Die Gewehre Der Frau Carrar
Die Gewehre Der Frau Carrar
Die Gewehre Der Frau Carrar
Das kleine Stck wurde im ersten Jahre des spanischen Brgerkrieges fr eine deutsche
Truppe in Paris geschrieben. Es ist aristotelische (Einfhlungs-)Dramatik. Die Nachteile
dieser Technik knnen bis zu einem gewissen Grade ausgeglichen werden, wenn man das
Stck zusammen mit einem Dokumentenfilm, der die Vorgnge in Spanien zeigt, oder
irgendeiner propagandistischen Veranstaltung auffhrt.
Personen
Eine der Nchte des April 1937 in einem andalusischen Fischerhaus. In einer Ecke der
geweineten Stube ein groes schwarzes Kruzifix. Eine vierzigjhrige Fischerfrau,
Theresa Carrar, beim Brotbacken. Am offenen Fenster ihr fnfzehnjhriger Sohn Jos,
einen Netzpflock schnitzend. Ferner Kanonendonner.
DIE MUTTER
Siehst du Juans Boot noch?
DER JUNGE
Ja.
DIE MUTTER
Brennt seine Lampe noch?
DER JUNGE
Ja.
DIE MUTTER
Es ist kein anderes Boot hinzugekommen?
DER JUNGE
Nein.
[Pause.]
DIE MUTTER
Das wundert mich. Warum ist sonst keiner drauen?
DER JUNGE
Das weit du doch.
DIE MUTTER geduldig:
Wenn ich frage, wei ich es nicht.
DER JUNGE
Es ist auer Juan keiner drauen, weil sie jetzt etwas anderes zu tun haben, als Fische zu
fangen.
DIE MUTTER
1
So.
[Pause.]
DER JUNGE
Und auch Juan wre nicht drauen, wenn es nach ihm ginge.
DIE MUTTER
Richtig. Es geht nicht nach ihm.
DER JUNGE heftiger schnitzend:
Nein.
[Die Mutter gibt den Teig in den Backofen, wischt sich die Hnde ab und nimmt ein
Fischernetz zum Flicken vor.]
DER JUNGE
Ich habe Hunger.
DIE MUTTER
Aber du hast etwas dagegen, da dein Bruder Fische fngt.
DER JUNGE
Weil das auch ich machen kann und Juan an die Front gehrt.
DIE MUTTER
Ich dachte, du wolltest auch dorthin?
[Pause.]
DER JUNGE
Ob die Lebensmittelschiffe hereinkommen?
DIE MUTTER
Ich habe jedenfalls kein Mehl mehr, wenn dieses Brot gebacken ist.
[Der Junge schliet das Fenster.]
DIE MUTTER
Warum machst du das Fenster zu?
DER JUNGE
Es ist jetzt neun Uhr.
DIE MUTTER
Und?
DER JUNGE
Um neun Uhr spricht dieser Hund wieder im Radio und die Perez drehen ihren Apparat
an.
DIE MUTTER bittend:
Mach das Fenster wieder auf! Du kannst nicht deutlich sehen, wenn wir herinnen Licht
haben und das Fenster spiegelt.
DER JUNGE
Warum soll ich hier sitzen und aufpassen? Er luft dir nicht fort. Du hast ja nur Angst,
da er an die Front geht.
DIE MUTTER
Sei nicht frech. Es ist traurig genug, da ich auf euch aufpassen soll.
DER JUNGE
Was heit euch?
DIE MUTTER
Du bist um kein Haar besser als dein Bruder. Eher schlechter.
DER JUNGE
2
Sie drehen ihr Radio berhaupt nur unseretwegen an. Das ist schon der dritte Abend.
Gestern habe ich gesehen, wie sie eigens das Fenster aufmachten, damit wir es hren
mssen.
DIE MUTTER
Diese Reden sind nicht anders als die, die sie in Valencia halten.
DER JUNGE
Sag doch gleich, sie sind besser!
DIE MUTTER
Du weit, da ich sie nicht besser finde. Warum soll ich fr die Generle sein? Ich bin
dagegen, da Blut vergossen wird.
DER JUNGE
Wer hat damit angefangen? Vielleicht wir?
[Die Mutter schweigt. Der Junge hat das Fenster wieder geffnet. Man hrt von weitem
eine Radioansage: Achtung, Achtung! Hier spricht seine Exzellenz, der General Queipo
de Llano! Dann kommt laut und scharf durch die Nacht die Stimme des Radiogenerals,
der seine abendliche Rede an das spanische Volk hlt.]
[Es klopft. Herein tritt der Arbeiter Pedro Jaquras, Theresa Carrars Bruder. Man sieht,
da er einen langen Weg hinter sich hat.]
DER ARBEITER
Guten Abend.
DER JUNGE
Onkel Pedro!
DIE MUTTER
Was fhrt dich hierher, Pedro? Sie gibt ihm die Hand.
DER JUNGE
3
Kommst du von Motril, Onkel Pedro? Wie ist es dort?
DER ARBEITER
Oh, nicht so gut. Wie geht es euch hier?
DIE MUTTER zurckhaltend:
Es geht.
DER JUNGE
Bist du heute dort weggegangen?
DER ARBEITER
Ja.
DER JUNGE
Das sind gute vier Stunden, nicht?
DER ARBEITER
Mehr, weil die Straen so berfllt sind mit den Flchtlingen, die nach Almeria
hineinwollen.
DER JUNGE
Aber Motril hlt sich?
DER ARBEITER
Ich wei nicht, was heute geschah. Gestern nacht hielten wir uns noch.
DER JUNGE
Warum bist du denn weggegangen?
DER ARBEITER
Wir brauchen allerhand fr die Front. Ich dachte, ich sehe wieder einmal nach euch.
DIE MUTTER
Willst du ein Glas Wein haben? Sie holt Wein. Das Brot ist erst in einer halben Stunde
fertig.
DER ARBEITER
Wo ist denn Juan?
DER JUNGE
Beim Fischfang.
DER ARBEITER
Tatschlich?
DER JUNGE
Du kannst seine Lampe hier vom Fenster aus sehen.
DIE MUTTER
Wir mssen leben.
DER ARBEITER
Sicher. Als ich die Strae herunterkam, hrte ich den Radiogeneral. Wer hrt sich den
hier an?
DER JUNGE
Das sind die Perez von gegenber.
DER ARBEITER
Drehen die immer bei solchen Sachen an?
DER JUNGE
Nein. Sie sind keine Francoleute, sie machen es nicht fr sich selber, wenn du das meinst.
DER ARBEITER
So?
DIE MUTTER zum Jungen:
Siehst du auch noch nach deinem Bruder?
DER JUNGE geht widerwillig zum Fenster zurck:
Sei ruhig. Er ist dir nicht aus dem Boot gekippt.
4
[Der Arbeiter nimmt sein Glas und setzt sich zu seiner Schwester, ihr beim Netzflicken
helfend.]
DER ARBEITER
Wie alt ist Juan jetzt eigentlich?
DIE MUTTER
Einundzwanzig im September.
DER ARBEITER
Und Jos?
DIE MUTTER
Hast du etwas Besonderes vor hier in der Gegend?
DER ARBEITER
Nichts Besonderes.
DIE MUTTER
Du bist lange nicht mehr hier gewesen.
DER ARBEITER
Zwei Jahre.
DIE MUTTER
Wie geht es Rosa?
DER ARBEITER
Rheuma.
DIE MUTTER
Ich dachte, ihr seht mal nach uns.
DER ARBEITER
Rosa war vielleicht ein wenig verstimmt wegen Carlos Begrbnis.
DER ARBEITER
Sie meinte, ihr httet uns Mitteilung machen knnen. Wir wren natrlich gekommen
zum Begrbnis deines Mannes, Theresa.
DIE MUTTER
Es ging zu schnell.
DER ARBEITER
Was war es denn?
DER JUNGE
Es war ein Lungenschu.
DER ARBEITER erstaunt:
Wieso?
DIE MUTTER
Was heit wieso?
DER ARBEITER
Aber hier war doch vor zwei Jahren alles ruhig?
DER JUNGE
Aber in Oviedo war der Aufstand.
DER ARBEITER
Aber wie kam Carlo denn nach Oviedo?
5
DIE MUTTER
Er ist hingefahren.
DER ARBEITER
Von hier?
DER JUNGE
Ja, als der Aufruhr in den Zeitungen stand.
DIE MUTTER bitter:
So wie andere nach Amerika fahren, um alles auf eine Karte zu setzen. So wie es die
Narren machen.
DER JUNGE steht auf:
Willst du sagen, da er ein Narr war?
[Sie legt schweigend mit zitternden Hnden das Netz beiseite und geht hinaus.]
DER ARBEITER
Es war sehr bel fr sie, was?
DER JUNGE
Ja.
DER ARBEITER
Hat sie einen Schock bekommen, als sie ihn nicht mehr sah?
DER JUNGE
Sie sah ihn noch, er kam zurck. Aber das war das Schlimmste von allem. Er kam oben
in Asturien anscheinend noch irgendwie in einen Zug, einen Notverband auf der Brust
unter dem Kittel, und fuhr hierher zurck. Zweimal mute er umsteigen und auf der
Station hier starb er. Und hier ging abends pltzlich die Tr auf, und die Nachbarinnen
kamen herein, wie wenn sie einen bringen, der ertrunken ist, stellten sich an den Wnden
auf, ohne ein Wort, und plapperten den Englischen Gru. Dann brachten sie ihn auf einer
Plache herein und legten ihn auf den Fuboden. Und von da ab lief sie in die Kirche. Und
der Lehrerin, von der man wute, da sie eine Rote war, hat sie die Tr gewiesen.
DER ARBEITER
Ist sie wirklich fromm jetzt?
DER JUNGE nickt:
Juan meint, es war hauptschlich, weil die Leute in der Nachbarschaft ber sie
herumredeten.
DER ARBEITER
Was redeten sie denn ber sie?
DER JUNGE
Sie htte ihm zugeraten.
DER ARBEITER
Und hat sie das?
[Der Junge zuckt die Achseln. Die Mutter kommt zurck, sieht nach dem Brot und setzt
sich wieder an das Netz.]
[Der Arbeiter nimmt sein Glas und geht an den Tisch zurck.]
DIE MUTTER
6
Willst du hier bernachten?
DER ARBEITER
Nein. Ich habe nicht soviel Zeit, ich mu heute noch zurck, aber ich werde mich
waschen. Er geht hinaus.
DIE MUTTER den Jungen zu sich heranwinkend:
Hat er dir gesagt, wozu er gekommen ist?
DER JUNGE
Nein.
DIE MUTTER
Wirklich nicht?
[Der Arbeiter kommt zurck mit einer Waschschssel und einem Handtuch; er wscht
sich.]
DIE MUTTER
Sind die alten Lopez noch am Leben?
DER ARBEITER
Nur er. Zum Jungen: Es sind viele zur Front von hier, wie?
DER JUNGE
Welche sind auch noch da.
DER ARBEITER
Bei uns sind auch von den ganz Katholischen schon eine Menge dabei.
DER JUNGE
Von hier auch einige.
DER ARBEITER
Haben sie denn alle Gewehre?
DER JUNGE
Nein. Nicht alle.
DER ARBEITER
Das ist nicht gut. Gewehre sind jetzt das Ntigste. Habt ihr nicht noch Gewehre im Dorf?
DIE MUTTER schnell:
Nein!
DER JUNGE
Es gibt schon noch Leute, die welche versteckt haben. Sie graben sie in die Erde wie
Kartoffeln.
DER ARBEITER
So.
[Der Junge geht schlendernd vom Fenster weg und verdrckt sich nach hinten.]
DIE MUTTER
Wo gehst du hin?
DER JUNGE
Nirgends.
DIE MUTTER
Geh an das Fenster zurck!
7
[Der Junge bleibt verbissen im Hintergrund stehen.]
DER ARBEITER
Was ist denn los?
DIE MUTTER
Warum lufst du denn vom Fenster weg? Du sollst mir antworten!
DER ARBEITER
Ist jemand drauen?
DER JUNGE heiser:
Nein.
DIE KINDERSTIMMEN
Der Juan ist nicht Soldat
Weil er nicht Courage hat.
Der Juan, der feige Tropf
Zieht sich die Decke ber den Kopf.
DIE KINDER
Buh! Es donnert! Sie laufen weg.
DIE MUTTER steht auf. Zum Fenster:
Wenn ich euch erwische, schlage ich euch den Hintern blau, ihr dreckiges Gesindel! Sie
spricht ins Zimmer zurck: Das sind wieder die Perez!
[Pause.]
DER ARBEITER
Frher hast du Karten gespielt, Jos. Wie wre es mit einem Spielchen?
[Die Mutter setzt sich ans Fenster. Der Junge sucht die Spielkarten vor, und sie fangen
an, Karten zu spielen.]
DER ARBEITER
Mogelst du noch?
DER JUNGE lacht:
Hab ich das damals?
DER ARBEITER
Mir war so. Dann will ich auf alle Flle abheben. Also, alles erlaubt! Im Krieg gelten alle
Tricks, wie?
DER JUNGE
Das ist ein schlechter Trumpf.
DER ARBEITER
Fein, da du mir das sagst.Oh, und jetzt hat er das Trumpfa. Geblufft hast du mich,
aber war es nicht ein bichen teuer? Die groe Kanone hast du abgeschossen und jetzt
8
kommen meine kleinen Dinger. Er drischt ihn nieder. Das kommt davon. Khnheit ist
gut, mein Sohn. Khn bist du schon, aber noch nicht vorsichtig.
DER JUNGE
Wenn man nichts wagt, kann man auch nichts gewinnen.
DIE MUTTER
Solche Sprche haben sie von ihrem Vater. Ein feiner Mann riskiert was. Wie?
DER ARBEITER
Ja, unsere Haut riskiert er. Don Miguel von Ferrante verspielte einmal siebzig Bauern auf
einen Sitz an einen Oberst. Er war ruiniert und mute den Rest seines Lebens mit zwlf
Dienstboten auskommen.Er spielt tatschlich den blanken Zehner aus!
DER JUNGE
Ich mute so spielen. Er steckt einen Stich ein. Es war meine einzige Chance.
DIE MUTTER
So sind sie. Sein Vater sprang aus dem Boot, wenn sich das Netz verfing.
DER ARBEITER
Vielleicht hatte er nicht so viele Netze?
DIE MUTTER
Er hatte auch nicht so viele Leben.Komm nur herein, Paolo!
[In der Tr steht ein Mann in der Uniform der Miliz mit verbundenem Kopf, den Arm in
der Schlinge.]
DER VERWUNDETE
Sie sagten, ich kann wegen des Verbandes wiederkommen, Frau Carrar.
DIE MUTTER
Er ist ja wieder ganz durch! Sie luft hinaus.
DER ARBEITER
Wo hast du das erwischt?
DER VERWUNDETE
Monte Solluve.
[Die Mutter kommt zurck mit einem Hemd, das sie in Stcke reit. Sie erneuert ihm den
Verband, aber dabei behlt sie immer die am Tisch im Auge.]
DIE MUTTER
Du hast doch wieder gearbeitet!
DER VERWUNDETE
Nur mit dem rechten Arm.
DIE MUTTER
Man hat dir doch gesagt, da du das nicht darfst.
DER VERWUNDETE
Jaja. Sie sagen, heute nacht bricht er durch. Wir haben keinen Ersatz mehr. Ist es mglich,
da er schon durch ist?
DER ARBEITER unruhig:
Nein, das glaube ich nicht. Der Kanonendonner mte sich da gendert haben.
DER VERWUNDETE
Das ist richtig!
DIE MUTTER
Tu ich dir weh? Du mut es sagen. Ich bin keine gelernte Pflegerin. Ich mache es, so
leicht ich kann.
9
DER JUNGE
Vor Madrid kommen sie nicht durch.
DER VERWUNDETE
Das wei man nicht.
DER JUNGE
Doch, das wei man.
DER VERWUNDETE
Aber Sie haben ja ein ganzes Hemd zusammengerissen, Frau Carrar! Das htten Sie nicht
tun sollen.
DIE MUTTER
Willst du, da ich dir einen Aufwischlappen umbinde?
DER VERWUNDETE
Aber ihr habt es doch auch nicht so dick.
DIE MUTTER
Solange ich habe, habe ich. So, fr deinen andern Arm wrde es aber nicht mehr reichen.
DER VERWUNDETE lacht:
Da mu ich mich also das nchste Mal besser vorsehen. Steht auf. Zum Arbeiter: Wenn
sie nur nicht durchkommen, die Hunde! Er geht.
DIE MUTTER
Dieser Kanonendonner!
DER JUNGE
Und wir gehen fischen.
DIE MUTTER
Seid froh, da ihr eure graden Glieder noch habt.
DER ARBEITER
Ich mu eigentlich wirklich abhauen. Das war die letzte, Jos.
DIE MUTTER an den Tisch kommend:
Wer hat denn gewonnen?
DER JUNGE stolz:
Er.
DIE MUTTER
Soll ich dir also kein Bett machen?
DER ARBEITER
Nein, ich mu weg. Er bleibt aber sitzen.
DIE MUTTER
Du mut Rosa gren. Und sie soll nicht nachtragen. Wir wissen ja alle nicht, was noch
wird.
DER JUNGE
Ich bringe dich ein Stck.
DER ARBEITER
Das ist nicht ntig.
DIE MUTTER
Er ist ziemlich weit drauen. Er mu fast am Kap sein. Ins Zimmer zurck: Du httest
wohl gern Juan noch gesehen?
DER ARBEITER
Ja, das htte ich gern. Er wird nur nicht so bald zurckkommen, wie?
DIE MUTTER zgernd:
10
Das Brot ist auch bald fertig. Wir knnten ihn holen.
DER JUNGE
Ich kann hinunterlaufen und ihn rufen.
DER JUNGE
Guten Tag, Manuela. Das ist Juans Freundin Manuela. Das ist Onkel Pedro.
DAS JUNGE MDCHEN
Wo ist Juan?
DIE MUTTER
Juan arbeitet.
DAS JUNGE MDCHEN
Wir dachten, Sie haben ihn in den Kindergarten geschickt. Ball spielen.
DIE MUTTER
Nein, er ist fischen gegangen. Juan ist Fischer.
DAS JUNGE MDCHEN
Warum ist er nicht zu der Versammlung ins Schulhaus gekommen?
DIE MUTTER
Er hat dort nichts verloren.
DER JUNGE
Was war das fr eine Versammlung?
DAS JUNGE MDCHEN
Es wurde beschlossen, da alle, die abkommen knnen, noch heute nacht an die Front
sollen. Aber ihr wutet ja, worum es ging. Wir haben Juan ja verstndigt.
DER JUNGE
Das kann nicht sein! Dann wre Juan nie fischen gegangen! Oder haben sie es dir gesagt,
Mutter?
DER JUNGE
Sie hat es ihm einfach nicht ausgerichtet! Zur Mutter: Jetzt wei ich auch, warum du ihn
fischen geschickt hast!
DER ARBEITER
So etwas solltest du nicht machen, Theresa.
DIE MUTTER sich aufrichtend:
Gott hat den Menschen Berufe gegeben. Mein Sohn ist Fischer.
DAS JUNGE MDCHEN
Sie wollen uns wohl lcherlich machen im ganzen Ort? Wo ich hinkomme, deutet man
mit Fingern auf mich. Der Name Juan macht mich schon krank. Was seid ihr denn
berhaupt fr Leute hier?
DIE MUTTER
Wir sind arme Leute.
DAS JUNGE MDCHEN
Die Regierung hat alle kampffhigen Mnner aufgefordert, sich unter Gewehr zu stellen.
Behaupten Sie nicht, da Sie das nicht gelesen haben.
DIE MUTTER
11
Ich habe es gelesen. Regierung hin und Regierung her. Wir sollen auf den Schindanger
geworfen werden. Aber deswegen fahre ich jedenfalls nicht meine Kinder freiwillig mit
dem Schubkarren auf den Schindanger.
DAS JUNGE MDCHEN
Nein! Sie warten, bis man sie an die Mauer abholt! Solch eine Dummheit habe ich noch
nicht gesehen. Leute wie Sie sind schuld daran, da es soweit gekommen ist und da
dieses Schwein Llano es wagen kann, so zu uns zu reden.
DIE MUTTER schwach:
Ich dulde nicht, da man in meinem Hause solche Ausdrcke gebraucht.
DAS JUNGE MDCHEN auer sich:
Ist sie jetzt glcklich schon fr die Generle!
DER JUNGE etwas ungeduldig:
Nein! Aber sie will nicht, da wir kmpfen.
DER ARBEITER
Neutral bleiben, was?
DIE MUTTER
Ich wei, ihr wollt aus meinem Haus ein Verschwrernest machen. Bevor Sie Juan nicht
an der Wand stehen sehen, geben Sie nicht Ruhe!
DAS JUNGE MDCHEN
Und von Ihnen hat es geheien, da Sie Ihrem Mann geholfen haben, als er nach Oviedo
ging.
DIE MUTTER leise:
Halten Sie den Mund! Ich habe meinem Mann nicht geholfen! Nicht zu so was! Ich wei,
da man mir das anhngt, aber es ist alles Lge! Nichts als dreckige Lgen! Das kann
jedermann bezeugen.
DAS JUNGE MDCHEN
Das heit nicht, jemand etwas anhngen, Frau Carrar. Man hat das nur in tiefstem Respekt
gesagt. Wir alle wuten im Ort, da Carlo Carrar ein Held war. Aber er mute sich dazu
wohl nachts aus dem Haus schleichen, das wissen wir jetzt.
DER JUNGE
Mein Vater hat sich nicht nachts aus dem Haus geschlichen, Manuela.
DIE MUTTER
Du bist ruhig, Jos.
DAS JUNGE MDCHEN
Sagen Sie Ihrem Sohn, ich will mit ihm nichts mehr zu tun haben. Und er braucht keinen
Bogen mehr um mich zu machen aus Angst, ich knnte ihn fragen, wieso er immer noch
nicht dort ist, wo er hingehrt. Sie geht.
DER ARBEITER
Du httest das Mdchen nicht so weggehen lassen sollen. Das httest du frher nicht
gemacht, Theresa.
DIE MUTTER
Ich bin, wie ich immer war. Wahrscheinlich haben sie Wetten abgeschlossen, da sie Juan
an die Front hinausbringen. Ich will ihn berhaupt holen. Oder hol du ihn, Jos! Nein,
warte, ich gehe doch selber. Aber ich bin gleich wieder zurck.
DER JUNGE
Sie geht nur, weil sie denkt, Manuela holt ihn doch noch.
DER ARBEITER
Sag mal, Jos, du gehrst doch nicht zu den Dmmsten und man mu dir nicht alles lang
und breit auseinandersetzen. Also wo sind sie?
DER JUNGE
12
Was?
DER ARBEITER
Die Gewehre!
DER JUNGE
Vaters?
DER ARBEITER
Die mssen doch noch da sein. Er kann doch in die Eisenbahn nicht mit so einem Ding
eingestiegen sein, als er abfuhr.
DER JUNGE
Bist du die holen gekommen?
DER ARBEITER
Was sonst?
DER JUNGE
Sie wird sie nie herausgeben. Sie hat sie versteckt.
DER ARBEITER
Wo?
[Der Junge zeigt in eine Ecke. Der Arbeiter steht auf und will eben hingehen, als sie Tritte
hren.]
[Die Mutter kommt mit dem Ortsgeistlichen herein. Er ist ein groer, starker Mann in
sehr abgetragenem Rock.]
DER PADRE
Guten Abend, Jos! Zum Arbeiter: Guten Abend!
DIE MUTTER
Das ist mein Bruder aus Motril, Padre.
DER PADRE
Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Zu der Mutter: Ich mu Sie wirklich um
Entschuldigung bitten, da ich schon wieder mit einem Anliegen komme. Wenn Sie
morgen mittag nach den Turillos sehen knnten? Dort sind die Kinder jetzt auch allein,
da die Turillo zu ihrem Mann an die Front gegangen ist.
DIE MUTTER
Das tue ich sehr gern.
DER PADRE zum Arbeiter:
Was fhrt Sie in diese Gegend? Ich habe gehrt, die Verbindung soll schon sehr schwierig
sein von Motril nach hier?
DER ARBEITER
Hier ist es ja noch sehr ruhig, wie?
DER PADRE
Wie bitte? Ja.
DIE MUTTER
Ich glaube, Pedro, der Padre hat dich was gefragt? Was dich hierherfhrt?
DER ARBEITER
Ich dachte, ich sehe mal wieder hier vorbei.
DER PADRE sieht aufmunternd die Mutter an:
13
Das ist schn, da Sie nach Ihrer Schwester sehen. Wie Sie vielleicht schon bemerkt
haben werden, hat sie es nicht leicht.
DER ARBEITER
Hoffentlich haben Sie ein gutes Pfarrkind an ihr.
DIE MUTTER
Sie mssen ein Glas Wein nehmen. Der Padre kmmert sich um die Kinder, wo die Eltern
an die Front gegangen sind. Sicher sind Sie wieder den ganzen Tag herumgelaufen?
[In diesem Augenblick beginnt das Perezsche Radio wieder. Die Mutter will das Fenster
schlieen.]
DER PADRE
Lassen Sie nur, Frau Carrar! Sie haben mich hereingehen sehen. Sie nehmen mir bel,
da ich nicht auf die Barrikade gehe, und da lassen sie mich ab und zu eine solche Rede
hren.
DER ARBEITER
Strt es Sie sehr?
DER PADRE
Ja, offen gesagt. Aber lassen Sie das Fenster ruhig auf.
STIMME DES GENERALS
... aber man kennt ja diese verdammten Lgen, mit denen diese Herren die nationale
Sache zu besudeln suchen. Wir bezahlen ja den Herrn Erzbischof von Canterbury
vielleicht nicht so gut wie die Roten, aber dafr knnten wir ihm die zehntausend toten
Priester nennen, denen seine verehrten Freunde die Gurgeln durchgeschnitten haben.
Dieser Herr mag es sich gesagt sein lassen, auch wenn kein Scheck beiliegt, da die
nationale Armee bei ihrem siegreichen Vormarsch wohl Bomben und Gewehrmagazine
die Flle, aber noch nie einen am Leben gebliebenen Priester vorgefunden hat.
[Der Arbeiter reicht dem Padre sein Zigarettenpaketchen. Der Padre nimmt sich lchelnd
eine Zigarette heraus, obwohl er kein Raucher ist.]
14
DIE MUTTER schnell:
Mein Bruder kmpft bei der Miliz, Padre.
DER PADRE
Von welchem Frontabschnitt kommen Sie?
DER ARBEITER
Malaga.
DER PADRE
Es ist schrecklich dort, wie?
DIE MUTTER
Mein Bruder hlt mich nicht fr eine gute Spanierin. Er meint, ich solle Juan an die Front
lassen.
DER JUNGE
Und mich auch! Da gehren wir hin!
DER PADRE
Sie wissen, Frau Carrar, da ich Ihre Haltung nach bestem Wissen und Gewissen fr eine
gerechtfertigte halte. Der niedrige Klerus untersttzt in vielen Gegenden die
gesetzmige Regierung. Von den achtzehn Dizesen Bilbaos haben sich siebzehn fr
die Regierung erklrt. Nicht wenige meiner Amtsbrder wirken an der Front. Einige sind
schon gefallen. Aber ich selber bin in keiner Weise ein Kmpfer. Gott hat mir nicht die
Gabe verliehen, meine Pfarrkinder laut und vernehmlich zum Kampf fr ... er sucht ein
Wort irgend etwas aufzurufen. Fr mich gilt das Wort unseres Herrn: Du sollst nicht
tten! Ich bin kein reicher Mann. Ich besitze kein Kloster und teile mit meiner Gemeinde
das wenige. Das ist vielleicht das einzige, was meinen Worten in einer solchen Zeit
einigen Nachdruck verleihen kann.
DER ARBEITER
Sicher. Nur ist es die Frage, ob Sie kein Kmpfer sind. Sie mssen mich verstehen. Wenn
Sie zum Beispiel einem Mann, der gerade gettet werden soll und sich verteidigen will,
mit dem Wort in den Arm fallen: Du sollst nicht tten!, so da er wie ein Huhn
abgeschlachtet werden kann, dann nehmen Sie vielleicht an diesem Kampf doch teil, ich
meine, in Ihrer Weise. Ich denke, Sie entschuldigen es, wenn ich das sage.
DER PADRE
Vorlufig nehme ich am Hungern teil.
DER ARBEITER
Und wie meinen Sie, da wir wieder zu unserem tglichen Brot kommen, um das Sie im
Vaterunser bitten?
DER PADRE
Das wei ich nicht, ich kann nur bitten.
DER ARBEITER
Dann wird es Sie interessieren, da Gott die Lebensmittelschiffe gestern nacht wieder
umkehren lie.
DER JUNGE
Ist das wahr? Mutter, die Schiffe sind umgekehrt!
DER ARBEITER
Ja, das ist die Neutralitt. Pltzlich: Sie sind ja auch neutral?
DER PADRE
Wie meinen Sie das?
DER ARBEITER
15
Nun, fr Nichteinmischung! Und indem Sie fr Nichteinmischung sind, billigen Sie im
Grund jedes Blutbad, das diese Herren Generle unter dem spanischen Volk anrichten.
DER PADRE seine Hnde abwehrend in Kopfhhe erhebend:
Ich billige es nicht!
DER ARBEITER schaut ihn mit halbgeschlossenen Augen an:
Lassen Sie Ihre Hnde einen Augenblick oben. In dieser Haltung sollen fnftausend von
uns in Badajoz aus den belagerten Husern getreten sein. Sie wurden in eben dieser
Haltung niedergeschossen.
DIE MUTTER
Wie kannst du so sprechen, Pedro?
DER ARBEITER
Es fiel mir nur auf, da die Haltung, mit der man etwas mibilligt, so schrecklich der
Haltung gleicht, mit der man kapituliert, Theresa. Ich habe oft gelesen, da die Leute, die
ihre Hnde in Unschuld waschen, dies in blutigen Schsseln tun. Man sieht es den Hnden
danach an.
DIE MUTTER
Pedro!
DER PADRE
Lassen Sie nur, Frau Carrar. Die Geister sind hitzig in solchen Zeiten. Wir alle werden
wieder ruhiger denken, wenn dies vorber sein wird.
DER ARBEITER
Ich denke, wir sollen vom Erdboden weggewischt werden, weil wir ein perverses Volk
sind?
DER PADRE
Wer sagt so etwas?
DER ARBEITER
Der Radiogeneral. Haben Sie es nicht gehrt vorhin? Sie hren immer noch zu wenig
Radio.
DER PADRE verchtlich:
Ach, der General ...
DER ARBEITER
Sagen Sie nicht: ach, der General! Der General hat den ganzen Abschaum Spaniens
gemietet, uns vom Erdboden wegzuwischen, von den Mauren, Italienern und Deutschen
ganz abgesehen.
DIE MUTTER
Das ist auch eine Schande, da sie diese Leute hereinholen, die es nur fr Geld machen.
DER PADRE
Sie glauben nicht, da auch auf der anderen Seite ehrlich berzeugte Menschen stehen
knnten?
DER ARBEITER
Ich wei nur nicht, wovon sie berzeugt sein knnten.
[Pause.]
16
Das glaube ich auch.
DER ARBEITER
Ich sagte vorhin, wenn man einem Mann, der sich verteidigt, in den Arm fllt, das meinte
ich wrtlich, wir haben tatschlich nicht viel mehr als unsere bloen Arme ...
DIE MUTTER unterbricht ihn:
Du solltest nicht wieder davon anfangen, es hat keinen Sinn.
DER PADRE
Der Mensch ist mit bloen Armen geboren, wie wir alle wissen. Der Schpfer lt ihn
nicht mit einer Waffe in der Hand aus dem Mutterscho hervorgehen. Ich kenne die
Doktrin, nach der alles Elend der Welt davon kommen soll, da der Fischer und der
Arbeiterich denke, Sie sind Arbeiter nur seine bloen Arme hat, um sich seinen
Lebensunterhalt zu erkmpfen. Aber es steht nirgends in der Schrift, da diese Welt eine
vollkommene Welt ist. Sie ist im Gegenteil voll von Elend, Snde und Unterdrckung.
Wohl dem, der, wenn er schon zu seinem Leidwesen unbewaffneten Arms auf diese Welt
geschickt wurde, sie doch wenigstens ohne Waffen in der Hand verlassen konnte.
DER ARBEITER
Das ist schn gesagt. Und ich will nichts dagegen sagen, wenn etwas schn klingt. Ich
wollte, es machte auf den General Franco einen Eindruck. Das Schlimme ist, da der
General Franco, bewaffnet bis an die Zhne wie er ist, so gar keine Neigung zeigt, aus
der Welt zu gehen. Wir wrden ihm alle Waffen Spaniens nachwerfen, wenn er nur aus
der Welt ginge. Seine Flieger werfen uns da ein Flugblatt herunter, ich habe es heute in
Motril auf der Strae aufgelesen.
[Er zieht ein Flugblatt aus der Tasche. Der Padre, die Mutter und der Junge schauen es
sich an.]
[Kleine Pause.]
17
DER PADRE
Ich halte es fr eine Drohung.
DER ARBEITER
Die nicht ausgefhrt wird?
DER PADRE
Nein.
DIE MUTTER
Wie ich es lese, wollen sie gerade Blutvergieen vermeiden, indem sie uns warnen, die
Hnde gegen sie zu erheben.
DER JUNGE
Generle und Blutvergieen vermeiden!
DIE MUTTER ihm das Flugblatt hinhaltend:
Sie schreiben doch hier: Wer die Waffen niederlegt, den verschonen sie.
DER ARBEITER
Dann will ich noch eine andere Frage an Sie richten, Padre: glauben Sie, da verschont
werden wird, wer die Waffen niederlegt?
DER PADRE blickt sich hilfesuchend um:
Es heit, da General Franco selber immer unterstreicht, da er Christ ist.
DER ARBEITER
Das bedeutet, da er sein Versprechen halten wird?
DER PADRE mit Heftigkeit:
Er mu es halten, Herr Jaquras!
DIE MUTTER
Dem, der nicht kmpft, kann nichts geschehen.
DER ARBEITER
Herr Padre ... entschuldigend, ich wei Ihren Namen nicht ...
DER PADRE
Franzisco.
DER ARBEITER fhrt fort:
... Franzisco, ich wollte Sie eigentlich nicht fragen, was Ihrer Meinung nach der General
Franco tunmu, sondern was er Ihrer Meinung nach tun wird. Sie verstehen meine Frage?
DER PADRE
Ja.
DER ARBEITER
Sie verstehen, da ich Sie als Christen frage, oder sollen wir sagen, als einen Mann, der
selber kein Kloster besitzt, wie Sie es ausgedrckt haben, und der die Wahrheit sagen
wird, wenn es um Leben und Tod geht. Denn darum geht es, nicht wahr?
DER PADRE sehr unruhig:
Ich verstehe Sie.
DER ARBEITER
Vielleicht kann ich Ihnen Ihre Antwort erleichtern, indem ich Sie an die Geschehnisse
von Malaga erinnere.
DER PADRE
Ich wei, was Sie meinen. Aber sind Sie sicher, da in Malaga keine Gegenwehr vorlag?
DER ARBEITER
Sie wissen, da fnfzigtausend flchtende Mnner, Frauen und Kinder auf der
zweihundertzwanzig Kilometer langen Landstrae nach Almeria von den Geschtzen der
Schiffe und von den Bomben und Maschinengewehren der Fluggeschwader Francos
niedergemht wurden!
DER PADRE
18
Das knnte eine Greuelnachricht sein.
DER ARBEITER
Wie die von den erschossenen Priestern?
DER PADRE
Wie die von den erschossenen Priestern.
DER ARBEITER
Sie wurden also nicht niedergemht?
DER ARBEITER
Frau Carrar und ihre Shne erheben nicht die Hand gegen den General Franco. Frau
Carrar und ihre Shne sind also sicher?
DER PADRE
Nach menschlichem Ermessen ...
DER ARBEITER
Ja? Nach menschlichem Ermessen?
DER PADRE aufgeregt:
Sie wollen doch nicht, da ich eine Garantie bernehmen soll?
DER ARBEITER
Nein. Sie sollen nur Ihre wirkliche Meinung sagen. Sind Frau Carrar und ihre Shne
sicher?
DER ARBEITER
Ich denke, wir verstehen Ihre Antwort. Sie sind ein ehrlicher Mann.
DER PADRE verwirrt aufstehend:
Also, Frau Carrar, dann kann ich damit rechnen, da Sie nach den Turilloschen Kindern
sehen?
DIE MUTTER ebenfalls sehr betroffen:
Ich bringe ihnen auch zu essen mit. Und danke fr Ihren Besuch.
[Der Padre geht, dem Arbeiter und dem Jungen zunickend, hinaus. Die Mutter begleitet
ihn.]
DER JUNGE
Da hast du gehrt, was sie ihr immer einreden! Aber geh nicht ohne die Gewehre fort!
DER ARBEITER
Wo sind sie? Schnell!
[Sie gehen nach hinten, schieben eine Truhe vor und reien die Diele auf.]
DER JUNGE
Aber sie kommt doch gleich zurck.
DER ARBEITER
Wir stellen die Gewehre vor das Fenster. Von da nehme ich sie dann weg.
[Sie nehmen eilig die Gewehre aus dem Holzkasten. Eine kleine, zerschlissene Fahne, in
die sie eingewickelt waren, fllt zu Boden.]
19
DER JUNGE
Da ist ja noch die kleine Fahne von damals! Ich wundere mich, da du so ruhig dasitzen
konntest, wo es so eilig ist.
DER ARBEITER
Ich mute die Dinger haben.
[Beide probieren die Gewehre aus. Der Junge zieht pltzlich eine Mtze, die Mtze der
Miliz, aus der Tasche und setzt sie sich triumphierend auf.]
DER ARBEITER
Wo hast du die denn her?
DER JUNGE
Eingetauscht. Mit einem scheuen Blick zur Tr steckt er sie wieder in die Tasche.
DIE MUTTER tritt in die Tr:
Legt die Gewehre zurck! Bist du deshalb gekommen?
DER ARBEITER
Ja. Wir brauchen sie, Theresa. Wir knnen die Generle nicht mit den Hnden aufhalten.
DER JUNGE
Jetzt hast du es doch vom Padre selber gehrt, wie es steht.
DIE MUTTER
Wenn du nur hier bist, um die Gewehre zu kriegen, dann brauchst du nicht mehr zu
warten. Und wenn ihr uns nicht in Ruhe lat in diesem Haus, dann nehme ich meine
Kinder und laufe weg.
DER ARBEITER
Theresa, hast du dir unser Land auf der Karte angesehen? Wir leben wie auf einem
zerbrochenen Teller. Wo die Bruchlinie ist, ist das Wasser, und am Tellerrand stehen die
Geschtze. Und ber uns sind die Bombenflieger. Wo willst du hinlaufen, auer in die
Kanonen hinein?
[Sie geht auf ihn zu, nimmt ihm die Gewehre aus der Hand und trgt sie in den Armen
weg.]
DIE MUTTER
Ihr knnt die Gewehre nicht haben, Pedro!
DER JUNGE
Du mut sie ihm geben, Mutter! Hier verdrecken sie doch nur!
DIE MUTTER
Du bist still, Jos. Was weit denn du.
[Der Arbeiter hat sich ruhig wieder auf seinen Stuhl gesetzt und zndet sich eine Zigarette
an.]
DER ARBEITER
Theresa, du hast kein Recht, Carlos Gewehre zurckzuhalten.
DIE MUTTER die Gewehre einpackend:
Recht oder nicht Recht: ich gebe sie euch nicht. Ihr knnt mir hier nicht meinen Fuboden
aufreien und gegen meinen Willen etwas aus meinem Haus wegnehmen.
DER ARBEITER
Das ist nicht unbedingt etwas, was ins Haus gehrt. Ich will dir vor deinem Jungen nicht
sagen, was ich ber dich denke, und wir wollen auch nicht davon reden, was dein Mann
20
ber dich denken wrde. Er hat gekmpft. Ich nehme an, da du vor Furcht um deine
Jungens den Kopf verloren hast. Aber darum knnen wir uns natrlich nicht kmmern.
DIE MUTTER
Was soll das heien?
DER ARBEITER
Das heit, da ich ohne die Gewehre nicht weggehe. Da kannst du sicher sein.
DIE MUTTER
Dann mut du mich niederschlagen.
DER ARBEITER
Das werde ich nicht. Ich bin nicht der General Franco. Ich werde nur mit Juan reden. Da
kriege ich sie wohl.
DIE MUTTER schnell:
Juan kommt nicht zurck.
DER JUNGE
Du hast ihn ja selber gerufen!
DIE MUTTER
Ich habe ihn nicht gerufen. Ich will nicht, da er dich sieht, Pedro.
DER ARBEITER
Ich dachte mir so was. Aber ich habe ja auch eine Stimme. Ich kann ans Wasser
hinuntergehen und zu ihm hinausrufen. Ein Satz gengt, Theresa, ich kenne Juan. Er ist
kein Feigling. Du kannst ihn nicht halten.
DER JUNGE
Und ich gehe auch mit.
DIE MUTTER sehr ruhig:
La meine Kinder in Ruhe, Pedro! Ich habe ihnen gesagt, da ich mich aufhngen werde,
wenn sie gehen. Ich wei, da das vor Gott eine Snde ist und die ewige Verdammnis
nach sich zieht. Aber ich kann nicht anders handeln. Als Carlo starb, so starb, ging ich
zum Padre, sonst htte ich mich damals schon aufgehngt. Ich wute ganz gut, da ich
mit schuld war, obgleich er selber der Schlimmste war mit seiner Heftigkeit und seinem
Hang zur Gewaltttigkeit. Wir haben es nicht so gut, und es ist nicht so leicht, dieses
Leben zu ertragen. Aber es geht nicht mit der Gewalt. Das sah ich, als sie ihn
hereinbrachten und ihn mir auf den Boden legten. Ich bin nicht fr die Generle, und es
ist eine Schande, das von mir zu sagen. Aber wenn ich mich still verhalte und meine
Heftigkeit bekmpfe, dann lassen sie uns vielleicht verschont. Das ist eine einfache
Rechnung. Es ist wenig genug, was ich verlange. Ich will diese Fahne nicht mehr sehen.
Wir sind unglcklich genug.
[Sie geht still zu der kleinen Fahne, nimmt sie hoch und zerreit sie. Dann, sogleich, bckt
sie sich und sammelt die Fetzen wieder auf, sie in die Tasche steckend.]
DER ARBEITER
Es wre besser, wenn du dich aufhngtest, Theresa.
[Es klopft und herein kommt Frau Perez, eine alte Frau in Schwarz.]
21
Was sind das fr Leute?
DER JUNGE
Gute Leute. Die mit dem Radio. Ihre Tochter ist vorige Woche an der Front gefallen.
DIE ALTE FRAU PEREZ
Ich dachte, ich sehe einmal herein wegen meiner Leute. Ich wollte Ihnen sagen, da ich
es nicht richtig finde, wenn man Ihnen wegen Ihrer Ansichten Schwierigkeiten macht.
[Die Mutter schweigt. Sie steht jedoch auf und geht mit ihrem Netz zu der Gewehrkiste
hinber, auf die sie sich setzt, so der alten Frau Perez ihren Stuhl frei machend.]
DIE MUTTER
Aber Fernando haben Sie auch noch.
DIE ALTE FRAU PEREZ
Ja.
DIE MUTTER verwirrt:
Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht krnken.
DIE ALTE FRAU PEREZ ruhig:
Sie mssen sich nicht entschuldigen. Ich wei, da Sie mich nicht krnken wollten.
DER JUNGE leise zum Arbeiter:
Der ist bei Franco.
DIE ALTE FRAU PEREZ still:
Wir reden nicht mehr von Fernando. Nach einer kleinen Pause: Wissen Sie, Sie knnen
meine Leute nicht verstehen, wenn Sie nicht einrechnen, da wir alle ber Inez' Tod sehr
bekmmert sind.
DIE MUTTER
Wir alle haben Inez ja sehr gern gehabt. Zum Arbeiter: Sie hat Juan das Lesen
beigebracht.
DER JUNGE
Mir auch.
DIE ALTE FRAU PEREZ
Man meint ja von Ihnen, da Sie fr die andere Seite sind. Aber da widerspreche ich
immer. Unsereiner wei, was der Unterschied zwischen arm und reich ist.
DIE MUTTER
Ich will nicht, da meine Kinder Soldaten werden. Sie sind kein Schlachtvieh.
DIE ALTE FRAU PEREZ
Wissen Sie, Frau Carrar, ich sage immer: fr arme Leute gibt es keine
Lebensversicherung. Das heit, es trifft sie so und so. Diejenigen, die es trifft, das nennt
man eben die armen Leute. Die armen Leute, Frau Carrar, rettet keine Vorsicht. Unsere
22
Inez war immer gerade das zurckhaltendste von unsern Kindern. Was glauben Sie, da
mein Mann mit ihr anstellen mute, bis sie sich ans Schwimmen wagte!
DIE MUTTER
Ich meine, sie knnte noch leben.
DIE ALTE FRAU PEREZ
Aber wie?
DIE MUTTER
Was mute Ihre Tochter, die Lehrerin war, ein Gewehr in die Hand nehmen und gegen
die hchsten Generle kmpfen?
DER ARBEITER
Die sogar vom Heiligen Vater finanziert worden sind!
DIE ALTE FRAU PEREZ
Sie sagte, sie wollte Lehrerin bleiben.
DIE MUTTER
Und das konnte sie nicht in Malaga in ihrer Schule? Generle hin, Generle her?
DIE ALTE FRAU PEREZ
Wir haben mit ihr darber gesprochen. Ihr Vater hatte das Rauchen aufgegeben fr sieben
Jahre, und ihre Geschwister bekamen keinen Tropfen Milch in all diesen Jahren, damit
sie Lehrerin werden konnte. Und jetzt sagte Inez, sie knne nicht lehren, da zwei mal
zwei fnf und der General Franco von Gott geschickt sei.
DIE MUTTER
Wenn Juan zu mir kommen und sagen wrde, unter den Generlen knne er nicht mehr
fischen, dann wrde ich ihm ein Licht aufstecken. Meinen Sie, die Aufkufer werden uns
nicht die Haut abziehen, wenn wir die Generle weghaben, wie?
DER ARBEITER
Ich denke, sie werden sich vielleicht etwas schwerer tun, wenn wir die Gewehre haben.
DIE MUTTER
Also auch dann wieder Gewalt? Es wird weitergeschossen?
DER ARBEITER
Wer spricht davon? Wenn dich die Haifische angreifen, bist dann du es, der die Gewalt
anwendet? Sind wir nach Madrid marschiert oder ist der General Mola ber die Gebirge
zu uns gekommen? Zwei Jahre lang war etwas Licht, ganz schwaches Licht, noch nicht
einmal Dmmerung, aber jetzt soll es wieder Nacht werden. Und nicht einmal so steht es.
Die Lehrerinnen sollen nicht etwa mehr den Kindern nicht sagen drfen, da zwei mal
zwei vier ist, sondern sie sollen ausgerottet werden, wenn sie das jemals gesagt haben.
Hast du ihn nicht sagen hren, heute abend, da wir vom Erdboden weggewischt werden
sollen?
DIE MUTTER
Nur die zu den Waffen gegriffen haben. Ihr sollt nicht so in mich hineinreden. Ich kann
nicht mit euch allen streiten. Meine Shne schauen mich an wie einen Polizisten. Wenn
die Mehltruhe leer ist, dann lese ich auf ihren Gesichtern, da ich schuld bin. Und wenn
die Flieger auftauchen, dann blicken sie weg, als htte ich sie geschickt. Warum schweigt
der Padre, wenn er reden sollte? Man sieht mich an wie eine Wahnsinnige, wenn ich
glaube, da die Generle Menschen sind, sehr schlechte, aber kein Erdbeben, mit dem
man nicht reden kann! Wozu setzen Sie sich in meine Stube, Frau Perez, und reden mir
solches Zeug ein? Meinen Sie, ich wei nicht alles, was Sie sagen, selber? Ihre ist schon
tot, jetzt sollen meine dran! Das wollen Sie, wie? Sie laufen mir das Haus ein wie
Steuereintreiber, aber ich habe schon bezahlt.
DIE ALTE FRAU PEREZ steht auf:
23
Frau Carrar, ich wollte Sie nicht zornig machen. Ich bin nicht der Meinung meines
Mannes, da man Sie zu irgend etwas zwingen soll. Wir hatten eine sehr gute Meinung
von Ihrem Mann, und ich wollte Sie um Entschuldigung bitten, da meine Leute Sie
belstigen.
DIE MUTTER
Das schlimmste ist, da sie einen mit ihrer Hartnckigkeit dahin bringen, da man lauter
Dinge sagt, die man gar nicht meint. Ich bin doch nicht gegen Inez.
DER ARBEITER zornig:
Ja, du bist gegen Inez! Indem du ihr nicht geholfen hast, warst du gegen sie! Du sagst ja
auch, du bist nicht fr die Generle. Und das ist ebenso unwahr, ob du es weit oder nicht.
Indem du uns nicht gegen sie hilfst, bist du fr sie. Du kannst nicht neutral bleiben,
Theresa!
DER JUNGE geht pltzlich auf sie zu:
Komm, Mutter, es hilft dir nichts! Zum Arbeiter: Jetzt hat sie sich auf die Gewehrkiste
gesetzt, damit wir nicht zuknnen. Also gib schon her, Mutter!
DIE MUTTER
Wisch dir lieber die Nase ab, Jos!
DER JUNGE
Mutter, ich will mit Onkel Pedro gehen! Ich warte nicht, bis man uns hier absticht wie
Schweine. Du kannst mir das Kmpfen nicht verbieten wie das Rauchen. Philippo, der
nicht halb so gut mit dem Stein trifft, ist schon vorn, und Andrea, der ein Jahr jnger ist
als ich, ist schon gefallen. Ich lasse mich nicht auslachen vom ganzen Dorf.
DIE MUTTER
Ja, ich wei. Der kleine Paolo hat einem Lastwagenchauffeur seinen toten Maulwurf
versprochen, wenn er ihn mit an die Front nimmt. Das ist lcherlich.
DER ARBEITER
Es ist nicht lcherlich.
DER JUNGE
Sag dem Ernesto Turillo, er kann mein kleines Boot haben. Komm, Onkel Pedro! Er will
gehen.
DIE MUTTER
Du bleibst!
DER JUNGE
Nein, ich gehe! Du kannst sagen, du brauchst Juan, aber mich brauchst du dann nicht auch
noch.
DIE MUTTER
Ich halte Juan nicht, weil er fr mich fischen gehen soll. Und ich lasse dich nicht weg. Sie
luft auf ihn zu und umarmt ihn. Du kannst rauchen, wenn du willst, und wenn du allein
fischen gehen willst, ich werde nichts sagen, und auch einmal in Vaters Boot!
DER JUNGE
La mich los!
DIE MUTTER
Nein, du bleibst hier!
DER JUNGE sich losringend:
Nein, ich gehe! Rasch, nimm die Gewehre, Onkel!
DIE MUTTER
Oh! Sie lt den Jungen los und hinkt weg, mit dem Fu vorsichtig auftretend.
24
DER JUNGE
Was hast du?
DIE MUTTER
Was kmmert das dich, was ich habe, geh nur! Deine Mutter hast du jedenfalls besiegt.
DER JUNGE mitrauisch:
Ich habe gar nicht gerungen. Es kann dir nichts passiert sein.
DIE MUTTER sich den Fu massierend:
Nein. Geh nur.
DER ARBEITER
Soll ich ihn dir einrenken?
DIE MUTTER
Nein, gehen sollst du! Geh hinaus aus meinem Haus! Hetzest du meine Kinder auf, da
sie sich auf mich werfen?
DER JUNGE zornig:
Ich habe mich auf sie geworfen! Er geht, wei vor Zorn, nach hinten.
DIE MUTTER
Du wirst ein Verbrecher werden! Warum nehmt ihr mir nicht auch noch das letzte Brot
aus dem Ofen? Ihr knnt mich ja mit einem Strick an den Stuhl binden! Ihr seid ja zwei!
DER ARBEITER
La den Schwindel, ja?
DIE MUTTER
Juan ist auch verrckt, aber er wrde nicht Gewalt anwenden gegen seine Mutter! Er wird
es euch eintrnken, wenn er kommt! Juan!
[Sie steht pltzlich auf, von einem Gedanken gepackt, und geht zum Fenster. Dabei
vergit sie das Hinken, und der Junge zeigt emprt auf ihre Fe.]
DER JUNGE
Pltzlich ist der Fu gut!
DIE MUTTER verwirrt:
Mach dich nur auch noch lustig ber mich. Sie schaut hinaus. Pltzlich: Ich wei nicht,
ich sehe Juans Lampe nicht mehr!
DER JUNGE mrrisch:
Wie soll sie denn weg sein?
DIE MUTTER
Nein, sie ist wirklich weg!
[Der Junge geht zum Fenster, schaut hinaus und sagt mit sonderbarer Stimme zum
Arbeiter.]
DER JUNGE
Ja, sie ist weg! Er war zuletzt bis ganz am Kap drauen.
DIE MUTTER
Geh hinunter und ruf!
DER JUNGE
Ja.
DER ARBEITER
25
Er wird gerade zurckrudern.
DIE MUTTER
Dann mte ich die Lampe sehen.
DER ARBEITER
Was soll es denn dann sein?
DIE MUTTER
Ich wei, was es ist! Sie ist zu ihm hinausgerudert!
DER ARBEITER
Wer? Das Mdchen? Sicher nicht!
DIE MUTTER
Doch, sie haben ihn geholt! In steigender Erregung:Das war ein Plan! Sie haben es
ausgemacht! Sie haben den ganzen Abend einen nach dem andern hergeschickt, die Perez
setzte sich berhaupt nur her, damit ich nicht aufpasse! Das sind Mrder! Allesamt!
DER ARBEITER halb im Spa, halb bse:
Den Padre jedenfalls haben sie nicht hergeschickt!
DIE MUTTER
Sie ruhen ja nicht, bis sie alle hineingezogen haben.
DER ARBEITER
Du meinst doch nicht, da er zur Front ist?
DIE MUTTER
Sie sind seine Mrder, aber er ist nicht besser als sie! Bei Nacht stiehlt er sich weg! Ich
will ihn nicht mehr sehen!
DER ARBEITER
Ich verstehe dich berhaupt nicht mehr, Theresa. Siehst du denn nicht, da du ihm nichts
Schlimmeres antun kannst, als ihn jetzt vom Kmpfen zurckzuhalten? Er wird es dir
nicht danken.
DIE MUTTER wie abwesend:
Ich habe ihm nicht meinethalben gesagt, da er nicht kmpfen darf.
DER ARBEITER
Nicht fr uns kmpfen, Theresa, heit nicht: nicht kmpfen, sondern fr die Generle
kmpfen.
DIE MUTTER
Wenn er mir das angetan hat und zur Miliz gegangen ist, dann soll er verflucht sein. Mit
ihren Fliegerbomben sollen sie ihn treffen. Mit ihren Tanks sollen sie ihn niederfahren.
Da er merkt, da Gott sich nicht spotten lt. Und da ein Armer nicht gegen die
Generle aufkommen kann. Ich habe ihn nicht dazu geboren, da er hinter einem
Maschinengewehr auf seine Mitmenschen lauert. Wenn da Unrecht ist in der Welt, habe
ich ihn nicht gelehrt, daran teilzunehmen. Ich werde ihm meine Tr nicht mehr ffnen,
wenn er zurckkommt, nur weil er sagt, er hat die Generle besiegt! Ich werde ihm sagen,
und zwar durch die Tr, da ich niemand in meinem Haus haben will, der sich mit Blut
befleckt hat. Ich werde ihn mir abhauen wie einen kranken Fu. Das werde ich. Sie haben
mir schon einen gebracht. Der meinte auch, er werde schon Glck haben. Aber wir haben
kein Glck. Das werdet ihr vielleicht noch begreifen, bevor die Generle mit uns fertig
sind. Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
[Vor der Tr hrt man Gemurmel. Dann geht die Tr auf, und herein kommen drei
Frauen, die Hnde ber der Brust gefaltet, den Englischen Gru murmelnd. Sie stellen
sich an der Wand auf, und durch die offengebliebene Tr bringen zwei Fischer auf einem
blutdurchtrnkten Segel den toten Juan Carrar. Hinter ihnen kommt totenbla der Junge.
Er hat die Mtze seines Bruders in der Hand. Die Fischer legen den Toten auf den
26
Fuboden. Einer hlt Juans Lampe. Whrend die Mutter erstarrt dasitzt und die Frauen
lauter beten, erklren die Fischer dem Arbeiter mit gedmpfter Stimme, was geschehen
ist.]
ERSTER FISCHER
Es war einer von ihren Fischkuttern mit Maschinengewehren. Sie haben ihn im
Vorbeifahren einfach abgeschossen.
DIE MUTTER
Das kann nicht sein! Das ist ein Irrtum! Er ist doch fischen gegangen!
[Die Fischer schweigen. Die Mutter sinkt zu Boden, der Arbeiter hebt sie auf.]
DIE MUTTER
Mir ist schlecht.
DER ARBEITER
Er kann nichts gesprt haben.
DIE MUTTER
Juan!
[Man hrt eine Zeitlang nur das Gemurmel der betenden Frauen und das dumpfe Rollen
der Geschtze in der Ferne.]
DIE MUTTER
Knnt ihr ihn mir auf die Bank legen?
[Der Arbeiter und die Fischer heben den Toten hoch und tragen ihn nach hinten auf eine
Bank. Das Segel bleibt liegen. Das Beten der Frauen wird lauter und heller. Die Mutter
nimmt den Jungen bei der Hand und geht mit ihm zu dem Toten.]
[Die Mutter kommt mit Juans Mtze, die der Junge hereingebracht hat, nach vorn.]
27
DIE MUTTER einfach:
Schuld war die Mtze.
ERSTER FISCHER
Wieso?
DIE MUTTER
Sie ist schbig. So etwas trgt kein Herr.
ERSTER FISCHER
Aber sie knnen doch nicht auf jeden losknallen, der eine schbige Mtze aufhat?
DIE MUTTER
Doch. Das sind keine Menschen. Das ist ein Aussatz und das mu ausgebrannt werden
wie ein Aussatz. Zu den betenden Frauen. Hflich: Ich mchte euch bitten, zu gehen. Ich
habe noch allerhand zu tun hier und mein Bruder ist ja bei mir.
ERSTER FISCHER
Das Boot haben wir unten festgemacht.
[Wenn sie allein sind, nimmt die Mutter die Plache auf und sieht auf sie herab.]
DIE MUTTER
Vorhin habe ich eine Fahne zerrissen. Sie haben mir wieder eine gebracht.
[Sie schleift sie nach hinten und deckt den Toten damit zu. In diesem Augenblick ndert
sich der ferne Donner der Geschtze. Er kommt pltzlich nher.]
[Whrend der Arbeiter die Gewehre aus dem Kasten nimmt, sieht sie nach dem Brot. Sie
nimmt es aus dem Ofen, schlgt es in ein Tchlein und tritt zu den beiden. Sie fat nach
einem der Gewehre.]
DER JUNGE
Willst du denn auch mitkommen?
DIE MUTTER
Ja, fr Juan.
ANHANG
28
von drei Spaniern, einem Arbeiter in der Uniform der spanischen Miliz, einem Jungen
mit Soldatenmtze und einer Frau, die reglos gegen einen Pfahl gelehnt auf dem nackten
Boden sitzt.
DER ZEITUNGSLESER
Es ist jetzt herauen, warum die Tschechoslowakische Republik nicht gekmpft hat, als
die Deutschen sie berfielen. Der frhere Prsident, der nach Chicago in den Vereinigten
Staaten geflchtet ist, hat endlich den Mund aufgemacht.
DER WACHTPOSTEN
Und was kam da raus?
DER ZEITUNGSLESER
Ja, hr nur zu du, das ist die zweite Republik, die unterging in diesem Jahr. Dieser frhere
Prsident, ein gewisser Bene ...
DER ZEITUNGSLESER
Ach, du kennst den Namen? Woher?
DER ARBEITER
Wir haben im September alles in unseren Zeitungen gelesen. Wir hatten da eine
Hoffnung. Wenn die Tschechoslowakei gekmpft htte ...
DER ZEITUNGSLESER
Sie kmpfte aber nicht. Und warum? Sie hatte ein Bndnis mit der Sowjetunion, und als
die Deutschen zu drohen anfingen, fragte dieser Bene; in Moskau an, ob die Sowjetunion
zu Hilfe kommen wrde. Sie antwortete ja, sie wrde. Aber was geschah? Zu Bene;
kamen die Grogrundbesitzer und verboten ihm, diese Hilfe anzunehmen und drohten mit
einem Aufstand, wenn er diese Hilfe annhme. Sie wollten das Land lieber unter dem
Stiefel der Preuen haben, als das Volk an der Seite der Sowjetunion kmpfen lassen.
DER WACHTPOSTEN
Ob das wahr ist?
DER ZEITUNGSLESER
Ja, das wissen wir natrlich nicht. Da es in den Zeitungen steht, ist es wohl unwahr.
DER ARBEITER
Ich denke, es ist wahr, obwohl es in den Zeitungen steht. Unsere Grogrundbesitzer haben
ja auch die Fremden hereingerufen gegen das Volk.
DER WACHTPOSTEN
Und warum haben sie das?
DER ARBEITER
Weit du das nicht? Immer noch nicht? Das ist schlimm, Kamerad. Da sie die Flugzeuge
gegen uns geschickt haben, um uns bei unsern Holzpflgen zu halten? Und natrlich, die
Mchte der Unterdrckung sind auch eine Internationale.
DER ZEITUNGSLESER
Du meinst, das eine Volk wird im Innern berfallen, und dann machen die Groen die
Tr auf und lassen die fremden Eroberer ein, damit die ihnen helfen, und das andere Volk
wird von auen berfallen von fremden Eroberern, und dann machen ihnen die Groen
die Tr auf und helfen ihnen beim berfall?
DER ARBEITER
29
Ja, das mu man wohl annehmen, wenn man es erlebt hat.
DER WACHTPOSTEN
Vielleicht hat es berhaupt keinen Zweck zu kmpfen. Die Tschechen haben nicht
gekmpft, da sind sie natrlich geschlagen worden. Aber ihr habt gekmpft. Nun, ihr seid
auch geschlagen. Wozu also kmpfen?
DER ZEITUNGSLESER
Was sagst du dazu?
DER ARBEITER
Allerhand. Die beste Antwort knnte euch die Frau dort geben, aber sie versteht eure
Sprache nicht. Sie ist meine Schwester. Sie lebte mit zwei Shnen in einem kleinen
Fischerdorf in Katalonien, der Junge ist derjenige ihrer Shne, der noch lebt. Sie stellte
ebenfalls die Frage: wozu kmpfen? Sie fragte das nicht bis zuletzt, aber sehr lange, fast
bis zuletzt. Und wie sie stellten diese Frage WOZU KMPFEN? viele ihresgleichen sehr
lange, fast bis zuletzt. Und da sie diese Frage so lange stellten, das war einer der Grnde
dafr, da wir geschlagen wurden, seht ihr. Und wenn ihr vielleicht in eurem Land diese
Frage einmal stellen werdet wie sie, wozu kmpfen gegen die Unterdrckung, dann
werdet auch ihr geschlagen werden.
DER ZEITUNGSLESER
Erzhl uns, wie das zuging, willst du?
DER ARBEITER
Ja, das will ich. Wie gesagt, sie lebte in einem Dorf in Katalonien, als der Aufstand der
Generle und Grogrundbesitzer losbrach. Sie hatte zwei Shne und hielt sie vom Kampf
fort lange Zeit. Aber eines abends im April ...
[Das Konzentrationslager von Perpignan Der Arbeiter hinter dem Stacheldraht hat seine
Erzhlung beendet. Der Zeitungsleser reicht ihm eine Zigarette.]
DER ARBEITER
Ja, so ging Maria Carrar in den Kampf, auch sie, gegen unsere eigenen Generle und
gegen eine ganze Welt, von der der eine Teil uns niederringen half und der andre Teil
zuschaute. Und so wurde sie geschlagen. Und ihre Gewehre verschwanden wieder unter
irgendeinem Fuboden.
DER ZEITUNGSLESER
Meinst du, sie werden eines Tages wieder herausgeholt werden?
DER ARBEITER
Ich wei es. Denn sie dort wei jetzt: wozu kmpfen?
Angeregt durch Slatan Dudow, beginnt Brecht im April und Mai 1937, mit Margarete
Steffin an einem Stck ber den Spanischen Brgerkrieg zu arbeiten. Ausgelst wurde
dieser Krieg durch einen Putsch faschistischer Generle gegen die republikanische
Regierung im Juli 1936. Frankreich, Grobritannien und die USA verhngen ein mit
Neutralitt und Nichteinmischung begrndetes Waffenembargo und dulden zugleich die
direkte militrische Untersttzung Deutschlands und Italiens fr die Faschisten. In einer
ersten Niederschrift von Anfang Juni 1937 unter dem Titel Generle ber Bilbao wird auf
die Beschieung der Hafenstadt Almeria durch deutsche Kriegsschiffe am 31. Mai 1937
angespielt. Fabelfhrung und Figurenensemble entsprechen bereits weitgehend der
spteren Druckfassung; das Stck ist von Anfang an in der von Brecht zuvor nicht
benutzten (sogar scharf kritisierten) aristotelischen Einfhlungsdramatik geschrieben.
30
Das Familienmilieu und die Figur des auf See verunglckten Sohnes wird aus John
Millington Synges Einakter Reiter ans Meer (1904; dt. 1935) bernommen, ebenso
einzelne Motive wie das Brotbacken und das Auftreten eines Chors von Klageweibern.
Mitte Juli 1937 reist Brecht nach Paris zum II. Internationalen Schriftstellerkongre, der
sich u.a. mit der Haltung der Intellektuellen zum Krieg in Spanien beschftigt. Da weitere
Kongresitzungen in Spanien stattfinden, Brecht aber nicht mit dorthin reist, wird seine
vorbereitete Rede in Madrid verlesen; in ihr heit es: Die Kultur, lange, allzu lange nur
mit geistigen Waffen verteidigt, angegriffen aber mit materiellen Waffen, selber nicht nur
eine geistige, sondern auch und besonders sogar eine materielle Sache, mu mit
materiellen Waffen verteidigt werden (Rede zum II. Internationalen
Schriftstellerkongre zur Verteidigung der Kultur, Band 6).
Die erschtternde politische Dichtung wird am 16. wie am 17. Oktober von Emigranten
und franzsischen Freunden mit einer minutenlangen Ovation (Deutsche Volks-
Zeitung, Paris) begrt. Der Erfolg der Auffhrung ist nach Anna Seghers vor allem dem
Ensemble zu verdanken, in dem Regisseur Slatan Dudow Mitglieder des
antifaschistischen Emigrantenkabaretts Die Laterne und Laien vereint hat. Als Gast
kommt Helene Weigel dazu, die die Titelrolle spielt. Ihre groartige Rolleninterpretation,
Heinz Lohmars sparsames Bhnenbild und die von Brecht auf den Proben entwickelten
szenischen Arrangements sind die wichtigsten theatralischen Ergebnisse der
Inszenierung. Fnf weitere Einstudierungen in den nchsten 12 Monaten erzielen
gleichfalls nachhaltige Wirkungen; zwei davon bernimmt Brechts Mitarbeiterin Ruth
Berlau in Kopenhagen: in dnischer Sprache am Arbejdernes Teater mit der
Laiendarstellerin Dagmar Andreasen in der Titelrolle, und in deutscher Sprache an
Borups Hjskole mit Helene Weigel als Carrar. In Schweden inszenieren Hermann Greid
am Stockholmer Odeonteatern (mit Naima Wifstrand als Carrar) und Curt Trepte mit der
Laienbhne Aros-Amateure in Vster229;s das Stck in der Landessprache; in Prag
bringt es Paul Lewitt auf die Bhne. Alle diese Produktionen verstehen sich als Teil des
antifaschistischen Kampfs und der internationalen Solidarittsaktionen fr die spanische
Republik. In den Rahmenprogrammen werden z. B. politische Ansprachen gehalten und
Geldsammlungen fr Spanien durchgefhrt; Brecht weist 1938 in den Anmerkungen zum
Stck darauf hin, da es zusammen mit einem Dokumentarfilm, der die Vorgnge in
Spanien zeigt, oder irgendeiner propagandistischen Veranstaltung aufgefhrt werden
31
solle. In seinem Aufsatz Unterschiede der Spielweise geht er anhand der Leistungen von
Weigel und Andreasen noch einmal ausfhrlich auf zwei Mglichkeiten der
schauspielerischen Technik ein: Es sei mglich, die Carrar entweder suggestiv zu
spielen, Einfhlung zu praktizieren und zu erzwingen, strkere Emotionen zu
mobilisieren oder die Stellungnahme der darzustellenden Figur gegenber zu
przisieren und eine solche vom Publikum zu erzwingen. Letztere, am Beispiel der
Weigel beschriebene Darstellungsweise entspricht am meisten Brechts Vorstellungen.
32
durchkommen). 482,39 die zehntausend toten Priester] Bezieht sich auf die
Geiselnahmen und -ttungen vor allem durch anarchistische Krfte, die gegen die Franco-
Truppen kmpften. Von der faschistischen Propaganda wurden solche Aktionen zu
Meldungen ber Massenmorde an katholischen Geistlichen, die die Republik nicht
untersttzten, aufgebauscht (vgl. 483,18 f.). 483,13 General Franco] Politischer und
militrischer Organisator des Generalsputschs gegen die spanische
Republik. 483,13 General Mola] Er organisierte im Juli 1936 die faschistische Rebellion
in der Nordprovinz Navarra, leitete ab November 1936 die Offensive gegen Madrid sowie
Anfang 1937 gegen die baskischen Provinzen, wobei er im Juni 1937 tdlich
verunglckte. 483,26Malaga] Sdspanische Provinz- und Hafenstadt; bereits seit dem 8.
Februar 1937 von Franco-Truppen und italienischen Legionren erobert, die dabei ein
Blutbad unter den Anhngern der republikanischen Regierung anrichteten. Die dnische
Zeitung Politiken (Kopenhagen) meldet am 10. Februar 1937 5000, am nchsten Tag
8000 Gettete. 483,35 Bilbaos] Die nordspanische Hafen- und Industriestadt Bilbao ist
Hauptstadt der baskischen Provinz Vizcaya. 484,19 f. die Lebensmittelschiffe ...
umkehren lie] Vgl. zu 471,35. Brechts wichtigste Quelle, die dnische
Tageszeitung Politiken, berichtet hingegen seit dem 21. April 1937, da einige
Lebensmittelschiffe auf Initiative ihrer Kapitne trotz der faschistischen Drohungen den
Hafen von Bilbao anliefen; am 26. April haben nach dieser Quelle neun Schiffe die
Blockade durchbrochen. 484,33 Badajoz] Sdwestspanische Provinzhauptstadt an der
portugiesischen Grenze. Hierhin richtete sich im August 1936 der erste Angriff der aus
Nordafrika von deutschen Schiffen und Flugzeugen bergesetzten antirepublikanischen
Truppen. Badajoz wurde von ihnen am 14. August erobert, unter den schlecht
bewaffneten Verteidigern wurde ein Blutbad angerichtet. 485,15 f. von den Mauren,
Italienern und Deutschen ganz abgesehen] Bezieht sich auf die Hilfstruppen der Franco-
Generale: Kolonialsoldaten (vgl. zu 472,38) und von den faschistischen Regierungen
Italiens und Deutschlands entsandte Militrkontingente, u. a. die deutsche Fliegerstaffel
Legion Condor. 485,26 Cortes] Die spanische Abgeordnetenkammer, in der die
Linksparteien nach den Wahlen vom Februar 1936 die absolute Mehrheit
besitzen. 487,35 Almeria] Am 31. Mai 1937historisch also nach der
Handlungszeit des Stcks (April)beschossen deutsche Kriegsschiffe die mit
Flchtlingen berfllte Hafenstadt Almeria (vgl. zu 473,29 f.). Groe Zerstrungen und
hohe Verluste unter der Zivilbevlkerung sind die Folge gewesen. Terroristische
Bombenangriffe der Legion Condor sind bereits am 31. Mrz bzw. am 26. April 1937
gegen die nordspanischen Stdte Durango und Guernica durchgefhrt worden. 491,18
f. Hungerjahre von achtundneunzig, neunundneunzig] Infolge der Niederlage im
Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 verlor Spanien seine Stellung als fhrende
Kolonialmacht und geriet in eine konomische Krise.493,2 f. Zwei Jahre lang war etwas
Licht] 1931 wurde nach dem Sturz des Militrdiktators General Miguel Primo de Rivera
(nicht zu verwechseln mit seinem Sohn Jos Antonio Primo de Rivera, dem Begrnder
der spanischen faschistischen Falange-Bewegung) in Spanien eine brgerlich-
demokratische Republik errichtet. Sie betrieb bis 1933 (Machtantritt einer brgerlich-
konservativen Regierung) eine gemigte Reformpolitik. 496,29 f. Wer zum Schwert
greift ...] Matthus 26,52: Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert
umkommen. 499,6 Perpignan] Franzsische Provinzstadt in den Ostpyrenen. In ihrer
Nhe wird 1939 das Lager Saint Cyprien eingerichtet; nach der Niederlage werden dort
die auf franzsisches Territorium bergetreteten Soldaten der republikanischen
spanischen Armee interniert. Die Insassen gaben ihm den Namen Hlle von
Perpignan. 499,15 Der frhere Prsident] Gemeint ist Edvard Bene;, seit 1935
Staatsprsident der Tschechoslowakischen Republik.499,20 f. die zweite Republik, die
33
unterging ...] Gemeint sind die Republik Spanien, die im Mrz 1939 der Franco-Armee
unterlag, und die Tschechoslowakische Republik, die im gleichen Monat vom
faschistischen Deutschland okkupiert wurde. 499,25 im September] Gemeint ist der
September 1938, die Zeit vor dem Mnchener Abkommen, in dem Deutschland, Italien,
Grobritannien und Frankreich die Abtretung der tschechoslowakischen Randgebiete an
Deutschland festlegten. 500,9 Internationale] Seit 1864 Kurzbezeichnung fr
unterschiedliche internationale Arbeiterorganisationen, die eine gemeinsame politische
Strategie fr die Arbeiterbewegung in den verschiedenen Lndern ausarbeiteten. Hier
wird vor allem auf die sogenannte III. Internationale, die Kommunistische Internationale
(KI), angespielt. 500,26 Katalonien] Provinz in Nordostspanien. 501,7 Maria
Carrar] Der Rollenname lautet sonst immer Theresa Carrar.
34