Der Westwall in Der Landschaft
Der Westwall in Der Landschaft
Der Westwall in Der Landschaft
IN DER LANDSCHAFT
Aktivitten des Naturschutzes in der Zeit des Nationalsozialismus und seine Akteure
1
Dr. Nils M. Franke. Mainz, Mrz 2015
Dr. Nils Franke
DER WESTWALL
IN DER LANDSCHAFT
Aktivitten des Naturschutzes
in der Zeit des Nationalsozialismus und seine Akteure
INHALT
Editorial 6
Einleitung 8
1. Vorbemerkung 9
2. Anmerkungen zum Naturschutz im Kaiserreich,
der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 10
Der Westwall 13
Die Rolle des Naturschutzes bei Planung und Bau des Westwalls 27
1. Spielte der Naturschutz bei der Planung des ehemaligen Westwalls durch die Organisation
Todt eine Rolle? Falls ja, wer, wann und welche? Gibt es Planungsunterlagen hierzu? 28
7. Detailfragen 68
7.1 Hat die Organisation Todt vor Erlass der Landschaftsregeln durch das Reichskommissariat
fr die Festigung deutschen Volkstums (RKF) Regeln fr die Bepflanzung von Straen eingefhrt,
die mglicherweise auch bei den Tarnungsarbeiten zum Tragen kamen? 68
7.2 Spielte der Naturschutz bei den Umsiedlungsprojekten
in der sog. Luftverteidigungszone West eine Rolle? 68
7.3 Falls ja, welche? Gibt es Planungsunterlagen? 68
7.4 Waren privat organisierte Naturschtzer (Reichsbund fr Vogelschutz u.a.)
am ehemaligen Westwall aktiv? Wann, wo, wer und wie? 68
8. Offene Fragen 69
Ausblick 70
Archivquellen und Literatur 72
Archivquellen 73
Literatur 76
Bildnachweis 81
Internetquellen 82
Ulrike Hfken
Staatsministerin fr Umwelt, Landwirtschaft, Ernhrung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz
EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Relikte des Westwalls markieren die westliche schiedliche Bevlkerungskreise involvierten,
Landesgrenze. Sie sind heute teilweise gesprengt sei es als Tter, sei es als Opfer. Damit sind nicht
und bererdet, teilweise in Wldern und Geb nur Soldaten und die ortsansssige Bevlkerung
schen verborgen. Einige Hckerlinien und Panzer- gemeint. Z.B. war auch die Industrie, vor allem
grben sind deutlich sichtbar. die Zementindustrie, ber die Organisation
Todt eingebunden, die den Bau organisierte,
Vor allem BUND und POLLICHIA haben sich in und hat davon profitiert und dabei prosperiert.
den vergangenen Jahren fr die Erhaltung und Das nationalsozialistische Regime initiierte Flur-
Entwicklung der Relikte des Westwalls als bereinigung, Regionalplanung oder Dorferneue-
Lebensraum fr Pflanzen und Tiere eingesetzt: rung. Planer hatten Hochkonjunktur.
mit Entwicklungs- und Erprobungsprojekten,
mit Kartierungen, ffentlichkeitsarbeit und Auch der Naturschutz der Zeit zwischen 1933
Fhrungen. Dafr danke ich ihnen sehr. Ich habe und 1945 war mit seinen unterschiedlichen
dieses Engagement gern untersttzt. Die Landes Gruppierungen als Teil der Verwaltung, in
regierung und besonders auch Umwelt- und Vereinen, in Wissenschaft und mit freiberuflichen
Finanzministerium haben sich fr die Erhaltung Landschaftsgestaltern involviert.
der ehemaligen Westwallanlagen gegenber dem
Bund eingesetzt und die Zusammenarbeit mit Fr die Organisation Todt arbeitete v.a. ein Kreis
Denkmalschutz und politischer Bildung gesucht. von freischaffenden Landschaftsgestaltern, die
Anfang 2014 hat das Land eine Vereinbarung mit sich Landschaftsanwlte nannten. Sie enga-
dem Bund getroffen, um die Relikte des West- gierten sich mit ihrem Wissen fr die sogenannte
walls und die damit verbundenen Verkehrssiche- Einbindung der Bauwerke des Westwalls in die
rungspflichten zu bernehmen. Der Vorstand der Landschaft, um sie so gut wie mglich zu tarnen.
neuen Landesstiftung Grner Wall im Westen F.Todt war begeistert von ihrer Arbeit. Sie mach-
Mahnmal ehemaliger Westwall hat sich am ten das, was wir heute Landschaftsplanung,
10.3.2015 konstituiert. Eingriffsregelung, Biotoppflege und -entwicklung
nennen. Diese Instrumente sind heute fester Be-
Fr den Naturschutz sowohl im privat organisier- standteil des Naturschutzes.
ten Naturschutz als auch in der Naturschutzver-
waltung des Landes hat das Thema Entwicklung Vor diesen Hinweisen konnten und wollten wir
eines Biotopverbundes am Westwall bisher hohe nicht die Augen verschlieen. Nach meiner ber-
Prioritt genossen, ebenso wie der Artenschutz. zeugung knnen wir uns als Naturschtzerinnen
und -schtzer nicht fr die Erhaltung des ehema-
Die wissenschaftliche Literatur weist uns aller- ligen Westwalls und seine Entwicklung zu einem
dings auch seit geraumer Zeit darauf hin, dass Biotopverbund engagieren, ohne uns mit der
Bau und Nutzung des Westwalls whrend der Geschichte des Bauwerks auseinanderzusetzen
Zeit des Nationalsozialismus viele und sehr unter- und uns zu den Aktivitten von Vertreterinnen
6
und Vertretern unserer Fachrichtung whrend Pflanzlisten o.., aus denen sich die Art der
der NS-Zeit zu positionieren. Sinn dieses Nachfor- Arbeiten erschliet? Im Hinblick auf die aktu
schens ist zweierlei: elle Biotopqualitt vor Ort wre das eine
wertvolle Information.
zu wissen was geschah, um eine Meinung
bilden zu knnen; 3. Spielte der Naturschutz bei den Umsiedlungs-
in Verantwortung fr dieses politische Erbe projekten in der sog. Luftverteidigungszone
die Frage zu stellen, welche Lehren wir heute West eine Rolle? Falls ja, welche? Gibt es
aus dieser Vergangenheit ziehen. Planungsunterlagen? Haben bei den Planungen
die Beispielsplanungen fr die neuen Dorf
Wenn Bundesprsident Joachim Gauck sagt landschaften seitens der SS eine Rolle ge-
Es gibt keine deutsche Identitt ohne Auschwitz spielt? Haben die sog. Landschaftsregeln des
meint er ja genau das: Darber zu reflektieren, Reichskommissariats fr die Festigung deut-
welche Lehren wir aus der nationalsozialistischen schen Volkstums eine Rolle gespielt? Wer war
Vergangenheit unserer Vorfahren, auch der beruf- konkret involviert? Sind Erfahrungen aus dem
lichen Vorgnger ziehen. Westwall dort eingeflossen?
Eine abschlieende Antwort darauf kann ich 4. Waren privat organisierte Naturschtzer am
Ihnen heute nicht geben. Ich kann Ihnen aber Westwall aktiv? Wann, wo, wer und wie?
sagen, dass das Gutachten viel Stoff zum Nach-
denken gibt. Dem Autor, Herrn Dr. Franke, danke ich an dieser
Stelle ausdrcklich fr seine umfassende und fun-
Aufgabe des Gutachters war, basierend auf dierte Arbeit. Sie hilft uns im Umweltministerium
Archivquellen und wissenschaftlicher Literatur sehr, uns Gedanke darber zu machen, in welchen
die Rolle des Naturschutzes bei Planung und Bereichen wir innerhalb des Naturschutzes kritisch
Bau des Westwalls nachzuzeichnen. Wir haben Spuren der Vergangenheit nachgehen sollten.
hierzu folgende konkrete Fragen gestellt, die
das Gutachten beantwortet hat. Jede Leserin und jeder Leser und alle Akteurinnen
und Akteure des Naturschutzes, egal welcher Or-
1. Spielte der Naturschutz bei der Planung des ganisationsform, knnen sich auch auf Basis des
Westwalls durch die Organisation Todt Gutachtens zur Vergangenheit des Naturschutzes
eine Rolle? Falls ja, wer, wann und welche? bei Planung und Bau des Westwalls eine eigene
Gibt es Planungsunterlagen hierzu? Position erarbeiten. Angesichts der Betroffenheit,
die das Gutachten sicherlich bei einigen auslsen
2. Haben Naturschtzer an der Tarnung der wird, wird das nicht immer einfach sein. Aber wir
Bauwerke mitgearbeitet? Falls ja, wer, wie und sollten uns dieser Aufgabe stellen. Dazu wnsche
in welchem Zeitraum? Gibt es Pflanzplne, ich Ihnen allen Mut und Klarheit.
7
EINLEITUNG
8
1. VORBEMERKUNG
Es wre ein doppelter Irrtum, nhme man an, werden, aber er bedeutet auch und das
die Bunker, Hcker, Laufgrben usw. des West- ist eine neue Erkenntnis fr die Naturschutz-
walls wren von den NationalsozialistInnen geschichte , dass die Mitarbeit bei Planung
als eine gut sichtbare Verteidigungslinie geplant und Bau des Westwalls dem deutschen
und gebaut worden. Beides trifft nicht zu: Naturschutz angesichts der Stellung von
Wehrmacht und SS im Nationalsozialismus
Der Westwall war kein reines Verteidigungs- einen hohen Bedeutungszuwachs einbrachte.
bauwerk, sondern in gleichem Mae war er Der Schulterschluss mit dem Militr ver-
Sttzpunkt und Rckgrat fr den national schaffte ihm das Kriterium der Kriegswich-
sozialistischen Angriffs- und Vernichtungskrieg. tigkeit und war ein Karrierekatapult fr
(Mit Vernichtungskrieg wird hier die Vernich- viele Beteiligte.
tung der zivilen Bevlkerung hinter der Front
sei es durch industriellen (KZ) oder nichtindus- Aus der Rechercheerfahrung mchten wir in
triellen Mord Erschieung, Erhngen usw. dieser Einleitung noch unterstreichen:
bezeichnet.).
Die Tarnung der Bauten war dabei ein zentraler Jeder und jedem, der sich mit dem Westwall
Aspekt. Sie ist zu unterscheiden in die Bereiche beschftigt, wird in kurzer Zeit klar, dass der
Tarnung mit knstlichen Mitteln und Tar- nicht sofort naheliegende Zusammenhang zwi-
nung mit natrlichen Mitteln bzw. Tarnung mit schen Naturschutz und Westwall zur Zeit des
Grn. Letzteres war Aufgabe des Naturschut- Nationalsozialismus in enger Form bestand.
zes, der hier u.a. in Gestalt der sogenannten Die systematische Begrnung einer militri-
Landschaftsanwlte ttig war. schen Bastion aus Bunkern, Hckern usw.
vom Bodensee bis zur Nordsee im Sinne der
Das bedeutet fr unseren Zusammenhang militrischen Tarnung durch Grn musste
konkret: zwangslufig bereits zur Zeit des National
sozialismus zu einem Biotopverbund fhren,
Die Einfgung der Anlagen in das Landschafts- wenn auch dieser Begriff so noch nicht ver
bild spielte eine sehr wichtige Rolle. wendet wurde.
Das Aufgabengebiet der Tarnung mit Grn
fhrte fhrende Naturschtzer eng an die Die beiden hier genannten Erkenntnisse stellten
Seite der Wehrmacht, aber auch national sich bei der bereits oberflchlichen Recherche
sozialistischer Organisationen wie der Orga schnell ein. Schwieriger gestaltet es sich, diese
nisation Todt oder der SS. Zusammenhnge konkret historisch zu erklren
Dieser Befund hat umfangreiche ethische und zu belegen. Das wird jedoch in der Folge
Implikationen, auf die wir noch kommen geschehen.
9
2. ANMERKUNGEN ZUM
NATURSCHUTZ IM KAISER
REICH, DER WEIMARER
REPUBLIK UND IM
NATIONALSOZIALISMUS
Naturschutz ist keine Erfindung des National- Als Methoden sind bereits der Schutz von
sozialismus. Seine Anfnge sind bis in die Zeit Einzelobjekten und der Gebietsschutz sowie der
vor 1880, also mindestens bis in das Kaiserreich Schutz einzelner Arten zu erkennen.3
zurckzuverfolgen. Der umfassende Begriff der Landespflege
wurde eingefhrt, wenn er sich auch noch nicht
Etwa um 1910 sind dagegen erste Fundamente durchsetzte.4
deutlich sichtbar. Zu ihnen gehrten u.a.:
Der Naturschutzbegriff wird langsam neben dem
Die Einteilung in einen verbandlichen Natur- Naturdenkmalschutzbegriff etabliert.5
schutz wie ihn z.B. der Bund fr Vogelschutz,
den Lina Hhnle 1899 grndete, reprsentierte; In der Weimarer Republik von 1918 bis 1933 diffe-
in einen behrdlichen Naturschutz, wie ihn z.B. renzierten sich die Strukturen weiter aus.
Hugo Conwentz mit einer Staatlichen Stelle
fr Naturdenkmalpflege in Preuen 1906 ins- Die Verbnde wie Die Naturfreunde oder der
titutionalisieren konnte; daran anknpfend der Bund fr Vogelschutz erreichten weitere
ehrenamtliche Naturschutz von Interessierten, gesellschaftliche Akzeptanz fr ihre Anliegen
die Zeit und Wissen unentgeltlich einbrachten.1 und Manahmen.6
Erste gesetzliche Grundlagen wurden erreicht,
3 N.Franke: Die Geschichte des Naturschutzes in Hessen
wie z.B. Gesetze zum Schutz des Landschafts- (19001990). Wiesbaden 2013. S.63 ff, S.121ff
bildes.2 4 Vgl. F.Schmoll: Erinnerung an die Natur. (Geschichte des Natur-
und Umweltschutzes Bd. 2). Die Geschichte des Naturschutzes
1 Vgl. M.Wettengel: Staat und Naturschutz 19061945. im deutschen Kaiserreich. Frankfurt a. Main 2004. S.411/412
Zur Geschichte der Staatlichen Stelle fr Naturdenkmalpflege 5 Zur Geschichte des Naturschutzbegriffs vgl. R. Koch, G. Hach-
in Preuen und der Reichsstelle fr Naturschutz. In: Historische mann: Die absolute Notwendigkeit eines derartigen Naturschut-
Zeitschrift. Bd. 257. 1993. S.355399 zes Philipp Leopold Martin (1815 1886): vom Vogelschtzer
A.Wbse: Lina Hhnle eine Galionsfigur der frhen Natur- zum Vordenker des nationalen und internationalen Natur- und
schutzbewegung. In: Stiftung Naturschutzgeschichte (Hrsg.): Artenschutzes. In: Natur und Landschaft 86 (2011). Heft 11. S.474
Naturschutz hat Geschichte. (Verffentlichungen der Stiftung 6 Vgl. Jochen Zimmer (Hrsg.): Mit uns zieht die neue Zeit : die
Naturschutzgeschichte Bd. 4). Iserlohn 2003. S.113130 Naturfreunde; zur Geschichte eines alternativen Verbandes in der
2 A.Knaut: Zurck zur Natur. Die Wurzeln der kologiebewegung. Arbeiterkulturbewegung (Kleine Bibliothek Bd. 349). Kln 1984.
(Supplement 1). Greven 1993. S.244 ff H.Hanemann, J.M.Simon: Deutscher Bund fr Vogelschutz
10
Staatliche Behrden setzten vermehrt auf Die Organisation des Naturschutzes wurde
Naturschutzstellen, deren Personal und Know- darauf aufbauend deutschlandweit fixiert.13
How sich erweiterte.7 Der Reichsbund fr Vogelschutz nahm
Die Weimarer Verfassung legte die Erhaltung im Zuge der Gleichschaltung alle Naturschutz-
von Naturdenkmlern und der Landschaft als verbnde unter seine Fittiche und erweiterte
Staatsaufgabe fest. Die gesetzlichen Grund seine Machtbasis deutlich.14
lagen des Naturschutzes wurden weiter aus Die Raumplanung und mit ihr verbunden
differenziert.8 die Landschaftsplanung erfuhren die entschei-
Das Netz des Gebietsschutzes und die Zahl denden Anste, um eine wichtige Fachdiszip-
der geschtzten Einzelobjekte erweiterten lin zu werden.15
sich zusehends. Ideologisch wurde der Naturschutz in
Methodisch spielten neben den landschafts die Blut- und Boden-Ideologie des National
sthetischen Aspekten auch immer mehr bota- sozialismus eingefgt.16
nische und zoologische Aspekte eine wichtige
Rolle. Man kartierte z.B. seltene Pflanzen und Heute wissen wir, dass besonders drei Strnge
setzte sich fr den Schutz des Gebietes ein.9 des Naturschutzes in der Zeit des National
In den Stdten entwickelten sich erste Anstze sozialismus miteinander konkurrierten.
einer Grnplanung.10
Der behrdliche Naturschutz in Form der
Damit wird wie oben ausgefhrt deutlich: Reichsstelle fr Naturschutz im Reichsforst-
Naturschutz hatte bereits eine konkrete, ber amt unter Hermann Gring (18931946).
50jhrige Tradition, als 1933 die Nationalsozia- Er kann am ehesten mit dem Arten- und
listInnen an die Macht kamen. Doch es ist auch Gebietsschutz verbunden werden.
festzuhalten: Im Nationalsozialismus erfuhr der Das Reichskommissariat fr die Festigung
Naturschutz einen ungeheuren Schub auf vielen deutschen Volkstums, angesiedelt bei
Ebenen, insbesondere durch folgende Aspekte: Heinrich Himmler (19001945) mit seinen r
aum- und landschaftsplanerischen
Artenschutz wurde als Begriff eingefhrt.11 Ansprchen.17
Das Reichsnaturschutzgesetz von 1935
bildete die erste gesetzliche Grundlage fr das
gesamte Deutsche Reich.12
13 Ebenda 710
e.V. Die Chronik eines Naturschutzverbandes von 18991984. 14 Vgl. H.Hanemann, J.M. Simon: Deutscher Bund fr Vogelschutz
(Schriftenreihe Verbnde der Bundesrepublik Deutschland e.V. Die Chronik eines Naturschutzverbandes von 18991984.
Bd.23). Wiesbaden 1987 (Schriftenreihe Verbnde der Bundesrepublik Deutschland
Bd.23.). Wiesbaden 1987
7 Vgl. H.W.Frohn: Naturschutz macht Staat. Staat macht
A. Wbse: Lina Hhnle eine Galionsfigur der frhen Natur-
Naturschutz. In: H.W.Frohn, F.Schmoll (Bearb.): Natur und Staat.
schutzbewegung. In: Stiftung Naturschutzgeschichte (Hrsg.):
Staatlicher Naturschutz in Deutschland. 19062006.
Naturschutz hat Geschichte. (Verffentlichungen der Stiftung
Bonn 2006. S.122157
Naturschutzgeschichte Bd. 4). Iserlohn 2003. S.113130
8 Ebenda S.123125
15 Vgl. G.Grning, J.Wolschke-Bulmahn: Die Liebe zur Landschaft.
9 Ebenda S.143/144, S.154/155 Teil III. Der Drang nach Osten. (Arbeiten zur sozialwissenschaft-
10 Vgl. F.Wagner: Fr ein neues Instrumentarium der ffentlichen lich orientierten Freiraumplanung Bd. 9). Mnchen 1987
Planung. In: Akademie fr Raumforschung und Landesplanung 16 Vgl. z.B. H.Klose: Der Schutz der Landschaft nach 5 des Reichs-
(Hrsg.): Raumplanung Entwicklungsplanung. Forschungsbe- naturschutzgesetzes. In: Reichsstelle fr Naturschutz (Hrsg.):
richte des Ausschusses Recht und Verwaltung der Akademie Der Schutz der Landschaft nach dem Reichsnaturschutzgesetz.
fr Raumforschung und Landesplanung. (Forschungs- und Sit- Vortrge auf der Ersten Reichstagung fr Naturschutz in Berlin
zungsberichte Bd. 80, Recht und Verwaltung 1). Hannover 1972. am 14. November 1936 von Dr. Hans Klose, Professor Hans
S.2354 Schwenkel, Professor Dr. Werner Weber. Berlin 1937. S.5 21
11 N.Franke (Bearb.): Naturschutz gegen Rechtsextremismus 17 Vgl. N.Franke: Keine berspitzung der Demokratie zulassen.
eine Argumentationshilfe. Hrsg. v. Landeszentrale fr Umwelt Kontinuitten von Personen und Netzwerken im Naturschutz
aufklrung Rheinland-Pfalz. Mainz 2012. S.32/33 zwischen 1933 und 1970. In: N.Franke, U.Pfenning (Hrsg.):
12 Vgl. Reichsnaturschutzgesetz vom 26. Juni 1935. RGBL. S.821 Kontinuitten im Naturschutz. Baden-Baden 2014 S.81 95
11
Die mit der Organisation von Fritz Todt Zu den Landschaftsanwlten sei noch voraus-
(18911942) verbundenen Landschafts- geschickt: C. Reitsam ordnet die Landschafts-
anwlte unter der Fhrung von Alwin Seifert anwlte vor 1945 in ihrer Habilitation ber die
(18901972).18 Reichsautobahnen als die Vorlufer der Land-
schaftsplaner ein, die sich durch einen raumber-
H.Himmlers Stab wurde letztendlich am ein- greifenden Ansatz, der Zusammenhnge sucht
flussreichsten, auch weil er den grten Raum- und herstellt, durch ein konservatives Verstndnis
anspruch und die grte Machtflle besa. Er von Natur, durch naturschutzfachliche Ziel-
hatte den Auftrag, die von der Wehrmacht und setzungen und Stadtfeindlichkeit auszeichne-
der SS eroberten Gebiete in Osteuropa in den ten. 20 Diese Merkmale unterschieden sie von den
geeigneten Teilen einzudeutschen. Das heit, LandschaftsarchitektInnen. Diese ,Landschafts-
diese Gebiete sollten vornehmlich mit deut- gestaltung, die als Vorlufer der Landschaftspla-
scher Bevlkerung besiedelt und die Landschaft nung gilt, wurde in Deutschland noch vor dem
so verndert werden, dass sie dem deutschen 2.Weltkrieg vorwiegend als sthetische Aufgabe
Wesen entsprach. Die einheimische Bevlkerung der Bewahrung und Gestaltung heimischer Land-
dagegen wurde in diesem Zusammenhang als schaftsbilder aufgefasst. Ihre Leitbilder bezog sie
disponible Masse betrachtet, die auch deportiert, aus Ideen des Heimatschutzes, aber auch der
zu Zwangsarbeit verpflichtet und/oder vernichtet Landesverschnerung und Landschaftsgarten-
werden konnte.19 kunst.21
Die Eindeutschung der entsprechenden Gebiete Am Westwall waren fast alle Teilbereiche des
bedeutete ein ungeheures Arbeitsfeld, dessen Naturschutzes aktiv. Besonders wichtig waren
Mglichkeiten und Chancen auch den Natur- die Landschaftsanwlte, aber auch der behrd-
schutz anzogen, wie in diesem Gutachten gezeigt liche Naturschutz und der Verbandsnaturschutz
wird. stellten sich den entstehenden Aufgaben. Das
Reichskommissariat fr die Festigung deutschen
Damit soll verdeutlicht werden: Der Naturschutz Volkstums profitierte von den Erfahrungen,
im Nationalsozialismus verstrkte seinen An- die dort gemacht wurden, wie in dieser Studie
spruch auf den Raum bis zu Beginn des Jahres gezeigt wird.
1940 erheblich. Ab dann ging es darum, groe
Gebiete in deutsche Kulturlandschaften zu Vertreter aller Seiten lobten die naturschutzfach-
verwandeln: in Bezug auf die Tierwelt, die Vegeta- liche Arbeit am Westwall und fanden die dort
tion, die kologie und das Landschaftsbild. Wenn entstehende Grne Wehrlandschaft vorbildlich.
im weiteren Text von Naturschutz gesprochen Am Westwall war sich der nationalsozialistische
wird, dann ist dieser in dieser umfassenden Form Naturschutz offenbar einig.
gemeint. Es handelt sich um den nationalsozialis-
tischen Naturschutz.
12
DER WESTWALL
13
1. BASISINFORMATIONEN
ZUM WESTWALL
Bei den Recherchen zu dieser Arbeit und den melden, so da die Betreffenden den Kriegs
Gesprchen, die in dem Zusammenhang gefhrt gerichten zur Bestrafung zugefhrt werden
wurden, fiel auf, dass in der breiten ffentlichkeit knnen.26
kaum Wissen ber den ehemaligen Westwall
vorhanden ist. BewohnerInnen der Bundeslnder, Verhaftungen nahmen Feldpolizei oder Siche-
in denen keine Relikte vorhanden sind, kennen rungsstab vor. 27
das Bauwerk nur ganz selten. Aber selbst Rhein-
land-PflzerInnen, die in Regionen leben, die der Whrend des Zweiten Weltkrieges behielt der
ehemalige Westwall berhrt, sind oft vllig unin- Westwall weitgehend diesen Sicherheitsstatus,
formiert. Den unter 25-Jhrigen ist der Westwall nach 1945 wurde er ohnehin dem Vergessen an-
meist unbekannt. heim gegeben bzw. das Interesse der Siegermchte
bezog sich auf die Beseitigung der Bunker durch
Unserer Meinung nach ist dieser Befund kein Sprengung, was aber nicht durchgngig erfolgte. 28
Zufall. Der Westwall war beim Bau militrisches
Sperrgebiet. Das Betreten der Baustellen bzw. der Gegen diesen Befund spricht nur scheinbar die
fertiggestellten Anlagen war nur mit einem Aus- nationalsozialistische Propaganda, die den West-
weis mglich. 22 Auf die Abwehr von unbefugten wall als unberwindliche Bastion darstellte.
Einblicken wurde hchster Wert gelegt. 23 Die Sie war jedoch bekanntlich staatlich gelenkt und
ArbeiterInnen wurden zum Stillschweigen ber gab keine militrischen Details preis. 29
ihre Ttigkeit verpflichtet und beim Bruch dieses
Tabus mit drakonischen Strafen bedroht. 24 Die Dass die Tarnung der Anlagen ein wichtiger
Verantwortung in diesem Zusammenhang ber- Baustein fr das fehlende Bewusstsein darstellt,
nahm ein SS-Sicherungsstab. 25 Es galt offenbar die muss nicht betont werden. Die bereits whrend
Kriegsgerichtsbarkeit fr entsprechende Verge- des Zweiten Weltkrieges vorgenommene Einf-
hen, denn F.Todt bemerkte: Disziplinlosigkeiten, gung der Bunker, Hckerlinien usw. in das Land-
Arbeitsverweigerungen sind rcksichtslos zu schaftsbild leistete dem Vorschub.
14
Modell mit Bunkerbauten Modell mit getarnten Bunkerbauten
Bundesarchiv Freiburg, Sig. RH III 380 Bundesarchiv Freiburg, Sig. RH III 380
Aufgrund der aktuell hohen Unbekanntheit des Das erleichtert in der Folge auch die Darstellung
Westwalls in der ffentlichkeit werden in die- des Zusammenhangs Naturschutz Tarnung
ser Arbeit zunchst einige grundlegende Basis Westwall, weil nicht stndig Grundsatzinformatio-
informationen zusammengestellt. nen wiederholt werden mssen.
15
2. WAS WAR DER WESTWALL?
DIMENSIONEN EINER
MONSTRSEN
MILITRISCHEN ANLAGE
Bei der Baugeschichte des Westwalls sind Frster (18851966) bis 1938.32 Ab Ende 1938
mehrere Phasen zu unterscheiden: bis 1944 fhrte die Aufgabe der General der Pio-
niere Alfred Jacob aus. Das Tempo des Festungs-
Phase 1: 1936 1938 baus empfand A.Hitler jedoch nach und nach als
Der Ursprung: ungengend, worauf er 1938 eine zweite Phase
Die Absicherung der Rheinland-Besetzung. einleitete.
16
inspektor fr das deutsche Straenwesen, der Phase 5: 1944/1945
sich im Autobahnbau bisher als uerst fhig Rearmierung
gezeigt hatte. Er hatte Erfahrungen mit Grobau- Die Annherung der Alliierten.
stellen. O.-W. Frster wurde zudem abgelst und
durch A. Jacob ersetzt. Der Ausbau erfolgte nun Unter dem Eindruck des Vormarsches der Alli-
in einem unerhrten Tempo, das die Leistung der ierten nach der Landung in der Normandie gab
Pioniere deutlich in den Schatten stellte. (Siehe A.Hitler am 24. 8.1944 den Befehl ber den
unten).33 Ausbau der deutschen Weststellung und damit
zu einer Rearmierung des Westwalls. Die Vertei-
Wiederum lohnten sich die Anstrengungen fr digungsfhigkeit wurde wieder hergestellt und
die NationalsozialistInnen. Die Besetzung der teilweise neue Waffen eingebaut.37
Tschechoslowakei erfolgte ohne militrische
Intervention der Alliierten.34
Phase 6: 1944/45
Ardennenoffensive
Phase 3: 1940 Der Westwall als Rckgrat der letzten Gro
Der Westwall als Angriffsstellung offensive der NationalsozialistInnen.
Der Feldzug gegen Frankreich.
Der Westwall wurde von den Alliierten als ernst-
Beim Feldzug gegen Frankreich bildete der West- hafte militrische Bedrohung betrachtet. Auch
wall eine der Ausgangsstellungen fr die deut- hierin lag ein Grund, warum sie dort Ende 1944
schen Truppen. Ein gegenseitiger Beschuss fand ihre Offensive Richtung Deutschland stopp-
statt, die Bunker standen zum ersten Mal ten. Hinzu kam die Furcht, dass ihre rckwr-
im gegnerischen Artilleriefeuer.35 tigen Versorgungsverbindungen zu fragil seien.
Der entsprechende Halt des Vormarsches gab
A.Hitler die Mglichkeit, eine letzte militrische
Phase 4: 1940/1941 Grooffensive zu starten.38 Diese Ardennen
Desarmierung offensive fand ihren Ausgangspunkt auch im
Die Zeit nach dem Frankreichfeldzug. Westwall.39
Nach dem aus Sicht der NationalsozialistInnen Der Westwall, auch das muss hier unterstrichen
gelungenen Frankreichfeldzug wurde der West- werden, schuf den NationalsozialistInnen zeitli-
wall in Teilen desarmiert, d.h. die Waffen wurden chen Aufschub. Eine noch nicht erfasste Zahl von
oft ausgebaut. Trotzdem bedeutete der Einmarsch Menschen starben in den Monaten, in denen er
der deutschen Truppen in Paris nicht das Ende dazu beitrug, die Alliierten aufzuhalten nicht nur
des Westwallbaus. A.Hitler gab den Befehl, den in der Ardennenoffensive, sondern auch auf den
Westwall komplett fertigzustellen. Die Bauarbei- Todesmrschen zwischen den KZs, in den Konzent-
ten verlangsamten sich aber deutlich.36 rationslagern selbst, als Opfer der SS usw.40
17
Diese Darstellung stellt die einzelnen Bauphasen Ausschnitt einer Statistik zum Gesamtausbau
dar und widerlegt drei immer wieder kolportierte des Westwalls zum Stichtag 1.3.1943
Auffassungen:
18
Als Beispiel sei hier trotzdem eine statis 2.3 War der Westwall einmalig?
tische Aufstellung der zustndigen Festungs- Vorlufer und Nachfolger des Westwalls
nachschubstelle Wiesbaden zum Stichdatum
1.Juni1940 mit klaren Angaben dargestellt. Vorlufer: Der Westwall hatte einen Vorlufer:
Daraus geht hervor: Der heute sogenannte Ostwall!
Die Festungspionierstbe bauten von 1936 Bereits 1928 bis 1930 versuchte man trotz der
bis 1939 1.706 Bunker. Beschrnkungen des Versailler Vertrages im
Die Organisation Todt (OT) hatte bis 1.5.1940 Osten des Deutschen Reiches Festungsbauten
mit dem Bau von 14.704 Bunkern fr Infan- gegen Polen zu errichten bzw. plante sie. Die hier
terie, Artillerie und Panzerabwehrkanonen entstehende Linie hatte eine Gesamtlnge von
begonnen. Nord nach Sd von 90 km. Sie bestand wie der
Davon waren 14.232 fertig betoniert. Westwall aus Panzerwerken, Bunkern, Artillerie-
Vollstndig mit Panzertren versehen werken, Staumauern, Hckerlinien usw. Mit der
waren 13.890. Machtergreifung A.Hitlers wurden die Versailler
Getarnt waren 11.895. Beschrnkungen noch weniger ernst genommen.
Ans Heer bergeben waren 8.751.46 Da die Oder und die Warthe gut zu verteidigende,
natrliche Hindernisse darstellten, ergnzte man
Gleichzeitig wissen wir, dass die finanziellen sie durch bauliche Lckenschlieungen entlang
Sondermittel des Reiches fr den Bau des West- der Reichsgrenze (sdlich der Warthe in der
walls im Mai 1940 ausliefen, und die fr den Bau sogenannten Nischlitz-Obra-Linie).49 1938 wurde
zustndige Abteilung der Organisation Todt in die Arbeit am Ostwall zugunsten des Westwalls
Wiesbaden am 31. 3.1943 nach der Abrechnung eingestellt. 1944 wurde die Rearmierung versucht,
der letzten Baufirmen aufgelst wurde.47 Es aber es fehlten das Personal und auch die Bewaff-
kommt zwar noch die genannte Weiterfhrung nung. Letztendlich wurde der Volkssturm dort
des Baus nach dem Frankreichfeldzug 1940 und eingesetzt.50 Heute liegen die Relikte des Ost-
die Rearmierungsphase 1944/1945 hinzu, aber walls in einem Landschaftsschutzgebiet.51
auch ber diese Arbeiten gibt es ausreichend
Informationen.48 Es drfte deshalb nicht schwierig
sein, weiteres stichhaltiges historisches Material Nachfolger: Das am Westwall gewonnene Know-
zu finden, das den quantitativen Aspekt des How wurde in der Folge zur Errichtung von Befes-
Westwalls genau klrt. Insgesamt wird aber schon tigungen entlang des Atlantiks eingesetzt.52 Der
durch die bisherigen Zahlen deutlich: Der ehema- hier entstehende Atlantikwall zog sich entlang der
lige Westwall ist nach den Reichsautobahnen das niederlndischen, belgischen und franzsischen
heute grte zusammenhngende Denkmal auf Grenze.53
deutschem Boden aus der Zeit des Nationalsozi-
alismus.
19
2.4 Welche Bedeutung hatte der Westwall 2.4.2 Propaganda und Abschreckung
fr die NationalsozialistInnen?
War es nur eine militrische Anlage? Der Westwall wurde selbstverstndlich ein Objekt
Das ungeheuerliche Bauwerk: der nationalsozialistischen Werbung fr das
Der Westwall als wichtiger Versuchsraum eigene politische System.56 Darin inbegriffen: die
nationalsozialistischer Raumordnungs militrische Abschreckung gegenber dem Feind.
politik (Funktion: Frderung der Zustimmung zum national-
sozialistischen Regime/Ermglichung des national-
Im Folgenden sttzen wir uns auf den grund- sozialistischen Vernichtungskriegs in Osteuropa).
legenden Artikel von A.Dix mit dem Titel Der
Westwall im Rahmen von Raumplanung und
Strukturpolitik in der NS-Zeit, bauen ihn aber 2.4.3 Raumplanung
um die eigenen Erkenntnisse weiter aus.54
Der Westwall war der Prototyp nationalsozialis
Der Autor stellt in ausgezeichneter Weise dar, tischer Raumplanung. Durch den mit dem Bau
dass der Westwall keineswegs nur eine mili verbundenen umfassenden Eingriff in Natur
trische Verteidigungs- bzw. eine Angriffslinie und Landschaft einschlielich der Notwendig-
war. Diese Annahme wre aus seiner Sicht keit von Enteignungen ergaben sich Chancen fr
eine schwere Unter- bzw. Fehleinschtzung. die Neuordnungsplne in der Region. Durch die
Kampfhandlungen, die bereits whrend des Frank-
Folgende weitere Zugnge nimmt der Autor vor reichfeldzuges 1940 erfolgten, entstanden zudem
bzw. sind von uns zustzlich identifiziert worden: Schden in vielen Drfern in der Umgebung des
Westwalls. Im Zuge des Wiederaufbaus dieser
Zonen sammelten die NationalsozialistInnen
2.4.1 Ideologie weitere Erfahrungen im Bereich der Neuordnung
eines Raumes, die sie spter systematisch in den
Der Westwall sollte die berlegenheit der natio- von der Wehrmacht besetzten Gebieten in verbre-
nalsozialistischen Ideologie demonstrieren. Das cherischer Weise anwandten. Dazu folgt ein ent-
sollte sich am Tempo seiner Errichtung und in der sprechendes Kapitel in dieser Arbeit (vgl.Kap.3).57
Modernitt der Anlage im Vergleich zu der ihm in
weiten Teilen gegenberliegenden franzsischen A.Dix fasst diesen Aspekt in folgende Worte:
Maginot-Linie zeigen. (Funktion: Frderung der Der Westwall ist eines der Bauwerke, an dem
Zustimmung zum nationalsozialistischen Regime). sich die immer weiter ausdehnenden Umbau-
A. Maginot war selbst im Ersten Weltkrieg bei und Neuordnungsplanungen der NS-Diktatur
Verdun schwer verwundet worden und trat seit- gewissermaen kristallisierten. 58
dem aktiv im franzsischen Parlament fr eine
Ostbefestigung Frankreichs ein. In diesem Sinne 56 A.Dix: Der Westwall im Rahmen von Raumplanung und Struktur-
wurde ab 1930 die nach ihm benannte Verteidi- politik in der NS-Zeit. S.59. Vgl. auch C.Rass: Die Bedeutung des
gungslinie erbaut, wobei auch hier Befestigungen Westwalls fr die nationalsozialistische Politik und Kriegsfhrung.
In: K.Fings, F.Mller: Zukunftsprojekt Westwall.
angelegt wurden, die oft unterirdisch verbunden Wege zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit den
waren.55 berresten der NS-Anlage. (Materialien zur Bodendenkmalpflege
im Rheinland Bd.20). Kln 2008. S.4957
57 Vgl. dazu grundlegend: I.Heinemann: Rasse, Siedlung,
54 A.Dix: Der Westwall im Rahmen von Raumplanung und Struk- deutsches Blut. Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS
turpolitik in der NS-Zeit. In: K. Fings, F. Mller: Zukunftsprojekt und die rassenpolitische Neuordnung Europas. (Moderne Zeit.
Westwall. Wege zu einem verantwortungsbewussten Umgang Neue Forschungen zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte
mit den berresten der NS-Anlage. (Materialien zur Bodendenk- des 19. und 20. Jahrhunderts. Bd.11). Gttingen 2003
malpflege im Rheinland Bd. 20). Kln 2008. S.5967 58 A.Dix: Der Westwall im Rahmen von Raumplanung und Struktur-
55 W.Romann: Die Maginot-Linie. In: Der Adler. Nr.14. (1939). S.17 politik in der NS-Zeit. S.59
20
Westwall. Bau eines 3-Schartenstandes z.B. im Hunsrck und in der Eifel fand die Bau-
manahme in durch die Urbanisierung entvlker-
ten Gebieten, die als Notstandsgebiete be-
zeichnet wurden, statt. Dort gab es eine geringe
Bevlkerungsdichte, kaum Arbeitspltze, eine
Zersplitterung des landwirtschaftlichen Grundbe-
sitzes, eine schlechte Verkehrsinfrastruktur usw.
21
2.4.7 Nationalsozialistische Rassenpolitik Sonderlagern festgehalten und dann in den Osten
abgeschoben.
Die hier benannten Planungen bekamen nach
1939 eine Realisierungschance. Denn der Aus- Juden im Sinne der NS-Rassengesetzgebung
bruch des Zweiten Weltkrieges brachte durch durften nicht zurckkehren. Untersttzt wurde
den Polenfeldzug groe Landgewinne im Osten, diese Politik durch die franzsische Seite. Die
und der Frankreichfeldzug fhrte aufgrund der dortige Zivilverwaltung versuchte deutschstm-
Kriegshandlungen zu Schden in vielen Kommu- mige Franzose nach Lothringen und Deutschland
nen am Westwall. berzusiedeln. Umgekehrt wurden franzsische
Lothringer unter Druck gesetzt, nach Frankreich
Im Feldzug gegen Frankreich wurde eine Rote umzusiedeln.65
Zone 10 km vor dem Westwall Richtung
Kriegsgegner und eine daran anschlieende Inwieweit die franzsische Seite unter deutschem
Grne Zone 20 km militrisch ausgewiesen. Druck oder auf Eigeninitiative handelte, wurde
Mit der Kriegserklrung von England und Frank- hier nicht untersucht.
reich am 3.9.1939 musste die Rote Zone von
der Bevlkerung gerumt werden.64 Im Saarland Die deutschstmmigen Lothringer wurden in der
waren davon allein etwa 300.000 Menschen be- Organisation Deutsche Volksgemeinschaft
troffen. Sie wurden in sogenannte Bergungsgaue zusammengefasst. Sie bekam auch den Auftrag,
eingewiesen. Die verlassenen Gebiete nahm nun die Selektionen der zu deportierenden Personen
die Wehrmacht ein und legte Stellungen an. vorzunehmen. Bauern und Buerinnen aus dem
Markante Punkte wie Kirchtrme wurden ge- Saarland und der Pfalz sollten die entsprechenden
sprengt. Die Franzosen handelten hnlich und Lcken in Lothringen fllen, wie auch die Bauern
siedelten etwa 1Millionen Menschen um. und Buerinnen aus der Roten und Grnen Zone.
Lothringen selbst sollte entsprechend den Plnen
Bei den folgenden Kriegshandlungen wurden eine aufgelockerte buerliche Siedlungsstruk-
viele Drfer zerstrt. tur auf der Grundlage der neuesten Landwirt-
schaftstechnik bekommen.
Nach der Kapitulation Frankreichs wurde der
Nationalsozialist Josef Brckel (18951944) Chef Diese Manahmen wurden in Teilen auch um-
der Zivilverwaltung vor Ort und des annektierten gesetzt. Die deutschen Bauern, die 1940 nach
stlichen Lothringens und leitete eine rumliche Lothringen umgesiedelt wurden, gaben aller-
und rassenpolitische Neuordnungspolitik ein. dings in Teilen bereits 1942 wieder auf (1.000
Ziel war die bayerische Pfalz, Lothringen und das Wirtschaften von 3.900) und gingen in ihre
Saarland zu einem Gau Westmark zu einigen. Stammlande zurck. Die SS sorgte in diesem
Die Bereiche der Roten und Grnen Zone wur- Zusammenhang aber auch fr die Ansiedlung von
den nun baulich und bevlkerungspolitisch vllig Volksdeutschen aus Sdtirol und der Bukowina.
neu definiert. Elssser und Lothringer durften Die konkrete Organisation bernahmen Wieder-
auf franzsischer Seite nur dann in ihre Heimat aufbaumter der Landkreise, die Bestandsplne
zurck, wenn sie politisch und rassisch den erstellten, dann die Idealvorstellungen skizzierten
Vorstellungen der NationalsozialistInnen entspra- und teilweise bis 1945 umsetzten bzw. die Ort-
chen. Wer diese Prfung nicht bestand, wurde in schaften umgestalteten.
22
Dazu entwarf die Landesbauernschaft die Ideal- in letzter Konsequenz verbrecherischen Bevlke-
vorstellungen der Umstrukturierungen im Agrar- rungspolitik ist in dieser Dimension in der Tat ein-
bereich, die Bezirkswirtschaftskammern die fr zigartig. Sie bedarf dringend der Aufarbeitung.68
den gewerblich-industriellen Bereich. Sie planten
teilweise die Gebude bis in das kleinste Detail.
Es handelte sich um nur wenige Bautypen, die 2.4.8 Zwangsarbeit, Terror und Vernichtung
an die bauliche Landschaftstradition angepasst durch Arbeit
und nach den damaligen Standards funktional
hochmodern waren. Sie wurden anstatt der auf- Die SS richtete zur Disziplinierung der Westwall
grund der Kriegseinwirkungen zerstrten Gebude arbeiterInnen ein spezielles Lager, das SS-Lager
errichtet. Im Saarland waren etwa 20% (4.255 Hinzert ein. Zwangsarbeit, Terror und Vernich-
Gebude), in Lothringen etwa 17% (6.920 Gebu- tung durch Arbeit auch fr Juden im Sinne der
de) zerstrt worden.66 NS-Rassengesetzgebung waren Bestandteil des
Alltages. Darauf wird weiter unten detaillierter
In der Rheinprovinz wurden 13 Gemeinden als eingegangen. (Funktion: Terror, Vernichtung des
Neuordnungsgemeinden wegen Kriegsschden politischen Gegners/Sicherung des NS-Systems).
benannt. Hinzu kamen aber 70 Kommunen,
die durch den Westwallbau deutlich verndert
worden waren und fr die nun Wunschbildpla- 2.4.9. Kirchenpolitik
nungen erarbeitet wurden. 1944 endete die
Neuordnungspolitik. Die Wunschbildplanungen Aus strategischen Grnden sollten Orientierungs-
bestanden fr die gesamte Westpfalz und einen punkte, die der gegnerischen Artillerie Anhalts-
Teil des Rheinlandes und betrafen z.B. in der punkte geben konnten, gesprengt werden. Das
Saarpfalz und in Lothringen 244 Gemeinden betraf auch Kirchtrme, die von deutscher Seite
und im Rheinland 13. Die Planungen wurden vor vernichtet wurden. Nach den Kriegshandlungen
allem vom Soziographischen Institut in Frankfurt unterlag der Neuaufbau der nationalsozialisti-
am Main, das Ludwig Neundrfer (19011975) schen Planung.69 (Funktion: Antikirchenpolitik).
gegrndet hatte, entworfen. 67
68 Ebenda S.64
69 Ebenda S.62/vgl. z.B. die Planungen fr Tnsdorf/Erluterungsbe-
66 Ebenda S.63 richt zum Neuordnungsplan der Gemeinde Tnsdorf, K.Saarburg.
67 Ebenda S.64 BBL/Akte R4601/1744
23
2.5 Wer erbaute den Westwall? Das bedeutet aber fr unseren Zusammenhang:
Der Westwall als neue Aufgabe gab der Orga
Zustndig fr den Bau des Westwalls blieb nisation Todt eine neue Ausprgung, da sie sich
wie oben ausgefhrt von Anfang bis Ende nun auch auf rein militrische Bauten bezog.
des Dritten Reiches der Inspekteur der Pioniere Mit der Organisation Todt (OT) entstand eine
und Festungen (InWest), also das Militr. umfangreiche und weitverzweigte Bauorganisa
tion, die in Deutschland und whrend des
Die Organisation Todt (OT) als paramilitri- Zweiten Weltkrieges in den deutsch besetzten
sche Pioniereinheit brachte jedoch viel grere Gebieten sowie in den unter deutschem Einflu
Ressourcen in das Projekt ein. stehenden Lndern fr die im Reichsinteresse lie-
genden Bauvorhaben eingesetzt wurde (wie z.B.
Hier muss nher auf die OT eingegangen werden, den Atlantikwall, V-Abschubasen, U-Bootbun-
da sich an sie einige Fragen zur Rolle des Natur- ker und andere militrische Projekte fr den Bau
schutzes direkt anschlieen. Diese werden hier von Straen, Brcken, Eisenbahnlinien, Industrie-
jedoch noch nicht bearbeitet, Antworten nur anlagen usw.)73 (Hinweis: Die Arbeit der Land-
in Klammern angedeutet. schaftsanwlte bekam damit im Kriegsverlauf eine
ungeahnte Dimension).
F.Todt war 1938 der Generalinspektor fr das
deutsche Straenwesen.70 In dieses Amt war er Grere Projekte wurden seit Mitte 1940 nicht
auf typisch nationalsozialistische Weise gekom- mehr ohne die OT geplant und durchgefhrt. Sie
men. (Hinweis: hnlicher Vorgang bei der Berufung organisierte zudem den Nachschub fr die im Feld
des Reichslandschaftsanwalts A.Seifert.) A.Hit- stehende Armee und betrieb den Wiederaufbau
ler bentigte einen Mann fr den Ausbau der der zerstrten Gebiete. Die OT-Arbeiter wurden
Autobahnen und wurde auf F.Todt aufmerksam olivgrn uniformiert, samt Hakenkreuzarmbinde
gemacht. Dieser war schon seit 1923 NSDAP-Mit- und einem rmelstreifen.
glied und arbeitete in der wirtschaftspolitischen
Fachabteilung der NSDAP. Er hatte eine Braune F.Todt hatte fr den Bau der Reichsautobahnen
Denkschrift zum Thema Straenbau und eine Bauorganisation entwickelt, die er in regio-
Straenverwaltung herausgegeben, die A.Hitler nale Oberbauleitungen (OBL) einteilte, aber die
interessiert wahrnahm. Er berief ihn am 30. Juni die private Bauwirtschaft integrierte. Die Unter-
1933 zum Generalinspektor fr das deutsche nehmen bekamen nun von den Arbeitsmtern
Straenwesen. Damit hatte er den Rang eines arbeitslose ArbeiterInnen zur Verfgung gestellt,
Reichsministers.71 die nach Tarif bezahlt wurden. Die Unterbringung
war kostenlos, und die Deutsche Arbeitsfront der
Zunchst nannte sich die neue Organisation, NSDAP betreute sie. Bis 1938 wurden in dieser
die fr den Bau des Westwalls entwickelt wurde, effizienten Weise 3.000 km Autobahnen gebaut.
Bauorganisation des Generalinspektor fr das Beim Westwall fungierte F.Todt als General
deutsche Straenwesen oder Bauorganisation unternehmer und bertrug die Organisation des
des Dr. Todt. Der Name Organisation Todt wurde Reichsautobahnbaus auch auf seine neue zustz
ihr erst spter von A.Hitler selbst gegeben, wann liche Aufgabe. (Hinweis: Einsatz der Landschafts
ist unbekannt. Offensichtlich hatte sich aber seit anwlte ausgehend vom Autobahnbau in der Folge
April 1938 die neue Bezeichnung eingefhrt.72 am Westwall). 74
24
Bau der deutschen Westbefestigungen (Westwall), Oktober 1938.
Baustellen fr Panzerabwehrgrben durchziehen ein Tal in seiner ganzen Breite.
Die OBLs sorgten auch beim Westwall dafr, dass Der Bau des Westwalls wurde von Wiesbaden
ein fhrender Bauunternehmer die Hauptver- aus geleitet. Hier hatte der nach wie vor entschei-
antwortung fr den Bauabschnitt bernahm und dende Inspekteur der Pioniere und Festungen
Subunternehmer beauftragte. (Hinweis: Vergabe- (InWest) sein Hauptquartier, und zwar im Hotel
verfahren auch fr die Landschaftsanwlte). Hinzu Kaiserhof. Das Kommando der Luftverteidigungs-
kam noch verwaltungstechnische Untersttzung. zone West/Ausbaustab hatte seinen Sitz ebenfalls
Das leitende Personal rekrutierte sich v. a. aus den in Wiesbaden, in der Parkstrae 44.78 F.Todt
Oberbauleitungen der Reichsautobahnen.75 richtete folgerichtig seinen Stab fr den Ausbau
des Westwalls als Generalinspektor fr das deut-
In Anlehnung an die Abschnitte der Pionierstbe sche Straenwesen, Abteilung Wiesbaden in der
wurden zunchst folgende Oberbauleitungen Stadt am Rhein ein. Chef wurde Oberbaurat Willi
gebildet.76 Jlich, Aachen, Dren, Bitburg, Trier, Henne (19071977).79 Alle im Reich vom West-
St. Wendel, Homburg/Saar, Pirmasens, Landau, wallbau betroffenen Stellen mussten nun einen
Karlsruhe, Offenburg, Freiburg. Hinzu kamen Sonderbeauftragten nach Wiesbaden senden.
spter: Geldern, Offenburg II, Mhle und Eus- Das waren v. a. das Reichsinnenministerium, das
kirchen. Letztere fr die Einrichtung der Fhrer- Reichsarbeitsministerium, das Reichsfinanzminis-
hauptquartiere. terium und das Reichsverkehrsministerium.80 Die
Abteilung Wiesbaden wurde am 31.3.1943 nach
Die Luftwaffe schloss sich fr die Einrichtung der der Abrechnung der letzten Baufirmen aufgelst.81
Luftverteidigungszone an: Hier handelte es sich
um die OBLs Speyer, Kaiserslautern, St. Wendel II, Der Bau des Westwalls zog so viele Ressour-
Trier III und Freudenstadt.77 cen auf sich, dass die Bauprojekte im gesamten
25
Deutschen Reich deutlich litten. Die Bauunter- ber das SS-Lager Hinzert. An dieser Stelle kann
nehmer ihrerseits profitierten erheblich von den die komplexe Geschichte des Lagers nicht darge-
entstehenden Auftrgen.82 Manche entwickelten stellt werden. Das ehemalige Lager ist heute
langfristige Beziehungen zur OT, so dass sich die eine Gedenksttte mit einem entsprechenden
Zusammenarbeit nach dem Bau des Westwalls Bildungsauftrag.89 Die detaillierteste bersicht
fortsetzte, wie z.B. die Zementgemeinschaft bietet bisher noch die Publikation von V. Schnei-
Sdwest Heidelberg, die die OT in Zukunft eu- der.90
ropaweit belieferte und in Heidelberg ihren Sitz
hatte.83 Wichtig fr unseren Zusammenhang sind folgen-
de Fakten: Das Lager in Hinzert wurde zunchst
Die OT gliederte ihr Personal in deutsche 1938 gegrndet, um BauarbeiterInnen am West-
ArbeiterInnen, fremdlndische ArbeiterInnen auf wall eine Bleibe zu bieten. Dann wurden die Bara-
freiwilliger Basis, aber auch Dienstverpflichtete, cken aber schnell zur Unterkunft von Menschen,
Kriegsgefangene oder ZwangsarbeiterInnen wie die diszipliniert werden sollten, da es u.a. auf
Juden im Sinne der NS-Rassengesetzgebung. mehreren Baustellen zu Streiks gekommen war.91
(Hinweis: Zwangsarbeiterfrage).84
In der Folge wurden sie als Zwangsarbeiter wieder
Hinzu kamen Krfte aus dem Reichsarbeits- den 14 Oberbauleitungen West zur Verfgung
dienst.85 Die Deutsche Arbeitsfront (DAF) der gestellt.92 Das Lager nahm zudem Gefangene zur
NSDAP betreute die ArbeiterInnen.86 Eine OT Entlastung der Gefngnisse auf, deren Insassen
Zentrale wurde erst 1941 in Berlin eingerichtet. nach NS-Recht verurteilt worden waren.93 Die
Nach dem Tod F.Todts 1942 wurde im Februar Hinzerthftlinge, darunter Juden im Sinne der
1942 Albert Speer (19051981) Nachfolger an NS-Rassengesetzgebung, standen am Westwall
der Spitze der OT. Er nderte den Aufbau der und anderen Grobaustellen auch zivilen Firmen
OT und vereinigte z.B. seinen Baustab, der u.a. zur Verfgung, die ber die Ausschreibungen
in Berlin ttig war, mit ihr. Baulose erhalten hatten. Das betraf ebenfalls die
regionalen Pionierfestungsstbe. Auch ihnen
Die Alliierten lsten mit dem Gesetz Nr. 2 wurden z.B. zur Errichtung von Scheinanlagen
die OT am 10.10.1945 auf.87 fr die Luftwaffe die Hftlinge angeboten, und
sie griffen darauf zurck.94 Die Behandlung der
Gefangenen entsprach dem bekannten KZ-Alltag:
2.6 Wer sicherte den Westwall beim Bau? Morde, Mihandlungen, Sklavenarbeit, Ver-
hungern waren ihr schrecklicher Bestandteil.95
Wie bereits ausgefhrt war fr die Sicherheit des
Westwallbaus ein SS-Sicherungsstab zustndig.88
Er verfgte zur Durchfhrung der Aufgabe auch
89 http://www.gedenkstaette-hinzert-rlp.de/
90 V.Schneider: Waffen SS. SS-Sonderlager Hinzert. Das Konzen
trationslager im Gau Moselland. 19391945. Untersuchungen
82 R.Dittrich: Vom Werden, Wesen und Wirken der Organisation zu einem Haftstttensystem der Organisation Todt, der Inspektion
Todt. S.378 der Konzentrationslager und des Wirtschafts- und Verwaltungs
83 Vgl. BBL/Microfilm Signaturen R50 I und II 80118. hauptamtes der SS. Nonnweiler-Otzenhausen 1998. / Neuer
84 H.Singer (Hrsg.): Entwicklung und Einsatz der Organisation Todt. dagegen: U.Bader, B.Welter: Das SS-Sonderlager/KZ Hinzert.
S.3 In: W.Benz, B.Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der
Konzentrationslager. Bd.5. Mnchen 2007. S.1574
85 R.Dittrich: Vom Werden, Wesen und Wirken der Organisation
Todt. S.377 91 V.Schneider: Waffen SS. SS-Sonderlager Hinzert. S.56
86 H.Singer (Hrsg.): Entwicklung und Einsatz der Organisation Todt. 92 Ebenda S.63
S.11 93 Ebenda
87 Ebenda S.3 94 Ebenda S.88
88 Ebenda S.6 95 Ebenda S.57
26
DIE ROLLE
DES NATURSCHUTZES
BEI PLANUNG UND
BAU DES WESTWALLS
27
1. SPIELTE DER NATURSCHUTZ
BEI DER PLANUNG DES
EHEMALIGEN WESTWALLS
DURCH DIE ORGANISATION
TODT EINE ROLLE?
FALLS JA, WER, WANN
UND WELCHE?
GIBT ES PLANUNGSUNTER
LAGEN HIERZU?96
Diese Frage muss verneint werden. Bei der Pla- diesem Zeitpunkt ja nicht nur Oberbefehlshaber
nung des ehemaligen Westwalls in der Phase von der Luftwaffe, sondern auch Reichsforstmeister
1936 bis 1938 spielte der Naturschutz offenbar mit dem zustzlichen Zustndigkeitsbereich Na-
keine Rolle. Er wurde erst bei der Bauausfhrung turschutz war.98 Dabei ist zu bercksichtigen, dass
durch die Organisation Todt hinzugezogen und H.Gring selbst aktiver Flieger im Ersten Welt-
konnte dann wirksam werden.97 krieg gewesen war.99 Es ist damit sicher anzuneh-
men, dass er fr Fragen der Erkennbarkeit eines
Auffallend ist allerdings eine Publikation von 1936
aus dem Luftfahrtministerium H.Grings, der zu 98 Vgl. M.Wettengel: Staat und Naturschutz 19061945. S.383 /
E.Klueting: Die gesetzlichen Regelungen der nationalsozialisti-
schen Reichsregierung fr den Tierschutz, den Naturschutz und
96 Die Frage ist in dieser Form nicht ganz korrekt gestellt. Wie oben den Umweltschutz. In: J.Radkau, F.Uektter (Hrsg.): Naturschutz
ausgefhrt, entstand die OT erst 1938, so dass sie 1936 noch und Nationalsozialismus. Frankfurt am Main, 2003. S.95 Anm.
nicht wirksam sein konnte. Dieser Zusammenhang war dem 81 / A.Bullock: Hitler und Stalin. Parallele Leben. Berlin 1991.
Auftraggeber dieser Arbeit bei der Formulierung der Fragestellung S.590/591
sicher noch nicht bewusst. 99 F.A. Brockhaus (Hrsg.): Brockhaus. Enzyklopdie in 30 Bnden.
97 C.Reitsam: Reichsautobahn im Spannungsfeld von Natur und 21. vllig neu bearbeitete Aufl. Bd.11. AGLAS-HANE. Leipzig,
Technik. S.216/217 Mannheim 2006. S.186
28
Skizze zur Darstellung einer Tarnungsaufgabe im Ackerland
anzugreifenden Zieles aus der Luft bzw. seiner Seit etwa 1934/35 gab es eine wissenschaftliche
Tarnung sensibel war. Forschung der Tarnung als Schutz vor Luftan-
griffen, um Behrden und den Technikern ent-
Wahrscheinlich ist es deshalb kein Zufall, dass sprechende Erkenntnisse zu ermglichen.102 Es ist
K.Knothe, Referent im Reichsluftfahrtministerium anzunehmen, dass R.Knothe diese Arbeiten vom
1936, eine Publikation mit dem Titel Tarnung Reichsluftfahrtministerium aus koordinierte.
und Verdunkelung als Schutz gegen Luftangriffe
verffentlichte.100 Er fhrte darin aus, dass der Zentral war aus der Perspektive der Abwehr ei-
bauliche Luftschutz die jngste Richtung der nes feindlichen Kampfflugzeuges die Anpassung
Bauwissenschaft sei. Abgesehen von einigen an die Umgebung.103 Bereits hier werden die bei-
Anstzen im [Ersten. Einfgung N.F.] Weltkrieg den Seiten der Tarnungsmglichkeiten deutlich.
hat die Entwicklung des baulichen Luftschutzes Knstliche Mittel waren z.B. eine aufgelockerte
im wissenschaftlichen Sinne erst vor einigen Bebauung, passende Formgebung und Anpassung
Jahren begonnen und erst nach der national an die umliegende Bebauung, eine entsprechende
sozialistischen Machtergreifung auch von den Farbgebung oder Tarnnetze, Vernebelung und
obersten Reichsbehrden eine planmige Tuschungsanlagen wie Fabrikhallen, die tatsch-
Frderung gefunden. 101 lich nur Attrappen waren.
29
Tarnung knne aber auch erfolgen und das ist Dieser getarnte Panzerturm ist im Gelnde
ihre uns hier vornehmlich interessierende zweite kaum zu erkennen, ganz unsichtbar aber ist das
Seite durch die Anpassung an das Landschafts- groe Verteidigungswerk unter der Erde.
Bei Bergzabern, 20.April 1940
bild und durch Anpflanzung bzw. Durchgrnung.104
30
2. HABEN NATURSCHTZER
AN DER TARNUNG DER
BAUWERKE MITGEARBEITET?
FALLS JA, WER, WIE UND
IN WELCHEM ZEITRAUM?
GIBT ES PFLANZPLNE,
PFLANZLISTEN O.., AUS
DENEN SICH DIE ART DER
ARBEITEN ERSCHLIESST?
Diese Frage muss eindeutig bejaht werden, und unter der Fhrung des Mnchner Gartenarchitek-
sie fhrt in das Zentrum der Thematik. ten A.Seifert.111 Er hatte in Eigeninitiative Kontakt
zu F.Todt aufgenommen, als dieser von A.Hitler
mit dem Titel eines Generalinspektor fr das
deutsche Straenwesen mit dem Ausbau der
2.1 Die Landschaftsanwlte A.Seiferts:
Reichsautobahnen beauftragt wurde.112
Organisation, Struktur und Ttigkeit.
Als F.Todt 1933 den Auftrag bekam, den Bau der
Die zentrale Persnlichkeit beim Wirken des Reichsautobahnen zu organisieren und umzuset-
Naturschutzes am ehemaligen Westwall war
der Landschaftsanwalt Wilhelm Hirsch
111 Vgl. z.B. grundlegend C. Reitsam: Reichsautobahn im Span-
(18871957).110 Die Landschaftsanwlte waren nungsfeld von Natur und Technik. S.81 / Jeong-Hi Go: Herta
ein berufener Kreis von Landschaftsarchitekten Hammerbacher (19001985). Virtuosin der neuen Landschaft-
lichkeit der Garten als Paradigma. (Landschaftsentwicklung
und Umweltforschung Bd. 18). Berlin 2006. S.30
110 Vgl. G. Grning, J. Wolschke-Bulmahn (Hrsg.): Grne Biogra 112 A.Seifert: Ein Leben fr die Landschaft. Dsseldorf, Kln 1962.
phien. Hannover 1997. S.150/151 S.43
31
zen, meldete sich A.Seifert per Brief bei ihm mit Denn als die Organisation Todt 1938 zur gro-
dem Hinweis, dass dieser groe Eingriff in die flchigen Umsetzung des Bauwerkes schritt,
Landschaft nicht zu ihrer Zerstrung fhren drfe. stellte W.Hirsch offenbar selbststndig den
Vielmehr mssten die Bauwerke in das Land- Kontakt zu F.Todt her. Dieser sah die Anliegen
schaftsbild eingepasst werden.113 der Landschaftsanwlte als berechtigt an und
auch den Zusammenhang mit der Tarnung der
Ideologischer Hintergrund war die Blut-und Bauten. Kurz: W.Hirsch wurde 1938 von F.Todt
Boden-Ideologie: Nur die deutsche Landschaft als Generalbevollmchtigter fr die Tarnung des
mit ihren spezifischen Eigenschaften bringe auch Westwalls einschlielich der Luftverteidigungs-
den deutschen Menschen hervor. Darum sei sie zone West ernannt. Auf der Tagung der Land-
zu bewahren.114 schaftsanwlte der Reichsautobahnen anlsslich
der Straenbautagung in Mnchen vom 15. bis
Der Vorschlag von A.Seifert fand bei F.Todt Sym- 17.September 1938 habe ich Ausfhrungen ber
pathie, und nach einigem hin und her ernannte die bevorstehende Aufgabe fr die Landschafts
er ihn zum zustndigen Landschaftsanwalt. anwlte gemacht. Ich ermchtige Sie nun, als
Er sollte in Zukunft den Anliegen der Landschaft mein Beauftragter fr die Reichsautobahnen die
bei Eingriffen eine Stimme verleihen.115 Inspektion der Wehrbefestigungen und den
Ausbaustab der Luftverteidigungszone West zu
Die umfangreichen Bauten der Reichsautobah- beraten bei den Manahmen, welche zur Tarnung
nen berstiegen die Leistungsfhigkeit A.Seiferts der Westbauten durchgefhrt werden mssen.
Bro bei weitem. Also schuf er sich einen Kreis Zu Ihrer Untersttzung bitte ich Sie, den Land-
von Personen, die ihm halfen. Er whlte sie nach schaftsberater der Obersten Bauleitung der
seinem Gutdnken aus und lie sie von F.Todt Reichsautobahnen Stuttgart, Herrn Siegloch,
zu Landschaftsanwlten ernennen.116 Darunter der OBR Essen, Herrn Erxleben, der OBR Kassel,
befanden sich auch Personen, die in der Vergan- Herrn Breloer und Herrn Hhmann hinzuzuzie-
genheit und in der Zukunft des deutschen Na- hen. Sofern weitere Herren erforderlich sind, bitte
turschutzes eine bedeutende Rollen spielten und ich mir Mitteilung zu geben. Wegen grundstz
spielen wrden. Zu nennen ist z.B. Gert Kragh licher Fragen Ihrer Ttigkeit bitte ich laufend mit
(19111986), spterer Leiter des Bundesanstalt mir in Verbindung zu bleiben.117 In engem Einver-
fr Naturschutz und Landschaftspflege (BANL), nehmen mit A.Seifert, der W.Hirsch am ehema-
einer Vorgngerorganisation des Bundesamts fr ligen Westwall freie Hand lie, zog dieser weitere
Naturschutz. Landschaftsanwlte heran und wurde mit ihrer
Hilfe auf der ganzen Westwalllinie ttig.118
A.Seiferts wichtigster Ansprechpartner war der
oben genannte W.Hirsch aus Wiesbaden. Das Die Arbeit selbst wurde von W.Hirsch folgen-
betraf auch den ehemaligen Westwall. dermaen dargestellt: Die Ttigkeit des Land-
schaftsanwaltes. Alle Manahmen sind in engster
113 Ebenda S.4143 Zusammenarbeit mit den in Frage kommenden
114 W.Hirsch an A.Seifert. 17.11.1940. Anlage: Der Westwall in sei- Dienststellen zu entwickeln. Die Entschlsse
nem landschaftlichen Aufbau. 15.11.1940. Akte F1b/131 Hirsch.
BAS.S.6 erfolgen auf Grund gemeinsamer Besichtigungen
115 A.Seifert: Ein Leben fr die Landschaft. Dsseldorf, Kln 1962.
S.4143 117 Entwurf. G. d. St. an Herrn Landschaftsanwalt W.Hirsch, Wbdn.,
116 Vgl. zu den Landschaftsanwlten A. Zutz: Wege grner Moder- d. 23. September 1938. S.1. BBL/Akte NS 026/001189 fol1. /
ne: Praxis und Erfahrung der Landschaftsanwlte des NS-Staa- Hinweis: Der Name Hoemann ist hier falsch geschrieben. Siehe
tes zwischen 1930 und 1960. In: H. Mding, W. Strubelt (Hrsg.): unten.
Vom Dritten Reich zur Bundesrepublik. Beitrge einer Tagung 118 W.Hirsch an A.Seifert. 2.10.1938. Akte F1b/130/Hirsch BAS.
zur Geschichte von Raumforschung und Raumplanung. (Arbeits- S.1 / W.Hirsch an A.Seifert. 17.11.1940. Anlage: Der Westwall
materialien der Akademie fr Raumordnung und Landesplanung in seinem landschaftlichen Aufbau. 15.11.1940. Akte F1b/131
Nr.346). Hannover 2009. S.107148 Hirsch. BAS. S.1
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und berlegungen. Die Anweisung der Ausfh- Dabei bediente sich W.Hirsch folgender Struktur:
rungsarbeiten erfolgt durch die Dienststellen. Jedem der Landschaftsanwlte wurde ein Bau
Der Landschaftsanwalt hat bei seiner Bereisung abschnitt des Westwalls zugeteilt. Die dort fr
auf die richtige Durchfhrung der Tarnungsarbei- den Bau zustndigen Pionierstbe fhrten den
ten zu achten.119 Bau mit Untersttzung der Organisation Todt aus.
Die Plne fr die Begrnung des Westwalls ent
Folgende Personen Geburts- und Sterbedaten warfen die Landschaftsanwlte, die wiederum
wurden so weit wie mglich geklrt waren nach Zuschlag von eigenstndigen Firmen fr
nachweislich als Landschaftsanwlte am West- Garten- und Landschaftsgestaltung ausgefhrt
wall ttig: wurden.123 Da es 14 Oberbauleitungen gab und
die Arbeiten mehrere Jahre dauerten, sind sicher
W.Hirsch (18871957) einige weitere Personen auer den hier 8 Genann-
Aukamm, Wiesbaden ten ttig gewesen.
Josef Breloer (geb. 1889)
Humboldtstr. 7, Hildesheim Die angesprochenen Firmen schlossen sich offen
Guido Erxleben (18921950) bar zu Arbeitsgemeinschaften (ARGE) zusammen.
Renteilichtung 98, Essen-Stadtwald Beispielsweise arbeiteten folgende Arbeits-
Reinhold Hoemann (18701961) gemeinschaften zu den genannten Zeiten am
Knippratherstr. 39, Langenfeld Rheinland Westwall:
Carl Siegloch (geb. 1879)
Waiblingerstr. 154, Stuttgart-Cannstatt.120 Arge d. Landschaftsgrtner Mnchen Pasing,
Gerhard Schwarz Landfriedstr. 11, Tel. 80107, eingesetzt bei der
Birkenhof-Worpswede bei Bremen OBL Pirmasens von Dezember 1939 bis Juni
Er wurde Nachfolger von G. Erxleben in Bezug 1940.
auf dessen Arbeiten beim Westwall. Dieser Arge d. Landschaftsgrtner Pirmasens, Blumen-
nahm neue Aufgaben im Osten wahr.121 str. 3, Tel. 3328, eingesetzt bei der OBL Pirma-
Otto Kurz, Ulm sens von Dezember 1939 bis Juni 1940.
Max Mller, Bamberg122 Arge d. Landschaftsgrtner Stuttgart-Esslingen,
Feuerbacherstr. 61, Tel. 64366, eingesetzt bei der
OBL Freudenstadt, Mhle, Landau von August
119 W.Hirsch an A.Seifert. 25.9.1938. Anlage: Allgemeine Ge-
1939 bis Juni 1940 und zeitlich darber hinaus.
sichtspunkte fr die Tarnung in Verbindung mit der Landschaft. Arge d. Landschaftsgrtner Stuttgart Nord,
Wiesbaden, den 22.9.38. Akte F1b/130. BAS. S.4 Hauptmannsreuthe 40 11, Tel. 20723, einge-
120 Herrn Ministerialdirektor Riecke, Ministerium fr Ernhrung und setzt bei der OBL Pirmasens und Homburg
Landwirtschaft. Berlin 30.III. 39. 1 S. Akte F1a/116. BAS. S.1 /
Anschriften der Berater fr landschaftliche Angelegenheiten. von November 1939 bis Juni 1940 und zeitlich
Ausgabe Januar 1938. Akte F1a/116. BAS. S.1 / G. Grning, darber hinaus.
J.Wolschke-Bulmahn (Hrsg.): Grne Biographien. S.150, 153,
86, 365
Arge d. Landschaftsgrtner Stuttgart-Vaihin-
121 W.Hirsch a. A.Seifert. 3.2.1940. 2 S. Akte F1b/131 Hirsch BAS. gen, Solitudestr. 127, Tel. 78319, eingesetzt
S.1 / W.Hirsch an die Landschaftsanwlte [Breloer, Erxleben, bei der OBL St. Wendel, Saarbrcken, von Juni
Hoemann, Max. K.Schwarz, Worpswede bei Bremen, Birkenhof
und Josef Leibig, Straburg, Tauler Ring] am 26.10.1942. 2 S.
1940 und zeitlich darber hinaus.
Akte F1b/131 Hirsch BAS Arge d. Landschaftsgrtner Aachen, Eifel Nr. 3,
122 Projekt Einde. Ein Ausschnitt aus dem Westwall. Bearbeitet Tel. 30338, eingesetzt bei der OBL Dren von
als Beispiel fr die richtige Eingliederung technischer Bauwerke
August 1939 bis Mrz 1940.124
in den Organismus der Landschaft und deren Tarnung von den
Landschaftsanwlten Dipl. rer. hort. Otto Kurz Ulm/Do und
Dipl. rer. hort Max Mller Bamberg als den Inhabern der im
Bereich der Oberbauleitung Landau eingesetzten Firma Kurz 123 W.Hirsch an A.Seifert. 25.9.1938. Anlage: Allgemeine Gesichts-
und Mller, Unternehmen fr Landschaftsgestaltung, Tiefbau. punkte fr die Tarnung in Verbindung mit der Landschaft. S.3
Sportplatzbau Nrnberg-Landau/Pfalz. BF/ Akte RH 11 III/380. 124 Vgl. Bundesarchiv Freiburg Akte RH 53-12/43. S.2/3
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Die Endkontrollen im Sinne der Abnahmen ber- bei Trier im Sptsommer 1940 eingerichtet, aber
nahmen wiederum die Landschaftsanwlte.125 die Arbeiten kmen im Augenblick nicht voran,
Kamen Schwierigkeiten auf, so konnte sie W.Hirsch weil seit kurzem die Zahl der Zglinge aus dem
mit Hilfe der Inspektion der Wehrbefestigungen SS-Lager Hinzert deutlich abgenommen habe.
in Wiesbaden, die die Pionierstbe kontrollierte, Diesen Rckstand hatte zwar die Lagerverwaltung
lsen.126 Fr ihre Arbeit wurden die Landschafts- durch Neuankmmlinge zu beheben versprochen.
anwlte natrlich im Sinne des offiziellen Satzes Aber die logistischen Probleme des An- und Ab-
entlohnt.127 Angesichts der Ausdehnung des transports der Hftlinge wrden Kosten verursa-
Westwalls handelte es sich um sehr lohnende chen, die fr die Firma nur dann tragbar wren,
Auftrge. Die ntigen Tarnarbeiten wurden aber wenn die Hftlinge auch in ausreichender Zahl
auch manchmal direkt von Landschaftsanwlten verfgbar wren. 130 Entschuldigend fgte er hinzu:
geleitet. Insbesondere R.Hoemann tat sich Haben Sie bitte Verstndnis fr unsere Lage.131
dabei hervor und hatte 1939 in seinem Abschnitt Dass es sich beim Einsatz der Grogrtnerei
mehrere 100 Arbeiter zur Verfgung.128 J.Lambert & Shne am Westwall um eine der
Firmen handelte, die die Entwrfe der Land-
Hier stellt sich die spezielle Frage nach dem schaftsanwlte umsetzte, darf mit groer Sicher-
Einsatz von Zwangsarbeitern bei der Grntarnung heit angenommen werden.
des Westwalls. Bereits oben wurde festgestellt:
Der Einsatz von Zwangsarbeitern am Bau des Eine hnliche Anfrage erreichte brigens das
Westwalls fand statt. Es besteht kein plausibler SS-Lager Hinzert von Seiten der Firma G.J.Stein-
Grund, warum sie nicht auch fr die Grntar- gasser & Co. Miltenberg a.M., die sich rhmte,
nung eingesetzt wurden. Es ist eher sehr wahr- das lteste Geschftshaus Bayerns fr Forstwirt-
scheinlich. Wir haben darauf auch Hinweise: Die schaft zu sein. Sie hatte im Forstamt Dhronecken
Grogrtnerei und Samenhandlung J.Lambert Gras geerntet, wobei die Samen fr die Anlage
& Shne aus Trier, die sich auf Gartengestaltung, von Flugpltzen bestimmt waren. Die Firma wollte
Entwurf und Ausfhrung von Grten-, Park-, nun eine entsprechende Arbeitskolonne des
Friedhof- und Sportanlagen im In- und Ausland, SS-Lager Hinzert fr das folgende Jahr reservie-
Beratung fr Private und Behrden und auch ren natrlich gegen Bezahlung. Des Weiteren
Gartenpflege spezialisiert hatte, wandte sich im fragte sie an, ob nicht die Hinzert-Hftlinge sofort
November 1940 an Hermann Pister (18851949), die schwarzen Ginsterschoten sammeln knnten,
Lagerkommandant des SS-Sonderlager Hinzert. die zu der damaligen Zeit an den Ginsterbschen
Man habe, so der Vertreter der Firma, unter der Waldrnder usw. liegen wrden. Pro Pfund
der bewhrten Mitwirkung ihrer Herren Ober- schwarzer Schoten wrde die Firma 20 Pfennig
sturmbannfhrer Martin und Untersturmbann- zahlen. Ginster wren wichtige Stickstoffspeicher,
fhrer Schmidt 129 eine Baustelle im Riegel die in der Forstwirtschaft gebraucht wrden.132
125 W.Hirsch an A.Seifert. 25. 9.1938. Anlage: Allgemeine Gesichts- historischen Rckblick auf ihrer Internetprsentation nicht auf
punkte fr die Tarnung in Verbindung mit der Landschaft. S.3 den Nationalsozialismus ein. Vgl. http://www.lambert.de/misc/
126 W.Hirsch an A.Seifert. 8. 3.1939. Akte F1b/130. BAS. S.1 historie/historie-1945/Download 31.3.2015/8Uhr52
127 o. A. Herrn Prof. Alwin Seifert zur Kenntnis an die Reichskammer 130 Ebenda
der bildenden Knste. 23. 9.1938. Akte F1b/130 BAS. S.2 131 Ebenda
128 Vgl. Liebe Kameraden: [Rundschreiben von W.Hirsch an die 132 G. J. Steingasser & Co. Miltenberg a.M. ltestes Geschftshaus
Landschaftsanwlte.] 22.10.1939. Akte F1b/130 BAS Bayerns fr Forstwirtschaft. An das Arbeits-Erziehungslager
129 J. Lambert & Shne Trier. Gartengestaltung. Grogrtnerei und Hinzert. 6. September 1941. BBL Akte NS/4/HI/7. S.1 / Hinweis:
Samenhandlung. Entwurf und Ausfhrung von Garten-, Park-, Die Firma existiert heute noch, geht aber in ihrem Firmenport-
Friedhof- und Sportanlagen im In- und Ausland. Beratung fr rt in ihrer Internetprsentation nicht auf den Nationalsozialis-
Private und Behrden. Gartenpflege. Durch Eilboten an den mus ein. http://web2.cylex.de/reviews/viewcompanywebsite.
Herrn Lagerkommandeur Sturmbannfhrer Pister, Hinzert b. aspx?firmaName=steingaesser-g-j--_-comp--waldsamendar-
Hermeskeil, SS-Sonderlager. 15.11.1940. BBL/Akte NS/4/HI/7. ren-und-forstbaumschulen--bindereibedarf--import-export-
S.1. Hinweis: Die Firma existiert heute noch, geht aber in ihrem gmbh&companyId=3539400. Download 28. 3. 2015/8Uhr58
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2.2 Dauer der Arbeiten Da Kampfstnde oder Unterstnde erst nach
vollendeter Tarnung als vollkommen gelten knnen
Die Arbeiten begannen im Oktober 1938. Am und um die Jahreswende nach einem Fhrerbe-
2.Oktober dieses Jahres schrieb W.Hirsch an fehl die Verteidigungsbereitschaft des Westwalls
A.Seifert: Inzwischen habe ich eine Unterredung gefordert wurde, ist der Gen.d.Pi. u. Fest b.Ob.d.
mit Herrn Generalinspektor gehabt und von ihm H. auf die Vorschlge des Reichsministers Dr.Todt
ein Ermchtigungsschreiben erhalten als sein eingegangen.136 Und weiter: Es wurden dann mit
Beauftragter die Inspektion der Wehrbefestigun- den bei den Fest. Pi. Stben vorhandenen und fr
gen und den Ausbaustab der Luftverteidigungs- Tarnungsarbeiten bereits entweder eingesetzten
zone West zur Tarnung zu beraten. Die Ihnen oder freien Arbeitskrften die Durchfhrung von
bekannten vier Herren sind ebenfalls besttigt Beschttungs- und Tarnungsarbeiten begonnen.
worden. Wir sind bereits an der Arbeit und haben Die Anleitung gaben die schon im Jahre 1938 und
die ersten Besichtigungen vorgenommen.133 1939 in den Abschnitten der Fest.Pi.Stbe ein-
gesetzten Landschaftsanwlte, welche unter der
Im Oktober 1941 waren die Landschaftsanwlte Fhrung des Landschaftsanwaltes des Gen. Insp.
sicher noch vor Ort ttig, wahrscheinlich sogar Hirsch in Wiesbaden Aukamm arbeiteten. Fr die
noch bis Oktober 1942.134 Bepflanzung selbst waren Grtnerfirmen heran-
gezogen. Die Arbeiten sind, begnstigt durch das
Bercksichtigt man, dass die Organisation Todt feuchte Wetter, whrend des ganzen Sommers
wohl im Mrz 1943 die letzten Rechnungen der weitergefhrt worden, knnen nunmehr aber im
Baufirmen im Rahmen des Westwallbaus bearbei- Wesentlichen als abgeschlossen gelten. Soweit sie
tete, so kann festgestellt werden, dass die Land- noch im Gange sind, werden sie durch die Entzie-
schaftsanwlte ein steter Bestandteil bei Planung hung von Arbeitskrften zwangslufig bald zum
und Bau des Projektes waren.135 Erliegen kommen.137
35
2.3 Wie effektiv waren die Arbeiten? 14 Tage vorbeizusehen. Sehr wichtig war ihm da-
bei die Humusbewirtschaftung, damit im Frhjahr
Die Effektivitt der Arbeiten war unterschied- die Baustellen wieder gut berwachsen wrden.
lich und hing von verschiedenen Faktoren ab. So Sorgfltige Tarnung gegen Boden- und Flieger-
spielte z.B. Arbeitsbelastung der Landschafts sicht ist selbstverstndlich.143
anwlte eine Rolle, die Fhigkeiten der eingesetz-
ten ArbeiterInnen und die Kooperationswilligkeit Dieses Anliegen war nicht berraschend. Denn
der Pioniere, die aber ber F.Todt meist erreicht A.Hitler unternahm selbst zwei Inspektionsreisen
werden konnte.138 an den Westwall, die letzte etwa 10 Monate vor
dem Frankreichfeldzug.144Dabei waren ihm sicher
W.Hirsch meldete bereits im Frhjahr 1939 Erfol- auch Tarnungsfragen wichtig. In seiner Denk-
ge: Die Arbeiten gingen voran, der wichtige Schutz schrift zum Westwall hatte er 1938 ausgefhrt:
des Mutterbodens wrde nun geachtet und die Im brigen mu fr alle Anlagen ein Grundsatz
Landschaftsanwlte wrden von den militri- gelten. Der hchste Schutz gegen feindliche Ein-
schen Stellen fr ihre Arbeit gelobt. Ich habe die wirkungen liegt in der Unsichtbarkeit der Anlage,
berzeugung, dass die Herren, die dort eingesetzt in ihrer Unauffindbarkeit und damit in der Un-
sind, mit allem Nachdruck arbeiten.139 Bepflanzt wahrscheinlichkeit eines planmigen Beschus-
wurden z.B. Anschttungen, und die Feldgehlze ses. Die Tarnung ist daher soweit irgend mglich
wurden gesichert. Gepflanzt wird lediglich im vorzunehmen.145
Wald und an Stellen, die keine Bodenvernderun-
gen erfahren haben.140 Wenn aufgrund der Bau- Ende des Jahres 1940 zog W.Hirsch gegenber
manahmen Baumbestnde abgeholzt wurden, A.Seifert folgendes Fazit: Ich habe nun den
dann kamen auch Kbelpflanzen in groer Zahl grten Teil des Westwalls bereist und will Ihnen
als Ersatz zum Einsatz.141 heute mitteilen, wie glcklich sich die Ttigkeit
der Landschaftsanwlte am Westwall ausgewirkt
Dass das hinterfragbare Eigenlob doch begrndet hat. Groe Strecken der Gebiete, die nicht vom
war, zeigte sich bei einer Bereisung von F.Todt, der Kriegsgeschehen unmittelbar berhrt wurden, wo
die Arbeiten inspizierte. A.Seifert lobte am Ende also keine Feldstellungen whrend der Kriegszeit
des Jahres 1939 die Leistungen: Der Generalins- angelegt wurden und lediglich das bauen (Recht-
pektor ist mit unserer Arbeit zufrieden und freut schreibfehler im Original; Anmerkung N.F.) des
sich ber unsere geschlossene Kameradschaft. Westwalls vor sich ging, sind schon wieder so
Eine Tarnungspflanzung Hoemanns am West- hergerichtet, dass Sie kaum etwas von diesen Ein-
wall hat ihm so groe Freude gemacht, da er griffen der dicht nebeneinander liegenden Bunker-
am liebsten gleich alle Landschaftsanwlte dort bauten sehen knnen.146 Die Pflanzungen waren
zusammengebracht htte.142 oft weitrumig angelegt. In Landau, Pirmasens,
Homburg und Saarbrcken habe der Krieg massi-
Wenn die Arbeiten nicht zu F.Todts Zufriedenheit ve landschaftliche Auswirkungen gehabt.147 In den
ausgefhrt wurden, griff er selbst ein. So im Jahr evakuierten Gebieten am Westwall sei alles bse
1939, als er mit der Tarnung im Fischbachtal im
Pflzerwald unzufrieden war. Er kndigte an, alle
143 Geh. F. 169/39. Berlin W8, 20. Oktober 1939. BBL/Akte NS
026/001190. S.1
138 Vgl. W.Hirsch an A.Seifert. 24.10.1938. r.v. Akte F1b/130 BAS. 144 F.W. Seidler: Todt. Baumeister des Dritten Reiches. S.182
S.1 / W.Hirsch an A.Seifert. 8. 3.1939. Akte F1b/130 BAS
145 A.Hitler: Denkschrift zur Frage unserer Festungsanlagen. 1. Juli
139 W.Hirsch an A.Seifert. 2. 3.1939. 2 S. Akte F1b/130 BAS. S.1 1938. In: O. W. Frster: Das Befestigungswesen. Rckblick und
140 Ebenda Ausschau. Neckargemnd 1960. S.147
141 W.Hirsch an A.Seifert. 4. 4.1940. Akte F1b/131 Hirsch BAS. S.2 146 W.Hirsch an A.Seifert. 6.11.1940. 2 S. Akte F1b/131 Hirsch BAS.
142 Professor Alwin Seifert [an die Landschaftsanwlte]. Mnchen S.1
22.12.1939. Akte F1a/116 BAS. S.1 147 Ebenda S.2
36
zugerichtet. Insbesondere Schtzengrben und liche Ergebnisse erbrachten, als scheinbar unwi-
Feldstellungen seien eingerichtet worden. Obst- derlegbare Grundlage fr die Pflanzungen galten.
hnge und Straenbume mussten dem Schuss- Je nach Westwallstandort musste so auch die
feld weichen. Unkraut habe sich ausgebreitet, vor Bepflanzung variiert werden. Die Ablehnung von
allem Disteln. Er sah die Aufgabe der Landschafts- nicht einheimischen Pflanzen war eine weitere
anwlte nun auch darin, die direkten und indirek- Konsequenz der Blut-und Boden-Ideologie.150
ten Kriegseinwirkungen zu beseitigen.148
Ein weiterer Anspruch, der aus dieser Auffassung
Die historischen Quellen zeigen eindeutig, dass abgeleitet wurde, betraf den Landschaftsanwalt
die Landschaftsanwlte am Westwall ihre Tar- selbst. Die Tarnung msse entsprechend der
nungsaufgabe ernst nahmen. Sicher wurde nicht Situation vor Ort angepasst werden, es gbe
jeder Bunker bis 1940 vllig in das Landschafts- kein Schema. Wichtig sei die Einfhlung in die
bild per Grntarnung integriert. Und sicher Landschaft... seitens des Landschaftsanwaltes,
bedeutete der Ausbau vieler Geschtze nach dem der individuelle, elitre Fhigkeiten fr sich be-
Frankreichfeldzug und die Rearmierungsphase anspruchte, sich mit der deutschen Landschaft
1944/1945 angesichts der herannahenden alliier- auseinanderzusetzen.151
ten Streitkrfte wiederum hier und dort Eingriffe
in die direkte Umgebung der Anlagen und die Dieser Ansatz war grundlegend:
Beeintrchtigung der Grntarnung. Aber dass die
Naturschtzer vor Ort mitplanten und mitbau- Als gutes Beispiel fr die konkreten Handlungs-
ten, ist unbestreitbar. Sie leisteten ihren Anteil empfehlungen der Landschaftsanwlte kann das
am Funktionieren des Westwalls als ein Rckgrat sogenannte Projekt Einde angefhrt werden.152
des nationalsozialistischen Angriffs- und Vernich- Otto Kurz und Max Mller als Inhaber der im
tungskrieges. Bereich der Oberbauleitung Landau eingesetzten
Firma Kurz und Mller hatten bereits bei A.Sei-
fert im Autobahnbau entsprechende Erfahrungen
2.4 Was wurde angepflanzt? gesammelt.153 Im Projekt Einde verfolgten sie
die Absicht, den Westwall und seine Bauten nord-
Diese Frage kann konkret beantwortet werden. westlich von Otterbach und sdlich der Drfer
Das wird im Folgenden geschehen. Zuvor ist Deutschhof und Kaplaneihof in die Landschaft
allerdings ein weiterer Aspekt zu bercksichti- einzugliedern.154
gen: Nmlich die Blut-und Boden-Ideologie der
NationalsozialistInnen. Sie war sozusagen der Grundstzlich gingen die beiden Landschaftsan-
ideelle Mutterboden fr die Pflanzungen. Mit der wlte am Westwall von pflanzensoziologischen
Konsequenz, dass erstens die Landschaft als ein Grundlagen aus, so dass nur bodenstndige
organischer Zusammenhang gesehen wurde, der Pflanzen in Betracht kamen. Die deutsche Pflan-
basierend auf geodeterministischen, unwissen- zensoziologie beruhte damals in Deutschland in
schaftlichen Vorstellungen Psyche und Aussehen erster Linie auf den Forschungen und Methoden
der in der Landschaft lebenden, hier deutschen von R.Txen, der weiter unten in diesem Zusam-
Menschen, beeinflusst haben sollte.149 Mit der menhang dargestellt wird (vgl. Kap. 2.4 Exkurs).
weiteren Folge, dass in ihrer Methodik durch diese
Ideologie beeinflusste pflanzensoziologische Un-
150 W.Hirsch an A.Seifert. 25. 9.1938. Anlage: Allgemeine Gesichts-
tersuchungen, die je nach Standort unterschied- punkte fr die Tarnung in Verbindung mit der Landschaft. S.3
151 Ebenda S.1
148 W.Hirsch an A.Seifert. 14.10.1940. Akte F1b/131 Hirsch BAS. S.1 152 Vgl. Projekt Einde. Ein Ausschnitt aus dem Westwall.
149 W.Hirsch an A.Seifert. 17.11.1940. Anlage: Der Westwall in 153 Ebenda S.96/228
seinem landschaftlichen Aufbau. S.6 154 Ebenda S.17
37
38
39
Auf dieser Grundlage empfahlen O.Kurz und gegen den heimischen Kreuzdorn, der Wirts-
M.Mller fr den Raum des Projekts Einde pflanze eines Weinschdlings sei. Auch lehnten
abhngig von den standrtlichen Boden- und sie Nadelhlzer ab.
Klimagegebenheiten folgende Arten:
II In feuchten Talmulden:
I Auf trockenen Lehmbden: A Bume:
A Bume: 1. Hauptholzarten:
1. Hauptholzarten: Roterle, Silberweide, Zitterpappel,
Weibuche, Stieleiche, Echte Kastanie Pyramidenpappel
2. Nebenarten: 2. Nebenarten:
Wildskirsche, Winterlinde Schwarzpappel, Knackweide, Esche, Bergulme
3. Mit Rcksicht auf die biologische Ergnzung
der Kulturobstbume und der landschaftlichen B Kleine Bume bzw.
Anpassung (Pollentrger): grogewachsene Strucher:
Walnuss, Wildapfel, Wildbirne, Speierling.155 Traubenkirsche, Mandelweide, Salweide
40
Oder auf Bden mit Teilen der alten Oberkrume Weitere Hinweise auf die Frage, was gepflanzt
in der neuen Oberflche wurde, ergeben sich aus einer Entgegnung
Saathafer 80 kg W.Hirschs aus dem Jahr 1941 auf Klagen der
Saatwicke 100 kg Landwirtschaft, sie wrde aufgrund der Tar-
Felderbse 40 kg nungsarbeiten zu viel Nutzflche verlieren.
220 kg /je ha Betroffen war besonders der Raum Pirmasens.
Der Landesbauernfhrer der Landesbauernschaft
2. Ansaat im Herbst am besten zwischen Westmark hatte sich beim Reichsbauernfhrer
15. und 25. September im ganzen Monat Walther Darr (18951953) beschwert, und
September. dieser wandte sich an das Oberkommando des
Heeres, hier Inspektion der Festungen, der wie-
Saatentwicklungsmenge je ha Aussaatmenge derum bei F.Todt nachfragte.161 In dessen Auftrag
stellte W.Hirsch fest, dass die Klage unberech-
Zottelwicken (vicia villosa) 100 kg tigt sei, denn der zustndige Landschaftsanwalt
Petkuser Roggen 60 kg G.Erxleben habe mit wenigen Abstrichen alles
160 kg/je ha 158 richtig gemacht. Allerdings gab er W.Seifert ge-
genber zu:
Es wurde folgendes Vorgehen empfohlen: Wenn Der sehr richtig angewandte und grundstzlich
die Flchen vllig entblt seien, dann sollte Ge- durch die ganze Pflanzung hindurchziehende
menge 1 im Frhjahr angest werden, der Anfall Gedanke, Obstpflanzung, macht erforderlich,
im August grn untergepflgt und Gemenge 2 im dass man sich bei den Rainpflanzungen auf die
September verwendet werden. Die Ernte von 2 Bsche der Gesellschaft Obst verlegt. Erxleben
bliebe dann im nchsten Frhjahr dem Landwirt, hat hierbei zu stark den Gedanken bodenstn
der dann mit Kartoffeln, Mais oder Hackfrchten diger Waldpflanzen verwendet, so dass neben
als Folgefrchten arbeite.159 diesen Obstbumen unmittelbar zu stark wach-
sende baumartige Bsche wie Hainbuchen,
Die Obstbaumpflanzungen Linden, Ahorn, Eichen wachsen, anstelle von
In diesem Bereich sollten die Landwirtschafts- Windrosen, Hartriegel, Hasel, Weissdorn, Brom-
dienststellen entscheiden. Auf neuen Flchen beeren usw.162
sollten Mostobstsorten wie Weilersche Most-
birne angepflanzt werden. Bei den Bauwerken Informativ sind in diesem Zusammenhang auch
sollten grokronige Obstsorten wie Rheinischer die Merkbltter des Generalinspektors fr das
Bohnapfel, Roter Eiserapfel oder der Schne von deutsche Straenwesen in Bezug auf den Auto-
Boskop zum Einsatz kommen. bahnbau. Sie sollten einen einheitlichen Kenntnis-
stand zwischen den Landschaftsanwlten herstel-
Ballenpflanzungen starker Bume len und wurden meist von A.Seifert verfasst. Wie
und Strucher als Sofortmanahme bereits ausgefhrt, wurden die Erkenntnisse des
Da man aus Tarnungsgrnden nicht immer auf Straenbaus auf den Westwall bertragen.
das Wachsen der Bume warten knne, kmen
auch Ballenpflanzungen in Frage. Bei Waldpflan-
zungen sollten die Altersklassen gemischt wer-
den.160
41
Merkblatt 1 stellte grundstzlich fest: Das Boden Die Frage, was von den Landschaftsanwlten ge-
stndige muss gesucht und zur Grundlage alles pflanzt wurde, kann somit wie folgt beantwortet
neuen Schaffens gemacht werden. Denn nur das werden:
Bodenstndige wchst von allein, braucht keine
Pflege, ist gesund und wchsig und wider alle Die Landschaft wurde als lebendiger Organismus
Schden und Krankheiten gefeit.163 angesehen. Dieser sei ursprnglich ohne den
menschlichen Eingriff gesund. Das werde aller-
Das Bodenstndige habe den Vorteil, dass es dings im Zuge des menschlichen Wirkens in der
die geringsten Pflegekosten und die langfristigste Natur in Frage gestellt und berdeckt. Pflanzen-
Bepflanzung darstelle. Es habe auerdem die soziologische Untersuchungen sollten deshalb
Wirkung, dass es die Landschaft gesunden lasse fr den entsprechenden Ort die Kenntnis ber
und ganz im Sinne der Blut-und Boden-Ideologie die ursprngliche Vegetation, die als boden-
sei: Dieser Organismus Landschaft, etwas Leben- stndig angenommen wurde, erarbeiten. Die
diges also, wird aus dem Gleichgewicht gebracht, Pflanzungen sollten versuchen, diese Vegetation
also krank, wenn ber ihn eine rein vom rechnen wieder herzustellen, weil sie
den Verstand konstruierte Kraftfahrbahn mit
ihren gewaltigen Maen und Massen hinwegge die Landschaft gesunden lasse,
zogen wird. Und er wird nicht dadurch gesund, die Menschen darin zu einer willensstarken
dass man die wunden Stellen mit Rose- und Volksgemeinschaft prge,
Fliederhecken oder mit Rhododendron dekoriert. aufgrund der Ursprnglichkeit die Bepflan-
Das sind untaugliche Mittel wie Spaliere an Um- zungen am widerstandsfhigsten und damit
spanntrmen oder Schminke in einem unreinen auch am wenigsten pflegeintensiv seien.
Gesicht. In einer kranken Landschaft aber wchst
kein gesundes Volk.164 Es msse das regional Das bedeute aber auch, dass fremdlndische
Standorttypische herausgearbeitet werden, so Pflanzen per se abzulehnen seien. Diese Aufgabe
dass die Masuren nicht Oberbayern, Hessen umzusetzen sei aber nicht jedem Grtner mg-
nicht dem Schwarzwald glichen, aber doch alles lich, sondern nur einer kleinen Elite, der der Land-
Deutschland sei.165 schaftsanwlte, welche zur ntigen Einfhlung in
die deutsche Landschaft fhig sei. Auerdem
Diese Perspektive beinhaltete die Ablehnung knne es kein Schema geben, da die pflanzen-
von fremdlndischen Pflanzen. Es gab jedoch soziologischen Untersuchungen von Ort zu Ort
auch Ausnahmeflle: in der sogenannten Kultur variierten.
steppe, also intensiv landwirtschaftlich genutz-
ten Landschaften, die ohnehin krank sei und in Dass es sich hier um eine ideologische Argu-
der die deutsche Seele keine Heimat finde, seien mentation handelte, muss nicht betont werden.
Alleen, Hecken und sogar auslndische Gehlze H.Kster vermerkt zur Methode der Pflanzen
akzeptabel, denn alles Grn, das hier gedeihe, sei soziologie korrekt: Die Pflanzensoziologie wurde
ein positiver Beitrag.166 von politischer Seite falsch eingeschtzt;
sie ist eine Methode, mit der im Gelnde erfate
Pflanzenbestnde charakterisiert werden kn-
nen, aber sie ist nicht dazu geeignet, den Grad
163 Der Generalinspektor fr das deutsche Straenwesen (Hrsg.): der Natrlichkeit einer bestimmten Vegetation
Merkblatt 1. Die landschaftliche Eingliederung der Reichsauto- festzulegen.167
bahn. o. O. o. D. Typoskript. (Deutsche Nationalbibliothek Sig.
L: SB 5173 24). S.4/5
164 Ebenda S.1
167 H. Kster: Der Staat als Herr ber die Natur und ihre Erforscher.
165 Ebenda S.6/7 In: J. Radkau, F. Uektter (Hrsg.): Naturschutz und Nationalsozi-
166 Ebenda alismus. Frankfurt am Main 2003. S.59
42
Als bodenstndig sah A.Seifert im Alpenvor- Die Bepflanzung der Bschungen, die mit dem
land an: Fichten, Buchen, Birken und als Unter- Aushub beim Bau geformt wurden, war bei den
holz Weissdorn, Berberitze, wolliger Schneeball. Autobahnen wie beim Westwall ein wichtiges
Liguster, Heckenkirsche, Schlehe, Pfaffenhtchen Thema. Hier ging man folgendermaen vor. Die
mit Eberesche und Birken als berstnder. Auch Landschaftsanwlte bestimmten aus den Vorort
die Wildbirne eigne sich. In den mrkischen Kie- verhltnissen der Natur im Benehmen mit den
fernwldern dagegen galten z.B. Eichen, Kiefern, staatlichen landwirtschaftlichen Beratungsstellen
Besenginster als bodenstndig.168 und den Saatzuchtvereinigungen die Samenmi-
schung fr die Begrnung.
168 Der Generalinspektor fr das deutsche Straenwesen (Hrsg.):
Merkblatt 1. S.5/6
43
Es ging ihnen dabei vor allem um die Wider- fhren und gewerbepflichtig sein. Die gelieferten
standsfhigkeit der entstehenden Vegetation und Pflanzen mussten der ersten Gteklasse der Gte-
zustzlich um die Mglichkeit der Bienenweide. bestimmungen der Fachgruppe Baumschulen
des Reichsnhrstandes entsprechen. Bodenart
Deshalb sollten wo mglich auch Kleearten gest und Klimagebiet mussten in der Ausschreibung
werden. War der Boden nicht sehr trocken und bercksichtigt werden, und die gelieferten
nicht sehr sauer, so wurde Weissklee, auf feuch- Pflanzen mussten diesen mindestens zwei Jahre
ten, rauhen Bden Schwedenklee, auf trockenen ausgesetzt gewesen sein.
Kalkbden Hornschotenklee, auf nassen Bden
Sumpfschotenklee, auf nichtkalkreichen Mineral- Bei Pflanzung waren die entlang der Baustelle
bden Gelbklee, auf kalkhaltigen Bden mit bin- entstandenen Komposte ins Pflanzenloch beizu-
nenlndischem Klima die Luzerne, auf trockenen mischen.172
Kalkbden die Esparsette angest. Der Imkerbund
steuerte zu den Grasmischungen Thymian, Wie- Da die Pflanzplne nur in Ausnahmefllen den
sensalbei und Natternkopf bei.169 Standort jeder einzelnen Pflanze mastblich
angeben knnen, werden sie durch mndliche An-
Fr den Westwall wurde allgemeiner entschieden: gaben des Landschaftsanwaltes oder der von ihm
Rasen wurde von Gartenfirmen angest, wobei Beauftragten auf der Baustelle ergnzt bzw. erlu-
die Saatzusammensetzung nach biologischen tert.173 Der Unternehmer musste das Anwachsen
Grundstzen herzustellen sei, da sonst innerhalb eines Jahres garantieren.174
wieder Fremdkrper in die Landschaft eingebracht
werden.170 Ein weiterer wichtiger Punkt war fr A.Seifert die
Erhaltung von Bumen und Wldern bei einer
Die Zusammensetzung des Rasens folgte den gleichzeitigen Bevorzugung von Laubwldern.
rtlichen Gegebenheiten aus Boden, Klima, Wenn es Bume oder Gehlze in der freien Feld-
Feuchtigkeit. Die Pflanzungen seien nach flur gbe, dann seien diese zu erhalten und die
bodenstndigen Gesichtspunkten und den natr- Autobahn nahe daran vorbeizufhren. Die Wlder,
lichen Pflanzengemeinschaften aus dem jewei die konomisch genutzt wrden und damit nach
ligen Landschaftsraum zu entwickeln.171 A.Seiferts Auffassung krank seien, wrden sogar
durch die Reichsautobahnen gesnder werden,
Auch ber die konkrete Umsetzung bei den weil an ihnen ja Waldstreifen mit bodenstndi-
Reichsautobahnen sind wir informiert. Beim gen Laubholzkulturen gepflanzt wrden. Diese
Westwall ist sicher anzunehmen, dass das Verfah- wrden den Anfang der Gesundung des Waldes
ren ebenso verlief. darstellen. Natrliche Waldrnder seien zu er-
halten und Wlder in der Nhe von Grostdten
Die Bauleitung entwarf fr die Bauabschnitte seien unantastbares Volksgut.175
Lose. Der das Los Erwerbende musste der Fach-
gruppe Gartenausfhrende des Reichsnhrstan-
172 Der Generalinspektor fr das deutsche Straenwesen (Hrsg.):
des angehren, seit einem Jahr seinen Betrieb Merkblatt 14. Vergebungsgrundlagen fr Pflanzarbeiten und
Pflanzenlieferungen an den Reichsautobahnen. Berlin W8, den
7.3.1934. Typoskript. (Deutsche Nationalbibliothek Sig. L: SB
169 Architekt Alwin Seifert: Reichskraftbahnen landschaftliche 5173 24). S.1/2
Eingliederung. Merkblatt 5: Berasung der Bschungen. Abschrift. 173 Ebenda S.2
Mnchen 42, den 25.4.1934. Typoskript. (Deutsche Nationalbib- 174 Ebenda S.1
liothek Sig. L: SB 5173 24). S.1
175 Der Generalinspektor fr das deutsche Straenwesen (Hrsg.):
170 W.Hirsch an A.Seifert vom 25.9.1938. Anlage: Allgemeine Ge- Die landschaftliche Eingliederung der Reichskraftfahrbahnen.
sichtspunkte fr die Tarnung in Verbindung mit der Landschaft. Berlin W8, den 25. Juli 1934. Typoskript. (Deutsche Nationalbi-
S.3 bliothek Sig. L: SB 5173 24). S.13
171 Ebenda
44
Exkurs: Reinhold Txen (1899 1980) Vegetationskartierung die Wlder in dem Zustand
Grundlagenforschung fr Naturschutz und eingetragen, in dem sie sich hypothetisch befin
Landnutzer im Nationalsozialismus den wrden, htte der Mensch nicht Einfluss auf
sie genommen. Auerdem entwickelte er die
entsprechenden Rasenmischungen zur Begrnung
Zum besseren Verstndnis des bisher Aufgefhr-
der Flchen.178
ten soll hier ein kurzer Exkurs zu R.Txen erfol-
gen. Woher kam seine groe Bedeutung fr den
Zudem wuchs sein Stab an MitarbeiterInnen. An
nationalsozialistischen Naturschutz?
den entsprechenden Kartierungen waren folgende
Personen beteiligt. Agricola, Athenstdt, Becker,
Aus den Ergebnissen dieser Arbeit ergibt sich, dass
Frau Buck-Feucht, Burghardt, Diemont, Ellenberg,
der Aufstieg R.Txens eng mit dem A.Seiferts
Hlscher, Knapp, Kragh, Lohmeyer, Preising, Frl.
verbunden war. A.Seifert bentigte fr seine Ent-
von Rochow, Sauer Wagner.179 Einige dieser
scheidungen, was anzupflanzen sei, einen Refe-
Personen standen damals am Beginn ihrer beruf
renzzustand welche Pflanzen waren ursprng-
lichen Ttigkeit.
lich im Sinne der Blut-und Boden-Ideologie und
welche hatten die hchste Chance, langfristig
bei geringem Pflegeaufwand bei den gegebenen
Klima- und Bodenverhltnissen zu bestehen?
178 Ebenda
Diese Fragen glaubte er in den Arbeiten von R.T- 179 Ebenda S.76. Die Zahl der MitarbeiterInnen fr die pflanzen-
xen beantwortet zu sehen. soziologischen Kartierungen im Deutschen Reich war sehr
gro. Leider besteht bis dato keine bersicht, so dass fr die
aufgefhrten Namen nur wenige Hinweise zu finden waren.
Dadurch, dass R.Txen bereits beim Reichsauto- Im Rahmen dieses Forschungsauftrages wurde nur eine kurze
bahnbau mitwirkte, also in der Zeit des National- Internetrecherche durchgefhrt, die kaum Belege, aber Hin-
weise ergab: Die Biologin und Vegetationskundlerin Gertrude
sozialismus sehr frh den hohen Stellenwert als Buck-Feucht (19112006) war offenbar im Umkreis der Wrt-
Berater gewann, drfte in diesem Fall die Ein- tembergischen Naturaliensammlung zu verorten. (http://www.
schtzung des oft sehr selbstbewusst auftreten- leo-bw.de/web/guest/detail//Detail/details/DOKUMENT/wlb-
blb_labi/2854072/Gertrud+Buck-Feucht++1911-2006+%3B+-
den und damit sehr vorsichtig zu beurteilenden Forstbotanikerin+und+Pflanzensoziologin+-+N+B%C3%B-
A.Seifert zutreffen, er habe R.Txen entscheidend 6hling;jsessionid=5D4A584BF1C5616BF187F3E01F0A2555).
Diemont knnte W. H. Diemont sein, der zusammen mit
in seiner Laufbahn gefrdert.176 Umgekehrt war G.Sissingh, V.Westhoff 1954 eine Schrift mit dem Titel
R.Txen die Chance durchaus bewusst, die ent- Die Bedeutung der Pflanzensoziologie fr den Naturschutz
stand, als er beim Autobahnbau mitwirken durfte. herausgab. (Vgl. W. H. Diemont, G. Sissingh, V. Westhoff: Die
Bedeutung der Pflanzensoziologie fr den Naturschutz. o. O.
Fachlich urteilte er z.B.: Durch diese den obers- 1954.). Mit Ellenberg knnte Heinz Ellenberg angesprochen
ten Bauleitungen und ihren Landschaftsanwlten sein, der in der weiter unten beschriebenen Forschungsstaffel
Schulz-Kampfhenkel ttig war und nach 1945 ein wichtiger
zur Verfgung gestellten Karten und ihre ausfhr- Botaniker und Naturschtzer wurde. (vgl. http://de.wikipedia.
liche Erluterungen werden Unterlagen gewon- org/wiki/Heinz_Ellenberg). Bei Knapp knnte es sich um
nen, fr die standortgeme und damit dem Rdiger Knapp handeln (19171985), der nach 1945 fr Botanik
und Pflanzensoziologe bedeutsam wurde. (es.wikipedia.org/
Gesamtbild der Landschaft harmonisch sich ein- wiki/R%C3%BCdiger_Knapp), wie auch Lohmeyer, bei dem
fgende Bepflanzung der Mittel- und Randstrei- es sich um Wilhelm Lohmeyer handeln knnte. (http://www.
tu-berlin.de/?143029&tx_ttnews[tt_news]=688&tx_ttnews-
fen, sowie der Bschungen und Einschnitte .177 [backCat]=62tationskundler). Auf Gert Kragh wird weiter
Dabei wurden entlang der Trassen alle Pflanzen- unten noch eingegangen. Preising ist sicher der Garten- und
gesellschaften kartiert und gem Grundsatz der Landschaftsgestalter sowie Pflanzensoziologe Prof. Ernst
Preising, der nach 1945 eine zentrale Bedeutung im Natur-
schutz Niedersachsens hatte. ( http://de.wikipedia.org/wiki/
176 A.Seifert: Ein Leben fr die Landschaft. S.71/72 Ernst_Preising). Frl. Dr. M. von Rochow ist nach 1945 im Umfeld
177 R.Txen: Aus der Arbeitsstelle fr theoretische und angewandte des Geobotanischen Forschungsinstituts Rbel in Zrich ttig.
Pflanzensoziologie der Tierrztl. Hochschule Hannover. Weiteres ist nicht bekannt. Diese Hinweise stehen natrlich un-
Ein Ttigkeitsbericht von Reinhold Txen. (Sonderdruck aus dem ter dem Vorbehalt, dass die Namen korrekt zugewiesen wurden
92. und 93. Jahresbericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu und sollen nur Anhaltspunkte fr weitere Recherchen in Bezug
Hannover). Hannover 1942. S.74/75 auf die Genannten geben.
45
Aber auch F.Todt war von R.Txens Arbeit ber- 1933 erhielt die Arbeitsstelle den Auftrag von
zeugt und frderte ihn sukzessive. Als 1940 durch Landeshauptmann Ludwig Gessner (NSDAP)
die politischen Annektionen und militrischen (18861958), die gesamte Provinz Hannover zu
Eroberungen der zu bearbeitende geographische kartieren nach Ansicht von R.Txen das ma-
Raum immer grer wurde, legte F.Todt eine gebliche Pilotprojekt fr den Durchbruch der
Aufgabenteilung fest. R.Txen habe in der Ver- deutschen Pflanzensoziologie als Disziplin. Hier
gangenheit ebenso wie Forstdirektor Arthur Baron stand neben dem wissenschaftlichen Anspruch
von Kruedener (18691951) in Mnchen Pflanz- auch ein praktisches Ziel im Vordergrund. Es ging
plne fr die Streckenkartierung der Autobahnen zustzlich um Erkenntnisse ber die optimale
und ingenieursbiologische Arbeiten vollzogen. wirtschaftliche Nutzung eines Gebietes (z.B.
R.Txen solle sich in Zukunft im Altreich nur Grnlandwirtschaft). 1939 erreichte er eine wei-
noch den pflanzensoziologischen Arbeiten widmen. tere Institutionalisierung seines Arbeitsgebietes:
Die OBLs wrden die Karten im Mastab 1:2000 Die Zentralstelle fr Vegetationskartierung des
zu Verfgung stellen, so dass die entsprechen- Reiches.181
den Ergebnisse eingetragen werden knnten.
A.von Kruedener (18691951) bekam dagegen Bei R.Txen arbeiteten offensichtlich Persn-
als Forschungsstelle fr Ingenieur-Biologie des lichkeiten des Naturschutzes mit, die nach 1945
Generalinspektor fr das deutsche Straenwesen einflussreiche Positionen besetzten. Zum Beispiel
alle ingenieurbiologischen Aufgaben wie Befesti- Heinz Ellenberg, Konrad Buchwald, Gert Kragh,
gung von Bschungen, Felshngen, Beseitigung Ernst Preising und Gerhard Franz Josef Schmit
von Rutschungen, die Bewltigung von Sicker- hsen. E. Preising promovierte zu den Rasenmi-
wasser, Uferbefestigungen usw. bertragen. Und schungen bei den Reichsautobahnen.182 R.Txen
er begutachtete und betreute in Zukunft auch die stellte in der Folge seine pflanzensoziologischen
Schutzwaldstreifen bei entsprechenden Bauten.180 Erkenntnisse nicht nur dem Naturschutz, sondern
Inwieweit diese Aufgabentrennung wirklich einge- auch allen anderen Landnutzern wie der Land-
halten wurde, ist fraglich. ber A.von Kruedeners wirtschaft, der Wasserwirtschaft, Forstwirtschaft
Ttigkeit ist noch nicht viel bekannt. oder der Stadtplanung zur Verfgung.183
46
Noch nicht klar ist, inwieweit auch die SS die zu einseitig verfochten wird.185 Gerade der letzte
entsprechenden Karten beauftragte. R.Txen Satz aus dem Mund eines Nationalsozialisten ist
erwhnte 1942: In der Nhe von Auschwitz der Erwhnung wert.
(Ost-Oberschlesien) wurde von einem greren
Gebiet eine Vegetationskartierung als Grundlage In Bezug auf die Bodenstndigkeit von Pflanzen
der Neuordnung aller Wirtschaftsverhltnisse im Bereich der menschlichen Siedlungen sei
hergestellt. (*24, Bearbeiter, Frl. von Rochow, noch auf folgenden Vorgang verwiesen: A.Speer
Sauer, Tx., 1:25000).184 Was beinhaltete diese beauftragte im Februar 1940 eine Reihe von Spe-
Neuordnung aller Wirtschaftsverhltnisse? zialisten, um eine wissenschaftlich abgesicherte
(vgl. Kap. 3.1.). Empfehlung zu erhalten, welche fremdlndischen
Gehlze und grtnerischen Zchtungen im Zuge
R.Txens Verhltnis zum Nationalsozialismus ist des Umbaus Berlins angepflanzt werden drften.
bisher ungengend untersucht. Fest steht jedoch, R.Txen, aber auch H.Wiepking-Jrgensmann,
dass er in dieser Zeit Karriere machte und mit A.Seifert, ein gewisser Heintz, der sich als Leiter
seiner damaligen Ausprgung der Methode der der Garten- und Landschaftsgestaltung in Salz
Heutigen potenziellen natrlichen Vegetation gitter und in Wolfsburg als fhig erwiesen hatte,
einen wichtigen ideologischen Baustein zur und der fanatische Nationalsozialist Josef Pertl
scheinbaren Verwissenschaftlichung der Blut-und (18991989) wurden um unabhngige Stellung-
Boden-Ideologie beitrug. Dieser Baustein wurde nahmen gebeten. Jedem wurde fr die Erledigung
auch am Westwall von der Theorie in die Praxis des Auftrages 2000 RM in Aussicht gestellt.186
berfhrt. Erst im April 1941 lagen alle Gutachten vor.
Leider sind die Listen der Pflanzen selbst nicht
Zum Abschluss dieses Exkurses sei noch der Hin- mehr erhalten, aber es gibt Hinweise auf die
weis erlaubt, dass F.Todt durchaus auch eingriff, theoretischen Grundlagen: So empfahl A.Seifert
wenn er den Eindruck hatte, die Pflanzensoziolo- ausschlielich bodenstndige Rassen einhei-
gie wrde zu fundamentalistisch interpretiert. mischer Anzucht.187
So wandte er sich 1940 gegen das Abholzen einer R.Txens Hinweise sind ausfhrlicher: Er nann-
Kastanienallee, eine Manahme, die ein Land- te zunchst Anforderungen an die Auswahl der
schaftsanwalt empfohlen hatte, weil sie nach der Pflanzen: Sie mssten sthetischen Anforderun-
Pflanzensoziologie R.Txens an dem entsprechen- gen entsprechen, insbesondere der Harmonie
den Ort nicht stehen drfe. der Gesellschaft vor Ort wie auch den besonde-
ren Lebensansprchen der Stadt (Klima, Boden,
F.Todt fhrte aus: Kein wrdiger, anstndiger Rauch, Anforderungen des Verkehrs. usw.), sie
Baum mit schner Krone und gutem Wuchs darf drften nicht leicht verwildern, nicht bertr-
entfernt werden, auch nicht wenn er etwa nicht ger von Schdlingen und sollten ihrerseits selbst
zur Pflanzengemeinschaft der Umgebung pat. resistent dagegen sein. Giftpflanzen wren zu
In so unmittelbarer Nhe der menschlichen Sied- meiden.188
lung sind Theorien der Pflanzensoziologie nicht so
berechtigt wie im unberhrten Landschaftsraum. 185 Der Generalinspektor fr das deutsche Straenwesen an die
Obersten Straenbaubehrden der Lnder. Berlin W 8, den
Eine blhende Kastanie erfreut das Auge Tausen- 27.Januar 1940. BBL/Akte NS 026/001191. S.1
der, auch wenn sie im Forstenrieder Park nach der 186 Vgl. BBL/R 4606/1605. Bei Heintz handelt es sich ziemlich
Theorie Txens am falschen Platz steht. Jede sicher um Wilhelm Heintz, zu dem aber keine weiteren Daten
Theorie fhrt zum Extrem, sobald sie zu eng und vorliegen. Vgl. G. Grning, J. Wolschke-Bulmahn: Grne Biogra-
phien. S.138 / zu J. Pertl Ebenda S.287
187 Ebenda
188 R.Txen: Vorschlge fr die Verwendung auslndischer Ge-
184 Ebenda S.78/79 hlze fr die Anlagen der Reichshauptstadt Berlin. Hannover
47
Er betonte, dass bisher die Meinung des Gestalters 2.5 Blut-und Boden-Ideologie am Westwall
oft allein entscheidend fr die Auswahl gewesen Die Einfgung der Militranlage
sei. Die Frage nach dem Standort ist bisher fast in das Landschaftsbild
nur empirisch, d.h. durch mehr oder weniger
systematisch ausgewertete Versuche zu lsen Auf die Blut-und Boden-Ideologie der Natio-
versucht worden. Fr viele Arten kann aber heute nalsozialistInnen im Zusammenhang mit dem
die Pflanzensoziologie mit grundstzlich neuen Westwall wurde bereits kurz oben eingegangen.
Gesichtspunkten fr diese Probleme, sowohl die Ideologische Perspektiven waren:
knstlerischen wie die kologischen, wesentliche die Blut-und-Boden-Ideologie als ideeller
Hilfe leisten. Wir wissen, dass jede Pflanzenge- Mutterboden fr Pflanzentscheidungen;
sellschaft in sich nach Formen und Farben ihrer Geodeterministische Auffassungen im Sinne
Glieder vllig harmonisch ist. Ebenso bilden die von Beeinflussung des deutschen Menschen
kologischen und geographischen sich naheste- in Psyche und Physis durch die Landschaft.
henden Gesellschaften einer in Klima und Boden Landschaft als lebendiger Organismus;
einheitlichen Landschaft untereinander eine Ablehnung von nicht-bodenstndigen
groe Einheit.189 Pflanzen.
48
wurde, war nachvollziehbar. Es zeigt sich aber schwierig, da hier alles auffalle, was der Mensch
dadurch auch, wie kompatibel Militr und Natur- hinzufge.196
schutz aus dieser Perspektive waren.
Vielmehr wandte er sich den bergangstypen
Unterschiedliche Landschaftstypen erforderten der Landschaft zu: Weinberge, Gartenland, Grn-
somit entsprechende Manahmen. Bei der und Parkanlagen, auf die sinngem diese Richt
Tarnung der Feld- und Wiesenlandschaften sah linie anzuwenden ist. 197
W.Hirsch z.B. in der berdeckung der Bunker
anlagen mit der lokalen Feldbauart eine gute Tar- Zwei Jahre spter zog W.Hirsch nach dem fr die
nungsmglichkeit. Wrde z.B. ein Bunker gebaut, NationalsozialistInnen erfolgreichen Frankreich-
so wrden nach Beendigung der Baumanahmen feldzug eine Bilanz und richtete sein Interesse auf
z.B. Feld- und Obstgehlzreihen, die durch die die Wunden, die dem Landschaftsorganismus
Manahme unterbrochen worden waren, wieder durch den Bau des Westwalls und die Kriegshand-
geschlossen.194 Dass damit eine sogenannte grne lungen zugefgt worden waren eingedenk der
Wehrlandschaft entstand, wird weiter unten nun tatschlich vorhandenen planerischen Mg-
erlutert (vgl. Kap. 3). lichkeiten, die durch die Evakuierung der Gebiete
entstanden waren.
Ein zweiter Punkt war die Zielformulierung
W.Hirschs, umfangreiche Neupflanzungen in vllig Der Westwall ist und bleibt fr alle Zeiten ge
leergerumten Gebieten vornehmen zu knnen, schichtlicher Boden. Er wird zur geschichtlichen
die sich dann organisch in die Landschaft ein- Gre deutschen Schaffens, wenn nach der
passen wrden.195 Diese Perspektive beinhaltet technisch-militrischen Grotat in gleicher Gre
bereits den Kern totalitrer Planung, da sie den die kulturelle Tat des Wiederaufbaus der wund
Zugriff auf den Raum voraussetzt, ohne die Rechte gewordenen Landschaft folgt.198 Es gehe in Zu-
der bestehenden Bevlkerung zu bercksichtigen. kunft nicht darum, die Bauwerke des Westwalls
Das fhrt zur Frage, inwieweit die Planungen am nur erdbaulich und pflanzlich in das Gefge
Westwall fr den Generalplan Ost relevant wa- der Umgebung einzugliedern, sondern es gehe
ren, der die verbrecherische NS-Landschaftspla- um die Schaffung eines harmonischen Gesamt-
nung umfasste, die fr die eroberten Ostgebiete landschaftsraums.199
vorgesehen war. Auch dies wird weiter unten
ausgefhrt werden (vgl. Kap. 5.2). Es gebe nun zwei Arten von Gebieten: Erstens:
Die, in denen die alte Landschaft noch vorherrsche
Der Gedanke, mit den Neupflanzungen Landschaf- und die Befestigungsanlagen weiter eingefgt
ten mit Grnbrcken zu verbinden, fhrt zudem werden mssten. Und zweitens die, die nun durch
zum heutigen Begriff des Biotopverbundes. die Befestigungsanlagen dominiert wrden.
Der erste Fall umfasse die Mehrzahl der Gebiete.
Bei der Tarnung der Waldgebiete sah W.Hirsch Es sind Befestigungsanlagen in Wldern, an
1938 keinen so groen Handlungsbedarf. Ergn- bewachsenen Hngen, am Rande von Siedlungen,
zungspflanzungen aus der direkten Umgebung auf Einzelbunker oder solche in geringer Zahl im Feld
der Grundlage des entsprechenden Mutterbodens oder an den Straen. Hier ist die Eingliederung
wrden ausreichen. Fr die Tarnung in Wildland- leicht mit den erdbaulichen und pflanzlichen Mit-
schaften wie z.B. Mooren, also in vom Menschen teln der Landschaft durchfhrbar. In den meisten
nicht beeintrchtigten Landschaften, hatte er
196 Ebenda. S.2/3
zunchst keine Vorschlge. Das sei besonders
197 Ebenda S.3
198 W.Hirsch an A.Seifert. 17.11.1940. Anlage: Der Westwall in
194 Ebenda seinem landschaftlichen Aufbau. S.1
195 Ebenda 199 Ebenda
49
Fllen ist dies heute schon dank der landschafts- Hecken. Im Landauer Gebiet sollten z.B. die auf
verbundenen Arbeiten, durch erdbauliche Arbeiten, den ckern befindlichen Weidenkulturen auf die
durch die Begrnung mit Rasen oder Buschwerk Hckerlinien umgepflanzt werden. 204 1941 prfte
oder durch Gebude-Tarnungen geschehen. G.Erxleben, ob hier nicht Sanddorn angepflanzt
Die Landschaft hat diese Anlagen schon wieder werden konnte, auch um einen Beitrag zur Vita
in ihrem Gefge aufgenommen, ohne dass das minversorgung der Bevlkerung zu leisten. 205
darber schweifende Auge einen Eingriff fhlt. Dabei setzte er wohl auf den kologischen Son-
Die durchgefhrten oder noch durchzufhrenden derstandort, den der Beton bot. Werden auer
Pflanzungen werden in wenigen Jahren alle Wun- diesen Bndern noch in der Tiefe des Raumes Auf-
den geschlossen haben.200 lockerungen auf frei liegenden Bschungen durch
Pflanzungen von Hecken, Buschgruppen und
Die zweite Art der Landschaften hier wurden vor Einzelbumen vorgenommen, so wird eine orga-
allem die Gebiete um Landau, Pirmasens, Hom- nische Pflanzung in die Landschaft hineingetragen
burg, St. Wendel-Saarbrcken, Trier und Aachen und der jetzige sture Zug der Hckerhindernisse
genannt erfordere dagegen viel umfassendere verschwindet.206 Tankgrben, Stauweiher und
Manahmen. Hier erwachsen die Aufgaben, die Entwsserungsgrben207 sollten in die Land-
Gebiete in einen anderen nutzbringenden Cha- schaft eingegliedert, Talhnge wie im Felsalptal
rakter umzuwandeln.201 Obstbaugebiete, die sollten wiederbewaldet werden. Abgedeckte Fl-
aber bisher im Ackerbau genutzt wurden, sollten chen sollten mit Mutterboden besetzt oder, wenn
nun landschaftsgebundene Obstbaumanlagen nicht vorhanden, dann zur Beschleunigung der
bekommen. Andere, die dazu nicht geeignet Sukzession mit Pionierpflanzen wie Erlen besetzt
schienen, wrden aufgeforstet oder zur Weide- werden, Steinbrche und Sandgruben seien zu
landschaft umgewandelt. 202 Einmal mehr folgten schlieen und zu begrnen. 208
diese Ausfhrungen der damaligen Auffassung
der deutschen Pflanzensoziologie und zeigten mit Auf langen Hhenzgen oder Gelndewellen
der Negierung der Bedrfnisse der ortsansssigen ziehen sich vielfach in greren oder kleineren
Bevlkerung eine totalitre Auffassung der Abstnden Bunkerbauten hin. Sie sind nie als
Planung bis hin zur Stdteplanung auf dem Rei- Einzelbauwerke zu behandeln, sondern in ihrer
brett. In der Nhe stdtischer oder drflicher Gesamtheit im Zuge dieser Hhenzge oder
Siedlungen sind in Verbindung mit dem Stdtebau Gelndewellen. Bei nherer Reihung dieser Anla-
oder der Dorfentwicklung mustergltige Klein- gen sind sie als zusammenhngende Bschungs-
gartensiedlungen und Kraut- und Obstgrten pflanzungen feldrainmssig zu begrnen.209
anzustreben. Die Umpflanzung der Bunkeranlagen
durch Hecken, Obststrucher, Schlinggewchse Bei Einzelbunkern sollte folgendermaen verfah-
und Anbringung von Holzwerk wird diese bald in ren werden: Je nach Charakter der Landschaft
ihrem jetzigen Charakter verschwinden lassen.203 werden sie als Obstpflanzungen auszubilden sein,
Die Hckerlinien stellten sich als besondere Her- vielfach ist es zu empfehlen als kleine Waldpar-
ausforderung dar. Eine Sprengung kam aus finan- zellen eine Aufforstung vorzunehmen, so dass
ziellen Grnden nicht in Frage, und Mutterboden verstreut im Feld liegende Fasanerien entstehen,
zur bererdung war bei ihrem Bau nicht zurck-
gestellt worden. Deshalb pldierte W.Hirsch 204 Ebenda S.3
auch hier fr den Einsatz von Buschgruppen und 205 Guido Erxleben an A.Seifert. Essen-Recklinghausen. 9.4.1941.
Akte F1b/127 BAS. S.1
206 W.Hirsch an A.Seifert. 17.11.1940. Anlage: Der Westwall in
200 Ebenda S.1/2 seinem landschaftlichen Aufbau. S.3
201 Ebenda S.2 207 Ebenda S.3
202 Ebenda 208 Ebenda S.3/4
203 Ebenda 209 Ebenda S.4/5
50
die dem Feld wesentlich Nutzen bringen.210 Innen am ehemaligen Westwall durchfhren.
Um diese wiederum zu tarnen, sollten auch unab- Dass die geplanten Pflanzungen am Westwall
hngig davon Bsche und Bume auf den Feldern dafr geeignet waren, durch die landschaftliche
gepflanzt werden. 211 Integration bzw. Verbindung der Einzelbestand
teile zu einem Biotopverbund zu polymerisieren,
Aber auch fr die durch die Kriegshandlungen am wird mehr als deutlich. Damit stellen sich weitere
Westwall zerstrten Drfer wollte W.Hirsch seine anspruchsvolle Fragen: Wie sind die kleinrumigen
Mitarbeiter im Sinne der Blut-und-Bodenideologie Manahmen an den Bunkern, Hckerlinien usw.
einsetzen. An dem jetzt begonnen Wiederaufbau einzuschtzen? Sind sie hnlich gelagert? Bauen
der Drfer und Stdte hat der Landschaftsanwalt sie faktisch auf entsprechenden Pflanzungen auf?
mitzuarbeiten und fr entsprechende Grnge- Sind die Bunker und militrischen Einrichtungen
staltung zu sorgen. Die hier im Umbau befind- als Grundlage fr wilde Natur zu bezeichnen?
lichen Drfer mssen Musterdrfer werden.212 Heute wird sicher nicht das Werk der national-
Das bezog sich auch auf die Linienfhrung und sozialistischen Landschaftsanwlte von damals
Begrnung des Straennetzes und die fachliche durch die biologische Vernetzung weiterverfolgt.
Begleitung der notwendigen Umlegungen zur Aber reicht dieser pauschale Hinweis? Wre es
Neuordnung des Agrarbesitzes (z.B. Pflanzung nicht hilfreich, diese Unterschiede klar zu benen-
von Hecken). 213 nen? Welche ethischen Fragen stellen sich?
Wenn man hier die Landschaft nicht plane, so Fr die Beantwortung dieser Fragen wre es
W.Hirsch, dann passiere das Gleiche wie in den hilfreich, nach verbliebenen Spuren der Ttigkeit
Gebieten, die im Ersten Weltkrieg in Frankreich der Landschaftsanwlte im Gelnde zu suchen.
verwstet wurden. Dort seien sie versteppt, Aber auch unabhngig von der Umsetzung in die
verbuscht oder der Nutzwert sei verloren ge- Landschaft stellen sich diese Fragen grundstzlich.
gangen. Die darin lebenden Menschen knnen Mit dem bisher Ausgefhrten und besonders mit
zu keinen willensstarken Menschen heranwach- den beiden genannten Dokumenten zeigt sich,
sen.214 Genau das sollte nach W.Hirsch die dass die Landschaftsanwlte nicht nur die Grn-
Landschaftsplanung verhindern: Sie schafft die tarnung des militrischen Bauwerkes auf der
Sicherung und gesunde Entwicklung der Zukunft Grundlage der Blut-und-Bodenideologie vollzo-
der dort lebenden Deutschen.215 Umsetzen gen, sondern auch raumplanerische Ziele verfolg-
sollten das eine neue organisatorische Einheit, die ten. Dabei soll hier noch einmal unterstrichen
Landschaftsmter, die mit der Gauverwaltung, werden, dass wir uns zeitlich am Ende des Jahres
dem Militr, dem Reichsnhrstand, den Forsten 1941 befinden. Polen, die Tschechoslowakei,
und Kultur- und Wasserbaumtern Fhlung haben Frankreich usw. waren bereits erobert, aufgeteilt
wrden. In diesen Landschaftsmtern wrden bzw. besetzt worden. Damit bekommt der ehe
die Landschaftsanwlte federfhrend ttig sein. 216 malige Westwall eine weitere Dimension, die
Es wre interessant, diese Manahmen mit den auch durch die folgende Frage des Forschungs
jenigen zu vergleichen, die heute Naturschtzer- auftrags angesprochen wurde.
51
3. GAB ES WECHSELWIRKUN
GEN ZWISCHEN DEN
PLANUNGSREGELN FR
DEN WESTWALL UND DENEN
DES REICHSKOMMISSARIATS
FR DIE FESTIGUNG DEUT
SCHEN VOLKSTUMS (RKF)
FR DIE EINGEGLIEDERTEN
OSTGEBIETE?
WER WAR INVOLVIERT?
52
d.h. eine Bauweise, die der nationalsozialistischen menschlu der bisher noch getrennten Ortsteile
Blut-und-Boden-Ideologie entsprach. angestrebt. Den geplanten Ortskern, der den
Dorfmittelpunkt darstellt, umsumen das Ge-
So war z.B. Tnsdorf an der lothringisch-franzsi- meinschaftshaus und die neue Schule. Die neue
schen Grenze von August bis September 1940 von Kirche, die als Ersatz fr die alte gesprengte Kirche
der Zivilbevlkerung gerumt worden. Der dortige neu errichtet ist, erhlt an erhobener Stelle am
Kewelsberg war Ort starker militrischer Ausein Waldrand bei Mitteltnsdorf ihren neuen Stand-
andersetzungen. Das Gemeindegebiet wurde ort. Als Ersatz fr den alten Friedhof, der zwischen
von Drahtverhauen, Panzer- und Minensperren, 2Hauptverkehrsstraen liegt, ist im Anschlu
Grabenstellungen, Unterstnden, Stollen und Bat- an die Kirche ein Friedhof vorgesehen. Die Sport
teriestellungen durchzogen. Das bedeutete, dass anlage inmitten des Waldes ist bereits vorhanden,
z.B. Drnagen zerstrt, Gemarkungssteine weg mu aber ausgebaut werden. Bei der Neugestal-
gerumt oder Feldwege beschdigt worden waren. tung des Dorfes soll die bodenstndige Bauweise
Es gab zudem whrend der Kampfhandlungen weitgehend bercksichtigt werden.221
einen massiven Beschuss des Dorfes. Aufgrund
dieser Schden an Bausubstanz und Feldmark traf Die Gemeinde Tettingen-Butzdorf im Kreis Saar
der Neuordnungserlass auf Tnsdorf voll zu. 218 burg hatte das gleiche Schicksal wie Tnsdorf.
Die Gemarkung und der Ortskern selbst sind
Die Neuplanung war mglich, umfasste aber nicht derart von Bunkerbauten und sonstigen militri
nur die materiellen Schden, sondern auch die schen Anlagen durchzogen, dass der durch den
Gemeinde selbst. Das Dorf hatte ursprnglich Bau dieser Anlagen und durch die spter geschaf-
eine kleinbuerliche Struktur mit Zusatzverdienst fene Riegelstellung bedingte Verlust an land-
der Bevlkerung in auerlandwirtschaftlichen wirtschaftlich wertvoller und unentbehrlicher
Bereichen oder in anderen landwirtschaftlichen Nutzflche viele Bauern und Landwirte in den
Unternehmen. 77 Betriebe mit weniger als 2ha, Ortschaften Tettingen und Butzdorf, in denen der
40 Betriebe mit weniger als 2 bis 5 ha, 10 Betriebe landwirtschaftliche Kleinbetrieb berwiegt, in ihrer
mit weniger als 5 bis 10 ha und 9 Betriebe mit we- Existenz gefhrdet hat.222 Tettingen-Butzdorf
niger als 10 bis 20 ha waren vorhanden gewesen. sollte nun ebenfalls ein Musterdorf werden. 223
Insgesamt umfasste die Gemeinde 537 ha, davon
409 ha Acker-, Wiesen und Grasland und 128ha Ein weiteres Beispiel war die Gemeinde Bschen-
Waldungen. 219 dorf. Sie war ebenfalls durch Kampfhandlungen
fast vllig zerstrt worden und wurde zur Neu-
Entsprechend dem Wunschbild des Reichsnhr- ordnung angemeldet. Das ganze Dorf sollte nun
stands sind im Neuordnungsplan fr die Gemeinde 600 Meter entfernt von seiner ursprnglichen
Tnsdorf vorgesehen: 14 Erbhfe bis 22,5ha, Lage wieder aufgebaut werden.224 Die neue Dorf
8Landwirte bis 10 ha, 56Arbeiterlandwirte unter lage ist weitgehend aufgelockert geplant. Bei
5ha. Die Auslaufbetriebe verbleiben im Ortskern. jedem Erbhof liegen ca. 3ha Land. Die am weitest
Die Erbhfe sind, sofern sie eingeengt liegen, an gelegenen Hfe sind von der Dorfmitte in einem
der Peripherie des Dorfes neu anzulegen.220 Und: Radius von 500 Meter entfernt gelegen. Neben
Im Neuordnungsplan wurde eine weitgehende den Gemeinschaftsbauten gruppieren sich die
Auflockerung des Dorfbildes und ein Zusam- kleineren Betriebe der Arbeiterlandwirtschaft und
53
Handwerker um den Dorfkern. Zur Verschne- Zerstrte oder beschdigte Drfer wurden als
rung des Dorfbildes ist neben einem gerumigen Mustergemeinden neu aufgebaut.
Dorfanger mit Grnflchen unter Verwendung
eines Bachlaufes ein Dorfweiher (angelegt) vorge- Der Reichsnhrstand nahm dabei deutlichen
sehen.225 Einfluss auf den Neuordnungsplan.
Es wurde bei den Planungen mglichst auf
Hier wird deutlich, dass auch fr die Landschafts- die bestehende Dorfstruktur aufgebaut.
anwlte und die Grtnerfirmen entsprechende Die Wirtschaftsstruktur wurde auf die national-
Aufgaben vorgesehen waren. sozialistischen Erbhfe ausgerichtet und eine
umfassende Flurbereinigung vorgesehen.
Im Bundesarchiv lsst sich die Zahl der Neuord- Die Blut- und Boden-Ideologie stand als
nungsgemeinden in den einzelnen Landkreisen Konzept im Hintergrund (Erbbauer/boden-
meist ohne Probleme nachvollziehen. Die Akte stndige Bauweise).
R4601/1965 beinhaltet z.B. die Aufstellungen Das Vorhaben fhrte auch zur Modernsierung
aller 18 Gemeinden im Landkreis Pirmasens, die einzelner Bestandteile des Dorfes.
als Neuordnungsgemeinden anerkannt waren.
Die Unterlagen zeigen, welche Gebude in den Bercksichtigt man die im Einleitungstext
einzelnen Gemeinden zerstrt worden waren. beschriebene rassenbiologische Selektion der
Manche Orte galten als total zerstrt. 226 in diese Rume zurckflieenden Bevlkerung
Juden im Sinne der NS-Rassegesetzgebung
Letzteres fhrte auch zu Artefakten der Erinne- z.B. durften nicht zurckkehren und den Zeit-
rung. 227 Jakob Karl Kuster malte Knstlerkarten zu punkt der Planungen, dann wird deutlich, dass
kriegszerstrten westmrkischen Grenzdrfern, A.Dixs Urteil: Der Westwall ist eines der Bau-
die als Postkartensammlung erhltlich waren. werke, an dem sich die immer weiter ausdehnen-
Darunter Schweigen am Deutschen Weintor, Hilft den Umbau- und Neuordnungsplanungen der
im Sdwesten von Pirmasens, Schweir, Krppen NS-Diktatur gewissermaen kristallisierte.229
im Kreis Pirmasens, Hornbach, sdlich von Zwei- vllig zutrifft.
brcken, Brenschelbach, Bliesdalheim, Herbitz-
heim, Naweiler, Leidingen (westlich Saarlautern) Damit kann auch die in diesem Zusammenhang
und Biringen (westlich des Merziger Beckens). gestellte Forschungsfrage nach der Vorbildfunk
Bei Krppen im Kreis Pirmasens war vermerkt, tion der Beispielsplanungen fr die neuen Dorf
dass es neu aufgebaut wurde, nachdem es vllig landschaften seitens der SS bzw. nach den sog.
zerstrt worden war. 228 Landschaftsregeln beantwortet werden.
Somit wird deutlich: Mit dem Hinweis auf die SS ist der bei H.Himmler
Nach dem Frankreichfeldzug ergaben sich neue in seiner Funktion als Reichskommissar fr die
Aufgaben fr die Raum- und Landschaftsplanung Festigung des deutschen Volkstums angesiedelte
sowie die Flurneuordnung am Westwall. Planungsstab angesprochen. Hier arbeiteten
Naturschtzer und Planer daran, die landschaft
liche Gestaltung der eingegliederten Ostgebiete
225 Ebenda S.3
nach 1939 vorzubereiten, um deutschen Siedle-
226 Vgl. BBL/Akte R 4601/1965/ Fr Saarbrcken: BBL/Akte R
4601/1966
rInnen in diesem neuen Lebensraum eine ihrer
227 Jakob Karl Kuster: Zwischen Westwall und Maginotlinie. Kriegs- deutschen Seele entsprechende Umgebung
zerstrte westmrkische Grenzdrfer. 12 Knstlerkarten. RM.1 zu schaffen. Sie zogen dabei auch die Vertreibung
(Postkartensammlung, hrsg. v. Die deutsche Arbeitsfront/ NSG
Kraft durch Freude d. Gaus Saarpfalz. Kaiserslautern o. D.). S.2/3
recto 229 A.Dix: Der Westwall im Rahmen von Raumplanung und Struk-
228 Ebenda turpolitik in der NS-Zeit. S.59
54
der ansssigen Bevlkerung in Erwgung; teilweise Am 15.11.1940 formulierte W.Hirsch in Der
wurden die Plne auch durchgefhrt. Fhrende Westwall in seinem landschaftlichen Aufbau.
Naturschutzexperten durchreisten in diesem Zu- seine Vorstellungen konkret. 232
sammenhang im staatlichen Auftrag die erober-
ten Gebiete, kartierten Pflanzen, untersuchten Am 26.11.1940 erlie H.Himmler die Allge-
Tierpopulationen, schtzten die Landschaft ein meine Anordnung Nr. 7/II des Reichsfhrers SS
und wiesen Naturschutzgebiete aus. Die Rck- Reichskommissar fr die Festigung deutschen
sichtnahme auf die dort ansssige Bevlkerung Volkstums. Betr: Grundstze und Richtlinien fr
war fr sie ohne Bedeutung. 230 den lndlichen Aufbau in den neuen Ostgebie-
ten. 233 Sie betraf Bodenordnungen mit der Vor-
Die hnlichkeit der Konzeptionen und Ma- stellung eines Erbbauerntums und Dorfplanungen
nahmen wird aus dieser Beschreibung mehr als mit einem Hauptdorf sowie einigen von diesem
deutlich. Die Erfahrungen aus dem Versuchs- abhngigen Drfern mit je 300 bis 400 Einwoh-
raum Westwall hatten deutlichen Einfluss auf nern. Wichtige Bestandteile des Hauptdorfes
die Ausarbeitung des von der SS vorgesehenen waren: 1. Das Parteihaus mit kleinem Feierraum,
Generalplan Ost. Zwar wurden die Vorstellun- den Dienstrumen der Partei, ihrer Gliederungen
gen weiterentwickelt und an die anderen Verhlt- und angeschlossenen Verbnde mit Gesundheits-
nisse in den eroberten Ostgebieten angepasst. station, der drflichen Verwaltung mit Kindergar-
Aber grundlegende Inhalte wurden am Westwall ten usw. 2. Bauten der Erziehung und krperlichen
bereits erprobt. Ertchtigung. 3. Gaststtte mit Saal. 4. Gebude
fr gemeinschaftliche Wirtschaftszwecke.
Werfen wir hierzu noch einen Blick auf die Durch die Bildung dieser Baugruppe entsteht der
temporre Abfolge der Quellen. W.Hirsch hatte Aufmarschplatz; gegebenenfalls kann auch der
seine ersten Gedanken am 22.9.1938 in Form Sportplatz als Aufmarschplatz dienen Ins Dorf
der Allgemeinen Gesichtspunkte fr die Tar- gehrt grundstzlich ein Glockenturm.234
nung in Verbindung mit der Landschaft gefasst.
H.Himmler erlie als Reichskommissar fr die 1942 wurde die Allgemeine Anordnung Nr.7/II
Festigung deutschen Volkstums am 11.10.1939 um die Allgemeine Anordnung Nr. 20/VI/42 des
erste vorlufige Planungsrichtlinien.231 Hier wird Reichsfhrers SS, Reichskommissars fr die Fes
deutlich, dass der Ausbruch des Zweiten Welt- tigung deutschen Volkstums, ber die Gestaltung
krieges die Mglichkeit zu totalitrer Raum- und der Landschaft in den eingegliederten Ostgebie-
Landschaftsplanung schuf. Im Gegensatz zur ten vom 21.12.1942, die sogenannten Land-
Ostfront hatte man am Westwall bereits seit schaftsregeln, in Bezug auf die Gestaltung der
1938 Planungserfahrung sammeln knnen. Landschaft erweitert. 235 Ziel war es, eine Nutz-
55
und eine Wehrlandschaft zu initiieren und Der entsprechende Erfahrungsschatz beeinflusste
die Grngestaltung innerhalb der Siedlungs tatschlich die Landschaftsregeln des General-
flche zu regeln. Auch hier stand die Vorstellung plan Ost. Die Allgemeine Anordnung Nr. 7/II
von der Landschaft als Organismus, die Blut-und H.Himmlers liest sich wie eine Ausdifferenzierung
Boden-Ideologie mit ihrem geodeterministischen der Vorstellungen W.Hirschs. Er, A.Seifert und die
Zusammenhang von Landschaft und physischer brigen Landschaftsanwlte hatten bereits genug
sowie psychischer Ausprgung der in ihr lebenden Kompetenzen fr die Gestaltung einer Wehr-
Menschen als Ideologie im Hintergrund. Die neu landschaft und die Einfgung militrtechnischer
zu besiedelnden Rume sollten ein unserer Infrastruktur in die Landschaft gesammelt. Es
Wesensart entsprechendes Geprge erhalten, ist nachgewiesen, dass dieses Know How bei der
damit der germanisch-deutsche Mensch sich hei- Entstehung der Landschaftsregeln einfloss. 239
misch fhlt, dort sehaft wird und bereit ist, diese
seine Heimat zu lieben und zu verteidigen. 236 Wie die einzelnen Personen konkret zusammen-
arbeiteten, ist in diesem Projekt schwer zu klren.
Schon 1939 hatte Walther Schoenichen (1876 Zunchst ist festzustellen: Es ist nicht bekannt, ob
1956), der ehemalige Leiter der Reichsstelle fr W.Hirsch in die verbrecherischen Planungen des
Naturschutz, in seiner Publikation Biologie der Generalplan Ost involviert war. Es ist eigentlich
Landschaft versucht, die Wehrlandschaft in nicht zu erwarten. Denn eine der im Planungs-
aus heutiger Sicht absurder Art biologistisch zu stab H.Himmlers wichtigsten Personen, Heinrich
beschreiben. Da auch Tiere Extremitten wie Friedrich Wiepking-Jrgensmann (18911973),
Hrner als Abwehrorgane htten, die an der der Sonderbeauftragte des Reichsfhrers SS fr
Peripherie der wichtigsten lebenserhaltenden Teile Fragen der Landschaftsgestaltung, entwickelte
des biologischen Krpers lgen wie z.B. dem Hirn, sich zum Intimfeind A.Seiferts. 240 Er gab bereits
gbe es auch eine Wehrlandschaft, die ein Volk 1940 gegenber A.Speer sein Interesse an der
seinen ueren Feinden entgegenstelle, wie z.B. wehrpolitischen Bedeutung von Pflanzungen kund
undurchdringliche Wlder. 237 Interessanterweise und wetteiferte in der Folge um die Zustndigkeit
stellte der Autor auch einen direkten Bezug zum in diesem Gebiet. Nach dem Tod F.Todts, der
Westwall her, in der Modellvorstellung fraglos das seine Hand immer ber die Landschaftsanwlte
Exempel einer Wehrlandschaft mit seinen in gehalten hatte, sah H.F. Wiepking-Jrgensmann
die Landschaft eingefgten militrischen Bauten den Zeitpunkt gekommen, die Landschaftsanwlte
und umgeben von nationalsozialistischen Muster als einflussreiche Akteure auszuschalten was
drfern: Die Franzosen haben an der Ostgrenze aber nicht gelang. (vgl. Kap.5). 241 Vielmehr traf
ihres Landes ihre Maginot-Linie; und das Deutsche
Reich besitzt seit kurzem an der West- und an
239 Zitat: Die Landschaftsregeln wurden in der Planungsabteilung
der Ostgrenze eine stellenweise bis 50 km tiefe des RKF auf der Grundlage eines Entwurfs von WIEPKING erar-
Verteidigungslinie, ,durch die niemand durch- beitet (vgl. Mding 1943:27). Sie entstanden in Diskussionen
zwischen dem Sonderbeauftragten WIEPKING, dem Abtei-
kommt.238 lungsleiter MEYER und dem Referenten des Planungsamtes fr
Landschaftspflege und Landschaftsgestaltung, Mding, unter
Hinzuziehung von Reprsentanten u.a. des Reichsforstamtes
deutschen Volkstums ber die Gestaltung der Landschaft in den und des Generalinspektors fr das deutsche Straenwesen
eingegliederten Ostgebieten von Erhard Mding. Berlin 1943. G. Grning, J. Wolschke-Bulmahn: Die Liebe zur Landschaft. Teil
S.5062 III. Der Drang nach Osten. Zur Entwicklung der Landespflege im
236 E.Mding: Regeln fr die Gestaltung der Landschaft. Einfhrung Nationalsozialismus und whrend des Zweiten Weltkrieges in
in die Allgemeine Anordnung Nr. 20/VI/42 des Reichsfhrers SS, den eingegliederten Ostgebieten. S.114/115
Reichskommissars fr die Festigung deutschen Volkstums ber 240 G.Grning, J.Wolschke-Bulmahn: Grne Biographien. Biogra
die Gestaltung der Landschaft in den eingegliederten Ostgebie- phisches Handbuch zur Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhun-
ten von Erhard Mding. Berlin 1943. S.51 derts in Deutschland. Berlin, Hannover 1997. S.415419
237 W.Schoenichen: Biologie der Landschaft. Neudamm, Berlin 241 Vgl. Akte BBL/Akte R 4606/1605/ Jeong-Hi Go: Herta Ham-
1939. S.36/37 merbacher (19001985). S.30 / W.Hirsch an A.Seifert am
238 Ebenda S.38. 18.2.1943. Akte F1b/131 Hirsch BAS. S.1
56
man sich immer wieder, u.a. bei der Landschafts- und bepflanzt werden solle. So entstehe der
planung in und um Auschwitz. (vgl. Kap.3.1) Eindruck eines natrlichen Rains. Die Steilwand
leite dann ber zu dem Hang, auf dem die Bau-
Dieser Zusammenhang zeigt, dass das Reichskom- werke 2 bis 8 stnden. Dieser solle vollstndig
missariat fr die Festigung deutschen Volkstums bewaldet werden. An der Ostseite von Bauwerk1
zwar nicht an den Landschaftsanwlten selbst, wrde die Weiterfhrung des Gehlzstreifens bis
sehr wohl aber an ihrem Know-How interessiert zum vorhandenen Weinberg erfolgen und in eine
war. Da deren Wissen und Methoden aber kriegs- lockere Weiterfhrung mit Obstbumen mnden.
wichtig waren und unbestreitbar auf der Ideologie Der nach Norden verlaufende Feldweg wrde mit
des Nationalsozialismus futen, konnte es sie Windschutzhecken versehen, die dann den Wald-
sicher nur dann beerben, wenn es deren Funktion streifen in das Gelnde fortsetzten. 242
besser erfllen wrde. Das knnte auch die hohe
Ausdifferenzierung der Landschaftsregeln, fr Alle 60 Bauwerke wurden nun Teil einer Konzep-
die die Arbeiten am Westwall eine Grundlage tion, die als Wehrlandschaft bezeichnet werden
dargestellt hatten, begrnden. kann. 243
57
ressengebiet, in dem nur sie Verfgungsgewalt die die zuerst geschilderten Mistnde im Lager
hatte. ein Dreck sind. In nchster Zeit wolle er sich in
Auschwitz selbst alles einmal ansehen.246
Die Grnde lagen in Aspekten der Sicherheit
(keine Untersttzung der Bevlkerung fr Flch- Dies ist ein weiterer Hinweis fr die Einordnung
tige) und der Mglichkeit der konomischen der bereits oben genannten Vegetationskar-
Ausbeutung der Gefangenen. tierung R.Txens zur Neuordnung aller Wirt-
schaftsverhltnisse, die 1941/1942 stattfand.
Am 1.3.1941 besuchte H.Himmler Auschwitz Es ging wohl darum, theoretische Grundlage fr
und befahl, dass um das Lager landwirtschaftliche die landschaftlichen und landwirtschaftlichen
Betriebe und Produktionssttten einzurichten Vernderungen, die in der Folge vor allem durch
seien. Gesttzt durch scheinbar unerschpfliche ZwangsarbeiterInnen aus Auschwitz erfolgten
Geldquellen wurde Auschwitz und seine Umge- (Vernichtung durch Arbeit), zu schaffen. Einer
bung zu einem Experimentierfeld der Germanisie- der Kartierer war O. Saur, ber den R.Txen im
rung im Sinne des Generalplan Ost. 245 Februar 1942 vermerkte: Nach der Autobahn-
kartierung bei Halle wurde Freund Saur fr die
Die riesige landwirtschaftliche Flche wollte die Kartierung eines groen Gutes bei Auschwitz
SS nutzen. Bereits seit Bestehen des Lagers waren eingesetzt, wo in der Hauptsache Ackerflchen
Hftlinge in der Landwirtschaft in der Umgebung und Grnland zu kartieren waren. Von seinen
des Lagers eingesetzt, nach der Aussiedlung der Erlebnissen dort erfahren wir: ,Heute stolperte
Polen aus dem ,Interessengebiet boten sich jedoch ich bei Dunkelheit fast vom Weichseldamm ber
neue Mglichkeiten. Lagerkommandant H Birkenau bis zum K.Z., hatte aber auch besonderes
schilderte nach Kriegsende Himmlers Reaktion Pech.' 247 Des Weiteren schildert er als Unglck,
auf einen Bericht, den H im November 1940 dass sein Pferd nicht mehr weiter zu bewegen
ber die Probleme des Lagers erstattet hatte: war, er es gegen ein Fahrrad eintauschen musste,
,Sein Interesse wurde erst rege, als ich ber das das in der Folge aber auch kaputt ging. Ich war
Gesamtgebiet sprach und an Hand von Karten der reinste Hans im Glck und zog auf Schusters
erluterte. Er war sofort ganz anders. Lebendig Rappen weiter.248
ging er gleich ans Planen und gab eine Weisung
nach der anderen oder notierte, was alles auf Nach diesen auch fr die Reichsautobahnen und
diesen Lndereien entstehen sollte: Auschwitz den Westwall blichen theoretischen Grund
wird die landwirtschaftliche Versuchsstation fr lagenarbeiten erfolgte dann typischer Weise der
den Osten. Dort sind die Mglichkeiten, wie wir Einsatz der Landschaftsanwlte zur Gestaltung
sie bisher in Deutschland nicht hatten. Arbeits- des Gebietes. Das muss wohl bereits 1942 statt-
krfte sind genug vorhanden. Jeder nur not- gefunden haben. Denn Die Abteilung Landwirt-
wendige landwirtschaftliche Versuch mu dort schaft des Lagers besttigte nmlich am 12. Juli
durchgefhrt werden. Viehzucht aller Art und 1943, da der Landschaftsanwalt Werner Bauch
Rassen, die von Bedeutung sind. Vogel [Leiter der aus Jnitz bei Plauen die Planung fr die
Landwirtschaftsabteilung III D1 im Hauptamt
Verwaltung und Wirtschaft] soll sich sofort um
Fachkrfte bemhen. Die Teichwirtschaft anstau-
246 W.Benz, M.Bistrovic, C.Curio, B.Distel, F. Jahn, A.Knigseder,
en und die Lndereien trockenlegen, den Weich- B.Mihok, V.Walter: Auschwitz. In: W. Benz, B. Distel (Hrsg.):
seldamm bauen, da gibts Schwierigkeiten, gegen Der Ort des Terrors. Geschichte der Konzentrationslager. Bd.5.
Mnchen 2007. S.85
245 W.Benz, M.Bistrovic, C.Curio, B.Distel, F. Jahn, A.Knigseder, 247 Offz. O. Saur. In: 11. Rundbrief im Februar 1942. Akte Rundbrief
B.Mihok, V.Walter: Auschwitz. In: W.Benz, B.Distel (Hrsg.): (Pers). Teil 9. 1941 bis 13 (1943). Bibliothek des Bundesamts fr
Der Ort des Terrors. (Geschichte der Konzentrationslager. Bd.5). Naturschutz Bonn. S.56
Mnchen 2007. S.8385/ S.Steinbacher: Auschwitz. S.55. 248 Ebenda
58
Bepflanzung der Grnen Grenze zwischen dem Am 31. 8.1942 schrieb er an A.Seifert: In Ausch
Lager und der Stadt abgeschlossen habe. Im witz, wo nach der bevorstehenden Genehmi-
Oktober verlangte der Lagerkommandant dann gung unserer endgltigen Landschaftsplanung
auch das Pflanzen eines Grngrtels um die diese Dinge erst voll anlaufen werden, wird sich
Krematorien I und II: Es soll ein natrlicher Ab vieles in der gewnschten Richtung verwirkli-
schlu zum Lager hin erreicht werden. Fr die chen lassen.252 A.Seifert kam auch persnlich
Bepflanzungen wurde das Material ber weite in seiner Funktion als Reichslandschaftsanwalt
Strecken geliefert. So ist zum Beispiel eine Rech- nach Auschwitz. 253
nung der Firma Wirtz & Eicke, Frankfurt-Rdel-
heim, berliefert, die am 25. April 1942 Pflanzen Aber auch H.Wiepking-Jrgensmann als Son-
fr 2.289 RM geliefert hatte.249 derbeauftragter des Reichsfhrers SS fr Fragen
der Landschaftsgestaltung in den eingegliederten
Werner Bauch (19021983) war ein Landschafts Ostgebieten war bei Planungen in Auschwitz
anwalt, der beim Reichsautobahnbau im Raum sehr aktiv. Zudem vergab er eine einschlgige
Dresden seine Erfahrungen gesammelt hatte und Diplomarbeit an einen gewissen Max Fischer mit
1943 in dieser Funktion fr den Raum der Bes- dem Titel Grnplanung und die Gestaltung der
kiden zustndig war. Sein geodeterministisches Stadt und des Raumes Auschwitz, die auch fertig
Gedankengut war leicht mit der NS-Ideologie gestellt wurde. 254
kompatibel. So erluterte er 1942. Denn jede
echte Kultur wurzelt in der Kraft und dem geis- S.Steinbacher ordnet entsprechende Ttigkeiten
tigen Gefge ihrer Landschaft. Die durchseelte folgendermaen ein: Unbeeindruckt vom
Heimat bildet Wesen und Antlitz des Menschen, Geschehen im Lager, machten Gartengestalter,
der Asphalt unorganisch aufgeblhter, natur Landschaftspfleger und Botaniker Auschwitz zum
entbundener Grostadt verbildet, verlscht die Experimentierfeld ihrer Forschungen.255
Schrfe stammes- und heimatgewachsener
Prgung. Es ist der Freisinn der Bergbewohner Damit wird deutlich, dass das Know-How, das
nicht in der Steppe zu denken, deren Weite den die Landschaftsanwlte unter der Fhrung
Menschen zwischen Schwermut, Unruhe und von A.Seifert beim Bau der Reichsautobahnen
Leidenschaftlichkeit gefangen hlt.250 und des Westwalls sammelten, in der Folge
umfangreich angewendet wurde bis zum Zent-
Fr den Ausbau des Nebenlagers von Auschwitz rum des Holocausts: Auschwitz.
Raisko erstellte er eine Planung, in der die land-
schaftliche Eingliederung der Produktionssttten Der Westwall muss in diesem Zusammenhang
mglich wurde. 251 auch als Sprungbrett fr die Landschaftsanwlte
verstanden werden fr die Zusammenarbeit mit
der Wehrmacht, aber auch mit den paramilit
rischen Organisationen der NSDAP, darunter die
Organisation Todt und die SS.
249 N.Gutschow: Ordnungswahn: Architekten planen im einge- 252 Zitiert nach S.Steinbacher: Musterstadt Auschwitz. Germani-
deutschten Osten 19391945. Basel 2014. S.123 sierungspolitik und Judenmord in Ostoberschlesien. (Darstellun-
gen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz Bd. 2). Mnchen
250 W.Bauch, Landschaftsanwalt: Grngestalterische Kulturarbeit
2000. Funote 250. S.247
an Reichsautobahnen. Vorwort. In: Gartenkunst. Zeitschrift fr
Garten-, Landschafts- und Friedhofsgestaltung. 55. Jg. (1942). 253 Ebenda S.246/247
S.17 254 Ebenda S.246
251 N.Gutschow: Ordnungswahn. S.139 255 Ebenda S.247
59
4. WISSENSTRANSFER:
DIE TARNUNG
MILITRISCHER ANLAGEN
IM GESAMTEN DEUTSCHEN
EINFLUSSBEREICH
DER WEHRMACHT
UND DER SS.
Die Arbeit der Landschaftsanwlte am West- wurde (wie z.B. den ,Atlantikwall, V-Abschu-
wall blieb nicht auf dieses militrische Objekt basen, U-Bootbunker und andere militrische
beschrnkt. Vielmehr entwickelte sich das Bau- Projekte fr den Bau von Straen, Brcken,
werk zum Ausgangspunkt ihrer wirtschaftlich Eisenbahnlinien, Industrieanlagen usw.).256
attraktiven Ttigkeit im gesamten national-
sozialistischen Einflussbereich. Entscheidende F.Todt wurde 1940 von A.Hitler zum Reichs
Weichenstellungen waren der Erfolg der Orga- minister fr Bewaffnung und Munition und
nisation Todt am Westwall und ein Machtzu- 1941 zum Generalinspektor fr Wasser und
wachs von F.Todt selbst. H.Singer stellt fest: Energie berufen, was einen deutlichen Macht-
Grere Projekte des NS-Staates wurden seit zuwachs bedeutete, weil er damit die Kontrolle
Mitte 1940 nicht mehr ohne die Organisation ber die Bereiche Elektrizitt, Gas und Wasser
Todt geplant und durchgefhrt. Sie organisierte erhielt. 257
zudem den Nachschub fr die Wehrmacht und
betrieb den Wiederaufbau zerstrter Gebiete. In der erstgenannten Funktion sorgte F.Todt
Mit der Organisation Todt (OT) entstand eine dafr, dass die Landschaftsanwlte eine Art
umfangreiche und weitverzweigte Bauorgani- Monopol bei militrischen Bauten erhielten.
sation, die in Deutschland und whrend des
Zweiten Weltkrieges in den deutsch besetz- 256 H.Singer (Hrsg.): Entwicklung und Einsatz der Organisation
Todt. S.4
ten Gebieten sowie in den unter deutschem
257 Ebenda S.348 / E.Klee: Das Personenlexikon zum Dritten
Einflu stehenden Lndern fr die im Reichs Reich. Wer war was vor und nach 1945. (Fischer Taschenbuch
interesse liegenden Bauvorhaben eingesetzt Nr.1684). Frankfurt a.Main 2003. S.627
60
Sie sollten fr die entsprechende landschaft- Projekt Einde. Gegenberstellung von
liche Eingliederung sorgen, aber auch fr bisherigen und zuknftigen M.G.-Stnden.
Erholungsgrnflchen fr die ArbeiterInnen. 258
A.Seifert hatte schon seit 1939 versucht,
F.Todt davon zu berzeugen, dass die Land-
schaftsanwlte auch fr den Bau von Wasser-
straen einen wichtigen Beitrag liefern konn-
ten. 259 Mit der neuen Machtflle F.Todts als
Generalinspektor fr Wasser und Energie ergab
sich fr sie somit ein weiteres Arbeitsfeld. 260
61
5. AUSDEHNUNG
DER TTIGKEIT DER
LANDSCHAFTSANWLTE
AUF DIE VON
DER WEHRMACHT
BESETZTEN GEBIETE UND
NEUE STRUKTUREN
Es ist verstndlich, dass mit dem Tod von F.Todt Die pflanzsoziologischen Untersuchungen dafr
und dem Auslaufen der Arbeiten am Westwall die leistete brigens wiederum R.Txen. 262 In Bezug
Landschaftsanwlte die Gefahr sahen, dass ihre auf die Zustndigkeit wurden die Landschafts-
hervorgehobene Position in Frage gestellt werden anwlte nach dem Tod von F.Todt so wie die
knnte. Doch das Gegenteil war der Fall. gesamte Organisation Todt nun A.Speer unter
geordnet. 263
5.1 Atlantikwall
5.2 Besetzte Ostgebiete
Ende 1942 wurde die Arbeit der Landschafts-
anwlte auch auf den Festungs-, Straen- und Des Weiteren wurden die Landschaftsanwlte
Bahnbau in Norwegen bertragen. Hier stand die auch in den besetzten Ostgebieten ttig.
Errichtung des Atlantikwalles von Nordnorwegen ber die Ttigkeit in Auschwitz hinaus (vgl.
bis in die Biskaya an. W.Hirsch fragte unter den Kap.3.1) wissen wir bisher nur wenig aus den
Kollegen nach, wer bereit wre, den Schritt in den Rundschreiben, die W.Hirsch fr die Lieben
Norden zu vollziehen. Einige folgten dem Ruf. 261 Kameraden verfasste. Menschenverachtung
261 W.Hirsch an die Landschaftsanwlte [Breloer, Erxleben, 262 Vgl. z.B. R.Txen: Tarnung (Frankreich). Photos. Ohne Datum.
Hoemann, Max. K.Schwarz, Worpswede bei Bremen, Birkenhof In: Bundesamt fr Naturschutz. Akte 328. In: Bibliothek des
und Josef Leibig, Straburg, Tauler Ring] am 26.10.1942. Akte Bundesamts fr Naturschutz in Bonn. Bestand Txen.
F1b/131 Hirsch BAS. S.1 / W.Hirsch an A.Seifert. 28.12.1942. 263 A.Seifert an den Reichsminister fr Bewaffnung und Munition
Akte F1b/131 Hirsch BAS. S.1 am 18. 2.1943. Akte F1b/131 Hirsch BAS. S.1
62
allgemein und Antisemitismus im Besonderen 5.3 Die Forschungsstaffel
scheinen hier allerdings deutlich auf. Hildebrand Schulz-Kampfhenkel 267
267 Hier war leider nur die schmale Basis der Sekundrliteratur in
sterreich auswertbar, da nach Aussagen der Autoren alle Un-
terlagen offenbar im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen sind.
264 Liebe Kameraden: [Rundschreiben von W.Hirsch an die Land- Vgl. E. Bhm: Aufbau und Einsatz der Forschungsstaffel z.b.V.
schaftsanwlte.] 8.11.1939. S.2. Hervorhebungen im Original In: E.Boehm, W.Brucklacher, W.Pillewizer: Luftbildinterpreta-
265 o. A. an W.Hirsch. 7.2.1940. Akte F1b/131 Hirsch BAS. S.1 tion und Gelndevergleich. Die Ttigkeit der Forschungsstaffel
266 A.Seifert an W.Hirsch. 24.7.1944. 2 S. Akte F1b/131 Hirsch BAS. von 1943 1945. In: sterreichische Akademie der Wissen-
S.1/ Zu E. Koch vgl. E. Klee: Das Personenlexikon zum Dritten schaften. (Berichte und Informationen Nr. 8). Wien 1989. S.7.
Reich. S.322 268 Ebenda S.9/10
63
Mitglieder der Forschungsstaffel z.b.V., Sie werteten Kartenmaterial aus, ber das sie
zivile Forscher und Gste als Teilnehmer selbst verfgten und das ber Luftbilder ergnzt
an der Tagung ber Luftbild-Interpretation
bei Zeiss-Aerotopograph wurde. 272 Die Forschungsstaffel verfgte ber
vom 20. bis 23. Juni 1944 in Jena zwei Flugzeuge. 273
64
Aber auch wissenschaftlich war dieser Ansatz 5.4 Spezialauftrge
interessant. Die Ergebnisse der pflanzensoziolo-
gischen Untersuchungen wurden direkt mit den Whrend des Zweiten Weltkrieges erhielten die
Luftbildern und deren Grauwerten gekoppelt, Landschaftsanwlte Spezialauftrge. So bekam
so dass man nach und nach offenbar dazu fhig W.Hirsch die Aufgabe, das Fhrerhauptquartier
wurde, die Bodenverhltnisse direkt aus den Luft- im Frankreichfeldzug zu tarnen. 280
bildern zu ersehen. 277
A.Seifert teilte mit, dass er den Auftrag erhalten
Und es entstanden Netzwerke: So war Gerhard habe, A.Hitlers Garten in dem Haus zu planen
Franz Josef Schmithsen (19091984) wissen- und zu bauen, das sich dieser nach dem Zweiten
schaftlicher Verbindungsoffizier der Forschungs- Weltkrieg einzurichten gedachte. 281 Im Mrz
staffel und stellte die Kontakte zu den Universi- 1945 war A.Seifert allerdings von der Machtelite
tten und Forschungseinrichtungen her, whlte des NS-Staates nicht mehr so begeistert und
entsprechendes Personal aus und systematisier- versuchte sich abzusetzen. Ich habe Todt schon
te die Forschungsergebnisse. 278 Kein Wunder, vor Jahren gesagt, dass wir alle das werden aus-
dass er als Professor und Grnder einer univer- baden mssen, was uns ein kleiner Teil unserer
sitren Schule dazu prdestiniert war, nach dem Volksgenossen damals anfing, einzubrocken.282
Zweiten Weltkrieg die naturrumliche Gliede-
rung Deutschlands, die fr den Naturschutz W.Hirsch dagegen hielt dem Nationalsozialis
nach wie vor von groer Bedeutung ist, zu schaf- mus bis zum Ende den Steigbgel. Am 10. 8.1944
fen. Aus der methodisch gebten Vogelperspek- erhielt er den Befehl vom Generalkommissar
tive der Forschungsstaffel Schulz-Kampfhenkel fr Sofortmanahmen beim Reichsminister fr
war diese Einteilung naheliegend. 279 Rstung und Kriegsproduktion Edmund Geilen-
berg (19021964), die Tarnungsmanahmen
Aus historischer Sicht sind zwei Ergebnisse fest im gesamten Deutschen Reich zu bernehmen.
zuhalten. Dafr trommelte er sofort die in der OT ttigen
Landschaftsanwlte zusammen und verteilte
Die Landschaftsanwlte wurden in der For- an sie die Aufgaben. Das waren Werner Bauch,
schungsstaffel direkt Teil des militrischen Josef Breloer, Guido Erxleben, Johannes Gillhoff
Apparates des nationalsozialistischen Angriffs- (geb.1892), Max Karl Schwarz (18951963),
und Vernichtungskrieges. Johannes Solbrig (geb.1883), Hermann Mattern
(19021971) und Hans Kern. 283
R.Txens Ttigkeit als Pflanzensoziologe ist
bei weitem nicht nur als unpolitischer Fach-
beitrag zu begreifen, sondern hatte mit seinen
Bewertungen ebenfalls eine deutliche milit-
rische Dimension im nationalsozialistischen
Angriffs- und Vernichtungskrieg.
280 W.Hirsch an A.Seifert. 20.7.1940. Akte F1b/131 Hirsch BAS. S.1
W.Hirsch an A.Seifert. 7.1.1941. Akte F1b/131 Hirsch BAS. S.2
H. Singer (Hrsg.): Entwicklung und Einsatz der Organisation
Todt. S.22
281 o.A. an W.Hirsch. 16.2.1940. Akte F1b/131 Hirsch BAS. S.2
277 Ebenda 282 Feldpost Herrn Oberstleutnant Kragh. 12. 3.1945. Akte F1c/167
278 E.Bhm: Aufbau und Einsatz der Forschungsstaffel z.b.V. S.13 Kragh BAS. S.1
279 J.Schmithsen: Richtlinien und Mitteilungen / Naturrumliche 283 Einschreiben an die auf dem Gebiet der Tarnung bei der OT
Gliederung / Nr.1. Grundstze und Richtlinien f. d. Untersu- eingesetzten Landschaftsanwlte. 10.8.1944. Akte F1b/131
chung d. naturrumlichen Gliederung v. Deutschland u. ihre Hirsch BAS. S.1 / G.Grning, J.Wolschke-Bulmahn (Hrsg.):
Darstellung im Mastab 1:200000. o.O.1948 Grne Biographien. S.244251/357/358/369/110/111
65
6. DAS ENDE:
DIE BEISPIELE A.SEIFERT
UND G.KRAGH
Es war nicht Aufgabe des Gutachtens, das Leute ihre neuen Stellungen, welcher Art sie auch
Schicksal aller Landschaftsanwlte im Zweiten sein mochten, mit Mitteln, die es berall gab,
Weltkrieg nachzuzeichnen. Doch soll kurz auf in der Landschaft verschwinden zu lassen.285
A.Seifert und G. Kragh eingegangen werden. Dabei beklagte er sich, dass diese wenig land-
schaftliches Empfinden besessen htten, rhmte
Auch A.Seifert wurde zum Kriegsdienst eingezo- sich allerdings, er habe auf diese Weise tausenden
gen. Allerdings nicht als Frontkmpfer, sondern deutschen Soldaten das Leben gerettet.286
als landschaftlicher Berater fr alle technischen
Stellen, die den Rckzug der deutschen Soldaten G. Kragh dagegen war bereits 1939 zur Flak
vor den Alliierten aus Italien untersttzten. Der eingezogen worden.287 1944 bekleidete er den
Rckzug erfolgte bekanntlich langsam, und das Rang eines Oberstleutnants. Er hielt bis zu-
Militr bentigte immer wieder Auffangstellun letzt Kontakt zu den Landschaftsanwlten und
gen. Sie wurden in Bezug auf die Tarnung von brachte sich fachlich ein noch im Februar 1945
A.Seifert mitbetreut in Zusammenarbeit versandte er ber Kuriere Pflanzensamen an sie
mit der Infanterie, den Flakstellungen, mit den und frderte deren Netzwerk.288 Auch im
Festungspionieren und den Bauingenieuren der Bereich der Tarnung war er aktiv und entwarf
Luftwaffe.284 Die Organisationsstrukturen lassen
unschwer hnlichkeiten mit denen zur Errichtung
des Westwalls erkennen. Ohne Kenntnis irgend- 285 Ebenda
einer Felddienstordnung, nur mit dem offenen 286 Ebenda
Auge, das jetzt fr alle in der Landschaft ruhen- 287 Liebe Kameraden: [Rundschreiben von W.Hirsch an die Land-
schaftsanwlte.] 22.10.1939. Akte F1b/130 BAS. S.3/4
den Mglichkeiten geschult war, lehrte ich die
288 o. A. Feldpost Herrn Oberstleutnant Kragh. 29.1.1944. Akte
F1c/167 Kragh BAS. S.1/ o. A. Feldpost Herrn Oberstleutnant
284 A.Seifert: Ein Leben fr die Landschaft. S.49 Kragh. 11.2.1945. Akte F1c/167 Kragh BAS. S.1
66
allgemeine Anweisungen, wie militrische Stel- A.Seifert wurde 1954 auerordentlicher Profes-
lungen zu tarnen seien.289 sor fr Garten- und Landschaftsgestaltung an
der TH Mnchen, G. Kragh wurde Direktor der
So warf der Westwall auch noch in dieser Zeit Bundesforschungsanstalt fr Naturschutz und
seine Schatten auf die Biographien einiger Land- Landschaftskologie, einer Vorgngerinstitu
schaftsanwlte. Es war dieses Projekt, das sie als tion des heutigen Bundesamts fr Naturschutz
Naturschtzer vom Garten- zum Landschafts- in Bonn von 19541962 und setzte sich dort
bau auf Basis der Blut-und Boden-Ideologie und stark fr die Landespflege ein. W.Hirsch war
am Ende zu militrischen Aufgaben im national- im bundesdeutschen Autobahnbau ttig und
sozialistischen Angriffs- und Vernichtungskrieg wurde Mitbegrnder und 19511953 Vorsitzen-
brachte. der, bzw. Ehrenprsident des Bund Deutscher
Gartenarchitekten (BDGA). 290
67
7. DETAILFRAGEN
7.1 Hat die Organisation Todt vor Erlass der 7.4 Waren privat organisierte Naturschtzer
Landschaftsregeln durch das RKF Regeln (Reichsbund fr Vogelschutz u.a.)
fr die Bepflanzung von Straen einge- am ehemaligen Westwall aktiv?
fhrt, die mglicherweise auch bei den Wann, wo, wer und wie?
Tarnungsarbeiten zum Tragen kamen?
Diese Frage ist mit ja zu beantworten. Zunchst
Diese Regeln bestanden und das damit verbun gibt es den Hinweis des NABU Bundesverbands,
dene Know-How floss in die Tarnung des dass am Westwall Nistksten des Reichsbunds fr
Westwalls seitens der Landschaftsanwlte ein. 291 Vogelschutz angebracht wurden.293 Des Weiteren
wurde der zustndige bayerische Regierungsbe-
auftragte fr Naturschutz in Zusammenhang mit
dem Westwallbau in der Pfalz herangezogen.
7.2 Spielte der Naturschutz Die Anlage des Westwalls brachte eine Unmenge
bei den Umsiedlungsprojekten in der sog. zustzlicher Arbeiten. Zu manchem Vorhaben
Luftverteidigungszone West eine Rolle? wurde der Regierungsbeauftragte persnlich
beigezogen, und fast bei allen Besprechungen und
W.Hirsch war auch Bevollmchtigter fr die Projektierungen konnten die Fragen des Land-
Tarnung der Luftverteidigungszone West. 292 schaftschutzes eine gebhrende Bercksichtigung
Er machte in seinen Unterlagen keinen expliziten finden, zumal wenn die Planungen nicht in der ers-
Unterschied zwischen beidem. ten Zone lagen. In beraus reger Zusammenarbeit
mit der Landesplanungsgemeinschaft Saarpfalz
und ihrem unseren Fragen zugnglichen Referen-
ten, Ingenieur Dietrich, wurden viele Festlegungen
7.3 Falls ja, welche? an Ort und Stelle getroffen, und manch beach-
Gibt es Planungsunterlagen? tenswerter Erfolg konnte durchgesetzt werden.
Nur in einem musste fast stets nachgegeben
Konkrete Planungsunterlagen wurden noch nicht werden, bei der Anlage von Sand-, vor allem aber
gefunden. Es besteht aber die Hoffnung, dass es bei Kiesgruben, und das aus begreiflichen Grn-
sie noch gibt. den. Wo immer es aber mglich war, wurden nach
dem vom Standpunkt des Landschaftsschutzes
gegebenen Anregungen die Anlagen so vorgenom-
men, dass spterhin ein einigermaen anstndi-
ges Landschaftsbild wieder hergestellt werden
kann. Die Hauptsorge galt dabei den einzigartigen
Altrheinen.294
291 O. A. [A.Seifert] an W.Hirsch. 7.2.1940. Akte F1b/131 Hirsch/
Bestand Alwin Seifert an der TU Weihenstephan. S.1
292 W.Hirsch an A.Seifert vom 2.10.1938. Akte F1b/130/Bestand 293 www.nabu.de/wir-ueber-uns/organisation/geschichte/00350.
Alwin Seifert an der TU Weihenstephan. S.1 / html#5. Zugriff am 31.3. 2015 / 8.52 Uhr
Brief: W.Hirsch an A.Seifert vom 8.3.1939. Akte F1b/130. 294 O. A.: Ttigkeitsbericht des bayerischen Regierungsbeauftragten
Bestand Alwin Seifert an der TU Weihenstephan. S.1 fr Naturschutz fr das Jahr 1939. In: Nachrichtenblatt der
68
Luitpold Rue vermerkte unter dem Titel und die unbedingt ntigen greren Eingriffe
Naturschutz im Krieg in den vom Bund Natur wieder baldigst der umgebenden Landschaft
schutz in Bayern herausgegebenen Bltter fr anzugleichen oft in rhrender Kleinarbeit.295
Naturschutz im Mai 1940: Im Kriegsgebiet Luitpold Rue war 1943 bis 1968 Schriftleiter
freilich hat der Naturschutz keinen Platz, denn des Bund Naturschutz in Bayern und von 1945
wo Menschenleben und Menschengut vernichtet bis 1955 2. Vorsitzender und geschftsfhrender
werden, kann nicht lange Rcksicht genommen Vorstand. 296
werden auf die Natur, die aber auch hier fr sich
selbst sorgt und sogar ber die Verwstungen Damit ist festzuhalten: Nicht nur die Land-
des Kriegsschauplatzes ihre Wunder ausgiet. schaftsanwlte, sondern auch Vertreter des ver-
Aber schon im Hinterland des Krieges, im Gebiet bandlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes
des Westwalls, sind berall die Forderungen waren mit Planung und Bau des Westwalls be-
des Naturschutzes erfllt, wenn auch grten- fasst, wenn auch sicher die Landschaftsanwlte
teils aus anderen Grnden, wegen der Tarnung. den grten Einfluss hatten.
Doch nicht nur die Tarnung, die naturfreundliche
Organisation Todt hilft mit in die Landschaft
mglichst wenig und kleine Wunden zu reien 295 L.Rue: Naturschutz im Krieg. In: Bltter fr Naturschutz.
Mai 1940. Heft 2/3. S.2931
296 Bund Naturschutz in Bayern e.V. (Hrsg.): 100 Jahre Bund Natur-
bayerischen Landesstelle fr Naturschutz. Februar 1940 Nr.1. schutz in Bayern. Bearb. von F.Uektter, R.Hlzl, U.Hasenhrl.
S.9/10 Nrnberg 2013. Anhang. S.125
8. OFFENE FRAGEN
69
Ulrike Hfken
Staatsministerin fr Umwelt, Landwirtschaft, Ernhrung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz
AUSBLICK
Das Gutachten stellt fest, was gewesen ist: ineinander: Kann der Zweck die Mittel heiligen?
Wer hat agiert? Wie haben die Akteure gehan- Wie verhlt man sich als Planerin und Planer
delt? Wann und wo genau? Mit wem haben sie angesichts von Zielvorgaben, die fr Planungs-
zusammengearbeitet? Welche Methoden und betroffene besondere Hrten bedeuten? Ist jede
Standards haben sie genutzt? In welche weiteren biotopverbessernde Manahme zu begren,
Projekte waren sie involviert? zu untersttzen oder durchzufhren, egal zu
welchem Zweck sie erfolgt? Existieren Metho-
Erste Anstze dazu, die Kontinuitten aus der den unabhngig vom gesellschaftlichen Kontext,
Zeit zwischen 1933 und 1945 in die frhe in dem sie entwickelt, optimiert, standardisiert
Bundesrepublik oder die heutige Zeit nachzu- und kodifiziert wurden? Welche Kriterien waren
zeichnen, sind ebenfalls zu sehen. Es war aller- typisch fr Naturschutzplanungen in der Zeit
dings nicht Aufgabe des Gutachtens, den Bio- des Nationalsozialismus, welche sind es in einem
graphien der beteiligten Akteure unter diesem demokratischen Rechtsstaat? Was bedeutet
Gesichtspunkt detailliert nachzugehen oder kologie fr den Naturschutz heute, was fr
die angewandten Methoden einer kritischen den vor 1945? Wie unterscheiden sich heutige
berprfung im Hinblick auf ihre Ideologielas- Manahmen zur Biotopvernetzung von Manah-
tigkeit zu unterziehen. Das Gutachten hat aber men zur Gesundung des Landschaftshaushalts
erste Hinweise gegeben, wo solche Kontinuit- der Zeit des Nationalsozialismus?
ten zu finden sein knnten oder welche Akteure
auch auf den bundesrepublikanischen Natur- Fr den Naturschutz ist es nicht einfach, sich
schutz Einfluss nahmen. mit diesem fachspezifischen Erbe auseinander
zu setzen. Denn viele Protagonisten aus der Zeit
Es stellen sich hier also Fragen, die ber das zwischen 1933 und 1945 waren in gleicher oder
Gutachten hinaus weisen. Sie betreffen besserer Position nach 1945 aktiv: als Planer,
eher naturschutzfachliche Aspekte wie die als Verbandsvorsitzende, als Wissenschaft-
nach Methoden, Standards, Leitbildern und ler oder Wissenschaftlerin, als Naturschutz
Instrumenten. Sie betreffen aber teils auch beauftragte, als Mitglieder der Naturschutzver-
ethisch-moralische Fragen, teils greift beides waltung. Sie prgten mit ihrem Wissen, ihren
70
Methodenstandards und ihren Wertsetzungen
Relikte des ehemaligen Westwalls heute
Generationen von Naturschtzerinnen und
Naturschtzern.
71
ARCHIVQUELLEN
UND LITERATUR
72
Archivquellen
Der Reichsbauernfhrer an das Oberkommando Professor Alwin Seifert [an die Landschaftsanwlte].
des Heeres, Inspektion der Festungen, Mnchen 22.12.1939. 1 S. Akte F1a/116 BAS
Berlin W 35. Matthaikirchstr.8
24. 7.1941. 2 S. Akte F1b/131 Hirsch BAS. W.Hirsch an A.Seifert. 25.9.1938. 1 S. r.v. mit
Anlage: Allgemeine Gesichtspunkte fr die
Einschreiben an die auf dem Gebiet der Tarnung Tarnung in Verbindung mit der Landschaft.
bei der OT eingesetzten Landschaftsanwlte. Wiesbaden, den 22.9. 38. 4 S. Akte F1b/130 BAS
10. 8.1944. 2 S. Akte F1b/131 Hirsch BAS
W.Hirsch an A.Seifert.
Feldpost Herrn Oberstleutnant Kragh. 2.10.1938. 1 S. Akte F1b/130/Hirsch BAS
12. 3.1945. 1 S. Akte F1c/167 Kragh BAS
W.Hirsch an A.Seifert.
Guido Erxleben an A.Seifert. Essen-Reckling- 24.10.1938. 1 S. r.v. Akte F1b/130 BAS
hausen. 9.4.1941. 2 S. Akte F1b/127 BAS
W.Hirsch an A.Seifert.
Herrn Ministerialdirektor Riecke, 2. 3.1939. 2 S. Akte F1b/130 BAS
Ministerium fr Ernhrung und Landwirtschaft.
Berlin 30.III. 39. 1 S. Akte F1a/116. BAS W.Hirsch an A.Seifert.
8. 3.1939. 3 S. Akte F1b/130 BAS
Liebe Kameraden: [Rundschreiben
von W.Hirsch an die Landschaftsanwlte.] W.Hirsch an A.Seifert.
22.10.1939. 4 S. Akte F1b/130 BAS 3. 2.1940. 2 S. Akte F1b/131 Hirsch BAS
73
W.Hirsch an A.Seifert. BBL: Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde
13. 2.1940. 4 S. Akte F1b/131 Hirsch BAS
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4.4.1940. 2 S. Akte F1b/131 Hirsch BAS BBL/Akte R4601/1744
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Internetquellen
Sonstige
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Impressum
ISBN 978-3-00-049532-8
Kaiser-Friedrich-Strae 1
55116 Mainz
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www.mulewf.rlp.de
ISBN 978-3-00-049532-8
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