, b(5se" wegen seine
weggelassen wurde. Wenn der zweite Teil wir
lautet haben sollte, so kônnte man ihn zu avest. &raos- ^zur
Reife bringen" stellen, so dafi der Name wBôses zur Reife bringendu
(vgl. av. aya-vdrdz- »Bôses wirkend, Ùbeltâter") bedeuten und
als ein dem Volk von andern Skythen beigelegter Schimpfname
aufzufassen ware. Mtillenhoff und Much (Deutsche Stammes-
kunde 79; Hoops, Reallex. unter Ubier) deuteten so den Namen
des germanischen Stammes der Ubier von ahd. ubbi ^maleficus",
das jedoch auch im besseren Sinne von »ttppigu verwendet
worden sein kônnte. Vasmer schlUgt (Iranier in Siidrufil. 14) die
Erklârung aus iran. aya- -f- dards- wAussehenu vor mit Beziehung
auf die tàtowierten Thraker, halt aber schliefilich thrakischen Ur-
sprung des Namens ftir wahrscheinlicher. Indessen lâfit sich keine
von diesen Deutungen wirklich beweisen, und namentlich ist die
Môglichkeit nicht ausgeschlossen, dafi der Name Trauser thrakisch
und von dem der Agathyrsen ganz verschieden ist. Er hat aber
noch ein besonderes Interesse fiir uns dadurch, dafi er vielleicht
die Erklàrung des bisher ungedeuteten Gesamtnamens der Thraker
ernrôglicht.
®çaïxeç verdankt seinen Hiat vermutlich dem Ausfall eines
oder zweier Konsonanten. Bei Ableitung aus *Tq<xvoix£ç erklârt
sich zugleich die fiir ein wahrscheinlich thrakisches Wort auf-
fallende Aspirata. Das aus dem intervokalischen -5- entstandene
-A- wurde auf das anlautende T- iibertragen wie in &qvov ,,Binsett
aus *trusom > *iQvhov und andern von Sommer in seinen Griech.

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40 P Kretschmer

Lautstudien 60 behandelten Fa
aus- > aw- >> â- vor Vokal hat
> aiol. aticjç >> dor. âéç, ion.
scheint in dem Flufinamen Tç
erwâhnt den Trauos als Zuflu
Kompsatos). Der Flufi, der dem
kommt vom Stidabhang des R
wo die von Livius erwâhnten Trauser wohnten, war also als
wder Trauser44 benannt. Vgl. den FluBnamen "Ajîaoxoç mit dem
N. der Abasken. Wenn Gcaixec aus *Tçavaixeç entstanden ist,
setzt dies voraus, daB der Name von den Griechen aufgenommen
wurde, als die Verhauchung des zwischenvokalischen -a- noch im
Gange war.
Einen parallelen Fall hat Rozwadowski, Thracograeca in den
Stromata Morawski (Krakau 1908) 195ff. behandelt, den Namen
des Haemus, Alpoc oder Alpov, den er mit Tomaschek zu ai.
sïmân- ,,Haarscheide, Scheitel, Grenze44, sïmântâ-, sïmâ- dasselbe,
aisl. seimr wSaite, Sehne44, slme »Seilu, as. seim ^Grenze44 stellt.
Much, Hoops Reallex. IV 165 zieht auch den altgermanischen Ge-
birgsnamen Srjfiavovç tiÀt] Ptolem. heran, bei dem nur das rj
Schwierigkeiten macht. - Ein weiterer Fall ist der Name der
thrakischen Stadt 2aÀfivôt]oo6ç am Schwarzen Meer, der bei
Ptolemaios auch 'AÀfivôiooôç, lAÀfiiôaaaôç geschrieben wird, bei
Plinius Halmydesos, bei Mela Helmydesos: s. Biirchner, Pauly-Wiss.
RE. unter Salmydessos, der an volksetymologische Annaherung
an âÂfivQÔç, âÀg denkt. Zu erwâgen ware allenfalls, ob die
Formen mit h einer phrygischen Schicht zu verdanken sind, die
mit der Âgâischen Wanderung nach Kleinasien abgezogen ist.
Doch ist die Frage, ob die Verhauchung im Phrygisch-Armenischen
nicht erst auf anatolischem Boden erfolgt ist. Jedenfalls ergibt
sich aus einem andern, freilich nicht vôllig sicheren Fall, dafi die
Verhauchung im Griechischen noch nicht abgeschlossen war, als
die Griechen in ihre historischen Sitze eingewandert und sogar
schon bis Kreta gelangt waren: dem von Hatzidakis, Gl. XII 6 Iff.
(jetzt auch in den TliùoooXoyiycal "Eqevvat, I1934, 432 ff.) be-
sprochenen kretischen Stadtnamen *H%eia (Euthyphron b. Diog.
Laert.), b. Steph. B. vHvig neben *2rjT;aia1 Ethn. ^to^tcm auf
der Inschrift von Praisos aus der ersten Halfte des 3. Jahrh.
v. Ghr. GDI. 5120, 14. 16, im Mittelalter 2ri%eia, heute in der
Volkssprache Stia aus Srjxeta. Die von Wilamowitz und Ditten-
berger bezweifelte Gleichheit der beiden Ortsnamen wird von

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Zum Balkan-Skythischen 41

Hatzidakis wohl mit Recht verteidigt, weil s


rechtfertigen lafit. Allerdings leuchtet Hatzidak
ein, dafi der gewifi ungriechische Name, den
mit StjTÔg in Kilikien, 2r\%oi in Bithynien ver
dem Griechischen fremden Zischlaut etwa s a
die Griechen gar nicht, die Einheimischen eteok
mit 2- wiedergegeben hâtten. Dafi die Griech
hôrbaren Zischlaut weggelassen hatten, ist ni
und wohl ohne Beispiel. Naher liegt doch d
"Hxeia die vor der Verhauchung von den Griec
und daher dem Verlust des anlautenden S- u
Hrjtela die eteokretische Form ist, die das S-
Die Entstehung von 0çàix€ç aus *Tçaù<nx€
und wird durch den Flufinamen Tçavoç unte
ist, wie sich diese lautliche Zwischenstufe er
Namensform kônnte aiolisch sein; doch ist d
Niederlassung Ainos etwa 85 km entfernt. V
Griechen den Namen aufgenommen, als sie, n
schen Stâmme, auf der Balkanhalbinsel noch weiter nôrdlich
safien, und hat sich deshalb die achaisch-aolische Form im Norden
erhalten. Diese vorgeschichtlichen Vorgânge entziehen sich natiirlich
unserer genaueren Feststellung.
Haben wir die Grundform * Tçatioixe g richtig erschlossen, so
verhalt sie sich zu Tqavooi wie der Name des Daker zu dem der
Daer} welche beiden Namen ich Einleit. 214 in der Weise zu-
sammengebracht habe, dafi Aaxol, Dâci, bei Appian Aàxeç (rich-
tiger Aâxeç?), mit A:-Suffix von Aâoi (Aàoi) abgeleitet s. v. a. die
Da-ischen bedeuten. Ahnlich wurden also Sçaixeç = *Tçav<nx£ç
,,die Trausischen, die zur Gruppe der Trauser geh(3rigenu be-
deuten. Die Griechen hatten demnach den thrakischen Volks-
stamm nach einem hervorragenden, stidlich des Rhodope ihnen
benachbarten Einzelstamm benannt.
Wahrend im Nordwesten des Balkans das skythisch-thrakische
Mischvolk der Agathyrsen von den meist als Thraker, nur ver-
einzelt (Hesych) als Skythen bezeichneten Trausern und die6e
schliefilich von den fttr reine Thraker geltenden Daern gefolgt
wurden, safien ostlich des Karpathenbogens, im Nordosten der
Balkanhalbinsel die Geten, die zwar immer zu den Thrakern
gerechnet wurden, aber doch unter diesen eine Sonderstellung
einnahmen. Schon Hekataios schied (vgl. F. Jacoby, Die Frag-
mente der gr. Hist. I 346) die Geten von den Thrakern im engeren

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42 P. Kretschmer

Sinne. Herodot V 3 nimmt sie nebst den Trausern und den


Stammen nôrdlich der Krestonâer (welche er hier meint, ist un
klar) von den ubrigen Thrakern hinsichtlich ihrer Sitten, ihrer
Kultur aus. Geographisch wird Oççixr] Thracia vielfach mit Aus
schlufi der Geten nur bis zur untern Donau im Norden ge-
rechnet; vgl. Weifi, Pauly-Wiss. RE. unter Getae, Sp. 1331
Grassus triumphierte 27 v. Ghr. nex Thraecia et Geteis". Pârvan
sieht in seinem inhaltreichen Werke Getica o Protoistorie a Daciei
(Acad. Romana, Memoriile, Secf. istor. Ill 2, 1926), 285. 739. 753
Daco-Geten, Thraker, Phryger und Armenier als gleichgeordnete
Stâmme desselben indogermanischen Zweiges an und weist auf
sprachliche Unterschiede zwischen Getisch und Thrakisch wie
dak. get. -dava-, thrak. -para in Ortsnamen hin. Doch dtirften
nur dialektische Verschiedenheiten bestanden haben, da Strabo
VII 303 ausdriicklich die Geten als bfioyX&xxov toîç @q<f%ïv ê&vovç
bezeichnet.
Ihre gewisse Sonderstellung verdanken die Geten wie die
Daker ihrer Verschmelzung mit skythischen Elementen, die durch
die groflere Nahe der Skythen schon in vorgeschichtlicher Zeit
begtinstigt worden sein mufl. Thukydides II 96 sagt von den
Geten und den anderen Thrakern zwischen Istros und Pontos
Euxeinos, die mit den Skythen die Grenzen und die Tracht
gemein haben (ôfioçol te xoïg 2xv&cuç xal ôfiôaxevoi), dafi sie
aile berittene Bogenschutzen {innoTo^ôxai) seien. Schon der Name
der Geten zeugt fiir die skythische Grundlage ihres Volkstums.
Denn er ist offenbar von den skythischen Vôlkernamen Tvçayéxai,
0vooayétai, Maooayèxai nicht zu trennen, aber auch mit diesen
nicht so zu verbinden, wie Pârvan, Getica 67. 283 wollte, der
die Tyrageten ^als Geten am Tyrastt (^Getii delà Tyras") auf-
fafite. Vielmehr ist Tvçayérai mit einem Gutturalsuffix, das er-
weicht als -g- erscheint, von dem Namen des Flusses Tyras ab-
geleitet. Die Endung -et ai haben Marquart und Miller mit der
ossetischen Pluralbildung auf -là verglichen und daher als skythische
Pluralendung erklârt. Einspruch erhoben hat Vasmer, Iranier in
SUdrufil. 21, Streitberg-Festgabe 373 f. Aber sein Einwand, dafi
Namen skythischer Stâmme, die die Griechen vermutlich kaum
anders wie im Plural gehôrt hâtten, z. B. 'lapai, TvQfiévioi, Tçâa-
nieç, keine Endung mit -t- haben und umgekehrt, erscheint nicht
durchschlagend, da fur diesen Sachverhalt verschiedene Er-
klarungen môglich sind. Auch Wiist, Alaka (Studia Indo-Iranica,
Ehrengabe f. W. Geiger, 1931, 210) hait an der Auffassung als

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Zum Balkan-Skythischen 43

Pluralendung fest, und inzwischen hat sich ein


diese Ansicht aus dem Sogdischen ergeben, w
Regel ist. Benveniste, Essai de gramm. sogd
ftihrt ihn auf ein Abstraktum und Kollektivum auf -ta zurtick
und stellt fest, dafi er dera Ossetischen, Yagnobi und Sogdischen
gemeinsam ist, d. h. der von Gauthiot in demselben Essai I, p. Ill
ermittelten „ skythischen Sprachgruppe", die nach ihm die nord-
iranischen Vôlker von den Sogden, Baktrern, Ghorasmiern im
Osten an umfafite, woflir sich Gauthiot auf Strabo XV 724 beruft.
Jedenfalls spricht die Ûbereinstimmung des Yagnobi im Pamir-
gebiet (pulât die Kinder, yart die Berge, W. Geiger, Grdr. d.
iran. Ph. I 2, 337), des Sogdischen und des Ossetischen fiir ein
hohes Alter des Plurals auf -t.
Wenn also der Name der Geten mit denen der Tyrageten,
Thyssageten, Massageten zusammenhângt, so kann er nur durch
Ktlrzung eines solchen Namens entstanden sein. Wie der Voll-
name dazu gelautet hat, wissen wir nicht. Am nachsten liegt
der von Hekataios tiberlieferte Name der Maxvxéxai, den Philipp
(s. oben S. 10) als Donauskythen gedeutet hat und der spater
*MaôvyêTcu gelautet hâtte. Kurzformen von skythischen Eigen-
namen hat Markwart, Gaucasica VI 1 (1930) 61 ff. verzeichnet. In
unserm Falle wËre die Abktirzung, die von dem Vollnamen nur
das Suffix liefi, daraus zu erklâren, dafi sie von nichtskythischen
Sprachfremden, d. h. von Thrakern vollzogen worden war. Es
scheint also, dafi die Geten wie ihre Nachbarn im Westen, die
Agathyrsen, einen skythischen Namen trugen und daher wohl
wie jene aus einer skythischen Oberschicht, die dem Volke den
Namen gab, und einer thrakischen Unterschicht bestanden.
Es ist zu erwarten, dafi in einer solchen skythisch-thrakischen
Mischbevôlkerung, die in historischer Zeit schon ftir durchaus
thrakisch gait, sich doch auch skythische Ztige erhalten haben.
In der Tat macht der hervorstechendste Zug, den die Alten,
zuerst Herodot IV 94, von den Geten zu berichten wufiten, ihre
Religiositàt und besonders ihr Unsterblichkeitsglaube, nach dem
sie den Beinamen àdavmiÇovxeç ftihrten, den Eindruck iranischer
Herkunft. Wohl ist der Glaube an ein Fortleben der Seele sehr
vielen, vielleicht den meisten Volkern nicht nur indogermanischen
Stammes, sondern der ganzen Erde uberhaupt gemein. Aber der
getische Unsterblichkeitsglaube war offenbar von den griechischen
Anschauungen, nach denen die menschliche Seele nach dem Tode
ein rein schattenhaftes Dasein fiihrt, wesentlich verschieden.

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44 P- Kretschmer

Herodot sagt : â&avaxiÇovoi de xôv


èù)vxovç vofilÇovoi levai xe xbv
fiova. Dieser Glaube wird auch d
der unteren Donau sitzenden Ter
(Tomaschek, Thraker II 64). Ab
richtet Herodot V 4 eine Sitte,
glauben zusammenzuhëngen sch
um ein neugeborenes Kind, weil ih
seines Lebens bevorstehen, um e
und freuen sie sich und begrab
èÇanaAÂax&eiç èaxi iv ndajj eiôc
keitsglaube ist nun aber auch
schreibt im Grundriû d. Iran. P
des Altertums, aufierhalb des Li
es kaum ein zweites gegeben, das
eschatologisches System, ein so
keit der Seele und einen so feste
und ein zuktlnftiges Leben be
sich das aus ihren heiligen Schri
Ein weiteres Anzeichen skyth
getischen Unsterblichkeitsglaub
ZàfioX^iç des Gottes, zu dem die
der Geten kamen. Die antiken
Pythag. 14. 15 sind nichts wert
= i-évoç àvrjQ (vgl. dazu Tomasc
die von den pontischen Griechen v
Geiste gedachte Fabel, dafi Zam
des Pythagoras war (Herodot I
den Namen von einem thrakisch
die Deutung als ,,Felltrâgera wi
gleich mit dem Lowenfell des Hera
|>orr und dem Hakul-berand sow
der winterlichen Erddecke, die
(Thraker II 1, 67), nicht tiberzeu
Zalmoxis nicht bezeugt und ents
als Herrscher des Totenreichs; d
Gott der Vegetation, des Winte
blofie Hypothèse. Dazu kommt ein
ist in zwei Formen Uberliefert,
l) ÇdpoAÇiv in codd. dz. - Das 2-
SepéAri wieder und erkl&rt sich ans d

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Zum Balkan-Skythischen 45

ZdÀfioÇiç Plato Charm. 156 D, 158 B, Diodor 1


Hesych unter ZdÀpoÇiç und HdÀfioÇiç; 2. mi
des k ZdfioÀ^iç Hellanikos, Fr. 73; bei Jaco
Hist. 1 125 aus Phot. Suid. s. Zà/toÀÇiç; Mnase
VII 297. 298. 304, XVI 762; Lukian Scyth. 4
Deorum cone. 9; Ver. Hist. 2, 17; Anton. Dio
Erotici ed. Hirschig 509) c. 6. Obwohl ftir die
altère Belege vorhanden sind, dttrfte doch eh
ZâfioAÇiç entstanden sein als umgekehrt. Den
des X erklârt sich gut aus der Konsonantenhâufu
wâhrend sie bei Wandel von ZàÀfiot-iç > Zâfi
greiflich wâre.
Auch die Bildung des Namens mit -£i- bl
leitung von ÇaÀfiôç unberticksichtigt. Diese B
die Namen der skythischen Urkônige bei Herod
'AçiiéÇaïç und KoAdÇaïç, in denen lângst av. %
Fiirst, Konig" erkannt worden ist, und and
den GetenfUrsten, dessen feste Burg Genukla
und Prokonsul M. Licinius Grassus im Jahre 29 v. Ghr. eroberte.
Genukla lag an der Donau in der Dobrudscha, nach Benndorf,
Ôst. Arch. Jahreshefte I (1892) 132 in deren unterem Teil. Der
Name Zyraxes kann von dem des Zyras-Flusses, der nach Plinius
III 149 das Gebiet der Sky then von Scythia Minor, der heutigen
Dobrudscha, im Siiden begrenzte (heute der Batovka-Flufi), kaum
getrennt werden. Er wird wZyras-Ftirstu bedeutet haben und
-§aç aus "Xsayasy -Çaïç gektirzt gewesen sein. Denselben Aus-
gang weist der Volksname Sat^ai (ë&voç naqà xfy "Iotcq) Steph. B.)
auf (zu 2âoç Savus Save, also = Saveherrscher?). Die Endung
von ZàfioÀ-Çiç dtlrfte eine andere Kurzform von -Çaïç darstellen,
also auch »Herrscher, Kônigu bedeutet haben. In dem ersten
Teil ZafioX' vermute ich die Entsprechung des phrygischen
ÇepeÀù) der Fluchf ormel (ôeoç [ôiaç] xe Çefi£Âo)(ç)) und ^èfieXev • /?rfç-
Paçov àvôçânoôov Hes., wozu ich den Namen der Semele gestellt
habe. Aus diesen bekanntlich vielbehandelten Zeugnissen ergibt
sich ein phryg. ^êfiekev1) ^Menschu, das wegen der thrakischen

dz, das zar Wiedergabe des thrak. z weniger geeignet als a war. Doch betont
Jacobsohn, Festschr. f. Kretschmer 72!. mit Recht, daû es bei Herodot auch
Namen gibt, in denen £ iran. z umschreibt.
l) Mit der Endung -ev statt des zu erwartenden -ov vgl. gelegent-
liches %a%ev Calder, JHSt. XXXI 184 N. 40, xax* ebd. 176 N. 21 st. *a*ow,
xanov.

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46 P. Kretschmer

2e(ièXri l) auch dem Thrakisc


Analyse ftihrt auf die Bedeu
die gut zu dem Wesen eines
Toten herrscht, zu dem aile M
Eine gewisse Bestatigung unse
die thrakischen Àrzte, von d
136D erzâhlt, von ihrem Go
ihn ô fiiièteçoç, (iaodevç, &so
was fast wie eine Umschreib
Bedeutung des Namens Zamo
1st diese Etymologie zutreff
thrakischen und einem skyth
und bildet so ein sprachliche
der getischen Bevdlkerung. A
ist zwar als Wort ftir ^Mensc
lismus der ersten Silbe von th
zatn- ,,Erdett (Akk. zqm, mp
neupers. Etym. 148), sonst zd
Silbe kann ich nur phryg. ÇJof
ftir das gewôhnliche ^efieXoy
heranziehen.
Fur die Richtigkeit dieser etymologischen Vermutung wichtig
ist der zweite Name, den Herodot IV 94 ftir denselben Gott tiber-
liefert: ol ôe cc-ùtûv tov aiïxov xovxov ôvofidÇovoi FepeAeiCiv*
Die Handschriften P z geben den Namen so, R ye^eXet^iv^ die
Handschriftenklasse ABC hat nur peÀéïÇiv, d peMÇiv. Die Ver-
mutung von Tomaschek, Thraker II 1, 62, dafi SefieUïÇiv oder
ZifieXèïÇiv dagestanden habe, ist nattirlich willktirlich. Aber wenn
Za\ioX- zu phryg. ÇéfieÀer gehort, dann eroffnet sich die Moglich-
keit, die beiden Namen irgendwie zusammenzubringen, da JTf/fe/te-
dem ÇefieÀe- ziemlich ahnlich klingt und auch ftir den zweiten
Teil von ZâpoÂÇiç repeUïÇiç eine Entsprechung -i£ig vorhanden
ist. Die Gleichung yefiete- = Çefiefe- macht zwei schwierige Vor-
aussetzungen nôtig: erstens, dafi im Thrakischen der Verschlufi-
laut der Kentum-Sprachen neben dem Zischlaut der Satem-
Sprachen vorkam. Bekanntlich ist es eine Streitfrage, zu welcher
dieser beiden Sprachgruppen das Phrygische und das Thrakische
gehôren. Gegen die Ansichten der Frtiheren haben R. Meister
und Ed. Hermann, KZ. L 302 ff. das Phrygische, Jacobsohn in
!) Wenn ÇépeAev = x&àvioç ist, so muû 2ef*eAij = ##ovfa sein, aber im
Sinne von »Erdea, wie X&ovlti bei Pherekydes v. Syros = X&J>v.

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Zum Balkan-Skythischen 47

der Festschrift ftir den Unterzeichneten S. 172 das Thrakische zu


den Kentum-Sprachen gestellt. Ich kann das Problem, dessen Ent-
scheidung wegen unserer ungenligenden Kenntnis dieser Sprachen
schwierig ist, hier nicht erortern, glaube aber vorl&ufig, daô die
einer Satem-Sprache widersprechenden Formen des Phrygischen
und Thrakischen als solche Ausnahmen aufzufassen sind, wie sie
sich auch im Baltischen und Slavischen finden. Sie sind ver-
mutlich aus Sprachmischung zu erklâren. Das Nebeneinander von
retake- und ZafioA- vergliche sich dann dem von lett. suns nHundtt
und huna ,,Hiindina. Da Herodot sagt: ol ôh afoûv, also ein
anderer Teil der Geten, nenne den Gott Gebeleizis, so kann auch
ein dialektischer Unterschied vorliegen.
Die zweite Voraussetzung, zu der die Gleichung gebele- =
zemele- nôtigt, ist Wandel von m in 6. Ein Wechsel dieser beiden
Laute begegnet gerade im Thrakischen mehrfach, ohne dafî die
Richtung des Wandels von vornherein feststtinde: MdateiQa - Bdo-
teiça, A6(irjQoç (Thuk.) - Domerus (It. Ant., doch siehe tlber die
Lage Philippson Pauly-Wiss. unter Doberes), Tlfiioxog (Ptol.) -
Tifirjaric (Konst. Porph.), heute Ternes, Bevôîç - MevôÏç (Jokl,
Eberts Reallex. unter Thraker 291), SeçiivUa SeQfivÀirjç auf
den attischen Steinen, Meisterhans-Schwyzer 77 - seltener Sec-
pvAifjg, Acapfjoxoc (Thuk., Strabo) - heute Drama. Uber dak.
fiavxia - gr. (tâxiov, fiâxoc, s. Bertoldi, Gl. XXI 261 : er findet,
dafi im grôfieren Teil der Fàlle m die Prioritat habe; er rechnet
dazu paion. pôvanoç - fiôvaoos und hom. 3A(ivô<bv - ^Aflvôùv
(Strabo VII 330, 20, Stadt der Paionen am Axios). Auch 2eq-
(ivXia - Secfivlia, Name einer Stadt am Toronaischen Meer-
busen, den Jokl, Streitberg-Festgabe 179 mit dem thrakischen
Flufinamen Héçfiioç und ai. sarma- wdas Fliefienu zusammenstellt,
und der Flufiname Margus - Bdçyoç (%ov Mdçyov, xiveç ôe
Bâqyov yaoiv), der sich anscheinend mit Herodots Bçôyyoç (IV 49)
deckt, zeugen flir Wandel vom m zu b. Dagegen erscheint in
Bevôïç aus etymologischen Grtinden, in Aô^riçog und Aça^axoç
aus zeitlichen Grtinden das b als der altère Laut. Freilich sind
die Bedingungen fttr dite beiden Lautwandel unklar. Jedenfalls
ist aber b aus m in re^eXeï^iç zu rechtfertigen.
Der zweite Teil des JNamens ist als */iÇiç anzusetzen, da
ein Laut im Hiat ausgef alien sein muB und Herodot wie die
Ionier v in Fremdnamen unterdrticken. Da aber thrak. z in
Herodots HdÀfioÇiç durch a wiedergegeben ist, so mulî f in
refieteïÇiç entweder dz oder zd ausdrlicken. Wir erwarten ein

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48 P. Kretschmer

dem -giç von ZàfioÀÇiç entsp


Kônig", unterlassen aber besse
Erkl&rung des ersten Teils ka
erscheinen und wird daher hier nur mit Vorbehalt vertreten.
Wenn sie richtig ist, so ware FepeÀéïÇiç der thrakische, ZàfioÀÇiç
der hybride skythisch-thrakische Name des Gottes.
Ein anderes Beispiel iranisch-thrakischer Sprachmischung habe
ich schon Einleit. 216 erôrtert: der Name eines Odrysenfiirsten
Mrjôoxoç, vermutlich mit ^Haplolalie" aus ^Mr/ôà-doxoç entstanden,
das selbst wie Sjiaçdôoxoç 2jidçxoxoç Spartacus und Saqaxoxo^
mit ôoxoç zusammengesetzt ist, sieht wie Thrakisierung oder
thrakische Nachbildung von skyth. Mriôoadôriç »Mederfreude,
Mederstolz, Mederruhm" aus. Wenn -ôoxoç mit gr. ôoxeî, ôôxoç,
ôôÇa und dann weiter mit lat. decet, decus und ai. dasasyati »er-
weist Ehre, verehrttt verwandt ist, was wahrscheinlich ist, so
liegt hier ein zweiter Beleg fur thrak. VerschluBlaut statt des in
einer Satem-Sprache zu erwartenden Zischlautes vor.
Dièse thrakisch-skythische Schichtung setzte sich môglicher-
weise noch weit nach Osten, also tief nach Slldrufiland hinein
und damit in skythisches Gebiet fort. Jokl in Eberts Reallex.
unter Thraker XIII 281 hat auf die Orts- und Personennamen
thrakischen Geprâges hingewiesen, die sich im bosporanischen
Reich und an der Maiotis finden. Freilich sind Ortsnamen dieser
Art spariich und z. T. unsicher: ^Apixrj = 'TÀaia zu lat. abies
braucht nicht thrakisch zu sein. Beweiskrâftiger ist die Gleichung
2cuoi bei Olbia = thrak. Stamm der 2dioi, doch ist zufâllige
Homonymie bei so kurzen Namen (vgl. auch die Saitae in Iran
in der Nachbarschaft der Elymais Plin. VI 134) nicht ganz aus-
geschlossen. Zugehôrigkeit des FluBnamens "ïnaviç (der Bug) zu
lit. ùpé »Flufitt ist auch nicht vôllig sicher. Die thrakischen Per-
sonennamen in Pantikapaion (Bosporos), Olbia und Tanais sind
allerdings verhàltnismâfiig zahlreich; der atteste datierbare ist
wohl 2ndQToxoçy der Name des Begrtinders der bosporanischen
Dynastie (438-433 v. Ghr.). Ob Spartokos aus einer einheimischen
thrakischen Bevôlkerungsschicht hervorging oder ein thrakischer
SôldnerfUhrer war, der sich der Herrschaft in Pantikapaion be-
mâchtigte, ist nicht iiberliefert und daher strittig; vgl. Brandis,
RE. III 758 unter Bosporos; Geyer, ebd. unter Spartokos 1540.
Dieselben Môglichkeiten bestehen auch fttr die andern thrakischen
Personennamen der maiotischen Kiiste (Belege bei Vasmer, Iranier
in SUdrufiland 30 ff.).

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Zum Balkan-Skythischen 49

In altère Zeiten ftihren die Kimmerier hin


Namen in dem Kimmerischen Bosporos, also
Maiotis, im Kififièqiov ôçoç in der Krim und im K
dem Vorgebirge im asiat. Sarmatien (Ptol.), hi
Auch fiir die Kimmerier kommt thrakisch-skyth
in Frage, ohne dafi sie wirklich erwiesen w
skythische Element ergibt sich aus den iranis
Kônigen der Kimmerier: vgl. Lehmann-Haupt
rier Sp. 424; Vasmer, Iranier in Stidrufil. 5
Kônig der Umman-Manda auf einer Inschrift d
Avyôafiiç Strabo I 61, ist seit Lehmann-Haupts
wart ansprechend alsKurzform eines ir an..* Duyaa
Schafmtitter besitzendu gedeutet worden. Bar
seinem Altiran. Wb. 748 (vorher schon IF. XII
-vdy Namen der Mutter Zara#u§tras, àhnlich
deutlicher arisch ist der Name des Sohnes Dug
ksatrUj dessen zweites Glied = avest. %sa&ra-
Im ersten Teil habe ich (bei Lehmann-Haupt a.
Entsprechung von ai. candrâ- »leuchtendu ges
das Wort dem Avestischen und Altpersischen
damit rechnen, dafi sich in wenig bekannten ir
wie dem skythischen urarisches Wortgut erhi
dern verloren gegangen ist. So weist das Os
dem Sarmatisch-Skythischen nâchstverwandte ne
allein den sonst nur in europâischen Sprachen v
namen fârwa »Erlea, ahd. felawa »Felber, Wei
mann, Etym. d. oss. Spr. 33; Miller, Spr. d. Os
Einl. in d. Gesch. d. gr. Spr. 102 *). Der dritte kim
name Teuspa ahnelt dem persischen Namen Te
wie Vasmer ausftihrt, im Ubrigen nicht aufgek
Dafi die Kimmerier dennoch keine Skythen
die Spateren (Et. M., Scholien, Lehmann-Haup
nahmen, wird heute wohl allgemein anerkann
Anzeichen daftir, dafi man schon im 6. Jahrh. v.
rier mit den Skythen verwechselte, ist die Be
çioç bei einem Bogenschtitzen auf der attisch
l) Der Name Matsiu (Taionis f.) ans Aquincum (s.
Krahe, Personennamen 72) sieht aus, als ob er das ai. m
tnasya- enthielte; etwa sFischera wie got. fiskja. Die E
Wie freilich das indische Wort so weit nach Westen gek
unerfindlich.
Glotta XXIV 1/2. 4

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50 P Kret8chmer

ein zweiter heifit Tôxoafiiç, ein


Çaçiç des Lukian erinnert. Da
wenigstens zu Aristophanes' Zei
xof-ÔTai bestand, so ist der Kim
gedacht. Aber Herodot untersch
den Skythen, ihren erbitterten
Strabo XVI 647 die Trerer, die er
als ein Kififieçixàv ë&voç, ein A
Zusammengehens von Kimmerie
Der Schlufi hieraus auf ein thrakisches Element unter den Kimme-
riern ist zwar nicht gerade zwingend, hat aber eine gewisse
Wahrscheinlichkeit. 1st er zutreffend, so waren die Kimmerier
ein thrakisches, von skythischen Ftirsten oder einer skythischen
Oberschicht beherrschtes Volk.
Dafi die Kimmerier nicht von jeher an der Maiotis gesessen
haben, sondern erst vom hohen Norden dorthin eingewandert
sind, ergibt sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit aus der be-
kannten Odyssee-Stelle X 1 1 f f . , wo es von der Stadt und dem
Volk der Kimmerier heifit, dafi sie in Nebel und Wolken gehullt
sind und verderbliche Nacht liber die Elenden gebreitet ist. Diese
Andeutung der langen Wintern&chte des Nordens pafit nicht auf
die Sitze der Kimmerier in der Krim, sondern weist vielmehr auf
eine weit nôrdlichere Heimat dieses Volkes, auf eine wenigstens
auf der Breite der Ostsee, Litauens und Zentralrufilands gelegene.
Daraus wilrde aber folgen, dafi die Thraker in Siidrufiland jttnger
als die Skythen sind, und dasselbe wird dann auch fttr die thra-
kisch-skythische Mischbevôlkerung im Norden der Balkanhalbinsel
wahrscheinlich, zum Mindesten môglich. Dann wàren aber die
Skythen die àltesten Bewohner jener Gegenden gewesen. Es
lafit sich freilich nicht leugnen, dafi dies durch die âlteste grie-
chische Cberlieferung nicht bestâtigt wird. Nach der ErzBhlung
der pontischen Griechen, die Herodot IV 10 wiedergibt, lag die
Urheimat der Skythen in der Hylaia, also stldlich vom unteren
Borysthenes-Dnjepr; hier soil Skythes als Sohn des Herakles ge-
boren und auch geblieben sein, wàhrend seine Brtider Agathyrsos
und Gelonos auswandern mufiten. Ferner bezeichneten sich nach
Herodot IV 9 die Sigynnen, also die Bevôlkerung jenseits der
oberen und mittleren Donau, als Kolonisten der Meder, und auch
ihre Kleidung soil medisch gewesen sein. Herodot setzt aber
hinzu, dafi er nicht begreifen konne, wie sie Kolonisten der Meder
gewesen waren, doch in langer Zeit sei ailes môglich. Die Skythen

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Zum Balkan-Skythischen 51

selbst versetzten ihre Urheimat, Herodot IV 5


Borysthenes; denn der erste Mensch und ihr U
war nach skythischer Ûberlieferung ein Sohn
Tochter des FluBgottes Borysthenes, und lebte
Vorstellung 1000 Jahre vor Dareios' Skythenk
Mitte des 2. Jahrtausends v. Ghr. J).
Wir kommen also aus rein philologisch-histor
zu der Annahme stidrussischer, somit europâis
Teils der Arier, der Skythen. Dafl sie von W
Donauraum dorthin gelangt seien, laBt sich
Grtinden nicht erweisen: die Sigynnen und der
der mittleren Donau reichen dazu nicht aus. D
Spuren kônnen auch auf einem zwar vor He
noch im 1. Jahrtausend v. Ghr. erfolgten Vor
Stamme nach Westen beruhen. Tats&chlich ha
logie einen Einbruch skythischer Kultur in U
des 7. Jahrhunderts v. Chr. f estgestellt , info
stâttische Kultur des Donaugebiets abbricht (vg
lex, d. Vorgesch. XII 232 ff.). Auch im Nordwe
Polen tritt diese skythische Kultur schon im
erfahrt schlieûlich um 500 v. Ghr. mit dem beriihmten Goldfund
von Vettersfelde in der Niederlausitz ihre weiteste nordwestliche
Ausbreitung.
W. Tomaschek (Krit. d. alt. Nachr. iiber den skyth. Norden,
Wiener SB., phil.-hist. Kl. 116, 715ff.) setzte die Urheimat der ge-
samten Indogermanen im Donaugebiet an und liefi daher die
arischen Stamme aus der Ebene der unteren Donau in die pontische
Steppe einwandern; doch brachte er keine zureichenden Beweis-
grtlnde daftlr bei. Nach den Archaologen sind die Arier von
Norden her, aus MittelruBland in die pontische Region einge-
l) De Groot bat in einer kurzen Mitteilung der Berl. Sitznngsber. 1920, 575
behauptet, dafi die Sky th en un ter dem Namen Sik-ki und die Sake n nnter dem
Namen Sak-ke schon in dem heiligen Buch der Ghinesen Jtt-kung, dem 6. Buch
des Shu-king aus dem 23. Jahrhundert, im Zusam men hang mit der Han del s-
straûe nach Turkestan und Persien erwàhnt werden, und Jacobsohn, Arier
und Ugrofinnen 219. 236, hat daraus geschlossen, daft ,die Sakas bereits in ur-
alter Zeit ostlich saûen", und daft damais schon ausgebildete Stammesindividuali-
taten innerhalb des iranischen Volkes bestanden. Aber De Groot hat seine
kurzen Andeutungen m. W. nicht eingehend begriindet, und mein hiesiger sino-
logischer Eollege Exc. A. v. Rosthorn lehnt die Annahmen yon De Groot durch-
aus ab. Auch 0. Franke in seinen Beitr&gen aus chinesischen Quellen zur
Kenntnis der Tlirkvolker und Skythen Zentralasiens (Anh. z. Abb. d. Berl. Akad.
1904) weifi nichts von so alten chinesischen Zeugnissen fur die Skythen.
4*

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52 P- Kretschmer

wandert. Tallgren (Journ. Soc.


Finskt Mus. 1924, Eurasia II [
[1933] 96 ff.), 0. Menghin such
Kultur Zentralrufilands an der
Dnjepr, einer Steinkupfer-Kultu
Arier nach ihrer Abtrennung vo
der mit dem nordischen Kultu
Ansicht hângt also eng mit der
heimat der Indogermanen zu
Ich kann dieses Problem hier
Sprache bringen, sondern will
deuten, weil W. Koppers, Die I
historischen Volkerkunde (Anthr
rungen dariiber (in einem Vort
schaftlichen Gesellschaft, 14. J
und wiedergegeben hat. Ich hab
nicht abgelehnt; ich habe sie ja
idg. Sprachwiss. 1925, S.25) als d
zeichnet. Nur halte ich es fur m
wissenschaft und Archâologie in i
schieren, weil sich sonst leicht
verlâfit und deren Argumenten
erkennt. Namentlich die archà
sich ungemein schwer auf ihre
weil dazu eine so ltickenlos voll
Material gehôrt, wie sie auch
selber haben. Bis vor kurzer Zeit schien die nordische Théorie
allgemein anerkannt. Nun ist sie aber bekanntlich von mehreren
Seiten angefochten worden. Wonach soil sich bei diesem Zwie-
spalt im archàologischen Lager der Sprachforscher richten? -
Guntert folgt seinem Heidelberger Kollegen Wahle; Specht, KZ.
LXII 43 dem Hallenser Prahistoriker Walter Schulz, und er hat
von 1932 auf 1933 seine Ansicht en tiber das russische arcMo-
logische Material geândert, weil Àyràpââ die Ausfiihrungen von
Tallgren dariiber berichtigt hat *). Wohl auf keinem wissenschaft-
l) Specht schreibt in demselben Aufsatz KZ. LXII 42: „ Nicht dringend
genug kann ich vor den Schliissen warnen, dafi die Umbrer ,unter dem Druck
der Slaven' ihr Land verlassen hâttcn. Yon einem Volk der Slaven kann urn
diese Zeit iiberhaupt noch keine Rede sein. Mit solchen Behauptungen for-
dert er [gemeint bin ich, Gl. XXI112ff.] unbewufit die Phantasien polnischer
Forscher wie Eostrzewskis usw.a Man sollte erwarten, dafi jemand die Àufie-
rungen, gegen die er so polemisiert, vorher ordentlich gelesen habe. Ich habe

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Zum Balkan-Skythischen 53

lichen Gebiet unterliegen die Ansichten so hau


in der Archàologie, was hier eine Folge des st
an Material ist.
Bei dieser Sachlage erscheint es am geratensten, dafi die ver-
schiedenen an der Urheimatsfrage beteiligten Wissenschaften so
lange wie moglich getrennt vorgehen, und wo sie dabei zu iiber-
einstimmenden Ergebnissen kommen, kann man diese als einiger-
mafien sicher ansehen. Vielleicht wird ein solches Zusammen-
treffen ftir die nordische Théorie eintreten. Ich habe in der
Schrift Die idg. Sprachwiss. 52 als sprachwissenschaftliche Me-
thode empfohlen: ^Wir gehen am besten zur Bestimmung der
Urheimat der Indogermanen schrittweise in der Art vor, daB wir
zuerst die Urheimat jedes einzelnen indogermanischen Volkes,
seine friiheren Sitze zu ermitteln suchen." Kelten. Germanen,
Balten, Slaven ist die Bezeichnung des Meeres (*mori) gemein-
sam1), das in historischer Zeit fiir Kelten und Germanen Nord-
und Ostsee ist. Nun besitzt auch das Lateinische das Wort, aber
in einer Form mare, die als Erbwort aus idg. mori nicht erklàrba
ist, wohl aber als Lehnwort aus dem Germanischen, wo 0 in a
schon in sehr frtiher Zeit iibergegangen war, da dieser Lautwandel
sich vom Germanischen bis zum Baltischen und Slavischen (dort
wurde spâter a wieder zu 0 labialisiert) und Arischen erstreckt
hat. Daraus folgt aber, daB die Vorfahren der Italiker einst im
Rttcken der am Meer wohnenden Urgermanen im Binnenland ge
a. a. 0. 120 geschrieben: nDie Veneter sind offenbar aus ihrer Heimat im ost-
lichen Deutschland und dem westlichen PoleD unter dem Druck der von Osten
vordringenden Slaven, die sie spâter ttberschichteten und ihren Namen (Wenden)
erbten, nach Siiden gewandert." Ich spreche hier also nicht von den Umbrern,
sondern von den Venetern und knupfe an die bekannte von Much u. a. vertretene
Ansicht an, dafi der Name der Veneter auf die sie ablosende Satem-Bevôlkerung
der spateren slavischen Wenden iibergegangen ist. Ich hâtte auch hier vor-
sichtiger „ Vorfahren der Slaven u statt Slaven gesagt, aber es ist das nur die-
selbe ungenaue Kiirze, als wenn wir etwa von einer Einwanderung der Griechen
in Hellas reden. Es fehlt uns an Termini fur die verschiedenen Stadien der
Entwicklung des idg. Urvolkes zu den Einzelvolkern.
*) Ob aus dem Namen eines thrakischen Stammes am Schwarzen Meer
(Plin. IV 41) Moriseni folgt, dafi auch die Thraker das Wort *mori wMeera
besafien (Jokl in Eberts RL. d. Vorgesch. unter Thraker 285), ist mindestens un-
sicher. Die unzâhligen thrakischen Ethnika auf -rpoi sind aile Ableitungen von
Ortsnamen. *Moriso~, von dem Moriseni abgeleitet ist, zeigt eine Bildung,
die aus dem Vorindogermanischen besser bekannt ist als aus dem Indogermani-
schen; auch Kevôçearivâs neben Kevôçiaôç und der Phyle Kevôçtaelg macht
einen solchen Eindruck. In Béçyiaov (Jokl a. a. 0.) kann das Grundwort aller-
dings indogermanisch sein.

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54 P- Kretschmer

sessen und von diesen den Nam


schen Vokalisierung ubernomm
aber ungefâhr seit 2000 v. Chr
wandert sind, so muB diese g
Kelten und Germanen an Nord- und Ostsee mit den Vorfahren
der Italiker im Rticken, bis ins 3. Jahrtausend zurtickreichen.
Dieser alten Nachbarschaft entsprechen auch die bedeutenden
partiellen Ûbereinstimmungen der Sprachen dieser Vôlker.
Flir die Ursitze der Griechen fehlt es sehr an geographischen
Anhaltspunkten. Vielleicht ist aber ein solcher in der Gleichung
der Flufinamen "AÀyeiôç = german. *Albt, Gen. Albiâs (W. Schulze,
Kl. Schr. 120), lat.-germ. Albis, Elbe zu erkennen. Im altnord. elfr
wFlufi", auch in Flufinamen wie por-elfr, schwed. Dal-elf, Torneâ-
elf, Ljusne-elf u. v. a. ist das Wort als Appellativum vertreten.
Das zugrunde liegende Adjektiv *albho- »weifia ist nur im La-
teinischen (albus, umbr. alfu) und Griechischen vorhanden, wo
àÀyôç ,,weifi" aber nur noch in Glossen (àXcpotiç neben àÀœcpoijç
Hesych) erhalten ist; aufierdem àXq>ÔQvy%oç, àX(ponQÔoa)no<;, âÀcpôç
wweifier Flecken, Ausschlag, Leprau (Hesiod, Plato), àÀyùôriç »aus-
satzig". Der Flufiname Albis gehôrt auch dem Keltischen an:
spàter Alba, heute Aube, Nebenflufi der Seine; vgl. germ. Albis^>
ahd. Elba, nhd. Elbe. In Italien heifit ein kleiner FluB in Picenum
Albula (Plin. Ill 53), heute fiume dell' Albero, und auch der Tiber
soil frtther Albula genannt worden sein. Nattirlich kann dieser
Name auch eine junge Neuschôpfung sein von albulus ^weifilich";
es miifite denn die Endung -a von Albula, das von Ovid und
Martial teils als Fern., teils als Mask, gebraucht wird, sich aus
dem weiblichen Geschlecht von Albis und den Flufinamen im
Germanischen erklàren, was aber schon wegen der Verschieden-
heit der Endung zweifelhaft bleibt. Im Griechischen hàtte *Albhi
zu *"Al(pia werden mtissen, dies ist aber, da ja auch in dieser
Sprache die Flufinamen mânnlich sind, zu 'AÀçetôç umgeformt
worden, bei Homer, wo -«- durchweg in der Senkung steht,
*AJ.q>eï6ç zu schreiben. Der Ausgang ist derselbe wie in den Flufi-
namen Iltjveiôç, bei Pindar P. 10,86 Ilrjvsïôç, und dem gleich-
falls thessalischen 2ji£qx£iôç *). Boiotisch ist der schon von
Hesiod Th. 6 genannte 'OÂfieiôç.
x) Der Ursprung der Bildung ist nicht klar: liegt -eaiog (Reichel, KZ.
XLIII 95) oder -efiog zugrunde? - In hom. à~OTieQ%éç ^heftig, stiirmischa
{noÂvanBQx^ç erst bei Eustathios) liegt zwar ein s-Stamm vor, ist aber an
Komposita gebunden. Ein Adj. *oniQ%v<z, fem. ^aneqxefia, ware von anéçxoficu
gebildet wie ai. tdku- von tâkati.

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Zum Balkan-Sky thischen 55

In den tibrigen idg. Sprachen ist der FluBna


wie das Adjektiv vertreten, und da er den gro
Ursitze der Germanen bezeichnet und als Appe
dischen vorliegt, so ist es doch wohl recht wa
die Vorfahren der Griechen ebenso wie die Kelten den Namen
aus ihrer Urheimat mitgenommen und auf den ^an Wassermasse
wie an Lange des Laufes bedeutendsten unter den Fllissen des
Peloponneses" iibertragen haben. Daraus wiirde also folgen, daû
sie aus der Nachbarschaft der germanischen Ursitze und von der
Elbe gekommen sind, und dies wiirde somit ftir eine nordische
Urheimat auch der Griechen sprechen.
Fur Illyrier und Veneter ist schon lângst das ôstliche
Deutschland als Ausgangsgebiet wahrscheinlich gemacht worden,
und wenn die Kimmerier Thraker waren, so fslllt auch deren Ur-
heimat in ein nordisches Land mit langen Winternàchten. Fiir
die Ursitze des am weitesten nach Osten vorgedrungenen indo-
germanischen Volksstammes, der Tocharer, gibt das dem kut-
schaischen Dialekt B angehôrige Wort laks wFisch", wie schon
Pokorny, Die Stellung des Tochar. 27 f., bemerkt hat, einen wert-
vollen Anhalt. Das entsprechende ahd. lahs, altnord. lax : alt-
preufi. lasasso, lit. Idszis, lett. lasis, russ. lososb wLachs" gehôren
zu den partiellen germanisch-lituslavischen Wortgleichungen, die
alter als die Spaltung der Palatale sind und auf die ich Einleit.
105 ff. hingewiesen habe. Da der Lachs nur in Fliissen vor-
kommt, die in den Atlantischen Ozean mtinden, weil er aus diesem
in die Fllisse zum Laichen aufsteigt, so kommen flir die Aus-
bildung jener Wortgleichung nur die in die Ostsee mlindenden
Fliisse, namentlich Weichsel und Oder, in Betracht1). Die Tocharer,
die den Namen des Lachses verallgemeinert haben, mtissen aus
einer lachsreichen Gegend stammen, in der dieser Name zu Hause
war, und dafttr kommt, da sie ein Kentum-Volk waren, nur ein
lachsfuhrender Flufi Deutschlands, wie die Weichsel, in Frage. -
So ergeben sich fiir weitaus die meisten indogermanischen Einzel-
vôlker alte, bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zuriickreichende nor-
dische Sitze, ausgenommen fiir die Arier und die Hethiter.
Wien Paul Kretschmer

*) Denn Elbe, Weser usw. sind nattiriich fttr die Balten und Slaven
westlicb, die nordrussischen Flûsse fur die Germanen zu weit nôrdlich. F
und Lappen haben aber das Wort entlehnt: finn. lohi (vgl. russ. loch* ^L
der in einem See uberwintert hat"), lapp. luossa, Jacobsohn, Arier und U
finnen 70. 72 f.

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56 P. Kretschmer, Literaturbericht fttr das Jahr 1933

Nachtrag zu S. 7
Das -a- des byz.-got. Aovvapiç kann naturlich nur dann auf
das -a- des iran. dânav- zurtickgehen, wenn diese Form der Casus
obliqui noch zur Zeit der Entlehnung des Namens durch die
Germanen bestand. Seine Schicksale in dieser Zwischenzeit sind
uns jedoch nicht bekannt. Wir wissen nicht, in welcher Form
sich der iranische Name der Donau auf die den Skythen folgende
illyrische und keltische Bevôlkerung an der oberen Donau ver-
erbt hat. Vermutlich haben aber die Germanen den Namen des
groiîen Stromes viel frtiher gehort und aufgenommen, als sie die
Donau selbst erreicht haben, haben sie doch anscheinend den
Namen der Karpaten schon vor der ersten Lautverschiebung
und das lateinische Wort fttr 01, got. alëw, in der vorliterarischen
Form *olevom entlehnt. Auch die R9mer durften den Namen der
Donau schon geraume Zeit vor Caesars Bellum gallicum gehôrt
haben. P. Kretschmer

Literaturbericht fur das Jahr 1933


Griediisdi1)
Allgemeines
Indogermanisches Jahrbuch. XVII. Bd. 1933. Bibliographie
des Jahres 1931. S. 175- 192 P. Chantraine, Griechisch.
Buck, Carl Darling: Comparative Grammar of Greek and Latin.
Chicago, Univ. Press. (1933). 405 S. Das Buch erfUllt fiir ameri-
kanische und englische Studenten dieselbe Aufgabe wie Meillet
und Vendryes mit ihrem Traité de grammaire comparée des langues
classiques (1924) fttr die franzosischen, nachdem die âlteren Werke
von Leo Meyer, V. Henry, Giles u. a. làngst veraltet sind. Nur
ist die Syntax weggelassen. Die beiden Sprachen, die ja bekanntlich
in keinem besonders engen Verwandtschaftsverhâltnis zueinander
stehen, sind teils in eigenen Paragraphen nebeneinander behandelt,
teils konnte bei einzelnen Erscheinungen die Darstellung des Latei-
*) Die Literaturberichte machen nicht nur durch ihre Abfassung, sondera
vor allem durch die zeitgerechte Beschaff ang der Literatur die grôfite Miïhe. Manche
Schriften mûssen leider unbesprochen bleiben, weil sie dem Verfasser des Berichts
nicht oder wenigstens nicht zur rechten Zeit zugânglich waren. Es ergeht daher
an aile Verfasser einschlâgiger Werke und Aufsâtze (aufier KZ., IF., Lang., Ath. M.,
BCH., JHSt., Am. J. Phil., Byz. Z.) die émeute dringende Bitte, zum Zwecke der
Vollst&ndigkeit der Berichte ihre Arbeit en dem Verlage oder der Redaktion
der Glotta einsenden zu wollen.

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