07 - Messung Und Messbare Erzeugung Von Kürperschall
07 - Messung Und Messbare Erzeugung Von Kürperschall
07 - Messung Und Messbare Erzeugung Von Kürperschall
Genau wie beim Luftschall stehen auch beim Körperschall kinematische und
dynamische Feldgrößen zur Verfügung. Ein wesentlicher Unterschied besteht
jedoch darin, dass beim Luftschall in den allermeisten Fällen eine dynamische
Feldgröße, der Schalldruck, gemessen wird und nur selten eine kinematische
Größe, etwa die Schallschnelle. Beim Körperschall ist es genau umgekehrt.
Die Mehrzahl aller Körperschall- Aufnehmer“ nimmt kinematische Größen
”
wie Ausschlag, Schnelle oder Beschleunigung auf. Dynamische Größen wie
Spannungen und Kräfte werden - wenn überhaupt- aus den Ableitungen von
kinematischen Größen und Materialparametern ermittelt. Der Grund liegt
zum Teil darin, dass der Druck ein Skalar und damit eine einfache“ Größe
”
ist, während beim Körperschall die Vektoren Ausschlag, Schnelle, Beschleuni-
gung trotz ihrer Richtungsabhängigkeit einfacher zu messen sind als die nur
in Tensoren zusammenfassbaren Spannungen.
Ein anderer, wesentlicher Unterschied zwischen Luft- und Körperschall
besteht darin, dass man leicht und ohne allzu große Messfehler im Innern eines
Volumens den Luftschall messen kann. Beim Körperschall kann man dagegen
fast nur außen messen; denn es bedeutet einen starken, das Körperschallfeld
wesentlich beeinflussenden Eingriff, wenn man einen Aufnehmer - etwa mit
Hilfe einer kleinen Bohrung - im Innern platzieren will.
7.1 Körperschall-Aufnehmer
Bei allen Messungen, vorzugsweise solchen schwingender Größen, ist man dar-
an interessiert, die Messgröße in eine Strom- oder Spannungsänderung zu ver-
wandeln, weil man dann auf die vielfältigen Möglichkeiten zur Umformung
und Verarbeitung zurückgreifen kann, die die Elektronik in reichstem Maße
liefert. Man kann die gemessenen Werte, bzw. ihren Zeitverlauf verstärken,
filtern und auch sichtbar machen. Man kann sie auch speichern, in Rechner
eingeben und schließlich jede so erhaltene Sekundärgröße wieder auf das Mes-
sobjekt zurückwirken lassen (z.B. als Gegenschall“).
”
522 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
1 lw
R=
s ES
in gleicher Weise von den konstruktiven Abmessungen, der Länge lw und dem
Querschnitt S, abhängen. Man würde aber bei einer Kraftmessdose gern die
Nachgiebigkeit klein und den Widerstand groß haben. Es ist daher günstiger,
den Widerstand von dem die Dehnung bestimmenden festen Körper zu tren-
nen und ihm durch Verwendung sehr dünner Drähte eine kleine Querschnitts-
fläche S und durch mehrfaches Hin- und Herziehen in Dehnungsrichtung eine
große Länge zu geben. Die dabei zunächst vorhandene Schwierigkeit der Be-
festigung des Drahtes bei jeder Umbiegung wird heute umgangen, indem die
ganze als Dehnungsmessstreifen“ bekannte Anordnung, von der Bild 7.1 ein
”
Beispiel mit Anschlußbändern zeigt, aufgeklebt werden kann.
Bei den im Bild 7.1 gezeigten neun Hin- und Herwegen wird die in (7.1)
einzusetzende Länge lw = 19l1 . Die Längen lw bzw. l1 fallen im übrigen heraus,
wenn uns nicht die absolute Längenänderung, sondern die Dehnung
Δξ Δl
= =
l1 lw
interessiert. Die als relative Widerstandsänderung je Dehnung definierte Emp-
findlichkeit des Dehnungsmessstreifens setzt sich aus drei Anteilen zusammen,
die sich aus (7.1) ergeben zu
1 dR 1 ∂lw 1 ∂S 1 ∂ρE
k= = − + . (7.2)
R d lw ∂ S ∂ ρE ∂
Dabei ist der erste Summand definitionsgemäß gleich 1, der zweite ergibt sich
auf Grund der Querkontraktion mit der Poissonschen Zahl (siehe Kap. 2) zu
2μ:
524 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
1 ∂ρE
k = 1 + 2μ + . (7.3)
ρE ∂
Typische Werte von k liegen zwischen 1, 6 und 5.
Das Hauptanwendungsgebiet der Dehnungsmessstreifen liegt in der un-
mittelbaren Abtastung von Dehnungen am Messobjekt. Die zu ihrer Dehnung
benötigten zusätzlichen Kräfte sind meist vernachlässigbar, ebenso muß man
auch nur bei der Durchbiegung sehr dünner Platten evtl. darauf achten, dass
sie etwas weiter von der neutralen Phase entfernt sind als die interessierende
Oberfläche.
Es ist allgemein üblich, den Widerstand des Messstreifens in einen Zweig ei-
ner abgeglichenen Wheatstone’schen Brücke zu legen und somit den Brücken-
strom als Maß der Dehnung abzulesen (siehe Bild 7.2). Dabei kann man durch
geschickte Kombination mehrerer Messstreifen und Brückenzweige verschiede-
ne Deformationsarten trennen. So zeigen die in Bild 7.2b) oben und unten auf
einen Stab bzw. eine Platte aufgeklebten Streifen I und II eine Längsdehnung
an, wenn sie in diagonalen Brückenzweigen (z. B. A und D) eingesetzt werden,
dagegen eine Verbiegung, wenn sie benachbarten Brückengliedern zugeordnet
werden (z. B. A und B).
! "
a)
# $
b)
II
Da es sich um die Änderung von Reaktanzen handelt, muss die Brücke mit
einer Wechselspannung erregt werden, deren Frequenz man als Trägerfrequenz
bezeichnet. Der Ausschlag ξ erscheint somit als Amplitudenschwankung eines
Wechselstromes. Dieses Trägerfrequenzverfahren“ bietet so große Vorteile,
”
dass man es übrigens auch bei den Dehnungsmessstreifen anwendet. Durch die
526 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
a
(A + cos ωt) cos Ωt = A cos ωt + [cos(Ω − ω)t + cos(Ω + ω)t] (7.4)
2
in drei Teilfrequenzen zerfällt, die verlangen, dass der Frequenzbereich von
(Ω − ω)/2π bis (Ω + ω)/2π durch das Bandfilter durchgelassen wird. Aber
auch aus anderen Gründen muß die Trägerfrequenz immer hoch über der
höchsten Messfrequenz liegen. Beträgt sie beispielsweise nur 4000 Hz, so gibt
die Anordnung nur Vorgänge bis etwa 1000 Hz verzerrungsfrei wieder.
Statt die variable Induktivität als Element in einer Schaltung zu verwen-
den, die an eine mit fester Frequenz schwingende Spannung angeschlossen ist,
kann sie auch als Element eines elektrischen Schwingkreises, dessen Eigenfre-
quenz durch die Induktivität L und die Kapazität C gegeben ist
1
ω0 = √ (7.5)
LC
und der durch Verwendung einer rückgekoppelten Verstärkerstufe zum Schwin-
gen gebracht wird, die entstehende Schwingung selbst steuern. Wegen der
durch die Hysterese gegebenen nichtlinearen Zusammenhänge wird hiervon
bei der variablen Induktivität weniger Gebrauch gemacht, wohl aber bei der
variablen Kapazität (s. Bild 7.4).
Änderungen der Kapazität können für kleine Ausschläge ξ nahezu als linear
angesehen werden:
d
C=C ≈ C(1 + ξ/d) (7.6)
d−ξ
(C bedeutet dabei den Gleichwert“ der Kapazität.)
”
Schwankungen von ξ ändern somit die Kapazität und führen zu einer Fre-
quenzmodulation, die dann mit den Verfahren der Nachrichtentechnik weiter
verarbeitet wird.
Dieses ursprünglich für Mikrofone, d. h. Luftschallaufnehmer von entwi-
ckelte Verfahren erlaubt, Bewegungen von 10−8 m und weniger zu messen. Bei
Körperschallproblemen findet es allerdings fast nur in Laboruntersuchungen
Anwendung, weil der Gleichabstand d stark eingeht und entweder nachgestellt
oder kompensiert werden muß. Außerdem ist die Kapazität des Aufnehmers
meist so klein, dass unvermeidliche Kapazitätsänderungen in Zuleitungen etc.
zu ähnlichen Frequenzmodulationen führen.
Überhaupt muss man bei allen hier systematisch für Aufnehmer ausgenutz-
ten Effekten sich darüber klar sein, dass sie auch als unerwünschte Störungen
einer Messung auftreten können. So gesehen ist das Kohlemikrofon nichts als
eine statistische Anhäufung von Wackelkontakten.
Bild 7.5 zeigt den Prinzipaufbau eines LDV. Die ganze Optik ist dabei in
einem handlichen Messkopf untergebracht, den man berührungslos und rück-
kopplungsfrei in der Nähe einer schwingenden Oberfläche anbringen kann. Zu
beachten ist natürlich auch hier wieder, dass die Schnelledifferenz zwischen
Aufnahmekopf und Messobjekt gemessen wird. Es muss also ähnlich wie bei
anderen Körperschallmeßgeräten ein ruhender Bezugspunkt“ oder eine seis-
” ”
mische Masse“ zur Verfügung stehen.
Bild 7.6. Amplitudenmodulation eines sehr feinen Lichtstrahles durch eine schwin-
gende, reflektierende Fläche.
Ein Grundgesetz der Elektrotechnik (auf dem u. a. der Dynamo beruht) be-
sagt, dass ein verlustloser Leiter der Länge lL der senkrecht in einem Magnet-
feld der Induktion B verläuft und sich mit der Geschwindigkeit (Schnelle) vw
senkrecht zu B und lL bewegt, eine Wandlerspannung“ der Größe
”
Uw = −BlL vw (7.8)
der Länge lL der senkrecht in einem Magnetfeld der Induktion B steht, eine
zu B und i senkrecht stehende Wandlerkraft“ der Größe
”
Fw = −BlL iw (7.9)
erzeugt.
Selbst wenn es im Moment noch etwas umständlich erscheint, so schreiben
wir doch (7.8 und 7.9) in Matrizenform als Vierpolgleichungen. Indem wir
gleichzeitig von den Momentanwerten zu den Zeigern übergehen, erhalten wir
FW BlL 0 iW
= . (7.10)
vW 0 −1/BlL UW
Mit diesem Ausdruck ist allerdings der reale Wandler noch nicht ausreichend
charakterisiert; denn der verlustlose“ und der bewegungslose“ Leiter sind
” ”
Idealisierungen. Wir müssen also noch den Einfluß der unvermeidlichen elek-
trischen und mechanischen Impedanzen berücksichtigen.
Für den elektrischen Teil ist das relativ einfach, denn beim elektrodyna-
mischen Wandler liegt die aus einer Selbstinduktion Li und einem Ohmschen
Widerstand Ri bestehende innere elektrische Impedanz
ZEi = jωLi + Ri
7.2 Elektrodynamische Wandler für Körperschall 531
Diese Beziehung besagt, dass der Spulenstrom unverändert bleibt, dass sich
aber die Wandlerspannung von der von außen feststellbaren Spannung U um
den Spannungsabfall am Innenwiderstand unterscheidet. Normalerweise ist
noch ein weiterer äußerer Widerstand (z. B. Widerstand des Messgerätes) zu
berücksichtigen. Mit der im Bild 7.7 gezeichneten Anordnung gilt dann
i 1 0 iK
= . (7.12)
U −ZEK 1 UK
Für den mechanischen Teil ist der Einfluß des mechanischen Innenwiderstan-
des etwas schwieriger zu erfassen. Wir wollen daher erst den einfacheren Fall,
bei dem der Magnet starr befestigt ist (vM = 0), untersuchen und uns dann
mit dem etwas komplizierteren Problem beschäftigen.
Bei Anregung von leichten Strukturen kann man davon ausgehen, dass der
Magnet (siehe Bild 7.7) so schwer ist oder so an einem starren“ Körper
”
befestigt ist, dass vM = 0 gesetzt werden kann. Das gilt insbesondere für
Lautsprecher, die nichts anderes sind als Körperschallsender, die eine leichte
Membran und die davor befindliche Luft in Bewegung versetzen.
Macht man die Voraussetzung, dass die mechanischen Bauteile, nämlich
der Spulenkörper (Schwingkopf) mit der Impedanz ZM i und das angeschlos-
sene Messobjekt mit der Impedanz ZM k starr miteinander verbunden sind,
dann gilt für die in Bild 7.7 dargestellte Anordnung
F K − F = ZM K v K ; F − F W = ZM i v W ; v = vK = vW . (7.13)
schreiben.
Dabei ist ZM i ein untrennbarer Bestandteil des Wandlers. Er ist durch die
endliche Masse mi des Spulenkörpers und die (verlustbehaftete) Federung si
der Halterung bestimmt; also meist
Dabei verknüpfen die einzelnen Teilmatrizen die Eingangsgrößen und die Aus-
gangsgrößen der einzelnen Bauteile. Es kann sich dabei um die Repräsentation
von Masse-Feder-Elementen, von Wellenleitern oder um elektrische Schaltkrei-
se handeln.
Aus (7.16) bzw. (7.17) kann man nun alle interessierenden Impedanzen
und Übertragungsfaktoren ausrechnen. So ergibt sich beispielsweise für die
mechanische Impedanz eines elektrodynamischen Körperschallaufnehmers mit
unbeweglichen Magneten im Kurzschlußbetrieb
F K
(BlL2
) + ZM S ZES (BlL2
)
= = ZM S + . (7.18)
v K U =0 ZES ZES
K
Die mechanische Impedanz besteht also aus einem rein mechanischen Teil
ZM S = ZM i + ZM K und der elektrischen Rückwirkung, die umso deutlicher
ist, je größer die Kopplung BlL und je kleiner der Lastwiderstand ist. Nimmt
man an, dass für einen typischen Fall BlL = 10 Vs/m beträgt und bei Kurz-
schlußbetrieb ZES ≈ ZEi = 1 Ω = 1V2 /W ist (Innenwiderstand der Spule),
dann wäre der elektrische Anteil“ an der gemessenen mechanischen Impedanz
”
10 [Vs/m]2 [V2/W]−1 =10 kg/s. Zum Vergleich sei angegeben, dass eine 16 g
schwere Masse bei 100 Hz auch eine Impedanz von 6, 28×100×0, 016 ≈ 10 kg/s
hat. Daraus darf man allerdings nicht schließen, dass die elektrische Rückwir-
kung nur bei sehr leichten Strukturen eine Rolle spielt. Es kann auch sein,
dass bei großen, sehr schwach gedämpften Strukturen die Impedanz in der
Resonanz so klein wird, dass der elektrische Anteil deutlich merkbar ist und
eine Zusatzdämpfung vortäuscht.
Für die elektrische Impedanz eines Körperschallsenders, bei dem keine
weiteren äußeren Kräfte wirken, also FK = 0 ist, erhalten wie aus dem oberen
Teil von (7.16)
7.2 Elektrodynamische Wandler für Körperschall 533
v K
−BlL
= . (7.19)
U K
F (BlL )2
+ ZM S ZES
K =0
Dieser Ausdruck setzt sich aus einem rein elektrischen Anteil und einer mecha-
nischen Rückwirkung zusammen. Damit ist es prinzipiell möglich, die Messung
mechanischer Impedanzen auf die Bestimmung von elektrischen Spannungen
und Strömen zurückzuführen.
Für den Übertragungsfaktor bei Sendebetrieb, bei dem wieder F k = 0 gilt,
erhalten wir nach kleinen Umrechnungen von (7.16)
v K
−BlL
= 2
. (7.20)
U K F =0 (BlL ) + ZM S ZES
K
v K
BlL ZM K
= . (7.21)
U K
F =0 (BlL )2 + ZM S ZES
K
Für Lautsprecher und für Körperschallsender, die auf sehr leichte Struktu-
ren wirken (ZM S ≈ ZM i ), interessiert hauptsächlich die erzeugte Schnelle.
Sie ist nach (7.20) gegeben. Für einen weich gelagerten Spulenkörper mit der
Impedanz ZM S = jωm(1 − ωR 2
/ω 2 ) und dem durch (7.21) gegebenen elektri-
schen Widerstand führt sie auf den in Bild 1.29 oben eingezeichneten prin-
zipiellen Frequenzgang. ωR ist dabei die Resonanzfrequenz, die sich aus der
2
Spulenkörpermasse mi und der Steife der Halterung si = ωR mi ergibt. Die
in Bild 7.8 aufgetragene Funktion ist das sog. Übertragungsmass. Das ist der
zwanzigfache Logarithmus des Absolutbetrages des Übertragungsfaktors.
Für Körperschallsender, die auf schwere Strukturen wirken, ist (7.21) ge-
eigneter. Für ZM K = jωmK
ZM i und ZES = R + jωL führt sie auf den in
Bild 7.8 Mitte eingezeichneten prinzipiellen Frequenzverlauf.
Bei Betrieb als Aufnehmer kann man die Übertragungsfaktoren ebenfalls
aus (7.16) errechnen. Man muß lediglich UK = 0 setzen. Wir finden so:
iK
BlL
= . (7.22)
F K
U =0 (BlL )2 + ZM S ZES
K
Wegen der Reziprozität ist die rechte Seite bis auf das Vorzeichen identisch
mit (7.20). Allerdings sind aus konstruktiven Gründen die entscheidenden Fre-
quenzen verschieden. Bei Körperschallsendern kann man mit größeren Massen
arbeiten und damit ωR (das ist die Stelle ZM K → 0) sehr tief legen; bei den
sehr leicht gebauten Empfängern ist das nicht möglich. In diesem Fall legt
man ωR in die Mitte des interessierenden Frequenzbereiches und macht die
mechanische und elektrische Dämpfung so hoch, dass der in Bild 7.8 unten
skizzierte Frequenzverlauf entsteht. Das wichtigste Beispiel hierfür ist das be-
kannte Tauchspulenmikrofon, bei dem die anregende Kraft durch den Luft-
druck gegeben ist und wegen der geringen Belastung durch die umgebende
Luft ZM S sehr klein gemacht werden kann.
534 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
iK
BlL U
BlL ZEK
= ;
= . (7.23)
v K U =0 ZES v K U =0 ZES
K K
Bis auf den Abfall oberhalb von ω = R/L kann man hier einen ebenen Fre-
quenzgang erreichen.
7.2.1.2 Energiebilanz
In diesem Abschnitt wollen wir beweisen, dass die Gleichheit der Kopplungs-
faktoren in (7.8) und (7.9) eine Folge des Energieerhaltungsprinzips ist. Dazu
7.2 Elektrodynamische Wandler für Körperschall 535
Zusammen mit (7.11) und (7.13) ergibt sich daraus für die real messbaren
Größen
F = F W + ZM i v = α + ZM i v
(7.25)
U = U W − Z Ei i = −ZEi iβv.
Wer einmal versucht hat, mit einem mehrere Kilogramm schweren Körper-
schallsender bei tiefen Frequenzen im Handbetrieb“ eine Decke oder ein
”
schweres Maschinengehäuse anzuregen, hat gespürt, dass die im letzten Ab-
schnitt gemachte Annahme vM = 0, d. h. vW = v (siehe Bild 7.7) nicht der
Wirklichkeit entspricht. Wir müssen also diesen, bei der Anregung schwerer
Strukturen wichtigen Effekt in unsere Überlegungen mit einbeziehen. Da alle
übrigen Bauteile und Schaltelemente gleich bleiben, bedeutet das, dass wir in
der Kette von Matrizen (7.17) nur neue Koeffizienten Iij finden müssen, die
FW , vW mit F und v verknüpfen.
536 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
Bild 7.9. Schnellen und Kräfte bei einem elektrodynamischen Wandler mit beweg-
lichen Massen.
In Bild 7.9 ist für diesen Zweck noch einmal der interessierende Wandlerteil
zusammen mit den Kräften und Schnellen dargestellt. Wir haben dabei auch
noch eine Feder der Steife s eingeführt, die sich aus der Halterungsfeder s1
für den Schwingkopf und der Lagerungsfeder s2 für den gesamten Magneten
zusammensetzt.
Offensichtlich gilt nun
s
F − F W = ZM i v + (v − v M )
jω
s (7.29)
F W − F M = ZM M v M + (v − v M )
jω
vW = v = vM .
Dabei ist FW wieder die Wandlerkraft und vW die Schnelledifferenz von Spule
und Magneten. ZM M ist die Impedanz des Magneten. Im weiteren nehmen
wir an, dass FM = 0 ist. Das bedeutet keine Einschränkung, denn wenn der
Magnet sich noch auf eine andere Struktur abstützt, müssen wir nur ZM M
entsprechend erhöhen (und evtl. störende Halterungsresonanzen in Kauf neh-
men).
Eliminiert man in (7.29) vM und formt die Gleichungen so um, dass
links nur F und v und rechts nur FW und vW auftreten, dann hat man die
gewünschte Vierpolform
7.2 Elektrodynamische Wandler für Körperschall 537
ZM i +ZM M s ZM i +ZM M
F ZM M jω ZM M +ZM i FW
= . (7.30)
v 1/ZM M 1 + s/jωZM M vW
Diesen Ausdruck müssen wir nun in die Matrixkette (7.17) für Iij einsetzen
und dann die Multiplikation mit den anderen bereits bekannten Matrizen
vornehmen. Das Ergebnis hat wieder die Form
FK A11 A12 iK
= . (7.31)
vK A21 A22 UK
Von den etwas langen Ausdrücken für Aij brauchen wir zur Berechnung der
Übertragungsfaktoren nur A11 und A21 . Sie ergeben sich nach einigen Rech-
nungen zu
1 ZM S + ZM M s ZM S + ZM M
A11 = (Bl)2 + ZES ZM S 1 +
BlL ZM M jω ZM S ZM M
ZES s 1 BlL
A21 = 1+ + .
BlL jω ZM M ZM M
(7.32)
Dabei ist wieder ZM S = ZM i + ZM K und ZES = ZEi + ZEK (siehe Bild 1.28).
Nimmt man an, dass ZM S und ZM M durch Massenimpedanzen angenähert
werden können, dann gilt
2
1 2 ms + mM ωM
A11 = (Bl) + ZES jωmM S 1 − 2 S
. (7.33)
BlL mM ω
Die hier auftretende Resonanzfrequenz ωM S ist die Tonpilzresonanz, die sich
aus der Masse mS von Struktur und Schwingkopf, der Steife der Feder s und
der Masse mM des Magneten ergibt
2 1 1
ωres =s + . (7.34)
m1 m2
Für die Übertragungsfaktoren folgt aus (7.31) bei Betrieb als Sender:
v K
ZM K
=
U K
F =0 A11
K
iK
1
=
F K
U =0 A11
K
(7.36)
iK
1 U
ZEK
= ; = .
v K U =0 A21 v K
U A21
K K =0
538 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
In der ersten dieser Gleichungen haben wir davon Gebrauch gemacht, dass
die Determinante der Wandlermatrix (7.17) den Wert -1 hat. Die übrigen
Matrizen und auch (7.35) haben den Wert +1. Damit ist die Determinante
der ganzen Matrixkette A11 A22 −A12 A21 = (+1)·(+1)·(−1)·(+1)·(+1) = −1.
Aus den Gleichungen kann man folgende allgemeine Schlußfolgerungen
ziehen:
• Wenn die Feder sehr steif ist, dann liegt ωM S relativ hoch; im Bereich
ω < ωM S bewegt sich fast nichts, und es wird auch kaum eine auf das
Prüfobjekt wirkende Kraft erzeugt.
• Wenn (was meist der Fall ist) ωM S genügend tief liegt, dann gehen für
ZM M > ZM S die Übertragungsfaktoren in die entsprechenden Ausdrücke
in (7.20 bis 7.23) über.
• Bei Körperschallsendern führt die Bewegung des Magneten dazu, dass
die untere Grenzfrequenz (siehe Bild 7.8 Mitte), die sonst bei |ZM S | =
(BlL )2 /|ZES | liegt, um den Faktor |1 + ZM S /ZM M | erhöht wird. Das be-
deutet, dass nach tiefen Frequenzen hin die übertragende Kraft immer
kleiner wird. Das ist darauf zurückzuführen, dass die durch die Bewegung
des Magneten induzierte Gegenspannung nach tiefen Frequenzen hin im-
mer größer wird, aber - was denselben Tatbestand ausdrückt - dass der
wirksame elektrische Widerstand mit größer werdender Bewegung des Ma-
gneten wegen der Rückwirkung nach (7.18) ansteigt. Im übrigen Bereich
hat die Anordnung einen Frequenzverlauf wie er in Bild 7.8 Mitte skizziert
ist.
• Bei Körperschallaufnehmern, die dem Funktionsprinzip eines Geophones
folgen, gilt dasselbe wie bei den Sendern. Es muss versucht werden, durch
weiche Federn die Tonpilzfrequenz möglichst tief zu legen. Ein Wert von
5 Hz und darunter ist durchaus realistisch.
Aus den Formeln und ihrer Diskussion folgt, dass elektrodynamische
Wandler einen großen Wert von BlL und eine möglichst niedrige Tonpilzreso-
nanz besitzen sollen. Vom konstruktiven Standpunkt aus sind dies etwas wi-
dersprüchliche Forderungen, denn eine niedrige Tonpilzfrequenz verlangt eine
sehr weiche Federung und ein großes BlL verlangt einen sehr engen Luftspalt
im Magneten, bei dem Berühren und Schleifen der Schwingspule nur dann
verhindert wird, wenn die Spulenhalterung eine gewisse Steife besitzt. Man
löst dieses Problem meist durch Mehrfachlagerung (z. B. mit Tellerfedern),
die in Bewegungsrichtung sehr weich ist, aber gleichzeitig seitliche Bewegung
oder Kippen des Spulenkörpers weitgehend vermeidet.
Für derzeit gebräuchliche elektrodynamische Körperschallsender (shaker)
kann man etwa damit rechnen, dass die im Dauerbetrieb maximal erreichba-
re Kraft bei 5 - 10 Newton pro Kilogramm Shakergewicht liegt. Prinzipiell
könnte man durch höhere Ströme größere Kräfte erzeugen, aber dann wird
die Wärmeentwicklung im Spulenkörper zu groß; es sei denn, man sieht eine
zusätzliche Kühlung vor.
7.2 Elektrodynamische Wandler für Körperschall 539
Für die Messung von Körperschall werden wegen ihrer problemlosen Hand-
habung fast ausschließlich piezoelektrische Aufnehmer verwendet. Der prin-
zipielle konstruktive Aufbau der wichtigsten Typen ist in Bild 7.10 skizziert.
Es handelt sich dabei um Beschleunigungsaufnehmer, die bis in die Nähe ih-
rer Resonanzfrequenz einen fast konstanten Frequenzverlauf haben und die
sehr klein (bis zu Zehntel Gramm) und robust gebaut werden können. Als
Faustwert kann man damit rechnen, dass derzeit gebräuchliche Aufnehmer ei-
ne Empfindlichkeit von (0,1 bis 1) mg [V/(m/s2 )] und eine Resonanzfrequenz
von (100 bis 600)/mg [kHz] haben. Dabei ist mg die Masse des gesamten
Aufnehmers in Gramm.
540 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
Bild 7.11. Prinzipskizze zur Wirkung eines piezoelektrischen Materials, nach [7.5].
a Undeformierter Zustand. b Verformung in Richtung des elektr. Stromes. c Verfor-
mung senkrecht zur Richtung des elektr. Stromes.
iW = −Kvw. (7.40)
Der umgekehrte piezoelektrische Effekt besteht darin, dass eine angelegte elek-
trische Spannung eine dazu proportionale Auslenkung des Materials und da-
mit eine mechanische Wandlerkraft“ FW hervorruft. Es gilt also
”
F W = −KU W (7.41)
dass sowohl in (7.40) als auch in (7.41) die gleiche Konstante K auftaucht,
ist wieder eine Folge der Energieerhaltung. Der Beweis dafür verläuft genauso
wie beim elektrodynaischen Wandler. Siehe (7.26 bis 7.28).
Durch Kombination von (7.40 und 7.41) erhalten wir die Vierpolform:
FW 0 K iW
= . (7.42)
vW −1/K 0 UW
542 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
Da beim Piezowandler die Schnelle dem Strom und die Kraft der Spannung
proportional ist, während es beim elektrodynamischen Wandler umgekehrt
war, spricht man hier von einem N -Wandler, während es sich im elektrody-
namischen Fall um einem M -Wandler handelte.
Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Wandler-Typen besteht bei
der Rolle des Innenwiderstandes. In Bild 7.7 oben liegt der Innenwiderstand
in Reihe mit dem Wandler und führt zu einem unvermeidlichen Spannungs-
abfall, beim Piezowandler ist dagegen die Kapazität des Wandlers parallel zur
Quelle des Stromes iW und führt daher zu einem Stromabfall. Damit ergibt
sich insgesamt das in Bild 7.12 skizzierte Schaltbild. Die dazugehörigen elek-
trischen Beziehungen sind bei der hier benutzten Vorzeichenwahl (siehe auch
(7.11))
U = UW , iW = i − U W /ZEi bzw.
iW 1 −1/ZEi i (7.43)
= .
UW 0 1 U
Dabei ist ZEi im wesentlichen der (ziemlich große) elektrische Widerstand,
der von der Kapazität C des Wandlers hervorgerufen wird:
ZEi = 1/jωC. (7.44)
Damit sind die einzelnen Matrizen für die Vierpolkette in Bild 7.12 be-
kannt, denn für den mechanischen Teil und den elektrischen Lastwiderstand
7.2 Elektrodynamische Wandler für Körperschall 543
können wir wieder (7.14) bzw. (7.30) und 7.12) verwenden. Führt man die
entsprechenden Multiplikationen durch, so findet man:
• für den mechanischen Teil
ZM S +ZM M s ZM S +ZM M
FK ZM M jω ZM M + ZM S FW
= (7.45)
vK 1/ZM M 1 + s/jωZM M vW
Durch Multiplikation von (7.45 und 7.46) erhält man die Gesamtmatrix, die
wieder von der Form (7.31) ist. Auch dabei sind wieder alle Einzeldetermi-
nanten +1 oder -1. Analog zu (7.36) ergibt eine kleine Rechnung für die Emp-
findlichkeit als Empfänger
ZEK −K
= = . (7.49)
v K
U =0 A21 1
+ 1
1 + s K2
K ZEK ZEi jωZM M + ZM M
Für die weitere Diskussion empfiehlt es sich, entsprechend den üblichen Be-
gebenheiten bei piezoelektrischen Körperschallaufnehmern ZM M = jωmM ,
ZEi = 1/jωC, ZEK = R zu setzen und von der Schnelle zur Beschleunigung
aK = jωvK überzugehen. Damit wird aus (7.49):
544 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
mM K −1
= . (7.50)
aK
U sC 1+ 1
1− ω 2 mM
+ K2
K =0 jωCR s sC
Der zweite Term im Nenner ist sehr klein und spielt nur bei ω 2 = s/mM , also
bei der Resonanzfrequenz ein Rolle. (7.50) führt zu den im Bild 7.13 oben
eingezeichneten Frequenzverlauf. Er ist in einem weiten Bereich konstant, weil
mit modernen Ladungsverstärkern R extrem groß gemacht werden kann und
weil bei kleinen Beschleunigungsaufnehmern s/m hohe Werte annimmt.
Piezoelektische Materialien werden sehr häufig auch zur Messung von
Wechselkräften eingesetzt. Ein prinzipieller Messaufbau ist im Bild 7.13 Mitte
eingezeichnet. Für den Übertragungsfaktor erhält man aus (7.44 und 7.45)
−1 1 −1
= ≈ .
F K
U =0 K ZM M +ZM S + 12 1 1 s ZM M +ZM S K
K ZM M K ZEi + ZEK ZM S + jω ZM M
(7.51)
Die sehr einfache Näherung in (7.51) kann aus folgenden Gründen gemacht
werden:
• Bei Kraftmessern ist man bemüht, die Bauteile (Gehäuse) zwischen der zu
messenden Kraft und dem eigentlichen Wandler möglichst klein und steif
zu halten. Es ist also ZM S = ZM K + ZM i ZM M . Dabei ist ZM M die
Impedanz der Struktur, auf die die Kraft wirkt.
• Die Wandlerkonstante K ebenso wie die elektrischen Widerstände ZEi und
ZEK sind zahlenmäßig sehr groß.
Piezoelektrische Materialien kann man auch zur Erzeugung von Körper-
schall benutzen. Der Übertragungsfaktor ergibt sich aus (7.45 und 7.46) zu
ZM K −K
= . (7.52)
U K
F =0 ZM S 1 + ZEK 1 + s
+ K 2 ZEK
K ZEi jωZT ZT
QU CU 2 C C 2 C
F = = = (U + Ũ )2 ≈ U + U Ũ . (7.53)
2d 2d 2d 2d d
Dabei ist Q die Ladung auf dem Kondensator, U die Gleichspannung und Ũ
die Wechselspannung.
Im Rahmen der Akustik ist die Näherung in (7.53), die einer Linearisie-
rung entspricht, zulässig, weil die üblicherweise verwendeten Gleichspannun-
gen (Vorspannung) in der Größenordnung von 100 bis 1000 V liegen, während
7.2 Elektrodynamische Wandler für Körperschall 547
die Wechselspannungen mehr als hundertmal kleiner sind. Das gilt auch für
die - z. B. bei sehr vielen Luftschallmikrofonen verwendeten - sog. Elektret-
Wandler, bei denen die Gleichspannung nicht von einer äußeren Quelle erzeugt
wird, sondern in geeigneten Materialien als Polarisationsspannung besteht und
somit eine eingefrorene“ Gleichspannung von beispielsweise 200 V darstellt.
”
Für unser Problem interessiert nur der Wechselanteil der Kräfte und Span-
nungen. Wenn wir zu den Zeigern übergehen, erhalten wir so für die Wandler-
”
kraft“, also die Kraft, die bei festgehaltenen Platten und damit bei konstanter
Kapazität C entsteht.
CU
FW = UW . (7.54)
d
Für den umgekehrten Fall, bei dem der Wandler als Empfänger dient, der von
einer Schnelle vW angeregt wird, ergibt sich für den Wandlerstrom
CU
iW = − v . (7.55)
d W
Dabei haben wir wieder von der in (7.24-7.57) bewiesenen Gleichheit (bis auf
das Vorzeichen) der Wandlerkonstanten Gebrauch gemacht. In Vierpoldar-
stellung lautet die Gleichung für den idealen elektrostatischen Wandler
FW 0 C U /d iW
= . (7.56)
vW −C U /d 0 UW
Abgesehen von den Buchstaben ist (7.56) identisch mit der entsprechenden
Beziehung (7.42) für den piezoelektrischen Wandler. Die enge Verwandtschaft
zwischen diesen beiden Wandlertypen gilt auch für den Einfluß des elektri-
schen Innenwiderstandes, denn auch beim elektrostatischen Wandler wird ein
Teil des entstandenen Stromes durch den parallel liegenden Innenwiderstand
ZEI abgeleitet, siehe Bild 7.15. Beim Innenwiderstand handelt es sich im we-
sentlichen um den Einfluß der Kapazität, so dass (7.43) und (7.48) unmittelbar
übernommen werden können.
Hinsichtlich des mechanischen Innenwiderstandes besteht allerdings ein
kleiner Unterschied. Im Gegensatz zum elektrodynamischen und piezoelektri-
schen Wandler liegt nämlich beim elektrostatischen Wandler eine Vorspan-
nung an, die zu einer Anziehungskraft nach (7.53) führt. Bei Betrieb des
Wandlers ändert sich diese Anziehungskraft. Man kann diesen Tatbestand
auch durch eine zusätzliche, elektrisch bedingte Federsteife sE ausdrücken.
Ihre Größe ergibt sich nach (7.53) zu
2
dD 1 dQU Q dU Q d dF U dC
sE = = = = +
dξ 2d dξ 2d dξ 2d C U dξ 2d dξ
2 2
1 dF U C d(1 − ξ/d) 1 dF U C
= + = − (7.57)
2 dξ 2d dξ 2 dξ 2d2
2 2
U C UC 1
oder sE = 2 = − .
d d C
548 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
Dabei haben wir davon Gebrauch gemacht, dass x die Änderung des Platten-
abstandes ist, dass mit (7.54) eine Spannungsänderung durch eine Kraftände-
rung ausgedrückt werden kann und dass die variable Kapazität durch
C
C= ≈ C(1 − ξ/d) (7.58)
1 + ξ/d
gegeben ist. Wie zu erwarten, ist sE negativ, weil umgekehrt wie bei einer nor-
malen Feder eine Abstandsverkleinerung zu einer stärkeren Anziehung führt.
Die mechanische Zusatzimpedanz, die auf diese Weise entsteht, ist
sE 1 UC
ZM E = = . (7.59)
jω jωC d
Wie man sieht, tritt hier das Quadrat der Wandlerkonstante U C/d auf. Das
ist typisch für die mechanische Auswirkung eines elektrischen Schaltelements,
wie wir bereits bei (7.18) gesehen haben.
Für das weitere Vorgehen können wir alle für den piezoelektrischen Wand-
ler abgeleiteten Beziehungen übernehmen. Wir müssen lediglich die innere
mechanische Impedanz ZM i durch
1 UC
ZM i = ZMi − (7.60)
jωC d
Für den Empfängerübertragungsfaktor ergibt sich aus (7.49) für eine starre
Gegenelektrode, also für ZM M = 8
−C U ZEi −U
= → . (7.62)
v K U =0 d(1 + ZEi /ZEK ) jωd(1 + 1/jωCR)
K
wollen wir beim elektrostatischen Wandler zeigen. Wir benötigen dazu den
Energieinhalt EKond eines mit der Ladung Q aufgeladenen Kondensators der
Kapazität C, nämlich
1 Q2
EKond = (7.63)
2 C
und den Energieinhalt ESpule einer vom Strom i durchflossenen Spule der
Selbstinduktion L, nämlich
1 2 1
ESpule = Li = LQ̇2 . (7.64)
2 2
Diese Grundbeziehungen sind in den einschlägigen Lehrbüchern über Phy-
sik zu finden. In (7.64) haben wir noch davon Gebrauch gemacht, dass der
elektrische Strom i gleich der zeitlichen Ableitung der Ladung Q ist.
Betrachten wir die in Bild 7.16 skizzierte Anordnung, bei der die Bewe-
gung ξK vorgegeben sein soll, dann sind die zu berücksichtigenden kinetischen
Energien
1 1
mK ξ˙2 und LQ̇2
2 2
und die potentiellen Energien
1 2 1 1 (Q + Q̃)2
sξ , sK (ξ − ξK )2 und . (7.65)
2 2 2 C + C̃
Bild 7.16. Bennenungen zu Gl. (7.53) bis (7.69). Die Gegenelektrode (1) und die
Masse (2) bilden einen Kondensator.
Dabei haben wir sowohl die Ladung als auch die Kapazität in einen Gleichan-
teil und einen Wechselanteil aufgespalten und berücksichtigt, dass die Zeitab-
leitung von Q verschwindet; außerdem wurde der von der Bewegung verur-
sachte Wechselanteil der Kapazität entsprechend (7.56) angenähert.
Setzt man (7.66) in die Hamilton´sche Formel (1.49) ein und nimmt die
Variation nach den unbestimmten Koordinaten ξ und Q̃ vor, dann erhält man
nach einer Rechnung, die (1.50) bis (1.54) entspricht,
(Q + Q̃)2
mK ξ¨ + sξ + s(ξ − ξK ) − =0
2Cd (7.67)
¨ + 1 (Q + Q̃)(1 − ξ/d) = 0.
LQ̃
C
Die weiteren Rechenschritte sind:
˙
• Vernachlässigung von Termen zweiter Ordnung; z. B. ξ Q̃;
˙ dabei entfallen alle
• Übergang zu den Schnellen v = ξ˙ und Strömen i = Q̃;
Gleichanteile;
¨ → jωi
• Benutzung der Zeigerschreibweise; d. h. ξ¨ → jωv, Q̃
• Ersatz der Spulenimpedanz jωL durch ZEK und der Impedanz von Masse
und Feder durch ZM i ; damit werden die Ergebnisse gleichzeitig verallge-
meinert und Verluste zugelassen.
Das Ergebnis nach Durchführung dieser Operationen ist
sK sK
ZM i v + v − βi = v
jω jω K (7.68)
βv = (ZEK + 1/jωC)i = 0.
F = ZM i V − βi
(7.69)
U = βv + i/ωC.
Es ist zwar etwas umständlich, (7.69) in die Form (7.61) zu bringen, weil
man den Unterschied zwischen ZM i und ZM I zu beachten hat. Wenn man
die entsprechende Rechnung jedoch durchführt, sieht man, dass bis auf das
Vorzeichen von i (das nur auf eine Konvention zurückzuführen ist) beide Me-
thoden zum gleichen Ergebnis führen.
Vergleicht man die beiden Vorgehensweisen, so stellt man fest, dass das
Hamilton´sche Prinzip wenig anschaulich ist und dass in der von uns benutz-
ten Fassung die mechanischen und elektrischen Verluste erst nachträglich ein-
gefügt werden können. Andererseits hat es aber den Vorteil, dass es von sehr
7.2 Elektrodynamische Wandler für Körperschall 551
F ∼ Φ2 ∼ (Φ + Φ̃)2 . (7.70)
F W = γiW ; U = −γv W
also
FW γ 0 iW
= . (7.71)
vW 0 −1/γ UW
Dabei ist γ die Wandlerkonstante, die vom Abstand d, der magnetischen
Feldstärke und der Geometrie abhängt.
552 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
Ein Vergleich mit (7.10) zeigt, dass bis auf die zahlenmäßige Größe der
Wandlerkonstanten die Gleichungen für den idealen elektrodynamischen und
den idealen elektromagnetischen Wandler gleich sind. Auch die Rolle des elek-
trischen Innenwiderstandes ist dieselbe, weil er zu einem Spannungsabfall
führt. In beiden Fällen besteht der Innenwiderstand aus einer Selbstinduktion
Li und einem Ohmschen Widerstand. Hinsichtlich des mechanischen Innen-
widerstandes existiert ein kleiner Unterschied. Er kommt dadurch zustande,
dass ähnlich wie beim elektrostatischen Wandler eine konstante Anziehungs-
kraft vorhanden ist, deren Stärke vom Abstand zwischen Magnet und Anker
und daher von der Relativbewegung der beiden abhängt. Ähnlich wie beim
letzten Abschnitt führt das zu einer negativen Federsteife. Siehe (7.57). Das
bedeutet, dass wir auch (7.14) übernehmen können, wobei wir allerdings ZM i
durch
sE γ2
ZM i = ZM i − = ZM i − (7.72)
jω jωLi
ersetzen. Wie man sieht, ist wie stets bei der Rückwirkung eines elektrischen
Schaltelementes auf die mechanische Impedanz das Quadrat der Wandlerkon-
stanten eine entscheidende Größe. Siehe auch (7.18).
Multipliziert man die Vierpole (7.14), (7.71) und (7.11), so erhält man für
den realen elektromagnetischen Wandler mit ruhendem Magneten die Bezie-
hungen 2
F [γ + ZM i ZEi ]/γ −ZM i /γ i
= . (7.73)
v ZEi /γ −1/γ U
Daraus kann man alle weiteren interessierenden Größen ableiten. Falls die
Bewegung des Magneten noch mit berücksichtigt werden soll, muss man wie
in Abschnitt 7.2.1.2 vorgehen.
Elektromagnetische Wandler werden ähnlich wie die elektrostatischen bei
Körperschallmessungen fast nur für Laborversuche verwendet. Sie haben den
Vorteil, dass sie nur schwach mit dem Meßobjekt gekoppelt sind und kaum
eine Zusatzbelastung darstellen, sodass sie auch zur Untersuchung sehr leichter
Systeme eingesetzt werden können.
Ein magnetostriktiver Wandler besteht meist aus einem zu einem Stab geform-
ten magnetostriktiven Material, das von einer Spule umwickelt ist (Bild 7.18).
Als Materialien kommen Nickel, einige Ferrite und neuerdings spezielle Legie-
rungen, die sog. giant alloys“ in Frage [7.10].
”
Falls die Spule von einem Strom i durchflossen wird, führen in magne-
tostriktiven Materialien die magnetischen Kräfte zu einer Verkürzung des
Stabes. Falls die Verkürzung verhindert wird, weil die Stabenden starr ein-
gespannt sind, entsteht eine (relativ große) Kraft. Sie ist proportional dem
Quadrat des magnetischen Flusses. Um eine dem Wechselstrom proportionale
7.2 Elektrodynamische Wandler für Körperschall 553
Kraft zu erzeugen, braucht man also wieder einen Gleichanteil, sodass sich fol-
gende Beziehung für die Gesamtkraft F und für den Wechselanteil der idealen
- d. h. bei starren Enden - Wandlerkraft FW ergeben:
1 1 1 2
F ∼ Φ2 = γS i2 = γS (i + ĩ)2 ≈ γS i + γS i ĩ
2 2 2 (7.74)
F W = γS i ĩ.
Da es sich für i
ĩ um einen reziproken Wandler handelt, gilt für die zusätzli-
che Wandlerwechselspannung, die entsteht, wenn der magnetostriktive Wand-
ler mit der Schnelle vW zusammengedrückt wird,
U W = −γS iv W . (7.75)
Bis auf die anderen Buchstaben sind das dieselben Beziehungen wie beim
elektromagnetischen Wandler. Da sich außerdem die elektrischen und me-
chanischen Innenwiderstände gleich auswirken, können wir die Formeln des
letzten Abschnitts übernehmen.
Magnetostriktive Wandler werden hauptsächlich als Wasserschallwandler
eingesetzt. Die mit ihnen erreichbaren Bewegungsamplituden sind sehr klein.
Bei Nickel ist die maximale relative Längenänderung etwa 10−6 bei den giant
”
alloys“ liegt sie bei 10−4 bis 10−3 .
Bei Körperschallproblemen werden sie trotz ihres sehr einfachen Aufbaus
nur in Ausnahmefällen eingesetzt, wenn große Kräfte und kleine Bewegungen
(d. h. hohe Frequenzen) erwünscht sind; außerdem haben sie den Nachteil,
dass stets ein Gleichstrom i fließen muss und zu Ohm´schen Verlusten führt.
Wenn alle Bewegungen unterbunden sind, ist bei diesen Wandlern die Wech-
selkraft proportional dem Wechselstrom.
Für die auf elektrostatischen Kräften beruhenden Wandler sind (7.42), (7.43),
(7.11) und (7.61) maßgeblich. Es gilt
piezoelektrisch
F ZM i /K [K 2 + Z
Z
Mi 1
] K i
= EI
v −1/K 1/KZEi U
(7.77)
elektrostatisch
ZM
F −ZM i /α α − ZEii α1
2
i
= .
v −1/α 1/αZEi U
Bei diesen Wandlern ist bei verschwindender Bewegung die Wechselkraft pro-
portional der Wechselspannung.
Zwei der Formeln in (7.76) und (7.77) haben noch den Schönheitsfehler,
dass im mechanischen Innenwiderstand ZM I der von der negativen Federsteife
verursachte elektrische Einfluß zu berücksichtigen ist. Setzt man (7.58) bzw.
(7.72) in (7.77) bzw. (7.76), so ergibt sich im elektrostatischen Fall
$ %
F (αZEi )2 − ZM i ZEi /αZEi ZM i /αZEI i
= . (7.78)
v −ZM i /αZEi 1/αZEi U
Macht man den Übergang BlL → αZEi , dann ist (7.78) bis auf das Vor-
zeichen identisch mit der Formel für den elektrodynamischen Wandler. Man
bezeichnet daher den elektrostatischen und den elektrodynamischen Wandler
als M-Wandler. Die Form (7.78) hätte sich übrigens auch unmittelbar aus der
mit Hilfe des Hamilton´schen Prinzips abgeleiteten Formel (7.69) ergeben.
In ähnlicher Weise erhalten wir aus (7.76) mit (7.72) für den elektroma-
gnetischen bzw. magnetostriktiven Wandler mit der Abkürzung γ1 = γ/ZEi
F ZM i /γ1 [γ 2 − ZM i /ZEI ] γ11 i
= . (7.79)
v 1/γ1 −1/γ1 ZEi U
Mit Ausnahme der Vorzeichen entspricht das dem Piezowandler. Man be-
zeichnet daher die piezoelektrischen, die elektromagnetischen und die magne-
tostriktiven Wandler als N-Wandler. Die Einteilung in M- und N-Wandler ist
jedoch eher formaler Natur.
7.2 Elektrodynamische Wandler für Körperschall 555
Für eine exakte Behandlung dieser Wandler müßte man noch zahlreiche
Nebeneinflüsse, wie das Verhältnis von Abmessungen zu den Wellenlängen,
556 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
Die Reziprozität reversibler Wandler kann auch dazu benutzt werden, elektro-
mechanische Wandler ohne Absolutmessung von mechanischen Wechselgrößen
zu kalibrieren. Man geht dabei nach den beiden in Bild 7.20 skizzierten Schrit-
ten vor [7.12].
Bild 7.20. Prinzip der Kalibrierung nach dem Reziprozitätsverfahren, (1) Hilfs-
sender, (2) zu kalibrierender Wandler, (3) reziproker Wandler, (4) bekannte mech.
Impedanz, z.B. Masse.
Beim ersten Schritt wird mit einem Hilfssender eine Schnelle v1 einer Masse
erzeugt. Statt einer Masse kann auch ein anderes mechanisches System benutzt
werden, vorausgesetzt, dass seine mechanische Impedanz Z genau bekannt ist
(was fast nur bei Massen der Fall ist). Es wird die der Schnelle v1 proportionale
Spannung des zu kalibrierenden Wandlers W und des reziproken Wandlers R
gemessen. Es gilt also
U W 1 = αW v 1 ; U R1 = αR v 1 . (7.80)
7.3 Zusammengesetzte Messgrößen 557
Beim zweiten Schritt wird der Hilfssender abgeschaltet und die Masse durch
den reziproken Wandler in Bewegung versetzt. Die vom Strom iR2 dabei er-
zeugte Kraft F 2 und Schnelle v 2 sind
Es wurde hierbei davon Gebrauch gemacht, dass bei reziproken Wandlern das
Reziprozitätsprinzip bzw. der Satz von der wechselseitigen Energie gilt:
U R1 F
| | = | 2 |; bzw. U R1 iR2 = F 2 v 2 . (7.82)
v1 iR2
weil sonst der Differenzenquotient keine gute Näherung für den Differential-
quotienten darstellt. Ein guter Kompromiss ist, Δx so groß zu machen wie
ein Zwanzigstel bis ein Zehntel der Wellenlänge.
∂η η2 − η1
Biegewinkel: β = ≈
∂x Δx
1 ∂2η η3 − 2η2 + η1
Krümmung: = ≈
rK ∂x2 Δx2
(ξu + ξo
ξ=
2
Dehnung in x-Richtung in der neutralen Faser
warten lassen, obwohl die Kenntnis von Intensitäten und damit des Leistungs-
transports bei vielen praktischen Problemen sehr hilfreich wäre.
Bild 7.23. Ein Anzeigesystem aufgesetzt auf einen einfachen Schwinger. a kon-
struktive Anordnung. b Schaltschema.
Beschränkt man sich auf reine Töne der Kreisfrequenz ω, dann sind die
auf die Federn wirkenden Kräfte:
sg
untere Feder sg (ξ − ξ M ) = (v − v M ) = Fsg
jω
s (7.85)
obere Feder (v − v m ) = F s .
jω M
Dabei sind ξ die Zeiger der Auslenkung und v die der Schnelle. Die Massen-
kräfte ergeben sich aus den den Beschleunigungen jωvM bzw. jωvm zu
7.3 Zusammengesetzte Messgrößen 561
untere Masse jωmM v M = F M
obere Masse jωmm v m = F m .
Das Gleichgewicht der Kräfte erfordert
sg s
F sg − F s = F M d.h. (v − v M ) − (v − v m ) = jωmM v M
jω jω M
s (7.86)
Fs − Fm d.h. (v − v m ) = jωmv m .
jω M
Eine kleine Umformung liefert das lineare Gleichungssystem
(−ω 2 mM + sg + s)v M − sV m = sg v
(7.87)
−sv M + (−ω 2 m + s)v = 0.
Würde man das Problem der mit der Kraft F 0 angeregten Maschine auf diese
Art behandeln, dann wäre v = 0 zu setzen und jωmM v M durch (jωmM v M −
F 0 ) zu substituieren. Das führt dann dazu, dass der anregende Term“ auf
”
der rechten Seite jωF 0 wird. Aus (7.87) folgt unmittelbar
vM 1 − ω 2 /ω02
= (7.88a)
v 1+ s 2
− ωω2 1− ω2
2 − s
sg M
ωm sg
vM 1
= . (7.88b)
v 1+ s
− ω2
2 1− ω2
2 − s
sg ωM ωm sg
Dabei sind
2 2
ωm = s/m und ωM = sg /mM
die Bestimmungsgleichungen der Eigenkreisfrequenzen der einzelnen Masse-
Feder-Systeme. Gl. (7.88a) zeigt, dass durch das Vorhandensein der kleinen
Masse mdie Bewegung von mM stellenweise beträchtlich beeinflusst wird
• Bei den Nullstellen des Nenners, also bei den oberhalb von ωm bzw. un-
terhalb von ωM liegenden Frequenzen (vorausgesetzt ωM < ωm )
⎡ # ⎤
2
1 s s
2
ωI,II = ⎣ωm 2
+ ωM2
+ ± 2 + ω2 +
ωm M
2 ω2 ⎦
− 4ωm M
2 mM mM
(7.89)
treten Resonanzüberhöhungen auf, die bei Abwesenheit von m nicht vor-
handen wären; (7.89) ist übrigens identisch mit der Formel für die Reso-
nanzfrequenz einer doppelt elastischen Lagerung.
• bei der Frequenz ω = ωm wird v M = 0; d.h. die Masse mM wird vollständig
abgebremst (Antiresonanz); falls - was bei sg /mM = s/m durchaus
möglich ist −ωm = ωM wird, liegt an dieser Stelle sogar die größtmögli-
che Änderung, nämlich der Übergang von einer unendlich großen Schnelle
(weil bei Abwesenheit von m die Resonanz bei ωM = ωm läge) zu einer
verschwindenden Schnelle vor.
562 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
Bei Berücksichtigung der Dämpfung treten diese Effekte nicht mehr so aus-
geprägt auf, aber sie sind noch vorhanden. Um die entsprechende Rechnung
für das in Bild 7.23 skizzierte System durchführen zu können, braucht man
lediglich in (7.86) auf der rechten Seite zu den Trägheitstermen die Reibungs-
kräfte rv m bzw. rv M zu addieren. Es ist dabei angenommen, dass die beiden
Dämpfungstöpfe“ an einem ruhenden Bezugskörper befestigt sind. Das würde
”
in etwa der Wirklichkeit entsprechen, wenn es sich um Reibung am umgeben-
den Medium (z.B. Luft) handeln würde. Für den Fall, dass die Dämpfung auf
die inneren Verluste im Material der Federn zurückzuführen ist, würde man in
erster Näherung die Dämpfungstöpfe“ parallel zu den Federn anordnen. In
”
(7.86) bedeutet das, dass s/jω durch rm + s/jω und sg /jω durch rM + sg /jω
zu ersetzen wäre.
Bild 7.24 zeigt den Frequenzgang von v M /v einmal ohne (gestrichelt) und
einmal mit (ausgezogen) dem aus s und m bestehenden Messsystem. In dem
Beispiel wurde gleiche Abstimmung angenommen, also s/m = sg /mM und
r/m = rg /mM ; außerdem wurde mit m = 0, 1mM gerechnet. Für den Dämp-
fungsgrad wurde mit r/2sm = 0, 1 gerechnet; der Verlustfaktor wäre also
η = 0, 2. Man erkennt deutlich die starke Rückwirkung in der Nähe der Reso-
nanzfrequenz und die bei kleinem m/mM Verhältnis geringe Wirkung außer-
halb der Resonanz.
F F + F2
Za = = 1 . (7.92)
v v
Dabei bedeutet F die gesamte wirkende Kraft, die sich aus den beiden Feder-
kräften
s1 s0
F1 = (v − v 1 ) bzw. F 2 = (v − v 2 )
jω jω
zusammensetzt. Führt man die einfachen, aber etwas langwierigen Rech-
nungen durch, so ergibt sich
Za −ν 2 (1 + σ1 − σ2 ) + (1 + μ)(σ1 + σ2 − σ22 )
=j . (7.93)
ωm2 ν 4 μ − ν 2 (μ + σ1 + σ2 ) + σ1 + σ2 − σ22
Es wurden hier dieselben Abkürzungen benutzt wie in (7.91), nämlich
m1 s1 s2 ω2 ω 2 m2
μ= ; σ1 = ; σ2 = ; ν2 = 2 = .
m2 s0 + s2 s0 + s2 ω2 s0 + s2
Für ein spezielles Beispiel ist |Za /ωm2 | in Bild 7.26 aufgetragen. Es wurde
dabei,um Unendlichkeitsstellen zu vermeiden, eine kleine Dämpfung berück-
sichtigt.
Bei den sog. Geophonen“ (Bild 7.27 b)) ist m2 die Masse eines Magneten,
”
in dessen Spalt sich eine Spule befindet. Die Spule ist starr mit dem Gehäuse
verbunden. Der Magnet hängt“ an den weichen Federn s. Da die induzierte
”
Spannung proportional der Geschwindigkeitsdifferenz v − v 2 ist, muss auch
hier diese Größe bestimmt werden. Die Ausgangsgleichung für die weitere
Rechnung ist auch hier eine Kraftbilanz. Sie lautet
s
(v − v 2 ) = jωm2 v2 .
jω
Damit kann man sofort v2 /v und auch die Schnelledifferenz (im Magnetfeld)
1
(v − v 2 ) = v (7.94)
1 − ω22 /ω 2
ermitteln. Ähnlich gilt für die an der (piezoelektrischen) Feder wirkenden
Kraft
1
F 1 = jωm2 v . (7.95)
1 − ω 2 /ω22
Dabei ist ω22 = s/m2 .
Wie man sieht, ist die vom Wandler gemessene Schnelledifferenz v − v 2 im
566 7 Messung und messbare Erzeugung von Körperschall
Bild 7.28. Beeinflussung der Bewegung eines Messobjektes durch Impedanz des
Messgerätes. Es wird nur eine Bewegungsrichtung berücksichtigt.
7.1. Hertz, H.: Die Prinzipien der Mechanik in neuem Zusammenhang dargestellt.
Drei Arbeiten von Heinrich Hertz mit einem Vorwort von H. v. Helmholtz;
Akademische Verlagsanstalt Leipzig (1884)
7.2. Zurmühl, R.: Praktische Mathematik, § 31 - 33; Springer (1965)
7.3. Temple, G.; Bickley, W. G.: Rayleigh´s principle and its applications to engi-
neering, Dover Publication (1956)
7.4. Halliwell, N. A.: J. Sound Vib.,62, (1979), p. 312
7.5. Neubert, H.: Instrument to transducers; Oxford (1963), p. 305
7.6. Lenk, A.: Elektromechanische Systeme; Band 1,2; VEB Verlag Technik (1977)
7.7. Harris, C. M.; Crede, C. E.: Shock and vibration handbook; McGraw Hill; chapt.
13 - 22 (1976)
7.8. Crawley, E. F.; Javier de Luis: A/AA Journ.,25 (1987), p. 1378
7.9. Meyer, E.; Guicking, D.: Schwingungslehre, Kap.3; Vieweg Braunschweig
(1974)
7.10. Savage, H. T.; Abbundi, R.; Clark, A. E.: J. Appl. Phys., 50 (1979), p. 1182
7.11. Gösele, K.: VDI Berichte, 58 (1956), S. 161
7.12. Beranek; L. L.: Acoustics Part XXIX; McGraw Hill (1954)
7.13. Pavic, G.: J. Sound Vib., 49, (1976), p.221
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