PVPf-VO BW

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Landesrecht BW

 
Gesamtes Gesetz  
 
 
 
Amtliche Abkürzung: PVPf-VO
Ausfertigungsdatum: 11.10.2021 Quelle:
Gültig ab: 01.01.2022
Fundstelle: GBl. 2021, 847
Dokumenttyp: Verordnung
Gliederungs-
2129-9, 2133, 7523
Nr:

Verordnung des Umweltministeriums zu den Pflichten zur


Installation von Photovoltaikanlagen auf Dach- und
Parkplatzflächen

(Photovoltaik-Pflicht-Verordnung
- PVPf-VO)
Vom 11. Oktober 2021

Zum 09.02.2022 aktuellste verfügbare Fassung der Gesamtausgabe


 

Auf Grund von § 8e Nummer 1, 2 und 4 des Klimaschutzgesetzes Baden-Württemberg (KSG


BW) vom 23. Juli 2013 (GBl. S. 229), das durch Artikel 1 des Gesetzes vom 15. Oktober 2020
(GBl. S. 937) geändert worden ist, wird im Einvernehmen mit dem Ministerium des Inneren,
für Digitalisierung und Kommunen, dem Ministerium für Finanzen, dem Ministerium für
Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, dem Ministerium für Verkehr sowie dem Ministerium für
Landesentwicklung und Wohnen verordnet:

§1

Anwendungsbereich

Diese Rechtsverordnung trifft nähere Regelungen zu den Pflichten zur Installation von
Photovoltaikanlagen beim Neubau von Nichtwohngebäuden und von offenen Parkplätzen sowie
zu möglichen Ersatzmaßnahmen und deren Vollzug nach §§ 8a bis 8c KSG BW, die bei einer
Bauantragstellung ab dem 1. Januar 2022 oder ab diesem Zeitpunkt bei Eingang der
vollständigen Bauvorlagen im Kenntnisgabeverfahren von Bauherren und den zuständigen
Baurechts- und Straßenbaubehörden zu berücksichtigen sind.

§2

Ergänzende Begriffsbestimmungen

(1) Außenflächen eines Gebäudes sind alle Bestandteile der Gebäudehülle, die sich an den
Außenseiten des Gebäudes befinden, mit Ausnahme der Dachfläche.

(2) Eine Dachfläche oder Gesamtdachfläche ist die Summe aller Einzeldachflächen eines
Gebäudes.

(3) Einzeldachflächen sind zusammenhängende Teilflächen einer Gesamtdachfläche, die durch


sie umschließende Dachkanten voneinander abgrenzbar sind.

(4) Die Kosten einer Photovoltaikanlage setzen sich aus den Planungskosten sowie den Kosten
für Module, die notwendige Unterkonstruktion, Wechselrichter, Messeinrichtungen und
Netzanschluss sowie den Montagekosten und den sonstigen Systemkosten zusammen, die
bedingt durch die Photovoltaikanlage für bau- oder elektrotechnische Maßnahmen aufgewendet
werden müssen. Zu den sonstigen Systemkosten nach Satz 1 zählen insbesondere
erforderliche Mehraufwendungen für Brandschutz, Sicherheit und Statik.

(5) Notwendige Nutzungen sind Nutzungen einer Dach- oder Parkplatzfläche, die nach der
jeweiligen Zwecksetzung für die Nutzung des Gebäudes oder Parkplatzes, deren Betrieb und
allgemeine Instandhaltung erforderlich sind.

(6) Teildachflächen sind Teilflächen einer Einzeldachfläche, die sich durch die Art ihrer Nutzung
voneinander unterscheiden.
(7) Eine unmittelbare räumliche Umgebung zu einem Gebäude ist gegeben, wenn eine
Photovoltaik- oder solarthermische Anlage auf demselben oder einem unmittelbar
angrenzenden Grundstück oder auf demselben Betriebsgelände installiert wird.

§3
Optimierungsgebot

Dach- und Parkplatzflächen sollen unter Berücksichtigung notwendiger Nutzungen


grundsätzlich so geplant und gestaltet werden, dass diese sich für eine Solarnutzung so weit
wie möglich eignen.

§4
Mindestanforderungen für zur Solarnutzung geeignete Dachflächen

(1) Eine Dachfläche gilt als zur Solarnutzung geeignet, wenn

1. mindestens eine ihrer Einzeldachflächen eine zusammenhängende Mindestfläche von 20


Quadratmetern hat und eine Neigung von höchstens 20 Grad aufweist oder bei einer
Neigung von 20 bis 60 Grad nach Westen, Osten und allen dazwischenliegenden
Himmelsrichtungen zur südlichen Hemisphäre ausgerichtet ist (Standardnachweis) oder

2. mindestens eine Teildachfläche dieser Einzeldachflächen eine zusammenhängende


Mindestfläche von 20 Quadratmetern aufweist, hinreichend von der Sonne beschienen,
hinreichend eben und keiner notwendigen Nutzung vorbehalten ist, die einer Solarnutzung
entgegensteht (erweiterter Nachweis).

(2) Eine Teildachfläche ist hinreichend von der Sonne beschienen, wenn diese nicht oder nur
geringfügig verschattet ist. Teildachflächen gelten als nur geringfügig verschattet, wenn die
Jahressumme der auf sie fallenden solaren Einstrahlungsmenge mindestens 75 Prozent im
Vergleich zu der Einstrahlungsmenge einer unverschatteten Fläche mit einer Neigung von 35
Grad in Richtung Süden beträgt.

(3) Hinreichend eben sind plane zweidimensionale Teildachflächen, auch wenn ihre Oberfläche
raue dreidimensionale Anteile aufweist, einschließlich untergeordneter technischer und
baulicher Konstruktionen und Einrichtungen bis zu einer Höhe von 0,2 Metern, die der
einfachen technischen Installation von Photovoltaikmodulen auf marktüblichen
Montagegestellen nicht entgegenstehen.

(4) Als für eine Solarnutzung ungeeignet gelten:

1. unterirdische Bauten,

2. fliegende Bauten,

3. Gebäude mit einer Nutzfläche von weniger als 50 Quadratmetern,

4. Gebäude mit Dachflächen, die im Rahmen der notwendigen Nutzung temporär entfernt
oder bewegt werden müssen,

5. Gebäude, die in den Anwendungsbereich gemäß § 1 der Störfall-Verordnung in der


Fassung vom 15. März 2017 (BGBl. I S. 484), die zuletzt durch Artikel 107 der Verordnung
vom 19. Juni 2020 (BGBl. I S. 1328, 1340) geändert worden ist, fallen und bei denen die
Verhinderung von Störfällen oder die Begrenzung von Störausfallwirkungen durch
Photovoltaikanlagen erschwert wird,

6. Gebäude mit Dachflächen, auf denen eine Solarnutzung unter Berücksichtigung der
typischen Gebäudenutzung eine Gefahr für Personen oder Sachen darstellt, und

7. Bauvorhaben, die über keinen Anschluss an ein Elektrizitätsversorgungsnetz verfügen und


deren Netzanschluss nach § 17 Absatz 2 Satz 1
des Energiewirtschaftsgesetzes vom 7.
Juli 2005 (BGBl. I S. 1970, ber. S. 3621), das zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom
16. Juli 2021 (BGBl. I S. 3026, 3056) geändert worden ist, in der jeweiligen Fassung
verweigert wird.
§5

Mindestanforderungen für zur Solarnutzung geeignete Stellplatzflächen

(1) Stellplatzflächen sind zur Solarnutzung geeignet, wenn diese ausschließlich für
Personenkraftwagen vorgesehen sind, eine Neigung der Parkplatzfläche von nicht mehr als 10
Grad zur Waagerechten aufweisen und mindestens vier Stellplätze unmittelbar nebeneinander
angeordnet sind.

(2) Als für eine Solarnutzung ungeeignet gelten:

1. Flächen, die nur vorübergehend oder nur zu bestimmten Anlässen als Parkplatz und sonst
anderweitig genutzt werden,

2. Parkplatzflächen, die in den Anwendungsbereich gemäß § 1 der Störfall-Verordnung fallen


und bei denen die Verhinderung von Störfällen oder die Begrenzung von
Störausfallwirkungen durch Photovoltaikanlagen erschwert wird,

3. Parkplatzflächen, auf denen eine Solarnutzung unter Berücksichtigung der typischen


Parkplatznutzung eine Gefahr für Personen oder Sachen darstellt,

4. nicht überdachte Parkplatzflächen auf Parkhäusern und auf sonstigen Gebäuden mit
Parkdecks, die sich im Bereich eines beschlossenen Bebauungsplans befinden, in dem die
Zahl der Vollgeschosse als Maß der baulichen Nutzung gemäß § 16 Absatz 2 Nummer 3
der Baunutzungsverordnung in der Fassung vom 21. November 2017 (BGBl. I S. 3787),
die zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 14. Juni 2021 (BGBl. I S. 1802, 1807)
geändert worden ist, festgesetzt ist,

5. Parkplatzflächen in Tiefgaragen und in geschlossenen Garagen und

6. Bauvorhaben, die über keinen Anschluss an ein Elektrizitätsversorgungsnetz verfügen und


deren Netzanschluss nach § 17 Absatz 2 Satz 1 des Energiewirtschaftsgesetzes verweigert
wird.

§6

Umfang der Mindestnutzung

(1) Zur Erfüllung der Pflichten nach § 8a Absatz 1 Satz 1 und § 8b Satz 1 KSG BW sind
Photovoltaikanlagen mit einer Modulfläche in folgendem Mindestumfang zu installieren:

1. im Standardnachweis 60 Prozent der nach § 4 Absatz 1 Nummer 1 zur Solarnutzung


geeigneten Einzeldachflächen,

2. im erweiterten Nachweis 75 Prozent der nach § 4 Absatz 1 Nummer 2 zur Solarnutzung


geeigneten Teildachflächen oder

3. 60 Prozent der zur Solarnutzung geeigneten Stellplatzflächen.

(2) Der Umfang der Mindestnutzung nach Absatz 1 ist im Einzelfall so weit zu reduzieren, dass
die Voraussetzungen für einen gesetzlichen Zahlungsanspruch nach § 19 Absatz 1
des
Erneuerbare-Energien-Gesetzes vom 21. Juli 2014 (BGBl. I S. 1066), das zuletzt durch Artikel
1 des Gesetzes vom 21. Dezember 2020 (BGBl. I S. 3138) geändert worden ist, in der jeweils
geltenden Fassung ohne wettbewerbliche Ermittlung der Marktprämie oder eines
vergleichbaren gesetzlichen Anspruchs gegeben sind.

(3) Besteht eine öffentlich-rechtliche Pflicht zur Dachbegrünung und ist diese auf einer zur
Solarnutzung geeigneten Einzeldachfläche oder Teildachfläche zu erfüllen, so verringert sich der
Umfang der Mindestnutzung nach Absatz 1 Nummer 1 und 2 für diese Einzeldachfläche oder
Teildachfläche jeweils um die Hälfte.

(4) Wird von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, gemäß § 8a Absatz 3 KSG BW ersatzweise
eine solarthermische Anlage zur Wärmeerzeugung zu installieren, ist zur Anrechnung des
hierdurch in Anspruch genommenen Flächenanteils nach Absatz 1 auf die Kollektorfläche
abzustellen.

§7
Wirtschaftliche Unzumutbarkeit

(1) Die Pflichterfüllung ist nach § 8a Absatz 7 KSG BW mit einem unverhältnismäßig hohen
wirtschaftlichen Aufwand verbunden, wenn hierdurch die Durchführbarkeit des betroffenen
Bauvorhabens insgesamt oder bei unbilliger Härte in sonstiger Weise gefährdet ist.

(2) Die Durchführbarkeit eines Bauvorhabens gilt im Sinne des Absatzes 1 als insgesamt
gefährdet, wenn die Kosten einer Photovoltaikanlage im Verhältnis zu den Baukosten eines
Bauvorhabens folgende Schwellenwerte übersteigen:

1. 20 Prozent, wenn Photovoltaikanlagen auf einer zur Solarnutzung geeigneten Dachfläche


installiert werden müssen, oder

2. 30 Prozent, wenn Photovoltaikanlagen auf einer zur Solarnutzung geeigneten


Stellplatzfläche installiert werden müssen.

(3) Sind die Voraussetzungen des Absatzes 1 gegeben, soll von der Pflicht zur Installation von
Photovoltaikanlagen auf Antrag nach § 8a Absatz 7 KSG BW teilweise befreit werden. Die
teilweise Befreiung soll soweit erfolgen, dass die Kosten einer Photovoltaikanlage nicht mehr
als die in Absatz 2 aufgeführten Schwellenwerte betragen.

(4) Befreiungsanträge nach § 8a Absatz 7 KSG BW sind bei der zuständigen Behörde
zusammen mit der Einreichung der Bauvorlagen zu stellen und mit geeigneten Nachweisen zu
belegen, aus denen sich der mit den Kosten einer Photovoltaikanlage verbundene prozentuale
Mehraufwand im Verhältnis zu den Kosten des betroffenen Bauvorhabens ergibt. Geeignete
Nachweise nach Satz 1 sind insbesondere

1. aufgeschlüsselte Angaben der gesamten Kosten einer Photovoltaikanlage im Sinne des § 2


Absatz 4 und

2. aufgeschlüsselte Angaben der gesamten Kosten zur Planung und Errichtung des
betroffenen Nichtwohngebäudes oder Parkplatzes ohne die Grundstückskosten.

Nach Satz 2 aufgeschlüsselte Kostenangaben sind durch geeignete Unterlagen zu belegen.

(5) Die zuständige Behörde kann als Nachweis der Voraussetzungen der Absätze 1 und 2 die
Vorlage einer Beurteilung durch qualifizierte Sachverständige auf Kosten des Bauherrn
verlangen. Qualifizierte Sachverstände nach Satz 1 sind:

1. die nach Bundes- oder Landesrecht zur Ausstellung von Energieausweisen Berechtigten,

2. Personen, die für ein zulassungspflichtiges Bau-, Ausbau- oder anlagentechnisches


Gewerbe die Voraussetzungen zur Eintragung in die Handwerksrolle erfüllen, sowie
Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister der zulassungsfreien Handwerke dieser
Bereiche und Personen, die aufgrund ihrer Ausbildung oder ihres beruflichen Werdegangs
berechtigt sind, ein solches Handwerk ohne Meistertitel selbständig auszuüben.

§8

Erweiterter Nachweis; Dachplan

(1) Wird im erweiterten Nachweisverfahren eine zur Solarnutzung geeignete Dachfläche


anhand einer oder mehrerer ihrer Teildachflächen bemessen, so sind die sich hierfür aus § 4
Absatz 1 Nummer 2 ergebenden Voraussetzungen durch einen vom Entwurfsverfasser zu
erstellenden Dachplan nachzuweisen. Für die Zuziehung von Sachverständigen gilt § 43 Abs. 2
LBO entsprechend. Der Dachplan ist gemeinsam mit dem Nachweis der Erfüllung der Pflicht
nach § 8a Absatz 1 Satz 3 KSG BW bei der zuständigen Behörde vorzulegen.

(2) Der Dachplan gliedert sich in einen zeichnerischen und einen textlichen Teil. Der
zeichnerische Teil des Dachplans ist aus dem Lageplan nach § 4 der Verfahrensverordnung zur
Landesbauordnung zu entwickeln.
(3) Die zuständige Behörde kann für den Dachplan einen anderen Maßstab als 1:500 beim
Lageplan verlangen oder zulassen, wenn dies für die Beurteilung des Bauvorhabens erforderlich
oder ausreichend ist. Der Entwurfsverfasser hat die Übereinstimmung des zeichnerischen Teils
mit dem Lageplan zu bestätigen.

(4) Im textlichen Teil des Dachplans sind zu erläutern:

1. die Größe der unterschiedlichen Einzeldachflächen und Teildachflächen in Quadratmetern,

2. die Gründe einer fehlenden Solareignung von Teildachflächen, wobei das


Optimierungsgebot nach § 3 in der Begründung zu berücksichtigen ist, und der Nachweis,
dass eine Teildachfläche nicht im Sinne des § 4 Absatz 2 hinreichend von der Sonne
beschienen ist, durch eine geeignete Berechnung.

§9

Textform

Nachweise der Pflichterfüllung nach § 8a Absatz 1 Satz 3 KSG BW, Befreiungsanträge nach §
8a Absatz 7 KSG BW und qualifizierte Sachverständigennachweise nach § 7 Absatz 5 bedürfen
der Textform nach § 126b des Bürgerlichen Gesetzbuches und können somit digital auch ohne
qualifizierte elektronische Signatur bei der zuständigen Behörde eingereicht werden. Das
Umweltministerium kann auf seiner Internetseite Muster für Befreiungsanträge und sonstige
Nachweise und Erklärungen zur Verfügung stellen.

§ 10

Prüfmaßstab

Bauherren haben sicherzustellen, dass die sich aus den §§ 8a und 8b


KSG BW sowie dieser
Rechtsverordnung ergebenden Pflichten eingehalten werden. Die zuständige Behörde
unterzieht Nachweise der Pflichterfüllung nach § 8a Absatz 1 Satz 3 KSG BW,
Befreiungsanträge nach § 8a Absatz 7 KSG BW, qualifizierte Sachverständigennachweise nach
§ 7 Absatz 5, Dachpläne nach § 8 und sonstige Nachweise des Bauherrn bei
genehmigungspflichtigen Bauvorhaben einer Plausibilitätskontrolle. Bestehen Anhaltspunkte für
eine Nichterfüllung von Pflichten, kann die zuständige Behörde das Bauvorhaben einer
Inaugenscheinnahme unterziehen. Wird eine Nichterfüllung von Pflichten festgestellt, weist die
zuständige Behörde den Bauherrn auf diese Pflichten hin und setzt eine angemessene Frist zu
deren Nacherfüllung.

§ 11

Inkrafttreten

Diese Rechtsverordnung tritt am 1. Januar 2022 in Kraft.

STUTTGART, den 11. Oktober 2021 WALKER

© juris GmbH
 

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