Die Haltungstyrannei
Die Haltungstyrannei
Die Haltungstyrannei
Die Haltungstyrannei
Ein Top-Reporter verlor seine Lehraufträge, weil er im Ukrainekonflikt der anderen Seite
zuhörte.
Aber die Geschichte ist länger, reicht bis in den Zweiten Weltkrieg
zurück, als sich bewaffnete ukrainische Truppen der deutschen SS
anschlossen und sich am Überfall auf ihren Mutterstaat, die
Sowjetunion, beteiligten. Die jahrzehntelange Spaltung kultivierte
sich im Kiewer Kult um den Faschisten Stepan Bandera inklusive
ausgeprägtem Hass auf die Sowjetunion, später Russland, und im
Osten im Widerstand dagegen. Sie eskalierte schließlich mit dem
Putsch gegen die damalige weniger antirussische Regierung Anfang
2014 auf dem Kiewer Maidan. Maßgeblich von Oligarchen
aufgerüstete und später in die ukrainische Armee integrierte Nazi-
Bataillone bestimmten den Gewaltakt mit.
An Baabs Seite reiste der gebürtige Russe und Betreiber des Kanals
Druschba FM, Sergej Filbert, in das Kriegsgebiet — ein Dorn im Auge
der Kontaktschuld Suchenden. Baab stellt auf Nachfrage klar: In ein
Kriegsgebiet kann man nicht alleine fahren, es sei denn, man wäre
lebensmüde. Er sagte:
„Man braucht jemanden, der die Augen aufhält, der die Landessprache
fließend spricht, nicht gleich als Ausländer auffällt, über Verwandte
und Bekannte Zugang zur Landeswährung hat.“
Die zerstörte Stadt Mariupol, von der aus das nazistische Asow-
Bataillon jahrelang den Donbass beschossen hatte, verglich Baab auf
Nachfragen von Journalisten mit „Dresden 1945“:
Nein, dafür interessieren sich die Leitmedien nicht. Sie prügeln auf
ihn, den Kollegen — von dem sie vermutlich sehr viel lernen
könnten — mit moralinsauren Floskeln ein, die man so
zusammenfassen könnte: Mut Russen und „prorussischen
Separatisten“ spricht man nicht, man hasst sie. Die deutsche Presse
— und mit ihr die Bürokraten und staatlichen Institutionen —
verteilt am laufenden Bande lautstark Werturteile über „die Russen“,
übernommen von ukrainischen und NATO-PR-Agenturen, ohne mit
ihnen zu sprechen, sich ihre Lage anzusehen, ihre Meinung
anzuhören. Baab kritisiert das — zu Recht.
NATO-Propagandaschlacht
In so einem Erguss (https://www.hmkw.de/news/stellungnahme)
moralinsaurer Werturteile des kriegsparteischen politischen
Mainstreams ergoss sich die Hochschule für Medien,
Kommunikation und Wirtschaft (HMKW), an der Baab bis vor
Kurzem lehrte. Denn die HMKW entband den Journalisten
kurzerhand von seinem Auftrag, weil man, salopp gesagt, mit Russen
nicht spricht. Die Hochschule hatte aus einem regelrechten
Hetzbeitrag des Propagandisten Lars Wienand auf t-online
(https://www.t-
online.de/nachrichten/ukraine/id_100057900/deutsche-helfer-
in-der-ostukraine-scheinreferendum-hurra-.html) erfahren, dass
Baab für sein privates Buchprojekt im Donbass weilte.
Der t-online-Schreiber produzierte ein Sammelsurium aus
abwertenden Kampfbegriffen, welche das Wesen der
Propagandaschlacht des NATO-Lagers bestens vorführen: Die
Wahlen im Donbass nennt er darin „Scheinreferenden“, den
Journalisten Baab bezeichnete er als „Putins willigen Helfer“. Die
Hochschule drückt sich etwas stilvoller, aber kaum weniger
abwertend aus. Den Journalismus, den sie doch lehren soll, tritt sie
vollends in die Tonne. Sie schreibt etwa:
Ähnlich zieht nun die Universität Kiel gegen Baab zu Felde, wie das
inzwischen etablierte Kampfblatt für repressive Coronamaßnahmen
und NATO-Kriege Der Spiegel berichtete
(https://www.spiegel.de/wirtschaft/ukraine-reise-frueherer-ndr-
redakteur-verliert-lehrauftraege-a-f00c815e-f925-4e6f-a7fd-
12f3946dc337). Auch in diesem Propagandabericht reihen sich die
Kampfbegriffe aneinander: Baab verleihe dem russischen Vorgehen
„den Anschein von Legitimität“, zitierte Der Spiegel eine Sprecherin
zum Beispiel. Auch die Uni Kiel warf ihn kurzerhand aus ihrem
Lehrprogramm.
Haltungstyrannei
Baab ist nicht der einzige Journalist, dem es so geht oder erging. In
den Verlagshäusern und Redaktionsstuben bestimmen die Vorgaben
des Auftraggebers — oder jener, mit denen dieser verwoben ist —
die Leitlinien. Wer nicht mitzieht, fliegt. Wer als freier Journalist
Angebote einreicht, die der vorgegebenen Doktrin widersprechen,
hat die längste Zeit sein Honorar erhalten. So manch ein Freier
müsste dann umgehend Hartz IV beantragen, um zu überleben.