Und Scherkristallisation Von Schokoladen - Yuantong Zeng
Und Scherkristallisation Von Schokoladen - Yuantong Zeng
Und Scherkristallisation Von Schokoladen - Yuantong Zeng
discussions, stats, and author profiles for this publication at: https://www.researchgate.net/publication/266151091
CITATION
READS
135
1 author:
Yuantong Zeng
Buhler Group
8 PUBLICATIONS 69 CITATIONS
SEE PROFILE
vorgelegt von
YUANTONG ZENG
Dipl. Lm.-Ing. ETH
geboren am 12. Mai 1965
von Guangdong, China
Zrich, 2000
Druck:
bokos druck GmbH
Badenerstrasse 123a
8004 Zrich
Fr meine Eltern
Fr Linda, Shitao und meine Frau
Danksagung
Die vorliegende Arbeit zum Projekt Impf- und Scherkristallisation von Schokoladen
wurde im Laboratorium fr Lebensmittelverfahrenstechnik, Institut fr Lebensmittelwissenschaften, ETH-Zrich unter der Leitung von Herrn Prof. Dr.-Ing. E. J. Windhab durchgefhrt. Finanziert wurde diese Arbeit durch die Kommission fr Technologie und Innovation
(KTI) des Bundesamtes fr Konjunkturfragen und 4 Industriepartner der Schweizer Schokoladenindustrie (Camille Bloch SA, Max Felchlin AG, Maestrani Schokoladen AG und Nestl
AG).
Ich danke meinem Doktorvater Prof. Windhab fr die fachliche und menschliche Untersttzung whrend meiner Arbeit an der ETH-Zrich.
Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. H.-D. Tscheuschner danke ich fr die bernahme des korreferats.
Insbesondere geht mein Dank an die Mitarbeiter der technischen Werksttte des Institutes fr
Lebensmittelwissenschaften, Herrn Daniel Kiechel, Uli Glunk und Peter Bigler.
Mein Dank geht ferner alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Labors fr Lebensmittelverfahrenstechnik, Stefan Bolliger, Michael Stranzinger, Birgit Breischuh, Tom Wagner,
Petra Kropp, Daniel Hugelshofer, Christoph Lustenberger, Jean-Claude Eischen, Stefan
Kaufmann, Hans Wildmoser, Boris Ouriev, Irene Marti, Tobias Hvekamp, Peter Fischer,
William Hanselmann, Bettina Wolf, Claire Brun und Rosmarie Hauser.
Ein besonderer Dank geht an alle Studentinnen und Studenten, Raphael Geiger, Ren Bosshard, Astrid Schenk, Josef Baumann, Barbara Lffel, Chantal Bussmann, welche mir eine
wesentliche Untersttzung innerhalb von Diplom-, Semester- und Assistenzarbeiten geleistet haben.
Mein spezieller Dank geht an Christian Rappan und Petra Kropp fr die sprachliche Korrektur der vorliegenden Arbeit.
Inhaltverzeichnis
Symbolliste
Zusammenfassung
Summary
Einleitung
Grundlagen
19
ii
37
57
iii
121
iv
7.1.2 Industrieversuche ....................................................................................125
7.2 Analytik .......................................................................................................125
7.2.1 Die Messung des Temperiergrades ........................................................125
7.2.2 DSC-Messung ........................................................................................126
7.2.3 Viskosittskurve .....................................................................................126
7.2.4 Penetrationsversuche fr die Textur Analyse .........................................126
7.3 Resultate und Diskussion ............................................................................127
7.3.1 Einfluss der Impfkonzentration und der Impftemperatur .......................127
7.3.1.1 Temperkurven ...................................................................................128
7.3.1.2 Viskosittsmessung ...........................................................................129
7.3.1.3 DSC-Messung ...................................................................................131
7.3.2 Einfluss der Fettzusammensetzung ........................................................134
7.3.2.1 Impfvorkristallisation einer schokoladenhnlichen Masse ...............134
7.3.2.1 Untersuchungen zum Einfluss von Pflanzenlen auf Kristallisation
von Kakaobutter ................................................................................136
7.3.3 Industrieversuche ....................................................................................147
7.3.3.1 Dunkle Schokolade ...........................................................................148
7.3.3.2 Schokoladenhnliche Massen ...........................................................151
7.3.3.3 Pralinen-Fllmasse mit Hartfetten ....................................................155
7.4 Zusammenfassung und Schlussdiskussion zur Impfvorkristallisation von
Schokoladen durch Animpfen mit VI-Kakaobutterkristallsuspension ......157
7.5 Ausblick ......................................................................................................159
Literaturverzeichnis
163
Symbolliste
Lateinisch
c
cv
EA
E diss
f
G
H
k
M
Md
m
m
n
n
Q
R
r
sx
T
t
tv
to
tv
V
x50.3
III
Konzentration
Feststoffvolumenanteil
Aktivierungsenergie
Dissipationsdichte
Kristallisationsfrequenz (kristallisationsrate)
freie Enthalpie
Schmelzenthalpie
Wrmedurchgangskoeffizient
Masse
Drehmoment
[g/g]
[-]
[J]
[J/sm3]
[s-1]
[J]
[J/g]
[W/m2K]
[mol]
[Nm]
Massenstrom
Exponent
Avrami-Exponent
Drehzahl
Wrmestrom
Gaskonstante
Radius
Variationskoeffizient (Homogenitt)
absolute Temperatur
Zeit
Khlzeit
Inkubationszeit
Verweilzeit
Volumen
mittlerer Partikeldurchmesser
Kristallmodifikation
[kg/s]
[-]
[-]
[rpm]
[W]
[Jmol-1K-1]
[m]
[-]
[K]
[s]
[s]
[s]
[s]
[m3]
[m]
vi
Griechisch
IV
V
VI
Kristallmodifikation
Kristallmodifikation
Kristallmodifikation
Kristallmodifikation
Differenz
Kristallmodifikation
Schergeschwindigkeit
dynamische Viskositt
relative Viskositt
Temperatur
Winkelgeschwindigkeit
Dichte
Randwinkel
Grenzflchenspannung
Schubspannung
Fliessgrenze
Kristallmodifikation
rel
Abkrzungen
ab
aus
CBR
diss
DSC
ein
KB
KBKS
KW
NMR
SFC
SK
WP
zu
Abfuhr
Austritt
Cocoa butter replacer
Dissipation
Differential Scanning Calorimetry
Eintritt
Kakaobutter
Kakaobutterkristallsuspension
Khlwasser
Kernmagnetische Resonanzspektroskopie
Solid fat content
Scherkristallisator
Wendepunkt
Zufuhr
[s-1]
[Pas]
[-]
[C]
[s-1]
[kg/m-3]
[]
[Nm-1]
[Pa]
[Pa]
Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wurde ein neues kontinuierliches Vorkristallisationsverfahren fr
Schokoladen bzw. schokoladenhnliche Massen durch Animpfen mit VI-Kakaobutterkristallsuspension entwickelt.
Die ca. 10-30% Kristallkeime enthaltende Kakaobutterkristallsuspension wird in Mengenanteilen von 0.2 bis 2% (bezogen auf die Gesamtmasse) zu der auf Temperaturen von bis zu
34C vorgekhlten Schokoladenmasse kontinuierlich zudosiert. Ein statischer Mischer dient
dabei zur mikrohomogenen Mischung der beiden flssigen Teilstrme. Da die Schokoladenmasse direkt mit Kakaobutterkristallen der stabilen VI-Modifikation (Onset-Temperatur
des DSC-Schmelzpeaks: ca. 34C) angeimpft wird, liegt die mgliche Verarbeitungstemperatur deutlich hher als bei in herkmmlichen Temperiermaschinen vorkristallisierten Massen. Die Versuchsergebnisse zeigen, dass sich der Temperiergrad der impfkristallisierten
Schokoladenmasse erwartungsgemss mit zunehmender Menge an Impfkristallen erhht.
Die mit gleicher Menge an Kristallsuspension impfkristallisierte dunkle Schokolade zeigt
bei unterschiedlichen Impftemperaturen zwischen 31 und 34C einen gleichbleibenden Temperiergrad. Sie ist somit gegen Temperaturschwankungen im Bereich 34C resistent, d.h.
die Anzahl der Keime bleibt konstant. Die maximal erlaubte Impftemperatur ist von der
Rezeptur der Schokoladenmassen, insbesondere der Fettzusammensetzung, abhngig.
Besondere Vorteile der Impfvorkristallisation zeigen sich fr schokoladenhnliche Massen,
deren kontinuierliche Fettphase neben Kakaobutter andere Fette/le (z.B. Haselnuss-, Mandell, gehrtete laurinsurehaltige pflanzliche Fette/le u. ) enthalten, weil die Animpfung
mit Kristallkeimen aus reiner Kakaobutter erfolgt und damit die nachteilige, kristallisationsverzgernde Wirkung dieser Fette/le whrend des Vorkristallisationsprozesses ausbleibt.
Bei Einsatz von VI-Kakaobutterkristallkeimen fr Mischfettsysteme zeigte sich, dass sich
die Schmelztempertur der angeimpften VI-Kristallkeime mit zunehmendem Anteil an oben
genannten pflanzlichen Fetten /len zu tieferen Temperaturen verschiebt. Die DSCSchmelzpeak-Onset-Temperatur der angeimpften VI-Kristallkeime in einer schokoladenhnlichen Masse mit 50% Haselnussl (bezogen auf das Gesamtfett) erniedrigt sich auf ca.
30.5C. Dadurch knnen diese Massen bei einer Impftemperatur von 30.5C mit einen Mengenanteil von 1% VI-Kristallsuspension optimal impfkristallisiert werden. Mit herkmmlichen Temperierverfahren sind diese trotz niedrigerer Verarbeitungstemperatur (i.d.R. 26 27C) nur unvollstndig vorkristallisiert. Dort muss ein langer Khltunnel bzw. eine niedrige
Khltemperatur (mit meist nachhaltig negativen Folgen fr die Fettreifbildung) bereitgestellt
werden.
Die Verarbeitungstemperatur der impfkristallisierten Schokoladen oder schokoladenhnlichen Massen liegt im allgemeinen 3 bis 4C hher als diejenige der mit herkmmlichen Temperiermaschinen vorkristallisierten Massen. Deswegen zeigen die impfkristallisierten
Massen tiefere Verarbeitungsviskositten. Bei gleichbleibender Verarbeitungsviskositt wie
beim herkmmlichen Prozess kann somit durch Impfvorkristallisation Kakaobutter eingespart werden.
Bei Auskristallisation im Khltunnel verfestigen sich die mit VI-Kristallsuspension impfvorkristallisierten Schokoladen, insbesondere die schokoladenhnlichen Massen schneller
als herkmmlich vorkristallisierte Schokoladenmassen. Durch die Khlung im Khltunnel
werden berwiegend V-Kristalle erzeugt. Damit weisen die impfvorkristallisierten Schokoladenmassen in der Regel kein signifikant zu hheren Schmelztemperaturen verschobenes
1
Zusammenfassung
Schmelztemperaturspektrum auf. Das Schmelzverhalten bleibt vergleichbar mit der herkmmlich vorkristallisierten Schokolade.
Nach der Endkhlung im Khltunnel weisen impfvorkristallisierte Schokoladen und schokoladenhnlichen Massen eine deutlich kompaktere Struktur auf. Bei der Lagerung zeigen
die impfvorkristallisierten Schokoladen in der Regel eine bessere Fettreifbestndigkeit, insbesondere bei gefllten Schokoladen, deren Fllung Haselnuss-, Mandelle sowie laurinsurehaltige Pflanzenfette enthlt. Die deutlichste Verbesserung wird erreicht, wenn sowohl die
Schale als auch die Fllung durch Animpfen mit VI-Kristallsuspension vorkristallisiert werden.
Beim herkmmlichen Vorkristallisationsverfahren wird die gesamte Schokoladenmasse
durch die Temperiermaschine gefhrt und durchluft dabei mindestens drei Temperaturstufen. Beim Animpfprozess hingegen wird eine wesentlich kleinere Teilmenge von reiner
Kakaobutter (0.2 bis 2% bezogen auf die Gesamtmasse) zur Kristallisation bentigt. Die vorzukristallisierende Schokoladenmasse wird in nur einer Temperaturstufe auf die Impftemperatur abgekhlt. Dabei kann ein technisch einfacher, aber effizienter Platten-Wrmetauscher
eingesetzt werden. Eine erhebliche Einsparung an Investitions- und Betriebs-/Energiekosten
wird deshalb mit dem Animpfprozess erzielt.
Die VI-Kakaobutterkristallsuspension kann einerseits durch Suspendieren von kaltgesprhtem Kakaobutterpulver in der vorgekhlten flssigen Kakaobutterhergestellt werden.
Das Kakaobutterpulver stellt dabei die Initialkeime fr die Herstellung der Kakaobutterkristallsuspension dar. Um eine ausreichende Kristallkonzentration zu erreichern, soll die
Kakaobutterpulversuspension nach dem Suspendieren von Kakaobutterpulver zunchst auf
eine Temperatur < 28C abgekhlt werden. Whrend dieser Abkhlung werden vor allem
V-Kristalle aus der flssigen Kakaobutter induziert. Bei anschliessender Wiedererwrmung
auf ca. 32C wandelt sich die V-Kristallmodifikation zur VI-Modifikation um. Die so hergestellte Kakaobutterkristallsuspension hat einen Kristallgehalt von ca. 12%. Die Kakaobutterkristallsuspension kann aber auch direkt durch Scherkristallisation hergestellt werden,
ohne dabei Kakaobutterpulver einsetzen zu mssen.
Bei Untersuchungen zur Kristallisationskinetik wurde Kakaobutter unter statischen und
dynamischen (Scheren im Rheometer) Bedingungen zwischen 10 und 30C kristallisiert.
Der zeitliche Kristallisationsverlauf wurde mittels NMR, DSC und rheologischen Messungen ermittelt und mit dem Kinetikmodell nach Johnson, Mehl und Avrami beschrieben.
Unter statischen Bedingungen kann die Kristallisationskinetik von Kakaobutter in drei
Bereiche, nmlich Anlaufbereich (Keimbildung), Hauptbereich (Kristallwachstum) und
Schlussbereich, unterteilt werden. Bei statischer Kristallisation von keimfreier flssiger
Kakaobutter sind die Modifikationen der gebildeten Kristalle und der Kristallisationsverlauf
stark von der Khltemperatur abhngig. Bei Khltemperaturen zwischen 10 und 22.5C
werden instabile Kristallmodifikationen (, III und IV) direkt gebildet. Durch Animpfen
von stabilen Kristallkeimen (V-/VI-Kakaobutterpulver) wird der Keimbildungsschritt
bersprungen und die flssige Kakaobutter kristallisiert (durch Kristallwachstum) bei 1030C beschleunigt direkt in V-Modifikation aus, da die Aktivierungsenergie fr das Kristallwachstum von V-Modifikation durch das Animpfen herabgesetzt wird. Bei der Scherkristallisation von Kakaobutter kann die Kristallisationskinetik in Keimbildungs-,
Kristallumwandlungs- und Kristallwachstumsbereich untergeteilt werden. Durch Kombination von Herabsetzung der Khltemperatur und Erhhung von Scherkrfte kann die Bildung
von stabilen V-Kristalle beschleunigt werden.
Summary
In the present work, a new continuous precrystallization process for chocolates or chocolate-like masses was developed. The process is based on seed-crystallization with a VI
cocoa butter crystal suspension.
The cocoa butter crystal suspension contains approximately 10-30% of seed crystals. 0.2 to
2% of suspension (as related to total chocolate mass) are added continuously to the chocolate that has been tempered at up to 34C. A static mixer is used to perform the mixing of the
two liquid product ows to ensure microhomogeneity. Since the chocolate mass is seeded
directly with the cocoa butter crystals of the stable VI modication (onset temperature of
the DSC melting peak: 34C), the possible processing temperature is clearly higher than in
masses precrystallized in conventional tempering machines. As expected, the results demonstrate that the temper grade of the seed-crystallized chocolate mass is increased when the
amount of seed crystals is increased. Precrystallized dark chocolate containing the same
amount of seeds added at 31 to 34C does not change in temper grade due to the different
seeding temperature. As a consequence, it is stable against temperature uctuations between
31 to 34C, i.e. the amount of seed crystals remains constant. The maximum seed temperature depends on the composition of the chocolate masses, particularly the fat composition.
The seed crystallization is particularly advantageous when applied to chocolate-like masses.
Apart from cocoa butter, their continuous fat phase contains further fats or oils (e.g., hazelnut and almond oil, hardened vegetable fats containing lauric acid etc.). The reason for this
is that the seeding is done with pure cocoa butter, which eliminates the crystallizationretarding effect of these fats/oils during precrystallization. When applying VI cocoa butter
seed crystals in mixed fat systems, the melting temperature of the seeded VI crystals was
shifted towards lower temperatures with increasing content of the above-mentioned vegetable fats or oils. The onset temperature of the DSC melting peak of the seed-crystallized VI
seed crystals in a chocolate-like mass containing 50% of hazelnut oil as related to total fat
content decreases to approximately 30.5C. Such masses can thereby be ideally seed-crystallized by adding 1% of VI seed crystals at 30.5C. Conventional tempering processes can
not completely precrystallize such masses, even though they operate at cooling temperatures of 26 to 27C. A long chilling / cooling tunnel or a low cooling temperature that affects
fat bloom negatively must be provided for those processes.
The processing temperature of the seed crystallized chocolates or chocolate-like masses is
generally 3 to 4C higher than that of masses precrystallized in conventional tempering
machines. Therefore, the seed crystallized masses exhibit lower viscosity at processing temperature. When the same viscosity as in the conventional process is aimed at, cocoa butter
can be saved.
When crystallized in a cooling tunnel, the chocolates and especially chocolate-like masses
precrystallized with VI seed crystals solidify faster than chocolate masses precrystallized
in a conventional way. The cooling in the cooling tunnel initiates predominantly the formation of V crystals. Thus, the seed crystallized chocolate masses generally dont exhibit a
melting range shifted towards higher temperatures. The melting behavior remains comparable to a conventionally precrystallized chocolate. After the nal cooling in the cooling tunnel, seed crystallized chocolates and chocolate-like masses have a signicantly denser
structure. Upon storage, they are generally more resistant to fat bloom, particularly lled
chocolates that contain hazelnut oil, almond oils and vegetable fats containing lauric acid.
The most pronounced improvement is achieved by precrystallizing the shell as well as the
lling of the product with VI seed crystals.
Zusammenfassung
In the conventional precrystallization process, the complete chocolate mass passes the temperer and is exposed to at least three temperature steps. In contrast, a substantially smaller
amount of pure cocoa butter (0.2 to 2% as related to total mass) is used for the crystallization in the seed crystallization process. The chocolate mass to be tempered is cooled down
to seed temperature in one step. A simple, efcient plate heat exchanger can be used. A
remarkable investment, operation and energy cost reduction can be achieved by applying
the seed crystallization process.
The VI cocoa butter seed crystal suspension can be produced by suspending cold-sprayed
cocoa butter powder in precooled liquid cocoa butter on one hand. The cocoa butter powder
represents the seed crystals initiating crystallization to produce a cocoa butter crystal suspension. In order to achieve a sufcient concentration of seed crystals, the cocoa butter
powder suspension should be cooled to temperatures below 28C after suspending the cocoa
butter powder in the liquid cocoa butter. During this cooling step, V crystals are predominantly induced in the liquid cocoa butter. Upon heating the suspension to 32C again, the
VI crystals are converted to the VI crystal modication. The produced cocoa butter crystal
suspension contains approximately 12% of crystals. On the other hand, the cocoa butter
crystal suspension can be produced directly by shear-crystallization, which eliminates the
need for cocoa butter powder.
In experiments relating to crystallization kinetics, cocoa butter was crystallized under static
and dynamic conditions between 10 and 30C. The dynamic crystallization was performed
under shear stress in the rheometer. The progress of crystallization was assessed with NMR,
DSC and rheological measurements. It was described by applying the kinetics model by
Johnson, Mehl and Avrami. The crystallization kinetics can be divided in an initiation step
(formation of seeds), a main step (crystal growth) and a nal step under static conditions. In
the static crystallization of seed-free liquid cocoa butter, the modications of the crystals
formed and the crystallization kinetics depend strongly on cooling temperature. At cooling
temperatures between 10 and 25C, unstable crystal modications (a, III and IV) are
directly formed. By introducing stable crystal seeds (V-/VI cocoa butter powder), the formation of seed crystals is eliminated and the liquid cocoa butter crystallizes faster and
directly in the V modication by crystal growth. This is due to the fact that the activation
energy for crystal growth in the V modication is reduced by the seeding. In the shear
crystallization process, the crystallization kinetics can be divided in the steps seed formation, crystal conversion and crystal growth. By combining the reduction of cooling temperature and the increase in shear forces, the formation of stable V crystals can be accelerated.
Einleitung
Bei der Herstellung von Schokolade kommt neben dem Rst- und Conchierprozess insbesondere der Vorkristallisation der Schokoladenmasse besondere Bedeutung zu. Der Vorkristallisationsprozess nimmt durch Festlegung der Kristallmodifikation, Kristallgrssenverteilung und Anzahl an Kristallkeimen einen entscheidenden, qualittsbestimmenden Einfluss auf das Endprodukt. Oberflchenglanz, Schmelz- und Bruchverhalten sowie Lagerstabilitt sind diesbezglich die wichtigsten Qualittsparameter.
Die geschmolzene Schokoladenmasse ist eine konzentrierte Suspension bestehend aus Zukkerteilchen, Kakao- und Milchfeststoffen als disperse Phase und Kakaobutter als kontinuierliche Phase. Kakaobutter ist polymorph. Sie kann in verschiedenen Kristallmodifikationen
kristallisiert werden. Die Kristallmodifikationen unterscheiden sich in ihren Kristallstrukturen und ihren unterschiedlichen Schmelzbereichen.
Bei einer ruhenden Abkhlung kristallisiert Kakaobutter spontan vor allem in der instabilen
-Modifikation. Die -Kristalle wandeln sich ber die Zeit ber die Modifikationen III und
IV berwiegend zu den stabilen V- und VI-Modifikationen um und geben dabei
Kristallisationswrme frei. Dieser Umkristallisationsprozess verursacht eine matte Struktur
auf der Schokoladenoberflche, den sogenannten Fettreif. Fettreif gilt als erheblicher Qualittsmangel bei Schokoladenprodukten. Um Fettreif zu vermeiden, muss die Schokoladenmasse vorkristallisiert werden. Ziel der Vorkristallisation ist es, ausreichend stabile
Kakaobutterkristallkeime, in der Regel in der V-Modifikation, zu erzeugen.
In den herkmmlichen Vorkristallisationsverfahren werden verschiedene Temperaturstufen
(i. d. R. drei) durchlaufen, bis die Schokoladenmasse mit einer Arbeitstemperatur von 31C
(dunkle Schokolade) die Temperiermaschine verlsst (siehe Abb. 1.1). Verfahrensbedingt
kommt es oft zu Schwankungen der Kristallmodifikationsverteilung. Bereits bei kleinen
Temperaturschwankungen im Vorkristallisationsprozess (z.B. 1C) wird die Einstellbarkeit
einer gleichmssigen Kristallisationsgte somit hufig problematisch. Bei einer tieferen
Austrittstemperatur wird die Schokoladenmasse bertemperiert und mit hherer Temperatur
untertemperiert. Die damit verbundenen Viskosittsschwankungen erschweren die weitere
Verarbeitung (Giessen, Formen, Endkhlen) der vorkristallisierten Schokoladenmassen.
Rezepturbedingt muss die herkmmliche Temperiermaschine fr die Vorkristallisation von
Milchschokolade sowie Fllmassen mit Haselnuss- und Mandellanteil mit zustzlichem
Aufwand betrieben werden. Das Milchfett und die Nussle wirken verzgernd auf das Kristallisationsverhalten der Kakaobutter. Mit einer herkmmlichen Temperiermaschine muss
die Milchschokolade und die Fllmasse bei tieferen Temperaturen (30 bis 26C) und somit
mit lngerer Verweilzeit bearbeitet werden. Damit verbunden ist ein erhhter Energieverbrauch im Vergleich zur Vorkristallisation dunkler Schokoladenmassen.
Am Laboratorium fr Lebensmittelverfahrenstechnik der ETH Zrich ist ein Kaltsprhprozess entwickelt worden, mit welchem Kakaobutterpulver definierter Partikelgrssenverteilung hergestellt werden kann. Vorarbeiten zur Impfkristallisation von Schokoladen durch
Einmischen von Kakaobutterpulver wurden unternommen. Diese Voruntersuchungen zeig5
Einleitung
Temperatur
Schokoladen-Temperatur
3. Stufe:
Wiedererwrmen
2. Stufe:
Unterkhlen
32C
Wasser-Temperatur
1. Stufe:
Vorkhlen
31C
30C
26C
Vorkhlen
keine
Kristallbildung
Unterkhlung
Kristallbildung
(IV, V)
ArbeitsWiedertemperatur
erwrmumg
(V-Kristallkeime)
Zeit
Einleitung
Grundlagen
2.1.1
Cluster
sekundr
heterogen
fluiddynamisch
bedingt
mechanisch
bedingt
Cluster an
Fremdoberflchen
Dentriten
Cluster
Abrieb-/BruchPartikel
Volumeneffekte
der Komponenten
Oberflcheneffekte
von Fremdstoffen und Kristallen
Volumeneffekte
der Kristalle
10
Grundlagen
Homogene Keimbildung
Bei der homogenen Keimbildung werden die neu entstandenen Kristalle durch Zusammenlagerungen von Moleklen zu Clustern und schliesslich zu Kristallkeimen gebildet. Die freie
Keimbildungsenthalpie G setzt sich aus der freien Oberflchenenthalpie GA und der
freien Volumenenthalpie GV zusammen. Die freie Oberflchenenthalpie des sich bildenden
Kristallkeimes nimmt quadratisch mit dem Radius r sowie linear mit der Grenzflchenspannung SL zwischen der festen Kristalloberflche und dem umgebenden Fluid zu. Die Kristallisationsenthalpie ist proportional zum Kristallvolumen und nimmt mit zunehmendem
Radius in dritter Potenz zu, besitzt jedoch ein negatives Vorzeichen (Enthalpiefreisetzung)
und ist um so grsser, je grsser die Energie RT ln ( c c ) bei einer Verdnnung der elementarbausteine von der Konzentration c auf die kleinere Konzentration c = c c ist
(Mersmann, 1993). RT ln ( c c ) entspricht die spezifische Schmelzwrme Ho, wenn es
um Kristallisation von Schmelzen handelt.
G = G A + GV
(2.1)
G A = 4 r SL
(2.2)
c
4 3 s
G V = --- r ----- RT ln -----
M
3
c
(2.3)
M entspricht der Molmasse der Molekle und s ist das spezifische Gewicht der kristallinen
Phase.
freie Enthalpie
GA
rkrit.
Keimradius r
GV
s RT ln ---- c
(2.4)
Da die freie Enthalpie G fr Keimgrssen r > r krit mit zunehmender Keimgrsse abnimmt,
luft die Anlagerungsreaktion aufgrund der Gesetzmssigkeiten fr das gestrte Gleichgewicht von allein ab, d.h. der Keim kann durch Entzug von Energie weiter wachsen.
Grundlagen
11
Heterogene Keimbildung
Keimbildung wird durch fremde Oberflchen, z.B. kleine Fremdpartikel oder
Behlterwnde, katalysiert. Abhngig von der Oberflchen- und Gitterstruktur dieses Krpers sowie bersttigung bzw. Unterkhlung knnen darauf Elementarbausteine wachsen,
wobei sich je nach Grenzflchenspannung zwischen der Fremdpartikeloberflche und den
Elementarbausteinen der Randwinkel ausbildet, der zwischen 0 und 180 liegt. Ein Randwinkel von 180 entspricht Unbenetzbarkeit und fhrt damit zu homogener Keimbildung.
Wenn zwischen 0 und 180 liegt, wird die Keimbildungsarbeit durch die benetzte fremde
Oberflche herabgesetzt.
Sekundre Keimbildung
Die sekundre Keimbildung ist definiert als die Bildung neuer Kristalle durch die Zerteilung
bereits vorhandener Kristalle desselben Stoffsystems. Die Kristalle knnen durch Animpfen
mit arteigenen Kristallkeimen zugegeben worden sein. Durch Zugabe von arteigenen Kristallkeimen wird die Keimbildungsarbeit herabgesetzt, indem man whrend der Unterkhlung bzw. bersttigung eine entsprechende Kristalloberflche anbietet. Nach Sangl (1991)
erfolgt die Zerteilung der vorhandenen Kristalle hauptschlich durch fluiddynamische und
mechanische Einwirkungen. Fluiddynamische Ursachen der sekundren Keimbildung beruhen vorwiegend auf Scherkrften, die ber die Fluidgrenzschicht auf die Kristallkeime einwirken. Mechanische Ursache ist die Bewegung der Suspension im Kristallisator. Durch die
Bewegung haben die Kristalle die Mglichkeit, auch mit anderen Kristallen, mit
Behlterwnden oder Einbauten sowie mit dem Rhrorgan zusammenzuprallen. Je nach
Kontaktgeschwindigkeit und Stoffeigenschaften der Kristallkeime und des Prallpartners
wird die Auswirkung der mechanischen Beanspruchung beeinflusst sein.
Kristallwachstum
Triebkraft fr das Kristallwachstum ist die bersttigung bzw. die Unterkhlung. Das
Wachstum eines Kristalls kann nach Mersmann (1993) durch zwei Schritte beschrieben werden: Erstens, die Elementarbausteine (Atome, Molekle, Ionen) werden zunchst durch Diffusion und Konvektion herantransportiert und diese dann in einem zweiten Schritt, durch
Integration oder Einbaureaktion in die Oberflche des Kristalls eingebaut. Je nach Stoffsystem, Strmungszustand und bersttigung, kann der erste oder der zweite Schritt den
Gesamtprozess bestimmen, oder es knnen auch beide Schritte in unterschiedlichem Masse
das Wachstum kontrollieren. Die Reaktionsgeschwindigkeitskonstante (kr) fr das Kristallwachstum ist temperaturabhngig und wird in der Regel mit einem Ansatz nach Arrhenius
beschrieben:
k r = k ro e
E
----------A
RT
(2.5)
2.1.2
12
Grundlagen
mit
(2.6)
f = Kristallisationsfrequenz (Kristallisationsrate)
n = Avrami-Exponent
c max
(2.7)
(2.8)
100
80
80
60
60
40
cv [%]
cv [%]
0.001 / 2
0.002 / 2
0.004 / 2
20
f
40
20
0
0
500
1000
t - to [s]
1500
2000
0.002 / 0.5
0.002 / 1
0.002 / 2
0.002 / 4
0
500
1000
t - to [s]
1500
2000
Abb. 2.3 Zusammenhang zwischen zeitlichem Kristallisationsablauf und der Kristallisationsrate f bzw. dem Avrami-Exponent n
Grundlagen
13
2.2 Kakaobutter
2.2.1
Kakaobutter stellt ein Gemisch von Triglyceriden dar, die sich durch die Art der Fettsuren,
deren Stellung im Triglycerid und durch die Anteile verschiedener Fettsuren unterscheiden.
Bei Kakaobutter kommen besonders die Fettsuren Palmitinsure (C16:0, P), Stearinsure
(C18:0. S) und lsure (C18:1, O) vor. Die lsure nimmt fast ausschliesslich die Mittelstellung im Triglycerid ein. Die drei dominierenden Triglyceride der Kakaobutter sind damit
POP, POS und SOS. Diese sind bis nahezu 80% Bestandteil der Kakaobutter. Die drei Triglyceride besitzen eine strukturelle hnlichkeit, so dass whrend der Kristallisation eine
dichte Packung der Molekle erreicht werden kann. Je nach Herkunft der Kakaobutter variiert die Zusammensetzung der Triglyceride. Aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung verhlt sich Kakaobutter verschiedener Herkunft beim Kristallistionsverlauf auch
unterschiedlich (Ziegleder et. al. 1993, Chaiseri und Dimick 1995).
Tabelle 2.1 Triglyceridzusammensetzung der Kakaobutter (Chaiseri, 1995)
Kakaobutter
PLO PLP OOO POO PLS POP SOO SLS POS PPS SOS PSS SOA SSS
Malaysia
0.4
1.1
0.1
1.1
2.6
12.6 1.8
1.6
46.9 0.7
29.8 0.4
0.9
0.2
Elfenbeinkste 0.7
1.7
0.4
1.8
3.7
15.0 2.3
1.7
46.3 0.7
24.0 0.5
0.8
0.4
Ghana
1.0
1.8
0.8
2.0
3.6
14.5 2.8
2.0
42.8 0.8
26.3 0.6
1.0
0.2
Ecuador
0.5
1.6
0.7
2.7
3.1
14.1 3.3
1.6
45.4 0.8
24.8 0.4
0.8
0.3
Dominikanische Republik
0.7
1.8
0.6
3.8
4.2
14.6 4.4
1.8
42.8 0.7
22.8 0.5
1.0
0.4
Brasilien
0.9
1.7
0.7
5.8
3.9
13.9 6.7
2.1
40.2 0.6
21.7 0.5
0.9
0.6
Chaiseri und Dimick (1995) untersuchten das Kristallisationsverhalten von Kakaobutter aus
Malaysia, Elfenbeinkste, Ghana, Ecuador, Dominikanische Republik und Brasilien
(Bahia). Dabei wurde Kakaobutter unter dynamischen Bedingungen bei 26.5C mit einem
Brabender Viskocorder bei einer Drehzahl von 50 rpm kristallisiert. Kakaobutter aus Malaysia und Elfenbeinkste tendierte zu schnellerer Kristallisation aufgrund ihres hheren
Gehalts an POS und SOS. Die in Kakaobutter enthaltenen POO und SOO wirkte verzgernd
auf das Kristallisationsverhalten von Kakaobutter.
2.2.2
14
Grundlagen
(a)
(b)
(c)
(d)
Abb. 2.4 Kettenpackungsmodell der polymorphen Kristallstruktur von POP und SOS (Sato
et. al., 1989)
In der Literatur sind sechs Kristallmodifikationen der Kakaobutter bekannt. Jedoch sind die
bisherigen Bezeichnungen und die Kennwerte nicht einheitlich (Tabelle 2.2 ).
Kakaobutter neigt bei der spontanen Kristallisation durch Khlung zu niedrigschmelzenden
instabilen Kristallmodifikationen (Formen I, II, III und IV), die sich im Laufe der Lagerung,
abhngig von der Temperaturfhrung, selbstndig in hher schmelzende Kristallmodifikation und schliesslich in Form V und VI umwandeln knnen (Wille und Lutton, 1966). In fer-
Grundlagen
15
tiger, qualitativ guter Schokolade weisen die Kakaobutterkristalle hauptschlich die Form V
auf. Form VI entsteht durch die Umwandlung aus Form V. Form V und VI haben eine sehr
hnliche Kristallstruktur. Bei einer Lagertemperatur von wenig als 16C ist die Umwandlung
von Form V zu VI sehr langsam. Bei 26C wandelt sich Form V nach drei Wochen weitgehend in Form VI um. In Schokolade ist die Kristallumwandlung zu Form VI oft mit der Bildung des sogenannten Fettreifs (bloom) verbunden. Es ist jedoch nicht sicher, ob die
Kristallumwandlung von Form V in VI die Ursache fr die Fettreifbildung oder nur eine
zufllige Begleiterscheinung ist.
Tabelle 2.2 Die Bezeichnungen und die Schmelztemperaturen (C) der Kakaobutterkristallmodikationen
Vaek
(1951)
Duck
(1964)
18.0
23.5
18.0
Wille &
Lutton
Lovegren
et. al.
(1966)
(1976)
Nach eigener
Erfahrungen
13.0
13.1
17.6
13.0 18.0
23.3 V
20.0
17.5
19.9
18.0 22.5
III
25.5 IV
23.0
22.4
24.5
III
22.5 27.0
23.5 II
17.3
VI
"
28.0
"
28.0
IV
27.5
III
25.0
26.4
27.9
IV 27.0 29.0
34.4 '
33.0
33.8
II
30.0
30.7
34.4
36.3
33.5
33.8
34.1
VI 33.5 37.5
34.4 VI
29.0 33.5
16
Grundlagen
Die Aufwrmetemperatur darf auch nicht zu hoch sein. Bei zu hohen Temperaturen
(80C) knnen Nichtfettkomponenten (Zucker, Protein usw.) anbacken bzw. reagieren
(Maillard-Reaktionen) und dadurch die Schokoladenschmelzmasse verndern.
2) Abkhlen / Kristallisieren
In dieser Stufe wird die aufgeschmolzene Schokoladenmasse mit Manteltemperaturen
im Bereich von 25 bis 30C (abhngig von der Zusammensetzung der Fettkomponenten)
vorsichtig abgekhlt. Dadurch werden Kristallkeime (IV- und V-Modifikation) gebildet. Die Schokoladenmasse erreicht eine hhere Viskositt.
Die Khlstufe wird oft in zwei Teilschritten, nmlich Vorkhlung und Unterkhlung,
gefhrt. Bei der Vorkhlung wird die Schokoladenmasse auf eine Temperatur zwischen
32 und 34C abgekhlt. Die eigentliche Kristallisation findet whrend der kurzdauernden Unterkhlung statt (Sawitzki (1987), Hilker (1999)).
3) Wiedererwrmen
In der nachfolgenden Anwrmstufe wird die Schokoladenmasse mit einer Manteltemperatur von ca. 32C auf die erforderliche Verarbeitungstemperatur (dunkle Schokolade:
30-31C) aufgewrmt. Dadurch wird die unerwnschte instabile IV-Kristallmodifikation wieder aufgeschmolzen. Gleichzeitig sinkt dadurch die Viskositt der Schokoladenmasse und die Weiterverarbeitung wird damit erleichtert.
Die Temperaturen, die in den einzelnen Stufen eingestellt werden, sind unter anderem von
den Fettkomponenten abhngig. Von verschiedenen Autoren werden dafr unterschiedliche
Empfehlungen gegeben (Tabelle 2.3 ). Milchfett und Pflanzenle (z.B.: Haselnuss- und
Mandell) wirken verzgernd auf die Kristallisation von Kakaobutter. Fr Schokoladenmasse mit steigendem Milchfettanteil, insbesondere aber mit Pflanzenlen, mssen die
Khltemperaturen reduziert werden.
Tabelle 2.3 Temperaturfhrung bei der Vorkristallisation
Sawitzki (1987) Kleinert (1970)
Kleinert (1991)
M: 55C
Aufheizen
Abkhlen
Anwrmen
M: 55C
P: 50C
P: 50C
Vorkhlen
M: 30C
P: 34C
Unterkhlen
M: 25C
P:29C
Vorkhlen
P: 32C
M: 32C
P: 33C
P: 30 - 32C
Unterkhlen
P: 28C
( M = Manteltemperatur, P = Produkttemperatur )
P: 50C
M: 12 -18C
P: 25C
M: < 35C
Dunkelschokolade: P: 30 - 31C
Milchschokolade: P: 29-30C
Sahneschokolade: P: 26-27C
Grundlagen
2.3.1
17
18
Grundlagen
zunehmender Drehzahl ( m =17.5 kg/h). Bei 800 rpm wurden die meisten Kristallkeime
gebildet. Eine weitere Erhhung von Drehzahl fhrte zu einer Abnahme der Kristallbildung,
da die Dissipationswrme nicht vollstndig abgefhrt werden konnte. Im Vergleich zum
Scherkristallisationsprozess wurde auch eine konventionelle Temperiermaschine (Aasted
Temper AMT 250) eingesetzt (Bolliger et al. 1998). Eine Milchschokolade wurde vergleichend auf einer Austrittstemperatur von ca. 29C vorkristallisiert. Die scherkristallisierten
Proben wiesen, bei leicht tieferen Temperiergraden als die mit Aasted AMT 250 vorkristallisierten Proben, gleiche Endqualitt und Fettreifbestndigkeit auf. Die Verweilzeit bei
Scherkristallisation von Schokoladen liess sich mit 20 bis 30 Sekunden deutlich reduzieren
(konventionell 5-15 Minuten).
Andrew et al. (1999) untersuchten die Effekte der Scherung auf die Kristallisation von Schokolade mittels einem Scherapparat mit zylindrischer Geometrie. Milchschokolade wurde bei
einer konstanten Temperatur von 22C mit einer Schergeschwindigkeit zwischen 0 und 53
s-1 und einer Scherzeit zwischen 0 und 600 s vorkristallisiert. Mit einer Schergeschwindigkeit von 53 s-1 konnten stabile Kristallkeime innerhalb einer Scherzeit von mehr als 300 s
induziert werden. Bei konstant gehaltene Scherzeit (400 s) konnten erst bei einer Schergeschwindigkeit von mindestens 35 s-1 gengend stabile Kristallkeime gebildet werden.
2.3.2
Kakaobutterpulver und andere Fettpulver aus reinen Triglyceriden SOS, SSS sowie BOB
(1,3-Dibeheno-2-olein) wurden von Hachiya et al. (1989) durch Kaltvermahlen (cryomill,
bei -50 bis -100C mit flssigem N2) mit definierten Kristallmodifikationen hergestellt. Die
Partikelgrssenverteilung der Fettpulver lag zwischen 20 und 70 m.
Untersuchungen zur Vorkristallisation von Dunkelschokolade durch Animpfen mit genanntem Fettpulver wurden bei Impftemperaturen zwischen 25 und 30C durchgefhrt (Hachiya
et al. 1989). Es konnte gezeigt werden, dass durch das Animpfen mit SOS die beste Impfeffektivitt in Bezug auf das Verfestigungsverhalten von Schokolade erzielt werden konnten.
Kakaobutterpulver in VI-Form zeigte bessere Wirkung auf die Verfestigung als die VForm. Mit SSS wurde das schlechteste Resultat erzielt. Die mit BOB impfvorkristallisierte
Dunkelschokolade zeigte eine bessere Bestndigkeit gegen die Fettreifbildung als mit
Kakaobutterpulver (Koyano et al. 1990). In Japan wird das Impfkristallisationsverfahren mit
BOB-Pulver in der Schokoladenproduktion teilweise praktiziert. Die Zusatz von BOB in die
Schokolade ist in Europa und in den USA gesetzlich nicht erlaubt.
3.1 Material
Fr die Versuche wurde reine Press-Kakaobutter (Astra A, De Zaan, Holland) verwendet.
Die aufgeschmolzene Kakaobutter zeigt eine newtonsche Fliesseigenschaft, d.h. die Viskositt ist unabhngig von der Schergeschwindigkeit. Die Temperaturabhngigkeit der Viskositt von Kakaobutter ist in Abb. 3.1 dargestellt.
0.10
Viskositt [Pas]
0.08
= 0.221e-0.041
0.06
0.04
0.02
0.00
20
25
30
35
40
45
50
55
Temperatur [C]
Abb. 3.1 Viskositt von geschmolzener Kakaobutter als Funktion der Temperatur
Fr Untersuchungen zum Einfluss der pflanzlichen le/Fette auf das Kristallisationsverhalten von Kakaobutter wurden Mandell, Haselnussl und gehrtete pflanzliche Fette (Hartfett
1 und Hartfett 2)verwendet. Mandell und Haselnussl wurden durch Kaltpressen von Mandelnussmasse bzw. Haselnussmasse gewonnen. Hartfett 1 und Hartfett 2 sind laurinsurehaltige Fette auf Palmkernlbasis.
Die Fettsurezusammensetzung von Kakaobutter sowie der verwendeten pflanzlichen le/
Fette sind in Tabelle 3.1 zusammengestellt. Tabelle 3.2 zeigt die Zusammensetzung der Triglyceride.
Die unterschiedliche Schokoladenmasse, die fr die Untersuchungen zur Impf- und Scherkristallisation verwendet wurden, werden im Kapitel 7 separat beschrieben.
19
20
Kakaobutter
Hartfett 1
Hartfett 2
Mandell
Haselnussl
Caprylsure
8:0
2.8
8.1
Caprinsure
10:0
3.2
5.8
Laurinsure
12:0
54.3
44.2
0.1
Myritinsure
14:0
0.1
20.0
16.9
0.1
Palmitinsure
16:0
25.6
8.8
10.0
6.3
5.0
Palmitoleinsure
16:1
0.3
0.5
0.2
Stearinsure
18:0
35.2
7.6
5.3
1.2
2.2
lsure
18:1
34.0
2.3
7.7
63.4
81.1
Linolsure
18:2
3.5
1.0
1.7
28.3
11.2
Linolensre
18:3
0.2
0.0
0.1
Arachinsure
20:0
0.9
0.0
0.1
Kakaobutter
Hartfett 1
Triglycerid 24
Hartfett 2
Mandell
Haselnussl
0.23
Triglycerid 26
0.39
0.50
Triglycerid 28
0.32
0.73
Triglycerid 30
0.71
2.63
Triglycerid 32
3.94
10.90
Triglycerid 34
6.52
13.76
Triglycerid 36
0.50
23.74
17.13
0.20
0.17
Triglycerid 38
0.76
21.71
16.21
0.85
0.92
Triglycerid 40
13.19
10.62
0.11
0.25
Triglycerid 42
8.98
8.02
0.13
0.05
Triglycerid 44
5.43
4.75
0.15
0.24
Triglycerid 46
3.79
3.06
0.14
0.09
Triglycerid 48
0.74
3.61
2.87
0.41
0.26
Triglycerid 50
18.47
1.83
2.77
1.86
1.46
Triglycerid 52
45.66
2.33
3.43
21.10
16.28
Triglycerid 54
33.86
3.47
2.38
75.05
80.28
21
Kalorimetrie
Messprinzip
Differenzial Scanning Calorimetrie (DSC) ist eine thermoanalytische Messtechnik. Die Differenz der Energiezufuhr zwischen Probe und Referenz, welche auf gleicher Temperatur
gehalten werden, wird als Funktion der Zeit bei vorgegebener Temperaturfhrung gemessen.
Im verwendeten DSC-Gert (DSC Gold Plus, RheometricScientific, Bensheim, Deutschland) werden Probentiegel und leerer Referenztiegel mit konstanter Rate erhitzt oder
gekhlt. Zwei Thermoelemente sind direkt unter den Tiegeln plaziert. Die Temperaturdifferenz zwischen Probe und Referenz wird direkt als elektrische Spannung in mV gemessen.
Der fr den Temperaturausgleich notwendige Wrmestrom (heat flow) kann aufgrund dieser
Spannung berechnet werden, sobald das DSC-Gert mit dem entsprechenden Kalibrationsset
kalibriert ist.
Die DSC-Messzelle wurde durch einen permanenten Fluss von flssigem Stickstoff gekhlt.
Die Regelung der Temperatur erfolgte durch die Regelung des Stickstoffmassenstroms und
durch gezieltes Gegenheizen.
Kalibration
Um absolute kalorimetrische Daten zu erhalten, muss die DSC mittels Standard-Substanzen,
deren Schmelztemperaturen und Schmelzenthalpien bekannt sind, kalibriert werden. Das
eingesetzte DSC-Gert wurde mit folgenden Standard-Substanzen mit einer Heizrate von
4C/min kalibriert. Saphir diente fr die Kalibration der Basislinie. Quecksilber und Gallium
wurden fr die Kalibration von Schmelztemperatur und Schmelzenthalpie eingesetzt.
Tabelle 3.3 Standards fr die DSC-Kalibration
Standard
Schmelztemperatur Schmelzenthalpie
Saphir
2030.0 C
Quecksilber
-38.9 C
2.725 cal/g
Gallium
29.8 C
18.95 cal/g
22
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
2.5
Spez. Wrmestrom [W/g]
2.5
-0.5
Einwaagemenge:
2.053 mg
5.239 mg
9.993 mg
15.093 mg
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
-0.5
20
25
30
35
Temperatur [C]
40
45
20
25
30
35
Temperatur [C]
40
45
Abb. 3.2 DSC-Schmelzkurven in Abhngigkeit von der Einwaagemenge der Probe (links:
V-Kakaobutterpulver, rechts: VI-Kakaobutterpulver)
42
42
38
2
.30x
y=0
34
(r
+ 32.7
98)
30
Offset
= 0.9
PeakMaximum
2
x
y = 0.22
Temperatur [C]
Temperatur [C]
+ 30.8 (r
= 0.98)
2
90)
26.0 (r = 0.
y = 0.13x +
6.2 (r
9x + 3
y = 0.2
38
6)
= 0.99
.8 (r2 = 0.97)
Offset
PeakMaximum
y = 0.15x + 34
34
Onset
2
y = 0.07x + 31.6 (r = 0.82)
30
Onset
26
26
0
10
15
Einwaagemenge [mg]
20
10
15
Einwaagemenge [mg]
20
3.2.2
23
Beim eingesetzten NMR-Gert fr die Bestimmung des Festfettanteils handelt sich um ein
niedrig auflsendes Minispec NMS 120 (Bruker Analytische Messtechnik, Rheinstetten,
Deutschland), wie es in der Lebensmittelindustrie hufig Anwendung findet. Die magnetische Flussdichte des Permanentmagneten betrgt 0.47 Tesla, die Impulsfrequenz 20 MHz.
Der Permanentmagnet ist auf 40C temperiert. Fr den Probenkopf besteht die Mglichkeit
der Temperierung mit Wasser (Thermostat). Damit kann die in Glasrhrchen (: 10 mm)
gefllte Probe bei Temperaturen zwischen 10 und 80C temperiert werden. Das NMR-Gert
wurde tglich mit drei Standards (0%, 31.6% und 72.4% Festfettanteil) kalibriert. Fr die
Bestimmung des Festfettanteils wurde ca. 4 ml Probe in ein Glasrhrchen gefllt und in den
Probenkopf eingesetzt. Die Messung erfolgte automatisch in drei Scans.
Messprinzip
Das Messprinzip der NMR ist beispielweise von Weisser und Hartz (1983) sowie durch
Frede (1988) ausfhrlich beschrieben.
Die Protonen von H-Atomen knnen als kleine Stabmagneten betrachtet werden. In einem
Magnetfeld przedieren diese in der Art eines Kreisels um die Feldrichtung. Die Resultierende eines im Magnetfeld kreisenden Dipols nennt man Magnetiesierungsvektor, der im
Ruhezustand parallel zur Feldrichtung liegt (Abb. 3.4a).
24
3.3 Prozesse
3.3.1
Scherkristallisation
Produkt aus
Khlmedium aus
Khlmedium
Stator
Rotor
Khlmedium ein
Produkt ein
25
(3.1)
Schergeschwindigkeit [s-1]
Radius des Innenzylinders [m]
Radius des Aussenzylinders [m]
Winkelgeschwindigkeit [1/s]
Drehzahl [rpm]
26
Abb. 3.7 RI-Fliessbild des Versuchstandes fr Untersuchungen zur kontinuierlichen Scherkristallisation von Kakaobutter
3.3.2
27
Impfkristallisation
3.3.2.1 Versuchsanlage
Die Impfkristallisation von Schokoladen erfolgte durch Animpfen mit einer Kakaobutterkristallsuspension (KBKS). Die KBKS konnte durch Suspendieren von Kakaobutterpulver oder
auch direkt durch Scherkristallisation kontinuierlich hergestellt werden. Die Herstellungsverfahren fr KBKS sind in Kap. 6 detailliert beschrieben.
Fr die Untersuchungen zur Impfvorkristallisation von Schokoladen wurde die KBKS vor
allem durch Suspendieren von Kakaobutterpulver hergestellt. 23 Kilogramm Kakaobutter
wurden in einem Vorlagebehlter (32 Liter) aufgeschmolzen und auf 33C abgekhlt. Nach
dem Einmischen von ca. 3.5 Kilogramm Kakaobutterpulver wurde die Suspension unter
stndigem Rhren (Blattrhrer, 100 rpm) auf einer Khltemperatur von 28C fr ca. eine
Stunde gehalten. Dann wurde die Temperatur auf 32.5C erhht. Nach insgesamt zwei Stunden war die KBKS bereit fr die Impfvorkristallisation. Die DSC-Schmelzkurve zeigte, dass
die Keimkristalle der KBKS die reine VI-Modifikation aufwiesen (Abb. 3.9). Die NMRMessung lieferte einen Festfettgehalt der KBKS von 10 bis 12%.
Die auf ca. 40-45C gehaltene Schokoladenmasse wurde mit einer Drehkolbenpumpe (Typ
NMOG322, Catag AG, Basel CH) gefrdert. Der Massenstrom liess sich ber einen Frequenzumformer im Bereich von 20 bis 400 kg/h stufenlos variieren. Zum Abkhlen der
Schokoladenmassen dienten wahlweise ein Plattenwrmetauscher (Typ M3-FM, Alfa-Laval
AG, Kloten CH) fr dnnflssige Massen und ein Sulzer-Wrmereaktor (Typ SMR-100,
Sulzer, Winterthur CH) fr dickflssige Massen. Der Plattenwrmetauscher und der SulzerWrmereaktor wurden mit einem Klte-Umwlzthermostat (Julabo FPW 55, Merk AG, Dietikon CH) gekoppelt.
Die abgekhlte Schokoladenmasse wurde ber einem statischen Mischer gefhrt. Die KBKS
wurde mit einer Exzenterschneckenpumpe (Typ NM05, Netzsch Mohnopumpen GmbH,
Waldkraiburg D) zum Hauptstrom der Schokoladenmasse vor dem statischen Mischer (Typ
SMX DN32, 12 Mischelemente, Sulzer, Winterthur CH) zudosiert und durch diesen homogen vermischt. In dieser Weise wurde die Schokoladenmasse mit VI-Kristallen kontinuierlich vorkristallisiert.
Der Massenstrom der KBKS wurde ebenfalls ber einen Frequenzumformer geregelt. Um
das Aufschmelzen von KBKS durch die Reibungswrme, die durch die Reibung zwischen
dem Rotor und dem Stator der Exzenterschneckenpumpe verursacht wird, zu vermindern,
wurde die Dosierpumpe mit einer Drehzahl von kleiner als 60 rpm betrieben.
28
KB-Pulver
KBKS
(10%SFC, 32.5C)
SK
0.2 - 2%
Schokoladenmasse
vorkristallisierte
Schokolade
statischer
Mischer
32 -34C
(40-50C)
4
6
98 - 99.8%
1
2
3
4
Wrmetauscher
5 Dosierpumpe
6 Schokoladepumpe
7-9: Wasserbder
0.6
0.4
0.2
H = 27.6 J/g
0.0
33.7C
37.4C
-0.2
30
32
34
36
Temperatur [C]
38
40
42
29
Viskositt [Pas]
2.5
2.0
1.5
1.0
0.5
= 7.5361e-0.046
0.0
20
25
30
35
Temperatur [C]
40
45
50
Abb. 3.11 Viskositt in Abhngigkeit der Temperatur fr Polyglykol B11/700 (Messung bei
=24 s-1, Bohlin CS50)
30
Bromophenol-Polyglykol-Farblsung
Der pulverfrmige Farbstoff Bromophenol (Bromophenol blue sodium salt,
C19H9Br4NaO5S, Mr.: 69197, Fluka Chemika 18040) wurde in destilliertem Wasser gelst
und eine 5%ige (w/v) Lsung hergestellt. 40 ml von dieser Lsung wurden in 2950g Polyglykol B11/700 eingemischt und daraus entstand eine blaufarbige Bromophenol-PolyglykolFarblsung mit 0.067% Bromophenol. Die Viskositt des Polyglykols war nach der Frbung
leicht erniedrigt.
Versuchsdurchfhrung
Mit Hilfe einer Exzenterschneckenpumpe wurde die gefrbte Bromophenol-PolyglykolFarblsung mit einem Volumenstrom von 0.5 bis 1.0 kg/h dosiert. Das ungefrbte Polyglykol wurde mittels einer Drehkolbenpumpe mit einem Volumenstrom von 28 bis 100 kg/h
gefrdert. Durch Verndern der genannten Volumenstrme wurde das Volumenstromverhltnis der beiden Medien gezielt variiert. Die Temperatur des Polyglykols betrug ca. 23C.
Die gefrbte Bromophenol-Polyglykol-Farblsung wurde dem statischen Mischer mittig
zugefhrt. Am Ausgang der Mischstrecke wurde der Hauptstrom gleichmssig ber den
Querschnitt in 7 Teilstrme aufgeteilt. Mit der Probenahme-Vorrichtung konnten gleichzeitig 7 Proben (jeweils ca. 2.5ml) entzogen werden (Abb. 3.12). Die Proben wurden nach den
entsprechenden Teilstrmen numeriert. Fr jede Versuchseinstellung wurden 3 x 7 Proben
unmittelbar nacheinander gezogen. Abb. 3.13 und Abb. 3.14 zeigen die Proben nach dem
Mischen mit 2 bzw. 8 Mischelementen.
4 x 6 mm
5
3
6
4
10.6 mm
32 mm
7
1
31
( xi x )
--------------------------2
n1
s x = -------------------------------x
(3.2)
Bei den Versuchsfhrungen mit einem Massenstrom von 28 bis 106 kg/h herrschte fr die
zu mischenden Flssigkeiten im statischen Mischern laminare Strmung (Re: 0.03 - 0.12).
Der Mischvorgang der beiden eingepumpten Flssigkeiten spielt sich zwischen den Lamellen des Mischelementes ab. In Abb. 3.15 wurde die Absorption der einzelnen Proben fr die
7 Teilstrme nach 2, 4, 6 und 8 Mischelementen (Massenstrom: 48kg/h, Volumenstromverhltnis: 1% Farblsung) dargestellt.
Es wurde gezeigt, dass die Homogenitt ( s x ) sich rasch mit zunehmender Anzahl der
Mischelemente verbesserte. Mit 8 Mischelementen wurde ein Variationskoeffizient von ca.
0.023 erreicht (Abb. 3.16). Eine Mischung mit einem Variationskoeffizient von kleiner als
0.05 wird in der Praxis als gut vermischt bezeichnet.
32
1.6
2 Mischelemente
0.8
0.4
0.0
1
3
4
5
6
Probe der 7 Teilstrme
0.8
6 Mischelemente
3
4
5
6
Probe der 7 Teilstrme
8 Mischelemente
0.6
Absorption
0.6
Absorption
0.4
0.2
0.0
0.8
4 Mischelemente
0.6
Absorption
Absorption
1.2
0.8
1. Probenahme
2. Probenahme
3. Probenahme
0.4
0.2
0.4
0.2
0.0
0.0
1
3
4
5
6
Probe der 7 Teilstrme
3
4
5
6
Probe der 7 Teilstrme
Abb. 3.15 Absorption der Probe nach dem Mischen mit 2 bis 8 Mischelementen im
statischen Mischer (Sulzer SMX DN32, Gesamtmassenstrom: 48kg/h, Volumenstromverhltnis: 1% Farblsung)
10
Variationskoeffizient
S/X
0.1
0.05
0.01
1
10
Anzahl SMX-Mischelemente
33
Aufgrund der Versuchsergebnisse wird der eingesetzte statischer Mischer bei Einsatz von 8
Mischelementen als ein guter Mischer bewertet. Weitere Versuche wurden mit 8 Mischelementen durchgefhrt. Der Volumenstrom und der Mengenanteil der Farblsung wurden
variiert. Es konnte dabei eine Homogenitt zwischen 0.011 und 0.022 erzielt wurden
(Tabelle 3.4 )
Tabelle 3.4 Versuchsparameter und Versuchsresultate
Anzahl
MassenMengenanteil
Variationskoefzient ( s x )
Mischelemente
strom [kg/h]
der Farblsung
Mittelwert *
Standardabw. *
48
1.0 %
1.205
0.114
48
1.0 %
0.136
0.014
48
1.0 %
0.063
0.010
48
1.0 %
0.023
0.006
50
1.0 %
0.015
0.008
106
0.5 %
0.021
0.005
75
1.0 %
0.022
0.009
48
1.6 %
0.011
0.002
34
mit
(3.3)
In Abb. 3.17 ist der zeitliche Verlauf des Wrmedurchgangskoefzients in Abhngigkeit von
der Khlwassereintrittstemperatur whrend der Abkhlung von dunkler Schokoladenmasse
dargestellt. Bei hherer Khltemperatur zeigte sich ein hherer Wrmedurchgangskoefzient, da die Schokoladenmasse bei hherer Khltemperatur weniger stark abgekhlt wurde
und damit die Viskositt erniedrigt war. Bei Khlwassereintrittstemperaturen zwischen 22
und 28C blieb der Wrmedurchgangskoefzient ber einen Zeitraum von 30 Minuten konstant. Das bedeutet, dass keine Kakaobutterkristalle durch die Khlung gebildet bzw. abgelagert wurden. Bei einer Khlwassereintrittstemperatur von 18 und 20C nahm der
Wrmebergangskoefzient mit der Zeit ab. Kristalle wurden folglich bei Khlung mit 18C
und 20C gebildet und auf der Austauschoberche fest angelagert.
In Abb. 3.18 ist zeitliche Vernderung des Druckabfalls in Abhngigkeit von der
Khlwassereintrittstemperatur whrend der Abkhlung von dunkler Schokoladenmasse dargestellt. Bei Khlwassereintrittstemperatur von 24 und 28C blieb der Druckabfall ber 30
Minuten konstant. Bei Khltemperaturen von 22 und 23C zeigte sich eine leichte Zunahme
des Druckabfalls ber der Zeit. Bei Khltemperaturen von 18 und 20C war diese Zunahme
deutlich verstrkt.
Aufgrund der Versuchsergebnisse soll die Khlwassertemperatur fr die Abkhlung einer
dunklen Schokoladenmasse nicht tiefer als 22C sein. Eine Khlwassertemperatur von hher
als 24C gilt als sicher fr die Khlung, ohne dabei Kristallisation auszulsen.
35
280
260
KW ein
28C
240
24C
23C
220
22C
20C
200
18C
180
160
0
10
15
Zeit [min]
20
25
30
KW ein
Druckabfall P [bar]
1.00
28C
24C
0.95
23C
22C
0.90
20C
18C
0.85
0.80
0
10
15
Zeit [min]
20
25
30
4.1 Einleitung
Am Laboratorium fr Lebensmittelverfahrenstechnik der ETH Zrich ist eine Sprhversuchsanlage entwickelt worden, mit welcher unterschiedliche ein- und mehrphasige Flssigkeiten durch Zerstuben und nachfolgende Wrmeabfuhr zu Pulver verfestigt werden
knnen. Wagner (1997) untersuchte das Kaltsprhen von Kakaobutter mit Einstoff-AxialHohlkegeldsen. Zum Verfestigen der Fetttrpfchen wurde der Sprhturm durch Verdampfen vom flssigen Stickstoff gekhlt. Die Partikelgrssenverteilung und Partikelform des
kaltgesprhten Kakaobutterpulver war deutlich von der Dsengeometrie, dem Sprhdruck,
der Temperatur der Fettschmelze und der Khltemperatur des Sprhturms abhngig. Eine
Vorkristallisation der Kakaobutterschmelze bei 35C vor dem Sprhen begnstigte das
Lagerverhalten bei der Konditionierung und verbesserte die Rieselfhigkeit von Kakaobutterpulver.
Ziel dieses Abschnittes der vorliegenden Arbeit war es, die Prozessparameter der Kaltsprhtechnik speziell fr die Herstellung von Kakaobutterpulver zu optimieren. Systematische
Untersuchungen bezglich der Khltemperatur im Sprhturm und deren Einfluss auf das
Lagerverhalten des Kakaobutterpulvers als auch der Kristallmodifikationsumwandlungskinetik des Kakaobutterpulvers whrend der Lagerung bei verschiedenen Temperaturen sollten ferner durchgefhrt werden.
Fr die Herstellung von Kakaobutterpulver wurde flssige Kakaobutter (Reine Press-Kakaobutter Astra A, De Zaan, Holland) mittels einer Pumpe (Hydra Cell, Wanner Engineering,
Minneapolis USA) zur Sprhdse gefrdert und versprht. Hierzu wurde eine Hohlkegeldse 212.245 der Firma Lechler (Fellbach, D) verwendet. Die fein zerstubten KakaobutterTrpfchen verfestigen sich im gekhlten Sprhturm durch stetigen Wrmeentzug. Zur Khlung des Sprhturms wurde flssiger Stickstoff (LN2) aus einem Druckbehlter (Sauerstoffwerke Lenzburg) verwendet, welcher ber eine Druckdse in den Khlraum des Sprhturms
kontrolliert eingespeist und verdampft wurde. Die Khltemperatur konnte durch Variation
des LN2-Massenstroms verndert werden. Die gekhlte Luft zirkulierte in der Anlage mit
dem gasfrmigen Stickstoff im Kreislauf. Die Luftumwlzung wurde mittels eines Ventilators im Gegenstrom zum Sprhstrahl auf ca. 350 m3/h eingestellt.
37
38
4.2.2
Kakaobutterpulver
Lagerversuche
Das durch Kaltsprhen verfestigte Kakaobutterpulver wurde in vortemperierte Kunststoffboxen (Weich-Polyethylen, Masse: 20 x 20 x 9.5 cm) gefllt und mit Deckel verschlossen.
Die Proben wurden anschliessend entweder direkt in einem Khlschrank mit Luftumwlzung (Typ 51001-S, Brouwer, Luzern, CH) bei verschiedenen Temperaturen (10, 11, 12, 13,
15, 18, 28C) gelagert, oder fr eine Vorlagerung bei Temperaturen zwischen -20C bis +5C
in Khlrumen untergebracht. Das Lagerverhalten des Kakaobutterpulvers wurde ber die
Zeit mittels Differential-Scanning-Calorimetrie (DSC) untersucht. Der Temperaturverlauf
des Kakaobutterpulvers whrend der Lagerung wurde ferner registriert. Die Analyse des
Verfestigungsverhaltens nach der Lagerung erfolgte mit einem Textur Analyzer.
4.2.3
Analytik
Kakaobutterpulver
39
uniaxialen Druckversuch unterzogen werden. Die Proben wurden mit einem Stempel (Vorschubgeschwindigkeit: 2 mm/s) weggesteuert auf einer Distanz von 20 mm gepresst. Der
Texture Analyzer registrierte dabei den Kraft-Weg-Verlauf bis zum Bruch des Kakaobutterpulverblocks. Als charakteristische Grsse fr die Auswertung der Kurvenverlufe erschien
die maximale Kraft (gleich Bruchkraft) als sinnvoll.
F
Kakaobutterpulver
Abb. 4.1 Ermittlung der Bruchkraft von verfestigtem Kakaobutterpulver nach der Lagerung
Dse
Druck
x50.3
Pulver-
Pulver
Typ
[bar]
[m]
Bezeichnung
Temperatur [C]
Vorlauf Sprhturm
Versuch 1
55
-78 6
-60
A71
40
101 4
Pulver 1
Versuch 2
50
-60 1
-52
212.245
12
176 14
Pulver 2
Versuch 3
50
-49 3
-40
212.245
12
157 8
Pulver 3
Versuch 4
50
-42 2
-30
212.245
12
Pulver 4
50
-44 4
-36 4
-21 4
-10 4
-27
-23
-7
0
212.245
20
Pulver 5
50
-46 4
-34 4
-26 4
-6 4
-36
-29
-20
+1
212.245
20
Pulver 6
Versuch 5
Versuch 6
40
Kakaobutterpulver
Kakaobutterpulver
41
0.6
III
IV
VI
kaltgesphte KB-Pulver
(Sprhtempratur: -60C)
LN 2 gekhlte KB
mit LN2
(Khltemperatur: -195C)
0.4
0.2
0.0
-0.2
-20
-10
10
Temperatur [C]
20
30
40
Abb. 4.2 DSC-Schmelzkurve des kaltgesprhten Kakaobutterpulvers (Pulver 1) und der mit
LN2 direkt gefrorenen Kakaobutter
42
Kakaobutterpulver
0.6
III
IV V
VI
-20C / 1h
spez. Wrmestrom [W/g]
-20C / 39h
-20C / 142h
0.4
0.2
0.0
-0.2
-20
-10
10
Temperatur [C]
20
30
40
0.6
III
IV
VI
-10C/2h
spez. Wrmestrom [W/g]
-10C/19h
-10C/93h
0.4
0.2
0.0
-0.2
-10
10
20
Temperatur [C]
30
40
Kakaobutterpulver
43
0.8
spez. Wrmestrom [W/g]
III
IV
VI
5C / 7h
5C / 19h
5C / 7d
5C / 15d
0.6
0.4
0.2
0.0
-0.2
0
10
15
20
25
Temperatur [C]
30
35
40
44
Kakaobutterpulver
1.6
III
IV
VI
10.5C / 5h
1.4
spez. Wrmestrom [W/g]
10.5C / 15h
1.2
10.5C / 39h
10.5C / 73h
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0.0
-0.2
5
10
15
20
25
30
Temperatur [C]
35
40
45
Kakaobutterpulver
45
100
80
60
40
direkt (ohne Vorlagerung)
vorgelagert bei -10C/44h
20
24
48
72
96
120
Lagerzeit [h]
Abb. 4.7 Vernderung des prozentualen Kristallanteils der V-Modikation bei einer
Lagertemperatur von +10.5C in Abhngigkeit der Vorlagerung
1.6
III
IV
VI
18C / 5h
1.4
spez. Wrmestrom [W/g]
18C / 14h
1.2
18C / 38h
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0.0
-0.2
10
15
20
25
30
Temperatur [C]
35
40
45
46
Kakaobutterpulver
Kakaobutterpulver
47
24
Lagertemperatur: 15C
Lagertemperatur: 13C
22
Lagertemperatur: 12C
Temperatur [C]
20
Lagertemperatur: 11C
18
16
14
12
10
0
10
20
30
40
Lagerzeit [h]
50
60
70
80
25
direkt (ohne Vorlagerung)
vorgelagert bei -20C/96h
Temperatur [C]
20
15
10
5
0
10
15
20
Lagerzeit [h]
25
30
35
48
Kakaobutterpulver
20
Temperatur [C]
18
16
14
Sprhtemperatur: -46C 4
Sprhtemperatur: -34C 4
Sprhtemperatur: -26C 4
Sprhtemperatur: -6C 4
12
10
0
10
15
Lagerzeit [h]
20
25
30
Kakaobutterpulver
49
20
Sprhtemperatur: -44C 4
Sprhtemperatur: -36C 4
18
Sprhtemperatur: -21C 4
Temperatur [C]
Sprhtemperatur: -10C 4
16
14
12
10
0
10
20
30
40
Lagerzeit [h]
50
60
70
80
50
Kakaobutterpulver
18
16
14
Bruchkraft [N]
12
10
8
6
4
2
0
11C
12C
13C
Lagertemperaturen
15C
18C
Abb. 4.13 Bruchfestigkeit des durch die Lagerungen bei 11, 12, 13, 15 und 18C
verfestigten Kakaobutterpulvers
Kakaobutterpulver
51
12
10
Brechkraft [N]
0
direkt 12C/11d
-20C/4d + 12C/7d
5C/4d + 12C/ 7d
Lagerbedingungen
Abb. 4.14 Bruchfestigkeit des durch die Lagerungen bei 12C verfestigten Kakaobutterpulvers, Einuss der Vorlagerung bei Temperaturen von 20C bzw. +5C
Einfluss der Khltemperatur whrend des Kaltsprhens
Das bei unterschiedlicher Khltemperatur verfestigte Kakaobutterpulver wurde bei 11 bzw.
13C gelagert. Die Verfestigung der Pulvers wurde nach 7 Tagen Lagerzeit mittels Texturanalyse untersucht.
Das bei Khltemperaturen im Bereich von -34 bis -46C gesprhte Kakaobutterpulver zeigte
bei einer Lagertemperatur von 11C bzw. 13C eine vergleichbar schwchere Verfestigung.
Allerdings verfestigte sich das bei hherer Khltemperatur (-6C -26C) gesprhte Kakaobutterpulver wesentlich strker nach der Lagerung (Abb. 4.15 und Abb. 4.16). Das knnte
wiederum darauf zurckzufhren sein, dass durch Kaltsprhen bei tieferer Khltemperatur
eine direkte Bildung von V-Kristallkeimen begnstigt wird. Das Vorhandensein von VKristallkeimen beschleunigt einerseits die Kristallumwandlung von instabilen Modifikationen zur stabilen V-Modifikation, andererseits vermindert es auch die Verfestigung des
Kakaobutterpulvers whrend der Lagerung. Ausserdem war das bei -6C gesprhte Kakaobutterpulver direkt nach dem Kaltsprhen leicht klumpig, da das Pulver nicht vollstndig
auskristallisiert war.
52
Kakaobutterpulver
14
12
Bruchkraft [N]
10
8
6
4
2
0
-44C 4
-36C 4
-21C 4
-10C 4
Sprhtemperatur [C]
14
12
Bruchkraft [N]
10
8
6
4
2
0
-46C 4
-34C 4
-26C 4
-6C 4
Sprhtemperatur [C]
Kakaobutterpulver
4.3.2
53
Bis jetzt wurde nur das Konditionieren von V-Kakaobutterpulver behandelt. Bei einer
Lagertemperatur von 11 bis 18C geht eine Umkristallistion zur VI-Modifikation nur sehr
langsam voran. Es kann Monate dauern, bis das Kakaobutterpulver vollstndig zur VIModifikation umgewandelt ist. Um die Kristallumwandlung zur VI-Modifikation zu
beschleunigen, sollte das Kakaobutterpulver bei einer hheren Temperatur behandelt werden.
Abb. 4.17 zeigt den Umkristallisationsvorgang von einer V-Modifikation zu einer VIModifikation bei einer Lagertemperatur von 28C. Bei 28C schmolz das Kakaobutterpulver
zunchst teilweise auf und rekristallisierte dann langsam in der VI-Modifikation.
Wegen der hohen Lagertemperatur verfestigte sich das Kakaobutterpulver sehr stark
(Abb. 4.18). Diese Verfestigung kann nur mit hohem Aufwand zurckgebildet werden.
2.0
13C/8d + 28C/ 0d
IV
VI
13C/8d + 28C/ 7d
1.6
spez. Wrmestrom [W/g]
III
13C/8d + 28C/27d
1.2
0.8
0.4
0.0
-0.4
10
15
20
25
30
Temperatur [C]
35
40
45
54
Kakaobutterpulver
40
35
15C/7d + 28C/27d
15C/7d
13C/7d + 28C/27d
11C/7d
10
12C/7d + 28C/40d
15
12C/7d
20
13C/7d
25
11C/7d + 28C/40d
Bruchkraft [N]
30
0
11C / 28C
12C / 28C
13C / 28C
Lagerbedingungen
15C / 28C
Abb. 4.18 Bruchfestigkeit der Kakaobutterpulver nach der Lagerung bei 28C
Kakaobutterpulver
55
Bei Lagertemperaturen zwischen 12 und 18C war die Umkristallisation zu III- und IVModifikationen nur ein Zwischenschritt, bevor sich das Pulver weiter in die V-Modifikation
umwandeln konnte. Nach einer Lagerzeit von ca. 9 Stunden (Lagertemperatur: 12C) und 7
Stunden (Lagertemperatur: 13-15C) wird die Kristallumwandlung zur V-Modifikation
initiiert. Nach einer Gesamtlagerzeit von 24 Stunden bei 12C bzw. 22 Stunden bei 13 und
15C war die Kristallumwandlung zur V-Modifikation praktisch abgeschlossen.
Das Konditionieren von kaltgesprhtem Kakaobutterpulver war, sobald die Umkristallisation zur V-Modifikation stattfand, mit einer Verfestigung des Pulvers verbunden. Die Verfestigung verstrkte sich mit steigender Lagertemperatur.
Aufgrund der Versuchsergebnisse werden folgende Prozessparameter empfohlen:
Khltemperatur beim Kaltsprhen: < -10C
Lagertemperatur / Lagerdauer zum Konditionieren: 11-13C / 2-3 Tage. Gute Luftumwlzung im Lagerraum soll fr eine bessere Abfuhr der Kristallisationswrme sorgen und damit
eine Verfestigung vermindern.
In Abb. 4.19 sind die DSC-Schmelzkurven des -, V- und VI-Kakaobutterpulvers zusammen dargestellt. Diese unterschiedlich schmelzenden Kakaobutterpulver knnen durch
Lagerung bei unterschiedlichen Temperaturen konditioniert werden.
2.0
III
-KB-Pulver
a-KB-Pulver
1.6
V-KB-Pulver
b5-KB-Pulver
1.2
IV
VI
VI-KB-Pulver
b6-KB-Pulver
0.8
0.4
0.0
-0.4
10
15
20
25
30
35
40
45
Temperatur [C]
Untersuchungen zur
Kristallisationskinetik von
Kakaobutter
58
2.5
2.0
1.5
1.0
0.5
h = 136 J/g
0.0
-0.5
20
25
30
35
Temperatur [C]
40
45
( f ( t t 0 ) )
( c max c o )
(5.1)
Die Inkubationszeit to kann direkt ber die SFC-Messungen bestimmt werden. Die Kristallisationsrate f und der Avrami-Exponent n knnen durch die Avrami-Modellanpassung
berechnet werden (vergl. Kap. 2.1.2 auf seite 11). Somit kann die Kristallisationskinetik in
Abhngigkeit von der Khltemperatur und der Impfkonzentration des Kakaobutterpulver
beschrieben werden.
5.1.1
59
Die Vernderungen des SFC der nicht mit Kakaobutterpulver angeimpften Kakaobutter
whrend der Khlung zwischen 10 und 25C sind in Abb. 5.2 zusammengestellt. Es zeigte
sich, dass die Kristallisationsgeschwindigkeit stark von der Khltemperatur abhngig ist.
Die Inkubationszeit to, bei der die Kristallisation von Kakaobutter einsetzte, verlngerte sich
mit der steigenden Khltemperatur berproportional (siehe Tabelle 5.1 auf Seite 62). Bei
Khltemperaturen zwischen 10 und 20C lag to noch im Bereich von Minuten, stieg aber bei
einer Khltemperatur von 22.5C auf 21 Minuten und bei 25C auf knapp 9.5 Stunden. Bei
einer Khltemperatur von 30C musste mehrere Tagen gewartet werden, bis die Kristallisation einsetzte. Die ungewhnlich lange Inkubationszeit ist auch auf die schlechte Wrmeleitfhigkeit der NMR-Glasrhrchen zurckzufhren.
100
10C
15C
80
17.5C
SFC [%]
20C
60
8
%
22.5C
40
4
2
20
Bestimmung von to 0
0
to
100
200
300 s 400
0
0
5000
10000
15000
20000
25000
t [s]
Abb. 5.2 Vernderung des mittels NMR ermittelten SFC ber die Zeit. Die bei 50C
aufgeschmolzene Kakaobutter wurde in NMR-Glasrhrchen fr 10 Minuten bei 32C
vorgekhlt (ohne Impfkeime) und anschliessend bei Khltemperaturen zwischen 10 und
25C in der NMR-Messzelle gemessen.
Nach dem Umformen und zweifachem Logarithmieren der Gl. (5.1) erhlt man:
c max c v ( t )
ln ln ---------------------------- = n ln f + n ln ( t t o )
c max c o
(5.2)
Beim Auftragen von ln(-ln((cmax -cv(t))/(cmax-co)) gegen ln(t-to) sollte sich eine Gerade ergeben, falls die Kinetik die Vorraussetzungen der Avrami-Gleichung erfllt. Der Achsenabschnitt n ln f und die Steigung n (Avrami-Exponent) lassen sich aus den Geraden
bestimmen und somit auch die Kristallisationsrate f:
f = e
ln f
n-------------- n
(5.3)
60
ln[-ln((cmax - cv(t))/cmax-co)]
1
0
Hauptbereich II
-1
-2
Anlaufbereich I
-3
-4
-5
3
10
ln(t - to)
Abb. 5.3 Avrami-Plot erhalten aus den mittels NMR ermittelten SFC-Werten von
Kakaobutter (ohne Impfkeime (co=0), Khltemperatur: 17.5C). Die Steigung entspricht
dem Avrami-Exponent n, der Achsenabschnitt n ln f
100
Anlaufbereich I
n1: 0.7
n2: 2.7
f1: 8.8.10-5 s-1 f2: 3.7.10-4 s-1
80
SFC [%]
Hauptbereich II
60
40
SFC (gemessen bei 17.5C)
Kinetik-Modell im Bereich I
Kinetik-Modell im Bereich II
Kinetik-Modell im Bereich III
20
0
0
2000
4000
6000
8000
10000
t - to [s]
Abb. 5.4 Vergleich der SFC-Messwerte (ohne Impfkeime, Khltemperatur: 17.5C) mit der
Johnson-Mehl-Avrami-Gleichung.
61
In Abb. 5.5 sind die gemessenen SFC von Kakaobutter und die entsprechenden Modellanpassung nach der Avrami-Gleichung ber die Zeit (t - to) zusammen dargestellt. In
Tabelle 5.1 auf Seite 62 werden die aus der NMR-Messungen erhaltenen Ergebnisse von der
Inkubationzeit to, dem Avrami-Exponenet n und der Kristallisationsrate f einander
gegenbergestellt.
100
10C
15C
80
17.5C
SFC [%]
20C
60
22.5C
40
25C
20
0
10
100
1000
t - to [s]
10000
100000
Abb. 5.5 Vernderung des SFC und die entsprechenden Modellanpassungen nach der
Avrami-Gleichung von der unter statischen Bedingungen kristallisierenden Kakaobutter
(Khltemperatur: 10 - 25C)
Der Avrami-Exponent n ist im Anlaufbereich I mit Werten zwischen 0.2 und 1.3 wesentlich
kleiner als im Hauptbereich II mit Werten zwischen 1.5 und 4.9. Auch die Kristallisationsrate ist im Anlaufbereich kleiner als im Hauptbereich.
Der kleine Wert vom Avrami-Exponent n zwischen 0 und 1 im Anlaufbereich deutet auf eine
thermisch aktivierte Keimbildung hin (Khltemperatur zwischen 17.5 und 25C). Nur bei
Khltemperaturen von 10 und 15C sind die n1-Werte grsser als 1. Das bedeutet, dass bei
diesen tiefen Temperaturen im Anlaufbereich neben Keimbildung auch Kristallwachstum
stattfindet. Je strker die Unterkhlung, desto schwieriger ist eine Trennung zwischen der
Keimbildung und dem Kristallwachstum. Die Kristallisationsrate (f1) im Anlaufbereich fllt
mit zunehmender Khltemperatur (10 - 22.5C) ab. Bei 22.5C wird ein Minimum erreicht.
Bei der Khltemperatur von 25C steigt die Kristallisationsrate (f1) wieder deutlich an. Es
wird vermutet, dass nach der langen Inkubationszeit von 9.5 Stunden die stabilen V-Kristallkeime direkt aus der flssigen Kakaobutter induziert werden. Wegen der hheren Aktivitt von V-Kristallkeimen im Vergleich zu den instabilen Kristallmodifikationen (III und
IV), die bei tieferen Khltemperaturen von 20 bis 22.5C gebildet werden (siehe Abb. 5.6),
wird die weitere Keimbildung und das Kristallwachstum (V) beschleunigt.
Im Hauptbereich II steigt der Exponent n2 von 1.6 (10C) auf 4.9 (22.5C) kontinuierlich mit
zunehmender Khltemperatur an. Der Exponent n2 ist einerseits von der Lnge der Keimbildung im Anlaufbereich abhngig: Je lnger die Keimbildung im Anlaufbereich dauert, desto
62
grsser ist der Exponent n2. Andererseits kann sich eine Kristallumwandlung von instabilen
zu stabileren Kristallmodifikationen (IVV) whrend des Kristallisationsablaufs
auch auf den Exponenten n2 auswirken. Die Kristallumwandlung wird durch Erhhung der
Temperatur begnstigt und trgt somit bei hheren Khltemperaturen (im Bereich zwischen
10 und 22.5C) zu einer strkeren Erhhung des Exponenten n2 bei. Bei der Khltemperatur
von 25C werden stabile V-Kristallkeime nach der langen Inkubationszeit direkt aus der
flssigen Kakaobutter gebildet. Dabei ist eine Kristallumwandlung von instabilen -, -, IIIund IV- Modifikationen zur V-Modifikation ausgeschlossen, deshalb ist der Exponent n2
kleiner (2.6).
Die Kristallisationsrate steigt auch im Hauptbereich verstndlicherweise mit abnehmender
Khltemperatur.
Tabelle 5.1 Die Inkubationszeit to, der Avrami-Exponent n und die Kristallisationsrate f fr
die statische Kristallisation von Kakaobutter ohne Impfkeime
Khltemperatur
to
Anlaufbereich I
[s]
n1
f1 [s-1]
n2
f2 [s-1]
10.0 C
1.1 102
1.3
8.6 10-4
1.6
9.6 10-4
15.0 C
1.6 102
1.1
4.4 10-4
2.0
5.0 10-4
17.5 C
2.2 102
0.7
8.8 10-5
2.7
3.7 10-4
20.0 C
3.7 102
0.4
6.7 10-7
3.4
2.2 10-4
22.5 C
1.3 103
0.2
5.3 10-12
4.9
9.2 10-5
25.0 C
3.4 104
0.6
1.1 10-6
2.6
1.7 10-5
0.8
III
IV
10.0C / 10 min
15.0C / 10 min
17.5C / 10 min
20.0C / 10 min
22.5C / 30 min
25.0C / 60 min
0.6
spez. Wrmestrom [W/g]
Hauptbereich II
0.4
0.2
-0.2
10
15
20
25
Temperatur [C]
30
35
5.1.2
63
SFC [%]
60
Impfkonzentration
an KB-Pulver
40
0%
1%
20
4%
16%
0
0
5000
10000
t [s]
15000
20000
Abb. 5.7 Vernderung des SFC ber die Zeit bei einer Khltemperatur von 20C in
Abhngigkeit der Impfkonzentration von Kakaobutterpulver
Die Inkubationszeit fr die Kristallisation wird mit zunehmender Impfkonzentration deutlich
verkrzt (Abb. 5.8). Die Verkrzung der Inkubationszeit durch die Impfkeime ist bei hheren Khltemperaturen strker ausgeprgt. Die Inkubationszeit der mit mehr als 4 % Kakaobutterpulver angeimpften Kakaobutter reduziert sich bei einer Khltemperatur tiefer als
20C praktisch auf Null. Bei hoher Khltemperatur von 30C zeigt die angeimpfte Kakaobutter ebenfalls eine relative hohe Kristallisationsbereitschaft.
Die SFC-Daten der NMR-Messungen knnen mit der Avrami-Gleichung gut beschrieben
werden (Abb. 5.9). Ein Anlaufbereich fr die reine Keimbildung kann jedoch nicht wie bei
der keimfreien Kakaobutter bestimmt werden (siehe Kap. 5.1.1), da Kristallkeime durch
Animpfen von Kakaobutterpulver bereits vorhanden sind. Sobald die Inkubationszeit abgeschlossen ist, schaltet das Kristallwachstum (Hauptbereich der Kristallisation) ein.
Bei der mit Kakaobutterpulver angeimpften Kakaobutter ist die Kristallisationsrate deutlich
hher als bei der nicht angeimpften keimfreien Kakaobutter (Abb. 5.10). Bei Khltemperaturen zwischen 10 und 25C steigt die Kristallisationsrate mit abnehmender Temperatur
linear an.
Der Avrami-Exponent der mit Kakaobutterpulver angeimpften Kakaobutter ist mit einem
Wert von ca. 1.2 einerseits deutlich kleiner als derjenige der nicht angeimpften Kakaobutter
(Abb. 5.11), andererseits bleibt er praktisch konstant, unabhngig von der Impfkonzentration
an Kakaobutterpulver und der Khltemperaturen. Der kleine, konstante Avrami-Exponent
ist darauf zurckzufhren, dass die mit Kakaobutterpulver angeimpfte Kakaobutter nur in
der stabilen V-Modifikation auskristallisiert. Da keine instabilen Kristalle gebildet werden
64
knnen, findet auch keine Kristallumwandlung von instabilen zur stabilen V-Modifikation
statt.
35
Temperatur [C]
30
25
20
Impfkonzentration
an KB-Pulver:
15
0%
1%
10
4%
5
10
100
1000
10000
100000
Inkubationszeit to [s]
Abb. 5.8 Die Inkubationszeit to fr das Einsetzen der Kristallisation von der mit oder ohne
Kakaobutterpulver angeimpften Kakaobutter (to 0 fr die mit mehr als 4% KB-Pulver
geimpfte Kakaobutter bei 20C )
100
10C
SFC [%]
80
15C
20C
23C
60
25C
40
20
30C
0
0
5000
10000
15000
20000
25000
t - to [s]
Abb. 5.9 Vernderung des SFC ber die Zeit bei unterschiedlichen Khltemperaturen
zwischen 10C und 30C. Die Impfkonzentration von Kakaobutterpulver betrgt 1% .
65
0.0014
Impfkonzentration
an KB-Pulver:
0.0012
Kristallisationsrate f [s-1]
0%
0.0010
1%
4%
0.0008
16%
0.0006
0.0004
0.0002
0.0000
5
10
15
20
Temperatur [C]
25
30
35
Impfkonzentration
an KB-Pulver:
5
0%
Exponent n [-]
1%
4
4%
16%
3
2
1
0
5
10
15
20
25
30
35
Temperatur [C]
Abb. 5.11 Der Avrami-Exponent n in Abhngigkeit der Impfkonzentration von Kakaobutterpulver und der Khltemperatur
66
5.1.3
Nach der NMR-Messung, die fr die Erfassung von SFC ber den statischen Kristallisationsverlauf diente, wurden die Proben der verfestigten Kakaobutter aus dem NMR-Rhrchen
entnommen und mittels DSC-Messungen analysiert. Die NMR-Messungen dauerten bei
Khltemperaturen von 10C 5 Stunden und bei 25-30C 15-17 Stunden.
Whrend der statischen Kristallisation von keimfreier Kakaobutter bei einer Khltemperatur
von 10C wandelte sich die anfnglich gebildete -Modifikation nur zur stabileren III- und
IV-Modifikation um (Abb. 5.12). Dagegen wurde die stabilste VI-Modifikation bei gleicher Khltemperatur aus der mit Kakaobutterpulver angeimpften Kakaobutter gebildet. Die
Umwandlung zur VI-Modifikation wurde durch hhere Temperatur deutlich begnstigt.
Bei konstanter Khltemperatur von 25C konnte die Kristallumwandlung zur VI-Modifikation durch Erhhung der Impfkonzentration beschleunigt werden (Abb. 5.13). Bei einer
Khltemperatur von 30C dominierte der Wirkungseffekt der Temperatur. Eine Erhhung
von Impfkonzentration zeigte keine deutliche Verbesserung mehr fr die Kristallumwandlung zur VI-Modifikation (Abb. 5.14).
2.5
0% KB-Pulver: 10C / nach 5.6h
VI
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
-0.5
5
10
15
20
25
30
Temperatur [C]
35
40
45
67
2.5
1% KB-Pulver: 25C / nach 17h
16% KB-Pulver: 25C / nach 15h
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
VI
-0.5
20
25
30
35
Temperatur [C]
40
45
Abb. 5.13 Kristallumwandlung in Abhngigkeit der Impfkonzentration von Kakaobutterpulver bei einer Khltemperatur von 25C
2.0
1% KB-Pulver: 30C / nach 15h
2% KB-Pulver: 30C / nach 15h
1.5
1.0
0.5
V
0.0
VI
-0.5
25
30
35
Temperatur [C]
40
45
Abb. 5.14 Kristallumwandlung in Abhngigkeit der Impfkonzentration von Kakaobutterpulver bei einer Khltemperatur von 30C
68
5.2 Scherkristallisation
Um den Einfluss der Scherung auf die Kristallisationskinetik zu untersuchen, wurde Kakaobutter (mit oder ohne Impfkeime) mittels eines Rotationsrheometers (CS 50, Bohlin Instruments) mit koaxialem Zylindersystem (C25, Searle Typ) bei Khltemperaturen zwischen 15
und 30C scherkristallisiert. Dieser Rheometer ist durch Schubspannung () gesteuert. Die
Schergeschwindigkeit ( ) wird aufgrund der gemessenen Rotationsgeschwindigkeit und der
Geometrie des Messzylinders berechnet. Die Viskositt lsst sich nach Newtons Gesetz
berechnen:
( ) = -
(5.4)
Der Viskosittsverlauf ber die Zeit wurde mit zwei Versuchsfhrungen, nmlich bei konstanter Schergeschwindigkeit oder bei konstanter Schubspannung ermittelt. Der Unterschied
der beiden Versuchsfhrungen besteht darin, dass bei konstanter Schergeschwindigkeit die
Schubspannung mit zunehmender Viskositt ber die Zeit steigt, whrend bei konstanter
Schubspannung die Schergeschwindigkeit mit zunehmender Viskositt abfllt.
Reibungswrme wird durch die Scherung erzeugt und beeinflusst das Kristallisationsverhalten von Kakaobutter. Diese Reibungswrme ist durch die Dissipationsdichte beschrieben.
2
E diss = = ( )
(5.5)
1.E+06
2.0
1.E+05
1.6
1.E+04
1.2
Dissipationsdichte
bei = 251 1/s
Dissipationsdichte
bei = 20 Pa
Viskositt
bei = 251 1/s
Viskositt
bei = 20 Pa
1.E+03
1.E+02
1.E+01
0
200
400
600
0.8
Viskositt [Pas]
Dissipationsdichte [J/sm3]
Die Dissipationsdichte steigt mit zunehmender Viskositt bei der Versuchsfhrung mit konstanter Schergeschwindigkeit an, dagegen fllt sie bei der Versuchsfhrung mit konstanter
Schubspannung ab (Abb. 5.15).
0.4
0.0
800
Zeit [s]
Abb. 5.15 Vergleich der Versuchsfhrungen bei konstanter Schergeschwindigkeit und bei
konstanter Schubspannung
Diese Untersuchungen zur Scherkristallisation von Kakaobutter dienen als Grundlage fr die
Herstellung von einer Kakaobutterkristallsuspension (KBKS), die als Impfkristallsuspension
fr ein kontinuierliches Vorkristallisationsverfahren fr Schokoladen verwendet werden
kann.
5.2.1
69
In Abb. 5.16 und Abb. 5.17 ist der Kristallisationsverlauf der Kakaobutter durch die Viskosittsvernderung ber die Zeit dargestellt. Es zeigte sich, dass die Kristallisation mit tieferer
Khltemperatur und hherer Schergeschwindigkeit schneller verlief. Da die Viskositt einer
KBKS von der Schergeschwindigkeit abhngig ist, kann die gemesse Viskositt keine
direkte quantitative Aussage ber den Kristallanteil der KBKS liefern. Im folgenden wird
versucht, den Kristallanteil durch die gemessene Viskositt zu berechnen.
5
105 s-1 / 15.0C
105 s-1 / 17.5C
105 s-1 / 20.0C
105 s-1 / 22.5C
105 s-1 / 25.0C
Viskositt [Pas]
0
0
1000
2000
3000
4000
Zeit t [s]
5000
6000
7000
Abb. 5.16 Viskosittsvernderung ber die Zeit bei verschiedenen Khltemperaturen und
konstanter Schergeschwindigkeit (105 s-1).
5
22.5C / 40 s-1
22.5C / 105 s-1
Viskositt [Pas]
0
0
500
1000
Zeit t [s]
1500
2000
70
rel = 1 + 2.5c v
(5.6)
(5.7)
l() ist die Viskositt der keimfreien flssigen Kakaobutter. Da die flssige Kakaobutter
newtonsches Verhalten zeigt, ist die Viskositt unabhngig von der Schergeschwindigkeit.
Die Temperaturabhngigkeit der Viskositt von Kakaobutter wurde mittels eines Rotationsrheometers bei einer Schergeschwindigkeit von 40 s-1 ermittelt (Abb. 5.18B).
Nach Umformung und einfachem Logarithmieren von Gl. (5.7) erhlt man:
ln c v ln ( ( ) l ( ) ) = ln K c + m ln ( ln )
(5.8)
Eine Auftragung von den Messwerten der Viskosittsfunktion von Kakaobutterkristallsuspension auf einen Plot von ln c v ln ( ( ) l ( ) ) gegen ln ( ln ) ergeben eine Gerade
mit dem Achsenabschnitt lnKc und der Steigung m (Abb. 5.18C).
In Abb. 5.18D sind die ermittelte Konstante Kc und der Exponent m gegen den Kristallanteil
cv aufgetragen. Die Konstante Kc ist gegenber Schergeschwindigkeitsvernderungen konstant und nimmt mit zunehmendem Kristallanteil ab:
K c = 2 15.6 c v
(5.9)
71
c v = ( 2 15.6 c v ) ( ( ) l ( ) ) ( ln )
0.10
0.1
l() = 0.221e-0.041
0.06
0.04
0.00
10
100
Schergeschwindigkeit [s-1]
1000
10
m/K
lncv-ln(()-l)
0.08
0.02
(5.10)
0.12
4.2%
6.3%
7.8%
8.9%
10.2%
13.4%
Viskositt [Pas]
Viskositt [Pas]
10
2.1
4.2%
6.3%
7.8%
8.9%
10.2%
13.4%
2
1
C
0
20
30
40
Temperatur [C]
50
60
m
K
1
0
K = 2 - 15.6cv
D
-1
1.2
1.4
. 1.6
ln(ln)
1.8
0.05
0.1
0.15
cv
Abb. 5.18 A-D: Ermittlung des Exponenten m und der Konstante Kc: A: Messung der
Viskosittsfunktionen von Kakaobutterkristallsuspension gegen die Schergeschwindigkeit.
B: Messung der Viskositt von keimfreier ssiger Kakaobutter gegen die Temperatur. C:
Auftragung der Messdaten auf einen Plot gemss Gl. (5.8) zur Ermittlung von Kc und m. D:
Ermittlung der Beziehung von Kc und m zu cv
Fr die Berechnung des SFC (cv) ber den Scherkristallisationsverlauf wurde cv vor dem
Kristallisationsbeginn ( ( ) l ( ) ) auf null gesetzt. Der berechnete cv (linke Seite von
Gl. (5.10)) dient gleich als Ansatzwert fr den nchsten Messpunkt (rechte Seite von
Gl. (5.10)), oder anders formuliert von Gl. (5.10):
c v ( i + 1 ) = ( 2 15.6 c v ( i ) ) ( ( ) l ( ) ) ( ln )
2.1
(5.11)
Die Berechnung des SFC (cv) wird um so genauer, je kleiner das Zeitintervall zwischen den
Messpunkten der Viskosittsmessung ist. Ein sprunghafter Viskosittsanstieg fhrt ebenfalls
zur einer ungenauen Berechnung vom SFC.
Es ist bekannt, dass ausser der Menge auch die Partikelgrsse der Kristallkeime einen Einfluss auf die Viskositt der Kristallsuspension hat. Dieser Einfluss wird beim vorliegenden
Berechnungsmodell vernachlssigt.
72
In der vorliegenden Arbeit wurde gezeigt, dass das Berechnungsmodell von Gl. (5.11) in
dem Messbereich zwischen 0 und 8% Kristallkonzentration, vernnftige Ergebnisse liefert.
Glcklicherweise ist das genau der Bereich, fr den wir uns interessieren.
In Abb. 5.19 und Abb. 5.20 werden die gemessenen Viskosittsverlufe und die entsprechenden berechneten SFC (cv)verglichen.
Bei einer konstanten Khltemperatur von 22.5C kristallisierte die Kakaobutter schneller mit
zunehmender Schergeschwindigkeit schneller (Abb. 5.19). Ein SFC-Wert von 8% entsprach
einer Viskositt von ca. 0.66 Pas bei einer Schergeschwindigkeit von 40 s-1 und 0.29 Pas bei
einer Schergeschwindigkeit von 600 s-1. Der Grund fr diesen Unterschied ist die strukturviskose Eigenschaft (shear thinning) der Kakaobutterkristallsuspension.
Bei einer konstanten Schergeschwindigkeit von 105 s-1 verfestigte sich Kakaobutter schneller mit tieferen Khltemperaturen (Abb. 5.20).
10
40 s-1
105 s-1
251 s-1
600 s-1
0.6
40 s-1
105 s-1
251 s-1
600 s-1
8
SFC [%]
Viskositt [Pas]
0.8
0.4
0.2
6
4
2
0
0
200
400
Zeit t [s]
600
800
200
400
Zeit t [s]
600
800
Abb. 5.19 Vergleich der bei gleicher Khltemperatur (22.5C) und unterschiedlicher
Schergeschwindigkeiten ber die Zeit gemessenen Viskositten (links) und der daraus
berechneten SFC (rechts).
10
0.6
15.0C
17.5C
20.0C
22.5C
25.0C
0.4
15.0C
17.5C
20.0C
22.5C
25.0C
8
SFC [%]
Viskositt [Pas]
0.5
0.3
0.2
6
4
2
0.1
0
0
0
500
1000
1500
Zeit t [s]
2000
2500
500
1000
1500
Zeit t [s]
2000
2500
Abb. 5.20 Vergleich der bei gleicher Schergeschwindigkeit (105 s-1) und unterschiedlicher
Khltemperaturen ber die Zeit gemessenen Viskositten (links) und der daraus
berechneten SFC (rechts).
73
5.2.1.2 Kristallisationskinetik
Die Kristallbildung und das Kristallwachstum von Kakaobutter whrend der Scherkristallisation kann ebenfalls mit der von Johnson, Mehl und Avrami entwickelten Theorie der Kristallisationskinetik (siehe Kap. 5.1), beschrieben werden.
Die Inkubationszeiten to, bei denen die gemessene Viskositt ber die newtonsche Viskositt
der keimfreien flssigen Kakaobutter (l()) steigt und die Kristallisation einsetzt, sind in
Abb. 5.21 zusammen dargestellt. Bei gleicher Khltemperatur verkrzt sich die Inkubationszeit to mit zunehmender Schergeschwindigkeit. Diese Verkrzung ist bei hherer
Khltemperatur deutlich ausgeprgter. Bei den Khltemperaturen von 15 und 17.5C ist die
Inkubationszeit praktisch gleich, unabhngig von der Schergeschwindigkeit. Bei diesen
tiefen Khltemperaturen wird die Kristallisation von Kakaobutter durch die starke Unterkhlung so beschleunigt, dass die Schergeschwindigkeit fr die Beschleunigung nur noch eine
untergeordnete Rolle spielt.
26
Temperatur[C]
24
22
20
40 s-1
18
105 s-1
251 s-1
16
600 s-1
14
0
100
200
300
400
500
600
Inkubationszeit to [s]
700
800
900
Abb. 5.21 TTT-Diagram: Die Inkubationszeit der bei unterschiedlichen Schergeschwindigkeiten und unterschiedlichen Khltemperaturen scherkristallisierten Kakaobutter
Im Gegensatz zu der statischen Kristallisation (Kap. 5.1) ist die Kristallisationskinetik der
Scherkristallisation von Kakaobutter komplexer, da wegen der Wirkung der Scherbeanspruchung die Kristallumwandlung verstrkt auftreten kann.
Der Kristallisationsverlauf je nach Versuchsbedingungen (Khltemperatur und Schergeschwindigkeit) kann in bis zu drei Kinetikbereiche unterteilt werden (Abb. 5.22). Jeder
Bereich zeigt sowohl im Avrami-Plot als auch in einer Auftragung vom SFC gegen t-to im
doppellogarithmischen Netz eine Gerade. Die Kristallisationsrate f und der Avrami-Exponent n sind in den einzelnen Bereichen unterschiedlich.
74
Das Geschehen in den einzelnen Kinetikbereichen kann wie folgt beschrieben werden:
Bereich I: Keimbildungsbereich. In diesem Bereich werden vor allem Kristallkeime in
instabilen Modifikationen (, III und IV)gebildet (abhngig von der Khltemperatur und
der Schergeschwindigkeit). Die stabilen V-Kristallkeime knnen auch im Keimbildungsbereich gebildet werden, jedoch mit einer tieferen Kristallisationsrate.
Bereich II: Kristallumwandlungsbereich. In diesem Bereich wandeln sich die instabile Kristalle zu stabilen V-Kristallen um. Wegen der hheren freiwerdenden Kristallisationswrme whrend der Kristallumwandlung wird die Keimbildung leicht verzgert. Die
Kristallisationsrate nimmt leicht ab.
Bereich III: Hauptkristallisationsbereich fr das Kristallwachstum. Nach dem die stabilen
V-Kristalle durch direkte Keimbildung und die Kristallumwandlung in gewissen Mengen
angereichert sind, wird das Kristallwachstum von V-Kristallen aktiviert. Die Kristallisationsrate nimmt markant zu.
10
-2
III
SFC [%]
ln[-ln((cmax-cv(t))/cmax)]
-1
II
-3
III
II
0.1
I
-4
0.01
1
1.5
2
ln(t - to)
2.5
10
100
t - to [s]
1000
Abb. 5.22 Links: Anpassung der berechneten SFC-Daten (Khltemperatur: 22.5C / Schergeschwindigkeit: 40 s-1) mit der Johnson-Mehl-Avrami-Gleichung; Rechts: Auftragung von
SFC gegen t-to im doppellogarithmischen Netz
Unter den Kristallisationsbedingungen, nmlich bei Khltemperaturen zwischen 17.5 und
20C und fr Schergeschwindigkeiten zwischen 40 und 600 s-1, konnte die Kristallisationskinetik mit den genannten drei Kristallisationsbereichen gut beschrieben werden (siehe
Abb. 5.23). Bei Khltemperatur von 25C wurde kein deutlicher Kristallumwandlungsbereich (Bereich II) bebobachtet, da die instabilen Kristallkeime bei 25C nicht ausgebildet
werden. Die Kristallisationskinetik bei einer Khltemperatur von 22.5C fr Schergeschwindigkeiten von 251 und 600 s-1 verlief hnlich wie diejenigen bei 25C. Dagegen fr Schergeschwindigkeiten zwischen 40 und 105 s-1 war die Kristallisationskinetik wie bei 17.5 und
20C. Das heisst, bei einer Khltemperatur von 22.5C konnten instabile Kristallkeime mit
niedrigen Schergeschwindigkeiten (40 und 105 s-1) noch gebildet werden, whrend mit
hheren Schergeschwindigkeiten (251 und 600 s-1) in der Anfangsphase ausschliesslich nur
stabile V-Kristallkeime gebildet werden.
Bei einer Khltemperatur von 15C wurde der Hauptkristallisationsbereich fr das Kristallwachstum (Bereich III) bis zum erreichen eines SFC von 8% (Gltigkeitsgrenze fr das
Berechnungsmodell von SFC aus ( ) und ) immer noch nicht erreicht. Bei Schergesch-
75
windigkeiten von 40 und 105 s-1 befand sich die Kristallisationskinetik noch im Keimbildungsbereich (I) und bei 251 und 600 s-1 im Kristallumwandlungsbereich (II).
10
SFC [%]
15C
1
40 s-1
105 s-1
251 s-1
600 s-1
0.1
0.01
1
10
100
1000
t - to [s]
10
10
20C
1
40 s-1
105 s-1
251 s-1
600 s-1
0.1
SFC [%]
SFC [%]
17.5C
0.01
40 s-1
105 s-1
251 s-1
600 s-1
0.1
0.01
1
10
100
1000
10
t - to [s]
100
1000
t - to [s]
10
10
25C
22.5C
40 s-1
105 s-1
251 s-1
600 s-1
0.1
0.01
1
10
100
t - to [s]
1000
SFC [%]
SFC [%]
1
1
0.1
40 s-1
105 s-1
251 s-1
600 s-1
0.01
0.001
1
10
100
t - to [s]
1000
10000
76
erreichte (mit einer Viskositt von 0.5 Pas war der SFC ca. 8 %), wurden die Scherversuche
abgebrochen und Proben fr die DSC-Messung entnommen. Die Ergebnisse der DSC-Messungen sind in Abb. 5.24 fr Khltemperaturen von 15, 17.5, 20, 22.5 und 25C dargestellt.
Bei einer Khltemperatur von 15C befanden sich die gebildeten Kristalle bis zum Erreichen
einer Viskositt von 0.5 Pas (50 Sekunden) hauptschlich in -Modifikation, da die Kristallumwandlung und das Kristallwachstum noch nicht eingeleitet waren (Vergl. Abb. 5.23). Ein
kleiner Schmelzpeak der V-Kristalle ist unschwer zu erkennen. Das deutet darauf hin, dass
die stabilen V-Kristalle auch bei einer tiefen Temperatur wie 15C im Keimbildungsbereich
direkt gebildet werden knnen. Eine weitere Verfolgung des Kristallisationsablaufes (nach
einer Kristallisationszeit von 72, 85 und 103 Sekunden) zeigte, dass sich die instabilen Kristallkeime mit einer markanten Geschwindigkeit zu V-Kristallen umwandelten. Diese
Umwandlung konnte sogar whrend der DSC-Messung noch beobachtet werden und ist
durch den exothermen Peak zu erkennen (siehe Abb. 5.25).
Bei Khltemperaturen zwischen 17.5 und 25C war das Kristallwachstum bereits aktiviert,
bevor die Viskositt von 0.5 Pas erreicht wurde (vergl. Abb. 5.23). Die stabile V-Kristallmodifikation war der Hauptanteil dieser Kristallsuspension (Abb. 5.24). Eine deutliche Verschiebung der DSC-Schmelzkurve zu hheren Schmelztemperaturen konnte von dem bei
25C scherkristallisierten Proben beobachtet werden, d.h. eine Kristallumwandlung zu den
stabilsten VI-Kristallen hatte bereits stattgefunden. Whrend des weiteren Kristallisationsablaufes fanden das Kristallwachstum von V-Kristallen und die Kristallumwandlung zu
VI-Kristallen gleichzeitig statt (Abb. 5.26).
0.8
0.6
/ t
0.4
0.2
0.0
VI
-0.2
-0.4
15
20
25
30
35
40
Temperatur [C]
77
1.5
/ t
1.0
0.5
VI
V
0.0
-0.5
Exotherm
-1.0
15
20
25
30
35
40
Temperatur [C]
Abb. 5.25 Keimbildung und Kristallumwandlung whrend der Scherkristallisation mit einer
konstanten Schergeschwindigkeit (105 s-1) und einer Khltemperatur von 15C
1.0
0.8
0.6
V
0.2
0.0
-0.2
24
26
28
30
32
34
36
38
40
Temperatur [C]
Abb. 5.26 Keimbildung und Kristallumwandlung whrend der Scherkristallisation mit einer
konstanten Schergeschwindigkeit (105 s-1) und einer Khltemperatur von 25C
In Abb. 5.27 sind die Kristallisationszeiten, bis zur Aktivierung vom Kristallwachstum
(Bereich III), in Abhngigkeit von der Khltemperatur und der Schergeschwindigkeit dargestellt. Es zeigt sich, dass mit abnehmender Khltemperatur bzw. zunehmender Schergeschwindigkeit die bentigte Kristallisationszeit exponentiell reduziert wurde. Der gesamte
Kristallgehalt (SFC), der unmittelbar vor dem Kristallwachstum durch die Keimbildungvorgnge gebildet wird, ist ebenfalls stark von der Khltemperatur und Schergeschwindigkeit
78
abhngig (Abb. 5.28). Es wird jedoch vermutet, dass nur die gebildete Menge der stabilen
V-Kristallkeime fr die Aktivierung des starken Kristallwachstum eine entscheidende Rolle
spielt. Ein hoher Gehalt von instabilen Kristallen (, III, und IV) whrend der Keimbildungsphase bei tiefer Temperatur (z.B. 15C) trgt dazu bei, dass durch die hhere Viskosi2
tt die Schubspannung ( = ) bzw. die Dissipationsdichte ( E diss = ) erhht
werden, die fr die Kristallumwandlung von instabilen zu stabilen V-Kristallen als treibende Krfte zu vermuten sind. Somit zeigt eine tiefere Khltemperatur nur eine positive,
beschleunigende Wirkung zum Zweck, die stabilen V-Kristalle durch Scherkristallisation
zu erzeugen.
2500
2000
1500
1000
500
40
105
251 Scherrate
[s-1]
600
0
15.0
17.5
20.0
22.5
Khltemperatur [C]
25.0
Abb. 5.27 Bentigte Kristallisationszeit t bis zum Beginn des Kristallwachstums (Hauptkristallisationsbereich III)
8
SFC [%] direkt bevor das
Kristallwachstum beginnt
7
6
5
4
3
2
40
105
251 Scherrate
[s-1]
600
1
0
15.0
17.5
20.0
22.5
Khltemperatur [C]
25.0
Abb. 5.28 Der angereicherte Kristallgehalt (SFC) zu Beginn der Aktivierung vom
Kristallwachstum (Bereich III)
79
In Abb. 5.30 bis Abb. 5.32 sind der Avrami-Exponent n und die Kristallisationsrate f der
scherkristallisierten Kakaobutter fr den Keimbildungsbereich (Bereich I) und den Kristallwachstumsbereich (Bereich III) dargestellt.
Im Keimbildungsbereich bewegt sich der Avrami-Exponent n1 im allgemeinen zwischen 1
und 1.5 (Abb. 5.29). Das bedeutet, dass in diesem Bereich neben Keimbildung auch schwaches Kristallwachstum stattfindet. Eine eindeutige Tendenz kann jedoch nicht abgeleitet
werden. Die Kristallisationsrate f1 steigt mit abnehmender Temperatur bzw. zunehmender
Schergeschwindigkeit deutlich an (Abb. 5.30), da die Kristallisation durch die Absenkung
der Khltemperatur und die Erhhung der Schergeschwindigkeit beschleunigt wurde.
Exponent n [-]
2
40
105
251 Scherrate
[s-1]
600
0
15
17.5
20
22.5
Khltemperatur [C]
25
Kristallisationsrate f [s-1]
0.005
0.004
0.003
0.002
0.001
600
251
105 Scherrate
[s-1]
40
0
15
17.5
20
22.5
Khltemperatur [C]
25
80
Kristallisationsrate f [s-1]
0.005
0.004
0.003
0.002
0.001
600
251
105 Scherrate
[s-1]
40
0
15
17.5
20
22.5
Khltemperatur [C]
25
Exponent n [-]
2
40
105
251 Scherrate
[s-1]
600
0
15
17.5
20
22.5
Khltemperatur [C]
25
81
Viskositt [Pas]
0.6
0.4
ohne Impfkeimen
mit 1% KB-Pulver
0.2
mit 2% KB-Pulver
mit 4% KB-Pulver
0.0
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
Zeit t [s]
Abb. 5.33 Einuss der Impfkristalle (KB-Pulver) auf den Kristallisationsverlauf whrend
der Scherkristallisation von Kakaobutter (Khltemperatur = 25C, =105 s-1)
10
f = 5.7.10-4 s-1
n = 5.6
SFC [%]
6
f = 9.5.10-4 s-1
n = 2.7
ohne Impfkeime
mit 1% KB-Pulver
0
0
500
1000
1500
2000
t - to [s]
Abb. 5.34 Einuss der Impfkeime (KB-Pulver) auf die Kristallisationskinetik whrend der
Scherkristallisation von Kakaobutter (Khltemperatur = 25C, =105 s-1)
82
5.2.2
Die keimfreie flssige Kakaobutter (50C) wurde bei einer Khltemperatur von 22.5C mit
konstanter Schubspannung zwischen 8.5 und 250 Pa scherkristallisiert. Da der eingesetzte
Rheometer (Bohlin CS 50) schubspannungsgesteuert ist, ist die Empfindlichkeit des Rheometers bei Scherversuchen mit konstanter Schubspannung wesentlich besser als mit konstanter Schergeschwindigkeit. Im weiteren ist der Messbereich mit konstanter Schubspannung
grsser als mit konstanter Schergeschwindigkeit. Mit einer Schubspannung () von 250 Pa
kann die entsprechende Schergeschwindigkeit ( = ) fr flssige Kakaobutter, bevor
Kristallkeime gebildet worden, bis zu 2660 s-1 betragen (Vergleich Abb. 5.35 Links).
5.2.2.1 Kristallisationskinetik
In Abb. 5.35 sind die Kristallisationsverlufe von Kakaobutter bei verschiedenen Schubspannungen anhand der Viskositts- und SFC-Vernderungen dargestellt. Es zeigt sich, dass
die Kristallisation von Kakaobutter durch die Erhhung der Schubspannung von 8.5 auf 150
Pa deutlich beschleunigt wird. Mit weiteren Erhhungen auf 200 und 250 Pa knnen jedoch
keine weiteren Verbesserungen hinsichtlich einer Beschleunigung erzielt werden.
8
8.5 Pa ( 92 s-1)
21 Pa ( 223 s-1)
100 Pa (1066 s-1)
150 Pa (1598 s-1)
200 Pa (2130 s-1)
250 Pa (2660 s-1)
1.2
8.5 Pa
21 Pa
100 Pa
150 Pa
200 Pa
250 Pa
6
SFC [%]
Viskositt [Pas]
1.6
0.8
0.4
4
2
0.0
0
0
100
200
300 400
Zeit t [s]
500
600
700
100
200
300 400
Zeit [s]
500
600
700
Abb. 5.35 Links: Viskosittsvernderungen ber die Zeit bei einer Khltemperatur von
22.5C. Die Schubspannung blieb ber die Messzeit konstant. In Klammern sind die
entsprechenden Schergeschwindigkeiten unmittelbar vor der Kristallbildung aufgefhrt.
Rechts: Die entsprechenden Vernderungen der berechneten SFC ber die Messzeit
Nach der Anpassung der berechneten SFC-Daten mit der Johnson-Mehl-Avrami-Modellgleichung kann die Kristallisationskinetik von Kakaobutter ebenfalls in Keimbildung und in
Kristallwachstum unterteilt werden.
Die Inkubationszeit to wurde mit zunehmender Schubspannung verkrzt (Tabelle 5.2 ).
Einerseits konnte die Kakaobutter bei hherer Schubspannung schneller abgekhlt werden
(hhere Re-Zahl), andererseits wurde die Kristallisation bei hherer Schubspannung auch
schneller induziert.
Mit zunehmenden Schubspannungen steigt die Kristallisationsrate des Keimbildungsbereichs (f1) von 8.5 bis auf 150 Pa. Bei Schubspannungen von 200 und 250 Pa nimmt die
Kristallisationsrate wieder ab. Die Avrami-Exponent n1 im Keimbildungsbereich war jedoch
83
bei Schubspannungen von 200 und 250 Pa (0.75 - 0.83) deutlich kleiner als bei Schubspannungen von 8.5 bis 150 Pa (1.20 - 1.43).
Im Hauptkristallwachstumsbereich der Kristallisation zeigt die Kristallisationsrate (f2 ) hnliche Tendenzen wie im Keimbildungsbereich. Sie ist jedoch 18 bis 800 mal grsser (Vergleich von Tabelle 5.2 mit Abb. 5.36). Mit einer Schubspannung von 150 Pa ist das
Maximum der Kristallisationsrate erreicht. Der Avrami-Exponent n2 ist bei Schubspannung
von 8.5 und 21 Pa mit den Werten von 24.4 und 14.1 ungewhnlich gross. Die Grsse von
n2 hngt von der Vorgeschichte im Keimbildungsbereich ab. Eine lange andauernde Keimbildung und langsame Kristallumwandlung kann den n2-Wert in die Hhe treiben. Bei hheren Schubspannungen von 100 bis 250 Pa ist der n2-Wert deutlich kleiner, da die Bildung
von stabilen V-Kristallen durch die Erhhung der Schubspannung beschleunigt und somit
das Kristallwachstum frher aktiviert wird. Auf den Zusammenhang zwischen dem Exponent n und der polymorphen Kristallumwandlung wird im nchsten Kapitel (Kap. 5.2.2.2)
eingegangen.
Tabelle 5.2 : Inkubationszeit to, Avrami-Exponent n, Kristallisationsrate f fr die Scherkristallisation von Kakaobutter bei konstanter Schubspannung
8.5 Pa
21 Pa
100 Pa
150 Pa
200 Pa
250 Pa
to [s]
177
157
103
79
65
43
f1 [s-1]
4.0 10-5
7.3 10-5
9.5 10-5
2.0 10-4
4.0 10-6
1.0 10-5
n1
1.26
1.24
1.20
1.43
0.75
0.83
f2 [s-1]
2.0 10-3
2.5 10-3
2.8 10-3
3.7 10-3
3.3 10-3
2.9 10-3
n2
24.4
14.1
6.4
6.4
6.6
5.6
8
8.5 Pa
21 Pa
100 Pa
150 Pa
200 Pa
250 Pa
SFC [%]
0
0
100
200
300
400
500
t - to [s]
84
5.2.2.2 Kristallumwandlung
Um die Kristallumwandlung whrend der Scherkristallisation zu untersuchen, wurde keimfreie flssige Kakaobutter (50) bei einer Khltemperatur von 22.5C mit einer konstanten
Schubspannung von 8 Pa scherkristallisiert. ber die Kristallisationszeit wurden Proben aus
dem Scherspalt entnommen und mittels DSC-Messungen (direkte Methode) analysiert. Die
Einwaagemenge der DSC-Proben waren zwischen 6 und 10 mg.
In Abb. 5.37 ist die Vernderung der berechneten SFC ber die Scherzeit sowie die Zeitpunkte der Probenahmen fr die DSC-Messungen dargestellt. Bei konstanter Schubspannung kann der Kristallisationsverlauf wie bei konstanter Schergeschwindigkeit auch in drei
Kristallisationsbereichen fr die Keimbildung, die Kristallumwandlung und das Kristallwachstum aufgeteilt werden. Die DSC-Schmelzkurven sind in Abb. 5.38 dargestellt.
Nach einer Scherzeit von 400 Sekunden befand sich die Kristallisation noch in der Keimbildungsphase. Es wurden Kristallkeime hauptschlich in den Modifikationen III und IV kristallisiert. Es konnte auch ein geringer Anteil von V-Modifikation nachgewiesen werden.
Nach einer Scherzeit von 500 Sekunden befand sich die Kristallisation in der Kristallumwandlunsphase. Der Anteil der III-Modifikation blieb praktisch unverndert. Die Anteile
von IV- und V-Modifikationen nahmen zu.
Nach einer Scherzeit von 600 Sekunden war die Kristallumwandlungsphase abgeschlossen.
Die Modifikation III war komplett umgewandelt und konnte nicht mehr nachgewiesen werden. Der Anteil von IV-Kristallen nahm leicht zu. Die Menge der gebildeten V-Kristalle
wurde jedoch stark erhht. Das Kristallwachstum wurde aktiviert. Nach einer Scherzeit von
700 Sekunden war der Kristallanteil an V-Modifikation krftig gestiegen.
Gemss den DSC-Messungen kann es nochmals besttigt werden, dass in der Kristallwachstumsphase whrend der Scherkristallisation von Kakaobutter hauptschlich die stabilen VKristalle gebildet werden.
10
Probenahme fr
DSC-Messungen
Probenahme fr
DSC-Messungen
SFC [%]
SFC [%]
3
2
0.1
III
II
I
0.01
0
200
400
Zeit t [s]
600
800
210
10
300
100
Zeit t [s]
1200
1000
Abb. 5.37 Zunahme des berechneten SFC whrend der Scherkristallisation von Kakaobutter ( = 22.5C, = 8 Pa). Zeitpunkte fr die Probenahme der DSC-Messungen. Links:
Darstellung in linearer Skalierung; Rechts: Darstellung in logarithmischer Skalierung.
85
0.4
400 s
0.3
500 s
600 s
700 s
0.2
0.1
0.0
-0.1
-0.2
22
24
26
28
30
32
Temperatur [C]
34
36
38
86
10
Keimbildung und
Kristallumwandlung
zur V-kristallen
SFC [%]
Wachstum
von V-Kristallen
8.5 Pa
21 Pa
100 Pa
150 Pa
200 Pa
250 Pa
0.1
0.01
10
100
t - to [s]
1000
Abb. 5.39 Zunahme des berechneten SFC whrend der Scherkristallisation von Kakaobutter in logarithmischer Skalierung (: 22.5C, : 8.5 bis 250 Pa, wobei ber die Zeit
konstant)
konstante
Schubspannung
[Pa]
[s-1]
Zeit t [s]
SFC [%]
3.1 5.3
40
604
1.18
8.3 12.0
105
427
1.09
20.3 25.1
251
256
0.74
48.4 58.6
600
206
0.62
8.5
106 66
485
0.35
21
262 179
389
0.51
100
1192 961
263
0.58
150
1774 1568
179
0.27
200
2457 2080
187
0.33
250
2887 2586
168
0.39
87
EA
R
T
fo
EA
------RT
(5.12)
Aktivierungsenergie [J/mol]
universelle Gaskonstante [= 8.3145 J / mol K]
Temperatur in Kelvin
Geschwindigkeitskonstante fr 1/T=0 [s-1]
Auf dem Arrhenius-Diagramm (lnf gegen 1/T) kann die Aktivierungsenergie EA aus der Steigung (-EA/R) bestimmt werden (siehe Abb. 5.40 bis Abb. 5.43). Die Aktivierungsenergie
unterscheidet sich fr die Keimbildung und das Kristallwachstum. Die Aktivierungsenergie
der Kristallisation ist negativ, da sie aus dem Stoffsystem abgefhrt werden muss.
Statische Kristallisation
Bei der statischen Kristallisation von keimfreier flssiger Kakaobutter wurde gezeigt, dass
die Aktivierungsenergie sowohl fr die Keimbildung als auch fr das Kristallwachstum stark
von den Khltemperaturen abhngig ist (siehe Tabelle 5.4 ). Dies ist darauf zurckzufhren,
dass bei verschiedenen Temperaturen unterschiedliche Kristallmodifikationen gebildet werden, die unterschiedliche Kristallisationskinetiken aufweisen. Bei tieferer Khltemperatur
(strkerer Unterkhlung) zwischen 10 und 22.5C werden instabilere Kristallmodifikationen
gebildet, die tiefere Schmelztemperaturen besitzen (vgl. Abb. 5.6 auf Seite 62). Die instabilere Kristallmodifikation weist in aller Regel eine kleinere Aktivierungsenergie auf, sowohl
fr die Keimbildung als auch fr das Kristallwachstum. Die stabilen V-Kristalle lassen sich
nur bei einer hheren Khltemperatur wie 25C direkt aus der flssigen Kakaobutter induzieren, jedoch mit einem erheblichen Zeitaufwand (bis zu 9.5 Stunden).
Durch Animpfen von stabilen Kristallkeimen (V-/VI-Kakaobutterpulver) wird der Keimbildungsschritt bersprungen und die flssige Kakaobutter kristallisiert unter den gegebenen
Versuchsbedingungen bei Temperaturen zwischen 10 und 30C hauptschlich in modifikationseigenen V-Kristalle aus, die sich bei einer hheren Temperatur (25-30C) verstrkt zu
VI-Kristallen umwandeln. Durch Animpfen kann die Aktivierungsenergie fr das Kristallwachstum erheblich herabgesetzt werden (Tabelle 5.5 ). Zwei Kinetikbereiche konnten nach
Khltemperaturbereiche beschrieben werden. Bei Khltemperaturen zwischen 10 und 20C
ist die Aktivierungsenergie praktisch unabhngig von der Impfkonzentration. Zwischen 20
und 30C nimmt die Aktivierungsenergie mit zunehmender Impfkonzentration ab.
88
-5
-10
-8
ln f
lnf
-15
-20
ohne Impfkeime
1% KB-Pulver
4% KB-Pulver
16% KB-pulver
-10
Keimbildung
-25
Kristallwachstum
-30
3.55
-12
3.5
10
3.45
3.4
1/T [10-3K-1]
15
3.35
20
25
3.6
3.3
[C]
3.5
3.4
1/T [10-3K-1]
3.3
20
30
10
3.2
[C]
Abb. 5.40 Arrhrnius-Diagramm fr die sta- Abb. 5.41 Arrhenius-Diagramm fr das Kritische Kristallisation von Kakaobutter ohne stallwachstum whrend der statischen KriImpfkeime
stallisation mit oder ohne Impfkeime
Tabelle 5.4 Aktivierungsenergie [kJ/mol] whrend der Keimbildung und des Kristallwachstums fr die statische Kristallisation von Kakaobutter ohne Impfkeime
Kristallisationsbereich 10 - 15C 15 - 17.5C 17.5 - 20C 20 - 22.5C 22.5 - 25C
Keimbildung
-89
-439
-1350
-3310
Kristallwachstum
-86
-83
-144
-245
-482
bereich
1%
4%
16%
10 - 20C
Kristallwachstum
-55
-54
-56
20 - 30C
Kristallwachstum
-163
-113
-91
Aufgrund der Versuchsergebnisse kann gezeigt werden, dass die instabile - und die stabile
V-Kristallmodifikation fr die statische Kristallisation die tiefste Aktivierungsenergie aufweisen. Fr die Aktivierung der Kristallisation in der V-Modifikation ist das Vorhandensein
von modifikationseigenen Kristallkeimen die Voraussetzung. Sobald diese Voraussetzung
erfllt ist, kristallisiert Kakaobutter bei Khltemperaturen zwischen 17.5 und 30C hauptschlich in der V-Kristallmodifikation aus, die sich weiter zur VI-Modifikation umwandeln kann. Bei Khltemperaturen tiefer als 17.5C werden die instabilen -Kristalle spontan
gebildet und knnen sich schnell zu stabilen V-Kristallen umwandeln, sobald eine gewisse
Menge von V-Kristallkeimen vorhanden ist.
89
Scherkristallisation
Bei der Scherkristallisation von Kakaobutter lsst sich die Aktivierungsenergie des Keimbildungs- und Kristallwachstumsbereichs unterscheiden. Die Aktivierungsenergie ist fr die
Keimbildung wesentlich hher als fr das Kristallwachstum (Tabelle 5.6 ). Somit stellt die
Keimbildung den limitierenden Schritt fr den gesamten Kristallisationsablauf dar. Um
einen Kristallisationsprozess zu beschleunigen, sollten die Anstrengungen auf den Keimbildungsschritt konzentriert werden. Das Herabsetzen der Khltemperatur und die Erhhung
von Scherkrfte sind sicher die folgerichtigen Massnahmen. Natrlich werden bei tiefen
Temperaturen am Anfang instabile Kristallkeime gebildet. Diese haben aber keine negativen
Einfluss, da aufgrund der Wirkung der Scherkrfte die stabilen V-Kristalle im Keimbildungsbereich induziert werden, deren Menge fr die Aktivierung des Kristallwachstums verantwortlich ist. Die V-Kristalle knnen sowohl durch die Umwandlung von instabilen
Kristallen als auch direkt aus der flssigen Phase gebildet werden. Aus thermodynamischer
Sicht luft die Kristallumwandlung leichter ab als die direkte Kristallbildung aus der flssigen Phase, da bei der Kristallumwandlung weniger Kristallisationswrme abzufhren ist.
-5
-5
-7
-6
ln f
ln f
-9
40 s-1
105 s-1
251 s-1
600 s-1
-11
-13
-15
3.49
40 s-1
105 s-1
251 s-1
600 s-1
-8
3.44
3.39
1/T [10-3K-1]
15
-7
20
[C]
3.34
25
-9
3.49
3.44
3.39
1/T [10-3K-1]
15
20
3.34
[C]
25
Tabelle 5.6 Aktivierungsenergie [kJ/mol] whrend der Keimbildung und des Kristallwachstums fr die Scherkristallisation von Kakaobutter
Kristallisations- TemperaturSchergeschwindigkeit
bereich
Keimbidung
Kristallwachstum
bereich
40 s-1
105 s-1
251 s-1
600 s-1
15 - 20C
-187
-168
-134
-90
20 - 25C
-1140
-719
-230
-488
17.5 - 22.5C
-92
-67
-6
-6
22.5 - 25C
-470
-390
-510
-360
90
Aufgrund der Kenntnisse der vorliegenden Arbeit kann die Kristallisation von Kakaobutter
und die komplexen bergnge zwischen den einzelnen Kristallmodifikationen in Abb. 5.44
dargestellt werden. Ausgehend von der flssigen Kakaobutter knnen -, , -, III-, IV- und
V-Kristallmodifikationen in Abhngigkeit der Khltemperaturen gebildet werden. Die Kristallbildung wird durch die Scherung beschleunigt. Durch Animpfen mit stabilen V- und
VI-Kristallkeimen kristallisiert die Kakaobutter bevorzugt in V-Modifikation. Bei
Khltemperatur tiefer als 17.5C knnen auch -Kristalle trotz des Animpfens gebildet werden, die sich jedoch schnell zu V-Modifikation umwandeln. Unter statischen Bedingungen
wandelt sich die instabile -Modifikation ber -, III, IV-, V- und schliesslich zur VIModifikation um. Bei kaltgesprhtem Kakaobutterpulver ist eine direkte Umwandlung der
-Modifikation zur V-Modifikation mglich. Unter dynamischen Bedingungen (Scherung)
wandelt sich die einzelne instabile Modifikation direkt zur V-Modifikation um. Die stabilste VI-Modifikation kann nur durch eine Umwandlung aus der V-Modifikation erhalten
werden. Diese Umwandlung wird durch eine Erhhung der Khltemperatur und der Scherung beschleunigt.
40
si
s
l
VI
30
V
IV
20
III
10
6.1 Einleitung
Untersuchungen zur Impfkristallisation von Schokoladen durch Beimischen von Kakaobutterpulver wurden am Laboratorium fr Lebensmittelverfahrenstechnik der ETH-Zrich
durchgefhrt (Wagner 1997). Dabei wurde dunkle Schokolade batchweise durch Beimischen von 0.2 bis 2% Kakaobutterpulver bei Impftemperaturen zwischen 29.5 und 34.5C
impfvorkristallisiert. Erste Ergebnisse zeigten ein Verbesserungspotential der impfkristallisierten Massen hinsichtlich der rheologischen Eigenschaften und des Verfestigungsverhaltens.
Der batchweise Impfvorkristallisationsprozess hat nur eine begrenzte Einsatzmglichkeit fr
einen industriellen Produktionsmassstab. Kakaobutterpulver lsst sich usserst schwierig
dosieren und kontinuierlich mit der abgekhlten Schokoladenmasse homogen mischen. Desweiteren kann eine Teilagglomeration der Pulverteilchen in flssiger Schokoladenmasse die
Weiterverarbeitung (Giessen, Formen) erschweren.
Mit einer Kakaobutterpulversuspension knnen die erwhnten Probleme gelst werden. In
einem Vorversuch wurde Kakaobutterpulver (30%) mit der auf 32C abgekhlten flssigen
Kakaobutter vermischt (Abb. 6.1). Es wurde beobachtet, dass diese Kakaobutterpulversuspension unter definiertem Rhren ber lngere Zeit bei 32C fliessfhig blieb.
91
92
Kakaobutterkristallsuspension
Wellenlnge: 500 mm
18 mm
110 mm
18 mm
60 mm
24 mm
24 mm
180 mm
Kakaobutterkristallsuspension
6.2.2
93
Analytik
6.2.2.1 Viskositt
Whrend des Mischvorgangs wurde die Viskosittsvernderung erfasst. Mit einem scherratengesteuerten Rheometer (Bohlin Instruments V88) wurde die dynamische Rhrviskositt
ber der Zeit bei einer konstanten Scherrate gemessen. Als Messkrper wurde ein Flgelrhrer eingesetzt, welcher fr die Messung der Rhrviskositt in die Probe eingetaucht
wurde (Abb. 6.4). Um mit dem Flgelrhrer vergleichbare Resultate zu erhalten, wurde
diese undefinierte Messgeometrie mit zwei Polyglykollsungen, deren Viskositten 1.1 und
2.5 Pas betrugen, kalibriert.
94
Kakaobutterkristallsuspension
6.2.3
25
32C / 15%
20
15
10
0
0
20
40
60
80
100
120
Mischzeit [min]
140
160
180
200
Abb. 6.5 Vernderung der scheinbaren Viskositt whrend des Mischens der KBKS bei 32C
Kakaobutterkristallsuspension
6.2.4
95
In dieser Versuchsserie wurde Kakaobutter in Mengenanteilen von 20% mit der bei unterschiedlichen Temperaturen gekhlten flssigen Kakaobutter gemischt. Ein Anker-Rhrer
kam dafr zum Einsatz.
6.2.4.1 Vernderung des Festfettanteils und der Viskositt
In Abb. 6.6 sind die Vernderungen der Festfettanteile ber der Zeit in Abhngigkeit der
Khltemperaturen dargestellt. Abb. 6.7 zeigt die zeitliche Vernderung der Viskositt. Bei
Khltemperaturen zwischen 26 und 31C stiegen sowohl der Festfettanteil als auch die Viskositt ber die Mischzeit an. Der Anstieg des Festfettanteils deutete darauf hin, dass neue
Kristalle aus der flssigen Phase der Kakaobutter gebildet wurden. Die Kristallbildung und
das Kristallwachstum wurden durch tiefere Mischtemperaturen begnstigt. Bei
Khltemperaturen zwischen 26 und 30C konnte wegen der fortschreitenden Kristallisation
keine fliessfhige Kakaobutterkristallsuspension hergestellt werden. Bei Khltemperaturen
zwischen 31 und 32.5C blieb die Kristallsuspension mehr oder weniger fliessfhig.
Bei einer Mischtemperatur von 32.5C nahm der Festfettanteil ber der Mischzeit in den
ersten 40 Minuten ab. Die Viskositt stieg dagegen schnell an. Dieser Viskosittsanstieg
beruht auf der Desagglomeration von Kakaobutterpulver, weil die whrend der Lagerung des
Kakaobutterpulvers gebildeten Feststoffbrcken zwischen den Pulverteilchen bei hherer
Mischtemperatur aufgeschmolzen bzw. erweicht wurden. Nach 40 Minuten blieben der Festfettanteil und die Viskositt ber der restlichen Mischzeit konstant. Es hatte sich ein Gleichgewicht eingestellt.
25
20
Khltemperatur
:
26C
28C
29C
30C
31C
32.5C
15
10
0
0
50
100
150
200
250
Mischzeit [min]
300
350
400
Abb. 6.6 Vernderung der Festfettgehalte der KBKS whrend des Mischens bei
unterschiedlichen Khltemperaturen (Pulverkonzentration: 20 wt%)
96
Kakaobutterkristallsuspension
Khltemperatur
:
26.0C
28.0C
29.0C
30.0C
31.0C
32.5C
0
0
50
100
150
200
250
Mischzeit [min]
300
350
400
Abb. 6.7 Vernderung der Viskositt der KBKS whrend des Mischens bei unterschiedlichen Khltemperaturen (Pulverkonzentration: 20 wt%)
6.2.5
Kakaobutterkristallsuspension
97
0.7
Mischtemp. / Mischzeit
0.6
30C / 0.2h
30C / 0.5h
30C / 1.0h
30C / 2.0h
0.5
0.4
0.3
0.2
0.1
0
-0.1
28
30
32
34
36
38
Temperatur [C]
40
42
44
Abb. 6.8 Vernderung der DSC-Schmelzkurven der KBKS whrend des Mischens bei einer
Khltemperatur von 30C (Pulverkonzentration: 20 wt%)
0.7
Mischtemp. / Mischzeit
32.5C / 0.2h
32.5C / 0.5h
32.5C / 2.0h
32.5C / 4.0h
0.6
0.5
0.4
0.3
0.2
0.1
0
-0.1
28
30
32
34
36
38
Temperatur [C]
40
42
44
Abb. 6.9 Vernderung der DSC-Schmelzkurven der KBKS whrend des Mischens bei einer
Khltemperatur von 32.5C (Pulverkonzentration: 20 wt%)
98
Kakaobutterkristallsuspension
6.2.6
Im Kap. 6.2.4 wurde gezeigt, dass bei einer Khltemperatur zwischen 31 und 32.5C durch
Suspendieren von Kakaobutterpulver fliessfhige Kakaobutterkristallsuspensionen hergestellt werden knnen. Um die Herstellungszeit fr eine thermodynamisch stabile Kakaobutterkristallsuspension zu verkrzen, soll der Khlungsprozess bevorzugt in unterschiedlichen
Temperaturstufen gefahren werden.
Um das Kakaobutterpulver in der flssigen Kakaobutter durch Rhren leichter zu desagglomerieren, sollte das V-Kakaobutterpulver bei einer hheren Temperatur (32.5-33C) eingemischt werden. Durch anschliessende Khlung (Khltemperatur: 24-30C) knnen aus der
flssigen Kakaobutter schneller neue Kristalle (V- und VI-Modifikationen) gebildet werden. Bis ein Kristallgehalt von ca. 20% erreicht ist, sollte die Khltemperatur auf die
gewnschte Betriebstemperatur (31-32.5C) gewechselt werden. In diesem Abschnitt wandeln sich weitere Kristalle von der V- zur VI-Modifikation um, bis die KBKS ein thermodynamisches Gleichgewicht eingenommen hat (Abb. 6.10)
10
Khltemperatur:
28C/1h --> 31.5C/20h
29C/2h --> 32.5C/16h
33C/0.5h --> 30C/1h --> 32.5C
Page 1
0
0
10
12
Mischzeit [h]
14
16
18
20
Abb. 6.10 Vernderung der Viskositt der KBKS bei unterschiedlichen Khlbedingungen
(Pulverkonzentration: 20 wt%)
Der Kristallgehalt und die Viskositt der sich im thermodynamischen Gleichgewicht befindenden Kakaobutterkristallsuspension sind von der Betriebstemperatur (Khltemperatur)
abhngig (siehe Abb. 6.11). Bei einer Khltemperatur zwischen 31.5 und 32.5C kann eine
Kakaobutterkristallsuspension mit einem Kristallgehalt von 9 bis 12.5% und einer Viskositt
zwischen 1.8 und 4.5 Pas hergestellt werden.
Kakaobutterkristallsuspension
99
16
Scheinbare Viskositt
Festfettanteil (SFC)
14
12
10
0
30.5
31.0
31.5
32.0
32.5
33.0
Khltemperatur [C]
33.5
34.0
0
34.5
6.2.7
100
Kakaobutterkristallsuspension
30.0C
31.0C
31.5C
32.0C
32.5C
33.0C
33.5C
34.0C
34.5C
35.0C
20
SFC [%]
16
12
0
0
10
20
30
40
50
60
70
Zeit [min]
Abb. 6.12 Vernderung des Festfettgehaltes einer bei einer Khltemperatur von 32C
hergestellten KBKS whrend der Wrmebehandlung bei verschiedenen Temperaturen
Kakaobutterkristallsuspension
101
5
4
KB: 40C
102
Kakaobutterkristallsuspension
6.3.1
Die im Vorlagebehlter aufgeschmolzene Kakaobutter (40C) wurde bei Khlwassertemperaturen zwischen 10 und 18C scherkristallisiert. Die Drehzahl des Rotors wurde im Bereich
zwischen 200 und 1200 rpm variiert. Der Massenstrom des Khlwassers wurde konstant
gehalten und betrug 30 kg/h. Der Massenstrom der Kakaobutter war 6 kg/h. Die entsprechende mittlere Verweilzeit der Kakaobutter im Scherkristallisator war ca. 140 Sekunden.
Beim Anfahren der Scherkristallisation wurde Kakaobutter zunchst stetig abgekhlt
(Abb. 6.14 und Abb. 6.15). Direkt vor der Kristallbildung wurde ein Temperaturminimum
erreicht. Danach erhhte sich die Austrittstemperatur von Kakaobutter wegen der freigesetzten Kristallisationswrme. Diese Temperaturerhhung war bei einer Khltemperatur von
10C deutlich strker als bei 18C, da bei tieferer Khltemperatur mehr Kristalle gebildet
wurden. Danach befand sich der Scherkristallisationsprozess im stationren Zustand. Der
stationre Zustand konnte mit abnehmender Khltemperatur frher erreicht werden, da die
Kristallisation von Kakaobutter durch die tiefere Khltemperaturen beschleunigt werden
konnte. Diese Kristallisationsbeschleunigung konnte auch durch Erhhung der Drehzahl des
Rotors erzielt werden (siehe Abb. 6.16 und Abb. 6.17). Durch Erhhung der Drehzahl wurde
einerseits der Wrmebergang verbessert und damit die Kakaobutter schneller abgekhlt,
andererseits die Scherbeanspruchung verstrkt und damit die Keimbildung und das Kristallwachstum beschleunigt (Vgl. Kap. 5.2). Es wurde gezeigt, dass die Kristallisation von
Kakaobutter durch Erhhung der Drehzahl von 200 rpm auf 800 rpm immer weiter beschleunigt wurde. Bei Drehzahlen von 1000 und 1200 rpm wurde die Kristallisation jedoch wieder
leicht verzgert, da die Dissipationswrme aufgrund des mechanischen Energieeintrags zu
gross war und nicht vollstndig durch die Khlung abgefhrt werden konnte.
Khlwasser ein
Khlwasser aus
Kakaobutter ein
Kakaobutter aus
Temperatur [C]
40
35
30
25
20
15
45
Khlwasser ein
Khlwasser aus
Kakaobutter ein
Kakaobutter aus
40
Temperatur [C]
45
35
30
25
20
15
10
10
200
400
600
Zeit [s]
200
400
600
Zeit [s]
Kakaobutterkristallsuspension
103
40
35
30
25
Temperatur [C]
Temperatur [C]
40
35
30
25
20
20
0
200
400
600
200
400
600
Zeit [s]
Zeit [s]
In Abb. 6.18 sind die Austrittstemperaturen der scherkristallisierten Kakaobutter in Abhngigkeit von der Khltemperatur und der Drehzahl dargestellt. Die Austrittstemperatur der
Kakaobutter ist hauptschlich von der freigesetzten Kristallisationswrme, der Dissipationswrme und schliesslich der Wrmebertragung abhngig. Die Wrmebilanz erstellt sich
wie folgt, wenn die Wrmeverluste nicht bercksichtigt werden:
Q ab = Q zu
Mit
Q KW :
Q KW = Q KB + H KB + Q diss
Wrmestrom des Khlwassers ( Q KW = Q ab )
Q KW = m KW c pKW KW
Q KB :
(6.1)
(6.2)
(6.3)
(6.4)
(6.5)
2
Q diss = ( ) V spalt = V spalt
(6.6)
(6.7)
104
Kakaobutterkristallsuspension
Es zeigte sich, dass sich die Austrittstemperatur von Kakaobutter durch die Erhhung der
Drehzahl von 200 auf 400 rpm wegen der verbesserten Wrmebertragung zunchst erniedrigt. Danach stieg die Austrittstemperatur mit zunehmender Drehzahl, da die Dissipationswrme nicht vollstndig durch die Khlung abgefhrt werden konnte. Die
Austrittstemperatur von Kakaobutter zeigte keine eindeutige Abhngigkeit von
Khltemperaturen. Durch Senkung der Khltemperatur wurde einerseits mehr Wrme
abgefhrt (Abb. 6.20), andererseits mehr Kristalle erzeugt (Abb. 6.19) und somit mehr
Kristallisationswrme und Dissipationswrme induziert (Abb. 6.21).
Bei einer Khltemperatur von 18C erreichte der SFC mit einer Drehzahl von 500 rpm ein
Maximum (13.9%). Bei Khltemperatur von 14 und 10C wurde das SFC-Maximum mit der
Drehzahl von 400 rpm erzielt (24.5% resp. 32.7%). Danach nahm der SFC dissipationsbedingt mit zunehmender Drehzahl ab (Abb. 6.19).
27.5
35
10C
14C
18C
30
25
SFC [%]
KB aus [C]
27.0
26.5
26.0
20
15
10
25.5
25.0
0
200
400
600
Drehzahl [rpm]
800
1000
200
400
600
Drehzahl [rpm]
800
1000
300
300
10C
14C
18C
250
200
10C
14C
18C
250
Qdiss [J/s]
QKW [J/s]
10C
14C
18C
150
100
200
150
100
50
50
0
0
200
400
600
Drehzahl [rpm]
800
1000
200
400
600
Drehzahl [rpm]
800
1000
Kakaobutterkristallsuspension
105
6.3.1.1 DSC-Messungen
In Abbildungen Abb. 6.23 - Abb. 6.25 sind die DSC-Schmelzkurven der scherkristallisierten
Kakaobutter dargestellt. Fr jede Versuchseinstellung wurden zwei bis drei Proben fr die
DSC-Analyse entnommen. Da die DSC-Schmelzkurve von der Einwaagemenge der Proben
beeinflusst und sich mit zunehmender Probemenge zur hheren Schmelztemperatur verschieben wird, wurden nur die Schmelzkurven mit hnlicher Einwaagemenge miteinander
verglichen.
Durch Scherkristallisation von Kakaobutter wurden hauptschlich V-Kristalle erzeugt. Die
stabilsten VI-Kristalle konnte ebenfalls induziert werden. Da sich das VI-Kristall nur aus
V-Kristallen umwandeln lsst (vgl. Kap. 5.2), ist das Vorhandensein von V-Kristallen eine
Voraussetzung fr die Bildung von VI-Kristallen. Mit abnehmender Khltemperatur
wurden sowohl mehr V-Kristalle als auch mehr VI-Kristalle gebildet (Abb. 6.22).
1.6
Khltemperatur (DSC-Probeneinwaage)
n = 900 rpm
0.8
0.4
0.0
VI
-0.4
24
26
28
30
32
34
Temperatur [C]
36
38
40
Abb. 6.22 DSC-Schmelzkurve der bei unterschiedlichen Khltemperaturen scherkristallisierten Kakaobutter ( m KW=30 kg/h, KB ein = 40C, m KB=6.2 kg/h, n=900 rpm)
Die Bildung von VI-Kristallen ist von der Drehzahl abhngig. Bei einer Khltemperatur von
18C wurden Kakaobutterkristallsuspensionen mit dem Gesamtfestfettanteil (SFC) von 10
bis 13.9% gebildet. Die gebildete Menge sowohl an V-Kristallen als auch an VI-Kristallen
nahmen mit zunehmender Drehzahl (n>600 rpm) tendenziell ab (Abb. 6.23). Es wird vermutet, dass die gebildeten V-Kristalle als Substrat fr die Kristallumwandlung zur VI-Kristallen nicht ausreichten.
Bei einer Khltemperatur von 14C wurden Kakaobutterkristallsuspensionen mit dem SFC
zwischen 19.8 und 24.6% hergestellt. Mit hherer Drehzahl (n>600 rpm) konnten tendenziell leicht mehr VI-Kristalle induziert werden (Abb. 6.24).
106
Kakaobutterkristallsuspension
Bei einer Khltemperatur von 10C war der SFC der gebildeten Kristallsuspension deutlich
hher (27.8 bis 32.7%). Die Kristallumwandlung zu VI-Kristallen verstrkt sich deutlich
mit zunehmender Drehzahl (Abb. 6.25).
1.6
Drehzahl (DSC-Probeneinwaage)
200 rpm (6.616 mg)
400 rpm (6.320 mg)
600 rpm (6.671 mg)
800 rpm (6.624 mg)
900 rpm (6.549 mg)
1.2
18C
0.8
0.4
0.0
VI
-0.4
24
26
28
30
32
34
Temperatur [C]
36
38
40
Abb. 6.23 DSC-Schmelzkurve der bei einer Khltemperatur von 18C scherkristallisierten
Kakaobutter in Abhngigkeit von der Drehzahl ( m KW = 30 kg/h, KB ein = 40C,
m KB=6kg/h)
1.6
Drehzahl (DSC-Probeneinwaage)
200 rpm (7.941 mg)
300 rpm (8.656 mg)
500 rpm (8.407 mg)
600 rpm (8.339 mg)
800 rpm (8.408 mg)
1.2
spez. Wrmestrom [W/g]
14C
0.8
0.4
0.0
VI
-0.4
24
26
28
30
32
34
Temperatur [C]
36
38
40
Abb. 6.24 DSC-Schmelzkurve der bei einer Khltemperatur von 14C scherkristallisierten
Kakaobutter in Abhngigkeit von der Drehzahl ( m KW = 30kg/h, KB ein = 40C,
m KB=6kg/h)
Kakaobutterkristallsuspension
107
1.6
Drehzahl (DSC-Probeneinwaage)
200 rpm (7.911 mg)
400 rpm (8.414 mg)
600 rpm (7.784 mg)
700 rpm (7.733 mg)
800 rpm (7.683 mg)
900 rpm (7.536 mg)
1.2
spez. Wrmestrom [W/g]
10C
0.8
0.4
0.0
VI
-0.4
24
26
28
30
32
34
Temperatur [C]
36
38
40
Abb. 6.25 DSC-Schmelzkurve der bei einer Khltemperatur von 10C scherkristallisierten
Kakaobutter in Abhngigkeit von der Drehzahl ( m KW = 30kg/h, KB ein = 40C,
m KB=6kg/h)
108
Kakaobutterkristallsuspension
sung. Das ausgeprgte Verfestigungsverhalten der KBKS aufgrund der hheren Drehzahl
war einerseits auf die gebildete Menge an VI-Kristallen zurckzufhren. Andererseits
spielte die Kristallgrsse auch eine Rolle. Bei hoher Drehzahl wurde durch die starke Scherbeanspruchung die Kristallgrsse kleiner. Viele kleine Kristalle in der Suspension haben
wegen der grossen inneren Oberflche eine starke Wechselwirkung untereinander und die
Suspension verfestigte sich dadurch schneller. Ausserdem knnen durch die Khlung kleine
Kristalle schneller wachsen als grosse und bewirken dadurch einen strkeren Viskosittsanstieg.
8
200 rpm
400 rpm
600 rpm
800 rpm
Viskositt [Pas]
300 rpm
500 rpm
700 rpm
900 rpm
0
0
100
200
300
Zeit [s]
400
500
600
Kakaobutterkristallsuspension
6.3.2
109
In einer Versuchsreihe wurde der Kakaobuttermassenstrom variiert. Der Einfluss der Verweilzeit der Kakaobutter im Scherkristallisator auf das Kristallisationsverhalten wurde
untersucht. Die anderen Prozessparameter wurden konstant gehalten (n=900 rpm, m KW=40
kg/h, KW ein=10C,KB ein=40C).
Die mittlere Verweilzeit lsst sich mit folgender Gleichung berechnen:
KB V spalt
t v = --------------------------m KB
mit
(6.8)
Die Versuchsergebnisse zeigten, dass der SFC der scherkristallisierten Kakaobutterkristallsuspension durch Verlngerung der Verweilzeit resp. Senkung des Massenstroms stieg
(Abb. 6.27). Die Menge der gebildeten VI-Kristalle nahm ebenfalls mit lngerer Verweilzeit zu (Abb. 6.28). Die Kristallumwandlung konnte einerseits durch die Verlngerung der
Verweilzeit und andererseits durch die hhere Scherbeanspruchung (viskosittsbedingt)
begnstigt werden.
Die Massenstrom der gebildeten Kristalle (= m KB SFC ) kann berechnet werden. Er steigt
zunchst mit zunehmender Verweilzeit. Mit einer Verweilzeit von ca. 80 Sekunden wurde
ein Maximum erreicht um danach mit zunehmender Verweilzeit wieder abzusinken
(Abb. 6.27).
2.5
30
2.0
SFC [%]
25
1.5
20
15
1.0
10
0.5
SFC
m der Kristallfraktion
0
0
0.0
150
50
100
mittlere Verweilzeit [s]
22 18
14
10
Kakaobuttermassenstrom [kg/h]
35
Abb. 6.27 SFC der scherkristallisierten Kakaobutter bzw. der Massenstrom der kristallinen
Fraktion in Abhngigkeit vom Massenstrom der gesamten Kakaobutter
110
Kakaobutterkristallsuspension
Massenstrom
Kakaobutter (Probeeinwaage)
1.6
0.8
0.4
0.0
VI
-0.4
24
26
28
30
32
34
Temperatur [C]
36
38
40
6.3.3
Kakaobutterkristallsuspension
111
40
500
27.5
30
400
20
300
27.0
26.5
10
26.0
200
SFC
Qab
0
0
20
40
60
Khlwassermassenstrom [kg/h]
80
1.6
10 kg/h
20 kg/h
30 kg/h
40 kg/h
50 kg/h
60 kg/h
70 kg/h
1.2
0.8
Qab [J/s]
28.0
SFC [%]
KB aus [C]
Bei einem Khlwassermassenstrom von 60 und 70 kg/h hatte die Kakaobutterkristallsuspension eine deutlich khlere einer Austrittstemperatur von 26.2C als bei einem Massenstrom
von 10 bis 40 kg/h (Austrittstemperatur: 27.3 - 27.4C). Deshalb wurden bei einem
Khlwassermassenstrom von 60 - 70 kg/h mehr instabile IV-Kristalle gebildet. Die Bildung
von VI-Kristallen wurde durch die strkere Khlung jedoch gebremst, da die Kristallumwandlung von V- zur VI-Modifikation durch eine hhere Massentemperatur begnstigt
werden kann.
100
0
20
40
60
Khlwassermassenstrom [kg/h]
80
(DSC-Probeneinwaage)
(6.701 mg)
(8.564 mg)
(7.364 mg)
(8.680 mg)
(6.416 mg)
(6.827 mg)
(7.134 mg)
0.4
VI
-0.4
24
26
28
30
32
34
Temperatur [C]
36
38
40
112
Kakaobutterkristallsuspension
SK I
SK II
KB 40C
Abb. 6.32 Prozessschema der Scherkristallisation von Kakaobutter zur Herstellung einer
Kakaobutterkristallsuspension, wobei 2 Scherkristallisatoren gleicher Bauart hintereinander geschaltet sind
6.4.1
In Abb. 6.34 sind der Kristallgehalt (SFC) und die Schmelzenthalpie des VI-Kristallanteils
der Kakaobutterkristallsuspension, welche mit zwei Scherkristallisatoren hergestellt wurde,
in Abhngigkeit von der Drehzahl des zweiten Scherkristallisators dargestellt. Unter Bercksichtigung der Probeneinwaage fr die DSC-Messung sind die Schmelzenthalpien als Bandbreiten aufgetragen. Im Vergleich zu der mit nur einem Scherkristallisator hergestellten
KBKS (Abb. 6.33) wurden mehr VI-Kristalle durch den zustzlich integrierten Scherkristallisator induziert. Die Schmelzenthalpien der VI-Kristalle verschoben sich zu hheren
Werten mit zunehmender Drehzahl. Bei einer Drehzahl von 800 rpm wurde ein Maximum
erreicht. Der gesamte Kristallgehalt nahm mit zunehmender Drehzahl ab, da die Dissipationswrme bei hheren Drehzahlen grsser wurde.
Kakaobutterkristallsuspension
113
Untersuchungen zum Verfestigungsverhalten der KBKS zeigten, dass die VI-Kristalle, die
durch zwei intergrierte Scherkristallisatoren gebildet wurden, mit zunehmender Menge
(durch hhere Drehzahl) beschleunigend auf das Verfestigungsverhalten bei 29.5C wirken
(Abb. 6.35). Der Viskosittsanstieg war hier deutlich strker als bei der mit nur einem Scherkristallisator hergestellten KBKS (vgl. Abb. 6.26 auf Seite 108).
30
SFC (NMR)
Schmelzenthalpie (VI)
g
9m
4-8.
): 7.
C
S
e (D
aag
einw
ben
mg
Pro
-7.0
6.5
:
)
C
(DS
age
wa
n
i
e
ben
Pro
20
10
0
0
200
400
600
800
Drehzahl SK-I [rpm]
1000
20
10
11.5
30
SC
be
Pro
30
mg
20
20
10
SFC (NMR)
Schmelzenthalpie (VI)
0
0
.5-8.8
SC): 7
age (D
wa
benein
Pro
10
0
1200
g
waa
nein
40
mg
.6): 9
e (D
SFC [%]
SFC [%]
30
40
200
40
Schmelzenthalpie (VI) [J/g]
40
0
400 600 800 1000 1200
Drehzahl SK-II [rpm]
10
Viskositt [Pas]
200 rpm
400 rpm
600 rpm
2
800 rpm
1000 rpm
0
0
100
200
300
400
500
Zeit [s]
114
6.4.2
Kakaobutterkristallsuspension
Bei einer weiteren Versuchsfhrung wurde der Massenstrom der Kakaobutter und dadurch
die Verweilzeit variiert. Die anderen Prozessparameter wurden konstant gehalten.
1. Scherkristallisator: n=900 rpm, KB ein=40C, KW ein=10C, m KW=40kg/h
2. Scherkristallisator: n=800 rpm, KW ein=28C, m KW=450kg/h
Tabelle 6.1 Zusammenhang zwischen Massenstrom und der mittleren Verweilzeit
Massenstrom Kakaobutter
[kg/h]
1.2
24
2.4
12
3.5
7.0
14.0
Eine lngere Verweilzeit im Scherfeld und damit ein insgesamt grsserer Energieeintrag
wirkte sich positiv auf die Kristallumwandlung zu VI-Kristallen aus, wie in den Abb. 6.36
und Abb. 6.37 zu sehen ist. Der Kristallanteil der VI-Modifikation nahm mit zunehmender
Verweilzeit zu und der jenige der V-Modifiktion nahm mit zunehmender Verweilzeit ab.
Die Schmelzenthalpie der gebildeten VI-Kristallen stieg signifikant mit zunehmender mittlerer Verweilzeit. Bei einer mittleren Verweilzeit von ca. 8 Minuten war ein Schmelzenthalpiewert von ca. 35 J/g erreicht, welcher dem Wert einer durch Suspendieren von
Kakaobutterpulver hergestellten Kakaobutterkristallsuspension entspricht (Zeitbedarf dagegen i.d.R. 2 Stunden, vgl. Kap. 6.2). Durch Verlngern der mittleren Verweilzeit auf 24.4
Minuten erhhte sich die VI-Schmelzenthalpie leicht auf 37.5 J/g. Der gesamte Kristallgehalt (V- und VI-Modifikation) der Kakaobutterkristallsuspension betrug ca. 22%. Dies
entspricht der doppelten Menge im Vergleich zu einer bei Khltemperatur von 32.5C durch
Suspendieren von Kakaobutterpulver hergestellten Kakaobutterkristallsuspension, die nur
reine VI-Kristalle enthlt.
Kakaobutterkristallsuspension
115
1.6
Verweilzeit (DSC-Probeneinwaage)
3.0 Min. (10.175 mg)
4.7 Min. (10.759 mg)
5.7 Min. (11.364 mg)
10.9 Min. (9.913 mg)
24.4 Min. (10.591 mg)
1.2
0.8
0.4
VI
-0.4
26
27
28
29
30
31
32
33 34 35 36
Temperatur [C]
37
38
39
40
41
42
40
40
30
30
20
20
10
10
SFC [%]
Abb. 6.36 DSC-Schmelzkurve der mit zwei Scherkristallisatoren hergestellten KBKS. Die
Verweilzeit wurde variiert (SK-I: n=900 rpm, KW=10C, m KW=40kg/h; SK-II: n=800
rpm, KW=28C, m KW=450kg/h)
SFC (NMR)
Schmelzenthalpie
(VI)
melzenthalpie
(DSC)
0
0
0
10
15
20
25
Abb. 6.37 Vernderung des Kristallgehalts und der VI-Schmelzenthalpie der mit zwei
Scherkristallisatoren hergestellten KBKS in Abhngigkeit der Verweilzeit.
116
Kakaobutterkristallsuspension
5
4
KBKS 32C
6.5.1
Kakaobutterkristallsuspension
117
32C erhht. In Abb. 6.39 ist die Rhrleistung bei der Suspensionsherstellung mit unterschiedlichen Vorlagebehltertemperierungen dargestellt. Gemss der gemessenen
Rhrleistung kann der Kristallisationsablauf der KBKS im Vorlagebehlter in Keimbildungs- und Kristallwachstumsbereich aufgeteilt werden. Whrend der Keimbildungsphase
nahm die Rhrleistung nur leicht ber die Mischzeit zu. Nachdem das Kristallwachstum aktiviert wurde, stieg die Rhrleistung mit einer markanten Geschwindigkeit an. Die Versuchsergebnisse zeigten eine deutliche Beschleunigung der Kristallisation sowohl in der
Keimbildungsphase als auch in der Kristallwachstumsphase durch tiefere Behltertemperierung. Somit konnte durch eine strkere Khlung des Vorlagebehlters eine erhebliche Zeitersparung fr die Herstellung der KBKS erzielt werden.
110
Khlwassertemperatur
Vorlagebehlter
Rhrerleistung [W]
100
32C/2h
30C/1h + 32C/1h
28C/1h + 32C/1h
26C/1h + 32C/1h
90
80
70
60
20
40
60
80
Zeit [min]
100
120
140
Abb. 6.39 Vernderung der Rhrleistung ber der Zeit in Abhngigkeit von Vorlagebehltertemperierung (zwischen 26 und 32C; Prozessparameter Scherkristallisator:
n=900 rpm, m KB=12kg/h, m KW=40kg/h, KW: 10C/1h + 18C/1h)
6.5.2
In dieser Versuchsreihe wurde die Drehzahl des Scherkristallisators variiert. Die sonstige
Prozessparameter fr den Scherkristallisator wurden wie im Kap. 6.5.1 konstant gehalten.
Die Temperierung des Vorlagebehlters erfolgte zunchst bei 26C fr eine Stunde und
anschliessend bei 32C fr eine Stunde. Der Kristallisationsablauf wurde ber die
Rhrleistung registriert.
Die zeitliche Vernderung der Rhrleistung in Abhngigkeit von der Drehzahl des Scherkristallisators ist in Abb. 6.40 dargestellt. Mit einer Drehzahl von 700 rpm wurde das Kristallwachstum im Vorlagebehlter etwas frher aktiviert als mit der Drehzahl von 500 bzw. 900
rpm, da insgesamt mehr Kristalle (V- und VI-Modifikation) durch den Scherkristallisator
bei Drehzahl von 700 rpm als bei 500 und 900 rpm gebildet werden konnten. In der Kristall-
118
Kakaobutterkristallsuspension
wachstumsphase war jedoch die Kristallisationsgeschwindigkeit mit der Drehzahl von 900
rpm am hchsten (vgl. die Steigung der Rhrleistung). Das ist darauf zurckzufhren, dass
mit der Drehzahl von 900 rpm mehr VI-Kristalle durch den Scherkristallisator gebildet
wurden als mit der Drehzahl von 700 und 500 rpm. Das Kristallwachstum wurde durch die
erhhte Zahl vorhandener VI-Kristalle beschleunigt.
110
Drehzahl Scherkristallisator
Rhrerleistung [W]
100
500 rpm
700 rpm
900 rpm
90
80
70
60
20
40
60
80
Zeit [min]
100
120
140
Abb. 6.40 Vernderung der Rhrleistung (Vorlagebehlter) ber die Zeit in Abhngigkeit
von der Drehzahl des Scherkristallisators (Prozessparameter Scherkristallisator: m KB=
12kg/h, m KW=40kg/h, KW: 10C/1h + 18C/1h; Temperierung des Vorlagebehlters:
26C/1h + 32C/1h)
6.5.3
Kristallumwandlung
Whrend des Prozessablaufs wurden Proben aus dem Vorlagebehlter und am Austritt des
Scherkristallisators entnommen und mittels DSC-Messung analysiert. Es konnte gezeigt
werden, dass nach ca. 85 Minuten mit diesem Verfahren eine VI-Kakaobutterkristallsuspension hergestellt werden kann, die einen hnlichen Kristallgehalt (10% VI) und Fliesseigenschaft aufweist wie diejenige, die durch Suspendieren von Kakaobutterpulver hergestellt
wurde (Abb. 6.41). Weil die Kristalle durch intensive Scherung im Scherkristallisator
erzeugt wurden, sollte die Partikelgrsse der Kristalle wesentlich kleiner sein als durch Suspendieren von Kakaobutterpulver.
Die KBKS direkt aus dem Scherkristallisator enthielt ausser VI-Kristalle auch V-Kristalle.
Mit einem SFC-Wert von mehr als 30% war der Kristallgehalt enorm hoch (Abb. 6.42).
Kakaobutterkristallsuspension
119
1.6
24 Minuten
55 Minuten
Spez. Wrmestrom [W/g]
1.2
85 Minuten
110 Minuten
0.8
0.4
0.0
V
VI
-0.4
26
28
30
32
34
36
Temperatur [C]
38
40
42
Abb. 6.41 Vernderung der DSC-Schmelzkurven der KBKS im Vorlagebehlter whrend des
Prozessablaufes
1.6
20 minuten
48 Minuten
Spez. Wrmestrom [W/g]
1.2
80 Minuten
105 Minuten
0.8
0.4
0.0
V
VI
-0.4
26
28
30
32
34
36
Temperatur [C]
38
40
42
Abb. 6.42 Vernderung der DSC-Schmelzkurven der KBKS am Austritt des Scherkristallisators whrend des Prozessablaufes
120
Kakaobutterkristallsuspension
6.5.4
Die flssige Kakaobutter (23 kg) wurde im Vorlagebehlter zunchst auf 33C vortemperiert. Nach Einmischen von 5% Kakaobutterpulver (bezogen auf die Gesamtkakaobuttermasse) wurde die Khlwassertemperatur fr den Vorlagebehlter auf 26C gestellt.
Gleichzeitig wurde der Scherkristallisator eingeschaltet. Die mit Kakaobutterpulver angeimpfte Kakaobutter wurde mit einem Massenstrom von 12 kg/h und einer Khlwassertemperatur von 10 C ( m KW=40kg/h, n=900 rpm) zustzlich scherkristallisiert. Die scherkristallisierte Kakaobutter wurde in den Vorlagebehlter zurck gemischt. Im Vorlagebehlter
betrug die Drehzahl des Rhrers 100 rpm. Nachdem die Rhrleistung auf 90 Watt gestiegen
war, wurde die Khlwassertemperatur fr den Vorlagebehlter auf 32C und fr den Scherkristallisator auf 22C erhht. Als Referenz wurde fr einen Versuch der Scherkristallisator
nicht eingeschaltet. Die KBKS wurde somit nur durch Suspendieren von V-Kakaobutterpulver hergestellt. Die anderen Prozessparameter blieben unverndert.
Zum Vergleich sind die zeitliche Vernderung der Rhrleistung in Abb. 6.43 dargestellt. Es
zeigte sich, dass die Herstellung von KBKS durch Scherkristallisation und Rckmischung in
den Vorlagebehlter deutlich schneller verlief als durch das Suspendieren von Kakaobutterpulver. Das ist darauf zurckzufhren, dass durch den Einsatz des Scherkristallisators die
Kristallgrsse kleiner und die Anzahl der gebildeten Kristalle grsser wird. Durch die Kombination von Scherkristallisation und Suspendieren von Kakaobutterpulver konnte der Verfestigungsablauf der KBKS im Vorlagebehlter durch die Zugabe von Kakaobutterpulver
jedoch nicht deutlich beschleunigt werden.
110
Rhrerleistung [W]
100
90
Khltemperatur auf 32C
80
Suspendieren von
Kakaobutterpulver
70
Scherkristallisation
+ Rckmischung
60
Scherkristallisation
+ Rckmischung
+ Kakaobutterpulver
20
40
60
80
Zeit [min]
100
120
140
Abb. 6.43 Vergleich des zeitlichen Verlaufes der Rhrleistung der durch Scherkristallisation bzw. Suspendieren von Kakaobutterpulver hergestellten Kakaobutterkristallsuspensionen.
Dunkle Schokolade
Schokoladenhnliche Masse
28.1%
18.4%
Milchfett
5.4%
Haselnuss-, Mandell
11.8%
Fett total
28.1%
35.6%
Feststoffe
71.9%
64.4%
121
122
Die Kakaobutterkristallsuspension ist strukturviskos. Die Viskositt der KBKS nimmt mit
zunehmender Schergeschwindigkeit stark ab (Abb. 7.2).
0.8
0.6
0.4
0.2
H = 27.6 J/g
0.0
33.7C
37.4C
-0.2
30
32
34
36
Temperatur [C]
38
40
42
1000
Viskositt
10
100
Schubspannung [Pa]
Viskositt [Pas]
Schubspannung
Fliessgrenze
1
0.1
10
Schergeschwindigkeit [s-1]
100
10
1000
123
7.1.1.2 Impfvorkristallisation
Die im Vorlagebehlter (70 Liter) bei ca. 40C gehaltene Schokoladenmasse wurde mit einer
Drehkolbenpumpe gefrdert, durch einen Sulzer-Wrmereaktor (Typ SMR-100) abgekhlt
und zu einem statischen Mischer gefhrt. Die Kakaobutterkristallsuspension wurde mit einer
Exzenterschneckenpumpe (Netzsch, Typ NM05) zu dem Hauptstrom der Schokoladenmasse
zudosiert und durch den statischen Mischer (Sulzer, Typ SMX DN32, 12 Mischelemente)
homogen vermischt (Abb. 3.8 auf Seite 28). Der Massenstrom der Kakaobutterkristallsuspension wurde auf 0.4 kg/h fixiert. Durch Variation des Massenstroms bzw. der Austrittstemperatur der Schokoladenmassen konnten die Impfkonzentration bzw. die
Impftemperatur verndert werden. In den Tabelle 7.2 und Tabelle 7.3 sind die Versuchsparameter der Impfvorkristallisation fr die dunkle Schokolade bzw. die schokoladenhnliche
Masse dargestellt.
Tabelle 7.2 Versuchsparameter der Impfvorkristallisation von dunkler Schokolade (Sulzer
SMR-100 als Schokoladenkhler)
Versuch
Bezeichnung
Nr.
Massenstrom
Schokolade
Temperatur [C]
KBKS
Khlwasser
Schokolade
Massenstrom
Impfmenge
[kg/h]
Ein
Aus
Ein
Aus
[kg/h]
[%]
31C / 0.0%
40
30.6
31.0
46.3
31.1
0.0
0.0
31C / 1.0%
40
30.6
31.0
46.2
30.9
0.4
1.0
32C / 1.0%
40
33.1
32.2
46.0
32.0
0.4
1.0
33C / 1.0%
40
32.1
32.7
44.7
32.9
0.4
1.0
34C / 1.0%
40
34.1
34.4
46.0
33.9
0.4
1.0
34C / 2.0%
50
22.1
22.5
42.6
33.8
1.0
2.0
31C / 0.5%
80
29.9
30.7
44.0
31.0
0.4
0.5
32C / 0.5%
80
31.1
31.8
44.2
32.1
0.4
0.5
33C / 0.5%
80
32.1
32.7
44.7
32.9
0.4
0.5
10
34C / 0.5%
80
33.3
33.9
45.5
34.1
0.4
0.5
11
31C / 0.3%
120
29.4
30.4
42.0
31.1
0.4
0.3
12
32C / 0.3%
120
30.7
31.4
41.4
32.0
0.4
0.3
13
33C / 0.3%
120
31.8
32.5
41.3
32.9
0.4
0.3
14
34C / 0.3%
120
33.1
33.7
41.4
33.9
0.4
0.3
124
Bezeichnung
Nr.
Massenstrom
Schokolade
Temperatur [C]
KBKS
Khlwasser
Schokolade
Massenstrom
Impfmenge
[kg/h]
Ein
Aus
Ein
Aus
[kg/h]
[%]
28C / 0.0%
37
27.0
27.6
47.8
27.9
0.0
0.0
28C / 1.1%
35
27.0
27.6
46.6
27.9
0.4
1.1
30C / 1.1%
35
29.5
30.0
46.7
30.0
0.4
1.1
32C / 1.1%
35
31.8
32.2
46.7
31.9
0.4
1.1
34C / 1.1%
35
34.2
34.4
46.8
33.9
0.4
1.1
28C / 0.5%
78
26.0
27.1
45.6
28.0
0.4
0.5
30C / 0.5%
78
28.4
29.2
44.5
30.0
0.4
0.5
32C / 0.5%
78
30.7
31.4
44.1
32.0
0.4
0.5
34C / 0.5%
78
33.2
33.7
44.2
33.9
0.4
0.5
10
28C / 0.3%
116
25.1
26.4
41.4
28.0
0.4
0.3
11
30C / 0.3%
120
27.6
28.7
42.0
30.0
0.4
0.3
12
32C / 0.3%
120
29.9
31.0
42.5
32.0
0.4
0.3
13
34C / 0.3%
120
32.4
33.2
43.1
34.0
0.4
0.3
7.1.2
125
Industrieversuche
Fr die Industrieversuche wurde die KBKS in einem grsseren Vorlagebehlter (32 Liter)
hergestellt und ber Nacht bei einer Khltemperatur von 32C gerhrt.
Die auf ca. 40-45C gehaltene Schokoladenmasse wurde mit einer Drehkolbenpumpe gefrdert. Zum Abkhlen der Schokoladenmassen dienten ein Plattenwrmetauscher (Alfa-Laval
Typ M3-FM) fr die dnnflssigen Massen und ein Sulzer-Wrmereaktor (SMR-100) fr die
dickflssigen Massen.
Um die Versuchsergebnisse der Impfvorkristallisation mit derjenigen der herkmmlichen
Temperierverfahren vergleichen zu knnen, wurden die Versuche bei gleichem Massenstrom durchgefhrt. Die Impfkonzentration der KBKS wurde durch Variation der Drehzahl
der Exzenterschneckenpumpe verndert.
7.2 Analytik
7.2.1
Der Temperiergrad der vorkristallisierten Schokoladen resp. Kakaobutter wurde mit einem
Tempermeter (Exotherm 7000, Systech Analytics SA, Neuchtel CH) gemessen. Das Probenvolumen betrugt ca. 16 ml. Es wurden gleichzeitig zwei Messungen durchgefhrt (Doppelprobe).
Das Prinzip des eingesetzten Tempermeters beruht auf der automatischen Erfassung des
Temperaturverlaufes einer abkhlenden Probe in einem auf 8C temperierten Wasserbad.
Whrend der Abkhlung kristallisiert die vorkristallisierte Kakaobutter und gibt Kristallisationswrme frei. Dadurch verzgert sich das Absinken der Probentemperatur, abhngig vom
dem Temperiergrad, unterschiedlich. In der ersten Phase steigt die freigesetzte Kristallisationswrme whrend der Khlung an. Der Wendepunkt (wp: Temperatur /Zeit/ Steigung) ist
erreicht, wenn der Anstieg der Kristallisationswrme abnimmt und die Abfuhr der Wrme
durch die Khlung dominiert (Abb. 7.3). Ein bei hherer Temperatur frhzeitig erreichter
Wendepunkt mit einem kleinen Steigungswert deutet auf einen hheren Temperiergrad hin.
26
bertemperiert
Temperatur [C]
(wp: 24.3C/1.1min/-0.94)
gut temperiert
24
(wp: 21.9C/2.3min/-0.21)
untertemperiert
(wp: 20.7C/2.9min/ 1.62)
22
20
18
0
3
Zeit [min]
126
7.2.2
DSC-Messung
Zur Erfassung des Kristallisations- und Schmelzverhaltens der vorkristallisierten Schokoladenmassen diente das DTA/DSC-Thermosystem (Mettler FP84HT).
Die DSC-Tiegel wurden vor der Messung vortariert. Ca. 10 mg Probe wurden in die Tiegel
eingefllt. Die Probe wurden nach der Messung zurckgewogen.
Zunchst wurde die Probe im DSC-Ofen bei 18C whrend 4 Minuten abgekhlt (isotherm)
und anschliessend von 18C auf 46C mit einer Heizrate von 4C/min aufgeheizt. Die Kristallisationskurve whrend der ersten 4 Minuten bei 18C gibt Auskunft darber, wie schnell
und wie stark die vorkristallisierte Schokoladenprobe whrend der Khlung auskristallisiert.
Die anschliessende Schmelzkurve gibt Informationen darber, in welchen Kristallformen
und in welchen Mengen die Fettphase whrend der viermintigen Khlung bei 18C auskristallisiert ist.
7.2.3
Viskosittskurve
Zur Messung der Viskositt sowie des Verfestigungsverhaltens diente ein Rotationsrheometer (V88 Bohlin Instruments). Die Messungen wurden mit der Geometrie C15 (fr dickflssige Medien) oder C25 (fr dnnflssige Medien) durchgefhrt. Die Schergeschwindigkeit
wurde auf 28.4 s-1 fixiert. Der Messzylinder wurde in einem Wasserbad temperiert. Die
Temperatur variierte zwischen 22C und 27C, abhngig von der Art der Schokolade.
7.2.4
Fr die Messung der Textur der verfestigten Probe diente ein Texturanalyzer (Texture Analyzer TX-XT2, Stable Micro System). Das Messsystem wurde mittels flssigem Kohlendioxid auf 18C temperiert. Es wurde ein Penetrationsversuch durchgefhrt. Gemessen wurde
die Penetrationskraft mittels eines Nadelaufsatzes, wobei mit einer Geschwindigkeit von 2
mm/s in 2 bis 5 mm Tiefe gestochen wurde. Der maximale Kraftaufwand wurde registriert.
127
Bei der zweiten Variante wurde die vorkristallisierte Probe in einen Plastikbehlter (Lnge:
4.9 cm, Breite: 2.9 cm, Hhe: 2.4 cm) gefllt. Die Probe (ca. 35g) wurde im Khlschrank bei
18C whrend 1.5 Stunden abgekhlt. Die Messung der Textur erfolgte alle 20 Minuten.
Dadurch konnte der Verfestigungsverlauf ermittelt werden. Bei der Messung wurde die
Nadel mit einer Geschwindigkeit von 2 mm/s in 4 mm Tiefe eingestochen. Der Maximale
Kraftaufwand wurde registriert.
Versuchs-
Nr.
Bezeichnung
31C / 0.0%
31C / 1.0%
23.1
2.0
1.2
32C / 1.0%
22.9
2.1
1.2
33C / 1.0%
23.0
2.0
1.0
34C / 1.0%
23.1
2.0
0.9
34C / 2.0%
23.9
1.9
0.1
31C / 0.5%
22.4
2.4
1.7
32C / 0.5%
22.5
2.4
1.6
33C / 0.5%
22.5
2.4
1.5
10
34C / 0.5%
22.6
2.4
1.5
11
31C / 0.3%
22.2
2.5
1.7
12
32C / 0.3%
22.1
2.6
1.6
13
33C / 0.3%
22.0
2.6
1.5
14
34C / 0.3%
21.7
2.7
1.5
WP-Temperatur [C]
WP-Zeit [min]
WP-Steigung
kein Wendepunkt
128
Anhand der analytischen Ergebnisse der Temperkurven, der Viskosittsmessungen und der
DSC-Messungen soll die Kristallisationsgte der impfvorkristallisierten dunklen Schokoladen in Abhngigkeit von der Impfkonzentration und der Impftemperatur ausfhrlich diskutiert werden.
7.3.1.1 Temperkurven
Die Impfkonzentration an KBKS wurden zwischen 0.3 und 2.0% (bezogen auf die Gesamtmasse) variiert. Die entsprechende effektive Impfmenge an VI-Kristallkeimen betrug zwischen 0.03 und 0.2%. Die Impftemperatur wurde zwischen 31 und 34C variiert.
Aus den Temperkurven ist ersichtlich, dass der Temperiergrad der impfvorkristallisierten
dunklen Schokoladen sich mit zunehmender Impfkonzentration erhhte. Als Beispiel sind
die Temperkurven der bei konstanter Impftemperatur von 34C mit 0.3 bis 2.0% KBKS
impfvorkristallisierten Proben in Abb. 7.5 dargestellt.
Die mit gleicher Menge an KBKS impfvorkristallisierte dunkle Schokolade zeigte bei unterschiedlichen Impftemperaturen zwischen 31 und 34C praktisch einen gleichbleibenden
Temperiergrad (Abb. 7.6). Das bedeutet, dass die VI-Kristallkeime gegen Temperaturschwankungen zwischen 31 und 34C resistent sind. Sie wurden bis zu einer Temperatur von
34C nicht aufgeschmolzen.
26
34C / 2.0%
34C / 1.0%
34C / 0.5%
24
Temperatur [C]
34C / 0.3%
31C / 0.0%
22
20
Wendepunkt
18
0
3
Zeit [min]
Abb. 7.5 Temperkurven der bei einer Temperatur von 34C impfvorkristallisierten dunklen
Schokoladen. Die Impfkonzentration wurde variiert.
129
26
34C / 1.0%
33C / 1.0%
32C / 1.0%
24
Temperatur [C]
31C / 1.0%
31C / 0.0%
22
20
18
0
3
Zeit [min]
Abb. 7.6 Temperkurven der bei Temperaturen zwischen 31 und 34C impfvorkristallisierten
dunklen Schokoladen. Die Impfkonzentration betrug 1.0%.
7.3.1.2 Viskosittsmessung
Die Viskosittsmessung der impfvorkristallisierten dunklen Schokoladen wurde bei einer
Khltemperatur von 27C bei einer konstanten Schergeschwindigkeit von 28.4s-1 durchgefhrt. Es zeigte sich, dass die Viskositt der nicht vorkristallisierten Proben whrend der
Messzeit (10 Minuten) praktisch konstant blieb. Die impfvorkristallisierten Proben zeigten
eine stetige Viskosittssteigerung ber die Messzeit, welche sich mit zunehmender Impfkonzentration deutlich verstrkte (Abb. 7.7). Ein derartiger Viskosittsanstieg korreliert mit
einer Kristallgehaltszunahme und beschreibt die Kristallisationsfhigkeit der vorkristallisierten Schokoladenmasse.
Die Viskosittsvernderungen der bei unterschiedlichen Impftemperaturen zwischen 31 und
34C mit 1.0% KBKS impfvorkristallisierten Proben sind in Abb. 7.8 dargestellt. Eine eindeutig signifikante Abhngigkeit zwischen dem Viskosittsanstieg und der Impftemperatur
konnte nicht abgeleitet werden.
130
15
34C/2.0%
14
34C/1.0%
34C/0.5%
13
34C/0.3%
30C/0.0%
12
11
10
9
8
0
5
6
Scherzeit [min]
10
Abb. 7.7 Viskosittsvernderung der bei einer Temperatur von 34C impfvorkristallisierten
dunklen Schokoladen whrend einer Khlung bei 27C. Die Schergeschwindigkeit der
Viskosittsmessung betrug 28.4 s-1.
15
34C/1.0%
14
33C/1.0%
31C/1.0%
13
30C/0.0%
12
11
10
9
8
0
5
6
Scherzeit [min]
10
Abb. 7.8 Viskosittsvernderung der bei einer Temperatur zwischen 31 und 34C
impfvorkristallisierten dunklen Schokoladen whrend einer Khlung bei 27C. Die
Schergeschwindigkeit der Viskosittsmessung betrug 28.4 s-1.
131
7.3.1.3 DSC-Messung
Die mit KBKS impfvorkristallisierten Schokoladenproben wurden zunchst direkt bei 18C
in der DSC-Messzelle vier Minuten lang gekhlt (isotherm). Ein exothermer Wrmestrom
deutet darauf hin, dass die Fettphase (Kakaobutter) whrend der Khlung auskristallisiert
und dabei Kristallisationswrme freisetzt. Dadurch verfestigt sich die Schokoladenprobe.
In den Abb. 7.9 und Abb. 7.10 ist ersichtlich, dass die Verfestigung der Schokoladenprobe
deutlich frher und strker erfolgte, sowohl mit zunehmender Impfkonzentration an KBKS
als auch mit abnehmender Impftemperatur.
Nach der viermintigen Khlung bei 18C wurden die verfestigten Schokoladenproben mit
einer Heizrate von 4C/min aufgeheizt. Aus den DSC-Schmelzkurven ist ersichtlich, dass die
Kakaobutter aller bei einer Impftemperatur im Bereich zwischen 31 und 34C mit 0.3 bis
2.0% KBKS impfvorkristallisierten Schokoladenproben hauptschlich in der V-Modifikation auskristallisiert (Abb. 7.11 und Abb. 7.12). Die ebenfalls gleichbleibende
Schmelzpeakgrsse deutet darauf hin, dass die Menge der whrend der viermintigen Khlung gebildeten Kristalle sowohl von der Impfkonzentration als auch von der Impftemperatur
unabhngig war.
Der kleine Schmelzpeak im Temperaturbereich zwischen 34 und 37.5C deutet auf das Vorhandensein der angeimpften VI-Kristallkeime hin.
Exotherm
0.1
Wrmestrom [W/g]
0.0
-0.1
-0.2
34C / 2.0%
34C / 1.0%
34C / 0.5%
-0.3
34C / 0.3%
31C / 0.0%
-0.4
0
0.5
1.5
2
Zeit [min]
2.5
3.5
132
Exotherm
0.1
Wrmestrom [W/g]
0.0
-0.1
-0.2
34C / 1.0%
33C / 1.0%
32C / 1.0%
-0.3
31C / 1.0%
31C / 0.0%
-0.4
0
0.5
1.5
2
Zeit [min]
2.5
3.5
34C / 2.0%
0.3
34C / 1.0%
Endotherm
Wrmestrom [W/g]
34C / 0.5%
0.2
34C / 0.3%
31C / 0.0%
0.1
0.0
-0.1
18
20
22
24
26
28
30
32
Temperatur [C]
34
36
38
40
42
Abb. 7.11 DSC-Schmelzkurven der bei einer Temperatur von 34C impfvorkristallisierten
dunklen Schokoladen nach einer Khlung bei 18C/4 min. Die Impfkonzentration wurde
variiert.
133
31C / 0.0%
0.3
Endotherm
Wrmestrom [W/g]
31C / 1.0%
0.2
32C / 1.0%
33C / 1.0%
0.1
0.0
-0.1
18
20
22
24
26
28
30
32
Temperatur [C]
34
36
38
40
42
134
7.3.2
Versuchs-
Nr.
Bezeichnung
28C/0.0%
28C/1.0%
19.6
3.9
0.2
30C/1.0%
19.9
3.9
-0.1
32C/1.0%
20.1
3.7
-0.3
34C/1.0%
18.5
4.3
1.5
28C/0.5%
19.2
4.1
0.5
30C/0.5%
19.3
3.9
0.3
10
32C/0.5%
20.1
3.4
0.0
11
34C/0.5%
16.7
6.0
1.4
12
28C/0.3%
18.8
4.4
0.9
13
30C/0.3%
18.7
3.9
1.0
14
32C/0.3%
19.8
3.5
0.4
15
34C/0.3%
WP-Temperatur [C]
WP-Zeit [min]
WP-Steigung
keine Wendepunkt
kein Wendepunkt
135
26
34C / 1.0%
32C / 1.0%
30C / 1.0%
28C / 1.0%
28C / 0.0%
Temperatur [C]
24
22
20
18
16
0
4
Zeit [min]
Abb. 7.13 Temperkurven der bei Temperaturen zwischen 28 und 34C impfvorkristallisierten schokoladenhnlichen Massen. Die Impfkonzentration lag konstant bei 1%.
Wrmestrom [W/g]
0.2
28C / 0.0%
28C / 1.0%
30C / 1.0%
32C / 1.0%
34C / 1.0%
0.1
-0.1
18
20
22
24
26
28
30
32
Temperatur [C]
34
36
38
40
42
136
SFC [%]
80
Kakaobutter
60
40
20
0
10
15
20
25
Temperatur [C]
30
35
40
Abb. 7.15 Festfettanteil (SFC) der verschiedenen Fette in Abhngigkeit der Temperatur.
Etwa 50 Gramm der flssigen Fettmischung (50C) wurde auf eine Temperatur (Impftemperatur) von 32C abgekhlt. Nach der Khlung musste die Probe noch klar sein, d.h. die Probe
durfte keine Kristallkeime enthalten. Die abgekhlte Probe wurde dann mit 2% Kakaobutterkristallsuspension (KBKS) beimpft und anschliessend mit einem Mischstempel gut vermischt (Abb. 7.16). Der Kristallanteil der KBKS betrug ca. 12%.
Das Schmelzverhalten der angeimpften VI-Kristallkeime wurde direkt mittels der DSCMessungen analysiert. War bei der gewhlten Impftemperatur kein Schmelzpeak der angeimpften VI-Kristallkeime sichtbar (d.h. sie wurden aufgeschmolzen), wurde die Impftemperatur um 2C erniedrigt. Dieses Prozedere wurde solange wiederholt, bis ein Schmelzpeak
der angeimpften VI-Kristallkeime ersichtlich war.
137
Abb. 7.16 Links: Beimpfen der Fettmischung mit KBKS. Rechts: Einmischen der KBKS in
die Fettmischung mit einem Mischstempel
Das Kristallisationsverhalten der mit KBKS beimpften Fettmischung wurde dann weiter mittels DSC-Messung, Temperkurve-Messung und NMR-Messung untersucht.
Bei der DSC-Messung wurde ca. 5 mg Probe in den DSC-Tiegel bertragen, bei 18C whrend 4 Minuten in der DSC-Messzelle kristallisieren gelassen, und anschliessend mit einer
Heizrate von 4C/min aufgeschmolzen. Der Schmelzbereich der Kristalle, die whrend der
Khlung bei 18C gebildet wurden, konnte dadurch gemessen werden.
Fr die NMR-Messung wurde der Messkopf des NMR-Spektrometers vorgngig auf 14C
temperiert. Bei dieser Khltemperatur wurde der zeitliche Kristallisationsverlauf der Proben
anhand des gemessenen SFC verfolgt. Die Messung erfolgte automatisch mit einem festgelegten Messintervall von 20 Sekunden.
Der zeitliche Verlauf der Kristallisation wurde mit dem Avrami-Ansatz ausgewertet (vgl.
Kap. 2.1.2 auf seite 11).
cv ( t ) = co + 1 e
( f ( t t 0 ) )
( c max c o )
(7.1)
co entspricht den anfnglichen Volumenanteil der Impfkeimen (ca. 0.2% bezogen auf der
Gesamtfettmasse). Der maximale kristalline Volumenanteil (cmax) der Fettmischung bei
einer Khltemperatur von 14C lsst sich wie folgt berechnen.
c max = M KB c KB ( 14 C ) + M PF c PF ( 14 C )
(7.2)
138
Die Kristallisationsrate f und der Avrami-Exponent n werden durch die Avrami-Modellanpassung berechnet. Somit kann die Kristallisationskinetik der Fettmischungen in Abhngigkeit von der Fettzusammensetzung beschrieben werden.
Bei der Temperkurven-Messung wurde der zeitliche Temperaturverlauf der Probe whrend
einer Khlung bei 8C in einem Wasserbad mittels einem Tempermeter gemessen.
DSC-Messung
Die Versuchsergebnisse zeigten, dass der Schmelztemperaturbereich der angeimpften VIKristallkeime sich mit zunehmendem Gehalt an Haselnussl bzw. Mandell in der Mischung
erniedrigte. In Abb. 7.17 ist beispielsweise eine solche Erniedrigung der Schmelztemperatur
durch den Einfluss vom Haselnussl dargestellt. Die Onset-Temperature des Schmelzpeaks
der modifizierten VI-Kristallkeime wurde gekennzeichnet. Diese Onset-Temperatur ist
wichtig fr die Impfvorkristallisation. Die Impftemperatur bei der Impfvorkristallisation von
Schokoladen darf nicht hher sein als diese Onset-Temperatur, die von der Fettzusammensetzung der Schokoladenmassen abhngig ist, sonst werden die angeimpften VI-Kristallkeime aufgeschmolzen.
In Abb. 7.18 sind die Onset-Temperaturen der angeimpften VI-Kristallkeime in Abhngigkeit der Fettzusamensetzung dargestellt. Die Erniedrigung der Onset-Temperaturen ist durch
das Haselnussl strker als durch das Mandell.
Bei den Fettmischungen aus der Kakaobutter und der laurinsurehaltigen CBRs wird die
Onset-Temperatur der angeimpften VI-Kakaobutterkristallkeime durch das Hartfett 2 strker erniedrigt als durch das Hartfett 1. Wenn der Gehalt der Hartfette mehr als 40% (Hartfett
1) bzw. 50% (Hartfett 2) bersteigt, dominiert das Kristallisationsverhalten der Hartfette.
Der Schmelzpeak der angeimpften VI-Kristallkeime kann mittels DSC nicht mehr detektiert
werden, weil er durch den Schmelzpeak der Hartfettkristalle berdeckt wird.
0.06
100% KB
40% KB + 60% Haselnussl
spez. Wrmestrom [W/g]
0.04
0.02
26.8C
29.2C
34.3C
-0.02
-0.04
24
26
28
30
32
34
Temperatur [C]
36
38
40
139
35
Mandell
DSC-Onset-Temperatur
der VI-Kakaobutterkristallle [C]
34
Haselnussl
33
Hartfett 1
32
Hartfett 2
31
30
29
28
27
26
0
10
20
30
100%KB
40
50
60
Fremdfettanteil [%]
70
80
90
100
0%KB
Abb. 7.18 Vernderung der Onset-Temperatur des DSC-Schmelzpeaks der angeimpften VIKristallkeime in Kakaobutter/Panzenl-Mischungen.
Die mit KBKS angeimpfte Fettmischung wurde bei 18C whrend 4 Minuten in der DSCMesszelle verfestigt. Danach wurde sie mit einer Heizrate von 4C/min aufgeschmolzen. Die
DSC-Schmelzkurven zeigen, dass das Schmelzverhalten der durch die Khlung gebildeten
Kakaobutterkristalle ebenfalls von den Pflanzenlen beeinflusst wird. Der Schmelztemperaturbereich wird mit zunehmendem Mischanteil an Haselnussl bzw. Mandell zu tieferen
Temperaturen verschoben. In Abb. 7.19 ist beispielsweise eine solche Erniedrigung des
Schmelztemperaturbereichs durch den Einfluss von Haselnussl dargestellt.
1.2
30.5C
100% KB
60% KB + 40% Haselnussl
0.8
27.2C
25.3C
0.4
0.0
-0.4
18
22
26
30
Temperatur [C]
34
38
42
140
Bei Fettmischungen aus der Kakaobutter und den Hartfetten (Hartfett 1 und 2) erniedrigt sich
der Schmelztemperaturbereich ebenfalls mit zunehmendem Mischanteil an Hartfetten
(Abb. 7.20 und Abb. 7.21). Die Kristallmengen, die whrend der vierminutigen Kristallisationsphase bei 18C gebildet werden, nehmen auch mit zunehmendem Mischanteil an Hartfetten ab. Mit einem Mischanteil von 40% Hartfett 1 bzw. 60% Hartfett 2 ist die Erniedrigung des Schmelztemperaturbereichs sowie der Kristallmengen am strksten. Die
Fettmischungen mit einem Mischanteil ber 40% Hartfett 1 bzw. 60% Harfett 2 knnen
wieder besser kristallisieren, da das Kristallisationsverhalten der Hartfette zu dominieren
beginnt. Im Gegensatz zu den Bereichen, in denen die Kakaobutter dominiert, kristallisieren
die Mischungen, bei denen das Hartfett 1 berwiegt, in einem bereiteren Temperaturbereich.
1.2
100% KB
97% KB + 3% HF 1
70% KB + 30% HF 1
60% KB + 40% HF 1
40% KB + 60% HF 1
20% KB + 80% HF 1
100% HF 1
0.8
0.4
0.0
-0.4
18
22
26
30
Temperatur [C]
34
38
42
80% KB + 20% HF 2
60% KB + 40% HF 2
0.8
40% KB + 60% HF 2
20% KB + 80% HF 2
Reines HF 2
0.4
0.0
-0.4
18
22
26
30
Temperatur [C]
34
38
42
141
Kristallisationskinetik
Das Kristallisationsverhalten der mit KBKS angeimpften Fettmischung wurde mittels NMRMessungen untersucht. Der Messkopf wurde bei 14C temperiert. Die Probe wurde in das
NMR-Rhrchen gefllt, in den Messkopf eingesetzt und sofort bei 14C gekhlt (isotherm).
Die Erfassung des Festfettanteiles (SFC) ber die Zeit erfolgte automatisch mit einem festgelegten Messintervall von 20 Sekunden.
Der zeitliche Verlauf der Kristallisation wurde mit dem Avrami-Ansatz ausgewertet. Die
Kristallisationsrate f und der Avrami-Exponent n werden durch die Avrami-Modellanpassung berechnet. Somit kann die Kristallisationskinetik der Fettmischungen in Abhngigkeit
der Fettzusammensetung beschrieben werden
In Abb. 7.22 - Abb. 7.23 sind die Kristallisationskurven (zeitlicher Verlauf des SFC) der verschiedenen Fettmischungen aus Kakaobutter und Haselnuss- bzw. Mandell dargestellt. Es
zeigt sich, dass das Kristallisationsvermgen der Fettmischungen mit zunehmendem lgehalt abnimmt. In diesen Fettmischungen ist Kakaobutter fr die Kristallisation verantwortlich. Das Haselnuss- bzw. Mandell kann bei einer Khltemperatur von 14C nicht
kristallisieren.
In der Tabelle 7.6 sind die Kristallisationsrate f und der Avrami-Exponent n in Abhngigkeit
der Fettzusammensetzung dargestellt. Es zeigt sich, dass die Kristallisationsrate f der Fettmischungen, deren Mischanteil an Haselnuss- bzw. Mandell 60% nicht bersteigt, praktisch
unabhngig von der Fettzusammensetzung ist, d.h. die Kristallisationsrate der Kakaobutter
wird durch das Vermischen mit Haselnuss- bzw. Mandell bis 60% nicht beeintrchtigt. Erst
mit einem Mischanteil von mehr als 70% wird die Kristallisationsrate deutlich erniedrigt.
100
Anteil Haselnussl
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
SFC [%]
80
60
40
20
0
0
10
20
30
40
50
Zeit [min]
Abb. 7.22 Kristallisationskurven der Fettmischungen aus Kakaobutter und Haselnussl bei
einer Khltemperatur von 14C.
142
100
Anteil Mandell
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
SFC [%]
80
60
40
20
0
0
10
20
30
40
50
Zeit [min]
Abb. 7.23 Kristallisationskurven der Fettmischungen aus Kakaobutter und Mandell bei
einer Khltemperatur von 14C.
Haselnussl
f [s-1]
f [s-1]
0%
1.110-3
1.0
1.110-3
1.0
10%
1.110-3
1.0
1.110-3
1.1
20%
1.210-3
0.9
1.210-3
1.2
30%
1.210-3
0.9
1.110-3
1.0
40%
1.110-3
0.9
1.210-3
0.9
50%
1.210-3
0.9
1.210-3
0.8
60%
1.210-3
0.9
1.110-3
0.9
70%
1.010-3
0.7
1.010-3
0.8
80%
0.810-3
0.6
0.810-3
0.6
Kinetikparameter
Mischanteil des Panzenls
Mandell
143
SFC [%]
80
60
40
Anteil Hartfett 1
0%
20%
40%
60%
80%
20
10%
30%
50%
70%
100%
0
0
10
20
30
40
50
Zeit [min]
Abb. 7.24 Kristallisationskurven der Fettmischungen aus Kakaobutter und Hartfett 1 bei
einer Khltemperatur von 14C.
144
100
Anteil Hartfett 2
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
SFC [%]
80
60
40
20
0
0
10
20
30
40
50
Zeit [min]
Abb. 7.25 Kristallisationskurven der Fettmischungen aus Kakaobutter und Hartfett 2 bei
einer Khltemperatur von 14C.
Hartfett 1
f [s-1]
f [s-1]
0%
1.110-3
1.0
1.110-3
1.0
10%
0.810-3
0.9
0.910-3
1.0
20%
0.710-3
0.8
0.810-3
0.8
30%
0.610-3
0.9
0.610-3
0.7
40%
0.710-3
1.0
0.510-3
0.7
50%
0.410-3
0.7
0.410-3
0.8
60%
0.610-3
0.8
0.510-3
0.7
70%
0.810-3
0.8
0.510-3
0.8
80%
1.010-3
0.9
0.510-3
0.7
90%
1.210-3
0.9
0.710-3
0.8
100%
1.410-3
1.0
1.010-3
1.0
Kinetikparameter
Hartfett2
145
Temperkurve
Die mit KBKS impfvorkristallisierten Fettmischungen wurden in einen Aluminiumbehlter
(Volumen der Probe ca. 16 ml) gefllt und in einem Wasserbad bei 8C gekhlt. Der zeitliche Temperaturverlauf der Proben (Temperkurve) wurde aufgezeichnet. In Abb. 7.26 und
Abb. 7.27 sind beispielsweise die Temperkurven der Fettmischungen aus Kakaobutter und
Haselnussl bzw. Hartfett 1 in Abhngigkeit der Fettzusammensetzung dargestellt. Die
Temperkurven wurden nach ihren Wendepunkttemperaturen ausgewertet.
In Abb. 7.28 sind die Wendepunkttemperaturen der Temperkurven der verschiedenen Fettmischungen dargestellt. Diese Wendepunkttemperatur korreliert mit der Kristallisationsbereitschaft der angeimpften Fettmischungen. Eine hhere Wendepunkttemperatur deutet
auf eine bessere Kristallisationsbereitschaft hin, d.h. die Probe kristallisiert schon bei einer
hheren Temperatur aus. Es zeigt sich, dass sich die Wendepunkttemperatur der Fettmischungen mit zunehmendem Gehalt an Haselnuss- bzw. Mandell erniedrigt. Diese Erniedrigung verstrkt sich bei hherem Gehalt von Haselnuss- bzw. Mandell.
Bei Fettmischungen aus Kakaobutter und Hartfetten erniedrigt sich die Wendepunkttemperatur zunchst mit zunehmender Menge an Hartfetten. Diese Erniedrigung ist deutlich strker als bei den Fettmischungen aus Kakaobutter und Haselnuss- bzw, Mandell. Mit einem
Mischanteil von 40% Hartfett 1 bzw. 50% Hartfett 2 wird die tiefste Wendepunkttemperatur
erreicht. Danach steigt die Wendepunkttemperatur wieder mit zunehmendem Gehalt an
Hartfett 1, da das Kristallisationsverhalten des Hartfettes dominiert (vgl. Abb. 7.28).
30
Reine Kakaobutter
80% KB + 20% Haselnussl
60% KB + 40% Haselnussl
Temperatur [C]
25
20
15
10
0
10
15
20
25
Zeit [min]
146
30
Reine KB
80% KB + 20% HF 1
70% KB + 30% HF 1
60% KB + 40% HF 1
50% KB + 50% HF 1
40% KB + 60% HF 1
20% KB + 80% HF 1
Reines HF 1
Temperatur [C]
25
20
15
10
0
10
15
20
25
Zeit [min]
Wendepunkttemperatur [C]
30
26
22
18
Kakaobutter + Mandell
Kakaobutter + Haselnussl
14
Kakaobutter + Hartfett 1
Kakaobutter + Hartfett 2
10
0
100%KB
10
20
30
40
50
60
Fremdfettanteil [%]
70
80
90
100
0%KB
7.3.3
147
Industrieversuche
Milchfett
Haselnuss-, laurische
Mandelle CBRs
KB/Gesamtfett
Dunkle Schokolade
31%
31%
100%
Milchschokolade
34%
26%
76%
Dunkle Kuvertre
32%
28%
87%
Milchkuvertre
37%
31%
84%
Weisse Schokolade
33%
25%
76%
Weisse Kuvertre
37%
32%
87%
schokoladenhnliche
Masse mit Nussle
35%
17.4%
50%
Fllmasse
38%
14.4%
38%
Fllmasse
40%
13.3%
33%
10
Fllmasse
50%
19.5%
39%
11
Fllmasse
33%
10.7%
32%
12
Fllmasse
53%
5.0%
9%
+ : Vorhanden;
- : nicht vorhanden
Anhand der Versuchsergebnisse einer dunklen Schokoladenmasse und einer schokoladenhnlichen Masse soll im folgenden Kapitel das neue Impfvorkristallisationsverfahren mit
dem herkmmlichen Temperierverfahren verglichen werden.
148
Temperiermaschine
Massenstrom Schokolade
Austritttemperatur Schokolade
Khlung im Khltunnel
Impfvorkristallisation
(Impf)
Impf-Temper ETH
352 kg/h
352 kg/h
30.9C
0 2C / 15 min
0 2C / 15 min
Aus den Temperkurven ist ersichtlich, dass die mit der herkmmlichen Temperiermaschine
vorkristallisierte Masse einen deutlich hheren Temperiergrad aufweist als die mit 1.0%
KBKS impfvorkristallisierte Masse (Abb. 7.29). Die Standard-Probe war eindeutig bertemperiert.
Da die Standard-Probe bertemperiert war, verfestigt sie sich whrend der Khlung (18C)
in der DSC-Messzelle auch wesentlich schneller als die impfvorkristallisierte Probe
(Abb. 7.30). Nach der viermintigen Khlung bei 18C wurden hauptschlich V-Kristalle,
sowohl in der Standard-Probe als auch in der Impf-Probe gebildet (Abb. 7.31). Dieser Sachverhalt besttigt, dass die mit VI-KBKS impfvorkristallisierte Schokolade nach der Endkhlung ein identisches Schmelzverhalten aufweist wie die durch herkmmliche
Temperiermaschine vorkristallisierte Schokolade. Lediglich ein kleiner Peak im Schmelzbereich von 34 bis 37.5 C beweist das Vorhandensein der angeimpften VI-Kristallkeime.
Nach der Endkhlung konnten sowohl die Impf-Probe als auch die Standard-Probe problemlos ausgetafelt werden. Trotz ihres relativ tieferen Temperiergrades zeigte die Impf-Probe
nach der Endkhlung praktisch gleiche Festigkeit wie die bertemperierte Standard-Probe
(Abb. 7.32).
149
28
Standard: 30.9C
Temperatur [C]
26
Impf: 32.0C/1.0%
24
22
20
18
0
3
Zeit [min]
Exotherm
0.1
0.0
Wrmestrom [W/g]
-0.1
-0.2
-0.3
-0.4
Impf: 32.0C/1.0%
-0.5
Standard: 30.9C
-0.6
0
0.5
1.5
2
Zeit [min]
2.5
3.5
150
0.5
Impf: 32.0C/1.0%
Standard: 30.9C
Endotherm
Wrmestrom [W/g]
0.4
0.3
0.2
0.1
0.0
-0.1
18
20
22
24
26
28
30
32
34
36
38
40
42
Temperatur [C]
16
12
0
Standard: 30.9C
Impf: 32.0C/1.0%
Abb. 7.32 Festigkeit (Penetrationskraft bei einer Eindringtiefe von 3 mm) der dunklen
Schokolade nach der Endkhlung im Khltunnel.
151
Impf-Temper ETH
400 kg/h
395 kg/h
27 27.5C
0 2C / 8 min
0 2C / 8 min
Die Temperkurven der vorkristallisierten Proben zeigten, dass die Standard-Probe deutlich
bertemperiert war (Abb. 7.33). Diese bertemperierung war fr diese Massen ntig, weil
dadurch eine schnelle Verfestigung im Khltunnel garantiert werden konnte.
Die bertemperierung war jedoch mit eine Viskosittserhhung verbunden (Abb. 7.34).
Durch eine Khlung auf eine Khltemperatur von 22C verfestigte sich die Standard-Probe
wesentlich schneller als die Impf-Probe.
Die DSC-Messungen zeigten, dass sich die Standard-Probe bei Khlung von 18C in der
DSC-Messzelle schneller verfestigte als die Impf-Probe (Abb. 7.35). Nach der viermintigen Khlung bei 18C wurde jedoch die gleiche Kristallmodifikation ausgebildet
(Abb. 7.36).
Die vorkristallisierte Schokoladenmasse wurde in Kunststoffbehlter (Masse: 49 X 29 X 24
mm) bis auf 20 mm Hhe gefllt und anschliessend im Khlschrank bei 18C gelagert. Whrend der Lagerzeit wurde die Verfestigung der Proben mittels Penetrationsexperimenten
untersucht. Da die Impf-Probe eine deutlich hhere Anfangstemperatur (30C) hatte als die
Standard-Probe (27C), verfestigte sich die Impf-Probe zunchst langsamer als die StandardProbe. Nach einer Khldauer von 50 Minuten verfestigte sich die Impf-Probe aber schneller
und wies gegen Ende der Khlung eine deutlich festere Struktur auf als die Standard-Probe
(Abb. 7.37).
Nach der Endkhlung im Khltunnel zeigte die Impf-Probe ebenfalls eine deutlich hhere
Festigkeit als die Standard-Probe (Abb. 7.38).
152
26
Impf: 30C/1.1%
Standard: 27C
24
Temperatur [C]
nicht vortemperiert
22
20
18
16
0
4
Zeit [min]
Viskositt [Pas]
8
Standard: 27.0C
Impf: 30C/1.1%
nicht vortemperiert
5
0
6
8
Scherzeit [min.]
10
12
14
Abb. 7.34 Zunahme der Viskositt der unterschiedlich vorkristallisierten schokoladenhnlichen Masse (Masse Nr. 7) whrend einer Khlung bei 22C (Scherrate: 28.4 s-1).
153
Exotherm
0.1
Wrmestrom [W/g]
0.0
-0.1
-0.2
-0.3
Impf: 30C/1.1%
-0.4
Standard: 27C
nicht vortemperiert
-0.5
0
0.5
1.5
2
Zeit [min]
2.5
3.5
Abb. 7.35 DSC-Kristallisationskurven der unterschiedlich vorkristallisierten schokoladenhnlichen Masse (Masse Nr. 7) whrend einer Khlung bei 18C im DSC-Tiegel
(isotherm).
0.3
Endotherm
0.2
Wrmestrom [W/g]
Impf: 30C/1.1%
Standard: 27C
nicht vortemperiert
0.1
0.0
-0.1
18
20
22
24
26
28
30
32
Temperatur [C]
34
36
38
40
42
Abb. 7.36 DSC-Schmelzkurve der unterschiedlich vorkristallisierten schokoladenhnlichen Masse (Masse Nr. 7) nach einer viermintigen Khlung bei 18C.
154
Penetrationskraft [N]
1
Impf: 30C/1.1%
Standard: 27C
0
0
20
40
60
80
100
Khlzeit [min]
Penetrationskraft [N]
0
Standard: 27C
Impf: 30C/1.1%
Abb. 7.38 Festigkeit (Penetrationskraft bei Eindringtiefe von 3 mm) der schokoladen
hnlichen Masse (Masse Nr. 7) nach der Endkhlung im Khltunnel.
155
Impfvorkristallisation
(Impf)
Solltemper
Impf-Temper ETH
Massenstrom Fllmasse
700 kg/h
390 kg/h
Austrittstemperatur Fllmasse
26 - 27C
27 - 30.4C / 1% KBKS
Temperiermaschine
Die Pralinen-Fllmasse wurde bei einer Impftemperatur zwischen 27 und 30.4C mit der
KBKS (1% bezogen auf die Gesamtmasse) impfvorkristallisiert. Der Massenstrom war ca.
390 kg/h. Die Temperkurven der unterschiedlich vorkristallisierten Fllmassen sind in
Abb. 7.39 dargestellt. Bei einer Impftemperatur zwischen 27.3 und 29.1C war der Temperiergrad der mit 1% KBKS impfvorkristallisierten Proben praktisch unabhngig von der
Impftemperatur. Die bei 30.4C impfvorkristallisierte Probe zeigte aber einen deutlich niedrigeren Temperiergrad. Die angeimpften VI-Kristallkeime in der Fllmasse wurden bei
30.4C teilweise aufgeschmolzen, da die Schmelztemperatur der VI-Kristallkeime durch
die Haselnuss- / Mandelle und das Hartfett 1 erniedrigt wurde (siehe Kap. 7.3.2.2). Aufgrund dieser Beobachtungen soll die Impftemperatur fr diese Fllmasse nicht hher als
29C sein.
Mit einer herkmmlichen Temperiermaschine wurde die Pralinen-Fllmasse mit einem
Massenstrom von ca. 700 kg/h vorkristallisiert (Standart). Die Austrittstemperatur der vorkristallisierten Fllmasse schwankte zwischen 26 und 27C. Diese hatte grosse Schwankungen des Temperiergrad zur Folge. Aufgrund der Temperkurven scheint die Standardprobe
besser vorkristallisiert zu sein, als die impfvorkristallisierte Probe, da die Standardprobe
whrend der Messung bei einer Probentemperatur zwischen 18 und 24C deutlich mehr
Kristallisationswrme abgab. Es wird jedoch vermutet, dass durch die herkmmliche Temperiermaschine hauptschlich Kristallkeime aus dem kristallisationsfreundlichen, laurinsurehaltigen Hartfett gebildet wurden. Die Kakaobutter selbst wurde aber ungengend oder gar
nicht vorkristallisiert, da die Kristallisationsbereitschaft der Kakaobutter durch die Haselnuss- / Mandelle und das Hartfett stark erniedrigt wurde.
Die Viskositt der unterschiedlich vorkristallisierten Proben wurde bei einer Messtemperatur von 27C und mit einer Schergeschwindigkeit von 28.4 s-1 durchgefhrt. Es zeigte sich,
dass die mit einer herkmmlichen Temperiermaschine vorkristallisierte Pralinen-Fllmasse
eine deutlich hhere Viskositt aufwies, als die impfvorkristallisierte Probe (Abb. 7.40). Das
war auf die gebildeten Kristallkeime aus dem Hartfett zurckzufhren. Um Kristallkeime
auch aus der Kakaobutter bilden zu knnen, sollte die Pralinen-Fllmasse mit der herkmm-
156
lichen Temperiermaschine bei einer deutlich tieferen Khltemperatur vorkristallisiert werden. Das wre aber wiederum mit einem massiven Viskosittsanstieg verbunden und knnte
die Weiterverarbeitung der Fllmasse bei Giessen und Formen erschweren.
24
Impf: 30.4C / 1.0%
Impf: 29.1C / 1.0%
Impf: 28.3C / 1.2%
Impf: 27.3C / 1.2%
Standard: 26.2C
Standard: 26.6C
nicht vortemperiert
Temperatur [C]
22
20
18
16
14
12
0
5
6
Zeit [min]
10
Viskositt [Pas]
7.0
6.5
Vorkristallisation:
6.0
5.5
0
3
Scherzeit [min]
Abb. 7.40 Verlauf der Viskositt ber die Scherzeit fr unterschiedlich vorkristallisierte
Pralinen-Fllmassen (Bohlin V88, Schergeschwindigkeit: 28.4 s-1, Messtemperatur: 27C)
(Masse Nr. 10).
157
0.10
0.00
-0.10
0.20
0.10
0.00
-0.10
18
22
26
30
Temperatur [C]
34
38
14
18
22
26
30
Temperatur [C]
34
38
158
Die mit VI-KBKS impfvorkristallisierten Schokoladenmassen zeigten nach der Endkhlung in der Regel eine festere Struktur und eine bessere Fettreifbestndigkeit. Insbesondere
gilt dies fr die gefllten Schokoladenmassen (Pralinen), deren Fllmasse neben Kakaobutter auch andere pflanzliche Fette/le enthalten. Die gefllten Schokoladen, deren
Fllmassen mit VI-KBKS impfvorkristallisiert und deren Schalen herkmmlich temperiert
wurden, zeigten im allgemeinen eine vier Monate lngere andauernde Fettreifbestndigkeit
(Abb. 7.42). Wenn die Schale und die Fllung beide impfvorkristallisiert wurden, wurde die
Fettreifbestndigkeit nochmals deutlich verbessert.
159
7.5 Ausblick
Fr die bisherigen Untersuchungen zur Impfvorkristallisation von Schokoladen wurden die
verwendete Kakaobutterkristallsuspension durch Suspendieren von Kakaobutterpulver in
einem Vorlagebehlter hergestellt (Variante 1). Die so hergestellte KBKS hat einen Kristallgehalt von ca. 10 bis 12%. Aus technischen Grnde kann der Kristallgehalt der KBKS nicht
beliebig erhht werden, da durch eine strkere Khlung eine strkere Verfestigung der
KBKS im Vorlagebehlter verursacht werden kann. Die Fliessfhigkeit der KBKS ist
dadurch vermindert.
Wie im Kap. 6 beschrieben, gibt es noch andere Prozessvarianten KBKS durch Scherkristallisation herzustellen (Abb. 7.43).
Bei der Variante 2 kann die KBKS ohne Zugabe von Kakaobutterpulver hergestellt werden.
Die im Vorlagebehlter aufgeschmolzene Kakaobutter (Anfangstemperatur: 40C) wird
durch eine Exzenterschneckenpumpe zum Scherkristallisator gefrdert und bei einer
Khlwassertemperatur zwischen 5 bis 16C scherkristallisiert. Die scherkristallisierte
Kakaobutter (SFC = 20 30%) wird in den Vorlagebehlter zurckgefhrt und mit dem Rest
der Kakaobutter im Vorlagebehlter durch Rhren vermischt. Um die V-Kristalle, die durch
den Scherkristallisator gebildet werden, im Vorlagebehlter nicht wieder aufzuschmelzen,
soll der Vorlagebehlter zunchst fr ca. 30 bis 60 Minuten bei einer Khlwassertemperatur
von 20 - 26C abgekhlt werden. Durch diese Khlung knnen zustzliche Kristalle im Vorlagebehlter gebildet werden. Gleichzeitig findet auch eine Kristallumwandlung zur VIModifikation im Vorlagebehlter statt. ber die Zeit kann so der Kristallgehalt der KBKS
im Vorlagebehlter angereichert werden. Bis die KBKS im Vorlagebehlter eine gewisse
Konsistenz mit einem Kristallgehalt von ca. 15% erreicht, wird sie bei einer
Khlwassertemperatur von ca. 32C wieder erwrmt, so dass der Kristallgehalt (reine VIModifikation) der KBKS im Vorlagebehlter auf ca. 12% eingestellt werden kann. Um eine
Verfestigung der Kakaobutter im Scherkristallisator zu vermeiden, soll die
Khlwassertemperatur des Scherkristallisators danach auf ca. 24C erhht werden. Bei
dieser Khltemperatur findet eine weitere Kristallisation im Scherkristallisator statt. Es
werden vor allem V-Kristalle gebildet. Eine Kakaobutterkristallsuspension mit einem Kristallgehalt von 20 - 30% (12% VI + 8-18% V) kann dadurch am Austritt des Scherkristallisators erhalten werden.
Bei der Variante 3 wird die KBKS mit einmaligem Durchgang durch einen Scherkristallisator (einstufige Khlung) direkt hergestellt. Die flssige Kakaobutter (ca. 40C) wird mittels
einer Pumpe zum Scherkristallisator gefrdert und bei einer Khltemperatur zwischen 10
und 16C scherkristallisiert. Mit dieser Variante kann eine KBKS mit einem Kristallgehalt
von 20 bis 30% hergestellt werden. Die Modifikationen der Kristalle sind jedoch hauptschlich in V-Form vorhanden. Durch eine Erhhung der Scherbeanspruchung (Drehzahl)
sowie eine Verlngerung der Verweilzeit kann die Kristallumwandlung zu VI-Kristallen
beschleunigt werden. Ein grosses Verbesserungspotential in Hinsicht auf die Kristallumwandlung liegt in der Aufteilung der Khlung des Scherkristallisators in zwei Stufen (Variante 4). In erster Stufe wird die Kakaobutter bei einer tiefen Khltemperatur von 5 bis 10C
scherkristallisiert. Dadurch werden Kristalle vor allem in V-Modifikation erzeugt. Die
zweite Stufe ist eine Erwrmungsstufe. Die Khltemperatur wird dabei auf 24 bis 30C
erhht. Durch Erhhung der Khltemperatur kann die Kristallumwandlung zur VI-Modifikation wiederum beschleunigt werden.
160
Im Vergleich zur Variante 1 sind die scherinduzierten Kakaobutterkristallkeime bei Varianten 2, 3 und 4 kleiner. Die Impfvorkristallisation von Schokolade mit einer Vielzahl kleiner
Kristallkeime gewhrleistet eine schnelle Verfestigung und eine homogene, kompakte
Struktur whrend der Endkhlung im Khltunnel.
Kakaobutterpulver
28C
20 - 30%
SK
KBKS
ca. 32C
KBKS
ca. 32C
32C / ca. 12%
Variante 1
24C
32C
Variante 2
M
26 - 28C
20 - 30%
26 - 30C
20 - 30%
Khlstufe II
20 - 30C
SK
SK
10 - 16C
Khlstufe I
5 - 10C
40C
Variante 3
40C
Variante 4
Eine Milchschokolade wurde mit Kakaobutterkristallsuspensionen, die mit unterschiedlichen Herstellungsverfahren (Variante 1, 2 und 3) hergestellt wurden, impfvorkristallisiert.
Der Massenstrom der Milchschokolade blieb konstant (392 kg/h). Der Kristallgehalt der
KBKS war bei der Herstellungsvariante 1 ca. 10%, bei der Variante 2 ca. 22% und bei der
Variante 3 ca. 25%. Die Impftemperatur war bei der Variante 1 und 2 ca. 31C. Bei der Variante 3 wurde die Impftemperatur etwas tiefer (ca. 30C) gewhlt, da die Kristallmodifikation
dieser KBKS hauptschlich in V-Form vorlag. Die V-Kristalle knnen bei einer Temperatur hher als 30C aufgeschmolzen werden. Die Impfkonzentration der KBKS war bei 1%
konstant.
Die Temperkurven sind in Abb. 7.44 dargestellt. Es zeigt sich, dass die mit KBKS der Herstellungsvarianten 2 und 3 impfvorkristallisierten Milchschokolade einen deutlich hheren
Temperiergrad als diejenige mit KBKS der Variante 1 aufweist. Weil die KBKS, die mit
Herstellungsvarianten 2 und 3 hergestellt wurden, prozentual mehr Kristalle enthalten, kann
161
die Impfkonzentration der KBKS reduziert werden. Die Michschokolade kann mit einer
Impfkonzentration von 0.3% KBKS (Variante 3) immer noch gut vorkristallisiert werden
(siehe Abb. 7.45).
28
Impf: 31C / 1% (Variante 1)
Impf: 31C / 1% (Variante 2)
Impf: 30C / 1% (Variante 3)
nicht vortemperiert
Temperatur [C]
26
24
22
20
18
0
4
Zeit [min]
Abb. 7.44 Temperkurven der mit KBKS impfvorkristallisierten Milchschokolade. Die KBKS
wurden mit unterschiedlichen Herstellungsverfahren (Variante 1, 2 und 3) hergestellt.
28
Impfkristallisation
Temperatur [C]
26
tv KBKS
3.5 min
7.0 min
12 min
nicht vortemperiert
24
22
20
18
0
Zeit [min]
Abb. 7.45 Temperkurven der bei einer Impftemperatur von 30C mit 0.3%, 0.5% und 1%
KBKS (Herstellungsvariante 3) impfvorkristallisierten Milchschokolade.
162
KBKS 32C
Literaturverzeichnis
[1]
Arishima T., Sagi N., Mori H. and Sato K.: Polymorphism of POS. I. Occurrence and
Polymorphic Transformation. Journal of the American Oil Chemists Society 68(10),
1991, 710-715
[2]
[3]
Bolliger S., Breitschuh B., Stranzinger M, Wagner T. and Windhab E. J.: Comparison
of Precrystallization of Chocolate. Journal of Food Engineering. 35/1998. 281-297.
[4]
Bolliger S., Zeng Y. and Windhab E. J.: Inline Measurment of Tempered cocoa butter
and Chocolade by Means of Near-Infrared Spectroscopy. Journal of the American Oil
Chemists Society 76(6), 1999, 659-667
[5]
[6]
[7]
Chaiseri S., Dimick P. S.: Dynamic crystallization of cocoa butter. II. Morphological,
thermal, and chemical Characteristics during crystal growth. Journal of the American
Oil Chemists Society 72 (12), 1995, 1497-1504
[8]
Dimick S., Manning D. M.: Thermal and compositional properties of cocoa butter
during static crystallization. Journal of the American Oil Chemists Society 64(12),
1987, 1663-1669.
[9]
Frede E.: Kernmagnetische Resonanz ihre mgliche Bedeutung im milchwirtschaftlichen Labor, Welt der Milch, 42/1988. 1173-1178.
[10] Gnielinski V., Mersmann A. and Thurner F.: Verdampfung, Kristallisation, Trocknung. Vieweg Verlag, 1993, Deutschland.
[11] Hachiya I., Koyano T. and Sato K.: Seeding effects on solidication behaviour of
cocoa butter and dark chocolate. I. Kinetics of Solidication. Journal of the American
Oil Chemists Society 66(12), 1989, 1770.
[12] Hachiya I., Koyano T. and Sato K.: Seeding effects on solidication behaviour of
cocoa butter and dark chocolate. II. Physical properties of dark chocolate. Journal of
the American Oil Chemists Society 66(12), 1989, 1757-1762.
163
164
Literaturverzeichnis
[13] Hachiya I, Koyano T. and Sato K.: Seeding effects on son crystallization behaviour of
cocoa butter. Agric. Biol. Chem. 53 (2). 1989. 327-332.
[14] Hampel G.: Untersuchungen zum Kristallisationsverhalten von amorphen Fe-Cu-NbSi-Legierungen. Dissertation der Technischen Universitt Carolo-Wilhelmina zu
Braunschweig, 1993, Deutschland.
[15] Hausmann A., Tscheuschner H.-D., Trallers I. and Zscheile H.: Einuss der Abkhlbedingungen auf das Auskristallisieren der Schokolade. ZSW (2) 1993, 54-69.
[16] Hilker E.: berziehmaschinen und Temperiermaschinen, Kombigert oder nicht?
ZSW 9/99. 326-327.
[17] Kleinert J.: Temperieren, Vorkristallisation von Schokolade-Schmelzmassen. ZSW 3/
1991. 96-103.
[18] Koyano T., Hachiya I. and Sato K.: Fat polymorphism and crystal seeding effects on
fat bloom stability of dark chocolate. Food structure Vol. 9, 1990 231-240.
[19] Koyano T., Hachiya I., Arishima T., Sagi N. and Sato K.: Polymorphism of POS. II.
Kinetics of Melt Crystallization. Journal of the American Oil Chemists Society
68(10), 1991, 716-718.
[20] Lovegren N.V., Gray M. S. and Feuge R.O.: Effect of liquid fat on melting point and
polymorphic behaviour of cocoa butter and a cocoa butter fraction. Journal of the
American Oil Chemists Society 53(3), 1976, 108-112.
[21] Mersmann A.: Kristallisation. In Gnielinski V., Mersmann G. und Thurner F. (Hrsg):
Verdampfung, Kristallisation, Trocknung. Vieweg Verlag, Braunschweig / Wiesbaden,
Deutschland, 1993.
[22] Manning D. M. and Dimick P. S.: Crystal morphology of cocoa butter. Food Microstructure. Vol. 4 (1985), 249-265.
[23] Nelson R.B.: Temperier-, berzieh-, Einform-Anlagen und Khler. in Beckett S. T.:
Moderne Schokoladentechnologie. Rohstoffe, Verfahrenstechnik, Qualitts-Kontrolle,
Marketing. B. Behrs Verlag. Hamburg, 1990.
[24] Rousset Ph. and Rappaz M.: Crystallization kinetics of the pure Triacylglycerols POP,
POS and SOS. Journal of the American Oil Chemists Society 73(8), 1996, 10511057.
[25] Sangl R.: Mechanischer Abrieb von Kristallen als Beitrag zur sekundren Keimbildung. Dissertation der Technischen Universitt Mnchen, 1991, Deutschland.
[26] Sato K., Arishima T., Wang Z.H., Ojima K., Sagi N. and Mori H.: Polymorphism of
POP and SOS. I. Occurrence and Polymorphic Transformation. Journal of the American Oil Chemists Society 66(5), 1989, 664-674.
[27] Sato K., Arishima T., Wang, Z.H., Ojima K., Sagi N. and Mori H.: Polymorphism of
POP and SOS. II. Kinetics of Melt Crystallization. Journal of the American Oil
Chemists Society 66(5), 1989, 675-679.
Literaturverzeichnis
165
166
Publikationen
I
Windhab E.J., Zeng Y., Hochscher- und Animpfkristallisation von Schokolade; International ZDS Symposium Schoko-Technik98, 7-9. 12. 1998, Kln (1998)
167
Lebenslauf
Name:
Yuantong Zeng
1965
1972 1979
1979 1981
1981 1985
1985
1985 1988
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut fr Gemsebau und Gemsezchtung in Canton, China. Ttigkeit: Gemsezchtung und Feldversuche
1989 1990
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut fr Pflanzenbau und Pflanzenzchtung an der Universitt fr Bodenkultur in Wien, sterreich. Ttigkeit: Gewebekultur von Paprika
1991 1995
1995
1996 2000
seit
Juli 2000