Kretschmer Zum Balkan-Skythischen 1935
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l) Ich habe Wien. Prâhist. Z. XIX 279 zuletzt die Btymologie von Rho-
danus behandelt.
1*
l) Der Unfug, den die mittelalterlichen Historiker mit den antiken Vôlker-
namen trieben, teils ans Unwissenheit, teils aus stilistischen Grunden, wird durcb
folgende Ùbersicht veranschaulicbt. Der Name Geten bezeichnet 1. die Goten
in Jordanis Getica; 2. die Slaven bei den Byzantinern und lateinisch Schrei-
benden: in terra Getarum quae nu ne Servia seu Rasia nuncupatur, Tomas Hist.
Salon. (Niederle a. a. 0.); 3. die Litauer und Preufien: Ermoldus Nigellus (f 511)
MGH. Scriptores I 488; Gete dicuntur omnes Lithuani, Prutheni et alie ibidem
gentes, Chronik des Bischofs Yincentius Eadlubko um 1220, zahlreiche Belege
bei Basanaviëius und Srba, Die Sprachverwandtsch. der alten Thraker und heu-
tigen Litauer, in Lietuviij Tauta (Wilna 1925) 18 f. - Der Name Goten be-
zeichnet 1. bei Jordanis die Skythen, 2. im Lateinischen die Slaven, 3. russ. Gbte
in der Nestorschen Chronik die Litauer. Der Name Skythen bezeichnet bei den
Byzantinern hàufig die Slaven. Daher ist es zuweilen unklar, welches Volk ge-
meint ist, z. B. Nikephoras Gregoras Hist. Byz. XIX 1 S. 36, 13: Zi*%oi t' 'Apao-
yol re Jjaav, Fôx&oi te naï 'AfiaÇéfiioi.
*) Ps.-Skymnos 756 f. (GGM. I 226), nachdem von Dionysopolis die Rede ge-
wesen ist: èv [led-OQÎOLÇ 6h zrjç Kqo(IvÇùv aal S^vd-dv %o>ça fiiydôaç "EAÂtjvaç
2) '0 Aîfioç f} tô Alpov ànô nvoç (lacuAécûç Unv&av, Sçyxiôv èaxiv dçoç.
kônnte sich auf die Form Dânu- des Namens der Mutter der
Dânava-D&monen berufen, die seit dem Satapathabrahmana im
nachvedischen Sanskrit ftir das vedische Dctnu- eingetreten ist
Usener zog in seinen Gotternamen 206 diese kurzvokalische Form
heran, um die Dânava mit den Danaern zu vereinigen. Aber
V. Henry hatte schon vier Jahre vorher (Rev. et. gr. V 1892
284 ff.) erklàrt: ,,1'ancêtre est né longtemps après les epigones"
Richtiger: um die Vrc^dhi-Stufe des Metronymikons Dânava- gegen
Uber der Form des Namens der Mutter Dânu- deutlicher zu
machen, wurde diese durch Dânu- ersetzt; im ved. Dânu- f. und
m. war ja tatsachlich Stammwort und Metronymikon zusammen
gefallen. Da wir aus dem Stephanos-Artikel entnehmen, da
auch die westlichsten Skythen die Dânava-Dàmonen kannten,
ware es denkbar, daB am Tanais auch das Appellativum als
retrograde Bildung gefafit zu seinem kurzen a gekommen wàr
Auch das ware môglich, dafi das a von dem Verbum danuvatiy
oder danutaiy wfliefitu iibertragen ist, das einmal abgeklirzt z
danu in einer Darius-lnschrift vorkommt und ai. dhanvati ent-
spricht, also mit dânu- nicht verwandt ist, aber wegen seiner
Bedeutung leicht darauf einwirken konnte. Aber das wahrschein-
lichste ist vielleicht, dafi die Kiirze in Tenais mit der Entlehnung
irgendwie zusammenhàngt : weil die Vokallànge im Iranischen
etwas hinter der griechischen zuriickblieb, also zwischen einer
griechischen Lange und Kttrze in der Mitte lag, konnte sie auch
einmal mit einem kurzen Vokal wiedergegeben werden : also ein
dem Lautersatz analoger »Quantitàtsersatzu. Die Griechen haben
zwar sonst im allgemeinen lange Vokale fremder Sprachen durch
ihre Làngen wiedergegeben, aber es kommen auch Ausnahmen
vor: die wichtigste ist Bafivl&v Aisch. Pers. 54, Babylon, Baby-
lonius in der rômischen Dichtung aus neubab. Bâbilâni, akk.
Bâbilu, apers. BàbiruL Wie man aber auch den Ersatz der
iranischen Vokallànge durch Kiirze im Griechischen und Sla-
vischen erklaren mag, er kann als Tatsache nicht bezweifelt
werden.
biugavit
>) So Eurip. El. 410, wonach das Tdvoç der meisten Handschriften bei
Pans. II 38, 7 verbessert wird. Derselbe Fehler Tanus st. Tanaus bei Isidor
(oben S. 19).
Io
I
Epaphos
I
Belos
Danaos Aigyptos
]
Danaiden.
Hier ist also die Vorstellung, dafi Danaos aus Argos stammt,
zwar vorhanden, aber ein Zusammenhang mit den Danaern wird
nicht geàufiert und gewifi auch nicht gefiihlt. Erst Euripides im
Archelaos (Strabo V 221) lâfit den Danaos ein Gesetz in Hellas
geben, dafi das friiher Pelasgioten genannte Volk Banner genannt
werde (IltXaoyiùxac, ô* (bvofiaofiévovç xà nçiv Aavaovç xaÀeïod'ai
vô(iov ë&riK àv cEÂMôà). Er halt also, weil Danaos Eponym der
Danaer ist, die epischen Danaer fttr jiinger als Danaos.
Ob Aischylos ftir sein Drama das Epos Danais (oder Aavatôeg)
benutzt oder aus den hesiodischen Kaxâloyoi gesclrôpft hat, ist
strittig: Welcker und Ed. Meyer (Forsch. z. ait. Gesch. II 67 ff.)
traten fttr erstere Annahme, E. Maafi, De Aeschyli Supplicibus
commentatio (Progr. Greifswald 1890/1) fttr die zweite ein. Auf
jeden Fall kann die epische Sage und Dichtung eine ziemlich
weit zurttckreichende Erinnerungfestgehalten haben ; vgl. Schacher-
meyr, Etrusk. Frtthgesch. 55 ttber epische Rttckerinnerung. Zwei
Ztige der Danaos-Sage, die sich nicht aus dem Hergang der Er-
eignisse ergeben, konnen ait sein. Danaos gilt als besonders
kundig des Seewesens, als Erfinder des Fttnfzigruderers, der
IlevTrixôvTOQoç1). Bei den Spateren wird er gar zum Schôpfer
des ersten Seeschiffes: Apollod. Ill, 4, 5 vavv xaxeaxevaae nçcoioç;
Plin. VII 67, 15 nave primus in Graeciam ex Aegypto advenit
(antea ratibus navigabatur). Dieser Zug stimmt zu der See-
tttchtigkeit der Danawa und der ttbrigen Seevolker, die zur See
wie zu Lande gegen Àgypten vorgingen und den Agyptern eine
l) W. Schwarz, Die Danaidensage (N. Jahrb. f. Phil., 147. Bd., 1893, 95 ff.
101) leitet daraus die Fiinfzigzahl der Danaiden her, die schon Hesiod (s. oben
S. 32) nnd Aischylos (Hik. 307 nevzrixovTâncuç) kennen. Aber dieses Erfinder-
motiv, dessen altester Zeuge der echte Apollodor des 2. Jahrh. y. Chr. ist
(Waser, RE. unter Danaos, Sp. 2095), entspricht nicht dem Charakter alter
Sage, sondera mehr dem der jûngeren mythographischen Literatnr; altiiberliefert
wird nur die Seetttchtigkeit der Danaer sein. Die groûe Zahl der Danaostô'chter
erklart sich als mârchenhafte Urnschreibung des fliichtigen Danaosvolkes.
Qlotta XXIV 1/2. 3
45 f. Jacobsohn, B. ph. W. XX
ftir Illyrier erklârt, weil der N
Lu can. V 460) als Name ^region
bezeugt und das Suffix -mo-, w
und IlaXaioxivri vorliegt, im Oste
Sizilien und Illyrien kennzeichn
In diesem Zusammenhang is
Belang. Sie zeigt weder zu der D
irgendwelche Beziehungen, aber
nichts anderes als die ^Danaerin
Ihr Vater jedoch, Akrisios, ft
XLIX (1932) 121 bemerkt hat, ei
ist mit dem ungriechischen, ab
akri- = âxçiç ,,Hôheu abgeleite
BurghcJhe, der Larisa von Arg
in den Schol. Apoll. Rhod. IV
Enkel Perseus nach Larisa zu
thessalischen Larisa, und wird d
- nach Apollodor Bibl. II 4, 4 be
Teutamidas von Larisa fttr seinen verstorbenen Vater veran-
staltete - getôtet. Er wird von den Larisaern vor der Stadt
begraben und erhalt ein Heroon; nach einer andern Ûberlieferung
bei Clemens Alex, befand sich sein Grab im Tempel der Athena
auf der Burg von Larisa. Daû auch Danae in Larisa popular
war, l&fit sich aus dem Gebrauch ihres Namens als Personen-
name in Larisa *) erschliefien. Da Akrisios anderseits den Proitos
(aiol. IIqô-ïtoç vder Vorangeher, Ftihrer" = lat. praetor), der sein
Zwillingsbruder heifit, aus Argos vertreibt - nachtrâglich wird
Proitos wieder in Tiryns eingesetzt - , so hat es den Anschein,
dafi Akrisios und Danae mit den Trâgern ihrer Sage aus dem
thessalischen Larisa nach Argos gekommen sind2). Jedenfall
erscheint hier die Trâgerin des Danaernamens mit Illyrischem
merkwiirdig vergesellschaftet 8).
*) Aavâ 'Avd-oveizala IG. IX 2 N. 581. Aavdr\ 'Avôçoa&évov Aaçiaala
GDI. 347.
*) Anders Bieler a. a. 0. 120, der eine Kultiibertragung yon Argos nach
Thessalien annimmt.
8) Der indogermanische Charakter des Namens des Pelasgers Teutamidas
.gehort mit dem Zevg IleÂaoyixés zasammen zu den indogermanischen Elementen
des Vorgriechischen, die ich als protindogermanisch bezeichnet habe. Dafi diese
•erste indogermanische Welle nach ihrem sprachlichen Charakter dem spâteren
illyrischen Yolksstamm nabestand, ist moglich, lafit sich aber bei dem spar-
Lautstudien 60 behandelten Fa
aus- > aw- >> â- vor Vokal hat
> aiol. aticjç >> dor. âéç, ion.
scheint in dem Flufinamen Tç
erwâhnt den Trauos als Zuflu
Kompsatos). Der Flufi, der dem
kommt vom Stidabhang des R
wo die von Livius erwâhnten Trauser wohnten, war also als
wder Trauser44 benannt. Vgl. den FluBnamen "Ajîaoxoç mit dem
N. der Abasken. Wenn Gcaixec aus *Tçavaixeç entstanden ist,
setzt dies voraus, daB der Name von den Griechen aufgenommen
wurde, als die Verhauchung des zwischenvokalischen -a- noch im
Gange war.
Einen parallelen Fall hat Rozwadowski, Thracograeca in den
Stromata Morawski (Krakau 1908) 195ff. behandelt, den Namen
des Haemus, Alpoc oder Alpov, den er mit Tomaschek zu ai.
sïmân- ,,Haarscheide, Scheitel, Grenze44, sïmântâ-, sïmâ- dasselbe,
aisl. seimr wSaite, Sehne44, slme »Seilu, as. seim ^Grenze44 stellt.
Much, Hoops Reallex. IV 165 zieht auch den altgermanischen Ge-
birgsnamen Srjfiavovç tiÀt] Ptolem. heran, bei dem nur das rj
Schwierigkeiten macht. - Ein weiterer Fall ist der Name der
thrakischen Stadt 2aÀfivôt]oo6ç am Schwarzen Meer, der bei
Ptolemaios auch 'AÀfivôiooôç, lAÀfiiôaaaôç geschrieben wird, bei
Plinius Halmydesos, bei Mela Helmydesos: s. Biirchner, Pauly-Wiss.
RE. unter Salmydessos, der an volksetymologische Annaherung
an âÂfivQÔç, âÀg denkt. Zu erwâgen ware allenfalls, ob die
Formen mit h einer phrygischen Schicht zu verdanken sind, die
mit der Âgâischen Wanderung nach Kleinasien abgezogen ist.
Doch ist die Frage, ob die Verhauchung im Phrygisch-Armenischen
nicht erst auf anatolischem Boden erfolgt ist. Jedenfalls ergibt
sich aus einem andern, freilich nicht vôllig sicheren Fall, dafi die
Verhauchung im Griechischen noch nicht abgeschlossen war, als
die Griechen in ihre historischen Sitze eingewandert und sogar
schon bis Kreta gelangt waren: dem von Hatzidakis, Gl. XII 6 Iff.
(jetzt auch in den TliùoooXoyiycal "Eqevvat, I1934, 432 ff.) be-
sprochenen kretischen Stadtnamen *H%eia (Euthyphron b. Diog.
Laert.), b. Steph. B. vHvig neben *2rjT;aia1 Ethn. ^to^tcm auf
der Inschrift von Praisos aus der ersten Halfte des 3. Jahrh.
v. Ghr. GDI. 5120, 14. 16, im Mittelalter 2ri%eia, heute in der
Volkssprache Stia aus Srjxeta. Die von Wilamowitz und Ditten-
berger bezweifelte Gleichheit der beiden Ortsnamen wird von
dz, das zar Wiedergabe des thrak. z weniger geeignet als a war. Doch betont
Jacobsohn, Festschr. f. Kretschmer 72!. mit Recht, daû es bei Herodot auch
Namen gibt, in denen £ iran. z umschreibt.
l) Mit der Endung -ev statt des zu erwartenden -ov vgl. gelegent-
liches %a%ev Calder, JHSt. XXXI 184 N. 40, xax* ebd. 176 N. 21 st. *a*ow,
xanov.
*) Denn Elbe, Weser usw. sind nattiriich fttr die Balten und Slaven
westlicb, die nordrussischen Flûsse fur die Germanen zu weit nôrdlich. F
und Lappen haben aber das Wort entlehnt: finn. lohi (vgl. russ. loch* ^L
der in einem See uberwintert hat"), lapp. luossa, Jacobsohn, Arier und U
finnen 70. 72 f.
Nachtrag zu S. 7
Das -a- des byz.-got. Aovvapiç kann naturlich nur dann auf
das -a- des iran. dânav- zurtickgehen, wenn diese Form der Casus
obliqui noch zur Zeit der Entlehnung des Namens durch die
Germanen bestand. Seine Schicksale in dieser Zwischenzeit sind
uns jedoch nicht bekannt. Wir wissen nicht, in welcher Form
sich der iranische Name der Donau auf die den Skythen folgende
illyrische und keltische Bevôlkerung an der oberen Donau ver-
erbt hat. Vermutlich haben aber die Germanen den Namen des
groiîen Stromes viel frtiher gehort und aufgenommen, als sie die
Donau selbst erreicht haben, haben sie doch anscheinend den
Namen der Karpaten schon vor der ersten Lautverschiebung
und das lateinische Wort fttr 01, got. alëw, in der vorliterarischen
Form *olevom entlehnt. Auch die R9mer durften den Namen der
Donau schon geraume Zeit vor Caesars Bellum gallicum gehôrt
haben. P. Kretschmer