Skript Klinische-Master Lutz
Skript Klinische-Master Lutz
Skript Klinische-Master Lutz
Hallo liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen. Bei diesem Dokument handelt es sich um die
Zusammenstellung meiner Antworten auf die Verständnisfragen im Lehrbuch von Prof. Lutz. Dabei
sind nur die Kapitel berücksichtigt, die zum WS2014/15 Prüfungsrelevant waren (1-4, 6, 7, 9, 12-22).
Bitte bedenkt, dass die Fragen möglicherweise unvollständig oder fehlerhaft beantwortet sein
könnten und keine Musterlösung darstellen.
Psychotherapie ist eine interpersonale Behandlung mit psychologischen Mitteln und auf der Basis
empirisch bewährter psychologischer Konzepte. Die Behandlung beinhaltet einen ausgebildeten
Therapeuten und einen oder mehre Patienten oder Klienten, welche psychische Störungen,
Probleme oder Beschwerden haben. Die von Therapeuten zur Behandlung eingesetzten
psychologischen Mittel werden spezifisch auf die Störung, Probleme oder Beschwerden des
Patienten angepasst, sind zielgerichtet und beruhen auf einer wissenschaftlichen Begründung und
Evaluation ihrer Effektivität.
3. Was versteht man unter einem spezifischen, was unter einem kontextuellen Modell der
Psychotherapie?
Nach dem spezifischen (oder medizinischen) Modell der Psychotherapie wird angenommen, dass es
für jede klinische Störung (bzw. jedes Problem oder jede Beschwerde) eine psychologische Erklärung
oder Ursache gibt (z.B. Konditionierungsprozesse führen dazu dass eine spezifische Phobie ausgelöst
und aufrechterhalten wird). Daher sollte es auch für jede psychische Störung eine spezifische
Methode (Technik oder Strategie) geben, die den Behandlungserfolg hauptsächlich erklärt (z.B.
Expositionsbehandlung bei Phobikern). Spezifische Wirkfaktoren sollten nach diesem Modell einen
größeren Einfluss auf den Therapieerfolg haben als allgemeine Wirkfaktoren.
Nach dem kontextuellen Modell der Psychotherapie sind es eher die Rahmenbedingungen (der
Kontext) einer Psychotherapie, die in gewisser Weise unabhängig von der vorliegenden Störung, den
Erfolg (die heilende Wirkung) von Psychotherapie erklärt. Danach ist es nicht so wichtig welche
spezifischen Techniken und Strategien eingesetzt werden, solange eine vertrauensvolle Beziehung
zwischen Patient und Therapeut besteht, der Kontext dieser Beziehung als heilendes Setting
deklariert ist, ein therapeutisches Erklärungsmodell für die Störung vorliegt (ein Rational), das sowohl
von Patient als auch von Therapeut akzeptiert wird und woran sich Techniken, Strategien und
Prozeduren der Behandlung ausrichten.
Beispielsweise beeinflusst die Klinische Forschung die Arbeit des Therapeuten auf der Ebene der
Prozesse und Methoden und auf der Ebene der Qualifikation der Therapeuten, das wiederum wirkt
sich langfristig auf die Wirkung der Behandlung aus (Makroebene). Werden die Ergebnisse der
Behandlung dann erfasst gehen sie wieder in die zukünftige klinische Forschung mit ein.
Kapitel 2: Psychotherapieforschung
1. Was sind wichtige Dimensionen des Therapieerfolgs?
Nach Schulte lassen sich drei inhaltliche Ebenen des Therapieerfolges unterscheiden, die in Studien
dazu berücksichtig werden sollten:
2. Beschreiben Sie ein theoretisches Modell über Veränderung in der Psychotherapie, dass
mehrere Outcome-Dimensionen berücksichtig!
Nach dem multimodalen Vorgehen bzw. der multimodalen Diagnostik müssen mehrere Outcome-
Dimensionen berücksichtig werden:
3. Erläutern Sie das Konzept der klinisch signifikanten Veränderung! Warum ist es interessant für
die psychotherapeutische Praxis?
Der Ansatz der klinisch relevanten Veränderung (nach Jacobson und Kollegen) bietet ein statistisches
Kriterium dafür, ab wann eine Veränderung als klinisch relevant eingestuft werden kann (z.B. die
Abnahme von Testwerten in Becks Depressions Inventar BDI im Vergleich vor und nach der
Therapie). Um als klinisch signifikant verändert zu gelten, muss sich der Patient zunächst aus dem
Wertebereich einer klinischen Referenzstichprobe (z.B. Depressive Patienten) in den Wertebereich
einer funktionalen Referenzstichprobe (z.B. Menschen ohne klinisch relevante depressive Symptome)
bewegt haben. Der Testwert sollte also nach der Behandlung wahrscheinlicher zur
Normalbevölkerung gehören als zur klinischen Population. Außerdem sollte eine reliable
Mindestveränderung zwischen den Messungen vorliegen (d.h. die Veränderung in den Testwerten
muss ausreichen groß sein) um eine zufällige Schwankung aufgrund mangelnder Reliabilität des
Instrumentes ausschließen zu können. Beispiele für Maße der klinisch signifikanten Veränderung sind
z.B. Cut-Off-Werte oder der Reliable Change Index (RC-Index).
Das Konzept der klinisch relevanten Veränderung ist besonders interessant für die
psychotherapeutische Praxis, da man damit relativ leicht bereits während des Therapieverlaufs
beurteilen kann ob und in wie weit sich Patienten seit Therapiebeginn entwickelt haben (z.B. durch
Rückmeldung der Daten an die Therapeuten im Sinne der indivuumsorientierten
Versorgungsforschung).
r- Familie: Beruht auf Korrelationen und der Idee des Vergleichs von Varianzkomponenten bzw. des
Anteils der aufgeklärten Varianz.
d-Familie: z.B. Cohen’s d oder Hedges‘ d; werden auf Basis standardisierter Mittelwertsunterschiede
zwischen zwei Populationen ermittelt.
5. Nennen (und erklären) Sie die drei zentralen Forschungsparadigmen der Wirksamkeitsforschung!
6. Welche Designüberlegungen können Sie bei der Planung von Wirksamkeitsstudien vornehmen?
- Hat eine Intervention (ein Interventionspaket) überhaupt einen Effekt? Es werden zwei
Gruppen, eine Interventionsgruppe und eine Kontrollgruppe miteinander verglichen.
- Wirkt eine Intervention besser als eine andere Intervention (komparative Studien)? Es
werden Gruppen die verschiedene Interventionen erhalten miteinander verglichen.
- Tragen bestimmte Komponenten einer Intervention besonders zu deren Effektivität bei
(dismantling Studien oder konstruktive Studien)? Bei dismantling Studien wird eine Gruppe
der kompletten Intervention ausgesetzt, bei einer anderen Gruppe werden Teile der
Intervention weggelassen. In konstruktiven Studien werden in einer Gruppe der Intervention
Teile hinzugefügt und in der anderen Gruppe die Intervention so belassen wie sie ist.
- Welche Parameterwahl (z.B. Dauer und Frequenz einer Intervention) ist optimal, um gute
Outcomes zu produzieren (parametric strategy).
Die Wirksamkeitsforschung befasst sich mit dem Ergebnis von Psychotherapie. Es geht darum
verschiedene Interventionsmodelle hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Effizienz zu überprüfen. Sie
geht zum Beispiel der Frage nach welche Interventionen bei welcher Störung eine bessere Wirkung
erzielen.
Die Prozessforschung hingegen befasst sich damit, wie die Wirkung von Psychotherapie zustande
kommt. Es geht darum die Wirkmechanismen (Mediatoren) von Psychotherapie aufzudecken. Sie
geht zum Beispiel der Frage nach, warum eine Expositionstherapie bei Patienten mit spezifischer
Phobie wirkt, was also der Wirkung zugrunde liegt. Ziel der Prozessforschung ist es, durch ein
besseres Verständnis der psychologischen Veränderungsprozesse eine effektivere Gestaltung
psychotherapeutischer Interventionen zu ermöglichen.
Sie dient der Bestimmung und Beschreibung der Ausgangslage des Patienten
Sie dient der Klassifikation der Symptomatik des Patienten
Sie dient der Erklärung der Ätiologie und Genese der Symptomatik (ätiologische und
funktionale Analyse)
Sie unterstützt die Konzeption therapeutischer Problemstellungen (Fallkonzeption)
Sie unterstützt die Selektion und Beschreibung therapeutischer Problem- und Zielbereiche
Sie unterstützt die Selektion angemessener Interventionsstrategien sowie die Zuordnung zu
spezifischen therapeutischen Vorgehensweisen (differenzielle und selektive Indikation)
Sie dient zur Abschätzung der Entwicklung und Therapierbarkeit der Symptomatik sowie der
Entwicklung des Therapieverlaufs (Prognose)
2. Was ist das Ziel indikationsorientierter Diagnostik?
Das Ziel der indikationsorientierten Diagnostik ist es, möglichst umfassend all jene Informationen
über einen Patienten und seine Lebensumstände zu sammeln, die Entscheidungen darüber erlauben,
wie unerwünschte Ausgangszustände (z.B. Symptome) mit Hilfe psychologischer Interventionen auf
erwünschte Zielzustände (z.B. Symptomremission) hin verändert werden können.
Multimodale Diagnostik gilt als zentrale Grundlage der interventionsbezogenen Diagnostik. Darunter
versteht man, dass möglichst viele Aspekte der Kategorien Datenebene, Datenquellen,
Untersuchungsverfahren und Konstrukte/Funktionsbereiche bei der Diagnostik berücksichtigt
werden sollen. Zu den Kategorien gehören zum Bsp.:
Stimulus Bezeichnet eine äußere oder innere Reizsituation. Der Stimulus erfasst die das
Verhalten auslösende Bedingung (in welcher Situation tritt das Verhalten auf?)
Organismusvariable Bezeichnet die individuellen biologisch und lerngeschichtlichen
Ausgangsbedingungen bzw. Charakteristika der Person
Reaktion Bezeichnet die Reaktion auf einen Stimulus nach der Verarbeitung durch den
Organismus auf kognitiver, emotionaler, physiologischer und motorischer
Ebene.
Consequence Bezieht sich auf das Einsetzen einer Verstärkung oder Bestrafung als Folge
(Konsequenz) eines Verhaltens. Man unterscheidet kurzfristige und langfristige
Konsequenzen.
Kontingenz Bezeichnet die Regelmäßigkeit des Auftretens der Konsequenz nach der
Reaktion.
In der horizontalen Verhaltensanalyse (z.B. nach dem S-O-R-C-K Schema) werden einzelne
Situationen mit ihren vorausgehenden und nachfolgenden Bedingungen untersucht. Es wird zum
Beispiel eine konkrete Situation analysiert in der ein Phobiker eine Angstattacke hatte und geschaut
was die Angstattacke ausgelöst hat und welche Konsequenzen daraus für den Patient erwuchsen. Bei
der vertikalen Verhaltensanalyse werden zusätzlich die instrumentelle Bedeutung bestimmter
Verhaltensweisen und die hierarchische Struktur von Verhalten, Plänen und Zielen berücksichtig. Es
werden also mehrere ähnliche Situationen (in denen z.B. ein Phobiker Angstattacken hatte)
betrachtet auf ihre Gemeinsamkeiten hin untersucht um hinter der Angst liegende Pläne und Ziele
aufzudecken (z.B. Könnte einer Phobie die Überzeugung zugrunde liegen, dass man immer stark sein
muss, was dazu führt, dass man das Ziel verfolgt keine Schwäche zu zeigen, immer gefasst zu sein,
usw. Dadurch wird das Auftreten der Angst zu einer Gefahr für den Selbstwert, was die Angst
verstärkt und somit ein aufrechterhaltender Faktor der Störung sein kann).
Das Ziel klassifikatorischer Diagnostik (bzw. kategorialer Diagnostik) ist es die Vielfalt der
Erscheinungsformen psychischer Auffälligkeiten anhand markanter Merkmale zu ordnen und somit
überschaubarer zu machen. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass eine sinnvolle Gruppierung der
zu diagnostizierenden Merkmale möglich ist und dann qualitative Unterschiede zwischen den
Gruppen feststellbar sind. Weiterhin dient die Klassifikation von psychischen Störungen der
einfacheren Kommunikation zwischen Fachleuten.
8. Anhand welcher Kriterien werden sowohl in DSM-IV als auch ICD-10 psychologische Störungen
kategorisiert und welches der Kriterien steht bei dieser Kategorisierung im Zentrum?
9. Was sind die Vor- und Nachteile einer klassifikatorischen Diagnostik psychischer Störungen?
Vorteile Nachteile
Erleichtert die Kommunikation zwischen Sie bedarf einer starken Vereinfachung
Klinikern bzw. zwischen Klinikern und komplexer Phänomene und Prozesse
Patienten fördern und erleichtern Mögliche Ursachen dieser Prozesse und
Ermöglicht die Verbindung der Diagnose der daraus resultierenden Störung
mit empirisch fundierten, werden nicht mit einbezogen
störungsspezifischen Behandlungen Schwellenwerte für das Vorliegen einer
Erleichtert die Definition homogener Störung werden über Expertenkonsens
Versuchsgruppen für eine vergleichende festgelegt, was von Kritikern als zum Teil
Therapieforschung willkürlich kritisiert wird
11. Wie können ein idiographisches und nomothetisches Vorgehen im Rahmen der
indikationsorientierten Diagnostik sinnvoll kombiniert werden, um die persönlichen Ziele eines
Patienten zu erfassen?
12. Was erfasst die Prozessdiagnostik und welche Funktion hat sie im Rahmen der Therapie?
Die differentielle Indikationsforschung befasst sich mit der differenziellen Anpassung des
therapeutischen Vorgehens an den spezifischen Patienten. Sie geht also der Frage nach welche
Intervention ist zu welchem Zeitpunkt für welchen Patienten wirksam. Es liegt die Idee einer
möglichst optimalen und differenziellen Anpassung des therapeutischen Vorgehens an die
Bedingungen des Patienten zugrunde, was kontinuierlich über den therapeutischen Prozess hinweg
überprüft werden muss. Ziel ist es die empirisch optimalen therapeutischen Bestimmungsstücke
einzusetzen und zwar unabhängig vom theoretischen Hintergrund. Die differentielle
Indikationsforschung versucht eine Verbindung zwischen Prozess- und Ergebnisforschung
herzustellen und stützt sich auf Ergebnisse der Prozess-Outcome-Forschung.
2. Welche vier Gruppen von Einflussvariablen auf das Therapieergebnis postulieren die Autoren
des Systematic-Treatment-Selection-Modells?
Die Verlaufsdiagnostik bezeichnet die Erfassung des Verlaufs der Problem- und Zielbereiche
therapeutischer Interventionen über den Zeitraum der Interventionen und danach. Der Hauptzweck
der Verlaufsdiagnostik ist es zu überprüfen, ob sich die Therapie im Hinblick auf die therapeutischen
Zielbereiche auf dem richtigen Weg („on track“) befindet. Naturgemäß ist der Verlauf der
Symptomatik des Patienten Hauptgegenstand der Veränderungsmessung. Im Rahmen einer
differenziellen Anpassung des therapeutischen Vorgehens an den spezifischen Patienten müssen im
Rahmen der Verlaufsdiagnostik jedoch auch andere Problem- und Zielbereiche erfasst werden, um
den Therapieverlauf anhand mehrerer Dimensionen abzubilden.
In der PALF wird integrativ-verhaltenstherapeutisch gearbeitet. Die ersten fünf Sitzungen bilden die
Basis für die differentielle Indikationsstellung.
Während in der Triebtheorie vom Fokus her eher eine Ein-Personen –Psychologie vorgelegt wurde,
ist die Objektbeziehungstheorie unter Einbeziehung einer zweiten, für die Entwicklung bedeutsamen
Person, des sogenannten Objekts erweitert. Als primäres Objekt im Leben fast jedes Menschen wird
prototypischerweise die Mutter angesehen. Der Patient ist sozusagen das Subjekt, die Mutter das
Objekt. Nach der Objektbeziehungstheorie bilden werden Objekte in der Entwicklung internalisiert,
es entwickeln sich innere Objektrepräsentanzen die möglicherweise eine wichtige Rolle im Leben des
Patienten spielen. Die Objektbeziehungstheorie hat dadurch das Potenzial strukturelle Störungen mit
gestörter Selbst- und Fremdwahrnehmung besser verstehen und behandeln zu können.
2. Was versteht die psychoanalytische Theorie unter Übertragung und Gegenübertragung und
welchen Stellenwert haben sie innerhalb der Therapie?
Gegenübertragung beschribtbt die Gesamtheit aller unbewussten Reaktionen des Analytikers auf die
Person des Analysanden und ganz besonders auf dessen Übertragungen. Sie umfasst also bewusste
wie unbewusste und reaktive wie genuine Einstellungen des Analytikers gegenüber den Analysanden.
Gegenübertragungen können konkordant (in Übereinstimmung mit dem Erleben des Patienten) oder
komplementär (entsprechen eher der Reaktion von Bezugspersonen auf den Patienten) sein.
Gegenübertragungen wurden von Freud als Störfaktor angesehen, heute jedoch werden sie, dadurch
dass man über sie Rückschlüsse auf die Übertragung und das Erleben des Patienten schließen kann,
als diagnostisches und behandlungstechnisches Hilfsmittel eingesetzt.
Übertragung und Gegenübertragung haben einen hohen Stellenwert in der analytischen Therapie, da
der Therapeut durch die Übertragung erkennen kann, welche mangelhaften Beziehungsmuster das
Erleben seines Patienten geprägt haben und ggf. nach wie vor aktuell sind. Erst durch das Erkennen
dieser Beziehungsmuster kann an ihnen gearbeitet werden.
Die zentralen Bestimmungsstücke der KVT als therapeutische Grundorientierung sind die
Orientierung an der empirischen Psychologie sowie die Problem-, Handlungs- und Zielorientierung.
4. Nennen und beschreiben Sie einige Trend der Kognitiven Verhaltenstherapie in den letzten
Jahren.
Unter den humanistischen Therapieansätzen kann man die Klientenzentrierte Psychotherapie, die
Gestalttherapie, die Existenzielle Psychotherapie sowie die Prozess-Erlebnisorientierte
Psychotherapie unterscheiden.
Allen humanistischen Ansätzen gemeinsam ist ein Welt- und Menschenbild, wonach die Bedeutung
der Subjektivität und des Gewahrseins („awareness“) beim Verstehen und Verhalten betont wird. Es
negiert damit die Sichtweise, dass die Person als Objekt, also ausschließlich von einem externen
Blickwinkel betrachtet wird ohne die existenzielle Wirklichkeit des Individuums zu berücksichtigen.
Allen humanistischen Psychotherapien liegt ein phänomenologischer Ansatz zugrunde wonach
Klienten die Experten für ihre eigenen Erfahrungen betrachtet werden. Es wird weiterhin
angenommen, dass alle Menschen nach Wachstum und Entwicklung streben, also eine
Aktualisierungstendenz haben. Menschen werden als selbstbestimmte Wesen aufgefasst, die nicht
so stark durch äußere Einflüsse determiniert sind (Selbstbestimmungsfähigkeit). Weiterhin wird das
Interesse und die Tiefe Achtung für den Menschen betont (Personenzentriertheit).
6. Beschreiben Sie kurz die Störungstheorie und die Therapietheorie der Prozess-
Erlebnisorientierten Therapie!
Psychische Störungen resultieren nach der Erlebnisorientierten Therapie unter anderem aus der
Unfähigkeit verschiedene Elemente des Selbst zu einem harmonischen Ganzen zu integrieren und
körperlich gefühlte Bestandteile des Erlebens adäquat im Gewahrsein zu symbolisieren sowie aus der
leichten Aktivierbarkeit von zentralen maladaptiven Schemata.
Die Behandlungslehre der Erlebnisorientierten Therapie unterscheidet drei beziehungs- und drei
aufgabenbezogene Prinzipien, wobei erstere im Zweifelsfall absoluten Vorrang haben. Es lassen sich
außerdem vier Gruppen therapeutischer Aufgaben unterteilen, die allerdings erst bearbeitet werden
dürfen wenn der Patient seine Aufnahmebereitschaft für eine bestimmte Aufgabe signalisiert.
1. Aufgaben, die sich auf aktuelle oder erinnerte Erlebnisse beziehen (empathische Exploration)
2. Aufgaben, die die Exploration innerer Erfahrung beinhalten und auf deren Symbolisierung
gerichtet sind (Bedeutungsbildung)
3. Aufgaben mit aktivem Ausdruck, die das Ausagieren von Erfahrungen oder Aspekten des
Selbst fördern und hierdurch den Zugang zu bestimmten emotionalen Schemata erleichtert
(Zwei-Stuhl-Technik)
4. Aufgaben, die sich auf den interpersonalen Kontakt zwischen Klienten und Therapeuten
beziehen (empathische Bestätigung)
Der Auftrag ist im Rahmen des sozialen Kontextes bzw. des sozialen Systems genau abzuklären, d.h.
es steht die Frage im Vordergrund welcher Teil des Systems hat welche Interessen und verfolgt
welche Ziele (Welcher Teil des Systems, also z.B. welches Familienmitglied, beschreibt das Problem
wie und welcher Auftrag ergibt sich). Der Therapeut darf nicht festlegen, wann das Therapieziel
erreicht ist und wie die Erreichung des Ziels aussieht. Der Patient bzw. das System muss diese
Entscheidung treffen.
Empirisch validierte Methoden und Techniken sind dadurch gekennzeichnet, dass ihre Überlegenheit
gegenüber einer Placebo-Kontrollgruppe oder einer anderen Behandlung in mindestens zwei
randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) für klar umschriebene Patientengruppen nachgewiesen
werden konnte oder in einer ausreichend großen Anzahl von experimentellen Einzelfallstudien.
Man verspricht sich davon die Optimierung der psychotherapeutischen Behandlungspraxis in dem
Sinne, dass durch die Zusammenstellung empirisch validierter Methoden der aktuelle
Forschungsstand in komprimierter Form leicht für Praktiker verfügbar gemacht werden kann. Somit
können die aktuellen Forschungsergebnisse schneller in die Behandlung von Patienten aber auch in
die Aus- und Weiterbildung von Therapeuten einfließen. Außerdem werden durch diese Methode
nicht mehr ganze Therapierichtungen systematisch untersucht, sondern einzelne Störungsspezifische
Behandlungsprogramme bzw. Einzeltechniken.
2. Welche Kritikpunkte werden in Bezug auf die Fokussierung auf Techniken und Manuale in der
Psychotherapie diskutiert?
Manuale schränken die Kreativität und Flexibilität des Therapeuten ein und stehen im
Gegensatz zu einer patientenorientierten individualisierten Psychotherapie
Es wird zu sehr auf eine spezifische Diagnose fokussiert, weshalb individuelle Bedürfnisse
und Charakteristika des Patienten zu kurz kommen
Der Fokus auf spezifische Techniken führt dazu, dass andere relevante Aspekte wie die
therapeutische Beziehung oder das Erfahrungswissen des Therapeuten vernachlässigt
werden
3. Was führte zur Annahme allgemeiner Wirkfaktoren in der Psychotherapie und welche
Schlussfolgerungen haben sich daraus ergeben?
Beim Vergleich verschiedener Therapieschulen ließen sich in der Wirksamkeit immer wieder keine
bedeutsamen Unterschiede finden. Dieses als Dodo-Bird-Urteil bekannte Phänomen, dass alle
klassischen Therapieschulen gleich Wirksam sind, führte zu der Annahme, dass es nicht (nur) die
spezifischen Techniken und Ätiologiemodelle der einzelnen Schulen sein können die zur Wirksamkeit
der Therapie führen, sondern dass es Faktoren geben muss die in allen Therapieschulen vorkommen
und anhand derer stattdessen deren Wirksamkeit erklärt werden kann. Die Wirkfaktoren stellen also
als die gemeinsamen Prinzipien therapeutischen Wirkens die Basis von Behandlungserfolgen dar und
gelten über verschiedene Orientierungen hinweg. Die von Grawe postulierten vier allgemeinen sind
Ressourcenaktivierung, Problemaktualisierung, Problembewältigung und motivationale Klärung. Sie
alle kommen, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung, in allen Therapieschulen vor.
Daraus ergibt sich, dass man als Therapeut einen optimalen patientenspezifischen Einsatz der
unterschiedlichen Wirkfaktoren umsetzen sollte.
Es ergab sich für Grawe außerdem die Schlussfolgerung, dass das vorherrschende Schulen-Denken
aufgelöst werden muss. Er entwickelte mit der Allgemeinen Psychotherapie eine Metatheorie oder
Theorie zweiter Generation die als Grundgerüst für die Einordnung verschiedener therapeutischer
Techniken und Strategien dient, die sich in steter Entwicklung befindet und um einen ständigen
Austausch zwischen Theorie und Empirie bemüht ist.
Es ergibt sich außerdem die Schlussfolgerung, dass Verfahren integrativ und auf den Patienten
bezogen genutzt werden sollten.
4. Welche Formen der Anerkennung gibt es für Psychotherapieverfahren und worin unterscheiden
sie sich?
Erst wenn der WBP ein Verfahren als wissenschaftlich anerkannt hat, kann die berufsrechtliche
Anerkennung erfolgen (in Deutschland Gesprächspsychotherapie und systemische Therapie). Damit
können die Verfahren angeboten und privat abgerechnet werden.
Das Basisverhalten begründet sich laut Schulte auf drei wesentlichen Bedingungen:
Behandlungsmotive, Behandlungserwartungen und Therapiebeziehung.
Behandlungsmotive erwachsen vor allem aus Leidensdruck, der aus dem Erleben ich-
dystoner Symptome und einer von Anomalie und Hilflosigkeit dominierten
Selbstwahrnehmung besteht. Motivationshemmend können sich erlebte oder befürchtete
Einbußen an real-ökonomischem oder sekundärem Krankheitsgewinn auswirken.
Damit die Behandlungsmotivation handlungsleitend wird, muss patientenseitig die
Erwartung bestehen, dass die Therapie und das dafür notwendige Basisverhalten zu einem
wünschenswerten Ergebnis führt.
Der therapeutischen Beziehung kommt eine tragende Rolle bei der Beeinflussung von
Motiven und Erwartungen des Patienten zu, weil durch eine sie die Erfolgserwartung des
Patienten entscheidend verbessert oder beeinträchtigt werden kann und sie somit auf die
Therapiemotivation und das Basisverhalten wirkt.
Theorien erster Generation sind z.B. solche die den klassischen Therapieschulen (Psychoanalyse,
Verhaltenstherapie) zugrunde liegen. Grawe kritisiert, dass besonders wirksame Techniken oft nicht
oder nicht ausreichend durch vorhandene Theorien erklärt werden können. Daher müssen post-hoc,
auf Grundlage neuer empirischer Erkenntnisse Theorien zweiter Generation entwickelt werden,
welche die ursprünglichen Theorien ergänzen, erweitern oder gegebenenfalls ersetzen.
7. Welche Kerngedanken kennzeichnen die Allgemein Psychotherapie? Ist sie als eine neue
Therapieschule zu verstehen?
Der allgemeinen Psychotherapie liegen zwei Kerngedanken zugrunde. Zum einen, dass sich
besonders wirksame Techniken häufig nicht durch vorhandene Theorien erklären lassen. Zum
anderen, dass alle Therapieschulen gleich wirksam zu sein scheinen (Dodo-Bird-Verdict) und es daher
Faktoren geben muss die in allen Therapieschulen vorkommen und die stattdessen deren Wirkung
erklären (Allgemeine Wirkfaktoren).
Die allgemeine Psychotherapie ist daher nicht als neue Therapieschule zu verstehen, sondern eher
als Metatheorie oder Grundgerüst zur Einordnung therapeutischer Techniken und Strategien. Ziel ist
es dem Schulen-Denken entgegen zu wirken. Im Sinne Grawes ist die Allgemeine Psychotherapie
somit als Theorie zweiter Generation zu verstehen, also als Theorie die post-hoc auf Grundlage neuer
empirischer Erkenntnisse die Theorien erster Generation (die z.B. den Schulen zugrunde liegen)
ergänzen, erweitern oder ersetzen.
Die Allgemeine Psychotherapie ist um einen ständigen Austausch zwischen Theorie und Empirie
bemüht und befindet sich daher in stetiger Entwicklung.
Kapitel 9: Paartherapie
1. Welche Themenbereiche sollten zur ersten Sitzung (der Paartherapie) mit dem Paar besprochen
werden?
Es lassen sich grob vier Themenbereiche unterscheiden, die in der ersten Sitzung einer Paartherapie
besprochen werden sollten:
1. Wie stark ist die Beziehung belastet? (zentrale Probleme, psychische Störungen oder
körperliche Krankheiten, Gewalttätigkeit in Einzelgesprächen)
2. Wie sehr stehen die Partner zu ihrer Beziehung? (Fokus auf Konfliktsequenzen und den
bisherigen Umgang mit Streitpunkten in der Partnerschaft, Aspekt der Freundschaft,
Trennungsabsicht abklären)
3. Erwartungen an die Therapie und Motivation
4. Welches sind die Gemeinsamkeiten und Ressourcen, welche die Beziehung
zusammenhalten?
Reziprozitätstraining (Verhaltensaustausch): Ziel ist es, die Häufigkeit von positiven Interaktionen
zwischen den Partnern zu erhöhen. Techniken/Übungen sind z.B. die Wunschliste oder
Verwöhnungstage.
Kognitive Interventionen spielen eine bedeutende Rolle in der Frage ob und inwieweit
Verhaltensänderungen von einem Paar überhaupt in Angriff genommen und dauerhaft umgesetzt
werden kann. Das Ziel kognitiver Interventionen besteht darin, Kognitionen zu identifizieren welche
die Paarprobleme verursachen, deren Validität zu überprüfen und ggf. dysfunktionale Kognitionen zu
modifizieren. Konkret geht es darum selektive Aufmerksamkeitsprozesse zu identifizieren und zu
erkennen und zu benennen (negativer Verhaltenssequenzen, z.B. Streit). Der Therapeut gibt
Hinweise darauf, wenn solche Sequenzen auftauchen und ermutigt das Paar solche Sequenzen im
Alltag zu suchen, erkennen und zu benennen. Diese Aufmerksamkeitsverschiebung kann ggf. schon
eine Änderung des Verhaltens zu Folge haben. Nach dem mehrfachen Erarbeiten solcher Sequenzen
sollen die Partner selbstständig Sequenzen im Alltag identifizieren und modifizieren (wenn jemand
die Worte „immer“ oder „nie“ ausspricht oder denkt sollte dies als ein Hinweis dienen, die
entsprechende Kognition zu prüfen). Techniken: Kognitive Umstrukturierung, Hausaufgaben.
Das Vorgehen wird später auf dysfunktionale Attributionen (global und stabil), extreme oder
unrealistische Erwartungen, Normen und Standards zur Paarbeziehung sowie Sexualität ausgeweitet.
4. Nennen Sie zentrale Akzeptanzstrategien und diskutieren Sie deren Stellenwert in der
Paartherapie.
Die beiden zentralen Akzeptanzstrategien sind Intimität und emotionale Nähe durch Akzeptanz sowie
Akzeptanz durch den Aufbau von Toleranz.
Akzeptanzstrategien haben einen extrem wichtigen Stellenwert in der Paartherapie. Ihnen liegt die
Annahme zugrunde, dass es in Beziehungen häufig nicht-lösbare Probleme gibt (z.B. Kinderwunsch
nur bei einem Partner, Fragen der religiösen Erziehung). 69% der Ehekonflikte lassen sich nach
Gottmann (1999) auf solche Probleme zurückführen. Ziel von Akzeptanzstrategien ist es den Partnern
klar zu machen, dass nicht alle Probleme gelöst werden müssen. Vielmehr geht es darum einen
„Modus Vivendi“ zu finden, d.h. einen Zustand mit dem beide Partner leben können. Dabei ist es
wichtig zu betonen, dass Akzeptanz nicht Resignation oder Festlegung eines „status quo“ meint
sondern Toleranz und Perspektivübernahme in der Beziehung fördern soll.
5. Welchen Beitrag können emotionsfokussierte Strategien liefern?
Ja. Nach dem Zielkonzept einer allgemeinen Psychotherapie nach Grawe ist davon auszugehen, dass
die Kombination von Einzel- und Paarsetting die optimale patientenorientierte Anpassung des
therapeutischen Vorgehens ermöglicht.
Habituationsprozesse: Wenn man sich ausreichend lange und intensiv sowie wiederholt einer
angstauslösenden Situation stellt, tritt Habituation (= Gewöhnung) ein.
3. Was sind die Vor- und Nachteile von graduierter vs. Massierter Konfrontation?
Graduierte Konfrontation
Vorteile Nachteile
- Kann auch bei geringer körperlicher oder - Stärkere Belastung der Patienten im
emotionaler Belastbarkeit des Patienten Verlauf der Konfrontationsphase, da sie
eingesetzt werden sich über einen längeren Zeitraum
- Es ist möglicherweise leichter erstreckt
compliance zu erzeugen, da Patienten
eher zustimmen sich einer
mittelschweren Situation auszusetzen
als direkt mit einer schweren zu
beginnen
Massierte Konfrontation
Vorteile Nachteile
- Führt zu zügigem Angstrückgang und - Mögliche compliance Problem: der
daher zu schnellerem Erreichen des Patient könnte es als unmöglich
Therapieziels (mit weniger Sitzungen) einschätzen die schwierige Situation zu
- Weniger starke Belastung der Patienten bewältigen und sich nicht auf die Übung
im Verlauf der Konfrontationsphase, da einlassen, bzw. die Therapie evtl. ganz
diese kürzer ausfällt abbrechen
- Die Implizite Botschaft des Therapeuten, - Sollte nicht bei Patienten eingesetzt
dass er dem Patient die Bewältigung der werden die nur gering körperlich oder
schweren Situation zutraut kann sich emotional belastbar sind
positiv auswirken
4. Bei welchen psychischen Störungen können Konfrontationsverfahren eingesetzt werden und mit
welchem Stimulus wird hier jeweils konfrontiert?
Störung Stimulus
Panikstörung Provokation von körperlichen Symptomen (Hyperventilation,
Schwindel durch Drehen auf dem Schreibtischstuhl, Joggen oder
Treppen steigen)
Agoraphobie Verlassen des Hauses ohne Begleitung, Kaufhausbesuch, Bahnfahrt,
Theaterbesuch
Soziale Phobie Halten einer Rede, öffentliche Essenssituation im Restaurant,
Ansprechen einer Respektsperson
Generalisierte Angststörung Sorgenszenarios in Sensu mithilfe von „Drehbüchern“ in denen
genau beschrieben ist, wie eine schlimme Situation (z.B. Anruf der
Polizei nach Unfall des Mannes) ablaufen wird.
Spezifische Phobie Angstauslösender Stimulus (z.B. Spinne, Hund, Blut)
PTBS Gedankliche oder reale Auseinandersetzung mit dem gesamten
traumatischen Ereignis oder spezifischen Aspekten des Traumas
(Schreiben eines Textes über den Ablauf der Traumatisierung,
Nachgehen von Aktivitäten wie vor oder nach dem Trauma,
aufsuchen des Ortes des Traumas (oder ähnlichen Orten)
Zwangsstörung Waschzwang: z.B. Berühren eines „kontaminierten“ Gegenstandes
ohne sich danach die Hände zu waschen
Kontrollzwang: z.B. Verlassen des Hauses ohne zu kontrollieren ob
der Herd aus ist
Hypochondrie Film über Krankheiten (z.B. Krebs), Besuch der entsprechenden
Station im Krankenhaus
Essstörungen Konfrontation mit dem eigenen Körper mithilfe eines Spiegels oder
Video-Feedback, Nahrungsmittel, die während eines Essanfalls
verzehrt werden (betrachten und riechen, solange, bis das Verlangen
sie zu essen zurückgeht).
Körperdysmorphe Störung Auseinandersetzung mit dem verhassten Körperteil (z.B. per Spiegel),
Haus ohne Make-up verlassen, Körperkontakt zulassen, ins
Schwimmbad gehen
Anhängigkeitserkrankungen Typische Situationen (z.B. Kneipenbesuch) oder bevorzugtes
Suchtmittel (z.B. riechen am bevorzugten Alkohol bis das Verlangen
zurückgeht)
5. Was sollte bei der praktischen Durchführung von Konfrontationsübungen beachtet werden?
- Gute Vorbereitung des Therapeuten (Ortskenntnis, Absprache z.B. mit einer Tierhandlung in
der Spinnen berührt werden können, evtl. Absprache mit Behörden)
- Die Übung muss solange durchgeführt werden bis der Patient einen deutlichen Rückgang des
aversiven emotionalen Zustandes erlebt. Es muss also genügend Zeit (mehrere Stunden)
eingeplant werden. Ein zu frühes Abbrechen der Übung kann zu einem Misserfolg führen und
die Bereitschaft des Patienten für eine weitere solche Übung deutlich senken.
- Während der Übung sollte darauf geachtet werden, dass keine kognitive Vermeidung (z.B.
Aufsagen eines Liedtextes) auftritt. Dazu sollte man als Therapeut immer wieder konkrete
Fragen zur Situation stellen um die Aufmerksamkeit des Patienten darauf zu lenken.
- Es sollten regelmäßig Fragen nach dem Befinden des Patienten erfolgen (Rating des
Ausmaßes der Symptome von 0= kein Symptom bis 100= maximal starke Symptome).
- Es sollte darauf geachtet werden, dass der Patient keine Dinge bei sich trägt, die ihm die
Übung erleichtern (z.B. Beruhigungstropfen, Tabletten).
13. Entspannungsverfahren
1. Was sind die Unterschiede zwischen der Grundstufe des Autogenen Trainings und der
Progressiven Relaxation in ihrer psychotherapeutischen Anwendung?
Die beiden Verfahren unterscheiden sich in der Grundhaltung der Person (AT: passive
Entspannungsinduktion, PR: aktive Entspannungsinduktion) und in den differenziellen Effekten in
spezifischen Beschwerdebereichen dazu zählen:
Stärkere Effekte der AT: Reduktion von psychophysiologischer Dysregulation, Leistungs- und
Verhaltensproblemen sowie Problemen mit der Selbstbestimmung
2. Welche theoretischen Ansätze bilden die Basis der Anwendung von AT und PR in der
Psychotherapie?
AT
- Erklärungsanasatz von Schulz: Schulz postuliert die „konzentrative Selbstumschaltung“. Er
nimmt erstens eine Komplementarität von Leib und Seele an, nachdem sich zwangsläufig die
Entspannung auf körperlicher Ebene auch auf die Seele auswirken müsse. Außerdem nimmt
er das ideomotorische Grundprinzip an, wonach mit dem Wort und der Sprache (AT-Formel)
ein bestimmtes Gefühl (Entspannung) verknüpft wird was schließlich in Mikro- und/oder
Makrobewegungen (Autogener Zustand) mündet.
- Peripher-neurovegetativer Erklärungsansatz: Hiernach besteht der Entspannungszustand
nicht in einer maximalen Reduktion der physiologischen Funktionen sondern in einer
Balancierung ihres Zusammenspiels. Entspannung führt zu einer sympathiko-adrenergen
Erregungsbereitschaft, der sogenannten Sympathikolyse. Dabei wird ein besonderer
Bewusstseinszustand erlebt, der zwischen Wachen und Schlafen zu verorten ist.
- Informationstheoretischer Erklärungsansatz: Afferente Signale (Körperbewegung,
Wärmeempfindung, Schwereempfindung, Atmung) werden auf ihrem Weg zum kortikalen
Zentrum durch die autogene Beeinflussung reduziert, so dass reflektorisch die organische
Umschaltung (d.h. Entspannung) erfolgt. Die autogene Umschaltung wird nach dem Prinzip
der klassischen (Selbst-)Konditionierung gelernt und willentlich herbeigeführt bzw. beendet.
Durch wiederholtes systematisches Üben kommt es zu einer allmählichen Generalisierung
der Entspannungsreaktion die durch operante Konditionierung und/oder Lernen am Modell
bei Gruppensitzungen verstärkt wird.
- Kognitivistisch-lerntheoretischer Erklärungsansatz: Es kommt zu einer semantischen
Konditionierung der physiologischen Reaktion auf die Bedeutung/den Inhalt der
Formelvorsätze. Ebenso können bildhafte Kodierungen im Sinne der Kodierungstheorie von
Paivios am Lernprozess der AT beteiligt sein.
- Insgesamt kann Erwerb und Anwendung von AT zusammenfassend als ein komplexer
psychophysiologischer Selbst-Konditionierungsprozess verstanden werden.
PR
Das Vorgehen der Methode sollte in einem solchen Fall an die Probleme bzw. Symptome des
Patienten angepasst werden (im Sinne der adaptiven Indikation, z.B. Verzicht auf die Schwereformel
bei Adipösen Patienten in der AT, Verzicht auf die Herzübung bei Panikpatienten in der AT oder
Auslassen von betroffenen Körperteilen bei Schmerzpatienten in der PR).
Es handelt sich bei beiden um systematische Entspannungsverfahren, die sich empirisch als Begleit-
Und Nebenbehandlungen zu Psychotherapie als gut Wirksam herausgestellt haben. Sie erzielen
ähnliche Effekte bei hoher psychischer und körperlicher Erschöpfung und bei ausgeprägter
Schmerzbelastung. Beide Verfahren sind bei bestimmten somatischen und/oder psyschologischen
Erkrankungen kontraindiziert.
Autogenes Training (AT) und Progressive Relaxation (PR) zählen zu den in ambulanten und
stationären klinischen Anwendungskontexten am häufigsten und empirisch am besten untersuchten
systematischen Entspannungsverfahren. Im Gegensatz zu vielen anderen Entspannungsmethoden
genügen AT und PR den Psychotherapierichtlinien und sind im Rahmen der psychosomatischen
Grundversorgung als „übende Verfahren“ anerkannt. Systematische Entspannungsverfahren werden
allerdings nicht als Primärtherapie eingesetzt, sondern werden als Maßnahmen der Begleit- oder
Nachbehandlung (im Kontext der Primärtherapie, z.B. KVT) eingesetzt. Dabei ist ihre Wirksamkeit
empirisch nachgewiesen.
Unter Achtsamkeit versteht man eine besondere Form der Aufmerksamkeitslenkung, bei der die
Aufmerksamkeit absichtsvoll und nicht-wertend auf das bewusste Erleben des gegenwärtigen
Moments (des „Hier und Jetzt“) gerichtet wird.
Achtsamkeitinformierte Ansätze:
Es liegt eine recht große Zahl empirischer Studien vor. In drei Übersichtsarbeiten wurde konsistent
die Wirksamkeit des MBSR-Programmes bei mittleren Effektstärken bestätigt. Einschränkend ist zu
sagen, dass die methodische Qualität der Originalarbeiten in allen drei Übersichtsarbeiten bemängelt
wurde (z.B. fehlende aktiv behandelte Kontrollgruppe, fehlende Kontrolle der Auswirkungen
paralleler Behandlungen).
5. Welche zentrale Dialektik ist bei der Behandlung von Borderline-Patientinnen im Rahmen der
DBT zu beachten?
Es ist auf das Gleichgewicht des Einsatzes von veränderungsorientierten Strategien und
akzeptanzorientierten Elementen zu achten, die sich dialektisch ergänzen. Dies ist auf die
Besonderheiten in der Emotionsregulation von Borderline-Patienten zurückzuführen (sie reagieren
sehr stark und impulsiv auf Situationen und haben Schwierigkeiten, Emotionen zu modulieren).
Betonen Therapeuten zu stark den Aspekt er Veränderung, besteht die Gefahr, dass sich
Patientinnen in ihrem Wunsch nach Annahme, Validierung und Stützung nicht ausreichend
angenommen fühlen und es dadurch zu Problemen in der Therapie kommt. Wird der Akzeptanz-Pol
zu stark betont besteht die Gefahr, dass die Patienten ihren Wunsch nach Veränderung nicht
ausreichen gewürdigt sehen.
Die Vermittlung von Akzeptanz und die Bewusstwerdung und Verwirklichung persönlicher Werte
(wertgeleitete Verhaltensaktivierung). Damit in letzter Instanz nicht als Hauptziel die
Symptomreduktion sondern die Förderung eines engagierten und sinnerfüllten Lebens.
- Body Scan
- Yoga
- Sitzmeditation
Hausaufgaben können das Verhalten von Patienten im Zeitraum zwischen den Therapiesitzungen
beeinflussen. Durch die Vergabe von Hausaufgaben kann der Therapieerfolg optimiert werden, wenn
die Compliance zu den Hausaufgaben groß ist kann der positive Effekt der Hausaufgaben-Vergabe
sogar nochmals verstärkt werden.
2. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es im Hinblick auf Hausaufgaben zwischen den
Therapieschulen?
Gemeinsamkeiten gibt es hinsichtlich des Einsatzes von Hausaufgaben in verschiedenen Phasen des
Therapieprozesses, des Zeitpunkts der Festlegung der Hausaufgaben, der Person (Patient oder
Therapeut) die die Aufgabe übernimmt, der Dauer der Nachbesprechung, der Häufigkeit von
Problemen, der Nicht-Erledigung der Vereinbarungen und der Häufigkeit der Veränderungen der
Aufgabe durch den Klienten.
Unterschiede zeigen sich zum Beispiel in der Tatsache, dass (kognitive) Verhaltenstherapeuten
signifikant häufiger Hausaufgaben vergeben, diese häufiger kontrollieren, ihnen positiver gegenüber
eingestellt sind und ihnen für den Therapieerfolg eine größere Wichtigkeit zumessen als
tiefenpsychologisch ausgerichtete Psychotherapeuten.
Die Aufgabe sollte entsprechend der Fähigkeiten und Stärken des Patienten ausgewählt werden und
schriftlich beschrieben werden bzw. durch Arbeitsmaterial ergänzt werden.
Es gibt noch weitere Beispiele für Dinge die beachtet werden können (z.B. Wichtigkeit der Aufgabe
betonen, die Aufgabe in Bezug zum Therapieziel stellen, kurze und eher leichte Aufgaben vergeben,
Aufgabe in der Stunde üben und in der folgenden Sitzung nachbesprechen, etc.)
4. Wie ist der Stand der empirischen Forschung zum Einsatz von Hausaufgaben?
Empirische Ergebnisse legen nahe, dass durch Hausaufgaben der Therapieerfolg optimiert werden
kann. In einer Metaanalyse konnte gezeigt werden, dass die Vergabe von Hausaufgaben positiv mit
Therapieerfolg zusammenhängt. Es zeigte sich aber auch, dass Hausaufgaben häufig von den
Patienten nicht oder nur unvollständig erledigt werden. Zwischen Hausaufgaben-Compliance und
Therapieerfolg besteht (zusätzlich zum positiven Effekt der Hausaufgaben-Vergabe) ein positiver
Zusammenhang.
Es gibt kaum gut evaluierte und standardisierte Messintrumente zur Erfassung von Hausaufgaben in
der Psychotherapie. Man kann Hausaufgaben mit Fragebögen erfassen, z.B. der Homework-Rating
Scale (HRS bzw. HRS II) oder den vier Hausaufgaben-Fragebögen von Breil (HAT-N, VAP-N, HAT-V,
VAP-V). Außerdem gibt es die Möglichkeit der Videoanalyse von Therapiesitzungen zur Beurteilung
des Einsatzes von Hausaufgaben, z.B. das Videoratingsystem EVitA2 (Elaboriertes Videorating
therapeutischer Aufgaben Version 2).
6. Welche Empfehlungen können für die Vereinbarung von Verhaltensverträgen gegeben werden?
Kontrakte sollten:
Non-Suizid-Verträge werden in der Therapie von suizidalen Patienten eingesetzt um die Suizidquote
zu senken. Es handelt sich um vertragliche Zusicherung des Patienten an sich selbst und ggf. an den
Therapeuten, sich für einen definierten Zeitraum (maximal 6 Monate, häufig: „bis zur nächsten
Therapiesitzung“) nicht zu suizidieren. Dem Vertrag wird i.d.R. ein Notfallplan beigefügt in dem
festgehalten ist was der Patient zum Selbstschutz tun kann, wenn Gedanken an Selbstmord
auftreten.
1. Vermittlung des kognitiven Modells (Auf eine Situation folgt nicht direkt eine Reaktion,
sondern zwischen Situation und Reaktion steht immer die Bewertung der Situation und
damit die Chance eine Situation anders zu bewerten als man es intuitiv vielleicht tun würde):
Dem Patient wird anhand seiner Störung das Kognitive Modell (das ABC-Modell als Werkzeug
der Zusammenhangsanalyse) erläutert. Es sollte deutlich werden, dass der Fokus der
Therapie auf Gedanken, Bewertungen, Affekten und Verhalten liegt. Es sollte klar werden das
mit funktionalen bzw. dysfunktionalen Kognitionen gemeint ist.
2. Identifikation dysfunktionaler Kognitionen: Es sollen anhand von Verhaltensbeispielen
(analysiert mit dem ABC-Modell) Kognitionen (B-C-Verbindungen) analysiert und auf ihre
(Dys-)Funktionalität untersucht werden. Dazu kommen zum Beispiel die Technik der
Exploration und der Rekonstruktion emotionaler Episoden oder Problemepisoden zum
Einsatz.
3. Veränderung (besser Infragestellen) dysfunktionaler Kognitionen: Nachdem Kognitionen als
dysfunktional identifiziert wurden geht es nun darum die dysfunktionalen Kognitionen zu
hinterfragen. Hierbei kommen die Techniken Disputation (Sokratischer Dialog) und
Verhaltensexperiment zum Einsatz. Der Patient sollte am Ende dieser Phase erkannt haben,
warum manche seiner Kognitionen dysfunktional sind und wie es zu den dysfunktionalen
Kognitionen kam.
4. Erarbeitung, Einübung und Transfer funktionaler, zielführender Kognitionen: Nun muss es
dazu kommen, die dyfunktionalen Kognitionen durch funktionale Kognitionen zu ersetzen
oder sie zumindest so umzudeuten, dass sie für den Patienten kein Problem mehr sind.
Kognitionen können Reevaluiert (d.h. positive Elemente werden stärker gewichtet als
negative), Reklassifiziert, Reattribuiert (z.B. die Verantwortlichkeitszuschreibung von sich
selbst auf äußere Umstände oder die Situation lenken) oder Renormalisiert (z.B. Scham als
normales Gefühl im Leben) werden. Eine Methode dazu ist z.B. die Advocatus Diaboli
Methode in der der Therapeut z.B. die Rolle der dysfunktionalen Kognition einnimmt und der
Patient gegen sie argumentieren muss.
2. Was versteht man inhaltlich unter der Abkürzung „ABC“ im Zusammenhang mit dem kognitiven
Störungsmodell?
A: Steht für aktivierende Situation. Die aktivierende Situation kann jede Situation sein, die der Patient
(im Rahmen seiner Störung) als belastend empfindet. Die Situation sollte so genau wie möglich
beschrieben werden (z.B. Unwohlsein in der Schlange an der Supermarktkasse mit anschließender
„Flucht“ aus dem Supermarkt)
B: Steht für Bewertungen/Überzeugung der Situation. Hier geht es darum, wie der Patient die
Situation wahrgenommen und anschließend bewertet hat, was in seinem Kopf vorging (z.B. Der
Patient könnte die Situation als ausweglos bewerten, den „Kampf“ zwischen dem Teil der bleiben
und dem Teil der fliehen wollte als unangenehm wahrgenommen haben.) Also auch um Rationale
oder irrationale Überzeugungen.
C: Steht für die Emotionale Konsequenz. (z.B. hat die Situation zu Flucht und damit verbunden zu
Scham geführt).
3. Wie lassen sich komorbide psychische Störungen im Rahmen des ABC-Modells darstellen?
Für jede Störung wird ein eigenes ABC-Modell beschrieben. Die zuerst entstandene/entwickelte
Störung stellt das Primäre ABC-Modell dar (z.B. Agoraphobie), die folgende Störung (z.B. Depression)
das sekundäre ABC-Modell. Die aus dem primären Modell emotional relevante Symptomatik (C) wird
zur Auslösesituation (A) des sekundären Modells der zweiten psychischen Störung.
1. Logische Disputation: z.B. Stimmt der Begriff immer? (Sind Männer mit Glatze immer
unattraktiv?); Wenn es damals richtig war, warum auch jetzt? (Als Kind konnten Sie sich nicht
gegen Erwachsene durchsetzen, warum gilt das auch heute noch?)
2. Empirische Disputation oder Realitätstesten: z.B. Bei einer Patientin die Angst vor dem Auto-
Fahren hat, weil sie immer denkt einen Unfall zu verursachen. Wie häufig passieren Auto-
Unfälle? Wie häufig hatten Sie schon einen Autounfall? Etc.
3. Hedonistische Disputation: z.B. Wie werden sie sich fühlen, wenn Sie weiter so denken?
Welche Vor- und Nachteile hat dieser Gedanke? Es geht darum dass Bewertungen und
Verhalten darauf zu prüfen ob sie nützlich sind um langfristige und/oder kurzfristige Ziele zu
erreichen.
4. Bereitstellung funktionaler Selbstverbalisierungen: Der Therapeut macht selbst Vorschläge
zur Veränderung, Differenzierung und Neukonstruktion von Bewertungen.
Es gibt keine einheitlichen Kriterien zur Definition von kognitiven Bewertungen als dysfunktional. Es
gibt unterschiedliche Ansätze sie zu definieren, z.B. von Walen, DiGuiseppe und Wessler (1982): Sie
sind unwahr, stellen absolute Forderungen dar und sind keine Hilfen für die Erreichung von
persönlichen Zielen. Absolute Forderungen können in diesem Zusammenhang z.B. sein:
Katastrophendenken, globale Bewertungen von sich selbst und anderen, geringe
Frustrationstoleranz, negative Zukunftsperspektive.
7. Welche Bedeutung kommt der Einübung und dem Transfer von zielführenden Kognitionen zu?
Der vierten Phase der kognitiven Umstrukturierung kommt eine bedeutende Rolle zu. Diese Phase
wird in der Praxis oft ausgelassen, da viele Therapeuten wohl der Meinung sind, dass bereits das
Erkennen des Problems (was bereits mit Abschluss der Phase 3 geschehen sein sollte) zu dessen
Bekämpfung ausreicht. Das Einüben von zielführenden Kognitionen ist jedoch entscheidend für den
Erfolg der Therapie. Es müssen dabei zwei „Einsichten“ beim Patienten erfolgen: zuerst kommt die
Verstandesmäßige Einsicht, dass dysfunktionale Kognitionen vorliegen und verändert werden
müssen (durch Nachdenken, Üben, Disputieren). In einem zweiten Schritt muss dann die
Gefühlsmäßige Einsicht kommen, die durch die Bewusste Anwendung des Gelernten auf neue
Situationen erfolgt, also den Transfer. Erst wenn das geschafft ist wird aus dem Prozess des
Erkennens und Umstrukturierens dysfunktionaler Kognitionen ein Automatismus der über den
Zeitpunkt des Therapieendes hinaus funktioniert.
8. Beschreiben Sie mögliche dysfunktionale Bewertungen, die im Zusammenhang mit Gefühlen von
Schuld, Angst, Wut, Wertlosigkeit, Scham oder Freude stehen (Beispiel für ein ABC-Schema)
Wertlosigkeit
A: Jetzt war ich schon wieder feiern und habe wieder keine Frau abbekommen.
B: Das liegt bestimmt daran, dass ich eine Glatze habe. Glatzköpfige Männer können niemals
attraktiv sein. Ich bin wertlos wenn ich nicht attraktiv bin. Ich bin wertlos weil ich eine Glatze habe.
C: Sinkendes Selbstbewusstsein, zunehmender Rückzug (nicht mehr auf Partys gehen), Frauen
gegenüber extrem schüchtern
Unter Ressourcenaktivierung als zentraler Wirkfaktor in der Psychotherapie wird der ipsative (d.h.
auf die eigene Person bezogene) Möglichkeitsraum eines Patienten verstanden, welcher im Hinblick
auf aktivierte (Therapie-)Ziele genutzt werden kann. Ressourcen sind also all jene positiven Dinge
(sein positives Potenzial) die der Patient zur Arbeit an seinen Zielen nutzen kann (Freunde, Familie,
Arbeitsstelle, Hobbies, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Aussehen, finanzielle Mittel etc.). Nach Willutzki
sind Ressourcen emotional positiv bewertet (gutes Gefühl), funktional (gesund) und zeitlich begrenzt
(temporär).
Schwierigkeiten können dadurch entstehen, dass sich Patienten oft in einem defizitfokussierten
Zustand befinden und sich ihrer Ressourcen wenig bewusst sind. Um den Perspektivwechsel aktiv
herbeizuführen muss der Therapeut über das Denksystem des Patienten hinaus gehen (der vielleicht
denkt er hätte absolut gar keine Ressourcen).
Schwierigkeiten können außerdem dem Verhalten von Therapeuten erwachsen. Zum Beispiel wenn
der Therapeut zwanghaft versucht Ressourcen aufzubauen statt vorhandene zu nutzen; wenn die
problematischen Anteile einer Ressource zu wenig beachtet werden und der Therapeut das
Problemverhalten verstärkt; wenn die Ressourcenaktivierung erst am Ende der Therapie geschieht
und nicht früh und sukzessiv in den Therapieprozess eingebunden wird.
Dysfunktionale Schemata aktivieren bei Klienten Verhalten und Erleben, die Kosten verursachen (in
Form von aversiven Affekten oder Emotionen oder in Form von negativen Handlungskonsequenzen).
Es liegt die Annahme zugrunde, dass dysfunktionale Schemata (mit kognitiven und affektiven
Anteilen) den Problemen (z.B. Symptomen) eines Patienten zugrunde liegen. Durch die Identifikation,
Klärung und therapeutische Bearbeitung der dem Problem zugrunde liegenden Schemata kann das
Problem bekämpft werden.
Durch die Aktivierung eines Schemas werden aktuelle Kognitionen, Affekte, Emotionen und
Handlungsimpulse ausgelöst. Es ist daher wichtig in der Therapie das Schema des aktuellen Problems
tatsächlich zu aktivieren (zu triggern) in dem der Patient von einer für das Problem relevanten
Situation (z.B. eine Vermeidungssituation bei einem Phobiker) berichtet.
1. Annahmen (z.B. über die eigene Person, Beziehungen oder die Realität): Dingen werden
Eigenschaften zugeschrieben (z.B. „Ich bin ein Versager.“
2. Kontingenz- und Konsequenz-annahmen: Wenn-dann-Beziehungen, bei denen der Wenn-Teil
der Annahme aus Ebene 1 entsprich und der Dann-Teil die Konsequenz dieser Annahme
spezifiziert (z.B. „Wenn man ein Versager ist, dann wird man abgewertet.“)
3. Bewertungsebene: Das Schema verbindet die Konsequenz-Annahme mit dem Motivations-
(Bewertungs-)System. Diese ebene entscheidet über die persönliche Relevanz aller
Annahmen und Konsequenzen. (z.B. Abgewertet zu werden ist furchtbar weil mich das in
meinem Stolz verletzt). Die Aktivierung einer solchen Annahme aktiviert negative affektive
Schema-Anteile und erzeugt negative Affekte (z.B. unangenehmes Gefühl von Hilflosigkeit).
Klärung von Schemata bedeutet, dass dem Klienten (und dem Therapeuten) die Inhalte eines in Frage
stehenden Schemas kognitiv repräsentiert sind, d.h. dass die Inhalte, die sich im Schema befinden, in
kognitiven Elementen und letztlich in Sprache abgebildet werden. Damit kann der Patient die
Schema-Inhalte mit anderen Wissensbeständen verbinden und es ist ihm möglich die Inhalte zu
kommunizieren.
Klärung ist ein Prozess: an dessen Anfang steht die Ausgangslage des Klienten und an dessen Ende
steht die Repräsentation relevanter Schema-Inhalte (das Klärungsziel). Die Ausgangslage kann dabei
unterschiedlich sein: der Klient kann schon Aspekte seines Schemas kennen (= gute Ausgangslage) ,
er kann aber im Extremfall nicht einmal wissen, auf welche Situationsaspekte er wie reagiert (=
schlechte Ausgangslage). Man unterscheidet fünf Teilprozesse der Klärung (Bericht, Fokalisierung auf
internale Verarbeitungsprozesse, Aktivierung des relevanten Schemas, Fokalisierung der
Fragestellung auf das Schema und Klärung von Schemaaspekten).
Bericht: Der Klient soll sich auf eine relevante Situation fokussieren und diese konkret
beschreiben. Die Situation sollte relevante Kognitionen, Affekte, Emotionen oder
problematische Handlungen ausgelöst haben, der Klient sollte die sich die Situation so gut
vorstellen können, das die Vorstellung bereits das Schema aktivieren kann und sie sollte
möglichst paradigmatisch für das Problem des Patienten (z.B. seine Störung, sein Symptom)
sein.
Fokalisierung auf internale Verarbeitungsprozesse: Der Patient fokalisiert die
Aufmerksamkeit auf das, was die kritische Situation in ihm auslöst (auf Kognitionen, Affekte,
Emotionen und Handlungsalternativen, d.h. die Verarbeitungsprozesse). Dieser Teilprozess
lässt sich in die beiden Unterprozesse „Internalisierung der Perspektive“ und „Betrachtung
relevanter Verarbeitungsprozesse“ einteilen.
Aktivierung des relevanten Schemas: Um eine valide Klärung zu erreichen ist es notwendig,
dass der Klient das relevante Schema um Hier und Jetzt des Therapieprozesses aktiviert (im
Sinne der Problemaktualisierung). Ist ein Schema aktiviert, dann erlebt und spürt der Klient
die aktuellen Verarbeitungsprozesse. Es drängen sich Kognitionen und affektive Reaktionen
aus, man spürt Emotionen, usw.
Fokalisierung der Fragestellung auf das Schema: Der Klient folgt der Frage nach den
Gründen seines Denkens und Handelns. Allerdings nicht intellektuell, sondern er spürt den
Kognitionen, Affekten und Emotionen nach. Er konzentriert sich auf das was er wahrnimmt
und folgt einem intuitiv holistischen Verarbeitungsmodus um komplexere Antworten auf die
Fragen bezüglich seines Schemas zu beantworten.
Klärung von Schemaaspekten (Rekonstruktion): Durch den holistischen Verarbeitungsmodus
werden dem Patient schrittweise Aspekte des Schemas klar (es wird ihm z.B. klar, warum er
in einer bestimmten Situation Angst hat). Dieser Prozess ist für den Patienten gleichzeitig
extrem spannend aber auch sehr belastend, da viele (alte) Affekte wieder „hochkommen“.
Das Schema sollte in der nächsten Therapiephase bearbeitet. Dafür werden vor allem Ein-Personen-
Rollenspiele (EPR) eingesetzt, da mit dieser Technik sowohl die Bearbeitung kognitiver als auch
affektiver Schema-Anteile möglich ist. Es sollten lösungsorientierte Strategien effektiv und passgenau
am problemrelevanten Schema des Patienten ansetzen.
Patienten ist oft nicht klar, dass negative Emotionen hilfreich und relevant sind, dass sie Signale dafür
sind, dass Ziele eventuell nicht erreicht wurden oder Bedürfnisse unbefriedigt geblieben sind. Die
Patienten kritisieren sich selbst für ihre negativen Emotionen, da ihnen diese als unangemessen
erscheinen und/oder sie negative Gefühle als ein Zeichen von Schwäche interpretieren. Es folgt eine
persönliche Abwertung und die Aktivierung eines negativen Selbstwertes.
3. Wie lässt sich die Kompetenz fördern, die eigenen Emotionen bei Bedarf auch akzeptieren und
aushalten zu können?
Zum Beispiel durch das Training Emotionaler Kompetenzen nach Berking, 2007. Dabei wird ein
persönlicher Akzeptanz und Toleranzfahrplan für belastende Gefühle erstellt. Dieser besteht aus fünf
Schritten:
Man kann das allgemeine Problemlösemodell auf die Emotionsregulation übertragen, dabei würden
die einzelnen Schritte wie folgt aussehen:
1. Zielgefühl festlegen
2. Brainstorming durchführen, an welchen aufrechterhaltenden Faktoren angesetzt werden
kann um das Zielgefühl zu erreichen
3. Erstellung eines konkreten Plans, mit welchen Verhaltensweisen aussichtsreiche
Veränderungen bewirkt werden sollen
4. Plan in die Tat umsetzen
5. Die Ergebnisse evaluieren
3. Was wird unter einem Schema verstanden? Welche Rolle spielen solche Schemata für die
motivorientierte Beziehungsgestaltung?
Unter einem Schema versteht man eine organisierte Wahrnehmung (eine Top-Down-Wahrnehmung)
die unsere Wahrnehmungen und Handlungen vereinheitlicht und koordiniert. Es handelt sich quasi
um eine Wahrnehmung der Umwelt die durch bestimmte Vorannahmen geprägt ist. Ein kognitiv-
emotionales Schema beinhaltet Pläne, Motive, Gedanken, Gefühle und stellt implizites
Handlungswissen zur Verfügung.
Plananalyse/ Vertikale-Verhaltensanalyse
Motivorientierte Beziehungsgestaltung
Leitfaden mit Fragen zur erwünschten Wahrnehmung des Patienten
Fragebogen zum interaktionellen Problemverhalten (IIP)
Die Plananalyse ist eine Weiterentwicklung der vertikalen Verhaltensanalyse. Sie ist eine Technik, die
uns hilft kognitiv-emotionale Schemata sichtbar zu machen um sie zur Erstellung einer individuellen
Fallkonzeption weiter zu verwenden. Es geht darum ein Verständnis davon zu erlangen welche
instrumentellen Funktionen problematische und unproblematische Verhaltensweisen
möglicherweise für einen Patienten haben. Es lassen sich daraus Planstrukturen ableiten, die eine
Systematisierung von Mittel-Zweck-Relationen sind. Die Pläne werden (vom Beobachter, z.B.
Therapeut) hierarchisch angeordnet, so dass oben abstrakte, allgemeingültige Pläne stehen und
unten konkretes Verhalten. Konkretes Verhalten kann mehreren Plänen gleichzeitig dienen,
umgekehrt sind auch die Pläne über viele Verhaltensweisen realisierbar. Der Vorteil zur horizontalen
Verhaltensanalyse liegt darin, dass nicht nur problematische Verhaltensweisen bearbeitet werden,
sondern die Motive dahinter, die Struktur und die instrumentelle Funktion erschlossen werden.
6. Was bewirkt die andauernde Erfahrung von Inkongruenz nach der Konsistenztheorie von Grawe?
Inkongruenz, also die unzureichende Befriedigung von Bedürfnissen, ist nach der Konsistenztheorie
ein zentraler Faktor bei der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen. Daraus folgt,
dass Bedürfnisbefriedigung als zentraler Mechanismus zur Linderung der psychischen Symptome und
zur Steigerung des Wohlbefindens angesehen wird.
Die Idee der motivorientierten Beziehungsgestaltung ist es nicht auf der gleichen kommunikativen
Ebene wie der Patient zu handeln wie man es normalerweise im Alltag tun würde. Stattdessen sollte
der Therapeut eher im Sinne der möglicherweise verborgenen Wünsche des Patienten handeln. In
der Motivorientierten Beziehungsgestaltung soll die therapeutische Interaktion an die
Annäherungsziele und Bedürfnisse des Patienten angepasst werden. Diese therapeutische Haltung
ermöglicht es auch, dass Patienten ihre Schutzstrategien aufgeben und sich ihren ursprünglichen
Bedürfnissen annähern können.
Wenn der Patient in einer Sitzung immer jammert und sich beklagt, dann wäre die initiale Reaktion
des Therapeuten womöglich Mitleid zu zeigen. Alternativ sollte er im Sinne der motivorientierten
Beziehungsgestaltung auf die möglicherweise zugrunde liegenden Motive eingehen (das könnte zum
Beispiel der Wunsch sein ernst genommen zu werden oder nicht überfordert zu werden). Er könnte
dann statt Mitleid zu zeigen kommunizieren, dass die Therapie kleinschrittiger vorangetrieben
werden sollte.
Informationsquellen für Wünsche und Befürchtungen des Patienten könne zum Beispiel sein: Mimik
und Gestik, Haltung und Kleidung, paraverbale (wie sagt er etwas?) und pragmatische Aspekte (in
welchem Handlungskontext sagt er etwas) sein.
Der Diskriminative Hinweisreiz in der Situation (S) indiziert günstige Bedingungen für ein Verhalten
bzw. eine Reaktion (R), was wiederum zu Konsequenzen (C) führt. Je nach Art der Konsequenz
(Verstärkung oder Bestrafung) wird das Verhalten (R) zukünftig häufiger oder weniger häufig
auftreten. Die Konsequenzen (C) beeinflussen außerdem die Erwartungen von Verstärkung oder
Bestrafung, die durch den Hinweisreiz (S) ausgelöst werden.
3. Welche ethischen Regeln sollten bei der Durchführung operanter Methoden beachtet werden?
Es gibt keine alternativen Methoden zur Kontrolle des Problemverhaltens bzw. alternative
Methoden wurden unter Supervision erfolglos angewendet
Das Verhalten ist selbst- oder fremdgefährdend
Der Patient wurde über das Bestrafungsverfahren aufgeklärt und hat seine schriftliche
Zustimmung gegeben
Ein von der Therapie unabhängiger Therapeut (Supervision/Intervisioon) hat auf Grundlage
des bisherigen Therapieverlaufs und/oder einer Verhaltensanalyse der Planung der
konkreten Therapie im Allgemeinen und im spezifischen (besondere Berücksichtigung der
Bestrafungsmethode) zugestimmt.
Neben dem Abbau von selbstgefährdenden Verhaltensweisen werden in der Therapie
erwünschte Verhaltensweisen aufgebaut
Die Therapie ist nach derzeitigem Wissensstand erfolgreich
Soziale Kompetenz ist die Gesamtheit des Wissens, der Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person,
welche die Qualität eigenen Sozialverhaltens – im Sinne der Definition sozial kompetenten
Verhaltens – fördert.
Sozial kompetentes Verhalten ist das Verhalten einer Person, das in einer spezifischen Situation dazu
beiträgt, die eigenen Ziele zu verwirklichen, wobei gleichzeitig die soziale Akzeptanz des Verhaltens
gewahrt wird.
1. Die Botschaft von Inhalt und Körpersprache her nur direkt an den Empfänger senden
2. Den Empfänger durch Ich-Botschaften persönlich ansprechen und in seiner Aussage ehrlich
sein
3. Das Feedback sollte in erster Linie beschreiben und nicht wertend sein bzw. die
Beschreibungs- und Bewertungsebene sollte kommunikativ klar getrennt und als
Wahrnehmungs- und Bewertungsaspekt deklariert werden.
4. Das Feedback sollte möglichst rechtzeitig und zeitnah erfolgen
5. Das Feedback sollte konkret und nachvollziehbar sein.
6. Das Feedback sollte konstruktiv sein und potentielle Akzeptanz beinhalten. Es geht nur um
Dinge, die der Empfänger wirklich ändern kann.
7. Das Feedback sollte brauchbar sein und möglichst in Verhaltens- und Erlebnisbeschreibungen
formuliert sein
8. Der Sender des Feedbacks sollte sich kurz fassen (Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses mit 5+-
2 Einheiten beachten)
9. Wahrnehmungen und Vermutungen trennen
10. Verhaltensänderungen anbieten (Tips)
Schritt Inhalt
1 Problemorientierung Problembegrenzung, Klärung der Verantwortlichkeit für
Problembearbeitung. Akzeptieren der Herausforderung des
Problemlösetrainings.
2 Problembeschreibung Erkennen und beschrieben Sie das Hauptproblem anhand der
Verhaltens- und Situationsanalyse.
3 Ziele Was ist Ihnen in Zukunft zu diesem Problem wichtig? Definieren
Sie konkrete Ziele
4 Brain Storming Generieren Sie so viele Lösungen wie möglich. Dabei sollten
Vorschläge nicht evaluiert werden, es sollte auf Entweder-oder
Denken verzichtet werden. Kreativität ist gefragt.
5 Entscheidungsvorbereitung Welche psychologischen oder emotionalen Faktoren hindern
Sie, intelligente Entscheidungen zu treffen? Selbstzweifel,
Größenvorstellungen; bei niemandem anecken wollen,
Wunschdenken; zu schnelle Entscheidungen bei emotionalem
Druck?
6 Bewertung der Lösungen Bewerten Sie jede einzelne Alternative nach Pro und Kontra.
Führen die jeweiligen Alternativen zum Ziel? Welche Gefühle
haben Sie zu den Alternativen?
7 Entscheidung Entscheiden Sie sich für eine Alternative
8 Akzeptanz der Entscheidung Akzeptieren Sie die beste Alternative. Beschäftigen Sie sich
mental mit der besten Lösung. Stoppen Sie den
Entscheidungsprozess.
9 Handlungsplan Entwerfen Sie einen Handlungsplan. Machen Sie sich einen
spezifischen Plan der Durchführung der besten Alternative.
Berücksichtigen Sie Nebenwirkungsanalysen: Wie reagieren
andere auf ihr neues Verhalten?
10 Handlungsausführung und Führen Sie die beste Lösung aus. Überprüfen Sie die Effektivität
Bewertung ihres Verhaltens hinsichtlich ihrer Ziele.
9. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sehen Sie zwischen dem Problemlösetraining und
Stressbewältigungsprogrammen?
Gemeinsamkeiten Unterschiede
- Das Konstrukt Problem entspricht - Unterschiedliche Wurzeln in der
weitestgehend dem Konstrukt Stress historischen Entwicklung
- Es handelt sich um Methoden der - Stressbewältigung kann als Sonderfall
Verhaltenstherapie einer Problemlösung aufgefasst werden
- Beide nutzen sowohl kognitive als auch bzw. Problemlösevorgehen kann als eine
verhaltensbezogene Elemente besondere Form der instrumentellen
- In der praktischen Anwendung kommen Stressbewältigung erachtet werden
sie oft kombiniert zum Einsatz (beides - Beim Problemlösetraining steht ein
wichtige, aufeinander bezogene Problem im Vordergrund, beim
Interventionen) Stressbewältigungstraining der Stress
Der Einbezug einer interpersonalen Perspektive kann auf mehreren Ebenen nützlich sein. Es können
interpersonale Probleme des Patienten, die außerhalb der Therapie bestehen bearbeitet werden.
Das können Probleme sein, die sich aufgrund der Störung ergeben (z.B. aufgrund depressiver
Symptome), aber auch Probleme die nicht im direkten Zusammenhang mit der Störung stehen, diese
aber aufrechterhalten oder den Umgang damit erschweren (schlechtes Verhältnis zu den Eltern).
Außerdem können potenziell problematische interpersonale Merkmale des Patienten die
Durchführung der Therapie beeinflussen und den Erfolg hemmen (z.B. Reaktanz des Patienten oder
Defizite sozialer Kompetenz). In einem solchen Fall kann die Arbeit an Symptomen nicht voran
schreiten, wenn nicht zuerst die interpersonalen Probleme aufgearbeitet wurden. Es können sich
außerdem interpersonale Probleme zwischen Patient und Therapeut ergeben (entweder aufgrund
unterschiedlicher Hintergründe, z.B. sozioökonomischer Status, Bildung oder aufgrund
problematischen interaktionellen Zusammenspiels), deren Bearbeitung in der Therapie sowohl den
Fortschritt dieser im Sinne der Arbeit an Symptomen verbessert als auch als Beispiel oder Modell für
den Umgang des Patienten mit interaktionalen Problemen außerhalb der Therapie bieten kann.
Interpersonales Verhalten lässt sich anhand der beiden Dimensionen (zentralen Achsen) Affiliation
(Hass/Liebe) und Kontrolle (Dominanz/Unterwürfigkeit) einteilen. Dabei wird angenommen, dass das
Verhalten eines Interaktionspartners A beim Interaktionspartner B mit höherer Wahrscheinlichkeit
ein komplementäres Verhalten (als irgendein Verhalten) auslöst. Ein Verhalten hat damit einen
interpersonalen „pull“ („Sog“) für eine bestimmte Reaktion des Gegenübers. Eim freundlich
dominantes Verhalten hat einen Pull auf freundlich submissives Verhalten und ist somit gleich
hinsichtlich der Freundlichkeit und ergänzend hinsichtlich der Kontrolle/Unterwürfigkeit. Häufig ist es
die Aufgabe des Therapeuten NICHT komplementär zu reagieren und zum Beispiel auf das
unterwürfig feindselige Verhalten nicht feindselig und nicht unterwürfig zu reagieren.
4. Welche Arten der Integration von Therapieansätzen gibt es? Nennen Sie Beispiele!
Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) und die integrative Psychotherapie
(IP) bei generalisierter Angststörung mit Elementen der kognitiven Verhaltenstherapie und
interpersonellen, emotionsvertiefenden Elementen.
Gemeinsamkeiten Unterschiede
Beide Ansätze nutzen sowohl kognitiv Bei CBASP sollte das
verhaltenstherapeutische Ansätze als Therapeutenverhalten aus
auch interpersonale Ansätze „kontrolliertem persönlichen Sich-
Beide können dem assimilativen Einlassen“ bestehen, bei dem
Integrationsansatz zugeordnet werden, integrativen Ansatz zur Behandlung von
da die kognitive Verhaltenstherapie GAS aus „angemessenem persönlichen
durch interpersonale Ansätze erweitert Sich-Einlassen.“
wird (diese werden assimiliert). Bei CBASP sollen interpersonale
Wurden beide für eine spezifische Beziehungsprobleme immer dann
Störung entwickelt (CBASP für angesprochen und bearbeitet werden,
chronische Depressionen, IP für wenn sie in der Therapie auftauchen
Generalisierte Angststörung (d.h. interpersonelle Aspekte kommen
Beide Ansätze liefern klare durchgehend zum Einsatz) beim
Handlungsanweisungen für den integrativen Ansatz sind die Module zur
Therapeut KVT (zuerst) und das Modul zu
Für beide Ansätze liegen positive interpersonalem, emotionsvertiefendem
empirische Befunde vor Verhalten (I/EP, nach der KVT) getrennt.
In beiden Ansätzen kommt eine Wurden für verschiedene Störungen
Situationsanalyse bzw. Fallanalyse zum entwickelt
Einsatz in der problematische
Situationen genau unter die Lupe
genommen werden
Unter angemessenem persönlichem Sich-Einlassen versteht man, dass der Therapeut auf
interpersonale Probleme angemessen persönlich reagiert und dem Patienten rückmeldet, wie
bestimmte Aussagen (des Patienten) beim Therapeuten ankommen und welche Gefühle das in ihm
auslöst anstatt ihn für seine Aussagen zu verurteilen und ihn zu kritisieren. Dem liegt die Annahme
zugrunde, dass dysfunktionale interpersonale Muster des Patienten in der Therapie unmittelbar auf
die Person des Therapeuten bezogen werden. Dieser sollte möglichst gut mit seinen eigenen
Gefühlen im Einklang sein und sich selbst kennen um die interpersonalen Probleme nicht persönlich
zu nehmen, sondern sie als Chance zu sehen die negativen Seiten von Beziehungen (in diesem Fall
der Beziehung zwischen Patient und Therapeut) zu thematisieren um konstruktiv daran arbeiten zu
können. So kann angemessenes interpersonales Verhalten vom Patient geübt werden und das
interpersonalen Verhalten des Patienten kann sich mit der Zeit (zum Besseren) verändern.