Didaktische Grundlagen Sprachgebrauch
Didaktische Grundlagen Sprachgebrauch
Didaktische Grundlagen Sprachgebrauch
Die für den Bereich „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen“ formulierten Kompe-
tenzerwartungen nach der Schuleingangsphase bzw. nach Klasse 4 sind in fachlich
systematischer Hinsicht in die vier Schwerpunkte
• „sprachliche Verständigung untersuchen“
• „an Wörtern, Sätzen und Texten arbeiten“
• „Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Sprachen entdecken“ und
• „grundlegende sprachliche Strukturen und Begriffe kennen und anwenden“
unterteilt. Sie geben die erwarteten Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler in
Bezug auf diese Schwerpunkte an und sind in der Didaktik eines kompetenzfördern-
den Sprachreflexionsunterrichts im Blick zu behalten.
Wesentliches Ziel des Bereichs „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen“ ist es,
den Werkzeugcharakter von Sprache bewusst zu machen.1 Kinder sollen erfahren,
dass sie durch einen zunehmend reflexiven Sprachgebrauch im Sinne einer Be-
wusstheit sprachlicher Alternativen kommunikative Herausforderungen erfolgreicher
lösen können.2 Dafür wird Sprache aus den Handlungszusammenhängen, in die sie
eingebunden ist, herausgelöst. Der zunächst unbewusste Einsatz sprachlicher Mittel
im sprachlichen Handeln wird auf der Metaebene thematisiert.
Kinder nutzen und erfahren damit die Sprache als wichtigstes Mittel zur zwischen-
menschlichen Verständigung, zur Wahrnehmung, Verarbeitung und Vermittlung der
realen Welt, zur Entwicklung von Vorstellungswelten und zum Nachdenken über sich
selbst.
Schon vor Schuleintritt zeigen Kinder Interesse für sprachliche und kommunikative
Erscheinungen. „Bereits im 3. Lebensjahr korrigiert das Kind eigenes und fremdes
Sprechen, es plant Äußerungen im Hinblick auf verschiedene Partner und Situatio-
nen, es modifiziert Äußerungen mit Varianten oder Partikeln, es fragt nach Bezeich-
nungen und Bedeutungen, es spielt mit sprachlichen Elementen, es kritisiert „falsche“
Sprachgebräuche, es verwendet metasprachliche Ausdrücke u. v. a. m.“3
Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer sollten aufmerksam werden auf die
Sprachreflexionen der Kinder aus „natürlichem Interesse“ und sie im Unterricht
aufgreifen.
1
Wolfgang Eichler: Sprache und Sprachbewusstheit, in: Deutsch differenziert, Heft 1, 2008, S. 6ff.
2
Vgl.: Ursula Bredel: Sprachbetrachtung und Grammatikunterricht, Paderborn 2007, S. 154. Vgl.
auch: Hildegard Gornik: Methoden des Grammatikunterrichts, in: Ursula Bredel u. a.: Didaktik der
deutschen Sprache, Paderborn 2007, S. 815
3
H. Ramge zitiert in: Werner Ingendahl: Sprachreflexion statt Grammatikunterricht, in: www.uni-
wuppertal.de/FBA/Ingendahl/texte/pdf/sprachreflexion.pdf. Vgl. auch: Bernhard Weisgerber: Vom
Sinn und Unsinn der Grammatik, Bonn – Bad Godesberg 1985, S. 65
4
Fachbegriffe helfen beim Wahrnehmen und Benennen sprachlicher Phänomene
Wer Begriffe für sprachliche Phänomene hat, hat es leichter, Sprache und Sprachge-
brauch zum Gegenstand des Nachdenkens zu machen. In einem funktional angeleg-
ten Unterricht im Bereich Sprache und Sprachgebrauch untersuchen geht es nicht
darum, eine möglichst umfangreiche Liste grammatischer Termini zu erarbeiten. Wohl
aber entsteht aus dem praktischen Umgang mit sprachlichem Material eine operative
Begrifflichkeit, die Grundschulkindern hilft, sprachliche Phänomene zu benennen und
Sprachreflexion selbstverständlicher zu machen.4
4
Vgl.: Manfred Wespel: Grammatikunterricht – (k)ein Stiefkind, in: Grundschule, Heft1 1996
5
Vgl.: KMK Bildungsstandards
6
Vgl.: Bernhard Weisgerber: Vom Sinn und Unsinn der Grammatik, Bonn – Bad Godesberg 1985,
S. 63
5
deren Wirkung zu antizipieren. Verständnisschwierigkeiten im Fachunterricht oder
Schwierigkeiten beim Lernen können durch sprachliche Umschreibungen oder den
Einsatz anderer Begriffe – unterstützt durch den Einsatz nicht sprachlicher Mittel –
häufig behoben werden.
7
Vgl.: Annette Heinz, Hedda Nübel: Mit Wut im Bauch kann ich nichts lernen – Zum Umgang mit Ag-
gressionen in der Grundschule, in: Grundschulmagazin, Heft 2, 1999
6
Distanzierung von belastenden Gefühlen bewusst werden. Ritualisierte Hilfen, z. B. in
Form des „Ich-bin-sauer-Gesprächs“, können dazu motivieren, alternative Handlungs-
möglichkeiten zu aggressiven Formen der Auseinandersetzung zu erproben.8
Wenn Kinder selbstverantwortliche Lerner werden sollen, spielt das Sprechen über
das eigene Lernen, über die verwendeten Lernstrategien, aber auch über Lernwider-
stände und darüber, wie sie überwunden werden können, eine zentrale Rolle. Beim
Austausch über Lernprozesse hören die Mitschüler aufmerksam zu und geben an-
schließend ihr Feedback. In welchem Ton und mit welcher Sprache dies geschieht,
entscheidet darüber, ob Reflexionsgespräche zu einem festen und von Kindern als
wichtig erachteten und beliebten Bestandteil einer Unterrichtsstunde werden. Beim
Vereinbaren und Erproben von Feedbackregeln soll bewusst werden, dass bei
Rückmeldungen zu Lernergebnissen „der Ton die Musik macht“ und immer als Erstes
die gelungenen Elemente benannt werden. Die positive Verstärkung am Anfang, ver-
bunden mit der einleitenden Formulierung, „Ich hab noch einen Tipp für dich“, öffnet
die Ohren des Zuhörers für Verbesserungsvorschläge, vermeidet persönliche Krän-
kungen und belässt die Verantwortung beim lernenden Kind.
8
Vgl. ebenda!
9
Vgl.: Hildegard Thielen: PowerPoint-Präsentationen im Unterricht, in: Grundschule Heft 7/8, August
2006
7
Sprachreflexion beim Schriftspracherwerb – phonologische Bewusstheit
Schon bevor Kinder in die Schule kommen, spielen sie mit Elementen der Sprache.
Sie verändern Laute und Wörter, sie bilden Reime und neue Wörter und erproben,
welche Wirkungen ein Wort in einer Situation hat.
An diese „natürliche grammatische Reflexionsfähigkeit“ knüpft der Anfangsunterricht
an, denn die Fähigkeit, Sprache zum Gegenstand des Nachdenkens zu machen, ist
grundlegende Voraussetzung für das Lesen- und Schreibenlernen. „Lesen- und
Schreibenlernen erfordert eine Sprachanalyse“. Wenn Kinder beim Schriftspracher-
werb vom Handlungs- und Bedeutungskontext abstrahieren und ihre Aufmerksamkeit
auf die lautliche Seite der Sprache richten, wenn sie erfahren, dass in einem Satz alle
Redeteile aufgeschrieben werden, dass Buchstaben oder Buchstabenkombinationen
Laute abbilden, wenn sie ein gesprochenes Wort in seine Laute zerlegen – immer un-
tersuchen sie Sprache.
In der aktuellen didaktischen Diskussion hat sich die Entwicklung der phonologischen
Bewusstheit als besonders bedeutsam für das Schreiben- und Lesenlernen heraus-
gestellt. Fähigkeiten, wie z. B. das Trennen von Silben, das Erkennen und Bilden von
Reimen, der Umgang mit einzelnen Lauten müssen beim Kind entwickelt sein, damit
es in der Lage ist, ein gesprochenes Wort vollständig in seine Laute zu zerlegen.10
Wichtig ist, herauszufinden, inwieweit beim einzelnen Kind die Voraussetzungen für
den Schriftspracherwerb entwickelt sind. Genaues Beobachten, ergänzt durch den
Einsatz geeigneter diagnostischer Instrumente,11 helfen einzuschätzen, welche
Zugriffsweisen auf Schrift für ein Kind gerade bedeutsam sind und wo es eventuell
Schwierigkeiten gibt.12
Wenn Grundschulkinder an der Laut-Buchstaben-Zuordnung arbeiten, sollte dieses
Verhältnis auch zum Reflexionsgegenstand gemacht werden und das Alphabet und
die Silben und Morpheme besprochen und mit Reimen und Artikulationsübungen ab-
gesichert werden. Buchstaben- oder Silbendominos bieten spielerische Übungsmög-
lichkeiten.13
Grundschulkinder merken sehr bald, dass z. B. bei der Schreibung von für sie
schreibwichtigen Verben die Laut-Buchstaben-Zuordnung meist nicht ausreicht (er
leuft, er schreipt). Die Einsicht in das Stammprinzip nimmt der Orthographie das Will-
kürliche und macht sie zu etwas Lernbarem. Bei der Konjugation verändern sich alle
Verben entsprechend der Person in der Endung (du schreibst), einige Verben verän-
dern sich auch im Stamm (laufen – du läufst). Die Ableitung bzw. der Hinweis auf die
Grundform und den Stamm des Verbs erweist sich als effiziente Rechtschreibstrate-
10
Vgl.: Renate Valtin: a.a.O.
11
Vgl.: Sabine Martschinke, Eva-Maria Kirschock, Angela Frank: Der Rundgang durch Hörhausen –
Erfahrungsverfahren zur phonologischen Bewusstheit (Band 1 Diagnostik, Band 2 Übungsmöglich-
keiten). Donauwörth 2002. Vgl. auch: Gerd Mannhaupt: Münsteraner Screening zur Früherkennung
von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten und Münsteraner Trainingsprogramm – ein Programm zur
Förderung der phonologischen Bewusstheit für den Schulanfang. Berlin 2006.
12
Die vollständige Tabelle von R. Valtin ist zu finden in: Stufenmodell des Schriftspracherwerbs: Val-
tin: http://spzwww.uni-muenster.de/griesha/eps/els/stufen/valtin.html.
13
Vgl. Wolfgang Eichler: Sprachbewusstheit und grammatisches Wissen, in: Grundschule, Heft 10,
Oktober 2004, S. 60.
8
gie, denn mit ihr können mehrere Rechtschreibschwierigkeiten gelöst werden.14 Aus
diesem Grund eignet sich die Arbeit am Wortstammprinzip besonders gut dazu, im
Rahmen systematischer Unterrichtsvorhaben bearbeitet zu werden (siehe unten).
Die Fähigkeit, die Wortart Nomen zu identifizieren, deckt die Frage der Groß- oder
Kleinschreibung noch nicht vollständig, aber doch zu einem Großteil ab. Denn nur
Nomen und das erste Wort im Satz werden groß geschrieben. Die Wortartbestim-
mung kann erfolgreich mit – je nach zu bestimmender Wortart – unterschiedlichen
Ausschlussfragen erfolgen. Bei der Bestimmung des Nomens sind es zwei Fragen:
- „Gehört „der“ „die“ „das“ zum Wort?“ Und:
- „Kannst du das Wort an die leere Stelle setzen? Der / die / das große ….“.
14
Vgl. Angela Andersen, Mechthild Dehn, Lis Schüler: „Bei Raubvogel steckt ’raub’ drin und bei Räu-
ber auch“, in: Grundschule Deutsch, Heft 18, 2008 S. 8ff. Vgl. auch Lis Schüler: Denken und
Schreiben – Arbeit mit Verben in Klasse 2, in: Die Grundschulzeitschrift, Heft 149, November 2001,
S. 12ff.
15
Vgl. Fachdidaktische Hinweise zum Schreiben
16
Vgl. Petra Bittins: Schriftsprache in freien Texten untersuchen, in: Deutsch differenziert, Januar
2008.
17
Vgl. Catrin Puschmann: Texte korrigieren und überarbeiten – Kinder bekommen ein neues „Werk-
zeug“ in die Hand, in: Deutsch differenziert, Januar 2008.
9
werden, die damit zugleich eine Verknüpfungsleistung18 zwischen mehreren Sätzen
erbringen.
Der Einsatz eines treffenden Verbs und eines beschreibenden Adjektivs bzw. der Er-
satz eines Nomens durch ein Pronomen wird als Möglichkeit erfahren, einen Text le-
bendiger zu gestalten.
Im Bereich „Lesen und Umgang mit Medien“ erschließt sich für das Grundschulkind
der Sinn von Sprachreflexion erst auf den zweiten Blick. Um neben der inhaltlichen
Seite das Augenmerk auch auf die formale Seite der Sprache zu richten, sollte Spra-
che deshalb zunächst an Texten untersucht werden, die in sprachlicher Hinsicht auf-
fällig sind. Dazu gehören ästhetische Texte, deren Form sich durch Regelhaftigkeit
wie Reim, Rhythmus, Parallelismus oder Ketten- und Reihenbildung oder durch
Normüberschreitungen in markanter Weise vom alltäglichen funktionalen Sprach-
gebrauch abhebt.19 Beim Sinn gestaltenden Lesen des Gedichts „Das Gruselett“ von
Christian Morgenstern z. B. können neben der Wirkung lautmalerischer Elemente die
Wortart bestimmenden Merkmale der verwendeten Kunstwörter bewusst werden und
damit ihre Leistung im Satz in den Blick kommen.
Das Gruselett
C. Morgenstern
18
Vgl.: Peter Conrady: Grammatik: Nein danke?, in: Grundschule Heft 10, Oktober 2004, S. 48.
19
Vgl.: Gerlind Belke: Methoden des Sprachunterrichts in mehrsprachigen Lerngruppen, in: Ursula
Bredel u. a.: Didaktik der deutschen Sprache, Paderborn 2007, S. 850. Vgl. auch: Petra Bittins:
Sprache und Sprachgebrauch untersuchen in Gedichten, in: Deutsch differenziert, Januar 2008.
10
ihres Lieblingsbuches im Lesekreis oder beim Schreiben eines Leseportfolios anzu-
regen, auch Besonderheiten der formalen Gestaltung und die damit erzielte Wirkung
beim Leser zu erwähnen.
Die Vermittlung von Lesestrategien21, wie z. B. das Bilden von Hypothesen über die
weitere Handlung, das paraphrasierende Verbalisieren mit eigenen Worten während
des Lesens, das Zusammenfassen mehrerer Textabschnitte zu einem kurzen, das
Wesentliche wiedergebenden Text, hat sich als besonders bedeutsam bei der Analy-
se und Erschließung sowohl von fiktionalen als auch von nicht fiktionalen Texten er-
wiesen. Die Anwendung der genannten Strategien zur Überprüfung des Textver-
ständnisses erfordert grammatisches Können: Die vom Verb zugewiesenen syntakti-
schen Rollen (Subjekt = Handlungsträger, Objekt = Handlungsziel) müssen an den
Endungen der Nomen erkannt werden.
20
Vgl.: Gerlind Belke: Ebenda
21
Vgl.: Isolde Badel, Renate Valtin: Lesestraegien verbessern – Lesekompetenz fördern, in: Grund-
schule Heft 2, 2003
22
Vgl.: Gerlind Belke: Poesie und Grammatik. Kreativer Umgang mit Texten im Deutschunterricht
mehrsprachiger Lerngruppen. Baltmannsweiler 2007; vgl. auch: Gerlind Belke und Martin Geck:
Das Rumpelfax: Singen, Spielen, Üben im Grammatikunterricht – Handreichungen für den
Deutschunterricht in mehrsprachigen Lerngruppen, Baltmannsweiler 2007.
11
„Sprache in unterschiedlichen Situationen betrachten“ 23
Da es sich bei dem Wortstammprinzip um eine Regelung mit großer Reichweite han-
delt, lohnen sich die systematische Einführung und vertiefende Übungen dazu nicht
nur einmal während der Grundschulzeit. So hilft das Wissen um das Wortstammprin-
zip Grundschulkindern schon früh, die richtige Schreibung nicht nur über den lautbe-
zogenen Zugriff zu finden. Sechs Steine, die mit den Personalpronomen im Singular
und Plural (jeweils auf einem Stein) beschrieben sind und weitere sechs Steine, auf
denen sich die Verb-Endungen finden, bilden – zusammen mit einer Wortkarte, auf
der ein Verb (z. B. malen) steht – einen Spielsatz zum handelnden Umgang mit den
Bausteinen der Sprache. So können Kinder den Zusammenhang zwischen Personal-
pronomen auf der einen und Verb-Endungen auf der anderen Seite erkennen und
den Wortstamm als unveränderliches Element identifizieren. Beim Sammeln von Wör-
tern einer Wortfamilie wird die Entdeckung der Stammkonstanz bestätigt und so die
Ableitung als ökonomische Rechtschreibstrategie eingeführt und geübt.
23
Vgl.: Ulrike Neumann-Riedel: Und wie sprichst du? Sprache in unterschiedlichen Situationen be-
trachten“, in: Deutsch differenziert, Heft 1, 2008. 34 ff.
24
Vgl. Lis Schüler Denken und Schreiben – Arbeit mit Verben in Klasse 2. in: Die Grundschulzeit-
schrift, Heft 149, November 2001.
25
Vgl.: Thomas Lindauer, Stephan Nänny: „Dies blieb noch forig“ – Wie Kinder Wörter klassifizieren,
in: Grundschule Heft 5, Mai 2003; vgl. auch: Christa Röber-Siekmeyer: Wortarten im Unterricht der
Grundschule – Überlegungen zu einem funktionierenden Sprachunterricht, in: Die Grundschulzeit-
schrift, Heft 149, November 2001; vgl. auch: Peter Eisenberg, Wolfgang Menzel: Grammatik-Werk-
statt. In: Grammatik – Praxis und Hintergründe. Sonderheft Praxis Deutsch, Seelze 1995; vgl. auch:
Horst Bartnitzky: Wortarten: Mit Wörtern operieren statt sie definieren, in: Grundschule Deutsch,
12
Einblick in die Satzstruktur gewinnen
Zusammenfassung
Bei der Entwicklung von schulinternen Curricula für das Fach Deutsch sind die Kom-
petenzerwartungen der Ausgangspunkt der konzeptionellen Überlegungen. Die Um-
setzung des Bereichs „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen“ wird in einem
kompetenzorientierten Deutschunterricht sowohl im Rahmen situativer Arbeit als auch
im Rahmen eines systematisch übenden Ansatzes realisiert. Kompetenzerwartungen
zur Sprachreflexion stehen somit immer im Zusammenhang mit dem Erwerb von Fä-
higkeiten in den Bereichen „Sprechen und Zuhören“, Schreiben“ und „Lesen – mit
Texten und Medien umgehen“. Systematische Einheiten zur Sprachreflexion (Reflexi-
onsschleifen) bieten zusätzlich gezielte und differenzierte Angebote, um Muster,
Strukturen, Regelmäßigkeiten und Ausnahmen zu entdecken sowie gewonnene Er-
kenntnisse im Sprachspiel zu erproben, zu üben und zu vertiefen.
Heft 18, 2008, S. 40ff.; Ludger Hoffmann: „Funktionaler Grammatikunterricht: Grundschule“. 2005.
home.edo.uni-dortmund.de/~hoffmann/PDF/FGG.pdf
26
Horst Bartnitzky: Wer schenkt wem was wann? Handlungsbezogene Satzgrammatik, in: Grund-
schule Heft 10, Oktober 2004, S. 40 ff.
27
Vgl.: Hans Domengo u. a.: Das Sprachbastelbuch, Wien 2006; vgl. auch: Markus Weber: Meine
kleine Satzwerkstatt, Frankfurt/Main, 2006.
13
14
Reflexion über Sprache und Sprachgebrauch macht den Werkzeugcharakter von Sprache bewusst. Sie begleitet sprachliches Handeln in
problematischen Kommunikationssituationen (Gelegenheitsunterricht) und in allen Lernarrangements des Deutschunterrichts (situativer An-
satz). Sie mündet in alternatives, bewusstes sprachliches Handeln.
Sprechen und Zuhören Schreiben und richtig schreiben Lesen – mit Texten und Medien
umgehen
z B. z B. z. B.
im Morgenkreis besprechen, dass gemeinsame Rituale ein über die Vor- und Nachteile der mündlichen und schriftlichen beim Lesen von Sachtexten Bedeutungen erfragen
Gefühl der Geborgenheit vermitteln Kommunikation in unterschiedlichen Situationen sprechen beim Erschließen von Texten grammatisches Wissen (z. B. Wort-
in Rollenspielen erfahren, wie eigene und fremde Äußerun- Wörter, auf ihre Laute hin abhören und mit Hilfe der Anlauttabel- artenkenntnis) nutzen
gen wirken und ihre Situationsangemessenheit hinterfragen le das entsprechende Graphem finden beim Lesen ästhetischer Texte, z. B. bei Gedichten die Wirkung
in Konflikten die Wirkung eines Vorwurfs / einer Entschul- Regelmäßigkeiten bei unterschiedlichen Schreibweisen entdecken auf den Leser mit sprachlichen Gestaltungsmitteln in Verbindung
digung erproben (z. B. Ableitungsregel bei Stammmorphem) und entsprechende bringen (z. B. Lautmalerei, Reim und Rhythmus)
bei der Präsentation von Lernergebnissen unklare Bezeich- Wortsammlungen (Wortfamilien) anlegen beim Vorstellen von Lieblingstexten (im Vorlesekreis oder im Le-
nungen identifizieren und durch präzisere Formulierungen beim Planen von Texten Wortsammlungen (Wortfelder) anlegen seportfolio) neben inhaltlichen Aspekten auch Besonderheiten der
ersetzen und treffende Bezeichnungen für Sachverhalte finden Sprachgestaltung erwähnen
über Unterschiede und Vor- und Nachteile schriftlicher und beim Überarbeiten eigener Texte die Wirkung der gewählten über die Wirkung von Kunstwörtern oder Superlativen in Werbe-
mündlicher Kommunikation sprechen sprachlichen Mittel erproben und mit der Ersatz- Umstell- oder texten sprechen
Unterschiede in Klang/Aussprache und Wortstellung zwi- Weglassprobe experimentieren
schen verschieden Sprachen feststellen
Nachdem Kinder in bedeutungsvollen Verwendungssituationen erfahren haben, dass Sprachreflexion hilft, kommunikative Absichten wirkungsvoller
umzusetzen (z. B. Missverständnisse aufzuklären, Geschichten lebendiger zu schreiben, Fehler beim Rechtschreiben zu vermeiden und besondere
Wirkungen auf den Leser als Ergebnis bewusster Sprachgestaltung zu sehen), sind sie motiviert, ihren Umgang mit dem Werkzeug Sprache zu
verbessern. Sie erforschen systematisch (z. B. in Sprachwerkstätten) den Bau der Sprache, experimentieren spielerisch mit sprachlichen Elementen,
üben Gelerntes, um es dann in neuen Kommunikationssituationen bewusster anzuwenden.
„Sprache und Sprachgebrauch untersuchen“ in systematischen Einheiten
Neben der situationsorientierten – jede Spracharbeit begleitenden – Sprachreflexion wird der Bereich „Sprache und Sprach-
gebrauch untersuchen“ in systematischen Einheiten unterrichtet. Kinder erforschen, entdecken Auffälligkeiten und Regelmäßig-
keiten der Sprache auf unterschiedlichen Anforderungsniveaus. In diesen Reflexionsschleifen sollte immer der Nutzen grammati-
schen Wissens für das Sprachhandeln der Kinder, z. B. das richtige Schreiben oder die Textkonstruktion deutlich werden.
Schülerinnen und Schülern mit Sprachförderbedarf – insbesondere Kindern anderer Herkunftssprachen – soll in diesen Einheiten
vielfältige Gelegenheit gegeben werden, den richtigen Gebrauch grammatischer Strukturen der deutschen Sprache spielerisch zu
üben.
z B. z B. z. B. z. B.
Situation
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Rollen in Kommunikationssituationen:
Sprecherin/Sprecher, Hörerin/Hörer, Schreiberin/Schreiber, Leserin/Leser
Weiterführende Literatur für die Unterrichtspraxis
Gerlind Belke: Mit Sprache(n) spielen. Kinderreime, Gedichte und Geschichten für
Kinder zum Nachsprechen, Mitmachen und Selbermachen, Baltmannsweiler 2007
Gerlind Belke: Poesie und Grammatik. Kreativer Umgang mit Texten im Deutschun-
terricht mehrsprachiger Lerngruppen. Baltmannsweiler 2007
Zeitschriften:
Deutsch differenziert, Heft 1/2008: Über Sprache nachdenken
Die Grundschulzeitschrift, Heft 1/1998: Für eine Grammatik der Fantasie
Die Grundschulzeitschrift, Heft 149/2001: Texte schreiben – Grammatik entwickeln
Grundschule, Heft 1/1992: Wie viel Grammatik braucht das Kind?
Grundschule, Heft 1/1996: Stiefkind Grammatik
Grundschule, Heft 5/2001: Sprachschwierigkeiten
Grundschule, Heft 5/2003: Zugänge zur Grammatik
Grundschule, Heft 10/2004: Grammatik mit Funktion
Praxis Deutsch, Heft 129/Januar 1995. Grammatik –Werkstatt
Praxis Deutsch, Sonderheft, 1995: Grammatik – Praxis und Hintergründe.
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