Kinder Und Kindheit
Kinder Und Kindheit
Kinder Und Kindheit
Jürgen Oelkers
Mein Vortrag beginnt mit dem Verweis auf eine kleine Schrift, die im Jahre 1925
veröffentlicht wurde, also fast hundert Jahre alt ist und gleichwohl bis heute zitiert wird, niht
immer so, dass man voraussetzen kann, sie wurde auch gelesen.
• Verfasser war der Wiener Psychoanalytiker Siegfried Bernfeld und sein Buch
hiess Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung.
• Selten wird darauf hingewiesen, dass der Titel irreführend ist.
• Es geht nicht um die Grenzen der Erziehung, sondern um die Grenzen der
Pädagogik.
Ihr gilt der Bezug auf den antiken Helden Sisyphos. 1 Wer sich auf die Pädagogik
einlässt, soll man lernen, rollt einen Marmorblock den Berg hinauf, nur um ansehen zu
müssen, wie er bei jedem Versuch kurz vor dem Gipfel aus den Fingern rutscht und
zurückrollt. Er wird, um Homer zu zitieren, «von schrecklicher Mühe gefoltert» (Odyssee
XI/593).
Begrifflich jedoch weitet Bernfeld die Erziehung aus und beachtet gerade keine
Grenze. Er geht davon aus, dass jede Erziehung ihren Ausgang von der
«Entwicklungstatsache» nehmen muss, also von dem Tatbestand, dass Kinder nicht kleiner,
sondern grösser werden, mithin wachsen und nicht schrumpfen, wobei «wachsen» heissen
soll, dass alle ihre Fähigkeiten, geistige wie körperliche, an Höhe, Breite und Tiefe gewinnen.
Nur in der Literatur kann das anders sein, wie Scott Fitzgerald in seiner
Kurzgeschichte The Curious Case of Benjamin Button gezeigt hat, die 1922 erschienen ist
(Fitzgerald 2008, S. 318-342).2 Auch hier gibt es eine «Entwicklungstatsache», nur in
umgekehrter Richtung. Der Protagonist wird jünger und nicht älter, er wird als Baby geboren,
aber hat alle Merkmale eines Greises, er lebt, anders gesagt, sein Leben rückwärts, also wird
nicht erzogen, sondern nähert sich seiner Erziehung an. Es ist, heisst es in der Geschichte, ein
«normal ungrowth» (ebd., S. 327).
Das wäre das Ende jeder Form von Pädagogik, die den Weg und die Wirkung der
Erziehung vom Anfang her denken muss, also Geburt und Tod nicht vertauschen kann.
• Aber wenn das so klar ist, wieso herrscht dann über die Erziehung weder
Klarheit noch Einigkeit?
• Liegt das am schnellen Wandel, dem keine Pädagogik mehr folgen kann?
• Oder, wie Bernfeld vermutet hat, kann die Pädagogik gar nichts über
«Erziehung» sagen?
Bernfeld (1976, S. 51) hat «Erziehung» definiert als «die Summe der Reaktionen einer
Gesellschaft auf die Entwicklungstatsache». Alle Massnahmen einer Gesellschaft, die ihren
Kindern gelten, sollen «Erziehung» genannt werden (ebd., S. 52), also keine Grenze kennen.
Das Problem ist, dass diese «Summe» - entgegen der Mathematik - unbestimmt bleibt, weil
niemand zählen kann, was «alle» Massnahmen sind.
«Erziehung» ist daher keine «Reaktion» der Gesellschaft, erst recht keine «Summe»
von Reaktionen, sondern eine normative Kommunikationsform, die enger oder weiter gefasst
werden kann, öffentlich und privat stattfindet, aber sich auf Probleme der Erziehung hin
spezialisieren muss.
Anspruch und Praxis liegen in der Erziehung häufig weit auseinander und was wie
eine moralische Verpflichtung erscheint, hat oft den Alltag oder das gelebte Leben gegen sich.
Kein Elternpaar beginnt die Erziehung der eigenen Kinder mit der Absicht, sich scheiden zu
lassen. Gleichwohl sind Kinder oft Scheidungsgründe, besonders das zweite Kind, aber auch
Kinderlosigkeit kann zum Scheidungsgrund werden.
Folgen hat für den Erwartungshorizont und das Verhalten bis zur Ehe hat das nicht,
Die Zahl der Eheschliessungen in Deutschland steigt, die Zahl der Scheidungen sinkt auf
hohem Niveau. Gesucht werden Partner und angestrebt sind lange gemeinsame Horizonte, die
nicht terminiert werden. Der Modus der Beziehung ist Liebe, nicht deren Risiken, und ein
Liebesbekenntnis kennt kein Verfallsdatum. Das gilt besonders für die Liebe zum Kind.
Entsprechend gross ist dann die Neigung, Probleme nach aussen zu verlagern.
Medien etwa können immer leicht zur Ursache eines pädagogischen Übels erklärt
werden. Doch Klagen über den schlechten Einfluss der Medien gibt es mit jedem neuen
Innovationsschub, der Wandel der Erziehung kann damit allein also nicht erklärt werden. Und
3
ausgehend von Bernfeld kann man auch bezweifeln, dass sich langfristig im Kern viel
verändert, weil jede Gesellschaft, unabhängig von ihren Medien, auf die Entwicklung der
Kinder reagieren muss. Aber die Frage ist, wie sie das macht.
Als das Fernsehen auf breiter Basis die amerikanischen Haushalte erreichte, das war
zwischen 1949 und 1955, wurde das «Fernsehkind» erfunden, erst voller Enthusiasmus über
die Lernmöglichkeiten des neuen Mediums und dann voller Befürchtungen über die
Entfremdung von Kind und Familie (Luke 1990). Jedesmal kamen Experten zu Wort und die
einen zogen sich zurück, als die anderen Meinungsmacht erhielten. Mit dem «Fernsehkind»,
anders gesagt, reagierten die Medien auf sich selbst und das ist im Zeitalter des Internet auch
nicht anders.
Wenn es einen Wandel der Erziehung gibt, dann kann er nicht mit der starken
Gewichtung nur einer Ursache erklärt werden, vielmehr müssen verschiedene Faktoren in
Rechnung gestellt und muss der Zeitraum eingrenzt werden, in dem der Wandel stattgefunden
haben soll und so überhaupt beschrieben werden kann. Schliesslich muss auch genauer
bestimmt werden, was sich gewandelt haben soll.
Folgt man etwa dem amerikanischen Philosophiehistoriker George Boas (1966), 3 dann
kennen alle Kulturen seit den Hochkulturen und der griechischen Antike einen cult of
childhood, also die kultische Beachtung der Besonderheiten des Kindes oder eben der
Entwicklungstatsache. In diesem Rahmen ist das Kind auch als der bessere Erwachsene
verstanden worden. «Werdet wie die Kinder» steht im Matthäus-Evangelium4 und ist keine
Entdeckung der Reformpädagogik.
Aber Boas handelt über Texte und auch das Evangelium ist nur ein Text, keine
Wirklichkeit ausserhalb des Textes.
Er betrifft die Lebenswelten der Familien ebenso wie die Erziehungsinstitutionen und
ihre Zuständigkeiten, weiter das Selbstverständnis der Akteure, das mediale Umfeld und nicht
zuletzt auch die Lebensplanung. Der stärkste Wandel der Theorie der Erziehung ist die
Loslösung von vorgegebenen Lebensaltern. Die Erziehung richtet sich heute nicht mehr allein
auf die Kinder und so auf den Anfang des Lebens.
Wandel schliesst Stabilität nicht aus, nur ist ihre Dauer sektoriell und begrenzt. Davon
zu unterscheiden ist die sehr stabile literarische Reflexion über Erziehung, die tatsächlich ihre
Wurzeln in den Hochkulturen hat, als die Aufzucht der Kinder zu einem Problem wurde und
die Literatur Lösungen nahelegen konnte. Erziehungsratgeber waren schon in der ägyptischen
Kultur bekannt. Und der Einfluss der europäischen Antike mindestens bis zum 18.
Jahrhundert war so gross, dass Rousseau als Plagiator hingestellt werden konnte und so
schlecht der Begründer der modernen Pädagogik wäre (Les plagiats 1766).5
3 George Boas (1891-1980) lehrte an der Johns-Hopkins-University in Baltimore und ist neben Arthur Lovejoy
einer der Begrpnder der modernen Ideengeschichte.
4 Matthäus 18, 3.
5 Verfasser war der französische Benediktiner Jean-Joseph Cujot (1726-1779).
4
Pädagogische Reflexion ist normativ, sie bezieht sich auf Erwartungen und Ziele,
kennt eigene Diskurse und so Querverwiese auf sich selbst. Die Reflexion ist dem Wandel
ihres Feldes stets voraus und muss sich davon nicht tangieren lassen. Aber worüber reflektiert
wird, ist nicht dasselbe, nur weil immer und überall von «Erziehung» die Rede ist. Der
Begriff bleibt identisch, auch wenn die Praxis sich stark verändert. Und «Praxis» geht in
keiner Collage von Theoriezitaten auf.
• Was sich im Umgang von Eltern und Kindern geändert hat, sind nicht nur die
Medien der Kommunikation,
• sondern auch die innere Struktur der Beziehung,
• die Individualisierung der Lebensentwürfe,
• die Reichweite pädagogischer Verpflichtungen
• und nicht zuletzt die Formen sozialer Kontrolle.
Grundsätzlich wird niemand wird mehr öffentlich geächtet, der von der Mehrheit
abweicht und aber in der Lage ist, für seinen Unterhalt selbst aufzukommen, ohne sich etwas
zu Schulden kommen zu lassen.
Zum Lebensentwurf müssen keine Kinder gehören und die Beziehungen können nach
Lebensabschnitten unterteilt werden. Paare ohne Kinder erfahren keine gesellschaftliche
Abwertung mehr, Paare mit Kindern sind aber auch nicht mehr unbedingt das Rollenvorbild,
vor allem weil Kinder als unabsehbare Verpflichtung angesehen werden, die an keinem
bestimmten Datum endet.
Die Diskussion ist nicht neu, ein jüngerer Anstoss geht zurück auf einen Romanessay
der englischen Schriftstellerin Rachel Cusk. Der Essay trägt den Titel A Life’s Work: On
Becoming a Mother und ist 2001 im Original erschienen. Lebenswerk ist doppelt zu verstehen,
als Werk, das Leben spendet, und als Werk des Lebens, das man mit dem eigenen Kind
verbringt (Cusk 2019).
6Verena Brunschweiger ist Lehrerin für Ethik, Deutsch und Englisch am Albrecht-Altdorfer Gymnasium in
Regensburg.
5
In dem Essaywird beschrieben, wie eine Frau das Mutterwerden erlebt hat und sich in
einer Wirklichkeit zurechtfinden musste, die zuvor naiv romantisiert worden war. Die
Wirklichkeit ist oft widersprüchlich, gelegentlich schwer zu ertragen, bisweilen auch brutal
und doch auch durchsetzt mit Glücksmomenten. Und sie verändert das ganze bisherige Leben,
ohne dass man sich darauf vorbereiten könnte, selbst dann nicht, wenn Ratgeberliteratur
konsultiert wird. Erst der Ernstfall hat die Erwartungen belehrt.
Auch Rachel Cusk ist angefeindet worden. «Hass auf Kinder» war noch der geringste
Vorwurf, während sie sich gegen die Idealisierung von Mutter und Kind wehrt, mit denen die
gesellschaftlichen Vorstellungen über Erziehung so durchsetzt sind, dass man sich ihnen
kaum entziehen kann. Aber die eigene Erfahrung kann gegen den normativen Konsens
gerichtet werden und der Kritik lässt sich öffentlich begegnen.
Auch das zeigt Wandel an. Die schlechten Erfahrungen sind nicht länger ein Tabu, das
zum Schweigen zwingt, selbst wenn die Reaktionen auf Veröffentlichungen heftig ausfallen
können. Andererseits muss die Entlarvung der pädagogischen Idealisierungen deren Macht
nicht ändern. Erziehungsratgeber können nicht frei von Idealen operieren und die wiederum
sind in der lebensweltlichen Kommunikation fest verankert (Scholz/Lenz/Dressler 2014).
Aber die Ideale wandeln sich ebenso wie die öffentliche Meinung über Fragen von
Erziehung, Ehe und Kindern. Der historische Abstand lässt sich auch so beschreiben:
• Wer vor fünfzig Jahren geheiratet hat, wurde nach einer Weile gefragt, wo die
Kinder bleiben.
• Und bedauert wurde, wer heiraten «musste», weil ein ungewolltes Kind
unterwegs war.
• «Unterwegs» war die Strecke bis zur Sichtbarkeit der Schwangerschaft.
• Nicht zufällig wurde dann von einer «Antibaby-Pille» gesprochen, was nicht
als Sprachverrohung wahrgenommen wurde.
• «Uneheliche Kinder» waren nicht einfach Kinder, sondern eine Schande für die
Familie.
Im günstigen Fall werden aus Eltern Grosseltern der Erziehung, in weniger günstigen
Fällen müssen lebenslang Konflikte ausgetragen werden, die so festgefahren sind, dass sie
keine Lösung erlauben. Selbst wer sich trennt, hat weiterhin miteinander zu tun, weil
Verletzungen aus der Kindheit nicht heilen, für beide Seiten nicht. Oft herrscht dann einfach
Sprachlosigkeit. Doch selbst wenn man versucht, den Schein zu wahren - anders als früher
kann das Miteinander nicht erzwungen werden.
Auf der anderen Seite können sich Eltern und Grosseltern auf neue Weise die Sorge
für das Kind teilen. Diese partnerschaftliche Arbeitsteilung ist wiederum nicht ohne Risiken,
aber belohnt beide Seiten, wenn sie gelingt. Die Grosseltern sehen zum zweiten Male ein
Kind heranwachsen, die Eltern werden entlastet, ohne die Verantwortung abzugeben, und die
Erziehung bleibt in der Familie. Eine «Nanny» ist nicht erforderlich.
6
Aber es ist nicht nur der Wandel der Generationen und mit ihm der Einstellungen, den
wir heute beobachten können. Historisch neu ist auch die Beschleunigung der Erfahrung.
Frühere Erziehungskulturen waren über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte stabil, lokal
gebunden und über Generationen weitgehend identisch. Zugleich war die Kindersterblichkeit
hoch und die Lebenserwartung niedrig.
Noch im zweiten Drittel des 19. Jahrhundert wurden die meisten Männer kaum älter
als vierzig und die Frauen überlebten sie nur um wenige Jahre. Mobilität war für viele
ausserhalb von Kriegen oder anderen Notlagen unbekannt. Der soziale Bewegungsradius war
gering und das gesamte Leben wurde meist an einem Ort verbracht. Die Binnenstruktur der
Familien war statisch und fixiert auf die überkommene Rollenverteilung.
Die heutige Erziehung ist nicht länger auf einen bestimmten Ort beschränkt, an dem
man geboren wird, aufwächst und sein Leben verbringt. Man kann gehen und zurückkehren,
aber auch den Geburtsort für immer verlassen, je nachdem, wo Arbeit gefunden wird und der
persönliche Lebensmittelpunkt entsteht. Insofern kann sich jeder Nahraum einer Lebenswelt
verschieben.
Auch Globalisierungsprozesse wirken sich auf Eltern und Kinder gleichermassen aus
und sie stehen für einen nachhaltigen und irreversiblen Wandel der Erziehung, der sich
ebenfalls beschleunigt und die herkömmlichen «Kinderwelten» weitgehend entgrenzt hat.
«Kinderstuben», die im Biedermeier entstanden sind, können nur noch sprichwörtlich
verwendet werden.
Die Entwicklung lässt sich an einem bekannten Beispiel rasch zeigen: Als das
japanischen Fernsehen 1975 die ersten Folgen der Animationsserie „Biene Maja“ ausstrahlte,
konnte niemand ahnen, dass daraus ein globales Phänomen entstehen würde. Das Buch Die
7
Biene Maja und ihre Abenteuer erschien bereits 1912, Verfasser war der deutsche
Schriftsteller Waldemar Bonsels, ein ehemaliger Missionar und überzeugter Antisemit.7
Sein Buch wurde wohl in 41 Sprachen übersetzt und war in diesem Sinne «global»;
aber erst die japanische Animationsserie machte daraus ein mediales Erlebnis, dem sich
weltweit kaum ein kleineres Kind entziehen konnte - und kann. Diese Globalisierung der
Kinderunterhaltung erfolgte parallel zur Globalisierung des Fernsehens und lange vor dem
Internet.
Seitdem ist die Globalisierung in jedem Kinderzimmer präsent und schon kleinere
Kinder lernen den Gebrauch von Smartphones, die in einem wörtlichen Sinne «kinderleicht»
zu bedienen sind. Kinder sind auf eine Weise Objekte von Verwertungsprozessen geworden,
die die Biene Maja oder das Lied von Karel Gott geradezu als Steinzeiterfahrung aussehen
lassen. Deren Attraktivität muss das nicht mindern.
Die Frage, ob wir heute «anders» erziehen als früher, kann man angesichts solcher
Befunde zur Unterhaltungsindustrie auch seltsam finden. Sie müsste vielleicht besser lauten,
ob Erwachsene überhaupt noch erziehen können oder wollen. Die Frage könnte
gleichermassen lauten, ob die heutigen Kinder sich erziehen lassen wollen.
Von den Kosten her gesehen, den materiellen wie denen der Aufmerksamkeit, ist es
eigentlich umgekehrt, die Kinder erziehen die Eltern, einfach weil täglich Aufwand betrieben
werden muss, der den Konsum und den Erfahrungsraum der Erwachsenen zugunsten der
Kinder beschränkt. Und Kosten-Nutzen-Rechnungen verbieten sich in der Erziehung, wie
etwa die Debatte um Rachel Cusk gezeigt hat. Sie ist von beiden Seiten strikt normativ
geführt worden.
Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern folgt aber nicht einfach Normen und
Idealen, sondern stellt immer eine Kommunikationsgeschichte dar, die von den Lern- und
Anpassungsleistungen her verstanden werden muss. Das Verhältnis wird aufgebaut und
fortlaufend stabilisiert. Dabei passen sich die Eltern mindestens ebenso den Kindern an wie
umgekehrt.
In der Ratgeberliteratur ist oft von der «Kinderfalle» die Rede (Lucas 2012), also der
Steuerung des Verhaltens durch letztlich egoistische Idealisierungen des Lebens mit Kindern,
denen man, wenn sie einmal gefasst sind, nicht entkommt. Kinder würden instrumentiert für
die Lebenswünsche der Erwachsenen, die enttäuscht werden und doch wirksam bleiben.
Aber so schnöde lassen sich die Motive vieler heutiger Eltern nicht fassen, die sich ja,
anders als früher, für oder gegen Kinder entscheiden können. Die Idealisierung der Erziehung
ist unvermeidlich und hat auch Vorteile, weil sie vor der Abnutzung der Motivation schützen
kann. Der Kinderwunsch alleine kann schnell im Alltag versinken. Aber ist nicht allein das
die Zumutung, die sich mit der heutigen Erziehung verbindet?
Eine verbreitete Reaktion auf den Wandel der Erziehung sind die verschiedenen
Spielarten der pädagogischen Nostalgie. Historisch gesehen, besteht dafür kein Anlass.
Kinder haben „früher“ nicht „besser“ gelebt, etwa weil ihre Welt einfacher war oder die
Verhältnisse überschaubarer. Aber sie waren auch viel enger, die Konflikte wurden
7Waldemar Bonsels (1880-1952) war für kurze Zeit Missionskaufmann, später Verlagsgründer und
Schriftsteller, der in der Weimarer Republik sehr erfolgreich war und 1933 dem Nationalsozialismus
unterworfen hat.
8
unterdrückt und die Konventionen haben das Zusammenleben beherrscht. Schliesslich ist
Nostalgie auch deswegen ein Problem, weil nie klar ist, wann «früher» gewesen sein soll.
Aber was hier als «child trap» gefasst wird (Acocella 2008), ist eher ein Phänomen
akademischer Mittelschichten und die Kritik an der Erziehung lässt sich auch so verstehen,
dass gerade die keine «heilen Welten» haben dürfen. Hier schreiben immer Akademiker über
andere Akademiker, was auch an deutschen Medien und ihren Kassandrarufen über den
Wandel der Erziehung gezeigt werden kann. 8
«Heile» Welten» gab es zu keinem Zeitpunkt der Erziehungsgeschichte, die immer nur
als schöne Bilder vorhanden waren, auch wenn die „gute, alte Zeit“ der Erziehung noch so
sehr beschworen wird. Der Abstand zur Vergangenheit wächst mit jeder neuen
Kindergeneration und einen Weg zurück gibt es nicht. Die heutigen sozialen Medien werden
nicht verschwinden, die Geschwisterreihen kehren nicht zurück, wenigstens nicht als
Regelerfahrung, und die Erziehungsverantwortung muss ausgehalten werden.
Wer noch die «gute Kinderstube» erwartet, übersieht, dass Erziehung in den Familien
heute nicht mehr an die starren Regeln des Benimms gebunden ist.
8 „Dürfen die denn alles?“ In. Der Stern Nr. 44 vom 4. Oktober 2019, S. 28-38.
9 Ebd., S. 33.
9
Wer das vermisst, kann es mit Outsourcing versuchen und etwa ein «Benimm-Camp»
buchen10 oder auch einen «Knigge für Kinder» in Anspruch nehmen.11 Das ist kein Witz,
sondern wird in verschiedenen Varianten angeboten und erzeugt auch Nachfrage.
Der Grund dürfte einfach sein. Niemand will sich nachsagen lassen, die eigenen
Kinder seien «schlecht erzogen». Aber «abgerichtet» werden wie früher sollen sie auch nicht
und die «gute Erziehung ist vieldeutig geworden, je nachdem auf welche sozialen Situationen
und Kontexte sie abzielt, wer dafür Sorge trägt und wem sie in welchem Alter gilt.
Das Beispiel zeigt auch, wie sehr die Beratungsindustrie ein fester Bestandteil heutiger
Erziehung geworden ist. Sie bietet Entlastung ohne Schuldverschreibung und arbeitet fast
immer mit «spielerischen» Lösungsangeboten. Das ist in der heutigen Breite und
Professionalität neu. Man kann sich von jedem Problem entlasten und so versuchen, sich gar
nicht erst darauf einzulassen.
Aber oft ist das Problem stärker als die Entlastung und es gibt auch Erfahrungen, die
nicht entlastet werden können oder dürfen, solche von Gewalt und Missbrauch, die eine lange
Geschichte haben und auch aus der heutigen Erziehung nicht etwa verschwunden sind. Der
Wandel besteht eher darin, dass Gewalt und Missbrauch die Öffentlichkeit erreichen und sich
nicht mehr so leicht verschweigen lassen.
Der gesellschaftliche Abscheu verhindert solche Taten nicht, auch weil die moralische
Verurteilung häufig abstrakt bleibt und wenig zur konkreten Vorstellung beiträgt. Zudem sind
Relativierungen wie der «Missbrauch des Missbrauchs» durch falsche Alarmierungen
(Rutschky 1992) immer möglich.
Doch allein die Bandbreite der Fälle sexuellen Missbrauchs ist erschreckend. Sie
reicht von der katholischen und auch der evangelischen Kirche über die Odenwaldschule oder
die Elly-Heuss-Knapp-Schule in Darmstadt mit dem Lehrer Erich Buss als monströsem
Einzeltäter bis hin zum Campingplatz Eichholz in der Gemeinde Lügde in Nordrhein-
Westfalen und den gerade aufgedeckten Fällen in Bergisch-Gladbach, wo Familienväter die
10 https://www.sueddeutsche.de/leben/erziehung-ab-ins-benimm-camp-1.3620694
11 https://www.familienleben.ch/kind/erziehung/knigge-fuer-kinder-269
10
eigenen Kinder in einem Chat zum Missbrauch angeboten hatten. 12 Die Opfer sind zwischen
einem und zehn Jahre alt.
Nicht wenige Täter galten als besonders befähigte Lehrer oder Erzieher, also fielen nur
positiv auf. Andere Täter sind auch durch ihre Prominenz geschützt worden. Wer hätte bei
bekannten Namen wie dem englischen Fernsehmoderator Jimmy Saville, dem Sänger Gary
Glitter, dem Pädagogen Gerold Becker, dem Schauspieler Klaus Kinski oder dem Fotografen
David Hamilton an sexuelle Gewalt gedacht?
Saville war Moderator einer Kindersendung der BBC und hat hunderte von Kindern
missbraucht. Erst nach seinem Tod wurde er entlarvt. Kinski hat Jahre lang seine eigene
sexuell ausgebeutet, aber konnte verhindern, dass die Ausbeutung bekannt wurde. Becker
starb unmittelbar nachdem seine Taten nicht mehr zu leugnen waren, Hamilton entzog sich
der öffentlichen Diskussion durch Suizid und nur Glitter wurde rechtskräftig verurteilt.
Anfang der siebziger Jahre hat der Berliner Senat das sogenannte «Kentler-
Experiment» in Auftrag gegeben, in dem sozial auffällige Jugendliche bei pädosexuellen
Straftätern zwecks besonderer «Zuwendung» untergebracht wurden. Die Idee war, dass die
Jugendlichen auf diese Weise Bindungen entwickeln und dann gesellschaftlich integriert
werden können.
Durchgeführt und fachlich begleitet hat das «Experiment» der Psychologe Helmut
Kentler, der später Professor für Sozialpädagogik an der Universität Hannover wurde und für
den Berliner Senat die wissenschaftliche Autorität verkörperte, dem man offenbar blind
gefolgt ist und der sein «Experiment» selber begutachten konnte (Institut 2016).
Die Praxis dieser behördlichen Willkür in bester Absicht erstreckte sich bis
mindestens 2003 und ist immer noch nicht vollständig aufgeklärt. Dreissig Jahre lang gaben
Berliner Jugendämter Kinder und Jugendliche in die Hände von pädophilen Männern und
finanzierten sie mit öffentlichen Mitteln. 14 Kentlers Gutachten bescheinigten die
Unbedenklichkeit und den fortschrittlichen Ansatz.
Die Gutachten und das Konzept der «Leihväter» sind Jahre später in einem Buch
öffentlich zugänglich geworden (Kentler 1989), ohne dass Kritik laut wurde, im Gegenteil.
Kentlers Buch wurde häufig zitiert und galt als Musterbeispiel für den sozialpädagogisch
12https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/abermals-festnahme-im-missbrauchsfall-bergisch-
gladbach-16480054.html
richtigen Umgang mit Jugendlichen, die auffällig waren, als Risiko eingestuft wurden und
nicht länger am Rande der Gesellschaft leben sollten.
Kentler starb 2008 unbehelligt und hochgeehrt als Vorkämpfer für die sexuelle
Emanzipation und so für eine neue Erziehung, die das Kind und seine Bedürfnisse in den
Mittelpunkt stellt. Kentler trat ein, hiess es im Nachruf der taz am 12. Juli 2008, für eine
«erlaubende Sexualmoral». 15 Straftatbestände kamen darin nicht vor. Am 1. September 1993
hatte die Kölner Zeitschrift Emma unmissverständlich, aber folgenlos vor Kentler und seinem
Netzwerk gewarnt.16
Ein Beispiel für die öffentliche Aufarbeitung ist der Roman Die Nickel Boys, in dem
der Schriftsteller Colson Whitehead der Jahrzehnte langen Geschichte von Gewalt und
Missbrauch in einer staatlichen Reformschule in Florida eine literarische Form gibt. Für diese
Schule steht der deutsche Begriff «Besserungsanstalt» zur Verfügung und sie sollte
«Unterricht und Arbeit» verbinden (Whitehead 2019, S. 90), also folgte nach aussen hin
einem pädagogischen Konzept.
Eröffnet wurde sie im Januar 1900 als «Industrieschule» nach deutschem Vorbild,
tatsächlich war sie ein Ort des Horrors für Kinder und Jugendliche, die sozial auffällig waren
und weggesperrt wurden. Whitehead beschreibt die Praxis von Demütigungen, Gewalt unter
den Insassen, Überriffe durch das Personal und die perfide Wirkung eines «Punktesystems»
von Belohnung und Bestrafung in einer totalen Institution (end., S. 92).
Die reale Schule wurde regelmässig Inspektionen unterworfen, die ständig auf die
Gewaltvorkommnisse hinwiesen, ohne dass wirksam etwas gegen sie unternommen wurde.
Sie ist erst im Juni 2011 geschlossen worden, also hat über Dekaden mit öffentlichen Geldern
eine Schreckensherrschaft ausüben können. Auf ihrem Gelände wurden die sterblichen
Überreste von mehr als hundert Kindern und Jugendlichen gefunden, deren Leichen
grösstenteils einfach verscharrt worden sind. 17
Ein ähnlicher Fall, nur mit kirchlichem Hintergrund, ist das St. Mary’s Mother and
Baby Home in der irischen Stadt Tuam. Dort wurden bis 1961 uneheliche Kinder entbunden,
von ihren Müttern getrennt und oft gegen Bezahlung zur Adoption freigegeben. Hunderte von
Kindern haben nicht überlebt und sind ebenfalls verscharrt worden. Uneheliche Kinder, lernte
man in irischen Schulen, sind «Kinder des Teufels». 18
Die Massengräber wurden 1975 von spielenden Kindern entdeckt, aber die Funde
wurden nicht näher untersucht. Erst im Mai 2014 wurde der Fall öffentlich. Auch hier gibt es
literarische Verarbeitung, nämlich Alison O’Reillys Biografie My Name is Bridget: The
Untold Story of Bridget Dolan and the Tuam Mother and Baby Home (O’Reilly 2018). Basis
des Buches sind die Befunde von Catherine Corless, die den Fall ohne Hilfe und gegen
massive Widerstände aufgedeckt hat. Bridget Dolan ist ihre Mutter.
Gemeinsam ist beiden Fällen, die für zahlreiche andere stehen, dass sie noch nichts
mit dem Internet zu tun hatten und auch deswegen lange nicht beachtet worden sind. Es gab
keine Gegenöffentlichkeit. Auf der anderen Seite hat gerade das Internet sexueller Gewalt
15 https://taz.de/!836663/
16 https://www.emma.de/artikel/falsche-kinderfreunde-263497
17 https://digital.lib.usf.edu/dozierarchive
18 https://www.irishcentral.com/news/woman-at-center-of-tuam-babies-story-reveals-her-own-sad-past-to-ny-
times
12
ganz neue und zuvor unvorstellbare Dimensionen verliehen, die die Erziehung direkt
tangieren und unkontrolliert Einfluss nehmen.
Der Zweck ist Anerkennung im Chat der Gleichgesinnten mit Strategien der
maximalen Überbietung. Niemand hat diesen Kindern je gesagt, dass sie allein mit ihrer
Sprache andere Menschen erniedrigen und zugleich Gewalt verharmlosen. Der Chat täuscht
Normalität vor und schützt die Verrohung, die ohne einen Polizeizugriff nie sichtbar
geworden wäre.
Das gilt ähnlich für einen Berliner Influencer, der sich «Yo Oli» nennt und angeklagt
worden ist, minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und auf einem eigenen Kanal kaum
kaschierte Videos ins Netz gestellt zu haben. 21 Die Mädchen waren Fans seiner YouTube-
Auftritte, trafen sich mit ihm und hofften auf eigenen Ruhm im Internet.
Abgesehen von solchen völlig illusorischen Versprechen und dem naiven Glauben der
Verantwortlichen an die Wirksamkeit der Methode, wer diese «Tobe- und Kuschelstunden»
anbietet, sind Männer, die vorher in kurzen Workshops zu «Lehrlingen» des Spiels trainiert
wurden, aber sonst über keine Ausbildung verfügen. 22 Die Anstellung erfolgte ohne
polizeiliches Führungszeugnis.
Die Gefahr von Übergriffen besteht, Eltern haben sich auch öffentlich geäussert 23 und
in bestimmten Bundesländern ist die Methode inzwischen verboten, weil das Kindeswohl
nicht garantiert werden kann.24 Die Grundannahmen der Methode sind esoterisch und der
Erfinder ist ein amerikanischer Autor, der weder Psychologe noch je Universitätsprofessor
war25 und nur so verkauft wurde.26
Der Autor heisst Fred Donaldson. Seine Methode wird in dem Buch Von Herzen
spielen begründet (Donaldson 2016), das eine Anleitung sein soll für ein Spielen von Kindern
mit Erwachenen aus dem gegebenen Augenblick und der dort erlebten Beziehung heraus. Das
wird «ursprünglich» genannt und soll frei sein von allen kulturellen Verformungen.
• Das Universum spielt mit uns, und wir müssen es nicht fürchten.
• Das Wichtigste ist, dass ich tagtäglich Liebe gebe und empfange.
• Berührungen sind für uns der direkteste und wirkungsvollte Weg, zu
kommunizieren und Liebe auszutauschen.
• Spiel löst durch Berührung Liebe aus
(ebd., S. 270).
Inzwischen wird öffentlich gefragt, wie so etwas in deutsche Kitas kommen kann, 27
wobei auch hier einfach die heutige Internet-Kommunikation berücksichtigt werden muss.
Man glaubt, was gut klingt, leicht machbar erscheint und positiv formuliert wird. Dabei spielt
die Sichtweise des Kindes eine zentrale Rolle: Man lernt “original play” von den Kindern und
kann dann als “Spielgefährte” so werden wie sie (ebd., S. 73).
Vielleicht wurde ja deswegen aus Kindern «Kids», aber befinden wir uns aus diesem
Grunde in einer grundlegend anderen Situation der Erziehung oder gar in einer neuen
Epoche? Diese Idee wird heute vor allem im Umkreis der Digitalisierung vertreten und darauf
einzugehen, scheint unvermeidlich zu ein.
Tatsächlich haben sich die Kulturen, in denen Kinder und Jugendlich aufwachsen, in
den letzten 15 bis 20 Jahren stärker und schneller verändert als in allen Jahrzehnten seit dem
Zweiten Weltkrieg. Ein starker Faktor sind die Medien, die nicht nur für Beschleunigung
sorgen, sondern selbst unter Beschleunigungsdruck stehen. Die Folgen prägen den Lernalltag
von Facebook bis Counter-Strike. Facebook wurde 2004 gegründet, Counter-Strike gibt es
seit 1999.
Schülerinnen und Schüler wachsen heute mit ständiger und schneller Erreichbarkeit
auf, sie lernen, sofort zu reagieren, ein Tag ohne Smartphone erscheint wie eine einzige
Zumutung und selbst gemeinsame Mahlzeiten verfügen über keine Schutzzone, wenn man
keinen Druck ausübt. Das gilt nicht nur für die Kinder, sondern für alle, die mit Smartphones
leben.
Wer über den Facebook-Tag hinaus denkt: Die Lebensentwürfe folgen persönlichen
Idealen, die Mobilität ist wie gesagt hoch und die Bindekräfte traditioneller Institutionen wie
Kirchen oder Vereine nehmen weiter ab. Man kann so von einem Wandel hin zum
individuellen Lernmedium sprechen, der unmittelbare Folgen für die gesellschaftliche
Bildung und ihre Organisation hat.
Die öffentliche Schule ist die einzige Institution, die alle Kinder durchlaufen. Aber
auch Schulen sind vom digitalen Wandel betroffen und im Blick darauf kann man sie in ihrer
historischen Form in Frage stellen, wie das in der Literatur auch zunehmend geschieht.
Brauchen wir Schulen überhaupt noch, wenn sich das Leben weitgehend individualisiert hat
und das Internet für die Bildung sorgt?
Solche Visionen werden durch Schul- und Erziehungskritik gestützt, die sich zum
Anwalt der Kinder und des besseren Lernens stilisiert. Das ist nicht neu, aber verstärkt sich
mit den Möglichkeiten des Lernens, die die heutigen Medien bieten.
Man lernt dann nicht, wie sich über Jahre eine Fremdsprache aneignen lässt, sondern
nutzt das Angebot «just in time». Weitergehende Ansprüche an Bildung werden privatisiert,
aber niemand muss mehr Englisch oder Französisch lernen, wenn er das nicht will oder der
Erfolg ausbleibt. Jeder weiss, wie weit man mit dem «Schulenglisch» kommt, aber warum
wird es dann unterrichtet?
Die neue Art Lernen ohne Schulbesuch lässt sich als aussichtsreiches
Zukunftsprogramm verstehen, weil es überall und nach eigenem Bedürfnis stattfinden kann.
Aber Internet und Smartphone können auch als das Armageddon der Kindheit hingestellt
werden. Wer noch bibelfest ist, weiss, «Armageddon» (Harmagedon) ist der Ort der
Entscheidungsschlacht im Johannes-Evangelium.30 Mehr Dramatik geht nicht, denn dann
stünde die ganze Erziehungswelt auf dem Spiel.
28 https://apps.babbel.com/de/
29 https://mashtips.com/smartphone-translation-apps/
• Jedes Kind ist hoch begabt und nur die Schule merkt das nicht (Hüther/Hauser
2012).
• Das Prinzip Leistung überfordert die Kinder, deswegen entstehen «Burnout-
Kids» (Schulte-Markwort 2015) -
• Allein aus diesem Grunde sollte man die Schule vor dem Hintergrund der
digitalen Bildungsrevolution komplett neu denken (Precht 2013; Carey 2015).
• Die Schule, so wie sie ist, „verdummt“ die Kinder oder ist „zu blöd“ für sie
(Winterhoff 2019, Kaube 2019).
• Schulbildung generell ist eine Verschwendung von Zeit und Geld (Caplan
2018).
Die Liste ist stattlich und scheint fast monatlich zu wachsen. Allerdings entsteht so
auch nur ein semantisches Bild, das sich einfach aus horrenden Wortpartikeln zusammensetzt.
Titelmanagement und Aufmerksamkeitsökonomie verlangen diese Art Sprache. Inhaltlich
liegt man in der Kritik ebenso wie in den Schlussfolgerungen weit auseinander.
Als Treiber der Schulkritik wird oft das Internet vermutet. Die neuen Medien, so der
amerikanische Kritiker David Gelernter oder auch der deutsche Ingenieur Sebastian Thrun aus
dem Silicon Valley,32 machen die Schule als Institution überflüssig und führen dazu, dass
freies Lernen ohne das Prokrustesbett der Schulorganisation möglich wird.
Für die Kanalisation von Protest ist schon heute gesorgt: Alle Unzufriedenen können
sich auf Facebook in die Gemeinschaft „Die Schul-Hasser“ eintragen und sich dort mit
Gleichgesinnten austauschen.33 Damit verfestigen sich mit jedem neuen Anlass die
Meinungen.
Aber gerade die neuen Medien stehen in der Kritik, weil sich ihre Verheissungen nicht
erfüllt haben und ihre Gefahren inzwischen deutlich sichtbar geworden sind. Das ist wörtlich
zu verstehen. Die „Generation Smartphone“ verlernt das „look up“, also kann sich nicht mehr
vom Starren auf den Bildschirm lösen, heisst es in einem Gedicht des Filmemachers Gary
Turk, das paradoxerweise, aber hochwirksam, über YouTube verbreitet wird.34
Der amerikanische Philosoph Michael Patrick Lynch (2016) hat in seinem Buch The
Internet of Us noch auf eine ganz andere Gefahr hingewiesen. Von ihm stammt der Ausdruck
«google-knowing», also digitales Informationswissen, das gesucht und gesammelt wird.
Dieses Wissen hat bestimmte Eigenschaften, es ist «fast, easy and productive» (ebd., S. 179),
aber nur als Wissensspeicher. Die Anstrengung des Verstehens kann dadurch nicht ersetzt
werden. «Google-knowing» ist nicht kreativ (ebd., S. 180) und, so lässt sich hinzufügen, auch
nicht auf verlässliche Weise selektiv, wie man es lange von den Lehrern angenommen hat.
Google ist eine Suchmaschine, aber zugleich auch ein Labyrinth neuer Art. Das meiste
wird nie gefunden und was gefunden wird, sitzt oft dem Google-Irrtum auf, dass Verstehen
direkt gelehrt werden kann (ebd., S. 181). Wikipedia ist ein Lexikon in elektronischer Form,
das unbegrenzt wachsen kann und tatsächlich zwischen 400 und 500 Artikel pro Tag
wächst,35 doch es ist kein Lehrer, sondern nur ein Wissenskorpus. In diesem Sinne bleiben die
wesentlichen Probleme der Bildung erhalten.
32 Thrun betreibt „Udacity“, ein Bildungsunternehmen, das 1000 Absolventen pro Tag anstrebt (Der Spiegel Nr.
10 vom 28.2. 2015, S. 25).
33 https://www.facebook.com/pages/category/Community/Die-Schul-Hasser-281101711987512/
34 https://www.google.ch/?gws_rd=ssl#q=gary+turk+look+up) 61.684.405 Aufrufe bei YouTube (26.10. 2019).
35 https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Meilensteine
16
Aber das hebt den Hype nicht auf. Über Erziehung und Schule wird gerade im Internet
mit dramatischen Bildern und drastischen Ausdrücken oft so geredet, dass man sich eine
sofortige Abhilfe wünscht, die meistens aber blass bleibt. Die Vorwürfe klingen gewaltig, die
Kritik scheint irgendwie einzuleuchten, auch radikale Forderungen finden Beachtung, doch
die praktischen Konsequenzen hängen in der Luft. Und noch etwas ist auffällig: Man weiss
selten, worüber genau geredet wird. Schulkritik ist traditionell mehr Wut als klare Strategie
(Oelkers 2000).
• Die wirklichen Probleme liegen woanders, sie erwachsen aus der vielfältigen
Konkurrenz zur Schule und damit einhergehend dem Verlust ihrer
Monopolstellung.
• In Deutschland herrscht eine im Vergleich zum Ausland rigide Schulpflicht,
aber das Monopol der Wissensvermittlung ging trotzdem verloren.
• Das Lernen hat sich in mediale Parzellen fragmentiert und kann sich in
Echokammern zurückziehen, also nur noch das aufnehmen und verarbeiten,
was zu den bereits vorhandenen Erwartungen passt.
Schule dagegen war immer ein Konzentrat des Wissens, das sich in der ganzen
bisherigen Schulgeschichte nie unterlaufen liess und dem eine geprüfte Autorität in Form
eines Kanons oder eines Lehrplans zukam. Ein zentrales Kriterium für Schulunterricht war
gerade das Durchbrechen der Erwartungen und die Entwicklung der Interessen. Die Suche
lediglich nach Bestätigung schliesst die Lernhorizonte und bestreitet alle fremden Autoritäten.
Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, wie weiterhin für
Allgemeinbildung gesorgt werden kann und wie sich ihre Qualität erhalten lässt. Die Frage
wird seit kurzem diskutiert (Böttcher/Heineman/Priebe 2019), nachdem die neue
Mediensituation und ihre pädagogischen Folgen lange gar nicht wahrgenommen worden sind.
Immerhin geht es um die allgemeine Bildung künftiger Bürgerinnen und Bürger, die heute auf
breiter Basis in Erfahrungsräumen aufwachsen und von Konsum und Smartphones geprägt
werden, die das Lernen auf konstante und interaktive Unterhaltung festlegen.
In diesem Sinne ist Facebook ein universelles Lernmedium und das erste seiner Art,
allerdings verengt das Medium Lernen auf behavioristische Anreize und kann so als perfekte
Inkarnation von Skinner’s Box verstanden werden (Vaidhyanathan 2018, S. 36-41). Die
Nutzung ist leicht und unmittelbar verständlich, aber sie macht abhängig, legt eindimensional
Verhalten fest und fördert einzig die zum Medium passenden Gewohnheiten, also die Wahl
zwischen «like» und dislike».
Aus diesem Grunde ist Facebook kein «soziales» Medium, sondern dient einfach dem
operanten Konditionieren, das zwischen Lernen und Bildung keinen Unterschied macht. Die
Währung sind «clicks», also sich steigernde Summen von Zustimmung oder Ablehnung, die
in einem binären Code kommuniziert werden und die Eindeutigkeit einer Zählung
suggerieren. Mehr ist besser, weniger schlechter.
Andererseits ist Facebook ist ein politisches Medium, weil sich mit den Daten
Verhaltens- und Eigenschaftsprofile der Wählerinnen und Wähler entwickeln lassen. Dadurch
können politische Botschaften viel unmittelbarer vermittelt werden, als dies in der
konventionellen Wahlwerbung je der Fall gewesen ist (ebd., S. 149). Und diese Botschaften
sollen konsumiert werden wie alle anderen auch. Der amerikanische Präsident bestimmt die
Schlagzeilen, während es früher umgekehrt war.
Aber Facebook, Twitter und Instagram sind nicht das Mass aller Dinge in den
Lernwelten der Zukunft. Die digitalisierten Klassenzimmer, die Apple entwickelt hat, sind
Schulen und nicht reduzieren nicht die Bildung auf Twitter-Botschaften. Lernplattformen
beachten diese Grenze und deswegen werden sich Schulen diese Technologie zu eigen
machen, was nicht heisst, dass Facebook zu einem Bildungsmedium mutieren wird oder
mutieren kann. Aber darin liegt gerade die Chance.
Für die pädagogische Institution Schule spricht, dass sie dauerhaft und verlässlich
angeboten wird, für alle Kinder und Jugendlichen zur Verfügung steht, mit öffentlichen
Geldern finanziert wird, gesellschaftliche Funktionen wahrnimmt und über die Grenze der
Generationen hinweg einen demokratischen Bildungsauftrag erfüllt, der anders nicht
wahrgenommen werden könnte.
Im Blick auf Unterricht, Aufsicht und Betreuung bietet die Schule auch konkret vieles,
das für Kinder und Jugendliche unverzichtbar ist:
Diese Sicht auf Schule ist historisch-pragmatisch. Sie bremst die Radikalität und
verweist auf eine Normalität, die so schlecht nicht ist, wie die Kritik annehmen muss, um
Eindruck zu machen. Ausserdem wurde das Ende der Schule in der Geschichte des
Bildungsdiskurses schon mehrfach proklamiert, ohne deswegen auch ausgelöst worden zu
sein.
Wer sich das «Ende der Schule» herbeiwünscht (Slayback 2016), übersieht die Grösse
und das Gewicht der gesellschaftlichen Institution Schule, unterstellt grösstmögliches
Fehlverhalten, das niemand bemerken würde, und geht davon aus, dass die radikale Kritik auf
18
allseitige Akzeptanz stösst, also ohne das Risiko auftreten kann, gerade die falsche Richtung
zu stärken.
Angesichts solcher Beispiele sollte man eigentlich vorsichtig sein mit radikalen
Thesen, aber die erfreuten sich schon immer grosser Beliebtheit. Jeder hat Erziehung erlebt
und so eine Meinung, daher kann auch jeder mitreden und Schulhass ist keine Pathologie.
Und es sind ständig neue Radikalisierungen denkbar, weil immer Erwartungen verletzt
werden und das, was vorhanden ist, nie genug sein kann. Deswegen gibt es ständig Weckrufe
und Alarmierungen, auch solche, die ganz praxisnah erscheinen und jedenfalls unmittelbar
einleuchten. Und gerade die Digitalisierung trägt zu solchen Entwicklungen bei.
Man kann das Problem aber auch entspannen: Der digitale Wandel in den Schulen ist
absehbar und er wird sich in den nächsten Jahren auch massiv beschleunigen. Tablets und
Lernplattformen erweitern den Unterricht, aber weder tangieren sie die Schulpflicht noch
heben sie den institutionellen Rahmen auf. Der Staat behält die Kontrolle über die Curricula,36
aber es wird neue Vernetzungen zwischen den verschiedenen Lernorten und -situationen
geben, so dass auch die Lehrerbildung nicht mehr von der einen Grundsituation des
Unterrichts ausgehen kann und sich massiv verändern muss.
Die Schule muss auch klar kommunizieren, was nicht digitalisiert werden sollte und
wo das traditionelle Klassenzimmer unverzichtbar ist. Jede Schule sollte die
bildungsfeindlichen Tendenzen der sozialen Medien thematisieren und die Schüler aufklären
über die Folgen von Kurzbotschaften, Kommunikation nur noch in Echoräumen oder die
behavioristische Steuerung der Wahrnehmung durch „likes“ und „dislikes“, mit der ja auch
Abgrenzungsmacht verbunden ist. Man gehört dazu oder eben auch nicht.
5. Erziehung heute
Versucht man, aus dem Gesagten eine vorsichtige Schlussfolgerung zu ziehen, dann
lässt sich sagen: „Erziehung heute“ ist eine ständige Auseinandersetzung in und mit sehr
verschiedenen Umwelten, die nicht immer etwas zum Erfolg der Erziehung beitragen oder
auch nur die erzieherischen Anliegen von Eltern oder Lehrern unterstützen. Die
Selbstbegrenzung der Wünsche kann zu einem Glücksspiel werden und Grenzen, die Andere
setzen, verlangen Sanktionsmacht, die oft fehlt oder unterlaufen wird. Eltern und Kinder
müssen sich in diesem Erfahrungsraum zurechtfinden.
36Das curriculare Angebot muss sich erweitern, Informatik sollte auf allen Schulstufen angeboten und
unterrichtet werden. Mit einem solchen Fach können sich die Schulen am besten auf die Digitalisierung
vorbereiten, sie würde in die Grundlagen einführen und nicht lediglich mit der je neuesten Technologie
aufwarten.
19
Der Wandel hat die Erziehung nicht zu einem sicheren Geschäft gemacht. Der
Ausgang jeder Erziehung ist unsicher und vor allem das das erklärt die öffentliche Sensibilität
im Blick auf Risikofaktoren. Sie können auch erklären, warum die esoterischen
Glücksversprechungen eine steigende Nachfrage erleben und das «original play» kein
Einzelfall ist.
Scheitern soll ausgeschlossen werden und Erziehung muss gelingen, also wird sie nur
im besten Licht dargestellt, was mit zum Teil subtilem Glaubwürdigkeitsrisiken verbunden
ist.
Wenn Kinder in der Öffentlichkeit die Erwartungen verletzen, etwa lärmig sind und
als rücksichtslos erlebt werden, kann man als Eltern die Erwartungen in Frage stellen. Aber
niemand verteidigt offensiv den Konsum an Süssigkeiten, weil immer im Hintergrund steht,
dass zu viel Zucker schädlich ist und dann schnell die Erziehungskompetenz in Frage gestellt
wird. Verlegenheiten mit Kindern werden antizipiert und vermieden. In dieser Hinsicht ist die
soziale Kontrolle also noch sehr intakt.
Der heutige Erziehungsalltag kennt auch strukturelle Probleme wie die ständige
Ausweitung des Angebotes oder die zur Verfügung stehenden Zeit, die immer knapp ist. Im
Blick auf das Angebot kann das meiste nicht realisiert werden, was auch erklärt, dass die
These von den permanent erfüllten Wünschen und den kleinen «Tyrannen», die nie genug
bekommen, so nicht stimmt.
Die knappe Zeit sorgt dafür, dass Erziehung sich zunehmend auf verschiedene
Instanzen verteilt. Das gilt wie gesagt für die Beteiligung und manchmal auch Indienstnahme
der Grosseltern, die erheblichen Einfluss nehmen können auf die Erziehung ihrer Enkel. Auch
wenn sie weiterhin als «Oma» und «Opa» in Erscheinung treten, sie leben viel länger als jede
Generation vor ihnen. Sie sind also keine Greise mehr, die erst am Ende ihres Lebens
Umgang mit den Enkeln haben und so auch in Erinnerung bleiben.
Aber ältere Männer und Frauen können auch selbst wieder Eltern werden. Sie müssen
so die eigene Lebenszeit und die Erziehungszeit ihrer Kinder in ein Verhältnis setzen, was
gleichbedeutend ist mit der Grenze, wie lange sie noch für ihre Kinder da sind, wenn die
erwachsen sind. Diese Lebensspanne wäre eine unter Gleichen, die nicht erreicht wird, wenn
die Eltern zu früh sterben.
20
Der heutige Alltag in der Erziehung ist aus der Sicht der Eltern vor allem
gekennzeichnet von der Ausweitung der Zuständigkeit, wachsenden Pflichten und gestiegener
Verantwortung. Eltern werden anders als früher von den Schulen aktiv in deren
Erziehungsarbeit eingebunden, die Visibilität abweichenden Verhaltens von Kindern und
Jugendlichen nimmt zu und die Toleranz gegenüber fehlenden Leistungen der Eltern nimmt
ab.
• Die in der Öffentlichkeit oft vertretene Meinung, die Erziehung schwäche sich
ab oder „verschwinde“ gar, 37 wird durch die Realität nicht gedeckt.
• Im Gegenteil wird in weniger Kinder weit mehr investiert als noch vor zwanzig
Jahren und werden grössere pädagogische Anstrengungen unternommen als je
zuvor.
• Kinder sind damit auch Symbole für Lebenserfolg, was wiederum die Risiken
erhöht.
• Aber das ist der Preis der Freiheit.
Auf der anderen Seite verstärken sich Tendenzen der Erziehung, die im Namen der
Identitätswahrung oder des Schutzes von Gefühlen die Unselbstständigkeit befördern, etwa
wenn an Universitäten alle Zumutungen der Bildung beseitigt werden oder vor jeder Gefahr
für die eigene Identität vorsorglich gewarnt wird, als sei die Umwelt nur als sicheres
Refugium lebenswert. Aber offene Gesellschaften sind nicht von psychischen Bunkern aus zu
bewältigen.
Das gilt ähnlich auch für die Reaktionen auf den Klimawandel. Wer sich für „fridays
for future“ engagiert, erzieht sich selbst für die Demokratie, die ohne Protest auf den Strassen
keine wäre, aber dann auch Gegenmeinungen aushalten muss. Wer dagegen angesichts
fehlender Mehrheiten in der Demokratie eine „Ökodiktatur“ für unvermeidlich hält,38 würde
auch eine Erziehungsdiktatur in Kauf nehmen.
Chinas System der „social credits“ zeigt, wie das konkret gehen könnte, nämlich durch
die Ausweitung der behavioristischen Verhaltenskontrolle mit einem staatlichen Punktekonto,
das Tugend belohnt und jede Übertretung der Normen sanktioniert bestraft (Strittmatter
2018). Der Kontotand kann online eingesehen werden und ersetzt so den fehlbaren Blockwart
in früheren Diktaturen.
Aber das System zeigt auch, was man pädagogisch wie politisch bekämpfen muss,
wenn weiterhin von einer Erziehung zur Demokratie die Rede sein soll. Wer eine
Tugendrepublik will, muss Terror ausüben und das ist umso mehr der Fall, je mehr man das
Feld der Erziehung den Algorithmen überlässt.
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