Eth Exam5

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Schriftliche Prüfung Physik 1 und 2

Prof. A. Imamoglu
Samstag, den 08. August 2009, 9:00–12:00 Uhr

BITTE IN DRUCKSCHRIFT AUSFÜLLEN:

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Repetent ja/nein (Nichtzutreffendes bitte streichen)

REGELN
• Jede Aufgabe wird mit 7 Punkten bewertet. Die Gesamtpunktzahl beträgt 42, zum
Bestehen sind 17 Punkte erforderlich.

• Geben Sie bei allen Aufgaben das algebraische Resultat sowie – wo gefordert – das
numerische Resultat inklusive Einheiten an. Bei numerischen Ergebnissen genügt eine
Genauigkeit von 10%.

• Bitte führen Sie alle Rechnungen und Zwischenrechnungen auf diesen Blättern durch.
Lose Blätter werden nicht gewertet.

• Ergebnisse ohne Rechnung oder Begründung werden nicht gewertet.

• Erlaubte Hilfsmittel sind: 1 Blatt (DIN A4) selbstgeschriebene Zusammenfassung; 1 Ta-


schenrechner (keine Laptops, PDAs, Mobiltelefone oder ähnliche Geräte); Fremdwörterlexikon.
Zu Beginn der Prüfung werden Kopien folgender Abschnitte aus Tipler Physik“, 2.

Auflage verteilt und nach der Prüfung wieder eingesammelt: Zusammenfassungen der
Kapitel 1-34 und aus dem Anhang die Tabellen A2, A3, A5, B3.

• Bitte legen Sie Ihre Legi vor sich auf den Tisch.

• Natel und Laptop müssen ausgeschaltet sein.

• Wir weisen Sie darauf hin, dass Sie im Falle von unehrlichem Handeln bei Prüfungen
den Strafnormen der Disziplinarordnung der ETH unterstehen.

KORREKTUR
Aufgabe Punkte Assistent/-in
1
2
3
4
5
6

GESAMTPUNKTZAHL:
NOTE:
1 Skispringer (7 Punkte)

Ein Skispringer (Masse m = 65 kg) startet aus der Ruhe (Punkt S) in einer Höhe h0 = 35 m
über dem Ende der Sprungschanze (siehe Abbildung). Der Skispringer verlässt die Schanze
am Punkt B unter einem Absprungwinkel von α = 33 ◦ relativ zur Horizontalen.
Hinweis: Vernächlässigen Sie die Luftreibung bei allen Teilaufgaben.

1. Wir nehmen zunächst an, dass die Schanze reibungsfrei ist. Wie gross ist dann die
Maximalhöhe h1 , die der Skispringer während seines Sprungs erreicht?
Hinweis: Zerlegen Sie im Punkt B die Gesamtgeschwindigkeit vges in eine horizontale
Komponente vx und eine vertikale Komponente vy .

2. In welcher Entfernung d von der Schanze kommt der Skispringer auf? Geben Sie einen
Ausdruck für d in Abhängigkeit von h0 und α an, und ausserdem den Zahlenwert für d.

3. Leider hat sich der Skispringer beim Wachsen der Skier vertan. Durch das Auftragen
des falschen Wachses gleitet er nicht mehr reibungsfrei. Wie gross ist der effektive
Gleitreibungskoeffizient µG , wenn der Skispringer gerade am Absprungpunkt der
Schanze (Punkt B) zum Stehen kommt (die zurückgelegte Gleitdistanz zwischen
Punkt S und B betrage 82 m)?

2
1. [2.5 Punkte] Gemäss des Hinweises zerlegen wir im Punkt B die Geschwindigkeit des
Skipringers in eine horizontale vx und eine vertikale Komponente vy . Es gilt:
vx = vges cos α (1)
vy = vges sin α . (2)
Ausserdem ist zum Zeitpunkt des Absprungs die gesamte potentielle Energie beim
Start in kinetische Energie umgewandelt, so dass gilt:
1 2
mgh0 = mvges , (3)
2
und deshalb p
vges = 2gh0 (4)
Weiterhin wird die kinetische Energie der senkrechten Bewegung nach dem Absprung
in potentielle Energie umgewandelt
1
mv 2 = mgh1 . (5)
2 y
Somit ergibt sich durch Umformen und Einsetzen
vy2
h1 = = h0 sin2 α = 35m × sin2 33◦ = 10.4m . (6)
2g
2. [2.5 Punkte] Wir zerlegen zunächst die Bewegung in die vertikale (y-) und
horizontale (x-) Komponente
1
y(t) = − gt2 + vy t (7)
2
x(t) = vx t . (8)
Man beachte das negative Vorzeichen von g, d.h. positive y-Richtung zeigt nach oben.
Der gesuchte Landepunkt ist gegeben durch die Bedingung y = 0, d.h.
1
0 = − gt2 + vy t . (9)
2
Auflösen ergibt dann für t
2vy
t= . (10)
g
Damit erhalten wir durch Einsetzen in x(t) die Distanz d zu
2vx vy
d= . (11)
g
Mit den Ausdrücken für vx , vy und vges aus Teil a) ergibt sich
2
2vges
d= sin α cos α = 4 h0 sin α cos α . (12)
g
Einsetzen der Zahlenwerte für h0 und α ergibt d ≈ 64 m.
3. [2 Punkte] Wir rechnen zunächst die Normalkraft senkrecht zur Schanze aus
FN = Fg cos α = mg cos α . (13)
Die resultierende Reibungskraft µG FN führt zu Dissipation. Sie ist so stark, dass die
komplette potentielle Energie während des Gleitens entlang der Strecke x = 82 m in
Reibungswärme W umgewandelt wird und der Skispringer im Punkt B zum Stehen
kommt. Also haben wir
W = xFN µG = mgh0 . (14)
woraus wir durch Auflösen den Gleitreibungskoeffizienten µG bestimmen
h0
µG = ≈ 0.5 . (15)
x cos α

3
2 Geschoss (7 Punkte)

Ein Geschoss der Masse mG = 1.0 g trifft mit der Geschwindigkeit vG mittig auf einen
würfelförmigen mB = 0.8 kg schweren Block (Kantenlänge a = 15 cm, homogene
Massendichte), der am Ende eines homogenen d = 0.7 m langen und mS = 0.4 kg schweren
Stabes befestigt ist. Das Geschoss bleibt genau im Zentrum des Würfels stecken (siehe
Abbildung). Das System Block-Stab-Geschoss rotiert um eine feste durch den Punkt A
verlaufende Achse.
Hinweis: Etwaige Deformationen des Würfels durch das Geschoss sind zu vernachlässigen.
Zudem ist die Masse des Geschosses für die Berechnung von Trägheitsmoment und
Schwerpunkt des Systems Stab-Würfel vernachlässigbar.

1. Das Trägheitsmoment des Stabes allein bezüglich der Drehachse durch Punkt A
betrage 0.065 kg m2 . Wie gross ist das Trägheitsmoment des gesamten Systems
Stab-Würfel bezüglich der Drehachse durch den Punkt A?
Hinweis: Das Trägheitsmoment I eines Würfels mit Kantenlänge a und Masse m ist
(bzgl. seiner Hauptachse(n)) gegeben durch I = 16 ma2 .

2. Die Winkelgeschwindigkeit des Systems unmittelbar nach dem Einschlag des


Geschosses betrage 4.5 rad/s. Wie gross war demnach die Geschwindigkeit vG des
Geschosses unmittelbar vor dem Einschlag?
Hinweis: Es gilt Drehimpulserhaltung!

3. In welchem Abstand xS von Punkt A liegt der gemeinsame Schwerpunkt S des


Systems Stab-Würfel?

4. Um welchen Winkel α wird das System Stab-Würfel nach dem Einschlag des
Geschosses aus seiner Ruhelage ausgelenkt und mit welcher Frequenz schwingt das
System danach?

4
1. [1 Punkt] Wir berechnen das Trägheitsmoment des Würfels bezüglich einer
Hauptachse durch den Würfelmittelpunkt
1
I0 = mB a2 ≈ 0.003 kg m2 (16)
6
Mit dem Steiner’schen Satz können wir daraus das Trägheitsmoment IA bzgl. Punkt A
berechnen
IA = I0 + mB (d + a/2)2 ≈ 0.484 kg m2 , (17)
so dass sich für das Gesamtsystem Stab-Block ein Trägheitsmoment von

Iges = (0.484 + 0.065) kg m2 ≈ 0.55 kg m2 , (18)

ergibt.
2. [2 Punkte] Es gilt Drehimpulserhaltung. Der Drehimpuls des Geschosses L0 vor dem
Einschlag bzgl. Punkt A ist gegeben durch

L0 = mG v(d + a/2) . (19)


Nach dem Einschlag hat das System Stab-Block-Geschoss die Winkelgeschwindigkeit
ω = 4.5 rad/s und somit den Drehimpuls

L1 = Iges ω . (20)

Der Drehimpuls ist nach dem Einschlag erhalten, so dass wir haben

L0 = L1 (21)
mG v(d + a/2) = Iges ω (22)
Iges ω
v = ≈ 3194 m/s . (23)
mG (d + a/2)

3. [1.5 Punkte] Wir führen eine x-Koordinatenachse entlang des Stabes ein mit
Nullpunkt bei A. Der Schwerpunkt des Stabes alleine liegt dann bei x = d/2. Der des
Würfels bei x = d + a/2.
Dann gilt für die Koordinate des gemeinsamen Schwerpunktes

(mS + mB )xS = mS (d/2) + mB (d + a/2) . (24)

Einsetzen der Zahlenwerte liefert xS ≈ 63 cm.


4. [2.5 Punkte] Es gilt Energieerhaltung, d.h. die Rotationsenergie des Systems wird in
potentielle Energie des Schwerpunktes umgewandelt
1
Iges ω 2 = (mS + mB )ghS . (25)
2
Daraus errechnet sich eine Höhe von hS ≈ 0.47 m. Nun müssen wir nur noch die Höhe
hS in den Winkel α umrechnen. Es gilt dabei
(xS − hS )
= cos α . (26)
xS
woraus wir einen Winkel von α ≈ 70◦ bestimmen.
Bleibt noch die Frequenz des physikalischen Pendels. Aus der
Tipler-Zusammenfassung von Kapitel 14 lesen wir ab
s
1 mgxS
f= ≈ 0.58 Hz . (27)
2π Iges

5
3 Rohrpost durch die Erde (7 Punkte)

Zwischen zwei Punkten auf der Erdoberfläche wird ein Tunnel gegraben (siehe Abbildung).
Eine Probemasse m befinde sich im Abstand r vom Erdmittelpunkt in dem Tunnel.

1. Zeigen Sie zunächst, dass die Gravitationskraft auf die Probemasse m im Innern des
Tunnels gegeben ist durch
GmME
FG = − 3 r r̂ . (28)
RE
RE bezeichnet den Erdradius und ME die Masse der Erde.
r̂ ist der radiale Einheitsvektor mit Ursprung im Erdmittelpunkt.
Hinweis: Die Erde ist als homogene Kugel mit konstanter Massendichte zu betrachten.
Die fehlende Masse aufgrund des Tunnels und Rauhigkeiten der Erdoberfläche sind zu
vernachlässigen.

2. Zeigen Sie, dass die Probemasse in dem Tunnel eine harmonische Schwingung ausführt
und geben Sie die zugehörige Kreisfrequenz der Schwingung an.
Hinweis: Zerlegen Sie obige Kraft in eine Komponente entlang x und eine senkrecht
dazu. Reibungseffekte durch Luft und Tunnelwände sollen vernachlässigt werden.

3. Wie lange bräuchte man, um mit obigem Rohrpostsystem ein Paket von hier nach
Australien zu senden (Tunnellänge etwa 10000 km)? Ginge es schneller für eine
Rohrpost nach Moskau (Distanz etwa 2000 km)?
Zahlenwerte: ME = 5.98 × 1024 kg und RE = 6.37 × 106 m.

6
1. [2.5 Punkte] Die Gravitationskraft FG auf die Probemasse berechnet sich am
einfachsten durch folgende Überlegung: Wir denken uns die massive Erde in dünne
Hohlkugeln der Dicke dr aufgeteilt. Das Gravitationsfeld einer Hohlkugel ist in der
Zusammenfassung des entsprechenden Tiplerkapitels gegeben: Für alle Radien
innerhalb einer Hohlkugel verschwindet das Gravitationsfeld komplett. Das heisst,
befindet sich die Probemasse im Innern der Erde beim Radius r, so trägt nur die
Masse innerhalb des Radius r zur Kraft FG bei. Und diese können wir uns im
Zentrum der Erde konzentriert denken.
Wir müssen also nur die Gesamtmasse Mr innerhalb des Radius r bestimmen. Sie ist
gegeben durch
ME 4 ME
Mr = 4 3 πr3 = 3 r3 . (29)
3 πRE
3 RE
Einsetzen ins Gravitationsgesetz
GmM
FG = − r̂ , (30)
r2
liefert den in der Aufgabenstellung gegebenen Ausdruck
GmME
FG = − 3 rr̂ , (31)
RE

d.h. die Kraft steigt linear mit dem Radius an.

2. [3 Punkte] Wir zerlegen die Gravitationskraft in eine Komponente entlang des


Tunnels Fx und eine senkrecht dazu Fy .

GmME
Fx = − 3 r cos θ
RE
GmME
Fy = − 3 r sin θ . (32)
RE

Nur die Komponente entlang des Tunnels muss in der Bewegungsgleichung


berücksichtigt werden.
Es gilt weiterhin x = r cos θ.
Mit dem 2. Newton’schen Gesetz erhalten wir so die Bewegungsgleichung des
harmonischen Oszillators
GmME
Fx = max = mẍ = − 3 x . (33)
RE

Also führt die Probemasse entlang des Tunnels eine harmonische Schwingung aus, mit
der Kreisfrequenz s
GME
ω= 3 = 1.24 × 10−3 1/s . (34)
RE

3. [1.5 Punkte] Die Periodendauer der Schwingung ist


s
2π 3
RE
T = = 2π = 84.3 min . (35)
ω GME

Das Resultat ist unabhängig vom zurückgelegten Weg, weshalb eine Rohrpost von hier
nach Australien und Moskau gleich lang, nämlich etwa T /2 ≈ 42 min dauert!

7
4 Zyklotron (7 Punkte)

Ein Zyklotron dient der Beschleunigung geladener Teilchen. Obige Abbildung zeigt den
schematischen Aufbau eines Zyklotrons: die beiden D-förmigen, entlang ihrer geraden Seite
offenen Hohlkörper sind aus Metall gefertigt. Zwischen den D’s wird durch Anlegen einer
Wechselspannung eine Potentialdifferenz U erzeugt, so dass die geladenen Teilchen bei
jedem Durchlauf durch die Lücke zwischen den D’s beschleunigt werden. An der gesamten
Anordnung (senkrecht zur Bewegungsrichtung der Teilchen) liegt ein homogenes äusseres
Magnetfeld B, welches die Teilchen auf kreisförmige Umlaufbahnen zwingt. Die Teilchen
treten aus der Quelle S im Zentrum des Zyklotron aus und laufen spiralförmig so lange nach
aussen, bis sie genügend Energie haben, um das Zyklotron durch die Öffnung O (beim
Radius R) zu verlassen. Die Frequenz der Wechselspannung U ist so gewählt, dass sie der
Umlauffrequenz der Teilchen entspricht.
Hinweis: Alle Feldinhomogenitäten und das Erdmagnetfeld sind zu vernachlässigen, die
gesamte Apparatur befinde sich im Vakuum. Relativistische Effekte sind zu vernachlässigen.

1. Welche Richtung muss das Magnetfeld in obiger Abbildung haben, wenn die zu
beschleunigenden Teilchen positive Ladung tragen? Bitte Feldrichtung durch
Pfeilspitzen eindeutig kennzeichnen. Mit Begründung!

Das Zyklotron arbeite mit einer Frequenz fc = 12 MHz bei einem Elektrodenradius von
R = 60 cm.
Hinweis: Im Folgenden nehmen wir an, dass der maximale Bahnradius der Teilchen im
Zyklotron gerade dem Elektrodenradius R entspricht.

2. Leiten Sie einen Ausdruck für die Zyklotronfrequenz fc in Abhängigkeit von q, m und
B her. Welchen Betrag muss das Magnetfeld des Zyklotrons haben, um Deuteronen
damit beschleunigen zu können? Ein Deuteron besteht aus einem Proton und einem
Neutron. Es hat eine positive Elementarladung (q = +e) wie das Proton und eine
Masse von mD = 3.34 · 10−27 kg (entspricht m = 2u).

3. Welche maximale Energie (in eV) erreichen die Deuteronen und wieviele komplette
Umläufe absolvieren die Deuteronen im Zyklotron bei einer Beschleunigungsspannung
von U = 55 kV?

4. Nun sollen α-Teilchen (q = 2e und m = 4u) beschleunigt werden. Bis zu welcher


kinetischen Energie können die α-Teichen mit derselben Umschaltfrequenz von
fc = 12 MHz beschleunigt werden? Wie stark muss dafür das Magnetfeld sein?

8
1. [1 Punkt] Das Magnetfeld zeigt nach oben. [0.5 Punkte] Begründung: Damit die
Teilchen stabile Kreisbahnen durchlaufen, muss die Zentripetalkraft durch die
Lorentzkraft aufgebracht werden: FZ = FL . Und für die Lorentzkraft FL = q(v × B)
gilt die Rechte-Hand-Regel des Vektorproduktes.

2. [1.5 Punkt] Für die umlaufenden Deuteronen gilt Kräftegleichgewicht

mD v 2
= qvB . (36)
r
Daraus berechnet sich die Zyklotronfrequenz fc zu
qB
fc = . (37)
2πm
Die Formel für die Zyklotronfrequenz kann auch direkt aus der Zusammenfassung im
Tipler übernommen werden.
Bei gegebener Zyklotronfrequenz fc ergibt sich das gesuchte Magnetfeld B zu
2πmfc
B= = 1.57 Tesla . (38)
q

3. [3 Punkte] Es gilt für die maximale Bahngeschwindigkeit

vmax = 2πfc R . (39)

so dass sich die kinetische Energie der Teilchen beim Verlassen des Zyklotrons wie
folgt berechnet
1 2 1
Ekin = mD vmax = mD (2πfc )2 R2 ≈ 3.41 × 10−12 J . (40)
2 2

In eV ausgedrückt, sind dies etwa 21.4 MeV.


Die pro Durchlauf durch den Beschleunigungsspalt zugeführte Energie Ei ist

Ei = qU = 55 keV . (41)

Pro Umlauf durchlaufen die Teilchen zweimal(!) den Beschleunigungsspalt, d.h. pro
Umlauf wird eine Energie von 2Ei zugeführt, so dass sich die Anzahl N der
kompletten Umläufe im Zyklotron berechnet zu
Ekin
N= ≈ 195 . (42)
2qU

4. [1.5 Punkte] Wir schreiben nochmals die kinetische Energie hin


1
Ekin = mα (2πfc )2 R2 (43)
2
Sie ist also direkt proportional der Masse der zu beschleunigenden Teilchen. Die
Energie verdoppelt sich demnach auf 42.8 MeV.
q
Da fc ∝ m und α-Teilchen doppelte Ladung und doppelte Masse im Vergleich zum
Deuteron tragen, kann die gleiche Magnetfeldstärke verwendet werden.

9
5 Koaxialkabel (7 Punkte)

Ein Koaxialkabel bzw. Wellenleiter besteht aus zwei dünnwandigen konzentrischen leitenden
Hohlzylindern mit den Radien ri und ra . Der innere Zylinder führe einen konstanten Strom
I, der über den äusseren Zylinder zurückfliesst. Der Zwischenraum zwischen den Zylindern
sei mit Luft gefüllt. Die Länge des Kabels l sei viel grösser als die beiden Radien
(l À ri , ra ). Im Folgenden wird die Selbstinduktivität L des Kabels bestimmt.

1. Begründen Sie, warum das Magnetfeld B für Radien r < ri und r > ra verschwindet.

2. Leiten Sie einen Ausdruck für die Stärke des Magnetfeldes zwischen den beiden
Zylindern, d.h. für ri < r < ra , her.

3. Im Magnetfeld B(r) zwischen den Zylindern ist magnetische Energie gespeichert.


Bestimmen Sie die magnetische Energie pro Längeneinheit, die in dem Kabel
gespeichert ist, und zeigen Sie davon ausgehend, dass die Selbstinduktivität pro
Längeneinheit L/l gegeben ist durch

L µ0 ra
= ln . (44)
l 2π ri

4. Wie gross ist die Selbstinduktivität eines Koaxialkabels von l = 10 m Länge


(ri = 2 mm, ra = 5mm)? Die Kapazität pro Längeneinheit q des Koaxialkabels betrage
L
C/l = 27 pF/m. Berechnen Sie den Wellenwiderstand Z = C eines derart
dimensionierten Kabels.

10
1. [1.5 Punkte] Wir verwenden das Ampere’sche Gesetz
I
Bds = µ0 IC , (45)

und wählen eine kreisförmige Kontur mit Mittelpunkt auf der Zylinderachse. IC
bezeichnet den gesamten von der Kontur C eingeschlossenen Strom. Sowohl für r < ri
als auch für r > ra ist die Summe der eingeschlossenen Ströme identisch Null, so dass
das Integral und somit B(r) verschwindet.

2. [1.5 Punkte] Wir benutzen wieder das Ampere’sche Gesetz und nutzen die
Zylindersymmetrie des Problems aus
I
Bds = B(r)2πr = µ0 I . (46)

Auflösen nach B(r) liefert


µ0 I
B(r) = . (47)
2πr
3. [2.5 Punkte] Die Energiedichte uB des magnetische Feldes ist gegeben durch

B2 µ0 I 2
uB = = 2 2 . (48)
2µ0 8π r
Um die Gesamtenergie zu erhalten, müssen wir uB über das Volumen integrieren.
Aufgrund der Zylindersymmetrie der Anordung können wir über dünne
Zylinderschalen integrieren

dUB = uB dV = uB 2πlrdr . (49)

wobei l die Länge des Zylinders bezeichnet. Für die Energie pro Längeneinheit
erhalten wir durch Integration über r also
Z ra
UB µ0 I 2 dr µ0 I 2 ra
= = ln . (50)
l 4π ri r 4π ri
LI 2
Da ausserdem für die magnetische Energie gilt UB = 2 , können wir direkt die
Selbstinduktivität pro Längeneinheit ablesen
L µ0 ra
= ln . (51)
l 2π ri

4. [1.5 Punkte] Aus den Zahlenwerten erhalten wir für das 10 m lange Kabel
L = 1.83 × 10−6 Tm2 /A (Henry).
Um den Wellenwiderstand des Kabels zu berechnen verwenden wir die Formel
s s
L L/l
Z= = . (52)
C C/l

Wir erhalten demnach Z ≈ 82 Ω.

11
6 Newton’sche Ringe (7 Punkte)

Newton’sche Ringe treten durch Interferenz an dünnen Luftspalten auf. Eine Möglichkeit
Newton’sche Ringe zu beobachten ist die folgende: eine plankonvexe Linse (mit
Krümmungsradius R und Brechungsindex n = 1.5) wird mit der gekrümmten Seite nach
unten auf eine ebene Fläche des gleichen Materials gelegt. Von oben fällt auf die Anordnung
monochromatisches Licht der Wellenlänge λ. Dann beobachtet man in Reflexion ein
kreisförmiges Interferenzmuster - die Newton’schen Ringe. Die Geometrie der Ringe hängt
dabei mit der variablen Spaltdicke s zusammen. Um das Auftreten der Ringe zu erklären,
betrachten wir im folgenden die Interferenz zwischen den beiden am Luftspalt reflektierten
Strahlen 1 und 2 (siehe Abbildung).

1. Zeigen Sie, dass die Bedingung für das Auftreten eines hellen Ringes bei einer
gegebenen Dicke s des Luftspaltes gegeben ist durch
1 λ
s = (m + ) · wobei m = 0, 1, 2, 3, ... (53)
2 2

Hinweis: Licht erfährt einen Phasensprung von π bei Reflexion am optisch dichteren
Material. Ausserdem nehmen wir der Einfachheit halber an, dass Strahl 2 senkrecht
auf die Glasunterlage trifft.

2. Zeigen Sie, dass im Limit s ¿ R für den Radius eines hellen Ringes gilt

r ≈ 2sR . (54)

3. In Transmission beobachtet man ebenfalls ein Ringmuster. Wie unterscheidet sich


dieses vom reflektierten Muster? Begründung?

4. Nehmen Sie folgende Zahlenwerte an: R = 10 m und Linsendurchmesser d = 4 cm. Wie


viele helle Ringe sind dann im reflektierten Muster zu beobachten, wenn mit grünem
Licht bei λ = 532 nm beleuchtet wird? Welchen Durchmesser hat der sechste Ring?

5. Wie ändert sich das reflektierte Muster der hellen Ringe, wenn der Raum zwischen
Linse und Glasunterlage mit Wasser (Brechungsindex nW = 1.33) gefüllt wird?

12
1. [1.5 Punkte] Die Anordnung entspricht derjenigen einer dünnen, aus Luft
bestehenden Schicht mit variabler Dicke s. Neben dem Unterschied der Laufwege
zwischen Strahl 1 und 2 von 2s, erfährt Strahl 2 bei Reflexion an der unteren
Glasplatte einen Phasensprung von π, was einem Gangunterschied von λ2 entspricht.
[0.5 Punkte] Konstruktive Interferenz zwischen den beiden Strahlen tritt dann auf,
wenn die Phasendifferenz bzw der Gangunterschied der beiden Strahlen einem
Vielfachen der Wellenlänge entspricht:
λ
2s + = nλ mit n = 1, 2, 3, ... . (55)
2
Diese Bedingung lässt sich umformulieren in
1
2s = (n − )λ . (56)
2
Diese Bedingung ist identisch mit dem in der Aufgabenstellung gegebenen Ausruck für
die Schichtdicke s, wenn man n = m + 1 wählt und beide Seiten durch 2 teilt.

2. [1 Punkt] Aus der Zeichnung erkennt man, dass mit dem Satz des Pythagoras gilt

r2 + (R − s)2 = R2 undsomit r2 = 2Rs − s2 . (57)

Für s ¿ R kann der letzte Term vernachlässigt werden und wir erhalten für r

r ≈ 2Rs . (58)

3. [1 Punkt] Wir erwarten für das transmittierte Muster das Komplement des
reflektierten Musters, da einer der beiden interferierenden Strahlen zweimal an einer
Luft-Glas Grenzfläche reflektiert wird und insgesamt einen Phasensprung von 2π
erfährt. Alternative Begründung: Energieerhaltung!

4. [2.5 Punkte] Wir haben also rmax = 2 cm, R = 10 m. Nun wollen wir mmax
bestimmen. Für dieses muss gelten:

2Rs ≤ rmax . (59)

Daraus ergibt sich nach Quadrieren und Einsetzen des Ausdrucks für s aus
Teilaufgabe a) gesuchte die Ungleichung für m
2
rmax 1
mmax ≤ − = 74.6 . (60)
Rλ 2
Da m = 0 ebenfalls einen hellen Ring ergibt, sind also insgesamt 75 helle Ringe zu
beobachten.
Der Durchmesser des 6. hellen Ringes (m = 5) berechnet sich direkt zu
r r
1 1
d = 2r = (m + )Rλ = (5 + )(10 m)(532 nm) ≈ 1.08 cm . (61)
2 2

5. [1 Punkt] Die Wellenlänge des Lichtes im Wasser ist kleiner: λW = λL /nW = 444 nm.
Der Abstand der Ringe wird kleiner, und die Anzahl der sichtbaren Ringe steigt um
den Faktor nW = 1.33.

13

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