Literaturstudie Hochtemperatur Waermepumpen PDF
Literaturstudie Hochtemperatur Waermepumpen PDF
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Ausgearbeitet durch:
Auftraggeber:
Förderverein Institut für Energiesysteme
Werdenbergstrasse 4
9471 Buchs
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Swiss Competence Center for Energy Research - Efficiency of Industrial Processes, www.sccer-eip.ch
2
www.scopus.com
3
http://apps.webofknowledge.com
1.4 Absorptionswärmepumpen
Die Möglichkeit industrielle Abwärme bei ausreichend hohen Temperaturen über 70°C zum Antrieb von
thermischen Kältemaschinen, wie z.B. Absorptionskältemaschinen, zu nutzen stellt aus ökologischen
und ökonomischen Aspekte eine weitere sehr interessante Alternative zu konventionellen
Kältebereitstellung dar. Zum Thema Absorptionswärmepumpen wird an dieser Stelle auf weiterführende
Literatur verwiesen, wie beispielsweise (Furukawa, 1981; Heyse and Hafner, 2013; IEA, 2014b; Jensen
et al., 2015a, 2015b; Kim et al., 2013, 2010; Rieberer et al., 2015; Watanabe, 2013):
(Furukawa, 1981) erläutert wie Absorptionswärmepumpen bei Temperaturen von 5°C bis 150°C
arbeiten, um Abwärme aus der Industrie zurückzugewinnen.
(Kim et al., 2010) präsentiert einen Aufbau eines HTWP-Systems mit geothermischem Wasser
als Quelle.
(Heyse and Hafner, 2013) vom SINTEF Energy Research in Trondheim (Norwegen) beleuchtet
insbesondere die Möglichkeiten der Absorptionswärmepumpen zur Erzeugung von
Temperaturen über 100 °C mittels industrieller Abwärme bei niedrigeren Temperaturen.
(Watanabe, 2013) beschreibt eine Absorptionswärmepumpe zur Dampferzeugung (120°C)
mittels Abwärme Rückgewinnung (Heisswasser 80°C).
(Kim et al., 2013) untersuchte die Betriebseigenschaften einer Hybrid HTWP bestehend aus
einer Kombination aus Kompressions- und Absorptionswärmepumpe mit Abwärme. Verwendet
ein Gemisch aus NH3 und H2O als Arbeitsfluid.
(Jensen et al., 2015a, 2015b) stellt eine Hybrid-Hochtemperaturwärmepumpe vor die in der
Lage ist, Vorlauftemperaturen von bis zu 150°C und Temperaturhübe bis 60 K zu liefern.
(Rieberer et al., 2015) beschreibt eine Absorptionswärmepumpe mit Wärmequelle Rauchgas
50°C, Antriebsquelle Prozessdampf 165°C und Wärmesenke Fernwärme 95°C.
(IEA, 2014b) beschreibt weitere Anwendungen von Absorptionswärmepumpen.
Abbildung 4: Einteilung des industriellen Energieverbrauchs in der Schweiz nach Anwendungsbereich (Stand 2011)
(Pulfer and Spirig, 2014)
In Deutschland war die Industrie 2015 mit einem Endenergieverbrauch von 2‘576 PJ für 29% des
gesamten Endenergieverbrauchs verantwortlich (BMWi, 2016). Im Vergleich zu der Schweiz ist der
Endenergieverbrauch grob um 16x grösser (= 2‘576 PJ / 164 PJ). 53% oder 4‘735 PJ der verbrauchten
Endenergie wurden für die Wärmeerzeugung (Raumwärme, Warmwasser, Prozesswärme) eingesetzt.
Ein Großteil dieser Wärme (1‘917 PJ oder rund 40% der Energie für die Wärmeerzeugung) wird in Form
von Prozesswärme bei hohen Temperaturen benötigt. Verglichen mit der Schweiz ist der Verbrauch an
Prozesswärme sogar um den Faktor 22 grösser (= 1‘917 PJ / 87 PJ).
In Österreich sind Industrieunternehmen für etwa ein Drittel des Endenergiebedarfs verantwortlich,
wobei etwa 74% davon für Prozesswärme benötigt wird, die wiederum zu einem großen Teil aus fossilen
Energieträgern gewonnen wird (Drexler-Schmid et al., 2016). Auf der anderen Seite wird die verursachte
Abwärme wegen der relativ geringen Abwärme Temperaturen zu wenig genutzt. Um die Abwärme für
einen industriellen Prozess nutzbar zu machen, sind Industriewärmepumpen eine effiziente Möglichkeit,
welche die Abwärme von 50-80°C auf 100-160°C heben kann (Drexler-Schmid et al., 2016).
In Österreichs Industrie fallen ca. 30% des Nutzwärmebedarfs mit Nutztemperaturniveaus von bis zu
100°C an (Rieberer et al., 2015). Somit könnten theoretisch ca. 228 PJ pro Jahr durch Wärmepumpen
mit Nutztemperaturniveaus von ca. 100°C in Österreichs Industrie abgedeckt werden.
Abbildung 5: Schematische Darstellung des Prinzips der innerbetrieblichen Abwärme Nutzung mittels
Wärmepumpen (Rieberer et al., 2015, 2014).
Die Abbildung 6 zeigt beispielhaft den Verlauf des COP bei veränderlichen Wärmequelle- bzw.
Nutztemperaturniveaus (Rieberer et al., 2015). Mit höherem Temperaturniveau der Abwärme werden
theoretisch höhere COPs erzielt. Die markierten Werte zeigen den praktisch linear steigenden COP mit
höherer Wärmequellentemperatur bei gleichem Temperaurhub von 40K.
Abbildung 6: Verlauf des COP als Funktion der Nutz- und der Wärmequellentemperatur. Markierte Werte bei
gleichem Temperaturhub von 40 K (Rieberer et al., 2015).
Abbildung 7: Temperaturen und auf die jeweilige Produktmenge bezogene Wärmeverbräuche industrieller
Prozesse in Deutschland (hellblau: heute verfügbare konventionelle Wärmepumpen <70°C, dunkelblau: heute
verfügbare Hochtemperatur Wärmepumpen 70-100°C, hellrot: Prototypen von HTWP 100-125°C, dunkelrot:
Laboranlagen von Höchsttemperatur Wärmepumpen >125°C) (Wolf et al., 2014).
Die Tabelle 1 gibt einen Überblick für unterschiedliche Branchen in Österreich, bei welchen
Temperaturen Prozesswärme gebraucht wird und welche zum Teil mittels Wärmepumpen bereitgestellt
werden könnten. Obwohl viele thermische Produktionsprozesse mit Temperaturniveaus unter 100°C
erfolgen, wird die Wärme anstelle von Wärmepumpen dafür meist fossil gedeckt.
Aufgrund des relativ hohen Temperaturniveaus stellt industrielle Abwärme für Wärmepumpen aus
exergetischer Sicht eine besonders wertvolle Wärmequelle dar (Rieberer et al., 2015). Meist liegt dabei
Tabelle 2: Beispiele von industrieller Abwärme mit typischen Temperaturniveaus (Rieberer et al., 2015).
Abbildung 8: Industrieprozesse mit Nutztemperaturen zwischen 100°C und 150°C (MT-Bereich) (Noack, 2016).
Abbildung 9: Technisches Potential für den Einsatz industrieller Wärmepumpen in Deutschland 2012. Wärmebedarf
in PJ pro Jahr aufgeteilt nach Temperaturniveaus (PW: Prozesswärme) und Industriesektoren, (Blesl et al., 2014;
IEA, 2014a; Lambauer et al., 2012; Wolf et al., 2014).
Der Energiebedarf für Temperaturen im Bereich von 500°C bis über 1‘000°C liegt hauptsächlich in der
Metall- (Stahl, Eisen, Guss) und Mineralienindustrie (wie z.B. Zement, Keramik, Erze) (Lambauer et al.,
2012) (siehe Abbildung 10).
Abbildung 12: Abgeschätztes Potential von 174 TWh (626 PJ) für industrielle Wärmepumpen (IHP) in Europa
(Eurostat Daten aus 33 Länder) zur Wärmeerzeugung nach Industriesektor und Temperaturniveaus: Raumheizung,
Warmwasser, Prozesswärme (<60°C, 60-80°C, 80-100°C und 100-150°C) (Nellissen and Wolf, 2015).
Abbildung 13: Wärmebedarf von 27 EU Länder aufgeschlüsselt nach Temperaturen und Industriezweige (IEA,
2012).
Im (IEA, 2014a) Report aus Frankreich werden zudem folgende kommerzielle Barrieren angegeben
Der Mangel an Wissen und Erfahrung mit Wärmepumpen
Negative Wahrnehmung von Wärmepumpen aufgrund schlecht konzipiert Modelle früh in ihrem
Einsatz
Volatile Energiepreise
Ein weiteres Hemmnis bildet die Verfügbarkeit von Kältemitteln.
Auch in Österreich liegen die größten Hemmnisse bei der Marktdurchdringung von
Industriewärmepumpen (> 50 kW thermische Leistung) im informatorischen Bereich (Hartl et al., 2016).
Die Tabelle 3 fasst die fördernden und hemmenden Faktoren für die Marktentwicklung von
Industriewärmepumpen in Österreich zusammen.
Tabelle 3: Fördernde und hemmende Faktoren für die Marktentwicklung von Industriewärmepumpen in Österreich
(Hartl et al., 2016).
Im Projekt IEA Annex 354 „Application of Industrial Heat Pumps“ wurden insgesamt 150 „Best-Practice“
Projekte und Case Studies beschrieben (IEA, 2014c). Barrieren für die Umsetzungen wurden wie folgt
beschrieben (Fleckl et al., 2015b):
Mangelndes Wissen zur Integration (Technologie in Kombination mit Prozess Know-How)
Heiz- und Kühlbedarf auf Prozessebene teilweise unbekannt
Niedrige ROIs (< 2-3 Jahre) gefordert
Temperaturbedingte Einsatzgrenzen
(Noack, 2016) fasst die Anforderung für HTWP in die Gruppen Kältemittel, Technologie und
wirtschaftliche Aspekte in Abbildung 14 zusammen.
4
Endbericht IEA Annex 35: http://www.izw-online.de/annex35/index.php
Die Wärmepumpenhersteller arbeiten daran, den Markt für Industriewärmepumpen mit ihren Produkten
zu erschliessen. Kobelco, Hybrid Energy, Mayekawa, Dürr Thermea, Ochsner und Combitherm
verfügen über Maschinen, welche 100°C Vorlauftemperatur erreichen können mit
Verdampfungstemperaturen bis etwa 60°C (Fleckl et al., 2015b). Das Leistungsspektrum der
angebotenen Wärmepumpen verteilt sich über einen grossen Bereich von 20 kW bis 20 MW. Als
Kältemittel werden hauptsächlich R245fa (ÖKO1), R717 (NH3), R744 (CO2), R134a oder R1234ze(E)
eingesetzt.
5
http://www.kobelco.co.jp/products/standard_compressors/heatpump/sgh/
6
www.hybridenergy.no
7
www.mayekawa.com
8
www.durr-thermeco2.com/de/hochtemperatur-waermepumpen
9
www.ochsner-energietechnik.com/baureihe-iwwhs-iswhs-iwwhss-iswhss
10
www.combitherm.de
11
www.friotherm.com/de/produkte/unitop
12
www.star-ref.co.uk/our-products/neatpump/neatpump-brochure.aspx
13
http://www.gea.com/de/products/gea-fx-gc-heat-pump.jsp
14
http://www.sabroe.com/en/products/chillers-and-heat-pumps/heatpac-hpx/
15
www.mhi-global.com/products/detail/water_to_water_heat_pump.html
16
http://www.mhiae.com/products/heat-pumps/etw
17
www.viessmann.ch/de/gewerbe/waermepumpe/grosswaermepumpen/vitocal-350-ht-pro.html
Abbildung 15: Auf dem Markt verfügbare HTWP sortiert nach maximaler Vorlauftemperatur und Heizleistung (gelb:
Hubkolben, blau: Schraube, rot: Turbokompressor, weiss: Wärmepumpendampferzeuger, grau:
Absorptionswärmepumpe).
Die eingesetzten Kompressoren sind in Abbildung 15 farblich gekennzeichnet. Als Verdichter kommen
einwellige (Emerson, Ochsner, Dürr Thermea) oder zweiwellige Hochdruckschraubenverdichter (GEA
Refrigeration, Kobelco), 2-stufige Turbokompressoren (Friotherm, Mitsubishi) und mehrere parallel-
geschaltete Hubkolbenkompressoren (Combitherm, Viessmann) zum Einsatz. Für
Hochtemperaturanwendungen müssen die Kältemittelverdichter in der Lage sein, hohe
Druckdifferenzen zu überwinden (Klein, 2009).
Tendenziell beherrschen Hubkolbenverdichter kleinere Leistungen, grosse Leistungen Turboverdichter
und dazwischen liegen die Schraubenverdichter (Bauder, 1980).
Die Auswahl des Öls erfolgt in erster Linie passend zum Kältemittel. Neben der Verträglichkeit und
Viskosität ist auch hier die thermische Stabilität von Bedeutung. Eine Verkokung des Öls bei den hohen
Druckgastemperaturen gilt es zu verhindern.
Bei Turboverdichtern ist die Druckerhöhung der erzeugten kinetischen Energie des Kältemitteldampfes
proportional, also ∆𝑝~̅ ∙ 𝑢2 mit ̅ als mittlere Dampfdichte und 𝑢 als Umfanggeschwindigkeit des
Laufrades (Reinhard, 1997). Die erreichbare Druckerhöhung ist damit der Dampfdichte ̅ und wegen
̅ = (𝑀 ∙ 𝑅)⁄(𝑝⁄𝑇) direkt der Molmasse 𝑀 proportional. Um hohe Drücke zu erzeugen muss die
18
http://www.turbocor.com/uploaded/TG310%20Specifications%20leaflet.pdf
19
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-1234ze/
20
http://www.hybridenergy.no/reference-plants/
21
http://www.durr-thermeco2.com/de/hochtemperatur-waermepumpen
TQ/TS (T) COP (IEA, 2014a; Watanabe, 2013). TQ/TS (T) COP
(Viessmann, 2016)
50/90 (40) 3.4 50/90 (40) 4.1
Die meisten Kreisläufe sind 1-stufig und unterscheiden sich insbesondere im verwendeten Kältemittel
und Verdichtertyp. Ochsner, Combitherm und Kobelco verwenden R245fa in einem 1-stufigen Kreislauf.
Mayekawa und Dürr Thermea setzen auf überkritische CO2 Kreisläufe, wobei Dürr Thermea mehrere
Hubkolbenkompressoren parallel anordnet.
Star Refrigeration, GEA Grasso und Johnson Controls setzten NH3 ein mit entsprechend optimierten
Verdichtern für hohe Drücke, d.h. Schraube 76 bar, Doppelschraube 63 bar und Hubkolben 60 bar.
Friotherm und Viessmann verwenden bereits das Niedrig-GWP Kältemittel R1234ze(E), ein potenzielles
umweltverträgliches Ersatz-Kältemittel für R134a.
22
www.combitherm.de
23
http://www.star-ref.co.uk/our-products/neatpump.aspx
24
http://www.gea.com/de/products/gea-fx-p.jsp
25
http://www.sabroe.com/en/products/chillers-and-heat-pumps/heatpac-hpx/
26
www.viessmann.ch/de/gewerbe/waermepumpe/grosswaermepumpen/vitocal-350-ht-pro.html,
27
www.mhi-global.com/products/detail/water_to_water_heat_pump.html
COP [-]
vor der Expansion bis nahe an die 4
Verdampfungstemperatur führt nach der Expansion zu
einem geringeren Dampfgehalt, was die Effizienz des 3
Kältekreises steigert, bzw. die Irreversibilität während
2
der adiabaten Drosselung reduziert.
Effizienzsteigerungen von 10% bis 25% werden 1
berichtet (Rieberer et al., 2015). 30 40 50 60 70 80 90 100
Mehrere parallel geschaltete Kompressoren werden
auch bei Viessmann eingesetzt. Mitsubishi optimiert THub [°C]
seinen R134a Kreislauf mit einem geschlossenen
Abbildung 16: COP in Funktion des
Economiser und einem 2-stufigen Turbokompressor Temperaturhubs für die Zusammenstellung
mit Zwischeneinspritzung. verschiedener industrieller HTWP
2-stufige Kreisläufe setzen einzig Friotherm und COP = 3.9 ± 0.8, THub = 57 ± 15K
Ochsner ein. Ochsner baut 2-stufige Kaskaden mit
Schraubenverdichtern und R134a in der 1. Stufe und ÖKO1 (R245fa) in der 2. Stufe. Friotherm optimiert
den 2-stufigen R1234ze Kreislauf der Unitop Wärmepumpen durch einen Open-Flash-Economiser.
Die Hybridwärmepumpe von Hybrid Energy SA ist ein Spezialfall als Absorptionswärmepumpe, sowie
auch der Wärmepumpendampferzeuger SGH 165 von Kobelco mit der Brüdenverdichtung.
Die Abbildung 16 stellt die in Tabelle 5 angegebenen COP Werte für die verschiedenen industriellen
HTPW in Funktion des jeweiligen Temperaturhubs dar. Die COP Werte liegen zwischen 2.4 und 5.8 und
nehmen mit höherem Temperaturhub tendenziell ab. Der mittlere COP dieser Zusammenstellung liegt
bei 3.9 bei einem mittleren Temperaturhub von 57K (Standardabweichungen ±0.8 COP und ±15K).
Abbildung 17: Die Wärmepumpendampferzeuger (Steam Glow Heat Pumps) SGH120 und SGH165 von Kobe
Steel mit Doppelschraubenverdichter und technischen Leistungsdaten (IEA, 2014a; Kaida et al., 2015; Kuromaki,
2012; Watanabe, 2013).
Abbildung 18: Schemas der Wärmepumpendampferzeuger SGH 120 und SGH165 mit Kältemittelmischung aus
R245fa und R134a (Kobe Steel, Ltd.) (KOBELCO: SGH Series) (IEA, 2012; Watanabe, 2013), T-s Diagramm des
2-stufigen Kreislaufs mit HFC-245fa (IEA, 2014a).
Das Modell SGH120 erhitzt und verdampft Druckwasser in einem Flash-Tank und erzeugt bei einer
Abwärme von 65°C etwa 0.51 t/h 120°C Dampf mit einer Heizleistung von 370 kW und einem COP von
3.5 (Kuromaki, 2012). Beim SGH120 Modell wird HFC-245fa als Kältemittel eingesetzt, in der SGH165
eine Mischung aus HFC-245fa und HFC-134a (IEA, 2012). HFC-245fa ist eine Pentafluorpropan-
Verbindung (C3H3F5), die u.a. unter dem Namen Genetron R-245fa von Honeywell am Markt
angeboten wird. HFC-245fa hat eine kritische Temperatur oberhalb von 150°C und ermöglicht so
einstufig oder zweistufig die Dampferzeugung von über 100°C. Nachteilig ist der hohe GWP-Wert von
1030. Zukünftige Forschungen setzen auf Kältemittel mit niedrigen GWPs, wie HFO-1234ze(Z) und
HFO-1234ze(E), welche als alternative Kältemittel für HFC-245fa und HFC-134a gelten.
Unter der Marke Kobelco produziert Kobe Steel auch das Model HEM-90A (Kuromaki, 2012; Oue and
Okada, 2013). Die Markteinführung war im Mai 2012. In Abbildung 19 sind die technischen Daten, der
Kältekreislauf und eine Skizze des semihermetischen Doppelschraubenverdichters dargestellt. Diese
Wärmepumpe liefert bis zu 90°C heisses Wasser aus Umgebungsluft für Anwendungen in der
Nahrungsmittel, Getränke-, Automobil- und Chemieindustrie. Das eigesetzte Kältemittel besteht aus
einer Mischung aus R134a und HFC245fa. Mit -10 bis +40°C Luft als Quelle werden Heizleistungen von
Abbildung 19: Kobelco HEM-HR90 Wärmepumpe von Kobe Steel: Foto, technische Daten, Kältekreislaufs mit
Doppelschraubenkompressor, und COP in Funktion der Lufttemperatur (Kuromaki, 2012; Oue and Okada, 2013).
28
http://www.mayekawa.com.au/products/heat-pumps/
Die transkritische CO2 Wärmepumpe Eco-Sirocco liefert Heissluft mit 100°C bis 120°C (IEA, 2014a;
Watanabe, 2013). Dabei wird Wasser als Wärmequelle verwendet. Die Abbildung 21 zeigt einige
Leistungsdaten, das Kreisschema mit IHX Wärmetauscher und die Betriebsbedingungen des CO2
Systems im T-s-Diagramm. 120°C heisse Luft (25°C Wasser als Wärmequelle, 20°C Luft-
Eintrittstemperatur) wird beispielsweise mit einer thermischen Leistung von etwa 90 kW und einem COP
von 2.9 erzeugt (IEA, 2014a). Beim Betriebspunkt Heissluft von 100°C (aus 30°C Lufteintritt) wird sogar
ein COP von 3.43 erzielt (bei 100 kW Heizleistung).
Abbildung 21: Transkritische CO2 Wärmepumpe Eco-Sirocco von Mayekawa mit Leistungsdaten, Flussdiagram
und Betriebsbedingungen im T-s Diagramm (IEA, 2014a; Watanabe, 2013).
29
http://www.hybridenergy.no/faq/
Die Abbildung 23 Illustriert die CO2 Wärmepumpen thermeco2 mit Schraubenkompressor (Model HHS)
und mit Hubkolbenkompressor (Model HHR). Beide Kompressor Varianten erreichen 90°C
Kondensationstemperatur und 1 MW Heizleistung. Die Dürr Thermea GmbH bietet mit der HHS
Modellreiche weltweit den einzigen Schraubenverdichter für CO2 Grosswärmepumpen an (IEA, 2014a).
30
http://www.durr-thermeco2.com/de/hochtemperatur-waermepumpen
Abbildung 24: Schema und T-s Diagramm der CO2 thermeco2 Wärmepumpe (Thermea, 2012).
Abbildung 25: Schema der OCHSNER HTWP vom Typ IWHSS, Links: 1-stufig ÖKO1 (R245fa), 60 kW bis 1.6 MW,
Quelle: 35-55°C, Senke: bis 98°C), Rechts: 2-stufig als Kaskade, 190 bis 1‘500 kW, 1. Stufe R134a, 2. Stufe ÖKO1
(R245fa), Quelle: 8-25°C, Senke: bis 100°C) (Ochsner, 2012, 2015).
Wie in Abbildung 26 dargestellt, unterteilt Ochsner die Temperaturniveaus in Mitteltemperatur-
Anwendungen unter 75°C und Hochtemperatur-Anwendungen über 75°C.
Abbildung 26: Überblick der Einsatzgrenzen der OCHSNER Industriewärmepumpen (Zauner, 2016).
Die Ochsner Wärmepumpen werden in Österreich gefertigt. Eingebaut werden Schraubenverdichter
und Rohrbündelwärmetauscher. Die Maschinensteuerung (Megatronic) ermöglicht Fernzugriff/-wartung
Abbildung 27: OCHSNER Höchsttemperatur Wärmepumpe IWDS 330 ER3 (Zauner, 2016).
Abbildung 28: Integration einer HTWP mit R245fa in eine industrielle Teilreinigung, Wärmepumpe entwickelt in
Zusammenarbeit mit der Dürr Ecoclean GmbH und der Combitherm GmbH mit Hubkolbenverdichter, 45 kW
Nennheizleistung, 110°C Verflüssigungstemperatur, Druckverhältnis 4.3 (Blesl et al., 2014).
31
www.combitherm.de
2.9 Friotherm AG
Die Friotherm AG32 aus Frauenfeld hat sich auf Wärmepumpen mit sehr großer Leistung von bis zu 20
MW spezialisiert. Gemäss (Wojtan, 2016) erfordert jede Grosswärmepumpe von Beginn an Engineering
und wird komplett kundenangepasst. Friotherm fertigt komplette Verdichterbaugruppen bestehend aus
dem Verdichter selbst, Schmier- und Dichtölsystemen, Schmieröltank, Getriebe und mechanischer
Kopplung. 2-stufige Turboverdichter der Serie Uniturbo werden eingesetzt, welche für
Betriebstemperaturen von 40°C bis 90°C ausgelegt und stufenlos regulierbar (100% bis 10%) sind. Die
Abbildung 30 zeigt die Einsatzgrenzen der Unitop Wärmepumpen, sowie eine 2-stufige Anlage Unitop
50 in Helsinki.
Abbildung 30: Links: Arbeitsbereiche der Unitop Wärmepumpen (Friotherm AG, 2005)33, Rechts: Unitop 50
Wärmepumpe, Helsinki Energia.
Die bisher größte gebaute Anlage besteht aus 6 parallelen Wärmepumpeneinheiten des Typs Unitop
50FY. Sie hat eine Heizleistung von insgesamt 180 MW und erzeugt Wärme bei 80°C Vorlauftemperatur
für das Stockholmer Fernwärmenetz (Wolf et al., 2014).
Für eine HTWP mit 120°C Vorlauftemperatur in der Schweiz würde Friotherm gemäss E-mail Anfrage
an Herrn Wojtan das Niederdruckkältemittel Solstice®zd HFO-1233zd(E) von (Honeywell, 2013)34
einsetzten, ein Niedrig-GWP Kältemittel der Gruppe A1 (unbrennbar und nicht toxisch) mit einem GWP
von 1 und einer kritischen Temperatur von 165.5°C. Die Tabelle 8 zeigt die überschlagsmässig
berechneten Werte für eine HTWP mit 120°C Vorlauftemperatur.
32
http://www.friotherm.com/de/
33
http://www.friotherm.com/de/produkte/unitop-50/
34
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-zd/
In Abbildung 31 ist als Beispiel die Abwärme Rückgewinnung aus der Marienhütte in Graz dargestellt.
Im 2-stufigen Kreislauf mit Kältemittel R1234ze wurde beim Betriebspunkt 33.8°C/95°C ein COP
(Wärme) von 3.51 experimentell gemessen. Bei der Abwärme Rückgewinnung von 34 bis 65°C lässt
sich mit der Nutzung modernster Verdichter Technik Heisswasser von 95°C bzw. 120°C erzeugen
(Wojtan, 2016).
Abbildung 31: Applikationsbeispiel Abwärme Rückgewinnung aus der Marienhütte in Graz Österreicht: Unitop 22/22
als 2-stufiger Betrieb mit R1234ze und bis zu 95°C mit COP von 3.51 (33.8°C/95°C) (Wojtan, 2016).
Abbildung 32: Applikationsbeispiel Abwärme Rückgewinnung aus dem Stahlwerk Cogne in Aosta Italien: Unitop
50FY als 2-stufiger Betrieb (Mo-Fr) 18°C/90°C mit einem COP (Wärme) von 2.85 (Wojtan, 2016).
Abbildung 34: Neatpump Modell NP601 mit COP Daten (EMERSON, 2012; Schmid, 2013).
35
http://www.star-ref.co.uk/our-products/neatpump.aspx
36
www.emersonclimate.com/europe/de-eu/products/compressors/industrial_compressors
37
http://www.emersonclimate.com/europe/de-eu/products/compressors/industrial_compressors
Abbildung 36: Wärmepumpen von Johnson Controls (HeatPAC Screw, Titan OM, HeatPAC Custom) welche
Vorlauftemperaturen bis 90°C liefern, zusammengestellt aus (Johnson Controls, 2015).
38
http://www.sabroe.com/en/products/chillers-and-heat-pumps/heatpac-hpx/
Abbildung 37: Fliessschema und Spezifikationen der Wasser/Wasser Wärmepumpe von Mitsubishi Heavy
Industries ETW-L mit 2-stufigem Turbokompressor und Economiser. Bei 50°C/90°C beträgt der COP 4.1
(Heizleistung 547 kW, Antriebsleistung 133 kW) (IEA, 2014a; Watanabe, 2013).
2.14 Viessmann
Die Baureihe der Vitocal 350-HT Pro von der Viessmann-Tochter KWT Kälte-Wärmetechnik AG in Worb
Bern (gehört seit 2008 zur Viessmann Gruppe) liefert als seriengefertigte Wärmepumpe bis 90°C Vorlauf
und nutzt Wärmequellen Temperaturen bis 50°C (Viessmann, 2016).
Die Vitocal 350-HT Pro arbeitet mit dem besonders klimaschonenden Kältemittel HFO-1234ze (Genath,
2015). Das Kältemittel R-1234ze auf Basis von Fluor-Olefinen gehört zur Gruppe der Niedrig-GWP-
Kältemittel mit geringem Treibhauspotenzial (GWP = 6). Da es erst bei 110 °C verflüssigt, bietet es sich
für den Einsatz in Hochtemperatur Anwendungen an (Genath, 2015). Mit R1234ze erfüllt die Baureihe
bereits heute Kältemittelanforderungen, die weit über 2020 gelten.
Die Abbildung 38 zeigt die Leistungsdaten. Je nach Variante liefert die Vitocal 350-HT Pro beim
Betriebspunkt B50/W90 (10 K Spreizung, 40 K Temperaturhub) Heizleistungen von 148 bis 390 kW und
39
http://www.mhiae.com/products/heat-pumps/etw/specifications
40
http://www.hkt-goeldner.de/
Abbildung 39: In Deutschland geförderte Forschungsprojekte im Bereich Grosswärmepumpen (Wolf et al., 2014).
Die heutige Forschung von den Haushalts- und Kleinwärmepumpen hat sich zu den Industrie- und
Großwärmepumpen verlagert (Wolf et al., 2014). An der alljährlich stattfindenden deutschen Kälte-
Klima-Tagung des DKV41 gibt es ab 2013 vermehrt wieder Beiträge zum Thema HTWP.
Die Abbildung 40 zeigt die Anzahl Publikationen in der SCOPUS Datenbank42 und Web of Science43 mit
dem Suchbegriff „high temperature heat pump“. Die Anzahl Veröffentlichungen erreichte Anfang der
80er Jahre ihren Höhepunkt. Zwischen 2008 und 2016 wurden im Schnitt etwa 12 Arbeiten publiziert.
Abbildung 40: Anzahl Publikationen mit Suchbegriff "high temperature heat pump" in Datenbank SCOPUS
(www.scopus.com) und Web of Science (www.webofknowledge.com).
41
http://www.dkv.org/index.php?id=93
42
www.scopus.com
43
http://apps.webofknowledge.com
(Fleckl et al., 2015a, 2015b; Helminger et al., 2016) präsentierten eine mobile und flexible Laboranlage
einer elektrisch angetriebenen HTWP mit Kältemittel HFO-1336mzz-Z (früher bekannt als DR-2).
Projektpartner waren Chemours Fluoroproducts und Bitzer Kühlmaschinenbau GmbH. Die Tabelle 10
listet die Kältemitteldaten von HFO-1336mzz-Z. HFO-1336mzz-Z hat attraktive Sicherheits-, Umwelt-
und thermodynamische Eigenschaften und eine hohe chemische Stabilität bei hohen Temperaturen.
Tabelle 10: Kältemitteldaten von HFO-1336mzz-Z gemäss (Fleckl et al., 2015a, 2015b; Helminger et al., 2016),
nicht brennbar bei 60°C und 100°C gemäss ASTM E681-2001.
Parameter HFO-1336mzz-Z
Normal-Siedepunkt (°C) 33.4
Kritische Temperatur (°C) 171.3
Kritischer Druck (bar) 29
ODP keine
GWP100 9.4
Sicherheitsklasse A1
Als Kompressor kommt ein semi-hermetischer Hubkolbenverdichter von Bitzer zum Einsatz mit
minimalen Modifikationen (mit externem Frequenzumrichter von ABB). Als Wärmetauscher werden
marktverfügbare Plattenwärmetauscher von der Firma SWEP eingesetzt. Die angegebene nominelle
Heizleistung beträgt 12 kW bei 100°C Kondensationstemperatur und 65°C Verdampfungstemperatur.
Die Abbildung 41 zeigt eine CAD-Zeichnung, das Kreislaufschema und den Versuchsaufbau der
Laboranlage, welche am AIT in den Jahren 2015 bis 2016 entwickelt wurde (Fleckl et al., 2015a, 2015b;
Helminger et al., 2016). Die Laboranlage hat eine nominelle Heizleistung von 12 kW bei einer
Kondensationstemperatur von 100°C und einer Verdampfungstemperatur von 65°C.
Auch wurde eine mobile Hochtemperatur Wärmepumpe aufgebaut. In Abbildung 42 sind der Testaufbau
und das Schema dargestellt.
Abbildung 43: Log p-h Diagramme für HFO-1336mzz-Z bei 65°C/100°C und 55°C/125°C Kondensationstemperatur
(Fleckl et al., 2015a).
In Abbildung 44 sind die entsprechenden Sauggas- und Heissgastemperaturen in Funktion der
Verdampfungs- bzw. Kondensationstemperatur angegeben. Bei einem Temperaturhub von 35 K war
die Überhitzung etwa 10°C, bei 70 K Hub etwa 20°C.
Abbildung 44: Sauggas- und Heissgas-Temperatur bei 35°C und 70°C Temperaturhub (Fleckl et al., 2015a).
Abbildung 45: COP und Gütegrad der Hochtemperatur Wärmepumpe (Fleckl et al., 2015a, 2015b).
Die Tests mit den Laboranlagen und Kältemittel HFO-1336mzz-Z haben gezeigt, dass ein Betrieb im
Bereich 90ºC/150ºC möglich ist.
(Helminger et al., 2016) führte weitere Messungen durch mit dem Kältemittel HFO-1336mzz‑Z und
belegte die technische Machbarkeit bis zu 160°C Kondensationstemperaturen mit internem
Sauggasüberhitzer (IHX) im Wärmepumpenkreislauf (siehe Abbildung 46). Im Gegensatz zum
einfachen Wärmepumpenkreislauf wird die erforderliche Sauggasüberhitzung im IHX bewerkstelligt und
nicht im Verdampfer.
Abbildung 48: COP in Funktion der Kondensator Austrittstemperatur und Verdampfer Eintrittstemperatur, Links:
Ergebnisse für den einfachen Wärmepumpenkreislauf mit internem Sauggasüberhitzer (IHX), Rechts: COP
Steigerung mit IHX verglichen ohne IHX (Helminger et al., 2016).
Die Ergebnisse von (Helminger et al., 2016) sind vielversprechend, da die Versuchsanlage aus
marktverfügbaren Komponenten besteht (mit minimalen Modifikationen am Kompressor) und für
Kondensationstemperaturen zwischen 75°C und 160°C betrieben werden kann. COP Steigerungen
durch den Einsatz eines IHX konnten zudem veranschaulicht werden.
Zukünftige Entwicklungen werden sich gemäss (Helminger et al., 2016) auf Komponenten- und
Systemoptimierungen fokussieren (z.B. Reduzierung der thermischen Verluste, Auswahl des
Schmierstoffs) und auf höherer Wärmeleistungen (z.B. durch Einsatz von Schraubenverdichtern). Dabei
wird eine weitere COP Steigerung erwartet. HFO‑1336mzz‑Z ermöglicht zudem den
umweltfreundlichen und nachhaltigen Betrieb von Wärmepumpen für die Nutzung von reichlich
vorhandener Niedertemperaturwärme und kann zudem zu einer höheren Energieeffizienz in
industriellen Prozessen beitragen.
An der Deutschen Kälte- und Klimatagung (DKV-Tagung44) 2015 (Dresden) und 2016 (Kassel) wurden
weitere Arbeiten vom AIT zum Thema HTWP vorgestellt (Drexler-Schmid et al., 2016; Hartl et al., 2015;
Wilk et al., 2016b).
(Drexler-Schmid et al., 2016) präsentierte experimentelle Ergebnisse einer Butan (R600)
Hochtemperaturwärmepumpe mit einer Heizleistung von 50 kW bei ca. 60°C bzw. 130°C Verdampfer-
bzw. Kondensatortemperatur. Eine Standardwärmepumpenschaltung und eine Ejektor Schaltung
wurden miteinander verglichen. Mit dem Einsatz eines Ejektors konnte der COP in ersten Vorversuchen
um bis zu 15 % gegenüber der Standardschaltung gesteigert werden. Da Butan leicht brennbar ist,
musste besonderes Augenmerk auf die Sicherheitsmaßnahmen gelegt werden. Die aktuelle
Messkampagne läuft noch, weshalb noch keine finalen Ergebnisse präsentiert werden konnten.
(Hartl et al., 2015) untersuchte das technische Potential von HTWP in industriellen
Fertigungsprozessen, welche gleichzeitig Heiz- und Kühlbedarf haben. Für die Simulation der
Wärmepumpe wurden unterschiedliche Kältemittel verwendet, die teilweise am Markt etabliert sind oder
vor der Markteinführung stehen. In dieser Arbeit wurden auch die Anforderungen von HTWP in
industriellen Prozessen diskutiert, wie vor allem die erforderliche Leistung und Leistungsregelung. (Hartl
et al., 2015) prognostizierte das technische Potential von HTWP zur Energieeinsparung in einem
Bereich von 20% bis 70% gegenüber den heute verwendeten Heiz- und Kühlsystemen.
44
www.dkv.org
Abbildung 50: Schematischer Aufbau der HTWP mit log p-h Diagramm für Kältemittel ÖKO1 (Wilk et al., 2016b).
Ein Teilstrom des flüssigen Kältemittels nach dem Kondensator wird in einem Expansionsventil
entspannt und im Economizer-Wärmetauscher verdampft und bei einem mittleren Druck in den
Verdichter eingespritzt. Der verbleibende Kältemittelstrom wird im Economizer-Wärmetauscher weiter
unterkühlt und in einem weiteren Expansionsventil auf den Verdampfungsdruck gedrosselt. Der
Verdichter ist außerdem mit einem Ölkühler ausgerüstet, damit die Endtemperatur des Verdichters nicht
45
http://ochsner-energietechnik.com/baureihe-iwwhs-iswhs-iwwhss-iswhss/
Abbildung 51: Betriebspunkte der Prüfstandsmessung und der Simulation (Wilk et al., 2016b).
Die Abbildung 52 zeigt die Heizleistung und die elektrische Leistung der Wärmepumpe bei
verschiedenen Quellen- und Wärmenutzungstemperaturen. Der Strombedarf nimmt mit der
Wärmenutzungstemperatur zu, bei konstanter Quellentemperatur steigt auch der Temperaturhub.
Bei einer Wärmenutzungstemperatur von 130°C ist der Strombedarf ungefähr doppelt so groß wie bei
80°C. Die Heizleistung nimmt dagegen ab und liegt je nach Betriebspunkt zwischen 250 und 400 kW.
Das liegt daran, dass bei hohen Temperaturen weniger Kältemittel durch den Verdampfer strömt und
mehr Kältemittel im Economizer-Wärmetauscher verdampft wird. Der COP nimmt mit steigendem
Temperaturhub ab und liegt zwischen 1.7 und 4.2. Die Tabelle in Abbildung 52 zeigt ausgelesene COP-
Werte bei einem Temperaturhub von 35K und 70K.
Für die Betrachtung der Umweltauswirkungen berechnet (Wilk et al., 2016b) auch die CO2-Emissionen
und der Primärenergieeinsatz der Wärmepumpe. Der Einsatz der Wärmepumpe hat in jedem
Betriebspunkt positive Auswirkungen auf die Umwelt. Es werden zwischen 24-76 kg CO2/h eingespart,
das 35-74% der Emissionen für die Wärmebereitstellung entspricht.
Abbildung 52: Elektrische Leistung, Heizleistung und Leistungszahl (COP) der Wärmepumpe (Wilk et al., 2016b).
Das AIT hat an der Wärmetagung 2016 in St. Gallen das Projekt DRYficiency vorgestellt (AIT, 2016),
welches über Horizon 2020 der EU gefördert (ab Sept. 2016 für drei Jahre). Es geht um die
Demonstration von drei HTWP integriert in verschiedenen Trocknungsprozessen der Firmen Agrana
(Stärkehersteller), Wienerberger (Ziegelhersteller) und Mars PetCare (Futtermittelhersteller) mit
Heizleistungen von rund 600 kW und Nutzungstemperaturen im Bereich von 90°C bis 160°C. Die
Tabelle 11 fasst die Anlagendaten der drei Demonstrationsprojekte zusammen. Involviert als
Projektpartner sind auch die Firmen Rotrex (Turboverdichter), Bitzer (Schraubenverdichter), Chemours
(HFO-1336mzz-Z) und SINTEF (Aufbau Infrastruktur offener Kreislauf).
Tabelle 11: Demonstrationsanlagen im EU Projekt DRYficiency (AIT, 2016).
Demo Anlage 1 Demo Anlage 2 Demo Anlage 3
Kreislauf Geschlossen, Geschlossen, integriert Offen, integriert in
integiert in Trockungskammer in Flugstromtrockner für Kammertrockner
für Ziegel (Wienerberger) Särke (Agrana)
Kältemittel HFO-1336mzz-Z HFO-1336mzz-Z R718 (Wasser)
Nutzungstemperatur 90 bis 160°C 130 bis 160°C 150 bis 180°C
Heizleistung 600 kW 600 kW 500 kW
Zum Schluss sei hier noch auf die im August 2016 erschienene „Österreichische Technologie-Roadmap
für Wärmepumpen“ hingewiesen (Hartl et al., 2016). Die Abbildung 56 gibt einen Überblick über die
konkreten Themen und vorgeschlagenen Förderinstrumente in Österreich bis 2020 und 2030.
Eine Analyse der betrachteten Forschungsprojekte zeigt, dass Effizienzsteigerung des Kältekreislaufes
in nahezu einem Drittel der öffentlich‐finanzierten Forschungsprojekte ein wesentliches Thema ist.
Weitere Schwerpunkte liegen auf der Steigerung der Effizienz der Systemeinbindung sowie der
Erzielung hoher Wärmesenkentemperaturen. Die Optimierung von Wärmepumpenkomponenten wie
Verdampfer oder Verdichter folgt an vierter Stelle. Der aktuelle Stand der Technik für Wärmepumpen in
Österreich wird mit machbaren Vorlauftemperaturen von bis zu 120°C sowie Quellentemperaturen von
55°C beschrieben, die Anwendung stellt bislang eher eine betriebswirtschaftliche Herausforderung dar.
Im Anwendungsbereich von Industrieprozessen sei die Nutzung als Wärmepumpe kaum verbreitet,
ganz im Gegensatz zu der klassischen Kälteanlage als eine bekannte und etablierte Technologie.
Prozesswärme von 150°C bis 200°C wird heute in der Industrie in großem Ausmaß benötigt. Hier
können die Weiterentwicklung von bestehenden Wärmepumpen und die Entwicklung von neuen
Wärmepumpenkonzepten einen beachtlichen Beitrag liefern, um künftig zum Beispiel auch
Niederdruckdampfnetze zu bedienen.
(Moisi and Rieberer, 2016) untersuchen im Projekt „Hot Cycle“ (dauert noch bis 30.9.2017) die
Entwicklung einer Hochtemperaturwärmepumpe mit Butan (R600) als Kältemittel. Der
Heizleistungsbereich ist mit 50 kW angegeben und die Nutztemperatur bis zu 110°C. Es geht vor allem
darum die erforderliche Sauggasüberhitzung zu bestimmen.
Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Auswahl eines geeigneten Hochtemperaturkältemittels aus
natürlichen Kältemitteln, wie der Kohlenwasserstoff n-Butan R600, welches ein sogenanntes
überhängendes Nassdampfgebiet aufweist. Die Abbildung 54 zeigt das log p-h Diagramm von R600.
Die kritische Temperatur liegt bei 157.1°C und der kritische Druck bei 38.1 bar. Butan ist ein natürliches
Kältemittel mit einem GWP von ca. 6.
Abbildung 54: Log p-h Diagramm für n-Butan R600 (erstellt mit CoolPack Version 1.46).
Das überhängende Nassdampfgebiet kann zur Folge haben, dass während des
Verdichtungsprozesses, Kältemittel kondensiert und zu Kompressor Schäden führt. Um eine
sogenannte „nasse Kompression“ zu vermeiden, muss eine ausreichend hohe Kältemittelüberhitzung
saugseitig vorhanden sein. Die Überhitzung des Kältemittels am Kompressor Eintritt stellt eine wichtige
Regelgröße für den sicheren Betrieb einer Wärmepumpen/Kälteanlage dar. Die erforderliche
Mindestüberhitzung kann in Abhängigkeit der Kondensations- und Verdampfungstemperatur berechnet
werden (siehe Abbildung 55 mit T-s Diagramm von R600 und Berechnungsformeln). Gemäss E-Mail
Antwort von Herrn Moisi liegt die Maximaltemperatur des Kältemaschinenöls bei ca. 160°C.
Abbildung 56: Verläufe der erforderlichen Mindestüberhitzung in Abhängigkeit der Kondensations- und
Verdampfungstemperatur für unterschiedliche Kältemittel (rechts) und R600 (links) (Moisi and Rieberer, 2016).
Konzepte zur Realisierung der erforderlichen Überhitzung sind gemäss (Moisi and Rieberer, 2016) die
Nutzung der Motorabwärme des Kältemittelkompressors und/oder die Nutzung eines internen
Wärmetauschers IHX (heute Stand der Technik). Grundsätzlich wäre jede externe oder interne
Wärmequelle denkbar um die Überhitzung bereitzustellen (z.B. auch andere Abwärme Quellen als die
des Kompressor Motors). Der IHX ist für einen bestimmten Betriebspunkt ausgelegt und somit ist auch
die Wärmeübertragungsfläche begrenzt.
Im Funktionsmuster von (Moisi and Rieberer, 2016) wurde die Möglichkeit einer Umrüstung eines
luftgekühlten semihermetischen Trennhauben-Kompressors des Projektpartners Frigopol (FRIGOPOL,
2000) auf Sauggaskühlung untersucht. Abschätzungen zeigten, dass ein signifikanter Anteil der
erforderlichen Mindestüberhitzung durch die Motorabwärme bereitgestellt werden kann. Der
Trennhauben Kompressor hat den Vorteil, dass durch die Trennhaube die Stator Wicklung nicht in
Berührung mit dem brennbaren Kältemittel kommt. Sämtliche Wärmetauscher sind
Plattenwärmetauscher von Alfa Laval, das Expansionsventil ist von Siemens, die Absperrventile von
Danfoss. Gemäss E-Mail Feedback von Herrn Moisi ist die Inbetriebnahme der Anlage auf Ende Januar
2017 geplant.
Ein Simulationsmodell der Kompressor Kühlung und des Stators der elektrischen Maschine wurde in
der EES Software V.9.901 erstellt. Aus dem Simulationsmodell konnte das Betriebsverhalten des
Abbildung 58: Funktionsmuster der Hybrid Wärmepumpe mit Messdaten (Rieberer et al., 2014).
Dazu wurde ein NH3-Trennhaubenkompressor von der Firma Frigopol adaptiert. Beim Kreislaufdesign
wurde das Stoffpaar Ammoniak/Lithiumnitrat (NH3/LiNO3) eingesetzt. Um die Kompressor
Austrittstemperatur zu reduzieren wurde eine 2-stufige Kompression mit Zwischenkühlung eingesetzt.
Messungen mit dem Funktionsmuster (siehe Abbildung 58) konnten den simulierten Temperaturhub
und die berechnete Effizienz scheinbar noch nicht erreichen. COP Werte um 2.5 wurden gemessen im
Bereich 45°C/60°C bis 75°C/90°C. Optimierungsbedarf besteht v.a. beim Absorber Design, bei der
elektrischen Leistungsaufnahme, den Wärmeverlusten der Kompressoren und der Verschleppung von
Lösungsmittel im Kältereislauf (Rieberer et al., 2014).
Abbildung 59: Aufbau und Schema der Rotationswärmepumpe K7 mit 700 kW Wärmeleistung (Adler, 2016) und
Anwendungsbeispiele mit berechneter Leistungskennzahl (COP) (www.ecop.at/de/produkt)
Die Rotationswärmepumpe funktioniert nach dem Prinzip eines linksläufigen Joule-Prozesses (oder
auch Brayton Prozess genannt). Die Abbildung 60 visualisiert den Kreislauf und die
Zustandsdiagramme.
Abbildung 61: Schematischer Vergleich einer klassischen Kompressionswärmepumpe (2-Phasenprozess) und der
Rotationswärmepumpe von ECOP (1-Phasenprozess) (Adler, 2016).
46
www.ecop.at/produkt
Die Abbildung 62 zeigt den Messaufbau und die Anlagenkonstruktion. Die gemessenen COPs in
Funktion der Verflüssigungstemperatur und der Verdampfungstemperatur sind in Abbildung 63
Abbildung 62: Messaufbau der HTWP für Nutztemperaturen über 120°C (Noack, 2016).
Tabelle 15: Kältemittel R1336mzz-Z, R1233zd(E) und Novec 649 von 3M47.
47
http://solutions.3mdeutschland.de/wps/portal/3M/de_DE/Novec
Abbildung 64: Aufbau eines Ejektors mit Drucksensoren im Mischrohr, Diffusor und Saugdüse (Schröder and
Köhler, 2015).
Ejektoren werden zur Steigerung der Effizienz von CO2 Kältemittelkreisläufen anstatt eines
Expansionsventils eingesetzt. Gemäss (Schröder and Köhler, 2015) ist die Effizienz eines zweiphasigen
CO2 Ejektors stark von den geometrischen Verhältnissen im Inneren des Ejektors abhängig. Die
Herausforderung bei der Auslegung eines Ejektors für Wärmepumpen stellt die Extrapolation der
Geometrie von einem kleinen auf einen großen Ejektor dar. Bis jetzt gibt es nur für kleine Ejektoren
Erfahrungswerte. Des Weiteren bietet der verbaute Ejektor auf Grund der Größe die Möglichkeit der
Vermessung der Strömung im Inneren des Ejektors, u.a. des axialen und des radialen
Strömungsverlaufs im Mischrohr. Bei einem Treibdüseneintrittsdruck von 84 bar konnte eine Ejektor
Effizienz von 22.25 % gemessen werden.
3.3.3 Leibniz Universität Hannover (Institut für Thermodynamik IfT)
(Pilevski and Tokan, 2016) hat in Kooperation mit Industriepartnern ein Hybrid Wärmepumpenkonzept
für die Hochtemperaturanwendung mit Ammoniak (NH3) und Wasser (H2O) als Arbeitsmittel umgesetzt.
Ein Abstrakt von der DKK Tagung 2016 liegt dazu vor. Durch die Erweiterung einer
Kompressionswärmepumpe mit einem Lösungsmittelkreislauf lassen sich die Vorzüge von
Absorptionswärmepumpen ohne den Einsatz eines thermischen Verdichters realisieren.
In diesem Beitrag wird die Implementierung eines Regelungskonzepts für den stationären Betrieb und
eine Resorptionssteuerung zur Erhöhung der Leistungszahl thematisiert. Als Regelgrößen dienen der
Anlagenhochdruck und der Lösungsmittelvolumenstrom. Die Resorptionssteuerung berechnet im
laufenden Betrieb den benötigten Mindesthochdruck zur vollständigen Resorption und übergibt dies an
den Hochdruckregler. (Pilevski and Tokan, 2016) stellt eine Technikumsanlage vor und die Steuerung
in Form einer Parameterstudie zum Einfluss des Lösungsmittelvolumenstroms auf die Leistungszahl.
3.3.4 Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER), Uni
Stuttgart
Die Arbeiten am IER an der Universität Stuttgart beschäftigen sich hauptsächlich mit der Analyse des
Potenzials und der Anwendungen von Industriewärmepumpen und HTWP. Auf die verschiedenen
Artikel (Blesl et al., 2014; Lambauer et al., 2012; Nellissen and Wolf, 2015; Wolf and Fahl, 2014; Wolf
et al., 2014) wurde insbesondere in der Einleitung dieser Literaturstudie eingegangen.
In einem Kooperationsprojekt mit dem Anlagenbauer Dürr Ecoclean GmbH und Combitherm wurde
auch einen Prototyp mit Kältemittel R245fa entwickelt (Wolf et al., 2014). Mehr dazu ist im Kapitel 2.8
beschrieben.
Abbildung 65: Evaluation von Kältemittel für HTWP (Jakobs, 2013; Reißner et al., 2013b).
Folgende Überlegungen gingen ein in die Auswertung:
Die Entflammbarkeit ist ein ernstes Sicherheitsrisiko und sollte nach Möglichkeit vermieden
werden. Sicherheitsnormen regeln den Einsatz der WP mit brennbaren Arbeitsflüssigkeiten.
Die Toxizität ist auch ein ernstes Sicherheitsproblem. Nicht toxische Arbeitsflüssigkeiten sind
natürlich zu bevorzugen, um eine Gefahr für Personen zu vermeiden.
Das ODP muss null oder sehr niedrig sein, sonst erteilen die Behörden keine Nutzungsrechte.
Das GWP sollte möglichst gering sein.
Die kritische Temperatur sollte deutlich höher sein als die angestrebte
Kondensationstemperatur. Auch möglich sind transkritische oder überkritische
Wärmepumpenzyklen z.B. mit CO2 (R744)
Die Verfügbarkeit ist nötig. Neue Kältemittel haben zu Beginn einen hohen Preis.
Nur die zwei Arbeitsfluide DR-2 von DuPont und LG6 von Siemens (beides R1336mzz) erfüllten gemäss
(Jakobs, 2013; Reißner et al., 2013b) die Evaluationskriterien und wurden für die Entwicklung einer
neuartigen HTWP ausgewählt. R1336mzz weist eine stark überhängende Taulinie auf (überhängendes
Nassdampfgebiet). Die Abbildung 66 verdeutlicht dies im Vergleich zu R134a. Während der
Kompression kann dies zu einer möglichen Kondensation und zu Schäden am Verdichter führen. Als
Konsequenz sind Standard Wärmepumpensysteme nicht geeignet (Reißner, 2015).
Abbildung 66: Überhängendes Nassdampfgebiet von LG6 (rechts) im Vergleich zu R-134a (links) (Reißner, 2015).
Abbildung 67: Graphen und Gleichungen zur Bestimmung der minimal nötigen Überhitzung (minSH) und des
geeigneten Wärmepumpenkreislaufs (Reißner, 2015).
Abbildung 68: Berechnungsformeln für den einstufigen Kreislauf mit und ohne IHX (Reißner, 2015).
Abbildung 69: Theoretischer COP für verschiedene Kältemittel in Funktion von T_cond. Das theoretische COP
Maximum liegt in etwa zwischen 33K und 42K (T_krit-T_Kond) (Reißner, 2015).
Aus den theoretischen Simulationen lässt sich ableiten, dass die kritische Temperatur für eine HTWP
nicht nur hoch sein, sondern auch einen definierten Abstand zur angestrebten
Kondensationstemperatur aufweisen soll. Je nach Kondensationstemperaturen kann eine Klärmittel
Empfehlung abgegeben werden, um eine maximale Effizienz zu erreichen.
Das auf den Arbeitsnamen LG6 getaufte Kältemittel von Siemens zeigt den höchsten theoretischen
COP über den gesamten Temperaturbereich (80 bis 160°C Kondensationstemperatur). LG6 wurde
deshalb als sehr vielversprechende Arbeitsflüssigkeit für Hochtemperaturanwendungen identifiziert
(nicht brennbar, nicht toxisch, ODP=0, GWP=1) und für die experimentelle HTWP Laboranlage
verwendet.
Die Abbildung 70 zeigt die VHC der betrachteten Kältemittel. Das praktische Limit liegt bei etwa 500 bis
1‘000 kJ/m3 für effiziente Kompressoren. R718 und MF3 liegen überwiegend unterhalb dieser Grenze
und sind also nicht geeignet.
Abbildung 70: VHC aller betrachteten Arbeitsflüssigkeiten über den Temperaturbereich 90-150°C, sowie COP,
VHC, Druckverhältnis und Druckniveau beim Betriebspunkt 80°C/130°C (Reißner, 2015).
Parameter Werte
Maximale Wärmeleistung: 12 kW
Wärmequelle: bis 110°C
Wärmesenke: bis 150°C
Kompressor Typ: Hubkolben
Kältemittel: R245fa und LG6
(bzw. R1336mzz)
In Betrieb seit: Juni 2012
Abbildung 71: Foto, 3D-Modell (Kondensator und IHX: Plattenwärmetauscher von SWEPT, Verdampfer: Koaxial
Doppelrohr Wärmetauscher WKE24 von Wieland, Expansionsventil: AEL6.0 von Honeywell, Kompressor: GEA Bock
F3 mit Siemens Antrieb.), Kreislaufschema (mit IHX und Zusatzheizung) und Kenndaten der HTWP von (Reißner,
2015; Reißner et al., 2013a, 2013b).
Abbildung 73: Betriebskennfeld der Hochtemperatur Wärmepumpe mit LG6 von (IEA, 2014a; Reißner et al., 2013b)
Als Ausblick gibt (Reißner, 2015) an, dass dieses HTWP Projekt bei der Firma Siemens weiter geführt
wird. Langzeitversuche sind erforderlich, um einen stabilen Betrieb über Jahre zu gewährleisten. Der
Kompressor Typ spielt dabei eine wichtige Rolle für die erreichbare Heizleistung. Das angestrebte
Anwendungsspektrum von >500 kW ist momentan noch etwa 50x grösser als die maximale Leistung
der Laboranlage (<10 kW).
Abbildung 76: Schema und Foto der HTWP vom Projekt EDF/Johnson Controls (IEA, 2014a).
48
https://www.honeywell-refrigerants.com/americas/product/genetron-245fa/
Abbildung 77: Hydraulik der Hochtemperatur Wärmepumpe bis 150 °C (Assaf et al., 2010; IEA, 2014a, 2012;
Rieberer et al., 2015)
Sowohl die Hoch- als auch die Tieftemperaturschleife umfasst einen Wassertank, eine gesteuerte
elektrische Heizung und eine Wasserpumpe mit einstellbarem Volumenstrom. Ferner enthält das
System einen Gegenstrom-Plattenwärmetauscher zur Wärmerückgewinnung vor der Wärmepumpe
(IEA, 2014a). Weitere Details zum Aufbau sind in (Assaf et al., 2010) beschrieben.
Um den gesamten Leistungsbereich zu decken, wurden zwei Kompressor Technologien entwickelt. Als
erstes ein Doppelschraubenverdichter und dann ein Zentrifugalverdichter mit Magnetlagern. Die
Doppelschraubenverdichter wurden im Verlaufe des Projektes mit einem Zentrifugalverdichter ersetzt.
Die Tabelle 17 zeigt die Betriebskennwerte der Hochtemperaturwärmepumpe mit R245fa im Projekt
EDF/Johnson Controls (JCI). Beide Kompressor Technologien werden bis zu 120°C getestet (Peureux
et al., 2014).
Tabelle 17: Betriebskennwerte der Hochtemperaturwärmepumpe mit R245fa im Projekt EDF/Johnson Controls
(Jakobs and Laue, 2015; Peureux et al., 2014).
Parameter Schraubenverdichter Zentrifugalkompressor
Max. Verdampfungstemperatur 60°C 55°C
Max. Kondensationstemperatur 102°C 95°C
COP_Carnot 8.9 bei 60°C/102°C 9.2 bei 55°C/95°C
5.3 (0.6 x COP_Carnot) 5.7 (0.62 x COP_Carnot)
Effizienz (COP)
bei 60°C/102°C (42°C Hub) bei 55°C/95°C (40°C Hub)
Wärmeleistung 300 – 500 kW 900 – 1200 kW
Die Abbildung 78 zeigt die Resultate und Performance Charts der EDF/Johnson Control Wärmepumpe
(IEA, 2014a). Beim Betriebspunkt 60°C/100°C wird z.B. ein COP von 5 bis 6 und 400 bis 500 kW
Wärmeleistung erreicht.
Abbildung 78: Resultate und Performance Charts der EDF/Johnson Controls Wärmepumpe (IEA, 2014a).
Bobelin fasst die Resultate des Projektes in (IEA, 2012) wie folgt zusammen:
Der von JCI zur Verfügung gestellte Prototyp demonstriert die Möglichkeit der Verwendung von
R-245fa im industriellen Massstab.
Der Prototyp kann theoretisch eine Temperatur von 120°C erreichen, was ein viel
versprechendes Feld für industrielle Anwendungen ist.
Forschung mit HFO-Kältemitteln ist in Zukunft erforderlich.
3.4.2 Alter ECO Projekt
Das Alter ECO Projekt (Analysis Low Temperature Energy Recovering / ECOnomy) befasst sich mit der
Entwicklung und industriellen Prüfung von Hochtemperatur Wärmepumpen, welche in der Lage sind bei
140°C Kondensationstemperatur zu arbeiten (Bobelin et al., 2012; IEA, 2014a). Am Projekt beteiligt sind
die Firmen Danfoss, Arkema, Ciat und Clauger, welche Wärmetauscher, Arbeitsfluide und
Kompressoren lieferten. Die experimentellen Resultate wurden in der Studie von (Bobelin et al., 2012)
publiziert. Die Tabelle 18 fasst die wesentlichen technischen Spezifikationen der Alter Eco
Wärmepumpe zusammen. In
Abbildung 79 sind zwei Fotos der Wärmepumpe zu sehen (IEA, 2014a).
Tabelle 18: Technische Spezifikationen der Alter Eco Wärmepumpe (IEA, 2014a).
Parameter Werte
Verdampfungstemperatur 35-60°C
Kondensationstemperatur 80-140°C
Maximale elektrische Verdichterleistung 75 kW
Maximal Kondensationsleistung 200 kW
Kältemittel ECO3 (enthält R-245fa)
Kompressortyp Zwei parallelle Scrollverichter
Abbildung 80: Schema und Betriebspunkte der Alter ECO WP mit ECO3 (Bobelin et al., 2012; IEA, 2014a).
Zudem hat (Bobelin et al., 2012) im Rahmen des Projektes auch theoretisch verschiedene Kältemittel
(ECO3, R1234ze, R245fa, R365mfc, R236fa, R717 bzw. NH3) für die potentielle Anwendbarkeit in
HTWP untersucht. Die Tabelle 19 zeigt die wesentlichen Eigenschaften dieser Fluide und die Tabelle
Tabelle 20: Berechnete COP Werte und Treibhausgasemissionen TEWI (Equivalent Total Warming Impact, in
Tonnen CO2) bei T_evap: 50°C, T_cond: 100°C, Unterkühlung: 2°C, Überhitzung: 10°C, und Isentropische
Effizienz: 0.7 (Bobelin et al., 2012).
Abbildung 81: Performance Charts der Alter Eco Wärmepumpe mit ECO3 Kältemittel. Wärmeleistung (kW) und
COP (-) in Funktion von 35 bis 60°C Verdampfungs- und 80 bis 140°C Kondensationstemperatur (oben mit max.
120°C Kondensationstemperatur, unten bis max. 138°C) (Bobelin et al., 2012; IEA, 2014a).
Abbildung 82: Schema und Fotos der Wasser (R718) HTWP des PACO Projekts mit Doppelschraubenverdichter
(Chamoun et al., 2014, 2013, 2012b; EDF, 2015; IEA, 2014a).
Die entwickelte HTWP nutzt eine Quellentemperatur von 85 bis 95°C (Abwärme) und kondensiert das
Wasser bei ca. 145°C mit einer Wärmeleistung von mehr als 300 kW. Wasserdampf den Vorteil, dass
es kein Ozonabbaupotential (ODP) hat im Vergleich zu synthetischen Kältemitteln (Chamoun et al.,
2012b). Es ist nicht brennbar, ungiftig, benötigt aber einen geringen Druck zur Verdampfung.
Die Verwendung von Wasser bringt aber auch technische Herausforderungen mit sich, insbesondere
auf die Kompressionstechnologie bezogen. Problematisch an der Verdampfung unterhalb des
atmosphärischen Drucks ist die Leckage von nicht-kondensierbaren Gasen zur Niederdruckseite des
Systems (Vetsch, 2013). Luft im System reduziert die Förderleistung an Kältemittels des Kompressors.
Um die anfänglich vorhandene Luft im System abzuführen wurde ein spezielles Ablassventil an der
Oberseite des Akkumulators (Speichers) nach dem Kondensator eingebaut. Bei der Inbetriebnahme der
Wärmepumpe wird über dieses Ventil entlüftet.
Als Kompressor wird ein für Wasserdampf modifizierter Doppelschraubenverdichter (Abdichtung,
Wassereinspritzung) von Svenska Rotor Maskiner (SRM) eingestzt, der auf einem Luftkompressor
basiert.
Die Spezifikationen des Kompressors sind (Chamoun et al., 2014, 2013, 2012a, 2012b):
Eingangsdrehzahl von 4‘700 U/min,
Verdrängung von 6.6 L/U (ergibt 6.6 L/U x 4700 U/min = 1‘861 m3/h),
hohes Verdichtungsverhältnis (entspricht 40 bis 50 K Temperaturerhöhung),
geschätzter adiabatischer und volumetrischer Wirkungsgrad von 57% bzw. 82%, und
geschätzte tatsächliche Nutzleistung von 90 kW
Modellrechnungen von (Chamoun et al., 2013) ergaben eine isentropische Effizienz von etwa 0.7 bei
einem Kompressionsverhältnis von 2.8 (entspricht Temperaturerhöhung von 30 K) bis 4
(Temperaturerhöhung von 41 K). Beim Betriebspunkt 94°C/121°C wurde ein COP von etwa 5.5 evaluiert
(Chamoun et al., 2014). Dies entspricht einem maximalen Carnot COP von etwa 38% (COP Carnot =
(121 + 273) / (121 - 94) = 14.6). Vergleichsrechnungen von (Chamoun et al., 2014) bei 75°C/130°C
ergaben für Wasser einen COP von 3.6, für R245fa 2.7 und für Ammoniak 1.5.
Zusammenfassend wurde im Projekt PACO die technische Machbarkeit einer Wasser-HTWP bis 140°C
demonstriert. Aufgrund mechanischer Probleme im Doppelschraubenverdichter konnten die erwarteten
Leistungen jedoch noch nicht erreicht werden (IEA, 2014a). Ein Zentrifugalkompressor mit
Magnetlagern ist deshalb in Einsatz, wobei Testresultate noch nicht vorliegen.
Die kritische Temperatur des Kältemittels gibt einen Überblick über die maximale Temperatur, welche
die Flüssigkeit in der Wärmepumpe erreichen kann. (Duclos et al., 2014) berechnete den COP für einen
1-stufigen Zyklus mit Hilfe von CoolProp-Stoffdaten. Die Abbildung 83 stellt den COP in Funktion der
Kondensationstemperatur für die verschiedenen Kältemittel dar (bei einem Temperaturhub von 45K).
Es lässt sich eine allgemeine Faustregel ableiten, dass der optimale COP eines Kältemittels bei einer
Kondensationstemperatur erreicht wird, die in etwa 30°C kleiner als die entsprechende kritische
Temperatur ist. Je nach Fluid und Kondensationstemperatur variiert der COP stark.
Künftige Entwicklungen zielen darauf ab, Kältemittel für hohe Temperaturen und hohen Leistungen zu
entwickeln (ähnlich wie z.B. R123), jedoch mit geringem Einfluss auf die Umwelt (niedriges GWP) und
mit Sicherheitskonformität. An diesem Thema arbeiten insbesondere auch die Industriepartner des
VALENTHIN-Konsortiums.
Abbildung 83: Berechneter COP für verschiedene Kältemittel (Duclos et al., 2014).
Abbildung 84: System mit gleichzeitigem Heizen und Kühlen und Nutzung von Wärmerückgewinnung (IEA, 2012;
Watanabe, 2013).
Die Abbildung 85 visualisiert den Bereich für industrielle Wärmepumpen in Japan. Industrielle
Wärmepumpen sind bis etwa 100°C verfügbar. Dampf mit einer Temperatur von grösser als 100°C wird
hauptsächlich mittels Gas/Öl-Boiler erzeugt.
Abbildung 85: Bereich für industrielle Wärmepumpen aus der Sicht Japans (Kuromaki, 2012).
Abbildung 86: Kreislauf und Prototyp der Pentanwärmepumpe (R-601) zur Hochtemperaturanwendung bis 135°C
(Heidelck et al., 2000; Jakobs, 2010; Yamazaki and Kubo, 1985).
Abbildung 89: Simulationsergebnisse für R1234ze(Z) bei einer Heizlast von 1.8 kW und Kondensationstemperatur
von 75°C, 100°C und 125°C. Die Kreuz- und Kreissymbole bei 75°C repräsentieren jeweils gemessene und
simulierte Punkte. (a) p-h-Diagramme (b) T-s-Diagramme (Fukuda et al., 2014).
Die Abbildung 90 zeigt die Simulationsergebnisse COP und volumetrische Heizkapazitäten in Funktion
der Kondensationstemperatur und Kältemittel bei einem Temperaturhub von 35K. Jedes Kältemittel hat
eine bestimmte Kondensationstemperatur, bei welcher der COP sein Optimum erreicht. Diese optimale
Kondensationstemperatur liegt in etwa 20 K unter der kritischen Temperatur des jeweiligen Kältemittels
(z.B. R1234ze(E): T_opt = 90°C, T_krit = 109°C dT = 19°C). Die optimalen
Kondensationstemperaturen liegen für R1234ze(E) und R1234ze(Z) bei etwa 90°C bzw. 130°C (Fukuda
et al., 2014).
1:
COP
4.22
2:
COP
4.61
3:
COP
4.77
4:
COP
4.53
49
https://www.chemours.com/businesses-and-products/fluoroproducts/opteon-refrigerant/
In Abbildung 91 sind die COPs, die Druckverhältnisse und die volumetrischen Heizleistungen eines
einstufigen Kreislaufs für verschiedene Kältemittel und einem Temperaturhub von 80 K berechnet
(Kondou and Koyama, 2015). Mit steigender Kondensationstemperatur nimmt der COP monoton zu,
das Druckverhältnis sinkt aufgrund des zunehmenden Verdampfungsdrucks und die volumetrische
Heizkapazität nimmt aufgrund der abnehmenden latenten Wärme im Kondensator ebenfalls zu.
Abbildung 91: Theoretische Simulation von COP, Druckverhältnis und volumetrische Heizleistung eines einstufigen
Kreislaufs für verschiedene Kältemittel (dT_Lift = 80 K, SC = 60 K, SH = 3 K, eta_comp = 1.0, ze(E) = R1234ze(E),
ze(Z) = R1234ze(Z) (Kondou and Koyama, 2015).
3.6 Niederlande
Die RHC-Plattform (European Technology Platform on Renewable Heating and Cooling) hat eine
strategische Forschungs- und Innovationsagenda für erneuerbare Wärme und Kühlung definiert (IEA,
2014a; Kleefkens and Spoelstra, 2014). Die Abbildung 92 visualisiert dazu verschiedene
Wärmepumpentechnologien in Funktion der Quelltemperatur (Wärmequelle) und der gelieferten
Temperatur (Wärmebedarf) mit entsprechenden Entwicklungsperspektiven.
Derzeitige Wärmepumpentechnologien sind geschlossene Kaltdampfprozess, offene Zyklen der
mechanischen Dampf-Rekompression und Lithium-Bromid (LiBr) Wärmetransformatoren. Die
folgenden Entwicklungen sind vorgesehen für die „Next Generation Heat Pumps“ (Kleefkens and
Spoelstra, 2014):
Entwicklung neuer niedrig-GWP-Kältemittel oder Einsatz natürlicher Kältemittel wie Butan oder
Wasser), um Temperaturen von bis zu 150°C zu erreichen. Komponenten und Materialien
sollten dazu entwickelt werden für Temperaturhübe von bis zu 70K. Dies ermöglicht die
Integration der Wärmepumpe in industrielle Heizprozesse.
Entwicklung neuer Konzepte, die eine Aufwertung von Abwärme (> 90°C) auf Temperaturen
von bis zu 200°C ermöglichen, ohne externe Antriebsenergie zu gebrauchen (z.B. reversible
Feststoff-Sorptionsreaktionen wie die Reaktion von Salzen und Ammoniak).
Entwicklung von Hybridsystemen, die sowohl Kompression als auch Abwärme als Antriebskraft
nutzen, um den Arbeitsbereich zu erweitern, z.B. aus Niedertemperatur-Abwärme immer noch
Temperaturhübe von bis zu 100K erreichen.
Die Schweiz wird sich in den nächsten 3 Jahren insbesondere im Rahmen des SCCER-EIP50 mit HTWP
befassen. Beteiligt sind dabei die Hochschulen NTB Buchs und EPFL.
50
Swiss Competence Center for Energy Research-Efficiency of Industrial Processes, www.sccer-eip.ch
(Zhou et al., 2012) fasst in einem Review Paper den Entwicklungsstatus der Entwicklung von
Kältemitteln und Kältekreisläufen zusammen. (Zhang et al., 2016) gibt eine umfassende Übersicht zu
den Fortschritten und Anwendungen von industriellen Wärmepumpen in China.
Die Tabelle 28 fasst daraus Applikationsbeispiele von zusammen und gibt Informationen zu den
potenziellen Kältemitteln mit deren maximaler Senkentemperatur, die bis 160°C reichen (DR-2, SES36).
Tabelle 28: Applikationsbeispiele von Industriellen Wärmepumpen in China und Kältemittel (Zhang et al., 2016).
Abbildung 93: Layouts und p-h-Diagramme für verschiedene Wärmepumpensysteme (Cao et al., 2014).
Der 2-stufige Kreislauf mit Flash-Tank (System 5) zeigt die höchste Effizienz (siehe Abbildung 94). Im
Betriebspunkt 45°C/95°C wird ein COP von 3.6 bis 4.2 und eine Exergie Effizienz von 48% bis 53%
erreicht.
Abbildung 94: COP und Exergie Effizienz der untersuchten Kreisläufe in Funktion der Verdampfungs- und
Kondensationstemperatur, T_SH:3°C, T_SC: 5°C, Pinch Verdamper: 5°C (Cao et al., 2014).
(Pan et al., 2011) untersucht die Effizienz verschiedener Kältemittel bis 95°C Kondensationstemperatur.
Die theoretische Analyse zeigt, dass R141b, R123, R245ca, R600 und R245fa die höchste Effizienz
(COP) erreichen (siehe Abbildung 95). Hohe Druckverhältnisse sind für R245ca, R141b und R123 nötig.
Tiefe Druckverhältnisse benötigen R600a, R152a und R134a. Die höchste volumetrische Heizleistung
Abbildung 95: Theoretische Analyse verschiedener Kältemittel. COP [-], Druckverhältnis [-] und volumetrische
Heizleistung [J/m3] in Funktion der Kondensationstemperatur, 1-stufiger Kreislauf, T_SH: 5°C, T_SC: 5°C, DT_Hub:
45°C, eta_isent: 0.95 (Pan et al., 2011).
(Xiaohui et al., 2014) untersucht die Leistung einer HTWP mit 65 kW bis 120 kW Heizleistung theoretisch
und experimentell für ein Kältemittel mit Arbeitsbezeichnung BY-4 (nahezu azeotropisches Gemisch).
Die Abbildung 96 zeigt die Resultate der theoretischen Analyse, und Abbildung 97 die experimentellen
Messwerte. Bei einem Temperaturhub von 40K werden im Bereich von 80°C bis 110°C
Senkentemperatur COP Werte von 2.7 bis 3.5 gemessen. Die Heissgastemperatur erreicht
Spitzenwerte von über 110°C.
Abbildung 96: COP, Kondensationsdruck und volumetrische Heizleistung, T_SH: 5°C, T_SC: 5°C, Eta_isent: 1
(Xiaohui et al., 2014).
Abbildung 97: Experimenteller COP, Kondensations- und Verdampfungsdruck und Heissgastemperatur (Xiaohui et
al., 2014).
(Zhijiang et al., 2015) zeigt experimentelle Untersuchungen auf einer R1234ze Luft/Wasser HTWP zur
Wassererwärmung. Wassertemperaturen von 35°C bis 85°C werden erreicht. Beim Betriebspunkt 25°C
(Luft) / 85°C (Wasser) wird beispielsweise ein COP von etwa 2.3 erzielt.
Abbildung 99: Experimentelle Anlage, Kreislaufschema und COP (Zhao et al., 2016).
(He et al., 2015) hat eine 200 kW Wärmepumpe mit Economiser Schaltung und Zwischeneinspritzung
in den Doppelschraubenverdichter untersucht zur Bereitstellung von heißem Wasser bis Temperaturen
von 88°C. Als Kältemittel wurde R124 eingesetzt. Bei 46°C Quellentemperatur wurden COPs im Bereich
von 3.4 bis 4.6 gemessen. Die Abbildung 100 zeigt den Prototyp, das Kreislaufschema und
experimentelle Leistungsdaten.
Abbildung 100: Experimentelle Anlage, Kreislaufschema und COP (He et al., 2015).
Zusammenfassend lässt sich für China festhalten, dass Forschungsaktivitäten im HTWP Bereich
vorhanden sind, insbesondere an der Xian Jiaotong University und University Tianjin. (Cao et al., 2014)
und (Xiaohui et al., 2014) berichten über Senkentemperaturen von > 100°C.
Organisation, Heizleistung
Kreislauf Kompressor Kältemittel Quellen- und Senkentemperatur [°C] Referenz
Projektpartner [kW]
Die Tabelle 30 zeigt die entsprechenden Kreisläufe und die erreichten COPs für die angebenden
Temperaturhübe (etwa 30-40K und 70K). Die experimentell untersuchten Wärmepumpensysteme sind
alle 1-stufig und enthalten als Modifikation teilweise einen IHX und/oder einen Economiser mit
Zwischeneinspritzung in den Verdichter. Experimentelle Studien über 2-stufige HTWP Kreisläufe sind
nicht bekannt. Es ist jedoch anzunehmen, dass an mehrstufigen Kreisläufen geforscht wird, um noch
höhere Temperaturhübe zu schaffen.
Die eingesetzten Kältemittel sind R1336mzz-Z, H2O, R245fa, R1234ze(Z) und R601, sowie Produkte
ohne weitere Informationen zur chemischen Verbindung, wie LG6 (Siemens), ÖKO1 (enthält R245fa,
Ochsner), ECO3 (R245fa, Alter ECO) oder HT125 (ILK Dresden). An neuartigen Kältemitteln wird
geforscht, um Temperaturniveaus bis zu 160°C erreichen. Zur Kältemittel Auswahl für HTWP wird im
nächsten Kapitel 4 eingegangen.
COP
COP T=35°C 4.2-5.8
T=35°C 4.7-5.8 T=70°C 2.1-2.5 COP
T=70°C 2.6-3.4 T=27°C (94/121) 5.5
T=55°C (75/130) 3.6
(Reißner, 2015; Reißner et al., Alter ECO (Bobelin et al., 2012;
IEA, 2014a) 50-200 kW, mit IHX (Yamazaki and Kubo, 1985)
2013a, 2013b) 12 kW, mit IHX,
und Unterkühler, Doppel Scroll 150-400 kW, Schraube
Hubkolben
COP
COP COP T=40°C 6.4-7.0
T=30°C 3.6-6.0 T=35°C 6-7 T=70°C 2.6-3.0
T=60°C 2.5-3.2 T=70°C 2-3
EDF/Johnson Controls (IEA,
(Wilk et al., 2016b)
(Fukuda et al., 2014) 2014a) mit Economizer und
250-400 kW, mit Economizer,
1.8 kW, Doppelrotations- IHX, 300-500 kW,
Schraube
kompressor (2-stufig) Doppelschraube,
900-1’200 kW, Zentrifugal
COP COP
COP
T=35°C 3.6-3.9 T=30°C 5.4-6.6
T=35°C 5-7
T=70°C 2.1-2.3
T=70°C 2-3
Abbildung 101: Experimentell erreichte COPs verschiedener Forschungsarbeiten von HTWP in Funktion der
Senkentemperatur bei unterschiedlichen Temperaturhüben von 20K bis 70K.
Abbildung 103: Einteilung der Kältemittel nach Sicherheitsgruppen nach (DIN EN 378-1, 2008) bzw. ASHRAE 34.
Die Kältemittel sind entsprechend der Brennbarkeit und der Giftigkeit eingeordnet in die
Sicherheitsgruppen A1, A2, A3, B1, B2, B3 gemäss DIN EN 378-1 (Anhang E). Die Buchstaben stehen
dabei für A = Geringere Giftigkeit und B = Höhere Giftigkeit. Die Zahlen stehen für 1 = Keine
Flammenausbreitung, 2 = Geringere Brennbarkeit, und 3 = Höhere Brennbarkeit.
Zur einfacheren Handhabung werden die Sicherheitsgruppen in den sogenannten L-Gruppen L1, L2,
L3 (EN 378-1 Abs. 5.4.2) zusammengefasst: L1 beinhaltet A1, L2 beinhaltet B1, A2, B2, und L3
beinhaltet A3, B3. Des Weiteren lassen sich bei Kälteanlagen nach der Art der Aufstellung drei
Aufstellungsbereiche A, B, C unterscheiden (EN 378-1 Anhang C):
A = Alle kältemittelführenden Teile in Personen-Aufenthaltsbereich
B = Hochdruckseite der Kälteanlage in Maschinenraum oder im Freien
C = Alle kältemittelführenden Teile in Maschinenraum oder im Freien
Abhängig von der L-Gruppe und dem Aufstellungsbereich gelten Anforderungen an die zulässigen
Kältemittelfüllmengen (EN 378-1 Anhang C).
R1234ze(E), R1234ze(Z), R410A, R134a und R245fa bei R134a, DR-14A, DR-12, R245fa, DR-40A, DR-2
35K Temperaturhub (Fukuda et al., 2014) (R1336mzz-Z) bei 35K Temperaturhub (Kontomaris, 2014c)
R114, R245fa, R236fa, R236ea, R365mfc, R31-10, R41-12, R1234yf, R245fa, R1234ze(E), R123, IsoButane, R236fa,
R1234yf, R1234ze, R1336mzz, R1233zd, RE347mcc, LG6, R134a, R12, R22, R717 und R718 bei 45K Temperaturhub
R600a, R601, Cyclopentan, MF2, MF3 bei 50K (Duclos et al., 2014)
Temperaturhub und Kreislauf mit IHX (Reißner, 2015)
R134a, DR-14A, DR-12, R245fa, DR-40A, DR-2 (von R717, R134a, R1234ze(E), R1234ze(Z), R245fa,
Dupon, R1336mzz-Z) bei 70K Temperaturhub R1233zd(E), R365mfc bei 80K Temperaturhub (Kondou and
(IEA, 2014a; Kontomaris, 2015, 2013) Koyama, 2015)
Abbildung 104: Effizienzvergleich (COP theoretisch) verschiedener Kältemittel im 1-stufigem Kreislauf bei
unterschiedlichen Temperaturhüben und Annahmen (Unterkühlung, Überhitzung, Kompressor Effizienz).
R1336mzz(Z)
Cyclopentan
R1233zd(E)
R717 (NH3)
R1234ze(E)
R1234ze(Z)
RE347mcc
COMP
THub
T SH
T SC
R365mfc
COP
DR-40A
DR-14A
R1234yf
R236ea
R245fa
R41-12
R236fa
R31-10
DR-12
R410A
R600a
R134a
DR-2
Reference
R718
R123
R601
R114
R744
MF3
LG6
MF2
R12
R22
[°C] [°C] [°C] [-] [°C] [-]
>165
>145
374
239
214
197
187
171
171
166
154
150
146
138
135
132
125
109
112
112
102
101
n.v.
n.v.
n.v.
n.v.
n.v.
96
95
73
31
Kritische Temperatur [°C]
(Fukuda et
35 3 20 1 150 8.3-10.8 1 2 3 4 5
al., 2014)
(Kontom aris,
35 5 5 0.8 170 5.5-7.7 1 2 3 4 5 6
2014b)
(IEA, 2014a;
Kontom aris, 40 11 5 0.8 170 4.8-6.6 1 2 3 4 5
2015, 2013)
(Duclos et al.,
45 10 5 0.75 140 4.2-6.4 11 4 2 5 10 6 3 8 7 9 1
2014)
(Reißner,
50 5 5 0.8 150 3.3-6.3 2 1 3 4 5 7 8 9 6 13 10 11 12 15 16 16 17 18 14 19 20
2015)
(Reißner et
50 5 5 0.8 160 5.0-5.6 1 2 3
al., 2013b)
(IEA, 2014a;
Kontom aris, 70 20 5 0.8 170 2.6-3.5 1 2 3 4 5 6
2015, 2013)
(Kondou and
Koyam a, 80 3 60 1 185 4.0-5.8 1 2 3 4 7 5 6
2015)
In Abbildung 105 ist der berechnete COP für die verschiedene Temperaturhübe (35K bis 80K) zusätzlich
graphisch dargestellt für die jeweils untersuchten Kältemittel. Der COP sinkt erwartungsgemäss mit
höherem Temperaturhub. (Kondou and Koyama, 2015) zeigen beispielsweise, dass mit R1233zd(E)
und 80K Temperaturhub (70°C/150°C) ein beachtlicher COP von etwa 5.3 erreichbar ist, ähnlich hoch
wie mit R245fa.
11
10
9
8
COP [-]
7
6
5
4
3
2
35°C 35°C 40°C 45°C 50°C 50°C 70°C 80°C
(Fukuda et (Kontomaris (IEA, 2014a; (Duclos et (Reißner (Reißner et (Kontomaris (Kondou
al. 2014) 2014) Kontomaris al. 2014) 2015) al. 2013b) 2014) and Koyama
2015, 2013) 2015)
Temperaturhub THub [°C]
Abbildung 105: Bandbreite der theoretisch erreichbaren COPs in Funktion des Temperaturhubs für 1-stufige
Kreisläufe für unterschiedliche Kältemittel.
Die evaluierten Kältemittel für Hochtemperatur Anwendungen sind bei PanGas AG leider nicht alle
verfügbar. Ein Import der Kältemittel in die Schweiz wird von PanGas AG aufgrund der sehr geringen
Menge nicht angestrebt. Über die Firma TEGA (www.tega.de) ist teilweise eine Beschaffung möglich.
Nicht aufgeführte Produkte befinden sich nicht im Produktprogramm. Eine Preisanfrage zur Beschaffung
bei Honeywell und Chemours für Versuchszwecke wurde in die Wege geleitet.
R365mfc (CAS Nr. 406-58-6)
R1336mzz(Z) (CAS Nr. 692-49-9) (Chemours Opteon MZ)
R1234ze (E) (CAS Nr. 1645-83-6) (Honeywell Solstice ze (R-1234ze))
R1234yf (CAS Nr. 754-12-1) (Honeywell Solstice yf (R-1234yf))
R1233zd(E) (CAS Nr. 2730-43-0 oder 102687-65-0) (Honeywell Solstice zd53)
R1233xf (CAS Nr. 2730-62-3)
Abbildung 106: Zeitliche Entwicklung der Regulierung von Kältemitteln in der ChemRRV54.
51
www.pangas.ch, Offerte vom 31. Jan. 2017
52
www.tega.de
53
https://www.honeywell-blowingagents.com/?document=solstice-lba-technical-brochure&download=1
54
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/chemikalien/fachinformationen/chemikalien--
bestimmungen-und-verfahren/kaeltemittel.html
T_evap=26.7°C, T_cond=85.0°C,
T_sup=10.6°C, T_sub=11.1, n_isen=85%
(Reißner, 2015) (Brown, 2009)
55
http://www.bafu.admin.ch/chemikalien/01415/01426/index.html?lang=de
Abbildung 108: p-h Diagramme von R245fa (links) und R365mfc (Quelle: EES property plots).
R245fa verspricht eine gute Effizienz, ODP=0, Sicherheitsgruppe B1 (höhere Toxizität, keine
Flammenausbreitung) (Bobelin et al., 2012) und kann über weite Bereiche einstufig verdichtet werden.
R245fa lässt Vorlauftemperaturen bis ca. 140°C zu, möglicherweise ist aber in diesem Betriebspunkt
eine Zwischenkühlung notwendig (Vetsch, 2013).
Bei Entflammbarkeitstests von 60°C ist R1234ze(E) brennbar und daher wie R1234yf in der
Sicherheitsgruppe A2L eingestuft. Die kritische Temperatur liegt bei 109.4°C und damit ist ein
wirtschaftlicher Betrieb bis etwa 90°C Verflüssigungstemperatur möglich.
R1234ze(E) zeichnet sich insbesondere durch ein niedriges GWP von <1 aus und ist ein potentieller
Ersatzstoff für R134a (Watanabe, 2013). Dies wiederspiegelt sich auch in den Dampfdruckkurven. In
Abbildung 109 sind die Dampfdruckkurven der Kältemittel R365mfc, R1234ze(Z), R245fa, R1234ze(E),
DR-2, DR-12, DR-14 und R134a im Vergleich dargestellt. Die Dampfdrücke von R1234ze(Z), R245fa
und DR-12 liegen bei 140°C bei etwa 30 bar. DR-2 entspricht in etwa R365fa und DR-14 R1234ze(E).
Abbildung 109: Dampfdruckkurven der Kältemittel R365mfc, R1234ze(Z), R245fa, R1234ze(E), DR-2, DR-12, DR-
14 und R134a (Kontomaris, 2015; Watanabe, 2013).
56
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-1234ze/
Abbildung 110: p-h Diagramme von R1234ze(E) (links) und R1234ze(Z) (Quelle: EES property plots).
(Longo et al., 2014) untersuchte zudem die Wärmeübergangskoeffizienten und den
Reibungsdruckabfall von R1234ze(Z) im Vergleich zu anderen Kältemitteln wie R236fa, R134a, R600a,
R1234ze(E). Der Übergang von natürlich zu erzwungener Kondensation wurde bei etwa 15 kg/m2s
festgestellt. Während der Kondensation bei 40°C zeigte R1234ze(Z) zwischen 48% und 82% höhere
Wärmeübergangskoeffizienten verglichen mit den anderen Kältemitteln.
Aus thermodynamischer Sicht scheint R1234ze(Z) das vielversprechendste Niedrig-GWP-Kältemittel
für HTWP zu sein.
4.8 R1234yf
Die F-Gas-Verordnung (EU Nr. 517/2014) schreibt vor, dass alle Neufahrzeuge ab 1. Januar 2017 nur
noch klimafreundliche Kältemittel mit einem GWP von <150 enthalten dürfen. Chemours (ehemals
DuPont) und Honeywell bündelten ihre F&E Aktivitäten in einem Joint Venture mit Fokus auf R1234yf
oder HFO-1234yf (2,3,3,3-Tetrafluorpropen). Es handelt sich dabei um ein ungesättigtes HFKW mit
chemischer Doppelbindung (CF3CF=CH2). Das Treibhauspotenzial ist außerordentlich gering (GWP<1).
Bei Freisetzung in die Atmosphäre erfolgt ein rascher Zerfall des Moleküls innerhalb weniger Tage
(Bitzer, 2016).
Das entwickelte R1234yf (Honeywell Solstice® 1234yf57 und Chemours Opteon™ YF58) ist die
umweltschonende Alternative zum Kältemittel R134a. Die Temperatur- und Druckverhältnisse sind
vergleichbar. Die kritische Temperatur und der kritische Druck betragen 94.7°C und 33.8 bar. Die
Anwendungsbereiche sind Auto-Klimaanlagen, Kühl- und Gefriergeräte.
R1234yf ist schwer entflammbar und wurde unter der Sicherheitsgruppe A2L eingeteilt. Zu
berücksichtigen sind dabei jedoch die Füllmengenbegrenzungen für A2L Kältemittel (z.B. EN 378), die
den Einsatz entsprechend einschränken.
57
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-yf-refrigerant/
58
https://www.chemours.com/businesses-and-products/fluoroproducts/opteon-yf/
Abbildung 111: p-h Diagramm von DR-2 (R1336mzz-Z) (Kontomaris, 2013) und LG6 (Reißner, 2015).
Der vernachlässigbare Temperaturgleit macht das Kältemittel auch für große Wärmepumpen (und
Kältemaschinen) mit überfluteten Verdampfern geeignet. R1336mzz ist flüssig bei Raumtemperatur und
hat ein Molekulargewicht von 164 g/mol.
Das Kältemittel LG6 von Siemens zeigt ähnliche Eigenschaften wie R1336mzz-Z und ist ebenfalls für
den Einsatz in HTWP geeignet. Es ist insbesondere für Kondensationstemperaturen jenseits von 110°C
vorgesehen (Reißner et al., 2013b). Bei Labortests erreichte LG6 insbesondere bei
Kondensationstemperaturen von 110 bis 150°C bessere COP Werte als R245fa (Reißner, 2015;
Reißner et al., 2013a, 2013b). Für niedrigere Kondensationstemperaturen ist es aufgrund seiner
vergleichsweise geringen volumetrischen Heizleistung allerdings weniger geeignet (Reißner et al.,
2013b). Anhand von Alterungstests untersuchten (Juhasz and Simoni, 2015; Kontomaris, 2013) die
thermische Stabilität verschiedener Niedrig-GWP-Kältemittel (R123, R1233zd-E, R245fa, DR2 bzw.
R1336mzz-Z) gegenüber Kupfer und Stahl. R1336mzz-Z schnitt am besten ab, vergleichbar gut wie
R245fa. Das Fluid blieb transparent und die Metalloberflächen sauber.
59
https://www.chemours.com/Opteon_Stationary/en_GB/applications/waste-heat-recovery.html
60
https://www.chemours.com/Opteon_Stationary/en_GB/literature/index.html
Abbildung 112: p-h Diagramme von n-Butan (R600) und Pentan (R601) (Quelle: EES property plots).
61
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-zd/
62 http://www.honeywell-refrigerants.com/europe/wp-content/uploads/2015/08/Solstice-zd-Handling-Guidelines.pdf
Abbildung 113: p-h-Diagramme für R134a (links) und R410A (rechts) (Quelle: EES property plots).
63
http://www.mayekawa.com.au/products/heat-pumps/
64
http://www.durr-thermeco2.com/de/hochtemperatur-waermepumpen
Abbildung 114: p-h Diagramm von R744 (CO2), R718 (Wasser) und R717 (NH3), Quelle: EES property plots.
Tabelle 36: Industrielle Ammoniak-Wärmepumpe mit Hochdruck-Kompressoren
Firma Wärmepumpe Kompressor
Star Refrigeration65 Neatpump Schraube 76 bar
GEA Refrigeration66 GEA Grasso FX P 63 bar Doppelschraube 63 bar
Johnson Controls67 HeatPAC HPX Hubkolben 60 bar
Aufgrund der Giftigkeit von Ammoniak (B2L) müssen aber gewisse Sicherheitsvorkehrungen
berücksichtigt werden. Ein Kreislauf mit Ammoniak ist klimaneutral, effizient und die Ausganglage für
eine Umsetzung ist gut (Vetsch, 2013). Der Markt verfügt über die notwendigen
Sicherheitseinrichtungen und Komponenten, um dieses Arbeitsmedium sicher in der Industrie
einzusetzen. Die Verdichtung muss mehrstufig erfolgen mit Kühlung zwischen jeder Stufe.
Die Entwicklung von Komponenten für R410a mit 120 bar Technologie machen Ammoniak (R717) als
Kältemittel, welches bislang bei tieferem Druckniveau genutzt wird, für die Anwendungen mit höheren
Senkentemperatur interessant (Pearson, 2010; Vetsch, 2013). Die erreichbare Senkentemperatur liegt
dann bei ca. 126°C (Pearson, 2010).
65
www.star-ref.co.uk/our-products/neatpump/neatpump-brochure.aspx
66
http://www.gea.com/de/products/gea-fx-gc-heat-pump.jsp
67
http://www.sabroe.com/en/products/chillers-and-heat-pumps/heatpac-hpx/
Die natürlichen Kältemittel R600 und R600a wurden aufgrund der Brennbarkeit (A3) ausgeschlossen,
LG6 aufgrund von fehlenden Informationen und Verfügbarkeit.
Tabelle 37: Geeignete Kältemittel für HTWP (*als Kältemittel für die 1. Stufe in einer 2-stufigen Kaskade).
𝐓𝐤𝐫𝐢𝐭 𝐩𝐤𝐫𝐢𝐭 Sdp. 𝐌
Kältemittel ODP GWP SG
[°C] [bar] [°C] [g/mol]
R1336mzz-Z 171.3 29.0 0 2 A1 33.4 164.1
R1233zd(E) 166.5 36.2 0 1 A1 18.0 130.5
R1234ze(Z) 150.1 35.3 0 <1 A2 9.8 114.0
R1234ze(E)* 109.4 36.4 0 7 A2L -19.0 114.0
R1234yf* 94.7 33.8 0 4 A2L -29.5 114.0
Die Hersteller dieser neuen Arbeitsflüssigkeiten sind Honeywell und Chemours (ehemals DuPont).
Honeywell empfiehlt Solstice®zd (HFO-1233zd)68 und Solstice®ze (HFO-1234ze)69 für Hochtemperatur
Anwendungen, wobei es sich bei Solstice®ze um das Isomer mit Suffix (E) handelt. Die Verfügbarkeit
des Isomers R1234ze(Z) ist noch offen. Honeywell wurde diesbezüglich angefragt. Die Antwort steht
zum Zeitpunkt der Publikation der Literaturstudie noch aus.
R1336mzz(Z) wird gemäss Aussagen von Chemours Ende 2017/Anfang 2018 auch in Europa unter
dem Produktnamen Opteon®MZ (R1336mzz(Z))70 auf den Markt kommen. Die Stoffdaten für RefProp
sind verfügbar für Simulationsstudien.
Charakteristisch für diese Kältemittel ist insbesondere das überhängende Nassdampfgebiet, was
spezielle Anforderungen an die Überhitzung stellt. Dies hat beeinflusst auch die Kreislaufwahl und die
Überhitzungsregelung.
68
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-zd/
69
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-1234ze/
70
https://www.chemours.com/Opteon_Stationary/en_GB/applications/waste-heat-recovery.html