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Literacy: Kinder entdecken Buch-, Erzähl- und Schriftkultur
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eBook273 Seiten2 Stunden

Literacy: Kinder entdecken Buch-, Erzähl- und Schriftkultur

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Über dieses E-Book

Sylvia Näger eröffnet einen besonderen Zugang zur Welt des Erzählens, Lesens, Deutens und Zuhörens und veranschaulicht, welche Lernchancen mit unterschiedlichen Literacy-Aktivitäten verbunden sind und wie diese bei Kindern im Alltag gefördert werden können. Jetzt in überarbeiteter Neuauflage, erweitert z.B, um das Thema Mehrsprachigkeit.
SpracheDeutsch
HerausgeberVerlag Herder
Erscheinungsdatum5. Dez. 2013
ISBN9783451800207
Literacy: Kinder entdecken Buch-, Erzähl- und Schriftkultur

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    Buchvorschau

    Literacy - Sylvia Näger

    Sylvia Näger

    Literacy

    Kinder entdecken Buch-, Erzähl- und Schriftkultur

    Herder Logo

    Impressum

    Überarbeitete Neuausgabe

    © Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013

    Alle Rechte vorbehalten

    www.herder.de

    Umschlaggestaltung:

    Schwarzwaldmädel, Simonswald

    Umschlagfoto: © Fotosearch

    Fotos im Innenteil: Hartmut W. Schmidt, Freiburg

    ISBN (E-Book) 978-3-451-80020-7

    ISBN (Buch) 978-3-451-32438-3

    Dieses Buch widme ich meiner Mutter.

    Sie war die verlässlichste und liebste Vorleserin meiner Kindheit.

    Durch ihre Leselust hat sie mir früh vermittelt,

    dass Leben und Abenteuer, Fantasie und Weltwissen

    in der Literatur zu finden sind.

    Inhalt

    Vorwort

    1 Was ist Literacy?

    Zum Begriff Literacy

    Entwicklung früher Literacy-Erfahrungen

    Welche Wege führen zu Literacy?

    2 Mit offenen Ohren – Zuhören und Wahrnehmen

    Sprachverstehen und Sprachbewusstsein

    Akustische Wahrnehmungsspiele

    3 Reim und Rhythmus – Speichermedien für Sprache

    Rhythmus und Klang in Versen, Reimen und Gedichten

    Reime in Bewegung

    Gedichte in der Kita

    4 »Noch eine Geschichte bitte!«

    Vorlesen: erste Begegnungen mit Schrift- und Buchkultur

    Die Stimme: das Kostüm des Vorlesers

    Worauf es beim Vorlesen ankommt

    5 Ein Bild vor Augen, eine Geschichte im Ohr

    Lernchance Bilderbuch

    Bilderbücher dialogisch lesen und betrachten

    Bilderbücher als Texterfahrung

    Textfreie Bilderbücher

    Allererste Bilderbücher für Kinder unter drei Jahren

    Wortlos sprachintensiv: Das Wimmelbuch

    Sachbücher

    Bildwörter-Bücher

    Bilderbücher in zwei oder mehreren Sprachen

    Illustrierte Liederbücher

    6 »Und dann traf der Kobold das kleine Huhn«

    Erzählimpulse im Kita-Alltag

    Erfahrungen mit dekontextualisierter Sprache sammeln

    Die Struktur einer Geschichte erfassen

    Exkurs: Die Sprache der Märchen

    Sprachanregende Rituale, Aktionen und Spielideen

    Methodische Hilfsmittel für kleine Geschichten

    7 Bilderbuchkino, auditive Medien, CD-ROM und Apps

    Literale Anregungen durch audiovisuelle Medien

    Wie Tonträger zum Sprechen motivieren können

    CDs und Hörbücher selbst gestalten

    Bilderbuchkino

    Bilderbuch-Verfilmungen

    Ein Film, der zum Erzählen anregt

    CD-ROMs

    Bilderbuch-Apps

    8 »Ich bin der Kasper und du das Krokodil«

    Spiel und Theater mit Bilderbuch, Buchstaben und Worten

    Szenische Sprach-Spiele

    Figurentheater, Finger- und Reimspiele

    Ein Gedicht als Drehbuch

    Literacy-Aktivitäten im Rollenspiel

    9 Logos, Piktogramme, Bilderschriften …

    Von Zeichen umgeben

    Zeichen entdecken und erforschen

    Eigene Zeichensysteme entwickeln

    Noten – das Geheimnis schwarzer Punkte

    Brailleschrift – Zeichen mit den Fingerspitzen lesen

    Bilderschriften alter Kulturen

    Experimentieren mit Bliss-Symbolen

    Schriftzeichen unterschiedlicher Kulturkreise

    10 Buchstaben, Worte und Sätze …

    Kinder auf dem Weg zur Schrift

    Die Stufen des Schreiblernprozesses

    Für eine positive Fehlerkultur

    Die Schreibmotorik erproben

    Buchstaben entdecken

    Den eigenen Namen schreiben

    Worte schreiben und lesen

    Anders schreiben

    Schreibimpulse in Bilderbüchern

    Schriftsprache als Thema im Bilderbuch

    Comic-Figuren zum Sprechen bringen

    Briefkultur

    11 Ein literarisierendes Klima in der Kita schaffen

    Der Buch- und Medienbestand

    Nutzung und Präsentation

    Die Rucksackbibliothek

    Gemeinsame Rituale

    Der Welttag des Buches

    Die Buchausstellung

    Die öffentliche Bibliothek

    Literacy-Projekte

    12 Auswahlbibliographie

    Bücher und andere Medien für Kinder

    Bücher zum Vorlesen

    Kommunikativ sprachanregende Bilderbücher

    Lyrik im Bilderbuch

    Wimmelbücher

    Sachbilderbücher

    Bildwörter-Bücher

    Bilderbücher in zwei oder mehreren Sprachen

    Illustrierte Liederbücher

    CDs:

    Hörspiele – Kino im Kopf

    Hörbücher – Vorlesen lassen

    Lyrik für Kinder: Anthologien und CDs

    Bilderbuchkino

    Bilderbuch-DVDs

    CD-ROMs – Softwaretitel für Kinder

    ABC-Bücher

    Brief- und Buchkultur in der erzählenden Kinderliteratur

    Fachliteratur

    Vorwort

    mein ABC

    Ich lernte lesen auf Leibnitz Keksen

    und fütterte

    die Lieblingspuppe

    mit warmer

    Großbuchstabensuppe.

    Ich schrieb deinen Namen

    aus Russisch-Brot

    und aß dich auf.

    Aus Hungersnot.

    la_paula

    Diese Lyrik, verfasst von einer jungen Frau, vermittelt: Literacy hat ihre Wurzeln tief in den Tagen unserer Kindheit.

    Ein literarisches Klima in der Kita weist Kindern den Weg zu Sprache, Schrift und Lesen – das Aufwachsen mit Geschichten, Büchern und intensiver sprachlicher Interaktion trägt maßgeblich dazu bei, Kinder in ihrer Sprach- und Literacy-Kompetenz zu stärken. Erzieherinnen und Erzieher sind die Lotsen auf dem Weg zur Sprache und in die Bücherwelt.

    Kinder brauchen anregende Begegnungen mit Schrift und Zeichen, die die Welt bedeuten; sie brauchen alle Arten von Büchern und Printmaterialien. Und vor allem brauchen sie zuverlässige Vorleserinnen und Vorleser, die für sie die schriftliche Sprache in eine mündliche zurückverwandeln und sie motivieren, die Bedeutung von Geschichten gemeinsam sprachlich auszuhandeln.

    Kindern frühzeitig eine literarisch anregende Umgebung zu bieten, sie zu Lesefreude und Lesemotivation zu führen bedeutet, ihre Bildungschancen mitzugestalten und stellt einen Beitrag zur Sprach- und Lesekultur unserer Gesellschaft dar.

    Vor diesem Hintergrund vermittelt dieses Buch das Wesen des Begriffs Literacy, indem es aufzeigt, dass ein sprachlich reflektiertes und literal geprägtes Klima in der Tageseinrichtung Kinder unterstützt, die Struktur der Sprache zu lernen und erfolgreich anwenden zu können. Es zeigt die Verbindungswege zwischen der gesprochenen Sprache und der geschriebenen Sprache auf und unterstreicht die Bedeutung, Kindern früh den Zugang zur Schrift- und Buchkultur zu eröffnen. Dabei wird deutlich, dass die Ermöglichung einer frühen Begegnung mit Schriftsprache Bestandteil sprachlicher Bildung ist und keine Frühalphabetisierung bedeutet.

    Da drei- bis sechsjährige Kinder auf ihre Art großes Interesse an Lesen und Schrift zeigen und der Schriftspracherwerb ein Entwicklungsprozess ist, der bereits lange vor der Einschulung beginnt, ist es wichtig diese frühe Motivation aufzugreifen. Im Vordergrund stehen dabei das individuelle Interesse an Zeichen und Schrift und der kreative und spielerische Zugang zum Schreiben.

    Große Bedeutung kommt dabei der entwicklungsgemäßen Gestaltung dieser im Alltag integrierten Bildungsaufgabe zu. Erlernen Kinder Deutsch als Zweitsprache, brauchen sie eine Sprach- und Literacy-Bildung, die ihre Situation mit einbezieht. Wie dabei mit intensiven lyrischen Erlebnissen und erstsprachlichen Literaturerfahrungen eine Wertschätzung der Erstsprachen vermittelt werden kann, wird ebenfalls in den Blick genommen.

    Frühe Erfahrungen mit unterschiedlichen Facetten von Lese-, Erzähl- und Schreibkultur fordern Kinder heraus, sich selbst als sprechende, zuhörende, erzählende, lesende und schreibende Person zu erleben. Das Buch vermittelt die Vielfalt der Methoden und die Bedeutung qualitativ hochwertiger Materialien, die Kindern anregende Erlebnisse mit Sprache und Literacy ermöglichen.

    Wenn sich Kinder und Erwachsene gemeinsam mit Freude und Forschergeist auf den Weg zu Sprache und Schrift machen, sind dies beste Voraussetzungen dafür, dass sprachliche Bildung und Literacy in allen Bildungsbereichen gelebt und erlebt wird.

    Freiburg, im April 2013

    Sylvia Näger

    Abbildung

    In diesem Kapitel erfahren Sie

    welche Grundfertigkeiten und Fähigkeiten unter Literacy zu verstehen sind

    wie sich frühe Literacy-Erfahrungen entwickeln

    welche Aspekte Literacy-Erziehung in Kindertageseinrichtungen beinhaltet

    Zum Begriff Literacy

    Eine Schlüsselqualifikation, die auch im Zeitalter der elektronischen Medien unverzichtbar ist, ist die Fähigkeit, durch Sprache und Schrift zu kommunizieren. In der aktuellen Diskussion wird diese Kompetenz als »Literacy« bezeichnet.

    Der englische Begriff »Literacy« meint im engeren Sinne die Kompetenz, lesen und schreiben zu können. Im weiteren Sinne gebraucht, bezieht er alle Erfahrungen und Grundfertigkeiten rund um Erzähl-, Sprach- und Schriftkultur mit ein. Was sind das für Grundfertigkeiten? Nach Ulich (2008) handelt es sich dabei um Fähigkeiten »wie Textverständnis und Sinnverstehen, sprachliche Abstraktionsfähigkeit, Lesefreude, Vertrautheit mit Büchern, die Fähigkeit, sich schriftlich auszudrücken, die Vertrautheit mit Schriftsprache oder mit ›literarischer‹ Sprache oder sogar Medienkompetenz.«

    Diese Fähigkeiten entwickeln sich in den ersten Lebensjahren. Manche Kinder hören schon früh eine Gutenachtgeschichte, leben aber (vielleicht als Einzelkind) in einem relativ schweigsamen Haushalt. Andere Kinder sind stets von Sprache umgeben, Geschichtenerzählen gehört zum familialen Alltag. Schriftsprache hat dagegen allerdings keine Bedeutung –, dass man Botschaften und Nachrichten auf Zetteln oder in Briefen notieren kann, gehört nicht zu ihrer Erfahrungswelt. In anderen Familien kommt täglich eine Zeitung ins Haus, aber über diese Buchstabenseiten wird nicht gesprochen. Ankommende E-Mails oder eine SMS prägen die Stimmung in einigen Familien, ohne dass die Kinder wissen, warum. Wenn ein Kind mit drei Jahren fröhlich das McDonald’s Logo erkennt, sind einige Eltern erfreut, andere nicht. All dies sind Literacy-Erfahrungen, die Kinder in der frühen Kindheit machen. Erfahrungen mit Sprache, Schrift und Bildern – und jede dieser Erfahrungen bildet einen Mosaikstein bei der Entwicklung der Schreib- und Lesefähigkeit.

    Entwicklung früher Literacy-Erfahrungen

    Kinder lernen lange vor dem Schuleintritt sehr viel über das Schreiben und Lesen, indem sie beobachten, welchen Stellenwert Reden, Schreiben, Lesen, das Festhalten von Informationen in ihrer Umgebung haben. Nach Haug-Schnabel und Bensel (2011, S. 50) handelt es sich dabei um sensible Phasen für bestimmte Entwicklungsvorlieben, in denen Kinder auf der Suche nach Entwicklungsanreizen sind. Es sind vielfältige, frühe Erfahrungen in unterschiedlichsten Bereichen. Bereits im Säuglingsalter sammelt das Baby erste Erfahrungen, z. B. wie die Bezugspersonen auf seine Artikulationen, auf sein Schreien oder Lächeln, reagieren – mit einem Schnuller oder eben mit sprachlicher Zuwendung.

    Aus welchem Grund aber werden Schriften und Zeichen im weiteren Entwicklungsverlauf für Kinder so interessant? Haug-Schnabel und Bensel (a.a.O.) verweisen als Antwort auf diese Frage auf den Film »Ins Schreiben hinein« von Donata Elschenbroich. Demnach begeben sich Kinder an vielen Orten auf Spurensuche nach Symbolen und Zeichen:

    »Ein Grund wird sein, dass vier bis fünf Jahre Sozialisation dem Kind gezeigt haben, dass es sich lohnt, Informationen festzuhalten, damit sie längerfristig zur Verfügung stehen, auch wenn der Informant gerade nicht präsent ist« (a.a.O., S. 113). Ein weiterer Grund für das starke Interesse an Zeichen und Symbolen besteht darin, dass Kindern die Bedeutung von Schrift, Zeichen und Symbolen als Mittel des Miteinanderkommunizierens deutlich wird. »Schrift wird somit als Möglichkeit verstanden, sich austauschen und etwas weitergeben zu können. Diese Stufe der kindlichen Entwicklung rekapituliert wohl die Entstehung der Schriftlichkeit im Laufe der Menschheitsgeschichte« (a.a.O., S. 51).

    Erste schriftliche Begriffe werden von Kindern zunächst bildhaft dargestellt. Zu einem späteren Zeitpunkt wählen sie für ihre Vorstellungen abstrakte Zeichen, die der jeweiligen Kultur entsprechen (a.a.O., S. 50). Die Bezugspersonen sollten in dieser Phase die besonderen Schriftzeichen der Kinder akzeptieren und keine Korrekturen vornehmen, zumal es nicht um starre Lernprogramme oder korrekte Schreibweisen geht, sondern um die Förderung des kindlichen Interesses an Schrift und Sprache. Kinder profitieren von kompetenten Schriftnutzern, die im Alltag selbstverständlich mit Schrift umgehen, die ihnen ermöglichen, ihre Beobachtungen und Feststellungen zu erproben und Gelegenheit geben, die Funktionen und die Struktur der Schrift zu entdecken.

    Besonders unterstützend wirken sich auch körperliche Nähe und Zuwendung auf die Lernmotivation des Kindes aus. Das Bilderbuch ist das Medium, bei dem Kinder erste Erfahrungen mit der Lese- und Schriftkultur sammeln, und ermöglicht sensible Zugewandtheit und körperliche Nähe beim Vorlesen und Betrachten der Bilder. Nach Ulich (2003, S. 10) handelt es sich hier um eine besondere Form des Dialogs – vom einfachen Benennen der sichtbaren Gegenstände über Beschreibungen, Umschreibungen, die Herstellung von Zusammenhängen zwischen Bildern und Textstellen bis hin zu Deutungen und der Darstellung persönlicher Sichtweisen. Diese Form des Dialogs zwischen Kind und Erwachsenem ermöglicht eine spezifische Erzählsituation, in der das Zwiegespräch und die Beziehung im Mittelpunkt stehen: Es geht um das Formulieren und das Nachdenken über Zusammenhänge, das Präzisieren von Gemeintem und nicht zuletzt um den kreativen Umgang mit Sprache. Gemeinsam mit anderen die Bedeutung von Texten und Bildern auszuhandeln ist eine Kommunikationsform, die Kinder im Umgang mit Literatur erfahren. Je selbstverständlicher sie erleben, dass Bücher, Zeitungen und alle Arten von Printmedien genutzt werden, dass Schrift und Sprache als Kommunikationsmittel bedeutsam sind, desto mehr werden sie sich für die Welt der Buchstaben interessieren und ihre eigenen Erfahrungen machen wollen.

    Frühe Literacy-Erfahrungen unterstützen Kinder zudem in der Entwicklung ihrer phonologischen Bewusstheit – nach Kammermeyer (2004) eine wichtige Vorläuferfähigkeit für den Schriftspracherwerb in der Grundschule. »Unter phonologischer Bewusstheit versteht man die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit von der Bedeutung einer Mitteilung abzuwenden und auf den formalen Aspekt der Sprache zu lenken. Sie zeigt

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