Literaturstudie Hochtemperatur Waermepumpen PDF

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Hochtemperatur Wärmepumpen

Literaturstudie zum Stand der Technik, der Forschung,


des Anwendungspotenzials und der Kältemittel

Ausgearbeitet durch:

Dr. Cordin Arpagaus


Senior Research Engineer
NTB Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs
Institut für Energiesysteme (IES)
Werdenbergstrasse 4
9471 Buchs

Tel. +41 (0)81 755 34 94


Fax +41 (0)81 756 54 34
[email protected]
www.ntb.ch/ies

Auftraggeber:
Förderverein Institut für Energiesysteme
Werdenbergstrasse 4
9471 Buchs

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Zusammenfassung
Diese Literaturstudie fasst den aktuellen Stand der Technik und der Forschung für
Hochtemperatur Wärmepumpen (HTWP) zusammen. Die aktuellen Einsatzgrenzen von kommerziell
erhältlichen Wärmepumpen und die Betriebskennfelder von Forschungsanlagen werden im Detail
beschrieben. Der Fokus liegt auf der Evaluation möglicher Wärmepumpenzyklen und Kältemittel
und deren Überprüfung auf die Eignung zum Bau einer Wärmepumpe mit Vorlauftemperaturen um
120°C. Auf Basis dieser Literaturstudie soll es in einem nächsten Schritt möglich sein, einen HTWP
Prototyp mit etwa 10 kW Heizleistung im Labor aufzubauen.
Die Motivation dieser Studie kommt aus der Tatsache, dass ein Grossteil des Energieverbrauchs in
der Industrie zur Bereitstellung von Prozesswärme verwendet wird. Abschätzungen ergeben für die
Schweiz einen Anteil von rund 53% (bzw. 87 PJ) des industriellen Nutzwärmebedarfs. In Österreich sind
es rund 30% (228 PJ) und in Deutschland etwa 40% (1‘917 PJ).
Verfahrenstechnische Prozesse benötigen typischerweise Temperaturen zwischen 80 bis 180°C. In
der Regel fällt dabei ein grosser Teil der eingesetzten Wärme wieder auf einem tieferen
Temperaturniveau als Abwärme an, z.B. als Kühlmedium, Abwasser oder Abluft. Aus energetischer
Sicht ist industrielle Abwärme eine wertvolle Wärmequelle, da ihr Temperaturniveau von etwa 30 bis
60°C deutlich höher ist als jenes von Umgebungsluft (15 bis 20°C) oder Erdreich (5 bis 10°C). Durch
den Einsatz von Wärmepumpen zur industriellen Wärmerückgewinnung und durch die Ausweitung des
Temperaturspektrums der Wärmepumpe auf über 120°C kann ein großes, bisher brachliegendes
Potential zur Abwärmenutzung erschlossen und ein signifikanter Beitrag zur Vermeidung von CO2-
Emissionen erreicht werden.
Große Potenziale ergeben sich vor allem in der Nahrungsmittel-, der Papier-, der Metall- und der
Chemieindustrie. Interessant für den Einsatz von HTWP sind vor allem Wasch- und
Trocknungsprozesse, sowie das Pasteurisieren, Sterilisieren, Eindampfen und Destillieren.
Bei der Betrachtung des Potenzials der Wärmepumpentechnologie in der Industrie ist die lieferbare
Vorlauftemperatur ein wesentlicher Parameter. Bei einer Temperaturobergrenze bis 150°C zeigen
Abschätzungen in Europa ein technisches Potenzial von insgesamt 626 PJ pro Jahr. 18% des
Potentials beziehungsweise 113 PJ fallen in den Temperaturbereich von 100 bis 150°C, welcher für
industrielle HTWP erreichbar wäre.
Trotz des grossen Potentials gibt es für die Verbreitung von HTWP kommerzielle Barrieren. Unter
anderem ist es die Skepsis aufgrund Mangel an Wissen und Erfahrung mit Wärmepumpen, die
Verfügbarkeit konkurrierender Technologien zur Erzeugung von hohen Temperaturen, die tiefen
Energiepreise für fossile Brennstoffe, die fehlende Verfügbarkeit von Kältemitteln mit geringem
Treibhauspotenzial, und insbesondere die dadurch noch zu geringen realisierbaren Temperaturniveaus.
Das Angebot von Wärmepumpen auf dem Markt mit großer Leistung und hohen Vorlauftemperaturen
ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Die Literaturstudie hat 19 Wärmepumpen von 12
Herstellern ausfindig gemacht (Kobe Steel, Hybrid Energy, Mayekawa, Dür Thermea, Ochsner,
Combitherm, Friotherm, Star Refrigeration, GEA Refrigeration, Johnson Controls, Mitsubishi,
Viessmann), welche mindestens eine Vorlauftemperatur von 90°C liefern.
Die japanischen Firmen Kobe Steel und Mayekawa zeigen mit den Wärmepumpen Kobelco SGH 120
und Mayekawa Eco Sirocco Pioniergeist und stellen mit bis zu 120°C Vorlauftemperatur den
industriellen Benchmark dar.
Der Temperaturbereich der typischen Wärmequellen liegt zwischen 17°C und 65°C. Die gemessenen
COP Werte der verschiedenen industriellen HTWP liegen zwischen 2.4 und 5.8 bei einem
Temperaturhub von 40 bis 95K. Das Spektrum der Heizleistungen reicht von etwa 20 kW bis 20 MW.
Als Kältemittel werden hauptsächlich R245fa, R717 (NH3), R744 (CO2 überkritisch), R134a oder
R1234ze(E) eingesetzt. Im Hinblick auf die Prävention der globalen Erwärmung (F-Gas Verordnung)
werden jedoch R134a und R245fa in absehbarer Zukunft beschränkt. Daher ist die Entwicklung von
alternativen Kältemitteln mit niedrigem GWP erforderlich.
Als Verdichter kommen in kommerziellen HTWP ein- oder zweiwellige Schraubenverdichter, 2-
stufige Turbokompressoren und mehrere parallel geschaltete Hubkolbenkompressoren zum
Einsatz. Die meisten Kreisläufe sind 1-stufig und unterscheiden sich insbesondere im verwendeten
Kältemittel und Verdichtertyp. Interne Wärmetauscher (IHX) werden eingebaut, um eine genügende
Überhitzung sicherzustellen. Parallel geschaltete Kompressoren werden eingesetzt, um höhere
Leistungen zu erzielen. Kreislauf Optimierungen mit Economiser, 2-stufigem Turbokompressor und

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Zwischeneinspritzung finden auch Anwendung. 2-stufige Kreisläufe als Kaskade (R134a/R245fa)
oder mit Open-Flash-Economiser werden auch grossmassstäblich umgesetzt.
Die Vielzahl von wissenschaftlichen Forschungsarbeiten zu HTWP in branchenrelevanten
Tagungen und Journals in den letzten 5 Jahren spiegelt die aktuelle Brisanz dieser Thematik wider.
Über 125 Papers wurden in dieser Literaturstudie verarbeitet. Jährlich werden im Schnitt etwa 12
Arbeiten zu HTWP neu publiziert. Es gibt weltweit verschiedene Forschungsprojekte im Bereich HTWP
mit Vorlauftemperaturen grösser 100°C. Einige Funktionsmuster und Prototypen bis 12 kW
Heizleistung wurden im Labormassstab bereits aufgebaut, um die technische Machbarkeit zu
demonstrieren. Grössere Prototypen schaffen mehrere 100 kW Heizleistung. Die experimentelle
Forschung wird vor allem von Forschungsgruppen in Österreich, Deutschland, Frankreich, Japan
und China vorangetrieben. Die Schweiz wird sich in den nächsten 3 Jahren im Rahmen des SCCER -
EIP1 insbesondere mit HTWP befassen.
Die höchste Vorlauftemperatur von 160°C wurde mit der Laboranlage am Austrian Institute of
Technolgy (AIT) erreicht mit dem Hydro-Fluor-Olefin (HFO Kältemittel R1336mzz(Z) in einem 1-
stufigen Kreislauf mit IHX. Ein COP von 2.7 wurde bei einem Temperaturhub von 45K gemessen. Bei
150°C wurde ein COP von 2.4 erreicht mit einem beachtlichen Temperaturhub von 70K.
Herausragende experimentelle Forschungsarbeiten mit HTWP und Vorlauftemperaturen über
120°C wurden insbesondere von Bobelin et al. (2012), Chamoun et al. (2014, 2013, 2012a, 2012b),
Fleckl et al. (2015a, 2015b), Fukuda et al. (2014), Helminger et al. (2016), Reißner et al. (2013a, 2013b),
Reißner (2015), Wilk et al. (2016b), Yamazaki und Kubo (1985) publiziert.
Die untersuchten Kreisläufe sind alle 1-stufig und enthalten als Modifikation teilweise einen IHX
und/oder einen Economiser mit Zwischeneinspritzung in den Verdichter. Experimentelle Studien
über 2-stufige HTWP Kreisläufe sind nicht bekannt. Es ist jedoch anzunehmen, dass an mehrstufigen
Kreisläufen geforscht wird, um noch höhere Temperaturhübe und eine höhere Effizienz zu erzielen, wie
theoretische Simulationen aufzeigen.
Die in den Prototypanlagen eingesetzten Kältemittel sind R1336mzz(Z), R718 (H2O), R245fa,
R1234ze(Z) und R601, sowie Produkte ohne weitere Informationen zur chemischen Verbindung, wie
LG6 (Siemens), ÖKO1 (enthält R245fa, Ochsner), ECO3 (R245fa, Alter ECO) oder HT125 (ILK
Dresden).
Die experimentell erreichten COPs der verschiedenen Forschungsarbeiten bei 120°C
Vorlauftemperatur liegen etwa zwischen 5.7 und 6.5 bei 30K Temperaturhub und zwischen 2.2 und
2.8 bei 70K Temperaturhub.
Die neue F-Gas-Verordnung besagt, dass bis 2022 in allen neuen Wärmepumpen nur noch Kältemittel
mit einem geringen Treibhauspotenzial (GWP < 150) verwendet werden dürfen. Die natürlichen
Kältemittel mit einem niedrigen GWP sind beispielsweise R718 (Wasser), R744 (CO2), R717
(Ammoniak), Isobutan (R600a), Butan (R600) oder Pentan (R601). Da R600a, R600 und R601 jedoch
leicht entflammbar sind (Sicherheitsklasse A3), werden diese Kältemittel nicht in großen Anlagen
eingesetzt werden. R717 ist giftig und leicht entflammbar, aber wegen seiner hohen volumetrischen
Heizkapazität wird es in großen Maschinen bis etwa 90°C Vorlauftemperatur erfolgreich eingesetzt.
Als am besten geeignet für den Einsatz in HTWP sind die neu entwickelten HFO Kältemittel
R1336mzz(Z), R1233zd(E), R1234ze(Z), R1234ze(E) und R1234yf. Als wesentliche
Entscheidungskriterien für den Einsatz in HTWP gelten die thermodynamische Eignung, die
Umweltverträglichkeit und die Sicherheit. Die ersten experimentellen Nachweise mit R1336mzz(Z)
und nutzbaren Temperaturen von bis zu 155°C konnte ebenfalls schon erbracht werden.
Charakteristisch für diese Kältemittel ist insbesondere das überhängende Nassdampfgebiet, was
spezielle Anforderungen an die Überhitzungsregelung stellt. Dies beeinflusst auch die Kreislaufwahl.
Man kann davon ausgehen, dass HTWP mit Vorlauftemperaturen von 120 bis 150°C in den nächsten
Jahren Marktreife erreichen werden. Verschiedene Forschungs- und Demonstrationsprojekte sind dazu
aktuell im Gange oder stehen in der Konzeptphase.
Die Literaturstudie zeigt zudem das grundsätzliche Potential für die Erstellung eines Review Papers
zum aktuellen Stand der Forschung von HTWP. Auch darf man gespannt sein auf die Resultate der
Veröffentlichungen und Diskussionen an der IEA Heat Pump Konferenz im Mai 2017 in Rotterdam.

1
Swiss Competence Center for Energy Research - Efficiency of Industrial Processes, www.sccer-eip.ch

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Auf Basis dieser Literaturstudie wird das in Abbildung 1 dargestellte Konzept vorgeschlagen, um eine
HTWP Laboranlage mit 10 kW Heizleistung aufzubauen. Für die Realisierung gibt es verschiedene
Herausforderungen:
1) Damit der Wärmepumpenkreislauf auf die gewünschten Temperaturen von 80 bis 150°C
Vorlauftemperatur ausgelegt werden kann (Wärmequelle: 30 bis 90°C), spielen
hauptsächlich das Kältemittel, sowie die Komponenten wie Verdichter, Kondensator,
Expansionsventil und Verdampfer eine wesentliche Rolle bei der Auslegung.
2) Es werden unterschiedliche HFO Kältemittel in Betracht gezogen. R1336mzz(Z), R1233zd(E),
R1234ze(Z), R1234ze(E) und R1234yf zeichnen sich insbesondere durch ihre
zukunftssichere Anwendbarkeit (niedriger GWP) aus.
3) Charakteristisch für die Kältemittel ist der geneigte Zweiphasendom im p-h Diagramm
(überhängendes Nassdampfgebiet). Damit das komprimierte Kältemittel dampfförmig in den
Kondensator fliesst, muss eine neuartige Heissgastemperaturregelung entwickelt werden.
Diese kann als Kombination aus Überhitzungs- und Heissgastemperaturregelung
erfolgen. Um die erforderliche minimal Überhitzung sicherzustellen kommen 1-stufige
Kreisläufe mit IHX und Economiser in Frage, sowie eine 2-stufige Kaskade mit R1234ze(E
) oder R1234yf in der 1. Stufe und R1336mzz(Z), R1234ze(Z) oder R1234zd(E) in der 2. Stufe.
4) Die korrekte Auswahl des Verdichters an das erforderliche Druckverhältnis ist massgeblich.
Allgemein liegen die Herausforderungen in der Begrenzung der hohen Heissgastemperatur und
die Gewährleistung der Kühlung des Kompressor Motors. Für die relativ kleine Heizleistung
von 10 kW ist ein Hubkolbenverdichter vorgesehen.
5) Die hohe Temperatur, das Kältemittel und der Verdichter bestimmen die Auswahl des richtigen
Kältemaschinenöls. Ein korrekt ausgewähltes Kältemaschinenöl gewährleistet die Dichtigkeit,
Schmierfähigkeit und Temperaturstabilität. Meist wird das Kältemaschinenöl vom Verdichter
Hersteller vorgegeben. Eine zu hohe Heissgastemperatur kann zum Verlust der
Schmierfähigkeit und Dichtfähigkeit des Öls bis hin zur chemischen Zersetzung führen.

Abbildung 1: Konzept für die HTWP Laboranlage.

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Inhaltsverzeichnis
ZUSAMMENFASSUNG ........................................................................................................................ 2
1 EINLEITUNG .................................................................................................................................. 7
1.1 Aufbau und Vorgehen ................................................................................................................. 7
1.2 Ziele der Literaturstudie .............................................................................................................. 7
1.3 Definition Hochtemperaturwärmepumpe (HTWP) ...................................................................... 8
1.4 Absorptionswärmepumpen ......................................................................................................... 9
1.5 Prozesswärme in der Industrie ................................................................................................. 10
1.6 Anwendungen und Temperaturniveaus.................................................................................... 11
1.7 Potenzial der Wärmepumpentechnologie ................................................................................ 16
1.8 Hemmnisse der Verbreitung von HTWP .................................................................................. 21
2 STAND DER TECHNIK ............................................................................................................... 23
2.1 Produkte auf dem Markt ........................................................................................................... 23
2.2 Fazit – Stand der Technik ......................................................................................................... 27
2.3 Kobelco ..................................................................................................................................... 28
2.4 Mayekawa................................................................................................................................. 31
2.5 Hybrid Energy AS ..................................................................................................................... 33
2.6 Dürr Thermea GmbH ................................................................................................................ 34
2.7 Ochsner .................................................................................................................................... 36
2.8 Combitherm GmbH ................................................................................................................... 37
2.9 Friotherm AG ............................................................................................................................ 38
2.10 Star Refrigeration .................................................................................................................. 40
2.11 GEA Refrigeration ................................................................................................................. 40
2.12 Johnson Controls .................................................................................................................. 41
2.13 Mitsubishi .............................................................................................................................. 42
2.14 Viessmann ............................................................................................................................ 42
2.15 HKT Huber-Kälte-Technik-GmbH ......................................................................................... 43
3 STAND DER FORSCHUNG ........................................................................................................ 44
3.1 Forschungsaktivitäten und Literatur ......................................................................................... 44
3.2 Österreich ................................................................................................................................. 45
3.2.1 AIT - Austrian Institute of Technology Wien ...................................................................... 45
3.2.2 TU Graz ............................................................................................................................. 55
3.2.3 ECOP ................................................................................................................................ 58
3.3 Deutschland .............................................................................................................................. 60
3.3.1 Institut für Luft- und Kältetechnik (ILK) in Dresden ........................................................... 60
3.3.2 TU Braunschweig (Institut für Thermodynamik) ................................................................ 62
3.3.3 Leibniz Universität Hannover (Institut für Thermodynamik IfT) ......................................... 62
3.3.4 Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER), Uni Stuttgart ...... 62
3.3.5 Friedrich-Alexander Universität Erlangen, Nürnberg ........................................................ 63
3.4 Frankreich ................................................................................................................................. 69
3.4.1 EDF / Johnson Controls (JCI) ........................................................................................... 70
3.4.2 Alter ECO Projekt .............................................................................................................. 72
3.4.3 PACO Projekt .................................................................................................................... 76
3.4.4 GDF SUEZ Projekt VALENTHIN ....................................................................................... 78
3.5 Japan ........................................................................................................................................ 79
3.5.1 Systemdenken und Anwendungen.................................................................................... 79
3.5.2 Pentanwärmepumpe ......................................................................................................... 80
3.5.3 HTWP mit R1234ze(Z) ...................................................................................................... 81
3.5.4 Kältemittel mit niedrigem GWP (Simulation) ..................................................................... 82
3.6 Niederlande .............................................................................................................................. 85
3.7 Schweiz (NTB Buchs) ............................................................................................................... 86

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3.8 China ........................................................................................................................................ 87
3.9 Fazit – Stand der Forschung .................................................................................................... 91
4 KÄLTEMITTEL ............................................................................................................................ 94
4.1 Auswahlkriterien ....................................................................................................................... 94
4.2 Kältemittel Eigenschaften ......................................................................................................... 94
4.3 Kältemittel Preise ...................................................................................................................... 99
4.4 Gesetzliche Regelungen (ChemRRV) ...................................................................................... 99
4.5 Volumetric heating capacity (VHC)......................................................................................... 100
4.6 R365mfc und R245fa .............................................................................................................. 101
4.7 R1234ze(Z) und R1234ze(E) ................................................................................................. 102
4.8 R1234yf .................................................................................................................................. 103
4.9 R1336mzz-Z ........................................................................................................................... 104
4.10 R1233zd(E) ......................................................................................................................... 105
4.11 R600 und R601 ................................................................................................................... 105
4.12 R134a .................................................................................................................................. 106
4.13 R744 (CO2), R718 (Wasser) und R717 (NH3) ................................................................... 106
4.14 Fazit – Kältemittel................................................................................................................ 108
5 LITERATURVERZEICHNIS ....................................................................................................... 109

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1 Einleitung
1.1 Aufbau und Vorgehen
Der Bericht besteht aus 4 Kapiteln.
Das Kapitel 1 gibt eine Einführung in die Thematik. In Abschnitt 1.2 werden die Ziele der Literaturstudie
beschrieben und in Abschnitt 1.3 der Begriff Hochtemperatur Wärmepumpe definiert. Der Abschnitt 1.4
befasst sich kurz mit Absorptionswärmepumpe, welche primär aber nicht im Fokus dieser Studie sind.
In Abschnitt 1.5 geht es um die Analyse des Energieverbrauchs zur Bereitstellung von Prozesswärme
und in Abschnitt 1.6 wird auf die typischen Temperaturniveaus der Industrieanwendungen eingegangen.
In Abschnitt 1.7 wird das technische Potenzial für den Einsatz industrieller Hochtemperatur
Wärmepumpen abgeschätzt. Abschnitt 1.8 zeigt Barrieren auf welche die Verbreitung von
Hochtemperatur Wärmepumpen heute noch hemmen.
Das Kapitel 2 widmet sich dem Stand der Technik und den auf dem Markt verfügbaren Wärmepumpen
mit Vorlauftemperaturen von  90°C. In Abschnitt 2.1 sind die gesammelten Ergebnisse zu den
einzelnen Wärmepumpen zusammengefasst. In Abschnitt 2.2 wird ein Fazit zum Stand der Technik
gezogen. In den Abschnitten 2.3 bis 2.15 werden die jeweiligen Hochtemperatur Wärmepumpen im
Detail vorgestellt.
Das Kapitel 3 stellt den Stand der Forschung dar. Der Abschnitt 3.1 gibt einen Überblick zum zeitlichen
Verlauf der Forschungsaktivität in Gebiet der Höchsttemperatur Wärmepumpen. Danach folgt die nach
Länder gegliedert Präsentation der Forschungsarbeiten, insbesondere für die Länder Österreich
(Abschnitt 3.2), Deutschland (3.3), Frankreich (3.4), Japan (3.5), Niederlande (3.6), Schweiz (3.7), China
(3.8). Ein Fazit aus Sicht der Forschung in Abschnitt 3.9 runden das Kapitel ab.
Im Kapitel 4 geht es um die Kältemittel für Hochtemperatur Anwendungen. Der Abschnitt 4.1 befasst
sich mit den Auswahlkriterien. In Abschnitt 4.2 werden die Kältemitteleigenschaften erläutert und
priorisiert. Der Abschnitt 4.3 gibt Information zu den Kältemittel Preisen. Die Abschnitte 4.4 bis 4.13
diskutieren die Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Kältemittel in Bezug auf Hochtemperatur
Wärmepumpen. In Abschnitt 4.14 werden die gesammelten Ergebnisse in einem Fazit
zusammengefasst.
Zum Vorgehen: Die zitierten Literaturstellen und Papers wurden hauptsächlich aus Recherchen in den
Datenbanken SCOPUS2 und Web of Science3 beschafft. Auch wurde Google Scholar verwendet, um
weitere Papers zum Thema zu finden. Als Keywords bei der Suche wurden meist „Hochtemperatur
Wärmepumpe“ und „high temperature heat pump“ verwendet.
Mit einzelnen Autoren wurde direkt Kontakt aufgenommen, um weitere Informationen über die jeweilige
Studie zu erhalten. Es konnten bereits erste Kontakte zu internationalen Forschungsgruppen und
Herstellern geknüpft werden.

1.2 Ziele der Literaturstudie


Die Weiterentwicklung von Wärmepumpen ist ein Forschungsschwerpunkt am Institut für
Energiesysteme an der NTB Buchs. Wissenschaftliche Arbeiten wurden sowohl auf der
Komponentenebene, wie beispielsweise mit effizienten Miniatur-Turbokompressoren (Arpagaus et al.,
2016a; Javed et al., 2016), als auch auf der Systemebene, mittels z.B. mehrstufigen Multi-Temperatur
Zyklen (Arpagaus et al., 2016b, 2016c; Uhlmann et al., 2014) durchgeführt.
Für industrielle Anwendungen besteht grosses Interesse an Wärmepumpen mit höheren
Vorlauftemperaturen um 120°C, zum Beispiel zur Erzeugung von Prozessdampf. Die
Forschungsaktivitäten in diesem Bereich haben in den letzten Jahren zugenommen. Es hat sich als
Herausforderung herausgestellt diese hohen Temperaturen zu erreichen. Für den Einsatz von
Wärmepumpen in der Industrie ist die benötigte Temperatur ein wichtiger Parameter. Die erreichbare
Vorlauftemperatur konnte in den vergangenen Jahren immer weiter gesteigert werden.
Ziel dieser Literaturstudie ist es abzuklären,
1) welche geeigneten Kreislauf Konzepte es im Bereich Hochtemperatur Wärmepumpen gibt,
2) wo die aktuellen Einsatzgrenzen bei kommerziell erhältlicher Wärmepumpen liegen,

2
www.scopus.com
3
http://apps.webofknowledge.com

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3) welche Pilotanlagen bereits existieren, die auch höhere Temperaturen erreichen können, und
4) welche Kältemittel geeignet sind für Hochtemperatur Anwendungen.
Bei der Recherche steht im Fokus, mögliche Wärmepumpenzyklen und Kältemittel zu finden und diese
auf die Eignung zum Bau einer Wärmepumpe mit Vorlauftemperaturen um 120°C zu prüfen. Auf Basis
der Vorstudie soll es in einem nächsten Schritt möglich sein einen Prototyp mit etwa 10 kW Heizleistung
im IES Labor aufzubauen.

1.3 Definition Hochtemperaturwärmepumpe (HTWP)


Die Einteilung und Klassifizierung von Wärmepumpen führt über geschlossene und offene Systeme,
wie in Abbildung 2 dargestellt (Nellissen and Wolf, 2015). Die Literaturstudie fokussiert auf elektrisch
angetriebene geschlossene Kompressionswärmepumpen. Andere Formen wie z.B.
Absorptionssysteme werden hier nur am Rande betrachtet.

Abbildung 2: Klassifizierung von Wärmepumpen (Nellissen and Wolf, 2015).


Der Begriff „Hochtemperaturwärmepumpe“ (HTWP) bezieht sich auf Wärmepumpen, die Wärme bei
hohen Temperaturen erzeugen (Bauder, 1980). Die Terminologie über das Temperaturniveau ist in der
Literatur nicht konsistent. Die Grenze zur Unterscheidung von HTWP reicht von 60°C bis 100°C
(Reißner, 2015). Bereits 1980 hatte (Bauder, 1980) die Möglichkeiten der Anwendung und Grenzen von
HTWP mit allgemein „oberhalb 100°C“ beschrieben.
Der Begriff „VHT HP“ bzw. „Very High Temperature Heat Pump“ mit Vorlauftemperaturen zwischen
100°C und 140°C wurde insbesondere in Frankreich eingeführt (Bobelin et al., 2012; IEA, 2014a; Jakobs
and Laue, 2015; Peureux et al., 2014). Auf Deutsch könnte „VHT HP“ z.B. mit
„Höchsttemperaturwärmepumpe“ übersetzt werden. In der Literaturstudie wird 100°C als Grenze zur
Klassifizierung einer HTWP angenommen.
Die Abbildung 3 visualisiert die Entwicklungsperspektiven der Temperaturniveaus bei Wärmepumpen
in Frankreich zur Wärmerückgewinnung. Vor 2009 gab es keine Standard Wärmepumpe welche
Vorlauftemperaturen über 80°C erreichte. Der große Wärmebedarf im Temperaturbereich von 80 bis
140°C führte zur Entwicklung von Wärmepumpensystemen oberhalb dieser Grenztemperatur.

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Abbildung 3: Entwicklung der Temperaturniveaus bei Wärmepumpen in Frankreich, VHT HP: very high temperature
heat pump, HT HP: high temperature heat pump (Peureux et al. 2014 in Jakobs and Laue, 2015).
Gemäss (Rieberer et al., 2015) wird der Begriff „Hochtemperaturwärmepumpe“ häufig im
Zusammenhang mit Industriewärmepumpen verwendet, v.a. bei der Nutzung von Abwärme für die
innerbetriebliche Prozesswärmeversorgung, da das Nutztemperaturniveau und auch das
Temperaturniveau der Wärmequelle deutlich über dem von standardisierten Wärmepumpen für
Warmwasser und Heizung im Wohnbereich liegen.
(Jakobs, 2010) definiert den Begriff „Industriewärmepumpen“ mit „Wärmepumpen für höhere
Temperaturen im mittleren und hohen Leistungsbereich, zur Wärmerückgewinnung und
Temperaturerhöhung in industriellen Prozessen, die aber auch zum Heizen, Kühlen und Klimatisieren
in industriellen und gewerblichen Gebäuden sowie im Geschoßwohnungsbau und zur Fernwärme
eingesetzt werden“.

1.4 Absorptionswärmepumpen
Die Möglichkeit industrielle Abwärme bei ausreichend hohen Temperaturen über 70°C zum Antrieb von
thermischen Kältemaschinen, wie z.B. Absorptionskältemaschinen, zu nutzen stellt aus ökologischen
und ökonomischen Aspekte eine weitere sehr interessante Alternative zu konventionellen
Kältebereitstellung dar. Zum Thema Absorptionswärmepumpen wird an dieser Stelle auf weiterführende
Literatur verwiesen, wie beispielsweise (Furukawa, 1981; Heyse and Hafner, 2013; IEA, 2014b; Jensen
et al., 2015a, 2015b; Kim et al., 2013, 2010; Rieberer et al., 2015; Watanabe, 2013):
 (Furukawa, 1981) erläutert wie Absorptionswärmepumpen bei Temperaturen von 5°C bis 150°C
arbeiten, um Abwärme aus der Industrie zurückzugewinnen.
 (Kim et al., 2010) präsentiert einen Aufbau eines HTWP-Systems mit geothermischem Wasser
als Quelle.
 (Heyse and Hafner, 2013) vom SINTEF Energy Research in Trondheim (Norwegen) beleuchtet
insbesondere die Möglichkeiten der Absorptionswärmepumpen zur Erzeugung von
Temperaturen über 100 °C mittels industrieller Abwärme bei niedrigeren Temperaturen.
 (Watanabe, 2013) beschreibt eine Absorptionswärmepumpe zur Dampferzeugung (120°C)
mittels Abwärme Rückgewinnung (Heisswasser 80°C).
 (Kim et al., 2013) untersuchte die Betriebseigenschaften einer Hybrid HTWP bestehend aus
einer Kombination aus Kompressions- und Absorptionswärmepumpe mit Abwärme. Verwendet
ein Gemisch aus NH3 und H2O als Arbeitsfluid.
 (Jensen et al., 2015a, 2015b) stellt eine Hybrid-Hochtemperaturwärmepumpe vor die in der
Lage ist, Vorlauftemperaturen von bis zu 150°C und Temperaturhübe bis 60 K zu liefern.
 (Rieberer et al., 2015) beschreibt eine Absorptionswärmepumpe mit Wärmequelle Rauchgas
50°C, Antriebsquelle Prozessdampf 165°C und Wärmesenke Fernwärme 95°C.
 (IEA, 2014b) beschreibt weitere Anwendungen von Absorptionswärmepumpen.

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1.5 Prozesswärme in der Industrie
Laut Bundesamt für Statistik gehen in der Schweiz rund 19% des gesamten Endenergieverbrauchs an
den Industriesektor (Stand 2011). Dies entspricht einer totalen Energiemenge von 164 PJ und ist somit
der grösste Energieverbraucher in der Schweiz (Pulfer and Spirig, 2014).
Der Energieverbrauch der Industrie lässt sich wiederum nach Anwendungsarten unterscheiden, wobei
der Grossteil durch Verbrennung fossiler Energieträger bereitgestellt wird. Die Abbildung 4 illustriert die
Aufteilung des industriellen Energieverbrauchs. Der grösste Teil der fossilen und elektrischen Energie
wird benötigt um Prozesswärme bereit zu stellen, d.h. rund 53% (ohne Raumwärme und Warmwasser).
Dies entspricht einer Energie von 87 PJ (= 53% x 164 PJ).

Abbildung 4: Einteilung des industriellen Energieverbrauchs in der Schweiz nach Anwendungsbereich (Stand 2011)
(Pulfer and Spirig, 2014)
In Deutschland war die Industrie 2015 mit einem Endenergieverbrauch von 2‘576 PJ für 29% des
gesamten Endenergieverbrauchs verantwortlich (BMWi, 2016). Im Vergleich zu der Schweiz ist der
Endenergieverbrauch grob um 16x grösser (= 2‘576 PJ / 164 PJ). 53% oder 4‘735 PJ der verbrauchten
Endenergie wurden für die Wärmeerzeugung (Raumwärme, Warmwasser, Prozesswärme) eingesetzt.
Ein Großteil dieser Wärme (1‘917 PJ oder rund 40% der Energie für die Wärmeerzeugung) wird in Form
von Prozesswärme bei hohen Temperaturen benötigt. Verglichen mit der Schweiz ist der Verbrauch an
Prozesswärme sogar um den Faktor 22 grösser (= 1‘917 PJ / 87 PJ).
In Österreich sind Industrieunternehmen für etwa ein Drittel des Endenergiebedarfs verantwortlich,
wobei etwa 74% davon für Prozesswärme benötigt wird, die wiederum zu einem großen Teil aus fossilen
Energieträgern gewonnen wird (Drexler-Schmid et al., 2016). Auf der anderen Seite wird die verursachte
Abwärme wegen der relativ geringen Abwärme Temperaturen zu wenig genutzt. Um die Abwärme für
einen industriellen Prozess nutzbar zu machen, sind Industriewärmepumpen eine effiziente Möglichkeit,
welche die Abwärme von 50-80°C auf 100-160°C heben kann (Drexler-Schmid et al., 2016).
In Österreichs Industrie fallen ca. 30% des Nutzwärmebedarfs mit Nutztemperaturniveaus von bis zu
100°C an (Rieberer et al., 2015). Somit könnten theoretisch ca. 228 PJ pro Jahr durch Wärmepumpen
mit Nutztemperaturniveaus von ca. 100°C in Österreichs Industrie abgedeckt werden.

Energieverbrauch zur Bereitstellung von Prozesswärme:


 Schweiz: 87 PJ (rund 53% des gesamten Energieverbrauch der Industrie)
 Deutschland: 1‘917 PJ (rund 40% der Energie für die Wärmeerzeugung)
 Österreich: 228 PJ (rund 30% des industriellen Nutzwärmebedarfs bis 100°C)

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1.6 Anwendungen und Temperaturniveaus
Verfahrenstechnische Prozesse benötigen typisch Temperaturen zwischen 80°C bis 180°C (BFE,
2013). In der Regel fällt ein grosser Teil der in einem Prozess eingesetzten Wärme auf einem (etwas)
tieferen Temperaturniveau als Abwärme an (z.B. Kühlkreisläufen, Abwasser, Abwärme von
Druckluftkompressoren oder feuchtebeladenen Abluftströmen). Aus energetischer Sicht ist industrielle
Abwärme eine sehr wertvolle Wärmequelle, da ihr Temperaturniveau (ca. 20 bis 60°C) deutlich höher
ist als z.B. jenes von Umgebungsluft oder Erdreich (Rieberer et al., 2015, 2014).
Somit kann durch den Einsatz von Wärmepumpen zur industriellen Wärmerückgewinnung ein großes,
bisher brachliegendes Potential zur Abwärme Nutzung erschlossen und ein signifikanter Beitrag zur
Vermeidung von CO2-Emissionen erreicht werden, wie in Abbildung 5 bildhaft verdeutlicht (Rieberer et
al., 2015). Zudem können industrielle HTWP einen wichtigen Beitrag zur Effizienzverbesserung in der
Industrie leisten (BFE, 2013).

Abbildung 5: Schematische Darstellung des Prinzips der innerbetrieblichen Abwärme Nutzung mittels
Wärmepumpen (Rieberer et al., 2015, 2014).
Die Abbildung 6 zeigt beispielhaft den Verlauf des COP bei veränderlichen Wärmequelle- bzw.
Nutztemperaturniveaus (Rieberer et al., 2015). Mit höherem Temperaturniveau der Abwärme werden
theoretisch höhere COPs erzielt. Die markierten Werte zeigen den praktisch linear steigenden COP mit
höherer Wärmequellentemperatur bei gleichem Temperaurhub von 40K.

Abbildung 6: Verlauf des COP als Funktion der Nutz- und der Wärmequellentemperatur. Markierte Werte bei
gleichem Temperaturhub von 40 K (Rieberer et al., 2015).

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Große Potenziale ergeben sich vor allem in der Nahrungsmittel-, der Papier-, der Metall- und der
Chemischen Industrie (Wolf and Fahl, 2014). Interessant für den Einsatz von HTWP sind vor allem
Wasch- und Trocknungsprozesse, sowie das Pasteurisieren, Eindampfen und Destillieren. Folgende
potentielle Anwendungen für HTWP wurden erkannt (Fleckl et al., 2014; Hartl et al., 2015; Lambauer et
al., 2012; Ochsner, 2015; Wolf and Fahl, 2014):
 Papierindustrie: Abwärme Nutzung zur Prozessdampferzeugung, Wärmequelle: erwärmtes
Kühlwasser 60°C, Wärmenutzung: Niederdruckdampf 130°C (Fleckl et al., 2014).
 Papierindustrie: Nutzung feuchter Abluft zur Prozessdampferzeugung, Wärmequelle: Abluft
76°C Taupunkttemperatur, 56% rel. Feuchte, Wärmenutzung: Niederdruckdampf 130°C (Fleckl
et al., 2014).
 Trocknung: gasbeheizte Flugstromtrocknung, Wärmequelle: Feuchte Abluft 98°C, 17% rel.
Feuchte, Wärmenutzung: Lufterhitzung von 25°C auf 150°C (Fleckl et al., 2014):
 Trocknung: Hochtemperaturwärmepumpe mit R245fa zur Lieferung der Grundwärme an
Holztrocknungskammern (200-400 kW), Wärmequelle: Abwärme aus einem Biomassekraftwerk
(50-60°C), Wärmesenke: Trocknungsraum (90-120°C), Temperaturhub: 20 bis 60K, erwarteter
COP: 5, erwartete Amortisationszeit: 4 bis 5,5 Jahre (Lambauer et al., 2012)
 Galvanik: Einsatz von Abwärme aus verschiedenen Prozessen (Kühlsystem, 38°C Wasser) für
Entfettungsbäder (<110°C) und Raumheizung, Leistung 200 kW, Kältemittel: R245fa
(Lambauer et al., 2012)
 Metallindustrie: Lösungsmittelkondensation, Temperaturen von 120 bis 140°C, Kapazität 40
kW, Kältemittel: R245fa (Lambauer et al., 2012).
 Metallpulverherstellung: Abwärme aus dem Sinterprozess als Wärmequelle (45°C/90°C, 380
kW Heizleistung, 287 kW Kühlleistung, COP von 4, Typ IWHS 400 ER3) (Ochsner, 2015).
 Automobilindustrie: Fertigung von Bauteilen aus Verbundwerkstoffen. Im sogenannten RTM
(resin transfer moulding) Verfahren werden in der Serienproduktion die erforderlichen
Werkzeuge bis etwa 130°C beheizt und anschließend zum Werkzeugwechsel wieder auf etwa
70°C bis 80°C gekühlt (Hartl et al., 2015).
 Lebensmittel- und Futtermittelindustrie: Sterilisation von Produkten in Autoklaven. Diese
werden auf etwa 125°C beheizt und anschließend wieder auf rund 30°C bis 50 °C abgekühlt.
(Hartl et al., 2015).
 Kunststoffindustrie: Fertigung von Spritzgussbauteilen aus Kunststoff. Kunststoffgranulat
wird im Extruder auf rund 200°C bis 300 °C erwärmt und in der Spritzgussform anschließend
wieder auf 30°C bis 90°C abgekühlt (Hartl et al., 2015).
 Biomasseverbrennung: Wärmerückgewinnung in einer Rauchgaskondensationsanlage einer
Biomasseverbrennungsanlage von ca. 1 MWth. Der Verdampfer der Wärmepumpe ist direkt im
Rauchgasstrom der Pilotfeuerungsanlage (200 kWth) integriert und nutzt das kondensierende
Rauchgas als Wärmequelle zwischen 50°C und 60°C (Fleckl et al., 2014).

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In der Abbildung 7 sind typischen Betriebstemperaturen von industriellen Wärmeverbrauchern nach
Industriezeigen aufgegliedert. Die Betriebstemperaturen sind jeweils in Bandbreiten angegeben, da sie
vom jeweils eingesetzten Verfahren abhängen. Die Temperaturbänder entsprechend der verfügbaren
Wärmepumpentechnik eingefärbt. Ein Großteil der aufgeführten Prozesse bis 100°C kann bereits mit
der heutigen Wärmepumpentechnik versorgt werden (Wolf et al., 2014). Ab 100°C sind Prototypen von
Hochtemperatur Wärmepumpen in der Entwicklung und ab 125°C Laboranlagen in der Erforschung.

Abbildung 7: Temperaturen und auf die jeweilige Produktmenge bezogene Wärmeverbräuche industrieller
Prozesse in Deutschland (hellblau: heute verfügbare konventionelle Wärmepumpen <70°C, dunkelblau: heute
verfügbare Hochtemperatur Wärmepumpen 70-100°C, hellrot: Prototypen von HTWP 100-125°C, dunkelrot:
Laboranlagen von Höchsttemperatur Wärmepumpen >125°C) (Wolf et al., 2014).
Die Tabelle 1 gibt einen Überblick für unterschiedliche Branchen in Österreich, bei welchen
Temperaturen Prozesswärme gebraucht wird und welche zum Teil mittels Wärmepumpen bereitgestellt
werden könnten. Obwohl viele thermische Produktionsprozesse mit Temperaturniveaus unter 100°C
erfolgen, wird die Wärme anstelle von Wärmepumpen dafür meist fossil gedeckt.
Aufgrund des relativ hohen Temperaturniveaus stellt industrielle Abwärme für Wärmepumpen aus
exergetischer Sicht eine besonders wertvolle Wärmequelle dar (Rieberer et al., 2015). Meist liegt dabei

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das Temperaturniveau mit ca. 30 bis 60°C (siehe Tabelle 2) deutlich über dem von typischerweise
genutzten Wärmequellen von Heizungswärmepumpen (Außenluft, Erdreich oder Grundwasser).
Tabelle 1: Überblick von verschiedenen thermischen Produktionsprozessen mit typischen Prozesstemperaturen für
unterschiedliche Produktionsprozesse (Rieberer et al., 2015).

Tabelle 2: Beispiele von industrieller Abwärme mit typischen Temperaturniveaus (Rieberer et al., 2015).

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In Abbildung 8 sind die Nutztemperaturen zwischen 100°C und 150°C für Industrieprozesse (HT-
Bereich) aus Sicht Japan dargestellt (Quelle: Tokyo Electric Power & Mayekawa) (Noack, 2016). Es
wird auch hier deutlich, dass in der Nahrungsmittel-, Papier- und Chemieindustrie energieintensive
Produktionsprozesse zu finden sind, insbesondere Trocknen, Eindampfen, Destillation, Sterilisieren,
Pasteurisieren, Kochen, Pressen, Färben oder Bleichen.

Abbildung 8: Industrieprozesse mit Nutztemperaturen zwischen 100°C und 150°C (MT-Bereich) (Noack, 2016).

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1.7 Potenzial der Wärmepumpentechnologie
Bei der Betrachtung des Potenzials der Wärmepumpentechnologie in der Industrie ist die lieferbare
Vorlauftemperatur der wesentliche Parameter (Wolf et al., 2014). Prozesswärme wird in verschiedenen
Industriesektoren auf unterschiedlichem Temperaturniveaus benötigt, wie Abschnitt 1.6 aufzeigt.
In Abbildung 9 ist das technische Potenzial für den Einsatz industrieller Wärmepumpen in Deutschland
nach Industriezweigen und Temperaturniveaus aufgeschlüsselt dargestellt (Blesl et al., 2014; IEA,
2014a; Lambauer et al., 2012; Wolf et al., 2014). Im Niedertemperaturbereich bis 70°C (d.h.
Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme) besteht ein Potenzial von 211 PJ (11% des industriellen
Wärmebedarfs in Deutschland), das mit bereits verfügbarer Wärmepumpentechnik erschlossen werden
könnte. Bei Temperaturen bis 80°C zeigen Maschinenbau, Automobil-, Nahrungsmittel- und
Chemieindustrie ein hohes Potenzial. Diese Temperaturen können auch durch Wärmepumpen mit
konventionellen Kältemitteln erreicht werden. Das Gesamtpotential bis 80°C beträgt 272 PJ pro Jahr,
was 14.4% des industriellen Wärmebedarfs in Deutschland entspricht. Weitet man die
Potenzialbetrachtung bis zu 100°C aus, so kommen noch einmal 226 PJ hinzu, insbesondere dank einer
deutlichen Steigerung des Potenzials in der Papierindustrie.
Erweitert man die Temperaturobergrenze auf 140 °C, so steigt das technische Potenzial auf insgesamt
611 PJ pro Jahr. Das sind 31.8% des industriellen Wärmebedarfs und 23.6% des gesamten
Endenergiebedarfs in der deutschen Industrie (Wolf et al., 2014). Das zusätzliche Potenzial (weisser
Balken in Abbildung 9) besteht hauptsächlich in der Nahrungsmittel- und der chemischen Industrie.
Diese Analyse verdeutlicht das große Potenzial für den Einsatz von Hochtemperatur Wärmepumpen in
der Lebensmittel-, Chemie- und Papierindustrie. Der grösste Teil ist für die Pasteurisierung, Sterilisation,
Trocknung und Verdickung in der Lebensmittelindustrie, zum Färben von Geweben und Kondensation
von Viskosegeweben in der Textilindustrie und zum Schmelzen von Polyethylen und zur
Kautschukherstellung in der chemischen Industrie erforderlich (IEA, 2014a).

Abbildung 9: Technisches Potential für den Einsatz industrieller Wärmepumpen in Deutschland 2012. Wärmebedarf
in PJ pro Jahr aufgeteilt nach Temperaturniveaus (PW: Prozesswärme) und Industriesektoren, (Blesl et al., 2014;
IEA, 2014a; Lambauer et al., 2012; Wolf et al., 2014).
Der Energiebedarf für Temperaturen im Bereich von 500°C bis über 1‘000°C liegt hauptsächlich in der
Metall- (Stahl, Eisen, Guss) und Mineralienindustrie (wie z.B. Zement, Keramik, Erze) (Lambauer et al.,
2012) (siehe Abbildung 10).

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Abbildung 10: Energiebedarf in Deutschland für verschiedene Industriesektoren aufgeteilt nach Temperaturniveaus
(Lambauer et al., 2012).
In der französischen Industrie werden etwa 75% des Endenergieverbrauchs für thermische Zwecke
(u.a. Öfen, Reaktoren, Kessel, Trockner) verwendet (Dupont and Sapora, 2009; IEA, 2014a). Der
Großteil dieser Wärme wird durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugt und führt zu großen
CO2-Emissionen. Die Analyse von (Dupont and Sapora, 2009) liefert Wärmerückgewinnungspotentiale
pro Industriebereich, die dann auf die gesamte französische Industrie extrapoliert werden.
Die Abbildung 11 illustriert die Verteilung des Wärmebedarfs in Frankreich für die einzelnen
Industriezweige und Verwendungszwecke (Anwendungen) aufgeschlüsselt für den Temperaturbereich
zwischen 60°C und 140°C. Der totale jährliche Wärmebedarf zwischen 60°C und 140°C wird mit rund
33 TWh (bzw. 119 PJ) angegeben (Bobelin et al., 2012; IEA, 2014a), wobei der Industriebedarf für 120-
139°C fünfmal grösser ist als der Bedarf für nur 80°C (EDF, 2015).
Wärme bei 100°C bis 140°C erfordern hauptsächlich die Papier-, Metall-, Kunststoff- und
Zementindustrie für die Prozesse Verdunstung, Kristallisation, Konzentration und Destillation. Im
Gegensatz dazu benötigen die Industriezweige Nahrungsmittel und Getränke, Zucker, Milchprodukte
und Transportgeräte vor allem Wärme zwischen 60°C bis 100°C für Flüssigkeits- und Gasheizung,
Trocknen, thermische Behandlung und chemische Reaktion.

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Abbildung 11: Verteilung des Wärmebedarfs (GWh pro Jahr) in Frankreich pro Industriezweig (oben) und
Anwendung (unten) für den Temperaturbereich zwischen 60°C und 140°C (Dupont and Sapora, 2009).

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In einer Europastudie zeigen (Nellissen and Wolf, 2015), welche Temperaturniveaus in welcher
Industrie am meisten benötigt werden und was der gesamte Energiekonsum pro Temperaturniveau ist.
Als Grundlage dienen statistischen Daten von Eurostat zum Endenergieverbrauch aus 33 Ländern im
Jahre 2012. Der totale Wärmeverbrauch der Industrie von 2‘000 TWh (7‘200 PJ) wird dabei aufgeteilt
nach Sektoren und auf die verschiedenen Temperaturniveaus.
Die Abbildung 12 stellt den abgeschätzten Nutzenergiebedarf von etwa 174 TWh (bzw. 626 PJ) in
verschiedenen Industriesparten dar, welche für industrielle Wärmepumpen in Europa erreichbar wäre.
Das Potenzial für Prozesswärme mit 100-150°C ist in der Lebensmittelindustrie und Papierindustrie am
grössten. Auch in der Verarbeitung von Eisen, Stahl und Nichtmetallen und in der Chemieindustrie gibt
es Wärmebedarf in diesem Temperaturbereich (Wilk et al., 2016b). 18% des Potentials bzw. 31 TWh (=
18% x 174 TWh) fallen in den Temperaturbereich 100°C bis 150°C, und sind somit im Bereich für HTWP.
(Nellissen and Wolf, 2015) prognostizieren, dass die Verfügbarkeit von Hochtemperatur Wärmepumpen
mit Vorlauftemperaturen bis 120°C bis 150°C nur noch eine Frage der Zeit ist.

Abbildung 12: Abgeschätztes Potential von 174 TWh (626 PJ) für industrielle Wärmepumpen (IHP) in Europa
(Eurostat Daten aus 33 Länder) zur Wärmeerzeugung nach Industriesektor und Temperaturniveaus: Raumheizung,
Warmwasser, Prozesswärme (<60°C, 60-80°C, 80-100°C und 100-150°C) (Nellissen and Wolf, 2015).

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Die Abbildung 13 zeigt bis 1‘500°C auf wie viel Wärme je nach Industriezweig benötigt wird. Diese
Resultate stammen von einer Studie des SP Technical Research Institute of Sweden aus 27 EU
Ländern (IEA, 2012). Es wird ersichtlich, dass der Wärmebedarf bei Prozesstemperaturen zwischen 60
und 120°C (Papier, Food) sowie >1‘400°C (Eisen, Stahl, Zement) besonders signifikant ist. Es ist
deshalb besonders erstrebenswert, die benötigte Prozesswärme im Temperaturbereich von 0 bis 120°C
mittels Wärmepumpen zu erzeugen.

Abbildung 13: Wärmebedarf von 27 EU Länder aufgeschlüsselt nach Temperaturen und Industriezweige (IEA,
2012).

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1.8 Hemmnisse der Verbreitung von HTWP
Trotz des grossen ökologischen Potentials gibt es für die Verbreitung von Industriewärmepumpen
Hemmnisse. (Jakobs, 2010; Jakobs et al., 2010; Rieberer et al., 2014) geben folgende Gründe an:
 Geringer Bekanntheitsgrad und fehlendes Know-how hinsichtlich der Wärmepumpentechnik in
der Industrie, in Beratungsfirmen und Versorgungsunternehmen.
 Skepsis aufgrund mangelnder Erfahrung (Risiken hinsichtlich der Betriebs- und
Produktionssicherheit)
 In der Regel sind „maßgeschneiderte“ Anlagen notwendig, was eine prozessspezifische
Auslegung und grössere Investitionen bedeutet.
 Aufwendige und kostenintensive Einbindung in bestehende Systeme.
 Die geforderte Amortisationszeit ist meist < 3 Jahre (zum Vergleich Prozesstechnik ≤ 2 Jahre,
Gebäude/Heizung ≤ 6-8 Jahre). Mit steigenden Energiepreisen werden industrielle
Amortisationszeiten leichter erreichbar (Relation Strom / Gaspreis)
 Das geforderte Temperaturniveau ist meist zu hoch für konventionelle Wärmepumpen
(realisierbares Temperaturniveau für viele Anwendungen bislang noch zu gering)
 Konkurrenz durch konventionelle Wärmerückgewinnung, konkurrierende Technologien zur
Abdeckung höherer Temperaturbereiche ist bereits installiert

Im (IEA, 2014a) Report aus Frankreich werden zudem folgende kommerzielle Barrieren angegeben
 Der Mangel an Wissen und Erfahrung mit Wärmepumpen
 Negative Wahrnehmung von Wärmepumpen aufgrund schlecht konzipiert Modelle früh in ihrem
Einsatz
 Volatile Energiepreise
 Ein weiteres Hemmnis bildet die Verfügbarkeit von Kältemitteln.

Auch in Österreich liegen die größten Hemmnisse bei der Marktdurchdringung von
Industriewärmepumpen (> 50 kW thermische Leistung) im informatorischen Bereich (Hartl et al., 2016).
Die Tabelle 3 fasst die fördernden und hemmenden Faktoren für die Marktentwicklung von
Industriewärmepumpen in Österreich zusammen.
Tabelle 3: Fördernde und hemmende Faktoren für die Marktentwicklung von Industriewärmepumpen in Österreich
(Hartl et al., 2016).

Der Bekanntheitsgrad der technischen Möglichkeiten und der wirtschaftlich umsetzbaren


Anwendungspotenziale sind bei den relevanten Akteuren gering. Der Einsatz von grossen und sehr
grossen Heizungswärmepumpen erfolgt meist projektspezifisch. Deshalb ist die Vernetzung von
Anwender, Investoren, Anlagenplaner, sowie Wärmepumpenproduzenten in einem sehr frühen Projekt
Stadium nötig. Die Errichtung und Kommunikation von Pilot‐ und Demonstrationsanlagen ist vor allem
in innovativen Bereichen von großer Bedeutung. Schulungen und Weiterbildungsveranstaltungen
unterstützen den Diffusionsprozess zusätzlich.

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Die Anzahl der installierten HTWP in Europa ist gemäss (Fleckl et al., 2015b), weitgehend unbekannt,
da keine Verkaufszahlen von der EHPA (European Heat Pump Association) erhoben werden, und von
den Herstellern keine klare Unterscheidung zwischen Kälteanlagen und Wärmepumpen gemacht wird
bzw. die Anwendungsgrenze auch fließend ist (Kälteanlagen mit Abwärme Nutzung).
Hemmnisse müssen überwunden werden, daher wurden u.a. im Rahmen des IEA bereits drei Annex
zum Thema „Industrielle Wärmepumpen“ durchgeführt:
 HPP Annex 9 (1990): High Temperature Industrial Heat Pumps
 HPP Annex 21 (1992-1996): Global Environmental Benefits of Industrial Heat Pumps (IEA,
1995)
 HPP Annex 35 (2010-2014): Application of Industrial Heat Pumps (IEA, 2014a)

Im Projekt IEA Annex 354 „Application of Industrial Heat Pumps“ wurden insgesamt 150 „Best-Practice“
Projekte und Case Studies beschrieben (IEA, 2014c). Barrieren für die Umsetzungen wurden wie folgt
beschrieben (Fleckl et al., 2015b):
 Mangelndes Wissen zur Integration (Technologie in Kombination mit Prozess Know-How)
 Heiz- und Kühlbedarf auf Prozessebene teilweise unbekannt
 Niedrige ROIs (< 2-3 Jahre) gefordert
 Temperaturbedingte Einsatzgrenzen

(Noack, 2016) fasst die Anforderung für HTWP in die Gruppen Kältemittel, Technologie und
wirtschaftliche Aspekte in Abbildung 14 zusammen.

Abbildung 14: Anforderung für Hochtemperatur Wärmepumpen gemäss (Noack, 2016).

4
Endbericht IEA Annex 35: http://www.izw-online.de/annex35/index.php

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2 Stand der Technik
2.1 Produkte auf dem Markt
Das Angebot von Wärmepumpen mit großer Leistung und hohen Vorlauftemperaturen ist in den
vergangenen Jahren ständig gewachsen. Die Tabelle 4 präsentiert eine Marktübersicht mit 19
Industriewärmepumpen (von 12 Herstellern), welche mindestens 90°C Vorlauftemperatur liefern. Die
Höhe der maximal erreichbaren Vorlauftemperatur wird in erster Linie durch die Wahl des Kältemittels
und durch die Wahl des Verdichtertyps bestimmt (Bauder, 1980).
Tabelle 4: Auswahl von Industriewärmepumpen mit Vorlauftemperatur von  90°C (Blesl et al., 2014; Fleckl et al.,
2015b; Wolf et al., 2014).
Max.
Hersteller Produkt Kältemittel Vorlauf- Heizleistung Verdichter
temp.
Kobelco5 SGH 165 R134a/R245fa 165°C 70 – 660 kW
(Steam Grow Heat SGH 120 R245fa 120°C 70 – 370 kW Doppelschraube
Pump) HEM-HR90, HEM-90A R134a/R245fa 90°C 70 – 230 kW
Hybrid Energy6 Hybrid Heat Pump R717 (NH3) 120°C 0.25 – 2.5 MW Hubkolben
Mayekawa7 Eco Sirocco R744 (CO2) 120°C 65 – 90 kW
Schraube
Eco Cute Unimo R744 (CO2) 90°C 45 – 110 kW
Dürr Thermea8 thermeco2 R744 (CO2) 110°C 45 – 2‘200 kW Hubkolben
Schraube
Ochsner9 IWDS 330 ER3 R134a/ÖKO1 105°C 100 – 350 kW
Schraube
IWHS ER3 (R245fa) 95°C 190 – 750 kW
Combitherm10 Sonderanfertigung R245fa 100°C 20 – 300 kW Hubkolben
Friotherm11 Unitop 22 R1234ze(E) 95°C 0.6 – 3.6 MW
Turbo (2-stufig)
Unitop 50 R134a 90°C 9 – 20 MW
Star Refrigeration12 Neatpump R717 (NH3) 90°C 0.35 – 15 MW Schraube
GEA Refrigeration13 GEA Grasso FX P 63 bar R717 (NH3) 90°C 2 – 4.5 MW Doppelschraube
Johnson Controls14 HeatPAC HPX R717 (NH3) 90°C 326 – 1‘324 kW Hubkolben
HeatPAC Screw R717 (NH3) 90°C 230 – 1‘315 kW Schraube
Titan OM R134a 90°C 5 – 20 MW Turbo
Mitsubishi15,16 ETW-L R134a 90°C 340 – 600 kW Turbo (2-stufig)
Viessmann17 Vitocal 350-HT Pro R1234ze(E) 90°C 148 – 223 kW Hubkolben
(2-3-stufig)

Die Wärmepumpenhersteller arbeiten daran, den Markt für Industriewärmepumpen mit ihren Produkten
zu erschliessen. Kobelco, Hybrid Energy, Mayekawa, Dürr Thermea, Ochsner und Combitherm
verfügen über Maschinen, welche 100°C Vorlauftemperatur erreichen können mit
Verdampfungstemperaturen bis etwa 60°C (Fleckl et al., 2015b). Das Leistungsspektrum der
angebotenen Wärmepumpen verteilt sich über einen grossen Bereich von 20 kW bis 20 MW. Als
Kältemittel werden hauptsächlich R245fa (ÖKO1), R717 (NH3), R744 (CO2), R134a oder R1234ze(E)
eingesetzt.

5
http://www.kobelco.co.jp/products/standard_compressors/heatpump/sgh/
6
www.hybridenergy.no
7
www.mayekawa.com
8
www.durr-thermeco2.com/de/hochtemperatur-waermepumpen
9
www.ochsner-energietechnik.com/baureihe-iwwhs-iswhs-iwwhss-iswhss
10
www.combitherm.de
11
www.friotherm.com/de/produkte/unitop
12
www.star-ref.co.uk/our-products/neatpump/neatpump-brochure.aspx
13
http://www.gea.com/de/products/gea-fx-gc-heat-pump.jsp
14
http://www.sabroe.com/en/products/chillers-and-heat-pumps/heatpac-hpx/
15
www.mhi-global.com/products/detail/water_to_water_heat_pump.html
16
http://www.mhiae.com/products/heat-pumps/etw
17
www.viessmann.ch/de/gewerbe/waermepumpe/grosswaermepumpen/vitocal-350-ht-pro.html

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Kompressionswärmepumpen mit NH3 können Temperaturen bis zu 90°C erreichen, mit R245fa bis zu
120°C (SGH 120). CO2-Wärmepumpen sind besonders effizient, um Wasser zu erwärmen und können
Temperaturen bis 90°C erreichen. Als Ersatzstoffe von R134a werden R1234yf und R1234ze(E) als viel
versprechend angesehen. R1234ze(Z) ist als Ersatz von R245fa attraktiv.
Die Abbildung 15 zeigt die auf dem Markt verfügbaren industriellen HTWP sortiert nach deren maximaler
Vorlauftemperatur und Heizleistung (logarithmisch aufgetragen). Die meisten HTWP erreichen
Vorlauftemperaturen von 90°C bis 95°C. Mit 120°C stellen die Kompressionswärmepumpe Kobelco
SGH 120 und der Wärmepumpenheisslufterzeuger Mayekawa Eco Sirocco (mit überkritischem CO2)
den industriellen Benchmark dar. Bei Kobelco SGH 165 (weisser Balken) handelt es sich um einen
Wärmepumpendampferzeuger, der durch eine Wärmepumpe 120°C Dampf generiert und den Dampf
über einen Brüdenverdichter auf 165°C komprimiert. Die Hybrid Wärmepumpe von Hybrid Energy AS
arbeitet nach dem Absorptionsprinzip (grauer Balken).

Abbildung 15: Auf dem Markt verfügbare HTWP sortiert nach maximaler Vorlauftemperatur und Heizleistung (gelb:
Hubkolben, blau: Schraube, rot: Turbokompressor, weiss: Wärmepumpendampferzeuger, grau:
Absorptionswärmepumpe).
Die eingesetzten Kompressoren sind in Abbildung 15 farblich gekennzeichnet. Als Verdichter kommen
einwellige (Emerson, Ochsner, Dürr Thermea) oder zweiwellige Hochdruckschraubenverdichter (GEA
Refrigeration, Kobelco), 2-stufige Turbokompressoren (Friotherm, Mitsubishi) und mehrere parallel-
geschaltete Hubkolbenkompressoren (Combitherm, Viessmann) zum Einsatz. Für
Hochtemperaturanwendungen müssen die Kältemittelverdichter in der Lage sein, hohe
Druckdifferenzen zu überwinden (Klein, 2009).
Tendenziell beherrschen Hubkolbenverdichter kleinere Leistungen, grosse Leistungen Turboverdichter
und dazwischen liegen die Schraubenverdichter (Bauder, 1980).
Die Auswahl des Öls erfolgt in erster Linie passend zum Kältemittel. Neben der Verträglichkeit und
Viskosität ist auch hier die thermische Stabilität von Bedeutung. Eine Verkokung des Öls bei den hohen
Druckgastemperaturen gilt es zu verhindern.
Bei Turboverdichtern ist die Druckerhöhung der erzeugten kinetischen Energie des Kältemitteldampfes
proportional, also ∆𝑝~̅ ∙ 𝑢2 mit ̅ als mittlere Dampfdichte und 𝑢 als Umfanggeschwindigkeit des
Laufrades (Reinhard, 1997). Die erreichbare Druckerhöhung ist damit der Dampfdichte ̅ und wegen
̅ = (𝑀 ∙ 𝑅)⁄(𝑝⁄𝑇) direkt der Molmasse 𝑀 proportional. Um hohe Drücke zu erzeugen muss die

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Umfanggeschwindigkeit des Laufrades oder die Molmasse möglichst hoch sein. Die zulässige
Umfanggeschwindigkeit ist aber begrenzt. Üblich sind Drehzahlen zwischen 4‘000 und 25‘000 1/min,
Extremwerte reichen bis 90‘000 1/min (Reinhard, 1997).
Der Turbocor TG31018 von Danfoss ist seit April 2012 auf dem Markt (IEA, 2012). Dank der
Magnetlagerung kann auf den Einsatz von Öl im gesamten Kältemittelkreislauf verzichtet werden.
Dadurch reduzieren sich die Reibungs- und Verschleisseffekte auf ein Minimum. Der Turbocor TG310
läuft insbesondere mit dem Kältemittel HFO1234ze(E) (Honeywell Solstice®ze19) und liefert eine
Nennleistung von 65 bis 310 kW mit allen Vorteilen des ölfreien Betriebs.
Die spezifischen Investitionskosten für Industriewärmepumpen (>100 kW) liegen gemäss (Wolf et al.,
2014) bei 200 bis 250 Euro pro kW Heizleistung. Dies ergibt für eine 1 MW Anlage somit etwa 250‘000
Euro. (Fleckl et al., 2015b) gibt Investitionskosten von etwa 300 bis 800 Euro/kW an für den Einsatz zur
Wärmerückgewinnung in Industrieprozessen. In China liegend die Investitionskosten für 0.3 MW
Anlagen bei rund 170 Euro/kW (Zhang et al., 2016).
In Tabelle 5 sind die verschiedenen auf dem Markt verfügbaren HTWP zusammen mit dem jeweiligen
Kreislaufschema und den erreichten COPs dargestellt. In den folgenden Abschnitten werden diese
HTWP (entsprechend dem Hersteller geordnet) näher beschrieben.
Tabelle 5: Fotos, Kreisläufe und erreichte COPs auf dem Markt verfügbarer HTWP (TQ: Quellentemperatur [°C], TS:
Senkentemperatur [°C], T: Temperaturhub [K], COP: Coefficient of Performance Heating [-]).

Kobelco SGH 120 / 165 Hybrid Heat Pump20

(IEA, 2014a; Kaida et al.,


2015; Kuromaki, 2012; TQ/TS (T) COP
(Jensen et al., 2015a,
Watanabe, 2013) TQ/TS (T) COP 20/95 (75) 2.4
2015b) 40/100 (60) 4.5
65/120 (55) 3.5
Mayekawa transkritische Thermeco2 HHR100021
CO2 Wärmepumpe Eco mit 6 Hubkolbenverdichter,
Sirocco bis 1100 kW

TQ/TS (T) COP


(IEA, 2014a; Mayekawa, 20/100 Luft (80) 3.4 (Dürr thermea GmbH, 2016; TQ/TS (T) COP
25/120 H2O (95) 2.9 IEA, 2014a; Thermea, 2012) 20/80 (60) 3.9-4.3
2010; Watanabe, 2013)
Ochsner IWHS 400 ER3 Ochsner IWDS 330 ER3
Schraube, 380 kW Schraube, 312 kW

TQ/TS (T) COP TQ/TS (T) COP


(Ochsner, 2015) 45/90 (45) 4.0 (Zauner, 2016) 50/105 (55) 2.68

18
http://www.turbocor.com/uploaded/TG310%20Specifications%20leaflet.pdf
19
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-1234ze/
20
http://www.hybridenergy.no/reference-plants/
21
http://www.durr-thermeco2.com/de/hochtemperatur-waermepumpen

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Friotherm Unitop 22/22
Combitherm22 3’300 kW, 2-stufiger Turbo

(Blesl et al., 2014; Wolf et


TQ/TS (T) COP
al., 2014) (Friotherm AG, 2005; Wojtan, (T in °C) COP
50/100 (50) 3.1-3.4
2016) 34/95 (61) 3.51
Star Refrigeration GEA Grasso FX P
Neatpump23 NP601 Heat Pump24
380 kW bis 2.6 MW, Vilter Doppelschraube 63 bar
VSSH Schraube 76 bar

TQ/TS (T) COP


50/90 (40) 3-4
TQ/TS (T) COP
35/80 (45) 5
39/90 (51) 4 35/80 (45) 5.0
(EMERSON, 2012) (Dietrich and Fredrich, 2012)
Kobelco HEM-HR90
Johnson Controls SABROE Doppelschraube (2-stufig)
HeatPACTM-HPX25
Hubkolben 60 bar

TQ/TS (T) COP TQ/TS (T) COP


39/90 (51) 4.0 (Kuromaki, 2012; Oue and 17/90 (73) 4.5
(Johnson Controls, 2017)
Okada, 2013) 35/90 (55) 5.8

Viessmann Mitsubishi ETW-L27


Vitocal 350-HT Pro26

TQ/TS (T) COP (IEA, 2014a; Watanabe, 2013). TQ/TS (T) COP
(Viessmann, 2016)
50/90 (40) 3.4 50/90 (40) 4.1

Die meisten Kreisläufe sind 1-stufig und unterscheiden sich insbesondere im verwendeten Kältemittel
und Verdichtertyp. Ochsner, Combitherm und Kobelco verwenden R245fa in einem 1-stufigen Kreislauf.
Mayekawa und Dürr Thermea setzen auf überkritische CO2 Kreisläufe, wobei Dürr Thermea mehrere
Hubkolbenkompressoren parallel anordnet.
Star Refrigeration, GEA Grasso und Johnson Controls setzten NH3 ein mit entsprechend optimierten
Verdichtern für hohe Drücke, d.h. Schraube 76 bar, Doppelschraube 63 bar und Hubkolben 60 bar.
Friotherm und Viessmann verwenden bereits das Niedrig-GWP Kältemittel R1234ze(E), ein potenzielles
umweltverträgliches Ersatz-Kältemittel für R134a.

22
www.combitherm.de
23
http://www.star-ref.co.uk/our-products/neatpump.aspx
24
http://www.gea.com/de/products/gea-fx-p.jsp
25
http://www.sabroe.com/en/products/chillers-and-heat-pumps/heatpac-hpx/
26
www.viessmann.ch/de/gewerbe/waermepumpe/grosswaermepumpen/vitocal-350-ht-pro.html,
27
www.mhi-global.com/products/detail/water_to_water_heat_pump.html

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Interne Wärmetauscher (IHX) (Viessmann, Mayekawa)
werden eingebaut, um eine genügende Überhitzung
des Kältemittels in der Saugleitung vor dem Verdichter 6
sicherzustellen, damit keine flüssige Phase im
5
Kältemittelstrom auftritt. Die zusätzliche Unterkühlung

COP [-]
vor der Expansion bis nahe an die 4
Verdampfungstemperatur führt nach der Expansion zu
einem geringeren Dampfgehalt, was die Effizienz des 3
Kältekreises steigert, bzw. die Irreversibilität während
2
der adiabaten Drosselung reduziert.
Effizienzsteigerungen von 10% bis 25% werden 1
berichtet (Rieberer et al., 2015). 30 40 50 60 70 80 90 100
Mehrere parallel geschaltete Kompressoren werden
auch bei Viessmann eingesetzt. Mitsubishi optimiert THub [°C]
seinen R134a Kreislauf mit einem geschlossenen
Abbildung 16: COP in Funktion des
Economiser und einem 2-stufigen Turbokompressor Temperaturhubs für die Zusammenstellung
mit Zwischeneinspritzung. verschiedener industrieller HTWP
2-stufige Kreisläufe setzen einzig Friotherm und COP = 3.9 ± 0.8, THub = 57 ± 15K
Ochsner ein. Ochsner baut 2-stufige Kaskaden mit
Schraubenverdichtern und R134a in der 1. Stufe und ÖKO1 (R245fa) in der 2. Stufe. Friotherm optimiert
den 2-stufigen R1234ze Kreislauf der Unitop Wärmepumpen durch einen Open-Flash-Economiser.
Die Hybridwärmepumpe von Hybrid Energy SA ist ein Spezialfall als Absorptionswärmepumpe, sowie
auch der Wärmepumpendampferzeuger SGH 165 von Kobelco mit der Brüdenverdichtung.
Die Abbildung 16 stellt die in Tabelle 5 angegebenen COP Werte für die verschiedenen industriellen
HTPW in Funktion des jeweiligen Temperaturhubs dar. Die COP Werte liegen zwischen 2.4 und 5.8 und
nehmen mit höherem Temperaturhub tendenziell ab. Der mittlere COP dieser Zusammenstellung liegt
bei 3.9 bei einem mittleren Temperaturhub von 57K (Standardabweichungen ±0.8 COP und ±15K).

2.2 Fazit – Stand der Technik


Der Stand der Technik für Hochtemperatur Kompressionswärmepumpen lässt sich wie folgt
zusammenfassen. 19 HTWP Modelle (Kompressionswärmepumpen) von 12 Herstellern (Kobe Steel,
Hybrid Energy, Mayekawa, Dür Thermea, Ochsner, Combitherm, Friotherm, Star Refrigeration, GEA
Refrigeration, Johnson Controls, Mitsubishi, Viessmann) wurden ausfindig gemacht, welche mindestens
eine Vorlauftemperatur von 90°C liefern.
Die Kompressionswärmepumpe Kobelco SGH 120 und der Wärmepumpenheisslufterzeuger
Mayekawa Eco Sirocco (mit überkritischem CO2) stellen mit maximal 120°C Vorlauftemperatur den
industriellen Benchmark dar.
Als Wärmequelle wird Wasser, Sole, Abwärme oder Abwasser (Wärmerückgewinnung) verwendet. Der
Temperaturbereich der Wärmequelle liegt zwischen 17°C und 65°C. Die gemessenen COP Werte für
die verschiedenen industriellen HTPW liegen zwischen 2.4 und 5.8 bei einem Temperaturhub von 40K
bis 95K. Das Spektrum der Heizleistung reicht von etwa 20 kW bis 20 MW.
Als Kältemittel werden R245fa, R717 (NH3), R744 (CO2 überkritisch), R134a oder R1234ze(E)
eingesetzt. Im Hinblick auf die Prävention der globalen Erwärmung (F-Gas Verordnung) werden jedoch
R-134a und R-245fa in absehbarer Zukunft beschränkt. Daher ist die Entwicklung von alternativen
Kältemitteln mit niedrigem GWP erforderlich.
Als Verdichter kommen ein- oder zweiwellige Schraubenverdichter, 2-stufige Turbokompressoren und
mehrere parallel angeordnete Hubkolbenkompressoren zum Einsatz.
Die meisten Kreisläufe sind 1-stufig und unterscheiden sich insbesondere im verwendeten Kältemittel
und Verdichtertyp. Interne Wärmetauscher werden eingebaut, um eine genügende Überhitzung
sicherzustellen. Parallel geschaltete Kompressoren werden eingesetzt, um höhere Leistungen zu
erzielen. Kreislauf Optimierungen mit einem geschlossenen Economiser und 2-stufigem
Turbokompressor mit Zwischeneinspritzung finden bei Mitsubishi Anwendung. 2-stufige Kreisläufe mit
einer Kaskade aus R134a in der 1. Stufe und R245fa in der 2. Stufe von Ochsner, oder mit R1234ze
Open-Flash-Economiser von Friotherm werden auch grossmassstäblich eingesetzt.

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2.3 Kobelco
In Japan entwickelte ein Konsortium der Unternehmen Kobe Steel Ltd., Tokyo Electric Power, Chubu
Electric Power und The Kansai Electric Power zwei Wärmepumpendampferzeuger (Steam Glow Heat
Pump Wärmepumpen), die aus Prozessabwärme von 35°C bis 65°C bzw. 70°C gesättigten Dampf mit
Temperaturen von 120°C (SGH120) bzw. 165°C (SGH165) produzieren (Rieberer et al., 2015; Schmid,
2013). Seit Mai 2011 vermarktet Kobe Steel diese Wärmepumpendampferzeuger unter dem Brand
Kobelco (IEA, 2014a; Kaida et al., 2015; Kuromaki, 2012; Watanabe, 2013). Bevorzugte Einsatzgebiete
der Dampferzeuger sind die Sterilisierung von Nahrungsmitteln und Getränken, die Aufkonzentration
von Flüssigkeiten und Säften, Trocknungsprozesse und die Destillation von Alkohol (IEA, 2014a). Die
Abbildung 17 zeigt die beiden Wärmepumpendampferzeuger SGH120 und SGH165 mit deren
Spezifikationen und technischen Leistungsdaten.

Abbildung 17: Die Wärmepumpendampferzeuger (Steam Glow Heat Pumps) SGH120 und SGH165 von Kobe
Steel mit Doppelschraubenverdichter und technischen Leistungsdaten (IEA, 2014a; Kaida et al., 2015; Kuromaki,
2012; Watanabe, 2013).

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Beide Modelle SGH120 und SGH165 verwenden einen halbhermetischen zweistufigen
Doppelschraubenverdichter, der speziell für hohen Druck und hohe Temperatur entwickelt wurde.
Dieser spritzt Kältemittelnebel in den Motor zum Abkühlen (IEA, 2014a). Das Modell SGH165 besteht
aus einer Kombination von SGH120, welche 120°C Dampf erzeugt, und einem nachgeschalteten
Brüdenverdichter, der den Dampf auf 165°C erhöht. Die Anlage eignet sich speziell zur Überwindung
großer Temperaturhübe. Bei einer Abwärme von 70°C werden dabei 0.89 t/h Dampf erzeugt mit einem
COP von 2.5 (Betriebspunkt 70°C/165°C) und 660 kW Heizleistung.
In Abbildung 18 sind die Kreisläufe der dampferzeugenden Wärmepumpen schematisch dargestellt. Für
weitere Informationen zur Betriebsweise der SGH Dampferzeuger sei auf (Kaida et al., 2015) verwiesen.

Abbildung 18: Schemas der Wärmepumpendampferzeuger SGH 120 und SGH165 mit Kältemittelmischung aus
R245fa und R134a (Kobe Steel, Ltd.) (KOBELCO: SGH Series) (IEA, 2012; Watanabe, 2013), T-s Diagramm des
2-stufigen Kreislaufs mit HFC-245fa (IEA, 2014a).
Das Modell SGH120 erhitzt und verdampft Druckwasser in einem Flash-Tank und erzeugt bei einer
Abwärme von 65°C etwa 0.51 t/h 120°C Dampf mit einer Heizleistung von 370 kW und einem COP von
3.5 (Kuromaki, 2012). Beim SGH120 Modell wird HFC-245fa als Kältemittel eingesetzt, in der SGH165
eine Mischung aus HFC-245fa und HFC-134a (IEA, 2012). HFC-245fa ist eine Pentafluorpropan-
Verbindung (C3H3F5), die u.a. unter dem Namen Genetron R-245fa von Honeywell am Markt
angeboten wird. HFC-245fa hat eine kritische Temperatur oberhalb von 150°C und ermöglicht so
einstufig oder zweistufig die Dampferzeugung von über 100°C. Nachteilig ist der hohe GWP-Wert von
1030. Zukünftige Forschungen setzen auf Kältemittel mit niedrigen GWPs, wie HFO-1234ze(Z) und
HFO-1234ze(E), welche als alternative Kältemittel für HFC-245fa und HFC-134a gelten.
Unter der Marke Kobelco produziert Kobe Steel auch das Model HEM-90A (Kuromaki, 2012; Oue and
Okada, 2013). Die Markteinführung war im Mai 2012. In Abbildung 19 sind die technischen Daten, der
Kältekreislauf und eine Skizze des semihermetischen Doppelschraubenverdichters dargestellt. Diese
Wärmepumpe liefert bis zu 90°C heisses Wasser aus Umgebungsluft für Anwendungen in der
Nahrungsmittel, Getränke-, Automobil- und Chemieindustrie. Das eigesetzte Kältemittel besteht aus
einer Mischung aus R134a und HFC245fa. Mit -10 bis +40°C Luft als Quelle werden Heizleistungen von

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etwa 70 bis 230 kW erreicht. Die COPs liegen dann (bei 90°C Heisswasser als Senke) im Bereich von
1.7 bis 3.0 (Oue and Okada, 2013). Mit Kühlwasser als Quelle werden COPs von 4.5 (W17/W90) und
5.8 (W35/W90) erreicht (Kuromaki, 2012).

Abbildung 19: Kobelco HEM-HR90 Wärmepumpe von Kobe Steel: Foto, technische Daten, Kältekreislaufs mit
Doppelschraubenkompressor, und COP in Funktion der Lufttemperatur (Kuromaki, 2012; Oue and Okada, 2013).

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2.4 Mayekawa
Die japanische Firma Mayekawa28 bietet verschiedene transkritische CO2-Wärmepumpen an zur
Trinkwassererwärmung oder zur Erzeugung von Prozesswärme. Die Serie "unimo A/W und W/W" (auch
bekannt als Eco Cute) beinhaltet die Modelle Eco Cute Luft/Wasser (80 kW) und Wasser/Wasser (90
kW) mit bis zu 90°C Vorlauftemperatur (bei 65°C Quelle) (siehe Abbildung 20). Bei 90°C werden COPs
im Bereich von 2.7 bis 3.5 erreicht (Umgebungsluft 7 bis 16°C).

Abbildung 20: CO2 Wärmepumpen von Mayekawa (http://www.mayekawa.com.au/products/heat-pumps/)


Die Tabelle 6 listet die Leistungsdaten der HeatCOM Wärmepumpe (Vorgänger von Eco Cute) bei 90°C
Vorlauftemperatur (Mayekawa, 2010). Bei einer Wärmequellentemperatur von 12°C (mit 5 K
Temperaturspreizung) und 40°C Wassereintrittstemperatur in den Gaskühler liefert die HeatCOM 90°C
Wasser mit einer Heizungsnennleistung von 65.9 kW und einen COP von 2.6 (= 65.9 kW Heating : 25.7
kW Power).

28
http://www.mayekawa.com.au/products/heat-pumps/

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Tabelle 6: Leistungsdaten der HeatCOM bei 90°C Vorlauftemperatur (Beispiel: Heating: 65.9 kW, Power 25.7 kW,
12°C/7°C, 40°C/90°C, COP 2.56) (Mayekawa, 2010).

Die transkritische CO2 Wärmepumpe Eco-Sirocco liefert Heissluft mit 100°C bis 120°C (IEA, 2014a;
Watanabe, 2013). Dabei wird Wasser als Wärmequelle verwendet. Die Abbildung 21 zeigt einige
Leistungsdaten, das Kreisschema mit IHX Wärmetauscher und die Betriebsbedingungen des CO2
Systems im T-s-Diagramm. 120°C heisse Luft (25°C Wasser als Wärmequelle, 20°C Luft-
Eintrittstemperatur) wird beispielsweise mit einer thermischen Leistung von etwa 90 kW und einem COP
von 2.9 erzeugt (IEA, 2014a). Beim Betriebspunkt Heissluft von 100°C (aus 30°C Lufteintritt) wird sogar
ein COP von 3.43 erzielt (bei 100 kW Heizleistung).

Abbildung 21: Transkritische CO2 Wärmepumpe Eco-Sirocco von Mayekawa mit Leistungsdaten, Flussdiagram
und Betriebsbedingungen im T-s Diagramm (IEA, 2014a; Watanabe, 2013).

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Japan ist bekannt für transkritischen CO2 Wärmepumpen und es gibt verschiedene Anbieter in der
Leistungsklasse über 30 kW, wie z.B. Mitsubishi, Hitachi, Toshiba Carrier (CAONS700). Auch
zweistufige Prozesse (Sanyo, Hitachi) oder Ejektor-Wärmepumpen (Denso, Corona) werden angeboten
(Hashimoto et al., 2014; Rieberer et al., 2015). Die meisten Luft/Wasser CO2 Wärmepumpen liefern
Vorlauftemperaturen bis 90°C (Hashimoto et al., 2014).

2.5 Hybrid Energy AS


Die Firma Hybrid Energy AS hat die sogenannte „Hybrid Wärmepumpe“ neu erfunden (ultra high
temperature hybrid heat pump, UHTHP). Die Hybrid Wärmepumpe ist eine Kombination aus
Absorptions- und Kompressionswärmepumpe und arbeitet nach dem August Osenbrück Prozess (IEA,
2014a). Temperaturen von bis zu 120°C sind möglich mit Standardkomponenten29. Durch den Einsatz
neuer Komponenten könnten Temperaturen von 180 bis 250°C erreicht werden (IEA, 2014a).
Die Wärmepumpe wird typischerweise mit der Stoffpaarung Ammoniak (NH3) und Wasser (H2O)
betrieben. Die Abbildung 22 (links) zeigt das vereinfachte Flussdiagramm Hybrid Wärmepumpe mit den
Hauptkomponenten.

Abbildung 22: Links: Vereinfachtes Flussdiagram einer typischen Hybrid Wärmepumpe


(http://www.hybridenergy.no/tech-overview/), Rechts: Dampfdruckkurven für verschiedene Wasser/Ammoniak
Lösungen zur Bestimmung des nötigen Drucks, um eine gegebene Temperatur (z.B. 120°C rote Linie) zu erreichen
(IEA, 2014a).
Aus einer Wärmequelle wird Wärme bei 15 bis 75 °C aufgenommen, wodurch das Ammoniak verdampft.
Der Kompressor verdichtet das Ammoniakgas und führt es dem Absorber/Kondensator zu. Parallel
dazu wird das Wasser bzw. die Lösung mit niedrigem Ammoniakgehalt mit einer Pumpe in den Absorber
auf hohen Druck pumpt. Dort löst sich das Ammoniakgas wieder im Wasser und gibt Wärme bei hoher
Temperatur an eine Wärmesenke ab. Die aus dem Absorber/Kondensator austretende NH3/H2O-
Lösung ist reich an Ammoniak und strömt über ein Expansionsventil zurück in den Austreiber auf tiefem
Druck, wo der Kreislauf von neuem beginnt. Da das Gemisch aus H2O und NH3 ein nicht azeotropes
Arbeitsmedium ist, finden das Verdampfen und die Kondensation mit Gleittemperaturen statt.
Die maximal erreichbare Temperatur hängt von der Konzentration der Wasser/Ammoniak (H2O/NH3)
Lösung ab. Die Abbildung 22 (rechts) zeigt den Zusammenhang anhand der Dampfdruckkurven. Der
erforderliche Druck, um 120°C (rote Linie) zu erreichen beträgt: A: Reines NH3 ~ 100 bar, B: 75% NH3
~ 65 bar, C: 50% NH3 ~ 35 bar und 25% NH3 ~ 15 bar. Bei reinem Wasser beträgt der Druck 1 bar (g).
Der berechnete COP beim Betriebspunkt 40°C/100°C beträgt etwa 4.5 (Jensen et al., 2015b).
Weiterführende Informationen zur Entwicklung der Hybrid Wärmepumpe sind in (Jensen et al., 2015a,
2015b) zu finden.

29
http://www.hybridenergy.no/faq/

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2.6 Dürr Thermea GmbH
Die deutsche Firma Dürr Thermea GmbH setzt auf das Kältemittel Kohlendioxid CO2 (R744). Durch den
überkritischen Prozess und den hohen Temperaturgleit eignen sich diese Wärmepumpen insbesondere
zur Heißwassererzeugung, zur Erwärmung von Luft für Trocknungsprozesse, sowie zur Vorwärmung
von Luft und Wasser.
Die angebotenen thermeco2 HTWP arbeiten mit Wärmequellentemperaturen von 8 bis 40°C und
erreichen Wärmesenkentemperaturen von bis zu 90°C. Die Maschinen sind in erweiterten
Einsatzgrenzen mit Vorlauftemperaturen bis 110°C lieferbar30. Die Tabelle 7 zeigt die technischen Daten
der thermeco2 HHR Produktelinie. COPs (Heizen) von 3.9 bis 4.3 werden beim Betriebspunkt
20°C/80°C erreicht (60 K Temperaturhub). Der Leistungsbereich mit Heizleistungen von 51 kW bis 2.2
MW wird von 13 Grundtypen abgedeckt. Je nach Leistungsgröße werden 1 bis 12 Hubkolbenverdichter
pro Maschine eingesetzt (Dürr thermea GmbH, 2016).
Tabelle 7: Technische Daten der thermeco2 HHR Wärmepumpen von (Dürr thermea GmbH, 2016).

Die Abbildung 23 Illustriert die CO2 Wärmepumpen thermeco2 mit Schraubenkompressor (Model HHS)
und mit Hubkolbenkompressor (Model HHR). Beide Kompressor Varianten erreichen 90°C
Kondensationstemperatur und 1 MW Heizleistung. Die Dürr Thermea GmbH bietet mit der HHS
Modellreiche weltweit den einzigen Schraubenverdichter für CO2 Grosswärmepumpen an (IEA, 2014a).

30
http://www.durr-thermeco2.com/de/hochtemperatur-waermepumpen

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Abbildung 23: CO2 Wärmepumpen thermeco2 mit Schraubenkompressor (Model HHS, links) und mit
Hubkolbenkompressor (Model HHR, rechts) (IEA, 2014a; Thermea, 2012).
In Abbildung 24 ist der Kältekreislauf schematisch dargestellt. Der kritische Punkt von CO2 bei rund
31°C und 74 bar ermöglicht den erwähnten transkritischen Prozess auf der Hochdruckseite. Deshalb
eignet sich CO2 für Anwendungen in HTWP. Aufgrund des hohen Druckniveaus können jedoch nur
speziell für CO2 ausgelegte Komponenten verwendet werden.

Abbildung 24: Schema und T-s Diagramm der CO2 thermeco2 Wärmepumpe (Thermea, 2012).

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2.7 Ochsner
Ochsner bietet ein- und zweistufige HTWP an, um Warmwasser mit Vorlauftemperaturen von 95° bis
105°C zu erzeugen (Ochsner, 2012, 2015). Genutzt wird jeweils Abwärme bei 35°C bis 55°C (1-stufig)
oder 8°C bis 25°C (2-stufig). Der Kapazitätsbereich liegt im Bereich:
 2-stufig: 190 kW bis 750 kW (Temperaturbereich: ≤ 20°C bis max. 95°C)
 1-stufig: 240 kW bis 630 kW (Temperatur: maximal 90°C, ΔT maximal 50 K)
Mittels Parallelschaltung von mehrere Maschinen können auch höhere Heizleistungen erreicht werden
(Zauner, 2016). Die Abbildung 25 illustriert die 1- und 2-stufigen Kreisläufe der Baureihe IWHS ER3.
Der 2-stufige Kältekreis verwendet R134a in der 1. Stufe und Öko 1 (HFKW/HFC) mit niedrigem GWP
in der 2. Stufe. Die grösste technische Herausforderung besteht in der bis 160°C hohen
Heissgastemperatur der 2. Stufe. Dazu wurde eine besondere Verdichter Konstruktion für den
Schraubenverdichter entwickelt (Lager, Wicklung) (Ochsner, 2012, 2015). Weitere Herausforderungen
sind die Optimierung der Steuerung der Anlaufphase (Systemdrücke, Anheben des Druckes in der 2.
Stufe beim Anlauf).
Anwendungsbeispiele sind in der Metallpulverherstellung gegeben, welche Abwärme aus dem
Sinterprozess als Wärmequelle nutzt (45°C/90°C, 380 kW Heizleistung, 287 kW Kühlleistung, COP von
4, Typ IWHS 400 ER3) (Ochsner, 2015).

Abbildung 25: Schema der OCHSNER HTWP vom Typ IWHSS, Links: 1-stufig ÖKO1 (R245fa), 60 kW bis 1.6 MW,
Quelle: 35-55°C, Senke: bis 98°C), Rechts: 2-stufig als Kaskade, 190 bis 1‘500 kW, 1. Stufe R134a, 2. Stufe ÖKO1
(R245fa), Quelle: 8-25°C, Senke: bis 100°C) (Ochsner, 2012, 2015).
Wie in Abbildung 26 dargestellt, unterteilt Ochsner die Temperaturniveaus in Mitteltemperatur-
Anwendungen unter 75°C und Hochtemperatur-Anwendungen über 75°C.

Abbildung 26: Überblick der Einsatzgrenzen der OCHSNER Industriewärmepumpen (Zauner, 2016).
Die Ochsner Wärmepumpen werden in Österreich gefertigt. Eingebaut werden Schraubenverdichter
und Rohrbündelwärmetauscher. Die Maschinensteuerung (Megatronic) ermöglicht Fernzugriff/-wartung

08.03.2017 Seite 36 von 115


(Zauner, 2016). Ein aktuelles Forschungsprojekt bis 130°C ist mit dem AIT (Austrian Institute of
Technology in Wien) im Gange.
Die Abbildung 27 zeigt die entwickelte 2-stufige Höchsttemperatur Wärmepumpe vom Typ IWDS 330
ER3, welche Anfang 2016 den ersten Testlauf erfahren hat. Beim Betriebspunkt 50°C/105°C
(Wasser/Wasser) wurde bei einer Heizleistung von 312 kW und einer Kühlleistung von 116 kW ein COP
Heizen von 2.68 gemessen.

Testlauf Anfang 2016


Wärmequelle Wasser
Wärmepumpentyp IWDS 330 ER3
Kompressor Typ Hochtemperatur-
Schraube, ÖKO 1
Quellentemperatur 50°C
Vorlauftemperatur 105°C
Heizleistung 312.2 kW
Kühlleistung 116.4 kW
(inkl. Ölpumpen und
Umwälzpumpe am
Ölkühler)
COP Heizen 2.68

Abbildung 27: OCHSNER Höchsttemperatur Wärmepumpe IWDS 330 ER3 (Zauner, 2016).

2.8 Combitherm GmbH


Der Wärmepumpenhersteller Combitherm GmbH31 bietet eine umfassende Palette an
Hochtemperaturwärmepumpen im Bereich 20 bis 500 kW Heizleistung an. Die Standardanlagen decken
einen Bereich bis 40°C Quellentemperatur und 80°C Senken Temperatur ab. Für höhere
Temperaturbereiche stehen Sonderlösungen bereit (Klein, 2009).
In einem Kooperationsprojekt unter Mitwirkung des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle
Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart hat der Anlagenbauer Dürr Ecoclean GmbH und
Combitherm einen Prototyp mit Kältemittel R245fa entwickelt. R245fa zeichnet sich durch seine hohe
kritische Temperatur von 154°C und vergleichsweise niedriger Drucklage aus (kritischer Druck 3.65
bar). In Abbildung 28 ist die Wärmepumpe und in Abbildung 29 sind die Leistungsdaten sowie das
Kennfeld des Kolbenverdichters dargestellt.
Die entwickelte HTWP hat eine Heizleistung von 45 kW und nutzt die Abwärme einer
Teilereinigungsanlage zur Verdampfung von wässriger Reinigungslösung bei 100°C (Wolf and Fahl,
2014). Im Betrieb bei 25 oder 70 Hz erreichte die Wärmepumpe einen COP zwischen 3.1 und 3.4. Um
die Druckgastemperatur nahe an der gewünschten Kondensationstemperatur zu halten wurde eine
Kühlung für den Verdichter mitverbaut. Bei höheren Temperaturen droht das Öl zu verkoken. Der
Ölhersteller gibt eine maximal zulässige Temperatur von 130°C an (Wolf et al., 2014).

Abbildung 28: Integration einer HTWP mit R245fa in eine industrielle Teilreinigung, Wärmepumpe entwickelt in
Zusammenarbeit mit der Dürr Ecoclean GmbH und der Combitherm GmbH mit Hubkolbenverdichter, 45 kW
Nennheizleistung, 110°C Verflüssigungstemperatur, Druckverhältnis 4.3 (Blesl et al., 2014).

31
www.combitherm.de

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Abbildung 29: COP und Gütegrad der HTWP beim Betriebspunkt W50/W100 vs. Antriebsfrequenz des Verdichters
(Jakobs and Laue, 2015; Wolf et al., 2014), Kennfeld des Kolbenverdichters (Wolf et al., 2014).

2.9 Friotherm AG
Die Friotherm AG32 aus Frauenfeld hat sich auf Wärmepumpen mit sehr großer Leistung von bis zu 20
MW spezialisiert. Gemäss (Wojtan, 2016) erfordert jede Grosswärmepumpe von Beginn an Engineering
und wird komplett kundenangepasst. Friotherm fertigt komplette Verdichterbaugruppen bestehend aus
dem Verdichter selbst, Schmier- und Dichtölsystemen, Schmieröltank, Getriebe und mechanischer
Kopplung. 2-stufige Turboverdichter der Serie Uniturbo werden eingesetzt, welche für
Betriebstemperaturen von 40°C bis 90°C ausgelegt und stufenlos regulierbar (100% bis 10%) sind. Die
Abbildung 30 zeigt die Einsatzgrenzen der Unitop Wärmepumpen, sowie eine 2-stufige Anlage Unitop
50 in Helsinki.

Abbildung 30: Links: Arbeitsbereiche der Unitop Wärmepumpen (Friotherm AG, 2005)33, Rechts: Unitop 50
Wärmepumpe, Helsinki Energia.
Die bisher größte gebaute Anlage besteht aus 6 parallelen Wärmepumpeneinheiten des Typs Unitop
50FY. Sie hat eine Heizleistung von insgesamt 180 MW und erzeugt Wärme bei 80°C Vorlauftemperatur
für das Stockholmer Fernwärmenetz (Wolf et al., 2014).
Für eine HTWP mit 120°C Vorlauftemperatur in der Schweiz würde Friotherm gemäss E-mail Anfrage
an Herrn Wojtan das Niederdruckkältemittel Solstice®zd HFO-1233zd(E) von (Honeywell, 2013)34
einsetzten, ein Niedrig-GWP Kältemittel der Gruppe A1 (unbrennbar und nicht toxisch) mit einem GWP
von 1 und einer kritischen Temperatur von 165.5°C. Die Tabelle 8 zeigt die überschlagsmässig
berechneten Werte für eine HTWP mit 120°C Vorlauftemperatur.

32
http://www.friotherm.com/de/
33
http://www.friotherm.com/de/produkte/unitop-50/
34
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-zd/

08.03.2017 Seite 38 von 115


Tabelle 8: Überschlagsmässige Abschätzung für eine HTWP mit 120°C Vorlauftemperatur von Friotherm AG durch
(Wojtan, 2016). 350 kW Wärmeabfuhr ist für Öl- und Motorkühlung durch separaten Kühlkreislauf nötig.
Parameter Werte
Anlage UNITOP 43/28 (2-stufige Anlage)
Kältemittel 1233zd(E)
Wärmequelle 50°/40°C
Wärmequellenleistung 5'700 kW
Heisswasser 80°/120°C
Heizleistung 7'940 kW
COP ca. 3.0

In Abbildung 31 ist als Beispiel die Abwärme Rückgewinnung aus der Marienhütte in Graz dargestellt.
Im 2-stufigen Kreislauf mit Kältemittel R1234ze wurde beim Betriebspunkt 33.8°C/95°C ein COP
(Wärme) von 3.51 experimentell gemessen. Bei der Abwärme Rückgewinnung von 34 bis 65°C lässt
sich mit der Nutzung modernster Verdichter Technik Heisswasser von 95°C bzw. 120°C erzeugen
(Wojtan, 2016).

Abbildung 31: Applikationsbeispiel Abwärme Rückgewinnung aus der Marienhütte in Graz Österreicht: Unitop 22/22
als 2-stufiger Betrieb mit R1234ze und bis zu 95°C mit COP von 3.51 (33.8°C/95°C) (Wojtan, 2016).

Abbildung 32: Applikationsbeispiel Abwärme Rückgewinnung aus dem Stahlwerk Cogne in Aosta Italien: Unitop
50FY als 2-stufiger Betrieb (Mo-Fr) 18°C/90°C mit einem COP (Wärme) von 2.85 (Wojtan, 2016).

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2.10 Star Refrigeration
Star Refrigeration, eine Tochtergesellschaft von Emerson Climate Technologies bietet unter dem
Markennamen Neatpump35 Großwärmepumpen mit dem natürlichen Kältemittel Ammoniak (NH3, R717)
an (Schmid, 2013). Die Anlagen liefern heißes Wasser mit bis zu 90°C bei Heizleistungen von 380 kW
bis 2.6 MW (EMERSON, 2012). Dabei liefert Emerson Climate Technologies seine Einzelschrauben
Verdichter Technologie Vilter36 (VSSH-Baureihe, siehe) an Star Refrigeration, welche die HTWP
entwickeln. Der Schraubenverdichter mit spezieller Stahlguss Konstruktion hält NH3 Drücke bis 76 bar
und 110°C aus (EMERSON, 2010).

Abbildung 33: Emerson VILTER37 NH3-Schraubenverdichter 76 bar (EMERSON, 2010).


In Abbildung 34 sind die Leistungsdaten von Neatpump Model NP601 dargestellt (EMERSON, 2012).
Bei 50°C Verdampfungstemperatur und einer Heißwassertemperatur von 90°C liegt der COP zwischen
3 und 4. Die maximale Leistung dieses Systems beträgt 8 MW.

Abbildung 34: Neatpump Modell NP601 mit COP Daten (EMERSON, 2012; Schmid, 2013).

2.11 GEA Refrigeration


Auch GEA Refrigeration setzt bei Großwärmepumpen (MW-Bereich) auf Ammoniak (NH3) als
Kältemittel. NH3 ist ein natürliches Kältemittel ohne Umweltbelastung (ODP = 0, GWP = 0), hat einen
grossen Arbeitsbereich und gute thermodynamische Eigenschaften. Die Temperatur am kritischen
Punkt ist 133°C (Reißner et al., 2013b).
Die neueste Generation GEA Grasso Doppelschraubenverdichter ermöglicht Förderdrücke bis zu 63
bar und damit Vorlauftemperaturen bis zu 90°C (Dietrich and Fredrich, 2012). Dieser Aufbau basiert auf
einem 52 bar Kompressor welcher die maximale Verflüssigungstemperatur auf 82°C begrenzt. Im

35
http://www.star-ref.co.uk/our-products/neatpump.aspx
36
www.emersonclimate.com/europe/de-eu/products/compressors/industrial_compressors
37
http://www.emersonclimate.com/europe/de-eu/products/compressors/industrial_compressors

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Vergleich zur Standardausführung wurde der neue Kompressor mit einem stärkeren Axiallager am
Außenrotor, einer stärkeren Antriebswelle und weiteren Hochdruckkomponenten ausgestattet (IEA,
2014a). Die Kompressoren sind in verschiedenen Größen von 165 bis 2‘838 kW Antriebsleistung
erhältlich. Bei einer Quellentemperatur von 35° C und einer Senken Temperatur von 80°C wird ein COP
von 5.0 erreicht mit einer Heizleistung von 14 MW (Dietrich and Fredrich, 2012).

2.12 Johnson Controls


Die einstufigen Hochdruck-Ammoniak-Wärmepumpen SABROE HeatPACTM-HPX38, sind in der Lage
Warmwasser mit einer Temperatur von 90°C bereitzustellen (Johnson Controls, 2017). Die
Wärmepumpen sind mit einem Kolbenverdichter ausgestattet, der Differenzdrücke bis zu 40 bar sowie
Enddrücke bis zu 60 bar erzielt. Die Abbildung 35 zeigt die Leistungsdaten. Je nach Typ liefern die
Wärmepumpen 326 bis 1‘324 kW bei einem COP von 4.0 beim Betriebspunkt W39/W90. Die Modelle
HeatPAC 712 und 716 sind auf Anfrage erhältlich.

Abbildung 35: Richtwerte der SABROE HeatPACTM-HPX (Johnson Controls, 2017).


In der Broschüre von (Johnson Controls, 2015) sind weitere Wärmepumpen von den Marken YORK und
Sabroe aufgelistet (siehe Abbildung 36). Die HeatPAC Screw, Titan OM und HeatPAC Custom liefern
ein maximale Vorlauftemperatur von 90°C.

Abbildung 36: Wärmepumpen von Johnson Controls (HeatPAC Screw, Titan OM, HeatPAC Custom) welche
Vorlauftemperaturen bis 90°C liefern, zusammengestellt aus (Johnson Controls, 2015).

38
http://www.sabroe.com/en/products/chillers-and-heat-pumps/heatpac-hpx/

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2.13 Mitsubishi
Mitsubishi hat die kompakte Wärmepumpe ETW-L auf dem asiatischen Markt (nicht Europa oder UK),
welche aus Abwärme von ungefähr 10°C bis 50°C Heisswasser von bis 90°C erzeugen kann. Eingesetzt
wird ein zweistufiger Turbo-Kompressor mit Economiser-Schaltung und Kältemittel R134a. Die
Abbildung 37 zeigt den Aufbau und die Spezifikationen der Wärmepumpe ETW-L. Beim Betriebspunkt
50°C/45°C (Verdampfer) und 80°C/90°C (Kondensator) beträgt die Heizleistung 547 kW, was mit einer
Antriebsleistung von 133 kW einen COP von 4.1 ergibt (= 547 kW : 133 kW). Geregelt wird die ETW-L
mittels der Schaufelstellung der ersten Kompressor Stufe, der Motordrehzahl und über einen Heißgas-
Bypass39.

Abbildung 37: Fliessschema und Spezifikationen der Wasser/Wasser Wärmepumpe von Mitsubishi Heavy
Industries ETW-L mit 2-stufigem Turbokompressor und Economiser. Bei 50°C/90°C beträgt der COP 4.1
(Heizleistung 547 kW, Antriebsleistung 133 kW) (IEA, 2014a; Watanabe, 2013).

2.14 Viessmann
Die Baureihe der Vitocal 350-HT Pro von der Viessmann-Tochter KWT Kälte-Wärmetechnik AG in Worb
Bern (gehört seit 2008 zur Viessmann Gruppe) liefert als seriengefertigte Wärmepumpe bis 90°C Vorlauf
und nutzt Wärmequellen Temperaturen bis 50°C (Viessmann, 2016).
Die Vitocal 350-HT Pro arbeitet mit dem besonders klimaschonenden Kältemittel HFO-1234ze (Genath,
2015). Das Kältemittel R-1234ze auf Basis von Fluor-Olefinen gehört zur Gruppe der Niedrig-GWP-
Kältemittel mit geringem Treibhauspotenzial (GWP = 6). Da es erst bei 110 °C verflüssigt, bietet es sich
für den Einsatz in Hochtemperatur Anwendungen an (Genath, 2015). Mit R1234ze erfüllt die Baureihe
bereits heute Kältemittelanforderungen, die weit über 2020 gelten.
Die Abbildung 38 zeigt die Leistungsdaten. Je nach Variante liefert die Vitocal 350-HT Pro beim
Betriebspunkt B50/W90 (10 K Spreizung, 40 K Temperaturhub) Heizleistungen von 148 bis 390 kW und

39
http://www.mhiae.com/products/heat-pumps/etw/specifications

08.03.2017 Seite 42 von 115


einen beachtlichen COP von bis 3.4 (Viessmann, 2016). Bei B40/W90, also einer Temperaturerhöhung
von 50°C, beträgt der COP laut Werk immer noch beachtliche 3.1 (Genath, 2015).

Abbildung 38: Vitocal 350-HT Pro mit Leistungsdaten (Viessmann, 2016).

2.15 HKT Huber-Kälte-Technik-GmbH


HKT Huber-Kälte-Technik-GmbH40 hat zwei Demonstrationsanlagen mit dem Kältemittel Isobutan (R-
600a) gebaut und an der 4. VDI-Fachkonferenz Wärmepumpen 2013 vorgestellt (Huber, 2013; IEA,
2014a; Wolf et al., 2014). Die hohe kritische Temperatur von 135°C und das niedrige GWP machen
R600a zu einem interessanten Kältemittel für Hochtemperaturanwendungen, obwohl R-600a leicht
entflammbar ist.
Die eine Wärmepumpe ist ein zweistufiges System mit R-134a in der Niederdruckstufe und R600a in
der Hochdruckstufe und hat eine Heizleistung von 10 kW (Wolf et al., 2014). Mit einer
Wärmequellentemperatur von 17°C und einer Kondensationstemperatur von 100°C (83 K
Temperaturhub) wurde ein COP von 1.7 erreicht. Die Wärmepumpe lief über 5‘000 Stunden.
Die zweite HTWP ist eine einstufige R600a Wärmepumpe, die in einer Brauerei zum Erwärmen von
Brauwasser auf 120°C verwendet wird (Huber, 2013; IEA, 2014a). Bei einer Verdampfungstemperatur
von 67°C und einer Kondensatortemperatur von 125 °C wurde ein COP von 3.6 erreicht (Wolf et al.,
2014). HKT Huber-Kälte-Technik-GmbH entwickelt insbesondere auf Kundenwunsch
Hubkolbenverdichter für Verflüssigungssätze, Verbundanlagen, Kaltwassersätze, Sonderaggregate
und Wärmepumpen für die Kälte-, Klima- und Heiztechnik. Außerdem verfügt HKT über eine Baureihe
von Verdichtern für die natürlichen Kältemittel wie Ammoniak, dem Gemisch Ammoniak/Dimethylether
(R723) und Kohlenwasserstoffen.

40
http://www.hkt-goeldner.de/

08.03.2017 Seite 43 von 115


3 Stand der Forschung
3.1 Forschungsaktivitäten und Literatur
Die Abbildung 39 illustriert die geförderten Forschungsprojekte mit Fokus Industrie- und
Grosswärmepumpen in Deutschland (Wolf et al., 2014). Historisch folgt der Trend dem Niveau der
Energiepreise, insbesondere des Ölpreises. Der Ölpreisschock in den 1970er-Jahren setzte die
Energieforschung in den politischen Fokus (Energiekrisen 1973 und 1979). Der plötzliche Anstieg der
Energiepreise führte zu einem Boom energiewirtschaftlicher Forschung. Die Wärmepumpe erfuhr
dadurch ein beträchtliches Interesse. Es wurden Energieforschungsgruppen gegründet und eine
Vielzahl von Forschungsprojekten im Bereich Wärmepumpen gestartet (IEA, 2014a). Auch in
Deutschland erreichte die Förderung der Wärmepumpenforschung 1982 ein Allzeithoch von etwa 11
Mio. Euro. Mit sinkenden Energiepreisen in den 1980er und 1990er Jahren gerieten Wärmepumpen
wieder etwas aus dem Fokus, insbesondere auch für HTWP. Seit 2007 ist wieder ein deutlicher Anstieg
des Forschungsinteresses zu verzeichnen.

Abbildung 39: In Deutschland geförderte Forschungsprojekte im Bereich Grosswärmepumpen (Wolf et al., 2014).
Die heutige Forschung von den Haushalts- und Kleinwärmepumpen hat sich zu den Industrie- und
Großwärmepumpen verlagert (Wolf et al., 2014). An der alljährlich stattfindenden deutschen Kälte-
Klima-Tagung des DKV41 gibt es ab 2013 vermehrt wieder Beiträge zum Thema HTWP.
Die Abbildung 40 zeigt die Anzahl Publikationen in der SCOPUS Datenbank42 und Web of Science43 mit
dem Suchbegriff „high temperature heat pump“. Die Anzahl Veröffentlichungen erreichte Anfang der
80er Jahre ihren Höhepunkt. Zwischen 2008 und 2016 wurden im Schnitt etwa 12 Arbeiten publiziert.

Abbildung 40: Anzahl Publikationen mit Suchbegriff "high temperature heat pump" in Datenbank SCOPUS
(www.scopus.com) und Web of Science (www.webofknowledge.com).

41
http://www.dkv.org/index.php?id=93
42
www.scopus.com
43
http://apps.webofknowledge.com

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3.2 Österreich
3.2.1 AIT - Austrian Institute of Technology Wien
In Österreich ist das Austrian Institute of Technology (AIT) in Wien aktiv in der Erforschung von HTWP.
Verschiedene Arbeiten wurden in Zusammenarbeit mit der Industrie durchgeführt, u.a. mit Chemours,
Bitzer, Frigopol und Ochsner. Die Tabelle 9 listet die Forschungsarbeiten und Projektpartner.
Tabelle 9: Forschungsarbeiten am AIT Austrian Institute of Technology (Wien, Österreich) im Bereich HTWP.
Titel der Veröffentlichung Projektpartner Referenz
Messung und Simulation einer 50 kW Butan- Frigopol Kälteanlagen GmbH, (Drexler-
Hochtemperaturwärmepumpe mit Ejektor SINTEF Energy Research, Schmid et
Norwegen al., 2016)
Erhöhung der Energieeffizienz industrieller Trocknungsprozesse AGRANA Stärke GmbH, (Wilk et al.,
durch den Einsatz von Wärmepumpen AGRANA Research & Innovation 2016a)
Center GmbH
Hochtemperatur-Wärmepumpe für Industrieanwendungen: Edtmayer Systemtechnik GmbH, (Wilk et al.,
Prüfstandsmessungen und Systemsimulation Ochsner Energie Technik GmbH 2016b)
Hochtemperatur Wärmepumpen Messergebnisse einer Laboranlage Chemours USA, (Helminger
mit HFO-1336MZZ-Z bis 160°C Kondensationstemperatur Bitzer Kühlmaschinenbau GmbH et al., 2016)
Performance testing of a lab-scale high temperature heat pump with Chemours USA, (Fleckl et al.,
HFO-1336mzz-Z as the working fluid Bitzer Kühlmaschinenbau GmbH 2015a)
Effiziente Abwärme Nutzung durch Hochtemperaturwärmepumpen Chemours USA, (Fleckl et al.,
in der Industrie Bitzer Kühlmaschinenbau GmbH 2015b)
Hochtemperaturwärmepumpen für industrielle Produktionsprozesse ALPEX Technologies GmbH, (Hartl et al.,
mit simultaner Heiz- und Kühlanforderung Chemours USA 2015)
Integration einer Hochtemperaturwärmepumpe mit BIOS Bioenergiesysteme GmbH, (Fleckl et al.,
Direktverdampfung zur Wärmerückgewinnung in einer OCHSNER Wärmepumpen GmbH, 2014)
Rauchgaskondensationsanlage einer Biomasseverbrennungsanlage Scheuch GmbH

(Fleckl et al., 2015a, 2015b; Helminger et al., 2016) präsentierten eine mobile und flexible Laboranlage
einer elektrisch angetriebenen HTWP mit Kältemittel HFO-1336mzz-Z (früher bekannt als DR-2).
Projektpartner waren Chemours Fluoroproducts und Bitzer Kühlmaschinenbau GmbH. Die Tabelle 10
listet die Kältemitteldaten von HFO-1336mzz-Z. HFO-1336mzz-Z hat attraktive Sicherheits-, Umwelt-
und thermodynamische Eigenschaften und eine hohe chemische Stabilität bei hohen Temperaturen.
Tabelle 10: Kältemitteldaten von HFO-1336mzz-Z gemäss (Fleckl et al., 2015a, 2015b; Helminger et al., 2016),
nicht brennbar bei 60°C und 100°C gemäss ASTM E681-2001.
Parameter HFO-1336mzz-Z
Normal-Siedepunkt (°C) 33.4
Kritische Temperatur (°C) 171.3
Kritischer Druck (bar) 29
ODP keine
GWP100 9.4
Sicherheitsklasse A1

Als Kompressor kommt ein semi-hermetischer Hubkolbenverdichter von Bitzer zum Einsatz mit
minimalen Modifikationen (mit externem Frequenzumrichter von ABB). Als Wärmetauscher werden
marktverfügbare Plattenwärmetauscher von der Firma SWEP eingesetzt. Die angegebene nominelle
Heizleistung beträgt 12 kW bei 100°C Kondensationstemperatur und 65°C Verdampfungstemperatur.
Die Abbildung 41 zeigt eine CAD-Zeichnung, das Kreislaufschema und den Versuchsaufbau der
Laboranlage, welche am AIT in den Jahren 2015 bis 2016 entwickelt wurde (Fleckl et al., 2015a, 2015b;
Helminger et al., 2016). Die Laboranlage hat eine nominelle Heizleistung von 12 kW bei einer
Kondensationstemperatur von 100°C und einer Verdampfungstemperatur von 65°C.
Auch wurde eine mobile Hochtemperatur Wärmepumpe aufgebaut. In Abbildung 42 sind der Testaufbau
und das Schema dargestellt.

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Abbildung 41: Versuchsaufbau der Labor HTWP (Fleckl et al., 2015a, 2015b; Helminger et al., 2016a)

Abbildung 42: Mobile Hochtemperatur Wärmepumpe (Fleckl et al., 2015a).

08.03.2017 Seite 46 von 115


Die beabsichtigten Anwendungen der HTWP sind insbesondere Trocknungsverfahren und
Dampferzeugung:
 Abwärme Nutzung zur Prozessdampferzeugung in der Papierindustrie (Fleckl et al., 2015b).
o Wärmequelle: erwärmtes Kühlwasser 60°C oder feuchter Abluft (76°C Taupunkts
Temperatur, 56% rel. Feuchte)
o Wärmenutzung: Niederdruckdampf 130°C
 Nutzung feuchter Abluft als Wärmequelle (98°C, 15% rel. Feuchte) zur Lufterhitzung (25°C 
150°C) in der industriellen Trocknung mit gasbeheizter Flugstromtrocknung
 Integration einer Hochtemperaturwärmepumpe mit Direktverdampfung zur
Wärmerückgewinnung in einer Rauchgaskondensationsanlage einer Biomasse
Verbrennungsanlage, Wärmequelle: kondensiertes Rauchgas 50°C-60°C (Fleckl et al., 2014)

(Fleckl et al., 2015a, 2015b) untersuchten verschiedene Kompressor Technologien, Kompressor


Schmierstoffe, Wärmetauscher Designs, Expansionsventiltypen und 1-stufige Kreisläufe mit und ohne
internem Wärmetauscher (IHX). Für den Aufbau wurden geeignete Gerätekomponenten ausgewählt,
um den Anforderungen für Verdampfungstemperaturen zwischen 30°C und 115°C und
Kondensationstemperaturen im Bereich von 100°C bis 150°C gerecht zu werden.
Die Abbildung 43 zeigt die p-h Diagramme für HFO-1336mzz-Z mit 35°C und 70°C Temperaturhub
(65°C/100°C und 55°C/125°C).

Abbildung 43: Log p-h Diagramme für HFO-1336mzz-Z bei 65°C/100°C und 55°C/125°C Kondensationstemperatur
(Fleckl et al., 2015a).
In Abbildung 44 sind die entsprechenden Sauggas- und Heissgastemperaturen in Funktion der
Verdampfungs- bzw. Kondensationstemperatur angegeben. Bei einem Temperaturhub von 35 K war
die Überhitzung etwa 10°C, bei 70 K Hub etwa 20°C.

Abbildung 44: Sauggas- und Heissgas-Temperatur bei 35°C und 70°C Temperaturhub (Fleckl et al., 2015a).

08.03.2017 Seite 47 von 115


Die Abbildung 45 zeigt die Testergebnisse mit der Laboranlage. Bei einem Temperaturhub von 35K
konnte ein COP in der Grössenordnung von 4.2 bis 5.8 erreicht werden, bei 70 K Temperaturhub COPs
zwischen 2.1 und 2.5. Die Gütegrade lagen zwischen 0.4 und 0.5 bzw. 0.35 und 0.45.

T=35°C COP T=70°C COP


40/75 4.3 30/100 2.1
52/87 4.8 43/113 2.3
65/100 5.1 55/125 2.5
77/112 5.5 68/138 2.5
90/125 5.8 80/150 2.4

Abbildung 45: COP und Gütegrad der Hochtemperatur Wärmepumpe (Fleckl et al., 2015a, 2015b).
Die Tests mit den Laboranlagen und Kältemittel HFO-1336mzz-Z haben gezeigt, dass ein Betrieb im
Bereich 90ºC/150ºC möglich ist.
(Helminger et al., 2016) führte weitere Messungen durch mit dem Kältemittel HFO-1336mzz‑Z und
belegte die technische Machbarkeit bis zu 160°C Kondensationstemperaturen mit internem
Sauggasüberhitzer (IHX) im Wärmepumpenkreislauf (siehe Abbildung 46). Im Gegensatz zum
einfachen Wärmepumpenkreislauf wird die erforderliche Sauggasüberhitzung im IHX bewerkstelligt und
nicht im Verdampfer.

Abbildung 46 Wärmepumpenkreislauf mit Sauggasüberhitzung im IHX (Helminger et al., 2016).


Bei gleicher Quelleneintrittstemperatur ist die Verdampfungstemperatur beim Wärmepumpenkreislauf
mit IHX daher höher als beim einfachen Wärmepumpenkreislauf (siehe Abbildung 47). Eine höhere
Verdampfungstemperatur bewirkt eine erhöhte Kältemitteldichte am Kompressor Eintritt und führt zu
einer Leistungs- und Effizienzsteigerung des Wärmepumpenprozesses (Helminger et al., 2016).

08.03.2017 Seite 48 von 115


Abbildung 47: Log p-h Diagramme für HFO-1336mzz-Z des einfachen Wärmepumpenkreislaufs (links) mit internem
Sauggasüberhitzer (IHX) (rechts). Die resultierende Flüssigkeitsunterkühlung beträgt für den einfachen
Wärmepumpenkreislauf 8.5 bis 10.9°C und für den Wärmepumpenkreislauf mit IHX 6.5 bis 13.3°C (Helminger et
al., 2016).
Aus dem p-h Diagramm lässt sich auch erkennen, dass je höher der Kältemitteltemperaturhub ist, desto
größer muss die Sauggasüberhitzung sein, um nicht ins Nassdampfgebiet zu komprimieren. Bei einem
Kältemitteltemperaturhub von 35K wurde eine Sauggasüberhitzung von 10K, bei 70K
Kältemitteltemperaturhub 18K festgelegt. Die Flüssigkeitsunterkühlung bei Austritt aus dem
Kondensator wurde für alle Berechnungen mit 9K angenommen.
Die Abbildung 48 zeigt die experimentell ermittelten COPs und deren Ausgleichskurven in Abhängigkeit
der Verdampfer Eintritts- und Kondensator Austrittstemperatur für beide Wärmepumpenkreisläufe. Die
Temperaturhübe sind etwa 20°C und 45°C. Der Einsatz des IHX erhöht den COP signifikant um 4% bis
zu 47% im Vergleich zu einem einfachen Kreislauf ohne IHX, besonders bei hohen
Temperaturdifferenzen (etwa 45°C Temperaturhub) zwischen Wärmequelle und -senke. Es wurden
Verdampfungstemperaturen zwischen 30°C und 90°C und Kondensationstemperaturen zwischen 75°C
und 160°C analysiert.

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T=20°C COP T=45°C COP
50/70 4.7 51/94 3.0
64/83 5.2 63/108 3.1
77/97 5.4 76/121 3.3
94/110 5.8 88/133 3.1
105/122 5.7 101/147 3.0
111/156 2.7

Abbildung 48: COP in Funktion der Kondensator Austrittstemperatur und Verdampfer Eintrittstemperatur, Links:
Ergebnisse für den einfachen Wärmepumpenkreislauf mit internem Sauggasüberhitzer (IHX), Rechts: COP
Steigerung mit IHX verglichen ohne IHX (Helminger et al., 2016).
Die Ergebnisse von (Helminger et al., 2016) sind vielversprechend, da die Versuchsanlage aus
marktverfügbaren Komponenten besteht (mit minimalen Modifikationen am Kompressor) und für
Kondensationstemperaturen zwischen 75°C und 160°C betrieben werden kann. COP Steigerungen
durch den Einsatz eines IHX konnten zudem veranschaulicht werden.
Zukünftige Entwicklungen werden sich gemäss (Helminger et al., 2016) auf Komponenten- und
Systemoptimierungen fokussieren (z.B. Reduzierung der thermischen Verluste, Auswahl des
Schmierstoffs) und auf höherer Wärmeleistungen (z.B. durch Einsatz von Schraubenverdichtern). Dabei
wird eine weitere COP Steigerung erwartet. HFO‑1336mzz‑Z ermöglicht zudem den
umweltfreundlichen und nachhaltigen Betrieb von Wärmepumpen für die Nutzung von reichlich
vorhandener Niedertemperaturwärme und kann zudem zu einer höheren Energieeffizienz in
industriellen Prozessen beitragen.
An der Deutschen Kälte- und Klimatagung (DKV-Tagung44) 2015 (Dresden) und 2016 (Kassel) wurden
weitere Arbeiten vom AIT zum Thema HTWP vorgestellt (Drexler-Schmid et al., 2016; Hartl et al., 2015;
Wilk et al., 2016b).
(Drexler-Schmid et al., 2016) präsentierte experimentelle Ergebnisse einer Butan (R600)
Hochtemperaturwärmepumpe mit einer Heizleistung von 50 kW bei ca. 60°C bzw. 130°C Verdampfer-
bzw. Kondensatortemperatur. Eine Standardwärmepumpenschaltung und eine Ejektor Schaltung
wurden miteinander verglichen. Mit dem Einsatz eines Ejektors konnte der COP in ersten Vorversuchen
um bis zu 15 % gegenüber der Standardschaltung gesteigert werden. Da Butan leicht brennbar ist,
musste besonderes Augenmerk auf die Sicherheitsmaßnahmen gelegt werden. Die aktuelle
Messkampagne läuft noch, weshalb noch keine finalen Ergebnisse präsentiert werden konnten.
(Hartl et al., 2015) untersuchte das technische Potential von HTWP in industriellen
Fertigungsprozessen, welche gleichzeitig Heiz- und Kühlbedarf haben. Für die Simulation der
Wärmepumpe wurden unterschiedliche Kältemittel verwendet, die teilweise am Markt etabliert sind oder
vor der Markteinführung stehen. In dieser Arbeit wurden auch die Anforderungen von HTWP in
industriellen Prozessen diskutiert, wie vor allem die erforderliche Leistung und Leistungsregelung. (Hartl
et al., 2015) prognostizierte das technische Potential von HTWP zur Energieeinsparung in einem
Bereich von 20% bis 70% gegenüber den heute verwendeten Heiz- und Kühlsystemen.

44
www.dkv.org

08.03.2017 Seite 50 von 115


(Wilk et al., 2016a) beschäftigte sich mit der Integration von Wärmepumpen in Trocknungsprozesse.
Durch HTWP, welche in Entwicklung sind und Nutzungstemperaturen von rund 160°C ermöglichen,
erweitern sich die Anwendungsfelder auf zahlreiche andere Trocknungsprozesse, wie beispielsweise in
der Papier-, Zellstoff-, Petrochemie- und nichtmetallischen Mineralindustrie, sowie in der
Lebensmittelindustrie. Abbildung 49 zeigt einen Überblick über die erforderlichen Lufttemperaturen zur
Trocknung verschiedener Lebensmittel, die üblicherweise zwischen 100°C und 200°C liegen.

Abbildung 49: Trocknungstemperaturen verschiedener Lebensmittel (Wilk et al., 2016a).


(Wilk et al., 2016b) beschreibt die Entwicklung eines Simulationsmodells für HTWP und deren
Einbindung in verschiedene Industrieprozesse. Als Simulationsumgebung wurde die Software IPSEpro
eingesetzt, die insbesondere für Simulationen im Bereich der Kraftwerks- und Energietechnik
Verwendung findet. Die Stoffdaten der Kältemittel sind mit der Refprop-Datenbank verknüpft. Das
Simulationsmodell basiert auf Messdaten einer neuentwickelten HTWP der Ochsner Energie Technik
GmbH mit Vorlauftemperaturen bis zu 130°C basierend auf der Baureihe IWWHS, ISWHS, IWWHSS,
ISWHSS45.
Die Abbildung 50 zeigt den schematischen Aufbau der Wärmepumpe mit dem entsprechenden log p-h
Diagramm. Es handelt sich um eine einstufige Wärmepumpe mit Schraubenverdichter und Economizer
Schaltung.

Abbildung 50: Schematischer Aufbau der HTWP mit log p-h Diagramm für Kältemittel ÖKO1 (Wilk et al., 2016b).
Ein Teilstrom des flüssigen Kältemittels nach dem Kondensator wird in einem Expansionsventil
entspannt und im Economizer-Wärmetauscher verdampft und bei einem mittleren Druck in den
Verdichter eingespritzt. Der verbleibende Kältemittelstrom wird im Economizer-Wärmetauscher weiter
unterkühlt und in einem weiteren Expansionsventil auf den Verdampfungsdruck gedrosselt. Der
Verdichter ist außerdem mit einem Ölkühler ausgerüstet, damit die Endtemperatur des Verdichters nicht
45
http://ochsner-energietechnik.com/baureihe-iwwhs-iswhs-iwwhss-iswhss/

08.03.2017 Seite 51 von 115


zu hoch wird.Auf dem Prüfstand der Ochsner Energie Technik GmbH wurde die Wärmepumpe in
verschiedenen Betriebspunkte vermessen. Die Firma Ochsner verwendet das Kältemittel Öko1, ein
HFC Kältemittel mit niedrigem GWP. Bei den Messungen wurden die Eintrittstemperaturen der
Wärmequelle von 45 bis 60°C und die Wärmenutzungstemperaturen von 80 bis 105°C variiert.
Die Abbildung 51 gibt einen Überblick über die Betriebspunkte der Prüfstands Messungen und der
Simulation. Da die Messungen nur bis 105°C durchgeführt wurden, handelt es sich bei den
Betriebspunkten über 105°C um Extrapolationen. Dass die Prüfstands Messungen nur bis 105°C
durchgeführt wurden, liegt gemäss (Wilk et al., 2016b) an der hohen Auslastung des Prüfstandes. Die
Messungen bis 130°C laufen gerade bei der Firma Ochsner (Stand: Feb. 2017).
Die Quellentemperatur wurde im Bereich von 45 und 60°C variiert (z.B. Kühlwasser von Maschinen und
hydraulischen Anlagen, Abwärme von Kälteanlagen, sowie warme Abluftströme). Die
Wärmenutzungstemperatur wurde von 80 bis 130°C variiert (z.B. Prozesswasser in der Papierindustrie,
Kunststoff- oder Metallverarbeitung, Reinigungsanlagen, Kochen, Pasteurisieren und
Trocknungsprozesse in der Lebensmittelindustrie).

Abbildung 51: Betriebspunkte der Prüfstandsmessung und der Simulation (Wilk et al., 2016b).
Die Abbildung 52 zeigt die Heizleistung und die elektrische Leistung der Wärmepumpe bei
verschiedenen Quellen- und Wärmenutzungstemperaturen. Der Strombedarf nimmt mit der
Wärmenutzungstemperatur zu, bei konstanter Quellentemperatur steigt auch der Temperaturhub.
Bei einer Wärmenutzungstemperatur von 130°C ist der Strombedarf ungefähr doppelt so groß wie bei
80°C. Die Heizleistung nimmt dagegen ab und liegt je nach Betriebspunkt zwischen 250 und 400 kW.
Das liegt daran, dass bei hohen Temperaturen weniger Kältemittel durch den Verdampfer strömt und
mehr Kältemittel im Economizer-Wärmetauscher verdampft wird. Der COP nimmt mit steigendem
Temperaturhub ab und liegt zwischen 1.7 und 4.2. Die Tabelle in Abbildung 52 zeigt ausgelesene COP-
Werte bei einem Temperaturhub von 35K und 70K.
Für die Betrachtung der Umweltauswirkungen berechnet (Wilk et al., 2016b) auch die CO2-Emissionen
und der Primärenergieeinsatz der Wärmepumpe. Der Einsatz der Wärmepumpe hat in jedem
Betriebspunkt positive Auswirkungen auf die Umwelt. Es werden zwischen 24-76 kg CO2/h eingespart,
das 35-74% der Emissionen für die Wärmebereitstellung entspricht.

08.03.2017 Seite 52 von 115


T=35°C COP T=70°C COP
45/80 3.9 45/115 2.1
50/85 3.8 50/120 2.2
55/90 3.7 55/125 2.2
60/95 3.6 60/130 2.3

Abbildung 52: Elektrische Leistung, Heizleistung und Leistungszahl (COP) der Wärmepumpe (Wilk et al., 2016b).
Das AIT hat an der Wärmetagung 2016 in St. Gallen das Projekt DRYficiency vorgestellt (AIT, 2016),
welches über Horizon 2020 der EU gefördert (ab Sept. 2016 für drei Jahre). Es geht um die
Demonstration von drei HTWP integriert in verschiedenen Trocknungsprozessen der Firmen Agrana
(Stärkehersteller), Wienerberger (Ziegelhersteller) und Mars PetCare (Futtermittelhersteller) mit
Heizleistungen von rund 600 kW und Nutzungstemperaturen im Bereich von 90°C bis 160°C. Die
Tabelle 11 fasst die Anlagendaten der drei Demonstrationsprojekte zusammen. Involviert als
Projektpartner sind auch die Firmen Rotrex (Turboverdichter), Bitzer (Schraubenverdichter), Chemours
(HFO-1336mzz-Z) und SINTEF (Aufbau Infrastruktur offener Kreislauf).
Tabelle 11: Demonstrationsanlagen im EU Projekt DRYficiency (AIT, 2016).
Demo Anlage 1 Demo Anlage 2 Demo Anlage 3
Kreislauf Geschlossen, Geschlossen, integriert Offen, integriert in
integiert in Trockungskammer in Flugstromtrockner für Kammertrockner
für Ziegel (Wienerberger) Särke (Agrana)
Kältemittel HFO-1336mzz-Z HFO-1336mzz-Z R718 (Wasser)
Nutzungstemperatur 90 bis 160°C 130 bis 160°C 150 bis 180°C
Heizleistung 600 kW 600 kW 500 kW

Zum Schluss sei hier noch auf die im August 2016 erschienene „Österreichische Technologie-Roadmap
für Wärmepumpen“ hingewiesen (Hartl et al., 2016). Die Abbildung 56 gibt einen Überblick über die
konkreten Themen und vorgeschlagenen Förderinstrumente in Österreich bis 2020 und 2030.
Eine Analyse der betrachteten Forschungsprojekte zeigt, dass Effizienzsteigerung des Kältekreislaufes
in nahezu einem Drittel der öffentlich‐finanzierten Forschungsprojekte ein wesentliches Thema ist.
Weitere Schwerpunkte liegen auf der Steigerung der Effizienz der Systemeinbindung sowie der
Erzielung hoher Wärmesenkentemperaturen. Die Optimierung von Wärmepumpenkomponenten wie
Verdampfer oder Verdichter folgt an vierter Stelle. Der aktuelle Stand der Technik für Wärmepumpen in
Österreich wird mit machbaren Vorlauftemperaturen von bis zu 120°C sowie Quellentemperaturen von
55°C beschrieben, die Anwendung stellt bislang eher eine betriebswirtschaftliche Herausforderung dar.
Im Anwendungsbereich von Industrieprozessen sei die Nutzung als Wärmepumpe kaum verbreitet,
ganz im Gegensatz zu der klassischen Kälteanlage als eine bekannte und etablierte Technologie.
Prozesswärme von 150°C bis 200°C wird heute in der Industrie in großem Ausmaß benötigt. Hier
können die Weiterentwicklung von bestehenden Wärmepumpen und die Entwicklung von neuen
Wärmepumpenkonzepten einen beachtlichen Beitrag liefern, um künftig zum Beispiel auch
Niederdruckdampfnetze zu bedienen.

08.03.2017 Seite 53 von 115


Abbildung 53: Überblick über die Themen und Förderinstrumente im Anwendungsbereich Industrieprozesse (Hartl
et al., 2016).
Als Ziele im Anwendungsbereich Industrieprozesse sollen bis 2020 und 2030 je zwei bzw. drei
Wärmepumpen Pilotanlagen mit Nutzungstemperaturen von 130°C respektive 155°C entwickelt
werden. Auch sollen mindestens vier relevante Kältemittel validiert sein mit einer Amortisationszeit von
höchstens 3 Jahre. Weitere Ziele sind die Entwicklung von mindestens drei Prototypen zur
Bereitstellung von Niederdruckdampf mit 3 bis 5 bar bzw. Nutzungstemperaturen von 155°C mit
sekundärem Wärmeträger. Die spezifischen Kosten der Wärmepumpe ohne Installation dürfen im Jahr
2030 maximal 200 Euro pro kW Heizleistung betragen.
Die Tabelle 12 zeigt eine Projektliste von laufenden nationalen Forschungsprojekten zum Thema HTWP
im Anwendungsbereich Industrieprozesse. Die detaillierten Beschreibung der Projekte sind in (Hartl et
al., 2016) nachzulesen.
Tabelle 12: Projektliste von Forschungsprojekten in Österreich zum Thema HTWP im Anwendungsbereich
Industrieprozesse (Hartl et al., 2016).

08.03.2017 Seite 54 von 115


3.2.2 TU Graz
Gemäss (Rieberer et al., 2015, 2014) von der TU Graz ist es von großer Bedeutung, dass
Forschungsarbeiten auf Wärmepumpen fokussiert werden, die es ermöglichen
Niedertemperaturabwärme bis ca. 40 °C auf Temperaturen größer 100°C anzuheben. Um dieses Ziel
zu erreichen, wurden auch die Forschungsschwerpunkte in den teilnehmenden Ländern des IEA Annex
35 in unterschiedlichen Schwerpunkten gelegt, wie z.B. Optimierung des thermodynamischen
Kreislaufs, Einsatz neuer Kältemitteln, und Untersuchung neuer Prozesse.
Die Tabelle 13 fasst die Forschungsarbeiten im Bereich HTWP an der TU Graz kurz zusammen.
Tabelle 13: Forschungsarbeiten Institut für Wärmetechnik (IWT) an der TU Graz.
Titel der Veröffentlichung Referenz
Erforderliche Sauggasüberhitzung bei einer R600 Hochtemperaturwärmepumpe - Nutzung
(Moisi and Rieberer, 2016)
der Motorabwärme (Projekt „Hot Cycle“)
IEA Heat Pump Programme Annex 35: Anwendungsmöglichkeiten für industrielle
(Rieberer et al., 2015)
Wärmepumpen
Wärmepumpen für den industriellen Einsatz
(Rieberer et al., 2014)
„Hybrid“ Wärmepumpe – Absorptions-/Kompressions-Wärmepumpe

(Moisi and Rieberer, 2016) untersuchen im Projekt „Hot Cycle“ (dauert noch bis 30.9.2017) die
Entwicklung einer Hochtemperaturwärmepumpe mit Butan (R600) als Kältemittel. Der
Heizleistungsbereich ist mit 50 kW angegeben und die Nutztemperatur bis zu 110°C. Es geht vor allem
darum die erforderliche Sauggasüberhitzung zu bestimmen.
Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Auswahl eines geeigneten Hochtemperaturkältemittels aus
natürlichen Kältemitteln, wie der Kohlenwasserstoff n-Butan R600, welches ein sogenanntes
überhängendes Nassdampfgebiet aufweist. Die Abbildung 54 zeigt das log p-h Diagramm von R600.
Die kritische Temperatur liegt bei 157.1°C und der kritische Druck bei 38.1 bar. Butan ist ein natürliches
Kältemittel mit einem GWP von ca. 6.

Abbildung 54: Log p-h Diagramm für n-Butan R600 (erstellt mit CoolPack Version 1.46).
Das überhängende Nassdampfgebiet kann zur Folge haben, dass während des
Verdichtungsprozesses, Kältemittel kondensiert und zu Kompressor Schäden führt. Um eine
sogenannte „nasse Kompression“ zu vermeiden, muss eine ausreichend hohe Kältemittelüberhitzung
saugseitig vorhanden sein. Die Überhitzung des Kältemittels am Kompressor Eintritt stellt eine wichtige
Regelgröße für den sicheren Betrieb einer Wärmepumpen/Kälteanlage dar. Die erforderliche
Mindestüberhitzung kann in Abhängigkeit der Kondensations- und Verdampfungstemperatur berechnet
werden (siehe Abbildung 55 mit T-s Diagramm von R600 und Berechnungsformeln). Gemäss E-Mail
Antwort von Herrn Moisi liegt die Maximaltemperatur des Kältemaschinenöls bei ca. 160°C.

08.03.2017 Seite 55 von 115


Abbildung 55: Erforderliche Mindestüberhitzung im T-s Diagramm von R600 (Moisi and Rieberer, 2016).
Die Abbildung 56 zeigt die Verläufe der erforderlichen Mindestüberhitzung unterschiedlicher
Hochtemperatur-Kältemittel (Neopentan, R114, R600, R245fa, R1233zd(E) und Trans-2-butan) und
einer Kondensationstemperatur von 110°C (rechts) sowie für das Kältemittel R600 bei unterschiedlichen
Kondensationstemperaturen (links). Die erforderliche Mindestüberhitzung ist stark von der
Kondensations- und Verdampfungstemperatur abhängig und variiert je nach Kältemittel zwischen 0°C
und 35°C. Diese theoretische Mindestüberhitzung kann als stoffspezifische Grösse interpretiert werden
und liegt für R600 im Bereich von 5K (T_cond=50°C, T_evap=0°C) bis zu 18 K (T_cond=125°C,
T_evap=0°C).

Abbildung 56: Verläufe der erforderlichen Mindestüberhitzung in Abhängigkeit der Kondensations- und
Verdampfungstemperatur für unterschiedliche Kältemittel (rechts) und R600 (links) (Moisi and Rieberer, 2016).
Konzepte zur Realisierung der erforderlichen Überhitzung sind gemäss (Moisi and Rieberer, 2016) die
Nutzung der Motorabwärme des Kältemittelkompressors und/oder die Nutzung eines internen
Wärmetauschers IHX (heute Stand der Technik). Grundsätzlich wäre jede externe oder interne
Wärmequelle denkbar um die Überhitzung bereitzustellen (z.B. auch andere Abwärme Quellen als die
des Kompressor Motors). Der IHX ist für einen bestimmten Betriebspunkt ausgelegt und somit ist auch
die Wärmeübertragungsfläche begrenzt.
Im Funktionsmuster von (Moisi and Rieberer, 2016) wurde die Möglichkeit einer Umrüstung eines
luftgekühlten semihermetischen Trennhauben-Kompressors des Projektpartners Frigopol (FRIGOPOL,
2000) auf Sauggaskühlung untersucht. Abschätzungen zeigten, dass ein signifikanter Anteil der
erforderlichen Mindestüberhitzung durch die Motorabwärme bereitgestellt werden kann. Der
Trennhauben Kompressor hat den Vorteil, dass durch die Trennhaube die Stator Wicklung nicht in
Berührung mit dem brennbaren Kältemittel kommt. Sämtliche Wärmetauscher sind
Plattenwärmetauscher von Alfa Laval, das Expansionsventil ist von Siemens, die Absperrventile von
Danfoss. Gemäss E-Mail Feedback von Herrn Moisi ist die Inbetriebnahme der Anlage auf Ende Januar
2017 geplant.
Ein Simulationsmodell der Kompressor Kühlung und des Stators der elektrischen Maschine wurde in
der EES Software V.9.901 erstellt. Aus dem Simulationsmodell konnte das Betriebsverhalten des

08.03.2017 Seite 56 von 115


adaptierten Kolbenkompressors, sowie die Überhitzung und maximalen Stator Temperaturen für
unterschiedliche Kältemittel abgeschätzt werden. Die Ergebnisse zeigten, dass die erhaltenen Werte
für die Überhitzung in den meisten Fällen ausreichen, um einen sicheren Kompressor Betrieb zu
gewährleisten. Eine ausreichende Kühlfunktion trotz hoher Sauggastemperaturen bei
Hochtemperaturanwendung war gegeben.
Im Projekt „HyPump“ (Rieberer et al., 2014) ging es um die Entwicklung und experimentelle Analyse
einer „hybriden“ Absorptions/Kompressions-Wärmepumpe kleiner bis mittlerer Leistung für
Hochtemperaturanwendungen (ca. 100°C) unter Verwendung standardisierter Komponenten (moderate
Druckniveaus). Projekt Partner waren die TU Graz (IWT), AIT und der Kompressor Hersteller Frigopol
GmbH. Das Projekt „HyPump“ wurde aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen
des Programms „NEUE ENERGIEN 2020“ durchgeführt.
In Abbildung 57 ist das Prinzip der Absoptions-/Kompresssions-Wärmepumpe illustriert.
 Absorption und Desorption anstelle von Kondensation und Verdampfung
 Moderate Druckniveaus: veränderbar über das Verhältnis Kältemittel zu Lösungsmittel
 Leistungsregelung durch Variation des Niederdruckniveaus möglich

Abbildung 57: Hybrid Wärmepumpe – Absorptions/Kompressions-Wärmepumpe (Rieberer et al., 2014).


Basierend auf dem Kreislaufschema wurde am IWT der TU Graz ein Simulationsmodell in EES
entwickelt und ein Funktionsmuster aufgebaut (siehe Abbildung 58).

Abbildung 58: Funktionsmuster der Hybrid Wärmepumpe mit Messdaten (Rieberer et al., 2014).
Dazu wurde ein NH3-Trennhaubenkompressor von der Firma Frigopol adaptiert. Beim Kreislaufdesign
wurde das Stoffpaar Ammoniak/Lithiumnitrat (NH3/LiNO3) eingesetzt. Um die Kompressor
Austrittstemperatur zu reduzieren wurde eine 2-stufige Kompression mit Zwischenkühlung eingesetzt.
Messungen mit dem Funktionsmuster (siehe Abbildung 58) konnten den simulierten Temperaturhub
und die berechnete Effizienz scheinbar noch nicht erreichen. COP Werte um 2.5 wurden gemessen im
Bereich 45°C/60°C bis 75°C/90°C. Optimierungsbedarf besteht v.a. beim Absorber Design, bei der
elektrischen Leistungsaufnahme, den Wärmeverlusten der Kompressoren und der Verschleppung von
Lösungsmittel im Kältereislauf (Rieberer et al., 2014).

08.03.2017 Seite 57 von 115


3.2.3 ECOP
Die österreichische Firma ECOP-Technologies hat ein neues Wärmepumpenprinzip international
patentiert (Alder and Riepl, 2011; ECOP, 2015), das mechanische Rotationsenergie in thermische
Energie umwandelt. Im Jahr 2015 wurde der erste vollständige Prototyp dieser Rotationswärmepumpe
(oder auch Rotation Heat Pump RHP genannt) getestet, welche in der Lage ist, Vorlauftemperaturen
bis zu 150°C zu erzeugen. Ab 2017 soll das Produkt „Rotation Heat Pump K7“ auf dem Markt verfügbar
sein (Adler and Mauthner, 2016). Die Abbildung 59 zeigt den Aufbau der Rotationswärmepumpe K7 mit
einer thermischen Ausgabeleistung von 700 kW (Adler, 2016), sowie berechnete COPs.

Abbildung 59: Aufbau und Schema der Rotationswärmepumpe K7 mit 700 kW Wärmeleistung (Adler, 2016) und
Anwendungsbeispiele mit berechneter Leistungskennzahl (COP) (www.ecop.at/de/produkt)
Die Rotationswärmepumpe funktioniert nach dem Prinzip eines linksläufigen Joule-Prozesses (oder
auch Brayton Prozess genannt). Die Abbildung 60 visualisiert den Kreislauf und die
Zustandsdiagramme.

1. Im ersten Prozessschritt (1 nach 2) wird das Arbeitsmedium annähernd isentrop (reibungsfrei


und adiabat) verdichtet (entspricht 30 bis 60 K). Durch Rotation bzw. Zentrifugalkraft wird
thermische Energie von den inneren zu den äusseren Wärmetauschern „gepumpt“
(Drehgeschwindigkeit bis zu 2‘500 U/min). Diese Verdichtungsleistung ist im Vergleich zu einer
Kompressionswärmepumpe 5 bis 15 mal grösser mit gleicher Wärmeabgabe (Adler and
Mauthner, 2016).
2. Dem Arbeitsmedium kann nun beim vorliegenden höheren Temperaturniveau Wärme entzogen
werden (2 nach 3). Das Arbeitsmedium kühlt sich um 15 bis 40 K ab.
3. Im nächsten Schritt expandiert das Arbeitsmedium wieder auf das niedrige Temperatur- bzw.
Druckniveau (3 nach 4).
4. Im vierten Schritt wird dem Edelgasgemisch wieder Wärme zugefügt (4 nach 5 bzw. 1).

08.03.2017 Seite 58 von 115


Abbildung 60: Funktionsprinzip der Rotationswärmepumpe mit den einzelnen Prozesspunkten (Adler and
Mauthner, 2016; Adler, 2016).
Als Arbeitsmedium kommt ein Edelgasgemisch zum Einsatz (Adler and Mauthner, 2016). Dieses ECOP
Fluid 1 hat gemäss Interview Informationen mit ECOP CEO Herrn Bernhard Alder (Büchel, 2015) ein
GWP von 0, ist nicht toxisch und nicht brennbar, da die Bestandteile aus der Luft gewonnen werden.
Die Abbildung 61 zeigt die Unterschiede zwischen einer klassischen Kompressionswärmepumpe und
der Rotationswärmepumpe. Der Hauptunterschied besteht darin, dass bei der
Kompressionswärmepumpe der Wärmeübergang bei konstanter Temperatur stattfindet. Bei der
Rotationswärmepumpe bzw. beim Joule Prozess erfolgt die Wärmeübertragung bei einer
Temperaturspreizung. Verdichtung des Kältemittels geschieht in der Rotationswärmepumpe über die
Zentrifugalkraft. Ein Ventilator treibt das Kältemittel durch den Kreislauf.
Die Abbildung 61 zeigt einen schematischen Vergleich einer klassischen Kompressionswärmepumpe
(2-Phasenprozess) und der Rotationswärmepumpe von ECOP (1-Phasenprozess) im T-s Diagramm.
Mit dem Joule Prozess wird ein theoretischer COP von 10.3 berechnet, beim 2-Phasenprozess maximal
6.05. Im Joule Prozess sind Temperatur und Druck entkoppelt. Dies führt zur Flexibilität des
auswählbaren Temperaturniveaus (von -20 bis + 150°C) (Adler and Mauthner, 2016). Warum wird der
Joule Prozess bisher nicht eingesetzt? (Adler, 2016) veranschaulicht in seinem Vortrag, dass
grundsätzlich ein viel grösserer Verdichter nötig ist. Mit der Expansion wird aber die Energie wieder
zurück gewonnen. Es ist also nur die Differenz zwischen Verdichtungs- und Entspannungsleistung,
sprich die Nettoleistung zuzuführen. Entscheidend für den COP ist der Verdichtungswirkungsgrad. Bei
der Rotationswärmepumpe von ECOP liegt dieser bei über 99% (Adler, 2016). Bezüglich Effizienz wirbt
ECOP auf der Homepage46 mit einem rund 70% höheren COP als bei konventionellen Wärmepumpen.
Für die Bereitstellung von Heisswasser in einem Produktionsprozess wird beispielsweise ein COP von
5.5 erreicht bei 60°C/100°C oder 5.33 bei 80°C/120°C (40°C Temperaturhub).

Abbildung 61: Schematischer Vergleich einer klassischen Kompressionswärmepumpe (2-Phasenprozess) und der
Rotationswärmepumpe von ECOP (1-Phasenprozess) (Adler, 2016).

46
www.ecop.at/produkt

08.03.2017 Seite 59 von 115


3.3 Deutschland
In Deutschland gibt es mehrere R&D-Projekte im Bereich HTWP mit Vorlauftemperaturen >100°C. Die
(IEA, 2014a; Reißner, 2015; Reißner et al., 2013a, 2013b). In den folgenden Abschnitten werden die
einzelnen Forschungsarbeiten präsentiert.
Tabelle 14 gibt dazu eine Übersicht. Auch wird an neuen Kältemitteln für Hochtemperaturanwendungen
geforscht. Die vielversprechenden Kandidaten sind LG6 und MF2 von Siemens (IEA, 2014a; Reißner,
2015; Reißner et al., 2013a, 2013b). In den folgenden Abschnitten werden die einzelnen
Forschungsarbeiten präsentiert.
Tabelle 14: Forschungsarbeiten aus Deutschland im Bereich HTWP.
Titel der Veröffentlichung Hochschule Referenz
Entwicklung einer Hochtemperatur-Wärmepumpe für Institut für Luft- und
(Noack, 2016)
Nutztemperaturen über 120°C Kältetechnik (ILK), Dresden
TU Braunschweig, Institut
Einsatz eines CO2 Ejektors in einer 1 MW (Schröder and
für Thermodynamik, Dürr
Hochtemperaturwärmepumpe Köhler, 2015)
thermea GmbH
Leibniz Universität
Regelung und Steuerung einer Hochtemperatur- (Pilevski and
Hannover, Institut für
Hybridwärmepumpe Tokan, 2016)
Thermodynamik (IfT)
Heat pumps in non-domestic applications in Europe: Potential (Nellissen and
for an energy revolution Wolf, 2015)
(Wolf and Fahl,
Entwicklung und Anwendung Hochtemperaturwärmepumpe
2014)
Institut für Energiewirtschaft
Analyse des Potenzials von Industriewärmepumpen in (Wolf et al.,
und Rationelle
Deutschland, Forschungsbericht 2014)
Energieanwendung (IER),
(Blesl et al.,
Large scale application of heat pumps Universität Stuttgart
2014)
IEA HPP - IETS Annex 35/13, The role of heat pumps for
(Lambauer et
industrial processes, Current status and annex achievements,
al., 2012)
Application of Industrial Heat Pumps in Germany
Entwicklung eines neuartigen Hochtemperatur- (Reißner,
Wärmepumpensystems Friedrich-Alexander 2015)
Experimental performance evaluation of new safe and Universität Erlangen,
(Reißner et al.,
environmentally friendly working fluids for high temperature Nürnberg
2013b)
heat pumps (Siemens Corporate
Auswahl und thermodynamische Systemsimulation von Technology, Erlangen) (Reißner et al.,
Arbeitsfluiden für Hochtemperaturwärmepumpen 2013a)

3.3.1 Institut für Luft- und Kältetechnik (ILK) in Dresden


(Noack, 2016) beschreibt in seiner Arbeit die Entwicklung einer 12 kW HTWP, die in der Lage ist aus
60°C bis 90°C Quelltemperatur Nutztemperaturen von über 120°C zur Verfügung zu stellen. Als
Randbedingung wurde ein umweltfreundliches Kältemittel mit geringen GWP verwendet. Der
angestrebte Mindest-COP war 3.0. Der Kältekreislauf sollte einfach und möglichst einstufig ausgeführt
werden. (Noack, 2016) wählte folgende Auswahlkriterien für das Kältemittel:
 hohe Verdampfungstemperatur
 T_kritisch > 160°C
 Verflüssigungsdruck möglichst gering (Drucklage), p_Stillstand > pbaro
 beständig bei hohen Temperaturen (T_Verflüssigung)
 niedriges GWP
 kein ODP
 nicht brennbar
 nicht toxisch
 Materialverträglichkeit
 Öl-Eignung

Die Abbildung 62 zeigt den Messaufbau und die Anlagenkonstruktion. Die gemessenen COPs in
Funktion der Verflüssigungstemperatur und der Verdampfungstemperatur sind in Abbildung 63

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dargestellt. Der Nachweis der Erreichbarkeit von einer Nutztemperatur bis 140°C (mit
Quellentemperatur 80°C) konnte erbracht werden. Alle verwendeten Komponenten sind
Standardkomponenten ohne Modifikation (Noack, 2016). Am Auslegungspunkt (80°C
Verdampfungstemperatur, 120°C Verflüssigungstemperatur, 40 K Temperaturhub) wurde
beispielsweise ein COP von 4.5 erreicht. Der Kreisprozess ist einstufig, ohne interne Wärmetauscher.

Abbildung 62: Messaufbau der HTWP für Nutztemperaturen über 120°C (Noack, 2016).

T=40°C COP T=70°C COP


70/110 4.8 55/125 2.2
80/120 4.5 60/130 2.2
95/135 3.7 70/140 1.7

Abbildung 63: Messergebnisse COP (Noack, 2016).


Gemäss E-Mail Anfrage an Herrn Noack wurde ein Kältemittel/Öl mit der vom ILK eingeführten
Bezeichnung HT 125 verwendet. Nähere Angaben konnten aus Geheimhaltungsgründen nicht gemacht
werden. Auch der Verdichter Typ (Hubkolben, Scroll, Rollkolben) wird in der Studie nicht explizit erwähnt
(Noack, 2016). Die Auswahlkriterien lassen jedoch darauf schliessen (Brennklasse A1, nicht giftig, ODP
von 0), dass es sich entweder um R1336mzz-Z, R1233zd(E) oder Novec 649 von 3M handelt (siehe
Tabelle 15). Als Ausblick wird die Skalierung des Funktionsmusters auf Industrieanwendung >50kW
angegeben für Nutztemperaturen bis 140°C (Quelle 80°C, d.h. T_evap=72°C, T_kond=142°C).

Kältemittel Tkrit [°C] pkrit [bar] GWP100 [-]


R1336mzz-Z 171.3 29 2
R1233zd(E) 166.5 36.2 1
3M Novec 649 168.7 18.7 1

Tabelle 15: Kältemittel R1336mzz-Z, R1233zd(E) und Novec 649 von 3M47.

47
http://solutions.3mdeutschland.de/wps/portal/3M/de_DE/Novec

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3.3.2 TU Braunschweig (Institut für Thermodynamik)
(Schröder and Köhler, 2015) untersuchen die Integration eines Ejektors in eine 1 MW HTWP mit CO2
als Kältemittel. Projektpartner ist die Dürr thermea GmbH. In dieser Arbeit werden erste Messungen
eines Ejektors mit einem Treibdüsendurchmesser von 7.8 mm vorgestellt.
In Abbildung 1 ist der CO2 Ejektor dargestellt, der im Wesentlichen aus der Treibdüse, der Saugdüse,
dem Mischrohr und dem Diffusor besteht. In der Treibdüse wird der Treibmassenstrom beschleunigt, in
der Saugdüse der Saugmassenstrom.

Abbildung 64: Aufbau eines Ejektors mit Drucksensoren im Mischrohr, Diffusor und Saugdüse (Schröder and
Köhler, 2015).
Ejektoren werden zur Steigerung der Effizienz von CO2 Kältemittelkreisläufen anstatt eines
Expansionsventils eingesetzt. Gemäss (Schröder and Köhler, 2015) ist die Effizienz eines zweiphasigen
CO2 Ejektors stark von den geometrischen Verhältnissen im Inneren des Ejektors abhängig. Die
Herausforderung bei der Auslegung eines Ejektors für Wärmepumpen stellt die Extrapolation der
Geometrie von einem kleinen auf einen großen Ejektor dar. Bis jetzt gibt es nur für kleine Ejektoren
Erfahrungswerte. Des Weiteren bietet der verbaute Ejektor auf Grund der Größe die Möglichkeit der
Vermessung der Strömung im Inneren des Ejektors, u.a. des axialen und des radialen
Strömungsverlaufs im Mischrohr. Bei einem Treibdüseneintrittsdruck von 84 bar konnte eine Ejektor
Effizienz von 22.25 % gemessen werden.
3.3.3 Leibniz Universität Hannover (Institut für Thermodynamik IfT)
(Pilevski and Tokan, 2016) hat in Kooperation mit Industriepartnern ein Hybrid Wärmepumpenkonzept
für die Hochtemperaturanwendung mit Ammoniak (NH3) und Wasser (H2O) als Arbeitsmittel umgesetzt.
Ein Abstrakt von der DKK Tagung 2016 liegt dazu vor. Durch die Erweiterung einer
Kompressionswärmepumpe mit einem Lösungsmittelkreislauf lassen sich die Vorzüge von
Absorptionswärmepumpen ohne den Einsatz eines thermischen Verdichters realisieren.
In diesem Beitrag wird die Implementierung eines Regelungskonzepts für den stationären Betrieb und
eine Resorptionssteuerung zur Erhöhung der Leistungszahl thematisiert. Als Regelgrößen dienen der
Anlagenhochdruck und der Lösungsmittelvolumenstrom. Die Resorptionssteuerung berechnet im
laufenden Betrieb den benötigten Mindesthochdruck zur vollständigen Resorption und übergibt dies an
den Hochdruckregler. (Pilevski and Tokan, 2016) stellt eine Technikumsanlage vor und die Steuerung
in Form einer Parameterstudie zum Einfluss des Lösungsmittelvolumenstroms auf die Leistungszahl.
3.3.4 Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER), Uni
Stuttgart
Die Arbeiten am IER an der Universität Stuttgart beschäftigen sich hauptsächlich mit der Analyse des
Potenzials und der Anwendungen von Industriewärmepumpen und HTWP. Auf die verschiedenen
Artikel (Blesl et al., 2014; Lambauer et al., 2012; Nellissen and Wolf, 2015; Wolf and Fahl, 2014; Wolf
et al., 2014) wurde insbesondere in der Einleitung dieser Literaturstudie eingegangen.
In einem Kooperationsprojekt mit dem Anlagenbauer Dürr Ecoclean GmbH und Combitherm wurde
auch einen Prototyp mit Kältemittel R245fa entwickelt (Wolf et al., 2014). Mehr dazu ist im Kapitel 2.8
beschrieben.

08.03.2017 Seite 62 von 115


3.3.5 Friedrich-Alexander Universität Erlangen, Nürnberg
(Reißner, 2015; Reißner et al., 2013a, 2013b) hat eine Vielzahl von Arbeitsfluiden speziell für den
Einsatz in HTWP mit Kondensationstemperaturen über 100°C evaluiert. Die Abbildung 65 zeigt die
Auswertung nach den Kriterien: Entflammbarkeit, Toxizität, ODP, GWP, kritische Temperatur und
Verfügbarkeit. Untersucht wurden Ammoniak (NH3), R114, R245fa, DR-2 und LG6 (R1336mzz).

Abbildung 65: Evaluation von Kältemittel für HTWP (Jakobs, 2013; Reißner et al., 2013b).
Folgende Überlegungen gingen ein in die Auswertung:
 Die Entflammbarkeit ist ein ernstes Sicherheitsrisiko und sollte nach Möglichkeit vermieden
werden. Sicherheitsnormen regeln den Einsatz der WP mit brennbaren Arbeitsflüssigkeiten.
 Die Toxizität ist auch ein ernstes Sicherheitsproblem. Nicht toxische Arbeitsflüssigkeiten sind
natürlich zu bevorzugen, um eine Gefahr für Personen zu vermeiden.
 Das ODP muss null oder sehr niedrig sein, sonst erteilen die Behörden keine Nutzungsrechte.
 Das GWP sollte möglichst gering sein.
 Die kritische Temperatur sollte deutlich höher sein als die angestrebte
Kondensationstemperatur. Auch möglich sind transkritische oder überkritische
Wärmepumpenzyklen z.B. mit CO2 (R744)
 Die Verfügbarkeit ist nötig. Neue Kältemittel haben zu Beginn einen hohen Preis.

Nur die zwei Arbeitsfluide DR-2 von DuPont und LG6 von Siemens (beides R1336mzz) erfüllten gemäss
(Jakobs, 2013; Reißner et al., 2013b) die Evaluationskriterien und wurden für die Entwicklung einer
neuartigen HTWP ausgewählt. R1336mzz weist eine stark überhängende Taulinie auf (überhängendes
Nassdampfgebiet). Die Abbildung 66 verdeutlicht dies im Vergleich zu R134a. Während der
Kompression kann dies zu einer möglichen Kondensation und zu Schäden am Verdichter führen. Als
Konsequenz sind Standard Wärmepumpensysteme nicht geeignet (Reißner, 2015).

Abbildung 66: Überhängendes Nassdampfgebiet von LG6 (rechts) im Vergleich zu R-134a (links) (Reißner, 2015).

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(Reißner, 2015) beschreibt deshalb in seiner Dissertation einen Lösungsweg wie man für ein
bestimmtes Kältemittel auf die minimal notwendige Überhitzung (minSH) kommt. Die Graphen und
Gleichungen in Abbildung 67 verdeutlichen dies.

Abbildung 67: Graphen und Gleichungen zur Bestimmung der minimal nötigen Überhitzung (minSH) und des
geeigneten Wärmepumpenkreislaufs (Reißner, 2015).

08.03.2017 Seite 64 von 115


Es besteht eine lineare Korrelation zwischen der Molmasse und der isochoren Wärmekapazität eines
Kältemittels. Die inverse Steigung (IS) der Taulinie im ph-Diagramm verhält sich annähernd linear zu
der isochoren Wärmekapazität und der Molmasse. Die minimal erforderliche Überhitzung (minSH)
korreliert linear mit der inversen Steigung (IS). Eine Überhitzung im Verdampfer von bis zu 10K ist im
einfachen Wärmepumpenzyklus möglich (siehe gestrichelte rote Linie in Abbildung 67). R1233zd,
R245fa, R114 und R236ea benötigen weniger als 10K minSH, was im Verdampfer möglich ist. Im
Gegensatz zu diesen Arbeitsflüssigkeiten benötigen alle anderen (u.a. auch LG6 bzw. R1336mzz-E)
ein minSH von mehr als 15K und entsprechend einen modifizierten Wärmepumpenzyklus z.B. mit IHX,
IHX mit Zusatzheizung oder Bypass für die Bereitstellung der erforderlichen Überhitzung. Diese
Vorgehensweise passt für R1336mzz (HFO mit Molmasse 164 g/mol) sehr gut. Die berechnete minSH
nach den Gleichungen (4.2), (4.4) und (4.10) ist 19.1K und stimmt mit den 18K ± 2K von (Kontomaris,
2013) bei 70°C Temperaturhub gut überein.
(Reißner, 2015) hat zudem eine ausführliche thermodynamische Systemsimulation durchgeführt zur
Bestimmung des theoretischen COPs und der volumetrischer Heizleistung für verschiedene Kältemittel.
Dabei wurden neben subkritischen Kreisläufen mit näherungsweise isothermen Wärmeübergängen
(Verdampfung und Kondensation) auch Arbeitsfluide im transkritischen und überkritischen Zustand
betrachtet. Die Kältemittel LG6, MF2 und MF3 wurden unter Codenamen verwendet. Die
thermodynamischen Daten waren unter den Geheimhaltungsvereinbarungen mit den Herstellern
erhältlich. Die Abbildung 68 listet die Berechnungsformeln für den 1-stufigen Kreislauf mit und ohne
IHX.

Abbildung 68: Berechnungsformeln für den einstufigen Kreislauf mit und ohne IHX (Reißner, 2015).

08.03.2017 Seite 65 von 115


Die Abbildung 69 zeigt die Resultate des theoretischen COPs in Funktion der Kondensationstemperatur
T_kond bei einem Temperaturhub von 50K, sowie das theoretische COP Maximum zwischen 33K und
42K (T_krit-T_Kond) (Reißner, 2015).

Abbildung 69: Theoretischer COP für verschiedene Kältemittel in Funktion von T_cond. Das theoretische COP
Maximum liegt in etwa zwischen 33K und 42K (T_krit-T_Kond) (Reißner, 2015).
Aus den theoretischen Simulationen lässt sich ableiten, dass die kritische Temperatur für eine HTWP
nicht nur hoch sein, sondern auch einen definierten Abstand zur angestrebten
Kondensationstemperatur aufweisen soll. Je nach Kondensationstemperaturen kann eine Klärmittel
Empfehlung abgegeben werden, um eine maximale Effizienz zu erreichen.
Das auf den Arbeitsnamen LG6 getaufte Kältemittel von Siemens zeigt den höchsten theoretischen
COP über den gesamten Temperaturbereich (80 bis 160°C Kondensationstemperatur). LG6 wurde
deshalb als sehr vielversprechende Arbeitsflüssigkeit für Hochtemperaturanwendungen identifiziert
(nicht brennbar, nicht toxisch, ODP=0, GWP=1) und für die experimentelle HTWP Laboranlage
verwendet.
Die Abbildung 70 zeigt die VHC der betrachteten Kältemittel. Das praktische Limit liegt bei etwa 500 bis
1‘000 kJ/m3 für effiziente Kompressoren. R718 und MF3 liegen überwiegend unterhalb dieser Grenze
und sind also nicht geeignet.

Abbildung 70: VHC aller betrachteten Arbeitsflüssigkeiten über den Temperaturbereich 90-150°C, sowie COP,
VHC, Druckverhältnis und Druckniveau beim Betriebspunkt 80°C/130°C (Reißner, 2015).

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In Abbildung 71 ist die HTWP (Reißner, 2015; Reißner et al., 2013a, 2013b) mit dem Kreislaufschema
und den Kenndaten dargestellt. Der Wärmepumpenzyklus enthält einen IHX wegen des
überhängenden Nassdampfgebietes der Kältemittel LG6 und MF2. Zusätzlich ist eine elektrische
Bandheizung zwischen dem IHX und dem Verdichter Einlass integriert. Die Spurheizung passt ihre
Wärmeleistung an, um die Überhitzung am Kompressor Ausgang zu steuern.

Parameter Werte
Maximale Wärmeleistung: 12 kW
Wärmequelle: bis 110°C
Wärmesenke: bis 150°C
Kompressor Typ: Hubkolben
Kältemittel: R245fa und LG6
(bzw. R1336mzz)
In Betrieb seit: Juni 2012

Abbildung 71: Foto, 3D-Modell (Kondensator und IHX: Plattenwärmetauscher von SWEPT, Verdampfer: Koaxial
Doppelrohr Wärmetauscher WKE24 von Wieland, Expansionsventil: AEL6.0 von Honeywell, Kompressor: GEA Bock
F3 mit Siemens Antrieb.), Kreislaufschema (mit IHX und Zusatzheizung) und Kenndaten der HTWP von (Reißner,
2015; Reißner et al., 2013a, 2013b).

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Abbildung 72: Labview Oberfläche der HTWP von (Reißner, 2015).
In Abbildung 73 sind die experimentellen Resultate mit der Laboranlage und dem Kältemittel LG6
dargestellt. Gemäss (Reißner, 2015) ist die Anlage insgesamt 200 Stunden gelaufen. Es konnten
Kondensationstemperaturen bis 140°C mit einem hohen Wirkungsgrad (COP von 3.7) bei einem
erreicht werden (Temperaturhub 50K), oder z.B. ein COP von 4.8 bei 130°C Kondensation und 40K
Hub. Diese Resultate liegen weit über dem Stand der Technik und werden als Weltneuheit deklariert.
Darüber hinaus wurde das zukunftssichere Kältemittel LG6 (ungiftig, nicht brennbar, ODP = 0, GWP =
1) verwendet.

T=30°C COP T=50°C COP T=60°C COP


40/70 3.6 40/90 2.7 40/100 2.5
50/80 4.5 50/100 3.3 50/110 2.8
60/90 5.2 60/110 3.5 60/120 3.0
70/100 5.7 70/120 3.7 70/130 3.2
80/110 5.8 80/130 3.8 80/140 3.2
90/120 6.0 90/140 3.7

Abbildung 73: Betriebskennfeld der Hochtemperatur Wärmepumpe mit LG6 von (IEA, 2014a; Reißner et al., 2013b)
Als Ausblick gibt (Reißner, 2015) an, dass dieses HTWP Projekt bei der Firma Siemens weiter geführt
wird. Langzeitversuche sind erforderlich, um einen stabilen Betrieb über Jahre zu gewährleisten. Der
Kompressor Typ spielt dabei eine wichtige Rolle für die erreichbare Heizleistung. Das angestrebte
Anwendungsspektrum von >500 kW ist momentan noch etwa 50x grösser als die maximale Leistung
der Laboranlage (<10 kW).

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3.4 Frankreich
In den letzten Jahren ist in Frankreich ein starkes Interesse an Wärmepumpen für industrielle
Anwendungen entstanden (Rieberer et al., 2015). Jüngste Entwicklungen liegen im Bereich von
Industriewärmepumpen (>100 kWth) für hohe (>80°C) und sehr hohe Temperaturen (>100 °C) (IEA,
2014a). Derzeit sind nur wenige Anlagen installiert, das Interesse in der Industrie ist aber steigend. Es
wird erwartet, dass in Frankreich bis 2020 mindestens 1‘500 industrielle HTWP installiert werden (IEA,
2014a; Rieberer et al., 2015).
Die drei Hauptakteure bei der Entwicklung von HTWP in Frankreich sind Johnson Controls, Clauger und
EDF (Electricité de France) (IEA, 2014a). Die erreichbaren Temperaturen der Wärmepumpen Hersteller
sind in Abbildung 74 dargestellt.

Abbildung 74: Erreichbare Temperaturen der Wärmepumpen Hersteller (IEA, 2014a).


Die Abbildung 75 und die Tabelle 16 geben Auskunft über die in Frankreich laufenden R&D Projekte im
Bereich HTWP (> 100°C) (IEA, 2014a; Peureux et al., 2014). Die jeweiligen Projektstatus sind wie folgt:
 EDF / JCI: Experimentelle Prüfung bis 120°C mit R-245fa
 AlterECO-Projekt: Industrielle Experimente seit 2014
 PACO Projekt: Einsatz Zentrifugalverdichter mit Magnetlagern
Tabelle 16: R&D Projekte in Frankreich im Bereich HTWP > 100°C: Temperaturen, Technologiegrad,
Projektpartner, Kältemittel und Verdichter (IEA, 2014a; Jakobs and Laue, 2015).
Wärme- Vorlauf-
Projekt System, Kompressor Status Kältemittel
leistung temperatur
Experimentelle Tests
Alter VHT HP, ECO3 (enthält
2011, Industrielle 250 kW 120-140°C
ECO zwei parallele Scroll Verdichter R-245fa)
Implementierung 2014
HTHP, Experimentelle Tests R-134a,
EDF/JCI 700 kW 100-120°C
Zentrifugal Kompressor 2010 R-245fa
VHT HP,
Experimentelle Tests Wasser
PACO Doppelschraube, Zentrifugal 700 kW 120-140°C
2012/2013 (R718)
Kompressor mit Magnetlagerung

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Abbildung 75: Entwicklungsprogramme für HTWP in Frankreich (IEA, 2014a; Jakobs and Laue, 2015; Peureux et
al., 2014).

3.4.1 EDF / Johnson Controls (JCI)


Im Projekt EDF/ Johnson Controls (JCI) wurde ein Hochtemperatur Wärmepumpen Prüfstand entwickelt
mit neuen Kältemitteln, um Temperaturen bis zu 120°C zu erreichen (IEA, 2014a). Die Abbildung 76
zeigen das Schema und ein Foto der Anlage (IEA, 2014a). Als Kältemittel wurde das Fluid Genetron
245fa von Honeywell48 (R-245fa) eingesetzt, das mit einer hohen kritischen Temperatur (154.0°C, 36.5
bar) Vorlauftemperaturen um 120°C ermöglicht (IEA, 2012). Der Kreislauf enthält eine Economizer
Schaltung und einen Sauggasüberhitzer (IHX, Superheater).

Abbildung 76: Schema und Foto der HTWP vom Projekt EDF/Johnson Controls (IEA, 2014a).

48
https://www.honeywell-refrigerants.com/americas/product/genetron-245fa/

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Die Abbildung 77 zeigt das Schema der Wärmequelle und -senke:
 Die Hochtemperaturschleife (in rot) ermöglicht die Simulation des Prozesswärmebedarfs. Sie
ist mit einer Pumpe und Kühler ausgestattet mit variable Kapazität (Fluid: Druck-Wasser).
 Die Niedertemperatur-Hydraulikschleife (in blau) simuliert die Prozessabwärme (Fluid: Wasser).
 Die dritte Schleife (braun) wird benötigt, um die Wärme von der Hochtemperaturschleife mit
Hilfe eines Trockenkühlers mit variabler Kapazität zu entfernen (Fluid: Glykolwasser).

Abbildung 77: Hydraulik der Hochtemperatur Wärmepumpe bis 150 °C (Assaf et al., 2010; IEA, 2014a, 2012;
Rieberer et al., 2015)
Sowohl die Hoch- als auch die Tieftemperaturschleife umfasst einen Wassertank, eine gesteuerte
elektrische Heizung und eine Wasserpumpe mit einstellbarem Volumenstrom. Ferner enthält das
System einen Gegenstrom-Plattenwärmetauscher zur Wärmerückgewinnung vor der Wärmepumpe
(IEA, 2014a). Weitere Details zum Aufbau sind in (Assaf et al., 2010) beschrieben.
Um den gesamten Leistungsbereich zu decken, wurden zwei Kompressor Technologien entwickelt. Als
erstes ein Doppelschraubenverdichter und dann ein Zentrifugalverdichter mit Magnetlagern. Die
Doppelschraubenverdichter wurden im Verlaufe des Projektes mit einem Zentrifugalverdichter ersetzt.
Die Tabelle 17 zeigt die Betriebskennwerte der Hochtemperaturwärmepumpe mit R245fa im Projekt
EDF/Johnson Controls (JCI). Beide Kompressor Technologien werden bis zu 120°C getestet (Peureux
et al., 2014).
Tabelle 17: Betriebskennwerte der Hochtemperaturwärmepumpe mit R245fa im Projekt EDF/Johnson Controls
(Jakobs and Laue, 2015; Peureux et al., 2014).
Parameter Schraubenverdichter Zentrifugalkompressor
Max. Verdampfungstemperatur 60°C 55°C
Max. Kondensationstemperatur 102°C 95°C
COP_Carnot 8.9 bei 60°C/102°C 9.2 bei 55°C/95°C
5.3 (0.6 x COP_Carnot) 5.7 (0.62 x COP_Carnot)
Effizienz (COP)
bei 60°C/102°C (42°C Hub) bei 55°C/95°C (40°C Hub)
Wärmeleistung 300 – 500 kW 900 – 1200 kW

Die Abbildung 78 zeigt die Resultate und Performance Charts der EDF/Johnson Control Wärmepumpe
(IEA, 2014a). Beim Betriebspunkt 60°C/100°C wird z.B. ein COP von 5 bis 6 und 400 bis 500 kW
Wärmeleistung erreicht.

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T=35°C COP T=70°C COP
32/67 5-6 22/92 2-3
42/77 5-6 27/97 2-3
52/87 6-7 32/102 2-3
62/97 6-7

Abbildung 78: Resultate und Performance Charts der EDF/Johnson Controls Wärmepumpe (IEA, 2014a).
Bobelin fasst die Resultate des Projektes in (IEA, 2012) wie folgt zusammen:
 Der von JCI zur Verfügung gestellte Prototyp demonstriert die Möglichkeit der Verwendung von
R-245fa im industriellen Massstab.
 Der Prototyp kann theoretisch eine Temperatur von 120°C erreichen, was ein viel
versprechendes Feld für industrielle Anwendungen ist.
 Forschung mit HFO-Kältemitteln ist in Zukunft erforderlich.
3.4.2 Alter ECO Projekt
Das Alter ECO Projekt (Analysis Low Temperature Energy Recovering / ECOnomy) befasst sich mit der
Entwicklung und industriellen Prüfung von Hochtemperatur Wärmepumpen, welche in der Lage sind bei
140°C Kondensationstemperatur zu arbeiten (Bobelin et al., 2012; IEA, 2014a). Am Projekt beteiligt sind
die Firmen Danfoss, Arkema, Ciat und Clauger, welche Wärmetauscher, Arbeitsfluide und
Kompressoren lieferten. Die experimentellen Resultate wurden in der Studie von (Bobelin et al., 2012)
publiziert. Die Tabelle 18 fasst die wesentlichen technischen Spezifikationen der Alter Eco
Wärmepumpe zusammen. In
Abbildung 79 sind zwei Fotos der Wärmepumpe zu sehen (IEA, 2014a).
Tabelle 18: Technische Spezifikationen der Alter Eco Wärmepumpe (IEA, 2014a).
Parameter Werte
Verdampfungstemperatur 35-60°C
Kondensationstemperatur 80-140°C
Maximale elektrische Verdichterleistung 75 kW
Maximal Kondensationsleistung 200 kW
Kältemittel ECO3 (enthält R-245fa)
Kompressortyp Zwei parallelle Scrollverichter

Abbildung 79: Fotos der Alter Eco Wärmepupme (IEA, 2014a).

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In Abbildung 80 sind das Schema und die Betriebsgrenzen dargestellt (Bobelin et al., 2012; IEA,
2014a). Die Firma Clauger hat die Wärmepumpe konstruiert und ausgelegt für 140°C bis zu 200 kW
Wärmeleistung. Als Kältemittel wurde ECO3 eingesetzt, ein neues Kältemittelgemisch, das R245fa
enthält (Reißner, 2015). Die genaue Zusammensetzung des Gemisches wird in der Literatur nicht
angegeben und thermodynamische Daten liegen leider nicht vor. Gemäss (Bobelin et al., 2012) liegt
der GWP aber bei 980 und das Gemisch ist nicht-toxisch, nicht-brennbar und umweltverträglich
(Sicherheitsklasse B1), was auf R245fa schliessen lässt.
Die Wärmepumpe arbeitet mit zwei parallelen AON Scrollverdichtern mit einer Verdichter Leistung von
75 kW. Die Scroll Kompressoren sind hermetisch gedichtet. Bei den Testversuchen wurde für jede
Verdampfungstemperatur von 35 bis 60°C (jeweils 5°C Erhöhungsschritt) die Kondensationstemperatur
um 5°C von 80°C auf 140°C erhöht. Testkampagnen über 1‘000 Stunden konnten bei Industrie-
ähnlichen Bedingungen durchgeführt werden, um die Zuverlässigkeit zu demonstrieren (IEA, 2014a).

Abbildung 80: Schema und Betriebspunkte der Alter ECO WP mit ECO3 (Bobelin et al., 2012; IEA, 2014a).
Zudem hat (Bobelin et al., 2012) im Rahmen des Projektes auch theoretisch verschiedene Kältemittel
(ECO3, R1234ze, R245fa, R365mfc, R236fa, R717 bzw. NH3) für die potentielle Anwendbarkeit in
HTWP untersucht. Die Tabelle 19 zeigt die wesentlichen Eigenschaften dieser Fluide und die Tabelle

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20 fasst die berechneten COP Werte, Drücke und Treibhausgasemissionen (TEWI, in Tonnen CO2)
zusammen. Als Simulationspunkt wurde 50°C/100°C verwendet.
Tabelle 19: Eigenschaften von Kältemitteln für HTWP gemäss (Bobelin et al., 2012).

Tabelle 20: Berechnete COP Werte und Treibhausgasemissionen TEWI (Equivalent Total Warming Impact, in
Tonnen CO2) bei T_evap: 50°C, T_cond: 100°C, Unterkühlung: 2°C, Überhitzung: 10°C, und Isentropische
Effizienz: 0.7 (Bobelin et al., 2012).

Die theoretischen Berechnungen ergaben folgende Erkenntnisse (Bobelin et al., 2012):


 In Bezug auf TEWI, zeigen R365mfc und R717 tiefere Werte als ECO3. R717 hat aber
Sicherheitsrisiken (B2: geringe Brennbarkeit, hohe Toxizität) und höhere Verdampfungs- und
Kondensationsdrücke (20 und 62 bar).
 R365mfc zeigt den höchsten COP mit 4.45, liegt aber in der Sicherheitsklasse A2 (geringe
Brennbarkeit, geringe Toxizität).
 R236fa hat den niedrigsten COP von 3.8 und den höchsten TEWI.
 R1234ze zeichnet sich durch ein sehr niedriges GWP von 6 aus, hat aber einen relativ hohen
TEWI Wert, aufgrund der relativ geringen thermodynamischen Leistung und somit hoher
indirekten äquivalenten Erwärmungswirkung (Bobelin et al., 2012).
 ECO3 schließt vergleichbar mit R245fa ab. Der berechnete COP bei 50°C/100°C beträgt 4.48.
In Abbildung 81 sind die Leistungsdaten der Alter ECO Wärmepumpe dargestellt (Bobelin et al., 2012;
IEA, 2014a). Wärmeleistungen bis 200 kW und COPs bis 7-8 wurden erzielt beim Betriebspunkt
60°C/90°C. Eine maximale Kondensationstemperatur von bis zu 125 °C (Betriebspunkt 50-60°C/125°C)
wurde mit einem COP von 2-3 erreicht. Für höhere Temperaturen bis 140°C („very high temperature
heat pump“ VHTHP) konnte die prinzipielle technologische Machbarkeit demonstriert werden.
Zukünftige Entwicklungen gehen in die Richtung:
 Kompressoren mit höherem Wirkungsgrad für hohe Druckverhältnisse (2-stufige Verdichter)
 Expansionsventil für höhere Temperaturen (>120°C)

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T=35°C COP T=70°C COP
50/85 6-7 35/105 2-3
55/90 6-7 40/110 2-3
60/95 6-7 45/115 2-3
50/120 2-3
55/125 2-3
60/130 2-3

Abbildung 81: Performance Charts der Alter Eco Wärmepumpe mit ECO3 Kältemittel. Wärmeleistung (kW) und
COP (-) in Funktion von 35 bis 60°C Verdampfungs- und 80 bis 140°C Kondensationstemperatur (oben mit max.
120°C Kondensationstemperatur, unten bis max. 138°C) (Bobelin et al., 2012; IEA, 2014a).

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3.4.3 PACO Projekt
Im Jahre 2010 wurde das Projekt PACO gestartet (teils von der National Research Agency ANR
gefördert) mit dem Ziel, eine neue HTWP zu entwickeln, welche Wasser (R718) als Kältemittel nutzt
und 100°C bis 140°C Kondensationstemperatur erreichen kann (IEA, 2014a).
Die Pilotanlage wurde am EDF R&D Labor aufgebaut und 2014 erfolgreich fertiggestellt. Die erste
industrielle Demonstrationsanlage war für 2016 geplant (EDF, 2015). Verschieden Publikationen von
(Chamoun et al., 2014, 2013, 2012a, 2012b) sind im Rahmen des PACO Projektes entstanden. In der
Abbildung 82 sind das Kreislaufschema und verschiedene Fotos vom Prototyp dargestellt.

Abbildung 82: Schema und Fotos der Wasser (R718) HTWP des PACO Projekts mit Doppelschraubenverdichter
(Chamoun et al., 2014, 2013, 2012b; EDF, 2015; IEA, 2014a).

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 Nach der Verdampfung im Flash Tank wird der Wasserdampf (Zustand 1) vom
Schraubenverdichter komprimiert.
 In der Saugkammer wird vor der Verdichtung flüssiges Wasser eingespritzt (6), um eine zu
grosse Überhitzung zu vermeiden. Mit der Wasser Einspritzung wird die Heissgastemperatur
gesenkt.
 Das zweiphasige Gemisch wird mittels Verdichtung auf hohen Druck verdichtet (2).
 Nach der Kondensation sammelt sich das Wasser im Sammler (3), wird auf den Niederdruck
expandiert (4) und gelangt wiederum in den Flash Tank (5), wo sich die Flüssigkeit vom Gas
trennt.
 Die Flüssigkeit (6) wird durch den Verdampfer gepumpt, absorbiert im Verdampfer Wärme und
tritt wieder als Dampf in den Flash Tank ein (7), wodurch wiederum Dampf im Zustand 1 erzeugt
wird (Verdampfung bei 0.6 bar und 83°C).

Die entwickelte HTWP nutzt eine Quellentemperatur von 85 bis 95°C (Abwärme) und kondensiert das
Wasser bei ca. 145°C mit einer Wärmeleistung von mehr als 300 kW. Wasserdampf den Vorteil, dass
es kein Ozonabbaupotential (ODP) hat im Vergleich zu synthetischen Kältemitteln (Chamoun et al.,
2012b). Es ist nicht brennbar, ungiftig, benötigt aber einen geringen Druck zur Verdampfung.
Die Verwendung von Wasser bringt aber auch technische Herausforderungen mit sich, insbesondere
auf die Kompressionstechnologie bezogen. Problematisch an der Verdampfung unterhalb des
atmosphärischen Drucks ist die Leckage von nicht-kondensierbaren Gasen zur Niederdruckseite des
Systems (Vetsch, 2013). Luft im System reduziert die Förderleistung an Kältemittels des Kompressors.
Um die anfänglich vorhandene Luft im System abzuführen wurde ein spezielles Ablassventil an der
Oberseite des Akkumulators (Speichers) nach dem Kondensator eingebaut. Bei der Inbetriebnahme der
Wärmepumpe wird über dieses Ventil entlüftet.
Als Kompressor wird ein für Wasserdampf modifizierter Doppelschraubenverdichter (Abdichtung,
Wassereinspritzung) von Svenska Rotor Maskiner (SRM) eingestzt, der auf einem Luftkompressor
basiert.
Die Spezifikationen des Kompressors sind (Chamoun et al., 2014, 2013, 2012a, 2012b):
 Eingangsdrehzahl von 4‘700 U/min,
 Verdrängung von 6.6 L/U (ergibt 6.6 L/U x 4700 U/min = 1‘861 m3/h),
 hohes Verdichtungsverhältnis (entspricht 40 bis 50 K Temperaturerhöhung),
 geschätzter adiabatischer und volumetrischer Wirkungsgrad von 57% bzw. 82%, und
 geschätzte tatsächliche Nutzleistung von 90 kW

Modellrechnungen von (Chamoun et al., 2013) ergaben eine isentropische Effizienz von etwa 0.7 bei
einem Kompressionsverhältnis von 2.8 (entspricht Temperaturerhöhung von 30 K) bis 4
(Temperaturerhöhung von 41 K). Beim Betriebspunkt 94°C/121°C wurde ein COP von etwa 5.5 evaluiert
(Chamoun et al., 2014). Dies entspricht einem maximalen Carnot COP von etwa 38% (COP Carnot =
(121 + 273) / (121 - 94) = 14.6). Vergleichsrechnungen von (Chamoun et al., 2014) bei 75°C/130°C
ergaben für Wasser einen COP von 3.6, für R245fa 2.7 und für Ammoniak 1.5.
Zusammenfassend wurde im Projekt PACO die technische Machbarkeit einer Wasser-HTWP bis 140°C
demonstriert. Aufgrund mechanischer Probleme im Doppelschraubenverdichter konnten die erwarteten
Leistungen jedoch noch nicht erreicht werden (IEA, 2014a). Ein Zentrifugalkompressor mit
Magnetlagern ist deshalb in Einsatz, wobei Testresultate noch nicht vorliegen.

TEvap/TKond (T) COP


94°C/121°C (27K) 5.5
75°C/130°C (55K) 3.6

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3.4.4 GDF SUEZ Projekt VALENTHIN
Im Projekt VALENTHIN (VALorisation des ENergies THermiques INdustrielles) ging es darum, neue
Wege zur Wärmerückgewinnung aufzuzeigen (Duclos et al., 2014). Insbesondere wurden neue Fluide
untersucht für Hochtemperaturanwendungen, um die Wärmerückgewinnung bei Gasmotoren zu
optimieren.
Tabelle 21: Eigenschaften verschiedener Kältemittel für Hochtemperaturanwendungen (Duclos et al., 2014).

Die kritische Temperatur des Kältemittels gibt einen Überblick über die maximale Temperatur, welche
die Flüssigkeit in der Wärmepumpe erreichen kann. (Duclos et al., 2014) berechnete den COP für einen
1-stufigen Zyklus mit Hilfe von CoolProp-Stoffdaten. Die Abbildung 83 stellt den COP in Funktion der
Kondensationstemperatur für die verschiedenen Kältemittel dar (bei einem Temperaturhub von 45K).
Es lässt sich eine allgemeine Faustregel ableiten, dass der optimale COP eines Kältemittels bei einer
Kondensationstemperatur erreicht wird, die in etwa 30°C kleiner als die entsprechende kritische
Temperatur ist. Je nach Fluid und Kondensationstemperatur variiert der COP stark.
Künftige Entwicklungen zielen darauf ab, Kältemittel für hohe Temperaturen und hohen Leistungen zu
entwickeln (ähnlich wie z.B. R123), jedoch mit geringem Einfluss auf die Umwelt (niedriges GWP) und
mit Sicherheitskonformität. An diesem Thema arbeiten insbesondere auch die Industriepartner des
VALENTHIN-Konsortiums.

Abbildung 83: Berechneter COP für verschiedene Kältemittel (Duclos et al., 2014).

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3.5 Japan
3.5.1 Systemdenken und Anwendungen
In Japan wird die Entwicklung von Hochtemperatur-Industriewärmepumpen stark forciert (Schmid,
2013). Watanabe beschreibt in (IEA, 2012) die Trends der industriellen Wärmepumpen-Technologie in
Japan. Im Fokus stehen dabei Prozesse wie Trocknung (Luft, Güter), Sterilisation, Erhitzen und
Reinigen, sowie Koppelprozesse mit gleichzeitigem Heizen und Kühlen. Abwärme mit vergleichsweise
hoher Temperatur wird genutzt, um Heisswasser oder Dampf zu generieren (Schmid, 2013). Die
Abbildung 84 verdeutlicht dieses ganzheitliche Systemdenken und damit das Potenzial für
Wärmepumpen.

Abbildung 84: System mit gleichzeitigem Heizen und Kühlen und Nutzung von Wärmerückgewinnung (IEA, 2012;
Watanabe, 2013).
Die Abbildung 85 visualisiert den Bereich für industrielle Wärmepumpen in Japan. Industrielle
Wärmepumpen sind bis etwa 100°C verfügbar. Dampf mit einer Temperatur von grösser als 100°C wird
hauptsächlich mittels Gas/Öl-Boiler erzeugt.

Abbildung 85: Bereich für industrielle Wärmepumpen aus der Sicht Japans (Kuromaki, 2012).

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3.5.2 Pentanwärmepumpe
(Jakobs, 2010) präsentiert im Rahmen eines Vortrags eine Pentan Wärmepumpe (R-601) zur
Hochtemperaturanwendung aus Japan mit bis zu 135°C Kondensationstemperatur. Die Anlage wurde
bereits 1985 von der Tokyo Electric Power Company gebaut (Yamazaki and Kubo, 1985). In Abbildung
86 ist der Kreislauf und der Prototyp dargestellt, die Abbildung 87 zeigt die Leistungsdaten.
Mit der Hochtemperaturwärmepumpe wird Niederdruckdampf von 130°C erzeugt. Abwärme mit einer
Vorlauftemperatur von 90°C als Wärmequelle steht zur Verfügung. Die Verdichter Leistung beträgt 75
kW. Als Verdichter wird ein Schraubenverdichter genutzt. Beim Betriebspunkt 80°C/135°C wird ein COP
von 4.5 erreicht (Heidelck et al., 2000; Yamazaki and Kubo, 1985).
Zur Beurteilung der thermischen Eigenschaften der gewählten Arbeitsflüssigkeit Pentan und des
Schmieröls Polyglykol wurde vorgängig eine Laborwärmepumpe mit einer Leistung von 15 kW
aufgebaut. Das System wurde kontinuierlich für 1‘100 Stunden bei einer Kondensationstemperatur von
135°C betrieben. Weder die Arbeitsflüssigkeit noch die Schmierung zeigten eine signifikante Änderung
der physikalischen Eigenschaften. In der Pilotanlage wurde die geeignete Flüssigkeitskombination für
die Hochtemperaturanwendung erfolgreich kontinuierlich über 1‘500 Stunden getestet.

Abbildung 86: Kreislauf und Prototyp der Pentanwärmepumpe (R-601) zur Hochtemperaturanwendung bis 135°C
(Heidelck et al., 2000; Jakobs, 2010; Yamazaki and Kubo, 1985).

T=40°C COP T=70°C COP


55/95 6.1 45/115 2.6
65/105 6.5 55/125 2.9
75/115 7.0 65/135 3.0

Abbildung 87: Leistungsdaten der Pilotanlage (Yamazaki and Kubo, 1985).

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3.5.3 HTWP mit R1234ze(Z)
(Fukuda et al., 2014) von der Kyushu University untersuchte die Nieder-GWP-Kältemittel R1234ze(E)
und R1234ze(Z) experimentell in einer Laborapparatur für den Einsatz in HTWP. Das bei der Produktion
von R1234ze(E) entstehende Nebenprodukt Isomer R1234ze(Z) weist eine kritische Temperatur von
150°C auf, was den Betrieb unterkritischer Zyklen für Hochtemperaturbedingungen ermöglicht. Die
Abbildung 88 zeigt den experimentellen Aufbau der Wärmepumpe. Als Kompressor wurde ein für R410A
entwickelter zweistufiger hermetischer Doppelrotationskompressor (mit zwei Rollkolben) eingesetzt.
Das saugseitige Kammervolumen beträgt 24 cm3. Die Drehzahl reichte von 1‘500 bis 6‘000 U/min mit
der Umrichter Regelung. Als Schmieröl kam POE VG68 zum Einsatz (Polyolester, kinematische
Viskosität 68 mm2/s).

Abbildung 88: Experimenteller Aufbau (Fukuda et al., 2014).


In Abbildung 89 sind die Berechnungsergebnisse für R1234ze(Z) bei 75°C, 100°C und 125°C
Kondensationstemperatur dargestellt (Heizlast 1.8 kW). Der COP steigt mit höherer
Kondensationstemperatur, da die Verluste im Zusammenhang mit dem Druckabfall sinken. Der
simulierte COP beträgt 5.4 bei 45°C/75°C, 6.3 bei 75°C/105°C und 6.6 bei 90°C/125°C.
T=30°C COP
45/75 5.4
75/105 6.3
90/125 6.6

Abbildung 89: Simulationsergebnisse für R1234ze(Z) bei einer Heizlast von 1.8 kW und Kondensationstemperatur
von 75°C, 100°C und 125°C. Die Kreuz- und Kreissymbole bei 75°C repräsentieren jeweils gemessene und
simulierte Punkte. (a) p-h-Diagramme (b) T-s-Diagramme (Fukuda et al., 2014).

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Experimentell konnte die Wärmepumpe mit maximal 75°C Kondensationstemperatur betrieben werden.
Die Simulationsergebnisse stimmen mit den experimentellen Ergebnissen bei 75°C mit einer
Abweichung des COPs von 18% überein. Die berechnete Unsicherheit im COP beträgt absolut weniger
als 0.3, d.h. prozentual etwa 5%. Damit hat (Fukuda et al., 2014) die prinzipielle Eignung des niedrig-
GWP Kältemittels R1234ze(Z) für HTWP aufgezeigt.
3.5.4 Kältemittel mit niedrigem GWP (Simulation)
In Japan wird zudem an den Einsatzmöglichkeiten von Kältemitteln mit niedrigem GWP geforscht
(Rieberer et al., 2015). (Fukuda et al., 2014) simulierte die theoretischen COPs und die volumetrischen
Heizkapazitäten für einen idealen einstufigen Wärmepumpen-Zyklus für verschiedenen Kältemittel
(R410A, R134a, R245fa, R1234ze(E) und R1234ze(Z), siehe Tabelle 22).
Tabelle 22: Eigenschaften der Kältemittel R410A, R134a, R245fa, R1234ze(E), R1234ze(Z) (Fukuda et al., 2014).

Die Abbildung 90 zeigt die Simulationsergebnisse COP und volumetrische Heizkapazitäten in Funktion
der Kondensationstemperatur und Kältemittel bei einem Temperaturhub von 35K. Jedes Kältemittel hat
eine bestimmte Kondensationstemperatur, bei welcher der COP sein Optimum erreicht. Diese optimale
Kondensationstemperatur liegt in etwa 20 K unter der kritischen Temperatur des jeweiligen Kältemittels
(z.B. R1234ze(E): T_opt = 90°C, T_krit = 109°C  dT = 19°C). Die optimalen
Kondensationstemperaturen liegen für R1234ze(E) und R1234ze(Z) bei etwa 90°C bzw. 130°C (Fukuda
et al., 2014).

Abbildung 90: Thermodynamische Berechnung eines einstufigen Wärmepumpen-Zyklus für verschiedene


Kältemittel (R1234ze(E), R1234ze(Z), R410A, R134a und R245fa) mit Tabelle der Berechnungsparameter

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(Temperaturhub 35K, Unterkühlung 20K, Überhitzung 3K, Kompressor Effizienz 1.0). (a) theoretischer COP (b)
volumetrischer Wärmekapazität (Fukuda et al., 2014).
(Kondou and Koyama, 2015, 2014) von der Kyushu Universität berechneten in einer weiteren
theoretischen Studie den COP von vier verschiedenen mehrstufigen Zykluskonfigurationen für die
Kältemittel R717, R365mfc, R1234ze(E) und R1234ze(Z). Als Berechnungsbeispiel wird Abwärme von
80°C auf 160°C erhöht. In Tabelle 23 sind die vier untersuchten Zykluskonfigurationen für die
Wärmerückgewinnung mit den dazugehörenden p-h Diagrammen und den erreichten COP Werten
dargestellt.
Tabelle 23: Untersuchte Zykluskonfigurationen für die Wärmerückgewinnung und berechnete COPs bei
80°C/160°C. 1: Dreifach-Tandem-Zyklus mit R1234ze(E), R1234ze(Z), und R365mfc, 2: Zweistufiger Zyklus mit
R1234ze(Z) und R365mfc, 3: Dreistufiger Zyklus mit R1234ze(Z), 4: Kaskade mit R1234ze(Z) und R365mfc
(Kondou and Koyama, 2015, 2014).

1:

COP
4.22

2:

COP
4.61

3:

COP
4.77

4:

COP
4.53

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Der Dreifach-Tandem-Zyklus (Nr. 1) zeichnet sich durch eine einfache Kontrollmöglichkeit aus. Mit
R365mfc ist jedoch eine große Überhitzung erforderlich, um eine nasse Kompression zu verhindern.
Die Verwendung eines internen Wärmetauschers ist notwendig (Kondou and Koyama, 2015).
Die beiden mehrstufigen Zyklen (Nr. 2 und 3) erreichen höhere COP Werte (4.61 und 4.77) verglichen
mit dem Dreifach-Tandem-Zyklus (4.22). Der höchste COP von 4.77 wird mit R1234ze(Z) im dreistufigen
Zyklus (Nr. 3) erreicht dank der Verminderung der Drosselverluste im Expansionsventil und den Exergie
Verlusten in den Kondensatoren. Es zeigt sich ein Optimum bezüglich der mittleren
Wassertemperaturen im Zyklus. Aus praktischer Sicht erlaubt dieser mehrstufige Zyklus keine
individuelle Steuerung jeder Stufe, was die Zyklussteuerung erschwert. Um dieses Problem teilweise
zu lösen, wird ein Kaskadenzyklus (Nr. 4) vorgeschlagen. Dieser erreicht einen COP von 4.53 mit
Kältemittel R1234ze(Z) in der ersten und R365mfc in der zweiten Stufe.
In Tabelle 24 sind verschiedene Kältemittel in der Reihenfolge der kritischen Temperatur aufgelistet
(Kondou and Koyama, 2015). R365mfc hat mit 186.9°C die höchste kritische Temperatur unter den
ausgewählten Kältemitteln. Da R365mfc entzündbar ist und einen relativ hohen GWP100 von 804
aufweist, wird nach einer nichtbrennbaren Alternative mit ähnlichen physikalischen Eigenschaften
geforscht. Die Tabelle 25 listet alternative Kältemittel mit niedrigem GWP, welche heute als Treibmittel
(Schaumbilder) verwendet werden. R1234ze(Z) wird als niedrig-GWP Alternative für R245fa (GWP100 =
858) angesehen und R1234ze(E) (GWP100 <1) als Alternative für R134a (GWP100 =1‘300) (Kondou and
Koyama, 2015).
Vielversprechend für Hochtemperatur Anwendungen sind Hydrofluorolefine (HFOs), wie das Kältemittel
HFO-1336mzz(Z) bzw. R1336mzz(Z) mit den Eigenschaften A1 (geringe Giftigkeit, keine
Flammenausbreitung) und GWP100 von 2 (Kontomaris, 2014a; Loh et al., 2010). Die Firma DuPont
(heute Chemours) ist daran solche neue HFO Kältemittel unter dem Brand Opteon49 zu entwickeln.
Tabelle 24: Kältemittel für Hochtemperatur Anwendungen (Kondou and Koyama, 2015, 2014).

49
https://www.chemours.com/businesses-and-products/fluoroproducts/opteon-refrigerant/

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Tabelle 25: Alternative niedrig-GWP Kältemittel für R365mfc (Kondou and Koyama, 2015).

In Abbildung 91 sind die COPs, die Druckverhältnisse und die volumetrischen Heizleistungen eines
einstufigen Kreislaufs für verschiedene Kältemittel und einem Temperaturhub von 80 K berechnet
(Kondou and Koyama, 2015). Mit steigender Kondensationstemperatur nimmt der COP monoton zu,
das Druckverhältnis sinkt aufgrund des zunehmenden Verdampfungsdrucks und die volumetrische
Heizkapazität nimmt aufgrund der abnehmenden latenten Wärme im Kondensator ebenfalls zu.

Abbildung 91: Theoretische Simulation von COP, Druckverhältnis und volumetrische Heizleistung eines einstufigen
Kreislaufs für verschiedene Kältemittel (dT_Lift = 80 K, SC = 60 K, SH = 3 K, eta_comp = 1.0, ze(E) = R1234ze(E),
ze(Z) = R1234ze(Z) (Kondou and Koyama, 2015).

3.6 Niederlande
Die RHC-Plattform (European Technology Platform on Renewable Heating and Cooling) hat eine
strategische Forschungs- und Innovationsagenda für erneuerbare Wärme und Kühlung definiert (IEA,
2014a; Kleefkens and Spoelstra, 2014). Die Abbildung 92 visualisiert dazu verschiedene
Wärmepumpentechnologien in Funktion der Quelltemperatur (Wärmequelle) und der gelieferten
Temperatur (Wärmebedarf) mit entsprechenden Entwicklungsperspektiven.
Derzeitige Wärmepumpentechnologien sind geschlossene Kaltdampfprozess, offene Zyklen der
mechanischen Dampf-Rekompression und Lithium-Bromid (LiBr) Wärmetransformatoren. Die
folgenden Entwicklungen sind vorgesehen für die „Next Generation Heat Pumps“ (Kleefkens and
Spoelstra, 2014):
 Entwicklung neuer niedrig-GWP-Kältemittel oder Einsatz natürlicher Kältemittel wie Butan oder
Wasser), um Temperaturen von bis zu 150°C zu erreichen. Komponenten und Materialien
sollten dazu entwickelt werden für Temperaturhübe von bis zu 70K. Dies ermöglicht die
Integration der Wärmepumpe in industrielle Heizprozesse.
 Entwicklung neuer Konzepte, die eine Aufwertung von Abwärme (> 90°C) auf Temperaturen
von bis zu 200°C ermöglichen, ohne externe Antriebsenergie zu gebrauchen (z.B. reversible
Feststoff-Sorptionsreaktionen wie die Reaktion von Salzen und Ammoniak).
 Entwicklung von Hybridsystemen, die sowohl Kompression als auch Abwärme als Antriebskraft
nutzen, um den Arbeitsbereich zu erweitern, z.B. aus Niedertemperatur-Abwärme immer noch
Temperaturhübe von bis zu 100K erreichen.

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o Schließlich die Entwicklung neuer Konzepte, wie z.B. thermoakustische oder
thermochemische Wärmetransformatoren.

Abbildung 92: Wärmepumpentechnologien und deren Betriebstemperaturen (IEA, 2014a).

3.7 Schweiz (NTB Buchs)


Am Institut für Energiesysteme IES an der NTB Buchs wurden bereits verschiedene interne Studien
zum Thema HTWP durchgeführt. Die Tabelle 26 listet die Arbeiten.
Tabelle 26: Arbeiten am IES zum Thema HTWP
Titel Referenz
Summary - Mögliche Alternativen zur konventionellen, Kompressor basierten (Büchel, 2015)
Hochtemperaturwärmepumpe, Semesterarbeit HS 2015, NTB Buchs
Einsatzbereiche Hochtemperatur Wärmepumpen, Anwendung in der Industrie (Liebold, 2014)
SCCER Work Package 2.2, high temperature heat pump, steam generation (Liebold, 2015)
Hochtemperatur-Wärmepumpe: Literaturrecherche zur Evaluation von (Vetsch, 2013)
Varianten zum Bau einer Wärmepumpe für Vorlauftemperaturen um 120°C
Projektarbeit CAS "Wärmepumpentechnik", Hochtemperaturwärmepumpen in (Burtscher et al., 2009)
der Industrie, NTB Buchs

Die Schweiz wird sich in den nächsten 3 Jahren insbesondere im Rahmen des SCCER-EIP50 mit HTWP
befassen. Beteiligt sind dabei die Hochschulen NTB Buchs und EPFL.

50
Swiss Competence Center for Energy Research-Efficiency of Industrial Processes, www.sccer-eip.ch

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3.8 China
Aus China gibt es auch einige Forschungsarbeiten im Bereich HTWP. Die Tabelle 27 gibt dazu eine
Übersicht.
Tabelle 27: Forschungsarbeiten aus China im Bereich HTWP.
T_evap T_kond Q_Heiz
Organisation Titel Kältemittel Referenz
[°C] [°C] [kW]
Theoretical and experimental
Xian Jiaotong investigation of a novel high temperature (Zhao et
NH3 20-40 60-90 n.v.
University heat pump system for recovering heat al., 2016)
from refrigeration system
Performance analysis of different high-
Xian Jiaotong (Cao et al.,
temperature heat pump systems for low- R152a 25-35 98-108 n.v.
University 2014)
grade waste heat recovery
Experimental study on the performance
Xian Jiaotong (He et al.,
of a vapor injection high temperature R124 46 88 200
University 2015)
heat pump
Experimental performance of high
University (Xiaohui et
temperature heat pump with near- BY-4 50-70 75-110 65-120
Tianjin al., 2014)
azeotropic refrigerant mixture
Theoretical and experimental study on
University R245fa/ (Pan et al.,
several refrigerants of moderately high 30-50 75-95 5
Tianjin R600 2011)
temperature heat pump
South China
Experimental Investigation on High-
University of (Zhijiang et
temperature Heat Pump Water Heater of R1234ze(E) 20-25 35-85 11-15
Technology, al., 2015)
R1234ze
Guangzhou

(Zhou et al., 2012) fasst in einem Review Paper den Entwicklungsstatus der Entwicklung von
Kältemitteln und Kältekreisläufen zusammen. (Zhang et al., 2016) gibt eine umfassende Übersicht zu
den Fortschritten und Anwendungen von industriellen Wärmepumpen in China.
Die Tabelle 28 fasst daraus Applikationsbeispiele von zusammen und gibt Informationen zu den
potenziellen Kältemitteln mit deren maximaler Senkentemperatur, die bis 160°C reichen (DR-2, SES36).
Tabelle 28: Applikationsbeispiele von Industriellen Wärmepumpen in China und Kältemittel (Zhang et al., 2016).

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(Cao et al., 2014) analysiert die Effizienz von 6 verschiedenen Wärmepumpenzyklen theoretisch, wie in
Abbildung 93 dargestellt (System 1: 1-stufiger Zyklus, System 2: 2-stufig mit externer Zwischenkühlung,
System 3: 2-stufig mit Kältemittelinjektion, System 4: 2-stufig mit internem Wärmetauscher, System 5:
2-stufig mit Flash-Tank, System 6: 2-stufig mit Flash Tank und Intercooler).
Als Kältemittel wird R152a eingesetzt, das eine kritische Temperatur von 113.3°C und einen kritischen
Druck von 45.2 bar aufweist.

Abbildung 93: Layouts und p-h-Diagramme für verschiedene Wärmepumpensysteme (Cao et al., 2014).
Der 2-stufige Kreislauf mit Flash-Tank (System 5) zeigt die höchste Effizienz (siehe Abbildung 94). Im
Betriebspunkt 45°C/95°C wird ein COP von 3.6 bis 4.2 und eine Exergie Effizienz von 48% bis 53%
erreicht.

Abbildung 94: COP und Exergie Effizienz der untersuchten Kreisläufe in Funktion der Verdampfungs- und
Kondensationstemperatur, T_SH:3°C, T_SC: 5°C, Pinch Verdamper: 5°C (Cao et al., 2014).
(Pan et al., 2011) untersucht die Effizienz verschiedener Kältemittel bis 95°C Kondensationstemperatur.
Die theoretische Analyse zeigt, dass R141b, R123, R245ca, R600 und R245fa die höchste Effizienz
(COP) erreichen (siehe Abbildung 95). Hohe Druckverhältnisse sind für R245ca, R141b und R123 nötig.
Tiefe Druckverhältnisse benötigen R600a, R152a und R134a. Die höchste volumetrische Heizleistung

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erzielen R152a und R134a. Im experimentellen Teil der Studie untersucht (Pan et al., 2011) das
zeotropische Gemisch R600/R245fa. R600 bietet eine hohe volumetrische Heizleistung, ist jedoch
entflammbar, so dass es notwendig ist, den R600 Anteil klein zu halten. In der experimentellen Studie
wird ein Mischverhältnis von R600/R245fa (2.83%/97.17%) gewählt. Im Betriebspunkt 55°C/100°C wird
ein COP von 3.83 erreicht, verglichen mit 3.74 mit reinem R245fa.

Abbildung 95: Theoretische Analyse verschiedener Kältemittel. COP [-], Druckverhältnis [-] und volumetrische
Heizleistung [J/m3] in Funktion der Kondensationstemperatur, 1-stufiger Kreislauf, T_SH: 5°C, T_SC: 5°C, DT_Hub:
45°C, eta_isent: 0.95 (Pan et al., 2011).
(Xiaohui et al., 2014) untersucht die Leistung einer HTWP mit 65 kW bis 120 kW Heizleistung theoretisch
und experimentell für ein Kältemittel mit Arbeitsbezeichnung BY-4 (nahezu azeotropisches Gemisch).
Die Abbildung 96 zeigt die Resultate der theoretischen Analyse, und Abbildung 97 die experimentellen
Messwerte. Bei einem Temperaturhub von 40K werden im Bereich von 80°C bis 110°C
Senkentemperatur COP Werte von 2.7 bis 3.5 gemessen. Die Heissgastemperatur erreicht
Spitzenwerte von über 110°C.

Abbildung 96: COP, Kondensationsdruck und volumetrische Heizleistung, T_SH: 5°C, T_SC: 5°C, Eta_isent: 1
(Xiaohui et al., 2014).

Abbildung 97: Experimenteller COP, Kondensations- und Verdampfungsdruck und Heissgastemperatur (Xiaohui et
al., 2014).
(Zhijiang et al., 2015) zeigt experimentelle Untersuchungen auf einer R1234ze Luft/Wasser HTWP zur
Wassererwärmung. Wassertemperaturen von 35°C bis 85°C werden erreicht. Beim Betriebspunkt 25°C
(Luft) / 85°C (Wasser) wird beispielsweise ein COP von etwa 2.3 erzielt.

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Abbildung 98: Heizleistung und COP der Luft/Wasser Wärmepumpe mit R1234ze(E) (Zhijiang et al., 2015).
(Zhao et al., 2016) hat eine 2-stufige HTWP mit NH3 zur Rückgewinnung von Wärme aus Kälteanlagen
untersucht. Als Verdichter wurden zwei zweiwellige Schraubenkompressoren eingesetzt. Die Abbildung
99 zeigt die Anlage, das Kreislaufschema und den gemessenen COP in Funktion der
Senkentemperatur. Beim Betriebspunkt 25°C/85°C (60K Temperaturhub) erreicht die Wärmepumpe
einen COP von 3.1.

Abbildung 99: Experimentelle Anlage, Kreislaufschema und COP (Zhao et al., 2016).
(He et al., 2015) hat eine 200 kW Wärmepumpe mit Economiser Schaltung und Zwischeneinspritzung
in den Doppelschraubenverdichter untersucht zur Bereitstellung von heißem Wasser bis Temperaturen
von 88°C. Als Kältemittel wurde R124 eingesetzt. Bei 46°C Quellentemperatur wurden COPs im Bereich
von 3.4 bis 4.6 gemessen. Die Abbildung 100 zeigt den Prototyp, das Kreislaufschema und
experimentelle Leistungsdaten.

Abbildung 100: Experimentelle Anlage, Kreislaufschema und COP (He et al., 2015).
Zusammenfassend lässt sich für China festhalten, dass Forschungsaktivitäten im HTWP Bereich
vorhanden sind, insbesondere an der Xian Jiaotong University und University Tianjin. (Cao et al., 2014)
und (Xiaohui et al., 2014) berichten über Senkentemperaturen von > 100°C.

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3.9 Fazit – Stand der Forschung
Es gibt weltweit verschiedene Forschungsprojekte im Bereich HTWP mit Vorlauftemperaturen >100°C.
Einige Funktionsmuster und Prototypen mit 1.8 kW bis 12 kW Heizleistung wurden im Labormassstab
bereits aufgebaut, um die technische Machbarkeit zu demonstrieren. Grössere Prototypen schaffen
mehrere 100 kW Heizleistung. Die Tabelle 29 listet die wichtigsten experimentellen Forschungsarbeiten.
Die Studien sind nach der maximal erreichten Senkentemperatur (rot) sortiert. Die HTWP Forschung ist
v.a. in Österreich, Frankreich, Deutschland und Japan stark (es fehlt noch die Recherche von China).
Die höchste Senkentemperatur von 160°C wurde mit der HTWP am AIT in Wien erreicht mit Kältemittel
R1336mzz-Z.
Tabelle 29: Forschungsprojekte im Bereich HTWP sortiert nach Senkentemperatur und mit Informationen zur
Organisation, Projektpartner, Kreislauf, Kompressor, Kältemittel und Heizleistung (Bobelin et al., 2012; Chamoun
et al., 2014, 2013, 2012a, 2012b; Fleckl et al., 2015a, 2015b; Fukuda et al., 2014; Helminger et al., 2016; IEA,
2014a; Reißner, 2015; Reißner et al., 2013a, 2013b; Wilk et al., 2016b; Yamazaki and Kubo, 1985).

Organisation, Heizleistung
Kreislauf Kompressor Kältemittel Quellen- und Senkentemperatur [°C] Referenz
Projektpartner [kW]

20 40 60 80 100 120 140 160


Austrian Institute of Technology
IHX Hubkolben R1336mzz-Z 12 (Helminger et al., 2016)
(AIT), Wien, Chemours, Bitzer

Austrian Institute of Technology (Fleckl et al., 2015a,


1-stufig Hubkolben R1336mzz-Z 12
(AIT), Wien, Chemours, Bitzer 2015b)

PACO, University Lyon, H2O (Chamoun et al., 2014,


Flash Tank Doppelschraube 300
EDF Electricité de France (Wasser) 2013, 2012a, 2012b)

Institut für Luft- und Kältetechnik


1-stufig n.v. HT 125 12 (Noack, 2016)
(ILK), Dresden

Friedrich-Alexander Universität (Reißner, 2015; Reißner


IHX Hubkolben LG6 10
Erlangen-Nürnberg, Siemens et al., 2013a, 2013b)

Alter ECO, IHX und ECO3 (Bobelin et al., 2012;


Doppel Scroll 50-200
EDF Electricité de France Unterkühler (R245fa) IEA, 2014a)

Tokyo Electric Power Company, (Yamazaki and Kubo,


1-stufig Schraube R601 150-400
Japan 1985)

Austrian Institute of Technology ÖKO1


Economizer Schraube 250-400 (Wilk et al., 2016b)
(AIT), Wien, Edtmayer, Ochsner (R245fa)
Doppelrotations-
Kyushu University,
1-stufig kompressor R1234ze(Z) 1.8 (Fukuda et al., 2014)
Fukuoka, Japan
(2-stufig)
Johnson Controls, Economizer Doppelschraube 300-500
R245fa (IEA, 2014a)
EDF Electricité de France und IHX Zentrifugal Turbo 900-1’200

Die Tabelle 30 zeigt die entsprechenden Kreisläufe und die erreichten COPs für die angebenden
Temperaturhübe (etwa 30-40K und 70K). Die experimentell untersuchten Wärmepumpensysteme sind
alle 1-stufig und enthalten als Modifikation teilweise einen IHX und/oder einen Economiser mit
Zwischeneinspritzung in den Verdichter. Experimentelle Studien über 2-stufige HTWP Kreisläufe sind
nicht bekannt. Es ist jedoch anzunehmen, dass an mehrstufigen Kreisläufen geforscht wird, um noch
höhere Temperaturhübe zu schaffen.
Die eingesetzten Kältemittel sind R1336mzz-Z, H2O, R245fa, R1234ze(Z) und R601, sowie Produkte
ohne weitere Informationen zur chemischen Verbindung, wie LG6 (Siemens), ÖKO1 (enthält R245fa,
Ochsner), ECO3 (R245fa, Alter ECO) oder HT125 (ILK Dresden). An neuartigen Kältemitteln wird
geforscht, um Temperaturniveaus bis zu 160°C erreichen. Zur Kältemittel Auswahl für HTWP wird im
nächsten Kapitel 4 eingegangen.

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Tabelle 30: Kreisläufe und erreichte COPs experimenteller Forschungsarbeiten zu HTWP (Bobelin et al., 2012;
Chamoun et al., 2014, 2013, 2012a, 2012b; Fleckl et al., 2015a, 2015b; Fukuda et al., 2014; Helminger et al., 2016;
IEA, 2014a; Reißner, 2015; Reißner et al., 2013a, 2013b; Wilk et al., 2016b; Yamazaki and Kubo, 1985).
PACO(Chamoun et al., 2014,
(Helminger et al., 2016) 2013, 2012a, 2012b)
12 kW, mit IHX, Hubkolben (Fleckl et al., 2015a, 2015b) 300 kW, mit Flash Tank,
12 kW, Hubkolben Doppelschraube

COP
COP T=35°C 4.2-5.8
T=35°C 4.7-5.8 T=70°C 2.1-2.5 COP
T=70°C 2.6-3.4 T=27°C (94/121) 5.5
T=55°C (75/130) 3.6
(Reißner, 2015; Reißner et al., Alter ECO (Bobelin et al., 2012;
IEA, 2014a) 50-200 kW, mit IHX (Yamazaki and Kubo, 1985)
2013a, 2013b) 12 kW, mit IHX,
und Unterkühler, Doppel Scroll 150-400 kW, Schraube
Hubkolben

COP
COP COP T=40°C 6.4-7.0
T=30°C 3.6-6.0 T=35°C 6-7 T=70°C 2.6-3.0
T=60°C 2.5-3.2 T=70°C 2-3
EDF/Johnson Controls (IEA,
(Wilk et al., 2016b)
(Fukuda et al., 2014) 2014a) mit Economizer und
250-400 kW, mit Economizer,
1.8 kW, Doppelrotations- IHX, 300-500 kW,
Schraube
kompressor (2-stufig) Doppelschraube,
900-1’200 kW, Zentrifugal

COP COP
COP
T=35°C 3.6-3.9 T=30°C 5.4-6.6
T=35°C 5-7
T=70°C 2.1-2.3
T=70°C 2-3

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Die Abbildung 101 stellt die experimentell erreichten COPs der verschiedenen Forschungsarbeiten aus
Tabelle 29 und Tabelle 30 in Funktion der Kondensationstemperatur graphisch dar. Angegeben sind
auch die eingesetzten Kältemittel und (in Klammer) die jeweiligen Temperaturhübe im Bereich von 20K
bis 70K. Wie zu erwarten steigt der COP tendenziell mit höherer Kondensationstemperatur und
kleinerem Temperaturhub an. Die Messwerte von (Wilk et al., 2016b) (35K) und (Noack, 2016) (40K
und 70K) zeigen einen abfallenden COP und deuten darauf hin, dass diese Experimente bereits nahe
am kritischen Punkt des Kältemittels liegen. Bei (Wilk et al., 2016b) wurde als Kältemittel ÖKO1 (R245fa)
eingesetzt und der COP blieb relativ konstant zwischen 3.6 und 3.9. Bei (Noack, 2016) ist die chemische
Zusammensetzung des Kältemittels aus Geheimhaltungsgründen unbekannt. HT 125 ist die
Arbeitsbezeichnung.
(Helminger et al., 2016) schafft die höchste Senkentemperatur von 155°C mit einem COP von 2.7,
Temperaturhub von 45K und Kältemittel R1336mzz-Z. (Fleckl et al., 2015a, 2015b) erreicht 150°C mit
einem COP von 2.4 und einem beachtlichen Temperaturhub von 70K.
Bei 120°C ist auch der Stand der Technik eingezeichnet. Bisher erreichen 9 experimentelle
Forschungsarbeiten Senkentemperaturen > 120°C. Einige Kurven erreichen ein experimentelles COP
Maximum und fallen danach wieder leicht ab. Dies hängt mit der Situation nahe am kritischen Punkt
zusammen. Die Kondensationsenthalpie (im Nassdampfgebiet) wird mit höherer Temperatur im
Verhältnis zur Kompressionsenthalpie allmählich kleiner, wodurch der COP sinkt. Dies ist auch im
Effizienzvergleich in theoretischen Studien ersichtlich (siehe Abbildung 104).

Abbildung 101: Experimentell erreichte COPs verschiedener Forschungsarbeiten von HTWP in Funktion der
Senkentemperatur bei unterschiedlichen Temperaturhüben von 20K bis 70K.

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4 Kältemittel
4.1 Auswahlkriterien
Ein weiterer Kernpunkt bei der Konzeption von HTWP ist die Auswahl des Kältemittels. Die
Anforderungen an das Kältemittel für HTWP sind umfangreich (Bertinat, 1986; Burtscher et al., 2009;
Eisa et al., 1986; Göktun, 1995; Helminger et al., 2016; Klein, 2009; Reißner et al., 2013b; Rieberer et
al., 2015). Die Tabelle 31 stellt die wesentlichen Bewertungskriterien kurz zusammen.
1. Die oberste Anwendungsgrenze des Kältemittels wird durch die kritische Temperatur gezogen,
oberhalb der bekanntlich die Verflüssigung nicht mehr möglich ist. Gemäss (Bauder, 1980) ist
ein Abstand von etwa 10K bis 15K (je nach Kältemittel) von der kritischen Temperatur
einzuhalten, um den Wärmepumpenbetrieb zu gewährleisten. Zudem sollte die Drucklage so
sein, dass der Hochdruck nicht zu hoch ist (<30 bar), und der Niederdruck (auch im Stillstand)
nicht unter dem atmosphärischen Druck liegt, um Fremdgaseintrag zu vermeiden (Helminger et
al., 2016).
2. Des Weiteren sollte das Kältemittel unbedenklich für die Umwelt sein (ODP = 0), und wenn
möglich wenig Treibhaus wirksam sein (niedriges GWP). Dies wird in Zukunft gesetzlich
vorgeschrieben (Kyoto Protokoll 1997, Montreal Protokoll 1987) (Calm, 2008).
3. Aus sicherheitstechnischen Aspekten stehen die Entflammbarkeit und die Giftigkeit im
Vordergrund. Diese sollten möglichst gering oder gar nicht vorhanden sein.
4. Weitere Entscheidungskriterien sind: Verfügbarkeit, Effizienz (COP), Druckverhältnis
volumetrische Kälteleistung, Verdichtungsendtemperatur, thermische Stabilität vom Kältemittel-
Öl-Gemisch, Schmiereigenschaften bei hohen Temperaturen.
Tabelle 31: Selektionskriterien für Kältemittel für HTWP (Bertinat, 1986; Burtscher et al., 2009; Eisa et al., 1986;
Göktun, 1995; Helminger et al., 2016; Klein, 2009; Reißner et al., 2013b; Rieberer et al., 2015).
Kriterien Erforderliche Eigenschaften
Thermische Eignung Hohe kritische Temperatur, niedriger kritischer Druck
Umweltverträglichkeit ODP = 0, niedriges GWP, kurze atmosphärische Lebensdauer
Sicherheit Nicht toxisch, nicht giftig, nicht brennbar (Sicherheitsgruppe A1)
Effizienz COP, Druckverhältnis, minimale Überhitzung zur Verhinderung einer
Flüssigkeitskompression, hohe volumetrischen Kapazität im Verdichter
Verfügbarkeit Auf dem Markt verfügbar, niedriger Preis
Andere Faktoren Gute Löslichkeit in Öl, thermische Stabilität vom Kältemittel-Öl-Gemisch,
Schmiereigenschaften bei hohen Temperaturen, Materialverträglichkeit mit
Stahl und Kupfer

4.2 Kältemittel Eigenschaften


Eine Auswahl potentieller Kältemittel und ihrer thermodynamischen Parameter, sowi Sicherheitsklasse
gemäß (DIN EN 378-1, 2008) bzw. ASHRAE Standard 34 ist in Tabelle 32 zusammengefasst. Die
aufgelisteten Kältemittel weisen alle ein ODP von 0 oder sehr nahe bei 0 auf und sind nach der kritischen
Temperatur sortiert. Eine kritische Temperatur oberhalb von 150°C wurde als Ausschlusskriterium
definiert und die betroffenen Kältemittel mit <150°C sind orange markiert.
Die Abbildung 102 teilt die Kältemittel graphisch in Funktion der kritischen Temperatur und des GWP
ein. Die Kältemittel mit GWP < 20 werden ausgeschieden, wegen der mangelnden
Umweltverträglichkeit. In Abbildung 103 sind die Kältemittel nach deren Sicherheitsklassen eingeteilt.
Erwünscht sind Kältemittel mit Sicherheitsklasse A1 oder A2.

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Tabelle 32: Eigenschaften von Kältemitteln für HTWP. Daten aus verschiedenen Quellen (Bitzer, 2016; DIN EN
378-1, 2008; Helminger et al., 2016; IEA, 2014c; Jakobs and Laue, 2015; Klein, 2009; Kondou and Koyama, 2015;
Lambauer et al., 2012; Minea, 2016; Noack, 2016; Reißner et al., 2013b; Rieberer et al., 2015; Watanabe, 2013;
Wolf et al., 2014), http://www.dguv.de/ifa/gestis/index.jsp, http://www.ipcc.ch/report/ar5/wg1/). Orange eingefärbt
sind ausgeschlossene Kältemittel. Gelb markiert: geeignete Kältemittel für HTWP.
ODP = Ozone Depletion Potenial (Basis R11=1.0)
GWP = Global Warming Potential (Treibhauspotential bezogen auf CO2=1.0), Daten aus (Bitzer, 2016) gemäss
IPCC IV – Zeithorizont 100 Jahre (Basis für EU F-Gase Verordnung 517/2014)
SG = Sicherheitsgruppe (Einteilung nach (DIN EN 378-1, 2008) bzw. ASHRAE 34)
Sdp. = Siedepunkt in °C bei 1.013 bar
𝑀 = Molekulargewicht in g/mol
a(Kondou and Koyama, 2015)
b(Kontomaris, 2014a, 2014b, 2013)
c(Kontomaris, 2015)
dhttp://www.solvay.com/en/binaries/SOLKATHERM-SES36-Product-Information-180412.pdf

n.v. = nicht verfügbar

Kältemittel Chemische Bezeichnung


Chemische 𝐓𝐤𝐫𝐢𝐭 𝐩𝐤𝐫𝐢𝐭 ODP GWP
SG
Sdp. M
Formel [°C] [bar] [-] [-] [°C] [g/mol]
Ethan Reihe
R113 1,1,2-Trichlor-1,2,2-trifluorethan CCl2FCClF2 214.0 33.9 0.8 4’800 A1 47.6 187.4
R114 1,2-Dichlor-1,1,2,2-tetrafluorethan CClF2CClF2 145.7 32.6 1 9’800 A1 3.8 170.9
R134a 1,1,1,2-Tetrafluorethan CH2FCF3 101.1 40.6 0 1’430 A1 -26.1 102.0
R152a
1,1-Difluorethan CH3CHF2 113.3 45.2 0 124 A2 -24.0 66.1
(HFKW)
Propan Reihe
R245ca 1,1,2,2,3-Pentafluorpropan CHF2CF2CH2F 174.4 39.3 0 693 n.v. 25.1 134.0
R245fa 1,1,3,3,3-Pentafluorpropan CHF2CH2CF3 154.0 36.5 0 858 B1 14.9 134.0
R236fa 1,1,1,3,3,3-Hexafluorpropan CF3CH2CF3 124.9 32.0 0 9‘810 A1 -1.4 152.0
R227ea 1,1,1,2,3,3,3-Heptafluorpropan CF3CHFCF3 101.8 29.3 0 3‘220 A1 -15.6 170.0
R290 Propan CH3CH2CH3 96.7 42.5 0 3 A3 -42.1 44.1
R1270 Propen CH3CH=CH2 91.1 45.6 0 2 A3 -47.6 42.1
Butan Reihe
R365mfca 1,1,1,3,3-Pentafluorbutan CF3CH2CF2CH3 186.9 32.7 0 804 A2 40.2 148.1
SES36d Pentafluorbutan R365mfc/PFPE65/35 177.6 28.5 0 3‘126 A2 35.6 184.5
Kohlenwasserstoffe
R601 Pentan CH3CH2CH2CH2CH3 196.6 33.7 0 20 A3 36.1 72.2
R600 Butan CH3CH2CH2CH3 152.0 38.0 0 20 A3 -0.5 58.1
R600a Isobutan CH (CH3)2CH3 134.7 36.3 0 3 A3 -11.8 58.1
Kältemittel-Gemische
R410A R32/R125 (50/50) CH2F2/CHF2CF3 72.6 49.0 0 2‘088 A1 -51.5 72.6
Hydrofluorolefine (HFO, HCFO)
R1336mzz(Z)b 1,1,1,4,4,4,-Hexafluorbut-2-en CF3CH=CHCF3(Z) 171.3 29.0 0 2 A1 33.4 164.1
R1233zd(E)a Tetrafluorpropen CF3CH=CHCl(trans) 166.5 36.2 0 1 A1 18.0 130.5
R1234ze(Z)a cis-1,3,3,3-Tetrafluorprop-1-en CF3CH=CHF(cis) 150.1 35.3 0 <1 A2 9.8 114.0
R1234ze(E) trans-1,3,3,3-Tetrafluorprop-1-en CF3CH=CHF(trans) 109.4 36.4 0 7 A2L -19.0 114.0
R1234yf 2,3,3,3,-Tetrafluorprop-1-en CF3CF=CH2 94.7 33.8 0 4 A2L -29.5 114.0
DR-14c HFO n.v. n.v. 111.6 39.6 0 380 A1 -20.5 n.v.
DR-12c HFO n.v. n.v. 137.7 30.0 0 32 1 7.5 n.v.
Andere organische Verbindungen
LG6
n.v. n.v. 169 n.v. 0 1 n.v. n.v. n.v.
(R1336mzz)
MF2 n.v. n.v. >145 n.v. 0 <10 n.v. n.v. n.v.
E170 Dimethylether CH3OCH3 127.2 53.4 0 1 A3 -24.8 46.1
Anorganische Verbindungen
R718 Wasser H2O 373.9 220.6 0 0 A1 100.0 18.0
R717 Ammoniak NH3 132.3 113.3 0 0 B2L -33.3 17.0
R744 Kohlendioxid CO2 31.0 73.8 0 1 A1 -78.5 44.0

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Abbildung 102: Einteilung der Kältemittel in Funktion der kritischen Temperatur und GWP ( weiss: <20, 
schwarz: >1‘000, grau: >20 bis <1‘000).

Abbildung 103: Einteilung der Kältemittel nach Sicherheitsgruppen nach (DIN EN 378-1, 2008) bzw. ASHRAE 34.
Die Kältemittel sind entsprechend der Brennbarkeit und der Giftigkeit eingeordnet in die
Sicherheitsgruppen A1, A2, A3, B1, B2, B3 gemäss DIN EN 378-1 (Anhang E). Die Buchstaben stehen
dabei für A = Geringere Giftigkeit und B = Höhere Giftigkeit. Die Zahlen stehen für 1 = Keine
Flammenausbreitung, 2 = Geringere Brennbarkeit, und 3 = Höhere Brennbarkeit.
Zur einfacheren Handhabung werden die Sicherheitsgruppen in den sogenannten L-Gruppen L1, L2,
L3 (EN 378-1 Abs. 5.4.2) zusammengefasst: L1 beinhaltet A1, L2 beinhaltet B1, A2, B2, und L3
beinhaltet A3, B3. Des Weiteren lassen sich bei Kälteanlagen nach der Art der Aufstellung drei
Aufstellungsbereiche A, B, C unterscheiden (EN 378-1 Anhang C):
 A = Alle kältemittelführenden Teile in Personen-Aufenthaltsbereich
 B = Hochdruckseite der Kälteanlage in Maschinenraum oder im Freien
 C = Alle kältemittelführenden Teile in Maschinenraum oder im Freien
Abhängig von der L-Gruppe und dem Aufstellungsbereich gelten Anforderungen an die zulässigen
Kältemittelfüllmengen (EN 378-1 Anhang C).

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Zur Beurteilung der Effizienz (COP theoretisch) der verschiedenen Kältemittel wurden zahlreiche
theoretische Studien durchgeführt (Duclos et al., 2014; Fukuda et al., 2014; IEA, 2014a; Kondou and
Koyama, 2015; Kontomaris, 2015, 2014c, 2013; Reißner, 2015; Reißner et al., 2013b). In Abbildung
104 sind die Resultate für einem 1-stufigem Kreislauf bei unterschiedlichen Temperaturhüben,
Kältemitteln und Annahmen für Unterkühlung, Überhitzung und Kompressor Effizienz dargestellt.

R1234ze(E), R1234ze(Z), R410A, R134a und R245fa bei R134a, DR-14A, DR-12, R245fa, DR-40A, DR-2
35K Temperaturhub (Fukuda et al., 2014) (R1336mzz-Z) bei 35K Temperaturhub (Kontomaris, 2014c)

R134a, DR-14, DR-12, R245fa, DR-2 (von Dupont,


R1336mzz-Z) bei 40K Temperaturhub (IEA, 2014a; LG6, R245fa und R114 bei 50K Temperaturhub (Reißner et
Kontomaris, 2015, 2013) al., 2013b)

R114, R245fa, R236fa, R236ea, R365mfc, R31-10, R41-12, R1234yf, R245fa, R1234ze(E), R123, IsoButane, R236fa,
R1234yf, R1234ze, R1336mzz, R1233zd, RE347mcc, LG6, R134a, R12, R22, R717 und R718 bei 45K Temperaturhub
R600a, R601, Cyclopentan, MF2, MF3 bei 50K (Duclos et al., 2014)
Temperaturhub und Kreislauf mit IHX (Reißner, 2015)

R134a, DR-14A, DR-12, R245fa, DR-40A, DR-2 (von R717, R134a, R1234ze(E), R1234ze(Z), R245fa,
Dupon, R1336mzz-Z) bei 70K Temperaturhub R1233zd(E), R365mfc bei 80K Temperaturhub (Kondou and
(IEA, 2014a; Kontomaris, 2015, 2013) Koyama, 2015)

Abbildung 104: Effizienzvergleich (COP theoretisch) verschiedener Kältemittel im 1-stufigem Kreislauf bei
unterschiedlichen Temperaturhüben und Annahmen (Unterkühlung, Überhitzung, Kompressor Effizienz).

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Die Tabelle 33 fasst diese theoretischen Studien zusammen, sortiert nach kritischer Temperatur der
Kältemittel (31°C bis 374°C) und Temperaturhub (35K bis 80K) der Wärmepumpe. Auch dargestellt sind
die jeweilige Bandbreite des erreichten theoretischen COPs und die verwendeten Werte für die
Überhitzung (3 bis 20K), Unterkühlung (5 bis 60K) und Kompressor Effizienz (0.8 bis 1.0).
Der Vergleich zeigt, dass insbesondere die Kältemittel DR-40A, DR-2, R1336mzz, R1233zd(E) und
R1234ze(Z) im Bereich von 130-160°C Kondensationstemperatur am Effizientesten sind. Der COP
nimmt tendenziell auch mit höherer kritischer Temperatur zu. Als Vergleichswert wird meist R245fa (Tkrit
= 154°C, GWP = 858) oder R365mfc (Tkrit = 187°C, GWP = 804) herangezogen, welche jedoch hohe
GWP Werte aufweisen.
Tabelle 33: Zusammenfassung der theoretischen Effizienz (COP) verschiedener Kältemittel im 1-stufigem Kreislauf
bei unterschiedlichen Temperaturhüben (∆𝑇𝐻𝑢𝑏 ) und Annahmen für Überhitzung (∆𝑇𝑆𝐻 ), Unterkühlung (∆𝑇𝑆𝐶 ) und
Kompressor Effizienz (COMP), Nummerierung gemäss: 1 = höchste Effizienz, danach Zahl ansteigen).
 T KOND,MAX

R1336mzz(Z)
Cyclopentan

R1233zd(E)

R717 (NH3)

R1234ze(E)
R1234ze(Z)
RE347mcc
COMP
 THub

 T SH

 T SC

R365mfc
COP

DR-40A

DR-14A

R1234yf
R236ea
R245fa

R41-12

R236fa
R31-10
DR-12

R410A
R600a

R134a
DR-2

Reference
R718

R123
R601

R114

R744
MF3

LG6
MF2

R12

R22
[°C] [°C] [°C] [-] [°C] [-]

>165
>145
374
239
214
197

187
171
171

166

154
150

146
138
135
132
125

109
112
112
102
101
n.v.

n.v.
n.v.

n.v.

n.v.

96
95
73
31
Kritische Temperatur [°C]

(Fukuda et
35 3 20 1 150 8.3-10.8 1 2 3 4 5
al., 2014)
(Kontom aris,
35 5 5 0.8 170 5.5-7.7 1 2 3 4 5 6
2014b)
(IEA, 2014a;
Kontom aris, 40 11 5 0.8 170 4.8-6.6 1 2 3 4 5
2015, 2013)
(Duclos et al.,
45 10 5 0.75 140 4.2-6.4 11 4 2 5 10 6 3 8 7 9 1
2014)
(Reißner,
50 5 5 0.8 150 3.3-6.3 2 1 3 4 5 7 8 9 6 13 10 11 12 15 16 16 17 18 14 19 20
2015)
(Reißner et
50 5 5 0.8 160 5.0-5.6 1 2 3
al., 2013b)
(IEA, 2014a;
Kontom aris, 70 20 5 0.8 170 2.6-3.5 1 2 3 4 5 6
2015, 2013)
(Kondou and
Koyam a, 80 3 60 1 185 4.0-5.8 1 2 3 4 7 5 6
2015)

In Abbildung 105 ist der berechnete COP für die verschiedene Temperaturhübe (35K bis 80K) zusätzlich
graphisch dargestellt für die jeweils untersuchten Kältemittel. Der COP sinkt erwartungsgemäss mit
höherem Temperaturhub. (Kondou and Koyama, 2015) zeigen beispielsweise, dass mit R1233zd(E)
und 80K Temperaturhub (70°C/150°C) ein beachtlicher COP von etwa 5.3 erreichbar ist, ähnlich hoch
wie mit R245fa.
11
10
9
8
COP [-]

7
6
5
4
3
2
35°C 35°C 40°C 45°C 50°C 50°C 70°C 80°C
(Fukuda et (Kontomaris (IEA, 2014a; (Duclos et (Reißner (Reißner et (Kontomaris (Kondou
al. 2014) 2014) Kontomaris al. 2014) 2015) al. 2013b) 2014) and Koyama
2015, 2013) 2015)
Temperaturhub THub [°C]

Abbildung 105: Bandbreite der theoretisch erreichbaren COPs in Funktion des Temperaturhubs für 1-stufige
Kreisläufe für unterschiedliche Kältemittel.

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4.3 Kältemittel Preise
Die Tabelle 34 gibt eine Übersicht zu den Preisen verschiedener Kältemittel gemäss Offerten von
PanGas AG51 und TEGA52. Der Preis für R134a beträgt 8.55 CHF/kg für einen 12 kg Behälter. Das
Kältemittel R1234yf ist um den Faktor 19.1 bis 26.9 teuer als R134a, R1234ze 5.6 bis 8.2x teurer und
R245fa 7.4 bis 10.3x. R410A ist preislich vergleichbar wie R134a.
Tabelle 34: Preise von Kältemitteln gemäss Offerten von PanGas AG (31.1.2017) und TEGAa (1.3.2017, Preise in
Euro ex-works, Kleinstabnahmemengen, Umrechnung 1 Euro = 1 CHF).
Behälter Preis Faktor
Kältemittel CAS Nr. Inhalt pro kg zu
[kg] [CHF] R134a
12 8.55 1.0
R134a 811-97-2 28 8.55 1.0
63 8.25 1.0
10 8.85 1.0
75-10-5 (50%)
R410A 22 8.85 1.0
354-33-6 50%)
53 8.60 1.0
R744 124-38-9 30 9.00 1.1
49.50 5.8
R1234ze(E) 11
1645-83-6 69.90a 8.2a
59 48.25 5.6
R1233zd 14 62.70a 7.3a
63.65 7.4
R245fa 460-73-1 14
87.90a 10.3a
163.35 19.1
R1234yf 754-12-1 5
229.60a 26.9a

Die evaluierten Kältemittel für Hochtemperatur Anwendungen sind bei PanGas AG leider nicht alle
verfügbar. Ein Import der Kältemittel in die Schweiz wird von PanGas AG aufgrund der sehr geringen
Menge nicht angestrebt. Über die Firma TEGA (www.tega.de) ist teilweise eine Beschaffung möglich.
Nicht aufgeführte Produkte befinden sich nicht im Produktprogramm. Eine Preisanfrage zur Beschaffung
bei Honeywell und Chemours für Versuchszwecke wurde in die Wege geleitet.
 R365mfc (CAS Nr. 406-58-6)
 R1336mzz(Z) (CAS Nr. 692-49-9) (Chemours Opteon MZ)
 R1234ze (E) (CAS Nr. 1645-83-6) (Honeywell Solstice ze (R-1234ze))
 R1234yf (CAS Nr. 754-12-1) (Honeywell Solstice yf (R-1234yf))
 R1233zd(E) (CAS Nr. 2730-43-0 oder 102687-65-0) (Honeywell Solstice zd53)
 R1233xf (CAS Nr. 2730-62-3)

4.4 Gesetzliche Regelungen (ChemRRV)


Kältemittel werden in der Schweiz durch Anhang 2.10 der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung
(ChemRRV) reguliert. Die zeitliche Entwicklung der Regulierung ist in Abbildung 106 dargestellt.

Abbildung 106: Zeitliche Entwicklung der Regulierung von Kältemitteln in der ChemRRV54.

51
www.pangas.ch, Offerte vom 31. Jan. 2017
52
www.tega.de
53
https://www.honeywell-blowingagents.com/?document=solstice-lba-technical-brochure&download=1
54
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/chemikalien/fachinformationen/chemikalien--
bestimmungen-und-verfahren/kaeltemittel.html

08.03.2017 Seite 99 von 115


Das Inverkehrbringen von stationären Anlagen mit in der Luft stabilen Stoffen ist für verschiedene
Anwendungen eingeschränkt worden. Je nach Kälteleistung ist die Anwendung mit in Luft stabilen
Kältemitteln verboten (siehe ChemRRV Anhang 2.10 Ziffer 2.1 Absatz 3). Das Bundesamt für Umwelt
(BAFU) kann jedoch Ausnahmen vom Verbot gewähren (siehe ChemRRV Anhang 2.10 Ziffer 2.2 Absatz
5). Stationäre Anlagen mit mehr als 3 kg in der Luft stabilen Kältemitteln sind bei der Schweizerischen
Meldestelle für Kälteanlagen und Wärmepumpen (SMKW) in Maur zu melden (www.smkw.ch). Weitere
Informationen sind auf der BAFU-Website erhältlich55.

4.5 Volumetric heating capacity (VHC)


Der VHC (volumetric heating capacity in kJ/m3) beschreibt die erzeugte Wärmeleistung pro
verarbeitetem Volumen (Raumeinheit angesaugten Dampfes des Kompressors).
Abbildung 107: Vergleich berechneter volumetrischer Wärmeleistungen für verschiedene Kältemittel, VHC:
volumetric heating capacity in kJ/m3. Verschiedene Quellen: (Brown, 2009; Fukuda et al., 2014; Kondou and
Koyama, 2015, 2014; Kontomaris, 2015; Reißner, 2015; Reißner et al., 2013b).

bei 80K Temperaturhub Bei 35K Temperturhub


(Kondou and Koyama, 2015, 2014), (Fukuda et al., 2014)

Bei 40K Temperaturhub


(Kontomaris, 2015)
(Reißner et al., 2013b)

T_evap=26.7°C, T_cond=85.0°C,
T_sup=10.6°C, T_sub=11.1, n_isen=85%
(Reißner, 2015) (Brown, 2009)

55
http://www.bafu.admin.ch/chemikalien/01415/01426/index.html?lang=de

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Eine hohe volumetrische Wärmeleistung ist für Verdrängungsverdichter (Hubkolben und Schrauben)
vorteilhaft, da ein geringes Volumen bei gegebener Leistung benötigt wird (Bauder, 1980). Der VHC
gibt eine Vorstellung von der Größe des Kompressors. Je höher der VHC ist, desto kleiner sind der
Kompressor und somit auch die Investitionskosten. Größere Kompressoren benötigen mehr Leistung
und haben höhere Wärmeverluste für eine gegebene Wärmebelastung. Folglich beeinflusst das VHC
den erreichbaren experimentellen COP. Typische Werte des VHC in Wärmepumpenanwendungen
liegen zwischen 3‘000 und 6‘000 kJ/m3 (Reißner, 2015). Das praktische Limit liegt bei etwa 1‘000 kJ/m3
(Reißner et al., 2013b). Die Abbildung 107 vergleicht verschiedene VHC Kurven für verschiedene
Kältemittel in Funktion der Kondensationstemperatur.
Die volumetrische Wärmekapazität steigt mit der Temperatur, da (bei konstantem Temperaturhub) eine
Erhöhung der Verflüssigungstemperatur äquivalent zu einer höheren Verdampfungstemperatur ist und
damit Dampfdichte des Sauggases steigt.
DR-14 zeigt die höchste und DR-2 die niedrigste VHC unter den neuen Kältemitteln (Kontomaris, 2015).
Für hohe Temperaturen ab etwa 120°C erscheinen R1234ze(Z), R1233zd(E), R1336mzz, DR-2, DR-14
und R245fa aussichtsreich. R-1234ze(Z) hat rund 50% niedrigere VHC als R-1234ze(E), was zu einem
grösseren Kompressor führt. Die Graphic von (Brown, 2009) zeigt zudem (VHC vs. COP), dass
R1234ze(Z) das einzige Kältemittel ist, das in HTWP als „Drop-in" für R114 geeignet ist. Der COP ist
fast identisch mit dem von R-114 und das VHC ist um nur 4.7% kleiner.

4.6 R365mfc und R245fa


In der Vergangenheit wurde in industriellen HTWP hauptsächlich R114 eingesetzt (Brown et al., 2009;
Longo et al., 2014). Es erlaubte den Einsatz bei Verflüssigungstemperaturen von bis zu 130°C (Kabelac
et al., 2006). R114 hat aber ein hohes GWP von 9‘800 und chlorierte Kohlenwasserstoffe (FCKWs) wie
R113 und R114 wurden in den 1990er Jahren (Montreal Protokoll 1987) durch fluorierte
Kohlenwasserstoffe (HFKW) ersetzt (z.B. R134a, R227ea, R236fa oder R245fa). Diese lediglich mit
Fluor halogenierten Kohlenwasserstoffe besitzen kein Ozonabbaupotential, dafür aber ein zum Teil
erhebliches Treibhauspotential. Als Ersatz für R114 sind besonders HFKWs neuerer Generation, wie
R245fa und R245ca, aber auch R365mfc geeignet aufgrund der thermodynamischen Eigenschaft mit
relativ hohen kritischen Temperaturen von 154, 174 und 187°C bei moderaten Drücken von 36.4, 39.3
und 32.7 bar (Kosmadakis et al., 2009). R245fa und R365mfc wurden ursprünglich als Treibmittel für
Schäume entwickelt (Kabelac et al., 2006).
In Abbildung 108 sind die p-h Diagramme von R245fa und R365mfc dargestellt. Beide haben einen
signifikanten Überhang des Zweiphasen-Doms. Dank den steilen isentropischen Linien, steigt die
Heissgastemperatur nicht allzu stark an. Bei einem solchen Prozess bedarf es aber einer
Überhitzungsregelung, sowie überlagert auch einer Regelung des Heissgases ins Gasgebiet (Vetsch,
2013).

Abbildung 108: p-h Diagramme von R245fa (links) und R365mfc (Quelle: EES property plots).
R245fa verspricht eine gute Effizienz, ODP=0, Sicherheitsgruppe B1 (höhere Toxizität, keine
Flammenausbreitung) (Bobelin et al., 2012) und kann über weite Bereiche einstufig verdichtet werden.
R245fa lässt Vorlauftemperaturen bis ca. 140°C zu, möglicherweise ist aber in diesem Betriebspunkt
eine Zwischenkühlung notwendig (Vetsch, 2013).

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R365mfc wird insbesondere als Kältemittel für die Dampferzeugung aus Abwärme als geeignet
angesehen. R365mfc ist aber auch brennbar (A2). Für R245fa besteht dieses Sicherheitsproblem zwar
nicht, jedoch verfügen beide Kältemittel über ein vergleichsweise hohes Treibhauspotential (Bobelin et
al., 2012; Kosmadakis et al., 2009; Rieberer et al., 2015). Die Verwendung von R365mfc und R245fa
wird deshalb in absehbarer Zeit unter dem Gesichtspunkt der globalen Erwärmungsvermeidung (Kyoto
Protokoll und europäische F-Gas-Verordnung) beschränkt. Daher ist die Entwicklung von alternativen
Kältemitteln für R245fa und R365mfc mit niedrigem GWP erforderlich (IEA, 2014c). Als Ersatzstoff von
R245fa wird R1234ze(Z) als versprechend angesehen, eine Alternative für R365mfc wird gefördert (IEA,
2014a).

4.7 R1234ze(Z) und R1234ze(E)


Die Kältemittel R1234ze(Z) und R1234ze(E) gehören zur neusten Generation der synthetischen HFO
Kältemittel (Hydrofluorolefine). Das Suffix (E) zeigt an, dass es sich um ein Isomer handelt. Das andere
Isomer hat Suffix (Z). Die Eigenschaften der (E) und (Z) Isomere sind unterschiedlich. R1234ze(Z) hat
eine höhere kritische Temperatur (153.7°C) und eine etwa 50% niedrigere volumetrische
Wärmekapazität als R1234ze(E) (Honeywell, 2014). Die Firma Honeywell56 hat eine ganze Palette von
HFO Kältemitteln im Produktportfolio. Solstice® ze (R-1234ze) hat die Nomenklatur R1234ze(E)
zugewiesen. R1234ze(E) unterscheidet sich von R1234ze(Z) und R1234yf durch eine andere
Molekülstruktur, wie in Tabelle 35 ersichtlich.
Tabelle 35: Molekülstrukturen und kritische Temperatur und Druck von R365mfc, R245fa, R1233zd(E),
R1234ze(Z), R1234ze(E) und R1234yf (Quelle: www.coolprop.org/fluid_properties/fluids, (Honeywell, 2014)).
R365mfc R245fa R1233zd(E) R1234ze(Z) R1234ze(E) R1234yf

186.9°C 154.0°C 166.5°C 150.1°C 109.4°C 94.7°C


32.7 bar 36.5 bar 36.2bar 35.3 bar 36.4 bar 33.8 bar

Bei Entflammbarkeitstests von 60°C ist R1234ze(E) brennbar und daher wie R1234yf in der
Sicherheitsgruppe A2L eingestuft. Die kritische Temperatur liegt bei 109.4°C und damit ist ein
wirtschaftlicher Betrieb bis etwa 90°C Verflüssigungstemperatur möglich.
R1234ze(E) zeichnet sich insbesondere durch ein niedriges GWP von <1 aus und ist ein potentieller
Ersatzstoff für R134a (Watanabe, 2013). Dies wiederspiegelt sich auch in den Dampfdruckkurven. In
Abbildung 109 sind die Dampfdruckkurven der Kältemittel R365mfc, R1234ze(Z), R245fa, R1234ze(E),
DR-2, DR-12, DR-14 und R134a im Vergleich dargestellt. Die Dampfdrücke von R1234ze(Z), R245fa
und DR-12 liegen bei 140°C bei etwa 30 bar. DR-2 entspricht in etwa R365fa und DR-14 R1234ze(E).

Abbildung 109: Dampfdruckkurven der Kältemittel R365mfc, R1234ze(Z), R245fa, R1234ze(E), DR-2, DR-12, DR-
14 und R134a (Kontomaris, 2015; Watanabe, 2013).

56
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-1234ze/

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Über das Isomer R1234ze(Z) sind noch relativ wenige Informationen bekannt (Brown, 2009; Brown et
al., 2009; Kondou and Koyama, 2014; Longo et al., 2014; Rieberer et al., 2015). Die kritische
Temperatur und Druck liegen bei 150.1°C und 35.3 bar (Kondou and Koyama, 2014). Dies ermöglicht
unterkritische Zyklen bei hohen Temperaturen zu betreiben. Die Toxizität und Brennbarkeit wird mit A2
eingeschätzt. Die thermodynamischen Eigenschaften erscheinen vielversprechend. Das GWP ist <1
und das ODP ist 0. Gemäss (Brown, 2009; Brown et al., 2009) ist R1234ze(Z) geeignet als "Drop-In"
Ersatz für R-114 bei HTWP Anwendungen und aufgrund des niedrigen GWP vielversprechend als
Alternative für R245fa (Brown, 2009; Fukuda et al., 2014; IEA, 2014a).

Abbildung 110: p-h Diagramme von R1234ze(E) (links) und R1234ze(Z) (Quelle: EES property plots).
(Longo et al., 2014) untersuchte zudem die Wärmeübergangskoeffizienten und den
Reibungsdruckabfall von R1234ze(Z) im Vergleich zu anderen Kältemitteln wie R236fa, R134a, R600a,
R1234ze(E). Der Übergang von natürlich zu erzwungener Kondensation wurde bei etwa 15 kg/m2s
festgestellt. Während der Kondensation bei 40°C zeigte R1234ze(Z) zwischen 48% und 82% höhere
Wärmeübergangskoeffizienten verglichen mit den anderen Kältemitteln.
Aus thermodynamischer Sicht scheint R1234ze(Z) das vielversprechendste Niedrig-GWP-Kältemittel
für HTWP zu sein.

4.8 R1234yf
Die F-Gas-Verordnung (EU Nr. 517/2014) schreibt vor, dass alle Neufahrzeuge ab 1. Januar 2017 nur
noch klimafreundliche Kältemittel mit einem GWP von <150 enthalten dürfen. Chemours (ehemals
DuPont) und Honeywell bündelten ihre F&E Aktivitäten in einem Joint Venture mit Fokus auf R1234yf
oder HFO-1234yf (2,3,3,3-Tetrafluorpropen). Es handelt sich dabei um ein ungesättigtes HFKW mit
chemischer Doppelbindung (CF3CF=CH2). Das Treibhauspotenzial ist außerordentlich gering (GWP<1).
Bei Freisetzung in die Atmosphäre erfolgt ein rascher Zerfall des Moleküls innerhalb weniger Tage
(Bitzer, 2016).
Das entwickelte R1234yf (Honeywell Solstice® 1234yf57 und Chemours Opteon™ YF58) ist die
umweltschonende Alternative zum Kältemittel R134a. Die Temperatur- und Druckverhältnisse sind
vergleichbar. Die kritische Temperatur und der kritische Druck betragen 94.7°C und 33.8 bar. Die
Anwendungsbereiche sind Auto-Klimaanlagen, Kühl- und Gefriergeräte.
R1234yf ist schwer entflammbar und wurde unter der Sicherheitsgruppe A2L eingeteilt. Zu
berücksichtigen sind dabei jedoch die Füllmengenbegrenzungen für A2L Kältemittel (z.B. EN 378), die
den Einsatz entsprechend einschränken.

57
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-yf-refrigerant/
58
https://www.chemours.com/businesses-and-products/fluoroproducts/opteon-yf/

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4.9 R1336mzz-Z
Von großem Interesse ist auch das Kältemittel HFO-1336mzz-Z. Die Firma Chemours bietet das neue
Kältemittel unter dem Markennamen Opteon® MZ (R1336mzz(Z)) an59. Das Kältemittel wurde von
DuPont unter dem Arbeitstitel DR-2 entwickelt. Die Markteinführung wurde auf 2016/17 angekündigt
(Kontomaris, 2013). Gemäss E-mail Korrespondenz mit Dr. Nicolas Dietl von Chemours Deutschland
GmbH wird das Kältemittel in Europa Ende 2017/Anfang 2018 auf den Markt kommen. Es wird zurzeit
noch als F&E-Produkt betrachtet, weshalb auch eine Geheimhaltungsvereinbarung nötig ist, um
allenfalls Probemengen für Versuchszwecke zu erhalten. Die Refprop-Daten für Simulationen sind
bereits vorhanden auch ohne Lizenz.
Die Vorteile von R1336mmz-Z sind die hohe kritische Temperatur von 171.3°C bei einem niedrigen
kritischen Druck von 29 bar, einem geringen GWP von <2 und ODP = 0, sowie ebenfalls guten
Sicherheitseigenschaften (A1, keine Entzündlichkeit). Es ermöglicht somit Kondensationstemperaturen
bis etwa 160°C und ist bis über 200°C stabil (Keller and Dietl, 2016). In Labortests wurde gezeigt, dass
die Materialverträglichkeit und die Temperaturbeständigkeit ähnlich gut sind wie bei R245fa. Die
Kompatibilität mit vielen herkömmlichen Kunststoffen und Elastomeren ist gegeben.
R1336mzz-Z gilt als Ersatzkältemittel für R123 und R245fa (Kontomaris, 2015, 2014a, 2014c, 2013).
Als Schmiermittel wird im General Replacement Guide von Chemours60 Polyolester (POE) angegeben.
Experimentelle Untersuchungen mit R1336mzz-Z und HTWP wurden bisher hauptsächlich am Austrian
Institute of Technology (AIT) in Wien durchgeführt (Fleckl et al., 2015a, 2015b; Helminger et al., 2016).
Wegen des stark überhängenden Nassdampfgebietes im p-h Diagramm (siehe Abbildung 111), ist eine
höhere Überhitzung erforderlich als bei üblichen Kältemitteln, um eine trockene Kompression
sicherzustellen Die minimale Überhitzung liegt in etwa bei 20K für einen Temperaturhub von 70°C, bzw.
bei 11K für einen Hub von 40°C (Kontomaris, 2013).

Abbildung 111: p-h Diagramm von DR-2 (R1336mzz-Z) (Kontomaris, 2013) und LG6 (Reißner, 2015).
Der vernachlässigbare Temperaturgleit macht das Kältemittel auch für große Wärmepumpen (und
Kältemaschinen) mit überfluteten Verdampfern geeignet. R1336mzz ist flüssig bei Raumtemperatur und
hat ein Molekulargewicht von 164 g/mol.
Das Kältemittel LG6 von Siemens zeigt ähnliche Eigenschaften wie R1336mzz-Z und ist ebenfalls für
den Einsatz in HTWP geeignet. Es ist insbesondere für Kondensationstemperaturen jenseits von 110°C
vorgesehen (Reißner et al., 2013b). Bei Labortests erreichte LG6 insbesondere bei
Kondensationstemperaturen von 110 bis 150°C bessere COP Werte als R245fa (Reißner, 2015;
Reißner et al., 2013a, 2013b). Für niedrigere Kondensationstemperaturen ist es aufgrund seiner
vergleichsweise geringen volumetrischen Heizleistung allerdings weniger geeignet (Reißner et al.,
2013b). Anhand von Alterungstests untersuchten (Juhasz and Simoni, 2015; Kontomaris, 2013) die
thermische Stabilität verschiedener Niedrig-GWP-Kältemittel (R123, R1233zd-E, R245fa, DR2 bzw.
R1336mzz-Z) gegenüber Kupfer und Stahl. R1336mzz-Z schnitt am besten ab, vergleichbar gut wie
R245fa. Das Fluid blieb transparent und die Metalloberflächen sauber.

59
https://www.chemours.com/Opteon_Stationary/en_GB/applications/waste-heat-recovery.html
60
https://www.chemours.com/Opteon_Stationary/en_GB/literature/index.html

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4.10 R1233zd(E)
Solstice zd (HFO-1233zd)61 wird von Honeywell empfohlen als Kältemittel für HTWP (Honeywell, 2016).
Die kritische Temperatur und der kritische Druck liegen bei 165.5°C und 35.7 bar. Die Sicherheitsklasse
ist A1. Zu beachten sind jedoch auch Studien von (Juhasz and Simoni, 2015; Kontomaris, 2013) bzgl.
der thermischen Stabilität gegenüber Kupfer und Stahl. Im Vergleich zu anderen Kältemitteln
verursachte R1233zd bereits nach 7 Tagen bei 250°C Trübungen und Verfärbungen an Stahl.
Bei R1233zd(E) beträgt der Dampfdruck bei Umgebungstemperatur (Annahme: 20°C) nur 1.079 bar62.
Dies könnte in Stillstandszeiten bei geringeren Umgebungstemperaturen zur Infiltration von Luft in den
Kreislauf führen (obwohl eine Wärmepumpe vor Inbetriebnahme einer Dichtigkeitsprüfung unterzogen
wird). Ein anderer Aspekt bei R1233zd(E) ist, dass es Chlor enthält obwohl der ODP mit 0 angegeben
wird.

4.11 R600 und R601


Die Kohlenwasserstoffe n-Butan (R600) und Pentan (R601) sind natürliche Kältemittel ohne
Ozonabbaupotenzial und besitzen praktisch kein Treibhauspotential (GWP = 20). Sie sind kommerziell
verfügbar, billig und haben eine hohe kritische Temperaturen von 152°C und 196.6°C. n-Butan gilt als
geeignetes Medium in HTWP mit Verflüssigungstemperaturen bis 120°C. Diese Temperaturen können
in Standard-25-bar-Kompressoren erreicht werden (Kleefkens and Spoelstra, 2014).
Aufgrund der hohen Entzündlichkeit (A3, leicht entflammbar) sind allerdings spezielle
Sicherheitsvorschriften einzuhalten und deshalb nur für kleine Anlagen mit geringen Füllmengen zu
empfehlen (Kabelac et al., 2006). Die Entflammbarkeitsgrenzen liegen für n-Butan bei 1.7-10.3 Vol.-%
und für Pentan bei 1.4-7.8 Vol.-% (Bolaji and Huan, 2013).
Wie Andy Pearson in (IEA, 2012) berichtet ist die maximale Füllmenge für Laboranlagen gemäss EN
378 auf 150 g begrenzt, für überwachte gewerblichen Systemen mit entsprechend Explosionsschutz-
Bestimmungen bis zu 2.5 kg.
Charakteristisch für Kältemittel für HTWP, darunter auch R600 und R601, ist häufig ein sogenanntes
überhängendes Nassdampfgebiet. Eine ausreichende saugseitige Überhitzung ist nötig um eine
trockene Kompression sicherzustellen. Für R600 (bei 40°C/125°C) ist eine Überhitzung von mindestens
14K notwendig, um die Sättigungslinie bei der Kompression nicht zu schneiden (Moisi and Rieberer,
2016). Dies kann in internen Wärmetauschern (IHX) durchgeführt werden, die gleichzeitig das Sauggas
aufheizen und die Flüssigkeit nach der Kondensation abkühlen (Kleefkens and Spoelstra, 2014).

Abbildung 112: p-h Diagramme von n-Butan (R600) und Pentan (R601) (Quelle: EES property plots).

61
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-zd/
62 http://www.honeywell-refrigerants.com/europe/wp-content/uploads/2015/08/Solstice-zd-Handling-Guidelines.pdf

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4.12 R134a
Die Kältemittel R410A und R134a kommen hauptsächlich in Heizungswärmepumpen zum Einsatz.
Aufgrund der niedrigen kritischen Temperaturen 101.1°C (R134a) und 72.6°C (R410A) sind diese
jedoch nicht für den Einsatz bei hohen Kondensationstemperaturen geeignet. Das Druckniveau von
R134a im überkritischen Zustand liegt dabei etwas höher als in einem R410A-System im Normalbetrieb.
R410A-Komponenten könnten entsprechend für einen transkritischen R134a-Prozess eingesetzt
werden (Vetsch, 2013).

Abbildung 113: p-h-Diagramme für R134a (links) und R410A (rechts) (Quelle: EES property plots).

4.13 R744 (CO2), R718 (Wasser) und R717 (NH3)


Mit R744 (CO2) werden trotz der niedrigen kritischen Temperatur (31°C, 73.6 bar) in überkritischen
arbeitenden Wärmepumpen ebenfalls Temperaturen bis zu 90°C erreicht. Aufgrund des hohen
Temperaturgleit im Gaskühler ist R744 vor allem für die Wassererwärmung geeignet. Die Wärmeabgabe
mit gleitender Temperatur des überkritischen Prozesses und die sehr guten
Wärmeübertragungseigenschaften ermöglicht bei Gegenstrombetrieb in Koaxial- oder
Plattenwärmeaustauschern diesen großen Temperaturhub. Die erste serienmäßig hergestellte CO2
Wärmepumpe zur Wassererwärmung sind in kleineren Baugrößen bis 110 kW Heizleistung in Japan
sehr verbreitet63.
CO2 Grosswärmepumpen hat Dürr Thermea GmbH64 mit geeigneten Schrauben- und
Hubkolbenkompressoren kommerzialisiert. Beide Kompressor Varianten erreichen 90°C
Kondensationstemperatur und 1 MW Heizleistung. Betriebsdrücke von 90 bis 100 bar sind erforderlich,
so dass Kompressoren für ca. 120 bar ausgelegt werden müssen (IEA, 2012).
Bei Wasser steht der gesamte Kreislauf unterhalb des atmosphärischen Drucks, da der Siedepunkt von
Wasser bei atmosphärischem Druck bei 100°C liegt (siehe Abbildung 114). Die latente Wärme von
Wasser ist etwa 15 Mal so gross wie von R134a bei 50°C. Diese Eigenschaften ermöglichen hohe
Temperaturen, z.B. 150° C, bei bescheidenen Drücken. Aufgrund der geringen Wasserdampfdichte ist
das erforderliche Hubvolumen bzw. Druckverhältnis aufgrund des geringen Einlassdrucks jedoch sehr
hoch. Um Wasser beispielsweise von 50°C/0.1 bar auf Wasserdampf 150°C/5 bar zu erhöhen, liegt das
Druckverhältnis bei etwa 50. Um die Entladetemperatur auf ein tolerierbares Niveau zu halten, sind
daher mehrere Kompressionsstufen erforderlich mit Zwischenkühlung (IEA, 2012).
Industrielle Ammoniak-Wärmepumpen arbeiten im Vergleich zu anderen Kältemitteln bei relativ hohen
Drücken (siehe p-h Diagramm in Abbildung 114, kritischer Punkt bei 132.3°C und 113.3 bar). Die Tabelle
36 listet einige Beispiele. Mit spezieller Stahlguss Konstruktion halten heute verfügbare NH3-
Kompressoren Drücke bis 76 bar und 110°C aus (EMERSON, 2010).
Aufgrund der kritischen Temperatur von 132.3°C ist es möglich, eine hohe Effizienz in
Hochtemperaturanlagen zu erreichen und Wasser auf 90°C zu erhitzen (IEA, 2012). Ammoniak (R717)

63
http://www.mayekawa.com.au/products/heat-pumps/
64
http://www.durr-thermeco2.com/de/hochtemperatur-waermepumpen

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eignet sich besonders für den Temperaturbereich von 70°C bis 90°C wegen der hohen volumetrischen
Kälteleistung (Pearson, 2010).

Abbildung 114: p-h Diagramm von R744 (CO2), R718 (Wasser) und R717 (NH3), Quelle: EES property plots.
Tabelle 36: Industrielle Ammoniak-Wärmepumpe mit Hochdruck-Kompressoren
Firma Wärmepumpe Kompressor
Star Refrigeration65 Neatpump Schraube 76 bar
GEA Refrigeration66 GEA Grasso FX P 63 bar Doppelschraube 63 bar
Johnson Controls67 HeatPAC HPX Hubkolben 60 bar

Aufgrund der Giftigkeit von Ammoniak (B2L) müssen aber gewisse Sicherheitsvorkehrungen
berücksichtigt werden. Ein Kreislauf mit Ammoniak ist klimaneutral, effizient und die Ausganglage für
eine Umsetzung ist gut (Vetsch, 2013). Der Markt verfügt über die notwendigen
Sicherheitseinrichtungen und Komponenten, um dieses Arbeitsmedium sicher in der Industrie
einzusetzen. Die Verdichtung muss mehrstufig erfolgen mit Kühlung zwischen jeder Stufe.
Die Entwicklung von Komponenten für R410a mit 120 bar Technologie machen Ammoniak (R717) als
Kältemittel, welches bislang bei tieferem Druckniveau genutzt wird, für die Anwendungen mit höheren
Senkentemperatur interessant (Pearson, 2010; Vetsch, 2013). Die erreichbare Senkentemperatur liegt
dann bei ca. 126°C (Pearson, 2010).

65
www.star-ref.co.uk/our-products/neatpump/neatpump-brochure.aspx
66
http://www.gea.com/de/products/gea-fx-gc-heat-pump.jsp
67
http://www.sabroe.com/en/products/chillers-and-heat-pumps/heatpac-hpx/

08.03.2017 Seite 107 von 115


4.14 Fazit – Kältemittel
Als am besten geeignet für den Einsatz in HTWP sind die HFO Kältemittel R1336mzz(Z), R1233zd(E),
R1234ze(Z), R1234ze(E) und R1234yf. Die Tabelle 37 fasst die wichtigsten Eigenschaften dieser
Kältemittel zusammen. Als wesentliche Entscheidungskriterien gelten:

 Thermodynamische Eignung (kritische Temperatur >150°C ermöglicht Kondensation im


subkritischen Kreisprozess, gute Effizienz bei hohen Temperaturen)
 Umweltverträglichkeit (GWP < 10, ODP = 0, zukunftssicher gemäss F-Gas Verordnung)
 Sicherheit (keine oder nur geringe Brennbarkeit)

Die natürlichen Kältemittel R600 und R600a wurden aufgrund der Brennbarkeit (A3) ausgeschlossen,
LG6 aufgrund von fehlenden Informationen und Verfügbarkeit.
Tabelle 37: Geeignete Kältemittel für HTWP (*als Kältemittel für die 1. Stufe in einer 2-stufigen Kaskade).
𝐓𝐤𝐫𝐢𝐭 𝐩𝐤𝐫𝐢𝐭 Sdp. 𝐌
Kältemittel ODP GWP SG
[°C] [bar] [°C] [g/mol]
R1336mzz-Z 171.3 29.0 0 2 A1 33.4 164.1
R1233zd(E) 166.5 36.2 0 1 A1 18.0 130.5
R1234ze(Z) 150.1 35.3 0 <1 A2 9.8 114.0
R1234ze(E)* 109.4 36.4 0 7 A2L -19.0 114.0
R1234yf* 94.7 33.8 0 4 A2L -29.5 114.0

Die Hersteller dieser neuen Arbeitsflüssigkeiten sind Honeywell und Chemours (ehemals DuPont).
Honeywell empfiehlt Solstice®zd (HFO-1233zd)68 und Solstice®ze (HFO-1234ze)69 für Hochtemperatur
Anwendungen, wobei es sich bei Solstice®ze um das Isomer mit Suffix (E) handelt. Die Verfügbarkeit
des Isomers R1234ze(Z) ist noch offen. Honeywell wurde diesbezüglich angefragt. Die Antwort steht
zum Zeitpunkt der Publikation der Literaturstudie noch aus.
R1336mzz(Z) wird gemäss Aussagen von Chemours Ende 2017/Anfang 2018 auch in Europa unter
dem Produktnamen Opteon®MZ (R1336mzz(Z))70 auf den Markt kommen. Die Stoffdaten für RefProp
sind verfügbar für Simulationsstudien.
Charakteristisch für diese Kältemittel ist insbesondere das überhängende Nassdampfgebiet, was
spezielle Anforderungen an die Überhitzung stellt. Dies hat beeinflusst auch die Kreislaufwahl und die
Überhitzungsregelung.

68
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-zd/
69
https://www.honeywell-refrigerants.com/europe/product/solstice-1234ze/
70
https://www.chemours.com/Opteon_Stationary/en_GB/applications/waste-heat-recovery.html

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