Codex Verus
Codex Verus
Codex Verus
Codex Verus
Verus
Mittelalternative Liedersammlung
Alexander Werner
Version 2
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.1
Was das Buch bietet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Das Repertoire . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.2
Sorgenkind Musikszene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.3
Mittelalternativ - Der Musikstil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Der Name - Mittelalternativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Stilbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
4
4
5
6
6
8
2 Interpretationshilfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.1
Erklrung des Notenbildes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bordun und Skalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tonart und Transposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10
10
10
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11
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Propinan de Melyor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Quem A Omagen Da Virgin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Santa Maria Strela Do Dia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Serbokroatisch I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Schirazula . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Skudrinka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tanz der Pferde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Totentanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Totus Floreo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tourdion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Traubentritt I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Traubentritt II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ungaresca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Villeman Og Magnhild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wolfstanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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51
52
Einleitung
1 Einleitung
1.1 Was das Buch bietet
Der Codex Verus, was brigens wahres Buch oder damit auch reales Buch bedeutet, ist eine Liedersammlung, die das Repertoire der mittelalternativen (s.u.) Musik
sammeln und verffentlichen will. Also all die Stcke die von Gruppen des Genres gespielt werden, egal ob diese nun original Melodien des Mittelalters, Melodien
des 16. Jahrhunderts oder jnger, bis hin zu zeitgenssischen, teilweise vermndlichten, Neukompositionen der Szene sind. Getreu des Vorbildes, dem Realbook des
Jazz, versucht es damit die sogenannten Standards allen Interessierten kostenlos zur
Verfgung zu stellen.
Dabei wird versucht auf die tatschliche musikalische Praxis einzugehen. Es werden die Melodien gesammelt, die auch gespielt werden, in der Form, oder in einem
Konsens 1, in der die Musik populr und bekannt geworden ist, egal ob die Melodie
in echt anders ginge oder ob die hier aufgefhrte nur eine populrere Variante sei.
Das Repertoire
Die ursprnglichen Vorlagen fr mittelalternative Musik waren einstimmige Lieder
und ein paar wenige Instrumentalstcke, oft aus dem Hochmittelalter (Minnesang,
Troubadore, spanische Cantigas) entnommen, da man diese auf dem Standardinstrument, dem dorischen Mittelaltermarkt-Dudelsack, liebevoll auch Marktschwein
genannt, am besten spielen konnte. Das Instrument ist, ohne optisches und bautechnisches Vorbild zu einem Instrument vergangener Epochen (speziell nicht aus dem
Mittelalter), aus der Schottischen Great Highland Bagpipe entwickelt worden und
auch bautechnisch mit ihr verwandt. Aufgrund der groen Lautstrke, dem Bordunklang, der unabhngig davon ob die Quelle Bordunmusik war oder nicht 2 eingesetzt
wurde und somit aus allem Bordunmusik machte, sowie der Begleitung mit Trommeln hat sich ein spezifischer Klang entwickelt der sich leicht auf alle denkbaren
Melodien bertragen lassen konnte.
Der spezifische Klang ist so berzeugend und eigenstndig, dass sich andere Melodien, z.B. Renaissancetnze, zeitgenssische Eigenkompositionen, Rock&Pop-Melodien,
Folklore aus aller Welt und noch viele weitere auffhren lassen, ohne dass Laie auf
diesem Gebiet einen deutlichen Unterschied hren wrde. Natrlich gehen nicht spezielle charakteristische Merkmale einer Melodie verloren, jedoch alles was evtl. noch
1
2
Siehe Kapitel 2
Meistens nicht. Alle drei obigen Beispiele sind einstimmige Musik, aber keine Bordunmusik.
Einleitung
zu ihr gehrte (Harmonie, Klangfarben etc.). In dieser Klangvorstellung gibt es natrlich noch mehr Instrumente als das Marktschwein, um es mal beim Namen zu
nennen, allerdings ist kein anderes so reprsentativ und wichtig fr das hier behandelte Genre.
Die angesprochenen Stck werden also nun hier gesammelt und wieder verbreitet
und somit mehr Musikern zugnglich gemacht, damit die Melodien sich verndern,
Arrangements geschaffen werden und auf ihrer Grundlage neues erschaffen wird.
Eine Entwicklung die zu Begren ist, wenn man sich Parallelen zu Jazzstandars
ansieht.
Die Praxis zeigt, dass sich inzwischen feste Stimmungen und Tonarten etabliert
haben und man als Interpret somit in der Lage ist spontan mit anderen, fremden, Musikern zusammen Stcke zu spielen die man halt so kennt, da Instrumente
gleich gestimmt sind und man eine kompatible musikalische Vorstellung hat. Somit hat man mit diesen Stcken eine Grundlage fr Improvisation, Stilbildung und
Klangideal fr weitere Stcke, etwa Eigenkompositionen.
Bevor es aber nun zu diesen Stcken kommt sollen noch einige wichtige Zeilen
zum musikalischen Selbstverstndnis gesagt werden.
Einleitung
echter Mittelaltermusik. Dies zeigt allein schon der Name, der bei den meisten Personen, aus Werbezwecken oder aus Ignoranz, lediglich als Mittelaltermusik gefhrt
wird, was sofort einen Konflikt mit der historisch informierten Auffhrungspraxis 3
hervorruft. Diese sieht sich nun einem losen, und so gut wie gar nicht definiertem
Genre, gegenber, dass vom Zuhrer als zu ihrer Musik verwandt empfunden wird.
Wir haben es also mit einer Gegenberstellung von faktisch zwei verschiedenen
Musikrichtungen zu tun. Auf der einen Seite ein relativ enger und abgegrenzter
Kreis: Die fr uns klanglich und musikphilosophisch sehr ferne Musik des Mittelalters (ca. 900 bis 1430), deren klingender Rekonstruktion sich die Historisch Informierte Auffhrungspraxis verschrieben hat und andererseits eine Musik, die im
Gegenteil berhaupt nicht fern ist, sondern im Prinzip die Hrgewohnheiten der
heutigen Hrer bedient, diese jedoch durch diverse Mittel verfremdet: die Musik der
Mittelaltermrkte (ab 80er Jahren des 20. Jahrhunderts).
Anstatt sich aber nun in dieser Weise voneinander abzugrenzen versucht eben
diese Mittelaltermarkt-Musik, die inzwischen gut 20 Jahre lang gro genug ist um
beachtet zu werden, aus sehr verschiedenen Grnden mit Biegen und Brechen in
die tatschliche Mittelaltermusik eingegliedert zu werden, was zur Folge hat, dass
man nun, egal ob als Musik- Schaffender oder Rezipient, einer sehr verwirrenden
Situation gegenbersteht, in der Begriffswelten, Marketingstrategien und teilweise
auch musikalische Prinzipien sich berschneiden oder zumindest so wahrgenommen
werden.
Einleitung
auch als Rezipient oder Interpret zu benutzen. Fr die Emanzipation des Genres ist
es gar nicht berzubewerten einen eigenen, leicht merkbaren, intelligenten 5 und vor
allem unmissverstndlichen Begriff zu haben, der przise ausdrckt was gemeint ist.
Es ist leicht zu erkennen, dass wir es hier einerseits mit dem Wort Mittelalter
und andererseits mit Alternative zu tun haben. Abgesehen von der Verkrzung des
doppelten alter aus sprachsthetischen Grnden, ist die Musikepoche Mittelalter
hier sehr stark vertreten, allerdings nur in einer Alternative zu ihr. Einerseits wird
mit diesem Wort also einer Verbindung zum Begriff Mittelalter hergestellt, der schon
relativ stark mit der Szene verknpft ist und dessen Einfluss nicht auer acht gelassen
werden darf (s.u.) andererseits hat man sofort eine Abgrenzung, die klar macht, dass
man es mit etwas eigenem, speziellen zu tun hat.
Zwar hat nun die hier behandelte Musik mit der Musik des Mittelalters genau so
viel zu tun wie mit der Musik der Gruppe Scooter, allerdings darf man einerseits
die existierenden Marketingstrategien der Musikszene nicht vllig auer acht lassen,
andererseits darf man auch nicht den Begriff des Mittelaltermarkts vergessen, der
untrennbar mit der mittelalternativen Musik verknpft ist. Die Mrkte, auch sie mit
dem Zusatz Mittelalter versehen, sind genau wie die Musik, die auf Ihnen gespielt
wird keine historisch museale Veranstaltung sondern ein buntes Gemisch aus allerlei Epochen der Weltgeschichte und in erster Linie dazu da, den Zuschauer gegen
Gebhr zu unterhalten 6 ebenso wie dies Vergngungsparks wie das Disneyland oder
das Phantasialand machen. Die Schwerpunkte sind freilich anders, dennoch geht es
um ein Entertainmentangebot fr alle Sinne, in dem Klischees der Menschen bedient
werden, die sie aus Bchern, Film und Fernsehen kennen.
Diese Mrkte sind also nun so wichtig, weil die mittelalternative Musik hier ihr
Forum und ihre Bhne hat. Bis auf einige Ausnahmen spielt sich das Hauptgeschehen des Genres hier ab und beginnt auch fr die meisten Interpreten hier. Daraus
ergibt sich jedoch noch eine Folgerung: Ebenso wie die Mrkte ein frei erfundenes
Gebilde sind, ist auch die Musik eine Musik des hier und jetzt. Das Etikett Mittelalter ist nicht aus den Mrkten wegzudenken, wohl aber aus der Musik, da diese in
der Regel noch viel ungebundener ist als die Rahmenveranstaltung selbst. Es ist grober Unfug eine Art Mittelalterfaktor oder eine Authenzittsquote der Veranstaltung
oder der Musik aufzudrcken. Ein bischen Historische Auffhrungspraxis ist nicht
mglich, entweder man macht es ganz oder gar nicht. Die Grnde warum die Mrkte
Mittelaltermrkte heien und damit die Musik Mittelaltermusik genannt wird verschwinden wohl in den Urzeiten der 1970er und 1980er Jahre, als diese geplant und
umgesetzt wurden, spielen aber auch hier keine Rolle mehr, da man sie zunchst(!)
als gegebene Situation hinnehmen muss.
4
Einleitung
Hier beginnt also nun die eigentliche Problemstellung in Form einer Zusammenfassung des bisher gesagten: Man spielt eine Musik, die nicht mittelalterlich ist aber
so genannt wird, spielt auf den Bhnen sogenannter Mittelaltermrkte, die aber
kein Mittelalter zeigen und hat dies, ebenso wie das Publikum, unter diesem Etikett
kennen gelernt und beworben. Erschreckend und skurril zugleich!
Mit Mittelalternative Musik soll also eine Alternative zum Begriff Mittelaltermusik geschaffen werden, um im Sprachgebrauch unter Musikern, zum Hrer sowie zur
Veranstalterseite, oder eher zur Wirtschaft im Allgemeinen, einen eindeutigen Begriff
zur Verfgung zu haben. Der Begriff sollte in den Sprachgebrauch aller Beteiligten
bergehen um so Missverstndnissen vorzubeugen und eine klare musikalische- (und
damit auch eine Verhandlungs-)Position zu beziehen.
Stilbeschreibung
Nun zur eigentlichen Erklrung welche Musik gemeint ist. Natrlich kann an dieser
Stelle keine umfassende Stilanalyse und -beschreibung angeboten werden, es soll nur
darauf hingewiesen werden an welche Interpreten sich die Notensammlung in erster
Linie richtet.
Mittelalternative Musik besteht aus zwei Hauptrichtungen 7 also Subgenres, die
sich durch Instrumentierung und Repertoire relativ stark unterscheiden: Einmal die
mittelalternative Musik berhaupt, die Dudelsack/Trommel Ensembles in all ihren
Ausprgungen sowie die folkloristischen Ensembles, die eine grere Varianz aufweisen. Als weitere Unterteilungsmerkmale fr diese Richtungen werden oft genannt:
Laute und Leise(re) Musik, Ost- und Westrichtung 8 und schlielich auch Qualittsurteile der Kategorie Brachial vs. Filigran oder gar unauthentisch vs. authentisch 9,
wobei dieser irre Glaube vllig aus der Luft geholt ist, beruht er doch einzig allein
auf dem Gedankenprinzip, dass es im Mittelalter keine laute Musik gegeben htte
und im Umkehrschluss alles Leise also mittelalterlich sein msse. Das dies natrlich
auch dann nicht zutrifft wenn jemand ein deutsches Revolutionslied aus den 1840er
Jahren auf einer Gitarrenlaute des 20. Jahrhunderts spielt sollte eigentlich einleuchtend sein, selbst wenn er sich auf einem sogenannten Mittelaltermarkt befindet, der
auf einem Barockschlosshof abgehalten wird, und dabei Kostme aus dem Film "Robin Hood - Knig der Diebe"(mit Kevin Costner) trgt. Das letzte Beispiel klingt
7
An dieser Stelle dank an den Wikipediaartikel Musik der Mittelalterszene der in Teilen als recht
intelligent angesehen werden kann, im Zuge der blichen Wikipediamethoden allerdings schon von
fanatischen Fans wieder soweit zurecht gebogen wurde, dass er keine Quelle fr den Interessierten
mehr sein sollte. Stand: 16. Januar 2008
8 Spielt auf DDR und BRD Zeiten bzw. auf Alte und Neue Bundeslnder an, da immer wieder die
Behauptung aufkommt, der Dudelsackstil sei im Osten entstanden, was zu diesem Zeitpunkt weder
dementiert noch bekrftigt werden kann und soll
9 Auch hier soll dieser Begriff lediglich als Karikatur eingesetzt werden
Einleitung
sehr konstruiert, knnte aber auf einer Veranstaltung mit mittelalternativer Musik
durchaus vorkommen, doch dazu jetzt mehr.
Der Hauptunterschied zwischen beiden Richtungen ist das Leitinstrument 10, welches sich von den anderen im Ensemble durch verschiedene musikalische Parameter
abhebt und klanglich fhrt. In der folkloristischen Musik ist dies die Stimme, also
der Gesang. Dieser steht durch die gleichzeitige bermittlung von Text und Klang
sowie der groen Ausdrucksmglichkeiten im Vordergrund. Die Dudelsackrichtung
hat das Marktschwein, der zwar nicht so variabel ist, dafr aber wesentlich lauter
und durch die Bordune auch eigenstndiger. Daraus ergibt sich, vornehmlich durch
Lautstrkeunterschiede, die Zweiteilung durch die Besetzung der Musikgruppe. Natrlich gibt es auch Instrumentalmusik in den folkloristischen Musik und Gesang
mit Dudelscken, allerdings lsst sich bei solchen Konstellationen eine Trennung auf
der Ebene der einzelnen Stcke ausmachen.
In der Praxis sieht es so aus, dass sich eine Gruppe auf einer der beiden Richtungen spezialisiert und im Zweifelsfall zweigleisig fhrt, also mit zwei verschiedenen
Besetzungen aufwarten kann. Kompromisse sind selten anzutreffen und betreffen
meist die Reduzierung der Lautstrke in der Dudelsackbesetzung, damit beispielsweise Saiteninstrumente im Ensemble mglich sind.
10
Wir gehen von einer generell unplugged Auffhrungspraxis aus, d.h. dass die relativen Lautstrkeverhltnisse der Instrumente untereinander erhalten bleiben. Dies schliet natrlich eine
Verstrkung insgesamt, also des unvernderten Gesamtklangs, nicht aus.
Interpretationshilfen
10
2 Interpretationshilfen
Dieses Kapitel soll dabei helfen die aufgefhrten Noten und die damit verbundenen
Abkrzungen richtig zu interpretieren. Dabei meint richtig nicht etwa die Art und
Weise, wie sie zu spielen sind, sondern viel mehr die rein technischen Anforderungen,
die das Notenbild inne hat. Um die Stcke aus dem Codex Verus spielen zu knnen
bedarf es eigentlich nicht viel. Der Lesende Musiker wird wahrscheinlich schon wissen
welches Instrument er benutzt, wie es gestimmt ist und wie es benutzt wird.
Desweiteren wird Wert darauf gelegt, dass die Noten mglichst frei von Vorinterpretationen sind. Verzierungen, verselbststndigte zweite Stimmen wie Quintparallelen als Extrateile und weiteres, was evtl. populre Interpreten in ihren eigenen
Versionen anbieten werden herausgelassen, soweit erkennbar. Die Melodien sind also
ein Konsens aus allen dem Autor bekannten Versionen einer Melodie, sozusagen ein
Gemisch und eine standardisierte Version. In den meisten Fllen wird dies kaum
auffallen, jedoch kann es hier und da zu Abweichungen kommen, falls der Leser eine
Melodieversion besonders verinnerlicht hat. Das bedeutet in keinem Fall, dass die
Melodieversionen hier besonders authentisch, ursprnglich oder rein wren, sondern es handelt sich lediglich um einen Kompromiss mit keinerlei Bezug zu einem
eventuellen original.
Interpretationshilfen
11
In der Praxis hat dies die Konsequenz, dass der Bordun manchmal umgestimmt
werden muss, um eine bestimmte Skala (etwa phrygisch, da die kleine Sekunde ber
dem Grundton meistens nicht vorhanden ist) zu bedienen. Der Bordunton steht
deswegen immer unter dem Titel des Stckes.
Die Skalen sind meistens eindeutig zu bestimmen, manchmal fehlen allerdings
Schlsseltne, so dass man sich bei Arrangements und Improvisationen entscheiden
muss, welche Skala man bedient.
Quellen
ber den Noten steht der Titel des Stckes. Viele der Stcke sind oft unter anderem
Namen bekannt. Dies liegt meist daran, dass populre Gruppen des Genres diesen
Stcken ihren eigenen Titel gegeben haben. In diesem Fall stehen bekannte Alternativtitel, ebenso wie weitere Anmerkungen, unter dem Notentext. Rechts ber den
Noten steht der Komponist bzw. die Quelle des Stckes. Hier die Bedeutungen der
Abkrzungen:
Interpretationshilfen
12
Schluendlich sei noch auf zwei Abkrzungen hingewiesen: InEx steht fr die
populre Gruppe In Extremo wrend CC fr Corvus Corax steht. Beide Gruppen
sind mageblich an der Verbreitung von Melodiematerial beteiligt und haben den
Melodien eigene Titel hinzugefgt, die oft bekannter als die originaltitel sind.
13
14
Ai vis lo lop
Bordun in D
Trad.(Frankreich)
15
All Voll
Bordun in D
43
h
v
GLO
3
8
16
Ay Linda Amiga
Trgt auch den Titel Vor Vollen Schsseln(InEx) oder Fr Minne (CC). siehe Variation
Bordun in A
Trad.(Spanien)
42
K v
Variation
42
17
Brentanz
Auch: Melange Bretonique
Bordun in D
Trad.
j v
v v
18
Brentanz II
Bordun in D
Trad.
v
v
v
v v v
v v v
v v v
19
Branle dEcosse
Manchmal mit groer Terz und renaissancetypischer Erhhung der 7. Stufe
Bordun in D
Arbeau
20
Chaos
Bordun in A
Trad.
21
Como Poden
Bordun in D
CSM
12
8
22
Daverttanz
Bordun in D
86
Trad.
v v
23
Der Galgen
Bordun in D
v
v
v
v
Trad.
24
Bordun in D
Guillaume de Machaut
v v
v
v v
25
Bordun in D
LD
3
3
26
Hameln
Bordun in D
Trad.
j v
v
v
v v
v
v
27
Heyduckentanz
Bordun in D
Trad.
28
Hiemali Tempore
Melodie vermutlich von InEx
Bordun in D
42
CB (Text)
29
In Taberna
Bordun in D
CB
30
Madre Deus
Bordun in D
Trad.
j v
31
Meienzit
Bordun in D
Neidhardt
42
v
43 42
32
Merseburger Zaubersprche
Bordun in D
j v
33
Bordun in D
Trad.
34
Orazel
Bordun in D
Trad.
42
35
Palstinalied
Bordun in D
36
Pavane
Bordun in D
Trad.
2.
1.
v v
1.
2.
37
Platerspil
Basiert auf CSM Nr.77
Bordun in D
Trad.(20. Jahrhundert)
j v v v v v v
v v v v
38
Propinan de Melyor
Wird auch als Spielmannsfluch (InEx) und als Spielmannstanz (CC) verwendet.
Bordun in D
42
86
42
3
4
2
4
2
4
6
8
3
4
2
4
39
Bordun in D
CSM
j v
v
v
40
Bordun in D
CSM
41
Serbokroatisch I
Bordun in D
Trad.
j K 45 j K 45
K
45 j K 45 45
K
45 K
K
K
v
42
Schirazula
Trgt auch Namen wie Schiarazula oder Schirazula Marazula. Selten auch Karascha
Bordun in D
Trad.
j v
43
Skudrinka
Bordun in D
j v
Trad.
v v
v v v
44
Bordun in C
Arbeau
v v
v v
v v
v v
~~ v
~ v
45
Totentanz
Angeblich Variation eines barocken Foliabasses
Bordun in D
Trad.
43 v
46
Totus Floreo
Auch: Tempus est Iocundum. Melodie sehr vage aus den Neumen aus den CB transkribiert
Bordun in D
20. Jahrhundert
j
v
v
v
v
47
Tourdion
Bordun in A
Trad.
43
48
Traubentritt I
Bordun in D
Trad.
1.
2.
j v v
49
Traubentritt II
Bordun in D
Trad.
j v
v
50
Ungaresca
Bordun in C
Trad.
j v v
v v
v v
v
v
51
Villeman Og Magnhild
Manchmal auch nicht geswingt(6/8), sondern binr gespielt.
Bordun in D
Trad.(Norwegen)
86 v
v
v
52
Wolfstanz
Bordun in D
43
Trad.
v v v v
v v
v v v
v v
v
v
v v
v
v
v
v