Loretz Habiru-Hebräer, 1984
Loretz Habiru-Hebräer, 1984
Loretz Habiru-Hebräer, 1984
Habiru-Hebrer
Eine sozio-linguistische Studie
ber die Herkunft des Gentiliziums
cibri vom Appellativum babiru
Walter de Gruyter : Berlin : New York
1984
Beiheft zur Zeitschrift fr die alttestamentliche Wissenschaft
Herausgegeben von Otto Kaiser
160
Gedruckt mit Untersttzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Loretz, Oswald:
Habiru-Hebrer : e. sozio-linguist, Studie
ber d. Herkunft d. Gentiliziums cibr! vom
Appellativum babiru / Oswald Loretz. -
Berlin ; New York : de Gruyter, 1984.
(Beiheft zur Zeitschrift fr die alttesta-
mentliche Wissenschaft; 160)
ISBN 3-11-009730-3
NE: Zeitschrift fr die alttestamentliche
Wissenschaft / Beiheft
1984
by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30
Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der bersetzung,
der Herstellung von Mikrofilmen und Phorokopien, auch auszugsweise, vorbehalten.
Printed in Germany
Satz und Druck: Saladruck, Berlin 36
Bindearbeiten: Lderitz & Bauer, Berlin 61
Frau Dr. Annie Kraus
ex stirpe Hebraeorum
gewidmet
.'
".
Vorwort
Der vorliegende Versuch einer Auseinandersetzung mit den Zeugnis-
sen ber die babir und die Cibrtm Hebrer hat einen weit zurckliegen-
den Grund in Gesprchen, die ich noch mit den Heroen der neueren
IJabir- - Hebrer-Forschung B. Landsberger und F. Schmidtke fhren
konnte. Ihnen verdanke ich, nicht zuletzt wegen der von ihnen verteidigten
hchst unterschiedlichen Positionen, eine lebendige Einfhrung in die
habir-Cibrtm-Problematik.
v Fr Hinweise danke ich den Herren Prof. J. von Beckerath, Prof.
W. von Soden, Dr. K. Fssel, Mnster, und Prof. J. Bottero, Paris. Prof.
O. Kaiser, Marburg, frderte als Herausgeber der Serie BZAW die Fertig-
stellung des Buches durch geduldiges Abwarten.
Frau A. Kster stellte mit Akribie das druckfertige Manuskript her.
Meine Frau hat durch Zuspruch, Geduld und vielfache Hilfe in
Einzelheiten Fortgang und Abschlu der Arbeit ermglicht.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat durch einen namhaften
Druckkostenzuschu das Erscheinen des Buches gefrdert.
Oswald Loretz
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. VII
Zeichenerklrung XIV
Bedeutung der Determinative XIV
Angaben zur Kolometrie hebr. Texte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. XIV
Transkription hebr.Wrter XV
Kapitell: Probleme der babiru-Hebrer-Forschung. Mythos und
Theologie oder historische Rekonstruktion in der Darstellung der
Frhgeschichte Israels? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Kapitel 2: Die cprw der gyptischen Texte. Das Problem ihrer Identifi-
kation mit den babiru und sibrim Hebrern in der gyptologie. .. 18
2.1. Forschungsgeschichtliche Aspekte zur Gleichung spru: =
babiru = sibrim in der gyptologie 20
2.2. Belegefr cprw 35
2.3. Ergebnisse und Perspektiven der Diskussion ber die Gleich-
setzung cprw =babiru = sprm = sibrim 44
Kapitel 3: Die babiru-Frage in der Altorientalistik 56
3.1. Belegefr babiru . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . .. 57
3.2. Aspekte der Erforschung der babiru in der Altorientalistik . . .. 57
3.3. Ergebnisse und Perspektiven der babiru-Forschung . . . . . . . .. 78
Kapitel 4: sprm und babiru in den Texten aus Ugarit . . . . . . . . . . . . .. 83
KapitelS: cibri Hebrer in den biblischen Schriften . . . . . . . . . . . .. 89
5.1. Statistik der sibri-Belege 90
5.2. cibri(m) in der Josephsgeschichte - Gen 39,14.17; 40,15;
41,12;43,32 91
5.2.1. "ti cibrt -basaebaed hacibrt - ein Hebrer - der hebri-
sche Knecht in der spten jahwistischen Schicht der Josephs-
geschichte- Gen 39,14.17 93
5.2.2. "aeraes hasibrim Land der Hebrer und nacar cibrt hebri-
scher Jngling in der Ruben-Schicht der Josephsgeschichte -
Gen40,15;41,12 94
x Inhalt Inhalt XI
5.2.3. eibnmHebrer Gen 43,32 97
5.2.4. Datierung und Bedeutung der eibn-Stellen in der Josephsge-
schichte 98
5.3. I Sam4-29 101
5.3.1. ISam4,6.9 102
5.3.2. I Sam13,3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 105
5.3.3. I Sam13,7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 108
5.3.4. I Sam13,19 " 110
5.3.5. I Sam14,11 " 111
5.3.6. I Sam14,21 " 111
5.3.7. I Sam29,3 " 115
5.3.8. I Sam17,8 (LXX) 117
5.3.9. Die sekundre Herkunft der eibnm-Belege in I Sam4-29 117
5.4. eibn Hebrer in Gesetzestexten - Ex 21,2;Dtn 15,12 und
Jer 34,9.14. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 122
5.4.1. saebaed eibri ein hebrischer Sklave- Ex 21,2 123
5.4.1.1. eibn Hebrer des Gesetzestextes Ex 21,2 in der neueren
Diskussion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 123
5.4.1.2. Probleme einer Rekonstruktion der Vorgeschichte von Ex
21,2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 130
5.4.1.3. Ex 21,2-6 als nachexilische jdische Gesetzesregelung . . . . .. 139
5.4.1.4. ha"'''lohim in Ex21,6 146
5.4.1.5. Ergebnisse der Diskussion ber Ex 21,6 149
5.4.2. eibnin Dtn 15,12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 151
5.4.2.1. Zur Diskussion ber eibnin Dtn 15,12-18 . . . . . . . . . . . . . .. 151
5.4.2.2. Textologie von Dtn 15,12-18 153
5.4.3. Synopse der Texte Ex 21,2-6 undDtn 15,12-18 158
5.4.4. Die Beziehungen zwischen Ex 21,2-6 und Dtn 15,12-18
und deren Bedeutung fr die Bedeutungsbestimmung von
eibn 160
5.4.5. eibninJer34,9.14 161
5.5. eibri im Buche Exodus - Ex 1,15.16.19;2,6.7.11.13;3,18; 5,3;
7,16;9,1.13;10,3. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 165
5.5.1. UHWH) ""'lohe haeibr(ijj)im (jahwe, der) Gott der Hebrer-
Ex 3,18;5,3;7,16;9,1.13;10,3 169
5.5.2. eibninEx 1,15.16.19;2,6.7.11.13 172
5.6. "abram haeibri Abram der Hebrer - Gen 14,13 173
5.6.1. Frhdatierungvon Gen 14,13 174
5.6.2. Sptdatierung von Gen 14,13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 178
5.6.3. Datierung von Gen 14 und Bedeutungsbestimmung von Gen
14,13. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 179
5.7. eibnHebrerinJon 1,9 179
5.8. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 181
Kapitel 6: ebr Eber - Stammvater der eibnmHebrer? 183
6.1. 'br Eber (Gen 10,21.25;11,14-17) in Beziehung zu den
!Jabir und den eibri'm 183
6.2. 'br in den Texten von Ebla? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 190
6.3. 'br in Nu 24,24 193
6.4. Zusammenfassung " 194
Kapitel 7: Von den !Jabir = cprw = sprm zu den sibrim Hebrern.
Das Problem des Kategorienfehlers in der historischen Einordnung
der biblischen eibn-Belege. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 195
7.1. Die soziologische und rechtliche Deutung von eibri . . . . . . . .. 195
7.1.1. Max Weber (1864-1920) - !Jabir und Hebrer im Rahmen
seiner Darstellung des antiken Judentums 196
7.1.2. A. Alt (1883-1956) und M. Noth (1902-1968) - !Jabir und
eibnm im Rahmen der territorial- und traditionsgeschicht-
lichen Lsung des Landnahmeproblems . . . . . . . . . . . . . . . . .. 199
7.1.3. G. E. Mendenhall - habir = eibnm im Rahmen der sozio-
logischen Erklrung d ~ s Landnahmeproblems . . . . . . . . . . . .. 204
7.2. Die ethnische Deutung von eibn 207
7.2.1. F.Bhl (1883-1976) - Kanaaner und Hebrer. Eine Ganz-
heitshypothese 207
7.2.2. A.Jirku (1885-1972)- Die Wanderungen der Hebrer. . . . . .. 209
7.2.3. F. Schmidtke (1891-1969) - Die Einwanderung Israels in
Kanaan 212
7.2.4. H. Parzen - Die derogative Bedeutung von eibri' . . . . . . . . . . .. 215
7.2.5. H.H.Rowley(189Q-1969)-VonJosephzuJosua 217
7.2.6. R. de Vaux (1903-1971) - Der Schweizer-Vergleich und die
!Jabir 220
7.2.7. W. F. Albright (1891-1971) - Die Historizitt des Hebrers
Abraham 223
7.2.8. K. Koch - Die Erneuerung der Hypothese ber die Hebrer-
vlker 225
7.2.9. C. H.]. de Geus - !Jabir in der Theorie der Landnahme
ohne Einwanderung :.......... 227
7.3. Ein Kategorienfehler - Von den !Jabir zu den eibnm . . . . . . .. 229
7.4. !Jabir und sibrim in ihrer Beziehung zur Entstehungs- und
Frhgeschichte Israels. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 233
Kapitel 8: Etymologien zu !Jabiru und eibn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 235
8.1. Einzelne Etymologien zu !Jabiru und eibri 237
8.1.1. Etymologien, die von ! J / ~ b r ausgehen 237
8.1.2. !Jabru fliehen? (Mri) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 238
8.1.3. ibiraKaufmannundgabiriWste 238
8.1.4. ubaruOrtsfremder, Beisasse; Schutzbrger 238
XII Inhalt
Inhalt XIII
Indices 306
Verzeichnis der Abkrzungen 300
8.1.5. Ellbrium, Knig von Ebla . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 239
8.1.6. eperuverkstigen, versorgen 239
8.1.7. epr Staub - apiru oder sapir vom Staub bedeckt .. . . . . .. 239
8.1.8. 'br = erb 240
8.1.9. eibri- eine Nisbe zu 'br Eber 241
8.1.10. eibri- der aus dem Land cEber, der von jenseits . . . . . . . . .. 242
8.1.11. 'br hindurchziehen, berschreiten 243
8.1.12. bapiru II, epr redoutable, terroriste, hors-Ia-loi 243
8.2. Von babiru zu eibri. Wert und Ntzlichkeit einer Etymologie.. 243
8.3. babiru-eibri- Ursprung und Wandel eines Wortes 246
8.4. Ergebnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 247
Kapitel 9: Die hebrische Sprache der Israeliten - Juden. eibr;
und im nach- und auerbiblischen Schrifttum .. . . . . . . .. 249
Kapitel 10: Von akk. bupsu zu hebr. Freier. Ein Analogon zu
babiru - eibri . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 252
10.1. bupSu in den Keilschriftdokumenten 252
10.2. diebblptmin den keilalphabetischen Texten aus Ugarit 253
10.3. und in den biblischen Texten. . . . .. . . . . . . .. 253
10.3.1. Hi 3,19;39,5 253
10.3.2. Ps 88,6 254
10.3.3. I Sam 17,25 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 257
10.3.4. Jes 58,6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 258
10.3.5. in Gesetzestexten - Ex 21,2.5.26.27; Dtn 15,12.13.18;
Jer 34,9-11.14.16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 259
10.3.5.1. Ex21,2-6 " 259
10.3.5.2. Dtn 15,12.13.18;Jer 34,9-11.14.16 260
10.3.5.3. Ex 21,26.27. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 260
10.3.6. pu freigelassen werden und Freiheit in Lev 19,20 261
10.3.7. bjt II Reg 15,5; II ehr 26,21 262
10.4. Verhltnis zwischen bupsu und 263
Kapitel 11: Sklavenfreilassung und Sabbatgebot . . . . . . . . . . . . . . . .. 264
11.1. Datierung der biblischen Aussagen ber den Sabbat . . . . . . .. 265
11.1.1. Das Sabbatgebot im Dekalog - Ex 20,8-11; Dtn 5,12-15 . . . .. 265
11.1.2. Ruhe am siebten Tag - Ex 23,12 und 34,21 266
11.1.3. Datierung der Sabbat-Gesetzgebung 267
11.2. Das Sabbatjahr Ex 23,10; Lev 25,2-7 268
11.3. Sechs-sieben-Jahrschema in der Sklavenfreilassung - Ex
21,2 und Dtn 15,12 269
Kapitel 12: babir-eibrim - ein Problem biblischer oder bibelwis-
senschaftlicher Historiographie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 271
Bibliographie 276
Transkription hebr. Wrter
Transkription hebr. Wrter
xv
=
=F
=1=
I
( )
11
[ ]
Zeichenerklrung
gleich, Gleichheit.
identisch, Identitt.
ungleich, Ungleichheit.
nicht identisch, Nicht-Identitt.
J. in Umschriften steht I zwischen Varianten, z. B. hip.
2. In Jahresangaben steht z, B. 1974/75 verkrzend fr 1974-1975.
3. in Bandzahlen 112 = 1, Teil 2.
Konsonanten im Original versehentlich ausgelassen.
parallel.
sekundre, eingefgte Texte, Glossen in hebr. Texten.
Bedeutung der Determinative
Transkription hebrischer Wrter: Konsonantenr-' b g d h (mit Mappiq h) w z I) t j k I m
n s ' p ~ q r 5st.
Dages lene wird nicht bercksichtigt, Dages forte durch Verdoppelung des Konsonan-
ten ausgedrckt.
Vokale: T a ( h ) ( Q a m ~ harf :1), _ a, '.' <1:, e, . 'i, . 0, ", u, " T w;
mit rnater lectionis: ' '.' i, ' .. e, ' .' i, ; , , U, M T , M '.' Z, M .. C, M ;
als Hatef-Laute: T' , ~ a, ~ re; sewa mobile e; Pth furtivum a.
d ( d i n gi r <Gott vor Gtternamen.
lu (sum. <Mensch vor Berufen, Stammes- und Volksnamen.
m (masculinum) das Zeichen I vor Mnnernamen.
mes (sum. <sie sind nach Pluralen.
mi (sum. <Frau vor Frauen.
Angaben zur Kolometrie hebr. Texte
Kolon
Anzahl der Kon-
sonanten in einem
Kolon
einzelne Kola werden in poetischen Texten mit Kap.
oder Nummer des Psalms, Vers, Nummer des Kolons
im Vers angegeben, z. B. Ps 88.3.1. = Ps 88, Vers 3,
erstes Kolon in Vers 3, siehe Kap. 10.3.2.
rechts von einem Kolon wird jeweils die Anzahl der
Konsonanten desselben angegeben, um die parallelen
Verhltnisse oder Disproportionen besser zu veran-
schaulichen, siehe hierzu UF 7 (1975), 265-279.
Kapitel 1: Probleme der babiru-Hebrer-Forschung
Mythos undTheologie oder historische Rekonstruktion
in der Darstellung der Frhgeschichte Israels?
Die neueren Darstellungen der Entstehungs- oder der sogenannten
Frhgeschichte des Volkes Israel sind ohne eine positive bzw, negative
Stellungnahme zum Verhltnis zwischen den babir und den Hebrern,
sowie deren Beziehungen zum Volke Israel undenkbar. Whrend auf der
einen Seite angenommen wird, da die babir-Hebrer wesentlich zur
Bildung Israels beigetragen haben, lehnen es auf der anderen Seite Forscher
ab, die babir (Hebrer) in die Betrachtung der Entstehung Israels mit
einzubeziehen. Sie nehmen jedoch gleichfalls zur Frage babir-Hebrer
Stellung, da auch sie dieses neuere Standardproblem der wissenschaftlichen
Geschichtsschreibung ber das Volk Israel nicht umgehen knnen.
Die Behandlung der babir-Hebrer-Frage innerhalb der gyptolo-
gie, Altorientalistik und Bibelwissenschaft seit der Entdeckung der ~ j J r w in
den gyptischen und der babir (hirneS SA.GAZ) in den keilschriftliehen
Dokumenten in der letzten Hlfte des vergangenen Jahrhunderts geschah in
der ersten Phase der Forschung in AbhngigKeit vom traditionellen wissen-
schaftlichen Bild ber die Entstehung des Volkes Israel. Dieses hat zur
Voraussetzung, da einer Geschichtsschreibung ber das jdische Volk das
Thema gestellt sei, die Entstehung des einwandernden Volkes Israel oder
der einwandernden Stmme, die sich dann zusammen mit anderen erst im
Lande zum Stmmeverband Israel zusammenfinden, und dessen Geschichte
bis zum Ende Israels zu erklren.
M. Noth, der als ein unverdchtiger Zeuge dieser wissenschaftlichen
Problemstellung gelten darf, spricht z. B. davon, da Israel der Gegen-
stand einer Geschichte Israels sei.' Er geht davon aus, da die echte
Geschichtlichkeit Israels auch das Element des nicht mehr wirklich Wahr-
nehmbaren und des jedenfalls nicht mehr auf die Zusammenhnge bekann-
ter Ursachen und Wirkungen Zurckfhrbaren und damit des nicht mehr
Erklrbaren enthalte. Denn dieses Element sei nicht nur in aller Menschen-
geschichte enthalten, weil die ganze Flle ungezhlter Ursachen und Wir-
kungen schon in der geschichtlichen Gegenwart und erst recht in der
Vergangenheit nicht im entferntesten berschaut werden knne, sondern
weil der Geschichtsverlauf berhaupt nicht einfach nur in stndigen kom-
! M. Noth, Geschichte Israels, 1956
3,9.
1 Loretz, Habir-Hebrer
2 Probleme der babirii-Hebrer-Forschung Probleme der babir-Hebrer-Forschung 3
plizierten Verkettungen von Ursachen und Wirkungen bestehe, wenn Gott
in der Geschichte nicht nur als ein erster Beweger (Jtg6'rtov xivov),
sondern als der stets gegenwrtige Herr wirksam sei, der in und mit dem
vordergrndigen Zusammenspiel von Ursachen und Wirkungen zugleich
sein Werk tue. Es knne daher nicht anders sein, als da berall in der
Menschengeschichte das Element des nicht Deutbaren, ja des berhaupt
nicht mehr Fabaren, des Unhistorischen sich finde, dessen Vorhanden-
sein an den Grenzen des geschichtlichen Erkennens sich kundtue. An
diesem Sachverhalt habe auch die Geschichte Israels teil.'
Obwohl die seit mehr als einem Jahrhundert sich in Gang befindliche
Erschlieung der geschichtlichen Welt des Alten Orients die Geschichtlich-
keit Israels aufs deutlichste in Erscheinung treten liee, erscheine doch
Israel gerade angesichts dieser Zusammenhnge als ein Fremdling in
dieser seiner Welt, der zwar deren Gewand getragen und sich auf die in ihr
bliche Weise gebrdet habe, in seinem Wesen jedoch von ihr geschieden
gewesen sei. Er schreibt hierzu: ... und das nicht nur so, wie jede
geschichtliche Gre ihre individuelle Sonderart hat und daher niemals
anderen geschichtlichen Gren wirklich gleich ist, sondern vielmehr so,
da im Zentrum der Geschichte <Israels> Erscheinungen begegnen, fr die
es keine Vergleichsmglichkeiten mehr gibt, und zwar nicht deswegen, weil
dazu bislang noch kein Vergleichsmaterial zur Verfgung steht, sondern
weil nach allem, was wir wissen, dergleichen Dinge in der sonstigen
Vlkergeschichte berhaupt nicht begegnen. Dies deutlich zu machen, wird
eine der Aufgaben einer Darstellung der Geschichte <Israels> sein mssen.v'
Mit dieser theoretischen Fixierung des historischen und unhistorischen
Elementes in der Geschichte Israels wird erst recht die Frage dringend,
was <Israel> gewesen sei: M. Noth fhrt hier seine zentrale These von
Israel als einer Vereinigung von zwlf Stmmen ein. Er schreibt: Die
alttestamentliche berlieferung kennt den Namen <Israel> '" nur als
Gesamtbezeichnung fr eine Gruppe von zwlf Stmmen, die als ganze
eine bestimmte Geschichte gehabt hat." Wir gelangten hinter die Angaben
der alttestamentlichen berlieferung nicht mehr zurck und mten uns
mit der Feststellung begngen, da die lteste uns bekannte Bedeutung des
Namens Israel die der Gesamtbezeichnung jener Zwlfstmmegruppe
sei. Diese Zwlfstmmegruppe bilde also den Gegenstand einer
Geschichte Israels.'
Die alttestamentliche berlieferung pflege, wo immer sie berhaupt
eine bestimmte appellative Bezeichnung brauche, Israel als ein Volk zu
charakterisieren und damit in den Kreis der zahlreichen Vlker des alten
2 M.Noth, Geschichte Israels, 1956
3,9-10.
3 M. Noth, Geschichte Israels, 1956
3
, 11.
4 M. Noth, Geschichte Israels, 1956
3
, 11.
5 M. Noth, Geschichte Israels, 1956
3
, 11.
. 6 M. Noth, Geschichte Israels, 1956" 12.
Orients einzubeziehen. Aber in diesem Punkt fehle Wesentliches von dem,
was fr den Begriff Volk als konstitutiv anzusehen sei. Denn das Ganze der
israelitischen Stmme sei kaum jemals und jedenfalls nie fr lngere Dauer
das Subjekt gemeinsamen geschichtlichen Handelns gewesen. Es knne
deshalb hier nicht ganz in demselben Sinne von einem Volk die Rede sein,
wie es sonst bei den Vlkern der Geschichte der Fall sei. Man tue daher
vielleicht berhaupt besser, von Israel statt vom Volke Israel zu
sprechen/
Da Israel eine einmalige Erscheinung im Kreise der geschichtlichen
Vlker gewesen sei, das ergebe sich jedoch schon aus einer allgemeinen
Erwgung. So gewi es grndlich falsch wre, das sptere Judentum mit
Israel gleichzusetzen und diese beiden durchaus verschiedenen geschicht-
lichen Erscheinungen miteinander zu identifizieren, so bestehe doch auf der
anderen Seite ein unmittelbarer geschichtlicher Zusammenhang. Das bis
heute geschichtlich Einmalige des Judentums innerhalb der Vlkerwelt
msse im Ansatz bereits in jenem Israel gegeben gewesen sein, aus dem es
hervorgewachsen sei."
Wesentlich innerhalb der Konzeption M. Noths ist die Feststellung,
da die Stmme, die das grere Ganze Israel bildeten, sich erst mit der
Landnahme auf dem Boden des palstinischen Kulturlandes vollzhlig
zusammengefunden htten, so da erst damit die eigentliche Geschichte
Israels beginne. Die Verzahnung dieses Israels der zwlf Stmme mit
deren Vorgeschichte lst er dabei folgendermaen: Eine ltere Gestalt
<Israels> als eben die Vereinigung der zwlf Stmme kennt, wie nachdrck-
lich betont werden mu, die alttestamentliche berlieferung nicht. Auch
das, was sie von den Vorgngen vor der Landnahme zu berichten wei,
erzhlt sie von eben diesem <Israel>, das sie nur in seiner spteren geschicht-
lichen Gestalt zu sehen vermag. Und dieses <Israel> ist fr sie ziemlich
unvermittelt da als die Nachkommenschaft der zwlf Stmmeeponymen
mit ihrem gemeinsamen Vater, in denen wiederum n u ~ . der geschichtliche
Zustand nach der Landnahme personifiziert erscheint. Uber das geschicht-
liche Werden <Israels> haben wir keinerlei Nachrichten mehr, sondern nur
noch Traditionen ber Geschehnisse der Vorgeschichte, die zwar inhaltlich
von entscheidender Bedeutung sind, aber in der vorliegenden Form schon
das nachmalige geschichtliche <Israel> voraussetzen. Wir besitzen also auch
keinerlei Mitteilungen mehr ber etwaige ltere soziologische Organisa-
tionsformen, in denen vielleicht ein <Ur-Israel> existiert haben knnte, um
dann in das volkartige <Israel> der zwlf palstinischen Stmme berzuge-
hen; und auch fr reine Vermutungen in dieser Richtung fehlt es an sicheren
Anhaltspunkten>"
7 M.Noth, Geschichte Israels, 1956
3
, 13.
8 M. Noth, Geschichte Israels, 1956
3
, 13.
9 M. Noth, Geschichte Israels, 1956
3
, 13-14.
1*
4 Probleme der babir-Hebrer-Forschung
Probleme der babir-Hebrer-Forschung 5
Nachdem M. Noth den Einsatzpunkt der Geschichte Israels gefun-
hat, erlutert er noch das Problem, bis zu welchem Zeitpunkt mit einer
EXIstenz Israels zu rechnen und also eine Darstellung seiner Geschichte
zu fhren sei." Da die Stmme und Israel auch nach den Jahren 733/721
und 5.87 v. Chr. weiterbestanden htten, sei es sachlich geboten, die
Geschichte Israels ber die Zeit der Eigenstaatlichkeit hinaus weiterzu-
Erst v:on den der Zeit werde man sagen
mussen, da SIe dem geschichtlichen Dasein Israels ein Ende bereitet und
aus ihm das unter die Vlker zerstreute Judentum gemacht htten. Der
Untergang Israels spiele sich zur Zeit der Aufstnde von 66-70 n. Chr.
und n. Chr. ab. Mit der Darstellung dieser Ereignisse knne eine
. Geschichte Israels einen sachgemen Abschlu finden. tl
Wenn wir vorlufig von der Frage absehen, wie die theoretische
Konstruktion der Geschichte mit dem Einsatzpunkt Israel als Zwlfstm-
.zu beurteilen ist, ob hier wirkliche Geschichtsschreibung, nur
eine Arbeitshypothese. oder gar der sogenannte Irrtum eines berhmten
Mannes vorliegt", so drfte doch festzuhalten sein, da M. Noth im
Vergleich mit anderen Forschern relativ spt mit der Geschichte Israels
einsetzt. Dies trifft jedoch nur in einem ganz bestimmten Punkt zu. Es
handelt sich hier um die Traditionen des sakralen Zwlfstmmebundes zu
denen die Befreiung aus gypten, die Erzvter und der Bund vom Sinai
zhlen, die er noch nicht zur eigentlichen Geschichte Israels, sondern zu
dessen Vorgeschichte rechnet."
In einem nur vordergrndigen Gegensatz hierzu steht, da M. Noth
die Entstehung Israels letztlich doch noch frh - vorexilisch - ansetzt.
.Gesichtspunkt ergibt sich, wenn wir davon ausgehen, da die
Traditionen des sakralen Zwlfstmmebundes und die Landnahme als
Tatbestand biblischer Geschichtsschreibung, was sie auf den ersten Blick
nun einmal sind, spt, d. h. in der nachexilischen Zeit erst entstanden sind.
Innerhalb dieser Geschichtskonzeption M. Noths, die mit dem
Zwlfstmmebund der israelitischen Stmme, deren Landnahme und deren
sakralen Traditionen ber die Frhzeit argumentiert, ergibt sich notwen-
dig, da die Problematik Israel-Hebrer ihre Dringlichkeit ganz verliert.
Denn Israel entsteht bei M. Noth im Gegensatz zur traditionellen Bibel-
wissenschaft nicht mehr aus den babir-Hebrern der Amarnabriefe, son-
dern aus den israelitischen Stmmen.
10 M.Noth, Geschichte Israels, 1956
3
, 14.
11 M. Norh, Geschichte Israels, 1956
3
, 14-15.
12 Siehe O. Bchli, Amphiktyonie im Alten Testament, 1977, 180-181. Siehe zur Debatte ber
die Amphiktyonie-Hypothese ferner u.a. C.H.]. de Geus, VT 29 (1979), 238-241;
R. Smend, VT 29 (1979), 242-244; H. Donner, Geschichte 1, 1984, 62-70.
13 M. Noth, Geschichte Israels, 1956
3
, 105-130.
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Es wird spter noch auszufhren sein, da und wie M. Noth eine
Geschichtskonstruktion entworfen hat, die die Hebrer als Bildungsele-
ment der Geschichte Israels eliminiert und die Hebrer von der vlki-
schen Ebene auf die soziologisch-rechtliche verpflanzt. Es erhebt sich so die
Frage, ob die in der Bibel enthaltene Darstellung der Geschichte der
Gemeinschaft der Jahweglubigen tatschlich als eine Geschichte Israels
verstanden sein will, und wenn ja, ob und inwieweit diese biblische
Geschichtstheorie geeignet ist, uns ber die Geschichte des Volkes der
jahweglubigen Hebrer-Israeliten-Juden Klarheit zu verschaffen.
Da die Bibel eine Geschichte Israels enthalte und von daher der
die gestellt sei, eine Geschichte Israels zu schrei-
ben, bildet auch die Uberzeugung von A. H. J. Gunneweg." Er bestimmt
die wissenschaftliche Disziplin der Geschichte Israels als eine synthetische.
Er hlt hierzu folgendes fest: ... sie beruht auf der Synthese exegetischer
Ergebnisse, die mittels der historisch-kritischen Exegese der alttestamentli-
chen Texte gewonnen werden. Ihre Notwendigkeit wurzelt in der exegeti-
schen Einsicht, da das vom AT selbst entworfene Bild von der Geschichte
Israels (die biblische Geschichte) Ausdruck von Israels Glaube und
Glaubenszeugnis und nicht reine Beschreibung des wirklichen Verlaufs von
Geschichtstatsachen ist und sein will.s"
Von dieser Vorentscheidung her folgert A. H. J. Gunneweg, da die
Geschichte Israels nach den Ereignissen und Vorgngen zu fragen habe, die
in und von den biblischen Geschichtsbildern und Glaubenszeugnissen
reflektiert wrden. Sie versuche diese Ereignisse chronologisch und im
Zusammenhang auch mit der brigen Geschichte des Alten Vorderen
Orients zu rekonstruieren und zu verstehen. Diese historische Rekonstruk-
tion,..welche fr Israels Vor- und Frhgeschichte infolge der bruchstckhaf-
ten Uberlieferung und des Zeugnischarakters alttestamentlicher Texte teil-
weise immer hypothetisch bleiben werde, beabsichtige nicht, das biblische
Geschichtsbild wissenschaftlich zu berbieten oder gar zu ersetzen, son-
dern habe eine theologisch dienende Funktion.
Von diesen Voraussetzungen her gelangt A. H.]. Gunneweg zwar
auch zu einer altisraelitischen Amphiktyonie, aber er lagert dieser eine
Vorgeschichte Israels, in der er die Patriarchenberlieferungen, den Exodus
und die Errettung am Schilfrneer, die Wstenwanderung und die Ereignisse
am Sinai unterbringt", sowie Israels Sehaftwerdung in Kanaan vor."
Durch die Entschrfung der Konzeption M. Noths gewinnt A. H. J.
Gunneweg fr die babir-Hebrer einen Freiraum. Sie treten bei ihm
gelegentlich wieder als ein Element auf, das auch einen ethnischen Beitrag
14 A. H.]. Gunneweg, Geschichte Israels, 1982
4,9.
15 A. H.]. Gunneweg, Geschichte Israels, 1982<,9.
16 A. H.]. Gunneweg, Geschichte Israels, 1982<, 18-33.
17 A. H.]. Gunneweg, Geschichte Israels, 1982<,34-43.
6 Probleme der kabir-Hebrer-Forschung
Probleme der kabir-Hebrer-Forschung 7
zu Israel liefert." 'Im Falle der galilischen Stmme geht er sogar so weit,
diesen eine babir-Position zuzuschreiben und zu fragen, ob diese Stmme
berhaupt jemals aus der Steppe eingewandert oder nicht vielmehr ausge-
wandert seien aus dem sozialen Gefge der kanaanischen Stdte und
Stadtstaaten. 19
Ganz im Gegensatz zu M. Noth spricht A. H.J. Gunneweg sodann
von einer kanaanischen Vorgeschichte der Amphiktyonie Israels, die
sptestens in der Amarnazeit beginne. Aus dieser Epoche stammten Nach-
richten ber babir, die als Exponenten einer sozialen Reaktion gegen das
kanaanische Feudalsystem verstanden werden knnten. In Anlehnung an
G. E. Mendenhall" schreibt er hierzu: Es ist insbesondere und konkret
auch von Fronarbeitern in der Gegend von Sunem in Galila die Rede. Aus
etwa derselben Zeit stammt die Nachricht, aus der mit einiger Wahrschein-
lichkeit auch die Existenz des Stammes Asser geschlossen werden konnte.
Das deutet darauf hin, da in Galila die frhesten Anfnge der Amphik-
tyonie Israels zu suchen sind. In einer gemeinsamen Abwehrhaltung gegen
das feudale Rittertum haben sich diese Chabiru und mglicherweise auch
landsuchende Elemente von auerhalb zusammengetan.s"
Whrend M. Noth noch meinte, da man vielleicht berhaupt besser
von Israel statt vom Volke Israel spreche", kehrt bei A. H.]. Gunne-
weg die Geschichte des Volkes Israels" wieder und im Gefolge dieser
Terminologie auch die Rede von babir-Gruppen, die ein Element der
Anfnge der Amphiktyonie Israels-" und des ltesten Israels" bilden.
Von der Hypothese her, da die Geschichte Israels nach den Ereignissen
und Vorgngen zu fragen habe, die in und von den biblischen Geschichts-
bildern und Glaubenszeugnissen reflektiert wrden", ergibt sich von selbst
die Notwendigkeit, der Amphiktyonie eine Vorgeschichte Israels voran-
zustellen. Das Wiedererscheinen der habir-Hebrer wird so zu einer
Notwendigkeit. In vlliger bereinstimmung mit M. Noth wird die Ent-
stehung Israels dem Knigtum vorgeordnet.
Von einer Geschichte Israels in alttestamentlicher Zeit handelt auch
S. Herrrnann." Zur Frage, wo der Einsatzpunkt fr Israel zu finden sei,
bemerkt er folgendes: Denn was fr alle anderen <Vlker> gilt, trifft auch
18 A. H.]. Gunneweg, Geschichte Israels, 19824, 23-24.42.
19 A. H.]. Gunneweg, Geschichte Israels, 1982
4
, 42; hnlich H. Donner, Geschichte 1, 1984,
126-127.
20 Siehe Kap. 7.1.3.
21 A.H.].Gunneweg, Geschichte Israels, 19824, 49-50.
22 M. Noth, Geschichte Israels, 1956
3
, 13.
23 A. H.]. Gunneweg, Geschichte Israels, 19824, 8.
24 A. H.]. Gunneweg, Geschichte Israels, 19824, 49.
25 A. H. J.Gunneweg, Geschichte Israels, 19824, 50.
2. Siehe Anm. 14-17.
27 S. Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
fr <Israel> zu. Seine Anfnge liegen nicht dort, wo die Bezeichnung des
Gesamtvolkes zum ersten Mal urkundlich erscheint, sondern wo jene
Gruppen zum ersten Mal fabar werden, die sich spter zu einem ganzen
Volk formieren sollten, das sich als <Israel> verstand."
Im Anschlu an biblische Texte sieht er dann in den Patriarchen
Glieder einer aramischen Wanderbewegung, die bereits zur Phase des
Werdens des Volkes Israel gehrten."
Auf diese Vter des Volkes Israel folgten dann die einwandernden
israelitischen Stmme, die sich aus solchen zusammensetzten, die direkt
von stlich des Jordans und sdlich gelegenen Gebieten eingewandert seien
und aus den Gruppen, die aus gypten ausgezogen seien.30 Fr einzelne
Verbnde des nachmaligen Israel sei Kadesch von sammelnder und bestim-
mender Kraft gewesen. Dort sei Jahwe der fr diese Stmme berragende
Gott geworden. Wir haben so hier ein Beinahe- Israel. S. Herrmann schreibt
hierzu: Das will nicht heien, da in Kadesch das nachmalige Israel sich
schon mit allen seinen Gliedern formierte.s"
Die kompliziert verlaufende Landnahme durch die eindringenden
Stmme wird von S. Herrmann der aramischen Bewegung zugeordnet,
und zwar so, da nomadische Gruppen aus den Wsten- und Steppenzonen
in das Kulturland vordringen, ohne ihre ursprngliche Wesensart und ihr
Selbstbewutsein aufzugeben."
Er lehnt es als verfrht ab, sogleich nach der Landnahme mit einem in
sich geschlossenen, funktionierenden Stmmeverband zu rechnen. Er
schreibt hierzu zusammenfassend folgendes: Die These von der Amphik-
tyonie hat, wie sich sogleich zeigen wird, nur einen Schein des Rechts. Die
Entwicklung mu im einzelnen so weiterverfolgt werden, wie es hier
begonnen wurde, als eine Entwicklung partikularer Gren je auf eigenem
Grund und Boden. Ihr Zusammenwirken hat nicht nur okkasionellen
Charakter. Die Stmme mssen sich, kaum angekommen, je an ihren
Grenzen berraschend schnell gegen fremde bergriffe verteidigen, und
eben das scheint das Bewutsein schicksalhafter Gemeinschaft gefordert
und gestrkt zu haben, ohne zunchst zu perfekter Geschlossenheit zu
fhren. Die Epoche des bergangs bis zur Staatenbildung heit mit einem
umstrittenen Begriff die -Richterzeio.s"
Whrend der Richterzeit erfolgte nach S. Herrmann ein weiteres
Zusammenwachsen einzelner israelitischer Stmme. Mindestens der mittel-
und nordpalstinische Stmmezusammenhang habe unter dem Namen
28 S. Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2,63.
29 S. Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 78.
30 S. Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 82.
3! S. Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 109.
32 S. Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 115.
33 S. Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 146.
8 Probleme der babiru-Hebrer-Forschung Probleme der babiru-Hebrer-Forschung 9
Israel eine Einheit gebildet, aber noch keinen Staat Israel." Der erste
Knig Israels sei dann erst Saul gewesen."
Die Entstehung Israels wird bei S. Herrmann wieder in einen langen
Entwicklungsproze von den Patriarchen bis zu Saul und David zerdehnt.
Ob bei diesem Proze auch Hebrer beteiligt waren, bleibt eine Rand-
frage", da alle israelitischen Stmme der aramischen Bewegung zugeordnet
werden.
Bei M. Noth, A. H.]. Gunneweg und S. Herrmann wird die Entste-
hung Israels grundstzlich mit einwandernden Stmmen begrndet, die den
gleichfalls von auen kommenden Jahweglauben akzeptieren und so durch
einen einzigen Zusammenschlu (Amphiktyonie) oder ein langsames
Zusammenwachsen am Ende die Stufe eines Staates Israel unter Knig
David erreichen.
Fr diese Rekonstruktion der Geschichte Israels liefert die Bibel das
Ausgangsmaterial und die Leitlinie. Die auerbiblischen Quellen werden
mit dieser rekonstruierten Geschichte Israels entweder in bereinstim-
mung gebracht oder zu deren Rechtfertigung in die Argumentation mit
eingebaut. An der Behandlung der auerbiblischen Texte ber die lJabir
lt sich dieser Umgang mit den Quellen besonders gut erkennen.
Ein von der Entstehung Israels durch Einwanderung auf den ersten
Blick grundlegend verschiedenes Geschichtsbild entwerfen jene, die eine
innerhalb Palstinas autochthone Entwicklung zum Ausgangspunkt neh-
men." Da in dieser Rekonstruktion die aramische Wanderung als ethni-
sches Reservoir fr die israelitischen Stmme wegfllt, entsteht ein Frei-
raum, der durch die lJabir-Hebrer ausgefllt wird. Die dem soziologisch-
rechtlichen Stand der babir angehrenden Gruppen fhren dieser Hypo-
these zufolge eine soziale Revolution aus, an deren Ende dann Israel
steht.
Das von dieser Gruppe der Historiker angestrebte Ziel unterscheidet
sich in nichts von dem der Vertreter der Einwanderung der israelitischen
Stmme. Denn auch sie sehen ihre Aufgabe in der historischen Rekonstruk-
tion Israels. Whrend die Verfechter der Landnahme durch Einwande-
rung ihren berlegungen die historisch-kritische Exegese zugrundele-
gen", bekennen sich die Befrworter der von innen her durch eine soziale
Umwlzung erfolgten Landnahme doch mehrheitlich fr eine sogenannte
fundamentalistische Sicht einzelner Bibeltexte. Da diese zwei Rekonstruk-
tionen der Entstehung Israels nicht so verschieden sind, wie es auf den
J4 S. Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 169.
JS S.Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 170.
J6 S. Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 78.88-89.
J7 Siehe zu G. E. Mendenhall, Kap. 7.1.3.
J' A. H. J. Gunneweg, Geschichte Israels, 1982\ 9.
ersten Blick erscheinen knnte, zeigen die Versuche einer Kombination
derselben" und die kritische Stellung zur Amphiktyonie."
In einem tiefgreifenden Gegensatz zur Darstellung der Geschichte
Israels der christlichen Autoren, die einem Einsatzpunkt auch einen
totalen oder relativen Endpunkt Israels in rmischer Zeit folgen lassen",
befindet sich die jdische Geschichtsschreibung, die von einer Geschichte
des jdischen Volkes spricht und diese bis in die Gegenwart fortfhrt."
In der Darstellung der sogenannten Ursprnge und Frhgeschichte
wird aber in bereinstimmung mit den christlichen Autoren von den
Anfngen Israels bei den Patriarchen und der israelitischen Landnahme
gesprochen."
Die trotz der Differenzen im Grundstzlichen fortwirkende Einheit-
lichkeit der Problematik Israels und daraus folgende Gemeinsamkeit in
der Sicht der Frhgeschichte Israels folgt notwendig aus der Annahme,
da die direkte historische Quelle fr die Ursprnge Israels in der Bibel
zu finden sei."
Diesem Gedanken und Axiom jdischer und christlicher Geschichts-
schreibung ber Israel wurden grundstzlich, wie noch zu zeigen wird,
auch die auerbiblischen Dokumente ber die cprw und babir dienstbar
gemacht. Man sah in ihnen erfreut den ersten auerbiblischen Beitrag zur
Frhgeschichte der israelitischen Hebrer und verstand sie zugleich als
Besttigung biblischer Geschichtsschreibung, sowie traditioneller jdischer
und christlicher Bibelinterpretation.
Wenn man mit der Erkenntnis ernst macht, da die Bibel eine der
Quellen fr die Rekonstruktion der Geschichte der mit Israel bezeichne-
ten Menschen ist, dann ergibt sich zuerst die Frage, welchen historischen
J9 A. H.J. Gunneweg, Geschichte Israels, 1982
4
, 42--43.
40 S. Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 146.
41 M. Noth, Geschichte Israels, 1956
3
, 15, bis zum Jahre 132-135 n. Chr.; A. H.J. Gunneweg,
Geschichte Israels, 1982
4
, 191-192, gleichfalls bis 132-135 n.Chr.; S.Herrmann,
Geschichte Israels, 1980
2
, 9, fhrt die Darstellung bis zum Auftreten der Rmer in
Jerusalem in Judaea im Jahre 63 v. Chr. weiter. Er schreibt hierzu folgendes: Damit ist dem
Titel <Geschichte Israels in alttestamentlicher Zeit> mehr als Genge getan, da die jngsten
Zeugnisse im Alten Testament dem 2.Jahrhundert v. Chr. zuzuweisen sind. Die rmische
Herrschaft erffnet einen neuen Abschnitt der Geschichte Israels.
42 Siehe z. B. H. H. Ben-Sasson, Geschichte des jdischen Volkes, 1978.
43 A.Malamat, Ursprnge und Frhgeschichte, 1978,35-83; ders., Die Frhgeschichte Israels
- eine methodelogische Studie. Frhgeschichte versus Geschichte, ThZ 39 (1983), 1,
definiert den Begriff Frhgeschichte im Hinblick auf Israel folgendermaen: -Frhge-
schichte>dagegen bezeichnet die Zeitspanne, in der ein embryonales Israel Gestalt annahm,
bis es als ethnisch-territoriale Gre in Kanaan vollends auf den Plan der Geschichte trat.
A. Malamat verlegt den bergang von der Frhgeschichte zur Geschichte in die erste Hlfte
oder in die Mitte des 12.Jahrhunderts v.Chr. (a.a.O., 5.3--4).
44 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971, 153.
10 Probleme der Probleme der kabir-Hebrer-Forschung 11
Wert diese Quelle hat' und ob ihre Darstellung der Anfnge Israels als
historische Nachricht oder als ein mythisch-theologischer Entwurf zu
begreifen ist", der als Ergebnis einer ?eschichtlichen
erklrt werden mu. Das Herzstck der biblischen Konzeption, em
Israel, das sich von auen her - sei es durch Wanderungen oder durch
eine soziale Revolution - im Lande der Vter festsetzt und zum Gottes-
volk wird, erhielte dann historisch gesehen frs erste nur den Wert einer
historischen Quelle
4
6, nicht aber den Rang eines Dokumentes mit histori-
schen Aussagen, die nur ein wenig von ihrer bekenntnishaften, legendren
und mythischen Einkleidung entlastet zu werden brauchten, auf da
dadurch ihr historischer Kern frei werde.
Von dieser Position aus gesehen mte mit der Mglichkeit gerechnet
werden, da das Problem der Anfnge Israels mit den Themen Patriarchen,
Israel in gypten, Exodus und Offenbarung am Berg Sinai, Einbruch in
Kanaan und Sehaftwerdung mit der daraus folgenden Endgestalt Israel
nur ein Gegenstand innerbiblischer Geschichtsentwrfe ist und die auerbi-
blischen Quellen ber die gabir keineswegs diese biblische Historiogra-
phie weiter als geschichtlich zuverlssig besttigen und untermauern ms-
sen, sondern, bei richtigem Licht besehen, eher als eine jdische, religis-
mythische Rekonstruktion der erweis:n. knnten. !!-s ist
m. a. W. zu fragen, welches Bild der mglichen Beziehungen zwischen
habir und biblischen Hebrern-Israeliten sich ergibt, wenn wir z: B. den
Anfang des Volkes Israel als historische Erscheinung entgegen allgemei-
ner biblischer und bibelwissenschaftlicher Tradition erst bei Saul und David
ansetzen."
45 Siehe z.B. C.H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976,210-212.
46 Siehe zur Funktion von Dokumenten als Quellen fr die Geschichtswissenschaft u. a.
H. Albert, Geschichte und Gesetz. Zur Kritik des methodologischen Historismus, 1979,
120-123.
47 W. W. Hallo, Biblical History in its Near Eastern Setting: The Contextual Approach, 1980,
9-11, setzt sich mit J. A. Soggin, The History of Ancient Israel: A Study in Some Questions
of Method, ErIs 14 (1978), 44*-51*, auseinander, der als starting-point israelitischer
Geschichte das Reich Davids gefordert hat. Dem Argument, da mit Geschichtsschreibung
Geschichte beginne, setzt W. W. Hallo die These entgegen: "I prefer to maintain the
proposition that history begins where writing begins and see no reason to exempt Israel
from this working hypothesis." (a. a. 0., S.10). Es ist jedoch kaum einzusehen, wie
W. W. Hallo dieses Prinzip fr den Einzelfall Israel folgerichtig einsetzen knnte.
W. W. Hallo selbst (a. a. 0., S. 16) entscheidet sich fr die Hypothese A. Malamats, demzu-
folge israelitische Geschichte da beginnt, wo die Stmme die Gebiete einnehmen, die ihnen
dann in allen historiographical traditions zugesprochen werden. Auch in dieser Hypo-
these wird letztlich mit einer Einwanderung im Sinne A. Alts und M. Noths argumentiert.
A. Malamat, Die Frhgeschichte Israels - eine methodologische Studie. Frhgeschichte
versus Geschichte, ThZ 39 (1983), 2-3, lehnt sowohl die Position von W. W. Hallo, die
Wenn wir offen lassen, wie die Beziehungen zwischen Saul und David
im einzelnen auch historisch zu deuten sind, so drfte doch allgemein als
anerkannt gelten, da mit David und seiner Dynastie zum ersten Mal ein
Ganzes in Erscheinung tritt und von diesem Einsatzpunkt ab das weitere
Geschehen so fabar wird, da es als Teil der Geschichte des Vorderen
Orientes begreifbar wird. Auf diesem Wege melden wir zugleich Skepsis
gegenber all jenen Darstellungen der Geschichte Israels an, die das fr die
Existenz und Besonderheit Israels entscheidende Geschehen frh, vor
David ansetzen. Es wird gerade anhand der gabir-Texte und der bibli-
schen cibri'-Stellen zu untersuchen sein, ob hier nicht ein romantisches und
evolutionistisches Denken seine Vorherrschaft betreibt, das die Anfnge
und das Dunkel der Frhzeit mit einer Wesentlichkeit befrachtet, die aus
den Dokumenten selbst nicht aufweisbar ist und keinesfalls evident aus
ihnen hervorgeht."
Nachdem ausgefhrt worden ist, welche Voraussetzungen einer Dis-
kussion ber die Entstehung Israels jeweils zugrundeliegen knnen und
weshalb der Einsatz der auerbiblischen gabir-Belege zur Erhellung der
Geschichte Israels von Vorentscheidungen abhngt, haben wir uns der
engeren Problematik gabir-Hebrer zuzuwenden.
praktisch mit der des biblischen Geschichtsschreibers zusammenfalle, der Ex 1,9 zum
erstenmal den Ausdruck das Volk der Kinder Israels gebrauche und somit Israels
Geschichte in gypten beginnen lasse, als auch die von J. A. Soggin mit dem Einsatzpunkt
David-Salomo ab. Seinen eigenen Ausgangspunkt beschreibt er folgendermaen: Die
Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen diesen beiden Auffassungen. Wie gesagt
sehe ich den bergang von der isrealitischen Frhgeschichte da, wo sich die israelitischen
Stmme in Kanaan herauskristallisierten und dort zur berlegenen und dominierenden
Macht wurden. So kme die Grenze zwischen Frh- und eigentlicher Geschichte in die
Zeit zu liegen, als die Wanderbewegungen der Israeliten innerhalb Kanaans endgltig zum
Abschlu gekommen waren und die Stmme ihren Erbbesitz auf Jahrhunderte hinaus
festgelegt hatten. Diese Situation ergab sich offensichtlich in der ersten Hallte oder um die
Mitte des 12.Jahrhunderts v. Chr. - nach biblischen Begriffen: irgendwann zur Zeit der
Richter - von da an und weiter blieben die Stammesgebiete <auf Dauer> fixiert. Diese
geschichtlich-territoriale Verknpfung war es, die die Grundlage fr die nachfolgende
Geschichtserzhlung der Bibel abgab. (a. a. 0., S.3-4.)
48 A.Malamat, Charismatische Fhrung im Buch der Richter, 1981, 110-111, ist z.B, der
Meinung, da die biblische berlieferung insgesamt eine tragbare und legitime Basisfr die
Rekonstruktion der geschichtlichen Ereignisse selber bilde, nicht zuletzt wegen des tief
verwurzelten Geschichtsbewutseins, das Israel von Beginn an eigen gewesen sei. Die
biblisch schon uerst schwer und historisch noch mhsamer zu beantwortende Frage ist
jedoch, wo der Beginn Israels anzusetzen ist und wo und wann der Einsatzpunkt des
jdischen Geschichtsbewutseins. Es steht nicht die historische Vertrauenswrdigkeit
der Bibel und ihre Legitimitt zur Debatte, sondern die bibelwissenschaftlichenBemhun-
gen, die in Form einer mehr oder weniger kritischen Nacherzhlung der Bibel dann eine
historische Rekonstruktion oder Geschichtsschreibung im modernen Sinn sehen.
12 Probleme der kabir-Hebrer-Forschung
Probleme der kabir-Hebrer-Forschung 13
Die Frage, ob zwischen den in gyptischen Texten beschriebenen eprw
(sg. epr)49, in Keilschriftdokumenten erwhnten lJabir (sg. lJabiruto, in den
keilalphabetischen Texten aus Ugarit aufgefhrten sprm .(sg. epr)51 und den
aus der Bibel gelufigen eibrim (sg. eibri) Hebrern-" ein Zusammenhang
bestehe, wird in der gyptologie, Altorientalistik und Bibelwissenschaft
seit dem letzten Jahrhundert hchst unterschiedlich beantwortet. Zweifels-
freie Bejahung" findet sich auch in der Diskussion der letzten Jahre ebenso
wie strikte Ablehnung." Auch die Skeptiker beanspruchen Mitsprache-
recht." Archologische Funde aus dem letzten Jahrhundert bis zu den
neuesten in Ebla" oder Ausgrabungen in Israel" werden gleichfalls pro und
contra in der Argumentation verwendet.
Die positiven bzw. negativen Stellungnahmen Sachen
gehen von unterschiedlichen Deutungen der Schreibungen lJaplbtru, epr,
eprw und sibri; der ethnischen oder der Auffassung
ber die habir und Hebrer aus. Auch der groe zeitliche Abstand
zwischen den Belegen fr die lJabir und den wenigstens teilweise als spt
eingestuften biblischen eibrim-Belegen, sowie Fragen des.Bed:utungswan-
dels von habir zu eibrim knnen in der Argumentation, Je nach den
Voraussetzungen, ganz verschiedenen Stellenwert erhalten.
Whrend wir bei den keilschriftliehen und gyptischen Dokumenten,
die von den habir, sprm und eprw handeln, zeitlich und auch inhaltlich auf
ziemlich sicherem Boden stehen, trifft dies bei den biblischen Schriften
weniger zu. Auf diesem Teilgebiet der Diskussion hngt alles von der
Entscheidung ab, ob die biblischen eibri(m)-Belege insgesamt der nachexili-
sehen Zeit oder wenigstens teilweise der vorexilischen zuzuordnen sind. Es
stehen sich hier die Ein- und die Mehrphasentheorie, jede in mehreren
Ausbildungen, gegenber.
49 Siehe Kap. 2.
50 Siehe Kap. 3.
51 Siehe Kap. 4.
52 Siehe Kap. 5.
53 N.P.Lemche, -Hebrew- as a National Name for Israel, StTh 33 (1969), 1-2.
54 H. Schult, Eine einheitliche Erklrung fr den Ausdruck Hebrer in der israelitischen
Literatur, DBAT 10 (1975), 23, schreibt z.B., da die eapiru-Hypothesenzur Erklrung
der Texte, in denen <Hebrer> vorkommen, nichts beitragen.; A. F. Rainey, IEJ 30 (1980),
251, schreibt: "The eapiru ... have nothing to do either linguistically or socially with the
sibrim, 'Hebrews' ".
55 H.-P. Sthli, sbr, in: THAT 2,1976,201, bemerkt z.B. hierzu: Die Herkunft des Wortes
eibri<Hebrer> ist dunkel.
56 Siehe z.B. A.F.Rainey, IEJ (1980),251; siehe auch Kap.8.l.5.
57 Siehe z, B. V. Fritz, Die kulturhistorische Bedeutung der frheisenzeitlichen Siedlung auf
der Hirbet el-Ms3.S und das Problem der Landnahme, ZDPV 96 (1980), 134; ders., The
Isra;lite Conquest in the Light of Recent Excavations at Khirbet el-Meshsh, BASOR
241(1981),7l.
Die Vertreter der einphasigen Verwendung von -ibri treten entweder
fr eine konsequente Frh- oder Sptdatierung aller eibrim-Belege ein.
Die Verfechter der Sptdatierung gehen davon aus, da das Wort eibri
eine andere Bezeichnung fr Israelit sei und als Ethnikon zu gelten
habe." Dies sei die lteste und einfachste Annahme ber die Bedeutung von
eibri und hebraios fr alle Belege im israelitisch-jdischen Schrifttum. Die
lJabir-Hypothesen trgen zur Erklrung der Texte, in denen Hebrer
vorkommen, nichts bei." Ignoriere man jedoch die aktuelle Bedeutung des
Wortes Hebrer in der Gegenwartssprache der biblischen Texte und
unterschiebe ihnen eine oder vielmehr die verschiedensten Bedeutungen
einer historischen Vergangenheit, dann begehe man einen entscheidenden
Fehler. Das eapiru-Material mge zur Aufhellung der Vorgeschichte des
hebr. Wortes eibri einen ntzlichen Beitrag leisten, zum Verstndnis der
Bedeutung des Wortes in den biblischen Texten trage es jedoch nicht das
mindeste bei."
Von einem nur auf einer Phase der alttestamentlichen Entwicklung
beschrnkten Gebrauch sprechen auch einige Vertreter der Frhdatierung.
K. Koch geht z, B. davon aus, da man bei Auerachtlassung des
ten Kapitels Gen 14 und unter Bercksichtigung der Tatsache, da die
Gesetzesbestimmungen im Deuteronomium und bei Jeremia nur die ltere
Fassung des Bundesbuches widerspiegelten, zu dem Ergebnis komme, da
die eibri-Belege dem Ende der vorstaatlichen Zeit und dem Anfang der
Knigszeit entstammten. Nur der exilische Belegim Jonabchlein falle aus
dem Rahmen und werde deshalb von den Exegeten als Archaisierung
empfunden." K. Koch rechnet damit, da der Gedanke einer Zusammenge-
hrigkeit der Hebrer bis in die frhe Knigszeit hineinreiche und fr
bestimmte Kreise Israels von religiser Bedeutung gewesen sei."
Eine konsequente einphasige Interpretation der eibri-Belege fhren
auch jene durch, die Gen 14 als alt ansehen und im Falle von Jon 1,9 der
griechischen Tradition den Vorzug geben."
Die Mehrphasenerklrung weist gleichfalls ein breites Spektrum von
Meinungen auf. Die Differenzen zeigen sich auch hier vor allem in der
Deutung der Frhphase der Geschichte Israels.
Die habir-eibrim werden mit dem Hebrer Abra(ha)m, insgesamt
den Patri;rchen, ihren Wanderungen und ihrer Lebensweise, einer oder
58 H' Schult, DBAT 10 (1975), 22-40.
59 H.Schult, DBAT 10 (1975), 23. 35.
60 H.Schult, DBAT 10 (1975), 35.
6! K. Koch, Die Hebrer vom Auszug aus gypten bis zum Groreich Davids, VT 19 (1969),
40; so auch H.Cazelles, The Hebrews, 1973, 1-3.
62 K. Koch, VT 19 (1969), 81, grndet diese Hypothese wiederum auf die Voraussetzung, da
Jin die frhe Knigszeit zu datieren sei.
63 J.Lewy, HUCA 28 (1957),6-7; M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 186.
14
Probleme der babiru-Hebrer-Forschung
Probleme der babiru-Hebrer-Forschung 15
mehreren Wellen von einwandernden habir-Hebrern, dem Aufenthalt
der spteren Israeliten oder wenigstens eines Teils derselben in gypten
und der sog. Landnahme in Verbindung gebracht."
Whrend die meisten Autoren dieser Richtung im Wortgebrauch von
cibnnur zwischen einer lteren und jngeren Phase unterscheiden", gibt es
auch den Versuch, mehrere Zyklen des Wortgebrauchs als Erklrung
anzubieten."
Da die babir-cprw-cibnm-Frage auch ein mehrschichtiges methodi-
sche Problem darstellt, haben M. Weippert
67,
H. Schult" und H. Engel
69
mit
M. Weippert sah das Methodenproblem darin, ob bei einer Betrach-
tung der Bezeugungen der cibnm im Alten Testament ohne Rcksicht auf
die babir mit Sicherheit zu sagen sei, da das Wort cibn eine andere
Bezeichnung fr Israelit sei und als Ethnikon zu gelten habe." Brchten wir
jedoch die babir mit ins Spiel, so ergben sich an gewissen
Berhrungen oder zumindest Vergleichsmglichkeiten, so da WIr hmter
dem vordergrndigen Sinn der Bezeichnung sibri, der schlielich auch den
im Laufe der Traditionsgeschichte vorgenommenen redaktionellen Modifi-
kationen der berlieferung zugeschrieben werden knne, auf eine ltere
und ursprnglichere Begrifflichkeit zu stoen meinen, die uns nher an die
historische Wirklichkeit zu bringen scheine. Die unausweichliche Entschei-
dung zwischen beiden methodischen Anstzen sei schwer zu treffen.
Betrachteten wir nmlich in der Absicht, zu einem mglichst objektiven,
d. h. von vorgefaten Meinungen ber Identitt oder Verschiedenheit freien
Urteil zu gelangen, das alttestamentliche Material allein, so brchten wir
uns in die Gefahr eines subjektiv bedingten Fehlurteils, weil wir nicht alle
eventuell zur Verfgung stehenden Materialien ausgewertet htten. Nh-
men wir aber bei unserer Untersuchung babir und sibrim zusammen, so
beeinflusse diese unsere Vorentscheidung von Anfang an in hohem Mae
unser Ergebnis. M. Weippert folgert, da nur der Weg des Kompromisses
beschritten werden knne, da wir zwar der zweiten Mglichkeit folgen,
ihre Grenzen und die Einseitigkeit unseres Ansatzes aber stets im Auge
behalten. 71
Die von M. Weippert entwickelte Problemstellung der Methodik ist
auf die Identitt von babir und Hebrern ausgerichtet." Dabei geht er von
64 Siehe hierzu im einzelnen Kap. 5-6.
6S N. P. Lemche, StTh 33 (1979),20-23.
66 A. Arazy, The Appellation of the Jews, 1977, 20. 36--40.
67 M. Weippert, Landnahme, 1967, 84--85.
68 H.Schult, DBAT 10 (1975), 22-40.
69 H.Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 13-15. 176-177.
70 M. Weippert, Landnahme, 1967, 84.
71 M. Weippert, Landnahme, 1967, 85.
72 M. Weippert, Landnahme, 1967, 84--85. 101.
der Voraussetzung aus, da uns babir auf eine ltere und ursprnglichere
Begrifflichkeit ..., die uns nher an die historische Wirklichkeit zu bringen
scheints", hinweisen knnte. Diese Problemstellung beruht aber bei
M. Weippert auf der erst zu erweisenden Voraussetzung, da wenigstens
einige cibrim-Stellen alt seien." Seine These von der Identitt grndet
deshalb auf einer bibelwissenschaftlichen Vorentscheidung und der gleich-
falls fragwrdigen Disjunktion, da babiru entweder mit einer lteren und
ursprnglichen Begrifflichkeit und historischen Wirklichkeit von cibri in
Berhrung bringen knnte oder nicht." Denn es ist entgegen M. Weippert
leicht mglich, da zwischen babiru und cibri Beziehungen bestehen, diese
aber nicht unbedingt unter die Kategorie einer lteren und ursprnglicheren
Begrifflichkeit und historischen Realitt zu subsumieren sind. Es bleiben
auch andere Formen historischer Beziehungen denkbar. So ist es z. B.
mglich, da die Gruppe der babir zwar aus der Geschichte verschwindet,
das Wort aber weiterlebt und zu einer nationalen Bezeichnung fr die Juden
wird.
Einen von M. Weippert abweichenden methodischen Weg beschreitet
H. Schult." Er entscheidet sich von Anfang an gegen eine Verbindung der
babir-Hypothese mit den biblischen Hebrern zwecks Erklrung der
biblischen cibrim-Belege. Das babir-Material mge zur Aufhellung der
Vorgeschichte des hebrischen Wortes cibri einen ntzlichen Beitrag leisten,
zum Verstndnis der Bedeutung des Wortes in den biblischen Texten trage
es nicht das mindeste bei.
77
Aus Sorge ber die Erhaltung des zeitlichen Abstandes zwischen den
babir-Belegen und den als nachexilisch datierten biblischen cibnm-Stellen
wirft H. Schult zwischen beiden Begriffen einen unntig tiefen Graben auf.
Denn inwieweit vermag er apriori zu entscheiden, da babir zwar zur
Aufhellung der Vorgeschichte von cibn beitragen mge, aber zum Ver-
stndnis der Bedeutung des Wortes in den Texten nicht das mindeste
beitragen knne? In diesem Falle wird mehrvorausgesetzt, als im Verlauf
der Argumentation von ihm selbst aufgewiesen werden kann. Selbst wenn
aus den biblischen Texten hervorgeht, da das Wort cibri eine andere
Bezeichnung fr Israelit ist, bleibt immer noch die Frage bestehen, auf
welchem Wege cibn zu dieser Bedeutung gelangen konnte, wie H. Schult
durch seinen Verweis auf die Vorgeschichte des Wortes selbst hervorhebt.
In seiner Darstellung der Forschungsgeschichte der Auswertung gyp-
tologischer, philologischer und archologischer Erkenntnisse fr das Ver-
stndnis der Bibel stellt auch H. Engel die Methodenfrage in den Vorder-
73 M. Weippert, Landnahme, 1967, 85.
74 M. Weippert, Landnahme, 1967, 85-102.
7S M. Weippert, Landnahme, 1967,85.
76 H.Schult, DBAT 10 (1975), 22--40.
77 H.Schult, DBAT 10 (1976),35.
grund." Er weist auf, da angefangen von dem ersten Vergleich der cprw
mit dem cibrim durch F. J. Chabas im Jahre 1862, bis zur Gegenwart das
literarische Problem der biblischen Schriften zu schnell abgedrngt wurde
und alle oder einzelne Aussagen der Bibel, unbesehen, aus ideologischen
oder dogmatischen Grnden als historisch zuverlssige Nachrichten inter-
pretiert worden sind.
Es wird im folgenden vor allem darzulegen sein, warum die ber-
nahme der soziologisch-rechtlichen Deutung der babir-cprw durch die
gyptologie und Altorientalistik (Kap. 2-7), was eine Distanzierung dieser
Wissenschaften von bibelwissenschaftlichen Fragestellungen eingeleitet hat,
auf seiten der Bibelwissenschaft paradoxer Weise mit innerer Notwendig-
keit zu einer Vermehrung der Hypothesen ber das Verhltnis zwischen
den habir und cibrim und zu einem unerwarteten Wiedererstarken der
ethnischen Auffassung gefhrt hat (Kap. 5-7). Die Herausarbeitung der
altorientalistischen und bibelwissenschaftlichen Argumentationsmodelle
unter besonderer Bercksichtigung der logischen Zusammenhnge, die mit
dem Begriff Kategorienfehler bezeichnet werden knnen, verdient deshalb
vorrangige Beachtung. Dennnur so wird zu verdeutlichen sein, da das
babir-cibnm-Problem auf hervorragende Weise geeignet ist, die Besonder-
heit alttestamentlicher berlieferung und deren Eingebundensein in den
Alten Orient zu veranschaulichen. Nachdem offenkundig geworden ist,
da die altorientalischen Quellen keine geradlinige Erweiterung und triviale
Besttigung der bibelwissenschaftlichen Anschauungen ber die Hebrer
darstellen, ergibt sich die Frage, ob die auerbiblischen Dokumente eine .
Revision der bisherigen bibelwissenschaftlichen Positionen in der Hebrer-
frage erlauben und welche Rckwirkungen sich hieraus vielleicht fr die
sogenannte Frhgeschichte Israels ergeben knnten.
Abschlieend wird dann noch zu untersuchen sein, welches Licht von
einer klaren Trennung zwischen den altorientalischen Zeugnissen ber die
babir und den spt zu datierenden biblischen Stellen ber die Hebrer auf
die Etymologien zu cibn flle
9
, wie cibn Hebrer im nachexilischen
Schrifttum und das Problem der hebrischen Sprache zu verstehen sind."
Auerdem soll dargelegt werden, da eine Bedeutungsentwicklung von
babiru zu cibri auch durch das Wort kapsi Freier als mglich erwiesen
wird."
Durch die Herausarbeitung des engen Zusammenhanges zwischen
Sklavenfreilassung und nachexilischer Sabbat- und Sabbatjahrgesetzgebung
soll schlielich ein weiterer Ansatzpunkt fr die Sptdatierung von Ex 21 2
und Dtn 15,12 gewonnen werden." '
!m letzten Kapitel" soll dann noch zusammenfassend auf den Ertrag
von den altorientalischen Quellen her bei einem
ergleich den biblischen Schriften in der babir-cibnm-Frage erzielen
lat. werden nochmals Vorbedingungen und Grenzen eines sol-
zur zu bringen sein, sowie der besondere Charak-
ter historischer Tradmonsbildung im.nachexilischen Judentum.
16 Probleme der babir-Hebrer-Forschung
Probleme der babir-Hebrer-Forschung
17
78 H.Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 29.101.135.176-177.
79 Siehe Kap. 8.
80 Siehe Kap. 9.
81 Siehe Kap. 10.
82 Siehe Kap. 11.
83 Siehe Kap. 12.
2 Loretz, tJabirii-Hebrer
Die cprw der gyptischen Texte 19
Kapitel 2: Die eprw der gyptischen Texte
Das Problem ihrer Identifikation mit den habir
und sibrim Hebrern in der
Die Identifikation der in gyptischen Texten erwhnten cprw (Plural
zu cpr) mit den gabir der Keilschriftquellen, den sprm der keilalphabeti-
schen Texte von Ugarit und den biblischen sibrim Hebrern wurde
vornehmlich zum Beweis herangezogen, da die Hebrer-Israeliten sich in
gypten aufgehalten htten und von dort dann zur Eroberung von Pal-
stina ausgezogen seien. Die aus der Gleichsetzung spru: = nbrimabgeleite-
ten historischen Folgerungen dienten und dienen der Besttigung des
historischen Charakters der biblischen Erzhlung ber das Werden Israels,
in der gyptenaufenthalt und nachfolgende Landnahme wesentliche Ele-
mente darstellen, wobei es nicht von Belang sei, ob Israel im ganzen oder
nur ein Teil desselben am Nil war und der Bericht unter Mythos, Sageoder
Ausschmckung das Ereignis verberge.
An den gyptenaufenthalt der Hebrer ist nach biblischer Geschichts-
auffassung auch das bedeutsamste Ereignis im Leben des Volkes Israel
gebunden. Denn die Verehrung Jahwes, die die Hebrer von allen anderen,
besonders von den gyptern unterscheidet, setzt den Exodus und die
Ereignisse auerhalb Agyptens am Sinai, vor dem Einzug ins Land der
Vter, voraus.
Dem Eindruck, da Israel als groes Volk aus gypten ausgezogen
sei, werden seit langem auch Argumente entgegengesetzt, die entweder alle
Berichte ber einen Aufenthalt Israels in gypten dem Bereich der Fiktion
zuweisen oder nur einen Teil des spteren Israel aus dem Nilland kommen
lassen.' Es wird argumentiert, da die Vorstellung, die israelitischen
Stmme htten das Land Palstina nicht wie ihre Vter von Norden und
Osten, sondern in ihrer Hauptmasse von Sden her betreten, mindestens
mit dem Einsetzen des Buches Exodus zur dominierenden Tradition im
Alten Testament geworden sei. Es hnge damit zusammen, da der Jahwe-
Glaube aus dem Sden gekommen sei und seine Traditionstrger ihn in
1 Siehe zu den verschiedenen positiven und negativen Lsungen ber einen Aufenthalt
Israels in gypten und einen Exodus des Volkes aus dem Nilland H. Engel, Die Vorfahren
Israels in gypten, 1979; ders., Die Siegesstele des Merenptah, Bib 60 (1979), 373-399;
W.H.Schmidt, Exodus, Sinai und Mose. EdF. 191. 1983, 20-31; siehe zur Israelstele
ferner G. Fecht, Die Israelstele, Gestalt und Aussage, in: FS Brunner (1983), 106--138;
E. Hornung, Die Israelstele des Merenptah, in: FS Brunner (1983), 224-233.
1
Palstina durchzusetzen vermocht htten. Darum seien diese Sd-Traditio-
nen spter auch zu gesamtisraelitischer Bedeutung aufgestiegen. Fr das
Verstndnis der alttestamentlichen Theologie sei dieser Vorgang schlecht-
hin konstitutiv geworden, fr dasVerstehen der Geschichte Israels habe er
jedoch katastrophale Folgen gehabt. Er suggeriere die Meinung, da das
ganze Israel tatschlich in Agypten gewesen sei und also auch von dort
seinen Ausgang genommen habe. Dies sei aber historisch unwahrschein-
es nur eine Komponente des spteren Israel gewesen
sem, die mit Agypten Berhrung gehabt habe, deren Erinnerungen und
Erfahrungen aber so durchschlagend geworden seien, da sie schlielich
sogar Bekenntnischarakter angenommen htten in der Formel Jahwe, der
Gott, der uns aus gypten herausgefhrt hat. Diese berzeugung sei das
Endprodukt eines Traditionsvorgangs von hchster Komplexitt, dessen
geschichtliche Voraussetzungen aber noch rekonstruierbar seien, nicht
zuletzt aus dem Alten Testament.' Dieser Hypothese, da Israel in irgend-
einer Weise gypten komme, stimmen auch gyptologen zu.'
Der mit Agypten verbundenen mehr oder weniger reduzierten Gruppe
von Hebrern oder spteren Israeliten wird auch in der Geschichte der
Jahwe-Verehrung eine zentrale Funktion zugewiesen. Denn (jahwe.) der
Gott der Hebrer sei besonders mit jenen Hebrern zu verbinden, die aus
gypten gekommen seien.'
Die Beziehung der sprto zu den aus gypten stammenden sibrim
Hebrern wird auf unterschiedliche Art und Weise bewertet. Auf bibel-
wissenschaftlicher Seite wird die Identifikation der cprw mit den Hebrern
zumeist als willkommene Besttigung oder grundlegende Rechtfertigung
z s. Herrmann, Geschichte Israels, 1980', 82.
) Siehe z. B. A. H. Gardiner, The Geography of the Exodus, 1922, 204, der hierzu folgendes
schreibt: "That Israel was in Egypt under one form or another no historian could possibly
doubt; a legend of such tenacity representing the early fortunes of a people under so
unfavourable an aspect could not have arisen save as areflexion, however much distorted,
of real occurrences"; W.Spiegelberg, OLZ 26 (1923), 203: So gewi der Kern der
Exodussage historisch ist - Israel war zweifellos einmal in gypten - so sicher ist die
berlieferung dieses Ereignisses als durchaus sagenhaft zu betrachten.; siehe auch
W.Helck, TLZ 97 (1972),178-182. Einen grundstzlich anderen Weg der Erklrung des
gyptenaufenthaltes Israels beschreitet]. von Beckerath, Tanis und Theben, 1951,68, der
diesen nicht den babiru = Israeliten zuschreibt, sondern den Kanaanern. Er formuliert
seine These folgendermaen: Der Kern der Erzhlung vom Aufenthalt der Vter in
gypten entstammt also unserer Ansicht nach kanaanischerTradition und bezieht sichauf
die Hyksoszeit.
4 Siehe zu Anm.2; ferner K. Koch, Die Hebrer vom Auszug aus gypten bis zum
Groreich Davids, VT 19(1969), 60-62; H. H. Schmid, Ich will euer Gott sein, und ihr
sollt mein Volk sein, 1980, 2.7, spricht von gypto-Hebrern, die die Jahweverehrung
mitgebracht htten; siehe auch F. Crsemann, Die Eigenstndigkeit der Urgeschichte,
1981,26 Anm.68.
2*
20 Die cprw der gyptischen Texte
Forschungsgeschichtliche Aspekte zucprw = babir = vibrim in der gyptologie 21
einer der Hypothesen ber den Aufenthalt Israels in gypten angesehen.
Es gibt jedoch auch in der Bibelwissenschaft ablehnende oder vorsichtige
Stellungnahmen.
In der gyptologie bietet sich ein noch vielschichtigeres Bild der
Argumentation an. Die Interessen der Bibelauslegung stehen hier nur
teilweise im Vordergrund. Es drfte deshalb geboten sein, die Diskussion
ber die Gleichsetzung oder Identifikation cprw == sibrirn in der gyptolo-
gie von der in der Bibelwissenschaft und Altorientalistik getrennt zu
behandeln.
2.1. Forschungsgeschichtliche Aspekte zur Gleichung
cprw = gabiru = sibrim in der gyptologie
Das unbestrittene Verdienst, als erster auf die Parallelitt der in einigen
Papyri erwhnten cprw mit den als Bauarbeitern geschilderten Hebrern
hingewiesen zu haben, gebhrt Franccis Joseph Chabas (1817-1882).5 Mit
seiner Entdeckung, die er 1862 zum erstenmal bekannt gegeben hat",
verbindet F.J. Chabas mehrere Hypothesen, die von seinen Anschauungen
ber die Bibel bestimmt sind und die in der Folge die Diskussion beeinflus-
sen sollten.
Aus den Leidener Papyri 348 und 349
7
und anderen Dokumenten hat
F.J. Chabas unmittelbar abgeleitet, da er mit cprw den Namen entdeckt
habe, mit dem die Agypter die Hebrer bezeichnet hatten.' Auerdem
nimmt er an, da mit cprw eine Volksbezeichnung oder der Name einer
auslndischen Rasse gegeben sei." Die Gleichsetzung cprw = sibrim hlt er
auch trotz der Differenz von p und b fr mglich.'?
5 W. R. Dawson - E. P. Uphill, 1972
2
, 57; H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979,
24-25; 179 Anm.1.
6 F.J. Chabas, Les Hebreux en Egypte, Melanges egyptologiques I Sero (1862), 42-54; ders.,
Ramses et Pithom H. Ser (1864), 143-148; ders., Recherehes pour servir al'histoire de la
XIX dynastie, 1873, 99-105; ders., Hebraeo-Aegyptiaca H, 1873, 301-311; ders., Note,
1873, 373-377.
7 Siehe auch Kap. 2.2 zu Pap. Leiden 348 und 349.
8 F.J. Chabas, Hebraeo-Aegyptiaca H, 1873, 303, schreibt: A cte de ces importantes
constatations, il me sera permis de rappeler que j'ai retrouve dans les papyrus de Leyde le
nom sous lequelles Egyptiens designerent les Hebreux.
9 F.J. Chabas, Note, 1873, 375, bemerkt: la nation du peuple etranger nomme Aperiou
oder Tenant desormais pour bien dementre que les Aperou etaient une race semitique
assujetties aI'Egypte, portant le meme nom que les Hebreux,
10 F.J. Chabas, Melanges egyptologiques I Sero (1862), 48; H.J. Heyes, Bibel und gypten,
1904, 147-150, verteidigt F.J. Chabas ausfhrlich gegen Einwnde, die mit der Differenz
b-p argumentieren.
I
I,
t
-I
f
I
I
j
j
j
Obwohl F. J. Chabas letztlich nur dIe hnlichkeit von cprw mit cibrE
entdeckt hatte, leitete er daraus die Identitt cprw == -ibrirn ab, wobei er
heide als Namen fr ein und dasselbe Volk ansah. Seine Gleichsetzung von
cprw mit sibrim geht von der Voraussetzung aus, da das Wort von den
Hebrern ins gyptische bernommen worden sei. Die Diskussion ber
die Mglichkeit, ein semitisches b mit p im gyptischen wiederzugeben
und seine ganze Argumentation gegen G. Maspero beruhen auf dieser
Annahme. 11
F.J. Chabas hatte mit seinen gyptologischen Erkenntnissen bibelwis-
senschaftliche Anschauungen verbunden, die die Historizitt der biblischen
Darstellung ber den Aufenthalt Israels in gypten voraussetzten." Die
Ahnlichkeit der Wrter und die Gemeinsamkeit der Beschftigung dercprw
und der sibrim bei Bauarbeiten" schienen diese Zusammenschau der gypti-
schen und biblischen Dokumente zu rechtfertigen. Die Gegenwart von
cprw nach dem von ihm selbst postulierten Auszug der cprw = cibrim unter
Ramses 11 und Merenptah rechtfertigte er mit dem Hinweis, da nie ein
Volk ganz wegziehe, sondern einige Elemente stets zurckblieben."
In G. Ebers (1837-1898)15 fand F.J. Chabas einen beredten Verteidi-
ger", obwohl ihn neuere Textfunde letztlich dann doch zu grerer Vor-
sicht veranlaten."
Ein bedingungsloser Anhnger F. J. Chabas' war H. J. Heyes." In
seinem Kapitel.ef'indet sich der Name cibri resp. sibrim in den gyptischen
Texten? (Gen 39,14}19 legt er seiner gyptologischen Argumentation strikt
konservative bibelwissenschaftliche Anschauungen zu Grunde. Von den
gyptischen Dokumenten her hofft er, den Leser in der berzeugung
strken zu knnen, da das Alte Testament eine historische Quelle ersten
Ranges sei."
H.J. Heyes nimmt Gen 39,14 als Ausgangspunkt seiner berlegun-
gen. Es sei zu untersuchen, ob das Gentilizium cibrE, das von Potiphars
11 F.J. Chabas, Recherehes pour servir al'histoire de la XIXme dynastie, 1873, 101-106.-
12 H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979,24-25.
13 F.J. Chabas, Hebraeo-Aegyptiaca H, 1873, 304; ders., Note 1873, 376. Dieses Argument
hat M.B.Rowton, JNES 35 (1976), 19, wieder aufgefrischt.
14 F.J. Chabas, Melanges egyptologiques I Sero (1862), 53-54.
15 W. R. Dawson - E. P. Uphill, 1972
2,94;
H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979,
28.
16 G.Ebers, Durch Gosen zum Sinai, 18812, 76. 505-506; ders., gyptische Studien, 1900,
11-12, 34-38.
17 G.Ebers, Durch Gosen zum Sinai, 18812,506.
18 W.R.Dawson - E.P.Uphill, 1972
2
, fhren H.J.Heyes nicht an; siehe H.Engel, Die
Vorfahren Israels in gypten, 1979,69 Anm.114.
19 H.J. Heyes, Bibel ~ n d gypten, 1904, 146-158.
20 H.J. Heyes, Bibel und gypten, 1904, VI; ders., joseph in gypten, 1911,36.
21 H.J.Heyes, Bibel und gypten, 1904, 146.
22 Siehe Anm.48.
23 Siehe z. B. R. Kittel, Geschichte des Volkes Israel. I, 1923
5
' 6, 301 Anm.l; M. Noth,
Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 101 Anm.2.
24 Hi j.Heyes, Bibel und gypten, 1904, 149.
25 H.]. Heyes, Bibel und gypten, 1904, 150.
26 H.]. Heyes, Bibel und gypten, 1904, 151.
27 H.].Heyes, Bibel und gypten, 1904, 151.
Frau zur Bezeichnung Josephs werde, auch auf den gyptischen
Denkmlern zu finden sei."
Da H. J. Heyes, der in dieser Sache eine von seinem Lehrer A. Wiede-
mann abweichende Meinung vertrat", in der Folge auf bibelwissenschaftli-
cher Seite gerne als Autoritt zitiert wurde und als Wiederbeleber der These
F.J. Chabas' gilt", drfte in diesem Rahmen seine Argumentation ausfhr-
licher zu beschreiben sein.
Die von F.J. Chabas vorgebrachte Behauptung, die in den Leidener
Papyri aufgefhrten cprw seien die sibrirn, akzeptiert auch er. Denn philolo-
gisch sei die Gleichstellung nicht schwer zu..rechtfertigen. Aus mehreren
Beispielen gehe hervor, da einem sem. b im Agyptischen eio.Pentsprechen
knne. Es sei deshalb durchaus nicht regelwidrig, wenn die Agypter cibrim
durch cprw wiedergegeben htten." Die Sprachwissenschaft vermge keine
Grnde. vorzubringen, die uns die Gleichsetzung von cprw und sibrirn
aufzugeben zwngen. Es sei jedoch zu untersuchen, wie sich die historische
Forschung zu derselben verhalte."
Die Texte der Leidener Papyri, die cprw enthalten und von Bauarbei-
ten berichten, wrden bei der Lektre unwillkrlich an die Hebrer
erinnern, die zum Bau von Pithom und Ramses herangezogen worden
seien. Es wrden einem die drckenden Arbeiten der Juden ins Gedchtnis
gerufen. Der Pharao habe versucht, die Juden im Zaume zu halten und
einer rasch fortschreitenden Vermehrung derselben vorzubeugen durch
strenge Arbeitsforderungen. In den Rahmen dieser Gewaltpolitik passe
sicherlich die Verwendung zum Steintransport, eine Arbeit, die bei der
glhenden Hitze gyptens besonders anstrengend und aufreibend gewesen
sei."
Die Identifikation der cprw mit den sibrim treibt H. J. Heyes so weit,
da er folgende Argumentation wagt: Wenn die Juden einer Erwhnung
auf Stein oder Papyrus gewrdigt werden sollten, so konnte es bei der
Gepflogenheit der gyptischen Historiographen, die von der Nation erlitte-
nen Demtigungen zu verheimlichen, nur geschehen in einer fr das
auserwhlte Volk wenig gnstigen Weise. Die Leydener Papyri bewegen
sich in dieser Richtung und so ist es ganz natrlich, da man in den Aperu
die unterdrckten Hebrer wiederzusehen glaubre.s"
22 Die cprw der gyptischen Texte
r
I
I
j
{
1
!
Forschungsgeschichtliche Aspekte zu cprw = babir = sibrim in der gyptologie 23
Dem Einwand gegen die Gleichstellung cprw = -ibrim, da die cprw
nicht nur zur Zeit Ramses H., der die Juden unterdrckt habe, angetroffen
wrden, sondern auch zu einer Zeit, wo die Shne Jakobs den Boden des
Niltales noch nicht betreten htten, sowie auch dann noch, als ihre Nach-
kommen bereits lngst den Staub gyptens von den Fen geschttelt
htten, setzt er die AntwortF. J. Chabas' entgegen, da auf der Stele
Neferheteps H. aus der 13. Dynastie zwar cprw vorkomme, hier aber kein
Volksstamm, sondern eine bestimmte Berufsklasse gemeint sei."
Das Volk der cprw begegne uns in der gyptischen Geschichte zuerst
unter Thutmosis IH. Der Bericht ber cprw in Joppe zeige, da die -pru:
einer Nation angehrten, deren Heimatland auerhalb der Grenzen gyp-
tens zu suchen sei. Die Stele enthalte kein Moment, das uns verbieten
knne, an die Hebrer zu denken." Es stehe auch nichts der Annahme im
Wege, da es Hebrer gewesen seien, die zur Zeit Thutmosis' IH. schon
sicher im Lande Gosen ansssig gewesen seien.
Da H. J. Heyes den Auszug der Juden aus gypten unter Ramses H.
ansetzt, bereitet ihm die Anwesenheit von cprw unter Ramses IH. und IV.
gewisse Unannehmlichkeiten. Zu den cprw unter Ramses IH. bemerkt er
deshalb folgendes, das besonders gut die apologetische Art seiner Argu-
mentation beleuchtet: Wenn nun die Juden, was meistens angenommen
wird, bereits vor diesem Herrscher gypten verlassen hatten, so lt sich
doch daraus nicht folgern, da die zu seiner Zeit und folglich auch die unter
Ramses H. im Niltale ansssigen peru nichts mit den Hebrern zu tun
haben knnten. Da die letzteren sich zu einer bedeutenden Anzahl ver-
mehrt hatten, war es leicht mglich, da ein kleiner Bruchteil von ihnen im
Pharaonenland zurckblieb, wenn auch das Gros der Juden der Aufforde-
rung des Moses folgte und das Land der Knechtschaft verlie. Wie eine
groe Menge gypter sich ihnen anschlo, um aus dem Heimatland
auszuwandern, so werden andererseits manche Juden entweder gezwungen
oder aus freier Selbstentscheidung zurckgeblieben sein. Das ist eine
Erscheinung, die stets bei der Auswanderung eines Volkes wahrgenommen
wird und derer, als einer fr die Entwicklung des israelitischen Volkes nicht
weiter in Betracht kommenden Angelegenheit, das Alte Testament nicht
Erwhnung zu tun braucht. Diejenigen, die wenig Energie und Gemeinsinn
besitzen, oder sich eine bessere soziale Stellung erworben haben, sind
gewhnlich einem Wechsel des Lebens abgeneigt.s"
Der berlegung von G. Maspero", da die Verwendung des Frem-
denpfahls bei spru: blo eine bestimmte Klasse von Arbeitern anzeige, setzt
28 H.].Heyes, Bibel und gypten, 1904, 153.
29 H.].Heyes, Bibel und gypten, 1904, 153-154.
30 H.].Heyes, Bibel und gypten, 1904, 156.
31 Siehe Anm.37.
24 Die cprw der gyptischen Texte Forschungsgeschichtliche Aspekte zu cprw= kabir = sibrimin der gyptologie 25
er entgegen, da die Determination von cprw mit dem Fremdenpfahl und
dem Zeichen fr Land unverrckbar feststelle, da es sich um die fremde
Nation der Aperu32 handle.
Am Ende seines Pldoyers fr die Gleichung cprw = sibrim hlt
H.]. Heyes dann noch fest, da die Einwnde, welche gegen die von
F.]. Chabas energisch verfochtene Meinung bis jetzt erhoben worden
seien, nur gezeigt htten, da in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch
nicht gesprochen sei." Fr die Hypothese lieen sich jedoch folgende
Grnde zusammenfassend angeben:
1. Nach den Resultaten der philologischen Untersuchungen knnten die
cpiw mit den sibrim identifiziert werden.
2. Beide seien zur Leistung drckender Fronarbeiten herangezogen wor-
den, und zwar:
3. Die cprw bei der Ausfhrung baulicher Anlagen, die nach Ramses H.
benannt gewesen seien; die Israeliten auer bei dem Bau der Stadt
Pithom auch bei dem der Stadt Ramses.
4. Die cprw htten nach Angabe der Papyri, die Israeliten nach derjenigen
der Bibel an Lebensmitteln keinen Mangel gehabt."
H.]. Heyes kommt zu einem in gewisser Weise berraschenden,
uerst schwachen Gesamtergebnis, das ihn zu folgendem Resmee
zwingt: Wenn diese auffallenden bereinstimmungen einzeln auch wenig
ins Gewicht fallen, so sprechen sie in ihrer Gesamtheit doch zugunsten
derjenigen, welche die per und cibrim fr identisch halten ... Die
Hypothese, da in dem Worte peru der Volksname cibrim enthalten sei,
besitzt noch immer eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit.35
Gegen die Identifikation cprw = cibri haben sich von Anfang an aus
unterschiedlichen Grnden mehrere gyptologen gewandt. Mit G. Ma-
spero (1846-1916)36, der die Gleichsetzung bezweifelte, weil die cprw kein
Volk seien, sondern Handwerker und fremde Sklaven sein knnten", hat
sichF.]. Chabas noch selbst auseinandergesetzt." In diesem Zusammen-
hang erwhnt er auch A.A.Eisenlohr (1832-1902)39 als Gegner." Dieser
3' H.]. Heyes, Bibel und gypten, 1904, 157.
33 H.]. Heyes, Bibel und gypten, 1904, 157.
34 H.]. Heyes, Bibel und gypten, 1904, 158.
35 H.]. Heyes, Bibel und gypten, 1904, 158.
36 W.R.Dawson - E.P. Uphill, 1972',197-198.
37 G.Maspero, Les perio sonst-ils les Hebreux], 1873, 131-134; ders., Les contes populai-
res de l'Egypte ancienne, 19114, 119 Anm, 3: M. Chabas avait pense reconnaitre dans ce
nom [= cprw] celui des Hebreux; diverses circonstances ne me permettent pas d'admettre
cette hypothese et les conc1usions qu'on s'est trop ernpresse d'en tirer.
38 F.J. Chabas, Note, 1873,374-377.
39 W. R. Dawson - E. P. Uphill, 1972', 96.
40 FJ. Chabas, Note, 1873, 373-374.
hatte die Identifikation mit dem Hinweis teilweise bestritten, da auch
noch nach dem Aufenthalt der Hebrer sprt in gypten anzutreffen seien."
AusGrnden der Differenz von p und b in cprw und sibri hat lange
Zeit H. F. K. Brugsch (1827-1894)4' die Identifikation abgelehnt", bis er
dann zuletzt die Frage als unentschieden betrachtete."
Der Bestreitung eines Zusammenhanges zwischen den cprw und den
sibrirn durch H. F. K. Brugsch hatten sich auch J. Lieblein" (1827-1911)46
und K.A. Wiedemann
47
(1856-1936)48 angeschlossen.
In der Beurteilung des Vorschlags von F.J. Chabas ging W. M. Mller
(1862-1919)49 einen besonderen Weg. Er trennte cprw ganz von cibri und
verband letzteres mit hbr. Er nannte die Hebrer die konfderierten,
verschworenen (babiri) Abtrnnigen Westpalstinas.
50
Er bernahm hier-
mit eine damals gelufige Etymologie fr babir/cibri, die von b / ~ b r
Genosse, Verbndeter ausging." Da er der Ansicht war, da der voraus-
gesetzte blp-Wechsel nicht zu rechtfertigen sei, trennte er sodann spter
-prt, cibri und babiru vollstndig voneinander." Die in einem gyptischen
Text bezeugte Anwesenheit von cprw in Joppe deutete er als Namen der
Landesbewohner. Er folgerte, da cprw der Volksname der Einwohner von
Joppe sei oder wahrscheinlicher der Gesamtname der vorphilistischen
Einwohner des palstinischen Flachlandes, die den im Gebirge wohnenden
Israeliten, Hochlndern, entgegengesetzt seien. Der Name cprj sei gleich
41 A.A. Eisenlohr, TSBA 1 (1872), 355-357, bemerkte gegen F.]. Chabas, da wegen der
Anwesenheit von cprw nach dem Auszug diese nicht mit den Hebrern voll identifiziert
werden knnen. Er schreibt hierzu folgendes: "It therefore seems rather hazardous to
identify completely the Aperiu with the Hebrews of the Bible, though we have an
analogous case in the Shardanas, who at the same time constituted a body of auxiliaries in
the Egyptian army, and were a nation, with which Egypt had been in war."
4' W. R. Dawson - E. P. Uphill, 1972', 42-43; H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten,
1979, 25-28.
43 H. K. Brugsch, Geschichte gyptens unter den Pharaonen, 1877,582-583; ders., Diction-
naire geographique, 1879, 113-117, setzt gegen F.]. Chabas cpr avoir la couleur rougetre
de la gazelle, du sable etc. an; ders., Steininschrift und Bibelwort, 1891, 136-137.
44 H. Brugsch, Die gyptologie, 1891,38, schreibt dann: Es ist immer noch unentschiedene
Frage, ob die von den Zeiten des dritten Thotmosis an bis gegen das Ende der Ramessiden-
herrschaft erwhnten cprw, wie Chabas es angenommen hat, Ebrer waren oder nicht.
45 W. R. Dawson - E. P. Uphill, 1972', 304.
46 ]. Lieblein, Handel und Schiffahrt, 1886, 142-144, bringt die 'prw mit den Leuten von
Ophir zusammen.
47 W. R. Dawson - E. P. Uphill, 1972', 304.
48 A. Wiedemann, gyptische Geschichte, 1884,491-492.
49 W. R. Dawson - E. P. Uphill, 1972',209.
50 W. M. Mller, Asien und Europa, 1893, 239. 396; ders., Zu den Keilschriftbriefen aus
jerusalem, ZA 7 (1892), 65.
51 Siehe H. H.Rowley, From joseph to [oshua, 1950, 50-51 mit Anm. 1.
5' W.M.Mller, Die Afri in Palstina, OLZ 16 (1913), 260.
53 W. M. Mller, Die Afri in Palstina, aLZ 16 (1913), 258-260.
54 W. R. Dawson - E. P. Uphill, 1972
2,278-279;
H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten,
1979,58-59.
55 W. Spiegelberg, Der Aufenthalt Israels in gypten, 1904.
56 Siehe Anrn.18-35.
57 W.Spiegeiberg, Der Aufenthalt Israels in gypten, 1904,9-11.
58 W. Spiegelberg, Der Aufenthalt Israels in gypten, 1904, 9. 20-21. 24. 26. 49-50; ders.
aLZ 26 (1923), 203.
mit dem der Afri, den die kanaanischen Kolonisten des Landes Afrika aus .
der syrischen Heimat mitgebracht hatten."
Einen eigenen Weg der Auseinandersetzung mit der These F.J. Cha-
bas' whlte W. Spiegelberg (1870-1930)54, der die erste eigene Monographie
eines Fachgyptologen zum Thema der Vorfahren Israels in Agypten
verffentlicht hat." Im Gegensatz zu H.J. Heyes, der sein Buch gleichfalls
1904 herausgebracht hatte", geht W. Spiegelbergvon der modernen Bibel-
kritik, im besonderen von J. Wellhausen und H. Gunkel aus." Im Anschlu
an H. Gunkel bezeichnet er die Berichte ber den Aufenthalt Israels in
gypten als Sage, aus der durch eine kritische Betrachtung der berliefe-
rung der historische Kern auszuscheiden sei."
In seiner Rekonstruktion des historischen Kerns des gyptischen
Sagenkreises gelangt er sodann zu folgendem Bild der Ereignisse um den
Aufenthalt Israels in gypten: Unter den semitischen Stmmen, welche
sich etwa im 17. und 16.Jh. v. Chr. in gypten niederlieen, htten sich die
Clans befunden, welche im Lande Gosen Aufnahme gefunden htten. So
lange in der Bltezeit des gyptischen Staates die Ostgrenze des Deltas
sicher gewesen sei, so lange Syrien und Palstina die gyptische Oberhoheit
anerkannt htten, seien die Gosenstmme im ungestrten Besitz ihres
gyptischen Wohnsitzes geblieben. Als aber unter Ramses 11. die Lage des
Reiches ernst geworden sei, htte die gyptische Regierung begonnen, die
Fremdlinge zu beobachten und zu bedrcken. Unter Merenptah, dem Sohn
und Nachfolger Ramses' H., seien von allen Seiten Gefahren hereingebro-
chen, die das gyptische Reich an den Rand des Verderbens gebracht
htten. Im Sden htten sich die nubischen Vlkerschaften emprt, an der
Westgrenze des Deltas sei eine Koalition lybischer Stmme erschienen, in
Verbindung mit abenteuerlichen Scharen von Seevlkern und wohl gleich-
zeitig sei in Syrien und Palstina ein groer Aufstand ausgebrochen. Die
hebrischen Stmme (Chabiri), die schon im 14.Jh. zur Zeit Amenophis'
IV. die palstinischen Vasallen gyptens gefrchtet htten, bis Sethos 1.,
der Vater Ramses' H., sie wieder zur Ruhe gebracht habe, htten die
gnstige Gelegenheit benutzt, um sich abermals im Bunde mit anderen
aufstndischen syrischen Vasallen gegen den Pharao zu erheben. Zu diesen
hebrischen Stmmen, die von Merenptah spter besiegt worden seien,
habe auch der Stamm Israel gehrt, der mglicherweise mit den damals
26 Die eprw der gyptischen Texte
I
I
1
)
\
Forschungsgeschichtliche Aspekte zu eprw = babir = eibrim in der gyptologie 27
noch im Delta befindlichen Gosenstmmen Fhlung gehabt habe. Mge
letztere Vermutung richtig sein oder nicht, jedenfalls htten die durch die
harte Bedrckung erbitterten Gosenstmme die Notlage des gyptischen
Staates benutzt, um freien Abzug zu verlangen. Merenptah habe sich
angesichts der auf allen Seiten drohenden Gefahren sowie auch aus anderen
politischen Erwgungen fgen mssen. Die Gosenstmme seien aber in ihr
altes Stammland zurckgekehrt und htten an den Kmpfen teilgenommen,
welche Syrien und Palstina schlielich (um 1100 v. Chr.) von der gypti-
schen Oberhoheit befreit hatten."
Aus dieser Darstellung ergibt sich bereits, da W. Spiegelberg die
lJabir Pa.lstinas mit hebrischen Stmmen identifiziert, wobei die Israeli-
ten nur einen Teil der lJabir-Hebrer stellen." Er nimmt sodann an, da
die in Gosen weilenden Stmme, die dann auswanderten, mit Israel ver-
wandt gewesen seien." Die Gosenstmme seien in der Person des Jakob
verkrpert worden und dieser wiederum mit den palstinischen Stmmen
Israels vereinigt. Er folgert deshalb: Die Doppelgestalt Jakob-Israel
knnte also sehr wohl die Erinnerung an die beiden hauptschlichen
Stammesgruppen festgehalten haben, aus denen das Volk Israel, <die Kinder
Israels, erwachsen ist, die palstinischen Mutterstmme und die lange in
Agypten angesessenen Gosenclans.s"
Auf die gyptischen Texte ber die eprw geht W. Spiegelbergin seinem
Werk von 1904 nicht ein. Da er meint, da in der spteren Tradition der
Auszug aus gypten und der Kampf gegen die gyptische Oberhoheit in
Palstina zu einem einheitlichen Bild verschmolzen worden seien, den
Israel gegen das gyptische Joch gefhrt habe, drfte er sich vielleicht die
Benennung der Gosenclans als lJabir-eibrim als Teil der Sage denken.
Aus seinen Bemerkungen zum Namen der Hebrer" geht dann her-
vor, da er die lJabir und eibrim miteinander gleichsetzt. Er sieht darin
nach H. Winckler eine Bezeichnung fr eine groe Gruppe von Beduinen-
stmmen. eibri leitet er sodann von -br durchziehen ab. Es bezeichne
vortrefflich den Beduinen im Gegensatz zum sehaften Kulturmenschen.
Der Name lJabiru = sibri werde in der Amarnaperiode, vielleicht auch
schon frher, von der semitischen sehaften Bevlkerung Syriens den
Wstenstmmen gegeben worden sein. Ursprnglich der Name eines gro-
en Kreises solcher Beduinenstmme, habe er spter, wir wten nicht wie,
den engeren Kreis der Kinder Israels bezeichnet. Der Name Hebrer
(lJabiru = eibri) Umherziehender sei also ursprnglich einer der vielen
59 W. Spiegelberg, Der Aufenthalt Israels in gypten, 1904, 49-50.
60 W. Spiegelberg, Der Aufenthalt Israels in gypten, 1904, 50; siehe ferner 32-35.40.
61 W. Spiegelberg, Der Aufenthalt Israles in gypten, 1904,40. 42-43.
62 W. Spiegelberg, Der Aufenthalt Israels in gypten, 1904,43-44.
63 W.Spiegeiberg, Der Aufenthalt Israels in gypten, 1904,43-44.
63 W.Spiegeiberg, Der Name der Hebrer, aLZ 12 (1907), 619-620.
Namen, mit welchen der sehafte Kanaaner den Beduinen bezeichnet
habe.
Entschieden hat auch J. H. Breasted (1865-1935) die Hypothese von
F.J. Chabas zurckgewiesen." In seiner vorsichtigen Abwgung von pro
und contra gelangte Th. E. Peet (1882-1934)65 zum Ergebnis, da die Diffe-
renz p-b in den Schreibungen cprw und cibri es ratsam erscheinen liee, bei
der zur Verfgung stehenden Evidenz eine Identitt der beiden Gruppen
zurckzuweisen."
Im Wrterbuch der gyptischen Sprache wurde 1926 zu cpr nur Art
fremdlndischer Arbeiter vermerkt." Es findet sich dort weder ein Hin-
weis auf habiru noch auf cibri.
68
. Als vorlautiges Ergebnis der Auseinandersetzungen von 1862 bis zum
Wrterbuch von 1926 knnen wir festhalten, da sich der Vorschlag von
F.J. Chabas, in den cprw ein Volk zu sehen und dieses mit den biblischen
sibrim gleichzusetzen, nicht durchsetzen konnte. Diese unentschiedene
Lage war durch mehrere Faktoren bedingt. Denn es war unklar geblieben,
welcher Herkunft das gyptische cprw ist und ob die cprw als eine ethnische
oder soziologische Einheit einzustufen sind. In der Folge sollte es sich
alsbald zeigen, da neue Keilschrifttexte auch ein besseres Verstndnis der
cprw ermglichen. .
Von seiten der Altorientalistik drfte J. Lewy als erster auch die cprw,
die er den SA.GAZ = gabiru = cibrim gleichstellte, appellativisch verstan-
den haben." Dieser neue Ansatz sollte jedoch keine unmittelbare Auswir-
kung auf die gyptologie ausben. Dies knnte auch dadurch bedingt
gewesen sein, da er mit der appellativischen Deutung von gabiru = cprw
die Gleichstellung der biblischen cibrim verbunden hatte. Denn so war von
Grund aus eine Differenzierung der cprw = gabiru von den sibrim erneut
unterbunden. Zu dieser Entwicklung drfte auch beigetragen haben, da
B. Landsberger, der seit 1924 am wirkungsvollsten gegen die problemati-
28 Die cprw der gyptischen Texte
I
Forschungsgeschichtliche Aspekte zu cprw = kabir = cibr/rn in der gyptologie 29
sehe Gleichung gabiru = cibri als Prmisse ethnischer Schlufolgerungen
Stellung genommen hatte", die cprw aus seiner Betrachtung ausgeklammert
hatte."
Eine neue Deutung des Problems der -prtu sollte dann erst durch die
Textfunde in Nuzi von amerikanischer Seite angeregt werden. E. Chiera
(1885-1933)72 hatte auf Grund der neuen Belege ber die gabiru in den
Texten aus Nuzi dargelegt, da die gabiru an diesem Ort Kriegsgefangene
gewesen seien, die man an den Staat, den Palast oder an fhrende Personen
verteilt habe." Er nimmt an, da gabiru mit a foreigner who is also an
enemy zu bersetzen sei." In Syrien-Palstina wrden diese gabiru auf
unfreundliche Weise in das Land eindringen." Diese Invasion sei teilweise
erfolgreich, so da die gabiru sich ansiedelten. Die ansssige Bevlkerung
nenne sie jedoch weiterhin gabiru anstelle der Stammesnamen, die sie unter
sich gebraucht htten. Die Eindringlinge htten dann diesen Namen selbst
bernommen, nachdem ihr schlechter Ruf langsam in Vergessenheit geraten
sei. Das Wort gabiru gebe somit keinen Aufschlu ber Rasse und Sprache
der in Palstina Eindringenden. Die Ironie der Geschichte sei es jedoch, da
die Hebrer Palstinas fr sich selbst einen Namen bernommen htten,
der sie fr immer als outsiders- gebrandmarkt habe."
Diese Gedanken und Deutung der neuen gabiru-Belege aus Nuzi
machte J. A. Wilson zum Ausgangspunkt seiner Diskussion des cprw-Pro-
blems." Er legt zu Beginn seiner Ausfhrungen dar, da die Gleichung cprw
= cibrim besonders wegen chronologischer Schwierigkeiten von den mei-
sten Gelehrten aufgegeben worden sei und man bei der Behandlung dieses
Problems groe Vorsicht walten lasse. Das neue Material aus Nuzi werfe
jedoch ein neues Licht auf einen Begriff fr unterworfene Leute, die bei
einem anderen Volk Arbeit zu leisten htten. Es sei deshalb die Frage zu
stellen, ob cprw ein Gentilizium sei oder nicht." Er berprft dann sechs
ihm zur Verfgung stehende sprio-Belege und kommt zum Ergebnis, da
das Wort Auslnder in gyptischen Diensten im Status eines Sklaven oder
64 J, H. Breasted, Ancient Records of Egypt. IV, 1906, 150, 281 Anm. e, schreibt hierzu
folgendes: "These [= cprw] are the people supposed by Chabas to have been Hebrews, a
theory long time exploded."
65 W. R. Dawson - E. P. Uphill, 1972',223-224; H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten,
1979,106-109.
66 T. E. Peet, Egypt and the Old Testament, 1923, 125, schreibt hierzu folgendes: "If the
philological equivalence of Hebrew and Aper were perfect there would be much to be said
for this conclusion, but, as it is not, it would seem safer to refuse to accept on present
evidence the identity of the two peoples."
67 Wb I, 1926, 181:17.
68 Aus den Bemerkungen von P. C. Labib, Die Herrschaft der Hyksos in gypten und ihr
Sturz, 1936, 14, geht hervor, da H.Grapow (1885-1967; W.R.Dawson - E.P. Uphill,
1972', 121-122), der Herausgeber des Wrterbuches, der Identifikation der cprw mit den
Hebrern ablehnend gegenberstand.
69 J. Lewy, Habiru und Hebrer, OLZ 30 (1927), 739. 743. 829 Anm. 1.
I
I
70 B. Landsberger, ZA 35 (1924), 213.
71 M. Noth Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 101 mit Anm.1, bemerkt dies kritisch,
verbindet damit aber die Anschauung, da cibnnicht ethnisch zu verstehen sei. Wre cibn
wirklich eine ethnische Bezeichnung, dann mte man nach M. Noth kabiru und cpr davon
trennen.
72 M. Sprengling, AJSL 49 (1932/.33), 273-274.
73 E. Chiera, ljabiru and Hebrews, AJSL 49 (1932/33), 123.
74 E.Chiera, AJSL 49 (1932/33),123.
75 E.Chiera, AJSL 49 (1932/33),123-124.
76 E. Chiera, AJSL 49 (1932/33), 124, zieht aus dieser Prmisse folgenden Schlu: "Fortuna-
tely for the Zionists, their name for Palestine is 'the land of Israel' and not 'the land of
Hebrews'."
77 J. A. Wilson, The "Eperu of the Egyptian Inscriptions, AJSL 49 (1932/33), 275-280.
7. J. A. Wilson, AJSL 49 (1932/33), 275.
30 Die 'prw der gyptischen Texte Forschungsgeschichtliche Aspekte zu 'prw = gabiru = sibrimin der gyptologie 31
Dieners beschreibe." Die von E. Chiera fr Nuzi ermittelte Bedeutung von
lJabiru
80
erklre auch bestens das gyptische Wort spru: Er folgert deshalb:
... they would then be foreigners captured in war and brought to Egypt to
labor for the temples, for the state in the quarries, or for an Egyptian
general on campaign (unless that one 'Eper may have been one of the
ljabiru in the Service of the Prince of joppa)."
Mit der Erklrung des Wortes lJabiru E. Chieras verbindet J. A. Wil-
son dann noch eine weitere, die H. Parzen vorgetragen hatte." Dieser hatte
den biblischen und nachbiblischen Belegen fr 'ibn entnommen, da 'ibn
erst eine geringschtzende, verachtende Bezeichnung der mehr zivilisierten
Vlker fr die Nichtsehaften in ihrer Umgebung gewesen sei, fr den
Fremden, Barbar oder Beduinen. Die Bibel bentze dieses Wort absicht-
lich, wenn sie die Stellung eines Sklaven oder Unterworfenen beschreibe.
Dieser Gebrauch von 'ibn sei gleichfalls auf 'prw anwendbar."
J.A. Wilson geht dann zur Behandlung der Frage ber, ob die Glei-
chung 'pr = 'ibn mglich sei." Da gyptisches p auch ein semitisches b
wiedergeben knne und gyptisches sowie hebr. 'einem keilschriftliehen
1J entsprechen knne, htten wir eine vollkommen mgliche Gleichung von
'prw = lJabir. Die wenigen Belege erlaubten zwar keine Gleichsetzung
'prw = lJabir, aber es bestehe doch die Mglichkeit, da spru: und lJabir
ein und dasselbe bezeichneten. Jeder Auslnder, mit dem die gypter in
feindlicher Beziehung standen, habe zu einem lJabiru werden knnen. Die
ethnische Beziehung sei in diesem Zusammenhang ohne Bedeutung, so da
er zu folgendem Schlu kommt: ... the ljabiru were rather any or all of
these people treated as a group in the same category, just as our words
-alien- and -immigrant- carry no sense of adefinite race. If one grants that
the Egyptians may have applied this term 'Eperu-'Apiru-ljabiru to their
foreign captives, it wiH be another example of the unity of culture through-
out the ancient Near East.85
In der von J. A. Wilson angestrebten Beweisfhrung erscheinen die
'ibnm Hebrer nicht." Er beschrnkt sich ausschlielich auf die spru: und
lJabir. Neu ist jedoch, da die bis dahin in der gyptologie gltige, aber
79 J. A. Wilson, AJSL 49 (1932/33), 278.
80 Siehe Anm. 73-76.
81 J. A. Wilson, AJSL 49 (1932/33), 278.
82 H. Parzen, The Problem of the Ibrim (<<Hebrews) in the Bible, AJSL 49 (1932/33),
254-261.
83 J. A. Wilson, AJSL 49 (1932/33), 278.
84 J.A. Wilson, AJSL 49 (1932/33), 279.
85 J.A. Wilson, AJSL 49 (1932/33), 280.
86 J.A. Wilson, The Burden of Egypt, 1951,201, setzt 'prw in etymologische Beziehung zu
'ibri, wobei er im einzelnen betont, da es sich nicht auf die Israeliten beziehen msse,
sondern z. B. auf nomadische Gruppen aus Transjordanien. Siehe ferner zu J. A. Wilson
Anm. 142 und 216.
bereits von Beginn der Diskussion an durch G. Maspero bezweifelte
Anschauung, die cprw seien ein Volk, grundstzlich in Zweifel gezogen
wird und sich auch von dieser Seite die soziologische Auffassung ankn-
digt, die bereits durch B. Landsberger und J. Lewy fr die Diskussion ber
die lJabir entscheidend geworden war."
Nach den Texten von Nuzisollten die syllabischen und keilalphabeti-
schen Texte aus Ugarit auch fr die Diskussion ber sprtu neue Aspekte
bringen. Denn 1939 wurden Texte bekannt, aus denen unmittelbar hervor-
ging, da lJabiru im Ug. mit cpr geschrieben wird." In bereinstimmung
mit gyptisch 'prwund hebr. 'ibn war somit cgegenber dem 1J in lJabiru als
ursprnglich sowie der dritte Radikal r weiterhin fr alle Schreibungen als
gesichert erwiesen.
Eine Reihe von Gelehrten wollte in ug. cpr die originale Schreibung
erblicken, die einerseits zeige, da die gyptische Schreibung von cprw mit p
gleichfalls dies besttige und sich daraus ergebe, da auch lJabiru durch die
Schreibung lJapiru zu ersetzen sei." Es erschien nun folgerichtig hebr. sibri
von lJapiru abzuleiten" oder ganz aus der Diskussion ber cprw = babir
auszuscheiden. R. WeiH (1874-1950)91 leitete z. B. aus ug. cpr ab, da das
sem. 'pr hchstwahrscheinlich mit cprw identisch sei." Dagegen knnten
ug. cpr und hebr, cibnwegen des pib-Wechsels nicht gleichgesetzt werden.
Es ergebe sich deshalb cprw = spr = bapiru *'ibri.
93
.
A. H. Gardiner (1879-1963)94 hielt dagegen fest, da kein Zweifel
darber bestehen knne, da die cprw mit den lJabir der Amarna-Texte
identisch seien und da der Name dem spteren hebr. Wort cibri entspre-
ehe." Diese These hat dann R. A. Caminos erneut aufgegriffen und noch
deutlicher artikuliert. Er vertritt zwar noch die ethnische Auffassung der
babir, gelangt aber doch zu einer schrferen Erfassung des mit cprw-cibri
gestellten Problems, indem er zwischen den Wrtern 'prw und ibri sowie
den Menschengruppen der vprtu und Hebrer unterscheidet. Denn
R. A. Caminos schreibt zu 'prwfolgendes: "This ethnic name appears as cpr
87 Siehe Anm. 69-70; Kap. 3 zu Anm. 62-64.66-78.
88 Siehe Kap. 4 zu Anm. 1.
89 Siehe Kap. 4 zu Anm. 15.
90 Sieh Kap.4 zu Anm.34.
91 W. D. Dawson - E. P. Uphill, 1972
2
, 300.
92 R. Weill, Les 'prw du Nouvel Empire sont des Habiri des textes accadiens; les ljabiri
(exactement ljapin) ne sont pas des Hebreux, RE 5 (1946), 251.
93 R. Weill, RE 5 (1946),251-252.
94 W.D.Dawson - E.P. Uphill, 1972
2
, 111-112.
95 A.H.Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica. Text. Vol. I, 1947, 184 Anm.1. Diese
Formulierung drfte im Sinne von A. Gardiner, Egypt of the Pharaos. An Introduction,
1961, 203, zu korrigieren sein, wo er erklrt, da noch vor einigen Jahren mit Selbstver-
stndlichkeit behauptet worden sei, die 'prw seien mit den Hebrern des Alten Testaments
identisch gewesen, da diese Ansicht aber dann von fast allen Wissenschaftlern aufgegeben
worden sei.
32
Die 'prw der gyptischen Texte
Forschungsgeschichtliche Aspekte zu 'prw = babir = sibrim in der gyptologie 33
in Ugaritic and lfabiru in the "Amrnah letters and other cuneiform
sources, and though it may correspond to the later term 'ibn, 'Hebrew', it
does not seem at all likely that the cpr-people met with in Egyptian texts
should be identical with the Hebrews. "96
hatte sich auch die berzeugung durchgesetzt, da die
,?rw sicher mit den babir zu identifizieren sind, die Frage cprw = 'ibri
Jedoch am besten davon abgekoppelt wird. Der Ansicht A: Alts97 drfte
hierin E. Edel ohne Abstriche gefolgt sein) wobei er besonders betont da
das gyptische 'prw auf babir zurckzufhren ist." '
Im Rahmen der Diskussion ber die babir, die anllich der Zusam-
der internationalen Vereinigung der Assyriologen im Jahre 1954
11;1 stattfand, hat G. Posener darauf hingewiesen, da die gyptische
'pr ber die urspr?-gliche Form des zweiten Radikals p/b keine
EntscheIdung zulasse. Der wirkliche Wert des gyptischen 'pr liege im
ersten Buchst.aben'. Denn Schreibung habe schon vor der Entdeckung
ug. Schreibung cpr gezeigt, da lfBR aus der Diskussion auszuscheiden
sel.
99
Aus den Belegen ergebe sich der Eindruck, da die cprw am Rande der
Gesellschaft gelebt htten, sie seien aber normalerweise keine Beduinen
gewesen.lOG In gypten selbst seien die 'prwaus uns unbekannten Grnden
als solche weiterhin benannt und von anderen Fremden unterschieden
worden. 101
. Die bereits seit der Arbeit von J. A. Wilson102 innerhalb der gyptolo-
gie beachtete Wandlung vom ethnischen zum soziologischen Verstndnis
der babir wird von G. Posener ohne Einschrnkungen auch fr die
Deutung der 'prw iibernommen.t"
Eine ausfhrliche Errterung des cprw-babiru-'ibrt-Problems bietet
auch y.r. Er bezieht von Anfang an in seine Betrachtung auch die
Hebraer mit ein. Sowohl der Anklang des Wortes babiru an den Namen der
Hebrer als auch ihr Auftreten, das an das der Hebrer bei ihrer Land-
96 R. A. Caminos, Late-Egyptian Miscellanies, 1954,494.
97 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 293, Anm.2.
98 E. Edel, Die Stelen Amenophis' II. aus Karnak und Memphis, ZDPV 69 (1953),170-171;
in: TGI, 1968
2,35,
schreibt hierzu folgendes: Das gyptische Wort beruht auf der
Ubernahme des akkadischen ch/'apiru.; siehe auch Anm.265. Kurz vorher haben
B. Grdseloff und Ch. Kuentz noch auf Grund der Stele aus Beth Schean die Identifikation
der babir mit den 'ibrim gefordert, siehe B. Grdseloff, Une stele scythopolitaine du roi
Sethos Ier, EtEg 2 (1949),26-28.32.
99 G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 165.
100 G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 174.
101 G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 175.
102 Siehe Anm. 77-86.
103 Vgl. dagegen noch zu Anm. 95-96.
104 W.HeIck, Beziehungen, 19712,486-490; ders., TLZ 97 (1972),181.
nahme erinnere, habe diesen Begriff in der Diskussion stark in den Vorder-
grund geschoben. Wo die cprw unter syrischen Verhltnissen erwhnt
werden, bezieht W. Helck auch die babir in die Diskussion ein, die
sprachlich nicht von den 'prw zu trennen seien.lOS Die Erwhnung der
babir in den Texten aus Mri, Alalal; und Ugarit zeige, da die Idee, die
der Vorstellung vom babiru zugrunde liege, die des Flchtlings sei, der
seinen bisherigen Lebenskreis verlasse, Banden bilde, aber sich auch verdin-
gen knne. Dabei mge B. Landsbergers Definition Fremdling, der die
Grenze berschritten hat, die Bedeutung wieder zu sehr einengen, wh-
rend A. Alts Annahme, da von dem Auftreten der lJabir auf schwere
soziale Strungen im inneren Gefge Syriens und Palstinas geschlossen
werden msse, zu weit gehe.!" Es gehre zu den Mglichkeiten der
damaligen Gesellschaft, bermchtigem Druck jeglicher Art dadurch aus-
zuweichen, da man sich aus der Gesellschaft entfernte und in die freie
Steppe oder ins Ausland gegangen sei. Dabei habe man sich entweder einer
freien Gesellschaftsordnung an einer dafr bestimmten Stelle anschlieen
knnen - dies sei bei den habir in Nuzi der Fall- oder man sei mit ihr als
Sldnertruppe in eine geregelte Verbindung getreten oder man habe sich
ganz von allen gesellschaftlichenBeziehungen getrennt
gebildet. Ausgehend von der primren Bedeutung Flchtling, htten SIch
die Sekundrbedeutungen Ruber bzw, Sldner entwickelt. In den
Amarnabriefen erschienen sie als die natrlichen Feinde der Stdter und
besonders der Stadtfrsten, da unzufriedene Elemente immer die Unter-
sttzung der Ruberbanden erhielten. Andererseits beziehe sich aber nicht
jede Nennung der SA.GAZ bzw. babir in den Amarnabriefen auf diese
Ruberbanden, sondern es werde blich, jeden Gegner zunchst erst einmal
dadurch zu diskreditieren, da man ihn als Ruber bezeichne.l" Dabei
liege darin immerhin der Wahrheitskern, da die hauptschlichsten Trup-
pen auch der Stadtfrsten aus angeworbenen Ruberbanden bestanden
htten. Diese Bande lieen sich auch im Alten Testament noch klar
erkennen (jdc 11,1ff. - Jephtah und seine Leute; jdc 9,4 - Abimelek; I Sam
22 - Geschichte Davidsj.!"
Aus all diesen Angaben und Vergleichen zeige es sich also, da wir
unter den habir nicht ein besonderes Volk zu verstehen htten, sondern
eine soziale Schicht, eben die Freibeuter und Ruber, die
sich nicht mehr in die bestehende Gesellschaftsform einordnen wollten.
Ihre Gefhrlichkeit zeige sich auch darin, da Sethos 1. gegen sie-eine
regelrechte Schlacht gefhrt habe. Da sie als eine Gesellschaftsschicht
empfunden worden seien, ergebe sich wohl aus der Beuteliste Amenophis'
105 W. HeIck, Beziehungen, 19712, 487.
106 W. HeIck, Beziehungen, 19712, 488.
107 W. HeIck, Beziehungen, 19712, 488-489.
108 W. HeIck, Beziehungen, 19712, 489.
109 W.Helck, Beziehungen, 1971
2,489-490;
ders., TLZ 97 (1972),181.
110 W. Helck, Beziehungen, 19712,490.
111 G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 165.
112 Wb I, 1926, 180-181.
113 W. Helck, Beziehungen, 19712, 490.
114 W. Helck, Beziehungen, 19712, 490.
l1S R. Giveon, Hapiru, 1977, 952.
116 R. Giveon, Hapiru, 1977,952.
117 R. Giveon, Hapiru, 1977, 952.
H., die nach Nennnung der Frsten und ihrer Brder anscheinend die
soziale Rangordnung von unten her angehe mit spn, Beduinen, Hurritern
und Nuhasse-Leuten.
Da 'die babir, wenn sie als Sldner verwandt worden seien, als
Futruppen eingesetzt worden seien und nicht als Wagenkmpfer, bildeten
sie in gypten dann ebenfalls die Infanterie. Wenn also im ramessidischen
gypten 'prwerwhnt wrden, so seien dies nicht unbedingt die Ruber
aus dem syrisch-palstinischen Gebiet, sondern im gyptischen Vokabular
bedeute dann prw Infanterie.'?'
b das Wort sibrim Hebrer damit zusammenhnge, ist nach
W. Helck noch heftig umstritten."? Es hnge dabei zum Teil auch davon ab,
wie das Wort babiru konsonantisch genau zu schreiben sei: Die Lesung
bapiru beruhe allein auf der Schreibung sprm in Ugarit, da die akkadische
Schreibung wegen der Doppeldeutigkeit des Zeichens BI nicht sicher sei.
Aber auch die gyptische Schreibung pr sei, wie G. Posener gezeigt habe'",
nicht eindeutig. Auerdem sei hier unbedingt daran zu denken, da das
echt gyptische Wort pr Abteilung!" eingewirkt haben knnte.!" Es sei
sicher richtig darauf hingewiesen worden, da die Israeliten sich Fremden
gegenber meist als 'ibrim bezeichnet htten oder von den Fremden so
genannt worden seien. Und da apriori anzunehmen sei, da sich bei der
Landnahme}abir-Banden an die Israeliten angeschlossen htten, sei viel-
leicht die Ubernahme dieses Wortes durch die Israeliten verstndlich,
wobei die Bezeichnung womglich volksetymologisch als 'ibri der von
jenseits (des jordans) verstanden und verndert worden sei. Nur in dieser
Weise sei also eine Verbindung zwischen den babir und den 'ibrim
gegebenenfalls herzustellen. Sicher sei aber, da die babir der Amarna-
briefe noch nicht mit den Israeliten zu identifizieren seien.!"
Auf die Beziehungen zwischen den 'prwund den babir sowie sibrim
Hebrern kommt auch R. Giveon zu sprechen.!" Er geht offensichtlich
von der Identitt der 'prwmit den babir aus.:" Die mglichen Beziehun-
gen zu den sibrim, den Hebrern der Bibel, seien umstritten.!" Aus den
gyptischen Dokumenten ergebe sich eine gemeinsame Sonderstellung der
babir = sprto, die sich selber in Sklaverei verdingten oder als Sldner
dienten, allgemein eine Gruppe am Rande der Gesellschaft. Stammesorga-
nisierung werde nicht erwhnt, noch wiesen die Personennamen auf
2.2. Belege fr 'prw
Die Belegstellen fr 'prw liegen gesammelt (und kommentiert) bei
G. Posener'", J. Bottero'" und R. Giveon'" vor, so da dadurch frhere
Zusammenstellungen ersetzt oder ergnzt werden.!"
118 R. Giveon, Hapiru, 1977, 953.
11. R. Giveon, Hapiru, 1977, 953-954.
120 R. Giveon, Hapiru, 1977, 954.
121 Nach der Besprechung der Belegefr 'prw (2.2.) wird dieses Problem nochmals aufzugrei-
fen sein (2.3.).
122 G.Posener, Textes egyptiens, 1954, 165-172.
123 j.Bottero, Habiru, 1972/75,21, Nr.236-249; ders., DHA 6 (1980), 212f.,. Anm.2, mit
Hinzufgung von Nr. 250 (Ostrakon von Strasbourg). Zu diesem Ostrakon siehe Anm. 50.
124 R. Giveon, Hapiru, 1977, 953-954.
125 Siehe u.a.: H.J.Heyes, Bibel und gypten, 1904, 146-157; B.Gunn, AASOR 13, 1931/
32. 1933, 38-39 Anm. 93; J. A. Wilson, AJSL 49 (1934/33), 275-280; Grdseloff, EtEg 2
(1949),22-24; T.Sve-Sderbergh, OS 1 (1952),5-9; A. de Buck, De Hebreeen in Egypte,
1954,3-9; M.Greenberg, The Hap/piru, 1955, 19. 55-57, M.P.Gray, HUCA 29 (1958),
163-165.
gemeinsame Abstammung hin.!" Im Gegensatz zu. den Belegen,
die habir als Gruppe erscheinen, stehe ein demotischer Papyrus m WIen
(D6278-89 + 6698 + 10111). Denn dort werde neben vier anderen
Lndern auch sybr Ibrim erwahnt.!" Dieser rmisch.en Zeit
gehe wahrscheinlich auf die Perser-Zeit. zurck und eme
des Begriffes im Sinne eines geographischen und ethnischen Inhaltes, die
dem Ausdruck 'rs b-brjm Land der Hebrer (Gen 40,15) entspreche.
Diese Auffassung' des Begriffes ,ibri in manchen Bibelstellen beruhe auf
historischen Erinnerungen, welche die Patriarchen, etwas ungenau, dem
Lebensstil und der gesellschaftlichen Stellung der babir anglichen. In der
Bibel werde 'ibri gerne gebraucht, wenn vom Umgang mit Fremden
Rede sei. Bezeichnungen wie Israel, im internationalen Umgang wenig
blich, wrden durch den bekannteren Begriff babir ersetzt. Reminiszen-
zen an gewisse Gemeinsamkeiten des frhen Israel mit den babir gingen
hier zusammen mit dem Willen, den Dialog Israels mit den Vlkern, vor
allen gypten, zur Zeit Josephs und des.Exodus
Zusammenfassend drfte vorlufig festzuhalten sem, da die von
F.]. Chabas seit 1862 vorgetragene ethnische Deutung der 'prw und deren
Identifikation mit den Hebrern durch die nachfolgende Entdeckung der
keilschriftlichen und keilalphabetischen Dokumente ber die babir und
'prm sowie durch die soziologische Deutung der babir langsam und
grundstzlich gleichfalls durch ein soziologisches Verstndnis der 'prw
ersetzt wurde. Untrennbar mit diesem Vorgang ist die Annahme der
Gleichung babir = sprm = 'prw verbunden. Gleichzeitig gewinnt der
Eindruck an Boden, da die babir = 'prwvon den sibrim Hebrern ganz
zu trennen sind.!"
35
Belege fr 'prw
I
Die 'prw der gyptischen Texte 34
3*
36 Die cprw der gyptischen Texte
I
Belege fr cprw
37
Die ltesten' gyptischen Erwhnungen der sprt, die als Winzer ttig'
sind, kommen nach T. Sve-Sderbergh aus den Grbern 39 und 155 in
Theben.:" Fr das Grab 155 nimmt er fr cprw die Schreibung-:C:}[)]jl I I
an.
127
Sowohl diese als auch die spru: von Grab 39, die mit n} Iwiedergege-
ben werden'", sieht er als identisch mit den babir der akk. Texte und den
cprm von Ugarit an. Diese zwei Beispiele seien die ersten Belege aus
Agypten und den westlichen Gebieten des Vorderen Orients und seien die
einzigen bildliehen Darstellungen derselben.!" Die Differenz in der Schrei-
bung erklrt T. Sve-Sderbergh so, da in Grab 39 das fremde Wort eher
so geschrieben werde wie sein gyptisches Homonym (= cprwSchiffsmann-
schaft; Wb I, 181), als da ein gut bekanntes gyptisches Wort wie ein
fremdes Wort in Grab 155 wiedergegeben werde."? Er datiert die Belege ins
15.Jh. v. Chr.?'
G. Posener hlt es auf Grund anderer Berichte ber Arbeiter fr
mglich, da die cprw der Grber 39 und 155, die Wein herstellen, Fremde
(Asiaten, Semiten) sind.:" Er meldet jedoch insoweit Bedenken an, als der
Beleg von Grab 155 auf Grund einer Textrestitution gewonnen sei, die an
Hand einer alten Kopie vorgenommen wurde, und da im Grab 39 die sprt
gyptisches Aussehen htten sowie ihr Name wie gyptisch cpr Schiffs-
mannschaft'" geschrieben sei. Diese Schreibung finde man in den sicheren
Belegen fr cprw dann nicht mehr. Die Belege fr cprW aus den thebanischen
Grbern seien deshalb mit Vorsicht aufzunehmen.P' Sowohl J. Bottero'" als
auch R. Giveon'" nehmen beide Stellen als Belege fr sprto auf.
Die lteste allgemein anerkannte syllabische Schreibung findet sich in
der Gefangenenliste Amenophis' 11. (1428-1402).137 Die cprw werden
1U T. Sve-Sderbergh, The cprw as Vintagers in Egypt, OS 1 (1952), 5-7; ders., Four
Eighteenth Dynasty Tombs, 1957, 17.
127 T.Sve-Sderbergh, Four Eighteenth Dynasty Tombs, 1957, 17.
128 T.Sve-Sderbergh, Four Eighteenth Dynasty Tombs, 1957, 17.
129 T.Sve-Sderbergh, Four Eighteenth Dynasty Tombs, 1957, 17; ders., OS 1 (1952), 7,
bemerkt zu den Bildern, da sie enttuschend seien. Er schreibt: "The figures in tomb
No.39 are quite conventional, and those of No. 155 are also stereotyped and rather
sketchy, so that no conclusions can be drawn with regard to the ethnic type of the men."
130 T. Sve-Sderbergh, OS 1 (1952), 6-7.
131 T. Sve-Sderbergh, OS 1 (1952), 7; R. Giveon, Hapiru, 1977,953.
132 G.Posener, Textes egyptiens, 1954, 166.
133 Siehe Wb 1,1926,181,6-8.11.
134 G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 167, kommt deshalb zu folgendem Ergebnis Ces
remarques n'eliminent pas les deux exemples des tombes thebaines, mais elles incitent ala
prudencer; E. Edel, in: TGI, 1968
2
, 34-36, verzichtet auf diese Belege; W. He1ck, Bezie-
hungen, 1971',486, schreibt: Wir haben also vielleicht diese Beleggruppe auszuscheiden.
135 J.Bottero, Habiru, 1972/77,21, Nr.236-237.
136 R. Giveon, Hapiru, 1977, 953.
137 A.M.Badawi, Die neue historische Stele Amenophis' Il., ASAE 42 (1943), 1-23;
W. He1ck, Urkunden der 18. Dynastie, 1955, 1309, 1; J. Bottero, Habiru, 1972/75, 21,
1
!
J
zusammen mit anderen Gefangenen aufgefhrt: Groe von Syrien 127,
Brder von Groen 179, cprw 3600, lebende SJsw 15020, Hurriter 36300,
Nuhasse-Leute 15070, ihre Angehrigen 30652; zusammen 89600
Leute. 138
Der hier vorliegende Beleg fr die cprw ist der lteste gyptische Beleg,
der die babir = cprw auerhalb gyptens bezeugt.!" Aus ihrer
nach den mariannu'" in Pap. Harris I 31,7-8
141
und der Stellung 10 dieser
Liste nach den Frsten und Brdern der Frsten wird geschlossen, da
sie nicht als ethnisches Element, sondern als soziale Gruppe gelten, die man
sich als zu Fu kmpfende Landsknechte vorzustellen haben werde.!"
In der kleineren Bet-Schean-Stele Sethos' I. (1290-1279) wird von
Kmpfen gegen die cprw
l 43
nrdlich der Stadt berichtet.!" Der Bericht
lautet: ... die cprw des Gebirges von Zrmt und Tjr [...] bedrngen
andauernd die Asiaten (c'm) von Rhm.}}145
Diesem Bericht wird zu entnehmen sein, da lokale Auseinanderset-
zungen unter den Stadtstaaten Mittelpalstinas die gypter zum Eingreifen
Nr. 238; R. Giveon, Hapiru, 1977, 953; E. Edel, ZDPV 69 (1953), 170 Anm.116, bemerkt
zu der ganz ungewhnlichen Schreibung cprw, da es sich sicherlich um eine Zeichenum-
setzung fr cprw (mit Andeutung des vokalischen Auslauts u durch w wie in 'rntw fr
Arantu Orontes) handle.
[38 W. Helck, Urkunden der 18. Dynastie. bersetzung zu den Heften 17-22, 40; ders.,
Beziehungen, 1971', 486-487; siehe auch E.Edel, Die Stelen Amenophis' II. aus Karnak
und Memphis mit dem Bericht ber die asiatischen Feldzge des Knigs, ZDPV 69 (1953),
135-136.167-173; ders.; in: TGI, 1968
2,35,
A; J.A. Wilson, in: ANET, 1969
3,247
mit
Anm.47; G.Posener, Textes egyptiens, 1954, 167.
139 E.Edel, ZDPV 69 (1953),170 Anm.116.
140 AHw, S. 611: mari(j)annu eine Kriegerkaste; CAD Mll, 281-282: mariannu chariot
driver,
141 Siehe Anm. 149.
142 E.Edel, ZDPV 69 (1953), 170-171; G.Posener, Textes egyptiens, 1954, 167, hlt es
dagegen nicht fr mglich, aus der Stellung der cprw innerhalb der Aufzhlung entnehmen
zu knnen, ob sie eine soziologische Gruppe oder ein Ethnikon darstellen. Dagegen hat
A. M. Badawi, Die neue historische Stele Amenophis' 11., ASAE 42 (1943), 22, aus der
Liste gefolgert, da die cprw im uersten Sden lokalisiert wrden und damit das Volk der
Hebrer bezeichnet werde und dadurch die These A.Jirkus ber die Hebrer (siehe Kap.
7.2.2.) besttigt werde. J.A.Wilson, in: ANET, 1969" 247 Anm.47, belt es bei der
Bemerkung, da die cprw eine von anderen Leuten unterscheidbare Einheit seien.
143 cprw ist mit dem Determinativ des Kriegers versehen, siehe E. Edel, ZDPV 69 (1953), 171
Anm.117; K. A. Kitchen, Ramesside Inscriptions, 1975, 16, 10, mit Fragezeichen.
144 K.A.Kitchen, Ramesside Inscriptions, 1975, 16,9-11; j.Bottero, Habiru, 1972/75, 21
Nr.239; R.Giveon, Hapiru, 1977,953; siehe auch W.F.Albright, BASOR 125 (1952),
24-32; G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 168 (Z. 10); W. He1ck, Beziehungen, 1971
2
,
487; A.J. Spalinger, The Northern Wars of Seti I. An Integrative Study, JARCE 16 (1979),
32.
145 K.A.Kitchen, Ramesside Inscriptions, 1975, 16, 10-11; E.Edel, in: TGI, 1968
2
, 35;
J.A. Wilson, in: ANET, 1969', 255 mit Anm.2; A.J.Spaiinger, JARCE 16 (1979),32.
38 Die cprw der gyptischen Texte
Belege fr cprw
39
gezwungen hatten, Von einer Einwanderungswelle von cprw
l 46
spricht der
Text kaum, so da dem Vorschlag A. Alts, in ihnen Gruppen von !Jabir zu
sehen, die in diesem Gebiet angesiedelt waren, am ehesten zuzustimmen
sein wird. 147
In der Erzhlung ber die Einnahme von Joppe (Pap. Harris 500
verso, col. 1-3) wird berichtet, da man Pferde versorgt, damit sie nicht
ein spr [stiehlt
148].149
Aus diesem Text ist nur zu erschlieen, da es im
Gebiet von Joppe einen cprgegeben hat. Es bleibt demzufolge unsicher, ob
die Gegenwart des cprin die Zeit Thutmosis 111. (1479-1425)150 zu datieren
ist oder an den Anfang der 19. Dynastie, in der dieser Text entstanden ist.!"
Wenig lt sich auch ber die cprw dem Turiner Papyrus Nr.1940,
recto Page 1,9
152
entnehmen. Der aus dem 13.Jh. v, Chr, stammende
Bericht'" ber Unternehmungen Thutmosis III.154 in Asien in der ersten
Hlfte des 15.Jh. v. Chr. enthlt das Wort cprwin einem stark beschdigten
Kontext.!"
146 W. Helck, Die Bedrohung Palstinas durch einwandernde Gruppen am Ende der 18. und
am Anfang der 19.Dynastie, VT 18 (1968), 477-479, nimmt an, da cprw in diesem
Dokument die einwandernden Stmme bezeichne, nicht mehr die babiru. Mit der Erwh-
nung Israels auf der Stele des Merenptah werde die alte Fiktion der unruhestiftenden cprw
in diesem Gebiet fallen gelassen und der Name des einbrechenden Stammes genannt.
B. Grdseloff, Une stele scythopolitaine du roi Sethos Ier, EtEg 2 (1949), 26-28. 32, hat die
cprw dieses Dokumentes erneut mit den Hebrern identifiziert.
147 A. Alt, Neue Berichte ber Feldzge von Pharaonen des Neuen Reiches nach Palstina,
ZDPV 70 (1954), 62-75; ders., WO 2 (1954/9. 1956),242 Anm.L
148 Die Ergnzung ist unsicher, siehe G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 168-169; E. Edel, in:
TGI, 1968
2
, 35; W.Helck, Beziehungen, 197t>, 487.
149 Transkription, A. H. Gardiner, Late-Egyptian Stories, 1932, 82-85; bersetzung, G. Le-
febvre, Romans et contes egyptiens de l'epoque pharaonique, 1949, 125-130; E.Edel, in:
TGI, 1968
2,35
... La die M[rjn die Pferde] hineinbringen, damit ihnen Futter gegeben
werde, oder ein cpr soll gehen (...)>>; J.A. Wilson, in: ANET, 1969
3,22,
mit Anm.4.
150 J. von Beckerath, Ein Wunder des Amun bei der Tempelgrndung in Karnak, MDIK 37
(1981),44-49.
151 G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 169; R. Giveon, Hapiru, 1977, 953, lt es gleichfalls
offen, ob die Nachricht ber den cpr zum historischen Kern der Erzhlung gehre oder zu
den Ausschmckungen des ramessidischen Erzhlers.
152 G. Botti, A Fragment of the Story of a Military Expedition of Thutmosis III to Syria
(P. Turin 1940-1941), JEA 41 (1955), 65 mit Anm.3. G. Botti bemerkt zur bersetzung
von cprw mit workmen folgendes: In viewof the defectivestate of the papyrus it seems
better to render cprw thus, as in Wb. I, 181, without attempting to see here a reference to
the Hebrews.; j.Bottero, Habiru, 1972/75,21, Nr.241; R.Giveon, Hapiru, 1977; 953;
siehe ferner G.Posener, Textes egyptiens, 1954, 169; W.Helck, Beziehungen, 197t>, 487.
153 G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 169; G. Botti, JEA 41 (1955),65, datiert den Papyrus
in die 20. Dynastie.
15< G. Botti, JEA 41 (1955),65.
155 Das Wort cprw kommt hier vielleicht innerhalb einer Aufzhlung vor, siehe G. Posener,
Textes egyptiens, 1954, 169.
In zwei hieratischen Texten aus der Zeit Ramses' 11. (1279-1212), die
als Briefe anzusprechen sind, werden die cprw gleichfalls erwhnt. Es sind
dies die Texte, die F.J. Chabas zur Identifizierung der cprwund der sibrim
veranlat haben.!" Im ersten Dokument Pap, Leiden 348 verso col. 6,6
157
werden die cprwmit Transport von Steinen fr einen Tempel besch.ftigt. Es
wird deshalb befohlen, sie mit Proviant zu versorgen. Der Bnef lautet
folgendermaen: Eine andere Botschaft an meinen Herrn: Ich habe den
Brief empfangen, den mein Herr mit folgendem Inhalt an <mich> gesandt
hat: <Gib Getreideproviant den Leuten des Heeres und den sprur, welche fr
M
158 S' . h 159
den groen Pylon von <... Ramses rarnun- en.. .
Im Pap. Leiden 349
160
behandelt der Briefschreiber eine ahnhche
Situation. 161
Papyrus Harris I, 31,8
162,
der in die Mitte des 12.Jh.s zu datieren ist'" ,
enthlt eine Liste von Geschenken Ramses' 111. (ca. 1186-1155) an den
Tempel des Atum in Heliopolis. Als Siedler in einer Militrkolonne auf
gyptischem Boden werden sie entsprechend der Rangordnung nach
Wagenkmpfern, Frstenkindern und den marijannu als letzte aufge-
156 Siehe Anm. 6.
157 A.H.Gardiner, Late-Egyptian Miscellanies, Bruxelles 1937, 134 (= Vs. 6,6); j.Bonero,
Habiru, 1972/75,21 Nr.242; R.Giveon, Hapiru, 1977, 953.
158 Unvollstndig erhaltener Name eines Gebudes, siehe E. Edel, in: TGI, 1968
2
, 35 Anm.4.
159 R.A.Caminos, Late-Egyptian Miscellanies. London 1954,491; siehe auch G.Posener,
Textes egyptiens, 1954, 169; E.Edel, in: TGI, 1968
2,35.
160 C. Leemans, Aegyptische Hieratische Papyrussen van het Nederlandsche Museum van
Oudheden te Leiden, 1853/62, Taf.56: Papyrus Leiden I 349, b7; j.Bottero, Habiru,
1972/75,21, Nr.243; R.Giveon, Hapiru, 1977, 953; G.Posener, Textes egyptiens, 1954,
169-170 mit Anm. 6; siehe auch R. A. Caminos, Late-Egyptian Miscellanies. London 1954,
493.
161 Prof. J. von Beckerath stellte mir dankenswerter Weise folgende bersetzung zur Verf-
gung: Der Schreiber Ony-Jmn erfreut seinen Herrn, den Wagenlenker des Marstalls des
Ramses-Miamun, Hwy. (Mgest du sein) in Leben, Heil und Gesundheit. Ich schreibe
[dies], um Iheinen Herrn zu informieren. Etwas anderes, das meinen Herrn erfreut,
nmlich: ich habe gehrt, was mir mein Herr geschrieben hat, sagend: Kmmere dich um
die Leute, die vor mir sind. Nicht werde ich den Tadel meines Herrn veranlassen. Etwas
anderes zu sagen, nmlich: die Pferde meines Herrn sind in sehr gutem Zustand. Ich gebe
ihnen tglich Getreide. Etwas anderes zu sagen, nmlich: ich habe gehrt, was mir mein
Herr geschrieben hat, sagend: Gib die Rationen den Leuten von der Truppe und den Aperu
(geschrieben die ausbeuten (lit.: herausziehen) den Steinbruch des Re fr den Re
des Ramses-Miamun im Sden von Memphis. Gut sei [Deine] Gesundheit!; siehe ferner
R. A. Caminos, Late-Egyptian Miscellanies. London 1954, 491; zl;lr Beschreibung der
cprw-Leute durch R. A. Caminos (a. a. O. 494) siehe zu Anm.96; G. Posener, Textes
egyptiens, 1954, 170; R.Giveon, Hapiru, 1977,953. .
162 W. Erichsen, Papyrus Harris I, 1933, 36; J. Bottero, Habiru, 1972/75,21, Nr. 244; R. GI-
veon, Hapiru, 1977,953.
163 G.Posener, Textes egyptiens, 1954, 170; W.Helck, Beziehungen, 197t>, 487.
40 Die cprwder gyptischen Texte
Belege fr cprw
41
fhrt.>' Der Text lautet: ... Wagenkmpfer, (auslndische) Frstenkin-
der, mrjn, cpr und die Leute der Siedlung, die sich dort befindet, 2093
Kpfe. 165
An der groen Expedition Ramses' IV. (1155-1149) ins Wadi Hamma-
mat sind 800 cprw beteiligt.:" Sie werden beim Transport von Steinen nach
The?en beschftigt.:" Es werden 800 cprw
168
aufgezhlt, deren Zuordnung
zu emer erwhnten greren Einheit umstritten ist.!"
An diese Dokumente ber die Verwendung von cprw bei Steinarbeiten
schliet auch das Ostrakon Strasbourg H 187 + H 183 + H 192 an.
170
Wenig Schlssiges ergibt sich aus dem Eigennamen pg_cpr.
l7l
G. Posener zieht in seine Betrachtung auch Ortsangaben ber ein
Klein-pr und Gro-cpr ein, das Thutmosis In. erorbert hat. 172 Diese
Ortsnamen wren nur als Belege fr cprw = gabir zu werten, falls sie z. B.
dem ug. gib cprm
173
vergleichbar wren. G. Posener stellt diese Ortsangaben
wegen der Vieldeutigkeit von p und r nicht zu den Belegen fr cprw.
174
M. Noth
175
und W. Helck'" s ~ t z e n fr gyptisches cpr sem. -pl an.
164 E. Edel, in: TGI, 1968
2
, 35-36; J. A. Wilson, in: ANET 1969
3
, 261 mit Anm. 9.
165 E.Edel, in: TGI, 1968
2
, 35-36;J.A. Wilson, in: ANET, 1969
3,261
mit Anm.9.
166 J. Couyat - P. Montet, Les Inscriptions hieroglyphiques du Ouadi Hammmt, 1912,
Nr.12, Z. 16f.; L. Christophe, La stele de l'an III de Ramses IV au Oudi Hamrnmt
(no. 12), BIFAO 48 (1949), Plate 1,17; j.Bottero, Habiru, 1972/75,21, Nr.245; R. Gi-
veon, Hapiru, 1977, 953.
167 L.Christophe, BIFAO 48 (1949),20-21; E.Edel, in: TGI, 1968
2
, 36.
16. L. Christophe, BIFAO 48 (1949),24, bestimmt die cprwfolgendermaen: Il semble s'agir
de prisonniers de guerre d'origine asiatique specialisesdans Ies durs travaux du transport ct
de la construction des monuments, depuis la XIX
e
dynastie.
169 L.Christophe, BIFAO 48 (1949), 21, bersetzt: 800 Aperou de Ja tribu de <ny.t;
G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 171: cpr.w des arcs des Cnt (ou plutt, je crois, inr: 800
hommes; E. Edel, in: TGI, 1968
2
, 36 mit Anm. 6, bersetzt 800cprder Stmme der cnt
und bemerkt hierzu Oder cnr? Unbekannter Stammesname mit Determinativen fr
Auslnder.; W. Helck, Beziehungen, 197F, 487, spricht davon, da 800 cprw von der
Truppe der cnt beteiligt seien.
170 Das Ostrakon, das von G. Posener identifiziert wurde, ist verffentlicht bei H. Cazelles,
The Hebrews, 1973, 15; siehe auch R. Giveon, Hapiru, 1977, 953; J. Bottero, DHA 6
(1980), 211f. Anm.2, wo dieser Text unter Nr.250 an die Liste in RlA 4,1972/75 21
angefgt wird. ' ,
171 Siehe G.Posener, Textes egyptiens, 1954, 171-172. 175; j.Bottero, Habiru, 1972/75,21,
Nr.248.
172 G.Posener, Textes egyptiens, 1954, 172;J.Bottero, Habiru, 1972/75,21, Nr.248.
173 Siehe Kap.4 zu Anm.24-25.
174 G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 173.
175 M. Noth, ZDPV 61 (1938),49, vermerkt, da man an das hebr. cpiAnschwellung denken
knne - aber ohne Sicherheit.
176 W. Helck, Beziehungen, 197F, 131.
Eine Reihe von gyptischen Personennamen enthalten ein semitisches
theophores Element mit cpr an erster Stelle: cpr-Baal, 'P":Reschef, cpr-EI. 177
Mehr als fnfzehn Namen dieses Typs sind fr die Zeit vom 19. bis zum
12.Jh. v. Chr. belegt. Die Alternativen, die bei der Wiedergabe von p und r
zu bercksichtigen sind, lassen eine Zuordnung dieser Namen zu sprtu
kaum ZU.
178
W. F. Albright trennt diese Namen gleichfalls von cprw.
179
Besondere Aufmerksamkeit verdient ein demotischer Papyrus in Wien
(D 6278-89 + 6698 + 10111).180 Der Text stellt eine Kopie dar, die um 200
n. Chr, hergestellt wurde und auf ein babylonisches Vorbild zurckgeht,
das zwischen ca. 625 bis ca. 482 v. Chr. Agypten erreicht hat.!" Innerhalb
einer Reihe von Lndernamen wird auch -ybr oder ybr aufgefhrt.!" Aus
der Stellung von eybr oder ybr in der Liste neben grty Kreta, eymr
Amurru, ISwr Assur und Kmy Agypten hat R. A. Parker geschlos-
sen, da cybr (oder ybr)>> (Das Land der) Hebrer bezeichne.!" Diese
Angaben stimmten genau mit dem berein, was fr die letzte Hlfte des
ersten Jt.s zu erwarten sei.!".
R. Giveon hat aus diesen Angaben des Wiener Papyrus geschlossen,
da der Begriff cprw eine Entwicklung im Sinne eines geographischen und
ethnischen Inhalts aufweise, die dem Ausdruck 'r? hcbrjm Land der
Hebrer (Gen 40,15) entspreche.!"
Diese Deutung von eybr und dessen direkter Anschlu an cprw drften
jedoch problematisch sein. Da in der Zwischenzeit. die gabir und cP.rw aus
der Geschichte seit Jahrhunderten verschwunden sind'", kann cybr nicht als
In G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 172-173; J. Bottero, Habiru, 1972/75,21, Nr.249.
17. G.Posener, Textes egyptiens, 1954, 173; vgl. jedoch [.Bottero, Habiru, 1972/75, 21,
Nr.249.
179 W. F. Albright, Northwest-Semitic Names in a List of Egyptian Slavesfrom the Eighteenth
Century B. c., JAOS 74 (1954), 225.233, leitet das Element cprin diesen Namen von eperu
I verkstigen, versorgen (AHw, S.223; CAD E, S.190) ab. Siehe zu eperu in.PNN die
Angaben in AHw, S.223: eper I G2; CAD E, S.190: eperu b. W.F.Albright, YGC,
1968, 66 Anm.49, schliet sich R. Borger an und bersetzt cpr-Bel nicht mehr mit
Fosterling of Baal, sondern mit Dust (on which) Baal (Treads). Entgegen W. F.
Albright leitet M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 1972, das Element cprin PNN von babiru =
cprab und fordert einen by-sense servant, J.Lewy, Origin and Significationof the Biblical
Term -Hebrew- HUCA 28 (1957),10-12, befrwortet eine bersetzung von cprin PNN
mit Stranger.
180 R. A. Parker, A Vienna Demotic Papyrus, 1959,2.
181 R.A.Parker, A Vienna Demotic Papyrus, 1959, 1.30.
182 R. A. Parker, A Vienna Demotic Papyrus, 1959, 7, 56 s. v. cybr Hebrew.
183 R. A. Parker, A Vienna Demotic Papyrus, 1959, 7.
184 R. A. Parker, A Vienna Demotic Papyrus, 1959, 7.
185 R.Giveon, Hapiru, 1977, 954.
1'6 Siehe Kap. 3 zu babiru; G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 173, datiert die Belegefr cprw
in die Zeit vom 15. bis zum 12.Jh. v. Chr.
42
Die eprw der gyptischen Texte
Belege fr eprw 43
eine weiterentwickelte Form von eprw in Betracht kommen. Es liegt deshalb
eher nher, da in den Papyrus ein Wort aufgenommen wurde, das in
p e r s i s c ~ e r Zeit blich geworden war und damals zur Bezeichnung des
WohnsItzes der Hebrer (= Juden) diente. eybr wird deshalb nicht von
!Jabir = sprt, sondern von eibn abzuleiten sein. Es entfllt deshalb
grundstzlich jede Mglichkeit, von eibn und eybr her an historische
Erinnerungen der biblischen Schriftsteller beim Gebrauch von eibrf in den
Berichten ber Josephs und Israels Aufenthalt in gypten zu denken.:"
NachD. B. Redfordentspricht der Lndernameeybrdemhebr. Ausdruck
'rrhebrjm (Gen 40,15) und gebe einen Hinweis auf die spte Entstehung der
josephsnovelle.!" Er datiert ferner den Papyrus in die Saitenzeit (ca.
664-500 v. Chr.).189 R.J. Williams identifizierte dagegen eybr mit akk. eber
(nri).I90 Dieser Vorschlag strt jedoch die Reihenfolge der Lnder 191 und
bringt eymr Amurru und -ybrzu eng zusammen.!"
Die Probleme, die sich aus den mglichen Beziehungen zwischen den
geographischen Bezeichnungen eybr und ' r ~ hebrjm Land der Hebrer
(Gen 40,15) ergeben, sind im Rahmen der Behandlung der josephserzh-
lung zu besprechen.t? In diesem Zusammenhang ist jedoch hervorzuheben,
da die geographische Bezeichnung eybr in mehrfacher Hinsicht von gr-
ter Bedeutung fr die Geschichte der Wrter eprw und eibrf ist. Sollte
R. A. Parker mit der Vermutung Recht haben, da in col. IV,10 Darius
genannt wird'", dann wre der 22. Mrz 482 v. Chr. als oberste Grenze
gegeben.:" Da in frherer Zeit eybr als Lndername oder im archaischen
Sprachgebrauch der offiziellen Dokumente unbekannt war'", haben wir
hier einen neuen bezeugt.:"
187 Vgl. R. Giveon, Hapiru, 1977, 954.
188 D. B. Reford, The Land of the Hebrews in Gen XL 15, VT 15 (1965), 529-532; ders., A
Study of the Biblical Story of joseph, 1970,201-203.
189 D. B. Redford, VT 15 (1965), 531; ders., A Study of the Biblical Story of Joseph, 1970,201.
M. Weippert, Landnahme, 1967, 93-94 Anm.7, lehnt diese Datierung ab, da sie nicht
einfach aus dem Vorkommen der Ausdrcke pJnsw der Knig bzw. pJnsw kmy der
Knig von gypten abgeleitet werden knne. Diese Fortnulierungen knnten nach
M. Weippert Transponierung von akk. iarr (bzw. LUGAL) der anzunehmenden babylo-
nischen Vorlage ins gyptische sein.
190 R.J. Williams, JNES 25 (1966), 69 Anm.1.
191 Siehe Anm.183.
192 M. Weippert, Landnahme, 1967,93-94 Anm, 7, bemerkt, da sich dann oybr geographisch
mit eymr stiee.
193 Siehe Kap. 5.2.2.
I" R.A.Parker, A Vienna Demotic Papyrus, 1959,21. 30.
195 R. A. Parker, A Vienna Demotic Papyrus, 1959, 30.
196 D. B. Redford, A Study of the Biblical Story of Joseph, 1970, 201-202 mit Anm. 3.
197 D. B. Redford, A Study of the Biblical Story of Joseph, 1970, 202.
Sollte ferner die Deutung von smr!Jt sbrtt als jdisches Harz durch
B. Ebbell zutreffen, dann lge ein weiterer Beweis fr diesen Sprachge-
brauch aus ptolemischer Zeit vor.!"
Anhand dieser Belege ergibt sich somit notwendig eine Trennung in
die Belege fr eprw und eybr (ebrtt), die durch eine groe Zeitspanne
voneinander zu unterscheiden sind. Diese zeitliche Differenz erlaubt wohl
kaum den Schlu, da eybr eine unmittelbare Fortsetzung von eprw dar-
stelle. Es liegt vielmehr nher, an eine ganz neue Entwicklung zu denken,
die ihren Ursprung in eibrf hat. Es wre demnach grundstzlich zwischen
sprui; das von !Jabiru-epr abzuleiten ist, und eybr, das mit eibnin Beziehung
steht, zu unterscheiden.
Fr die Gleichung !Jabir = eprw sprechen auch zwei Briefe aus Kmid
el-Lz, die ein gyptischer Herrscher nach Kumidi gesandt hat. In den
Briefen KL 69:277,6 und KL 69:279,7 wird von den LUmd SA.GAZ.ZA
a-bu-ur-ra gehandelt.I.. Der Auftrag, den der Pharao in vgleichlautender
Form an Zalaja von Damaskus und an "Abdi-milki in Saza'ena erteilt,
betrifft den Austausch von !Jabir, die in Stdten Nubiens angesiedelt
werden, nachdem der Pharao einen Teil der Bevlkerung dieser Stdte
weggefhrt hatte. Das dem Sumerogramm beigegebene a-bu-ur-ra drfte
als Glosse zu verstehen sein, die die gyptische Aussprache von ept(=!Ja-
biru) wiederzugeben versucht.f" Durch die Verwendung des Silbenzeichens
b/pU
201
bleibt unklar, ob in gypten neben eprw auch ein sbr denkbar war.
Sollte letzteres zutreffen, dann wrde auch von dieser Seite her deutlich,
da von der Schreibung eprw her keine Schlsse fr eine Schreibung !Japiru
gegenber !Jabiru ins Treffen gefhrt werden knnen.
Inwieweit die von Wangstedt angekndigten demotischen Belege das
Bild ber die eprw ergnzen werden, bleibt abzuwarten.".
Das bedeutsamste Ergebnis drfte sein, da die Hauptgruppe der
Belege fr eprw von der ersten Hlfte des 15.Jh., sicher aber etwa 1430, bis
zur Hlfte des 12.Jh. v. Chr. reicht.r" Davon abzuheben ist die Bezeugung
von eybr Hebrer in einem demotischen Papyrus in Wien, der frhestens
198 B. Ebbell, Die gyptischen aromatischen Harze der Tempelinschriften von Edfu, Acta
Orientalia 17 (1939), 96.110-111; D.B.Redford, A Study of the Biblical Story of Joseph,
1970, 201-202.
199 D. O. Edzard, SBA 7,1970,55-57, nimmt an, da es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um
denselben Text handle, nur die Empfnger seien verschieden; J. Bottero, Habiru, 1972/75,
20, Nr.204-205.
'00 O.Loretz, ZU LU.MES SA.GAZ.ZA a-bu-ur-rain den Briefen vom Tell Kmid el-Lz,
UF 6 (1974), 486.
201 W. Rllig - W. von Soden, Das akkadische Syllabar, 1967', Nr.213.
202 Siehe hierzu vorlufig T. Sve-Sderbergh, OS 1 (1952), 8 Anm.9; M. Greenberg, The
Hab/piru, 1955, 57.
'03 G.Posener, Textes egyptiens, 1954, 173.
44
Die eprw der gyptischen Texte Ergebnisse und Perspektiven der Diskussion ber spno = kabir = cprm = sibrim 45
in die persische Zeit zu datieren sein drfte. Es wird spter noch eingehend
zu untersuchen sein, inwieweit dieses grundstzlich durch eine erhebliche .
zeitliche Spanne getrennte gytische Material geeignet ist, das Vorkommen
von. cibri in der zu beleuchten und dessen historische Deutung zu
erleichtern.>' Da die ersten Belege fr die cprw zeitlich mit dem Einsetzen
der gyptischen Zge nach Asien unter Thutmosis III. (1479-1425)205
zusammenfallen, ergibt sich die Frage, ob die cprw anfnglich als Kriegsge-
fangene nach Agypten gebracht wurden.
Hierin drfte der Wahrheitskern jener Deutungen zu suchen sein, die
die cprw bzw. Israeliten generell zu Kriegsgefangenen erklrten und damit
jedoch die Hypothesen von hebrischen Stmmen'" oder israelitischen
verbunden haben.t" H. R. Hall fordert, auch noch nach dem Exodus mit
kriegsgefangenen cprw aus Israel in gypten zu rechnen.s"
.. ?a auch noch gewaltsame Methoden wie z. B. Deportation
fur die Verpflanzung nach Agypten in Frage kommen, zeigen die in Kmid
el-Lz gefundenen Briefe des Pharao.?" Es wird deshalb offen bleiben
mssen, ob gabir = cprw auch auf dem Wege der Einwanderung oder
Infiltration nach gypten gelangen konnten.
2.3. Ergebnisse und Perspektiven der Diskussion ber die Gleichsetzung
cprw = gabir = sprm = cibrim
. von F.]. Chabas seit 1862 eingeleitete Auseinandersetzung ber
die Gleichsetzung der cibrim Hebrer der biblischen Berichte ber den
Aufenthalt Israels in gypten mit den cprw gyptischer Dokumente war
von Anfang an mit philologischen, historischen und biblischen Problemen
204 Siehe Kap. 7.
205 Siehe Anm. 150.
206 W. N. Groff, Lettre aM. Revillour sur le nom de Jacob et de joseph en egyptien, REg 4
(1885), 95-101. 146--151, postuliert, da unter Thutmosis III. die Stmme Jakob und
]oseph als Kriegsgefangene nach Theben gebracht worden seien. Bis zu Mose, der unter
Ramses 11. geboren sei, htten sich diese Kriegsgefangenen dann zu zwlf Stmmen
vermehrt. Siehe zu W. N. Groff auch H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979,
185 Anm. 11; 187.
207 J. V. Prsek, On the Question of Exodus, ET 11 (1899/1900),205--208.251-254. 319-322.
503-507, StmmeJoseph und Jakob seien nach der Schlacht von Megiddo als
Knegsgefangene in Agypten angesiedelt worden, whrend Juda, Ascher und Simeon in
Palstina geblieben seien (a, a. 0., S.402-403. 503-507). Der Einbruch der habir und
SA.GAZ nach Palstina, der in den Amarnabriefen beschrieben werde, erfolge nach dem
Abzug der israelitischen Stmme nach gypten (a. a. 0., S.403).
208 H.R.Hall, PEFQSt 1925,118.
209 Siehe Anm.199.
belastet. Die Diskussion wurde deshalb auch innerhalb der gyptologie
nur teilweise mit ausschlielich gyptologischen Argumenten gefhrt.
Der mgliche Zusammenhang der cprw mit der Welt Syrien-Palstinas
wurde dann iri ein neues Licht gerckt, als in den Briefen aus Amarna
Nachrichten ber die gabir zugnglich wurden. Von diesem Zeitpunkt an
war neben die Gleichung cprw = cibrim noch die weitere cprw = gabir zu
stellen. Die Erforschung der cprw sollte von diesem Moment an nicht nur
von der Vermehrung der Belegstellen fr cprw abhngen, sondern zu einem
wesentlichen Teil auch von den weiteren Erkenntnissen ber die habir.
Das Abrcken von einer ethnischen Deutung der gabir der
Assyriologie sollte sich ebenso auf die gyptologie auswirken wie der
gleichzeitige bergang zu einem soziologischen Verstndnis derselben.
Im einzelnen drfte festzuhalten sein, da die Auffassung, die bereits
F.]. Chabas vorgetragen hatte, die eprw stellten ein Volk, eine Nation oder
eine Rasse dar'", inzwischen ganz aufgegeben werden mute. Nachdem
F.]. Chabas die cprw mit den sibrim identifiziert hatte, war die Bestimmung
der cprw als Ethnikon eine notwendige Folge dieser Beweisfhrung, die
dann auch auf die spter entdeckten gabir Syrien-Palstinas sowie anderer
Keilschriftdokumente bertragen wurde.": Erst durch die zahlreichen
Belege ber die gabir in den Texten aus Nuzi wurde ein grundlegender
Wandel in dieser Auffassung mglich. Der Agyptologe ]. A. Wilson hat
durch Aufnahme der assyriologischen Diskussion dann auch auf gyptolo-
gischer Seite ab 1933 eine Vernderung der Anschauung ber die cprW
bewirkt.t" Seitdem hat sich auch in der Agyptologie die Auffassung der
Assyriologen, die in den cprw eine soziologisch zu bestimmende Gruppe
sehen'", durchgesetzt.t" Nur noch vereinzelt wird die ethnische Deutung
vorgetragen."
In der gyptologie drfte jetzt allgemein als anerkannt gelten, da die
cprw mit den gabir gleichzusetzen sind.!" Durch die Herkunft von cprw
210 F.J. Chabas, Note, 1873, 375--376: ... la nation du peuple etranger nomme Aperiou...
Tenant desormais pour bien dementre que les Aperiouetaient une race semitique.
2ll Siehe Kap. 3.
212 Siehe Anm. 85-104.
213 Siehe Kap. 3.
214 Siehe z.B. E.Edel, ZDPV 69 (1953), 170-171; G.Posener, Textes egyptiens, 1954,
173-175; W.He1ck, Beziehungen, 1971',489; R. Giveon, Hapiru, 1977, 952.
215 Siehe z.B, J. von Beckerath, Tanis und Theben, 1951, 53. 68; E.Otto, Der Weg des
Pharaonenreiches, 1966
4
, 164; R.J. Williams, Egypt and Israel, 1971', 258-259; ders.,
gypten und Israel, in: TRE 1, 1977,493, zurckhaltender.
216 A.H.Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica, 1947, 184 Anm.l; T.Sve-Sderbergh,
OS 1 (1952),5--9; E.Edel, ZDPV 69 (1953), 170-171; ders., in: TGI, 1968
2
, 35, stellt
ausdrcklich fest, da das gyptische Wort cprio auf der bernahme des akkadischen
!Jabiru beruhe; R.A.Caminos, Late-Egyptian Miscellanies, 1954,491; G.Posener, Textes
egyptiens, 1954, 163. 172; J. A. Wilson, in: ANET, 1969
3,22
Anm. 2; 261 Anm.9.
46 Die cprw der gyptischen Texte Ergebnisse und Perspektiven derDiskussion ber cprw = kabir = cprrn = sibrim 47
akk. babir = ug. sprm
aus Syrien-Palstina, von Berichten ber cprw in Syrien-Palstina und die
cprw als Fremder besteht in der gyptologie Einmtig-
die Gleichung cprw = babir. Dadurch wird die alte Fixierung auf
die Gleichung cprw = cibrfm aufgehoben und eine ganz neue Fragestellung
mglich:
217 W. Helck, TLZ 97 (1972), 181, hlt an der These von einer entflohenen Arbeiterabteilung
als der Keimzelle des spteren Israel und damit auch an der Historizitt des Aufenthalts
Israel in gypten unter den erwhnten Einschrnkungen fest. Er verbindet damit die
weitere Hypothese, da cibri von der gyptischen Bedeutungsvariante der kabir = cprw-
Bezeichnung abzuleiten sei. Siehe zu dieser These W. Helcks auch H. Engel, Die Vorfahren
Israels in gypten, 1979, 189-190.
218 Siehe Anm.210.
21. F.J. Chabas, Hebraeo-Aegyptiaca II, 1873, 304; ders., Note, 1873, 375-376; G. Ebers,
Durch Gosen zum Sinai, 18812, 76; H.J. Heyes, Bibel und gypten, 1904, 150-151.
220 F.J.Chabas, Hebraeo-Aegyptiaca II, 1873, 304; H.J.Heyes, Bibel und gypten, 1904,
151-152.
zn Siehe zu den verschiedenen Ttigkeiten und Verwendungen der cprw unter Kap.2.2.
zzz Siehe bereits zu den Einwnden von G. Maspero und A.A. Eiseniohr Anm. 31-40; A. Mal-
Ion, Les Hebreux en Egypte, 1921, 64 Anm.2, begrndet z, B. hiermit gleichfalls seinen
energischen Widerspruch gegen die These von F.J. Chabas.
. Es wird zu untersuchen sein, ob diese Beziehungen in erster Linie als
mgliche Verbindungen zwischen den Wrtern allein zu verstehen sind
von der welche sozialen oder ethnischen
hiermit verbunden sem knnen.!"
Die Bestimmung der cprw als einer Nation oder eines fremden Vol-
kes'" wa: innerhalb der Hypothese der Gleichung cprw = cibrim insoweit
alsallen Uberlegungen die Anschauung zugrundelag, das Volk
Israel sei aus Agypten ausgewandert. Die traditionelle Deutung der bibli-
schen 9uelle? wurde somit von F.J. Chabas direkt auf die cprw bertragen.
Eine weitere Besttigung fr die Gleichsetzung cprw = cibrfm konnte
man anfangs auch in der Art der Beschftigung der cprw bei Bauarbeiten-"
und der reichlichen Verpflegung der Bauarbeiter sehen.i" Mit dem
Anwachsen der Belegstellen und der Auswertung der Ttigkeiten der cprw
wurde auch dieses Argument wertlos.f"
. Die Identifikation der cprw mit dem aus gypten fliehenden Volk der
sibrim Is.raeliten setzte grundstzlich in bereinstimmung mit
dem biblischen Bericht voraus, da alle cprw = sibrim das Land am Nil
verlassen haben.t" Auf den Einwand, da auch noch nach dem von
223 F.J. Chabas, Recherehes pour servir al'histoire de la XIXme dynastie, 1873, 174.
224 F.J. Chabas, Melanges egyprologiques, Iere Serie (1862), 53-54; Dieses Argument bemht
G. Ebers, Durch Gosen zum Sinai, 18812,506; H.J. Heyes, Bibel und gypten, 1904, 156,
schreibt hierzu: Da die letzteren [= cprw = cibrirn] sich zu einer bedeutenden Anzahl
vermehrt hatten [= Ex 12,37], war es leicht mglich, da ein kleiner Bruchteil von ihnen im
Pharaonenland zurckblieb, wenn auch das Gros der Juden der Aufforderung des Moses
folgte und das Land der Knechtschaft verlie ... das ist eine Erscheinung, die stets bei der
Auswanderung eines Volkes wahrgenommen wird und derer, als einer fr die Entwicklung
des iraelitischen Volkes nicht weiter in Betracht kommenden Angelegenheit das Alte
Testament nicht Erwhnung zu tun braucht. hnlich auch F. Hommel, Die altisraelitische
berlieferung, 1897, 259; C. F. Burney, The Book of Judges, 1920
2
, CXIV Anm. 2.
225 Siehe z. B. K. Miketta, Der Pharao des Auszuges, 1903, 54-55; A. Mallon, Les Hebreux en
Egypte, 1921,64 Anm.2.
226 G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 165.
227 Siehe Anm.50 zu W.M.Mller.
228 G. Ebers, Durch Gosen zum Sinai, 18812, 505-506; H.J. Heyes, Bibel und gypten, 1904,
149, schreibt: Diese Beispiele belehren uns, da dem semitischen b auf gyptischer Seite
wenigstens in manchen Fllen nicht ein ... <b, entsprach, das eine sehr weiche Aussprache
hatte, sondern ein schrferer Laut ... <bp, oder ... <bpa, oder .. <p' und da es deshalb
durchaus nicht regelwidrig wre, wenn die gypter sibrim durch peru wiedergegeben
htten.; P. C. Labib, Die Herrschaft der Hyksos in gypten und ihr Sturz, 1936, 14-15;
A. H. Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica, 1947, 184 Anm. 1; ders., Egypt of the
Pharaos, 1961,203, bemerkt dagegen zu cprw folgendes: ,..a few years ago it was
confidently asserted that these peoples were identical with the Hebrews of the Old
Testament, but this is now denied by all but a few scholars.; T.Sve-Sderbergh, OS 1
(1952), 9.
F.J. Chabas vorausgesetzten Exodus unter Ramses II.223 die Anwesenheit
von cprw in gypten nachweisbar sei, antworteten er und seine Anhnger,
da von einem auswandernden Volk immer einige Elemente zurck-
blieben.i".
Auch diese Erklrung wurde als vllig ungengend und in Wider-
spruch zu den biblischen Aussagen abgelehnt."
Wenden wir uns nochmals dem Kern der Hypothese F.J. Chabas', der
Gleichung cprw = sibrim, zu. Von den jetzt zur Verfgung stehenden
Schreibungen babiru und cpr her gesehen ist sicher, da die Elemente c und r
von ihm richtig erkannt wurden.t" Von ihnen aus gesehen lag es nahe, cprw
und cibrim miteinander in Verbindung zu bringen. Die von hbr sich
vereinigen her argumentierenden Gegner F. J. Chabas' haben deshalb
einen falschen Weg beschritten.:"
F. J. Chabas hatte sich bereits mit dem Einwand auseinanderzusetzen,
da die Differenz der Schreibung von p und b gegen eine Gleichsetzung von
cprw und sibrim spreche. Die Anhnger F. J. Chabas' suchten den Wider-
spruch gleichfalls mit dem Argument zu entkrften, da die anderen
Beispiele gyptischer Schreibung semitischer Fremdwrter diese Differenz
erlaubten.?"
\i
hebr. sibrim
,/
g. spru:
48 Die eprw der gyptischen Texte
Ergebnisse und Perspektiven der Diskussion ber eprw = babir = sprm = sibrtm 49
Die vor allem von H. F. K. Brugsch'" verfolgte Argumentation, gyp-
tisches eprw setze ein sem. epr voraus, wurde mit etymologischen, bibli-
schen und geographischen Gesichtspunkten verbunden, die sich als wenig
berzeugend erwiesen haben. Denn es drfte als allgemein anerkannt
gelten, da der etymologische Ansatz epr rtlich sein zur Klrung von
eprw = lJabir = sprm nichts beitrgt. Unter dem Eindruck der neuen
Information der Amarna-Briefe ber die lJabir drfte H. F. K. Brugsch
seine Hypothese dann selbst aufgegeben haben."?
Von W. F. Albright wurde sodann aus der gyptischen Schreibung
cprw gefolgert, da sie ein sem. -pr voraussetze.>' In der keilalphabetischen
Schreibung epr aus Ugarit erblickte er dann eine Besttigung fr diese
These.t" Die Schreibung eibri wird in dieser Deutung auf epr zurckge-
fhrt.?" .
Dem Argument von W. F. Albright, da wegen g. eprw und ug.
epr anstelle des bisherigen akk. lJabiru die Schreibung lJapiru zu treten
habe'", pflichtete u. a. auch R. Weill bei.
23
' Er leitete dagegen aus der Differenz
der Schreibungen ab, da eibri von eprw = sprm = lJapir ganz zu trennen
sei.236
Eine abwgende Stellungnahme nimmt G. Posener ein. Er schreibt
hierzu folgendes: Le p correspond d'habitude au p semitique, mais on
trouve parfois le p representant un b, et cela se produit generalement quand
ce best suivi ou precede d'un r/l, comme c'est le cas dans epr.237
W. Helck ergnzt diese Darlegung G. Poseners noch mit dem Hin-
weis, da hier unbedingt daran zu denken sei, da vielleicht das echt
gyptische Wort epr Abteilung!" eingewirkt habe.:"
229 Siehe zu H. K. Brugsch, ]. Lieblein und A. Wiedemaim die Anm.43-48.
230 Siehe Anm. 44.
231 W.F.Albright, BASaR 77 (1940),32-33, betont, da er seit 1930 die Schreibung bapiru
gefordert habe. Er schreibt: Incidentally, I have maintained that cuneiform lja-bi-ru
should be read lja-pi-ru and equated with a Canaanite "Apiru (= Egypt. sa-pi-ir, eA-pi-ru)
since about 1930.
232 W. F. Albright, BASaR 77 (1940), 32-33.
233 W.F. Albright, BASaR 77 (1940), 77, schreibt hierzu folgendes: I is still quite possible
that Heb. *e/br (Eber) stands for "e/pr (which is found in the Bible as the name of the
Midianite tribe Epher, if the Massoretic vocalization is correct), from eApir (just as Can,
milk, 'king', stands for older malik. Spter hat W.F.Albright (YGC, 1968,66) dann die
Etymologie eapiru dusty bernommen.
234 Siehe Kap. 4 zu Anm. 15.
235 R. Weill, RE 5 (1946), 251-252.
236 R. Weill, RE 5 (1946), 252; zur Kritik an R. Weill siehe T. Sve-Sderbergh, OS 1 (1952), 9
knm.5.
237 G. Posener, Textes egyptiens, 1954,165.
238 Siehe Anm. 67.
239 W. Helck, Beziehungen, 197F, 490.
1
Von Anfang an hat F.J. Chabas seine philologische Gleichung spru: =
eibrim mit historischen Argumenten abgesttzt."? Auch die anderen Vertei-
diger dieser Auslegung haben in der hnlichkeit der Arbeiten und Verpfle-
gung bereinstimmungen gesehen, die in ihrer Gesamtheit fr eine Identi-
tt der sprt mit den eibrim der Bibel sprchen."! Auch das in diesem
Zusammenhang aus der Ausfhrung von Bauarbeiten unter Ramses 11.
abgeleitete Datum des Auszugs hat sich gleichfalls nicht bewhrt.?"
Da diese historische Argumentation, die auf einem unkritischen Ver-
gleich biblischer und gyptischer Texte aufbaute, aufgegeben werden
mute'", sind wir wieder allein auf die philologische Beweisfhrung in
Sachen eprw-eibrim zurckverwiesen. Es bleibt dabei offen, inwieweit von
einer neuen philologischen Fragestellung her wieder ein Zugang zum
Historischen mglich wird.
Wenn die Gleichung eprw = lJabir = sprm = -ibrim den Ausgang
bildet, dann gilt es festzuhalten, da in ihr allein die Schreibungen cprw,
sprm und sibrimals sichere Aussagen - die erste allerdings mit Vorbehalten,
da offen bleibt, ob eprw auf ein sem. ebr bzw. epr zurckgeht - anzusetzen
sind Denn bislang konnte .nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden, da
wir anstelle von lJabiru von der Schreibung lJapiru auszugehen haben.?" Die
Gleichung eprw = eibrim bleibt jedoch weiterhin ber die Brcke lJabiru =
ug. epr mglich. Trotzdem kann sie nicht mehr im Sinne F.J. Chabas'
verstanden werden. Denn seine Hypothese, da in dem Wort eprw der
Volksname eibrim enthalten sei, von der H.J. Heyes meinte, da sie noch
immer eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit besitze'", bedarf jetzt folgen-
der Formulierung: Sowohl eprw als auch eibri sind mit ug.. epr und
keilschriftlich lJabiru in Beziehung zu setzen. Aus der Gleichsetzung der
Wrter eprw und eibri knnte jedoch erst dann auf eine Identitt der damit
bezeichneten Menschen geschlossen werden, wenn der biblische Wortge-
brauch mit dem gyptischen als identisch erwiesen wre. Die Gegner
F. J. Chabas' haben zu Recht gesprt, da er von seinen traditionellen
Anschauungen ber die Bibel her einem Kategorienfehler'" erlegen war.
Ihre eigenen Fehlschlsse und das mangelnde gyptische, keilschriftliche
und keilalphabetische Material ber die sprt, sprm und lJabir ermglichten
es andererseits noch nicht, der im wesentlichen doch zutreffenden Einsicht
240 F.]. Chabas, Les Hebreux en Egypte, Melanges egyptologiques, Iere Serie (1862), 42-54.
241 H.]. Heyes, Bibel und gypten, 1904, 150. 158; T. Sve-Sderbergh, OS 1 (1952), 9, meint
z. B. The plausibility of the equation can only be judged on historical grounds.
242 Siehe H.Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 17-177, zu den verschiedenen
Datierungen des Exodus.
243 Wb I, 1926, 181: 7-8.
244 Siehe hierzu Kap. 3 und 4.
245 H.].Heyes, Bibel und gypten, 1904, 158.
246 Siehe Kap. 7.3.
4 Loretz, Ijabir-Hebrer
50 Die cprw der gyptischen Texte Ergebnisse und Perspektiven der Diskussion ber cprw = babir = sprm= sibrim 51
F.J.Chabas' ber einen Zusammenhang zwischen den Wrtern cprw und
cibri differenziert gerecht zu werden.
Die vom Beginn der Diskussion an gestellte Forderung nach einer
Kombination von philologischen und historischen Argumenten besitzt
weiterhin Gltigkeit. Fraglich ist nur, ob die biblischen Aussagen ber die
cibrim in gypten als historische Angaben zu werten sind. Aus den
gyptischen Texten ber die cprw lassen sich jedenfalls keine Hinweise
hierfr entnehmen.
Aus dem Gesamtverlauf der Diskussion drfte deutlich geworden
sein, da die Voraussetzung der ganzen berlegungen zum Verhltnis
zwischen den cprw und den cibrim Hebrern eine biblische Problematik
darstellt. Diese wiederum grndet in der ,traditionellen Uberzeugung, da
das Volk Israel in der von der Bibel berlieferten Weise oder in einer
anderen Form - die biblische Berichterstattung wird in diesem Fall von den
Elementen der Sage und des Mythos gereinigr" oder als sptere Aus-
schmckung und Bearbeitung von ganz kleinen Erinnerungssplittern ver-
standen'" - in gypten gewesen sei. Die hnlichkeiten der Schreibungen
und des Lautbestandes von cprw und cibri wurden dann als willkommene
Besttigungen fr diese Hypothese aufgegriffen.
Die von F. J. Chabas initiierte philologisch-historische Identifikation
der cprw mit den cibrim hat sich jedoch als undurchfhrbar erwiesen, Denn
das Gesamtbild, das die biblischen Schriften ber die sibrim in Agypten
entwerfen, lt sich mit den Aussagen der gyptischen Texte ber die cprw
weder sachlich noch zeitlich zur Deckung bringen. Auf bibelwissenschaftli-
cher Seite fehlt jede Mglichkeit, den von der Bibel her geforderten Exodus
der Hebrer aus gypten zu datieren oder als historisches Ereignis nachzu-
weisen. Dies steht wiederum in Einklang mit der Notwendigkeit, die
biblischen Berichte, die von den cibrim handeln, in die exilisch-nachexili-
sehe Zeit zu datieren.t" Wenn das letzte gyptische Zeugnis fr die cprw in
der Mitte des 12.Jh. v. Chr, anzusetzen ist2
50
, ergibt sich eine Zeitdifferenz
von mindestens sechs Jahrhunderten zwischen den gyptischen und bibli-
schen Belegstellen."!
247 Siehe zu W. Spiegelberg und A. H. Gardiner Anm. 3.
248 W. Helck, Beziehungen, 1971', 580; siehe auch R. Giveon, Hapiru, 1977, 954.
24. Siehe Kap. 5.8.
250 G. Posener, Textes egyptiens, 1954, 173.
251 W. Helck, Beziehungen, 1971', 580-581, ist deshalb grundstzlich zuzustimmen, wenn er
betont, da es sich bei den biblischen Erzhlungen ber Abrahams Aufenthalt in gypten
(Gen 12,10), die Josephsgeschichte und die Moseerzhlung nicht um berlieferungen aus
dem gypten des 2.Jt.s handle, sondern um Texte aus spterer Zeit. Sie seien auf keinen
Fall fr das Bild gyptens etwa in der Ramessidenzeit zu benutzen, sondern hchstens fr
die Betrachtung der Vorstellungen, die man etwa um 700 Y. ehr. in Israel von gypten
gehabt habe. Abgesehen von der zu frhen Datierung dieser biblischen Erzhlungen (siehe
Von der groen zeitlichen Differenz zwischen den biblischen und
gyptischen Texten her werden nicht nur die abweichenden Darstellungen
der cprw und der cibrim in den Texten erklrt, sondern auch die Unter-
schiede in Schreibung und Lautbestand von cprw und sibri. Da diese
Verschiedenheit auf zeitlich und historisch getrennten Entwicklungen
beruht, zeigt auch die Erkenntnis, da cprw direkt von akk. gabiru - ug. cpr
abzuleiten ist. Die anfangs von F. J. Chabas und seinen Anhngern gefor-
derte Ansicht, cprw sei als Wiedergabe von cibri zu deuten, erweist sich
somit gleichfalls als gegenstandslos.
Obwohl F.J. Chabas und seine Anhnger ein biblisch-gyptologisches
Pseudoproblem geschaffen haben, gebhrt ihnen doch das Verdienst, auf
eine Worthnlichkeit hingewiesen zu haben, die es sowohl philologisch als
auch historisch zu erklren gilt.
Die Identifizierung der cprw (= gabir) mit den biblischen sibrim stt
jetzt innerhalb der gyptologie auf erhebliche Widerstnde und drfte
insgesamt als undurchfhrbar angesehen werden. Sie gilt zumindest als
umstritterr'", als vllig offen oder unwahrscheinlich/
53
Die lange Reihe der
Skeptiker unter den von G. Maspero an findet hier ihre
Besttigung. Auch jene Agyptologen sind hier zu erwhnen, die zwar einen
Aufenthalt Israels in gypten grundstzlich annehmen, aber dann die
Hebrer der biblischen Erzhlungen ber gypten doch den mythischen
oder legendren Zgen der Bibel zurechnen.t"
Gegenstandslos drfte auch der Versuch sein, zwischen den cprw,
Hyksos, gabir und cibrim einen Zusammenhang herauszustellen." Denn
auch dieser Vorschlag ging noch von einem ethnischen Verstndnis der
Kap.5) hlt W. Helck insoweit noch an frheren Anschauungen ber die Historizitt
derselben fest, als er mit spteren Anschauungen und Bearbeitungen ganz kleiner Erinne-
rungsspliner rechnet, die er z. B. bei Joseph in der Erinnerung an einen Palstinenser, der
in gypten Macht erlangte sieht oder bei Moses in dem einzig wirklich berlieferten
Ereignis, nmlich der Flucht aus gypten. Noth habe recht, da eine Gruppe kanaani-
scher Arbeitssklaven entflohen sei, die die Erschtterung dieses wider Erwarten geglckten
Versuches dann dem Nomadenstamm mitgeteilt habe, dem sie sich angeschlossen htten.
Da der Fhrer dieser Abteilung - nach gyptischer Sitte ein Vorarbeiter aus der Gruppe
der Sklaven selbst - in den gyptischen Akten Msw geheien habe, sei sehr wahrscheinlich;
doch damit sei der Ansatzpunkt der Moseerzhlung, soweit er fr gypten in Frage
komme, erschpft. Siehe auch W.Helck, TLZ 97 (1972), 178-182. Es drfte selbst
gegenber dieser zurckhaltenden Beurteilung zu betonen sein, da weder aus den
gyptischen noch den spten biblischen Quellen Grnde ersichtlich sind, die es erlaubten,
mit Erinnerungen irgendwelcher Art zu arbeiten.
252 R. J. Williams, gypten und Israel, 1977, 493; siehe auch E. Drioton - J. Vandier,
L'Egypte, 19624, 409.414.416.420, die die babir-cprw noch als Nomaden ansehen.
253 Siehe Anm. 66; Anrn.95.
254 Zu W. Spiegelberg siehe Anm.61-63.
255 M.Pieper, Zum Hyksos-Problem, OLZ 28 (1925),417-419.
4*
52 Die cprw der gyptischen Texte Ergebnisse und Perspektiven der Diskussion ber cprw = kabir = cprm = vibrim 53
babiru
256
und deren unkritischer Gleichsetzung mit den Hebrern und
Hyksos'" aus.
Innerhalb der gyptologie wurde auch die ausschlieliche Bestim-
mung der cprw als Gefangener aufgegeben;" Denn es hat sich gezeigt, da
bei Bercksichtigung des gesamten gyptischen und keilschriftliehen Mate-
rials diese Deutung zu eng gefat ist.
259
256 M.Pieper, OLZ 28 (1925),418.
257 Siehe zur Hyksos-Frage M.Bietak, Hyksos, Ld 3, 1980, 93-103, wo die kabir im
Zusammenhang mit den Hyksos nicht mehr erwhnt werden. Siehe ferner H. Engel, Die
Vorfahren Israels in gypten, 1979, 191-196 (Exkurs VI. Hyksos und Vorgeschichte
Israels) der zu folgendem Ergebnis gelangt: Die Hypothese einer historischen Verbindung
der Hyksos mit den Vorfahren Israels stellt sich schlielich als nicht stichhaltig begrndet
und unwahrscheinlich heraus.
258 Siehe zu Anm.205--209.
259 H.Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 187-190 (Exkurs V. Die Vorfahren
Israels als Kriegsgefangene in gypten), bietet eine Zusammenfasung der Diskussion. Er
bespricht die Hypothesen von W. N. Groff (1885), J. V. Prsek (1899/1900), H. R. Hall
(1925), J. A. Wilson (1932/33), W. Helck (Beziehungen, 1971', 581; ders., VT 18 (1968),
480 Anm. 1; ders., TLZ 97 (1972), 178-182), S. Herrmann (Israels Aufenthalt in gypten,
1970; ders., Geschichte Israels, 1973) und G. E. Mendenhall (The Tenth Generation, 1973).
W.Helck (TLZ 97 [1972],178-182) sieht in den Vorfahren Israels in gypten nicht eine
einkassierte Beduinen(s5sw)gruppe (a. a. 0., 180), sondern eine Gefangenenabteilung
heterogener ethnischer Zusammensetzung aus wohl vorwiegend sdpalstinischen Noma- '
den(s5sw)stmmen (a. a. 0.,180). Am BergeJahwes habe sich die geflohene Arbeiterabtei-
lung mit ihren Erinnerungen in einen Bund Israel integriert (a. a. 0., 180--181).
S. Herrmann (Geschichte Israels, 1980', 89-90) bemerkt zur These W. Helcks, da es
logisch korrekt erscheine, da es sich lediglich um eine aus mutmalich verschiedenen
Elementen zusammengesetzte Arbeiterabteilung gehandelt habe, die schlielich aus gyp-
ten entflohen sei und der sich trotz wahrscheinlicher ethnischer Komplexitt in der Sinai-
Wste Gruppen angeschlossen htten, die spter nach Palstina weitergezogen seien. Diese
These der geflohenen Arbeiterabteilung knne sich mit einem gewissen Recht auch auf
das Alte Testament berufen. Denn es sei auffllig, da gerade im Exodus-Bericht die dort
unterdrckten Leute Hebrer hieen. Vorausgesetzt, da hier eine Erinnerung an die
kabir = cprw vorliege und damit nach verbreiteter Auffassung ein soziologischer Status
minderen Rechts angesprochen sei, knne diese Bezeichnung fr eine Arbeitergruppe aus
verschiedenen Volkseleinenten gerade die richtige sein. Rechne man andererseits damit, da
fr diese Leute eine ethnische Gemeinsamkeit und ein daraus erwachsener innerer Zusam-
menhalt gegeben gewesen sei und auch die Hebrer-Bezeichnung weniger soziologisch als
ethnisch zu verstehen sei, so wre die Identifikation dieser Hebrer mit den nomadischen
Schasu, nach Art der Schasu von Edom im Brief des Grenzbeamten, nicht von vornherein
auszuschlieen. Die Frage sei aber dann, ob eine vorbergehend weidesuchende Schasu-
Gruppe zum Bau einer pharaonischen Residenz habe gepret werden knnen. Dies seien
jedoch berlegungen, die davon ausgingen, da auf jeden Fall analoge Umstnde oder
Vorgnge zur richtigen Erklrung dieses gyptenaufenthaltes ntig seien oder erbracht
werden mten. Es scheine jedoch ratsam, das Alte Testament und seine Aussagen dabei
nicht gnzlich zu vernachlssigen. Unter diesen Voraussetzungen solle eine solche Erkl-
In der gyptologie beobachten wir letztlich eine Parallelentwicklung
zur Behandlung der cprw-cibrim-Frage in der Keilschriftforschung. Auf eine
erste Phase der Forschung, in der biblische und auerbiblische Dokumente
so zusammengesehen werden, da letztere zur Besttigung des angeblich
historischen Charakters der ersteren dienen, folgt eine langsame Verselb-
stndigung der Fragestellung und Loslsung von der streng biblischen
Thematik. Am Ende steht dann eine allein auf dem auerbiblischen Mate-
rial beruhende Betrachtung des Problems. Die biblischen cibri-Belege rk-
ken an den Rand des Interesses, wobei im einzelnen dann doch wieder
Themen der traditionellen fundamentalistischen Bibelauslegung auf-
scheinen.
Die .f\useinandersetzungen ber die Gleichung cprw = sibrim inner-
halb der Agyptologie wirkten sich unmittelbar auch auf die Behandlung der
Frage in der Altorientalistik, Alten Geschichte und Bibelwissenschaft aus.
In der Altorientalistik wurde nach dem Bekanntwerden der habiru
notgedrungen die Frage nach deren Zusammenhang mit den c p ~ und
cibrim Hebrern aufgeworfen. F. Bhl hat dieses Problem ausfhrlich
behandelt. Er gliedert seine Darlegungen in einen philologischen und
historischen Teil. Im ersten kommt er zum Ergebnis, da die Gleichsetzung
cprw = sibrim von der sprachlichen Seite her mglich, aber nicht wahr-
scheinlich sei.
260
Die sachlich-historischen Gegebenheiten dagegen bestim-
men ihn zu einer eindeutigen Verneinung der Gleichsetzung. Da im fnften
Jahr Merenptahs Israel im Lande Kanaan sei und von Ramses H. bis Ramses
IV. cprw in gypten bezeugt seien, knnten letztere keine Hebrer (=
Israeliten) sein. Die Gleichsetzung der cprw mit den Hebrern sei deshalb
sachlich nicht mglich, so da nur noch die sprachliche Unwahrscheinlich-
keit brig bleibe.>' Er kommt deshalb zu folgendem Ergebnis: Sprachlich
rung fr das gypten-Geschehen als die beste gelten, die die heterogenen Gegebenheiten in
alttestamentlicher und auertestamentlicher berlieferung zutreffend verbinden knne.
Auch in dieser Argumentation wird mit einem historischen Kern der berlieferung
(a. a. 0., 90 Anm.32) gerechnet sowie de facta mit einer Gleichsetzung kabir = cprw =
Hebrer (ethnische Auffassung) argumentiert. R. Giveon, The Shosu of egytian sources
and the Exodus, 1967, 195; ders., Les bedouins Shosou, 1971,4-5, setzt sich mit E.Meyer,
der als erster die Shasu mit den kabir und Hebrern identifiziert hat (Glossen zu den
Tontafelbriefen von Tell el Amarna, 1897, 75--76; ders., Die Israeliten und ihre Nachbar-
stmme, 1906,225; J. H. Breasted, Ancient-Records of Egypt 3,1906, 99) sowie F. Hom-
mel, der Shasu von SA.GAZ abgeleitet hat (die Altisraelitische berlieferung, 1897,210; so
auch F.Bilabel, Geschichte Vorderasiens, 1927, 104 Anm.l) auseinander. Er gelangt zum
Ergebnis, da diese Argumentation durch die Stele Amenophis H. aus Memphis, wo die
Shasu neben den kabir aufgefhrt werden, widerlegt sei.
260 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911,76, schreibt: Von der sprachlichen Seite liegt die
Mglichkeit dieser Gleichsetzung also vor, die Wahrscheinlichkeit nicht.
261 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 82-83.
54 Die cprw der gyptischen Texte Ergebnisse und Perspektiven derDiskussion ber cprw = babiru= cprm = sibrim 55
unwahrscheinlich,' sachlich verlockend, chronologisch unmglich ist die
Gleichsetzung der cpr-Leute mit den Hebrern aufzugeben.s'"
In diesem Zusammenhang umgeht F. Bhl jedoch die Frage des
Zusammenhangs zwischen den gabir und deneprw.
263
Diese Tendenz, die
gabir von dem Problem der cprw (-cibrim) zu trennen, kehrt dann auch bei
B. Landsberger wieder.i"
Inzwischen hatte sich jedoch zunehmend auch innerhalb der Assyrio-
logie die Ansicht durchgesetzt, da cprw die gyptische Wiedergabe von
gabir ist.
26s
Den besten Ausdruck findet diese berzeugung durch die
Aufnahme der .'Prw-Belege in die gabir-Liste in RIN66, so da diesbezg-
lich zwischen Agyptologen'" und Assyriologen Einmtigkeit besteht.
Innerhalb der Bibelwissenschaft war die von F. Bhl vertretene Pro-
blemstellung, die eine Trennung des gabir-Problems von der Frage, ob die
cprw mit den cibrim zu identifizieren seien, befrwortete'", verbreitet.r"
R. Kittel kam z. B. zum Ergebnis, da die cprw sachlich, vielleicht auch
sprachlich dasselbe wie die Chabiru. seien.r" A.Jirku hat dann die Gleich-
setzung der gabir und cprw als sicher angesehen.'" Die Unsicherheit in der
Behandlung der Frage war jedoch mit diesem Vorsto noch nicht beseitigt.
F. Schmidtke, der die gabir mit den Hebrern der Patriarchenzeit gleich-
setzte, hielt es nur fr mglich, da die cprw mit den Hebrern (= gabir)
in Verbindung zu bringen seien."? Er sttzte sich dabei auf die Angabe des
Wrterbuchs cpr eine Art fremdlndischer Arbeiter:", .
262 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 83.
26' Siehe auch F. M. T. de Liagre Bhl, Opera minora, 1953,479, zu S.48 Anm.43.
264 Siehe M.Noth, Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934,99-109.
265 E. A. Speiser, Ethnic Movements, 1933, 38, hlt mit Berufung auf Jirku, Bilabel und
Albright folgendes fest: The connection of the 'Apir with the ljabiru may thus be
considered as reasonably complete.
266 j.Bottero, Habiru, 1972/77,21, Nr.236-249.
267 G.Posener, Textes egyptiens, 1954, 165-175; W.Helck, Beziehungen, 1971', 486-490;
R. Giveon, Hapiru, 1977, 952-954.
268 Siehe zu Anm.264.
269 Siehe z. B. L. B. Paton, Israels Conquest of Canaan, JBL 32 (1913), 39.41.
270 R. Kittel, Geschichte des Volkes Israel. I, 19235-6,304-305 Anm.l; hnlich auch G. R. Dri-
ver, Exodus, 1911, xli-xlii; C.F.Burney, The Book of Judges, 1920
2
, CXIV Anm.2;
E. Sellin, Geschichte des israelitisch-jdischen Volkes. Erster Teil, 1924,55-56.
271 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,25-26.
272 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933,57 Anm. 3.
27' Wb I, 1926, 181: 11; F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933, 57 Anm. 3.
M. Noth hat eine umfassende Zusammenschau der gabir, cprw und
-ibrim vom Standpunkt der soziologischen Deutung her gefordert.?' A. Alt
hat gleichzeitig die Gleichung cprw = gabir betont hervorgehoben."
Es drfte in der Bibelwissenschaft allseits anerkannt sein, da cprw und
habir als eine Einheit anzusehen sind, und ersteres Wort nur die gypti-
sehe Schreibung des letzteren darstellt.f" Vereinzelt wird auch angenom-
men, da gyptisch cpr(w) von cibri abzuleiten sei."?
Die Behandlung der cprw auerhalb der gyptologie erfolgt somit
grundstzlich gleichfalls unter einem doppelten Aspekt. Denn die Frage der
sprachlichen Zusammenhnge wird auch hier stets mit historischen Proble-
men gekoppelt.
27< M.Noth, Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 100-101; ders., Geschichte Israels, 1956',
38-39.
275 A.Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 293 Anm.2; ders., ZS 75 (1939),
17; ders., ZDPV 70 (1954), 69:-75.
276 Siehe u. a. M. Noth, Geschichte Israels, 1956', 39 mit Anm. 1; R. de Vaux, Histoire
ancienne d'Israel, I, 1971, 106. 108-109; G.Fohrer, Geschichte Israels, 1979
2
, 37;
M. Metzger, Grundri der Geschichte Israels, 1979
5
, 31; S. Herrmann, Geschichte Israels,
1980
2
, 86f. Anm.20; A.H.J.Gunneweg, Geschichte Israels, 1982" 23.
zrr A.Jepsen, Die Hebrer und ihr Recht, AfO 15 (1945/51), 59, bezeichnet cpr als
gyptische Umschrift des Wortes cibn, siehe Kap. 8, Anm.2.
Aspekte der Erforschung der babirin der Altorientalistik
3.1. ,Belege fr babir
57
Kapitel 3: Die babir-Frage in der Altorientalistik
Nachdem der gyptologe F.}. Chabas bereits 1862 die Gleichung
cprw = sibrim aufgestellt hatte', mute nach dem Auffinden der habir in
den Texten aus EI Amarna, die ber die sozialen und politischen Zustnde
in Syrien-Palstina berichten, notwendigerweise auch von seiten der Keil-
schriftforschung die Frage entstehen, ob die babir mit den cprw und den
biblischen cibrim in Verbindung zu setzen, ihnen gar gleichzustellen oder
gleichzusetzen seien. Da diese Problematik von Anfang an in der Luft lag,
sollten die Ereignisse alsbald zeigen.
Sobald das Problem der Identifikation der babir mit den cprw der
gyptischen und den sibrim der biblischen Texte aufgeworfen war und
bibe1wissenschaftliche Interessen damit unmittelbar berhrt wurden, ent-
stand von altorientalistischer und bibelwissenschaftlicher Seite eine Hoch-
spannung von Erwartungen auf Ausknfte ber die Frhgeschichte Israels,
zumal gleichzeitig von anderer Seite die Vter Israels als historische Perso-
nen in Frage gestellt worden waren.' Auerdem hoffte man, nun von diesen
Texten ber die babir her auch neue Aufschlsse ber den Auszug der
Israeliten aus Agypten und die anschlieende Landnahme zu erhalten.
Analog zur Entwicklung in der gyptologie sollte auch innerhalb der
Altorientalistik fr lngere Zeit die Fragestellung von berlieferten Vorstel-
lungen ber die Geschichte Israels bestimmt sein. Die Altorientalistik sollte
erst mit der Zeit realisieren, da die ihr zur Verfgung stehenden Texte
von den biblischen Texten in ihrem eigenen historischen und
soz.lOlogIsch.en zu verstehen Die anfnglich von der gypto-
Iogie und Bibelwissenschaft her naheliegende und bernommene Voraus-
setzung, da die cprw und -ibrim ein Volk seien, sollte auch von den
Forschern der Keilschrifttexte vertreten werden. Es wird jedoch dann das
Verdienst der Altorientalisten sein, auf Grund des ausgedehnten Materials,
das ihnen besonders durch die Funde in Nuzi und dann auch in Alalah
U?arit und zugewachsen ist, eine tiefere kritische
mit der traditionellen Problemstellung eingeleitet und tatkrftig fortgefhrt
zu haben.
1 Siehe Kap. 2.
2 Siehe hierzu u. a, E. Knig, Die Genesis, 19252-3,449-451.
Eine Sammlung aller Belege des Wortes babiru liegt bei J. Bottero in
RlA 4, 1972/75, 15-21, vor. Ergnzungen hierzu sind in dem Beitrag zur
babir-Frage von J. Bottero aus dem Jahre 1980 enthalten.' Weitere
Belege finden sich in Kel89393 : 9; TF
t
(IM 70985) und FLP 1302: 4.
4
Siehe
ferner Nachtrag S.299.
Im folgenden wird auf eine Wiederholung der keilschriftlichen Belege
fr babiru aus zwei Grnden verzichtet: 1. Eine neue Aufbereitung des
gesamten keilschriftliehen Materials fr bibelwissenschaftliche Belange
stellt eine Arbeit fr sich dar, die den Umfang eines selbstndigen Buches
erreichen wrde, und 2. Im Rahmen der vorliegenden Abhandlung ber das
Problem babiru-cibri steht nicht die Deutung der einzelnen Belegstellen fr
babiru im Vordergrund, sondern der in der Altorientalistik erreichte Kon-
sens, da die babir als eine soziologisch erfabare Gruppe zu verstehen
sind und deshalb alle Versuche abzulehnen sind, die in den babir ein Volk
oder eine grere Gruppe von Stmmen sehen.
Fr das Problem lJabir-cibrim Hebrer sind auch einzelne Fragen,
die fr die Erforschung der habir von ausschlaggebender Bedeutung waren
- so z. B. die Lesung von SA.GAZ' -, ohne Belang. Es ist deshalb erlaubt
und auch geboten, aus dem Bereich der Forschungsgeschichte nur jene
Anschauungen hervorzuheben, die direkt das Verhltnis zwischen den
babir und den sibrim betreffen.
3.2. Aspekte der Erforschung der babir in der Altorientalistik
Die ab 1887 im gyptischen EI Amarna entdeckten Briefe aus Syrien-
Palstina" veranlaten zuerst A. H. Sayce (1845-1933)7zu der Frage, ob die
in ihnen erwhnten babir mit einer bestimmten Volksgruppe Palstinas zu
identifizieren seien. Er schlug 1888 vor, sie als Bewohner von Hebron
anzusehen.". Spter leitete er dann das Wort babiru von bbr sich verbn-
den? ab und betrachtete sie als Verbndete, wobei er besonders betonte,
da die inzwischen vorgeschlagene Gleichsetzung der babir mit den
Hebrern allein aus etymologischen Grnden abzulehnen sei. Denn bbr
3 J.Bottero, Entre nomades et sedentaires: Les Habiru, DHA 6 (1980), S. 211-212, Anm.2.
4 D. I. Owen, Text Fragments fromArrapha, in the Kelsey Museum of Art and Archaeology,
The University of Michigan, 1981, 458. 496; ders., OA 21 (1982), 73 Anm.l; 74.
s J.Bottero, Habiru, 1972/75, 22-23.
J.A. Knudtzon, Die EI-Amarna-Tafeln, 1915; A. F. Rainey, EI Amarna Tablets, 1978
2.
7 H.Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 113-115.
8 A.H.Sayce, PSBA 10 (june 5,1888),496, zu Z. 24.
? HAL, S.276: hbr 11.
58 Die babir-Frage in der Altorientalistik Aspekte der Erforschung der babir in der Altorientalistik 59
undcibri seien vollkommen zu trennen." Diese etymologische Argumenta-
tion, die zahlreiche Nachfolger fand, sollte erst durch die ug. Schreibung cpr
endgltig auer Kurs gesetzt werden. 11
Eine hnliche Fragestellung legte M.Jastrow Jr. seinem im Dezember
des Jahres 1891 gehaltenen Vortrag zugrunde. Er untersuchte, ob die
babir, die in den Briefen Abdi-Hepas von Jerusalem erwhnt werden, mit
dem hebrischen Stamm ~ b r zu identifizieren seien." Parallel hierzu setzte
er die Shne Milk-Ils dem hebrischen Stamm mlkj'l, Lab' mit grerer
Zurckhaltung dem Stamm Levi gleich. Zugleich fand er auch in den
Amarna-Briefen die Mnner von Juda erwhnt."
Die von M.Jastrow Jr. in den Armarna-Briefen ermittelten Gruppen
werden mit Stmmen identifiziert, die spter Bestandteile der Konfdera-
tion israelitischer Stmme geworden seien." Die Amarna-Briefe brchten so
Licht in die Zusammensetzung und Ursprnge der hebrischen Stmme. Es
drfte deshalb kaum zulssig sein, die Zusammenschau der babir und der
Hebrer M.Jastrow Jr. zuzusprechen."
Den ersten Schritt zur Gleichung babir = cibrim haben gleichzeitig
und unabhngig voneinander C. R. Conder und H. Zimmern getan.
C. R. Conder, der seine Entdeckung mit dem Datum 16.Juni 1890
versehen hat", belie es nicht bei einer philologischen Gleichsetzung der
Wrter babiru und cibri. Er verband damit sofort eine Aussage ber den
[0 A.H.Sayce, On the Khabiri Question, ET 11 (1899/1900),377: "Years ago I showed that
they could not be the Hebrews. The name,)in fact, is simply the Assyrian khabiri,
'confederates', which is met with in several (1i'neiform texts ... and was probably a loan-
word from Canaan." Spter bestimmte A. H. Sayce (ET 15[1903/1904], 282-284) die babir
als Hethiter.
11 Siehe Kap. 4 und Kap.B,
12 M.Jastrow, Jr., "The Man of Judah" in the El-Amarna Tablets, JBL 12 (1893), 61. 71. Diese
Deutung der babir hatte dann auch H. Gemoll, Grundsteine zur Geschichte Israels, 1911,
69-71, ohne Erwhnung von M.Jastrow Jr., vertreten. Er schreibt hierzu folgendes:
. wenn daher die ljabiri der Tell-Amarna-Briefe um 1400dieses Land besetzt haben und
dann in dem Geschlechtsregister Asers ein sehr bedeutendes Geschlecht Heber auftaucht, so
liegt es nahe, diese Ijeberiden mit jenen ljabiri zu kombinieren. (a. a. 0., S.69). H. Ge-
moll beruft sich (a. a. 0., S.69 Anm.1-2) auf F. Hommel, Die altisraelitische berliefe-
rung, 1897, 230ff., 233ff., der jedoch S.260 Anm.1, bemerkt, da er dem Aufsatz von
N.Schmidt, The external evidence of the Exodus, Hebraica 10 (1894), 159ff. entnommen
habe, da schon vor ihm bereits M.JastrowJr. auf den Zusammenhang zwischen Gen 46,17
(Heber und Malki-el) mit den babir aufmerksam gemacht habe. Vgl. zu dieser Hypothese
F.Hommeis auch F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 84-85.
13 M.Jastrow, Jr., JBL 12 (1893), 61-71.
14 M.Jastrow, Jr., JBL 12 (1893), 71-72.
15 Vgl. W. Wifall, Jr., ZAW 82 (1970), 110-114.
16 C. R. Conder, Monumental Notice of Hebrew Victories, PEQ22 (1890), 326-329.
Auszug der Israeliten aus gypten.
17
Er setzte die babir zugleich jenen
Gruppen gleich, die unter Josua das Land Palstina erobert htten. 18
R. C. Conder hatte richtig erkannt, da dem b in babiru ein <entspricht. 19
Dagegen nimmt H. Zimmern (1862-1931) eine vorsichtigere Haltung
ein." Er widt die Frage auf, ob die babir mit den Hebrern in Beziehung
zu setzen seien, wagt aber nicht; sie definitiv zu beantworten oder bereits
fr beantwortbar auszugeben. Er schreibt hierzu folgendes: Es ist zwar
noch durchaus ungewi, aber manches spricht dafr, die Leute von Chabiri
oder die Chabiri-Leute einfach mit den 'Ibrim, den Hebrern, zu identifi-
zieren. Wrde sich diese Annahme bewhren, so wren die betreffenden
Briefe, in welchen von diesen Chabiri-Leuten die Rede ist, natrlich von
hchster Wichtigkeit fr die vielfach ventilierte Frage nach der Zeit und der
Art und Weise der Einwanderung der Hebrer in das Westjordanland. Ich
bemerke, da von sprachlicher Seite aus eine Zusammenstellung von Cba-
biri mit 'Ibrim nicht unmglich wre, da gerade in palstinensischen
Eigennamen wiederholt CAjin im Assyrischen durch Cheth wiedergegeben
wird. 21
H. Zimmern behlt eine endgltige Entscheidung ber die babir-
Hebrer ausdrcklich der Zukunft vor. Denn er bemerkt hierzu deutlich:
Freilich zu einem abschlieenden Urteile ist jetzt, nachdem gerade diese
Briefe erst vor kurzem im Originaltext verffentlicht worden sind, die Zeit
noch nicht gekommen. Vor allem wird eine knftige nhere Erforschung
des Fundes genau festzustellen haben, wen wir unter den Chabiri-Leuten
zu verstehen haben ... Indessen ist, wie gesagt, jedes weitere Wort in dieser
Sache mig, bevor wir nicht mit Sicherheit wissen, wer die Chabiri-Leute
denn wirklich sind.s" Entgegen weitergehenden Feststellungen wird des-
17 C. R. Conder, PEQ22 (1890), 328, schreibt hierzu folgendes: "If we accept the Bible
account, the Exodus, according to the Hebrew version, must have occured either 1480B. C.
or 1520 B. C."
18 C. R. Conder, PEQ 22 (1890), 327-328, legt folgende Formulierung vor: "If this explana-
tion be correct, we have in these letters the earliest notice of the Hebrews in existence, and a
contemporary account of the wars of Joshua, or of his successors, in the Palestine plains ...
Consequently the conquest of Palestine coincided with the latter years of the reign of
Amenophis IH, and the reign of his weak successor Amenophis IV, who, as we see from
these letters, were not able to resist the rebellion in SouthPalestine, while in North Syria
their governors were being attacked successfully by the Hithites."
19 C.R.Conder, PEQ22 (1890), 327-328.
20 H.Zimmern, Palstina um das Jahr 1400 vor Chr. nach neuen Quellen, ZDPV 13 (1890),
133-147. H. Zimmern hatte eine Zusammenstellung der babir mit den Hebrern zuerst am
1. 10. 1890 in Erwgung gezogen, siehe a. a. 0., S. 137 Anm. 5.
2[ H.Zimmern, ZDPV 13 (1890), 137-138.
22 H.Zimmern, ZDPV 13 (1890), 142-143.
60 Die babir-Frage in der Altorientalistik Aspekte der Erforschung der babir in der Altorientalistik
61
halb mit J. Lewy daran zu erinnern sein, da H. Zimmern letztlich nur eine
vorsichtig formulierte Vermutung ausgesprochen hat."
Gegenber dem ersten Erklrungsversuch von A. H. Sayce finden wir
bei C. R. Conder und H. Zimmern die Erkenntnis, da dem h in habiru ein
CAjin entspreche oder entsprechen knnte." Whrend H. nur von
den Leuten von Chabiri oder den Chabiri-Leuten handelt und es offen
lt, wer die babir wirklich sind", bestaunt sie C. R. Conder bereits als die
Hebrer, die unter Josua oder seinen Nachfolgern nach Palstina eingefal-
len seien." Diese Hypothese verbindet er zugleich mit der etymologischen
Erklrung, da die babir die Leute von jenseits seien, entweder von der
anderen Seite des Jordans oder des Euphrats." Er verknpft somit das
babir-Problem von Anfang an mehrfach mit der Annahme einer Einwan-
derung der Hebrer-Israeliten.
Einen Schritt nach vorne stellte die Erkenntnis von H. Winckler
(1863-1913)28 dar, da in den Amarna-Briefen fr SA.GAZ die Lesung
babiru einzusetzen ist." Diese Einsicht sollte zwar noch lange auf Wider-
stand stoen", hat sich aber dann doch als richtig erwiesen und durchge-
setzt."
Damit war mit einem Schlag allen Spekulationen der Boden entzogen,
die in den babir und SA.GAZ ganz verschiedene Volksgruppen gesehen"
und daraus besondere Schlufolgerungen ber das Verhltnis zwischen den
babir und den Hebrern gezogen haben.
"
2l H. Lewy, Habiru und Hebrer, OLZ 30 (1927), 739.
24 Siehe Anm. 19 und 21.
25 Siehe Anm. 21-22.
2. Siehe Anm. 18.
27 C. R. Conder, PEQ22 (1890), 327 Anm. 1.
28 H.Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 59-65.
2. H. Winckler, Geschichte Israels. I, 1895, 19; ders., Die Hebrer in den Tel-Amarna-
Briefen, 1897, 605-609; ders., Altorientalische Forschungen 3 Reihe I, 1902, 90-94; ders.,
MDOG 35 (1907), 25.
30 Siehe z.B. J.A. Knudtzon, Die El-Amarna-Tafeln, 1915, 51, der unter keinen Umstnden
annehmen will, da Izabir die Benennung der SA.GAZ-Leute gewesensei, stimmt aber mit
H. Winckler darin berein, da sie sachlich identisch sind; siehe auch die Einwnde bei
S. Landersdorfer, ber Name und Ursprung der Hebrer, TQ 104 (1923), 202. 226-232.
31 AHw., S. 322: bapiru etwa <Fremdling (als Klasse),; CAD Ij, S. 84-85: bpiru (a social
class): R.Borger, Assyrisch-babylonische Zeichenliste. AOAT 33/33A. 1981', Nr.l04:
sa-gaz =babbtu, Ruber; bapiru, Fremdling, Metke; J. Bottero, Habiru, 1954, IX; ders.,
Habiru, 1972/75,22-23; ders., DHA 6 (1980), 202; siehe auch M.Greenberg, The Hab/
piru, 1955, 4-6; M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 137-143.
32 Siehe Anm. 30.
II K. Miketta, Der Pharao des Auszugs, 1903, 81-111, sieht in den SA.GAZ die bergeordnete
grere Gruppe, zu der auch die babir-Stmme gehrten. Die Amarna-Briefe beschrieben
die Festsetzung der Stmme, welche uns im Anfang des Richterbuches beschrieben werde.
Inwieweit wir unter den SA.GAZ israelitische Stmme zu erblicken htten, lasse sich nicht
In seinen Ausfhrungen zum Problem, ob zwischen babir und
den Hebrern ein Zusammenhang bestehe, behandelt H. Wmckler auch
zum ersten Mal die Frage, ob das Wort babiru eine Bedeu-
tung habe und ob dies auch fr cibr; anzunehmen sei." DIes brauche
durchaus nicht zu hindern, da babiru ursprnglich ein Volksname gewe-
sen sei mit dem sich eine betreffende Vlkergruppe selbst genannt habe."
Der Kanaaner habe mit der Benennung Hebrer zugleich einen festen
Begriff verbunden welcher den Gegensatz der beiderseitigen Lebensweise
_ Sehafte und Nomaden - zum Ausdruck gebracht habe, wie das z. B. bei
den Babyioniern und Assyrern mit den u.nd A.raber?
oder den Nordvlkern der Fall gewesen sei, deren Namen fur SIe gleIchzeI-
tig soviel wie Ruber, habe. Ganz ebens?
wrde es sich die Gleichheit von babtru und Hebraern vorausgesetzt, mit
diesen Die einwandernden Nomadenbanden seien den ansssigen
Kanaanitern als Raubgesindel erschienen." Er kommt deshalb zu folgendem
Ergebnis: ljabiriist der Name Vlker oder Stmme, um
die Mitte des zweiten Jahrtausends emwandern, es steht also mit Namen
wie Araber Aramer Kasdim auf einer Stufe. Es ist in dem auseinanderge-
setzten Appellativum
' 7
, insofern es zugleich den ausdrckt,
in dem die einwandernden Habiri zu den ansssigen Kanaanaern standen.
Es drckt also etwas aus, w;s sich im biblischen Sprachgebrauche noch bis
in spte Zeiten erhalten hat. Die Ijabiri sind demnach den
Hebrern aber - die Hebrer sind etwas anderes, als was man SIe bIS Jetzt
auffate, nmlich nicht die <Kinder Israel> als Einwanderer, sondern ber-
haupt alle einwandernden Stmme, die noch waren und noch
in keinem festen Staatsverbande standen. DIe Israeliten als Verband von
Stmmen gab es im 15.Jahrhundert noch nicht, die damal.s einwandernden
waren nur einzelne Stmme oder Gentes, und verbanden SIch erst, nachdem
sie ansssig geworden waren>" .
Das Verstndnis von habiru als einem Appellativum sollte dann erst
spter bei B. Landsberger, j. Lewy" und der auf ihn folgenden Diskussion
entscheiden. Es knnten unter den SA.GAZ neben den Israeliten auch kanaanitische
Stmme gemeint sein. Denn mit ziemlicher Sicherheit knnten wir annehmen,
infolge der Einwanderung der Israeliten auch ein Vordringen der
sehen Stmme stattgefunden habe, welche man ja ebenfalls SA.GAZ (Emdrmglinge, Rau-
ber) nennen knne.
l4 H. Winckler, Geschichte Israels I, 1895, 17-18.
3S H. Winckler, Geschichte Israels I, 1895, 17.
36 H. Winckler, Geschichte Israels 1,1895,19.
l7 H. Winckler, in: KAT, 1903
3
, 196-197, bemerkt ausdrcklich, da die babir ein Volk
seien, so da die Deutung als bloe Menschenklasse (appellatio) ausgeschlossen sei.
38 H. Winckler Geschichte Israels I, 1895,20-21.
3. Siehe besonders B. Landsberger, ZA 35 (1924), 213 Anm.l; J. Lewy, Habiru und Hebrer,
OLZ 30 (1927), 738-746. 825-833.
62 Die eabir-Frage in der Altorientalistik Aspekte der Erforschung der babir in der Altorientalistik 63
Bedeutung erlangen.vVorlaufig ist es bei H. Winclder noch ganz an die
Vorstellung von einwandernden Stmmen gebunden, und es wird nicht
ausgeschlossen, da babiru einmal ein Volksname war. Die Deutung der
babiru als Einwanderer erweist sich so als Teilaspekt seiner These vom
Land Musri, aus dem er die spteren Israeliten und deren Gott Jahwe
kommen lt.
41
Einen vielbeachteten Beitrag zur babiru-Frage hat F. Bhl vorgelegt."
In seiner Behandlung des Problems der Gleichsetzung der babiru der EI-
Amarna-Briefe mit den Hebrern lehnt er es ab, in habiru ein reines
Appellativum zu sehen." Aus EA 289,24, wo habiru mit dem Determinativ
KI versehen ist, gehe hervor, da der Schreiber babiru als Volksnamen,
nicht etwa blo als appellativische Bezeichnung einer Menschenklasse-
habe verstanden wissen wollen." Von besonderem Gewicht ist fr F. Bhl
die H. Wincklers, da fr SA.GAZ die Lesung babiru einzuset-
zen Ist.
45
Von dieser Grundlage aus gelangt er dann zu folgender Argumen-
tation: Whrend die Gleichsetzung der ljabiru-Leute mit den Hebrern
auf Grund des sprachlichen Befundes als sehr wohl mglich, aber keines-
wegs notwendig erschien, wird sie durch den Nachweis der Identitt dieser
ljabiru mit den SA.GAZ-Leuten zur Gewiheit erhoben. Denn von allen
auf Grund des sprachlichen Befundes in Betracht kommenden Stammes-
gruppen erfllen nur die Hebrer die durch diesen Nachweis notwendig
gewordene Forderung der Ausdehnung und politischen Bedeutung. Diese
Forderung verbietet aber auch die Mglichkeit, da es sich um ein Volk
oder eine Vlkergruppe handeln knnte, ber die wir aus keiner anderen
Quelle das Mindeste erfhren.s"
40 Siehe zu Anm.119-120.
41 Siehe zur Musri-Hypothese H. Wincklers u. a. die kritischen Bemerkungen von H. Tad-
mor, !EJ 11 (1961), 146 Anm.22; P. Garelli, Nouveau coup d'ceil sur Musur, in: FS
Dupont-Donner, 1971, H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 62-65.
Das Fundament von H. Winclders gesamter Rekonstruktion der Vorgeschichte Israels ist
seine Musri-Hypothese, Musri entspreche dem spteren Nabata, wohin er auch den Sinai
= Horeb verlegt. Er nimmt an, da die Sagevon einem Aufenthalt Israels in gypten sich
als weiter nichts herausstellen werde, als eine sagenhafte Einkleidung der Ansssigkeit
Israels oder derjenigen Stmme, die spter Palstina eroberten, in Musri, wo auch der
Wohnsitz Jahwes gelegen habe. Die jetzige Darstellung der Vorgeschichte Israels stamme
von den Hofdichtern Davids.
42 Siehe auch Kap. 7.2.1.
43 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 84.
44 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 84; ders., Opera minora, 1953,479, zu S.48
Anm.43.
45 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 87 mit Anm.1.
... F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 88; ders., Das Zeitalter Abrahams, 1931,27-31;
ders., Opera minora, 1953, 479, zu S.48 Anm.43, lehnt fr habiru weiterhin eine
soziologische Deutung ab oder lt sie nur eingeschrnkt zu. Er schreibt folgendes: Eine
F. Bhl kombiniert seine Anschauung, da Hebrer die Bezeichnung
einer ganzen Vlkergruppe sei, zu der neben anderen auch die Israelstmme
gehrten", mit dem Nachweis der Lesung babiru fr SA.GAZ und sieht
darin den sicheren Nachweis fr die Identitt der habiru-Leute mit den
Hebrern der biblischen Texte. Es drfte mhelos erkennen sein, da in
dieser Argumentation einige hchst fragwrdige Gleichsetzungen und
Hypothesen zur Grundlage weitreichender Ergebnisse gemacht werden. Es
wird z. B. davon gesprochen, da die Gleichsetzung der babiru-Leute mit
den Hebrern aufgrund des sprachlichen Befundes allein als sehr wohl
mglich, aber keineswegs als notwendig erscheine. Bei dieser Gleichset-
zung kann es sich jedoch streng genommen vorerst nur einmal um die
mgliche Gleichsetzung der Wrter babiru und cibn, jedoch nicht der damit
bezeichneten Menschen handeln. Er unterlt auch den Nachweis fr seine
Anschauung, da es sich bei den babiru = SAGAZ um Stammesgruppen
handle. Er bergeht auch das Problem, da die Ausdehnung der babiru =
SA.GAZ in keinem Falle mit der zur Deckung gebracht werden kann, die
fr die Hebrer aus der Bibel zu erheben ist.
Die Schlufolgerungen F. Bhls sollten in Zukunft fr viele die Basis
ihrer berlegungen zur babiru-Hebrer-Frage bilden." Es wurde jedoch
auch gegen die Sicherheit seiner Beweisfhrung, die mehr vortusche, als
sie wirklich an Zuverlssigem zu bieten vermge, Kritik angemeldet."
Die Deutung der SA.GAZ = babiru als eines groen Volkes haben
dann A. Ungnad" und A.Jirku
51
erneut aufgenommen. AJirku modifiziert
hierbei das berhmte Axiom von F. Bhl Alle Israeliten sind Hebrer,
aber nicht alle Hebrer sind Israeliten-" durch eine Aufspaltung der
Hebrer - Israeliten in zwei Vlker, durch deren Vereinigung das sptere
Volk Israel entstanden sei. Von Abraham und seinem Anhang stammten die
habiru-Hebrer ab, whrend die Israelstmme mehr aramischer Herkunft
;eien.s
3
Die richtige Formel laute deshalb: Neben dem aus einer Vereini-
appellative Auffassung wie <Flchtlinge> oder -Halbfreie- fand manche Vertreter. Doch
vergesse man noch stets nicht die Stellen, an welchen diese Habirer mit dem Determinativ
fr Orts- und Landesnamen oder mit der Endung fr Stammes- und Vlkernamen versehen
sind. Die weite Verbreitung solcher Halbnomaden ist auffallend...
47 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 73.
48 Siehe Kap. 7.2.
49 S. Landersdorfer, TQ 104 (1923), 202: Die Sicherheit, mit der Bhl seine Aufstellungen
vortrug, hatte zur Folge, da sie allenthalben als feststehendes Ergebnis bernommen
wurden, insbesondere in zusammenfassendenWerken findet man die Identitt der Hebrer
mit den ljabiru- bzw. SA.GAZ-Leuten nicht selten als gesichertes Resultat gebucht.
50 A. Ungnad, Die ltesten Vlkerwanderungen Vorderasiens, 1923, 15; ders., Joseph, der
Tartan des Pharao, ZAW 41 (1923),206.
51 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924; siehe zu A.Jirku ferner Kap. 7.2.2.
52 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911,67; siehe auch Kap. 7.2.1. zu Anm.77.
53 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,31-32.
64 Die babir-Frage in der Altorientalistik
Aspekte der Erforschung der babir in der Altorientalistik 65
gung von Hebrern und Israeliten entstandenen Volke Israel gab es noch
Jahrhunderte hindurch selbstndige hebrische Volkssplitter, die allmhlich
vom Schauplatz der Geschichte verschwinden, zum Teil auch wiederum
aufgehend in dem schon konsolidierten und geeinigten Israel.s"
A. Jirku hat dann seine Position gegen Einwnde, die vor allem gegen
seine Auffassung der lJabir als eines Volkes gerichtet waren", vor allem mit
den Argumenten verteidigt, da es unmglich sei, die lJabir als Berufs-
gruppen zu verstehen und da auch aus der Idrimi-Inschrift hervorgehe,
da die lJabir ein sehaftes Volk gewesen seien. 56
A.Jirku drfte jedoch mit seiner Hervorhebung des Themas Berufs-
gruppe davon ablenken, da seine Gegner vom Gegensatz Appellativum-
-Ethnikon handeln und er selbst eine Pseudoproblematik kreiert. Den
~ e r i c h t der Stele von Bet Schean" ber Kmpfe gegen die sprtu = lJabir
interpretiert er ohne nhere Begrndung als Argument fr die Ansicht, da
die lJabir ein kriegerischer Volksstamm gewesen seien." Wenn er ferner
der Idrimi-Inschrift entnimmt, da die Angabe Idr. Z. 26-28, in der davon
berichtet wird, da Idrimi sieben Jahre bei den lJabir war, voraussetze,
da der Knig bei einem Volk und nicht bei einer Berufsklasse- einen
Unterschlupf gefunden habe, dann fhrt er zwar einen Gedanken von
S. Smith weiter", bersieht aber, da in der Idrimi-Inschrift die habir
neben den Flchtlingen und Nullu-Leuten als ein Element erscheinen, das
nicht zur Stadtbevlkerung gehrt." Die Idrimi-Inschrift bietet keinen
Anhaltspunkt fr die Schlufolgerung, die A.Jirku folgendermaen formu-
liert hat: Darnach kann es nicht mehr zweifelhaft sein, da die Habirw-pr
ein beraus vitaler Volksstamm waren, der im Laufe der Jahrtausende die
54 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924, 32.
55 Siehe zu B. Landsberger und J. Lewy Anm.66--68; siehe zur Kritik an A.Jirku, Neues
keilschriftliches Material zum Alten Testament. 9. 'Elohim und ilu/itaniHabiru/i ZAW 39
(1921), 156-158, die Widerlegung von A. Gustavs, Der Gott Habiru,v ZAW ~ O (1922),
313-314; ders., Was heit itani /jabiri?, ZAW 44 (1926), 25-38; siehe V.V.Ivanov
Assyriologia 1/1974,39-40.
56 A.Jirku, Neues ber die Ijabiru-Hebrer, JKF 2 (1952/53), 213-214.
57 Siehe Kap. 2 mit Anm.143-147.
5. A.Jirku, JKF 2 (1952/53), 214; so auch F.Bhl, Opera rninora, 1953, 479, zu S.48
Anm.43; H. Schmkel, Geschichte des Alten Vorderasien, 1957, 232-233.
59 S. Smith, The Statue of Idri-mi, 1949, 73, interpretiert die babir der Idrimi- Inschrift
folgendermaen: "The Habiru meant are presumably only a section of this people; even so,
it is clear that a distinctive tribal unit is here mentioned, not slaves or prisoners, or any
general appellation of a social or any other type. n R. Dussaud, La penetration des Arabes,
1955, 183, spricht davon, da S.Smith ein Ethnikon babiru nachgewiesen habe.
60 M. Dietrich - O. Loretz, Die Inschrift der Statue des Knigs Idrimi von Alalal], UF 13
(1981), 214-215, zu Idr. Z. 27 und 31; siehe auch A.Alt, WO 2 (1954/59), 241-242;
J.Lewy, Note, 1954, 164; M.P.Gray, HUCA 29 (1958), 146-147; M.Liverani, RSI 77
(1965),322; ders., OA 15 (1976), 149.
alte Handelsstrae von Mesopotamien nach gypten wanderte, und der
auch mit einem kleinen Teile bei der Entstehung des israelitischen Volkes
eine Rolle spielte.s"
Gegen diese ethnische Deutung der lJabir == SA.GAZ und sibrim
Hebrer meldeten alsbald B. Landsberger und J. Lewy energischen
Widerspruch an. '
B. Landsberger (1890-1968) ging in seiner Stellungnahme von 1924
zum Problem der lJabir-Hebrer davon aus, da die Gleichung babiru =
cibri als allgemeine Prmisse ethnischer Schlufolgerungen problematisch
sei." Er fhrt mit der Feststellung Sachlich besteht kein Zweifel an der
appellativen Bedeutung des Wortes [= babiru]63 die von H. Winckler
bereits anvisierte Fragestellung wieder in die Diskussion ein. Fr diese
Deutung spreche das Ideogramm SA.GAZ, die nisbe-lose Verwendung des
Wortes, das Auftauchen von habir-Leuten an den verschiedensten rten
und zu verschiedenen Zeiten.
v
Die habir seien sonach etwa im Kulturland
zigeunernde Scharen, whrend die Wstennomaden als Sut bezeichnet
wrden."
In seinem nchsten Beitrag zur babir-Frage nimmt B. Landsberger
dann zu A.Jirkus Arbeit" selbst Stellung." Gegen dessen These von einem
kreuz und quer durch Vorderasien ziehenden Sldnervolk der Hebrer,
von dem ein Splitter in den aramischen Stamm Israel eingegangen sei,
macht er geltend, sie sei eine irrige These ber ein Wandervolk, die
J. Lewy" grtenteils widerlegt habe." Aber eine unvoreingenommene,
d. h. nicht von vornherein auf das Zusammenbringen von babir und
Hebrern abzielende Betrachtung msse auch die Ausdeutung der Stellen
durch H. Lewy stark modifizieren."
Aus den Belegen fr babir entnimmt B. Landsberger sodann, da die
babir Freischaren sind, die in Lndern mit ungeordneten Zustnden
selbstndig walten, in geordneten Staaten dagegen nur unter staatlicher
Kontrolle bestehen knnen. Diese Deutung werde allen den Stellen gerecht,
wo die babir als kollektive Gre erscheinen."
61 A.Jirku, JKF 2 (1952/53), 214. Diese Argumentation bernimmt auch H. Schmkel,
Geschichte des Alten Vorderasien, 1957,233-234 mit Anm.10.
62 B. Landsberger, ber die Vlker Vorderasiens im dritten Jahrtausend, ZA 35 (1924), 213.
63 B.Landsberger ZA 35 (1924), 213f., Anm.1.
64 B. Landsberger, ZA 35 (1924), 213f., Anm. 1.
6S Siehe Anm.51.53-54.
66 B.Landsberger, Habiru und Lulabbu, KIF 1 (1930), 321-334; ders., Note, 1954, 160,
datiert diesen Beitrag ins Jahr 1928.
67 J. Lewy, Habiru und die Hebrer, OLZ 30 (1927), 738-746. 825-833.
6' B. Landsberger, KlF 1 (1930),321-322.
69 B. Landsberger, KlF 1 (1930), 322.
70 B. Landsberger, KlF 1 (1930), 323.
5 Loretz, J::Iabirii-Hebrer
66 Die habiru-Frage in der Altorientalistik
Aspekte der Erforschung der habir in der Altorientalistik 67
Aus den Nuzi-Tafeln sei zu entnehmen, da die gabiru-Scharen so
hieen, weil sie aus gabiru-Individuen, die eine bestimmte soziale Klasse
reprsentierten, zusammengesetzt seien. Freischaren aber setzten sich
naturgem aus Leuten, die von Haus und Hof vertrieben, aus flchtigen
Auslndern, verfolgten Verbrechern usw. zusammen. Wenn wir gabiru
demnach als Person ohne Familienzugehrigkeit definierten, mten wir
uns gegenwrtig halten, welche Bedeutung das bitu, die Familie, in alt- und
mittelbabylonischer Zeit gehabt habe." .
B. Landsberger setzt ferner voraus, da die Klrung der Etymologie
von gabiru fr eine Kritik der Hypothesen notwendig sei, welche die
Identitt von gabiru und <ibn vertreten." gabiru- = i?abir Genosse passe
fr die Freischaren, die im Gegensatz zu Familie und Stamm freie Vereini-
gungswesen seien, nicht bel."
Nach B. Landsberger ist das <ibn der Bibel Bezeichnung fr die
ethnische Zugehrigkeit der Kinder Israel. Das Volk habe sich mit <ibri
nach seinem Stammvater sbr benannt. Setze man voraus, da Israel nach
Kanaan eingewandert sei, so komme man zu folgender Annahme: <ibnm
war ein Sammelname fr die einwandernden Stmme, die wahrscheinlich
nicht geeint waren, der daher erst von der autochthonen Bevlkerung fr
jene erfunden wurde. Als <Jenseitige>, d. h. ber den Jordan gekommene,
htte eine solche Fremdbezeichnung eine passende Etymologie, besonders
unter der Voraussetzung, da die Ansssigen und die Eingewanderten die
gleiche Sprache redeten, also als eigentliche Bezeichnung der Volkszugeh-
rigkeit etwa <kanaanisch Sprechende> zu <ibn zu subintelligieren wre.
Israel dagegen ist Selbstbezeichnung eines Stammesvertreters, der mit der
Zeit alle <ibrim-Stmme in sich aufsog.s"
B. Landsberger kommt so zum Ergebnis, da die gabiru keine
bestimmte Gens gewesen seien, so da keine Grnde bestnden, die
grohebrische Hypothese noch lnger zu halten." Er sieht deshalb keine
Mglichkeit, die gabiru und <ibrim zusammenzubringen."
In seinen Ausfhrungen zum gabiru-Problem von 1953 bemerkt
B. Landsberger, da die Gleichsetzung gabiru- = <ibri zu den fantmes
71 B. Landsberger, KIF 1 (1930), 328.
n B. Landsberger, KIF 1 (1930),328.
73 B. Landsberger, KIF 1 (1930), 328.
74 B. Landsberger, KIF 1 (1930), 330.
7S B. Landsberger, KIF 1 (1930),331, betont, da das Wort habiru in den Amarna-Briefen als
Appellativ aufzufassen ist.
76 B. Landsberger, KIF 1 (1930), 330-334.
d'homonymie gehre." Selbst der einfache Hebrer habe <ibri nur als der
von Jenseits verstehen knnen."
In der Argumentation vonB. Landsberger sind deutlich zwei
Momente zu unterscheiden. An erster Stelle ist sein Eintreten fr die
appellativische Auffassung von gabiru, die sich gegen die grohebrische
Hypothese und die Beweisfhrung mit Wanderungen wendet, zu nennen.
Er nimmt so einerseits die Terminologie und Fragestellung von H. Winck-
ler wieder auf, lst sie aber ganz vom Problem der sibrim. Deshalb kommt
ihm das Verdienst zu, die Betrachtung der Keilschrifttexte von der Bindung
an die bibelwissenschaftliche Fragestellung gelst zu haben."
Seine Ablehnung der Gleichsetzung gabiru = sibrim grndet er im
wesentlichen auf etymologische berlegungen." Fr gabiru setzte er
zuletzt die Bedeutung etranger ayant traverse la frontiere an und begrn-
det dies mit Idr. Z. 27-28 und ig-pi-ar (BIN VI 226, 14).81
Wenn in Idr. Z.27-28 berichtet wird, da Idrimi auf seiner Flucht zu
den gabiru gekommen und dann sieben Jahre bei ihnen geblieben ist, drfte
daraus kaum etwas ber die Etymologie von gabiru zu entnehmen sein.
Desgleichen kann auch aus BIN VI 226,14, dessen Deutung umstritten ist,
kein sicheres Argument fr eine Etymologie des Wortes gewonnen
werden."
Fr <ibn bernimmt B. Landsberger die Interpretation der von jen-
seits, celui d'au-del-", so da hier eine Wiederaufnahme der sptjdischen
Auffassung vorliegen drfte. Kritische Stimmen haben B. Landsberger die
rr B. Landsberger, Note, 1954, 161. In diese Richtung tendiert bereits S. Landersdorfer, TQ
104 (1923), 231, der vermutet, da hethitische oder mitannische babir selbstverstndlich
mit den biblischen sibrim auer dem Gleichklang des Namens weder sachlich noch
sprachlich etwas gemein htten.
78 B. Landsberger, Note, 1954, 161.
79 J.Bottero, Habiru, 1954, XVI, schreibt hierzu: C'est le merite de B. Landsberger d'avoir
eherehe areplacer dans sa vraie perspective, d' abord assyriologique, le problerne essentiel de
l'identite des habiru en eux-rnemes, hors de tout comparatisme ou concordisme biblique.
80 B. Landsberger, ZA 35 (1924), 213f. Anm. 1; ders., KIF 1 (1930), 328-334; ders., Note,
1954,160-161.
81 B. Landsberger, Note, 1954, 160; J.Lewy, Origin and signification of the Biblical Term
-Hebrew-. HUCA 28 (1957), 9 Anrn. 17, weist nach, da B. Landsberger hiermit nicht seine
eigene frhere Meinung zitiert, sondern die von J. Lewy, die er selbst 1928abgelehnt habe.
82 Siehe zur Diskussion ber BIN IV 226, 14 K. Hecker, Grammatik der Kltepe-Texte, 1968,
31 19a, er entfloh (?)>>, mit der Angabe, da die Ableitung unklar ist; ders., WO 11
(1980), 67 Anm.17, bersetzt ih-pi-ar mit er war geflohen; J.Bottero, DHA 6 (1980),
204-205, setzt unter Hinweis auf Mari-Texte ein Verbum baMru an und bersetzt ibbiar
folgendermaen: est-devenu-babiru (en se refugiant) aZilna.
8l B. Landsberger, Note, 1954, 161.
S'
68 in. der Altorientalistik Aspekte der Erforschung der babir in der Altorientalistik 69
Nichtbeachtung der 'prw
S4
, falsche Etymologie" und emotionale Einflsse
in der Darstellung des Problems babir-'ibrim
86
vorgeworfen.
Eine Reihe von Beitrgen zum babir-Problem hat J. Lewy im Zeit-
raum von 1925 bis 1957 verfat. In seiner ersten Stellungnahme schreibt er:
M. E.liegt hier vielmehr der Stamm babru (DeI. HWB 268 a) vor, zu dem
Schroeder, ZA 31, 98 richtig babaratu <Einbruch> (Schr.: <Deichbruch
stellte, von dem aber vor allem eben auf Grund unserer Stelle Habiru
<Eindringender> (akkad.ljabir, hebr. ,ibri also: <zu den [als in
das Kulturland] Eindringenden gehrig [nicht aber zu der lteren <autoch-
thonen> Bevlkerung, deren selbstverstndliche Aufgabe - besonders cha-
rakteristisch auch Gen. 14! - das Festhalten und die Verteidigung des
Landes ist]) herzuleiten ist.s"
Eine grundstzliche Stellungnahme zum babir- und Hebrerproblem
legte J. Lewy dann im Jahre 1927 vor, die im wesentlichen als Kritik von
A.Jirku
88,
B. Landsberger" und F. Bhl" gedacht war." Er bernimmt jetzt
die appellativische Erklrung des Wortes babiru
92
und lehnt damit die
Existenz eines Wander- und Sldnervolkes der habir ab.
93
Denn es fehle
ein von ihnen fest besiedeltes Territorium, das das zwei Jahrtausende
lang unerschpfliche Reservoir ihrer Volkskraft gelten knnte."
Whrend B. Landsberger von der Annahme ausgeht, da in den
Keilschriftquellen babiru ein Appellativum darstelle und 'ibri dagegen in
der Bibel nur als Ethnikon belegt sei", befolgt J. Lewy eine im Grunde
diametral entgegengesetzte Argumentation. Denn er geht davon aus, da
selbst noch die LXX 'ibri wenigstens einmal in Gen 14,13 nicht als
Gentilizium, sondern als Appellativum betrachtet habe. Daraus folgert er,
da allein diese Tatsache schon nahelege, das herauszuarbeiten, was dem
Wort babiru und dem der Bibel gemeinsam sei."
84 M. Noth, Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 101.
85 J.Lewy, HUCA 28 (1957), 9 Anm.17.
86 W.Helck, Beziehungen 197F, 490 Anm.1, meint, da die betont scharfe Ablehnung der
Gleichsetzung babiru = 'ibn durch Landsberger (Note, 1954, 161) im Grunde doch nur
zeige, da eindeutige Gegenbeweise fehlten,
87 J. Lewy, Der karrumder altassyrisch-kappadokischen Stdte und das altassyrische Gro-
reich, ZA 36 (1925), 26 Anm.4.
88 Siehe Anm.51. 53-54.
89 Siehe Anm.62-66, 68-78, 80-82.
90 Siehe Anm.46-47.
91 J. Lewy, Ijabiru und Hebrer, OLZ 30 (1927), 738-746. 825-833.
92 J. Lewy, OLZ 30 (1927), 741. 745.
93 J. Lewy, OLZ 30 (1927), 742. 744-745.
94 J.Lewy, OLZ 30 (1927), 744.
95 B. Landsberger, KIF 1 (1930), 330.
96 J.Lewy, OLZ 30 (1927), 744.
J. Lewy legt dann dar, da die LXX mit der bersetzung 'Agu!-t 6
Abram der Herbergekommene fr 'brm b-br] ziemlich genau
,ibri mit der Definition von babiru als (nomadischer) Eindringling zur
Deckung bringe und zugleich die Situation von Gen 14 hervorragend
erfasse: Den ohne festen Wohnsitz bald hier, bald dort mit seinen Leuten
und seinen Herden zeltenden Fremdling brauchen die Kmpfe der einhei-
mischen Frsten von Sodom und Gomorrha usw. gegen ihren elamitischen
Oberherrn Kedorla-omer vielleicht nicht zu berhren. Ergreift Abram
jedoch berhaupt Partei, so mssen die Einheimischen, denen der vor der
Sehaftwerdung stehende Halbnomade stets verdchtig ist, befrchten, da
er in der Hoffnung auf Belohnung durch eine Herrschaft im Lande den
-Elamiter- begnstigt - so, wie die babir der Amarna-Briefe die Situation
fr sich ausnutzen und sich von den Hethitern mit den Herrschaften der
angestammten Frsten Syriens und Palstinas belehnen lassen wollen.s-"
Analog hierzu bersetzt J. Lewy die Bezeichnung cibri fr Joseph in
gypten mit <Beduine>, semitischer) Fremdling>.98 Dies fhrt ihn not-
wendig zur bersetzung von b-brjm (Gen 40,15) mit Land der Noma-
den, das, obwohl fast eine contradictio in adjecto, die beste Mglichkeit
zu ihrer Kennzeichnung der Heimat josephs gegenber gypten sei."
Dieses Verstndnis von sibri nimmt er auch fr Ex 1-10, I Sam und die
Gesetzestexte an.
IOO
Aus Sanh. III 31, Dtn 15,12 und jer 34-35 gehe hervor,
da das Nebeneinander der sehaften bnj jr'[ und der cibrim, also der
nomadisierenden semitischen Bevlkerung Judas und der Nachbargebiete,
welche zur vollen Sehaftigkeit des Ackerbauers bergehende Gruppen
hufig an die Israeliten verloren haben werden, sich im staatlichen Leben
Judas noch unmittelbar vor dem babylonischen Exil ausgewirkt habe. Nach
dem Exil msse dieser Zustand zunchst theoretisch, bald aber auch
praktisch aufgehrt haben. In der exklusiv gewordenen nachexilischen
Gemeinde sei nur noch fr Juden Raum gewesen, nicht auch fr sibrim,
deren Vorfahren zudemder Deportation durch Nebukadnezar naturgem
entgangen seien. Es fehle im ganzen Alten Testament der Nisbe cibri
anscheinend der Sinn einer sich speziell in Sprache und Nationalitt offen-
barenden Zugehrigkeit zu Israel bzw. zum judentum.!"
Seine These, da die babir der Keilschriftdokumente den sibrim der
Bibel entsprchen, 'ibri ein Appellativ sei, das ein Mitglied einer besonderen
Bevlkerungsklasse bezeichne und erst spter ein Gentilizium zur Kenn-
zeichnung eines Israeliten oder Juden werde, hat er auch spter beibehal-
97 J. Lewy, OLZ 30 (1927), 828.
98 J. Lewy, OLZ 30 (1927), 828.
99 J. Lewy, OLZ 30 (1927), 828-829.
100 J.Lewy, OLZ 30 (1927), 829-831.
ior J.Lewy, OLZ 30 (1927), 831.
70 Die !1abir-Frage in der Altorientalistik _Aspekte der Erforschung der !1abir in der Altorientalistik 71
ten.
102
Dabei blieb Gen 14,13 weiterhin der Ausgangspunkt fr seine
berlegungen zur Entwicklung von 'ibri von einem Appellativum zu einem
Ethnikon.!" Dies setzte nicht nur eine Frhdatierung von Gen 14 voraus'",
sondern auch die Ausscheidung von 'ibn in Jon 1,9 als einer anerkannt
spten Stelle.!" J. Lewy versuchte so eine Trennung zwischen den babiru-
und 'ibn-Belegen der Keilschriftdokumente und der Bibel und dem spte-
ren Gebrauch von 'ibn als Gentilizium zu erreichen.
Die von B. Landsberger erreichte Problematisierung der babir-Frage,
die zu einer Trennung zwischen auerbiblischen und alttestamentlichen
Texten fhrte, versucht J. Lewy durch eine Zusammenschau von Keil-
schriftdokumenten und biblischen Aussagen wieder aufzuheben. Er ber-
trgt die Ergebnisse der Altorientalistik. die zur Bestimmung von babiru als
eines Appellativums fhrten, direkt auf die biblischen Texte. Er macht
dabei Gen 14,13 zu einem Angelpunkt der Argumentation. Dies wiederum
hat eine Frhdatierung und streng historische Deutung von Gen 14, eines
spten Midrasch'", zur Voraussetzung.
Dem von J. Lewy befolgten Argumentationstypos folgt auch
M. P. Gray.107 Sie sieht sich gleichfalls gezwungen, Gen 14 frh zu datie-
ren'" und Jon 1,9 aus der Diskussion auszuscheiden.l" Der sptere
Gebrauch von 'ibri zur Bezeichnung des Juden und seiner Sprache wird nur
als eine Tatsache ohne jede Erklrung registriert, obwohl zugleich festge-
stellt wird, da die cibnm bereits' seit der Entwicklung der Monarchie
verschwunden waren.!"
Eine umfassende Zusammenschau der habir-Hebrer hat auch
M. Greenberg vorgelegt,"! Er rechnet damit, da babiru bei den Westsemi-
ten den in Not geratenen, abhngigen und wandernden Menschen
102 J. Lewy, Hbir and Hebrews, HUCA 14 (1939), 609. 622; ders., A New Parallel Berween
Hbir and Hebrews, HUCA 15 (1940), 47-48; ders., Note, 1954, 163-164, gibt
folgende Definition: "... I should like to emphasize that I define the !1dbiru not as a nation,
but as immigrants who, having left the countries of their birth, became 'resident aliens' of
neighbouring lands in which they found a living either in the service of government or, less
frequently, in the service of individual citizens.; ders., Apropos des Habiru, Or 24
(1955), 409 (Bericht von A. Pohl); ders., Origin and Signification of the Biblical Term
-Hebrew- HUCA 28 (1957),1-13.
103 J.Lewy, HUCA 28 (1957), 6-7.
104 Siehe Kap. 5.6.
105 J.Lewy, HUCA 28 (1957), 6-7; siehe auch Kap. 5.7.
106 Siehe Kap. 5.6.
107 M. P. Gray, The Ijbiru-Hebrew Problem in the Light of the Source Material Available at
Present, HUCA 29 (1958), 135-202.
108 M.P.Gray, HUCA 29 (1958),174-176.
109 M.P.Gray, HUCA 29 (1958),186.
110 M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 187-188.
111 M. Greenberg, The Hab/piru, 1955.
bezeichne.!" Dagegen bestimmt er 'ibri als ein Gentilizium, das die Her-
kunft der Israeliten vom Noachiten 'Eber besage.!" Zugleich hlt er es fr
mglich, da in Gen 14,13 von Abraham, dem eine gewisse hnlichkeit mit
den babir nicht abgesprochen werden knne, spter als cibri den Rang
eines Ahnen der israelitischen Nation erhalten habe.!" Die Gleichsetzung
der babir und Hebrer stoe jedoch auf Widerstnde. Es bleibe nur die
Mglichkeit, da die Anfnge der israelitischen Geschichte mit einem
wandernden Aramer verknpft seien, dessen sozialer Stand und dessen
Lebensweise ihn als babiru auswiesen. Weitere historische Kombinationen
zwischen diesen zwei Gruppen seien zweifelhaft. 115
Whrend die von B. Landsberger und J. Lewy reprsentierten For-
schungsrichtungen in erster Linie auf der Interpretation von Texten auf-
bauen und von den Problemen babiru = 'ibn oder babiru =1= cibribeherrscht
werden, haben andere Forscher es unternommen, die soziologischen'" und
topologischen'" Fragen, die mit den Gesellschaftsformen Syrien-Palstinas
und der babir verbunden sind, zu untersuchen.!" Den Beweggrnden fr
soziale Desintegration wenden sie dabei ihre besondere Aufmerksamkeit
112 M. Greenberg, The Hab/piru, 1955, 91.
113 M. Greenberg, The Hab/piru, 1955, 92-93.
114 M. Greenberg, The Hab/piru, 1955, 93, schreibt hierzu folgendes: "Building on the
assumption that Abraham and his family were 'Apiru it is possible to suggest a reason for
the gentilic usage of cibn: since the interest of the Biblical writers in Abraham centered in
his role as the ancestor of the later Israelite nation, an epithet which originally marked his
social status was transformed by them (perhaps unawares) into familial designation well
adapted to set the proto-Israelites off from the surrounding ethnic groups.
115 M.Greenberg, The Hab/piru, 1955,96; ders., in: WMJP 2,1970,200; ders., Habiru, in:
EJ 7 (1971), 1033-1034.
116 Es handelt s'ich um das Problem der dimorphic structure einer altorientalischen Gesell-
schaft, d. h., um das Verhltnis zwischen Sehaften und Nomaden, sowie die Infiltration
der Nomaden, siehe M.B.Rowton, Dimorphie Structure and Topology, OA 15 (1976),
17-18; ders., Dimorphie Structure and the Problem of the cApiru - "Ibrim, JNES 35 (1976),
13-20; ders., Dimorphie Structure and the Parasocial Element,JNES 36 (1977),181. Siehe
auch zu dieser Problemstellung die Bemerkungen von M. Liverani, OA 15 (1976), 151, zur
Verwendung des Begriffes bei M. Mauss.
117 Betrifft die geo-physikalischen Bedingungen fr die Geschichte, siehe M. B. Rowton, The
Topological Factor in the ljapiru Problem, AS 16, 1965, 375, er bestimmt hier die
Topologie folgendermaen: "Topology, viewed here as a subdivision of ecology, denotes
the relation berween the physical environment and history in all its aspects, that is, not only
the economic factor but also the events of history, the military factor, and the social
factor."; ders., OA 15 (1976),18.
118 Siehe zu den mehr auf das AT ausgerichteten Untersuchungen der soziologischen Deutung
Kap. 7.1.
72 Die babir-Frage in der Altorientalistik Aspekte der Erforschung der babir in der Altorientalistik 73
zu. Es handelt sich hier vor allem um die Bemhungen von M. B. Rowton'"
und M. Liverani.!"
Eine entscheidende Rolle innerhalb der Entwicklung mit M. B. Row-
ton der Einfhrung des Streitwagens bei.121 Die Kriegsfhrung mit dem
Streitwagen habe eine doppelte und kontradiktorische Wirkung.
122
Die
Einfhrung des Streitwagens als Kampfmittel habe die Nomaden ihres
wichtigsten taktischen Vorteils, hherer Mobilitt und berraschung,
beraubt. Es sei den Staaten von Mitanni; Assur und Babylonien damit
mglich geworden, den Zugang zur dimorphen Zone und hnlichen Gebie-
ten in Westasien zu versperren. Assyrien sei hierin besonders erfolgreich
gewesen und habe damit die Grundlage fr eine groe Macht geschaffen.
Diese Entwicklung habe auch zur sozialen Desintegration beigetragen. Die
nomadischen Verbnde, denen der Zugang zu den Gebieten der Sommer-
weide verschlossen wurde, seien gezwungen gewesen, sich in kleinere
Gruppen aufzulsen. Einige davon htten sichdem Bandenwesen zuge-
wandt, andere sich sehaft gemacht, so da sie fr die Stammesgesellschaft
verloren gegangen seien. 123
Dies habe dazu gefhrt, da in Vorderasien Regionen entstanden
seien, in denen lawand order herrschte und andere mit chaotischen
Zustnden. Die aus der Stammesgemeinschaft und stdtischen Gesellschaft
Entwurzelten htten von selbst in die Gebiete tendiert, die dem Streitwagen
unzugnglich gewesen seien. Der Groteil Syriens sei diesen Territorien
zuzuzhlen. Im zweiten jt, v. ehr. habe es noch viele gebirgige Gegenden
in Syrien gegeben, die bewaldet oder mit Gebsch bedeckt waren. In diesen
Enklaven htten Nomaden Weide gefunden und all jene Entwurzelten aus
den Stmmen und Stdten, zu denen auch die babir gehrten.?'
Einen erheblichen Faktor, der zur Bildung von babir-Gruppen im
zweiten jt, gefhrt hat, sieht auch M. B. Rowton im hohen Zinssatz und
11. M. B. Rowton hat seine Gedanken in folgenden Beitrgen vorgelegt: The Topologieal
Faetor in the ljapiru Problem, AS 16, 1965,375-387; ders., The Woodlands of Ancient
Western Asia,JNES 26 (1967), 261-277; ders., The Physieal Environment and the Problem
of the Nomads, 1967, 109-121; ders., Urban Autonomy in a Nomadie Environment,JNES
32 (1973), 201-215; ders., Autonomy and Nomadism in Western Asia, Or 42 (1973),
247-258; ders., Enclosed Nomadism, JESHO 17 (1974), 1-30; ders., Dimorphie Strueture
and Topology, OA 15 (1976), 17-30; ders., Dimorphie Strueture and the Problem of the
cApiruJlbrim, JNES 35 (1976), 13-20; ders., Dimorphie Strueture andthe Parasocial
Element, JNES 36 (1977), 181-198; ders., in: NSP, 1981, 25-36.
120 Siehe Anm. 151-165.
121 M.B.Rowton, OA 15 (1976), 29.
122 M.B.Rowton, OA 15 (1976), 29.
123 M.B.Rowton, OA 15 (1976), 29.
124 M. B. Rowton, The Physieal Environment and the Problem of the Nomads, 1967, 117;
ders.,OA 15 (1976), 29; ders., JNES 35 (1976), 13-14.
Wucher.
12S
Erst die Stabilisierung grerer politischer Krfte habe dann im
ersten Jt. zum Verschwinden der babir beigetragen.!"
Von diesen Voraussetzungen her hat M. B. Rowton auch das Problem
lJabir = sibrim aufgegriffen. 127 Er stimmt zwar B. Landsberger in der
soziologischen Auffassung der babir zu'", teilt aber nicht dessen Ableh-
nung der Gleichung babir =. cibnm. Nachdem die Debatte ber das
Problem babiru = cibn im vergangenen Jahrhundert aufgekommen sei,
trage sie immer noch die Kennzeichen einer Zeit, die etymologischen
Fragen gegenber ein besonderes Interesse gezeigt habe. Es sei deshalb
kaum verwunderlich, da auch das Problem der babir-Hebrer mit ety-
mologischen Fragen belastet, entstellt und in falsche Richtung gelenkt
worden sei. Es sei deshalb ein anderer Zugang zu versuchen, der auf dem
Verstndnis einer nach Stmmen organisierten Gesellschaft aufbaue. Die
Etymologie sei auf diesem Wege durch eine neue Betrachtungsweise zu
ersetzen.!"
Gehe man das babir-Problem von Phnomen der Desintegration
einer Stammesgesellschaft an, dann stelle es sich folgendermaen dar: Das
Wort lJabiru (capiru) sei westsemitischen Ursprungs, erscheine in Mesopo-
tamien im Zusammenhang mit dem Eindringen der Amurriter. Es sei
deshalb zu vermuten, da die Amurriter dieses Wort mitbrachten und da
es ursprnglich einen Aspekt der Stammesgesellschaft bezeichnet habe. In
stdtischer und somit wohl auch in der Stammesgesellschaft bezeichne es
den konomisch und sozial Entwurzelten.!" Aus dieser berlegung zieht
er dann folgenden Schlu: "Hence in tribal society capiru probably denoted
the detribalized, since in tri bal society it is they who primarily constitute
the economically and socially uprooted. "131
Von dieser Auffassung der babir her findet er sodann ber die
Hypothese von H. Parzen'" einen Anschlu an die sibrim Hebrerv?' Da
nach H. Parzen cibn eine negative Bedeutung hat und dies auch fr babiru
zutreffe, sei anzunehmen, da auch 'ibri einen Aspekt der zwlf Stmme
Israels betreffe. Da Israel schon vor dem Aufenthalt in gypten eine
125 M.B.Rowton, JNES 36 (1977),182; siehe auch zu dieser Problematik 1.M.Diakonoff,
MIO 13 (1967), 363 Anm.141, zu N.B.Jankowska, 1959; ders., Oikumene 3 (1982),96;
M. Liverani, RSI 77 (1965), 317-320.
12. M. B. Rowton, JNES 36 (1977), 182; siehe auch 1.M. Diakonoff, Oikumene 3 (1982),96.
127 M. B. Rowton, Dimorphie Strueture and the Problem of the cApiru-clbrim, JNES 35
(1976), 13-20.
128 M.B.Rowton,JNES 35 (1976), 17.
12. M. B. Rowton, JNES 35 (1976), 13-14.
130 M. B. Rowton, JNES 35 (1976), 17.
13\ M. B. Rowton, JNES 35 (1976), 17-18.
132 Siehe Kap. 7.
133 M.B.Rowton,JNES 35 (1976),18; ders.,JNES 36 (1977), 195.
74 Die habir-Frage in der Altorientalistik Aspekte der Erforschung der habirin der Altorientalistik 75
Stammesgemeinschaft gewesen sei, aber nie eine ganze Gruppe von Stm-
men in Agypten gewesen sein knne, msse man annehmen, da nur
einzelne Mitglieder der Stmme im Nilland gewesen seien. hnlich den
babir (capiru) habe man diese Elemente sibrim genannt. Man msse
deshalb annehmen, da lJabiru (capiru) und cibnim wesentlichen dasselbe
soziologische Element bezeichneten.?' Die wichtigsten drei cibnm-Grup-
J?en in den Gesetzen (Ex 21,2), im Buche Exodus ber den Aufenthalt in
gypten und in I Sam lieen sich gut einordnen. Er gelangt so zu einer
fast identischen Gleichsetzung von babiru (capiru) und cibn. Er schreibt:
"Thus, if we accept the solutions suggested here, the terms capiru and cibn
denote approximately - but not quite - the same thing. The term capiru
denotes the uprooted, the social outcast, whether from tribal society or
from urban society. The term cibnis confined to the uprooted from tribal
society, and therein only to the detribalized from one tribal people,
Israel. 135
Die Entwicklung der soziologischen Bezeichnung cibn zu einem
social ethnonym!" stellt er folgendermaen dar: Ursprnglich habe cibri
eine soziologische Realitt benannt und habe dann stufenweise eine ethni-
sche Bedeutung erlangt. Diese Entwicklung habe sich zuerst auerhalb von
Israel im Gebiet der Kste vollzogen. m
Im Rahmen der vorgetragenen Deutung der cibrim empfindet
M. B. Rowton die Gottesbezeichnung Jahwe, Gott der Hebrer (Ex 3,18;
5,3; 7,16; 9,1.13; 10,3) neben Jahwe, der Gott Israels als besonders
schwer zu interpretieren. Die umstrittene Gottesbezeichnung Jahwe, Gott
der Hebrer bedeute God of the tribai expatriates der Israeliten. B8
M. B. Rowton behandelt auch das Problem der biblischen Patriar-
chen.!" Er stuft Abraham als einen parasocial leader ein'", wobei er von
dessen Bezeichnung als cibn (Gen 14,13) ausgeht und annimmt, da cibn
hier eine negative Bedeutung habe. Deshalb erwarte man die Bezeichnung
nicht in Gen 14, und es sei folglich anzunehmen, da Abraham hier als
parasocial Ieader- und Grnder eines neuen Stammes eingefhrt werde.'?
Mit den Mitteln eines literary symbolism'" werde hier das Thema eines
m M. B. Rowton, JNES 35 (1976), 18-19.
135 M. B. Rowton, JNES 35 (1976), 19.
136 M. B. Rowton, JNES 35 (1976), 19; ders., JNES 36 (1977), 181. 190.
137 M. B. Rowton, JNES 35 (1976), 19 mit Anm.32, verweist auf Issakar und Jon 1,9.
138 M. B. Rowton, JNES 35 (1976), 20.
139 M.B.Rowton,JNES 36 (1977),195-197.
1<0 M.B.Rowton, JNES 36 (1977), 195.
141 M. B. Rowton, JNES 36 (1977), 195.
142 M.B.Rowton, JNES 36 (1977), 195. 196, spricht im Zusammenhang mit Gen 14 von
"literary syrnbolism rather than history".
Stadtregenten, der babir zu seiner Untersttzung rekrutiere, abgehan-
delt.!"
Wenn M. B. Rowton in der soziologischen Bestimmung der babir
grundstzlich mit B. Landsberger bereinstimmt und dessen Argumente
durch seine Thesen ber die Topologie und dimorphe Struktur der altorien-
talischen Gesellschaft ergnzt'", so weicht er in der Bewertung der Glei-
chung babiru = cibn, die B. Landsberger ablehnt'", doch grundstzlich ab.
Whrend letzterer in cibn ein Ethnikon sieht und es deshalb inhaltlich und
etymologisch von babiru trennt, verzichtet M. B. Rowton zwar auf das
Argument der Etymologie, stellt aber dann cibri dem Wort babiru (capiru)
gleich. Grundlage dieser Gleichung ist die besondere Auffassung ber die
Entstehung und innere Struktur des Zwlfstmmeverbandes Israel, eine
besondere These ber Israels Aufenthalt in gypten und eine generelle
Frhdatierung der biblischen cibri-Belege.
Es wird somit kaum die Feststellung zu umgehen sein, da trotz des
gleichen Ausgangspunktes in Zielsetzung und Ergebnis B. Landsberger und
M. B. Rowton bezglich der Bewertung der Gleichung babiru = cibn
diametral voneinander abweichen. Diese Differenzen drften vor allem
darin begrndet sein, da M. B. Rowton mit seiner Deutung der babir eine
Frhdatierung und fundamentalistische Interpretation der biblischen cibri-
Stellen verbindet.!"
Wenn der von M. B. Rowton beschrittene Weg einer strukturalisti-
schen Deutung der babiru-cibn-Frage auch zu begren ist'", so drfte
doch nicht zu bersehen sein, da die Ergebnisse des Strukturalismus nur
dann Vertrauen erwecken knnen, wenn alle Implikationen dieser
Methode, besonders der Zeit-Faktor, beachtet werden. 148 Im Falle der
Argumentation von M. B. Rowton drfte nicht auszuschlieen sein, da er
dem Problem des Kategorienfehlers'" zu wenig Beachtung geschenkt hat. ISO
143 M. B. Rowton, JNES 36 (1977), 195, meint somit einen Anhaltspunkt fr eine Verhaftung
von Gen 14 im 2.Jt. gefunden zu haben, gesteht aber doch Differenzen zu. Er schreibt:
"What we have here, in terms of literary symbolism, is the theme of a city ruler who
reunites support arnong the habiru. Well attested in Amarna and elsewhere, it is a theme
chracteristic of the second, not the firsr, millennium B. C. Here, however, unlike Amarna,
the subject is viewed from the standpoint of a tribal society, with all sympathy for the
parasocial leader",
144 M.B.Rowton, The Topological Factor in the ljapiru Problem, AS 16, 1965,375-387.
14S Siehe Anm. 157.
146 Siehe jedoch Anm. 139.
147 G. Buccellati, cApir and Munnabttu - The Stateless of the First Cosmopolitan Age,
JNES 36 (1977), 145.
148 C. Levi-Strauss, Strukturale Anthropologie, 1967, 35.
149 Siehe Kap. 7.3.
ISO Vgl. G. Buccellati, JNES 36 (1977), 145, der M. B. Rowtons Darstellung der kabir-cibrim
akzeptiert.
76 Die babiru-Frage in der Altorientalistik
Aspekte der Erforschung der babiru in der Altorientalistik 77
Gleichzeitig mit M. B. Rowton hat auch M. Liverani vorgeschlagen,
das babir-Problem von den sozialen, wirtschaftlichen und politischen
Aspekten der Gesellschaft Syriens her zu verstehen.!" Er hebt dabei beson-
ders den Einflu der Schuldknechtschaft, die durch das Verschwinden von
allgemeinen Schulderlssen in der Sptbronzezeit im syrischen Raum ver-
schrft wurde, hervor. Dadurch waren viele gezwungen, ihren Ort zu
verlassen und zu den babir zu gehen.!" Desgleichen verursachten auch
politische Streitigkeiten und Katastrophen die Anzahl derer, die zur Flucht
gezwungen wurden.!" Aus wirtschaftlichen und politischen Grnden sei so
eine breite Schicht von babir entstanden, die teils als Soldaten dienten,
dem Banditenwesen oder dem Nomadentum zuneigten.!" M. Liverani
spricht sich ohne Vorbehalte fr eine soziologische Auffassung der babir
aus und lehnt die ethnische ab. 155
Das Verhltnis zwischen den babir und den sibrim bestimmt M. Li-
verani von seiner Auffassung her, da die Masse der Aussteiger (fuorusciti)
zur Bildung des Nomadentums beigetragen htte. Es ergibt sich so fr ihn
die Mglichkeit, zwischen diesen babir der Sptbronzezeit und den israeli-
tischen Stmmen eine Kontinuitt herzustellen.!" Er geht dabei im Gegen-
satz ~ u anderen!" von der Identitt der Namen (babiru == cibri) und der
geschichtlichen Verhltnisse - Verbindung zwischen den zwei Einheiten -
aus.!" Er lehnt es zwar ab, von einer kompletten Identitt zu sprechen, da
die babir eine soziale Einheit, die Hebrer aber eine ethnische seien."?
Eine Verbindung bestehe insoweit, als die Hebrer ursprnglich babir
gewesen seien oder wenigstens von Bewohnern der palstinischen Stdte als
solche angesehen worden seien.!" Die Basis fr diese Argumentation bildet
die Annahme, da die biblischen cibri-Belege alle frh zu datieren seien.!"
151 M. Liverani, 11 fuoruscitismo in Siria nella tarda et del bronzo, RSI 77 (1965),315-336;
ders., Implicazioni sociali nella politica di Abdi-Ashirta di Amurru, RSO 40 (1965),
269-270; ders., Rib-Adda, giusto sofferente, AOF 1 (1974), 1 7 9 ~ 1 8 4 ; ders., La royaute
syrienne de l'ge du bronze recent, 1974, 351. 353-354; ders., OA 15 (1976), 149. 151;
ders., Farsi Habiru, VO 2 (1979), 65-77; ders., Un' ipotesi sul norne di Abramo, Henoch 1
(1979), 12-13.
152 M.Liverani, RSI 77 (1965), 317-319.
153 M. Liverani, RSI 77 (1965), 321-326.
15< M. Liverani, RSI 77 (1965), 325-327.
155 M.Liverani, RSI 77 (1965), 327 mit Anm.44; ders., OA 15 (1976), 149. 15t.
157 Siehe z. B. B. Landsberger, Note, 1954, 161; W. von Soden, Der Nahe Osten im Altertum,
1962,48.
158 M. Liverani, RSI 77 (1965), 334; ders., OA 15 (1976), 151: il termine cibnha valore
sociale (e -significa- quel che significa babiru).
159 M. Liverani, RSI 77 (1965), 334.
160 M. Liverani, RSI 77 (1965), 334 mit Anm. 61, sttzt sich hierbei auf A. Alt und J.Lewy.
161 M.Liverani, RSI 77 (1965), 334 mit Anm.62, unter Berufung auf M.P.Gray, HUCA 29
(1958), 135-202.
Es gelingt ihm so, eine philologische, sachliche und zeitliche Verbindung
zwischen den babir und sibrim zu bewerkstelligen.!" Diesen Vorgang setzt
er nach der sog. Zeit der Patriarchen an.:"
In seinem Beitrag Zur Formulierung der Amarna-Briefe nepusu ana
babiri ein babiru werden greift M. Liverani ein bedeutsames Problem der
babiru-Forschung auf.
' 64
Er weist nach, da mit nepusu ana babiri ein
babiru werden die Zugehrigkeit zu einer klassifizierenden Kategorie, ein
feindlicher Zustand angezeigt werde und babiru in diesem Zusammenhang
eine pejorative Bedeutung annehme. 165
Auch bei M. Liverani stoen wir nur auf eine teilweise bernahme der
Position B. Landsbergers. Denn mit der soziologischen Auffassung wird
weiterhin die Gleichung babiru = cibr; verbunden.
Eine zusammenfassende Darstellung der Entwicklung in der Erfor-
schung der babir und aller damit verbundenen philologischen sowie
soziologischen Probleme bietet J. Bottero in seinen Beitrgen.!" Er schliet
sich bei seiner Betrachtungsweise nicht an die von J. Lewy reprsentierte
Forschungsrichtung, die eine Zusammenschau der keilschriftliehen und
biblischen Zeugnisse ber die babir und Hebrer vornimmt'", an, sondern
folgt B. Landsberger, der die Forderung nach einer Trennung der Beleg-
gruppen und deren gesonderte Behandlung verlangt hatte."" In der Fortfh-
rung dieser Gedankenrichtung entscheidet er sich fr eine vollkommene
Trennung der Behandlung der SA.GAZ = babir von den sibrirn He-
brern-.!"
J.Bottero bietet eine komplette Zusammenstellung aller Belege fr
(lulSA.GAZ, babiru, ugaritisch cpr und gyptisch cprw.
170
Er sieht keine
zwingenden Grnde fr eine Schreibung bapiru an Stelle von babiru und
162 M. Liverani, RSI 77 (1965), 335, schreibt hierzu folgendes: Sembra dunque assai plausibile
sostenere ehe la costituzione delle entit tribali ehe dettero vita alla legaisraelitica, siastata il
risultato del confluire di gruppi di khabiru, cioe di fuorusciti, nei nuclei di genti nomadi ehe
da tempo si aggiravano nell' area siro-palestinese, e che erano dotate di una organizzazione
di tipo gentilizio, di antiehe tradizioni, e di elementi di una particolare religiosit.
163 M.Liverani, RSI 77 (1965), 335 Anm.64.
164 M. Liverani, Farsi Habiru, VO 2 (1979), 65-77.
165 M. Liverani, VO 2 (1979), 70-71. 77.
166 j.Bottero, Habiru, 1954; ders., Habiru, 1972/75, 14-27; ders., Entre Nomades et sedentai-
res: Les Ijabiru, DHA 6 (1980), 201-213; ders., in: NSP, 1981, 89-107.
,.7 J.Lewy, OLZ 30 (1927), 738-746. 825-833; ders., HUCA 28 (1957), 1-13; M.P. Gray,
HUCA 29 (1958), 136, vertritt sogar die These, da nur die Zusammenschau der Belegefr
babiru und cibn eine objektive Erforschung des Problems gewhrleiste. Die Grundlage
dieser Anschauung ist offensichtlich die Frhdatierung der biblischen Belegstellen.
168 B. Landsberger, Note, 1954, 161.
169 j.Bottero, Ijabiru, 1972/75, 14; ders., DHA 6 (1980), 201-203.
170 j.Bottero, Ijabiru, 1972/75, 15-21; ders., DHA 6 (1980), 211f., Anm.2, mit Ergn-
zungen.
78
Die babiru-Frage in der Altorientalistik
Ergebnisse und Perspektiven der babiru-Forschung 79
hlt die Frage weiterhin fr offen."! Zugleich setzt er voraus, da sich
hinter babiru ein Wort von mglicherweise westsemitischer Herkunft (cbl
pr) verberge.:"
Die Bedeutungsbestimmung von babiru versucht J. Bottero ohne
Zuflucht zum etymologischen Argument'", wobei er jedoch daran denkt,
babiru als Ableitung von babru zu verstehen.!" Er kommt zum Ergebnis,
da positive Zge, die es rechtfertigten, die babir als eine ethnische Einheit
mit eigenem Territorium und Sprache anzusehen, fehlen."? Es bleibe des-
halb nur die Mglichkeit, die babir als soziologische Gruppe und das
Wort als Appellativum zu verstehen.!" Der babiru habe sich am Ende der
sozialen Leiter befunden und habe am Rande der Gesellschaft als Vaga-
bund; Flchtling, Ruber und Krieger'" zwischen den Nomaden und
Sehaften gelebt.!" Er hebt dabei besonders das Bestreben der babir
hervor, das Leben, das sie in ihrer Herkunftsgemeinschaft verlassen haben,
an ihrem Zufluchtsort wieder anzustreben und in das normale Leben der
sehaften Bevlkerung so weit als mglich wieder einzutreten.!"
3.3. Ergebnisse und Perspektiven der babir-Forschung
Wenn wir die Entwicklung der Diskussion ber die cprw und sibrim
seit 1890 und die ber die babir und sibrim seit 1862 verfolgen, dann drfte
zweifellos festzustellen sein, da der Frage, ob babiru ein Appellativum
oder ein Ethnikon ist, eine zentrale Bedeutung zukommt.
.
171 J.Bottero, Habiru, 1972/75, 22, verteidigt die Schreibung babiru folgendermaen: Ce
dernier, tout conventionne1 et peut-etre provisoire qu'il est, a du moins le merite de rendre
exactement l'orthographe de la totalite des documents en cuneiforme syllabique, le plus
anciens et les plus copieux, les seuls en tout cas qui comptent d'abord pour un assyriolo-
gue; ders., DHA 6 (1980), 202.
172 J.Bottero, DHA 6 (1980), 202.
173 j.Bottero, Habiru, 1972/75,23; ders., DHA 6 (1980), 202.
17' j.Bottero, DHA 6 (1980), 204-205, zu ARM 14,50,14; 72, 18; siehe auch M.Birot, ARM
14,1974,228, zu babarum emigrer, se refugier.
175 J.Bottero, Habiru, 1972/75,26-27.
176 j.Bottero, Habiru, 1972/75,27, spricht von einem nom d'etat; ders., DHA 6 (1980),
204, cette designation n'y a jamais un sens etbnique, mais seulement social: elle ne
connote nullement une appartenance gentilice, mais toujours et partout un mode de oie.
Siehe auch I.M.Diakonoff, Oikumene 3 (1982), 55 Anm.164; 96: "They were persons
who, fleeing from their communities because of impoverishment, had lost their civil rights
and roamed about the neighbouring countries, settling in the difficult accessiblemaquis and
living by robbery, hired labour or as hired warriors."
177 j.Bottero, Habiru, 1972/75,27.
178 J. Bottero, DHA 6 (1980), 201-211.
179 J.Bottero, DHA 6 (1980), 206-210.
\
. "Vom Gleichklan? und der hnlichkeit der Wrter sprt, babiru und
sibri her gesehen schien es berechtigt zu sein, ohne Einschrnkung den
Begriff Volk von den biblischen cibrim her direkt auf die cprw und habir zu
bertragen. Die bereinstimmung zwischen den biblischen und
sehen Quellen schien so aufs beste hergestellt und die historische Glaub-
wrdigkeit der Bibel gesichert.
Von an wurde eine Identifikation (==) oder Gleichsetzung (=)
der cprw mit den sibrim oder der babir mit denselben aber auch bezweifelt,
abgelehnt oder als eine offene Frage betrachtet. Ein wirklicher Fortschritt
war in diesen Auseinandersetzungen solange nicht zu erwarten, als sie
grundstzlich von jeweils verschiedenen bibelwissenschaftlichen Positionen
aus wurden. Denn auf diesem Wege wurde nur festgestellt, ob die
mit den alttestamentlichen Aussagen berein-
und. SIe oder keine besteht, die Aussagen
Beziehung zu setzen. Eme Anderung der Situation und
Fragestellung sollte erst eintreten, als die im Laufe der
Zeit besonders durch die Texte aus Nuzi angewachsene Anzahl der Doku-
mente ber die babir eine von bibelwissenschaftlicher Problematik unab-
hngige Betrachtung der babir ermglichte. Es ist das Verdienst von
B. Landsberger, hier einen grundlegenden Wandel eingeleitet zu haben.
. B', setzte von der bis dahin gltigen Problemstellung
msoweit radikal ab, als er nicht nur den babir jede ethnische Einheit
absprach, sondern sie auch von den cibrim trennte. Er bestimmte cibri als
und es so scharf vom Appellativum babiru ab. Zugleich
WIdersprach er Jedem Versuch einer etymologischen Verbindung beider
Wrter und der damit bezeichneten Gruppen.??
Die Methode und die Ergebnisse B. Landsbergers wurden von mehre-
Gelehrten voll bernommen, sowohl die Forderung, babiru als Appel- .
lativum anzusehen, als auch die babir von den sibrirn zu trennen.!"
. setzen sich von B. Landsberger jene Gelehrten ab, die aus
oder von einer strukturalistischen Betrachtungs-
weise her eme historische Verbindung zwischen den habir und cibrEm
herstellen.!"
180 Siehe Anm.62-82.
181 Siehe z.B. E.Dhorme, Recueil, 1951, 762; R.Borger, ZDPV 74 (1958),121-132; W. von
Soden, Der Nahe Osten im Altertum, 1962,48; j.Bottero, Habiru, 1972/75, 14; ders.
DHA 6 (1980), 201-211.
182 Siehe zu J.Lewy Anm.91-105; M.P.Gray, HUCA 29 (1958),136, sieht allein in der
Zusammenschau der babiru- und der cibn-Belege die Objektivitt gewahrt; siehe zu A. Alt
und M. Noth, Kap. 7.1.2.
183 S' h A
re e nm.133-146, zu M.B.Rowton; Anm.150, zu G.Buccellati; Anm.156-163, zu
M. Liverani.
80 Die babir-Frage in der Altorientalistik
Ergebnisse und Perspektiven der babir-Forschung 81
Wenn deshalb von Bibelwissenschaftlern weiterhin babiru nicht als
Appellativum, sondern als Ethnikon verstanden wird, kann dies jetzt nicht
mit einem allgemeinen Verweis auf die wer-
. den.!" Wenn mit gegenteiligen Auffassungen aus der Altorientalistik argu-
mentiert wird'", dann drfte zu bercksichtigen sein, da wir es hier nur
mit einer Randerscheinung zu tun haben'" und die soziologische Deutung
der habir als unbestreitbar angesehen wird.!"
Die bertragung der soziologischen Deutung der babir auf die
biblischen sibrim lt sich von den Keilschriftdokumenten her nicht
begrnden. Auer der hnlichkeit der Wrter babiru und die als
Identitt (=), Gleichheit (=) oder Phantasma der gedeutet
wird, liegen keine Anhaltspunkte vor, die es erlaubten, von auer-
biblischen Dokumenten her auf eine historische Kontinuitt zwischen den
habir und den Hebrern zu schlieen. Eine Zusammenschau der babir
und sibrim wird nur durch eine Vorentscheidung fr eine Frhdatierung der
hierfr in Betracht kommenden biblischen Schriften mglich, so da wir
wieder mit dem Problem des Kategorienfehlers konfrontiert sind.
Das etymologische Argument unterlag im Laufe der in der
Auseinandersetzung ber die babir und sibrim einem
del. 188 Seit dem Bekanntwerden der ug. Schreibung cpr
l 89
wurde die Schrei-
bung bapiru von zahlreichen Gelehrten als die richtige angesehen. Hiermit
184 Siehe zur Kritik an R. de Vaux z. B. M. Liverani, OA 15 (1976), 149; S. Herrmann,
Geschichte Israels, 1980
2
, 78 Anm.41, argumentiert z.B. ohne Angaben von Autoren
folgendermaen: Die Schwierigkeit besteht darin, den Begriff chapiru klar zu bestimmen.
Gegenber den frheren Versuchen, ihn soziologisch zu umschreiben, wchst die Nei-
gung, unter chapiru Leute eines gemeinsamen Volkstums zu verstehen; K. Koch, VT 19
(1969),39-40.63-66.68-71, spricht von den babir als einer in der Ramessidenzeit neben
den Hurritern in Palstina weit verbreiteten Bevlkerungsschicht (a. a. 0., S.70).
185 K.Koch, VT 19 (1969), 40 Anm.l, mit Verweis auf auf A.PoW; R. de Vaux, JNES 27
(1968),226 Anm. 32; ders., Histoire ancienne d'Israel, I, 1971, 111 Anm.134, mit Hinweis
auf A. Pohl und H. Schmkel.
186 A.PoW, Or 26 (1956), 428; ders., Einige Gedanken zur Habiru-Prage, WZKM 54 (1957),
157-160 bestimmte die habir als Volk und lehnte die Definition soziale Klasse ab.
A. Pohl 'zog somit sein liquet (Or 21 [1952], 376-377) zurck. Siehe zur Kritik an
A.Pohl die Bemerkungen von W.Helck, Beziehungen 197J2, 489 Anm.56. A.Pohl, Or 27
(1958), 114-115, beschrnkt sich auf einen Bericht, so da bei A. Falkenstein, ZA 53
(1959),286 Anm.33, ein Versehen vorliegen drfte. Siehe zu H. Schmkels Berufung auf
die Erwhnung der babir in der Inschrift der Statue des Knigs Idrimi von Alala\} zu
Anm.58-60.
187 M. Liverani, OA 15 (1976), 149, bemerkt hierzu folgendes: ... una designazione sociale e
non etnica era acquisito (giventi anni fa) al di la di ogni ragionevole dubbio.; M. B. Row-
ton, AS 16, 1965,375-376, erwhnt A. Pohl und A. Schmkel auch A.Jirku (a. a. 0.,375
Anm.7), der seine Deutung der babir als Volk nie aufgegeben hat, siehe auch Anm. 58.
188 Siehe Kap. 8.
189 Siehe Kap. 4.
wurde das Argument verbunden, da zwischen den babir = cprw und den
sibrim jeder Zusammenhang ausgeschlossen sei."? Andererseits werden die
Beweise fr eine endgltige Entscheidung zugunsten der Schreibung bapiru
nicht als berzeugend angesehen und weiterhin babiru vorgezogen.i" Inder
strukturalistischen Interpretation wird die Etymologie als irrefhrend und
bedeutungslos angesehen.i" Dagegen haben die Vter der soziologischen
Deutung der babir stets an der Etymologie festgehalten. B. Landsberger
hat sich gegen'", und J. Lewy fr eine Gleichung babir = cibrtm ver-
wendet.!" .
Die Gleichung !Jabir = sibrim war von Anfang an mit der Gleichset-
zung der babir der Amarna-Briefe mit den unter Josua einfallenden
Scharen der Hebrer-Israeliten verstanden worden.!" Diese These hat sich
unter mannigfachen Aspekten als unhaltbar erwiesen'", so da sie bereits
als die grundlegend falsche Problemstellung der ganzen Auseinanderset-
zung ber die babirund cibrim bezeichnet wurde.!"
Die Amarna-Texte'", die Dokumente aus Nuzi
199
, Mri
2
O, Alalah'"
und Ugarit'" zeigen, da die babir in den letzten zwei Dritteln des zweiten
jt.s v. ehr. im wirtschaftlichen und politischen Leben eine bedeutsame
Rolle gespielt haben, jedoch keine Grnde vorliegen, von Siedlungsgebie-
ten zu sprechen, die etwa durch die kleine Stele aus Beth-Schean oder die
Idrimi-Inschrift angezeigt wrden."? Durch die Beachtung der Desintegra-
tionserscheinungen innerhalb einer dimorph strukturierten Gesellschafr'"
190 R. Weill, RE 5 (1946), 251; R.Borger, ZDPV 74 (1958), 121-132.
191 j.Bottero, Habiru, 1972/75,22; ders., DHA 6 (1980), 202; M.Birot, ARM 14, 1974,228,
betont, da auch das Verbum babru (ARM 14,50,14; 72,18; A. 2886), das er mit emigrer,
se refugier bersetzt, keine Entscheidung zult.
192 M. B. Rowton, JNES 35 (1976), 13-14.
193 B. Landsberger, Note, 1954, 160-161.
194 J. Lewy, HUCA 28 (1957), 8-13.
195 C. R. Conder, PEQ22 (1890), 327, hatte immerhin noch seine Schlufolgerung mit einem
wenn versehen: "If this explanation [= Amarna-Brief] be correct, we have in these letters
the earliest notice of the Hebrews in existence, and a contemporary account of the wars of
Joshua, or of his successors, in the Philistine plains.
196 H. H. Rowley, From Joseph to joshua, 1950, 164, der eine konservative Haltung ein-
nimmt, setzt z, B. die babir der Amama-Briefe um 1400 an und Josue um ca. 1230 v. Chr.
197 M. Weippert, Landnahme, 1967, 85, schreibt hierzu: Es soll schlielich auch nicht
vergessen werden, da die ganze Problemstellung capiru-Hebrer ursprnglich aus einem
Miverstndnis der Rolle der ersteren in den Amama-Briefen entstanden ist.
198 Siehe J. Bottero, Habiru, 1972/75, 18-20, Nr.92-205.
199 Siehe j.Bottero, Habiru, 1972/75, 16-17, Nr.63-106.
200 Siehe j.Bottero, Habiru, 1972/75. 15-16, Nr.31-48; M.Birot, ARM 14, 1974,228.
201 Siehe J. Bottero, Habiru, 1972/75, 16, Nr.50-62.
202 Siehe Kap. 4 und j.Botrero, Habiru, 1972/75,20, Nr.206-218.
203 A. Alt, WO 2, 1954/59, 240-242; siehe ferner Anm. 58-60.
204 Siehe Anm. 116.
6 Loretz, I;Iabirii-Hebrer
82 Die uabir-Frage in der Altorientalistik
sowie der Auswirkungen des Wucherzinses
205
und der politischen
Geschichte, sowie deren Abhngigkeit von der Entwicklung der Kampf-
mittel'" war eine Erweiterung des frheren Bildes ber die gabir mglich
geworden.?" Sie erweisen sich so als eine innerhai!:> . einer
Gesellschaft in der Zins und Zinswucher wesentlich zur Fluktuation der
Bevlkerung beigetragen haben und viele zum Aussteigen und zur
Existenz gezwungen haben. Es ist verstndlich,. da das yersc
2?swm-
den der habir mit der Anderung dieser besonderen wirtschaftlichen und
politischen Gegebenheiten in Zusammenhang ..
Von den Keilschriftdokumenten her haben wir somit eme zeitliche
untere Grenze gegeben. Die Frage, ob die biblischen cibrim die Tradition
der habir fortsetzen, hngt deshalb einzig und allein von der Mglichkeit
ab ;on den biblischen Schriften her nachweisen zu knnen, da die cibrim
eine direkte Fortsetzung der gabir darstellen. Es wird deshalb jenen in der
Altorientalistik zuzustimmen sein, die fr eine eindeutige Trennung der
Bereiche zwischen keilschriftlicher und biblischer Forschung eintreten.i"
Der Gang der Forschungsgeschichte zum (=
oder Gleichheit (= oder :f:) von cprw - gabtru - sibrim m Agyptologie,
Akkadistik und Bibelwissenschaft'" rt eindeutig zu diesem methodischen
Verfahren.
Durch die Entwicklung der Diskussion in der gyptologie und Alt-
orientalistik wird so deutlich, da auch der Bibelwissenschaft die Aufgabe
gestellt ist, die biblischen Aussagen ber die sibrim unabhngig
sowohl hinsichtlich ihrer zeitlichen Entstehung als auch ihrer Bedeutung zu
untersuchen.
205 Siehe zu M. J ankowska (1959) die Bemerkungen bei D. I. Diakonoff, MIO 13 (1967), 363
Anm.141; siehe ferner M.Liverani, RSI 77 (1965), 317-320; M.B.Rowton, JNES 36
(1977), 182.
206 Siehe Anm. 121.
207 Siehe z, B. zusammenfassend J. Bottero, DHA 6 (1980), 201-211.
to. M.Jankowska (1959); I.M.Diakonoff, MIO 13 (1967), 363 Anm.141; M.B.Rowton,
JNES 36 (1977), 182. .
209 M. B. Rowton, JNES 36 (1977), 182, bemerkt hierzu: Another powerful factor In stem-
ming the outflow of the socially uprooted from the cities was the of empire. in
the first millennium B. C. The effect of this extended far beyond the eines. Greater secunty
in the countryside stemmed the flight of farmers. At the same time territories in which the
uprooted had hitherto sought refuge were brought under firm of the state, Thus
various terms used for the parasocial element, notably 'uabiru> varush from the records with
the end of the second millennium B. C. Zum Aufkommen und Verschwinden der uabir
schreibt I. M. Diakonoff, Oikumene 3 (1982), 96, zusammenfassend:"They appear simult-
aneously with the mass enslavement for debt at the coming of the 2nd B. c.,
and disappear without leaving trace when enslavement for debt ceases to play an important
role, shortly before the coming of the 1st millennium B. C."
210 Siehe Anm.181.
211 Siehe Kap. 7.
Kap. 4: prm und pabiru in den Texten aus Ugarit
In der Diskussion ber die habir der Texte aus Ugarit sind zwei
Phasen zu unterscheiden. Die erste umfat die 1934 von Ch. Virolleaud
begonnene Auseinandersetzung ber sbrm (KTU 1.22 I 15). Die zweite
setzt im Jahre 1939 mit der Auffindung der ug. Lesung cpr fr SA.GAZ
ein.'
Den ersten Vorschlag zur Gleichsetzung von ug. sbrm (KTU 1.22 I 15)
mit hebr. cibrim hat Ch. Virolleaud erwogen.' Dieser Gedanke wurde
sowohl befrwortet und ausgebaut', als auch abgelehnt.' Nach Auffindung
der Texte mit pr =SA.GAZ5 ergab sich dann das Problem, ob zwischen
sbrm Hebrern und sprm = gabir zu unterscheiden sei,' oder ob ein btp-
Wechsel (cblprm) vorliege und deshalb -brm und sprm mit hebr. cibrim
gleichzusetzen seien.' Sowohl der Vorschlag der Unterscheidung von sbrm
Hebrer und cprm=gabir', als auch der eines blp-Wechsels (cblprm)
fanden Widerspruch.
9
Nachdem sich aus neuen keilalphabetischen und syllabischen Texten
ergeben hatte, da die ug. Schreibung fr in cpr zu ist,
die Diskussion ber sbrm langsam aus." Inzwischen hat sich die Ansicht
1 Siehe H.H.Rowley, From joseph to Joshua, 1950, 49-52; j.Bottero, Habiru, 1954,
XXIII-XXIV. 119-129.
2 Die Position Ch. Virolleauds wird in der Sekundrliteratur nicht mehr zuverlssig wieder-
gegeben. Er schreibt zu KTU 1.22 I 15 folgendes: cbrm designe-t-il simplement des gens
qui passent-, c'est--dire les nomades, ou bien les Hebreux, ou les Ijabiri des lettres d'EI-
Amarna, nous ne sourions le dire. (Syria 15 [1934], 317 Anm.1); Les Uabiri, que
l'expression designe ou non les Hebreux, sont nornmes, semble-t-il, une fois dans les textes
de Ras-Shamra (La legende de Keret, 1936, 74 Anm. 2); esbrm... Ce mot-l peut tres bien
designer les Hebreux (RES [1940], 75).
3 J. W.Jack, The Ras Shamra Tablets: their Bearing on the Old Testament, 1935, 35;
B. Bonkamp, Die Bibel im Lichte der Keilschriftforschung, 1939, 304-324.
4 E. G. Kraeling, The Origin of the Name Hebrews, AJSL 58 (1941), 237-241.
5 Siehe Anm.13-14.
6 Ch. Virolleaud, RES (1940), 74-75, trennt von nun ab zwischen sbrm = hebr. cibrim und
SA.GAZ = uabir = sprm.
7 J.W.Jack, New Light on the Habiru-Hebrew Question, PEQ 72 (1940), 95--102.
Siehe Anm.6; E. G. Kraeling, AJSL 58 (1941), 238-240; H. H. Rowley, From Joseph to
Joshua, 1950, 50 Anm.4.
9 E. G. Kraeling, AJSL 58 (1941), 238-240; H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950,50,
hlt dies fr zweifelhaft; R. Borger, ZDPV 74 (1958), 126-128; M. C. Astour, Habiru,
1976,382.
10 Siehe Anm. 6-7.
6*
84 sprm und babir in den Texten aus Ugarit
sprm und babir in den Texten aus Ugarit 85
durchgesetzt, da die sbrm (KTU 1.22 I 15) in keinem Zusammenhang mit
den cprm=lJabir stehen. 11 Denn mit sbrm Vorbergehende drften die
Toten bezeichnet sein, die an der Feier fr die Ahnen teilnehmen."
Im Jahre 1939 wurden in Ras Shamra gefundene keilalphabetische und
syllabische Texte bekanntgegeben, aus denen unmittelbar hervorgeht, da
SA.GAZ = lJabiru ug. cpr(m) entspricht." Seitdem wurde dieser Sachver-
halt durch weitere Funde besttigt. 14
Durch ug. cpr wurde die Diskussion ber die richtige Schreibung von
lJablpiru und den Zusammenhang von lJabiru = cpr mit hebr. cibn neu
belebt.
Ein Teil der Gelehrten nahm sofort an, da von cpr her ein unmittelba-
r e ~ Schlu auf die richtige Schreibung von lJabiru mglich oder notwendig
sei." Andere betrachten die Frage weiterhin als unentschieden."
Von spr her wurde auch geschlossen, da jeder Zusammenhang zwi-
schen den lJabir=cprm und hebr. cibnabzulehnen sei." Zugleich wurde die
These vorgetragen, da ein blp-Wechsel mglich sei und deshalb ug. cpr
doch mit cibn verbunden werden knne", dies aber noch keinen Beweis
darstelle."
11 Zu ug. cbr siehe A. Caquot - M. Sznycer, TO 1, 1974, 595; S. Ribichini - P. Xella, UF 12
(1980),437; G. Del Olmo Lete, MLC, 1981,423.527: cbr invitado.
12 Siehe auch A. Caquot - M. Sznycer, TO 1, 1974, 475 mit Anm. c; S. Ribichini - P. Xella,
UF 12 (1980), 437.
13 Ch. Virolleaud, CRAIBL (1939),329; ders., RES (1940),74-76; ders., Syria 21 (1941), 143;
E. G. Kraeling, BASOR 77 (1940), 32; J. Bottero, Habiru, 1954, XXIII.
14 j.Bottero, Habiru, 1954, 119-129; ders., Habiru, 1972/75,20, Nr.206-217; siehe ferner
J.Nougayrol, PRU 4,1956,260; ders., PRU 6,1970,150.
15 Ch. Virolleaud, CRAIBL (1939), 329; ders., RES (1940), 74-76; W. F. Albright, BASOR 77
(1940), 32-33, sah seine bereits seit 1930 ausgesprochene Forderung besttigt; G. E. Krae-
ling, Light from Ugarit on the Khabiru, BASOR 77 (1940),32; C.H. Gordon, UH, 1947,
19.1520; ders., JKF 2 (1952/53), 51; ders., UT, 1965, 19.1899, hat dann seine Deutung
der Differenzen zwischen bapiru und cibndeutlich revidiert. Er hlt es jetzt fr mglich,
da die sprm von Ugarit mit den cibnm Hebrern zu verbinden sind. Siehe ferner
E.Dhonne, RH 211 (1954),260; A.Goetze, Note, 1954, 161; B.Landsberger, Note, 1954,
159-160; R.Borger, ZDPV 74 (1958), 127-128; M. Weippert, Landnahme, 1957, 12
Anm. 3; R. de Vaux, JNES 27 (1968), 222; C. H.J. de Geus, The Tribes ofIsrael, 1976, 182
Anm. 235; E.Jacob - H. Cazelles, in: DBS 9, 1979, 1439.
16 j.Botcero, Ijabiru, 1972/75,22; siehe ferner Kap. 3 zu Anm.171.
17 Ch. Virolleaud, CRAIBL (1939), 329; ders., RES (1940), 74-76; G. E. Kraeling, AJSL 58
(1941),237-241; E.Dhorme, RH 211 (1954),260, betont, da er diese Trennung seit 1909
gefordert habe; R.Borger, ZDPV 74 (1958), 132; M.G.Kline, WThJ 20 (1957/58),61;
M.C.Astour, Ijabiru, 1976, 382. 384; E.Lipfnski, VT 26 (1976),120-121. Siehe zu den
Anschauungen von C. H. Gordon die Ausfhrungen in Anm. 15.
18 W.F.Albright, BASOR 77 (1940), 32-33; J. W.Jack, PEQ 72 (1940), 95-102; R. de
Langhe, Lex Textes de Ras Shamra, 2, 1945, 466; J. Lewy, HUCA 15 (1940), 48 Anm.7;
J.P.Lettinga, BiOr 5 (1948),111.
19 C. H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 184 mit Anm.247.248.
Die Schreibung cpr gab auch Anla zu neuen etymologischen berle-
gungen. Es wurde vorgeschlagen, cpr Staub, Sand zur Grundlage der
BedeutungsbestimmungvonlJabiru
20
und auch der Vokalisierung lJablpiru zu
machen." A. Goetze setzte cpr = eperum to furnish (somebody) with food
an."
Durch ug. cpr wurde so letztlich erneut das Problem verschrft, ob es
sich bei einer Gleichsetzung von hebr. cibnmit lJabiru=cpr=cprw nur um
ein Phantom der Homonymie handle."
Im einzelnen ergeben die keilalphabetischen Texte ber die sprm und
deren Einordnung innerhalb des Stadtstaates von Ugarit nur ein unvollstn-
diges Bild ber diese soziale Gruppe. Aus der Nennung von vierhundert
sprm im Brief KTU 2.47:7 lt sich wegen der Zerstrung des Kontextes in
Z. 11f. kaum mehr entnehmen, als da sie in der kniglichen Politik eine
Rolle gespielt haben. Desgleichen wird auch aus der Verwendung von cprm
zur Bildung des ON lJib sprm" (KTU 4.48:1; 4.73:12; 4.346:7; 4.380:16;
4.610:26) kaum mehr als ihre Existenz und ihre Ansiedlung bzw. das
Vorhandensein eines Sttzpunktes von ihnen zu erschlieen sein." Der in
KTU 4.752:1 erwhnte rb sprmVorsteher der sprm scheint innerhalb der
kniglichen Verwaltung eine ziemlich hohe Stellung eingenommen zu
haben."
20 R. de Langhe, Les Textes de Ras Shamra, 2, 1945,465, les (hommes venant) du sable, du
desert; J.P.Lettinga, BiOr 5 (1948),111; E.Dhonne, RH 211 (1954),261, arab. cafara
marcher dans la poussiere oder cafira etre de la couleur de la poussiere; R. Borger,
ZDPV 74 (1958), 131, syr. cefir staubig, mit Staub bedeckt, enstanden aus sapir;
M. C. Astour, Habiru, 1976, 382.
21 R. Borger, ZDPV 74 (1958), 131.
22 A. Goetze, Note 1954, 162-163, one provided with food,
23 B. Landsberger, Note, 1954, 161, betonte: Quant al'equivalence kapiru = cIbn je suis
persuade que l' assyriologie s' assainira au point de cesser de poursuivre de tels fantmes
d'homonymie.s ; R.Borger, ZDPV 74 (1958), 132, bemerkt von seinem Standpunkt aus
zum Verhltnis zwischen caplru und cibrim folgendes: Es ist imInteresse der alttestamentli-
chen Wissenschaft, wenn die alte Gleichung <ljabiru> = Hebrer baldmglichst aufgegeben
wird. Da es sich bei der Gleichung babir == cbnmnur um einen Gleichklang der Namen
handeln knnte, hat bereits S.Landersdorfer, TQ 104 (1923), 232, hervorgehoben.
24 Siehe zu blb cprm = URUljal-bi lu.meiSAG.GAZ Ch. Virolleaud, Syria 21 (1940), 143
(babiru); J. Bottero, Habiru, 1954, 120, Nr.154-155; ders., Habiru, 1972/75, 24, zu
Nr.206--208.214.
25 M. C. Astour, in: RSP 2, 1975, 286--287, Nr.42, identifiziert blb vprm mit modernem
cA/ra. Er lehnt zugleich A. Goetze, BASOR 79 (1940), 32-34, der blb sprm als Quartier
einer Stadt bestimmte und W. F. Albright, YGC, 1968, 73, der in blb sprm eine Vorstadt
von Aleppo sieht, ab.
Siehe ferner A. Alt, WO 2 (1954/59. 1956), 241-242; M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 162
(Aleppo).
26 Die in KTU 4.752:2-7 aufgefhrten Personengruppen, die ihm unterstehen, legen dies nahe.
86 eprm und habir in den Texten aus Ugarit sprm und habirin den Texten aus Ugarit 87
Die syllabischen Texte aus Ugarit ergnzen dieses Bild ber den
SA.GAZ = !Jabiru.
27
Aus PRU 4,107f., 1-19 (= RS 17.238) geht hervor,
da die Flucht zu den !Jabir des hethitischen Bereiches erstrebenswert sein
konnte und die Rckgabe der Flchtenden Gegenstand eines Vertrages
zwischen dem Knig von Ugarit und seinen hethitischen Oberherrn war,"
Welche Folgerungen ergeben sich von den ug. keilalphabetischen und
syllabischen Texten her fr das Problem!Jabir-Hebrer? Es sind wegen der
groen zeitlichen Differenz" sicher historische Spekulationen auszuschlie-
en, die einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den !Jabir=eprm
und den biblischen eibnm fr mglich halten." Ebenfalls auer Betracht
drfte auch die Mglichkeit sein, zwischen ebr in KTU 1.22 I 15 und hebr.
eibri eine Verbindung zu sehen. Falls es sich besttigen sollte, da sbr
speziell auch die toten Ahnen bezeichnen kann", wre es doch nicht
vorstellbar, wie dieser Terminus zum national-religisen Ehrennamen der
jdischen Gemeinschaft aufrcken sollte."
Das Nebeneinander von ebr)) und epr schliet einen innerugaritischen
blp-Wechsel nicht aus." Die Einwnde dagegen" vermgen nicht voll zu
berzeugen, zumal zu beachten bleibt, da auch bei ebr losgehen; passie-
ren, berschreiten (KTU 1.3 VI 7-8; 1.4 VII 7!) ein blp-Wechsel, also die
Schreibung epr (KTU 2.71: 12) neben sbr, bezeugt ist. Es bleibt auerdem
noch mglich, da auch im Ug. das Wort epr aus einer anderen Gegend
bernommen wurde. Es wird deshalb abzuwarten sein, ob die Texte aus
Mri hier weiterhelfen werden." Im Augenblick wird jenen zuzustimmen
27 j.Bottero, Ijabiru, 1972/75,20, Nr.206. 210-218; ders., DHA 6 (1980), 211 Anm.2, zu
Nr. 206 = KTU 4. 751:1.
2S Siehe zu RS 17.238 ferner Kap. 5 Anm.65.
2' Siehe zur nachexilischen Datierung der biblischen eibn-Belege Kap. 5.8.
Ja Vgl. C. H. Gordon, UT, 1965/67, Supplement, S.566, der folgende Erwgung anstellt: "If
the sApirum are somehow connected with the Hebrews, we may have funher evidence of
the prelude to a Hebrew Conquest up to the Euphrates, mentioned four times in the
Pentateuch."; siehe auch seine Ausfhrungen zu 19,1899. Fr eine Gleichung habiru =
epr = eibntritt auch z. B. Lettinga, BiOr 5 (1948), 111, ein.
JI Siehe S. Ribichini - P. Xella, UF 12 (1980), 437.
J2 Es ist zwar mglich, da einstmals kultisch verehne Ahnen, wie die Rephaim, historisien
als Bevlkerungsgruppe auftreten, aber es wird kaum mglich sein, da ein Begriff aus dem
in nachexilischer Zeit verbotenen Totenkult zur Bezeichnung fr die jdische Gemeinschaft
wird.
JJ Siehe zu ebr J. C. de Moor, SP, 1971, 156; G. Del Olmo Lete, MLC, 1981,597.
34 W.J. Jack, PEQ 72 (1940), 96-102; siehe auch H. H. Rowley, FromJoseph to Joshua, 1950,
51-52; siehe zum blp-Wechsel bei ug. Wnern C.H. Gordon, UT, 1962, 5.28; M. Weip-
pert, Landnahme, 1967, 78-84; ders., Bib 52 (1971), 424 Anm.3.
35 E.G.Kraeling, AJSL 58 (1941), 237-240; R.Borger, ZDPV 74 (1958), 127-128; M.C.
Astour, Habiru, 1976,382.
3. Kap. 3, zu Anm.174; Kap. 8.1.2.
sein, die es noch nicht fr sicher erwiesen halten, da wir von epr auszuge-
hen haben und die eine endgltige Entscheidung fr die Schreibung bapiru
fr verfrht ansehen.J7 Hiermit bleibt auch die Etymologie des Wortes vom
Ug. her weiterhin offen."
Die ug. Schreibung epr lt sich bei der jetzigen Situation auch nicht als
endgltiges Argument gegen einen Zusammenhang der Wrter !Jabiru=epr
und eibnverwenden", zumal stets zu beachten bleibt, da erst im Hebr. ein
blp-Wechsel vorliegen knnte."
Wenn durch die keilalphabetische Schreibung epr bisher noch keine
endgltige Klrung der Frage, ob wir !Jabiru oder bapiru anzusetzen haben,
erreicht werden konnte und infolgedessen auch die etymologische Frage
weiterhin als offen anzusehen ist, so hat ug. epr dazu beigetragen, da die
eprw der gyptischen Texte, die !Jabir und die sprm als eine Einheit
angesehen werden." Die bereits frher geforderte Zusammenschau der
!Jabir und der eprw
42
fand so ihre Besttigung.
Die Aussagen der keilalphabetischen und syllabischen Texte von Uga-
rit ber die babir=eprm fgen sich gut zu den Angaben, die aus den
Alalah-Texten", der Idrimi-Inschrift" und den Amarna-Briefen" ber die
! J a b i r ~ zu entnehmen sind." Die !Jabir=eprm treten nicht als Nomaden
oder Beduinen auf." Sie bilden eine soziale Gruppe, die sich aus Menschen
37 j.Bottero, Habiru, 1972/75,22; ders., DHA 6 (1980), 202.
38 Siehe Kap. 8.
J' Vgl. R.Borger, ZDPV 74 (1958),132.
40 M.Weippen, Landnahme, 1967, 78-84; ders., Bib 52 (1971), 424 Anm.3;J.Lewy, HUCA
15 (1940), 48 Anm. 7, hat versucht, das Problem der Differenz von b-pin den Worten sibri,
habiru und epr auf hurritischen Einflu zurckzufhren.
41 j.Bottero, Habiru, 1972/75, 14-21; ders., DHA 6 (1980), 202; R.Giveon, Hapiru, 1977,
952-954.
42 Siehe z. B. M. Noth, Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 100-101.
43 Siehe j.Bottero, Habiru, 1972/75, 16, Nr.50-62.
44 Siehe J.Bottero, Habiru, 1972/75, 16, Nr. 51; siehe ferner Kap. 3 Anm.60.
4' Siehe J. Bottero, Habiru, 1972/75, 18-20, Nr.42-205.
46 A. Alt, Neuer Bericht ber Feldzge von Pharaonen des Neuen Reiches nach Palstina,
ZDPV 70.(1954), 68-75; ders., Bemerkungen zu den Verwaltungs- und Rechtsurkunden
von Ugarit und Alalach. 5. Die habiru = SA.GAZ in Alalach und Ugarit, WO 2 (1954/59.
1956),237-243.
47 M. Astour, Les etrangers aUgarit et le statut juridique des Ijabiru, RA 53 (1959), 75-76,
bestimmt die habir von Ugarit folgendermaen: Lelfabiru, par contre, etait un Bedouin,
membre d'une comrnunaute declan et de tribu, un visiteur temporaire dans le territoire de
l'Etat, combattu s'il venait comme pillard ou conquerant, tolere et prorege s'il acceptait
d'entrer au service royal contre les Etats rivaux. Or les Bedouins, aujourd'hui comme au He
millenaire avant notre ere, n'apparaissent que dans les cadres de leurs tribus, et ces tribus, a
une epoque definie, appaniennent al'une de ces branches de la race semitique qui se sont
succede dans le temps: Amorrheens, Arameens, Arabes; M. Liverani, RSI 77 (1965), 327
Anm.44, weist die Ansicht M. Astours zurck.
88
sprm und kabir in den Texten aus Ugarit
unterschiedlicher Herku.nft Sie spielen in den politischen
el?e erhebliche Rolle. Sie erscheinen als eine Grup-
sich aus.den Verhltnissen Syrien-Palstinas ergibt und
die sich Im wesentlichen aus Einwohnern dieser Gebiete rekrutiert. Ihre
Lebenskraft beziehen die lJabir=cprm weder aus infiltrierenden Nomaden
und Beduinen, noch aus einwandernden Stmmen oder Volksgruppen.
Kapitel 5: <ihr; Hebrer in den biblischen Schriften
Die seit den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts andau-
ernde Diskussion ber die Frage, ob zwischen den babir und den cprw
sowie den sibrim Hebrern in irgendeiner Weise ein Zusammenhang
bestehe', bezog ihre Aktualitt stets und unvermindert aus der grundlegen-
den berzeugung, da durch das hohe Alter wenigstens eines Teiles der
biblischen Aussagen ber die Hebrer eine unmittelbare zeitliche Kontinui-
tt zwischen den babir der Amarnazeit, sowie den cprw der gyptischen
Dokumente und den biblischen sibrim gegeben sei. Die Annahme von
ethnischen, soziologischen und historischen Zusammenhngen zwischen
diesen Gruppen grndet auf dieser Voraussetzung.
Fr die Bibelwissenschaft schienen sich von den cprw- und babiru-
Belegen her Beweismglichkeiten von weittragender Bedeutung zu erge-
ben. Grundstzlich erblickte man in diesem neuen auerbiblischen Material
eine Besttigung des historischen Charakters der biblischen Berichte ber
Israels Aufenthalt in gypten und die Landnahme.
Im Verlaufe der Diskussion hat sich dann ergeben, da die Verbindung
der lJabir=cprw mit den Hebrern-Israeliten zu einem ethnischen, sozio-
logischen und historischen Kontinuum im einzelnen uerst kontrovers
sein kann und zu hchst unterschiedlichen Hypothesen ber die Frhge-
schichte Israels gefhrt hat. Die Versuche, z. B. Abraham auf Grund von
Gen 14,13 und seiner dort ausgesprochenen Kennzeichnung als cibrt histo-
risch besser zu fassen und zu begrnden, sind nicht weniger vielgestaltig
und kontrovers ausgefallen als die Hypothesen ber die babir-Hebrer-
Israeliten als nach Kanaan einwandernder Gruppen.
Nachdem die fr die biblische Wissenschaft bedeutsamsten Doku-
mente ber die habir in den Briefen aus EI Amarna und den Texten aus
dem syrischen Raum (Ugarit, Mri, Alalah) vorlagen, war fr die biblischen
Bcher ein eindeutiger Bezugspunkt gegeben. Eine Verbindung zwischen
den biblischen und auerbiblischen Dokumenten schien nur ber die
Brcke einer unmittelbaren Verbindung, entweder Gleichzeitigkeit oder
doch naher Anschlu, mglich zu sein. Von biblischer Seite sah man dies
allein schon durch die biblischen cibrt-Belege gesichert, die entweder noch
in die Amarna-Zeit zu datieren seien und die jedenfalls noch fr die Zeit
Sauls und Davids die Existenz von babir-Gruppen in Israel bezeugten.
In dieser Argumentationsmethode wird einerseits der zeitliche Ma-
stab und Richtpunkt in den auerbiblischen Dokumenten gesucht und
I Siehe Kap. 2-4 sowie 7-8.
andererseits diesen letztlich nur die Funktion zugebilligt, die biblischen
Aussagen als historisch zuverlssig oder begrndbar zu erweisen. Wenig-
stens hypothetisch ist deshalb die Frage zu stellen, ob auch eine Beweisfh-
rung mglich ist, die von einer gegenstzlichen Position ausgeht: Wir
stellen nicht mehr die biblischen Aussagen ber die cibnm in den Mittel-
punkt, sondern die auerbiblischen ber die cprw und !Jabir und verzich-
ten auf die Herstellung einer zeitlichen Verbindung zwischen diesen Tex-
ten. Wir versuchen den biblischen cibn-Stellen so von vorneherein jenen
historischen Stellenwert zu geben, der ihnen im Rahmen der altorientali-
schen Geschichte ohnehin zukommt. Sehen wir einmal von der Hypo-
these ab, da die Bibel einen zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang
zwischen den !Jabir = cprw und den cibnm Hebrern voraussetze, und
ziehen wir alle jene Vorbehalte in Betracht, die von mehreren Seiten gegen
einen Zusammenhang zwischen den !Jabir = cprw und den cibrim Hebr-
ern im Verlauf der Diskussion vorgebracht worden sind, dann wird
zuzugestehen sein, da diese Fragestellung nicht von vorneherein abzuleh-
nen ist, ja da sie sogar in mancher Hinsicht den Vorzug verdient.'
Von dieser Problemstellung her ergibt sich mit Notwendigkeit, da
nicht nur die auerbiblischen !Jabir- und cprw-Belege ohne Seitenblick auf
die biblischen Schriften zu deuten sind, sondern auch, da die biblischen
cibnm-Stellen gleichfalls ohne eine ungerechtfertigte Beeinflussung durch
die Interpretation der auerbiblischen Texte zuerst einmal gesondert auf
ihre eigene Aussagekraft hin zu durchforschen sind. Der Verselbstndigung
der Interpretation der !Jabir- und cprw-Belege und deren Loslsung von
biblischer Problematik innerhalb der Altorientalistik und gyptologie
3
sollte auf bibelwissenschaftlicher Seite im Gegenzug eine auf die innerbibli-
schen Probleme hin neu orientierte Diskussion der cibri-Belege folgen.
Fr die bibelwissenschaftliche Untersuchung ergibt sich von dieser
Situation her als erste Aufgabe die Klrung der Datierungsfragen aller cibn-
Stellen. Denn erst nach dieser Vorarbeit drfte eine Basis fr einen Ver-
gleich der cibn-Belege mit den Aussagen ber die !Jabir = cprw = sprm
mglich und sinnvoll sein.
5.2. cibn(m) in der Josephsgeschichte - Gen 39,14.17; 40,15; 41,12; 43,32
cibn (mit Feminum und Pluralformen) nur vierunddreiigmal bzw. drei-
unddreiigmal belegt und auf folgende zweiunddreiig bzw. einunddreiig
Stellen beschrnkt:
cibn(m) in der Josephsgeschichte 91
39,14.17
40,15
41,12
43,32
1,15.16.19 (alle drei Stellen
'ibrijjh pl.)
2,6.7 (cibrijjh pI.).l1.13
3,18
5,3
7,16
9,1.13
10,3
21,2
15,12 (cibn, 'ibrijjh)
34,9 (cibn, 'ibrijjh).l4
Ex
Gen
I Sam 4,6.9
13,3.7.'19
14,11.21
29,3
Gen 14,13
Jon 1,9
Ex
Dtn
Jer
Abrahamsgeschichte (1mal)
Philisterkmpfe Samuels und
Sauls, Davids Aufstieg (7 oder 8mal)
Exoduserzhlungen (13mal)
Jona-Erzhlung (1mal)
Gesetze (6mal)
Josephsgeschichte (5mal)
I
cibn Hebrer in den biblischen Schriften 90
5.1. Statistik der cibri-Belege
Die ungleichmige und nur auf einige biblische Bcher konzentrierte
Verteilung der Belege fr cibnhat stets Beachtung gefunden.' Insgesamt ist
Die Aussagen ber die Hebrer in der Josephsgeschichte werden in der
Forschung als eine eigene Gruppe behandelt.'
Die enge Verflechtung der Josephsgeschichte mit dem gyptischen
Milieu wird als Besttigung fr die historische Treue der biblischen Darstel-
lung gewertet. Aus der Bezeichnung von Joseph als cibri Hebrer leitete
man ab, da Joseph und seine Gruppe den cprw zuzurechnen seien.' Im
2 Im folgenden wird vorausgesetzt, da auch in der babir-Hebrer-FrageWerturteile nicht
ein Moment der historischen Analyse sein knnen, siehe hierzu u. a. M. Weber, Das antike
Judentum, 1920, 1-4, Anm.*
3 Siehe Kap. 2-4.
4 M. Weippert, Landnahme, 1967, 85-86; K. Koch, VT 19 (1969), 40-43.
5 M. Weippert, Landnahme, 1967, 85 Anm.4, scheidet I Sam 13,7 als korrupt aus; siehe zu I
Sam 13,7 auch Kap. 5.3.3.
6 Siehe z.B. M.Weippert, Landnahme, 1967, 89-94; K.Koch, VT 19 (1969), 50-52;
N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 10-13.
7 H.J. Heyes, Bibel und gypten, 1904, 146-158.
92 cibn Hebrer in den biblischen Schriften
cibri(m) in der Josephsgeschichte 93
einzelnen wurden joseph und seine Hebrergruppe als Teil der babir der
Amarnazeit angesehen, die nach gypten gewandert seien." Eswurde auch
angenommen, da die gypter den als Sklaven an sie verkauften Joseph und
, die nach ihm angekommenen Semiten sibrim Hebrer genannt htten, da
sie gegen dieselben (babir) schon in Kanaan gekmpft und die sie dann als
Kriegsgefangene nach gypten gebracht htten." Auerdem wurde die
Verwendung von cibn Hebrer fr Joseph mit historischen Erinnerun-
gen-" begrndet, welche die Patriarchen, etwas ungenau, dem Lebensstil
und der gesellschaftlichen Stellung der babir angleiche. Reminiszenzen an
gewisse Gemeinsamkeiten des frhen Israel mit den babir = cPY'li!. gingen
hier zusammen mit dem Willen, den Dialog Israels vor allem mit Agypten
zur Zeit Josephs authentisch darzustellen."
Dagegen wurde auch versucht, Joseph ganz von den Bewegungen der
habir-Hebrer zu trennen und von einer aramischen Wanderung her zu
~ r k l r e n , von der Teile bis ins Ostdelta vorgedrungen seien."
In der Diskussion ber die Historizitt der Josephsgeschichte haben
wir in der gyptologie grundstzlich drei Mglichkeiten der Interpretation
zu unterscheiden. An erster Stelle sind jene zu nennen, die der Erzhlung
als ganzer Historizitt zubilligen und deshalb versuchen, sie innerhalb der
gyptischen Geschichte unterzubringen. n Gegen diese Deutung haben sich
innerhalb der gyptologie schon lange Gegenstimmen gemeldet, die nur
einen historischen Kern bzw. eine Erinnerung an wirkliche Ereignisse
8 H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 116-123.129.164, datiert Joseph um c. 1370
v.Chr.; S.Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 84 Anm.4, bezeichnet den historischen
Schlu H. H. Rowleys, Joseph in die Zeit Echnatons zu verlegen, als problematisch.
9 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,207-208, bemerkt hierzu: Ces appellations
etaient legitimes, et l'emploi qu'en fait la Bible est justifie, si l'on accepte de considerer,
comme nous l'avons propose, que ljabiru-cApiru etait un terme ethnique qui designait un
groupe ou des groupes de l'ouest, -Amorites- ou -Proto-Arameens-, auxquels nous avons
rattache les Patriarches.
10 So z. B. R. Giveon, Hapiru, 1977, 914.
11 R. Giveon, Hapiru, 1977, 954.
12 S. Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 82-87. S. Herrmann bringt die babir auch mit der
von ihm in der zweiten Hlfte des 2.Jahrtausends angesetzten aramischen Bewegung in
Zusammenhang. Er schreibt hierzu folgendes: Da allerdings diese Zuwanderer aus der
Steppe schon zu ihrer eigenen Zeit oder wenig spter eine Selbstbezeichnung hatten, da
man alle oder auch nur einen Teil von ihnen chapiru 'nannte, entbehrt der sicheren
Grundlagen, wenn auch diese Hypothese nicht a limine auszuschlieen ist.
13 Siehe die zusammenfassende Darstellung dieser Bemerkungen bei H. Engel, Die Vorfahren
Israels in gypten, 1979, 155-157 (gyptologisches und Literarisches zur Josephserzh-
lung), mit besonderem Hinweis auf J. Vergote, Joseph en Egypte, 1959. Zur exegetischen
Forschungsgeschichte siehe H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche Josephsgeschichte,
1980,5-20 (A. Kritische Wrdigung der Positionen der neueren Forschungsgeschichte).
verbunden mit spterer Ausschmckung zulassen." Eine letzte Mglichkeit
besteht darin, der Josephsgeschichte jeden Bezug zu einer historischen
Einzelpersnlichkeit abzusprechen und in ihr einen Reflex der Beziehun-
gen semitischer Elemente mit Agypten zu sehen."
Die neuere Erforschung der Josephsgeschichte hat besonders deutlich
gezeigt, da der Datierungsfrage auch in diesem Falle eine entscheidende
Bedeutung zukommt." Es besteht so auch fr die cibn-Belege der Josephs-
geschichte das Problem, ob sie insgesamt in die Frhzeit, die vorexilische
Periode, teilweise in die vorexilische Zeit oder ganz in die nachexilische zu
datieren sind. Hierbei spielt die Zuordnung zu J oder E sowie die Datierung
dieser Quellen eine wichtige Rolle.
5.2.1. 'ii -ibri - hasaebaed hacibri - ein Hebrer - der hebrische
Knecht in der spten jahwistischen Schicht der Josephsgeschichte
- Gen 39,14.17
Neuere Untersuchungen von H. Ch. Schmitt haben gezeigt, da Gen
39,2-23 als Teil eines greren Redaktionsprozesses zu verstehen ist, der
zumindest die Genesis, wahrscheinlich aber auch den restlichen Pentateuch
umspannt." Auf Grund des Befundes in Gen 39,2-23; 22,15-18 und
28,13-16 ist dieser Redaktionsproze spter als die elohistische Bearbeitung
anzusetzen. Denn es wird in ihm das Bemhen sichtbar, in den ihm
vorgegebenen elohistischen Zusammenhang neue theologische Akzente
einzuarbeiten. Charakteristisch fr seinen Stil ist vor allem der Gebrauch
des Gottesnamens J ahwe. Eines seiner theologischen Anliegen ist die
Darstellung von Israels Aufgabe innerhalb der Vlkerwelt. Es ist deshalb zu
vermuten, da auch der Einbau der jahwistischen Urgeschichte in den
Pentateuch erst auf diese Redaktion zurckgeht.
Die in Gen 39,2-23 enthaltenen cibn-Stellen
l 8
(V. 14 und 17) sind somit
einer nachexilischen Schicht beizuordnen." Gleichzeitig ergibt sich aus Gen
14 Siehe z.B, A.H.Gardiner, The Geography of the Exodus, 1922,205; R.J.Williams, in:
TRE 1, 1977,493.
15 S. Herrmann, Geschichte Israels] 1980
2
, 85, pldiert dafr, das Problem Joseph folgender-
maen zu sehen: Seinen Kern bildet die Frage nach den Mglichkeiten und Voraussetzun-
gen, unter denen semitische Elemente nach gypten eindringen und dort bleiben konnten.
16 Siehe zur neueren Diskussion H.Seeba, Joseph-Erzhlung, 1978; H.-Ch. Schmitt, Die
nichtpriesterliche Josephsgeschichte, 1980, 15.189-193; H. Donner, Geschichte 1, 1984,
87-88.
17 H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche Josephsgeschichte, 1980,81-87.100-116.137
Anm.230; 189-190.197, zur jahwe-Schicht und zur Annahme eines spten jahwisten in
der Josephserzhlung.
18 Siehe 1.Riesener, Der Stamm sbd, 1979, 117, zu sbd.
19 H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche Josephsgeschichte, 1980, 190.
94 cibri Hebrer in den biblischen Schriften
cibri(m) in der ]osephsgeschichte 95
39,14.17, da in nachexilischer Zeit cibnals eine ethnische Angabe verstan-
den und gebraucht wurde."
5.2.2. 'aeraes hacibnm Land der Hebrer und nacar cibn hebrischer
jngling in der Ruben-Schicht der josephsgeschichte - Gen 40,15;
41,12
Die Aussage josephs in Gen 40,15
2
1, da er aus dem Lande der
Hebrer ( ' r ~ bsbrjm) gestohlen worden sei, als auch Josephs Bezeichnung als
eines hebrischen Jnglings (ncr cbrj) in Gen 41,12 sind der Ruben-
Schicht der Josephserzhlung zuzuweisen."
Die Angabe, da Joseph aus dem ' r ~ hcbrjm Land der Hebrer (Gen
40,15) stamme, fand auf Grund der Auffindung einer hnlichen Formulie-
rung in einem demotischen Papyrus in Wien
23
besondere Beachtung.
D. B. Redford hat die Formulierung 'rs bsbrjm mit der demotischen
Bezeichnung sybr fr Palstina in Beziehung gesetzt und in letzterer den
Ursprung der ersteren vermutet." In dieser Argumentation sind ihm
M. Weippert
25
und R. Giveon gefolgt,"
Dagegen hat H.-Ch. Schmitt geltend gemacht, da im Falle von ' r ~
hcbrjm Land der Hebrer D. B. Redford sich selbst nicht konsequent an
den von ihm aufgestellten Grundsatz halte, da man aus der Tatsache, da
die Josephsgeschichte in gypten lokalisiert ist, nicht ohne weiteres darauf
schlieen knne, da die in ihr verarbeiteten kulturgeschichtlichen Vorstel-
lungen auch insgesamt dem gyptischen Kulturbereich entnommen seien.
Man msse sich darber im klaren sein, da die Josephsgeschichte in Israel
abgefat worden sei und drfe sie daher nicht als gyptologische Quelle
miverstehen." J. Vergotes Auffassung, da Gen 37-50 auf eine gyptische
Quelle des 13.Jh.s. v. Chr. zurckzufhren sei", beruhe auf einem diesen
israelitischen Sitz im Leben der Josephsgeschichte verkennenden Zirkel-
20 H.Schult, DBAT 10 (1979), 25-26; siehe auch I. Riesener, Der Stamm cbd, 1979, 117-118.
21 Siehe H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche Josephsgeschichte, 1980, 33, zum Problem von
V. 15a +b, der 15b als eine nachtrgliche Erweiterung betrachtet.
22 H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche Josephsgeschichte, 1980, 32-38. 94-100. 197.
23 Siehe Kap. 2.2 zu Anm.18C-184.
24 So drfte D. B. Redford, The Land of the Hebrews in Gen XL 15, VT 15 (1965), 529-532;
ders., A Study of the Biblical Story of joseph, 1970, 201-203, wohl zu verstehen sein.
25 M. Weippert, Landnahme, 1967, 93f. Anm.7, macht nur die Einschrnkung, da die von
D. B. Redford vorgeschlagene Datierung des Papyrus in die Saitenzeit nicht in allem
berzeugend sei.
26 R. Giveon, Hapiru, 1977,954.
27 H.-Ch.Schmitt, Die nichtpriesterlicheJosephsgeschichte, 1980, 139-142.
28 J. Vergote, Joseph en Egypte, 1959,204-213.
schlu." Der Josephsgeschichte seien vielmehr nur solche Vorstellungen zu
entnehmen, die man in Israel von gypten besessen habe, wobei man sich
die gyptischen Verhltnisse durchaus in Analogie zu israelitischen oder
eventuell sogar zu mesopotamischen Gegebenheiten habe vorstellen kn-
nen. Ein weniger bedeutsames, aber doch charakteristisches Beispiel dafr,
da die Josephsgeschichte in israelitischen Kategorien denke, sei die Erwh-
nung des Ostwindes als Verursacher von Hitze und Drre in Gen 41,6.
23.27. Dies treffe nur fr Palstina zu, whrend fr gyptische Winde hier
der Sdwind stehen mte, was erst die Septuaginta bemerkt habe, die
Ostwind durch das neutrale ciVEJ.t6<p'3oQoC; ersetzt habe,"
Von diesen Voraussetzungen her folgert nun H.-Ch. Schmitt", da
der Vorschlag von D. B. Redford, die Bezeichnung ' r ~ bsbrjm Land der
-Hebrer- fr das sonst in der Josephsgeschichte Kanaans genannte
Palstina knne nicht direkt in Beziehung gesetzt werden zu dem von
D. B. Redford beigebrachten gyptischen Belegfr cybr als Bezeichnung fr
Palstina auf dem demotischen Omen-Text in Wien.
32
Vielmehr msse man
auch hier von dem Befund im Alten Testament ausgehen, in dem cibnm
hufig als Bezeichnung der Israeliten und verwandter Vlker durch gyp-
ter und Philister vorkomme. Dieser Befund zeige, da bereits in vorexili-
scher Zeit sich die Israeliten als eine Volksgruppe verstanden htten, die
von den Agyptern und Philistern den sibrim zugeordnet worden sei. Ob
und wann diese Bezeichnung fr die gypter auch tatschlich zu belegen
sei, sei demgegenber von sekundrer Bedeutung.
In seiner Argumentation sttzt sich H.-Ch. Schmitt auf die Darlegun-
gen von K. Koch" ber die Hebrer." Er rechnet demzufolge bereits mit
einem vorexilischen Gebrauch von cibnals Ethnikon (I Sam 13,3.19; 14,11)
und mit einem Fortleben dieser Tradition bis in die exilisch-nachexilische
Ruben-Schicht der Josephsgeschichte.
Aus dem Vorkommen von cibnin der Ruben-Schicht kann unmittel-
bar nur auf den Gebrauch dieses Gentiliziums zur Entstehungszeit dersel-
ben in Palstina geschlossen werden. Die zu ' r ~ hcbrjm Land der Hebrer
entsprechende Formulierung im demotischen Papyrus in Wien wird dem-
zufolge auf jdischen Sprachgebrauch zurckzufhren sein. Bercksichtigt
man die von D. B. Redford und von H.-Ch. Schmitt geltend gemachten
29 H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche Josephsgeschichte, 1980, 140 Anm. 252, verweist auf
die hnliche Kritik von S. Herrmann (TLZ 85 [1960], 827), H. Donner (BiOr 18 [1961], 45);
siehe auch H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 155-157, zur Auseinanderset-
zung mit J. Vergote.
30 H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche Josephsgeschichte, 1980, 142 Anm.254.
31 H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche Josephsgeschichte, 1980, 140 Anm.253.2.
32 Siehe Anm.23.
33 Siehe Anm. 8.
34 H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche Josephsgeschichte, 1980, 140 Anm.253.2.
96 sibriHebrer in den biblischen Schriften cibri(m) in der ]osephsgeschichte 97
Gesichtspunkte insgesamt, dann wird auch vybr als Zeugnis fr den spten
Gebrauch von cibri zu werten sein. Sowohl 'rs hcbrjm als auch -ybrspiegeln
dann spten Sprachgebrauch wider.
Von der Erkenntnis ber die spte Entstehungszeit des Ausdruckes
h-brjm Land der Hebrer (Gen 40,15) her werden auch die Versuche zu
beurteilen sein, die zu seiner Erklrung auf babir-Gebiete/Territorien
verwiesen haben." In dieser Interpretation wird nicht nur eine unbegrn-
dete Frhdatierung der josephserzhlung gefordert, sondern auch ange-
nommen, da ein greres Gebiet Palstinas oder das ganze Land einmal
Land der babir genannt worden sei. Fr Land der babir als Bezeich-
nung einer Landschaft oder eines Landstriches lassen sich jedoch aus den
Keilschriftquellen keine Hinweise gewinnen. Abgesehen von der Frage, wie
das Determinativzeichen KI nach babiru zu deuten ist", drfte es sich
jeweils bei den babir-Gebieten nur um Lokalitten handeln, an denen sie
sich aufhalten.
Die Formulierung bsbrjm Land der Hebrer wird so weder als
alter Sprachgebrauch, der auf die babir zurckweist, noch als Anachronis-
mus zu verstehen sein", sondern als ein Zeugnis fr das exilisch-nachexili-
sche Ethnikon cibri.
Auf Grund mehrerer Indizien und vor allem wegen des in der Ruben-
Schicht zu Tage tretenden Selbstverstndnisses der nachexilischen Weisheit
ist auch dieser Teil der josephsgeschichte in die exilisch-nachexilische Zeit
zu datieren."
Die Rubenschicht kennt denselben Wortgebrauch von cibri wie die
spte jahwistische der josephsgeschichte." Denn cibriwird auch hier als ein
ethnologischer Terminus verstanden, der die Volkszugehrigkeit festlegt."
35 D. Opitz, ZA 37 (1927),103; M.B. Rowton, The Physical Environment and the Problem of
the Nomads, 1967, 117; M.Anbar, 'eres h sibrim le pays des Hebreux, Or 41 (1972),
383-386; A. R. Millard, A Wandering Aramean, ]NES 39 (1980), 155.
3" Siehe zur Diskussion ber Kr nach babiru u. a. F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911,
84-87; ders., Opera minora, 1953,479, zu S.48 Anm. 43; S. H. Langdon, ET 31 (1919/20),
324; S.Landersdorfer, TQ 104 (1923), 229; B.Landsberger, ZA 35 (1924), 213f. Anm.1;
ders., KIF 1 (1930),331; A.]epsen, AfO 15 (1945/1951), 59 Anm.15; M.B.Rowton, AS
16, 1965, 384 mit Anm. 60; ders., The Physical Environment and the Problem of the
Nomads, 1967, 117; M. Anbar, Or 41 (1972), 385.
-37 A. Dillmann, Die Genesis, 1892", 409, Anachronismus fr 'rs kncn; S. R. Driver, The Book
of Genesis, 1926
12,338,
bemerkt: An anachronism for <theland of Canaan- ,
38 H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche josephsgeschichte, 1980, 163-169.
39 Siehe zu Kap. 5.2.1.
40 Siehe Kap. 5.2.1.
5.2.3. sibrim Hebrer Gen 43,32
In Gen 43,32 wird berichtet, da die gypter nicht mit den Hebrern
essen drfen, da dies den gyptern ein Greuel sei. D. B. Redford hat.
Beschreibung des Verhltnisses zwischen den juden und Agyptern m die
saitische und persische Periode datiert.'! Hc-Ch, Schmitt stimmt dieser
Argumentation insoweit zu, als eine Aussage ei?e Periode voraus-
setze, in der es zu starken Kontakten ZWIschen Israeliten und Agyptern
gekommen sei. Solche regelmigen Kontakte seie? nun
seit der frhesten Knigszeit anzunehmen, so da nicht unbedmgt mit emer
so spten Periode, wie D. B. Redford sie vorschlage, zu
Die Notiz ber den Ausschlu der Hebrer von der Tischgemeinschaft
mit den gyptern befindet sich innerhalb der Juda-Schicht", die in die
vorexilische Zeit datiert wird."
Die Zugehrigkeit der kommentierenden Notiz von Gen 43,32 zur
juda-Schicht ist allerdings aus literarkritischen Grnden nicht ber Jeden
Zweifel erhaben." Da die Bezeichnung cibri Hebrer sich nmlich in der
josephsgeschichte sonst nur in der Ruben-Schicht (Gen 40,15; 41,12) und
in der spten jahwistischen Schicht (Gen 39,14.17) finde; liege also
mglicherweise - ebenso wie in der hnlichen Kornmentierung m Gen
46,34 b - eine Glosse vor, die keiner der Hauptschichten der josephsge-
schichte zuzuordnen sei."
Die Bemerkung Gen 43,32 b wird als eine ki-Glosse aufzufassen sein,
die den Gang der Erzhlung unterbricht und die vorangehende Beschrei-
bung der Sitten beim Essen erklrt. Das von D. B. Redford vorgeschlagene
nachexilische Datum" ist deshalb nicht von vorneherein abzulehnen."
Aus Gen 43,32 b lt sich nur entnehmen, da basibrim. die
Hebrer als ethnische Bezeichnung gebraucht wird und die
gypter/hacibrim die Hebrer ein Gegensatzpaar bilden." Da deshalb
an allen Stellen der Josephserzhlung eiri einheitlicher Wortgebrauch von
cibri(m) gegeben ist", wird auch Gen 43,32 b den anderen nachexilischen
cibrim-Belegen der josephserzhlung zeitlich gleichzustellen sein.
41 D. B. Redford, A Study of the Biblical Story of ]oseph, 1970, 235.
42 H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche ]osephsgeschichte, 1980, 137.
43 H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche ]osephsgeschichte, 1980, 137.
.. H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche ]osephsgeschichte, 1980, 150-156, befrwortet z. B.
eine Datierung der Juda-Schicht in die Zeit Salomos.
45 H.-Ch. Schmitt, Die nichtpriesterliche ]osephsgeschichte, 1980, 137 Anm.230.
46 H.-Ch.Schmitt, Die nichtpriesterliche]osephsgeschichte, 1980, 137 Anm.230; 198.
47 Siehe zu Anm.41.
" Siehe zu Anm.46.
49 LRiesener, Der Stamm cbd, 1979, 118-119.
50 Siehe zu Kap. 5.1.1. und 5.1.2.
7 Loretz, tI_birn-Hebrer
98 cibri Hebrer in den biblischen Schriften cibri(m) in der josephsgeschichte
99
5.2.4. Datierung und Bedeutung der cibn-Stellen in der Josephsgeschichte
Bei der Datierung der cibn-Belege in der Josephsgeschichte gehen wir
von der Voraussetzung aus, da sie sich in literarischen Schichten befinden,
die in die nachexilische Zeit zu datieren sind."
Die Datierung der cibri-Belege ist ohne Zuflucht zu einem der Argu-
mentationsmodelle ber die Mglichkeit oder Unmglichkeit eines Zusam-
menhanges zwischen den babir, cprw undcibnm durchfhrbar. Sie besitzt
deshalb einen besonders hohen Stellenwert. Denn wir erhalten so fr eine
ganze Gruppe von cibri-Stellen eine zeitliche und inhaltliche Bestimmung,
ohne da eine der Hypothesen ber das Verhltnis des Gentilizums zur
Bezeichnung babir = cprw in Anspruch zu nehmen war.
Fr eine vorexilische Einordnung der Josephserzhlung werden auer
den Frhdatierungen von J und E52 auch sachliche Argumente vorgetragen,
die auf einer besonderen Wortbedeutung von cibn aufbauen. K. Koch hat
z, B. als ausschlaggebend fr die Deutung des Wortes in der Josephserzh-
lung Gen 40,15 betrachtet", wo Joseph klagt: Widerrechtlich gestohlen
wurde ich aus dem Land der Hebrer. Selbst, wenn man den Beleg aus
seinem Zusammenhang herauslse, knnten cibnm hier nicht Entwur-
zelte meinen, denn diese htten kein Land fr sich. Sehe man den Vers im
Zusammenhang, frage man, was und Leser darunter htten
verstehen knnen, werde es sich um eine. auffllige Benennung Palstinas
(und angrenzender Gebiete?) handeln, die der Verfasser bei den gyptern
voraussetze. Besttigt werde das durch einen demotischen Papyrus aus der
Saitenzeit, der von Palstina als dem 'Ybr-Land54 spreche. sibrim meine in
der Josephserzhlung demnach Leute aus Palstina. b es alle Vlkerschaf-
ten dieses Raumes einbegreife oder nur halb sehafte Kleinviehnomaden in
der Art Josephs und seiner Brder, lasse sich aus den Stellen nicht entschei-
den. Da der berlieferungskomplex - im Unterschied zu den Erzvtersa-
gen - mehrfach Vlkerschaften als handelnde Gruppen einfhre, Ismaeli-
ten, Midianiten, gypter, lasse sich denken, da auch die eigenen Ahnen
als vlkisch bestimmt eingefhrt werden sollten. Dafr stehe aber nur der
Ausdruck Hebrer zur Verfgung. Denn der Name Israel, der hufig
vorkomme (Gen 37,3.13; 43,6.8.11 usw.), bezeichne nur einen einzigen
Mann; Israel aber gehre mit anderen, die nicht genannt wrden, zur cibri-
Vlkerschaft.
In dieser Erklrung von cibri werden zwei Hypothesen vorgetragen,
fr die sich weder aus den auerbiblischen Texten noch aus der Josephser-
zhlung oder den anderen cibri-Belegen Anhaltspunkte finden lassen. Denn
51 Siehe Kap. 5.2.1.-5.2.3.
52 K. Koch, VT 19 (1969), 50.6D--62.
53 K.Koch, VT 19 (1969), 51-52.
54 Siehe zur Diskussion ber diesen Beleg Kap. 2.2. zu Anm. 188; Kap. 5.2.2.
weder die babiru- und cprw-Belege erlauben die Rede von babir-Vlker-
schaften, noch berechtigen uns biblische Genealogien zu einer Argumenta-
tion mit einer cibri-Vlkerschaft."
N. P. Lemche hat in Weiterfhrung lterer Argumentation dargelegt,
da cihri in der Josephsgeschichte von den Israeliten nie als Beschreibung
ihrer selbst bentzt werde. 56 Er leitet aus der Bezeichnung von Joseph
durch Potiphars Frau als 'js/cbd cbrj (Gen 39,14.17) ab, da cibnin einem
derogativen Sinne zu verstehen sei: "A person as base as a has
dared violate her.?" Aus diesen Stellen und Gen 41,12, wo Joseph em n-r
b-br] genannt wird, knne nicht mit Sicherheit abgeleitet werden, da cibn
in einem nationalen bzw. ethnischen oder soziologischen Sinn gebraucht
werde. Lokalisiere man diese drei isolierten cibri-Belege im Milieu Agyp-
tens des 2. jt.s, dann knne kein Zweifel bestehen, da cibnHebrer als
eine soziologische Bezeichnung zu verstehen sei." Dieses Argument gelte
auch fr 'r? hcbrjm Land der Hebrer in Gen 40,15. Palstina werde hier
vom gyptischen Standpunkt aus betrachtet. 'r? hcbrjm Land der Hebrer
werde hier nur in einem geographischen Sinn verstanden, cibn bezeichfole
nicht eine Nation, sondern beschreibe im Vergleich zu Agypten eher .em
Gebiet "as a more or less lawless territory"." In Gen 43,32 werde czbn
sowohl in einem nationalen, als auch in einer soziologischen Bedeutung
g.ebraucht, berichte uns aber in erster Linie ber die Xenophobie der
Agypter.
6o
. .
Seine Analyse der fnf Stellen der Josephsgeschichte schliet
N. P. Lemche mit dem Ergebnis ab, da in keinem Falle ein definitiv
nationaler Gebrauch von cibnvorliege." Es sei charakteristisch, da mit
cibn die Fremden von der gyptischen Seite aus beschrieben wrden, und
so, wie sie den gyptern bekannt gewesen seien. Wenn wir auerdem
voraussetzen knnten, da die fiktionale Lokalisierung der Josephsge-
schichte in der Mitte des 2.Jt.s v. ehr. zutreffe, dann weiche der Gebrauch
des Wortes cibri Hebrer nicht viel von dem Gebrauch von babir = cprw
in den kontemporren gyptischen Quellen ab. Sollte es aber sei?,
Josephsgeschichte in die Zeit Davids bzw. Salomons oder noch spater m die
exilische oder spte vorexilische Zeit zu datieren, so liege kein Anla vor,
irgendwelche Schlsse ber die oder
tung von cibri auf Grund des Materials der Josephsgeschichte zu folgern.
55 Siehe Kap. 2-3 und 6.1.
56 N.P.Lemche, -Hebrew- as a National Name for Israel, StTh 33 (1979), 11-13.
57 N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 11.
58 N.P.Lemche, StTh 33 (1979),11.
59 N.P.Lemche, StTh 33 (1979), 11.
60 N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 12.
61 N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 12.
62 N.P.Lemche, StTh 33 (1979), 12-13.
7'
100 cibri Hebrer in den biblischen Schriften
I Sam 4-29
101
In seiner Argumentation deutet N. P. Lemche den Terminus cibri
Hebrer von mehreren Voraussetzungen her. Er sttzt sich auf die
These, da cibri einen pejorativen Sinn habe", da die fiktive Situierung der
das Agypten des 2. Jt.s voraussetze", da auch der Begriff 'rs
hcbrJm Land der Hebrer (Gen 40,15) in einem geographischen Sinn zu
verstehen sei, wobei er auch hier wieder zur Hypothese von der pejorativen
Bedeutung von cibri Zuflucht nimmt." Selbst wenn man ihm darin
zustimmte, da die Josephsgeschichte fiktional im gypten des 2.Jt.s
lokalisiert werde, folgt daraus noch nicht, da damit cibri auch eine
Bedeutung habe, die dem Gebrauch von babir = cprw in den gyptischen
Quellen des 2.Jt.s entspreche. Seiner Schlufolgerung, da das Material der
Josephsgeschichte keine Schlsse ber die nationale oder soziologische
Bedeutung von cibri Hebrer zulasse", ist deshalb wenig berzeugungs-
kraft beizumessen. Die von N. P. Lemche vorgetragene Argumentation
gibt besonders deutlich zu erkennen, da die Probleme der Datierung der
Josephsgeschichte unabhngig von der cibri-Frage in ihr zu lsen sind und
nur so eine zuverlssige Basis fr eine Bewertung der cibri-Belege in ihr zu
gewinnen ist,"
Wenn wir allein von der Josephsgeschichte ausgehen, gelangen wir
zum Ergebnis, da in ihr cibri jeweils den Angehrigen der jdischen
Volks- und Glaubensgemeinschaft der frhestens exilischen, eher besser
nachexilischen Zeit beschreibt. Es fhrt deshalb zu keinem Ergebnis, wenn
an cibri in der Josephsgeschichte rechtlich-soziologische Kategorien heran-
getragen werden, die bei der Bestimmung der babir = sprt dienlich sind.
Weder die Hypothese vom pejorativen Wortgebrauch bzw. Grundton des
Wortes cibri, noch eine rein ethnische Definition fhren hier zum Ziel.
6J Siehe Kap. 7.2.4. zu H. Parzen.
64 Siehe Kap. 5.2.2. zu D. B. und H.-Ch. Schmitt, die betonen, da die Lokalisierung
der Josephsgeschichte in Agypten nicht darber hinwegtuschen drfe, da sie in Israel
abgefat worden sei. .
65 N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 11 und Anm. 33, sttzt sich dabei wohl zu Unrecht auf seine
Transkription eqli (LU) SA.GAZ (RS 17.238), da eqlu und 'rs in diesem Zusammenhang
wohl kaum gleichzusetzen sind; siehe auch Kap. 4 zu Anm.28. Siehe zur Diskussion ber
PRU 4, 107f., 7.16 (RS 17.238; j.Bottero, 1jabiru, 1972/75,20, Nr.214) u.a. j.Bottero,
Habiru, 1954, 122-123; H. Schmkel, Geschichte des alten Vorderasien, 1957, 234;
M. Astour, RA 53 (1959), 71 mit Anm, 3; M. Liverani, RSI 77 (1965),331; ders., in: DBS 9,
1969,1333 mit Anm.67; M.B. Rowton, AS 16, 1965,383 mit Anm.67; I.M. Diakonoff,
MIO 13 (1967), 365; M. Weippert, Bib 52 (1971), 414-415; M.Anbar, Or 41 (1972),384 mit
Anm.8; G.Kestemont, Diplomatique et droit internationale, 1974, 81; M.Heltzer,
RCAU, 1976, 58.
.. N.P. Lemche, StTh 33 (1979), 12-13.
67 Siehe zu Anm.51.
5.3. I Sam 4-29
Die cibrim-Stellen aus I Sam werden zumeist als eine in sich geschlos-'
sene Gruppe abgegrenzt und interpretiert." Dabei spielen die Vorausset-
zungen, die von den Gelehrten ihren Uberlegungen zugrundegelegt wer-
den, bei der Behandlung dieser Beleggruppe eine wichtige Rolle. Denn das
Auftreten von sibrim zu Beginn der Bildung der Eigenstaatlichkeit Israels
wird besonders gern als eine historische Nachricht verstanden und auf
verschiedene Weise mit den babir in Verbindung gebracht. Eine kritische
historische Bewertung dieser cibrim-Belege wird jedoch erst mglich sein,
wenn zuerst eine Untersuchung ber deren literarische und zeitliche Ein-
ordnung erfolgt ist." .
In der Auseinandersetzung ber die cibrim in I Sam 4-29 WIrd
gewhnlich in erster Linie versucht, ber ?ie Klarheit ob
die in diesen Erzhlungen auftretenden ctbrim mit den Israeliten identisch
sind oder als eine von diesen zu unterscheidende Gruppe eingestuft werden
mssen.
Bei der historischen Auswertung der cibri-Stellen von I Sam 4-29
spielen textkritische und literarische Fragen eine bedeutsame Rolle. Es
stehen auch in diesem Falle zwei gegenstzliche Methoden der Textbetrach-
tung zur Debatte. Whrend die einen Forscher die cibri-Stellen von I Sam
als strikt historische Nachrichten interpretieren", versuchen andere, diesel-
ben nicht auf einen alten Grundbestand zurckzufhren, sondern auf
sptere Einflunahme." . ..'
Es bieten sich somit auch im Falle von I Sam 4-29 zwei grundsatzhch
verschiedene Methoden der Zusammenschau der babir und sibrim an.
Entweder werden Versuche unternommen, von einer apriori feststehenden
Gleichung babir = sibrim aus eine Brcke zwischen der
auerbiblischen Bezeugung der babir und den ctbrim von I Sam 4-29 zu
68 M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 180-182; J. P. Oberholzer, The sibrim in I Samuel, 1960, 54;
M. Weippert, Landnahme, 1967, 88-89; J.Weingreen, Saul and the Habir, 1976,63-66;
K.Koch, VT 19 (1969), 44-50; H.J.Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973,247-249;
H.Schult, DBAT 10 (1975), 29-31; N.P.Lemche, StTh 33 (1979), 16-20.
6. H.Madl, Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974, 178, bemerkt, da z.B. die Behandlung der
Philisterbelege ber die cibrim gleichfalls daran leide, da die Analyse der biblischen
Texte zu oberflchlich erfolge und dann zu frhe Parallelen zwischen den biblischen
Belegen und jenen der altorientalischen Umwelt gezogen wrden.
70 Siehe z.B. J.Weingreen, Saul and the Habir, 1967,63-66.
71 H. Madl, Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974, 178-204; H. Schult, DBAT 10 (1975),29-31,
gelangt zum Ergebnis, da in I Sam 4,6.9; 13,19; 14,11; 29,3; (17,8 LXX) der Ausdruck
Hebrer nicht zum Stoff und Erzhlungsgut gehre, sondern in Reden stehe, die auf das
Konto des Redaktors/Bearbeiters gingen. Der Bearbeiter mache einen Unterschied zwi-
schen Hebrern und Israeliten, und nicht die alten Philister.
102 cibnHebrer in den biblischen Schriften
I
I Sam 4-29
103
konstruieren, bzw. diese cibrim als Teil der Israeliten zu erweisen, oder es
werden unabhngig davon die cibn-Stellen von I Sam vor jeder unmittelba-
ren historischen Auswertung literarkritisch untersucht und datiert.
5.3.1. I Sam 4,6.9
Die in I Sam 4,6.9 erwhnten cibnm Hebrer werden allgemein mit
den Israeliten identifiziert." Hierbei wird eine zweifache Interpretation von
cibn als Ethnikon vorgetragen. Der Annahme, da es sich um eine nach-
exilische Bezeichnung fr den Juden handle", steht die andere gegenber,
die in cibn das Weiterleben des ursprnglichen Ethnikons lJabiru = cibri
glaubt feststellen zu knnen."
Eine Verbindung zwischen den babir und cibrim in I Sam 4,5-9 stellt
auch J. Lewy her. Er unterscheidet in I Sam zwischen den Stellen, wo
Knig Saul seiner Hoffnung Ausdruck gebe, da die Hebrer ihm und
seinen Israeliten folgen werden, und denen, wo uns berichtet werde, wie
die Philister auf die Ankunft der Lade im Lager der Israeliten reagiert
htten. Wenn die Philister in I Sam 4,9 davon sprchen, da sie nicht
Knechte der Hebrer werden wollten, so wie diese ihre Knechte gewesen
seien, dann erinnere das an die Unterdrckung der Hebrer in gypten.
Der biblische Erzhler lege uns nahe, die Unterdrckung Israels durch die
Philister mit der durch die gypter zu vergleichen. Er zeige auch, da die
ber die Versklavung der Hebrer in gypten gewut htten und
WIe Jahwe sie dafr geschlagen habe. Es sei deshalb absichtlich, da im
Buche Samuel das Wort cibri Hebrer von den Philistern auf die Israeliten
angewendet werde. Die biblischen Autoren gebrauchten in diesem Zusam-
Wort cibri Hebrer als ein Appellativ fr Fremder (alien),
der nicht dieselben Rechte und denselben politischen Status besitze wie die
herrschende Schicht des Landes. Unglcklicherweise lieen die biblischen
72 Siehe z. B. J. Weingreen, Saul and the Habir, 1967, 63; R. de Vaux, Histoire ancienne
d'Israel I, 1971, 203, schreibt hierzu folgendes: Dans les recits des guerres philistines, le .
mot peut s'expliquer comme un ethnique et comme designant les Israelires les cinq fois OU il
est mis dans labouche des Philistines.; H.J.Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973,247,
bemerkt, da cibnim Munde der Philister zur Kennzeichnung ihrer israelitischen Gegner
diene (I Sam 4,9.6; 13,19; 14,21; 29,3).
73 H.Schult, DBAT 10 (1975), 30-31.
74 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,207, gelangt zu folgendem Ergebnis: Ces
ressemblances et ces differences s' expliquent si les ancetres des Israelires etaient une partie
d'un groupe plus large, celui des lfabiru-"Apir. On comprend que les Philistins aient donne
auxIsraelites qui descendaient contre eux de la montagne palestinienne, le rneme nom que
les lfabiru qui habitaient deja cette montagne a l'epoque d'Amarna.; hnlich auch
H. J. Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973, 249.
Erzhlungen nicht erkennen, wie wir uns diesen niedrigeren Status des
Hebrers bzw. Fremden vorzustellen htten. Es sei jedoch klar, da
die Position der Hebrep> niedrig gewesen sei und einen derogativen
Beigeschmack gehabt habe." . .
Die Nennung der sibrim Hebrep> in I Sam 4,6.9 von selten der
Philister erfolgt im Rahmen des als Einheit anzusehenden Abschnittes V.
5-9. Aus der Gleichsetzung von mqnh = kl jsr'l (V. 5) = mbnh hcbrjm =
mhnh (V.6) V mqnh (V.7) = cibrim (V.9) und dem Gegensatz zu den
ptitjm (V. 6. 7. 9) ergibt sich mit Notwendigkeit die Identitt kl jSr'l ==
sibrim:" Fr V.5-9 drfte deshalb folgende Ubersetzung vorzuschlagen
sein:
5Als nun die Lade des Bundes Jahwes ins Lager kam, da brach ganz
Israel in <ungeheuren Jube},77 aus, da die Erde erdrhnte. 6Auch die
Philister hrten den <ungeheurenJubel>und fragten sich: Was hat der
<ungeheure Jubel>im Lager der Hebrer zu bedeuten?7 sie
ten, da die Lade Jahwes ins Lager gekommen war, furchteten SIch
die Philister, denn sie sagten: Gtter" sind in das Lager gekommen!,
und sie sagten: Weh uns, denn so etwas ist frher nicht dagewesen.
'Weh uns wer wird uns aus der Hand dieser mchtigen Gtter retten
knnen? Das sind doch die Gtter", die gypten mit allerlei Plage in
der Wste geschlagen haben. 9Fat euch und zeigt euch als Mnner,
Philister, damit ihr nicht den Hebrern fronen mt, wie sie euch
gefront haben! Seid mannhaft und kmpft! (I Sam 4,5-9.)
Die in V.5-9 ausgesprochenen Gedanken wurden als ein Zusatz
aufgefat und in die vorexilische Zeit datiert." Dagegen wurden
Argumente fr eine nachexilische Datierung geltend gemacht.'! Denn die
75 J.Lewy, HUCA 28 (1957), 5-6; M.P.Gray, HUCA 29 (1958),180, schliet sich dieser
Hypothese an: "On the other hand, it is not surprising that the Philistines should use the
term [= cibnl to apply to the Israelites, since they undoubtably regarded them as
immigrants into the land and also since they regarded them as_ inferior [= I Sam 4,9; 13,16]
and untrustworthy [= I Sam 29,3 f.]."
76 H.Madl, Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974, 178-182.
n truJch, siehe P.Humbert, La Terousa, 1946, 29ff.
78 H. J. Stoehe, Das erste Buch Samuelis, 1973, 130, lehnt eine Textnderung ab; vgl. BHSa.
79 H.J. Stoehe, Das erste Buch Samuelis, 1973, 129-130, bersetzt einen Singular; H. Madl,
Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974, 180. 583 Anm.8, versteht den
zwischen V. 7 a ('lhjmb') und V. 8 (h'lhjmh'lh hmkjm) mit G. Ahlstrm als Steigerung vom
Konkreten ins Allgemeine.
80 F. Schicklherger, Ladenerzhlungen, 1973,30-31. 73-99. 179. 224-225, gelangt
nis, da als Abfassungszeit der theologischen Aussageerzhlung die Regierungs)ahre HIS-
kias anzusetzen seien (a. a, 0., S.236).
81 H.Schult, DBAT 10 (1975), 30-31.
104 cibnHebrer in den biblischen Schriften
I Sam 4-29
105
Philister seien nur als Chiffre zu verstehen und I Sam 4,8 kenne bereits die
gyptischen Plagen und die Wstentradition, d. h. die Komposition des
Pentateuchs mit ihren sptesten Bestandteilen. Das geschlossene Auftreten
von (ganz) Israel setze das theologische Israel und damit den Verlust
der Staatlichkeit des Nordreiches (Israel) und wohl auch des Sdreichs Juda
voraus. Die Altesten Israels (V. 3 b) seien eine Form der Reprsentation
des Volkes Israel, die ohne den Untergang der Staaten Israel und Juda
nicht denkbar sei und doch wohl die Verhltnisse des Exils und die Existenz
jenes theologischen Israel voraussetze. Die Erwhnung der Priesterfami-
lie Eli (4,11) habe Streitigkeiten von Priesterfamilien zur Voraussetzung,
deren Lsung durch Retrojektion in die vorstaatliche Zeit ursprungsmy-
thisch prfiguriert werde. Die Bezeichnung der Lade als Bundeslade sei
das Ergebnis deuteronomistischer Beurteilung und setze den sptvorexili-
sehen Bundesgedanken und den Dekalog als Inhalt der Lade voraus.
H. Schult gelangt so zum Ergebnis, da I Sam 4,3 b?.5-9 sich literarkritisch
aus dem Erzhlungszusammenhang lsen lieen, ohne da der Gang der
Handlung verndert wrde. Die Verse trennten die beiden Erwhnungen
Elis und seiner Shne und brchten durch das Element des Jubels und der
Furcht einen retardierenden, positiven Zug in die Erzhlung, die dem
Grundbestand, welcher sich vermutlich ganz auf den Untergang der Eliden
konzentrierte, wohl fremd gewesen sei. Er sieht deshalb in I Sam 4.3 b.5-9
einen redaktionellen, die Geschichte bestimmenden Beitrag des Bearbeiters
letzter Hand.
Auch in I Sam 4,5-9 sei dann also Hebrer nichts weiter als die
Bezeichnung der Israeliten im Munde der Fremden. Den Philistern, die in
diesem Zusammenhang die Bundeslade nur Lade nannten, sei das theolo-
gische Geheimnis des Bundes vom Erzhler ebenso vorenthalten wie das
Israels. Htten die Philister beide Worte gebraucht, so stnden sie als
Glubige da, die wten, was es mit Lade und Israel theologisch auf
sich habe. Beide Ausdrcke seien dem Erzhler gewissermaen zu esote-
risch, als da er sie den Philistern in den Mund legen wollte.
Einen wesentlichen Hinweis auf den spten Charakter von I Sam 4,5-9
wird man auch in dem pluralischen Gebrauch von 'lhjmGtter in V. 7-8
zu sehen haben. Der Verfasser legt den Philistern-" ein polytheistisches
Miverstndnis der jdischen Gottesauffassung in den Mund.
83
Diese Dar-
stellung setzt eine Verspottung der Philister und fremder religiser
82 H.Schult, DBAT 10 (1975), 30 mit Anm.34.
83 H. Donner, Hier sind deine Gtter, Israel!, 1973, 46--47, interpretiert I Sam 4,8 als
Beleg fr singularisches 'lhjmmit pluralem Attribut. H. Donner hlt es aber (a. a. 0., S.48)
doch auch fr mglich, da den Philistern die Idee in den Mund gelegt wurde, Israel sei
durch mehrere Gtter aus gypten gefhrt worden.
Anschauung voraus, die erst in exilisch-nachexilischer Zeit ausgebildet
wurde und sich dann durchgesetzt hat."
Es drfte somit kaum zu bezweifeln sein, da die Philister von I Sam
4 5-9 als Gestalten der nachexilischen jdischen Vorstellung erscheinen und
auch der ihnen in den Mund gelegte Gebrauch von cibr; Hebrer dem
dieser Zeit entspricht: Der cibri ist ein Angehriger des Volkes Israel, kein
Polytheist wie die unbeschnittenen Philister. .'
Aus I Sam 4,5-9 lt sich somit weder etwas ber einen ethmschen
Zusammenhang zwischen den Hebrern und den babir .und
eine diesbezgliche historische Kenntnis der Philister", noch bietet dieser
Abschnitt einen Anhaltspunkt dafr, da die Philister in den Hebrern
inferiore Immigranten gesehen htten."
5.3.2. I Sam 13,3
Dem Vorschlag von H. Weinheimer, in I Sam 13,3 zwischen ?en
Israeliten und den Hebrern zu unterscheiden", konnte sich F. Bhl nicht
anschlieen." Er wendet gegen diesen Vorschlag ein, da der MT nicht
recht befriedige und LXX ein pscw hcbdjm voraussetzten. Als Inhalt der
Proklamation Sauls gebe aber ein die Knechte sind abgefallen schlechter-
dings keinen Sinn. Die gewohnte Auskunft" sei des.halb, hint:r
die erste Hlfte des Verses umzustellen: und die Philister horten, die
Knechte (oder dann die Hebrer) sind abgefallen. Hiergegen habe
H. Weinheimer klar gemacht, da sich durch eine Unterscheidung
von Israeliten und Hebrern in I Sam 14,21 auch ohne diese
Umstellung - und zwar mit Beibehaltung des hcbrjrr: von und Ub.er-
nahme des pscw oder besser jpscw von der - befnedlg:nder
gewinnen lasse. Der Inhalt von Sauls Proklamation die Hebraer
_ dieselben wie die von 14,21 - sind abgefallen oder rm Begnff abzufallen;
damit sei fr Israel der gnstige Moment zum Losschlagen gekommen.
,. H. D. Preu, Verspottung fremder Religionen im Alten Testament, 1971,311, bezieht diese
Stelle nicht in seine Arbeit ein.
85 Siehe z.B, zu R. de Vaux Anm. 72.
'6 Siehe Anm. 75 zu J. Lewy und M. P. Gray.
'7 H. Weinheimer, Hebrer und Israeliten, ZAW 29 (1909), 278-279, liest an Stellevon jSmcw
ein jpscw (die Hebrer) sind abgefallen/werden abfallen, womit Saul sage: Jetzt ist der
gnstige Augenblick, loszuschlagen, da die bisherigen Vasallen der Philister, die Hebrer,
auf unserer Seite stehen werden.
8' F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911,71-72.
8'J J. Wellhausen, Text der Bcher Samuelis 1871, 81; A. Klostermann, Die Bcher Samuelis
und der Knige, 1887,40-41; K.Budde, Die Bcher Samuelis, 1902, 84, betrachtet V.3 b
entgegen J. Wellhausen, nicht als Randglosse, sondern als ursprnglich.
106 cibnHebrer in den biblischen Schriften
I Sam 4-29 107
F. Bhl gelangt dann zum Schlu, da es auf den ersten Blick klar sei, da
eine Kombination von I Sam 13,3 und 14,21 allein nicht genge, einer
weittragenden Hypothese ber eine Unterscheidung von Israeliten und
Hebrern innerhalb Kanaans selbst zum Ausgangspunkt zu dienen.
Dagegen hat A.Jirku kein Hindernis darin gesehen, in I Sam 13-14
zwischen den Hebrern und Israeliten zu unterscheiden." In I Sam trete
uns nicht mehr das lebenskrftige und siegreiche Volk der babir-Hebrer
aus der Zeit von EI Amarna entgegen, sondern dem Untergang oder
wenigstens der Bedeutungslosigkeit geweihte Teile des einst mchtigen
Volkes. In den Tagen Sauls htten sie noch geschwankt, ob sie sich den
stammesverwandten Israeliten oder den Philistern anschlieen sollten. Bald
seien dann die in Palstina ansssigen Reste der Hebrer in Israel aufge-
gangen.
J. Lewy hat von seiner Auffassung her, da die sibrim Hebrer
Zugewanderte und Fremde seien, gefolgert, da in I Sam auch die Philister
nicht ausdrcklich zwischen den bnj jSr'l und anderen nicht weniger
verachteten Nicht-Philistern (13,19; 4,6ff.; 29,3) unterschieden. Aber auf
israelitischer Seite werde der Unterschied gemacht und vom Standpunkt der
Israeliten sei es wichtig, ob die nicht-israelitischen sibrim mit ihnen gemein-
same Sache machten oder nicht. Daher lasse Saul 13,3 ins Horn stoen:
jSmcw hcbrjm mgen die Hebrer [d. h. die nicht-israelitischen Nicht-
Philister] vernehmen (scil., da die Israeliten sich emprt haben und da
auch fr andere unterdrckte Elemente und speziell die in der Nhe
zeltenden Halbnomaden die Gelegenheit zur Parteinahme und Krieg gegen
die Philister gekommen ist)." Daher werde (13,7) bedauernd bemerkt, da
die Furcht der Israeliten auch auf die sibrim, die diesem Ruf gefolgt seien,
bergreife und diese besonders leicht beweglichen Scharen sogar ber den
Jordan flhen, werde ein anderes Mal (14,21) umgekehrt mit Befriedigung
festgestellt, da sogar diejenigen nicht-philistischen Elemente, die seit
lngerer Zeit auf seiten der Philister gestanden seien, zu Saul bergegangen
seien."
Von der Voraussetzung her, da die sibrim in I Sam 13,3 mit den
babir identisch seien und von LXX pscw zu bernehmen sei, kommt
J. Weingreen zur bersetzung rhe ljabir have defected." Die Ankndi-
gung Sauls besage, da die babir, die zu den Philistern gegangen seien,
zurckgekehrt seien und die Philister verlassen htten.
90 A.]irku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,30.
91 J.Lewy, OLZ 30 (1927), 829.
92 M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 180-181, schliet sich dieser Deutung an und sieht in 13,3
gleichfalls die Erwhnung einer dritten Gruppe neben den Philistern und Israeliten.
93 J.Weingreen, Sau! and the Habir, 1967,64.
Dagegen sieht H. Madl in I Sam 13,3bA eine sekundre Einfhrung
des Abschnittes V. 7b-15a.
94
Zugleich lehnt er es mit K. Koch" ab, in V. 3
eine Umstellung vorzunehmen. Die LXX-Lesart von 3b OL
O'},OL werde nicht einmal von der Vulgata nachvollzogen, die audiant
Hebrei hat. Sie verwische auerdem den Charakter des Aufrufes, der mit
jsmcw noch vorhanden sei, ganz. Er nimmt sodann an, da erst die
Verschiebung von sibrim in cbdjm das pscw veranlat haben werde, und das
Hauptargument der Emendatoren, ribrim sei im Munde Sauls nicht denk-
bar, ziehe kaum. In 3b und 4aa liege ein einfacher Chiasmus vor: jsmcw
hcbrjm / w kl jsr'l imsu: Die Rahmenglieder seien lexematisch gleich und
unterschieden sich nur durch die grammatikalischen Morpheme. Die In-
nenglieder hcbrjm und kl jSr'l seien dagegen synonym.
In der Beurteilung von cibrim in I Sam 13,3 wird davon auszugehen
sein, da LXX einen hebrischen Text voraussetzt, in dem sibrim zu
cabarim verschrieben war, was dann die Vernderung von jsmcw in pscw
nach sich gezogen hat." Wer der Lesart der Septuaginta folgen will, darf
deshalb cibrim Hebrer nicht beibehalten.
Durch eine Streichung von Saul in V. 3 werden die Philister Subjekt
des Alarms." Dadurch wird aber jeder Zusammenhang mit V.4, der eine
direkte Fortfhrung von V. 3 darstellt, zerstrt.
.. Die Lsung wurde auch auf dem Weg der Kombination von teilweiser
Ubernahme von LXX und einer Textumstellung gesucht.
98
Das Ergebnis
dieses Vorgehens ist ein ganz neuer Text mit folgendem Wortlaut: Da
hrten die Philister sagen: <Die Hebrer sind abgefallen>! Saul aber hatte im
ganzen Land in die Posaune stoen lassen. Und ganz Israel ...
In dieser Lsung wird versucht, die Hebrer als begrenswerte
Abtrnnige der Philister vorzustellen" oder als Menschen, deren Freilas-
sung von seiten Sauls verkndet wird."?
Eine Erklrung von I Sam 13,3 wird davon auszugehen haben, da V.
3b-4 den Gang der Erzhlung unterbrechen und versuchen, Saul als die
handelnde Person Jonathan nicht nur zur Seite zu stellen, sondern eindeutig
berzuordnen. Diese Tendenz wird bereits durch die redaktionelle Einlei-
tung V.1_2
I01
angekndigt. Fr I Sam 13,1-5 ist deshalb folgender Text
anzusetzen:
94 H.Madl, Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974,26 mit Anm.21; 87. 185-186.
9S K. Koch, VT 19 (1969), 46 mit Anm. 1.
96 K. Koch, VT 19 (1969), 46 mit Anm. 1.
97 N. Peters, Beitrge, 1899,207; W. Caspari, Die Samuelbcher, 1926, 154.
98 Siehe Anm. 89.
99 W. Caspari, Die Samuelbcher, 1926, 154.
100 A. Klostermann, Die Bcher Samuelis und der Knige, 1887, 40, bersetzt: ... whrend
Saul im ganzen Lande die Trompete blasen und sagen lie: <die Hebrer sollen frei sein
(jsmtw).
101 H.]. Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973, 246-247.
108 cibn Hebrer in den biblischen Schriften I Sam 4-29
109
[... IJahre war Saul alt, als er Knig wurde, und zwei Jahre war er
Knig ber Israel. 2Und Saul whlte sich dreitausend <Mann?,102 aus
Israel aus. (Davon) standen zweitausend bei Saul in Michmas und auf
dem Berg von Bethel, tausend waren bei Jonathan in Gibea Benjamin.
Den Rest des Volkes entlie er, einen jeglichen zu seiner Heimatstadt.]
3Jonathan erschlug den Vogt der Philister in Geba, davon erfuhren die
Philister. [Saul aber lie im ganzen Land in die Posaune stoen,
sagend: Die Hebrer sollen es hrenl-el.Ind ganz Israel vernahm die
Kunde: Saul hat den Vogt der Philister erschlagen, damit ist ganz
Israel bei den Philistern stinkend geworden. Das Volk wurde zur
Gefolgschaft hinter Saul ins Gilgal aufgeboten.] Und die Philister
. sammelten sich zum Kampf gegen Israel. .. (I Sam 13,1-5 a.)
In V. 3-4 wird zwischen hsbrjm und kl jsr'l kein Gegensatz festgestellt.
Denn das verbindende w und stellt zwischen beiden Gren eine Identi-
tt her.!" Gegenteilige Auffassungen gehen von dem apriori festgelegten
Gegensatz zwischen den Israeliten und Hebrern aus.!" Der Einschub
V. 3b-4 stammt von einem Bearbeiter'", fr den die Identifikation sbrjm ==
kl jSr'l vllig gelufig war. Die redaktionelle Herkunft dieses Textes zeigt
zumindest an, da es sich nicht um eine Terminologie aus den Tagen der
Philisterkmpfe handeln mu, sondern viel eher um eine sptere Sprachre-
gelung.
5.3.3 I Sam 13,7
In der Diskussion ber die -ibrim Hebrer von I Sam wird 13,7 als
ein besonders bedeutsamer Beleg fr die Hypothese gehandelt, da die
Hebrer eine spezielle Gruppe zwischen den Israeliten und den Philistern
bildeten.
Nach G OL LE'YJoav wurde als Text w jcbrw msbrtut
hjrdn sie berschritten die Furten'?', cbwr cbrw sie hatten gar berschrit-
ten!" oder sm rb viel Volk108 vorgeschlagen.
102 H.]. Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973,243.
103 H. Madl, Untersuchungen zu I Sam 14, 1974, 185, stellt zu Recht fest, da die Glieder
hcbrjm und kl jsr'l synonym sind.
104 Vgl. z. B. H.]. Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973, 241.249-250, der mit seiner
bersetzung zugleich seine Hypothese ber die Sonderstellung der Hebrer zwischen
Israeliten und Philistern rechtfertigt: ... <Die Hebrer sollen es hren Auch gaqz Israel
vernahm die Kunde ...
105 H.Schult, DBAT 10 (1975), 31. 33.
106 ]. Wellhausen, Der Text der Bcher Samuelis, 1871, 82.
107 A.Schulz, Die Bcher Samuel, 1919, 186-187; W.Caspari, Die Samuelbcher, 1926, 155.
108 A.Klostermann, Die Bcher Samuelis und der Knige, 1887,41; K.Budde, Die Bcher
Samuel, 1902, 86; S.R.Driver, Notes, 1913
2,99-100.
Es wurde auch versucht, die sibrim von 13,7 zwar im Text zu belassen,
aber von den Israeliten zu unterscheiden. Sie werden als Restgruppe der
habir verstanden, die in den Auseinandersetzungen zwischen Saul und den
Philistern eine Rolle spiele.!" .
Dagegen schliet H. Madl aus dem schlechten Hebrisch der Text-
berlieferung, aus dem deutlichen Bestreben des Verses, hier nur eine
geographische Reminiszenz zu geben und aus der vlligen Isolierung des
Verses im Kontext, da es sich um eine Glosse handle.!" Die Spannungen,
die im Vers 7a selbst vorlgen, spiegelten sich auch in der Textberlieferung
wider: Die LXX habe w
e
cibrEm in w
e
-obrim (OL Laa(vovtsc) verndert
und harmonisiere dadurch den Masoretentext. V.7a werde so fester mit
V.6 verbunden, und offensichtlich sollten die von 7a mit den
'js jsr'l gleichgesetzt werden, bzw. eine Gruppe davon sein. Es sei sogar zu
vermuten, da die Glosse nicht am richtigen Platz stehe. Sie passe besser
zur Notiz des Sich-Zerstreuens des Volkes in Gilgal, da von hier aus am
ehesten ein berschreiten des Jordans als mglich erscheine. Die Notiz sei
spter mit der Dittographie w sbrjm an V.6 angehngt worden, da die
Erwhnung von Gilgal in V. 4 dies nahelege und das Nebeneinander von 'js
jsr'l und der cbrjm in 14,21.22 leicht dazu habe verleiten knnen, die
fehlenden sbrjm gegenber den 'jS jSr'l in V.6 einzusetzen.
Auch H. Schult schlgt fr I Sam 13,7 eine literarkritische Lsung
vor. iu Der vorliegende Text, der in V. 6 vom Verkriechen der unterlegenen
Israeliten berichte und in V.7 von einer Flucht ber den Jordan, kombi-
niere zwei Erzhlungsvarianten, ohne die sachlichen und terminologischen
Widersprche auszugleichen: Israel, das Volk und die Hebrer>' seien
sachlich dasselbe. Eine Besttigung gebe 14,11, wo die Hebrer, die nach
13,7 ber den Jordan gezogen seien, aus den Lchern, in die sich nach
13,6 b das Volk verkrochen hatte, hervorkmen.
Die Erwhnung von (anderen) Hebrern in I Sam 13,7 versteht
K. Koch als weiteren Hinweis fr seine These, da Hebrer ein weiterer
Begriff als Israelit sei.!" Die Israeliten, die hauptschlich im Westjordan-
land gesessen seien, htten sich dort versteckt, whrend (andere) Hebrer in
ihre Wohnsitze im Ostjordanland geflchtet seien.
109 ]. Lewy, OLZ 30 (1927), 829; M. Noth, Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 106-107,
versteht die Hebrer von I Sam 13,7 als eine bewegliche Gruppe von babir im soziologi-
schenSinne; H. Cazelles, Syria 35 (1958), 203-204; M. P. Gray, HUCA 29 (1958),
181-182;]. P. Oberholzer, Studies, 1960,54;]. Weingreen, Saul and the Habir, 1967,63;
H.]. Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973,249-250.
HO H. Madl, Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974, 188-189.
111 H.Schult, DBAT 10 (1975), 32-33.
H2 K.Koch, VT 19 (1969), 47-48.
110 cibnHebrer in den biblischen Schriften
I Sam 4-29 111
Wenn wir davon ausgehen, da die Erzhlung ber die Tat Jonathans
und deren Folgen nur I Sam 13,3a.5.6.17-18. 23. umfat'", dann ergibt
sich, da V.7a hchstens als eine Glosse zu V.6 zu verstehen ist. Sie malt
die Angaben von V.6 weiter aus und hebt hervor, da einige Hebrer
sogar ber den Jordan geflohen seien. Diese sibrim Hebrer sind als ein
Teil der in V.6 sich verbergenden Israeliten ('js jsr'l) zu begreifen.
5.3.4. I Sam 13,19
Nach J. Lewy unterscheiden die Philister in I Sam 13,19 nicht aus-
drcklich zwischen den bnj jsr'l und anderen nicht weniger verachteten
sibrim oder Nicht-Philistern.!" Es wird auch die Interpretation vertreten,
da die Philister in I Sam 13,19 die Israeliten als cibrim bezeichneten, weil
sie in ihnen Immigranten gesehen htten. 115 .
F.Bhl zhlt Sam 113,19 neben Gen 39,14.17; 41,12; Ex 1,16; 2,6; I
Sam 4,6. 9; 14,11 und 29,3 zu den Stellen, wo Hebrer als Bezeichnung
von Israeliten im Munde von Auslndern gebraucht werde.!" J. Weingreen
versteht I Sam 13,19 als Beleg fr die Sitte der Philister, die Israeliten aus
Verachtung als cibrim = !Jabir zu bezeichnen. 117 .
Nach H.Schult gehrt in I Sam 13,19 der Ausdruck Hebrer nicht
zum Stoff und Erzhlungsgut, sondern stehe in einer Rede, die auf das
Konto des Redakteurs / Bearbeiters gehe.!" H. Madel hebt hervor, da eine
Parallelitt der beiden Subjekte 19b und 20 aa b-brjm-lel jSr'l gegeben
sei.'"
Innerhalb des kulturgeschichtlichen Rckblicks I Sam 13,19-22
120
zerreit V. 19b den Zusammenhang des Berichtes ber die Zeit, da ganz
Israel wegen des Fehlens von Schmieden bei den Philistern die Eisengerte
sich besorgen mute. Wir fassen deshalb V.19b am besten als eine ki-
Glosse auf und setzen folgenden Text an: 19Und kein Schmied war im
ganzen Gebiet Israels [: Denn die Philister sagten'": Die Hebrer sollen
113 Die Geschichte ber Sauls Versagen in V. 7b-16 wird bereits in V. 3 b-4 angekndigt und
mit der Erzhlung ber Jonathan verbunden.
114 J. Lewy, OLZ 30 (1927), 829, stellt hier I Sam 13,19 mit I Sam 4,6H. und 29,3 gleich.
115 So M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 180, in Fortfhrung der Auslegung von J. Lewy, siehe
Anm.114.
116 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 72; R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,
202-203.
117 J. Weingreen, Saul and the Habir, 1967,63.
118 H.Schult, DBAT 10 (1975), 31.
11. H. Madl, Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974, 87-88. 191.
120 H. J. Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973, 254-256.
121 BHSa.
sich nicht Schwert oder Spie machen knnen-.] Und ganz Israel stieg
hinab'" zum den Philistern ...
Die Hebrer werden In I Sam 13,19-22 offensichtlich mit den Israeli-
ten identifiziert. Der Bearbeiter ergnzt seine Vorlage durch Verdeutli-
chung der Einstellung der Philister gegenber den Israeliten = Hebrern =
Juden.
5.3.5 I Sam 14,11
F. Bhl u. a. stellen diesen Beleg zu denen, die cibri als Bezeichnung
von Israeliten im Munde von Auslndern enthalten.!"
Es wurde auch die Ansicht vertreten, da die Philister in I Sam 14,11
sowie in 4,6.9; 13,19 und 29,3 das Wort cibri im Sinne von Soldaten und
Dienern gebrauchten, so da hier der Wortgebrauch von !Jabiru im 2.Jt.
noch weiterlebe. izs
Eine ausfhrliche Analyse von I Sam 14,11b hat H. Madl vorgelegt.:"
Er versteht V. 11b als Einschub, in dem die sibrim aus Jonathan und seinem
Waffentrger bestehen. Diese wiederum erscheinen als Teil der Israeliten,
die sich versteckt hatten (I Sam 13,6; 14,22).
Das Selbstgesprch der Philister in I Sam 14,l1b
I 27
verdanken wir
einem Bearbeiter, der die Reaktion der Feinde Israels breiter ausgestaltet
hat. Denn durch seinen Einschub strt er den Zusammenhang zwischen
V.l1a und 12. Zugleich stellt er einen Zusammenhang mit I Sam13,6-14,22
her. Da die Philister mit sibrim nur Jonathan und seinen Diener bezeich-
nen, geht aus dem Kontext unzweideutig hervor. Aus der Stelle lt ~ i c h
somit nur entnehmen, da der Bearbeiter die Philister in der Sprache semer
eigenen Zeit, in der cibri als Bezeichnung eines Angehrigen des jdischen
Volkes gelufig war, sprechen lt. .
5.3.6 I Sam 14,21
Der Belegstelle I Sam 14,21 wird allgemein in der Diskussion ber die
cibrim von I Sam eine Schlsselrolle zuerkannt.
122 H. J, Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973, 254, liest mit K. Budde und S. R. Driver w
jredu mit frequentativer Bedeutung.
123 BHSa.
124 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer; 1911, 72; R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel 1,1971,
202-203; H. Seeba, David, 1980, 119Anm 13, meint, da nach dem Kontext nur fr I Sam
14,11b eine Identitt der Hebrer mit den Israeliten in Betracht komme.
125 M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 182.
126 H.Madl, Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974,24-29.87-88. 193-194; auch H.Schult,
DBAT 10 (1975), 31, spricht I Sam 14,l1b einem Redaktor zu.
127 H.Madl, Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974, 27.
112 cibri Hebrer in den biblischen Schriften
I Sam 4-29
113
F. Bhl geht in seinen berlegungen zu V.21 von der Lesung cbdjm
out der LXX aus.!" Obwohl demnach nicht ganz sicher, sei die sachlich
schwierigere Lesart des MT schon wegen des Gegensatzes zur Volksbe-
zeichnung Israel vorzuziehen. Dann seien die Relativstze zu beachten:
nicht Hebrer und Israel berhaupt wrden einander gegenbergestellt,
sondern die auf seiten der Philister, also der Knechtschaft, stehenden
Hebrer und das auf Seite Sauls und Jonathans, also von Freiheit und Recht
stehende Israel. Erstere verdienten letzteren Ehrennamen nicht. Immerhin
msse nach dieser Stelle wenigstens die Mglichkeit offen bleiben, da es
damals im eigentlichen Kanaan eine mit Hebrer bezeichnete Bevlke-
rung gegeben habe, die von Israel unterschieden worden sei, also vielleicht
eine von diesem getrennte Geschichte hinter sich gehabt habe. F. Bhl hebt
aber hervor, da die Kombination von I Sam 14,21 mit I Sam 13,3
129
allein
nicht genge, um einer weittragenden Hypothese ber eine Unterscheidung
von Israeliten und Hebrern innerhalb Kanaans selbst zum Ausgangs-
punkt zu dienen.!"
Fr eine Trennung der cibrim von den Israeliten und Philistern als
einer eigenstndigen Gruppe in I Sam 14,21 treten H. Weinheimer
1l 1
und
auch J. Lewy ein.!" Dieser Auffassung haben sich mehrere Autoren ange-
schlossen. 133
Dagegen wendet H. Schult ein, da Israel hier ein politischer Begriff
sei, so da folgende Aussage gemacht werde: Saul und Jonathan fhren das
politische Israel-i'" Aber nicht alle Israeliten gehrten dazu. Denn ein
Teil sei seit langem den Philistern unterworfen. Diese Israeliten auer-
halb Israels schlgen sich zu Israel, um das philistische Joch abzu-
schtteln. Sie seien es, die hier Hebrer genannt wrden: Volks- bzw.
Religionsgenossen auerhalb der politischen Organisation Israel.
A. Alt hat I Sam 14,21 dem Text Ex 21,2 zur Seite gestellt und die
sibrim als Leute verstanden, die sich entweder selbst auf Zeit als Arbeiter
verkauft htten (Ex 21,2) oder in fremde Dienste getreten seien (I Sam
128 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 70-71.
129 Siehe 5.3.1.2.
130 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 71-72.
131 H. Weinheimer, ZAW 29 (1909), 278-279.
132 J.Lewy, OLZ 30 (1927), 829.
133 Siehe z.B. A.Guillaume, PEQ 78/79 (1946), 47,68; M.P.Gray, HUCA 29 (1958),181;
H. Cazelles, Syria 35 (1958), 203-204; J. P. Oberholzer, The sibrimin I Samuel, 1960, 54;
J. Weingreen, Saul and the Habir, 1967, 6 ~ 5 , schreibt: "When we realize that the cibrim
are the Ijabir, the sense of this verse is straight forward and is, simply, that the Ijabir,
who had hitheno been attached to the Philistine camp, had now 'tumed about', that is,
changed their allegiance, and had gone over to the Israelireswho were under the command
of Sau! and jonathan.; H.J. Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973,249.264.
13-. HvSchult, DBAT 10 (1975), 32.
14,21).135 In I Sam 14,21 wrden die den Philistern hrigen, ihrer Herkunft
nach aber vermutlich israelitischen Hebrer den freien Israeliten gegen-
iibergestellt.!"
Gegen den Vorschlag von A. Alt hat dann K. Koch eingewendet, da
die Botmigkeit unter die Philister kaum mit Schuldknechtschaft auf Zeit
gleichbedeutend sei.!" A. Alt msse eine Begriffsverschiebung voraussetzen
vom wirtschaftlich Entrechteten ohne Grundbesitz, der sich freiwillig
verdingt, zum Bauern, der von fremder Oberherrschaft kraft Zwanges
abhngig werde, aber seinen Grundbesitz ungeschmlert erhalte. Da eine
solche Verschiebung nicht belegt sei, versuche A. Alt an anderer Stelle
138
eine etwas verschiedene Lsung und denke an eine im Dienste der Philister
stehende Truppe. Gegen diese Interpretation wendet K. Koch ein, da sie
zwar denkbar sei, aber nicht zu den brigen Hebrer-Stellen von I Sam
passe.
K. Koch selbst will vom Kontext her erschlieen, da einige Sippen
und Stmme der Hebrer sich dem Verband Israel nicht angeschlossen
htten oder anschlieen konnten, aber auf Grund von Sprache, Herkunft
(Einwanderung aus der Wste) und Lebensart fr eine Aufnahme durchaus
in Frage gekommen seien.!" Wer dem Knigtum Sauls nicht zugehre, sei
nicht Israelit, mge aber sehr wohl Hebrer sein, wenn er nicht der
alteingesessenen stdtischen Bevlkerung, den Amoritern angehre. Jeder
Hebrer habe die Mglichkeit, Saul und damit Israel sich anzuschlieen.
Denn die Grenzen Israels seien in jener Zeit noch flieend gewesen.
Die Hebrer von I Sam 14,21 werden auch einem Redaktor'" oder
als Teil einer Erzhlernotiz der Bearbeitungsschicht zugewiesen. 141
Die sprachlichen Besonderheiten von I Sam 14,21 fhren zu sehr
unterschiedlichen Auffassungen ber die Aussage der Stelle. So erweckt
135 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 292 mit Anm. 3; ders., Erwgungen
ber die Landnahme, 1939, 172 Anm.2; M.Weippen, Landnahme, 1967, 89, bemerkt
hnlich: In 14,21 spricht der Erzhler von cibrim, die bisher zu den Philistern gehrt
hatten, nach der fr Saul siegreichen Schlacht bei Michmas aber zu den <Israeliten,
bergegangen sind. Hier knnte, da die <Hebrer> deutlich von den <Israeliten> unterschie-
den werden, die Klassenbezeichnung capiru in ihrer ursprnglichen Bedeutung vorliegen;
capiru-Leute im Militrdienst sind uns oben oft genug begegnet.
136 A.Alt, Erwgungen ber die Landnahme, 1939, 172 Anm.2, bemerkt zu I Sam14,21, da
hier ganz im Stil der Amarna-Briefe eine im Dienst der Philister stehende Truppe von
habir= sibrim whrend des Kampfes zu den von Saul gefhnen freien Israeliten bergehe
und damit zeige, woher sie stamme; siehe auch O. Eifeldt, FuF 28 (1954), 82.
137 K.Koch, VT 19 (1969), 48-49; N.P.Lemche, StTh 33 (1979), 19 Anm.51.
138 A.Alt, Erwgungen ber die Landnahme, 1939, 172 Anm.2.
13. K.Koch, VT 19 (1969), 49.
1<0 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,202-203; H.Schult, DBAT 10 (1975),
31-32.
141 H.Madl, Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974, 84-91. 199-203.488.
8 Loretz, ijabir-Hebrer
114
cibri Hebrer in den biblischen Schriften
I Sam 4-29 115
z. B. H.]. Stoebe mit seiner bersetzung Die Hebrer hatten wie schon
ehedem auf seiten der Philister gestanden; welche nun mit ihnen ins
Kriegslager gezogen waren, die fielen jetzt auch ab, um auf die Seite Israels
zu treten, das zu Saul und Jonathan hielt!" den Eindruck, da die Hebrer
allgemein auf seiten der Philister gestanden seien, aber dann eine Gruppe,
die im Kriegslager war, sich zu den Israeliten geschlagen habe. Dagegen
schlgt H. Madl vor, mit GB auf smm zu verzichten und den ersten
syndetischen Relativsatz auf die Philister zu beziehen. Er will so einen
parallelen Aufbau des Textes mit folgender Gestalt nachweisen:
wh cbrjm _
hjw I plStjm k 'tmwl ilhum
~ r clw b mhnh
sbbw=gm hmh .
Ihjwt ~ " ! jSr'l
!!sm S'wl wjwntn
142
Der Begriff Parallelismus drfte auch auf die von H. Madl vorgeschla-
gene Textstruktur kaum anzuwenden sein. Es wird in dieser Argumenta-
tion ferner ohne nheren Nachweis vorausgesetzt, da GB einen anderen
Text voraussetze, wobei eher nher liegt, da wir es hier nur mit einem
Versuch zu tun haben, den hebrischen Text wiederzugeben.
Die in I Sam 14,21 vorhandenen Besonderheiten und kontroversen
Bezge drften durch Glossierung entstanden sein, so da vielleicht fol-
gende Textentwicklung anzunehmen ist:
w bsbrim [hjw I plstjm k 'tmwl slswmr 'sr ['lw -mmr b mbnb
sb[jJb<w>146 gm hmh I jhwt smjsr'l 'ir sm s'wl w jwntn
Und die Hebrer [ - sie waren untertan den Philistern schon vorher-],
die [hochgestiegen waren mit ihnen] im Lager waren, <wandten sich
ab>, um mit Israel zu sein, das mit Saul und Jonathan war. (I Sam
14,21)
Auf der ersten Stufe des Textes wurde nur festgehalten, da es nach
dem Eindringen von Saul und Jonathan ins Lager und der dadurch entstan-
142 H.]. Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973.258.
1<3 H.Madl, Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974,86.
144 H. Madl, Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974, 86, fhrt dagegen die Parenthese von hjw bis
mi?nh.
145 Dieser Zusatz setzt notwendig den ersten Teil der Glossierung voraus.
146 BHS b-b; H.]. Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973,261; H. Madl, Untersuchungen zu 1
Sam 14, 1974, 84-85; siehe ferner J.c.L. Gibson, ]NES 20 (1961), 235 Anm.67. Die
bersetzungen von sbbmit abfallen, berlaufen setzen voraus, da es sich bei den cibrim
um Soldaten handle, die im gnstigen Augenblick desertieren.
denen Verwirrung bei den Philistern auch den im Lager befindlichen
Hebrern mglich wurde, sich wieder Israel anzuschlieen. Der Glossa-
tor hat dann die Anwesenheit von Hebrern im Lager der Philister mit der
Unterdrckung bzw. einer lngeren Zugehrigkeit dieser Hebrer zu den
Philistern zu erklren versucht. Wahrscheinlicher hat der Bearbeiter
ursprnglich an Hebrer gedacht, die als Gefangene von den Philistern im
Lager festgehalten wurden. Demnach handelt es sich auch in I Sam 14,21
nur um Hebrer, die zeitweise von Israel durch Kriegsunglck getrennt
wurden und durch den glcklichen Ausgang des Kampfes wieder an das
eigene Volk Anschlu finden.
5.3.7. I Sam 29,3
. In I Sam29,3 sieht J. Lewy einen weiteren Beweis fr seine Annahme,
da mit cibrim frondienstpflichtige Zugewanderte und Fremde ohne Rck-
sicht auf Stammesunterschiede bezeichnet wrden und da die Philister
dementsprechend nicht ausdrcklich zwischen den Israeliten und anderen
nicht weniger verachteten Nicht-Philistern unterschieden. 147
Fr die Unterscheidung eines Israels, das Saul untersteht, und
Hebrern, die nicht zum Verband Israel gehrten, aber doch etwa die
gleiche Sprache sprchen, gleicher Herkunft seien und gleiche Lebensweise
aufwiesen, zhlt K. Koch auch I Sam 29,3 als Beweis.!"
Eine ethnische Interpretation vertreten auch jene, die in der Rede ber
David die Identifikation der Hebrer mit den Israeliten vorfinden. 149
H. Schult ordnet I Sam 29,3 den Stellen zu, in denen der Ausdruck
Hebrer nicht zum Stoff und Erzhlungsgut gehre, sondern in Reden
stehe, die auf das Konto des Redaktors gingen. Nicht die Philister, sondern
dieser Bearbeiter mache zwischen Hebrern und Israeliten einen Un-
terschied.!"
Aus der Verbindung sibrim-David - sbd S'wl mlk jr'l- leitet H. Madl
ab, da der Terminus sibrim nicht eine Gruppe von Gesetzlosen meine,
sondern damit gerade der groe Volksfeind der Philister, das bereits
bestehende Israel getroffen werden soll.!"
Bei einer Beurteilung von I Sam 29,3 drfte zu bercksichtigen sein,
da David als sbd S'wl mlk jr'l David, der Knecht Sauls, des Knigs von
Israel vorgestellt wird. Das Ungewhnliche dieser Formulierung hat man
147 j. Lewy, OLZ 30 (1927), 829; M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 180-182.
148 K. Koch, VT 19 (1969),45-46.49-50.
149 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971, 202-203; N. P. Lemche, StTh 33 (1979),
19-20.
150 H.Schult, DBAT 10 (1975),31.
151 H. Madl, Untersuchungen zu 1 Sam 14, 1974, 202.
8*
116
eibn Hebrer in den biblischen Schriften I Sam 4-29 117
durch Voranstellurig eines (einst) zu mildern versucht.!" Zugleich berei-
tet das sbrjm pt. qal pl. in I Sam 29,2-3 erhebliche Schwierigkeiten. Es
wurde im ersten Fall mit einen Vorbeimarsch veranstalten und im
zweiten mit vorbeimarschieren bersetzt, so da sich dann z. B. folgende
Interpretation ergibt: Die Frsten der Philister veranstalteten einen Vor-
beimarsch nach Hundertschaften und Tausendschaften. Als da David mit
seinen Leuten am Ende bei (dem Aufgebot des) Achis vorbeimarschierte,
... (I Sam 29,2-3).153
. Fr diese oder hnliche Deutungen'" von ehr pt. qal pl. drfte kaum
eine philologische Rechtfertigung beizubringen sein, da in V. 2 nur
wird, wie die Frsten der Philister mit ihren Truppen aufmar-
schieren, Am Ende dieser Truppen befinden sich dann David und seine
Mnner. Fr den fraglichen Text drfte deshalb folgende bersetzung
vorzuschlagen sein: Die Frsten der Philister zogen heran'" nach'" Hun-
dert- und Tausendschaften und David und seine Mnner zogen auf am
Schlu zusammen mit Achisch. (I Sam 29,2.)
Die unmittelbare Reaktion auf die Feststellung der kontrollierenden
Frsten folgt dann in V.4 mit den Worten: Und es regten sich die
Obersten der Philister'" sehr ber ihn [= Achis] auf ... (I Sam 29,4). In
V.. 3 haben wir dagegen ein erluterndes Zwiegesprch ber David, das
seme Herkunft, Zugehrigkeit, Stellung und Tadellosigkeit beschreibt, vor
uns: eihrim Hebrer wird eindeutig hervorgehoben, da David
und seme Mannen zu Israel gehren.
Dieser Sachverhalt erklrt am besten den Zorn der philistischen
Anfhrer, die <ihrim eindeutig als Ethnikon verstehen. Von hahiru =
sibrim, die von Saul und den Israeliten geflohen sind, htten sie keinen
Abfall erwartet.
152 H.J. Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973, 497.
153 H.J.Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973,497; hnlich SiIt.Driver, Notes, 19132,219,
der schreibt: "The participles suggest the picture of a muster of review of troops taking
place.
154 K. Die Bcher Samuel, 1902, 185, mchte fr das erste sbrjm mit Wiederholung des
m lieber mebrjm lesen: die Frsten der Philister fhrten [ihre Leute] vorber.
ISS Siehe zu ebr auch II Sam 19,41.
156 BDB, S. 516: 15; (a).
157 Die hier zweimal in V.4 erwhnten srjplStjmstehen fr srnjplitjm und drften gleichfalls
der. Redaktion zuzuschreiben sein, die nach Einfhrung von V.3 gezwungen war, die
Beziehung zu den srnjplitimin V.2 zu verdeutlichen.
5.3.8. I Sam 17,8 (LXX)
Anstelle von ehdjm l {'wl Knechte Sauls hat G EQULOL 'tOlJ
was ein falsches Verstndnis des beabsichtigten Gegensatzes
anzeigt.!"
5.3.9. Die sekundre Herkunft der eibri'm-Belege in I Sam 4-29
In der Auslegung der eibrim-Stellen in I Sam 4-29 werden zur Lsung
der anstehenden Probleme sowohl philologische als auch historische und
literarkritische Argumente ins Treffen gefhrt.
Eine literarische Lsung schlgt z. B. R. de Vaux vor. Er erwgt die
Mglichkeit, da die Quelle fr I Sam 13-14 eihrim gekannt haben knnte,
die keine Israeliten gewesen seien.!" Diese Erklrung setzt ein hohes Alter
der eibri'm-Stellen voraus und impliziert ein ethnisches Verstndnis der-
selben. .
M. Weippert unterscheidet beim Gebrauch von sibrim in I Sam meh-
rere Gebrauchsweisen.?' Der Ausdruck erscheine in der Regel im Munde
der Philister als etwas abschtzig klingende Bezeichnung ihrer Gegner (I
Sam 4,6.9; 13,3.19; 14,11). Man frage sich, warum die Philister nicht
ebensogut von Israeliten htten sprechen knnen. Eine wirkliche Lsung
htten die nicht anzubieten, die eibri fr ein Ethnikon hielten. Doch gebe
vielleicht das eben festgestellte Element der Verachtung, das in 14,11
besonders deutlich sei, einen Hinweis, wenn wir uns erinnerten, in wel-
chem Ton Rib-Hadda von Byblos von den gabir seiner Zeit, den antigyp-
tischen Rebellen als von Hunden gesprochen habe. In der Tat knnte
nach M. Weippert in den Texten aus dem Samuelisbuch die von ihm fr die
gahiru der Amarna-Briefe nachgewiesene Bedeutung Rebellen gegen die
legitime Herrschaft reflektiert sein. Wenn A. Alt mit seiner Vermutung im
Recht sei, da die Philister sich nach dem endgltigen Zusammenbruch der
gyptischen Herrschaft ber Palstina als die Rechtsnachfolger des Pharao
verstanden htten, sei die Parallelitt des Sprachgebrauchs nicht verwunder-
lich, da die Philister jeden Widerstand gegen ihre Expansion als eine gegen
158 J. Weingreen, Saul and the Habir, 1967, 65, nimmt an, da LXX den ursprnglichen Text
bewahrt habe. Er bemerkt hierzu folgendes: "Yet, the facr that the writer should have
added 1s'wl suggests that Goliath was addressing himself to the 'ljabir who were attached
to Saul'. lt looks as if the LXX has preserved the original reading and that this represents an
attempt by the Philistines to win the ljabir back."
159 S. R. Driver, Notes, 1913
2,
99-100; M. Greenberg, The Hab/piru, 1955, 92; M. Weippert,
Landnahme, 1967, 85 Anm.4; H.J.Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973,318.
160 R. de Vaux, JNES 27 (1968), 225; ders., Histoire ancienne d'Israel 1,1971,204.
161 M. Weippert, Landnahme, 1967, 88-89.
118
cibnHebrer in den biblischen Schriften
I Sam 4-29 119
ihr Herrschaftsrecht gerichtete Rebellion htten betrachten knnen. Anders
verhalte es sich freilich mit 14,21 und 29,3. In 14,21 spreche der Erzhler
von cibnm,. die bisher zu den Philistern gehrt htten, nach der fr Saul
Schlacht bei Michmas aber zu den Israeliten bergegangen
seren. HIer knne, da die Hebrer deutlich von den Israeliten unterschie-
den ,wrden, babir in ihrer ursprnglichen
BezeIchnung vorliegen; babzr-Leute im Militrdienst seien uns schon oft
begegnet. Bei 29,3 knne man im Zweifel sein, was gemeint sei. Denn
David und seine Leute seien im Sinn des 2.Jahrtausends in der Wste Juda
wie in Ziklag babir-Leute, die sich ihren Unterhalt als Wegelagerer und
Sldner verdienten, und vielleicht sei der Ausdruck cibrim hier auch so
gemeint. Sie seien aber auch Israeliten, David, ein entlaufener Sklave
Sauls, nicht ohne Grund verdchtig der Kollaboration mit den Rebellen
unter Fhrung seines alten Herren; es knne also auch an diese Bedeutung
von babiru gedacht sein.
. . M: :v ist gezwungen, innerhalb einer Erzhlungsreihe, in der
die Philister die Hauptrolle des Gegners spielen, drei unterschiedliche
Bedeutungen von cibnanzusetzen. Dabei liegen keine Dokumente vor, die
unabhngig von den biblischen Quellen sicherten, da die Philister eine
Redeweise bernommen htten, noch kann aufgezeigt werden,
WIe sich zur Zeit Sauls gleichzeitig noch der frhere Wortgebrauch als
Klassenbezeichnung und zugleich als Terminus fr Wegelagerer und Sld-
ner erhalten haben sollte. Die redaktionellen Unebenheiten der sibrim-
Stellen werden in dieser Hypothese in unterschiedliche Wortbedeutungen
zur Zeit Sauls umgewandelt.
Auch K. Koch geht von der Annahme aus, da es in I Sam um alte
Erzhlungen vom Umgang mit den Philistern gehe.!" Er findet hier eine
neue .Besttigung fr die These F. M. Bhls von 1911, da zwar alle
Israeliten Hebrer seien, aber nicht alle Hebrer Israeliten.v' In I Sam habe
der Ausdruck Hebrer nichts von Herablassung im Mund der Philister oder
Selbstdemtigung als Eigenbezeichnung an sich. Hebrer sei auch keine
weder im Sinn von Sldnertruppe noch von
freiwilliger, zeitlich begrenzter Schuldknechtschaft. Hebrer sei fr die
Philister gngig,e Bezeic,hnung des palstinischen Berg-
landes, wahrend die Israeliten damit eme weit gespannte ethnologische
Vorstellung verbnden.
Auch bei we,rden ,die Unebenheiten in der Erzhlungsreihe I
Sam 4-29 letztlich nicht literarisch verstanden, sondern historisch ausge-
deutet. Die Rechtfertigung fr dieses Vorgehen findet er in der Konstruk-
tion von einer Zusammengehrigkeit der Hebraervlkers.>' Zur Deutung
162 K,Koch, VT 19 (1969), 44.
163 K.Koch, VT 19 (1969); 49-50; hnlich H.Seeba, David, 1980, 119, Anm.13.
16-4 K. Koch, VT 19 (1969), 50. 81.
der cibn-Stellen von I Sam 4-29 werden von K. Koch genealogische Aussa-
gen der Bibel herangezogen, die mit I Sam 4-29 kaum in einen direkten
Zusammenhang zu bringen sind.!"
Eine historische Deutung von I Sam 4-29 versuchte auch N. P, Lem-
che.!" Er glaubt z. B. aus den biblischen Aussagen entnehmen zu knnen,
da im spteren Israel eine historische Erinnerung daran erhalten geblieben
sei, da ihre eigene Gemeinschaft in den ersten Tagen ihrer Existenz von
den Nachbarn oder Gegnern als eine society of babir interpretiert
worden sei.!" Dies besage jedoch nicht mit absoluter Sicherheit, da der
Ursprung Israels eine babir-Gesellschaft gewesen sei. Es gelte in diesem
Zusammenhang I Sam mit anderen biblischen und auerbiblischen Quellen
zur Geschichte Israels in der Periode der Richter zu vergleichen. In I Sam
definierten die Philister die Bewohner des zentralen gebirgigen Palstinas
als Hebrer. Hieraus schliet er sodann folgendes: "This must be conside-
red both a sociological and a national designation because these inhabitants
of the mountains had an identity coherent with its own name, Israel. "168 Die
Merenptah-Stele'" sowie die von Seti Lvon Beth Schean werden dabei zur
Besttigung dieser Ansicht herangezogen.v? Unter Bercksichtigung dieser
Quellen sei zu schlieen, da zwischen den babir und den Israeliten eine
gewisse Identitt bestehe. N. P, Lemche umschreibt sie folgendermaen:
"Compared with the evidence of 1 Samuel it demonstrates that the Philisti-
nes were not prepared to see in Israel a regular state, but they considered it
another and more loosely organized kind of society different from their
own. Therefore the designation Hebrews is used of the Israelires although it
is not certain that Israel as its origin had a regular society of babiru. We
should emphasise, however, that, as it appeared to foreigners, the designa-
tion was comparable to the babiru who played a very active role during the
Amarna age in Palestine in the same area as later Israel. This coincidence of
territory could be the reason for the designation Hebrew being attached to
Israel by neighbouring peoples like the Philistines. "171
Whrend in I Sam cibri Hebrer von N. P. Lemche als eine Bezeich-
nung der Israeliten im Munde der Nachbarn und Gegner interpretiert wird,
fordert er fr die Stellen, wo cibn als nationaler Name fr die Israeliten von
ihnen selbst gebraucht werde, eine Entwicklung, die nach der Periode der
Richter und frhen Monarchie anzusetzen sei.
172
Es knne sein, da die
16S Siehe zu den genealogischen Theorien der Bibel und K. Kochs Ausfhrungen Kap. 6 zu
Anm.1Q-20,
166 N.P.Lemche, StTh 33 (1979), 16-20.
167 N. P, Lemche, StTh 33 (1979),21.
[68 N;P.Lemche, StTh 33 (1979), 21.
16. Siehe Kap, 2 Anm. 1.
170 N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 21-22.
[71 N.P, Lemche, StTh 33 (1979), 22.
izz N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 23.
120 cibnHebrer in den biblischen Schriften
1 Sani 4-29
121
Bezeichnung als nationaler Name whrend der ganzen Zeit, als Israel als
unabhngiger Staat existiert habe, nicht gebraucht worden sei. Das Buch
Jonah bezeuge wahrscheinlich zuerst cibri Hebrer als nationale Bezeich-
nung durch einen Israeliten, und so sei cibri Hebrer zu einer Art
honorific national name!" in der nachexilischen Periode geworden.
Auch im Erklrungsversuch von N. P. Lemche wird den cibri-Belegen
von I Sam eine fundamentale Bedeutung in der Begriffsgeschichte und der
Entstehungsgeschichte Israels beigemessen. Seine Interpretation von I Sam
baut dabei ganz auf der Hypothese auf, da cibri Hebrer eine Bezeich-
nung der Philister fr die Israeliten sei, nicht aber ein von den Israeliten
und ihren Nachbarn gleichzeitig gebrauchter Name. Er nimmt also an, da
die Erzhlungen in I Sam zuverlssige historische Berichterstattung enthiel-
ten. Dies wiederum kann er nur aufrecht erhalten, indem er gleichzeitig
damit argumentiert, da die Philister einerseits in Israel nicht einen regul-
ren Staat, sondern eine "more loosely organized kind of society different
from their own"!" gesehen htten, und andererseits sei es nicht sicher, da
Israel seinen Ursprung in einer "regular society of babiru"175 gehabt habe.
N. P. Lemche kann sonst seine Hypothese nur mit der Annahme einer
irgendwie gearteten "society of babiru" sttzen. Fr letztere gibt es jedoch
weder in frherer Zeit noch in spterer in Palstina Anhaltspunkte. Es kann
jedenfalls auf keine Weise wahrscheinlich gemacht werden, da die Philister
auf den Gedanken htten kommen knnen, da eine Gemeinschaft, die von
ihrer verschieden und angeblich weniger straff organisiert war, mit babiru=
cibrim zu bezeichnen sei.
Diese Theseimpliziert ferner, da zwischen dem Gebrauch von cibri in
I Sam und dem spteren in nachexilischer Zeit eine Ruhepause des Wortge-
brauchs bestehe und ein Bedeutungswandel eingetreten sei.!" Fr diesen
letzten und bedeutsamen Teil der Entwicklung wird in der von N. P. Lem-
ehe vorgetragenen Deutung jedoch keine Erklrung angeboten.
In ihren Ausfhrungen zu cibri in I Sam kommt I. Riesener zum
Ergebnis, da Hebrer und Philister als einander bekmpfende Vlker
zu verstehen seien."? Aus I Sam 29,3 erschliet sie ferner, da deshalb von
den Hebrern niemals im Zusammenhang mit dem Knigtum die Rede sei,
weil cibnm Hebrer eine ethnische Bezeichnung ohne staatlich-politische
Implikationen sei. Verstehe man das Wort Hebrer in diesem ethnologi-
schen Sinn, dann werde es auch deutlich, warum es primr in Texten
erscheine, in denen es um den Gegensatz zu gypten, bzw. Philistern gehe.
In dieser Zeit sei eben die ethnische Zusammengehrigkeit der Israeliten
173 N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 23.
174 N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 22.
175 Siehe zu Anm.171.
176 Siehe zu Anm.172-173.
177 I. Riesener, Der Stamm cbd, 1979, 119-120.
mageblicher als die politische gewesen. Fr die Zeit vor dem Exodus sei
dies ohnehin offensichtlich, aber auch zur Zeit der Philisterkmpfe unter
Saul sei noch nicht so etwas wie ein nationales Bewutsein vorhanden
gewesen. .
In dieser Interpretation wird ohne weiteren Beweis unterstellt, da die
sibrim Hebrer die aus gypten einwandernde Gruppe war, die sich dann
zu Israel entfaltet habe.
Historische Berichterstattung ber die cibrim Hebrer in I Sam 4-29
macht auch J. Lewy zur Grundlage seiner Deutung. Er unterscheidet
gleichfalls zwischen Philistern, Israeliten und sibrim Hebrern."! .Letz-
tere bezeichnet er als zeltende Halbnomaden'", Fremde und Immigran-
ten'", Sowohl M. P. Gray'" als auch J. Weingreen
l 82
sind ihm hierin grund-
stzlich gefolgt.
In dieser Hypothese wird auerdem ohne nhere Begrndung voraus-
gesetzt, da zwischen den babiru der Amarnazeit und den -ibrimvon I Sam
4-29 eine ungebrochene Fortsetzung der babiru-Tradition bestehe.
Die verschiedenen historisierenden Erklrungen des Gebrauchs von
sibrim Hebrer in I Sam gehen alle von der Annahme aus, da die
Berichterstattung historisch zuverlssig sei und die Rede der Philister
sozusagen wrtlich berliefere. Dabei wird auer acht gelassen, da auch
noch zwei andere Faktoren zu bercksichtigen sind. Denn es ist von
vorneherein nicht auszuschlieen, da ein von israelitisch-jdischer Sicht
geformter Bericht vorliegt und auerdem mit einem Wachstum des Textes
zu rechnen ist, die cibrim-Stellen also teilweise oder ganz einem oder
mehreren spteren redaktionellen Eingriffen zu verdanken sein knnten. 183
Eine Analyse der einzelnen Stellen (I Sam 4,6.9; 13,3. 7.19; 14,11. 21;
29,3) hat ergeben, da eine Argumentation mit einer unmittelbaren Verbin-
178 J.Lewy, OLZ 30 (1927), 829.
179 J.Lewy, OLZ 30 (1927), 829.
180 J.Lewy, Origin and Signification of the Biblical Term -Hebrew-, 1957, 6, bestimmt die
Bedeutung von cibn in I Sam folgendermaen: <Hebrew> was an appellative term for
-aliens- not enjoying the same civil rights and political status as the ruling population of the
country in which they were living.
181 M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 180-182, unterscheidet den Gebrauch von cibn fr die
Israeliten als Immigranten (I Sam 4,9; 13,19; 29,3f.) und fr eine dritte Gruppe (I Sam
13,3; 14,21) im Sinne von Soldaten und Dienern. Daraus folgert sie das Fortleben des
Wortes babiru mit der frheren Bedeutung in I Sam.
182 J.Weingreen, Saul and the Habir, 1967, 6H5, unterscheidet unter Berufung auf J. Lewy
zwischen dem Gebrauch von cibn = babiru durch die Philister in derogativer Weise zur
Bezeichnung der Israeliten und cibrim als Bezeichnung von babir (I Sam 13,3. 7; 14,21;
17,8).
183 Siehe H.Schult, DBAT 10 (1975), 22-'-35; H.Madl, Untersuchungen zu I Sam 14, 1974,
178-204.
122 cibn Hebrer in den biblischen Schriften
cibn Hebrer in Gesetzestexten 123
dung zwischen den Wrtern IJabiru und cibn, den Gruppen der IJabir und
cibnm oder dem Fortleben von IJabir-Gruppen neben den Philistern und
Israeliten zu keinem zuverlssigen Ergebnis fhrt. Der Grund hierfr ist in
der Tatsache zu erblicken, da die cibn-Stellen in I Sam 4-29 insgesamt in
spten Zustzen zum Text lokalisiert sind. Sie geben uns den Wortgebrauch
des Bearbeiters zu erkennen, der offensichtlich die cibnm mit Israel
identifiziert.
Dieser Sprachgebrauch drfte in dienachexilische Zeit zu datieren
sein.!" Die Philister erscheinen somit im Gewande spterer jdischer
Vorstellung und Redeweise. Aus diesem Sprachgebrauch lassen sich weder
Erkenntnisse ber die tatschliche Redeweise der Philister gewinnen, noch
sind aus ihm Rckschlsse auf die Existenz von IJabir-Gruppen zur Zeit
Sauls und Davids mglich. Die im nachexilischen Wortgebrauch vorausge-
setzte Identitt cibnm == jr'l schliet sowohl die Formulierung F. Bhls
Hebrer ist die Bezeichnung einer ganzen Vlkergruppe, zu der neben
anderen auch die Israelstmme gehren!", als auch die Korrektur A. Jirkus
Neben dem aus einer Vereinigung von Hebrern und Israeliten entstande-
nen Volke Israel gab es noch Jahrhunderte hindurch selbstndige hebrische
Volkssplitter, die allmhlich vom Schauplatze der Geschichte verschwin-
den, zum Teil auch wiederum aufgehend in dem schon konsolidierten und
geeinigten Israel!", sowie alle modifizierten Spielarten dieser Hypothesen
aus.
5.4. cibnHebrer in Gesetzestexten - Ex 21,2; Dtn 15,12 und jer 34,9.14
Eine gut abgrenzbare Gruppe von Belegen fr cibn Hebrer (Hebre-
rin) enthalten die gesetzlichen Formulierungen in Ex 21,2-6; Dtn
15,12-18 und Jer 34,8-22.
187
Die Mehrzahl der Gelehrten geht von der
Annahme aus, da Ex 21,2 den ltesten vorexilischen juridischen Beleg
enthalte'", whrend Dtn 15,12 und Jer 34,9.14 nur in Abhngigkeit von Ex
21,2 zu verstehen seien.!" Nur vereinzelt werden alle drei cibri-Stellen spt
datiert."? Es wird auch angenommen, da zwischen Ex 21,2-6 und Dtn
15,12-18 keine literarische Abhngigkeit bestehe."?
184 Siehe besonders 5,3.1.1. zu I Sam 4,5-9.
185 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 73; K. Koch, VT 19 (1969), 37-81.
186 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,32.
187 M. P. Gray, HUCA 29 (1958),182-185; M. Weippert, Landnahme, 1967, 86-88; K. Koch,
VT 19 (1969), 78; N.P.Lemche, StTh 33 (1979), 1-2; 1.Riesener, Der Stamm cbd, 1979,
122-131.
188 M. Weippert, Landnahme, 1967, 86-88; N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 10.
189 M. Weippert, Landnahme, 1967, 86-88; N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 10.
190 H.Schult, DBAT 10 (1975), 26-29.
191 R. P. Merendino, Das deuteronomische Gesetz, 1969, 107.
5.4.1. saebaed sibri ein hebrischer Sklave - Ex 21,2
In der Diskussion ber Ex 21,2 kehren gebndelt alle Argumente und
Probleme wieder, die mit der ethnischen und soziologisch-rechtlichen
Interpretation von cibri verknpft sind. Es wurde versucht, von Ex 21,2 her
Herkunft und besonderen Charakter des israelitischen Rechtes festzulegen.
Man glaubte sogar, in diesem Zusammenhang von der Geschichte des
israelitischen Rechtes her die Entstehung und Frhgeschichte Israels erhel-
len zu knnen. Denn Ex 21,2 wird entweder als Zeugnis fr eine Einwande-
rung der Israeliten, die dieses Recht mitgebracht haben, verstanden'" oder
als Beweis fr die bernahme kanaanischen Rechtes durch die eingewan-
derten Israeliten. 193
A. Alt hat durch die bertragung der soziologisch-rechtlichen Deu-
tung der IJabir auf cibri Ex 21,2 zum Angelpunkt der neueren Diskussion
ber cibri insoweit gemacht'", als er durch seine Interpretation grundstz-
lich der Methode F. W. Albrights widerspricht, der meinte, die IJabir mit
dem Hebrer Abraham (Gen 14,13) zusammen sehen und aus einer Frhda-
tierung von Gen 14 Einsichten in die Frhgeschichte Israels erlangen zu
knnen.!"
Da es nicht mglich ist, im Zusammenhang mit Ex 21,2-6 das Problem
der Sklaven im Alten Testament insgesamt zu behandeln'", werden im
folgenden nur die Fragen berhrt, die unmittelbar fr die Interpretation der
Formulierung saebaed cibn notwendig sind.
5.4.1.1. cibnHebrer des Gesetzestextes Ex 21,2 in der neueren Diskus-
sion
Eine Verbindung zwischen den in Nuzi entdeckten Texten ber die
habir und Ex 21,2 drfte zuerst J. Lewy vorgenommen haben.!" Er stellt
an den Anfang seiner berlegungen die Bemerkung, da auch die Gesetz-
192 So bemerkt z. B. J. Bright, A History of Israel, 1980
3
, 89, zum Recht des Bundesbuches
generell folgendes: "But if this legal tradition is so ancient, yet, however much it may have
been adapted to conditions in Canaan, cannot be said to be of Canaanite origin, the most
reasonable assumption is that it was brought to Palestine by groups who had migrated in
the course of the second millennium from lands where the Mesopotamien traditions of
jurisprudence was known.
193 A.Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,290-294.331-332.
194 A.Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,292 Anm.2j ders., Hebrer, 1959,
105, datiert Gen 14,15 in die nachexilische Zeit.
195 Siehe zu Gen 14,13. Kap. 5.6.
196 Siehe jetzt die Zusammenfassung der neueren Diskussion bei 1.Cardellini, Sklaven-
Gesetze, 1981.
197 J.Lewy, OLZ 30 (1927), 830-831.
124 cibnHebrer in den biblischen Schriften cibnHebrer in Gesetzestexten 125
gebung der Sehaften im Alten Testament die Bedeutung der nomadischen
Teile der Bevlkerung, deren Lebensweise noch jetzt derjenigen der alten
cibnm der Genesis und des Exodus gleiche, anerkenne: der cibnund die
cibrijjh, die zudem ja mindestens teilweise strenge Verehrer Jahwes seien,
genssen eine Vorzugsstellung vor den gojim<Heiden> , die sie umgeben.
Drften die zu diesen gehrigen Stammfremden im Gegensatz zum Israeli-
ten, dessen Verkauf als Sklave vllig unstatthaft sei, durch Kauf erworben
und ebenso wie die Abkmmlinge der als Fremde bei euch weilenden
Metoiken als Sklaven fr ewig vererbt werden (Lev 25,45 f.), so sei das
Sklavenverhltnis deines Bruders, des Hebrers und der Hebrerin (Dtn
15,12) zeitlich engstens zu begrenzen. Dies besage bereits Ex 21,2 ff. und
noch Jeremia tadle es aufs schrfste, als Sedeqia gegen dieses uralte Gesetz,
das im Deuteronomium neu eingeschrft und zugleich zugunsten des cibn
erweitert worden sei, bswillig verstoe.
Spter hat dann J. Lewy fr saebaed cibndie allgemeinere bersetzung
alien gewhlt und keine Beziehungen zu den Nomaden hergestellt. Er
setzte jedoch weiterhin fr cibr; in Ex 21,2 die alte appellativische Bedeu-
tung alien an und unterschied es somit von der von ihm geforderten
ethnischen Bedeutung der spteren Zeit.
198
Das hohe Alter von Ex 21,2 und
des Wortes cibr; suchte er auch durch Vergleiche mit den Texten aus Nuzi
zu erharten.!" .
Dieser Interpretation von Ex 21,2, im hebrischen Sklaven einen
Fremden, Nicht-Israeliten zu sehen, sind auch M. P. Gray200 und J. Wein-
green gefolgt."
Die Forderung von B. Landsberger, bei der Bedeutungsbestimmung
von babiru von ethnischen Gesichtspunkten ganz abzurcken und in
diesem Wort einen soziologisch-rechtlichen Terminus zu sehen'", sollte
sich alsbald bei A. Alf
ol
und M. Noth
204
entscheidend auf die Deutung von
Ex 21,2 auswirken.
I" J.Lewy, Origin and Signification of the Biblical Term -Hebrew-, 1957, 3-4.
199 J.Lewy, Habir and Hebrews, 1939,622.
200 M.P.Gray, HUCA 29 (1958),182-185.
201 J.Weingreen, Saul and the Habir, 1967,65.
202 B. Landsberger, Ijabiru und Lulabbu, KlF 1 (1930),321-334.
20} A.Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 193; ders., Hebrer, 1959, 105.
204 M. Noth, Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 107 Anm.l, verweist bereits auf die in
Anm.203 erwhnte Auslegung A. Alts von Ex 21,2.
Die von A. Alt und M. Noth vorgeschlagene Deutung von Ex 21,2 findet sich z. B. bei
J.Hempel, Die althebrische Literatur, 1934, 80.111; P.A.Munch, ZDMG 93 (1939), 221;
H.Schneider, Exodus, 1965,221; U.Cassuto, Exodus, 1967,265; A.Malamat, Ursprnge
und Frhgeschichte, 1978, 52. Dagegen haben z. B. an der Gleichsetzung cibn = Israelit
u. a. festgehalten P. Heinisch, Exodus, 1934, 163; F. Ntscher, Biblische Altertumskunde,
1940, 142. Einen Angehrigen anderer oder der cibn-Vlker sehen im cibnvon Ex 21,2
z.B. A.Guillaume, PEQ 78/79 (1946/47), 68; K.Koch, VT 19 (1969), 78.
Fr Ex 21,2 hat A. Alt eine viel beachtete rechtlich-soziologische
Interpretation vorgeschlagen. Er lehnt es ab, in cibr; eine echte und vollt-
nende Nationalittsbezeichnung fr den Israeliten zu sehen.f" Da, wo es
eine Selbstbezeichnung gegenber Auslndern sei, bzw. als Bezeichnung
fr die Israeliten im Munde von Auslndern gebraucht werde, schwinge
vielmehr ein Ton der Selbstdemtigung oder im anderen Falle der Verach-
tung, mit, niemals aber ein nationales Hochgefhl-.s" Nachdem er so
einen negativen Grundton des Wortes cibr; glaubt gerechtfertigt zu haben,
stellt er fest, da sich der Gebrauch von cibn in der Rechtssprache hier
anschlieen lasse. Denn auch in diesem Bereich habe es einen pejorativen
Sinn und trete nur als Bezeichnung dessen auf, der sich in die Schuldsklave-
rei verkaufe.!"
Im Einzelfall von Ex 21,2 sucht A. Alt das Nebeneinander von sibri
und saebaed Sklave in der Formulierung saebaed cibr; dadurch zu erkl-
ren, da er saebaed als proleptisch bezeichnet." Er lst den Widerspruch
durch die Annahme eines zeitlichen Nacheinanders: Der Betreffende sei
demnach zunchst ein cibn, d. h. frei gewesen, aber in rechtlicher und
sozialer Bedrngnis; dann habe er sich selbst verkauft und sei so zum
aebaed, zum (Schuld-)Sklaven geworden."
Dieser Deutung schliet sich auch R. de Vaux an. In Ex 21,2 sei cibn
ein Appellativum, das eine zeitweilige Versklavung bezeichne, und msse
205 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 291H.
206 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 292 Anm.2.
207 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,292 mit Anm.3.
20. A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 292 Anm.2; so auch M. Noth,
Geschichte Israels, 1956
3
, 39; ders., Exodus, 1978
6
, schreibt hierzu: Die Formulierung
<hebrischer Sklave> ist wohl proleptisch gemeint, insofern ein <Hebrer> dadurch, da ein
Israelit ihn <erwarb>, zum Sklaven wurde.. Grundstzlich stimmen der proleptischen
Erklrung von Ex 21,2 auch N. P. Lemche, The Hebrew Slaves-Comments on the Slave
Law. Ex. xxi 2-11, VT 25 (1975), 138.143-144; ders., -Hebrew- as a National Name for
Israel, StTh 33 (1979), 10. 20; H.J.Boecker, Recht und Gesetz, 1976, 136-137, zu.
E. Lipiriski, L'eesclave hebreu, VT 26 (1976), 120-123, bietet eine sachlich hnliche
Lsung an, obwohl er entgegen A. Alt und N. P. Lemche davon ausgeht, da k,abiru und
cibnnicht miteinander in Beziehung zu setzen seien. Er nimmt an, da der cibnein Israelit
einer unteren Klasse der vorexilischen Gemeinschaft gewesen sei. Seine Freiheit sei durch
konomische und soziale Zwnge eingeengt gewesen. Es sei mglich gewesen, ihn zeitwei-
lig zu versklaven. E. Lipiriski verbindet somit die neuere soziologische Deutung von cibn
mit der lteren ethnisch-nationalen.
209 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 292-293. W. Caspari, Heimat und
soziale Wirkung des alttestamentlichen Bundesbuches, ZDMG 83 (1929), 116, knnte mit
seiner These, da cibn Hebrer ein Ausdruck der Wirtschaft unter Nichtisraeliten-
gewesen sei, in gewisser Weise als ein Vorlufer A. Alts angesehen werden.
126 cibn Hebrer in den biblischen Schriften cibn Hebrer in Gesetzestexten 127
der Umwelt Israels vor der Monarchie entlehnt sein. Es erscheine wie ein
Archaismus in der juridischen Sprache.t'"
Gegen die soziologisch-rechtliche Interpretation von Ex 21,2 hat
I. Rapaport grundstzliche Einwnde angemeldet.'?' Das Gesetz in Ex 21,2
fhre eine Tradition des alttestamentlichen Rechts weiter'", das z. B. im
KR 280-281 gleichfalls zwischen fremden und einheimischen Sklaven
unterscheide.t"
Mit der These A. Alts hat sich auch ausfhrlich A.Jepsen auseinander-
gesetzt.i" Er lehnt es zunchst ab, den berlieferten Text zu ndern,
insofern es sich um den Text des Bundesbuches und nicht um den seiner
Quellen handle. Denn es sei nicht zu erweisen, da erst ein spter berar-
beiter diese Textform hergestellt habe?" Wenn in saebaed cibndas cibnden
Grund des Erwerbs angbe, also etwa auf die Verschuldung des Betreffen-
den ginge, dann wre nach A. Jepsen das -aebaed unertrglich und auch
proleptisch kaum zu verstehen; dann knne der Satz nur lauten: Wenn du
einen cibri als Knecht erwirbste.!" Wenn cibri aber eine sozial wirtschaftli-
che Schicht bezeichnen sollte, etwa die Halbfreien oder den grundbesitzlo-
sen Nomaden, so sei nicht zu verstehen, warum gerade dieser nach sechs
Jahren entlassen werden soll, auch nicht, warum diese eine Schicht behan-
delt werde und nicht auch die des Grundbesitzers oder die des Vollfreien.?"
Es bleibe dann doch nichts anderes brig, als cibrihier ebenso wie an
allen anderen Stellen des Alten Testaments zu verstehen, nmlich als eine
Bezeichnung der Volksschicht, zu der sich auch die Israeliten rechneten,
und somit anzuerkennen, da die Tendenz, die im Deuteronomium (15,12)
eindeutig festzustellen sei, nmlich dem Volksgenossen als solchen ein
Sonderrecht einzurumen gegenber dem Volksfremden, auch schon im
Bundesbuch wirksam gewesen sei. Wenn ferner der Ausdruck cibri in der
frhen Knigszeit fr Israel bekannt und gebruchlich gewesen sei, so
knne er auch in der Richterzeit schon Anwendung gefunden haben, um
die Eigenartigkeit Israels gegenber den anderen Vlkern herauszuheben.
Wenn also auch in Ex 21,2 cibn wie sonst als Ausdruck fr die Israeliten
gebraucht werde, so lasse sichder Schlu nicht umgehen, da die Israeliten
sich selbst als cibnm bezeichnet htten, um sich von den gyptern, Phili-
stern, wohl auch Kanaanern zu unterscheiden. Die Anwendung des
210 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,204. Auch W.F.Albright, YGC, 1968,91
mit Anm.131, spricht von archaic use und archaic legal terminology,
211 1.Rapaport, The Origins of Hebrcw Law, PEQ 73 (1941), 158-167.
212 1.Rapaport, PEQ 73 (1941),162.164.
2t3 I. Rapaport, PEQ 73 (1941), 163.
21< A.Jepsen, Die Hebrer und ihr Recht, AfO 15 (1945/51), 56-58.
21S A.jepsen, AfO 15 (1945/51), 57.
216 A.jepsen, AfO 15 (1945/51), 57.
217 A.jepsen, AfO 15 (1945/51), 57.
Wortes in der Josephs-Geschichte wie in Gen 14 fhre darauf, da die
cibnmeinen etwas greren Kreis als nur die bnj jr'l Israeliten umfaten.
Die Israeliten htten sich also zu den Stmmen gerechnet, die sich sibrim
nannten oder so genannt worden seien."!
Im Anschlu an F. Bhp19 versteht A.Jepsen die Hebrer als eine den
Kanaanern gegenber jngere Schicht.t" Es handle sich bei dem Wort cibri
Hebrer um eine Bezeichnung der von den Kanaanern sprachlich unter-
schiedenen Halbnomadenstmme, die im 15., 14. und 13.Jh. v. ehr. in
. Syrien und Palstina eingedrungen seien.i" Er gebraucht dann in der Folge
Hebrer an Stelle von Ostkanaaner oder Protoaramaer.f" Israel bilde
mit den Hebrern der Amarna-Tafeln eine zweite Welle der Hebrerwan-
derung, aber nur von den Israeliten und ihrem alten Recht wten wir
etwas Naheres.>'
Es drfte kaum zu betonen sein, da A. Jepsen gegen A. Alt und
M. Noth wieder ganz zur alten ethnischen Deutung von cibnund Ex 21,2
zurckkehrte, wobei er eine Frhdatierung der Gesetzesregelung ansetzt.
Gegen die soziologisch-rechtliche Deutung von Ex 21,2 durch A. Alt
wurde auch eingewendet, da der Begriff saebaed cibnnicht nur in Rechts-
texten, sondern auch in Gen 39,17 und 41,12 vorkomme, wo Josef als
saebaed cibn bezeichnet werde und hier sich die Bezeichnung saebaed
keinesfalls proleptisch verstehen Iasse.f"Denn Josef sei hier eindeutig ein in
den Augen der Agypter auslndischer, nmlich hebrischer Sklave. Diese
Parallelstellen machten es wahrscheinlich, da auch in Ex 21,2 und den
entsprechenden Texten nicht zwei einander ausschlieende rechtlich-
soziale Klassifikationen angegeben werden sollen, sondern da hier durch
die ethnische Angabe cibn die rechtlich-soziale Bezeichnung saebaed
Sklave noch nher bestimmt werde.r"
Gegen A. Alt wendet I. Riesener weiterhin ein, da er die beiden
Begriffe national und vlkisch sehr eng zusammensehe, das rechtlich-
soziale Verstndnis dagegen als Alternative zu jener national-vlkischen
erklrt werde.t" Nun stnden aber die Begriffe national und vlkisch -
es knnte auch ethnisch gesagt werden - einander keinesfalls so nahe, wie
es hier erscheinen knnte. Vielmehr msse man ja gerade differenzieren
zwischen dem Wort national, das politisch-staatliche Vorstellungen
218 A.jepsen, AfO 15 (1945/51), 57.
219 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911.
220 A.jepsen, AfO 15 (1945/51), 58.
221 A.jepsen, AfO 15 (1945/51), 62.
222 A.jepsen, AfO 15 (1945/51), 64.
223 A.jepsen, AfO 15 (1945/51), 68.
224 1.Riesener, Der Stamm sbd, 1978, 117.
zzs I. Riesener, Der Stamm cbd, 1978, 117.
226 I. Riesener, Der Stamm cbd, 1978, 116-177.
128 eibnHebrer in den biblischen Schriften eibnHebrer in Gesetzestexten 129
impliziere, und einemWort wie vlkisch, bzw. ethnisch, bei dem diese
Vorstellungen eben gerade fehlten. Insofern knne A. Alts Beobachtung,
da in Verbindung mit dem Wort eibn im AT niemals ein nationales
Hochgefhl festzustellen sei, zwar nicht als Argument gegendas ethnische
Verstndnis von eibn, wohl aber als Hinweis auf das Spezifische dieses
Wortes im Unterschied zu der Bezeichnung Israelit dienen.
I. Riesener kommt so zumSchlu, da die These A. Alts, man knne
aufgrund der aueratl. rechtlichen Bedeutung der entsprechenden Termini
keine israelitische Spezialbedeutung annehmen, nicht haltbar sei.f" Er
msse ja selbst zugeben, da in spterer Zeit eibri den Namen eines
Volkes?" bezeichne, d. h. hier liege auch nach seiner Sicht offensichtlich
eine israelitische Spezialbedeutungs vor. Nun erscheine, so argumentiert
I. Riesener, freilich der Weg von einer ursprnglich rechtlichen Grundbe-
deutung des Wortes eibn im AT zu einer sekundren Verwendung als
Bezeichnung eines Volkes, das in Wirklichkeit eben nicht als selbstndiges
Volk respektiert-'" werde, etwas umstndlich. Nherliegend sei die
Annahme, da in spterer Zeit nach dem Verlust der staatlichen und
politischen Selbstndigkeit eben jener ltere, nach atl. Sprachgebrauch
ethnologische Terminus, bei dem eine politische Bedeutungskomponente
gefehlt habe, wieder als sinnvoll empfunden und daher aufgenommen
worden sei. .
In der Argumentation gegen A. Alt drfte I. Riesener darin zuzustim-
men sein, da in der Bezeichnung saebaed eibndas Wort saebaed die sozial-
rechtliche Stellung umschreibt und eibnals ethnische Angabe zu verstehen
ist. I. Riesener erliegt aber selbst durch ihre enge Bestimmung von eibnals
eines Ethnikons einer Mideutung. Denn die Spezialbedeutung von eibn
zur Kennzeichnung einer Volkszugehrigkeit, in concreto die Zugehrig-
keit zum jdischen Volk, mu nicht unbedingt auf allen Stufen der Ent-
wicklung mit eibri verbunden sein. Ihre Schlufolgerung, da es nherlie-
gend sei, da in spterer Zeit nach dem Verlust der staatlichen und
politischen Selbstndigkeit der vorausgesetzte ltere ethnische Terminus,
bei dem eine politische Bedeutungskomponente gefehlt habe, wieder als
sinnvoll empfunden und daher wieder aufgenommen worden sei'", ist nicht
zwingend und vermag auch nicht zu erklren, wie in spterer Zeit in Israel
ein Terminus wieder aufgenommen werden konnte, der sonst nur in
angeblich weitaus lteren auerbiblischen Quellen bezeugt ist. I. Riesener
schliet somit nur von der spteren biblischen Spezialbedeutung von eibn
auf die sog. frhere damit bereinstimmende Bedeutung, ohne dafr selbst
berzeugende Beweise beibringen zu knnen.
227 I. Riesener, Der Stamm sbd, 1978, 117f.
228 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 293 Anrn. 1.
229 A.Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,293 Anm.1.
230 I. Riesener, Der Stamm ebd, 1978, 118.
Auch die Parallelisierung von Ex 21,2 mit den Texten aus Nuzi trgt
zur Deutung von saebaed eibnnichts bei.?'
Zu einem von A. Alt abweichenden Ergebnis in der Analyse von Ex
21,2 ist auch I. Cardellini gelangt.f" Der Begriff eibri entstamme eine;
lteren Zeit als der Epoche, in der Ex 21,2.5.6b. sei, ?Ie
Klrung des Zusammenhangs zwischen .babtru und Enrwick-
lung seiner Bedeutung seien Fragen, die die einfache Bestimmung der
Bedeutung, die eibnfr die israelitische Hand in Ex 21,2-6 habe,
bersteige. Diese habe saebaed eibri in engen Zusammenhang mit dessen
Freilassung im siebten Jahr gestellt. Man knne daher N. P.
Meinung nicht teilen, wonach der ganze Text Ex kanaanisch und
nicht israelitisch sei. Ziehe man in Betracht, da zumindest Ex 21,2.5.6b
israelitischen Ursprungs seien und die weiteren eibri-Stellen der so
ergebe sich, da mit eibn ein des V.olkes
werde. Handle es sich in Ex 21,2-6 um emen Israeliten, so konne etbn auch
mglicherweise einen Israeliten niedrigeren ..Nur so
der Zusammenhang zwischen dem aebaed etbn und seiner Freilassung im
siebten Jahre zu erklren. Er sei ein Angehriger des auserwhlten Volkes
und kein Sklave aus einem fremden Volk.
Auch I. Cardellini setzt Ex 21,2 als Regelung an, die Dtn 15,12
vorausgehe'" und in die Zeit zwischen dem Fall 7221.1 :. und
der Epoche des Josia weise. Als a quogI?t I. C.ardelhmdie !etzten
Jahre whrend oder nach Salomos Reich an, die der Knse der
Monarchie bis zu den sozialen Forderungen der Zeit des Propheten
Amos.
235
Die soziologisch-rechtliche Deutung von cibri in Ex 21,2, die. A. Alt
umsichtig und nach vielen Seiten abgesichert vorgetragen hat und bei der er
bestrebt war, den neuen Erkenntnissen ber die cprw in den gyptischen
und die habir in den Keilschriftdokumenten gerecht zu werden, konnte
sich wie ausgefhrt wurde, in der
zen. Trotz der Sicherheit. die in gyptologie und Altorientalistik uber den
soziologischen Charakter der babir eprw worden
ist'", halten auch neuere Autoren an emem Ethmkon etbn In Ex 21,2 fest.
Diese Situation drfte zur Genge anzeigen, da die Voraussetzungen,
die jeweils der Argumentation so tiefgrei.fend
verschieden sind, da Erkenntnisse aus der altorientalischen Umwelt bisher
231 Siehe B. L. Eichler, Indenture at Nuzi, 1973,47, der betont, da in Nuzi ein babiru hher
stand als ein gewhnlicher Sklave.
232 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 250-151.
233 N.P.Lemche, Hebrew Slave, VT 25 (1975),143.
234 I.Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 338-341. 363-364. 368.
m I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,368.
236 Siehe Kap. 2-3.
130 cibnHebrer in den biblischen Schriften cibnHebrer in Gesetzestexten 131
in der Bibelwissenschaft selbst noch zu keiner Einigung oder einer berein-
stimmung in wenigstens einigen Fragen fhren konnten. Es soll deshalb im
folgenden versucht werden, diesen methodischen Problemen sowie den
Voraussetzungen und Vorurteilen in der bibelwissenschaftlichen Auseinan-
dersetzung besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Ausschlaggebend fr die von A. Alt vorgetragene soziologisch-rechtli-
che Auslegung von cibnin Ex 21,2 ist die Annahme, da in Ex 21,2-6 die
Rechtsmaterie der Schuldknechtschaft behandelt werde.t" Die Anschau-
ung, da in diesem Teil des Bundesbuches eher von Sklavenkauf und
-freilassung die Rede sei'" oder von Sklavenkauf und Selbstversklavung
durch Schuld'", zieht A. Alt weniger in Erwgung.
Dem Problem der Rechtsmaterie von Ex 21,2-6 und in der Folge auch
von Dtn 15,12-18 drfte grte Aufmerksamkeit zuzuwenden sein. Denn
erst durch eine begrndete Entscheidung in dieser Sachfrage wird es
mglich sein, fr ein Verstndnis der Textgeschichte von Ex 21,2-6 und
auch Dtn 15,12-18 eine gesicherte Basis zu erhalten.
5.4.1.2. Probleme einer Rekonstruktion der Vorgeschichte von Ex 21,2
In der Diskussion ber die Formulierung der gesetzlichen Regelung
Ex 21,2 steht bei der soziologisch-rechtlichen Interpretation das Bemhen
im Vordergrund, eine ursprngliche Fassung derselben zurckzugewinnen.
A. Alt geht bei seinen berlegungen davon aus, da weder im Bundes-
buch noch im Deuteronomium der ursprngliche Wortlaut von Ex 21,2
erhalten sei,240 In Ex 21,2 stre vor allem der Du-Stil des Satzes: kj tqnh cbd
cbrj Wenn du einen hebrischen Sklaven erwirbst. Er sei offenbar von den
vorausgehenden Stzen, nicht 21,2, sondern 20,24 ff. her eingedrungen und
gebe sich als sekundr noch besonders dadurch zu erkennen, da er in den
237 A.Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 291, spricht vom Recht der
Schuldsklaven; ders., Erwgungen ber die Landnahme, 1939, 172 Anm. 2. Whrend eine
Reihe von Autoren das Moment der Schuldknechtschaft ausdrcklich betont (siehe z. B.
J.A. Thompson, Deuteronomy, 1974, 189; P. C. Craigie, Deuteronomy, 1976, 238), wird
auch von Selbstversklavung wegen einer wirtschaftlichen Notsituation gesprochen (siehe
z.B, H.J.Boecker, Recht und Gesetz, 1976, 136). In letzterem Fall bleibt unklar, ob an
eine zeitlich begrenzte Schuldknechtschaft oder an eine an sich unbegrenzte Versklavung
gedacht wird.
238 A. Bertholet, Die Stellung der Israeliten und der Juden zu den Fremden, 1896, 53-54;
C.Steuernagel, Das Deuteronomium, 1923
2
, 110; V.Wagner, ZAW 81 (1969), 177;
G.Seitz, Redaktionsgeschichtliche Studien zum Deuteronomium, 1971, 171-172;
M. Weinfeld, Deuteronomy, 1972, 282-283; A.Phillips, Deuteronomy, 1973, 106;
C.M.Carmichel, The Laws of Deuteronomy, 1974,54-57; B.S.Childs, Exodus, 1974,
468.
23. Siehe z. B. 1. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,246. 358-359.
240 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 291 mit Anm.2.
folgenden Stzen, wo zu seiner Verwendung wiederholt Gelegenheit wre,
nicht im mindesten nachwirke. Zur Behebung des Schadens genge aber
noch nicht die einfache Umsetzung aus dem Du- in den Er-Stil, die
A.Jepsen vorschlage'": kj jqnh'jS sbd cbrj Gesetzt da jemand einen
hebrischen Sklaven erwirbt. Denn damit ergebe sich ein schwer ertrgli-
cher Subjektwechsel zwischen diesem Vorder- und dem anschlieenden
Nachsatz: Soll er sechs Jahre lang Sklave sein und im Zusammenhang
damit eine bedenkliche Verschiebung des Interesses von dem Herrn auf den
Sklaven, whrend weiterhin bis einschlielich 21,3 das Interesse an dem
Sklaven die Gestaltung der Stze allein bestimme. Der Schaden msse also
tiefer sitzen, und das besttige in ihrer Weise auch die abweichende
Gestaltung des Wortlauts in Dtn 15,12 kj jmkr lk ' ~ j k b-br] Gesetzt da
sich Dir dein hebrischer Bruder verkauft. Hier komme der Du-Stil
. natrlich auf Rechnung des Deuteronomikers, der ja seinem ganzen Werk
die Form einer Rede Moses an das Volk geben wolle; dementsprechend sei
er denn auch in dem ganzen Abschnitt konsequent durchgefhrt, was
sachlich um so besser passe, da mit dem Du hier faktisch durchweg der
Besitzer des Sklaven gemeint sei, auf den sich fr den Deuteronomiker
wegen der Ermahnungen, die er ihm sogleich nach dem Zitat aus dem alten
Recht fr sein Verhalten dem Sklaven gegenber geben wolle, von vornher-
ein das Interesse konzentriere. Desto aufflliger sei dann aber, da er nicht
von Anfang an, also auch schon in dem Zitat, den Sklavenbesitzer, also das
Du, zum Subjekt der Stze gemacht habe; die Fassung von Ex 21,2:
Gesetzt da du ... erwirbst wrde bei dem Deuteronomiker um seines
besonderen Anliegens willen viel eher verstndlich werden. Aber er habe ja
auch in dem ersten Nachsatz von Dtn 15,12 noch den Sklaven als Subjekt
stehen: So soll er dir sechs Jahre lang Sklave sein,. und zwar hier in
bereinstimmung mit der lteren, durch das Eindringen des Du-Stils noch
nicht gestrten Fassung von Ex 21,2. Dadurch werde die passivische
Fassung des Vordersatzes von Dtn 15,12 nicht nur geschtzt, sondern auch
als ursprnglicher Textbestand erwiesen. Im Subjekt des Vordersatzes sei
das spezifisch deuteronomische ' ~ j k dein Bruder = dein Volksgenosse,
mit dem erst der nationale und soziale Ton in den Text eindringe, durch das
im kasuistischen Recht stndig gebrauchte farblose 'js ein Mann ersetzt,
und es sei nur ein Gewinn, wenn damit das hchstens proleptisch zu
verstehende aebaed einen Sklaven Ex 21,2 ber Bord falle.
In seiner ausfhrlichen Kritik an der proleptischen und soziologisch-
rechtlichen Erklrung von saebaed cibnin Ex 21,2 durch A. Alt postuliert
A.Jepsen dagegen wieder ein Ethnikon cibrt.
242
241 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 291f. Anm.2, nimmt hier in der
Fassung seines Betrages von 1934 bereits zu A.Jepsen, AfO 15 (1945/51), 57 Anm.9,
Stellung.
242 A.Jepsen, Die Hebrer und ihr Recht, AfO 15 (1945/51), 55-68.
9*
132 'ibn Hebrer in den biblischen Schriften 'ibn Hebrer in Gesetzestexten 133
Auch A.Jepsen nimmt an, da Dtn 15,12 eine jngere Fassung von Ex
21,2 verkrpere. In der Formulierung Wenn sich dein hebrischer Bruder
verkauft (Dtn 15,12) sei nicht ganz sicher, ob der Volksgenosse nur durch
das Wort Bruder angedeutet werde, oder auch durch das sibri. Was auch
immer aber hier genau mit 'ibn gemeint sei, fest stehe wohl, da der
Gebrauch des Wortes an dieser Stelle durch Ex 21,2ff. bedingt sei, wo eine
ltere Form desselben Gesetzes vorliege. Was bedeute aber 'ibn in Ex
21,2?243
Dtn 15 habe jedenfalls das Gesetz Ex 21 als auf den israelitischen
bezglich verstanden; die Formulierung sei wohl als eine Exegese,
nicht als Anderung einer anderen Praxis oder Regel zu verstehen. Auch die
sptere Auslegung von Ex 21, wie sie im Syrer, Targum und Talmud
vorliege>', denke an den israelitischen im Gegensatz zum kanaanischen
Sklaven. Das knnte dafr sprechen, da 'ibn auch hier, wie an anderen
Stellen des Alten Testaments, den Israeliten bezeichnen solle. Immerhin sei
es nicht auszuschlieen, da die bersetzungen und der Talmud von Dtn
15 abhngig sein knnten und der Deuteronomist eine ltere Praxis abgen-
dert haben knnte. So bleibe zu fragen, was sich aus Ex 21 selbst ergebe.?"
Zunchst sei festzustellen, da zu einer nderung des berlieferten
Textes kein Grund vorliege, insofern es sich um den Text des Bundesbuches
und nicht um den seiner Quellen handle. Jedenfalls sei nicht zu erweisen,
da erst ein spter berarbeiter diese Textform hergestellt habe. Was
bedeute dann aber 'ibri in diesem Satz: Wenn du einen saebaed 'ibn
erwirbst, so soll er sechs Jahre lang Knecht sein und im siebenten frei
ausgehen, ganz umsonst, wenn das 'ibri den Grund des Erwerbs angebe?
Wrde das 'ibn den Grund des Erwerbs angeben, also etwa auf die
Verschuldung des Betreffenden gehen, dann sei das saebaed in der Tat
unertrglich und auch proleptisch kaum zu verstehen. In diesem Falle
knne der Satz nur lauten: Wenn du einen 'ibri als Knecht erwirbst.s
Wenn 'ibn aber eine sozial-wirtschaftliche Schicht bezeichne, etwa die
Halbfreien oder den grundbesitzlosen Nomaden, so sei nicht zu verstehen,
warum gerade dieser nach sechs Jahren entlassen werden soll, auch nicht,
warum nur diese eine Schicht behandelt werde und nicht auch die des
Grundbesitzers oder die des Vollfreien.
Es bleibe dann doch nichts anderes brig, als 'ibn hier ebenso wie an
allen anderen Stellen des Alten Testamentes zu verstehen, nmlich als eine
Bezeichnung der Volksschicht, zu der sich auch die Israeliten rechneten,
und somit anzuerkennen, da die Tendenz, die im Deuteronomium eindeu-
tig festzustellen sei, nmlich dem Volksgenossen als solchem ein Sonder-
243 A.Jepsen, MO 15 (1945/51), 56.
244 A.Jepsen, AfO 15 (1945/51), 56 Anm.e, verweist auf syr, 'abd judajja; Targ. 'abd bar
jisr'el, Talmud b. Babaqamma VIII, 3-5; Baba meso I, 5; Qiddusim I, 2.3.
245 A.Jepsen, MO 15 (1945/51), 56-57.
recht einzurumen gegenber dem Volksfremden, auch schon im Bundes-
buch wirksam gewesen sei. Es sei nicht einzusehen, warum dies nicht
mglich gewesen sein soll. Wenn ferner der Ausdruck 'ibri in der frhen
Knigszeit fr Israel bekannt und gebruchlich gewesen sei, so knne er
auch in der Richterzeit schon Anwendung gefunden haben, um die Eigen-
artigkeit Israels gegenber den anderen Vlkern herauszuheben.s"
Eine ganz andere Frage sei es, wie das Gesetz im kasuistischen Recht
vor der bernahme durch Israel gelautet habe?" Hier sei die Anrede
sicherlich nicht vorhanden gewesen; aber wie der Satz formuliert gewesen
sei, lasse sich nicht mit Sicherheit erkennen. Er stellt folgende Mglichkei-
ten zur Auswahl: kj jmkr 'jS 't bnw l sbd (ki jimkor 'i5et benole -obed)oder
kj jmkr 'jS (ki jimmaker 'i5). Das 'ibn wrde dann in jedem Fall berflssig
und als Einsatz des israelitischen Redaktors anzusehen sein. Es sei hiermit
KH 117 zu vergleichen, wo der Verkauf von Frau, Sohn und Tochter ins
Auge gefat werde.
A. Jepsen gelangt dann zum Schlu, da auch in Ex 21,2 'ibri wie sonst
als Ausdruck fr die Israeliten gebraucht werde. Es lasse sich so kaum der
Schlu umgehen, da die Israliten sich selbst als sibrim bezeichnet haben,
um sich von den gyptern, Philistern, wohl auch Kanaanern zu unter-
scheiden.?" Die Anwendung des Wortes in der Josephsgeschichte wie in
Gen 14 fhre darauf, da die 'ibrim einen etwas greren Kreis als nur die
Shne Israels umfaten. A.Jepsen formuliert seine These folgenderma-
en: Die Israeliten rechnen sich also zu den Stmmen, die sich 'ibrim
nannten oder so genannt wurden.v'"
A. Jepsen bernimmt trotz der inzwischen grundlegend vernderten
Lage in der Diskussion ber die babir = 'prw = sprm die frhere Position
von F. Bhl. Er formuliert dies zusammenfassend so: 'ibri wird also im
Alten Testament immer um die vlkische Eigenart Israels und
seiner Ahnen gegenber Agyptern, Kanaanern und Philistern zu bezeich-
nen, wobei das Bewutsein lebendig ist, da nicht nur Israel in den Kreis
der 'ibn gehrt. Die alttestamentlichen Stellen ergeben demnach, fr sich
genommen, kein anderes Ergebnis, als es etwa schon Bhl formuliert
hat. 250
Das Recht des saebaed 'ibri in Ex 21,2-6 behandelt auch 1.Cardellini
ausfhrlich."! Er beginnt gleichfalls mit der Beobachtung, da die Wenn-
du-Formulierung und die Behandlung der Rechtsmaterie unerwartet seien
und die Formulierung saebaed 'ibn terminologische Schwierigkeiten
246 A.Jepsen, MO 15 (1945/51), 57.
247 A.Jepsen, MO 15 (1945/51), 57 Anm.9.
248 A.Jepsen, MO 15 (1945/51), 57.
24. A.Jepsen, MO 15 (1945/51), 57.
2SO A.Jepsen, MO 15 (1945/51), 58.
251 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,243-251.
134
eibn Hebrer in den biblischen Schriften eihri Hebrer in Gesetzestexten 135
bereite. von Schwierigkeit der Wenn-du-Formulierung
V.2aa, die sonst nicht mehr rm Text vorkomme und auch nicht durch ein
anaphorisches Element wiederholt werde, ergebe sich zunchst das inhaltli-
che Problem von tqnh du kaufst, das den ganzen Text sinnlos mache.
Denn niemand kaufe sich einen Sklaven, wenn er wisse, da er ihn ohne
Lsegeld nach einer gewissen Zeit wieder freizulassen habe.?" Nach seiner
Ansicht msse man sich zunchst ber das Hauptinteresse des Textes klar
werden, ';Im eine glaubhafte Lsung vorzulegen. In Ex 21,2-6 gehe es im
zu KH 117
253
nicht um Personen, die wegen einer
Schuld In die Sklaverei geraten seien, Es gehe in Ex 21,2-6 vor allem um die
umsonstige Freilassung im siebten Jahr, wobei das siebte Jahre eine fort-
schreitende Qualifizierung des Sabbatgedankens fr den Glauben Israelss>'
darstelle. Von daher sei auch die Wenn-du-Formulierung kj tqnh wenn du
kaufst verstndlich. Denn dieses sei auf einen israelitischen Redaktor
fr den der Sabbatgedanke ohne Zweifel steigende Bedeu-
tung In Richtung auf die kultische Heiligkeit gehabt habe. Der Grund,
dessentwegen der saebaed eibri zum Sklaven werde sei fr den Text
. ,
unInteressant
lSS
, die einzige Sorge richte sich auf die Bestimmung der
Freilassung im siebten Jahr.
Innerhalb von. Ex 21,2-6 nimmt I. Cardellini eine Unte"rscheidung in
altes Rechtsmaterial (V.3aa und V.4aaba), altes Kultmaterial
<V,. und Eigengut einer israelitischen Hand (V. 25.6b) vor. V.4b
sei eine WIederholung von V. 3a, die von derselben israelitischen Hand zur
Harmonisierung des 3. 'm-Unterfalls durch Zusatz eines redaktionellen hw'
benutzt worden sei.
256
Aus dieser Analyse ergibt sich nach I. Cardellini fr das Verstndnis
von saebaed eibn in Ex 21,2, da der eibn-Begriffeiner weit lteren Zeit
als der Epoche, in der Ex 21,2.5.6b entstanden sei. Die
habe saebaed eibri in engen Zusammenhang mit dessen
Freilassung un siebten Jahr gestellt. V.2.5.6b seien deshalb nicht kanaan-
isch, sondern israelitisch. Es ergab sich so, als Angehriger des
Volkes Israel zu verstehen sei. <ibn knne mglicherweise einen Israeliten
152 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,245.
m R. Borger, Codex Hammurapi, 1982,56-57: Wenn einen Brger eine Schuldverpflichtung
erfat und er seine Frau, seinen Sohn oder seine Tochter fr Geld hingibt, oder jeweils in
ein Gewaltverhltnis gibt, so sollen diese drei Jahre das Haus ihres Kufers oder desjenigen,
der sie in ein Gewaltverhltnis genommen hat, besorgen, und im vierten Jahre sollen sie
freigelassen werden.
2S4 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,246.
255 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 246 Anm.25, nimmt auf Grund vieler Urkunden der
keilschriftliehen Tradition, die den Verkauf von Familienangehrigen behandeln, an, da
Ex 21,2-6 als Selbstversklavung eines saebaed eibnwegen einer Schuld aufzufassen
sei,
256 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 249.
niedrigeren Standes bezeichnen.:" Nur so sei der Zusammenhang zwischen
dem aebaed eibri und seiner Freilassung im siebten Jahr zu erklren, denn
er sei ein Angehriger des auserwhlten Volkes und kein Sklave aus einem
fremden Volk.
2S8
In den bisher behandelten Analysen von Ex 21,2-6 wird vorausge-
setzt, da eibri zum alten, ursprnglichen Textbestand gehre und da es
wenigstens in Israel eine besondere gesetzliche Regelung fr die Bevlke-
rungsklasse der eibnm gegeben habe. A. Alt forderte deshalb als ursprngli-
chen Text von Ex 21,2 ein kj jmkr 'jSebrj gesetzt da ein hebrischer Mann
sich verkauft."? Auch I. Cardellini nimmt an, da der eibnmglicherweise
einen Israeliten niedrigeren Standes bezeichne und eibri als Begriff einer
lteren Zeit entstamme.t"
Wenn in dieser Konzeption ein spezielles eibri-Recht postuliert wird
oder A. Jepsen sogar von einem besonderen Recht der gabir = sibrirn
spricht'" und zugleich ein besonderes Rechtsempfinden auf sie zurck-
fhrt'", dann drfte dabei bersehen werden, da aus den altorientalischen
Rechtsquellen bisher noch nichts ber ein spezielles Recht bekannt wurde,
das berechtigte, von einem eibn-Recht oder einer eibn-Gesetzgebung zu
sprechen. Es drfte somit der Gedanke auszuschlieen sein, da es im
Alten Orient oder in Israel einmal eine Gesetzgebung ber Schuldknecht-
schaft gegeben hat, die auf die Bevlkerungsklasse der gabir = sibrim
bezogen war.
263
In bereinstimmung mit den altorientalischen Quellen werden wir
auch in Israel zwischen Dauerversklavung und anderen Sklaven-Bindun-
gen, die durch das Dazwischentreten der Familie wieder aufgelst werden
konnten, zu unterscheiden haben. In den Sklavenstand konnte jemand
257 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 251, scheint hier lteren Wortgebrauch von babiru
und neueren von eibnzu verwechseln.
258 I. Carde1lini, Sklaven-Gesetze, 1981, 251.
259 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 291.
260 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,251. "
261 A.Jepsen, Untersuchungen zum Bundesbuch, 1927, 76-77, nimmt an, da die babir-
eibnmihr altes Recht behalten htten.
262 A.Jepsen, Die Hebrer und ihr Recht, AfO 15 (1945/51),68.
263 Ein solches Spezial-eibn-Recht fordern z. B. A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen
Rechts, 1934, 291-293; ders., Erwgungen ber die Landnahme der Israeliten, 1939, 172
mit Anm.2; M.Noth, Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 107; ders., Exodus, 1978
6
,
143, bemerkt Anm. 5 hierzu folgendes: In dem Hauptrechtssatz ber den Sklaven (V. 2)
tauchen zwei termini technici [= eibn, auf, die aus der alrvorderasiatischen Rechts-
sprache stammen und vor allemimZweistromland und in Syrien-Palstina vielfachbezeugt
sind, deren exakte Bedeutung aber nicht sicher zu fassen ist.; siehe ferner J. Hempel, Die
althebrische Literatur, 1934, 80; G. Beer, Exodus, 1939, 107.
264 Siehe hierzu z. B. A. Arnaud, Humbles et superbes 11 Emar (Syrie) 11 la fin de l'age du
Bronze recent, 1981,1-14.
265 I. Rapaport, The Origins of Hebrew Law, PEQ 73 (1941), 163.
266 A.Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,291.
267 j.Bottero, Habiru, 1972/75,24; siehe auch Anm.231.
26. Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,291-293; ders., Erwgungen
uber die Landnahme der Israeliten, 1939, 172 mit Anm.2.
269 Siehe zu I Sam 14,21 die Ausfhrungen Kap. 5.3.1.6.
270 A.Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,293.
271 AHw, S.21: abu I Bruder 2) bertr. a) als Anrede an Gleichgestellte (auch unter
Knigen), c) Stammesgenosse; HAL, S.28: II; siehe zu hebr, 'b Bruder ferner
L. Perlitt, Ein einzig Volk von Brdern, 1980,27-52. .
durch ?eburt, Kauf oder wegen Verschuldung geraten.>' In diesen Fllen
wurde Jemand auf Zeit oder fr immer zu einem cbd Sklaven.
In der altorientalischen Gesetzgebung wird ferner zwischen einheimi-
schen und fremden Sklaven unterschieden, wie aus KH 280-281 hervor-
geht.
26S
Von diesen Voraussetzungen her gesehen haben wir es im Falle von Ex
2112-.6 mit zu tun, d. h. mit dem bergang eines
10 den Sklavenzustand, dem Erwerb eines Sklaven und der
Befreiung bzw. Entlassung aus der Sklaverei.
. . Wenn wir be:cksichtigen, da den auerbiblischen Quellen eine der
Formuheru?g saebaed cibn.gleiche oder verwandte Formulierung
fremd ist, kommen WIr zum Ergebnis, da saebaed cibnals eine innerhe-
brische Formulierung zu betrachten ist. Es fllt deshalb auch der Grund
weg, mit A. Alt etwa eine spezielle vorisraelitische, kanaanische Rechts-
materie ber einen 'tS cibnhebrischen Mann anzunehmen." Wir knnen
hchstens auf Dokumente verweisen, die berichten, da ein habiru in den
eintrat, z. B. in Nuzi bezeugt ist.
2'7
F;die biblische
setzte die EXIstenz von babirii in Israel voraus, was A. Alt
Jedoch nur im ZIrkelschlu von Ex 21,2 her zu postulieren vermag'" und
unter gleichzeitiger Berufung auf I Sam 14,21.
2'9
Wenn deshalb A.Alt
da cibn in vlkischer .Hinsicht genau so wenig
10 genau so VIel zu besagen habe WIe das Wort babiru in den
des 3:. 2.Jt.s v. ehr. aus Babylonien, Mesopota-
rnien, und Palstina'", dann drfte er die Mglichkeiten des
Vergleichs bei weitem berinterpretieren.
Da cibn nur einen Sachverhalt bezeichnet, ergibt sich
auch aus der parallelen Formulierung hcbrj dein hebrischer Bruder
(Dtn 15,12), inder cibrt offensichtlich nicht einen sozial tiefer stehenden
Menschen bezeichnen kann. Denn der Terminus 'h Bruder erlaubt dies
wohl nicht.?' Desgleichen wird es kaum mglich sein, mit A. Alt aus den
Formulierungen saebaed cibnund 'hjk b-br] ein ursprngliches 'jScbrj ein
272 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,291 mit Anm.2.
m E. Lipinski, VT 26 (1976), 123.
274 HAL, S.41-42: 'js 1.
275 AHw, S. 90-91: awilu B4) freier Brger.
27' AHw, S. 90-91: awilu B5) In Nuzi fr Freie und Sklaven gebraucht. ..'
277 1.Rapaport, The Origins of Hebrew Law, PEQ 73 (1941), 158-167, hat dies m seiner
Kritik von A. Alt richtig hervorgehoben.
278 ]. Lewy, OLZ 30 (1927), 830f. mit Anm. 3.
279 Siehe z, B. I, Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 367 Anm. 38.
2.0 K.Elliger, Levicicus, 1966,358-360; 1.Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,288-291.
281 Ges., S. 717: qnh qal2: durch Kauf erwerben.
282 Siehe Anm.274. .
283 Siehe zum Gebrauch von kaufenund verkaufenimZusammenhang mit Schuldknecht-
schaft auch A.Arnaud, Humbles et superbes 11 Emar, 1981, 5. .
In Al. T. 65 wird die Klausel ana kinnatutim PN2 isam zur Knechtschaft hat (sie) PN
2
gekauft verwendet. Der Text lautet:
hebrischer Mann mit der von ihm angenommenen Bedeutung zu erschlie.-
. en.
272
Denn auch fr diesen Fall gilt, da 'js cbrj widersinnig weil
ein 'jf74 = awilu275 nicht gleichzeitig Glied einer hheren und
Bevlkerungsklasse sein kann. Dies wre nur wen?
wre da der Sprachgebrauch von Ex 21,2 direkt an den 10 dieser Bezie-
hung speziellen von Nuzi anzuschlieen .' .'
Von diesen Voraussetzungen her ergibt SIch mit Notwendigkeit, da
cibnin Ex 21 2 die Funktion eines Gentiliziums ausbt und die Gesetzesre-
gelung den ;<hebrischen betrifft, d. h. einen
israelitischen oder jdischen Religions- und Volksgememschaft, die
Rechtsmaterie den Bereich der besonderen Behandlung der Angehongen
des eigenen Volkes umfat.
277
Gegen diese Deutung knnte eingewendet werden, da der Verkauf
eines Israeliten als Sklaven vllig unstatthaft gewesen sei.?" Hier :v
ird
zu
beachten sein, da es sich in Ex 21,16; Dtn 24,7 um
handelt279 und in Lev 25,39 H. ausdrcklich die Notlage emes Israeliten
besprochen wird, der gezwungen ist, sich an einen anderen seines Volkes zu
verkaufen (Lev 25,39).280
Aus der Verwendung von qnb kaufen, erwerbenv'" in 21,2 und
parallelem mkr verkaufen Dtn 15,12 und Le:. SOWIe anderen
Berhrungen mit dem Recht eines Schuldsklaven durfte ergeben,..da
in Ex 21,2 gleichfalls Schuldknechtschaft als Grund oder emer der Grunde
fr die Versklavung vorausgesetzt wird.
282
.'
In diesem Zusammenhang drfte zu beachten sein, da 10 KH 117
das Eintreten in die Schuldknechtschaft mit ana kaspim nadnu verkau-
fen umschrieben wird.
283
Da es sich jedoch hierbei nicht um ein endglti-
ges Verkaufen ohne zeitliche handelt? wird im Kontext von
KH 117 eindeutig festgelegt. WIr konnen so wemgstens davon ausgehen,
137
cibn Hebrer in Gesetzestexten
cibn Hebrer in den biblischen Schriften 136
138 cibn Hebrer in den biblischen Schriften
cibn Hebrer in Gesetzestexten 139
23 1/3 Seque1 Silber (sind)
zu Lasten der Ukkaja.
Zur Knechtschaft hat (sie)
Sumunnabi
gekauft.
Bei einer Freilassungs(order)
wird sie nicht in Freiheit gesetzt.
da Dtn 15,12 eindeutig die Rechtsmaterie der Schuldknechtschaft vorliegt
und diese auch in Ex 21,2 nicht ausgeschlossen ist, sondern mindestens als
einer der Grnde in Betracht zu ziehen ist, aus denen ein cibri Hebrer in
die Sklaverei geraten konnte. Ferner ergibt sich von KH 117 her gleichzei-
tig, da der Kauf im Falle der Schuldknechtschaft die Freilassung oder
gesetzlich geregelte Beendung des auf diese Weise entstandenen Sklavenver-
hltnisses nicht ausschliet.
Eine Verbindung zwischen Ex 21,2-,.6 und der vorisraelitischen
Rechtstradition kann somit nicht ber gabiru =cibnhergestellt werden,
sondern hchstens ber die gemeinsame Materie der Schuldknechtschaft,
der Sklaverei und der Befreiung aus diesen sowie ber das Problem der
Unterscheidung zwischen Sklaven aus dem eigenen Volk oder aus Fremd-
vlkern. 284
Innerhalb von Ex 21,2-,.6 liee sich somit nur ein Sonderrecht fr den
gabiru = cibn ansiedeln, wenn man gewillt wre, apriori die Gleichung
gabiru = cibnzu akzeptieren und damit die soziologisch-rechtliche Deu-
tung von gabiru auch fr cibnals zwingend anshe.r" Diese Argumentation
setzte ferner voraus, da Ex 21,2 ein vorisraelitisches Datum zuzuerkennen
sei und auf kanaanische Rechtskultur zurckgehe, die von den Israeliten
vorgefunden worden sei.
286
Wir gelangen so zu der umfassenderen Frage, ob
fr Ex 21,2-,.6 insgesamt eine Frhdatierung mit den vonA. Alt geforderten
Konsequenzen zulssig ist.
123 1/3 GIN KUBABBAR
UGU m.11111J-GA-ja
a-na ki-in-na-tu-tim
m.miSu-mu-un-na-bi
J' v
t-sa-am
i-na an-du-ra-ti-im
u-u/ i-na-an-da-er
(Zeugen und Datum)
Bearbeitung des Textes von H. Klenge1, Acta antiqua 11 (1963), 10-11; B. Kienast, WO 11
(1980),63. B.Kienast, WO 11 (1980),46, fhrt aus, da hier kein echter Kauf vorliegt:
Nicht der dem Barkaufsprinzip des Alten Orients entsprechende Austausch Ware gegen
Leistung, Kaufobjekt gegen Kaufpreis bringe das Geschft zu Wege, sondern die bereits
bestehenden Verpflichtungen der in Verzug geratenen Schuldnerin fhrten zu ihrer Ver-
knechtung, stilisiert in einer einseitigen Gewaltergreifung seitens der Glubigerin - ein
Vorgang also, der nur ganz uerlich einem Kauf nachgeformt sei durch die Verwendung
des Terminus samum kaufen.
284 Siehe zu dieser Unterscheidung auch KH 280-281; siehe ferner 1.Cardellini, Sklaven-
Gesetze, 1981, 81-84.
285 A.Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,291-293; ders., Erwgungen ber
. die Landnahme, 1939, 172 Anm.2; ders., Hebrer, 1959, 105.
286 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 331-332; siehe auch N. P. Lemche,
VT 25 (1975),131; ders., VT 26 (1976), 42. 55.
5.4.1.3. Ex 21,2-6 als nachexilische jdische Gesetzesregelung
In der Frage der Datierung von Ex 21,2-,.6 gehen die Autoren fast
allgemein von der Anschauung aus, da Ex 21,2 die Grundlage fr Dtn
15,12 bilde und deshalb ein sicherer terminus ante quem gegeben sei.!"
Sowohl Dtn 15,12 als auch Jer 34,9.14 gelten als von Ex 21,2 abhngig
formuliert.:" Da auerdem Jer 34,9.14 als von Dtn 15,12 inspiriert angese-
hen wird'", leitet man daraus die zeitliche Reihenfolge Ex 21,2; Dtn 15,12;
Jer 34,9.14 ab. Durch eine vorexilische Datierung von Dtn 15,12 wird dann
ohne Hindernisse ein frhes Datum fr Ex 21,2 erreicht, ja sogar eine
Rckfhrung dieser Gesetzesregelung auf das vorisraelitische kanaanische
Recht als mglich erachtet und eine Basis fr die Identifikation des cibri mit
dem habiru der Keilschriftdokumente gesucht.?"
Bei seiner Datierung von Ex 21,2-,.6 betont I. Cardellini, da sich die
biblischen Sklaven-Gesetze zwar auf der gemeinsamen Ebene des keil-
schriftlichen Rechtes bewegten, die israelitischen Redaktoren sich jedoch
mehr und mehr von dieser entfernt htten. Den bedeutendsten Text, der
von einer ersten solchen Trennung beeinflut sei, stelle Ex 21,2-,.6 mit der
Einfhrung der Fristangabe im siebten Jahr und der Qualittsentwicklung
des Terminus aebeed durch cibri dar.t"
Er nimmt ferner an, da die Differenz der Formulierungen saebaed
cibn(Ex 21,2) und 'ahika htibri (Dtn 15,12) eine semantische Entwicklung
anzeige.r" Diese Vorschrift des Deuteronomiums sei noch zur Zeit der
Katastrophe von 587 v. Chr. in ihrer ursprnglichen Formulierung bekannt
gewesen, wie aus Jer 34,14a hervorgehe.. .
Bei der engeren zeitlichen Festlegung der Gesetzestexte entscheidet
sich I. Cardellini dann fr Jer 34,8-22 als Ausgangspunkt. Der Text Jer
34,8-22 erzhle das Geschehen in der Zeit um etwa 588 v. Chr. und zitiere
expressis verbis Dtn 15,12 in seiner ursprnglichen Form.
293
Weil das
Gesetz Dtn 15,12 in seiner ursprnglichen Form zitiert werde, knne man
wohl annehmen, da es in bezug auf Jer 34,14a nicht sehr weit in der
Vergangenheit anzusetzen sei. Aufgrund der Epoche Jeremias, der Kon-
takte des Propheten mit der Reform des Josias und der dtr-Hand, die das
287 Vgl. R.P.Merendino, Das deuteronomische Gesetz, 1969, 107, der meint, da sich nach
allgemeinem Urteil keine literarische Abhngigkeit der Gesetzesrege1ungDtn 15,12ff. von
Ex 21,2-6 feststellen lasse.
288 Siehe z. B. A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 286.
289 Siehe z. B. A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,292 Anm. 3.
290 Siehe Anm. 286.
291 1.Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 358.
m 1.Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 360.
293 1.Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 363.
294 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,363, setzt den terminus ante quem in der Epoche der
Josia-Reform an.
zss I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 368; siehe auch H.J. Boecker, Recht und Gesetz,
1976, bemerkt zur Datierungsfrage folgendes: Aufs Ganze gesehen hat sich in der
Forschung durchgesetzt, was A.Jepsen in seiner Untersuchung festgestellt hatte: Das
Bundesbuch stammt aus der Zeit zwischen Landnahme und Staatenbildung.
I. Riesener, Der Stamm sbd. 1979, 115, spricht von dem bald nach der Landnahme
entstandenen Bundesbuch.
2% I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,250.
297 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 291 Anm.2.
298 Die Autoren belassen es zumeist bei einer belanglosen Tatsachenfeststellung, siehe z. B.
H.J. Boecker, Recht und Gesetz, 1976, 137: Die babylonische Regelungist hier milder als
die alttestamentliche.
Buch Jeremia revidiert habe, bestehe keine groe Schwierigkeit, den Text
Dtn 15,12 in die Zeit der Reform des Josias zu verlegen.i"
Fr Ex 21,2 schlgt I. Cardellini die monarchische Zeit vor. Der
terminus ante quem sei der Fall Samarias 712/1 v. Chr. und als terminus a
quo htten die letzten Jahre whrend oder nach Salomons Reich zu gelten,
d. h. die Periode der Krise der Monarchie bis zu den sozialen Forderungen
der Zeit des Propheten AmOS.295
Seine Datierung von Ex 21,2 baut I. Cardellini auf einer besonderen
Hypothese ber cibn auf. Er meint, da der cibn-Begriff einer weit lteren
Zeit als der Epoche entstamme, in der Ex 21,2.5.6b entstanden sei.
296
Er
verlegt so die Herkunft von cibn in die vorsalomonische Zeit.
. Eine Klrung der Datierungsfrage von Ex 21,2 hat unabhngig von
Dtn 15,12-18 zu erfolgen, also ohne eine hypothetische Vor-, Gleich- oder
Nachordnung des letzteren Textes. Wir knnen uns vorlufig und hypothe-
tisch nur insoweit A. Alt anschlieen, als er von der Beobachtung ausgeht,
da in Dtn 15,12 die passivische Fassung des Vordersatzes kj jmkr gesetzt,
da sich ... verkauft einen ursprnglicheren Textbestand darstelle als das
kj tqnh wenn du kaufst von Ex 21,2.
297
Whrend er dann das hhere Alter
von Ex 21,2 nur mit der Annahme begrndet, da cibn aus der alten
kanaanischen, vorisraelitischen Rechtstradition stamme, wogegen das spe-
zifisch deuteronomische dein Bruder, mit dem erst der nationale und
soziale Ton in den Text eindringe, spteren Datums sei, wird hier ange-
nommen, da cibrfsowohl in Ex 21,2 als auch in Dtn 15,12 als Gentilizium
zu interpretieren ist und nicht als Appellativum (babiru =l= cibn).
Da die in Ex 21,2-6 geforderte Regelung der Sptzeit entstammt, lt
sich abgesehen von cibrf noch an anderen Merkmalen erheben.
Fr eine nachexilische Datierung von Ex 21,2-6 spricht an erster Stelle
die Forderung, den Sklaven im siebten Jahr freizulassen. Diese Regelung
wird gewhnlich mit der in KH 117 festgesetzten Frist der Freilassung im
vierten Jahr in Beziehung gesetzt, wobei unklar bleibt, warum das Bundes-
buch eine weniger humane Regelung bevorzugt.i"
299 B.Baentsch, Exodus, 1900, 189; H.Holzinger, Exodus, 1900, 81; A.Jepsen, Untersuchun-
gen zum Bundesbuch, 1927, 24-25, bemerkt: .Sklaven .drf:n ?icht. so
behandelt werden wie die anderen. Nach sechsjhnger Dienstzeit sollen srefrei sem, DIese
Bestimmung gilt offenbar ganz allgemein; eine Einschrnkung, etwa auf die Schuldsklaven,
wird nicht gemacht.
300 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,246, geht deshalb zu weit, wenn er zum Vergleichvon
KH 117 mit Ex 21,2 folgendes bemerkt: Es geht hier also deutlich nicht um Personen,
die wegen einer Schuld in die Sklaverei gerieten.
301 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 245 mit Anm.21, der sich hierin B. Baentsch,
Exodus, 1903, 189; A.Phillips, Criminal Law, 1970,73; N.Negretti, 11 settimo giorno,
1973,109-146; F.Michaeli, Exode, 1974, 194; M.Noth, Exodus, 1978
6
, 143, anschliet.
302 Siehe z.B, H.Holzinger, Exodus, 1900, 81; P.Heinisch, Exodus, 1930, 164, der allgemein
mit der Heiligkeit der Siebenzahl argumentiert und das Sabbatjahr (Ex 23,10-11) aus-
schliet; ders., Sklavenrecht, 1934/35,277; H.J.Boecker, Recht und Gesetz, 1976, 137,
meint, da die sechsjhrige Arbeitsleistung als ausreichender Schuldersatz angesehen
worden sei.
303 N. Negretti, 11 settimo giorno, 1973, 110. 132-135; I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,
245-246. 272 Anm. 18; 340.
304 Siehe hierzu grundstzlich Kap. 11; I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 366-368, verlegt
ohne nhere Begrndung die Formulierung von Ex 21,2 in die Zeit der Monarchie: Er
belt es bei der allgemeinen Bemerkung, da die Befreiung im siebten Jahr schon einen
entwickelten agrarisch-sakralen Begriff des siebten Jahres voraussetze.
305 H.J.Boecker, Recht und Gesetz, 1976, 136.
141 cibnHebrer in Gesetzestexten
Wenn man von der Annahme ausgeht,da in Ex 21,2 nur von Schuld-
knechtschaft die Rede ist, dann vertrte in der Tat KH 117 eine freizgi-
gere Handhabung der Freilassung. I?a nach Ex 21,2 jede Art von
Sklaverei eines Hebrers zu beenden ISt2
99
, WIrd man dem Bundesbuch nur
teilweise eine verschrfte Formulierung anlasten drfen.?"
Die im siebten Jahr angestrebte Freilassung wurde entweder mit dem
Sabbatjahr in Beziehung gesetzt'?' oder losgelst von diesem als eine davon
unabhngige Fristsetzung interpretiert.t"
Die wachsende Bedeutung des siebten Jahres im Denken der spteren
biblischen Schriften wird kaum vom Problem des Sabbatzyklus zu trennen
sein."? Wir nehmen deshalb am besten an, da die Fristsetzung sechstes-
-siebtes Jahr vom Sabbatzyklus abhngig ist und hierin ein sicheres
Element fr die nachexilische Entstehung von Ex 21,2 zu erblicken ist.'?'
Von grter Bedeutung fr die Datierung von Ex 21,2-6 sind vor
allem die Angaben ber die Handlungen, die bei der Zurckweisung der
Freilassung durch den bisherigen Sklaven vorzunehmen sind. Es handelt
sich um folgende Regelung: w hgjsw 'dnjw 'I h 'Ihjm w 'I dlt 'w h
mzwzh w r?c 'dnjw 't 'znw b rnrs- w cbdw! slm (Ex.21,6). SIe WIrd
folgendermaen bersetzt: ..., so soll sein Herr Ihn zu Gott heranbnn-
gen, und sein Herr soll sein Ohr mit einer Pfrieme durchstechen, und er soll
sein Sklave sein fr immer.?"
cibnHebrer in den biblischen Schriften 140
306 M. Noth, Exodus, 1978
6
, 144. Von zwei Varianten spricht auch C. Steuernagel, Das
Deuteronomium, 1923
2
, 110-111, wobei er zwei Handlungen zult: Die sinnbildliche
Handlung soll nach Ex 21,6 vor der Gottheit (d. h. wohl an der lokalen Kultsttte) oder an
der Tr des Hauses seines Herrn vollzogen werden (so freilich wohl erst infolge der
Kombination zweier Varianten des Gesetzes).
307 B.Baentsch, Exodus, 1900, 190; siehe auch S.R.Driver, Exodus, 1911,211, der dieser
Interpretation den Vorzug geben drfte. H. Holzinger , Exodus, 1900, 82, nimmt an, da
am Hauseingang etwas Heiliges angebracht gewesen sei. Was man sich unter dem 'lhjm
reprsentierenden Heiligen zu denken habe, msse auf sich beruhen; es handle sich um
heidnische Nachklnge, deren Sinn nicht einmal mehr denen deutlich gewesen sei, die sie
noch gebt htten.
308 P.Heinisch, Exodus, 1934, 164-165.
309 P.Heinisch, Exodus, 1934, 164-165; S.R.Driver, Exodus, 1911,211, trgt diese Lsung
als erste vor; siehe ferner J. A. Thompson, Deuteronomy, 1974, 191.
310 A.Jepsen, Untersuchungen zum Bundesbuch, 1927, 26-27; siehe auch J.Morgenstern,
HUCA 7 (1930), 38-39.
311 R. Kittel, Geschichte Israels I, 19235-6, 287 Anm. 1.
Diese bersetzung von Ex 21,6 kommentiert M. Noth als Vorschrift,
das Ohr des Sklaven vor Gott bzw. der Tr des Hauses zu durchbohren. Er
schreibt hierzu: Diese beiden Formulierungen sehen wie Varianten aus
und meinen jedenfalls dasselbe; denn mit <Gott> ist in dieser sehr altertmli-
chen Bestimmung offenbar eine Hausgottheit gemeint, die an der Tr ihre
Sttte hat.306 Diese Deutung hat bereits B. Baentsch vorgetragen, der V.6
folgendermaen interpretierte: 'lhjm sind hier die Hausgtter oder Pena-
ten, deren Bilder an der Thr aufgestellt waren, und die man sich an der
Thrgegend oder in den Thrpfosten hausend vorstellte, s. zu 12,7. Indem
dem Sklaven das Ohr an der Thr durchbohrt wurde, wurde er in ein
Hrigkeitsverhltnis zu der Gottheit gebracht und so der Cultgemeinschaft
der Familie einverleibt.'"
Whrend M. Noth V. 6 als Vorschrift fr eine Handlung interpretiert,
lst sie P. Heinisch in zwei auf. Dies gibt bereits seine bersetzung zu
erkennen, die lautet: ... so fhre sein Herr ihn vor Gott, hierauf fhre er
ihn zur Tr oder zum Trpfosten, und sein Herr durchbohre ihm das Ohr
mit einer Pfrieme.?" Der Sklave sei zuerst ins Heiligtum zu fhren, um
ihm den Ernst der Angelegenheit vor Zeugen zu verdeutlichen, und vom
Altar zur Behausung seines Herrn, wo er an die Tr oder den Trpfosten
zum Zeichen anzuheften sei, da er fr immer gehorchen rnsse.?"
A.]epsen hat bereits festgestellt, da das doppelte w hgjsw schon oft
zu der Vermutung gefhrt habe, da entweder V.6aa oder Zusatz sei."?
Betrachte man mit Holzinger und Oestreicher 6aa als spteren Zusatz, so
bleibe unerklrt, wie dieser Zusatz entstanden sei. Anders, wenn man 6a
mit R. Kittel'!' als Einschub ansehe. Dann ginge die Bestimmung ursprng-
lich dahin, da der Sklave vor die Gottheit gefhrt und ihm dort das Ohr
durchbohrt werden sollte. Frher oder spter - die Zeit lasse sich nicht
312 H. Cazelles, Code, 1946, 47.
313 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 248 Anm.34. I. Cardellini beruft sich auer auf
A.Jepsen auch auf H. Cazelles, Code, 1946,47; A. Phillipps, Criminal Law, 1970, 77.
314 P.Heinrich, Exodus, 1934, 165.
143 cibnHebrer in Gesetzestexten
mehr genau bestimmen, jedenfalls vor Dtn 15,12-18 - sei das Gesetz dahin
gendert worden, da der Sklave an die Tr des Hauses gestellt und sein
Ohr dort an die Tr geheftet werden sollte. So werde man die Zeremonie
nach Dtn 15,12-18 aufzufassen haben. Dies trete im Bundesbuch nicht ganz
klar hervor, weil eben 6a erst spter eingeschoben sei. Bei dieser Sachlage
falle auch jeder Grund fort, den Anla zu dieser neuen Bestimmung in der
Kultzentralisation zu suchen. Denn da das Dtn nur den Satz des Bundesbu-
ches umschreibe, msse dieses lter als das Dtn und somit als die Kultzen-
tralisation sein. Dieser Schlufolgerung knne man nur entgehen, wenn
man annehmen wollte, der Einschub im Bundesbuch sei auf Grund von
Dtn 15,12-18 erfolgt. Doch lieen sich dafr keinerlei Beweise anfhren.
In der Wiederaufnahme von w hgjsw sieht auch H. Cazelles das
Kennzeichen fr eine explikative Glosse?" Es handle sich demzufolge nicht
um die Tr eines Heiligtums, sondern eines Hauses, an der die Zeremonie
zu erfolgen habe. Entgegen A.]epsen und Menes sei jedoch nicht anzuneh-
men, da der Zusatz eine Verweltlichung der Handlung vornehme. Er stelle
vielmehr eine Erklrung dar, die verdeutliche, da sich das Heilige an der
Tr befinde.
Auch 1. Cardellini folgert aus der Wiederholung von w hgjSwV. 6aa,
da hier ein weiteres Zeichen der Bearbeitung des Textes vorliege.:" Da in
der Parallele Dtn 15,17 der Gedanke einer kultischen Handlung vor Gott,
wohl an einem der verschiedenen Heiligtmer, nicht mehr vorkomme,
msse die Konzeption dieser israelitischen Hand, die dieses ltere Material
benutzt habe, vor der Kultzentralisation stattgefunden haben.
In der Interpretation von Ex 21,6 werden wir uns jenen anzuschlieen
haben, die in w ~ ~ j s w 'l h dlt 'w 'l h mzwzh eine explikative Glosse sehen,
fr die folgende Ubersetzung vorzuschlagen ist: d, h., er [= sein Herr] soll
ihn an die Tr oder den Trpfosten heranfhren,. In V. 6 wird somit weder
eine Handlung vor der Gottheit an oder in der Tr, noch eine vor der
Gottheit im Heiligtum mit anschlieender an der Haustre vorgeschrieben,
sondern die frhere Zeremonie vor h'lhjm (ha'aelohim durch die an der Tr
ersetzt. Allein diese Deutung drfte auch den inhaltlichen Problemen
gerecht werden, die mit h'lhjm und dlt Tr - mzwzh Trpfosten
gegeben sind.
Beginnen wir mit dem relativ einfachen Problem, das mit dlt - mzwzh
gegeben ist. Die Funktion von dlt - mzwzh in V. 6 wird hchst unter-
schiedlich bewertet. Es wird gefolgert, da der Sklave mit einer Pfrieme an
die Tr oder den Trpfosten zum Zeichen anzuheften sei, da er fr immer
seinem Herrn gehorchen msse und dauernd zu seiner Familie gehre.!"
cibnHebrer in den biblischen Schriften 142
144 cibnHebrer in den biblischen Schriften
cibnHebrer in Gesetzestexten 145
Dieser Interpretation steht teilweise jene entgegen, die das h'lhjm an oder in
die Tr verlegt und deren Vertreter davon sprechen, da sich dort der
die Hausgtter'", die Ahnen- und Pamiliengtter'", die Tera-
phim'", ein jahwebild'" oder ein nher nicht mehr zu bestimmendes
Heiliges bzw. Gttliches'" befinde.
Gegen diese Deutung spricht nicht nur der sekundre Charakter der
Glos.se w hgjsw 'I h dlt 'w 'I h mzwzh, sondern auch die Unmglichkeit, in
NUZI oder andernorts diese Zeremonie tatschlich nachzuweisen.t" Aus
den Nuzi-Texten lt sich nur erheben, da die Hausgtter von Bedeutung
waren, aber nicht, da sie an der Tr aufgestellt wurden und dort vor ihnen
Zeremonien stattfanden.?"
. Wir werden somit auf eine Zusammenschau der Vorschriften w bgjh
'dnjw 'I h 'lhjm und w hgjSw 'I h dlt 'w 'I h mzwzh zu verzichten haben.
Weder eine sachliche noch eine zeitliche Gleichstellung beider Anordnun-
gen lt sich rechtfertigen. Die zweite stellt offensichtlich eine Ersatzhand-
315 Siehe z. B. A. Bertholet, Kulturgeschichte Israels, 1919, 120; M. Noth, Exodus, 1978"
vermerkt, da mit Gott in dieser sehr altertmlichen Bestimmung offenbar eine Haus-
gottheit gemeint sei, die an der Tr ihre Sttte habe.
3[. B. Baentsch, Exodus, 1900, 180: 'lhjm sind hier die Hausgtter oder Penaten, deren Bilder
an der Thr aufgestellt waren, und die man sich an der Thrgegend oder in den Thrpfo-
sten hausend vorstellte, s. zu 12,7; A. PhilIips, Deuteronomy, 1973, 107, household gods
or teraphim: siehe auch Sh. M. Paul, Studies in the Book of the Covenant, 1970, 50: It
originally referrred, however, to the symbols of private house gods, with the ceremony
taking place by the door or the doorport of the master's house.
317 G. Beer, Exodus, 1939, 108: Nach dem erklrenden Zusatz hausen die Elohim bei der Tr
oder dem Trpfosten, sei es da beide an sich heilig sind Ex 17,7. 22f. oder da sich dort
ein Gottesbild befindet, dem religisen Bildwerk im Herrgottseck des christlichen Hauses
vergleichbar. Die Elohim, wohl identisch mit den Teraphim, entsprechen den Laren und
Penaten, den Hausgeistern und Familiengttern, d. i. den in ein vergeistigtes Dasein
dahingeschiedenen Ahnen, den Urhebern, Ratgebern und Beschtzern der Familie.
318 G.Beer, Exodus, 1939, 108; siehe auch Schwally, ZAW 11 (1891), 182; siehe ferner
A. Phillips, Deuteronomy, 1973, 107.
319 Kautzsch, DB V642b. Diese Angabe konnte nicht verifiziert werden.
320 H.Holzinger, Exodus, 1900, 82; siehe auch H.Cazelles, Code, 1946,47.
321 Sh. M. Paul, Studies in the Book of the Covenant, 1970,50-51, nimmt folgenden Vergleich
vor: b'lbjm would then fulfill a role here similar to one of the quasi-juridical functions of
the ilni at Nuzi, were the house gods serve as the protectors of the family estate, Er
verweist in diesem Zusammenhang auf C. H. Gordon, 'lhjm in its Reputed Meaning of
Rulers, Judges, JBL 34 (1935), 134-144; A. E. Draffkorn, llni/Elohim, JBL 76 (1957),
216-224; M. Greenberg, Another Look at Rachel's Theft of the Teraphim, JBL 81 (1962),
239-248.
122 Siehe A. E. Draffkorn, JBL 76 (1957), 223-224. Zum Problem der Hausgtter in Nuzi siehe
jetzt ferner E. Cassin, Une Querelle de Familie, 1981,41-46; K. Deller, Die Hausgtter der
Familie Sukrija S.ljuja, 1981,47. 55-57, 59. 71-76.
lung fr die erste dar. Dies ergibt sich auch aus dem Sinn der neuen
Vorschrift, der nun zu erlutern ist.
Das Hinfhren zur Tr und zum Trpfosten wurde auer mit der
Anwesenheit der Gtter auch damit gerechtfertigt, da das Ohr an die Tr
oder den Trpfosten geheftet worden sei.!" Dies kann jedoch weder aus Ex
21,6 entnommen werden, noch aus Dtn 15,17, wo w b dlt nur eine
miverstandene Angleichung an Ex 21,6 darstellt.?"
Den Schlssel fr das Verstndnis der neuen Ortsangabe der Ohr-
durchbohrung bietet uns das Wort mzwzh. In seinen Ausfhrungen zum
Brauch, Weisungen der Gottheit auf die Trpfosten zu schreiben, hat
O. Keel aufgezeigt, da sicher in gypten und wahrscheinlich in Israel
Weisungen der Gottheit auf die Trrahmen von Tempeln geschrieben
wurden und von daher auch Dtn 6,9 zu verstehen ist.
325
Die im Deuterono-
mium geforderte Kultzentralisation habe zu einem Vakuum gefhrt, das die
Vorschrift Und schreibe sie [= diese Worte] an die Pfosten deines Hauses
und an deine Tore (Dtn 6,9) auszufllen suche. Dtn 6,9 zeige, da jeder
Ort zu einer heiligen Sttte werden knne. Nicht nur an Tempeltrpfosten,
sondern an jedem Stadttor und an den Trpfosten jedes Hauses soll fortan
der Wille Jahwes Ausdruck finden.?"
Wenn die Ohrdurchbohrung vor den auf den Trpfosten angebrachten
Weisungen Jahwes stattfinden soll, dann wird das Anliegen der Tradition,
das jetzt die Formel 'I h'lhjm vor Gott umschreibt, im Sinne der
Kultzentralisation des Deuteronomiums voll gewahrt. Zugleich ergibt sich
hieraus, da Ex 21,6 nur in Beziehung von und in Abhngigkeit von Dtn
6,9 verstndlich ist und kaum zum sogenannten alten Textbestand von Ex
21,2-6 gerechnet werden darf.?"
Wenn Ex 21,6 in seiner Letztgestalt Dtn 6,9 voraussetzt oder die dort
formulierte Tradition, dann ist damit gleichzeitig gesagt, da die neue
Regelung die ltere ersetzt und ausschaltet und der Grund hierfr in ihrem
Gegensatz zur Kultzentralisation zu suchen ist. Das h'lhjm Gott328 ist
sicher monotheistisch formuliert. Es ist deshalb nicht mglich, von h'lhjm
her direkt auf eine spezielle vormonotheistische Handlung zu schlieen,
also h'lhjm direkt mit den ilni bestimmter Nuzi-Texte'", den Hausgttern
323 H. Holzinger, Exodus, 1900, 82, schreibt hierzu folgendes: ... da der Sklave an die Thr
angeheftet wird; das hat die Bedeutung, da er bleibendes Eigentum des Herrn wird.;
hnlich A.Bertholet, Kulturgeschichte Israels, 1919, 120; A.Jepsen, Untersuchungen zum
Bundesbuch, 1927,27 mit Anm.1, ermittelt dies unter Zuhilfenahme von Dtn 15,17;
32. Siehe zur Glosse w b dlt unter Kap. 5.4.2.2.
325 O. Keel, Zeichen der Verbundenheit, 1981, 183-192.
32. O. Keel, Zeichen der Verbundenheit, 1981, 192. 216.
327 Vgl. I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 336.
328 Siehe zum Nebeneinander von h'lhjm und 'lhjm HAL, S. 51: 'lhjm 11 2b <Gott, Gottheit>,
gleichwertig, je nach <Wohlklang und freier Wahl> .
329 A. E. Draffkorn, JBL 76 (1917), 216-224.
10 Loretz, Habir-Hebrer
146 cibnHebrer in den biblischen Schriften cibnHebrer in Gesetzestexten 147
und teraphim
330
gleichzusetzen. Es wird deshalb offen bleiben mssen, ob
h'lhjm eine bestimmte Gottheit, eine Gottheit mit Heiligtum, ein Heilig-
tum allein, eine Gottheit mit Richtern (in einem Lokalheiligtum) oder
Hausgtter im Sinn der Nuzi-Texte'" ersetzt und zugleich verdeckt.?"
Wir werden deshalb festzuhalten haben, da Ex 21,6 in jeder Hinsicht
eine streng monotheistische Gottesauffassung im Sinne des Deuterono-
miums vortrgt: Gegenwart der Gottheit im Rahmen der Mglichkeit, die
nach der Kultzentralisation noch verblieben ist. Der jetzt vereinheitlichte
und in sich abgestimmte Text ist jetzt folgendermaen zu lesen:
w hgjsw 'dnjw 'I ... [h 'lbjm w hgjsw 'I h dlt 'w 'I h mzwzh] w rf
'dnhw 't 'znw b mrs: w cbdw I slm ... dann soll sein Herr ihn zu ... [Gott
heranfhren, d. h. ihn an den Trflgel oder den Trpfosten heranfhren,]
und sein Herr soll sein Ohr mit einer Pfrieme durchstechen, und er soll ihm
nun fr immer als Sklave dienen. (Ex 21,6.)
Weder aus V.2 noch aus V.6 lt sich eine Frhdatierung von Ex
21,2-6 gegenber Dtn 15,12-18 begrnden. Ex 21,6 setzt das Deuterono-
mium voraus, so da wir in Umkehrung der bisherigen Argumentation
davon ausgehen, da die Endform von Ex 21,2-6 das Deuteronomium zum
Vorbild hat und eine Datierung der Regelung des Bundesbuches von der
vorangngigen des Deuteronomiums abhngt.
Wenn Ex 21,6 fr eine Frhdatierung ausscheidet, fllt ein weiterer
wichtiger Anhaltspunkt fr eine Gleichsetzung babiru = cibri im Sinne der
soziologisch-rechtlichen Interpretation von saebaed cibri in Ex 21,2 fort.
5.4.1.4. ha'''lohim in Ex. 21,6
Von besonderem Belang fr die Interpretation und Datierung von Ex
21,2-6 hat sich seit dem letzten Jahrhundert h'lhjm in V. 6 herausgestellt.
F. Schwally hat in seiner Miszelle zu nqbh Frau, Weibchen auch
h'lhjm in Ex 21,6 ausfhrlich kommentiert.?" Er betont, da das Verstnd-
nis dieser Stelle von der Lokalisierung der Tre oder Schwelle abhnge und
von der Auffassung von h'lhjm. Bei Tre und Schwelle seien nicht die eines
Tempels gemeint, sondern der Eingang eines Privathauses, des Herrn des
Sklaven. Wenn nmlich die Durchbohrung des Ohres ein Zeichen der
engen Zugehrigkeit des Sklaven zur Familie des Herrn bedeute, so habe
330 Siehe Anm.315-320.
331 Siehe Anm. 322.
m Die Frage nach der Gestalt der Vorlage wird sich deshalb erst dann mit letzter Sicherheit
entscheiden lassen, wenn es gelingt, ein auerbiblisches Zeugnis fr die Ohrdurchbohrung
eines Sklaven vor einer Gottheit oder mehreren Gttern beizubringen. Siehe zur Freilas-
sung von Sklaven vor einer Gottheit im alten Orient und in der Antike Z. W. Falk, VT 9
(1959), 87-88.
333 F. Schwally, ZAW 11 (1891), 181-183.
diese Handlung nur einen Sinn, wenn sie im Hause des Herrn vollzogen
werde. Es sei deshalb mglich, die Handlung in einen Akt am Heiligtum
und einen im Haus des Herrn zu zerlegen oder das Ganze ins Haus des
Sklavenbesitzers zu verlegen. Imaltisraelitischen Haus habe es aber keine
Kultsttte Jahwes gegeben. Die Privatreligion des Hauses sei vielmehr der
Kult der Ahnen gewesen. Dieser sei nicht nur an dem in lterer Zeit in oder
in unmittelbarer Nhe des Hauses befindlichen Familiengrab gebt wor-
den, sondern auch vor dem Ahnenbild, dem Teraphim. Dieser Teraphim
. sei wohl der 'Ihjm, vor den der Sklave gestellt worden sei.
Die Interpretation, die eine Verbindung zwischen Gtterfiguren und
deren Aufstellung an der Tr fordert, fand mehrfache. Zustimmung.t"
C. H. Gordon versuchte dann, durch Verweis auf ilnu in Nuzi-Texten
dieser Interpretation neues Gewicht zu verschaffen.!" Er geht von der
Voraussetzung aus, da Ex 21,6 so alt sei, da es noch heidnische Relikte
enthalte. 'lbjm sei mit Gtter zu bersetzen und entspreche den in Nuzi
ilnu genannten Gtterfiguren, vor denen Eide abgelegt wurden. Es sei
deshalb die Gleichung ilnu = 'Ihjm = trpjm aufzustellen.?"
Die von F. Schwally und C. H. Gordon vorgezeichnete Linie verfolgte
dann A. E. Draffkorn weiter.:" Whrend C. H. Gordon ilnu = 'lhjm allein
im Zusammenhang mit der Schwurleistung in Nuzi und in der Bibel
betrachtet hatte, geht A. E. Draffkorn einen Schritt weiter. Sie unterschei-
det zwischen dem Gebrauch von ilnu Gtterfiguren im privaten und im
ffentlichen Recht. Der letzte Gebrauch beziehe sich auf die ilnu beim
Schwur vor ihnen, wenn die Richter zu keinem Urteil gekommen seien,
und der andere auf deren Bedeutung als Symbole fr privates Eigentum.:"
Bei der Interpretation von Ex 21,6 setzt sie voraus, da die Anord-
nung, dem Sklaven vor Tr oder Trpfosten das Ohr zu durchbohren, die
vorangehende Regelung, den Sklaven vor 'lhjm zu bringen, spezifiziere.
Unter Heranziehung von HSS 14,8 und 108
339
stellt sie dann fest, da die
ilnu Hausgtter vor allem als Beschtzer des gesamten Familienbesitzes
anzusehen seien. Auch JEN 478
340
zeige, da wichtige Familienangelegen-
334 Siehe z.B. B.Baentsch, Exodus, 1900, 190; G.Beer, Exodus, 1939,108.
m C. H. Gordon, 'lhjm in Its Reputed Meaning of Rulers, Judges, JBL 54 (1935), 139-144.
336 C. H. Gordon, JBL 54 (1935), 140-141. 144. Siehe zum Schwur vor Gttern in Nuzi
E. Cassin, Une Querelle de Familie, 1981, 45 mit Anm.36; T. Frymer-Kensky, Suprara-
tional Legal Procedures in Elam and Nuzi, 1981, 120-131.
337 A. E. Draffkorn, IlnilElohim, JBL 76 (1957), 216-224.
338 A. E. Draffkom, JBL 76 (1957), 217.
m A. E. Draffkom, JBL 76 (1957), 223-224. Siehe zu HSS 14,8 und 108 H. Cassin, Une
Querelle de Familie, 1981,41-43; K.Deller, Die Hausgtter der Familie Sukrija S. Huja,
1981,59-62. 73-76.
340 Siehe zu diesem Text jetzt H. Cassin, Une Querelle de Familie, 1981, 42; K. Deller, Die
Hausgtter der Familie Sukrija S. Huja, 1981,62-63.71-72.
10'
148 cibnHebrer in den biblischen Schriften
cibnHebrer in Gesetzestexten
149
heiten vor den AN.ZAB Figuren stattgefunden hatten."! Es sei deshalb
anzunehmen, da auch eine Erweiterung des Familienbesitzes durch
Zugang eines Sklaven ihre symbolische Zustimmung oder Gegenwart ver-
langt habe.
Wenn wir von der Annahme ausgehen, da nur w hgjsw 'dnjw 'l
h'lhjm Teil der alten Anordnung in unvernderter oder modernisierter
Form ist und das folgende w hgjsw 'l h dlt 'w 'l h mzwzh Zusatz einer
spteren Hand, dann ergibt sich von selbst, da mit h'lhjm ein besonderes
Problem vorliegt. Zugleich ist damit aber auch gesagt, da die verschiedene
Herkunft der Formulierungen es nicht erlaubt, diese ohne Beachtung der
Zeitdifferenz auf eine Ebene zu heben und die mit w hgjsw 'dnjw 'l h'lhjm
angezeigte Handlung ohne Einschrnkung in den Hauseingang zu verlegen
und daraus eine Identitt von ilnu Hausgtter == h'lhjm abzuleiten.
Dieser von A. E. Draffkorn bezogene Schlu lt sich weder von Ex 21,6
noch . ~ o n den Nuzi-Texten her rechtfertigen.
Uber die Aufstellung der ilnu Hausgtter- in Nuzi wissen wir
wenig. Es ist kaum anzunehmen, da diese wichtigen Gtterfiguren im
Hauseingang aufgestellt waren.:" Aus HSS 19,5.6 kann nur geschlossen
werden, da ein ekallu der Gebudeteil war, in welchem die Gtterbilder
aufbewahrt wurden, nicht jedoch, da dieses Gebude ausschlielich sakra-
len Zwecken gedient habe.r"
Die bisher zur Verfgung stehenden Dokumente aus Nuzi lassen zwar
erkennen, da die ilnu u etemm'" Gtter und Totengeisters zwar von
grter Bedeutung fr das Familienleben waren'", bieten aber keine Paral-
lele zu Ex 21,6. Die von A. E. Draffkorn vorgeschlagene Gleichung ilnu
Hausgtter = 'lhjm (
oaelohtmr
6
werden wir deshalb im Augenblick nicht
als beweisbar zu betrachten haben. Desgleichen lt sich auch nicht nach-
weisen, da mit C. H. Gordon die Gleichung ilnu (Schwur- )Gtter =
'lhjm
347
als einzig mgliche Lsung fr Ex 21,6 anzusehen ist.
Sowohl die Weglassung der Hinfhrung des Sklaven vor h'lhjm in Dtn
15,17 als auch die kultzentralistische und monotheistische Forderung in Ex
21,6a geben deutlich zu erkennen, da die alte Praxis mit den Vorstellun-
gen, die im Deuteronomium vorherrschend sind, nicht mehr vereinbar war.
341 A. E. Draffkorn, JBL 76 (1957), 224. Siehe zu den mit AN.ZAB verbundenen Problemen
. K. Deller, Die Hausgtter der Familie Sukrija S.ljuja, 1981, ';2-64. 70-72.
342 Siehe zu einem Efr Gtterfiguren in HSS 14,107,1 und 19,4,15 die Ausfhrungen bei
H. Cassin, Une Querelle de Famille, 1981,43 mit Anm. 32.
343 K. Deller, Die Hausgtter der Familie Sukrija S. ljuja, 1981, 51.
344 Siehe zu etemmu Totengeister (AHw, S.263-264) u. a. J. Bottero, Mesopotamia 8,1980,
28-29.31-32.38-39; ders., in: FS Diakonoff, 1982,26-27.
345 H. Cassin, Une Querelle de Famille, 1981, 37-40; K. Deller, Die Hausgtter der Familie
Sukrija S.ljuja, 1981, 47-76.
346 Siehe Anm.337-339. 341.
347 Siehe Anm.335--336.
Das Hinfhren vor h'lhjm mu deshalb auf einen Akt in einem Heiligtum
oder innerhalb der Familie bezogen sein. Da dieser in vorjahwistischer
Zeit vor Gtterfiguren stattfand, bedarf keines weiteren Nachweises. Von
diesem Standpunkt aus liegt fr V.6aa die Ubersetzung dann soll sein
Herr ihn zu den Gttern heranfhren nahe. Die nachfolgende Interpreta-
tion erfordert im jetzigen Kontext jedoch eine monotheistische Lesung
folgenden Wortlauts: ... dann soll sein Herr ihn zu dem Gotte'" heran-
fhren, d. h., ihn an den Trflgel oder den Trpfosten heranfhren.
Solange wir keinen genauen auerbiblischen Paralleltext zu Ex 21,6
besitzen, sind nur Vermutungen ber den genauen ursprnglichen Wort-
laut der alten Vorschrift mglich. Wir knnen nicht ausschlieen, da auch
h'lhjm Teil der Textmodernisierung ist und wir es mit einem verkrzten
Text zu tun haben. Die folgende Interpretation V. 6a legt dies sogar nahe.
Die Endfassung verlangt jedenfalls eine monotheistische und kultzentrali-
stische Lesung des Textes, die jedoch durch ihre eigene Struktur bereits zu
erkennen gibt, da sie das Ergebnis einer Entwicklung ist. ..
Aus dem Gesagten drfte zur Genge hervorgehen, da eine Uberset-
zung Richter fr h'lhjm in Ex 21,6
349
unannehmbar ist. Auch jede weitere
Spekulation ber die besondere Art der hinter h'lhjm sich verbergenden
und durch h'lhjm ersetzten Gtter und Gtterfiguren'" kann auf Grund
fehlender wirklicher Paralleltexte zu keinem besseren Ergebnis fhren.
Die innere Spannung des Textes drfte am besten so zu veranschauli-
chen sein:
... dann soll sein Herr ihn zu G'" heranfhren, d. h., ihn an den
ott
Trflgel oder den Trpfosten heranfhren (Ex 21,6).
5.4.1.5. Ergebnisse der Diskussion ber Ex 21,6
Wenn wir entgegen einer globalen Frhdatierung von Ex 21,2-6 mit
einem Entwicklungsproze rechnen, der erst nach der Abfassung des
Deuteronomiums zu seinem Ende gekommen ist, dann zeigt sich, da die
fr eine Frhdatierung geltend gemachten Argumente in Wirklichkeit eine
348 Siehe zum Wechsel von 'lhjm und h'lhjm HAL, S. 51: 'lhjm II 2 b, wo gefragt wird, ob der
Gebrauch von 'lhjm und h'lhjm gleichwertig sei, je nach Wohlklang und freier Wahl.
34. Zur LXX siehe BHSa. Diese Deutung wurde von jdischen und anderen Autoren fortge-
fhrt, siehe hierzu u. a. J. Hempel, die Schichten des Deuteronomiums, 1914,210 Anm, 3;
B.Jacob, Das zweite Buch der Tora, 1945, 944; Z. W.Falk, VT 9 (1959), 86-87. Eine
Zwischenlsung sucht U.Cassuto, Exodus, 1967,267: ... originally the word 'elhim in
the ancient legal tradition of the East undoubtedly denoted the idols standing in the court of
justice; among the Israelites the expression remainded a stereoryped term signifying the
place of the court.
350 Siehe hierzu Anm.333-341.
351 Siehe z, B. G. Liedke, Gestalt und Bezeichnung alttestamentlicher Rechtsstze, 1971,
51-52, der diesen Sachverhalt besonders hervorhebt.
352 A. Alt, die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 291-332.
353 Die Bemerkungen von j.Halbe, Das Privilegrecht Jahwes, 1975, 461. 462-463 mit
Anm.15, sind in dieser Hinsicht zutreffend.
354 Siehe hierzu J. Halbe, Das Privilegrecht jahwes, 1975,464-465. Siehe zu M. Weber Kap.
7.1.1.
355 Vgl. z. B. J. Halbe, Das Privilegrecht jahwes, 1975,460-465, zu Ex 21,1-22,19.
Sptdatierung verlangen. Dies gilt fr -ibri, die Freilassung im siebten Jahr
und die Zeremonie der Ohrdurchbohrung vor Tr und Trpfosten.
cibn in Ex 21,2 haben wir entgegen A.Alt nicht als Appellativum,
sondern als Gentilizium aufzufassen. Gegen die Rekonstruktion von A. Alt
sprechen in erster Linie die Unmglichkeit, die habir = cibrt"m in Israel als
soziale Klasse nachzuweisen und die davon abhngige Tatsache, da auch
auerbiblisch kein besonderes babir-cibrt"m-Recht bekannt geworden ist.
D ~ e Formulierung saebaed cibn erklrt sich am besten im Zusammenhang
mit V. 6a, dessen Abhngigkeit vom Deuteronomium als gesichert gelten
kann, als Angleichung an das 'f?jk bsbr] dein hebrischer Bruder von Dtn
15,12 oder als eine sinngleiche Formulierung, in der ein kj tqnh ~ b d bzw.
dessen Vorlufer durch Zusatz von cibnmodernisiert wurde.
Die in der Diskussion herrschende Unsicherheit, ob in Ex 21,2-6 von
Sklavenfreilassung oder von Entlassung aus der Schuldknechtschaft gehan-
delt werde, beruht auf der Spannung, die zwischen V.2 und V.3-6
herrscht. Denn V.3-6, die sich eher allgemein auf Entlassung aus dem
Sklavendienst denn aus Schuldknechtschaft beziehen, sind so formuliert,
da sie auf jeden Sklaven, gleich welcher Herkunft, anwendbar sind.
~ a g e g e n wird in V. 2 nicht der Fall der Entlassung juristisch behandelt, wie
dies zu erwarten ist, sondern eine religise Forderung aufgestellt: Der
Israelit hat jeden hebrischen = jdischen Sklaven im siebten Jahr umsonst
zu entlassen. Folglich haben wir es in Ex 21,2-6 nicht mehr mit einem
strengen juristischen Paragraphen zu tun, sondern mit einer alten Rechts-
satzung, die in eine sittlich-religise Forderung gewandelt und an die
nachexilische jdische Gemeinde gerichtet ist."! Die Frage, ob der
ursprngliche Text nur von der Entlassung aus Schuldsklaverei oder einer
anderen Sklavenform handelte, verliert so an Bedeutung.
Es ist aus den angefhrten Grnden nicht mglich, mit A. Alt
352
Ex
21,2-6 als Beispiel des Einflusses kanaanischen Rechtes auf die einwan-
dernden Israeliten anzusehen'", oder daraus anderweitige Schlsseber den
sakralen Charakter des israelitischen Rechtes abzuleiten. Als Teil eines
Privilegrechts im Sinn von M. Weber3
54
kann Ex 21,2-6 nur als nachexili-
scher Text verstanden werden. Es wre jedoch unzulssig, diesen Abschnitt
als vorexilisches Privilegrecht zu interpretieren und daraus wieder spezielle
Hypothesen ber das Verhltnis zwischen israelitischem und kanaani-
schem Recht abzuleiten.t"
356 A. Alt, die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,286.
357 A. Alt, die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 292f. Anm.2.
358 A.Alt, die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 286 mit Anm.2; 290-294; ders.,
Erwgungen ber die Landnahme der Israeliten, 1939, 172 mit Anm.2; ders., Hebrer,
1959, 105.
359 Siehe z. B. H.J. Boecker, Recht und Gesetz, 1976, 157-159; R. Smend, Die Entstehung des
Alten Testaments, 198F, 81; siehe auch H.D.Preu, Deuteronomium, 1982, 104. 130.
360 K.Koch, VT 19 (1969), 78, meint, da Ex 21,2 in Dtn 15,12 auf israelitische Sklaven
angewandt werde; G. von Rad, Deuteronomium, 1978" 76-77, nimmt z.B. an, da cibn
nicht mehr wie in Ex 21,2 ein in soziologischer Hinsicht fluktuierendes und dementspre-
chend in rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht niedriger eingestuftes Bevlkerungsele-
ment bezeichne. In diesem besonderen Sinn sei der Ausdruck im Deuteronomium nicht
mehr gebraucht. Denn derjenige, der sich nach Dtn 15,12 als Hebrer verdinge, sei ja
vorher schon ein vollberechtigtes Glied des Bundesvolkes gewesen. Damit sei der Weg
beschritten, auf dem der Begriff Hebrer dann in jngeren Texten zur Bezeichnung einer
vlkischen Zugehrigkeit habe werden knnen (Gen 14,13; Jon 1,9). Mit einem Bedeu-
tungswandel des Wortes cibnvon einem Appellativum zu einem Ethnikon von Ex 21,2 zu
Dtn 15,12 rechnen z.B, auch R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,204-205;
N. P. Lernehe, VT 26 (1976), 44, schreibt: "The word cibn in Ex xxi 2 has been
151 cibn Hebrer in Gesetzestexten
5.4.2 sibri in Dtn 15,12
A. Alt hat in seiner Konzeption der Entwicklung des kasuistischen
Rechts in Israel Dtn 15,12-18 als festen Bezugspunkt eingebaut. Er stellt
diesen Text als Beispiel fr direkte Abkunft eines spteren Gesetzes vom
Bundesbuch vor. Er biete das lehrreichste Beispiel dafr, wie der Deutero-
nomiker in V. 12 und 16f. die Grundbestimmungen aus dem entsprechen-
den Abschnitt des kasuistisch formulierten Teiles des Bundesbuches (Ex
21,2 und 5f.) mit Abnderungen zitiere und an diese Zitate seine predigt-
migen Ermahnungen knpfe.>' In einem gewissen Gegensatz zu dieser
Erklrung scheinen die Ausfhrungen A. Alts zum Text kj jmkr lk 'f?jk
hcbrj Gesetzt da sich dir dein hebrischer Bruder verkauft (Dtn 15,12)
zu stehen, da er hervorhebt, da diese Formulierung gegenber dem kj
tqnh sbd cbrj Wenn du einen hebrischen Sklaven erwirbst (Ex 21,2) des
Bundesbuches als ursprnglicher Textbestand zu gelten habe.
357
Dem Wort cibri mit A. Alt auch in Dtn 15,12 die bereits fr Ex 21,2
festgestellte Bedeutung bei. Es handle sich beim cibri um den wirtschaftlich
und sozial gesunkenen Israeliten, der zur Selbstversklavung gezwungen
sei.
358
Die von A. Alt postulierten Beziehungen zwischen Ex 21,2 und Dtn
15,12 werden entweder uneingeschrnkt als richtig bestimmt angesehen'"
oder nur geringfgig verndert. Es wird angenommen, da auch cibri in Dtn
15,12 eine neue Bedeutung erlangt habe."?
5.4.2.1. Zur Diskussion ber cibnin Dtn 15,12-18
cibn Hebrer in den biblischen Schriften
150
152 cibn Hebrer in den biblischen Schriften cibn Hebrer in Gesetzestexten
153
Es wurde auch vermutet, da Dtn 15,12 im Gebrauch von 'h Bruder
in der Formulierung '!?jk bsbr] dein hebrischer Bruder inkonsequent sei
oder den Erwerb eines sbdSklaven aus den Israeliten zulasse. Deshalb sei
entweder '!?jk als eine erklrende Glosse zu interpretieren oder das Gesetz
sei ohne Rcksicht auf Folgerichtigkeit formuliert worden.i"
Die Konstruktion eines engen Zusammenhanges zwischen Ex 21,2
und Dtn 15,12 wurde vereinzelt auch kritisch beurteilt. Es wurde als
fraglich hingestellt, da das Bundesbuch die Vorlage fr Dtn 15,12 sein
knne.?"
Im allgemeinen drfte jedoch die Ansicht vorherrschen, da Dtn
15,12-18 von Ex 21,2-6 beeinflut sei und die direkten Beziehungen
zwischen den beiden Texten ausreichend fr die Feststellung seien, da Dtn
15,12-18 ohne Zweifel Ex 21,2-6 gekannt habe.>' Von dieser Sicht her
wurde sogar gefolgert, da cibri als Zitation von Ex 21,2 in Dtn 15,12 fr
die Bedeutungsbestimmung des Wortes belanglos sei.
364
Gegenber Ex 21,2-6 kennt Dtn 15,12 neben cibri Hebrer auch
cibrijjh Hebrerin, Aus dieser Erweiterung werden weitreichende
Schlsse ber die Rechtsentwicklung und vernderte Stellung der Frau in
Israel gezogen;" Die Frau sei inzwischen grundbesitzfhig geworden und
damit auch ihrerseits in der Lage, sich in Schuldsklaverei zu begeben.>'
In Dtn 15,12 besteht wegen des Vorkommens von b-br] 'w bsbrjb eine
Spannung. Zu ihrer Aufhebung wurden mehrere Vorschlge gemacht. Man
hat hcbrj als ursprnglich angesehen und 'w hcbrjh als Zusatz bewertet.:" Es
wird auch argumentiert, da '!? Bruder allein schon genge, um einen
Volksgenossen zu bezeichnen, so da hcbrj 'w bsbrjb in dem aktuellen Text
interpreted, not as babiru in the originally sociological meaning ofthe word, but as
'countryman', 'Israelite', In order to elucidate this re-interpretation the Deuteronomists
inserted v, 12.; ders., StTh 33 (1979), 2, betont dagegen, da cibn in Dtn 15 und Jer 34 als
Zitat aus Ex 21,2 verstanden werden msse, nicht aber unter Zedequiah bereits als
Nationalittsbezeichnung blich gewesen sei.
361 M.P.Gray, HUCA 29 (1958),184-185.
362 K.P.Merendino, Das deuteronomische Gesetz, 1969, 106-107; G.Seitz, Redaktionsge-
schichtliche Studien zum Deuteronomium, 1971, 171-172, begngt sich mit einer Bekannt-
schaft des Bundesbuches.
363 S.R.Driver, Deuteronomy, 1902
3,181;
I.Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,275 Anm.31;
337-343.
364 A.Jepsen, Untersuchungen zum Bundesbuch, 1927, 76 Anm.3.
365 S. R. Driver, Deuteronomy, 1902
3
, 182-183, schreibt: No doubt the true explanation of
the variation is that the law of Dt, springs from a more advanced stage of society than the
law of Ex.
366 Siehe z, B. G. von Rad, Deuteronomium, 1978
3
, 77.
367 S. R. Driver, Deuteronomy, 1902
3
, 182, addition,
als Apposition?" zu verstehen seien: Wenn dein Bruder dir sich verkauft,
sei es Hebrer, sei es Hebrerin ..., Denn als Attribut sei '!?jk hcbrj '!?wtk
hcbrjh zu erwarten.t" Aber auch in dieser Auffassung wird damit gerechnet,
da der Text zunchst nur b-br] als Attribut zu '!?jk gehabt habe, wobei
unter dem Einflu von Ex 21,2 cibri entweder archaisierend oder als
Bezeichnung von wirtschaftlich und sozial gesunkenen Israeliten gebraucht
worden sei. Fr 'w hcbrjh stelle sich dagegen eine andere Frage. Denn in
der Vorschrift gebe es keine Anspielung mehr auf die bsbrjh, so da der
Einschub V. 17b notwendig sei, der sich klar auf hcbrjh (V. 12aa) beziehe,
um deren Anwesenheit im Text zu rechtfertigen. Praktisch erffneten die
V. 12 aa.17 b diese Rechtsmaterie auch fr die Israelitin in derselben Situa-
tion.?"
Es drfte festzuhalten sein, da in der Diskussion ber cibri und
cibrijjh in Dtn 15,12-18 uerst entgegengesetzte Positionen eingenom-
men werden und der Frage, in welchem Verhltnis dieser Text zu Ex 21,2-6
steht, fundamentale Bedeutung zukommt. Zugleich hat sich das Problem
ergeben, obcibri und cibrijjh verschiedenen Schichten zuzuordnen sind.
Eine Bestimmung von cibri und cibrijjh wird deshalb erst nach Diskussion
der textologischen Probleme von Dtn 15,12-18 mglich sein.
5.4.2.2. Textologie von Dtn 15,12-18
A. Alt hat angenommen, da zwar Dtn 15,12 gegenber Ex 21,2 den
ursprnglicheren Text bewahrt habe, aber auch dessen Formulierung kj
jmkr lk '!?jk hcbrj Gesetzt da sich dir dein hebrischer Bruder verkauft,
in der die Einfhrung des Du-Stils auf Rechnung des Deuteronomikers
gehe, auf ein kj jmkr 'jf cbrj Gesetzt da ein hebrischer Mann sich
verkauft zurckzufhren sei.?' Es war ihm so mglich, fr Ex 21,2 und
Dtn 15,12 am Appellativum cibri und der Gleichung gabiru = cibri festzu-
halten und ein Abhngigkeitsverhltnis zwischen den Stellen aufrecht zu
erhalten.
I. Cardellini fhrt in seiner Analyse von Dtn 15,12-18 aus, da die
Rechtsmaterie dieses Textes, besonders im Haupt- und Unterfall (v. 12 und
16-17) auf ltere Epochen zurckgehe.:" Diese habe zugleich eine tiefgrei-
fende Umgestaltung durch den fr das Deuteronomium typischen kasuisti-
368 I.Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,272-273; siehe auch J. Morgenstern, HUCA 7,1930,
39 Anm.24; M.David, Manumission, 1948, 72; R.P.Merendino, Das deuteronomische
Gesetz, 1969, 113, spricht von einem berflssigen Attribut.
369 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 273.
370 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 273.
371 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 291 mit Anm. 2.
m I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,274 Anm. 28, verweist auf Ex 21,2-6, KH 116-117,
Pfandurkunden sowie die titenntu-Dokumente aus Nuzi.
154 cibnHebrer in den biblischen Schriften
cibnHebrer in Gesetzestexten 155
sehen Stil der Wenn-du-Formulierung erhalten, wozu auch die neue Inten-
tion des Inhalts durch den Gebrauch der Redewendung im zweiten
Hauptsatz V. 12b zu rechnen sei.?'
Aus dieser Sicht habe es die Hand, die die alte Rechtsmaterie bearbei-
tet habe, fr notwendig gehalten, den Unterfall vom Hauptfall durch
V.13b.14a zu trennen. Dieses Vorgehen habe seine Spuren hinterlassen und
zur wrtlichen Wiederholung des zweiten Hauptsatzes V.12b im ki-Satz
V.13a und dem entschlossenen Wechsel des Subjekts in die 2. p. sg.
gefhrt. Das Vorhandensein von w hjh kj (V. 16a) sei ein weiteres Zeichen
fr eine Bearbeitung, die V. 13-14 a eingeschoben habe. Spter seien wohl
nach archaisierender Art die Vs. 12aa ('w h
cbrjh).17b
hinzugefgt worden.
V. 16b sei noch als Umformung von Ex 21,5 zu erkennen, dagegen habe
V.16b kj ?Wb lj cmk als unntige und darum sptere Erklrung zu dem
schon vorhandenen 'bb V. 16ba zu gelten.
Es ergibt sich somit fr I. Cardellini folgende Lsung: Hinter Haupt-
und Unterfall stehe die alte Rechtsmaterie, die aber eine tiefgreifende
erfahren habe. Die Vs. 12aa (ohne 'w h
cbrjh).16aa
(ohne w
hJh kJ)ba.17 aay enthielten die ltere Bearbeitung. V. 12b gehre zum
<?rundbestand, jedoch zwinge die darin durch ausgedrckte Inten-
non zugunsten des verknechteten Israeliten, V.12b von dem brigen zu
trennen und als Bindeglied zwischen dem alten bearbeiteten und der in den
Vs.13b.14a geschobenen Nennung zu verstehen. V.13a sei deshalb eine
von 12b, die zum Zeitpunkt der Einfgung des neuen
V...13b.14a. notwendig geworden sei. Die Vs. 12aa('w h
cbrjh).17b
seien em spaterer Einschub, der ein Interesse an der selbstverknechteten
Israelitin bekunde.?'
Einen beachtenswerten Versuch, in Dtn 15,12-18 eine Grundeinheit
herauszuschlen, hat mit Berufung auf die rhythmische Metrik R. P. Me-
rendino untemommen.?" Er reduziert den Abschnitt auf die katechetische
Einheit
kj jmkr lk [hcbrj w h
cbrjh376
] w cbdk ss snjm
w b inb hSbcjt m cmk
w kj msmk l' rjqm
hsnq tsnq lw ms'nk: w mgrnk w mjqbk
Verkauft sich dir dein Bruder, dann diene er dir sechs Jahre.
Im siebten Jahre aber sollst du ihn von dir frei wegschicken.
373 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,274.
314 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 274-276, 337-343.
375 R. P. Merendino, Das deuteronomische Gesetz, 1969, 113-115.
376 R.P.Merendino, Das deuteronomische Gesetz, 1969, 113, sieht hierin einen (deuterono-
mischen?) Zusatz, der den Text an Ex 21,2 angleichen wolle.
Schickst du ihn frei von dir weg, so sollst du ihn nicht mit leeren Hnden
wegschicken:
lege, lege ihm auf den Hals (etwas) von deinem Kleinvieh,
von deiner Tenne und von deiner Kelter.:"
Da die folgenden Angaben V.16-18 keinen rhythmischen Aufbau
enthielten, handle es sich bei ihnen um eine interpretierende Erweiterung
im kasuistischen Stil.
Als sekundre Erweiterungen seien ferner V.14b.15 zu betrachten und
17b stamme vermutlich von dem gleichen (deuteronomistischen?) Interpo-
lator, der auch V. 12aa bearbeitet habe.?"
Er gelangt so zum Ergebnis, da Dtn 15,12a.12b.13.14a inhaltlich Ex
21,2 entspreche und Dtn 15,16-18 der Vorschrift Ex 21,5-6, literarisch aber
beide voneinander unabhngig seien.:"
Der von R. P. Merendino stammende Vorschlag hat fr sich, da er
letztlich auf die Freilassung aus Schuldknechtschaft - etwa analog zu KH
117 - rckfhrbar ist, ohne da hiermit das Problem des Dauersklaven
mit der Zeremonie der Ohrdurchbohrung verknpft wird.
In bereinstimmung mit R.P.Merendino sieht auch G.Seitz in Dtn
15,16-17 eine sptere Zutat, die in etwas abgewandelter Form aus Ex 21,5 f.
bernommen worden sei, da V.18 ber V.16-17 zurckgreife und die
Mahnung V.18 jetzt keinen eigentlichen Sinn mehr habe.?" Man knne
nicht wie Horst'" die V.12-14 und 16-17 zusammennehmen und der
vorexilischen Schicht B zuschreiben, V. 18 der ersten exilischen Schicht C
und V. 15 der zweiten exilischen oder nachexilischen Schicht D zuteilen.
Vielmehr gehrten V.13-15 und V.18 zusammen, die eine Entfaltung zu
V.12 darstellten. Sie seien von demselben Verfasser gestaltet, von dem auch
V.7-11 stammten, die die grundlegende semitta-Verordnung von V.1-3
weiterfhrten.t"
Sowohl R. P. Merendino als auch G. Seitz nehmen damit den Vor-
schlag von C. Steuernagel auf, V. 16-17 als Nachtrag aus Ex 21,5-6 anzu-
sehen.:"
Wenn wir der Diskussion zu Dtn 15,12-18 folgen, haben wir uns
demzufolge entweder fr eine juristische Regelung zu entscheiden, die
ursprnglich nur von der Freilassung ohne die Mglichkeit der Ohrdurch-
m R.P.Merendino, Das deuteronomische Gesetz, 1969, 114.
378 R.P.Merendino, Das deuteronomische Gesetz, 1969, 113-115.
379 R.P.Merendino, Das deuteronomische Gesetz, 1969, 114-115.
380 G. Seitz, Redaktionsgeschichtliche Studien zum Deuteronomium, 1971, 172.
381 F. Horst, Privilegrecht, 1930, 100-103.
382 G. Seitz, Redaktionsgeschichtliche Studien zum Deuteronomium, 1971, 174.
383 C. Steuernagel, Deuteronomium, 1923', 110.
38. Siehe C. Steuernagel, Deuteronomium, 1923', 110; R. P. Merendino, Das deuteronomische
Gesetz, 1969, 113-115; G.Seitz, Redaktionsgeschichtliche Studien zum Deuteronomium,
1971, 172.
385 A.Alt, Die Ursprunge des israelitischen Rechts, 1934,286 Anm.2; siehe ferner A.Dill-
mann, Deuteronomium, 1886,309; S.R.Driver, Deuteronomy, 1902', 181-184; G.Nebe-
ling, Schichten, 1970, 88-90, rechnet V.12-14.16.17a zum vordtn Bestand des Abschnittes'
A. PhilIips, Deuteronomy, 1973, 107; G. von Rad, Deuteronomium, 1978', 76-77; I.
dellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 269-276.
386 Siehe zu Ex 21,5-6 Kap.
387 G. von Rad, Deuteronomium, 1978', 74: ... bohre ihn durch sein Ohr in die Tre'
hnlich H.J.Boecker, Recht und Gesetz, 1976, 158: ... durch sein Ohr in die Tre
bohren; siehe ferner Cc Steuernagel, Deuteronomium, 1923', 110; A.Jepsen, Untersu-
chungen zum Bundesbuch, 1927, 27 mit Anm. 1.
388 H.Holzinger, Exodus, 1900, 82; R.S.Driver, Deuteronomy, 1902', 182; H.Junker,
Deuteronomium, 1933, 75, spricht von einem Anheften an die Tr; P.Heinisch,
Exodus, 1934, 165; P.Buis-J. Leclercq, Deuteronome, 1963, 121: ... l'oreille, symbole
d'obeissance ... est clouee ala porte.; J. A. Thompson, Deuteronomy, 1974, 191.
389 C. Steuernagel, Deuteronomium, 1923', 110, kommentiert (zugleich) in das Ohr und in
die Tr geben = stechen folgendermaen: ... die Zeremonie bedeutet, da der Sklave
dauernd an das Haus seines Herrn gebunden sein soll, insbesondere mit seinem Ohr als
dem Organ des Gehorchens. J.A. Thomson, Deuteronomy, 1974, 191.
bohrung und dadurch Eintritt in ein dauerndes Sklavenverhltnis handelte'",
oder fr einen engeren Anschlu von Dtn an Ex 21,2-6 mit
Freilassung oder Verbleiben beim bisherigen Herrn des Sklaven.:"
Wenn wir bei einem Vergleich von Ex 21,5-6 mit Dtn 15,16-17 von
der Annahme ausgehen, da wir als mglichen Text der ersten Stelle nur'm
j'mr b-bd ... I' '( w hgjsw 'dnjw 'I ... w rr ['dnjw] 't 'znw b mr?c w
cbdw I slm Falls der Sklave sagt ... ich will nicht frei ausziehen dann soll
. . ,
sem Herr Ihn zu ... heranfhren ... und [sein Herr] soll sein Ohr mit einer
Pfrieme durchstechen, und er soll ihm nun fr immer als Sklave dienen (Ex
21,5-6) anzusetzen haben, dann wird deutlich, da Dtn 15,16-17 entweder
diesen Text oder die um die Glosse w hgjsw '1 hdlt 'w '1hmzwzh und ihn
an .den Trflgel oder den Trpfosten heranfhren bereicherte Endgestalt
von Ex 21,2-6 voraussetzr." Eine Entscheidung in dieser Frage hngt von
der Bewertung von w b dlt in Dtn 15, 17a ab.
In Ex 21,6 wird nur gefordert, da die Ohrdurchbohrung vor Gott,
d. h. vor Tr oder Trpfosten stattfinde. Dagegen lautet in Dtn 15,17 die
Forderung w lqbt 't h mrs-w ntth b 'znw w b dlt so nimm einen Pfriemen
und bohre ihn in sein Ohr und in die Tr.
Diese Anordnung wird entweder so verstanden, da der Pfriemen
durch das Ohr in die Tr zu bohren sei'" oder der Sklave an der Tr
festzuheften sei.
388
Das sei ein Symbol fr die ab jetzt gltige Zugehrigkeit
des Sklaven zum Haushalt seines Herrn.?" Von Dtn 15,17 her wird dann
'90 H.Holzinger, Exodus, 1900, 82; P.Heinisch, Exodus, 1934, 165; A.Jepsen, Untersuchun-
gen zum Bundesbuch, 1927, 27 mit Anm. 1.
,., Siehe zur Diskussion ber die Ohrdurchbohrung und Parallelen die Angaben bei B.
Baentsch, Exodus, 1900, 190; Z. W. Falk, Exodus XXI 6, VT 9, 1959, 86-88.
,., Siehe zu dieser Annahme zu Anm.306-307. 315-320.
,., Siehe hierzu R. P. Merendino, Das deuteronomische Gesetz,1969, 115 mit Anm. 39; I. Car-
dellini, Sklaven-Recht, 1981,275 mit Anm.31.
157 cibri Hebrer in Gesetzestexten
auch Ex 21,6 als ein Anheften an die Tr, wo die Gottheiten seien,
erschlossen.:"
Diese Argumentation drfte bersehen, da sowohl bei der alten
Zeremonie der Ohrdurchbohrung vor Gttern (?) als auch bei der vor Tr
und Trpfosten in Ex 21,6 das Wesentliche die Durchbohrung des Ohrs in
Gegenwart des Gttlichen ist. Die symbolische Handlung selbst besteht im
Durchbohren des Ohres'", nicht aber im Anheften an die Tr. Auerdem
setzt die Anschauung vom Festnageln des Sklaven an der Tr flschlich
voraus, da die Gtterfiguren an der Tr aufgestellt seien oder Numina
bzw. Geister in der Tr hausten.?"
Das w b dlt und in die Tr in Dtn 15,17 a lt sich somit nur als eine
Angleichung an Ex 21,6 begreifen und gleichzeitig wohl als ein Miver-
stndnis des dortigen Nebeneinanders von alter und neuer Praxis der
Ohrdurchbohrung.
Diese sekundre Herkunft von w b dlt lt immer noch die Mglich-
keit zu, da Dtn 15,16-17 in der ersten Gestalt eine Textstufe von Ex
21,5-6 vor Augen hatte, die ihrerseits noch keine Angleichung an das
Deuteronomium kannte. Denn nur so lt sich das gleichzeitige Fehlen der
polytheistisch orientierten alten Anordnung in Dtn 15,12-18 und des vom
Deuteronomium beeinfluten Kommentars ber die Handlung vor Tr
und Trpfosten in Ex 21,6 erklren.
Wenn wir auerdem annehmen, da ursprnglich in Dtn 15,12 die
Freilassung aus Schuldknechtschaft behandelt wird, dagegen in Ex 21,2-6
vielleicht allgemein die Freilassung aus Sklaverei, dann gewinnen wir eine
Gesamtlsung, die am besten sowohl die Angleichung von Ex 21,2-6 an das
Deuteronomium als auch die von Dtn 15,12-15.18 an Ex 21,2-6 erklrt.
Als Zeichen fr eine sptere Hinzufgung von Dtn 15,16-17 gewinnt
so das w hjh kj als einleitende Formel ein neues Gewicht.!"
Wenn es sich in Dtn 15,12-15.18 grundstzlich um die Befreiung aus
Schuldknechtschaft handelt, dann fllt auch auf das Verhltnis zwischen der
semitta-Verordnung Dtn 15,1-11 und deren Verhltnis zum folgenden
Abschnitt V. 12-18 ein neues Licht.
In Ex 21,2 wie auch in Dtn 15,12 wird jetzt aber die neue Regelung
getroffen, da der Sklave nach sechs Arbeitsjahren im siebten zu entlassen
sei. In den Kommentaren wird diese Fristregelung entweder mit dem
cibri Hebrer in den biblischen Schriften
156
Sabbat und Sabbatjahr in Verbindung gebracht'" oder es wird jeder Zusam-
menhang mit diesen bestritten.?"
Eine Beurteilung des Abhngigkeitsverhltnisses zwischen der Rege-
lung in Ex 21,2 und Dtn 15,12 wird von der Beobachtung auszugehen
haben, da diese Texte parallele Bearbeitungens'" darstellen. Dabei wird
offen bleiben mssen, ob es sich um Bearbeitungen einer gemeinsamen
lteren Grundlage oder parallele Kodifikationen alten Gewohnheitsrech-
tes?" handelt.
Die Freilassung im siebten Jahr lt sich grundstzlich nicht durch
Verweis auf auerbiblisches altorientalisches Recht erklren. Wenn wir von
KH 117 mit der Freilassung nach drei Jahren aus Schuldknechtschaft zum
.Vergleich heranziehen, erscheint die biblische Regelung als besonders
hart.t" Die Fristen von Ex 21,2 und Dtn 15,12 sind deshalb nur vom
Sabbat-Gedanken her begreifbar und hngen unmittelbar vom 6-7-Schema
des Sabbat ab.
Die Formel 55 snjmw b snhh sbcjt sechs Jahre und im siebten Jahr
von Dtn 15,12 steht in einem Widerspruch zur Fortsetzung m sbc snjm
am Ende von sieben Jahren (Dtn 15,1). Wenn wir annehmen, da Dtn
15,12 einmal in diese letztere Regelung einbezogen war, dann ergibt sich,
da innerhalb von Dtn 15,1-18 ursprnglich der Erla von Darlehen und
von Schuldknechtschaft nach Vollendung von sieben Jahren gefordert war.
Dagegen ist das Schema sechs-sieben fest in Ex 21,2 verankert. Denn
es wird zwischen Ex 21,2 und 23,10-12 ein Zusammenhang bestehen. Es
drfte deshalb anzunehmen sein, da Dtn 15,12 eine Angleichung an Ex
158 cibnHebrer in den biblischen Schriften cibnHebrer" in Gesetzestexten 159
398 H.J. Boecker, Recht und Gesetz, 1976, 137, bemerkt: Die babylonische Regelung ist hier
milder als die alttestamentliche.
a) Glossierung zu dein Bruder; siehe auch zu e.
b) V. 13-15 liegt eine Interpretation von V. 12 vor.
c) V.I6-17, eine Angleichung an Ex 21,5-6, deren Kern kj 'hbk w 't bjtk kj?Wb Lj cmk bildet.
Dieser wurde dann in Ex 21,5 auch zum Ausdruck gebracht; H. D. Preu, Deuterono-
mium, 1982,52, schreibt Dtn 15,16-17 <Schicht IV, zu.
d) Nachtrgliche Angleichung an Ex 21,6.
e) Glossierung in Zusammenhang mit a.
Q Fortfhrung von V.12-15; H. D. Preu, Deuteronomium, 1982, 53, rechnet Dtn
15,12-15,18 zu <Schicht III>.
5.4.3. Synopse der Texte Ex 21,2-6 und Dtn 15,12-18
Ex 21,2-6
2kj tqnh sbd cbrj ssinjm jcbd w b sbct I bnm
"m b gpwjb' b gpwh'
'm bcl 'sh hw' w h'h 'stw cmw
"m 'dnjwjtn Iw'ih wjldhIwbnjm'w bnwt h 'ib wjldjh thjhI 'dnjhw hw'
h' b gpw
5W 'm 'mr j'mr h sbd ['hbtj 't 'dnj 't 'stj w 't bnj]? I'
6W hgjsw 'dnjw
b
) 'l . .. [h 'lhjm]? [w hgjsw '1 h dlt 'w '1 h mzwzh]" w
['dnjw]e) 't 'znw b mrs- w cbdw I clm
a) Sptere Erweiterung, siehe Dtn 15,16.
b) In Zusammenhang mit der Einfgung in V.5 knnte auch die 2. p. m. durch hgjsw 'dnjw
ersetzt worden sein.
e) ha''''Lohim, das jetzt monoteistisch zu verstehen ist, wird entweder durch den Kontext so
bestimmt - knnte also auch als erste Stufe polytheistisch gelesenwerden - oder ersetzt eine
andere Formulierung. Letzteres ist wahrscheinlicher.
d) Angleichung an die im Deuteronomium geforderte Kultzentralisation.
e) In Zusammenhang mit der Erweiterung ber die Zeremonie vor Tr und Trpfosten - siehe
d - eingefgt.
394 B. Baentsch, Exodus, 1900, 189, Die Freilassung gerade im 7. Jahre beruht auf einer
Einwirkung der Sabbathidee; G. von Rad, Deuteronomium, 1978
3
, 75-76; M.Noth,
Exodus, 1978
6
, 143. 154; I. Carde1lini, Sklaven-Gesetze, 1981, 245 mit Anm. 21; siehe auch
H. Phillips, Criminal Law, 1970, 73-79.
395 A. Di11mann, Deuteronomium, 1886
2
, 309; H. Holzinger, Exodus, 1900, 81; P. Heinisch,
Exodus, 1934, 164; A.Clamer, Exode, 1956, 187.
3% C.Steuemagel, Deuteronomium, 1923
2
, 110.
397 C. Steuernagel, Deuteronomium, 1923
2
, 110.
Dtn 15,12-18
Hauptfall
Unterfall
12kj jmkr Ik [h -brj 'w h sbrjhJa) w cbdk sssnjm w b snh h
sbjct m -mk
13Wb) kj m cmk l' rjqm
14hcnjq tcnjq Iwm w m grnk w m jqbk 'ir brkk jHWH
'Ihjk ttn Iw
15W zkrt kj cbd hjjt b msrjm w jpdkjHWH 'Ihjk cl kn 'nkj
't h dbr hzh h jwm
16[W) hjh kj j'mr 'ljk l' m -mkkj 'hbk w 't bjtk kj twb lw
-mk
17W lqht 't h mrs- w ntth b 'znw {w b dlt}" w hjh lk -bd ewlm
{w 'p 1'mtk tesh kn}"]
18
/'1) jqsh b cnjk b 'tw m cmk kj msnh skr skjrcbdk 55
snjmw brkk jHWH 'Ihjk b kl 'ir tcsh
160 eibnHebrer in den biblischen Schriften
eibnHebrer in Gesetzestexten 161
21,2 erfahren hat und da die Anordnung des Deuteronomium ursprng-
lich nur lautete: kj jmkr lk m emk Wenn dein Bruder sich dir
verkauft hat, so lasse ihn von dir frei, d. h. nach Dtn 15,1 m q? sbe snjm
nach sieben Jahren.
Das in Ex 21,2 zugrunde liegende Sabbatschema setzt also die nach-
exilische Sabbatlehre voraus'", so da wir auch von dieser Seite her eine
sichere Grundlage fr die Datierung von Ex 21,2-6 erhalten. Ferner ergibt
sich, da in Dtn 15,12.16-17 eine Angleichung an Ex 21,2.5-6 erfolgt ist.
Dadurch wurden die Differenzen zwischen Befreiung aus Schuldknecht-
schaft (Dtn 15,12-18) und Entlassung aus der Sklaverei (Ex 21,2-6) ver-
wischt. Da zum Zeitpunkt dieser Textangleichung das theologische Inter-
esse an der Befreiung Israels aus der gyptischen Knechtschaft im Vorder-
grund stand, konnten diese frheren sachlichen Probleme keine Bedeutung
mehr besitzen.
Wenn somit in Dtn 15,12-18 ursprnglich nur von Befreiung aus
Schuldknechtschaft eines Bruders, d. h. Volksangehrigen die Rede war,
dann ergibt sich fast mit Notwendigkeit, da hebrj in diesem Zusammen-
hang wenig sinnvoll ist. Dagegen wre Ex 21,2 ohne eibri unverstndlich.
Denn auch dort kann es sich nur um Freilassung eines jdischen Sklaven
handeln, so da eibri hier einerseits notwendig und andererseits in seiner
Bedeutung klar festgelegt ist. Wir haben deshalb jenen zuzustimmen, die
sowohl hebrj als auch 'w hebrjh in Dtn 15,12 als Zusatz ansehen.t"
5.4.4. Die Beziehungen zwischen Ex 21,2-6 und Dtn 15,12-18 und deren
Bedeutung fr die Bedeutungsbestimmung von eibri
Die Beziehungen und Abhngigkeiten zwischen Ex 21,2-6 und Dtn
15,12-18 werden fr die Rekonstruktion der Textentwicklung und der
Geschichte Israels mit hchst unterschiedlichen Ergebnissen interpretiert.
Weit verbreitet ist die Anschauung, da Dtn 15,12-18 direkt und
vollkommen von der Sklavengesetzgebung des Buches Exodus als der
lteren abhngig sei.'?' Dagegen haben sich jene ausgesprochen, die eine
399 Siehe Kap. 11.
400 Siehe zu Anm. 367-370.
401 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 286 Anm.2, beschreibt das Abhn-
gigkeitsverhltnis folgendermaen: Der Deuteronomiker zitiert da in V.12 und 16f. die
Grundbestimmungen aus dem entsprechenden Abschnitt des kasuistisch-formulierten Tei-
les des Bundesbuches (Ex 21,2 und 5f.) mit Abnderungen und knpft an diese Zitate seine
predigtmigen Ermahnungen. Siehe ferner A. Dillmann, Deuteronomium, 1886, 309,
der Dtn 15,12-18 als eine Wiederholung von Ex 21,2-6, bezeichnet nur da ausdrcklich
seine Gltigkeit auch fr die hebr. Sklavinnen ausgesprochen, ferner die Untersttzung der
Abziehenden geboten und die Ohrdurchbohrung nicht vor Gericht verlangt werde;
S.R.Driver, Deuteronomy, 1902', 181; j.Hempel, Die Schichten des Deuteronomiums,
gemeinsame Grundlage in mndlicher Tradition oder Gesetzesberliefe-
rung suchen'" oder gar einen literarischen Zusammenhang verneinen.t"
Die oben durchgefhrte Analyse von Ex 21,2-6 und Dtn 15,12-18 hat
zu erkennen gegeben, da die Beziehungen zwischen diesen T
komplizierter sein drften, als angenommen. wurde. Die
lieh in der Rechtsmaterie ganz verschiedenen gesetzlichen Vorschnften sind
durch sptere Zustze - Textmodernisierungen - in Dtn 15,12.16-.17 Ex
21,2-6 aneinander angeglichen worden. Aber auch Ex 21,2-6 weist m V. 6
eine wesentliche Angleichung an die Forderungen des Buches Deuterono-
mium auf.
Daraus ergibt sich, da zwischen Ex 21,2-6 und Dtn 15,12-18 nicht
ein einfaches zeitliches Verhltnis festzulegen ist. So drfte es z. B. nicht
mglich sein, anhand von diesen zwei Texten die Tradition des Bundesbu-
ches uneingeschrnkt als die ltere zu bezeichnen.t"
Wenn wir das besondere Problem von cibri herausgreifen, dann hat
sich ergeben, da Dtn 15,12 von Ex 21,2 abhngig ist und somit nur letztere
Stelle fr das habiru-eibri-Problem relevant ist. Die unauflsbare Verbin-
dung von eibri mit der Freilassung
da es sich um eine Regelung handelt, die erst in nachexilischer Zeit
mglich war, da der Sabbat bereits zu einer der
jdischen Gemeinschaft aufgestiegen war. saebaed c!bn kan? somit nur
einen Menschen dieser Gemeinschaft bezogen sem und rst deshalb mit
hebrischer Sklave zu bersetzen.
5.4.5. eibnin Jer 34,9.14
Herkunft und Abhngigkeit von eibn und cibrijjh in Jer 34,9.14 von
Dtn 15,12-18 wird allgemein anerkannt. Differenzen bestehen nur in der
1914, 211 Anm.T, nimmt an, da Dtn 15 die Bestimmung von Ex aus dem Gedchtnis
reproduziere; G. Nebeling, Schichten, 1970, 87, betont, da die Regelung von Ex 21,2-6
lter sei als die diejenigevon Dtn 15,12-18 und da der Verfasser des Grundtextes vonDtn
15,12-18 diese ltere Regelung gekannt und bewut modifiziert habe; H.}. Boecker, Recht
und Gesetz, 1976, 158, spricht von einer Umsetzung des kasuistischen Er-Stils in den
deuteronomischen Du-Stil; G. von Rad, Deuteronomium, 1978', 76; I. Cardellini, Skla-
ven-Gesetze, 1981, 337, stellt fest, da Dtn 15,12-18 ohne Zweifel Ex 21,2-6 gekannt habe.
402 C.Steuernagel, Deuteronomium, 1923
2
, 110, verweist auf parallele Bearbeitungen einer
gemeinsamen lteren Grundlage oder parallele Kodifikationen. alten
G.Seitz, Redaktionsgeschichtliche Studien zum Deuteronomium, 1971, 172, bezieht Sich
auf das herrschende Gewohnheitsrecht, nimmt aber zugleich eine Bekanntschaft von Ex
21,2-6 an; R. Smend, Die Entstehung des Alten Testaments, 1981', 81 hlt es fr fraglich,
da das Bundesbuch fr das Deuteronomium die unmittelbare Vorlage gewesen sei.
403 R. P. Merendino, Das deuteronomische Gesetz, 1969, 106-107, lehnt eine literarische
Abhngigkeit von Dtn 15,12-18 von Ex 21,2-6 ab.
404 Vgl. R.Smend, Die Entstehung des Alten Testaments, 1981', 81.
11 Loretz, Ijabir-Hebrer
162 cibn Hebrer in den biblischen Schriften sibri Hebrer in Gesetzestexten 163
Beurteilung des ursprnglichen oder sekundren Charakters und somit
auch in der Datierung. Es wird ferner die Frage diskutiert, ob in jer 34,8-22
die juristischen Regelungen vorauszusetzen sind, die das Grundgerst von
Ex 21,2-6 und Dtn 15,12-18 bilden.
Den Bericht ber den Treubruch der Herren in Jerusalem Ger 34,8-22)
ordnet W. Rudolph der Quelle C zu.:" Da diese Quelle die Worte des
Propheten nicht immer unverndert wiedergebe, sei auch hier zu spren:
Wenn die Sklavenbefreiung unter Sedeqia als Erfllung der Gesetzesvor-
schrift Dtn 15,12ff. (Ex 21,2ff.) dargestellt werde Ger 34,14f.), so knne
das nicht stimmen; denn was damals geschehen sei, sei ein einmaliger Akt
gewesen, der sich auf alle Schuldsklaven erstreckt habe; das Gesetz dagegen
verlange ihre Freilassung jeweils nach sechs Dienstjahren, so da solche
Entlassungen je nach dem Dienstantritt fortwhrend vorgekommen seien.
Und selbst, wenn man annehmen wollte, das Gesetz sei lange nicht
eingehalten worden (vgl. Jer 34,14b), so da jetzt auf einmal alle, die mehr
Dienstjahre hatten, zur Entlassung gekommen seien, so wren doch alle
die, die weniger als sechs Jahre in der Schuldsklaverei waren, dabei nicht in
Frage gekommen. Die Verknpfung mit dem deuteronomischen Gesetz sei
also sekundr, aber sie sei gerade der Anla, weshalb der Verfasser der
Quelle C auf jenen Vorfall zu reden gekommen sei: nun habe er an einem
schlagenden Einzelbeispiel nachweisen knnen, wie recht er mit seinem
stndigen allgemeinen Vorwurf habe, da die Leute von Jerusalem nicht
auf die Worte Jahwes hrten, Daraus erklre sich auch, warum er neben
der kategorischen UnheilsweissagungJer 21,1-10 diese eine Episode aus der
ganzen Zeit der Belagerung mitteile.
Dagegen gelangte H. Weippert in ihrer ausfhrlichen Analyse der
Prosareden des Jeremiasbuches in der Bewertung von Jer 34,8-22 zu einem
anderen Ergebnis.v' Sie will in Jer 34,13-22 eine tatschlich von Jeremia
vorgetragene Rede sehen, die auf das deuteronomische Sklavengesetz Bezug
nehme und die mit einer sekundren Einleitung in den Versen 8-12
versehen sei. Es ergebe sich, da als Verfasser der Rede V. 13-22 am ehesten
Jeremia in Frage komme. Die Situationsschilderung in den Versen 8-12
stamme von einem Berichterstatter, wahrscheinlich von Baruch.:"
Eine hnliche Interpretation von Jer 34,8-22 hat auch I. Cardellini
vorgelegt.?" Er geht davon aus, da sich die Freilassung aller israelitischen
Schuldsklaven zugetragen habe, als das babylonische Heer Nebukadnezars
589/8 v. Chr. Jerusalem belagert habe.?" Die dtr-Hand, die diesen dramati-
schen Augenblick im Leben des Propheten wieder lebendig werden lasse,
405 W. Rudolph, Jeremia, 1968
3
, 222-223.
406 H. Weippert, Prosareden, 1973, 86-106.
407 H. Weippert, Prosareden, 1973,99-100. 106.
40. I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 312-323.
409 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 322-323.
erzhle diese Geschichte der Freilassung, die zunchst von allen akzeptiert,
kurze Zeit spter aber wieder rckgngig gemacht worden sei. Der Bruch
dieses Bundes habe nicht nur den Namen Jahwes entweiht, er werde auch
als Nichtbeachtung des Gesetzes Dtn 15,12-18 verstanden. Es bleibe
schwierig, Jeremias Zitat fr sekundr zu halten, um so mehr, als es nicht
einfach ein Zufall sein knne, .da gerade in das Jahr 590/89 auch ein
Sabbatjahr gefallen sein knne. Was jedoch die Einsetzung eines Sabbatjah-
res im Jahre 590/89 betreffe, so sei zu sagen, da man sich auf dem Boden
einer Hypothese ber eine Institution bewege, deren Geschichte dunkel sei.
I. Cardellini bentzt die Zuschreibung von Jer 34,14a an den Propheten
Jeremia sodann auch fr die Datierung der Sklavengesetze.t"
Die mit Jer 34,8-22 verbundenen Probleme greift auch W. Thiel in
seiner Darstellung der deuteronomistischen Redaktion (= D) des Jeremia-
Buches auf.?' Er nimmt an, da der Bericht ber die Freilassung der
Sklaven (34,8-22) von D stark bearbeitet worden sei. Das zeige nicht nur
die auerordentliche Hufigkeit von deuteronomistischen Sprachelementen
in der Predigt V. 12 ff. und die Predigtform berhaupt, sondern auch der
Umstand, da der behandelte Gegenstand in diesem Abschnitt eine erhebli-
che sachliche Verschiebung gegenber dem vorausgehenden Bericht
(V. 8b-ll) erfahre.
Der Bericht liege deutlich abgegrenzt in V. 8 b-ll vor.t" D habe ihm
ihre berschrift vorangesetzt und ihr den Beginn des Berichts in einem
Infinitivsatz angepat. Der Bericht habe von einer allgemeinen Sklavenfrei-
lassung ohne ausdrckliche Beschrnkung auf die Angehrigen des eigenen
Volkes gesprochen. Dieser ursprngliche Bericht liege in V.8 b.9aa
(hpsjm). 10 f. vor.
Die Rcknahme der Sklavenfreilassung habe den Propheten Jeremia
mit einem Gerichtswort Jahwes auf den Plan gerufen.?' Die Herausarbei-
tung des Jahwewortes aus der D-Predigt sei mit Gewiheit mglich und
umfasse V.13a-18.
Der D berlieferte Text, ein Bericht mit abschlieendem Propheten-
spruch sei in erhalten. Die berarbeitung von D
bestehe, von den Einstzen in den Bericht V.8a.9a*b abgesehen, inder
Zufgung einer Gerichtspredigt (13b-22), in den sie den berlieferten
Prophetenspruch aufgenommen habe.
Das Zitat aus Dtn 15,12 schreibt W. Thiel der deuteronomistischen
Redaktion D ZU.
414
410 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 363. 368.
411 W. Thiel, Deuteronomistische Redaktion, 1981,38-43.
412 W. Thiel, Deuteronomistische Redaktion, 1981, 39-40.
413 W. Thiel, Deuteronomistische Redaktion, 1981,40-42.
414 W. Thiel, Deuteronomistische Redaktion, 1981,42-43.
11"
164 cibnHebrer in den biblischen Schriften cibnim Buche Exodus 165
Die Entstehung von D verlegt W. Thiel gegen das Ende der Exils-
zeit.t"
Eine Beurteilung des Verhltnisses zwischen Jer 34,8-22 und der
Sklavengesetzgebung in Ex 21,2-6 und Dtn 15,12-18 wird davon auszuge-
hen haben, da an erster Stelle nur die Vorschrift des Deuteronomiums
zitiert wird.t" Es ergibt sich somit die Frage, ob die in Dtn 15,12-18
geregelte Freilassung von jdischen Schuldsklaven im Sabbatjahr?" mit der
Freilassung von Jer 34,8-22 juristisch und sachlich gleichzusetzen ist.
Eine Interpretation von Jer 34,8-22 wird von der Beobachtung ihren
Ausgang zu nehmen haben, da zwischen der Sklavenfreilassung des
Knigs Sedeqia, die als drwr Freilassung bezeichnet wird, und dem
speziellen Gesetz Dtn 15,12-16, das als Vorbild in Jer 34,8-22 gilt, ein
Widerspruch besteht. Denn die Freilassung (drwr) des Knigs bezieht
sich auf alle Sklaven, whrend Dtn 15,12-18 nur auf hebrische = jdische
Sklaven beziehbar ist.
Aus diesem Sachverhalt sind verschiedene Schlufolgerungen gezogen
worden. B. Duhm hat V.8-11 als Bericht aufgefat und V.12-22 einem
spteren Ergnzer zugeschrieben.?' W. Rudolph meint dagegen, da der
Verweis auf Dtn 15,12-16 dem Bearbeiter zu verdanken sei.t" W. Thiel will
sogar den D berlieferten Text in V. 8b-9 a*.1Q-13a.18*wiedererkennen.
42o
Die Deutung der Freilassung (drwr) als eines Bundes durchzieht Jer
34,8-22 vom Anfang bis zum Ende und schafft die Grundlage fr die
Verbindung mit Dtn 15,12-16. Es drfte deshalb nicht mglich sein,
zwischen V.8-11 und V.12-22 eine grundstzliche Differenz im Sinne
B. Duhms anzusetzen.?' Desgleichen ist es auch nicht zulssig, mit W. Ru-
dolph nur die Verbindung mit Dtn 15,12-16 einem spteren Redakteur
zuzuschreiben'" oder mit W. Thiel in V. 8b-9a*.1Q-13 a.18* die Vorlage
fr D zu sehen.m
Die Grundlage fr Jer 34,8-22 bildet ein Bericht ber die Ausrufung
einer Freilassung durch den Knig (qr' drwr, V. Bb) und deren Rckgngig-
machung durch die Sklavenbesitzer. b und inwieweit Jeremia hierzu
Stellung genommen hat, ist aus dem Bericht nicht mehr zu ersehen, drfte
aber wahrscheinlich sein. In der Fassung von Jer 34,8-22 wird diese
Freilassung im Anschlu an Dtn 15,12-16 als Bundesbruch interpretiert.
415 W. Thiel, Deuteronornistische Redaktion, 1981, 113-114.
416 M.David, OTS 5 (1948), 63-79; M. Weippert, Landnahme, 1967, 86 Anm.2; H. Weippert,
Prosareden, 1973,90; W. Thie!, Deuteronornistische Redaktion, 1981,42.
417 Siehe Kap. 5.3. und Kap. 11.
418 B. Duhm, Jeremia, 1901,279-284.
41. W. Rudolph, Jeremia, 1968',224--225.
420 W. Thiel, Deuteronornistische Redaktion, 1981,40.
421 Siehe Anrn.418.
422 Siehe Anrn. 419.
42J Siehe Anm.420.
Es kann somit keinem Zweifel unterliegen, da Jer 34,8-22 sowohl
nach Jeremia zu datieren ist als auch Dtn 15,12-16 voraussetzt. Aus Jer
34,8-22 lassen sich jedoch keine Grnde entnehmen, die eine Datierung
dieses Stckes in die sptexilische Zeit gewinnen lieen.?' Wahrscheinlicher
ist Jer 34,8-22 erst in nachexilischer Zeit entstanden. Hierfr spricht, da
eine nachexilische Stufe des Dtn-425 vorausgesetzt wird.
Wenn wir die Entstehung von Jer 34,8-22 spt ansetzen, besteht keine
Mglichkeit, im cibn (V. 9) den Angehrigen der Klasse sozial Entrechteter
im Sinne A. Alts zu sehen.t" Aus V. 9b geht unmittelbar hervor, da mit
cibnein jdischer Bruder gemeint ist.:"
Das Zitat von Dtn 15,12 in Jer 34,8.14 setzt noch die Vorlage ohne den
spteren Zusatz 'w hcbrjh voraus.:" Es ist deshalb anzunehmen, da in V. 9
sowohl b-br] 'w hcbrjh als auch 9b eine sptere Angleichung an den
inzwischen erweiterten Text von Dtn 15,12 darstellt. Es kann somit keinem
Zweifel unterliegen, da in Jer 34,8-22 eine zweifache Verbindung mit Dtn
15,12-18 gegeben ist und der sibri mit jhwdj identisch ist.
In Jer 34,8-22 besitzen wir somit ein wertvolles Zeugnis fr das
nachexilische Verstndnis von Dtn 15,12-18 und den nachexilischen
Sprachgebrauch, in dem der '1; Bruder, Volksgenosse als cibr; oder jhwdj
Jude bezeichnet wird.
5.5. cibnim Buche Exodus - Ex 1,15.16.19; 2,6.7.11.13; 3,18; 5,3; 7,16;
9,1.13; 10,3
Die cibn-Stellen des Buches Exodus werden in der Forschung als ein
einheitlicher Block behandelt.?' Sie haben in der Diskussion ber die
babiru-cibnm seit F.J. Chabas (1862)430 ein besonderes Gewicht gewonnen,
da aus ihnen eindeutig hervorzugehen schien, da die Hebrer als eine
ethnische Einheit zu verstehen seien, die aus gypten ausgewandert sei und
sich dann in Palstina festgesetzt
424 W.Rudolph, Jeremia, 1968', XVII, schreibt die Quelle C, der er auch Jer 34,8-22
zuordnet, einern exilischenDeuteronomiker zu; W. Thiel, Deuteronornistische Redaktion,
1981, datiert D um 550.
425 Siehe Kap. 5.4.2. zu Dtn 15,12-18.
426 W. Rudolph, Jeremia, 1968', 222.
427 W. Rudolph, Jeremia, 1968',222, bersetzt jhwdj mit seinen jdischen Volksgenos-
sen; H. Weippert, Prosareden, 1973,86 Anm.266, betrachtet V. 9b als korrupt; W. Thiel,
Deuteronomistische Redaktion, 1981,40, sieht in V. 9b eine Angleichung von D an Dtn.
428 Siehe auch Kap. 5.4.2.1.
42. Siehe z.B. M.Weippert, Landnahme, 1967, 89-84; K.Koch 19 (1969), 52-62; N.P.Lem-
ehe, StTh 33 (1979), 10. 13-16.
430 Siehe Kap. 2.1.
166
cibnHebrer in den biblischen Schriften cibnim Buche Exodus 167
Whrend in der lteren Auffassung vor der Entdeckung der gypti-
schen Texte..ber die cprw die biblische Darstellung des Aufenthaltes der
Hebrer in Agypten als eine zuverlssige historische Nachricht verstanden
wurde, brachte im Jahre 1862 der Vorschlag von F.J. Chabas, die bibli-
Hebrer mit den in gyptischen Texten erwhnten cprw zu identifi-
neue Elemente in die Diskussion ein.m einerseits glaubte man
nun, fur den Aufenthalt der Vorfahren Israels in Agypten auerbiblisches
beweisendes Material in Hnden zu haben, und andererseits erweckten die
Bedenken gegen eine voreilige Gleichsetzung der biblischen cibrEm mit den
cprw, gegen die vor allem chronologische, sprachliche und sachliche Grnde
sprachen, erneut Zweifel an der biblischen Berichterstattung ber einen
Aufenthalt Israels oder seiner Vorfahren in gypten.
langem ist in der gyptologie bezweifelt worden, da von den
gyptischen Dokumenten her ein Aufenthalt der Hebrer in gypten
n.achweisb.ar sei. die Gleichsetzung cprw = cibrEm als Bezeichnung
eth.mschen Einheit wegen der Erkenntnis, da die babir = sprtu als
soziologische Gruppen zu verstehen sind, aufgegeben werden mute, und
auch Differenzen gegen eine simple Gleichung cprw = cibrEm
sprechen, blieb nur mehr als Begrndung fr die Historizitt eines Aufent-
haltes der Hebrer in Agypten die aus gyptischen Dokumenten wiederum
nicht absttzbare berzeugung brig, da der Bericht im Kern wahr sein
msse, er seine Ausgestaltung aber Mythos und Sage verdanke.!"
Dort jedoch, wo Israel in einem gyptischen Dokument erwhnt
wird?', befindet es sich bereits im Lande, ohne da daraus irgendwie zu
entnehmen wre, da es sich vor oder nach Pharao Merenptah in gypten
befunden habe.?'
Wenn es somit bisher nicht mglich war, von gyptischen Texten her
einen Aufenthalt der biblischen Hebrer in gypten und deren Auszug und
sptere Festsetzung in Palstina nachzuweisen'>, wird die Bibelwissen-
schaft um so mehr auf ihre genuine Aufgabe verwiesen, die biblischen Texte
in ihrer un? Eigen.art begreifen, ohne dabei vorrangig
und zweckentfremdet im DIenste historisierender und fundamentalistischer
Interessen zu stehen. In erster Linie wird deshalb zu klren sein wie die
des Buches Exodus zu datieren sind und welche Folgerungen
SIch hIeraus fr das Verstndnis von cibrE ergeben.
431 Siehe Kap. 2.l.
432 Siehe Kap. 2. Anm.3.
433 E. Edel, aus dem Siegeslied des Merenptah (um 1219 v. Chr.), in: TGI 19682, 40, bersetzt
die Stelle mit: Israel liegt brach und hat kein Saatkorn; J.Wilson, in: ANET 19693, 378
mit Anm.18.
43< Siehe zu den verschiedenen Inrerpreeaeionen der Israel-Stele u. a. H. Engel, Die Siegesstele
des Merenptah. Kritischer Uberblick ber die verschiedenen Versuche historischer Aus-
wertung des Schluabschnittes, Bib 60 (1979), 373-399.
435 Siehe zur Diskussion u. a. H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979.
N. P. Lemche geht davon aus, da in der Pascha-Legende Ex 1-15 drei
verschiedene Gebrauchsweisen von cibrE Hebrer zu unterscheiden
seien.?' In Ex 1,15.19; 2,7 liege eine kollektive Erwhnung von cbrjwt
hebrischen Frauen und in 2,6 von jldj hcbrjm hebrischen Kindern
vor. Der zweite Gebrauch sei nur in einem Falle, Ex 2,13 erkennbar. Moses
versuche, streitende Hebrer zu vershnen. Der dritte Gebrauch bestehe in
der Bezeichnung Jahwes als jHWH 'lhj hcbrjm Jahwe, Gott der Hebrer
(Ex 3,18; 5,3; 7,16; 9,1.13; 10,3).
N. P. Lemche folgert aus diesem Wortgebrauch in Ex 1-15, da hier
cibrE bereits eine nationale Bedeutung erlangt habe, aber noch nicht einen
nationalen Ehrentitel darstelle. Denn Spuren frherer soziologischer
Bedeutung beeinfluten noch die sptere. seien in allen Beispielen
die Israeliten jene Hebrer, die unter den Agyptern als Flchtlinge
(Fremde) lebten und als Sklaven behandelt worden seien, zwei Ideen, die
nach spterem israelitischen Verstndnis mit dem Ursprung der Nation
verbunden seien.:" Er gelangt deshalb ber cibrE in Ex 1-15 zu folgendem
Schlu: "Thus in the 'Paschal Legend' we are confronted with Hebrew in a
transitory meaning. On the one hand it is a national designation, on the
other it is a national designation still influenced by the sociological under-
standing of the term during the second millennium. It is not possible on the
basis of only the 'Paschal Legend' to date a shift of emphasis from a
sociological designation to anational one, but it might provide us with a
clue to determine a terminus ante quem.s'"
Diese Interpretation der cibrE-Belege in Ex 1-15 rechtfertigt
N. P. Lemche mit seiner Anschauung ber die Frhgeschichte Israels, in
der er voraussetzt, da die Hebrer als Flchtlinge (und Fremde) in
gypten gewesen seien'", und einer Frhdatierung von Ex 1-15.
440
Von einer frhen Datierung der Belege fr den GottesnamenjHWH
'lhj hcbrj(j)m [ahwe, Gott der Hebrer geht auch P. Weimar aus. Er lehnt
entgegen H. Schult'" eine nachexilische Datierung dieser Stellen ab.
442
Im
Gegensatz zu N. P. Lemche hebt P. Weimar zu Recht hervor, da der
Adressat dieser Wendung der Pharao, Knig von Agypten ist. Denn
sowohl in der vorjahwistischen Exodusgeschichte als auch in dem davon
abhngigen jahwistischen Werk sei die Selbstbezeichnung Jahwes als Gott
der Hebrer durch den Gegensatz zum Pharao bedingt, wodurch sie
436 N.P.Lemche, StTh 33 (1979), 13.
437 N.P.Lemche, StTh 33 (1979),15 und Anm.42..
438 N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 15-16.
439 Siehe z. B. N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 15 mit Anm.42.
440 N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 15 mit Anm.42; 16 mit Anm.43, period of the Israelite
monarchy,
441 H.Schult, DBAT 10 (1975), 26.
442 P. Weimar, Die Berufung des Mose, 1980, 112 Anm. 73.
168 cibn Hebrer in den biblischen Schriften
cibnim Buche Exodus
169
diesem gegenber als eine besondere Wrdebezeichnung Jahwes erscheine
und dadurch sowohl die religise als auch die ethnische Besonderheit des
Volkes Israel angezeigt sei.r"
Wenn P. Weimar so einerseits eine frhe Datierung des von ihm
bearbeiten Materials vornimmt, so hebt er andererseits zu Recht hervor
da in der Wendung Jahwe, der Gott der Hebrer cibnals Element eine;
Wrdebezeichnung jahwes erscheine und dadurch die religise und
ethnische'" Besonderheit der Israeliten hervorgehoben werde.
M. Noth hat im Gebrauch von cibnder alttestamentlichen Erzhlung
vom Aufenthalt Israels in Agypten noch die spezielle soziologisch-rechtli-
che Bedeutung des Wortes Hebrer, die er von gabiru ableitet, erkennen
wollen. Er frischt in diesem Zusammenhag einen Teil der Hypothese
F)- Chabas' wieder auf und hebt unter Berufung auf den Leidener Papyrus
hervor,. da Hebrer und cprw bei Bauarbeiten beschftigt gewesen
seien, Er schreibt: Besonders bemerkenswert ist eine Stelle aus einem auf
einem Leidener Papyrus erhaltenen Musterbrief aus der Zeit des Pharaos
11. v. Chr.), in dem die Rede ist von der Ausgabe von
Getreideproviant an lie Leute des Heeres> und <an die cpr, die Steine ziehen
fr Groen Pylon von ... (Name des Gebudes) ... des Ramses, des
Geliebten des Amon' ...445 Diese Angaben fhren geschichtlich in die
unmittelbare Nhe der Erzhlung von 2. Mos. 1. Nicht als ob die in dem
Papyrus erwhnten <Hebrer> mit den unterdrckten Israeliten von 2. Mos.
1 identisch sein mten; denn fr die gypter wie fr die ganze damalige
Welt des alten Orients war <Hebrer> ein ziemlich umfassender Begriff, der
sehr viel mehr einschlo als nur die Israeliten in gypten. Aber die
Erzhlung von der Unterdrckung zeigt die Israeliten in der Tat in der Lage
solcher <Hebrer> = cpr, und zwar speziell in der Zeit des Pharaos Ramses
11. : .. Der von der Unterdrckung in gypten
schliet also recht bestimmte geschichtliche Elemente ein, die fr das
Verstndnis und die Datierung des gyptenaufenthaltes Israels von Wich-
tigkeit sind und die vermutlich von Anfang an mit der erzhlenden berlie-
ferung des Themas von -Herausfiihrung aus gypten> weitergegeben wor-
den sind.v'"
Dagegen sucht H. Schult durch eine Sptdatierung von Ex 1-15 eine
sichere Basis fr cibri als Ethnikon zu gewinnen.r"
#, P. Weimar, Berufung des Mose, 112-113 mit Anm. 75.
.... P. Weimar, Berufung des Mose, 113, spricht davon, da die Wendung Jahwe, der Gott der
Hebrer die ethnische Besonderheit des Jahwe- Volkes hervorhebe. Es geht aus dem
Kontext nicht hervor, ob hiermit allgemein auf ein besonderes israelitisch-jdisches Ele-
ment hingewiesen wird oder auf die spezielle ethnische Theorie ber einen volksmigen
Zusammenhang zwischen den babir und den Hebrern angespielt wird.
#, Siehe Kap. 2 zu Anm. 158-159.
#6 M. Noth, Exodus, 1978
6
, 11; siehe ferner 37.
#7 H.Schult, DBAT 10 (1975), 26.
Aus der skizzierten Diskussion drfte bereits hervorgehen, da auch
die Hebrer-Stellen der Exoduserzhlungen in erster Linie das Problem der
Datierung aufwerfen.
5.5.1. aHWH) 'aelaM hacibr(ijj)im (jahwe, der) Gott der Hebrer - Ex
3,18; 5,3; 7,16; 9,1.13; 10,3
Die nur auf Ex 3-10 beschrnkte Gottesbezeichnung GHWH) 'lhj
hcbrj(j)m (jahwe, der) Gott der Hebrer wurde zu den gabir-Texten in
Beziehung gesetzt.t" In dieser Formel sei JHWH wegen der Israeliten
eingefgt, so da der Gottesname allein 'lhj hcbrjm laute. Dieser
name erinnere an die ilani Habir der hethitischen Vertrge, in denen die
Gtter der gabir angerufen werden.:" Aus der postulierten Parallelitt von
'lb] hcbrjm mit ilani ljabir folgert M. P. Gray sodann: "From the
foregoing evidence, it is clear that the tradition of the -ibrim in Egypt, as it
is recorded in Genesis and Exodus, is comparable to the information about
the ljabir gained from the nonbiblical texts.s"? .
Eine exakte Parallele zwischen den Gttern der gabtr und Jahwe,
Gott der Hebrer sehen auch andere Forscher als sicher vorhanden an.
451
Da die Gtter (DINGIR.MES
452
) der babir in den hethitischen
Texten als Plural nicht ohne weiteres mit dem 'lhj hcbrj(j)m Gott der
Hebrer, wo 'lhjm allgemein schon wegen des vorangesetztenjHWH.als
Singular verstanden wird'", zu identifizieren sind, ist diese Argumentauon
von Grund auf als verfehlt zu betrachten.t"
#. M.P.Gray, HUCA 29 (1958),178-179.
#, M.P.Gray, HUCA 29 (1958), 152-154. 178.
4'0 M.P.Gray, HUCA 29 (1958),178-179, schliet sich hier J.Lewy, Hbir and Hebrews,
1939, 620, an, der bereits folgende Argumentation vorgetragen hatte: "Finally, when, .in
Ex.5 the biblical narrative is based upon the supposition that Israel had a legitimate claim
upo; the worship of the 'god of the Hebrews', the .offic.ial
recognition of the 'gods of the bbir' by the Mitannian kings which, of
that the bbir were free to adhere to the gods they had venerated before their ImmIgratiOn
into the Mitannian state."
4'1 J. Bright, History of Israel, 1981',95, schreibt: "It is interesting that "Apir, on concluding
an agreement or treaty, would sometimes take oath by 'the gods of the "Apiru' - an
expression that paralleIs exactly 'the God of the Hebrews' found in Ex 3:18; 5:3; 7:16"; so
auch W. Kornfeld, Religion, 1970, 34.
452 J. Bottero, Habiru, 1972/75, 17, Nr.112-124; siehe auch V. V. Ivanov, Assyriologica 1,
1974,39-40.
4" Die Formel]HWH 'lhj hcbrj(j)m zhlt allgemein nicht zu den Belegstellen fr ein biblisches
'lhjm Gtter.
454 M. Weippert, Landnahme, 1967, 93, lehnt eine Verbindung der ilni (Ja) babir der
hethitischen Staatsvertrge mit dem 'lhj hcbrj(j)m ausdrcklich ab.
170 cibri Hebrer" in den biblischen Schriften cibriimBuche Exodus
171
In diesem Zusammenhang ist auch die Hypothese A.Jirkus, da ein
Gott ljabiru bezeugt sei und der Plural Gtter (DINGIR.MES) in
DINGIR.MES (fa) gabir einen Plural der Flle darstelle, der von den
Hethitern nach Palstina gekommen sei und vielleicht auch den hebrischen
Sprachgebrauch, die eine Gottheit Israels mit 'lhjmzu bezeichnen, erklre,
zu erwhnen.?'
Inzwischen konnte klargestellt werden, da es weder einen Gott
ljabiru gibr", noch einen Plural der Flle in dem von A. Jirku postulier-
ten Sinne.t"
Es drfte somit keine Beziehung zwischen der Gottesbezeichnung
jHWH 'lhj hcbrj(iJm Jahwe, der Gott der Hebrer und auerbiblischen
Texten in Betracht kommen." Die exakte Bedeutung der Gottesbezeich-
nungjHWH 'lhj hcbrj(j)m ist deshalb direkt aus Ex 3-10 selbst zu ermit-
teln.
Es wurde vorgeschlagen, innerhalb der jahwistischen Geschichtsdar-
stellung das Vorkommen der Wendung 'lhj hcbrj(j)m Gott der Hebrer
mit jeweils drei Belegen auf zwei aus einer vorjahwiscischen Tradition
bernommene Formzusammenhnge aufzuteilen, d. h. Ex 3,18 sowie 5,3
an 7,16 und 9,13 sowie 10,3 an 9,1 anzuschlieen.:" In der vorjahwistischen
Exodusgeschichte sei die Wahl des Wortes Hebrer anstelle von Israel
in der Wendung Jahwe, der Gott der Hebrer von der Erzhllogik her
diktiert worden, um auf diese Weise gerade die ethnische Besonderheit des
J ahwe-Volkes hervorzuheben. Dieser sachliche Grund gelte fr das jahwi-
stische Werk nicht mehr in gleichem Mae. Es sei vielmehr anzunehmen,
da die Wahl der Wendung Gott der Hebrer bei J vor allem literarisch-
theologische Grnde habe, weil gerade sie es ermgliche, die Ankndigung
des Befreiungshandelns Jahwes in Ex 3,18 (und Ex 5,3) mit der Plagenge-
schichte zu verbinden.r"
455 A.Jirku, u lja-bi-ru =der Stammesgott der Ijabiru-Hebrer?, OLZ 24 (1921), 246-247;
ders., Neues keilschriftliches Material zum Alten Testament, ZAW 39 (1921), 156-158;
ders., Die Wanderungen der Hebrer, 1924, 15-16. 18-20; ders., JKF 2 (1952/53), 214.
456 W. von Soden, Note, 1954, 135; ders., AHw, S. 338: kawiru Gatte" 2, hat nachgewiesen,
da ljabiru(Tkultu 124,60) mit Gatte" zu bersetzen ist und dieser neuassyrische
Gottesnahme deshalb aus der Diskussion ber die kabir auszuscheiden hat; siehe auch
M. Weippen, Landnahme, 1967, 73 Anm.3.
457 H. Gustavs, Der Gott Habiru, ZAW 40 (1922), 313-314; ders., Was heit ilani ljabiri?,
ZAW 44 (1926), 25-38; B. Landsberger, Ijabiru und Lulabbu, 1930, 325-328; J. Bottero,
Ijabiru, 1954, 71-78. 82-84; A. Goetze, Note, 1954, 81-82 (ljapiri gods); H. Otten, ZA 52
(1957),216-223; M. Weippen, Landnahme, 1967, 73 Anm.3.
458 M. Weippen, Landnahme, 1967,93; N.P. Lemche, StTh 33 (1979), 14 Anm.39.
459 P. Weimar, Die Berufung des Mose, 1980, 112-113.
..., P. Weimar, Die Berufung des Mose, 1980, 113-114.
Die enge Begrenzung der Gottesbezeichnung 'lhj hcbrj(j)m Gott der
Hebrer auf einen Zusammenhang'" und die Tatsache, da in allen Fllen
der Adressat dieser Wendung der Pharao, Knig von gypten, ist, und sich
keine anderweitigen plausiblen Grnde fr den Gebrauch dieser Wendung
innerhalb des Jahwisten angeben lassen, haben zum Schlu gefhrt, da auf
dieser Gottesbezeichnung bei J kein eigenes Gewicht liege.t"
In dieser Interpretation der Belege fr 'lhj hjcbrj(j)m Gott der
Hebrer wird die von H. Schult vorgenommene nachexilische Datierung'?
ausdrcklich abgelehnt.t" An ihrer Stelle wird angenommen, da mg-
licherweise der unter der Regierung des Asa von Jerusalem (912-873) und
des Bascha von Israel (909-886) wieder aufgeflammte Konflikt zwischen
den beiden Reichen das auslsende Moment fr die Entstehung der jahwi-
stischen Geschichtsdarstellung gewesen sei.
465
Eine Beurteilung der Gottesbezeichnung jHWH 'lhj hcbrj(iJm wird
am besten von der Beobachtung ausgehen, da sie doch wohl die Formel
aHWH) 'lhj jSr'l voraussetzt.t" Sie kann demnach nicht lter sein als die
Bezeichnung Israel fr die Gesamtheit der Jahwe-Verehrer. Die Voraus-
setzungen fr die Entstehung der Formel und deren Begrenzung geben zu
erkennen, da es sich um eine literarische Konstruktion handelt, die den
religis-ethnischen Gegensatz zwischen den gyptern und den Hebrern
hervorheben sol1.
467
In Ex 7,16 und 9,1 wird das Verhltnis zwischen der Gottheit und
ihren Verehrern durch das Nebeneinander vonjHWH 'lhj hcbrjm Jahwe,
der Gott der Hebrer und cmj mein Volk klar formuliert. Die cibrim
Hebrer werden somit als die Menschengruppe ausgewiesen, die das -m
Volk Jahwes konstituieren. Durch diese Einheit von Gott und Volk wird
dem Verweilen in gypten jeder Grund entzogen: das Volk kann seinem
Gott in gypten nicht dienen (cbd), da es dort dem Pharao untersteht. Es
ist deshalb offensichtlich, da cibri hier den ethnisch-religisen Gegensatz
zwischen den Juden und den gyptern umschreibt. Dies wird auch in Ex
3,18; 5,3
468
; 9,13; 10,3 vorausgesetzt.
461 P. Weimar, Die Berufung des Mose, 1980, 113 Anm.77, spricht von einer deutlich
strukturell-literarischen Verbindung.
462 P. Weimar, Die Berufung des Mose, 1980, 113, Anm.77.
463 H.Schult, DBAT 10 (1975), 26.
464 P. Weimar, Die Berufung des Mose, 1980, 112 Anm.73.
465 P. Weimar, Die Berufung des Mose, 1980, 139.
466 M. Weippen, Landnahme, 1967, 93; H. Schult, DBAT 10 (1975), 26; P. Weimar, Die
Berufung des Mose, 1980, 113.
467 P. Weimar, Die Berufung des Mose, 1980, 113, betont, da in [ahwe, der Gott der
Hebrer", die ethnische Besonderheit des Jahwe-Volkes in der vorjahwistischen Schicht
betont werde.
468 Das Fehlen von JHWH vor 'lhj hcbrjm drfte als Auslassung zu verstehen sein.
172 cibri Hebrer in den biblischen Schriften
'iibram hacibri Abram der Hebrer
173
Wenn es somit keinem Zweifel unterliegen kann, da die 'lhj
hcbrj(j)m-Belege nur als Zeugnisse fr ein Gentilizium cibnzu werten sind,
scheidet die Mglichkeit aus, sie in irgendeiner Weise mit den cprw der
gyptischen Quellen zu vergleichen und daraus historische Folgerungen
abzuleiren.v" Im Gegensatz zu solchen Versuchen ergibt sich vielmehr, da
diese Stellen zeitlich wohl jenen anderen biblischen zuzuordnen sind, die
gleichfalls cibnnur als Gentilizium kennen. Von einer Sptdatierung der
anderen cibn-Belege her hat deshalb H. Schult gefolgert, da auch die
Formel 'lhj hcbrj(j)m Gott der Hebrer in der Sptzeit einzuordnen sei."?
Die Formel 'lhj hcbrj(j)m drfte in der Tat eine Frhdatierung dieser
Stellen ausschlieen. Denn fr eine Frhdatierung kann nur die allgemeine
Hypothese, da das jahwistische Werk in der vorexilischen Epoche anzu-
siedeln sei, als Beweis vorgelegt werden. Abgesehen von der allgemeinen
Fragwrdigkeit dieser Argumentation?' sprechen gegen sie auch Momente,
die direkt im Zusammenhang mit cibri selbst stehen. Denn die Unmglich-
keit, zwischen den gyptischen cprw und den cibrim Hebrern einen
tatschlichen Zusammenhang herzustellen, schliet es aus, in den sibrim
von Ex 3,18; 5,3; 7,16; 9,1.13; 10,3 eine historische Realitt der vorexili-
sehen Zeit zu sehen. Wir haben es hier unmittelbar mit einer Anschauung
zu tun, die das Volk Jahwes direkt aus gypten kommen lt und damit
begrndet, da Jahwe und das Volk der Hebrer zusammengehren. Diese
Geschichtskonstruktion ist aber erst in der nachexilischen Zeit ent-
standen.t"
Wenn wir somit vom Verfahren eines Zirkelschlusses absehen und aus
den biblischen Berichten ber die sibrim Hebrer in gypten und Nach-
richten ber die cprw im Dienst der Pharaonen keine historischen Anhalts-
punkte oder gar Beweise fr einen Aufenthalt Israels in gypten ableiten,
dann liegt es nahe, die 'lhj hcbrj(j)m-Stellen den anderen nachexilischen
cibn-Belegen gleichzustellen. Wir gewinnen so zugleich einen weiteren
Hinweis fr eine Sptdatierung des sog. Jahwisten.
5.5.2. cibnin Ex 1,15.16.19; 2,6.7.11.13
Im Abschnitt Ex 1,15-21 werden die Hebammen mit sbrjh als Ange-
hrige einer bekannten Volksgruppe, die von den gyptern verschieden ist,
bezeichnet.
46. Kap. 2.3.; siehe ferner zu Anm.446.
470 H.Schult, DBAT 10 (1975), 26.
471 Siehe zum Problem der Sptdatierung des Jahwisten u. a. V. Vorlnder, Entstehungszeit,
1978,82-142; H. H. Schmidt, Auf der Suche nach neuen Perspektiven fr die Pentateuch-
forschung, VTS 32,1981,375-394 zu Anm.22.
472 Siehe Kap. 12.
\
Die Zuordnung von Ex 1,15-21 zu einer der Quellenschriften ist
umstritten. Die Erzhlung wird entweder als alt angesehen und E beige-
sellt'" oder als ein spter romanhafter Bericht ohne jeden Anhaltspunkt fr
frhe Entstehung oder Fixierung.?'
Der Gebrauch von cbrjh als Gentilizium sowie die Art der Erzhlung,
die einen ausgestalteten Kommentar zu V.22 darstellt, lassen keine Hin-
weise auf ein hohes Alter des Textes erkennen. In cbrjh haben wir dagegen
einen Anhaltspunkt fr die Gleichstellung des Textes mit den anderen
spten cibn-Belegen. .
M. Noth sieht in Ex 2,4.7-10 a eine nachtrgliche Ausschmckung von
Ex 2,1-3.5-6.10 b durch das besondere, die Spannung des Hrers bzw.
Lesers erhhende Element der Stillung des Knaben durch seine eigene
Mutter.?' Dieser Schicht ist auch V. 6b zuzurechnen.
Die Erzhlung ber Moses Flucht zu den Midianitern (Ex 2,11H.)
gehrt nach M. Noth kaum zum allerltesten Bestand der berlieferung.'?'
Da Ex 2,11-14 der Schluredaktion des Exodus-Buches zuzurechnen sein
drfte'", wird dieser Abschnitt sicher dem nachexilischen Endstadium der
Pentateuchwerdung einzuordnen sein.t"
5.6. ';;,bram hacibri Abram der Hebrer - Gen 14,13
Dem Verstndnis von cibnin Gen 14,13 kommt innerhalb der Diskus-
sion ber die Beziehungen zwischen den babir und den sibrim eine
besondere Bedeutung zu. Denn Gen 14,13 wird entweder als der lteste
Beleg fr cibri angesehen oder als ein ganz spter, der mit Sicherheit in die
nachexilische Zeit zu datieren sei.
473 M. Noth, Exodus, 1978
6
, 12, meint, da Ex 1,19-21 als ein Fragment von E anzusehen sein
werde, da als elohistisches Sondergut schon in die literarischeZusammenstellung des alten
Pentateucherzhlungsguts GE) und schlielich auch in den Gesamtpentateuch Aufnahme
gefunden habe; W.H.Schmidt, Exodus, 1974ff., 17-18; P.Weimar, Die Berufung des
Mose, 1980, 122 Anm.92, bezeichnet Ex 1,15-22 als jehowistische Geschichte; ders.,
BZAW 146, 1977,26-29.
474 H. Schult, DBAT 10 (1975), 26.
47S M.Noth, Exodus, 1978
6
, 14; siehe auch W.H.Schmidt, Exodus, 1974ff., 54-55; P. Wei-
mar, Die Berufung des Mose, 1980,213-214 mit Anm.33; 218-219.
476 M.Noth, Exodus, 1978
6,21-23;
ordnet Ex 2,11-4, 23 J und E zu, abgesehen von kurzen
summarischen Bemerkungen von P; siehe auch zu Ex 2,11-25 W. H. Schmidt, Exodus,
1974ff., 80-88.
477 P.Weimar, Die Berufung des Mose, 1980, 19 Anm.9, zu Ex 2,11-22. Er bestimmt Ex
2,11-14 als ein sekundr eingefhrtes Verbindungsglied, das er als nachjehowistische
Erzhlung ansieht, die auf den Verfasser des Exodus-Buches zurckgehe.
478 H.Schult, DBAT 10 (1975), 26.
174 cibn Hebrer in den biblischen Schriften
'iibram hacibn Abram der Hebrer
175
. Die Frhdatierung von Gen 14,13 ist allgemein mit einer historisieren-
den Interpretation der Vtergeschichten und der Gestalt Abrahams verbun-
den. cibn kommt in diesem Zusammenhang die Rolle zu, einen direkten
Kontakt zwischen Abraham und den gabir herzustellen.
5.6.1. Frhdatierung von Gen 14,13
Bereits A. Jirku hat Gen 14 in der Diskussion ber die Beziehungen
zwischen den gabir und den cibnm eine Schlsselrolle zugedacht. Gegen
die Sptdatierung der Stelle wendet er ein, da die Bezeichnung cibngut zu
verstehen sei. Sein Argument lautet folgendermaen: Uns ist diese
Namensgebung nach den obigen Ausfhrungen freilich nicht mehr fremd.
Sehen wird doch, da es gerade in der 1. Hlfte des 2. Jahrtausends im Alten
Oriente Brauch war - wir nannten 2 Beispiele aus Mesopotamien und 1 aus
Syrien -, die einzelnen Angehrigen des ljabir-Volkes als ljabirai <der
Herbrer- zu bezeichnen; mit dem Niedergange des Hebrervolkes hrt
diese Bezeichnung in der Literatur auf. Woher htte nun der angebliche
jdische Verfasser der nachexilischen Zeit, wenn er einen Bericht aus den
Tagen Abrahams wirklich <archologisch richtig> nachbilden wollte, seine
Kenntnis gerade von dieser singulren Namensgebung <N.N. der Hebrer>
schpfen sollen; zu einer Zeit, da die Urkunden, aus denen wir diesen
Sprachgebrauch kennen lernen, schon seit Jahrhunderten in Schutt und
Staub versunken lagen. Bei dieser in Gn. 14 sich findenden Bezeichnung
<Abraham der Hebrer> wird und kann es sich eben um nichts anderes
handeln als um die im 2.Jahrtausend v. ehr. bliche Benennung einzelner
Angehriger des Volkes der ljabiru-Hebrer. Da sie sich aber in Gn.14
berhaupt findet, ist uns das untrgliche Zeugnis dafr, da dieses Kapitel
auf eine Keilschrifturkunde aus den Tagen Abrahams, in denen diese
Benennung <N. N. der Hebrer> noch blich war, zurckgehen mu.
Anders lt sich m. E. der hier vorliegende Fragenkomplex nicht beantwor-
ten, womit Gn.14 zum literarisch ltesten (wenn auch vielleicht berarbei-
teten) Abschnitte des Alten Testamentes wird.:"
. Fr A. Jirku ist demzufolge Abram der Hebrer ein gabiru
Hebrer der Amarnazeit und Glied der Volksrnasse, die er zu dieser Zeit
in Syrien-Palstina eindringen lt.
480
Die von A.Jirku reprsentierte Interpretation hat dann W. F. Albright
gro ausgebaut und erneut in vernderter Form zur Geltung gebracht.?'
Auch er unternimmt den Versuch, Abraham dem Milieu der gabir zuzu-
479 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,28-29.
480 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,29-31.
481 St.E.Hardwick, Change and Constancy, 1966, 112-119 (The Habiru-cApiru and the
Patriarchs).
ordnen und damit gleichzeitig als historische Persnlichkeit zu erweisen.?"
Er geht von der Identitt von gabiru und cibn aus und bestimmt beide mit
donkey caravaneers.v'" Durch ihre Verbindungen mit Mesopotamien
haben nach W. F. Albright diese gabir = cibnm den nach Mesopotamien
weisenden Teil des Alten Testaments nach Westen mitgebracht. Die Ein-
ordnung von Abraham in das Milieu der gabir erlaubt es ihm ferner, den
Vater Israels als historische Persnlichkeit vorzustellen.t"
Die ganze Konzeption W. F. Albrights wurde mit dem Argument
abgelehnt, da die gabir der altorientalischen Quellen des 2.Jts. keine
caravaneers Karawanenfhrer noch berhaupt gabir gewesen seien,
sondern kleinviehzchtende Randnomaden im Ubergang zum sehaften
Leben.?" Auch die Anschauung, da die gabir = Hebrer mesopotami-
sehe Literatur nach Westen gebracht htten, wurde zu Recht kritisiert."
Whrend die These A.Jirkus und W. F. Albrights nur noch vereinzelt
aufgegriffen und verteidigt worden ist'", hat die Verbindung Abrahams mit
den habir und der Versuch, in ihm eine historische Persnlichkeit zu
sehen, neben schrfster Ablehnung'" ebenso auch volle'", teilweise oder
insoweit volle Zustimmung gefunden, als Abraham tatschlich einem
Milieu und einer Zeit zuzuweisen sei, in der auch die gabir bezeugt seien.
Die Vter Israels werden in diesem Sinne zur Klasse der gabir und deren
Lebensweise gerechnet.
49o
Dadurch wird es mglich, die Zwischenkategorie
'8' W.F. Albright, YGC, 1968,64-79 (Hebrews and cApiru). 233-234 q. 234r; ders., BA 36
(1973),7-19; ders., Prolegomenon, 1970,9-10; ders., CAH 2/2A, 1975
3
, 113.
483 Siehe Anm.482.
48. Siehe Anm. 482.
'85 Siehe zur Diskussion ber die These W. F. Albrights die Literaturangaben bei M. Weippert,
Abraham der Hebrer? Bemerkungen zu W. F. Albrights Deutung der Vter Israels, Bib 52
(1971), 407-432; Th. L. Thompson, Historicity of the Patriarchal Narratives, 1974,
184-195; W. G. Denver, The Patriarchal Traditions, in: IJH, 1977, 118-119; H. Engel, Die
Vorfahren Israels in gypten, 1979, 140 mit Anm.17-18, zu der als nicht haltbar
erwiesenen Grundthese "Apir = ass caravaneers.
.86 M. Weippert, Bib 52 (1971), 407-432.
'87 Siehe z. B. A. M. Badawi, ASAE 42 (1943), 22.
488 Siehe z. B. auer der in Anm.485 aufgefhrten Literatur u. a. R. de Vaux, Histoire
ancienne d'Israel I, 1971, 217-220 (Les Patriarches ne sont pas des marchands caravaniers);
H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 140 Anm.18, stellt fest, da W. F. Alb-
right nach der Verffentlichung seines unglcklichen Artikels Abram the Hebrew. A New
Archaeological Interpretation (BASOR 163, 1961, 36-54) gegenber Anfragen taub
gewesen sei und alle Kritik ignoriert habe.
489 Siehe z. B. A.Arazy, Appellations of the Jews, 1977, 20. 36-39.
'90 J. Bright, A History of Israel, 1980
3
, 95, schreibt z. B., "In view of this, while we may not
lightly identify the Hebrew ancestors with the "Apir (specifically not with those of
Amarna), it is legitimate to think of them as belonging to this class." E. L. Ehrlich,
Geschichte Israels, 1980',9, verbindet mehrere Probleme zu folgender Gesamtschau: Die
philologische Verknpfung von "Apir mit dem hebrischen cIbn (Hebrer) bereitet
176
tibri Hebrer in den biblischen Schriften
'iibram hacibri Abram der Hebrer 177
der Frhisraeliten einzufhren'", die Israeliten hauptschlich der arami-
schen .W zuzuzahlen'" und teilweise die Widersprche zu
vermelden, die emer vollen Ubernahme der Hypothese W. F. Albrights
widersprechen.
Die bertragung der babir-Lebensweise auf Abraham erlaubt so
eine histori.sche Auffassung der Person Abrahams und gleichzei-
tIg die Trennung zwischen der sozialen Gruppe der babir und dem Volk
der Hebrer.:"
Schwierigkeiten, gleichwohl wrde die Funktion der "Apir (/jabiru)zu den in der Genesis
geschilderten Merkmalen der Hebrer und ihren Wanderungen passen, obwohl die
. Hebrer keinesfalls mit den tApiruidentisch sind, denn sApir ist kein Volks-, sondern ein
Gattungsname. In irgendeiner Weise knnten die Hebrer jedoch zu den Itabiru gehrt
haben. Eine wenig przise Definition des babir-Problems liegt auch bei G. Fohrer,
Israels,. 37 vor. Denn er schreibt: Leitet man tibri von Chapiru ab, so
ergibt SIch - da eme einfache Gleichsetzung ausscheidet -, da die Frhisraeliten eine
in dem Ganzen der Chapiru gebildet haben knnen. Auch sie wurden so genannt,
weil SIe als Wanderhirten viel umherzogen und also zu den minderberechtigten Fremden
zhlten. Dem entspricht durchweg die Art, wie sie in den Erzhlungen der Genesis
geschildert werden. Wenn man also nicht auf die Volkszugehrigkeit, sondern auf die
Lebensweise sieht, ist wohl anzunehmen, da Gruppen der Frhisraeliten - unter ihnen die
Patriarchen - zu denen gehrten, die man damals Chapiru-tApiru nannte. Von der
Gleichung babiru = cibri her folgert N. K. Gottwald, JSOT 7 (1978), 41, da Abraham als
cibri zu den dropouts gehre.
49. Siehez. B. K. Schubert, Israel im Altertum, 1970/77,24, der schreibt: Die westsemitischen
Protoisraeliten gehrten zweifellos zu den sogenannten Chab/piru/Apiru. G. Fohrer,
Geschichte Israels, 1979
2,
37; siehe auch W. Kornfeld, Religion, 1970, 33-34, etwas
einschrnkend: Im uersten Fall waren die Protoisraeliten nur ein Element der Hapiru,
mit denen sie mehr die gemeinsame Lebensweise als die Abstammung verband.
492 S. Herrmann, Gedichte Israels, 1980
2,
78, belt trotz starker Betonung der aramischen
Wanderung eine Verbindung der Patriarchen zu den babir als Mglichkeit bestehen. Er
Die Annahme, da der bergreifende Zusammenhang die aramische Bewegung
In der zweiten Hlfte des 2.Jahrtausends v. Chr. war, hat die grte Wahrscheinlichkeit.
diese aus der Steppe schon zu ihrer eigenen Zeit oder wenig
spater eme SelbstbezeIchnung hatten, da man sie alle oder auch nur einen Teil von ihnen
nannte, entbehrt der sicheren Grundlagen, wenn auch diese Hypothese nicht a
limine auszuschlieen ist. Diese Hypothese drfte bei S. Herrmann ihren Grund in der
Annahme den frheren Versuchen, den Begriff babiru soziologisch
zu umschreiben, die Neigung wachse, unter babiru Leute eines gemeinsamenVolkstums zu
verstehen (a. a. 0., S.78 Anm.41).
493 M. Greenberg, Hab/piru and Hebrews, 1970,200: "The possibility - and it is more, than
- that the Patriarchs - as individuals and families- may have been hapiru ...
their haplru status ... "; Ed., Encyclopedia Judaica 7, 1971, 1034; "... it is certain that
Abraham was called civri because he fulfilled certain 'pre-biblical' social Structure identifi-
cations". Eine hnliche Hypothese vertritt im Anschlu an E.Sellin auch F.H.Hallock,
The ljabiru, 1939, 843-844, der annimmt, da zwischen Hebrern = habir und Israeliten
zu unterscheiden sei. Denn alle Israeliten seien zwar Hebrer = babir, aber nicht alle
Whrend in den Hypothesen A.Jirkus und W. F. Albrights ein von
Osten einwanderndes Volk der babir oder Wanderungen von babir-
Gruppen vorausgesetzt werden, geht J. Lewy von einem Appellativum cibri
aus.t" In der Deutung von Gen 14,13 findet er in der Ubersetzung von cibri
mit der Herbergekommene ein zutreffendes Verstndnis von
babiru als (nomadischem) Eindringling?" oder resident alien-.?' In diesem
Zusammenhang wurde Abraham auch mit Idrimi von Alalah in Beziehung
gesetzt.t"
Whrend J. Lewy generell das hohe Alter von Gen 14 zur Grundlage
seiner berlegung gemacht hatte'", versucht M. P. Gray diese Position
J. Lewys ausdrcklich zu beweisen;" Das Verhltnis zwischen Abraham
und den babir wird hierbei folgendermaen im einzelnen bestimmt: "It
cannot be denied that Abraham as he is described in Genesis appears to
travel a great deal with Hocks and herds, living in a tent as a nomad. But it
must be emphasized .that Abraham is denoted an cibri just at that moment
when he takes decisive military action; in short, the term hcibri -immi-
grant- is used in reference to Abraham at the time when his actions most
closely resemble those of the ljdbir.,,500
In der Hypothese J. Lewys dient eine besondere Etymologie von
habiru = cibri
50
! und die Annahme, da in Gen 14,13 eine
bersetzung von cibri darstelle, in Verbindung mit der
Anschauung, da Gen 14 ein frher vorexilischer Text sei, als Grundlage
der Argumentation.
Wir stehen so vor dem .Ergebnis, da es sowohl Vertretern der
ethnischen als auch der soziologischen Auffassung der babir mglich ist,
Hebrer =babir seien Israeliten gewesen. "Abram der Hebrer" (Gen 14,13) sei deshalb
nicht der "pious hero of the faith". Diese Unterscheidung zwischen Hebrern = babir
und Israeliten habe sich bis I Sam 13,8; 14,21 erhalten.
494 J.Lewy, OLZ 30 (1927), 744-745; M.P.Gray, HUCA 29 (1958), 175.
495 J. Lewy, OLZ 30 (1927), 828; ders., HUCA 28 (1957), 6-7.
4% J.Lewy, HUCA 28 (1957), 7.
497 M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 175; siehe auch Y. Muffs, JJS 33 (1982), 105.
498 Siehe zu Anm.494-496.
499 M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 176.
500 M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 176. Eine hnliche Argumentation liegt auch bei N. A. van
Uchelen, Abraham de Hebreer, 1964, 114, vor, da auch er in der Angleichung Abrahams an
die babir eine Mglichkeit sieht, ihn als Krieger zu bestimmen; J. A. Emerton, The Riddle
of Genesis XIV, VT 21 (1971),435 Anm. 7, vertritt eine hnliche Anschauung, Er schreibt
hierzu folgendes: "There is nothing in the story of Gen. XIV to argue against the dating of it
before the time of David. Incidentally, the fact that Abraham is described as a Hebrew in
verse 13 is compatible with (although is does not demand) such a dating, for the word is
recorded as having been used shortly before the time of David (1 Sam. IV 6,9; XIII 3,7, 19;
XIV 11,21; XXIX 3)."
501 Siehe Kap. 3 zu Anm.87-106; Kap. 8 Anm.67.
12 Loretz, Habir-Hebrer
178 cibnHebrer in den biblischen Schriften cibnHebrer in Jon 1,9 179
Abraham oder die Patriarchen generell mit den babiru in Verbindung zu
bringen und daraus eine Historizitt Abrahams abzuleiten. Die Hypothe-
sen von A.Jirku, W. F. Albright und J. Lewy haben dabei eine breite und
bis heute andauernde Wirkung erzielt.i" Diese Ergebnisse werden teilweise
auch von Vertretern der Altorientalistik verteidigt'" und als Beweise fr die
Historizitt Abrahams angesehen.r"
An die historisierende Interpretation von cibri in Gen 14,13 lehnen
sich auch jene an, die zwar Gen 14 nicht als streng historischen Bericht
ansehen, aber im Wort cibndoch ein Element alter berlieferung erblik-
ken
505
oder annehmen, da cibnhier etwa mit Proto-Israelit zu bersetzen
sei.
506
5.6.2. Sptdatierung von Gen 14,13
Ein besonderes Problem stellen Gen 14,13 und Jon 1,9 fr jene dar,
die nur diese zwei Stellen als spt ansehen, aber alle anderen als vorexilisch,
Gen 14,13 wird innerhalb dieser Richtung entweder als Archaisierung
verstanden'" oder auer Betracht gelassen.r"
502 Siehe zu Anm. 1-21; siehe ferner U. Cassuto, Genesis II, 1964, 302, der schreibt: "Be
this as it may, it appears that the name under discussion [= cibnl, like the Biblical term
'children of Eber' (compare X 21), denotes a very broad-based dass, in which Abram and
his offspring formed only a single group."
S03 Siehe z. B. F. H. Hallock, Habiru, 1939, 840. 844; F. M. de Liagre Bhl, Opera minora,
1953, 479; H.Schmkel, Geschichte des alten Vorderasien, 1957, 234; E.A.Speiser,
Genesis, 1964, 103; M. Anbar, Or 41 (1972),386; M. B. Rowton, JNES 36 (1977),195.197.
504 Siehe besonders H. Schmke!, Geschichte des alten Vorderasien, 1957,234; E. A. Speiser,
Genesis, 1964, 103, argumentiert z. B. folgendermaen "Hence the fact that the author
hirnself refers here to Abraham as a Hebrew is strong presumptive evidence that the
document did not originate with Israelites. This deduction receives independent support
from various other details in the chapter before us, and it opens up in turn unexpected vistas
which bear on the historicity of Abraham."
sos H.Cazelles, The Hebrews, 1973,22-23, bestimmt Abraham von Gen 14,13 als typischen
kabiru der Armanazeit; so auch U. Worschech, Abraham, 1983, Anm.60, "detribalized
individual" (Rowton),
506 M. Weippert, Bib 52 (1971), 424, drfte damit den Wortgebrauch von cibnwohl flschlich
historisieren.
S07 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,292 Anm.2; ders., Hebrer, 1959,
105; R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel 1,1971,203, bezeichnet Gen 14,13 undJon 1,9
als archaismes deliberes. .
S08 So K.Koch VT 19 (1969), 38.40, der von der Rtselhaftigkeit von Gen 14 her ohne nhere
Begrndung schliet, da man cibnin Gen 14,13 auer Betracht lassen knne.
5.6.3. Datierung von Gen 14 und Bedeutungsbestimmung von Gen 14,13
DieBezeichnung Abrahams als eines cibn in Gen 14,13 steht innerhalb
eines Textes, der in die sptnachexilische Zeit zu datieren ist.
509
cibnwird in Gen 14,13 als Ethnikon verwendet."? Es hat innerhalb
von Gen 14 die Aufgabe, die Besonderheit Abrahams hervorzuheben und
ihn von den anderen Knigen abzusetzen."! In Gen 14,13 lt sich deshalb
cibri nur als nachexilische Formulierung aus dem lebendigen Sprachge-
brauch verstehen, die aufs beste beleuchtet, wie in dieser Zeit cibnverstan-
den wurde. Es besteht somit kein Anhaltspunkt fr einen archaisierenden
oder sonstwie ungewhnlichen, dunklen Sprachgebrauch in Gen 14,13.
cibnin Gen 14,13 kann deshalb nur als ein eindeutiges und zeitlich leicht
bestimmbares Zeugnis fr cibnals national-religise Selbstbezeichnung des
nachexilischen Judentums gelten, die vor allem dem Stammvater Abraham
zukommen mute.?" Die griechische bersetzung von cibn mit 6 J t E Q a ' t ' l l ~
bildet kein Gegenargument.t"
5.7. cibnHebrer in Jon 1,9
Da ber die nachexilische Entstehung der Jona-Erzhlung fast eine
allgemeine und wohl auch gut begrndete Einigkeit besteht'", ergibt sich
S09 Siehe zur Diskussion ber die Datierung von Gen 14 u. a. H. Weippert, Landnahme, 1967,
94-101; R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971, 208-212; W. Schatz, Genesis 14,
1972, 144-157; H.Schult, DBAT 10 (1975), 23; N.P.Lemche, StTh 33 (1979), 9, mit
Anm. 28; J. Dore, La rencontre Abraham - Melchisedech et le problerne de l'unite litteraire
de Genese 14, in: FS Cazelles, 1981,75-95; M. Peter, Die historische Wahrheit in Genesis
14, in: FS Cazelles, 1981, 97-105; H.Donner, Geschichte 1, 1984, 82-83.
510 M.Weippert, Landnahme, 1967, 101; ders., Bib 52 (1971), 424; H.Schult, DBAT 10
(1978),23; C. Westermann, Genesis 2, 1981,235.
511 C. Westermann, Genesis 2, 1981, 235, bersieht diese Funktion von cibnin Gen 14,13.
512 Abraham wuchs in exilisch-nachexilischer Zeit die Rolle einer Identifikationsfigur des
jdischen Volkes zu, die man nur unter gleichzeitiger Historisierung seiner Gestalt glaubte
voll wirksam gestalten zu knnen, siehe hierzu u. a. Sh. N. Eisenstadt, Max Webers antikes
Judentum und der Charakter der jdischen Zivilisation, 1981, 153; O. Loretz, Vom
kanaanischen Totenkult zur jdischen Patriarchen- und Elternehrung, 1981, 149-204.
513 Siehe Kap. 8.1.10 und 8.2.
514 H. W. Wolff, Jona, 1977, 54-56, denkt eher an die frhhellenistische als an die sptpersi-
sche Zeit. O. Kaiser, Einleitung, 1978', 179, frhhellenistische Epoche; R. Smend, Die
Entstehung des Alten Testamentes, 1981', 178, sptere persische, frhhellenistische Zeit.
Fr eine vorexilische Frhdatierung sind z. B. B. Porten, Baalshamem and the Date of the
Book of Jonah, in: FS Cazelles, 1981,237-244; G. M. Landes, Linguistic Criteria and the
Date of the Book of Jonah, ErIs 16 (1982),147*-170*. Weder B. Porten noch G.M. Landes
behandeln das Problem des Vorkommens von cibnim Buche Jona.
12*
180 cibn Hebrer in den biblischen Schriften Ergebnis
181
innerhalb der verschiedenen Erklrungen der Beziehungen zwischen den
!Jabir und cibrim nur das Problem der Bewertung von Jon 1,9.
Die Vertreter der Frhdatierung sehen in eibn von Jon 1,9 entweder
eine aus dem Rahmen fallende Archaisierung'" oder die Wiederaufnahme
bzw. das Wiederaufleben lterer Terminologie.t" Es wurde auch versucht,
cibnin Jon 1,9 unter Berufung auf G zu eliminieren, um so die angebliche
Geschlossenheit der frhen Belege zu sichern.t"
Die Stelle Jon 1,9 wird von K. Koch bei den von ihm Philister-
Stellen genannten Belegen fr cibneingeordnet.!" Die Aussage des fliehen-
den Jona Ich bin Hebrer und verehre Jahwe, den Gott des Himmels aon
1,9) sei undeutlich formuliert. Denn es bleibe offen, ob der Erzhler meine,
da Hebrer und Verehrer des Himmelsgottes- gleichbedeutend seien,
oder der Hebrer als Jahwe- Verehrer von anderen Hebrern abzugrenzen
sei.:" Die Erzhlung sowie die konkrete Situation lieen nicht an das
Aufgreifen eines archaisierenden Namens denken. Es liege die Annahme
nher, da der in altisraelitischer Zeit gebruchliche Ausdruck auf uns
verborgenen Kanlen sich bis in die Zeit des Jonabchleins erhalten habe.
Die Frage, warum sich Jona gegenber Volksfremden als Hebrer
bezeichne, sei von dem Geschehen in Jafo, einem Landstrich, der ehedem
von Philistern besiedelt worden sei, her zu erklren. Gerade Philistern
gegenber werde schon in altisraelitischer Zeit gern von Hebrern geredet.
Die einfachste Erklrung sei wohl, da die Philister selbst Bewohner des
palstinischen Berglandes als Hebrer ansprchen. Angesichts der rumli-
515 A.Alt, Hebrer, 1959, 105; K.Koch, VT 19 (1969), 40, schreibt: Nur der nachexilische
Beleg im Jonabchlein fllt aus dem Rahmen, er wird deshalb von den Exegeten als
Archaisierung empfunden; R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel, I, 1971,203, schreibt:
Il faut attribuer une valeur ethnique aux deux emplois isoles du mot, Jon., 1,9 (d.le v. 8)
et Gen., XIV, 13, mais les deux cas sont des archaismes deliberes; H. Cazelles, Hebrews,
1973,3, vertritt eine hnliche Hypothese: "As for Jonah 1:9, it is an isolated text from a
period which tends to use archaic expressions."
516 A.Arazy, The Appellations of rhe Jews, 1977,20-21. 36-39, drfte so zu verstehen sein.
517 J. Lewy, HUCA 28 (1957), 6-7, bemerkt hierzu folgendes: "... Jonah 1,9 being of
doubtful value, on the one hand, because, as was observed by Baeck, the use of cibn as
designation of Jonah may well be inspired by the narrator's desire to givehis tale an archaic
coloring and, on the other hand, becausethe Greek version sulstitutes for cibn'noki 'I am
a Hebrew' or, rather, 'I am an alien' )("Q(o" eyw 'I am a servant of the Lord' ".;
M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 186, geht dann einen Schritt ber J. Lewy hinaus und
schreibt: "The Septuagint shows that this reference to an cibr; in the Masoretic text is based
on a faulty tradition ... The Hebrew text, then, appears to have read originally ebdjHWH,
abbreviated to cbd j', a reading which would easily be misread and miscopied sbrj."
J.A.Bewer, Jonah, 1912,37, bemerkt zu 1,9, da G das) von eibn als Abkrzung fr
jHWH angesehen habe.
518 K.Koch, VT 19 (1969),
51. K. Koch, VT 19.(1969), 43 Anm. 1.
chen Nachbarschaft der Philisterstdte sei das den meisten Israeliten
bekannt. Da der Ausdruck in der Sprache der Israeliten seine - wenn
damals auch selten verwendete - Entsprechung gehabt habe, habe man noch
in nachexilischer Zeit von sich selbst und den eigenen Leuten diese Vokabel
gebraucht, sobald es um das Verhltnis zu den Philistern gegangen sei.
Offen bleibe freilich, ob die Philister unter Hebrern nur Israel verstan-
den htten oder auch andere Vlkerschaften.
Gegen diese Argumentation wurde wohl zu Recht geltend
da K. Koch den hypothetisch Sprachgebrauch der zu
stark berdehne wenn er annehme, da die Seeleute von Jafo phlhstalscher
Herkunft seien und die alte Tradition der Philister noch lebendig
gewesen sei."? ...... .
Im Rahmen seiner Unterscheidung zwischen emer alteren soziologi-
schen Bedeutung von !Jabiru = cibri und dem von eibri in
nachexilischer Zeit als einer Art ehrenhafter nationaler Bezeichnung ordnet
N. P. Lemche Jon 1,9 als erstes Zeugnis fr den letzteren Gebrauch ein.?'
Diese zeitliche und inhaltliche Festlegung in die Sptzeit verbindet er mit
der Annahme, da auch in Jon 1,9 noch ein Hinweis auf das alte Verstnd-
nis des habiru = cibnals eines Flchtlings enthalten sei.
522
Es drfte kaum
zu betonen sein, da aus dem Wortgebrauch in Jon 1,9 allein kein Nachle-
ben einer alten Grundbedeutung von !Jabiru = cibri nachweisbar ist.
Der eindeutige Gebrauch von cibnin Jonah 1,9 als
eines Angehrigen der nachexilischen jdischen und Religionsge-
meinschaft'" wird am besten als Zeugnis fr den damaligen Sprachgebrauch
verstanden.t"
5.8. Ergebnis
Die biblischen Belege fr eibn sind alle in die nachexilische Zeit zu
datieren. Mit eibri wird ein Angehriger der nachexilischen jiidischerr'"
520 N.P. Lemche, StTh 33 (1979), 10 Anm.29.
521 N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 23, schreibt: "The example in the book of Jonah may be
the earliest proof of anational application used as such by. an and thus
development in the application of the designation Hebrew mto a kind of a honorific
national name belongs to the post-exilic period. "
522 N. P. Lemche, StTh 33 (1979),10 Anm. 29, hlt folgendes fest: "But even in this case there
is a hint of the ancient understanding of Hebrew as 'fugitive' since Jonah according to the
fictitious stetting of the scene may declare hirnself a refugee from his own country."
523 Ein spezielles Problem stellt die Zuordnung von V.9 zu einer redaktionellen Schicht des
Jona-Buches dar, siehe z.B, P. Weimar, Literarische Kritik, 1982,225-230.
524 M. Weippert, Landnahme, 1967, 88; H. W. Wolff, Jona, 1977,91.
525 Siehe zu Jude u.a. H.Schmid, Die Juden im Alten Testament, 1976, 17-29.
182
eibri Hebrer in den biblischen Schriften
Gemeinschaft bezeichnet. Die ethnischen, religisen und nationalen
Momente der jdischen Gemeinschaft werden in diesem Wort zusammen-
gefat und zu einer emotionalen Einheit verschmolzen.
Aus der Sptdatierung der eibri-Belege folgt, da aus ihnen weder
unmittelbar auf einen historischen Zusammenhang zwischen den babir
und den Hebrern zu schlieen ist, noch von einer der fr babiru vorge-
schlagenen Etymologien her die nachexilische Bedeutung von eibri direkt zu
ermitteln ist.
. . Es ergibt sich somit, da den Belegen fr die babir-eprw-eprm die
biblischen fr eibri als eine selbstndige und in sich geschlossene Gruppe
gegenberzustellen sind.
Kapitel 6: -br Eber - Stammvater der -ibrim Hebrer?
Der in den biblischen genealogischen Listen aufgefhrte sbr Eber
(Gen 10,21.25; 11,14-17) wird in der Diskussion ber die babir und eihrim
Hebrer auf unterschiedliche Weise mit den bahir, den Hebrern oder
mit beiden in Beziehung gesetzt. Neuestens werden auch die Texte aus Ebla
zur Deutung von ehr Eber herangezogen. Ferner ist in diesem Zusam-
menhang auch ehr in Nu 24,24 zu bercksichtigen.
6.1. ehr Eber (Gen 10,21.25; 11,14-17) in Beziehung zu den !Jahir und
den eihrim
Seit den Anfngen der Auseinandersetzungen ber die bahir und
eihrim im vergangenen Jahrhundert ist der nur in genealogischen Listen
erwhnte ehr Eber auf sehr verschiedene Weise in die Diskussion einbe-
zogen worden.
Im Rahmen der Beweisfhrung fr die Richtigkeit seiner Hypothese,
da alle Israeliten Hebrer seien, aber nicht alle Hebrer Israeliten, zieht
F. Bhl auch den Stammvater ehr Eber mit in die Betrachtung ein. In den
Nachrichten ber Eber sieht er eine Mitteilung ber unvordenklich alte
Vlkerverhltnisse und Bevlkerungsschichten Kanaans. Er meint, ehr
Eber mit der hebrischen Schicht Kanaans gleichsetzen zu knnen.
1
A.Jirku hat die genealogischen Ausknfte von Gen 10 und 11 gleich-
falls als Besttigung fr seine Theorie ber die Hebrer angesehen. Er liest
aus der Vlkertafel heraus, da die Hebrer schon in den ltesten Zeiten
von den Israeliten unterschieden worden seien, was der Verfasser derselben
dadurch zum Ausdruck bringe, da er in dem bekannten Sprachgebrauch
dieses Kapitels den Eber, den Heros eponymos der Hebrer, zum Vater
vieler Shne, d. h. Vlker mache, die nicht nur als Shne Israels nach
der gesamten berlieferung nicht aufgefat werden knnten, sondern als
deren jngster Urenkel schlielich Abraham erscheine, der selbst erst
wieder als der Ahnherr Jakob-Israels aufgefat werde.' Aus der Vlkertafel
ergebe sich, da die Eber, d. h. die Hebrer als ein weit greres Volk
anzusehen seien als die Israeliten.' Wenn in den Genealogien von Gen 10
[ F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 67-68.
2 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924, 10.
3 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924, 10-11.
184
sbr "Eber - Stammvater der eibrim "Hebrer? ebrEber in Beziehung zu den babiruund den sibrim 185
und 11 Eber als Stammvater einer ganzen Reihe von Vlkern erscheine,
so we:de es natrlich niemanden geben, der diese Genealogien gleich in
Geschichte umsetzen wolle. Denn sie htten nicht einen historischen
sondern einen geographischen Hintergrund. Aber auf Grund der keil-
Angaben ber das Volk der babir shen wir nun doch, da
diese Ansetzung Ebers als Vater einer solchen Menge von Vlkern nicht
eine reine Erfindung oder eine tendenzise Verherrlichung des Heros
eponymos der Hebrer sei. Darin stecke eben eine richtige geschichtliche
Erinnerung an die immerhin bedeutende Rolle, die die babir im 3. und
2.]ahrtausend v, ehr. im Alten Orient gespielt htten.' Zur Zeit der
Entstehung dieser Genealogien sei die Bedeutung der babir schon vorbei
gewesen. Dennoch glaubt er, daraus folgern zu knnen: Wenn aber am
Ende dieser Genealogie ber 'Eber als seine Nachkommen im vielfachen
Gliede Abraham und seine Leute erscheinen, so kann man von vorneherein
annehmen, da auch diese Angabe nicht frei erfunden sein wird."
In der ethnischen Interpretation der babir bieten sich genealogische
Ausknfte von selbst als eine Bestrkung der traditionellen ethnischen
Auffassung ber die babir-eibrim dar. Es ist deshalb kaum verwunderlich,
da F. Bhl und A.]irku auch Gen 10 und 11 in diese Diskussion einbezo-
gen haben.
Obwohl]. Lewy eibri als Appellativum und nicht ais Ethnikon ansah,
deutete auch er die genealogischen Ausknfte ber Eber streng historisch
aus. Die Vorfahren wie die Brder des Patriarchen Abraham, des Hebrers,
seien die von Gen 10,21ff.; 11,10ff.; 22,10ff. keineswegs
Aramaer, sondern bn] sbr, also Hebrer, obwohl Ebers Nachkommen
Peleg, Re-u, Serug, Naher und Haran durch alle anderen Quellen als
des westmesopotamischen Gebietes erwiesen wrden. Die ltesten
Uberlieferungen (Gen 29,1; 10,25; 11,16ff.) wten noch, da die Aramer
. aus der sy:isch-arabischen Steppe
so da SIe im auf diese Wanderung 10 der Tat als bnj sbr, als
ezbnm anzusprechen seien, Daneben aber stehe schon frhzeitig eine andere
Betrachtungsweise, die die gleichen Stmme nicht so sehr nach ihrer
Herkunft aus der Steppe und ihrer hiermit zusammenhngenden berufli-
chen Zusammenhanglosigkeit <Nomaden) klassifiziere, als vielmehr ihrer
sprachlichen und nationalen Zugehrigkeit und ihrem Wohnsitz in histori-
scher Zeit Rechnung trage und deshalb die aramisch sprechenden Ver-
wandten Abrahams auch Aramer nenne und nach Westmesopotamien
versetze. Ein Ausgleich, der die frhgeschichtlichen und die besser bekann-
ten geschichtlichen Verhltnisse bzw. beide Einteilungsprinzipien mitein-
ande: zu suche und der die
Bezeichnung ezbn und das spezielle Ethnikon 'arammz bzw. die hebri-
4 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,27.
5 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,27.
sehen Ahnen der Israeliten und die Aramer ohne Einschrnkung einander
gleichsetze, habe unter diesen Umstnden nahe gelegen, und so erscheine
einerseits Jakob Dtn 26,5 geradezu als zugrundegehender Aramer,
andererseits die aramische Sprache als das Hebrische. In der Vlkerta-
fel sei die jngere Betrachtungsweise jedoch nicht durchgedrungen und so
seien nicht nur die LXX zu Gen 14,13 Zeugen fr den spter vllig
vergessenen appellativischen Sinn von -ibri, sondern - wenigstens mittelbar
- auch die alten Genealogien, die aufgrund der ihnen vorliegenden ltesten
berlieferung die Stammbume der bnj ebr so gestaltet htten, wie wir sie
jetzt in Gen 10,21ff. und 11,16ff. lesen.'
J. Skinner hat in seinem Genesiskommentar gleichfalls -br als Eponym
der sibrimHebrer mit den babir in Beziehung gesetzt. Die historischen
Schwierigkeiten seien zu beheben, wenn man die mit ebr bezeichneten
babir = eibrim nicht mit den Eindringlingen des Buches Exodus gleich-
setze, sondern in ihnen eine frhere Welle nomadischer Einwanderer sehe,
zu denen auch die Vorfahren Israels gehrten.' hnliche Gedanken haben
auch G. E. Kraeling' und H. H. Rowley' vorgetragen.
Eine zentrale Stellung hat K. Koch in seiner Schau der Hebrer der
genealogischen Nachricht ber sbr Eber eingerumt.'? Er geht von der
Voraussetzung aus, da hebr. eibri von dem Ahnherrn ebr nicht zu trennen
sei, der sowohl fr P wie auch fr] in Gen 10,21ff.; 11,14ff. als Vlker-
ahnherr gelte." Nach Gen 10,21ff. habe Sem nur einen Sohn, eben Eber,
den Ahnherrn der Hebrer. Sem sei demzufolge keine grere Volks-
gruppe, sondern eine Art Ehrentitel der Hebrer, dessen Herkunft nicht
mehr auszumachen sei." Wenn der Einsatz der Heilsgeschichte nicht in
Gen 12, sondern in Gen 8,21f. zu suchen sei", werde Israels Entstehung in
einen weiten Kreis, in eine Heilsgeschichte der eibri-Vlker eingezeichnet."
Nach der Vlkertafel von Gen 10umfaten die spteren Stammbume noch
Abkmmlinge des sbr. Diese Vlkerschaften spielten also eine andere Rolle
als die brigen in der Vlkertafel erwhnten Zweige der Menschheit. Das
Einfgen von Hebrer-Genealogien in die fortlaufende Erzhlung in ]
knne nur bedeuten, da diese Vlker im Schatten Israels unter dem
6 J.Lewy, Habiru und Hebrer, OLZ 30 (1927),832-833.
7 J.Skinner, Genesis, 1930
2
, 217-218.
8 G. E. Kraeling, The Origin of the Name Hebrews, AJSL 58 (1941), 246-247.
H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 54-55, bemerkt hierzu folgendes: "Indeed,
the Old Testament itself indicates that Hebrews, a gentilic formed from the eponymous
ancestor Eber, covered a much wider group of peoples."
10 K.Koch, VT 19 (1969), 39. 71-81.
11 K.Koch, VT 19 (1969), 39.
[2 K. Koch, VT 19 (1969), 73.
lJ K. Koch bernimmt hier die These R. Rendtorffs, siehe O. H. Steck, Genesis 12,1-3 und die
Urgeschichte des Jahwisten, 1971, 537-538 Anm.36 und 39.
14 K. Koch, VT 19 (1969), 73.
186 ebrEber - Stammvater der eibrim Hebrer?
sbr Eber in Beziehung zu den babirund den sibrim 187
gleichen gttlichen Walten sich ausbreiteten und ihre jeweils. gottgewollte
Heimat so fnden wie Israel sein Gelobtes Land. Die Hebrer-Vlker
wrden von J auch darin bereinstimmend gezeichnet, da sie fast alle eine
Sechser- oder Zwlfergruppierung aufwiesen. Fr J sei Jahwe, der Gott
Sems, als - zumindest potentieller -Gott aller Shne Ebers nicht blo
Phrase, sondern eine in der Geschichte erkennbar waltende Wirklichkeit.
l s
Aus Nu 24,22.24, die einer nachjahwistischen Redaktion zuzuweisen
seien, ergebe sich, da nach der Bileamsage mit Eber die im letzten
Bileamlied genannten Vlker Israel, Moab, Edom, Amalek und Kain
gemeint seien. Diese Erklrung passe aufs beste zu dem, was J als Shne
Ebers in seiner Genealogie ausgewiesenhabe. Also habe sich der umfngli-
che Hebrer-Begriff, der nicht nur Israel, sondern eine Reihe festumrisse-
ner Nachbarvlker umfasse, bis in die nachexilische Zeit hinein gehalten."
Desgleichen werde von diesemAnsatz aus das Hebrer-Gesetz im Bundes-
buch Ex 21,1-6 verstndlich. Der hebrische Sklave, der sechs Jahre
dienstverpflichtet und im siebenten Jahr freizulassen ist, meine gewi nicht
den Sklaven berhaupt, sondern nur eine bestimmte Art von Sklaven. Es
handle sich um einen Angehrigen der eibn-Vlker, wobei die Israeliten
selbstverstndlich einbegriffen seien."
Das J Werk sehe zwar in Israel den erstgeborenen. Sohn Jahwes und
Trger einer besonderen Verheiung, kenne aber einen weiteren Kreis von
Hebrer-Vlkern, die mit Israel verwandt seien. Der Grund fr diese Sicht
sei in der Ideologie des Groreichs David zu sehen. Denn kaum habe sich
unter David ein Knigtum in Israel ausgebildet, habe es weit ber die
Grenzen des Zwlfstmmeverbandes hinausgedrngt. David sei es nach 11
Sam 8 anscheinend binnen kurzem gelungen, die benachbarten Moabiter,
Ammoniter, Aramer und Edomiter seinemStaat einzuverleiben und durch.
ein kompliziertes System von Vasallenstaaten und unterworfenen Provin-
zen zu verwalten. Hinter dieser Groreichsbildung habe. auer roher
militrischer Gewalt auch eine tragfhige Ideologie gestanden, von der
sowohl David wie auch seine nicht-israelitischen Untertanen durchdrungen
gewesen seien. David habe sich bei seinem Vorgehen auf eine Verwandt-
schaft mit Israel berufen. Sein Groreich decke sich berraschenderweise
mit dem Wohngebiet der Hebrervlker im jahwistischen Werk. Es ergebe
sich mit Sicherheit, da der Gedanke einer Zusammengehrigkeit der
Hebrervlker bis in die frhe Knigszeit, in der J sein Werk abgefat
habe, fr bestimmte Kreise Israels von religiser Bedeutung gewesen sei."
Die Grundlage der historischen Rekonstruktion, die K. Koch vorge-
tragen hat, bilden mehrere Voraussetzungen, von denen die wichtigsten die
is K. Koch, VT 19 (1969), 73. 75.
16 K.Koch, VT 19 (1967), 77-78.
17 K. Koch, VT 19 (1969), 78.
18 K. Koch, VT 19 (1969), 78-81.
Frhdatierungen von r und der eibn-Belegel, sowie die Annahme der
historischen Zuverlssigkeit der genealogischen Listen sein drften. Den
greren allumfassenden Rahmen bildet letztlich die Annahme, da es
mglich sei, von einem Kreis von Hebrervlkern zu sprechen, zu denen
auch Israel gehre.
Wenn wir die zuletzt erwhnte Rede von den Hebrervlkern betrach-
ten, dann drfte klar sein, da K. Koch hiermit die ltere Tradition der
ethnischen Deutung der lJabir weiterfhrt, die davon ausging, da die
Hebrer entweder mit der ethnischen Gruppe der !Jabir identisch seien
oder da sie von einer der lJabir-Gruppen abstammten und als
solche in die Wohnsitze des spteren Israel eingewandert seien."
Ferner drfte zu fragen sein, ob es zulssig sein kann, den genealogi-
schen Listen in Gen 10 und 11 historisch zuverlssige Informationen zu
entnehmen. K. Koch leitet aus der Frhdatierung von J ab, da in den
genealogischen Listen historische Erinnerungen und Anschauungen aus der
Zeit Davids berliefert seien. Es wird jedoch, von einem kritischen Stand-
punkt aus gesehen, kaum mglich sein, aus diesen Listen irgendwelche
Daten ber Israels wahre ethnische Vorfahren oder ber einen Kreis von
Hebrervlkern zu entnehmen."
Wir werden deshalb nicht in der Annahme fehlgehen, da K. Koch
auch in seiner historischen Auswertung der genealogischen Angaben ber
sbr Eber P. A. Munch folgt. Dieser hatte auch die Genealogien als direkte
Quellen ber ein frheres Hebrerturn der Israeliten angesehen. Denn die
Lebensweise der spteren Israeliten als frhere lJabir = sprm = eibnm
Vorbergehende, Umherstreifende, Halbnomaden sei nmlich auch in
den Stammbumen bewahrt worden." Er schreibt hierzu: In diesen
<Stammbumen> werden eine Reihe von Vlkern und Stmmen dadurch als
(ursprngliche) Hebrer bezeichnet, da sie als Nachkommen eines
gemeinsamen Urahnen 'Eber betrachtet werden. Dabei handelt es sich,
soweit die betreffenden Stammesnamen uns noch bekannt sind, ausschlie-
lich um solche Vlker und Stmme, die wir noch in historischer Zeit als an
den Grenzen des Kulturlandes zeltende, bzw. aus der Wste ins Kulturland
bersiedelnde, zur Ansssigkeit neigende, Nomaden oder Halbnomaden
kennen. 24
19 K.Koch, VT 19 (1969),81, frhe Knigszeit.
20 K. Koch, VT 19 (1969), 40-71.
21 Siehe Kap. 3 und Kap. 7.2.
22 Siehe auch die kritischen Anmerkungen zur These K. Kochs bei C. H. J. de Geus, The
Tribes of Israel, 1976, 185-186; S.Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 78 Anm.41;
H. Donner, Geschichte 1, 1984, 71.
23 P. A. Munch, Die wirtschaftliche Grundlage des israelitischen Volksbewutseins vor Saul,
ZDMG 93 (1939), 223.
24 P.A.Munch, ZDMG 93 (1939),223.
188 ebrEber - Stammvater der vibrim Hebrer?
sbr Eber in Beziehung zu den habiruund den eibrim 189
Er folgert hieraus ferner, da diese Genealogien nicht auf Grund einer
Kenntnis von der rassischen Zugehrigkeit dieser Vlker aufgestellt worden
seien, da ihre faktische Grundlage vielmehr eine in der jahwistischen
Tradition noch lebende Erinnerung von dem (vom Zeitpunkt des Jahwisten
gesehen einstigen oder jetzigen) Hebrertum der betreffenden Stmme
sei."
Es wurde auch geltend gemacht, da ebr Eber keine alte Tradition
verkrpere." H. Gunkel zog es wohl deshalb vor, -br nicht mit den habir
zusammenzusehen, sondern eher an einen Zusammenhang mit den iand-
schaftsbezeichnungen ebr hjrdn Jenseits des Jordans, je nach dem Stand-
punkt des Sprechenden stlich oder westlich vomJordan, und dem ebr hnhr
Jenseits des Flusses, dem Land westlich von Syrien und Palstina oder gar
einem ebr in der syrischen Wste zu denken."
C. Westermann leitet aus der Notwendigkeit, Eber als Personenname
zu verstehen, ab, da mit ebr nicht die babir gemeint sein knnten. Als
He!os eponymos der Israeliten knne Eber deswegen nicht gemeint sein,
weil, worauf U. Cassuto hingewiesen habe, die Bezeichnung der Israeliten
als eibrzm gewhnlich entweder von Nichtisraeliten oder im Gesprch mit
Nichtisraeliten gebraucht werde. Es knne auch deswegennicht der spezifi-
sche Stammvater Israels sein, weil auer Israel viele andere Vlker von ihm
hergleitet wrden. Nur in dem spten Zusatz Gen 10,21b klinge eine solche
Bedeutung an."
Im Falle des Stammvaters sbr Eber drfte auf Grund der bisher
gefhrten Diskussion in erster Linie zu entscheiden sein, ob der Name von
einer Landschaftsbezeichnung abzuleiten, oder mit habiru bzw. eibn in
Beziehung zu setzen ist.
Fr einen Landesnamen knnten die Bildungen von Landschaftsbe-
zeichnungen mit sbr sprechen." Es ist deshalb verstndlich, da dieser Weg
schon mehrmals beschritten wurde" und vor allem auch in Gen
14,13 fr diese Deutung geltend gemacht wurde."
25 P. A. Munch, ZDMG 93 (1939), 225.
2. H. Cazelles, The Hebrews, 1973, 2, schreibt: "The notion of an vbrpopulation wider than
Israel does not seem to belong to the old Israelite traditions, but comes from an internation-
al concept by which Abraham, the father of nations (Gen. 17; P) or father of the Keturah
tribes (Gen. 25; J), could include among this descendants more than Israel."
27 H. Gunkel, Genesis, 1910
3,91.
28 C. Westermann, Genesis, BK 1/1,1976
2,701.
29 AHw, S.181: Eber nri Transmesopotamien, Syrien; CAD E, S. 8: ebernri 2. "Beyond
(i. e., west of) the River (Euphrates) (geographical term referring to Upper Syria, etc.)",
30 F. Hommel, Die altisraelitische berlieferung, 1897, 257-258; H. Gunkel, Genesis, 1910
3
,
91. 156, bezeichnet cEber als Landesnamen, wobei er offen lt, ob ebrvon cbrhjrdn, ebrh
nhr oder an ein drittes cEber in der syrischen Wste zu denken sei; S. Landersdorfer, TQ
104 (1923), 212-214.
31 Siehe Kap. 8.1.10.
Da jedoch ein Land sbr Eber nicht bekannt ist" und auch :JtEea'tl)t;
nur als eine spte Etymologie von eibn anzusehen ist, vermgen diese
Erklrungen von sbr Eber in der Genealogie kaum zu berzeugen. Sie
knnen aber auch nicht ausgeschlossen werden. Denn es bleibt mglich,
da ebr eine Abkrzung von Ebernri ist. Nehmen wir dagegen an, da sbr
in Gen 10,21.25; 11,14-17 direkt von babiru = sbr abzuleiten sei, dann fehlt
uns jede Erklrungsmglichkeit fr diesen Sachverhalt der berlieferung.
Falls diese Annahme richtig wre, ergbe sich nur, da das Wort babiru hier
in einem vllig neuen Sinne verwendet wrde. Auch ein unmittelbarer
Zusammenhang mit eibnwre auf diesem Wege nicht gegeben.
Es sind auch jene zu erwhnen, die in sbr Eber eine Wortbildung
sehen, die von eibnaus geschaffenworden sei" und womit das Ziel verfolgt
werde, fr die sibrim Hebrer einen gemeinsamen Stammvater zu postu-
lieren."
Unabhngig von jeder Hypothese ber die Herkunft von ebr wird
daran festzuhalten sein, da wir es in den Genealogien mit historischen
Rekonstruktionen zu tun haben, aus denen weder geschichtliche Erinne-
rungen ber frhere Vlkerbewegungen noch ber einen weiteren Kreis
von Hebrervlkern" zu destillieren sind.
Es drfte auch die Hypothese F. Hommels auszuschlieen sein, da
eibnein Nomen 'Eber voraussetze."
Alle berlegungen zu ebr werden davon auszugehen haben, da Gen
10,21.25 r und Gen 11,14-17 p38 zuzuordnen sind. Wir gelangen damit
frhestens in die exilische Zeit. Die Belege fr Eber scheiden somit auf
jeden Fall als mgliche historische Zeugnisse ber einen Zusammenhang
zwischen babir und sibrim Hebrern aus. Diese spten Konstruktionen
ber frhere ethnische Verhltnisse knnen deshalb auch keinen ernsten
32 Siehe Kap. 6.3. zu Nu 24,24.
33 P.Jensen, TLZ 34 (1909), 532, sieht diese Ableitung von eibri als denkbar an; F. Schmidtke,
Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933, 44, argumentiert z. B.: Sekundr von sibri
wurde dann der Name des Stammvaters seber gebildet; siehe auch A.Malamat, JAOS 88
(1968), 166; ders., Ursprnge und Frhgeschichte, 1978,53; Ch. Bermant - M. Weitzman,
Ebla, 1979, 185-186.
34 M. Greenberg, Hab/piru and Hebrews, 1970,281 Anm. 37, schreibt: "The biblical genealo-
gists will then have combined the fact that the Patriarchs were siorimwith the fact of their
kinship with other Aramean and Arabic tribes to create the eponymous ancestor Eber, from
whom all descended."; siehe auch ders., The Hab/piru, 1955, 93f. Anm.44. Da B. Lands-
berger, KIF 1 (1930), 329, den Stammesheros Eber als ein knstliches Gebilde der
Gelehrten bezeichnet, drfte er gleichfalls hier zu nennen sein.
35 So z.B. P.A.Munch, ZDMG 93 (1939), 225.
3. F. Hommel, Die altisraelitische berlieferung, 1897, 257.
37 H. Gunkel, Genesis, 1910
3
, 91-92;C. Westermann, Genesis. BK 1/2, 1976
2,699-701.
38 H. Gunkel, Genesis, 1910
3
, 155-156; C. Westermann, Genesis. BK 1/2,1976
2,747.749.
6.2. ebr in den Texten von Ebla?
Ausgangspunkt fr Diskussionen ber die Verbindung der Israeliten mit
anderen semitischen Gruppen abgeben."
Als Ergebnis dieser Uberlegungen ist deshalb festzuhalten: Wenn wir
annehmen, da Eber am ehesten eibn zur Grundlage hat, dann erweist sich
auchebr Eber als Zeugnis fr das Gentilizium eibnund dessenVerwurze-
lung im nachexilischen Sprachgebrauch.
3. Siehe Kap. 7.3.
40 D. O. Edzard, ARET 2,1981,15, zu Nr. 3 VI 4, schlgt anstelle von Si-piidie Lesung Zi-kir
vor.
41 D. O. Edzard, ARET 2, 1981, 13 III 3; 39 11 4: Ib-ri-um.
42 G. Pettinato, The Royal Archives ofTell Mardikh-Ebla, BA 39 (1976), 47; ders., Un impero
inciso nell-argilla. Milano 1979, 315, s. v. Ebrium, lt die frheren Bemerkungen auf sich
beruhen.
43 P. Matthiae, Ebla in the Late Early Syrian Period: The Royal Palace and the State Archives,
BA 39 (1976),109, bemerkt hierzu folgendes: "If something of the ancient splender of Ebla
has remained in the tradition of the Syro-Palestinian area, it is perhaps only the name of the
great king Ebrum, which probably became Eber in biblical tradition and was inserted in
Shem's genealogy." P. Matthiae, Ebla. An Empire Rediscovered, 1980, 294, s. v. Ibrium
erwhnt die Gedanken von 1976 nicht mehr.
191 sbr in den Texten von Ebla?
44 M. Dahood, Ebla, Ugarit e I'Antico Testamento, ce 129/2 (1978), 334-335; so auch D. N.
Freedman, Ebla and the Old Testament, 1982, 328-329.
45 B. Landsberger, Note, 1954, 161; A. Archi, The Epigraphic Evidence from Ebla and the
Old Testament, Bib 60 (1979), 559, bemerkt zu den Andeutungen von G. Pettinato, da
sich diese auf einem hchst hypothetischen Niveau bewegten.
46 A. F. Rainey, IE] 30 (1980), 251. Es bleibt unklar, wie H.-P. Mller, Die Texte aus Ebla.
Eine Herausforderung an die alttestamentliche Wissenschaft, BZ 24 (1980), 162, das
Problem sieht.
47 ]. Bright, A History of Israel, 1980
3
, 78.
48 ]. Bright, AHistory of Israel, 1980
3
, 91. 94-95.
folgendes: Anche altri nomi conosciuti per la prima volta dal Genesi, come
Esau, Ishmael ed Eber, l'antenato del popolo ebraico, compaiono ora in
queste tavollette.v"
Wenn wir die bisherige Forschungsgeschichte in Betracht ziehen,
stehen wir erneut vor dem Problem, ob eine Zusammenschau des neuen
Materials aus Ebla mit dem biblischen ber ebr Eber und die eibrim
Hebrer mglich ist oder ob wir es im Sinne B. Landsbergers mit einer
Neuauflage von fantmes d'homonymie-" zu tun haben.
Die Reaktionen auf die neuen Vorschlge sind nicht einstimmig.
A. F. Rainey, der von der Hypothese ausgeht, da die gabir weder
linguistisch noch soziologisch mit den eibnm Hebrern zusammenzu-
bringen seien, meint, da eibnvom KN Ibrium abgeleitet werden knnte.
Er schreibt mit Ausblick auf die Zukunft der Ebla-Bibel-Forschung folgen-
des: "If the latter term [= eibnl does turn out to derive from the name of
Ibrium, king of Ebla in the late third millennium B.C.E., then at least one
biblical 'parallel' from Ebla will have served a positive purpose, viz. to
eliminate all the theories about eapiru = eibrim.46
Das neue Problem, ob zwischen Ibrium und sbr Eber ein Zusam-
menhang besteht, ist inzwischen bereits Bestandteil der Geschichtsdarstel-
lungen ber Israel geworden. Es wird aus der Sekundrliteratur bernom-
men, da der Name Eber in Ebla belegt sei. Hieraus werden dann weitere
Beweise fr die Historizitt der Patriarchen abgeleitet. Diese Beziehungen
zeigten zwar nicht eine Erwhnung der biblischen Patriarchen selbst,
sondern in erster Linie, da das obere Mesopotamien und Nordsyrien in
der mittleren Bronzezeit von einer Bevlkerung besiedelt gewesen seien,
die mit den Vorfahren Israels verwandt gewesensei und da sie aus diesem
Gebiet ausgewandert seien." Die Hebrer wiederum, die von Eber abgelei-
tet werden, sowie das Wort eibn, werden in diesem Zusammenhang auch
mit den gabir in Beziehung gebracht. Die hebrischen Vorfahren der
Israeliten gelten ferner als Angehrige der gabir-Klasse.48
Nachdem auf auerbiblischem Gebiet nur sehr allgemeine Auerun-
gen ber mgliche Zusammenhnge zwischen dem KN Ibrium und Eber
sowie den cibnm gemacht und diese von bibelwissenschaftlicher Seite
ebr Eber,. - Stammvater der eibrim Hebrer? 190
. Am Anfang der Parallelisierung von eibn mit Material aus Ebla steht
der Hinweis von G. Pettinato auf die hnlichkeit zwischen dem Knigsna-
men Ebr(i)um und sbr Eber in Gen 10,21. Es erschien auf Grund der
neuen Texte mglich, eine direkte Verbindung zwischen dem Vater aller
Hebrer und dem Ahnen Abrahams herzustellen. G. Pettinato bemerkte zu
diesem Problem: "The kinship of the first three kings [= Igris-Halam, Ar-
Ennum, Ebrum] is unfortunately not very clear, but Ebrum and his two!
successors [= Ibbi-Sipis", Dubuhu-Ada, Irkab-Damu] are respectively
father, son and grandson. Among these kings the most interesting, also for
his biblical reminiscences, is surely Ebrum, whose nameis written Eb-uru-
um, with two possible readings: Eb-ru9-um, whose resemblance to Eber,
the father of the Semits according to Gen 10:21, is truly surprising, or Eb-
ri-um", which inevitably elicits eibn, -Hebrew-, Of the two possibilities I
would choose the second.s"
Dagegen hat P. Matthiae erwogen, da der Name Ebrum in Syrien-
Palstina erhalten geblieben und auf dieseWeisein die biblischeGenealogie
gelangt sein knnte:'
Eine direkte Verbindung zwischen dem biblischen sbrEber und den
Ebla-Texten hat auch M. Dahood hergestellt. Er schreibt diesbezglich
192 sbr Eber - Stammvater der sibrim Hebrer? ebr in Nu 24,24
193
aufgenommen worden sind, besteht die Gefahr, da diese Vermutungen
nun innerhalb der Bibelwissenschaft ein Eigenleben gewinnen.
Es ist zugleich festzuhalten, da auch Vorbehalte gegen eine Zusam-
menschau von eblaitisch Ebrium mit biblisch Eber und eibn bestehen.
eh. Bermant - M. Weitzman argumentieren, da Ebrium vielleicht von
hurritisch iwri Herr-" abzuleiten sei, whrend eibn der Name eines
Volkes oder ursprnglich der einer sozialen Klasse gewesen sei. Die hn-
lichkeit zwischen beiden Namen sei oberflchlich und es sei zwischen ihnen
kein Zusammenhang erkennbar." Was den Vergleich des eblaitischen
Knigsnamens mit sbr Eber von Gen 10,21 betreffe, so hnge die
Reaktion auf die neue Deutung von der Haltung zur fundamentalistischen
Einstellung ab. Der Nicht-Fundamentalist werde wohl der Meinung von
P. Matthiae zuneigen, da der Name in der syro-palstinischen Tradition
lebendig geblieben und in der Form -br Eber in die biblische Genealogie
eingefhrt worden sei. Es bestnden jedoch Vorbehalte gegen diese
Annahme. Denn im Zusammenhang von Gen 10,21 sei Eber als Heros
eponymos anzusehen. Fr den Fundamentalisten ergben sich zeitliche
Schwierigkeiten, den biblischen Eber mit Ebrum in bereinstimmung zu
bringen. Er habe jedoch den Trost, da Eber ein wirklicher Personenname
sei.51
Wenn wir eibnvon habiru ableiten", fr letzteres ein westsemitisches
eb/pr ansetzen und uns dem soziologisch-rechtlichen Verstndnis der
!Jabir anschlieen, besteht keine Mglichkeit, mit einem KN Ebrum
bzw, Ibrium einen Zusammenhang herzustellen. 53 Ein hnliches Ergebnis
erzielen wir auch bei sbr Eber der genealogischen Listen. Denn auch
dieses Wort ist entweder von habiru, eibn oder einem anderen Wort
abgeleitet, so da ein Zusammenhang mit dem Knigsnamen Ebrium bzw.
Ebrum kaum mglich erscheint.
Zusammenfassend ist deshalb festzuhalten, da ein Zusammenhang
zwischen biblischem eibn Hebrer und ebr Eber mit Ebrium ausge-
schlossen sein drfte. Das Problem einer Zusammenschau der Ebla-Texte
und der biblischen Aussagen ber eibri und sbr konnte wohl nur dort
entstehen, wo eine vereinfachte Sicht der seit 1862 andauernden Diskussion
ber die eprw und eibrim und der seit 1890 ber die habir und eibnm den
Ausgangspunkt der berlegungen bildete. v
49 E. Laroche, GLH, S. 85: ewri seigneur, roi, siehe auch P. Fronzaroli, Note sul contatto
linguistico a Ebla, VO 3, 1980, 36-37.
50 Ch.Bermant - M. Weitzman, Ebla, 1979, 185.
51 Ch.Bermant - M. Weitzman, Ebla, 1979, 185-186.
52 Siehe Kap. 8.3.
53 Zu einem negativen Ergebnis mten auch jene kommen, die habiru und eibri vollkommen
trennen und letzteres von cbr jenseits (des jordans) ableiten und eibn direkt mit der
Einwanderung der Hebrer-Israeliten verknpfen.
6.3. ebr in Nu 24,24
Fr die Erklrung von eibri wurde auch sbr in Nu 24,24 von mehreren
Forschern herangezogen.
Die Parallelitt von ebr in Nu 24,24 mit der ethnisch-geographischen
Bezeichnung ktjm
54
hat die Hypothese begnstigt, da es sich bei sbr
gleichfalls um eine solche handle und eibri folglich den Ursprung aus
demselben kennzeichne. 55
K. Koch ordnet Nu 24,22.24 der nachjahwistischen Redaktion ZU.
56
Die Stelle weissage, da Assur einst Kain gefangen nehmen werde, dann
aber Schiffe (?) der Kitter kommen werden, die ihrerseits Assur bedrn-
gen, zugleich aber auch 'Eber bis zum Untergang bedrohen werden. Der
Zusammenhang lege entgegen M. Noth nahe, der meine, da sich die Lage
von Eber schlechterdings nicht mehr feststellen lasse, da damit die im
letzten Bileamlied genannten Vlker gemeint seien, also Israel, Moab,
Edom, Amalek und Kain. Die Erklrung passe aufs beste zu dem, was J als
Shne Ebers in seiner Genealogie ausgewiesen habe. Also habe sich der
umfngliche Hebrer-Begriff, der nicht nur Israel, sondern eine Reihe
festumrissener Nachbarvlker umfasse, bis in die nachexilische Zeit gehal-
ten. Denn ein nachjahwistischer Redaktor, der von einer Gefahr seitens der
Kitter spreche, also aus der gis, sei vor der Perserzeit nicht denkbar."
Es wurde auch der Versuch unternommen, sbrEber vom Stammes-
namen Hbr her zu erklren."
E i ~ e Lsung des mit ebr in Nu 24,24 gegebenen Problems suchte man
auch in der Vokalisierung derselben als Verbalform. 59
Wenn man die mit einer Interpretation von Nu 24,24 verbundenen
Schwierigkeiten in Betracht zieht, dann drfte es bisher kaum geglckt sein,
hierin alte geschichtliche Erinnerungen nachzuweisen und damit die Vor-
stellung von einem greren Kreis von Hebrervlkern. Auch als Land-
schaftsname ist sbr nicht zu erweisen. Es wird wegen der spten Entstehung
dieses Spruches" immerhin in Betracht zu ziehen sein, da eine Anspielung
54 HAL, S.480: ktjjm Kitter.
55 S. Landersdorfer, TQ 104 (1923), 212-214, sieht in Eber die Bezeichnung eines Gebietes
oder wenigstens eines Landstriches westlich von Assur; G.E.Kraeling, AJSL 58 (1941),
252, denkt an ancient Mitanni - territory which included the region that lay -across- the
river (Euphrates) - the district around Harran to which jahwistic tradition points as the
horne of Abram.
56 K. Koch, VT 19 (1969), 77-78.
57 K. Koch, VT 19 (1969), 78 Anm. 1.
58 W. Wifall, jr., Asshur and Ebla, or Asher and Heber? A Commentary on the Last Balaam
Oracle, Num 24,21-24, ZAW 82 (1970),110-114.
59 D. Vetter, Seherspruch und Segensschilderung, 1974,49.51 mit Anm. 551, im Anschlu an
W. F. Albright, The Oracles of Balaam, JBL 63 (1944), 223 Anm. 113.
60 Siehe z. B. HAL, S.480: ktjjm 4.
13 Loretz, ljabir-Hebrer
194 ebr Eber - Stammvater der sibrim Hebrer?
auf ebr in Gen 10 und 11 vorliegen knnte. Umgekehrt scheint es jedoch
ausgeschlossen zu sein, da Nu 24,24 zum Angelpunkt einer Erklrung von
Gen 10 und 11 gemacht werden knnte.
6.4. Zusammenfassung
Aus den genealogischen Angaben in Gen 10,21.25; 11,14-17 ber ebr
und die Erwhnung von ebr in Nu 24,24 lassen sich keine Argumente fr die
Existenz einer Gruppe von Hebrer-Vlkern gewinnen. b nun das sbr
Eber der genealogischen Listen auf gabiru oder auf eibnzurckzufhren
ist, im Kontext der Genealogien bezeugt es nur die historischen Anschau-
ungen, die den Verfassern derselben zu eigen waren. Aus ihnen lassen sich
keine zustzlichen Argumente zum Thema gabir-eibnm gewinnen, die
ber das hinausfhrten, was ein Vergleich der biblischen eibnm-Stellen mit
den Zeugnissen ber die gabir und eprw ergeben hat." Auch die Texte von
Ebla ermglichen keinen Zugang zu einer neuen Deutung von ebr Eber
oder eibnHebrer.
Untauglich drfte der Versuch sein, von der uerst umstrittenen
Stelle Nu 24,24 her eine Aufklrung ber ebr Eber und eibrE zu erhalten.
61 Siehe Kap. 2-3.
Kapitel 7: Von den babir = eprw = sprrn zu den -ibrim
Hebrern
Das Problem des Kategorienfehlers in der historischen Einordnung der
biblischen eibn-Belege
In der Diskussion ber die eibrEm Hebrer wurden seit den Vor-
schlgen von F. Chabas im Jahre 1862 eine Reihe von Lsungsvorschlgen
unterbreitet, die sich verschiedenen Modellen zuordnen lassen.1
In diesem Zusammenhang wird auch aufzuzeigen sein, da die Schlu-
folgerungen, die in und auerhalb der Bibelwissenschaft aus dem gyptolo-
gischen, keilschriftlichen, keilalphabetischen und biblischen Material gezo-
gen wurden, zumeist an einem Fehler leiden, der in der als
rienfehler bezeichnet wird. Dieser entsteht durch Gebrauch eines Wortes m
der Argumentation ohne Bercksichtigung der zeitlichen Differenzen, die
die Wortgeschichte bestimmen.' Negation oder falsche Bewertu?,g der
Zeitepochen in der Geschichte des Gebrauchs der Wrter sprt, gabtru und
eibnliegen fast allen bisherigen Lsungsversuchen in verschiedenem Grade
zugrunde und bedingen auch deren Scheitern oder Ungengen.
7.1. Die soziologische und rechtliche Deutung von eibrE
Der Umbruch, der in der Altorientalistik von einer ethnischen zu einer
soziologischen Auffassung der gabir fhrte, sich alsbald
die Bibelwissenschaft auswirken. Denn in deutlichem Anschlu an die m
der deutschen Assyriologie entwickelte soziologische Deutung der gabir
und der Zuordnung des Wortes zu den Appellativa wird im Jahre 1934
sowohl von A. Alr' als auch von M. Noth' gleichzeitig ein soziologisches
1 In diesem Zusammenhang sind einige kleinere Wiederholungen von Ausfhrungen, die in
Kap. 2-6 gemacht wurden, unvermeidbar. Es drfte aber doch von Nutzen und wohl auch
vonnten sein, die verschiedenen Argumentationsmodelle nach Gruppen zu ordnen.
2 Siehe zum Kategorienfehler und den damit zusammenhngenden Problemen Kap. 7.3.
3 Siehe Kap. 3.
4 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,291-293.
5 M. Noth, Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 99-112.
13*
196 Von den kabir = cprw = cprw zu den cibrim Hebrern Die soziologische und rechtliche Deutung von cibri 197
Verstndnis von cibn gefordert. Da A. Alt die Prioritt zusteht', wird die
neue Interpretation von cibnzumeist mit seinem Namen verbunden.
Eine in Ansatz und Konsequenzen fr die Frhgeschichte Israels vllig
verschiedene Konzeption einer soziologischen Deutung des Hebrer-Pro-
blems hat denn G. E. Mendenhall vorgetragen/
Auerhalb des streng bibelwissenschaftlichen Gebietes hatte bereits
der Soziologe M. Weber eine soziologische Interpretation von cibn in Ex
21,2 vorgelegt. Da seine Gedankengnge ber das antike Judentum auf
heute kaum noch kontrollierbaren Wegen auch auf die Bibelwissenschaft
eingewirkt haben drften, sind auch seine uerungen in diesem Zusam-
menhang zu bercksichtigen.
7.1.1. Max Weber (1864-1920) - gabir und Hebrer im Rahmen seiner
Darstellung des antiken Judentums'
In seiner Darstellung des antiken Judentums bespricht M. Weber auch
die Beziehungen zwischen den Hebrern und den !Jabir. Fr die Beurtei-
lung seines Beitrages ist zu bercksichtigen, da Das antike Judentum
vom Oktober 1917 bis Dezember 1919 im Archiv fr Sozialwissenschaft
und Sozialpolitik erschienen ist und wohl auch erst seit Beginn des Jahres
1917 in diese Form gebracht worden ist.' .
Diese Zeitangaben sind insoweit von besonderer Bedeutung, als fr
ihn F. Bhls Beitrag zum gabir-Problem
1o
die letzte Arbeit war, auf der er
aufbauen konnte. 11
In Anlehnung an F. Bhl hlt er es nicht fr wahrscheinlich, da
gabiru von ~ b r Genosse abzuleiten sei und sich daraus etwas ber einen
Schwurbund- der Hebrer ergebe. Er hlt nur eine Identifikation der
sibrim mit den gabir fr mglich und wahrscheinlich. 12
M. Weber hat aus der lteren Literatur die Unterscheidung zwischen
nrdlichen SA.GAZ und sdlichen gabir bernommen." Erstere seien aus
Mesopotamien zugewandert, whrend letztere als die sibrim Jenseitigen,
6 M. Noth, Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 107 Anm.1, bezieht sich bereits auf A. Alt.
Der These A.Alts haben sich dann u.a. auch W. von Soden, OLZ 38 (1935),431; G. von
Rad, Hebrer, in: ThWNT 3, 1938,359, angeschlossen.
7 Siehe 7.1.3.
s M. Weber, Das antike Judentum, 1920.
W. Schluchter, Altisraelitische religise Ethik und okzidentaler Rationalismus, 1981, 13 mit
Anm.8 (5.59-60).
10 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911.
11 M.Weber, Das antike Judentum, 1920, 82 Anm.3.
12 M. Weber, Das antike Judentum, 1920, 81-82 mit 5.82 Anm.3.
13 M. Weher, Das antike Judentum, 1920, 134.
d. h. wohl die Ostjordanischen, anzusehen seien. Die cibrim seien deshalb
nur als Teil der Gruppen zu betrachten, die dann zu Israel zusammenge-
wachsen seien."
Lange vor der soziologisch-rechtlichen Interpretation von Ex 21,2
durch A. Alt hat M. Weber eine in diesem Zusammenhang hchst beach-
tenswerte Interpretation von Ex: 21,2 versucht. Er schreibt hierzu: Dort
[= im Bundesbuch] wird der Schuldsklave als <hebrischer Knecht> bezeich-
net (Ex 21,2 ebenso im Seisachthiebeschlu Zedekias Jer. 34,9-14 und
Deut. 15,12). Der Ausdruck stand hier vielleicht in Erinnerung an den
Sprachgebrauch alter Seisachthie-Vertrge des Stadtadels mit den Bauern im
Gegensatz zum nicht <hebrischen>, das hiee in diesem Fall stadtsssigen,
Patrizier. Auf hnlichen Grnden knnte die an sich auffllige Unterschei-
dung der bei den Philistern verknechteten Stammesgenossen als <Hebrer>
von <Israel> I Sam. 14,21 beruhen.s"
Der Gedanke, der von M. Weber selbst noch mit einem kursiven
vielleicht versehen vorgetragen wird, erscheint dann bei A. Alt unter
Heranziehung der soziologisch-rechtlichen Anschauung ber die gabir als
eine sichere Interpretation." Da A. Alt sich mit den Darlegungen von
P. A. Munch weitgehend einig wei", und dieser auf M. Weber aufbaut",
drfte es nicht auszuschlieen sein, da die soziologisch-rechtliche Deu-
tung A. Alts von cibri in Ex 21,2 ihren Ursprung bei M. Weber hat oder von
dort einer der Anste kommt, die A. Alt bewegt haben.
Whrend bei M. Weber die habir und sibrirn nur am Rande erwhnt
werden, haben dann andere versucht, Gedanken aus seinem Werk zur
Grundlage ihrer berlegungen ber die Hebrer und die Entstehungsge-
schichte Israels zu machen und zu einem System auszubauen. In diesem
Zusammenhang sind P. A. Munch und F. Helling zu nennen.
F. Helling sieht in den Hebrern sowohl eine Volksgruppe als auch
Leute mit einer niedrigen sozial-rechtlichen Stellung. Er verbindet hiermit
die Hypothese von A.Jirku mit der entgegengesetzten, in der gabiru als ein
Appellativum aufgefat wird. I' Er gelangt auf diesem Weg zu folgender
Bestimmung der Israel-Hebrer: Nach der Bibel sowohl wie nach den
Keilschrifturkunden waren also die Hebrer in allen Kulturstaaten abhn-
gige, zu Diensten oder Abgaben verpflichtete Leute in deklassierter Stel-
lung. Damit ist der urkundliche Beweis dafr erbracht, da sich die
Hebrer nicht durch die Primitivitt ihrer nomadischen Produktionsweise,
14 M. Weber, Das antike Judentum, 1920, 133-134.
15 M. Weber, Das antike Judentum, 1920, 134 Anm.2.
16 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 291-294; ders. Erwgungen ber die
Landnahme der Israeliten in Palstina, 1939, 172 mit Anm. 2.
17 A.Alt, Erwgungen ber die Landnahme der Israeliten in Palstina, 1939, 175 Anm.2.
18 Siehe Anm.24-25.
1. F. Helling, Die Frhgeschichte des jdischen Volkes, 1947, 59-60.
198 Von den babir = cprw = cprw zu den cibrim Hebrern
Die soziologische und rechtliche Deutung von cihr! 199
sondern durch die Niedrigkeit ihrer rechtlich-politischen Stellung von den
Kulturvlkern des alten Orients unterschieden. Dieses sie kennzeichnende
Schicksal wird gemeint sein, wenn in den babylonischen Texten Hebrer-
Fhrer als -Harbisipak der Hebrer> und -Kudurra der Hebrer> und in der
Genesis (14,13) der Ahnherr Israels mit dem gleichen Ausdruck als <Abra-
ham der Hebrer> bezeichnet werden (A.Jirku WH S. 12.16.18).20
Diese Charakterisierung der Israeliten-Hebrer erlaubt es ihm die
Theorie M. Webers vom jdischen Pariavolk" bereits auf die Patriarchen zu
bertragen," Diese Deutung erlaubt es ihm sogar, einen Paria-Gott der
Hebrer zu konstruieren. Denn zusammenfassend stellt er fest: In Wirk-
lichkeit best:md, wie wir sahen, die Eigenart der mosaischen Religion darin,
da der. Paria-Gott der I-:Jebrer im Gegensatz zu den Schutzgttern aller
ein revolutionrer Gott der Landeroberung war.s"
DIe soziologischen Entwrfe M. Webers ber das antike Judentum
werden von F. Helling als Beweismittel fr seine historisierende und funda-
mentalistische Auffassung der Frhgeschichte Israels verwendet. Im
Anschlu an A.Jirku versteht er cibngrundstzlich als ein Ethnikon und
verbindet damit die soziologisch-rechtliche Auffassung nur insoweit als sie
seinen Zielen dienlich ist. '
In breitem Umfange hat auch P. A. Munch versucht, die Anschauun-
gen M. Webers fr eine neue Darstellung der Entstehungsgeschichte Israels
nutzbar zu machen." Er entnimmt ihr einzelne Gedanken im Rahmen
seiner Ausarbeitung einer Hypothese von der Entwicklung eines besonde-
ren speziellen Ausfhrungen
zum Hebraertum kann er sich Jedoch im einzelnen nicht auf M. Weber
berufen.
20 F. Helling, Die Frhgeschichte des jdischen Volkes, 1947,61-62, siehe ferner 144.
21 M. Weber, Das antike Judentum, 1921, 281-400. Siehe zu dieser Theorie M. Webers u. a,
Sh. N. Eisenstadt, Max Webers antikes Judentum und der Charakter der jdischen Zivilisa-
tion, 1981, 171-175; F. Raphael, Die Juden als Gastvolk im Werk Max Webers, 1981,
224-260.
22 Whrend M. Weber, Das antike Judentum, 1920, 281, die Entstehung des jdischen
Pariavolkes bei den vorexilischen Propheten ansetzt, wendet F. Helling diese Terminologie
bereits auf die Patriarchenzeit, Israel in gypten sowie Mose und sein Werk an.
23 F. Helling, Die Frhgeschichte des jdischen Volkes, 1947, 156.
24 P. A. Munch, Die wirtschaftliche Grundlage des israelitischen Volksbewutseins vor Sau!.
Ein Beitrag zur Vorgeschichte Israels, ZDMG 93 (1939), 217-253.
25 P.A.Munch, ZDMG 93 (1939), 225-253.
7.1.2. A. Alt (1883-1956)26 und M. Noth (1902-1968)27 - babiru und cibnm
im Rahmen der territorial- und traditionsgeschichtlichen Lsung des
Landnahmeproblems
In seiner Abhandlung zu den Ursprngen des israelitischen Rechtes
gelangt A. Alt zum Ergebnis, da das kasuistisch formulierte Recht der
Israeliten nhere Berhrungen zu den auerisraelitischen Rechtsbchern
des alten Orients aufweise." Wie weit diese Beziehungen gingen, liee sich
nach A. Alt leicht entscheiden, wenn sich das kasuistisch formulierte Recht
innerhalb und auerhalb des Bundesbuches als in demselben oder wenig-
stens in hnlichem Mae von spezifisch israelitischem Geist durchtrnkt
erweisen liee wie die anderen Gattungen. Aber dieser Nachweis werde
schwerlich gelingen; vielmehr liege offen zutage, da das kasuistisch formu-
lierte Recht im Hexateuch, wo immer ihm seine ursprngliche Gestalt
erhalten geblieben sei, der uns hinreichend bekannten Eigenart israeliti-
schen Denkens und Wollens gegenber eine vllig neutrale Stellung ein-
nehme. Nirgends in ihm wirke sich das sonst gerade auch im Recht stark
hervortretende israelitische Volks bewutsein aus, berall werde in ihm wie
zumeist auch in den anderen altorientalischen Rechtsbchern auerhalb
Israels nur das Verhltnis von Mensch zu Mensch ohne Rcksicht auf
nationale Zusammengehrigkeit oder Verschiedenheit ins Auge gefat und
rechtlich geregelt. Man habe freilich das Gegenteil aus den Worten folgern
wollen, mit denen zugleich der erste kasuistisch formulierte Satz des
Bundesbuches ber das Recht des Schuldsklaven beginne und die ursprng-
lich gelautet haben werden: kj jmkr 'jscbrj Gesetzt, da ein hebrischer
Mann sich verkauft." Denn man habe geglaubt, das Wort hebrisch als
Nationalittsbezeichnung des Israeliten verstehen zu drfen, und wenn
diese Auffassung zutrfe, so wre allerdings die Einwirkung des israeliti-
schen Volksbewutseins auf das kasuistisch formulierte Recht zum minde-
sten fr diesen einen Punkt bewiesen. Aber schon ein Blick auf die sonstige
Verwendung des Wortes cibnHebrer, hebrisch im Alten Testament
htte nach A. Alt vor einer so weitgehenden, durch Geist und Inhalt des
kasuistischen Rechts im brigen nicht besttigten Schlufolgerung warnen
sollen. Seine Begrndung lautet folgendermaen: Denn eine echte und
volltnende Nationalittsbezeichnung fr den Israeliten ist das Wort wahr-
scheinlich nicht einmal an den zwei sehr spten Stellen, die man noch am
ersten dafr geltend machen knnte [= Gen 14.13; Jon 1,9]; kein
Geschichtsschreiber, kein Dichter, kein Prophet gebraucht es jemals in
diesem Sinne, und in der Rechtssprache tritt es durchaus nur als Bezeich-
2. H.Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 147-155.
27 H.Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 157-163.
28 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 290-291; ders., Hebrer, 1959,
105-106.
29 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 291.
200 Von den kabir = cprw = cprw zu den sibrim Hebrern
Die soziologische und rechtliche Deutung von cibri
201
nung dessen auf, der sich in die Schuldsklaverei verkauft.... cibn <Hebrer>
hat demnach in vlkischer Hinsicht genau so wenig und in rechtlicher
genau so viel zu besagen wie das Wort babiru in Keilschrifturkunden des 3.
und 2.Jahrtausends v. Chr, aus Babylonien, Mesopotamien, Kleinasien
und Palstina, das mit cibnnicht nur der Bedeutung nach bereinstimmt,
sondern gewi auch sprachlich zusammenhngen wird, obwohl eine ein-
wandfreie Ableitung fr beide bisher nicht gelungen ist.30
Das Zusammentreffen der nach A. Alt als Klassenbezeichnungen auf-
zufassenden Wrter cibr; Hebrer und saebaed Sklave in Ex 21,2 lst er
auf doppelte Weise. Denn einerseits fordert er als ursprnglichen Text kj
jmkr 'jS cbrj Gesetzt da ein hebrischer Mann sich verkauft-" und
andererseits argumentiert er, da im Text kj tqnh cbd cbrj das saebaed
hchstens proleptisch zu verstehen sei."
Gegen diese Deutung von aebaed cibn wird eingewendet, da der
rechtlich soziale Terminus aebaed laute." Die Parallelstellen Gen 39,17
und 41,12, wo Josef als saebaed cibnbezeichnet wird, lieen kein prolepti-
sches Verstndnis von saebaed zu. Denn Josef sei hier eindeutig ein in den
Augen der gypter auslndischer hebrischer Sklave. Diese Parallelstel-
len machten es wahrscheinlich, da auch in Ex 21,2 und den entsprechen-
den Texten nicht zwei einander ausschlieende rechtlich-soziale Klassifizie-
rungen mit Bezug auf einen Mann angegeben werden sollen, sondern da
hier durch die ethnische Angabe cibr; die rechtlich-soziale Bezeichnung
aebaed noch nher bestimmte werde.
Die <proleptische> Deutung von saebaed cibr;, die den Widerspruch
zweier soziologisch-rechtlicher Kategorien in ein zeitliches Nacheinander
auflst und dabei zur Annahme gezwungen ist, da der Betreffende
zunchst ein cibr;, d. h. frei, aber in rechtlicher und sozialer Bedrngnis
war, sich dann selbst verkaufte und so zum saebaed (Schuld-)Sklaveo
wurde, baut auf der Annahme auf, da Ex 21,2 ein alter Text sei, der die
ursprngliche Bedeutung von cibn berliefere, und cibr; hier genauso zu
verstehen sei, wie babiru in den Quellen des 3. und 2. Jahrtausends v. Chr.
34
30 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 292-293.
31 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 291.
32 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 291f. Anm.2; M. Noth, Exodus,
1978", 143, schreibt: Die Formulierung -hebrischer Sklave> ist wohl proleptisch gemeint,
insofern ein -Hebrer- dadurch, da ein Israelit ihn -erwarb-, zum Sklaven wurde.
33 I. Riesener, Der Stamm sbd, 1979, 116-117; siehe zur Kritik an A.Alt auch L.-H. Vincent,
RB 44, 1935, 302-304.
34 A.Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 293; ders., Hebrer, 1959, 105;
M. Noth, Exodus, 1978", 143, bemerkt: In den Hauptrechtssatz ber den Sklaven (V. 2)
tauchen zwei termini technici auf, die aus der altvorderasiatischen Rechtssprache stammen
und vor allemimZweistromland und in Syrien-Palstinavielfachbezeugt sind, deren exakte
Bedeutung aber nicht sicher zu fassen ist. Es handelt sich einmal um den Begriff cibr;
(d-Iebrer-, <hebrisch... Sicher ist, da er nicht eine bestimmte Volkszugehrigkeit
Dagegen ist nicht nur einzuwenden, da Ex 21,2 ein .spter Text ist",
sondern auch zu bemerken, da die cibr;m als eine SOZIale Klasse oder
Gruppe, die besondere rechtliche Regelungen erforderten, sonst in Israel
nicht nachweisbar sind.
Die spte Entstehungszeit von Ex 21,2 erklrt auch die
da in Ex 21,2-11 keine streng kasuistisch formulierten
gen." Der ganze Abschnitt vermittle den Eindruck, da nicht
Auseinandersetzungen im Hintergrund stnden, sondern. hier em
geltendes Rechtsinstitut beschrieben werde, nach dem man m Israel zu
richten habe. Der genannte Charakter des Sklavengesetzes ser wohl auch
der Grund dafr, da gerade Ex 21,2 eine der EinbruchsteIlen des stilfrem-
den Du der Anrede geworden sei.
Wenn wir davon absehen, cibr; in Ex 21,2 dem babiru der Quellen des
3. und 2.Jt. s. v. Chr. unter Auerachtlassung de.r gleichzl;!-
stellen, werden wir jenen zuzustimmen haben, die m dieser Regelung em
Gesetz der jdischen Gemeinschaft sehen, die zwischen Sklaven aus der
eigenen Volksgemeinschaft der sibrim Hebrer und fremden unter-
scheidet."
Im System von A. Alt und M. Noth werden die
rechtliche Auffassung von cibr; alle Probleme grundstzlIch eliminiert, die
bis dahin in der ethnisch-vlkischen Auffassung mit den -ibrim Hebrern
als einwandernden Gruppen, aus denen spter Israel ganz oder teilweise
entstanden sei, verbunden waren. Die als spt anerkannten cibn-Belege Gen
14,13 und Jon 1,9 werden als archaisierender Sprachgebrauch erklrt."
bezeichnet, sondern eine rechtlich-soziale Stellung im Rahmen der <Stnde>-Ordnung
altorientalischer Gemeinwesen des 2.Jahrtausends v. ehr. Die ,Hebrer> waren Leute
verschiedener Nationalitt, die nicht zur vollberechtigten oder gar privilegierten Bevlke-
rung gehrten, sondern untergeordnete Dienste bernahmen und bernehmen muten,
allerdings, so weit ersichtlich, in der Regel nicht gerade Sklavendienste.... Der Grund der
-Erwerbung- drfte in erster Linie der gewesen sein, da ein solcher <Hebrer> wegen
wirtschaftlicher Notlage sich <erwerben> lassen mute.; ders., Geschichte Israels, 1956
3
,
39.
35 Siehe Kap. 5.
3" G. Liedke, Gestalt und Bezeichnung alttestamentlicher Rechtsstze, 1971,51-52.
37 I. Rapaport, The Origins of Hebrew Law, PEQ 73 (1941),160-164; I. Riesener, Der Stamm
cbd, 1979,41-42. 115-117.
38 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 292 Anm.2; ders., Hebrer, 1959,
105; M. Noth, Ewgungen zur Hebrerfrage, 1934, 112, hat den spten .Gebrauch
Hebrer als Nationalittsbezeichnung, der jedoch im AT noch an keiner Stelle mit
Sicherheit nachzuweisen sei, damit erklren wollen, da dieser vielleicht lediglich auf einer
gelehrten, aber nicht zutreffenden Auslegung der schriftlich und
lebendigen israelitischenberlieferung beruhe. Weil nach dieser Uberheferung die
sehen Stmme gelegentlich in bestimmten Situationen von sich sagen konnen, wir sl?d
-Hebraer- , darum habe man schlielich die Worte Israel und Hebrer fr gleichberechtigt
gehalten.
202
Von den habir;; = <prw = <prw zu den <ibrim Hebrern Die soziologische und rechtliche Deutung von <ibri 203
Obwohl M. Noth das Fortleben des Wortes babiru in <ibn postuliert,
leitet er aus der weiten Verbreitung des ersteren ab, da keinerlei Grund
vorliege, die !Jabir der Amamatafeln in irgendeine sachliche Verbindung
mit den israelitischen Stmmen zu bringen, wie denn auch in den Amama-
tafeln keine Rede davon sei, da sie etwa aus der Wste in das syrisch-
palstinensische Kulturland hereinkmen oder vor kurzem hereingekom-
men wren."
Wenn A. und M. Noth" die <ibnm Hebrer als ethnisches
Element aus der Landnahmediskussion ausschlieen", erreichen sie dieses
Ziel nur ber die rechtlich-soziologische Deutung von <ibri, die jedoch mit
komplizierten historischen Konstruktionen, die alle auf einer Frhdatie-
rung aufbauen, belastet wird. Dies betrifft das geheimnisvolle Weiterleben
von <ibn als rechtlich-soziologischen Terminus in den Gesetzen ebenso wie
in den historischen Berichten. Denn auch dort msse mit einem Wortge-
brauch von <ibn gerechnet werden, der auf gyptisch-philistische Tradi-
tion zurckgehe", oder es wird auch vorausgesetzt, da gyptisch <prw in
der Bedeutung dem babiru der Keilschriftquellen exakt in seiner soziolo-
gisch-rechtlichen Bedeutung entspreche."
Die Problematik dieser Deutung der Wortgeschichte von babiru.....cibn
wird nicht zuletzt auch darin erkennbar, da die spten biblischen Stellen,
in denen <ibn zweifelsfrei als religis-nationale Bezeichnung dient, als
Archaismen oder Fehldeutungen erklrt werden." Es bleibt so letztlich
auch dunkel, warum <ibn dann in den auer- und nachbiblischen Schriften
sich solcher Beliebtheit erfreuen konnte" und unbestreitbar als Ethnikon
aufgefat wurde."
Die von A. Alt und M. Noth" vorgetragene Deutung des babiru.....cibri-
Problems hat M. Weippert in. seiner breit angelegten Darstellung ber die
3. M.Noth, Geschichte Israels, 1956
3,39.78
Anm.1.
40 A.Alt, Erwgungen ber die Landnahme der Israeliten in Palstina, 1939, 126-175.
41 Siehe Anm.39.
42 Siehe auch M. Weippen, Landnahme, 1967, 101-102.139-140; C. H.}. de Geus, The Tribes
of Israel, 1976, 36-44; E. Bchli, Amphiktyonie im Alten Testament, 1977, widmet dem
Zusammenhang zwischen der rechtlich-soziologischen Interpretation der habir;; - Hebrer
und der Arbeitshypothese M. Noths (a. a. 0., S. 168) keine Beachtung.
43 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 292 Anm. 3, rechnet in I Sam 14,21
mit israelitischen <Hebrern. , die freien Israeliten gegenbergestellt seien; siehe auch
M. Weippen, Landnahme, 1967, 88-89.
44 M. Noth, Geschichte Israels, 1956
3
, 188, zu den Israeliten als Hebrern in gypten.
45 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 292, Anm.2; ders., Hebrer, 1959,
105; M. Noth, Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 112.
46 Siehe Kap. 9.
47 A. Alt, Hebrer, 1959, 106, gesteht zu, da sich aus einigen Hinweisen ergebe, da habiru
gelegentlich einem Ethnikon gleichgekommen sein mge; siehe zu M. Noth Anm.38.
48 Siehe zu M. Noth Anm.34.38.
Landnahme der israelitischen Stmme in der neueren wissenschaftlichen
Diskussion verteidigt und teilweise modifiziert vorgetragen."
In seiner Ablehnung der Vorschlge von W. F. Albright" und
G. E. Mendenhall" kommt M. Weippert zum Ergebnis, da die Identitt
der habir-Leute der altorientalischen Texte des 2.Jahrtausends mit den
Hebrem differenziert zu sehen sei", Er hlt fest, da a) unter
der Voraussetzung, da <apiru nach der Nominalform fa<il gebildet ist, die
etymologische Verwandtschaft des Wortes mit hebr. <ibn begrndet wer-
den knne; b) die Situation des saebaed <ibn (Ex 21,2-6) mit den babir-
Leuten der wardtu-Vertrge von Nuzu vergleichbar sei; c) die Bezeich-
nung der dem Oberhoheitsanspruch der Philister Widerstand leistenden
sibrim vielleicht analog zu der Benennung der gegen die gyptische Herr-
schaft rebellierenden Bevlkerungsteile Syrien-Palstinas als babir in den
Amama-Briefen erklrt werden knne, und d) die Stellen in der Josephsge-
schichte und den Exoduserzhlungen wie die spt und nachalttestamentli-
chen Belege das Wort <ibn als arachaische Volksbezeichnung fr die Isra-
eliten zu verstehen seien und der Zusammenhang mit den babir hch-
stens indirekt sei.
Es sei ausgeschlossen, die Ausdrcke Hebrer und Israelit unbe-
sehen als Synonyma zu betrachten und die Israeliten = Hebrer
pauschal unter die babiru-Leute zu rechnen." Sonst sei es auch nicht
mglich, die bnj jSr'l Israeliten der alttestamentlichen Landnahmeerzh-
lungen ohne weiteres als <ibnm und babiru-Leute anzusehen."
In der von M. Weippert vorgetragenen Modifikation der These A. Alts
bildet gleichfalls die Frhdatierung den Ausgangspunkt der Diskussion.
Desgleichen werden dann spte Belege fr <ibn als archaische Volksbe-
zeichnung fr die dsraeliten-" interpretiert. Obwohl M. Weippert die
Existenz spter <ibn-Belege bereitwilliger als A. Alt
56
und M. Noth aner-
kennt", hlt er doch grundstzlich an der sozial-rechtlichen Deutung der
49 M. Weippen, Landnahme, 1967; siehe auch ders., Abraham der Hebrer? Bemerkungen zu
W. F. Albrights Deutung der Vter Israels, Bib 52, 1971,407-432; ders., Canaan, Conquest
and Settlement of, in: IDBS, 1976, 128.
50 M. Weippen, Landnahme, 1967, 51-52.123-139, zu W. F. Albright und seiner archologi-
schen Lsung des Landnahmeproblems.
51 M. Weippen, Landnahme, 1967, 59--66, nennt die von}. E. Mendenhall gegebene Erklrung
der Landnahme die soziologische Lsung.
52 M. Weippen, Landnahme, 1967, 101.
53 M. Weippen, Landnahme, 1967,102; ders., in: IDBS, 1976, 128.
54 M. Weippen, in: IDBS, 1976, 128: "It is not possible, however, to establish a positive
identification of the <apiru with the biblical Hebrews ibrim).
55 M. Weippen, Landnahme, 1967, 101.
56 A.Alt, Hebrer, 1959, 105, spricht ausfhrlicher als in Die Ursprnge des israelitischen
Rechts (1934) vom archaisierenden Sprachgebrauch nachexi1ischer Schriftsteller.
57 M. Weippen, Landnahme, 1967, 93-94 (josephsgeschichte). 94-101 (Gen 14,13).
204 Von den babir = cprw = cprw zu den sibrim Hebrern Die soziologische und rechtliche Deutung von cibn 205
cibrim als Ausgangspunkt der Diskussion fest und verbindet damit notge-
drungen die Frhdatierung von Ex 21,2
58
, sowie die These vom archaisie-
renden Sprachgebrauch der spten biblischen Schriftsteller.
Die These A. Alts" fhrt so letztlich auch bei M. Weippert zu einer
Annherung an die Vorstellung oder zu einer Identitt mit der Theorie, da
. cibri einen Bedeutungswechsel durchgemacht habe und der Weg von einer
soziologisch-rechtlichen Bezeichnung zu einem Ethnikon fhre." In ber-
einstimmung mit A. Alt und M. Noth hat auch bei M. Weippert die Deu-
tung des !Jabiru - cibri-Problems innerhalb der Erklrung der Landnahme
eine wichtige Funktion zu erfllen. Denn die Trennung der !Jabir von den
sibrimHebrern erlaubt eine klare Scheidung zwischen den autochthonen
Einwohnern Syrien-Palstinas und einwandernden Israeliten. Den habir
fehle die (halb-)nomadische Lebensweise, so da sie nicht mit den einwan-
dernden israelitischen Stmmen, die von ihrem Wanderleben ins Kulturland
wechselten und sich dort ansiedelten, zusammengebracht werden drften."
Diese Interpretation der !Jabir und sibrim erscheint hier letztlich ganz im
Dienste einer speziellen bibelwissenschaftlichen Hypothese ber die Land-
nahme."
7.1.3. G. E. Mendenhall- !Jabir = sibrimim Rahmen der soziologischen
Erklrung des Landnahmeproblems .
G. E. Mendenhall hat nach A. Alt die soziologische Deutung des !Jabir -
cibrim-Problems auf eine neue und radikale Weise aufgenommen." Wh-
58 M. Weippert, Landnahme, 1967, 86--88. 101 (zu Ex 21,2-6).
59 Ein Vergleich von A.Alt, Hebrer, 1959, 105-106, mit M. Weippert, Landnahme, 1967,
101, lt keine wesentlichen Differenzen erkennen.
60 C.H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 185-187, stimmt hierin M. Weippert zu,
fordert aber dann doch ein Nebeneinander von ethnischer und appellativer Bedeutung von
babiru = cibnseit der Amarnazeit.
.1 M. Noth, Geschichte Israels, 1956
3,39,
schreibt hierzu konzis: Wohl aber ergibt sich aus
der Verbreitung dieser Bezeichnung, da keinerlei Grund vorliegt, die Ijabiruder Amarna-
tafeln in irgendeine sachliche Verbindung mit den israelitischen Stmmen zu bringen, wie
denn auch in den Amarnatafeln keine Rede davon ist, da sie etwa aus der Wste in das
syrisch-palstinische Kulturland hereinkmen oder vor kurzem hereingekommen wren.
M. Weippert, Landnahme, 1967,66-67.
.2 C.H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 187, betont diese Aspekte bei M.Weippert zu
Recht.
.3 G.E.Mendenhall, The Tenth Generation, 1973, 122-141 (The "Apir Movements in the
Late Bronze Age); ders., Between Theology and Archaeology, JSOT 7 (1978), 28-34; siehe
zu G. E. Mendenhall u. a. M. Weippert, Landnahme, 1967, 59-66, der von einer soziologi-
schen Lsung der sog. israelitischen Landnahme bei G. E. Mendenhall spricht; A.J. Hau-
ser, Israel's Conquest of Palestine: A Peasants' Rebellion?, JSOT 7 (1978), 2-19; Th. L.
Thompson, Historical Notes on Israel's Conquest of Palestine: A Peasants' Rebellion?
JSOT 7 (1978), 20-27; W. Brueggemann, Trajectories in Old Testament Literature and the
Sociology of Ancient Israel, JBL 98 (1979), 163-164.
rend A. Alt sich damit begngt hat, das Erscheinen von cibrEm Hebrern
in sog. frhen und spten Texten soziologisch-rechtlich zu erklren und
dabei voraussetzt, da die Israeliten von auen durch eine sog. Landnahme
in den Besitz von Palstina gekommen sind", nimmt G. E. Mendenhall an,
da die cibrEm Hebrer mit den !Jabir der Amarna-Zeit identisch seien:
Durch eine soziale Revolution seien aus den autochthonen habir die sibrim
Hebrer entstanden. v
G. E. Mendenhall deutet die Patriarchen von den habir her und sucht
bei ihnen die Ursprnge Israels. Er schreibt: Abraham and Jacob, as weIl
as others in the patriarchal period, are chieftains not of nomadic tribes but
"Apir groups which have no legal status and have indeed severed themsel-
ves from an earlier political community."
Die Bezeichnung cibri fr die Israeliten sei der letzte noch bewahrte
Wortgebrauch, der frher fr jede Zahl von staatenlosen Personen und
Gruppen im 2.Jt. v. ehr. blich gewesen sei. Das Wort sei auf Israel
bertragen worden, weil in vorisraelitischer Tradition und Geschichte eine
Kontinuitt der Abweisung bestehender politischer Systeme, die fr die
!Jabir kennzeichnend gewesen sei, wirksam gewesen sei: Erst unter der
Monarchie htten sie aufgehrt, !Jabir zu sein und seien eine Nation
geworden. Der Terminus !Jabiru habe folglich aufgehrt, ein politischer
Begriff zu sein und sei eine ethnische Bezeichnung geworden."
N. K. Gottwald hat diese soziologische Hypothese ber die !Jabir-
Hebrer weiter ausgebaut." Er nimmt gleichfalls an, da von den !Jabir
ein direkter Strang zu Israel hinfhre. Denn er schreibt: capiru, a social
grouping, which constituted a significant antecedent to and, in my view,
one direct line of connection with early Israel.s" Das frhe Israel hatte nach
N. K. Gottwald einen wesentlichen Anteil an !Jabir in sich aufgenom-
men." Seine Auffassung hat er kurz folgendermaen zusammengefat In
sum, then, I am arguing that the descendants of the Amarna Age sapiru
gained strength in the Palestinian highlands, at first as seperate bands,
increasingly as models for peasants to emulate, then as a cultic-socio-
64 Siehe Kap. 7.1.2.
.5 G.E.Mendenhall, The Tenth Generation, 1973, 137.
66 G.E.Mendenhall, The Tenth Generation, 1973, 137.
7 N. K, Gottwald, The Hypothesis of the Revolutionary Origins of Ancient Israel: A
Response to Hauser and Thompson, JSOT 7 (1978), 37-52; ders., The Tribes of Jahweh,
1979; siehe zu N. K. Gottwald u. a. A.J. Hauser, JSOT 8 (1978),46--49; Th. L. Thompson,
JSOT 7 (1978), 20-27; W.Brueggemann, JBL 98 (1979), 163-164; F.R.Brandfon, Norman
Gottwald on the Tribes ofYmweh,]SOT 21 (1981), 101-110; V. Fritz, BASOR 341 (1981),
71; G.L.Prato, Gregorianum 62 (1981), 553-561; A.H.J.Gunneweg, Geschichte Israels,
1982\ 8; E.Otto, ZAW 94 (1982),187 mit Anm.2, der den Einflu M. Webers (siehe Kap.
7.1.1.) hervorhebt; H.Donner, Geschichte 1, 1984, 125-126.
.. N. K. Gottwald, The Tribes of Yahweh, 1979,390.
69 N. K. Gottwald, The Tribes of Yahweh, 1979,419-425.491.
206 Von den babir = cprw = cprw zu den cibnm Hebrern Die ethnische Deutung von cibn 207
political-military association of previously separate (Elohistic Israel), and
finally as a greatly expanded association of former capiru, shosu, peasants,
and transhumant pastoralists from Canaan and Egypt under the same name
Israel, but with a new religious identity of Yahwism. This should begin to
make dear the senses in which Israel was both continuous with the earlier
capiru and at the same time discontinuous. It was continuous in that
highland capiru probably formed the greater part of Eholistic Israel which in
turn entered Yahwistic Israel, contributing their wealth of experience in
social struggle against the city-states of Canaan.s"
M. Weippert hat die Hypothese von G. E. Mendenhall ausfhrlich und
kritisch untersucht!' Er gelangte zu Recht zum Ergebnis, da es ausge-
schlossen sei, die Ausdrcke Hebrer und Iraelit unbesehen als Syn-
onyma zu betrachten und die Israeliten Hebrer pauschal unter die
IJabir-Leute zu rechnen. Das Auftreten des Wortes cibrinur in bestimmten
fest umrissenen Textgruppen widerrate der Meinung, die Begriffe
Hebrer und Israelit seien beliebig austauschbar. Somit sei es auch
nicht mglich, die bnj jsr'l Israeliten der alttestamentlichen Landnah-
meerzhlung ohne weiteres als cibrim und babir-Leute anzusehen. Da
berdies die babir der Amarna Korrespondenz nicht die Rolle spielten, die
G. E. Mendenhall ihnen zuschreibe, msse seine Hypothese der israeliti-
schen Landnahme als ungengend begrndet abgewiesen werden."
G. E. Mendenhall und die Vertreter seiner Richtung bauen ihre Argu-
mentation auf einer unbegrndeten Frhdatierung der cibrE-Belege auf. Es
bleibt ferner in ihrem Modell der <Landnahme> ohne Erklrung, warum
auerhalb des Gebietes von Israel die babir als soziale Gruppe zur Zeit der
Entstehung Israels nicht mehr nachweisbar sind, aber auf dem begrenzten
Gebiet Israels weiter existiert haben sollen. Auerdem vermag G. E. Men-
denhall nicht deutlich zu machen, wie der political term babiru zu einer
-ethnic- designation werden konnte, nachdem cibri sonst politisch ausge-
dient hatte.
Das von N. K. Gottwald angenommene Zusammenspiel von kontinu-
ierlichen und diskontinuierlichen Elementen in der Frhgeschichte Israels"
stellt sich historisch als eine wohl unbewute und modifizierte Wiederauf-
nahme einer Ansicht F. Bhls dar. Dieser hatte bereits folgendes postuliert:
Israel und Kanaan gehren zusammen. Das ewig Wertvolle zwar, welches
Israels Religion ihr unvergngliches Geprge gibt, bleibt unverstndlich
ohne die Ereignisse am Sinai und den Aufenthalt in Qades, durch welchen
die Stmme zu Verehrern des einen Gottes verschmolzen.s"
70 N. K. Gottwald, The Tribes of Yahweh, 1979, 496-497.
71 M. Weippert, Landnahme, 1967,546. 101-102. 123.
72 M. Weippert, Landnahme, 1967, 101-102.
n Siehe zu Anm. 70.
74 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, III.
Innerhalb der Interpretation des babiru - cibri-Problems von
G. E. Mendenhall und seiner Anhnger wird der bergang von einem
soziologischen zu einem ethnischen Gebrauch des Wortes cibri von den
Autoren als keine besondere Schwierigkeit empfunden. Die Identifizierung
von cibrim Hebrern und bnj jSr'l Israeliten erleichert ihnen diesen
Kunstgriff.
Auch im Erklrungssystem von G. E. Mendenhall und N. K. Gott-
wald grnden alle Folgerungen in der Annahme, da von frhen cibri-
Belegen auszugehen sei. Von dieser Basis her erscheint es dann folgerichtig,
zwischen cibri und babiru einen unmittelbaren soziologischen, zeitlichen
und inhaltlichen Zusammenhang herzustellen. Das Problem des Katego-
rienfehlers stellt sich auch in diesem Fall mit aller Dringlichkeit.
7.2. Die ethnische Deutung von cibrE
Die soziologisch-rechtliche Interpretation der altorientalischen und
biblischen babiru- und sibrim-Belege, die als Ausgangspunkt sowohl fr
eine Erklrung der Entstehung Israels durch Einwanderung als auch durch
eine autochtone Entwicklung dient, hat ihr Gegenstsck in der ethnischen
Deutung der babir - sibrim. Denn auch in der ethnischen Deutung haben
wir zwischen Theorien ber die Einwanderung der Hebrer/Israeliten und
einer Entwicklung Israels innerhalb des kanaanischen Gebietes zu unter-
scheiden.
7.2.1. F. Bhl (1883-1976)'5 - Kanaaner und Hebrer. Eine Ganzheits-
hypothese
In der Konzeption von F. Bhl wird durch den Titel Kanaaner und
Hebrers" und gleichzeitig durch den Untertitel Untersuchungen zur
Vorgeschichte des Volkstums und der Religion Israels auf dem Boden
Kanaans bereits gengend angezeigt, da dem kanaanischen Element fr
die Bildung Israels ein gleiches Gewicht wie den Hebrern beigemessen
wird. F. Bhl geht davon aus, da Hebrer ein weiterer Begriff als Israeliten
sei. Er fat dies in den oft wiederholten Satz zusammen: Alle Israeliten
sind Hebrer, aber nicht alle Hebrer sind Israeliten.s" Ferner legt er seiner
75 H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 186-187 (Franz Marius Theodor de
Liagre Bhl [1883-1976]).
76 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911.
77 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 67, siehe auch 89. 90.
208 Von den kabir = eprw = eprw zu den eibnmHebrern Die ethnische Deutung von eibn 209
Untersuchung die Maxime zugrunde, da die Israeliten hauptschlich
gegenber und im Munde von Auslndern Hebrer genannt wrden."
Aus den gesamten eibri-Belegstellen und ebr (Gen 10,21.25-30;
1l,14ff.; Num 24,24)7' leitet er sodann die Schlufolgerung ab: Hebrer
ist die Bezeichnung einer ganzen Vlkergruppe, zu der neben anderen auch
die Israelstmme gehren. Sich selbst bezeichnet der Israelit mit dem
Ehrennamen seines eigenen Stammes und Volkes, der weiteren Perspektive
des Auslandes dagegen gilt er - doch nicht konsequent - als Angehriger
der groen Volksgruppe.s"
Das Verhltnis zwischen den habiru - Hebrern und den Israeliten
bestimmt er sodann folgendermaen: Doch andererseits mag <Hebrer> ein
noch soviel weiterer Begriff sein als <Israeliten> - bei Hebrern innerhalb
Kanaans bleibt es denn doch das Nchstliegende, eben an die Israeliten zu
denken. 8! F. Bhl spricht somit von Israelstmmen oder Hebrern im
engeren Sinn. 82
Von diesem Ansatz her stellt sich dann die Frage, ob die babiru der
Amarnatafeln mit den Israelstmmen oder Hebrern im engeren Sinn
identisch sind." F. Bhl sieht es als wahrscheinlich an, da die Israeliten
bereits zur Amarnazeit die Gebiete um Bethel, Hebron, Beerscheba, Siloh
und Gibeon besetzt hatten." Er lt es jedoch offen, ob nicht doch auch die
Teilungshypothese" bei der Lsung der Frage zu bercksichtigen sei.
F. Bhl geht allgemein von einer Frhdatierung der biblischen eibri-
Stellen aus. Nach I Sam 14,21 hlt er es fr mglich, da es zur Zeit Sauls
im eigentlichen Kanaan eine mit <Hebrer> bezeichnete Bevlkerung gege-
ben habe, die von Israel unterschieden worden sei." Er postuliert ferner auf
Grund der biblischen Genealogie eine ganze Vlkergruppe von Hebrern."
Ferner nimmt er auf Grund der Identifizierung von Hebrern und Israeliten
in Kanaan zur Amarnazeit an, fr die Einwanderung und die lteste
Geschichte der Israelitenstmme in Kanaan einen Anhaltspunkt von
unschtzbarem Wert gefunden zu haben." Es sei nicht zu leugnen, da die
Angaben des AT einer Ansetzung der Einwanderung der Israelstmme in
Kanaan in die Jahrzehnte vor der Amarnazeit (Amenophis IV. etwa
78 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911,67.
79 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911,67-72.
80 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 73.
8\ F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911,90.
82 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 90.
83 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 90.
84 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911,93.96.
85 Siehe Kap. 7.2.5.
86 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 71.
87 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911,67-70. 73.
88 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911,91.
1375-1360) zum mindesten nicht widersprachen." Dieses Israel sei dann
nach gypten gewandert und von dort weiter nach Palstina ausgezogen."
Fr die Argumentation F. Bhls drfte charakteristisch sein, da er
von mehreren Voraussetzungen ausgeht, die er weder vom keilschriftliehen
noch vom biblischen Material her rechtfertigt. Dies trifft fr seine Frhda-
tierung der biblischen eibri-Belege", fr die Forderung von babiru-Gruppen
zur Zeit Sauls" und die einer ganzen Vlkergruppe von Hebrern ZU.'3 Die
Nichtbeachtung der Zeitdifferenz zwischen den auerbiblischen Belegen
fr die babiru und eprw und den biblischen eibri-Stellen fhrte auch in
diesem System notgedrungen zu Schlufolgerungen weit ber die engen
Grenzen hinaus, die von den Quellen her gezogen sind.
7.2.2. A.Jirku (1885-1972) - Die Wanderungen der Hebrer
A.Jirku kam in seiner Untersuchung zu den Wanderungen der
Hebrer im dritten und zweiten vorchristlichen Jahrtausend zum Ergebnis,
da die frs erste bestehende Formel F. Bhls Alle Israeliten sind Hebrer,
aber nicht alle Hebrer sind Israeliten doch nicht das Richtige treffe."
Im Gegensatz zu F. Bhl geht A. jirku von einer allgemeinen Konkor-
danz der altorientalischen und biblischen Quellen ber die babiru und
eibrim aus. Er schreibt: Denn was immer uns das Alte Testament ber die
Hebrer berichtet, es lt sich gut in Zusammenhang bringen mit dem, was
uns die altorientalischen Urkunden sei es von den ljabiru, sei es von den
eprw erzahlen.s"
Die zeitliche Differenz zwischen den Quellen des 3. und 2. vorchristli-
chen jt.s und den biblischen aus dem 1.Jt. berbrckt er mit Hilfe der
Erinnerungen bzw. richtigen geschichtlichen Erinnerung und der
Ablehnung der reinen oder freien Erfindung."
Von dieser Voraussetzung schreitet A. jirku dann zu weitreichenden
Analogieschlssen weiter, die den Patriarchen Abraham zum Mittelpunkt
haben. Er argumentiert folgendermaen: Auch in diesem Falle [= Abra-
hams Ausgang von Ur in Chalda] soll nun nicht behauptet werden, da
wir jetzt alle diese Angaben als bare Mnze zu nehmen haben; denn die
Kapitel der Genesis, denen wir sie entnehmen, sind keine geschichtlichen
89 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 92.
90 F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911,90-96.
91 Siehe Kap. 5.8.
92 Siehe Kap. 5.3.1.
93 Siehe Kap. 6.
94 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924, 12. 31.
'5 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,26.
.. A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,27.
14 Loretz, tI.bir-Hebrer
210 Von den babir = cPT'UI = cprw zu den cibrim Hebrern Die ethnische Deutung von cibri 211
Quellen im wahren Sinne des Wortes. Wenn wir aber andererseits auf das
blicken, was wir heute ber den Zug der ljabiru wissen. - sie sitzen im
3.Jahrtausend v. Chr. im sdlichen Mesopotamien, in der 1. Hlfte des
2.Jabrtausends in Anatolien im Bereiche der Hethiter, um dann um das
15.Jahrhundert herum nach Syrien-Palstina vorzudringen -; ist der Weg,
den sie nehmen, ein anderer als der der Abrahamsleute? Diejenigen, die uns
diese genannten Daten ber Abraham berliefert haben, wuten also
scheinbar mehr von dem wirklichen Verlauf der Dinge, als es die alttesta-
mentliche Forschung der letzten Jahrzehnte vielfach zugeben wollte. Was
uns ber Abrahams Zug nach Palstina und seine dortigen Schicksale
erzhlt wird, ist in keinem anderen Licht zu sehen als in dem, das die Briefe
von El-Amarna ber das Eindringen der ljabiru in Syrien-Palstina ver-
breiten.s"
Einen Angelpunkt innerhalb seiner Beweisfhrung stellt dann in Gen
14,13 der Ausdruck Abram der Hebrer dar." Er lehnt es ab, in Gen 14
einen Midrasch aus nachexilischer Zeit zu sehen. Gen 14 sei nach seinem
Stil und Inhalt eine historische Urkunde und bei der sich hier findenden
Bezeichnung Abram der Hebrer handle es sich um nichts anderes als um
die im zweiten Jahrtausend v. Chr. bliche Benennung einzelner Angehri-
ger des Volkes der ljabiru-Hebrer. Diese Benennung sei ein untrgliches
Zeugnis dafr, da dieses Kapitel auf eine Keilschrifturkunde aus den
Tagen Abrahams, in denen diese Benennung N. N. der Hebrer noch
blich gewesen sei, zurckgehen msse. Gen 14 werde so zum literarisch
ltesten (wenn auch vielleicht berarbeiteten) Abschnitt des Alten Testa-
ments." Der Abraham von Gen 14 sei eine durchaus richtig gezeichnete
Gestalt aus der Zeit von El-Amarna, Dagegen trete uns im vierten Bileam-
Spruch und I Sam 13-14 nicht mehr das lebenskrftige und siegreiche Volk
der ljabiru-Hebrer aus der Zeit von El-Amarna entgegen, sondern dem
Untergang oder wenigstens der Bedeutungslosigkeit geweihte Teile des
einst mchtigen Volkes. Nach der frhesten Knigszeit seien dann die in
Palstina ansssigen Reste der Hebrer in Israel aufgegangen."
Nach A.Jirku sind die ljabiru-Hebrer im 15. und 14.Jh. v. Chr. in
Syrien-Palstina eingedrungen. 101 In diese sog. Zeit von EI-Amarna
werde das zu versetzen sein, was Gen 14 von Abraham dem Hebrer
berichtet werde. Im 13.-11.Jh. trten uns die Hebrer in gypten entge-
gen, in einer Form und unter Umstnden, die stark an den Aufenthalt Israels
in gypten erinnerten. Die letzte, sicher datierbare Nachricht ber die
97 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,27-28.
98 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,28-29.
.. A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,29.
100 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,30.
101 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,31-32.
Hebrer als selbstndiges Volk gehre dann in die Tage Sauls. Wir htten
demnach zwischen den beiden Vlkern der Hebrer und Israeliten, die bei
der Entstehung des spter Palstina beherrschenden Volkes mitgewirkt
htten, zu unterscheiden. Die Israeliten seien entgegen F. Bhls Formel
Alle Israeliten sind Hebrer, aber nicht alle Hebrer sind Israeliten!"
nicht als eine Untergruppe der Hebrer, sondern Hebrer und Israeliten
seien als selbstndige, ursprnglich durchaus verschiedene Vlker anzuse-
hen, wobei aus der Vereinigung einzelner Teile beider das sptere Volk
Israels!" entstanden sei. Die Israelstmme seien im Gegensatz zu den
Hebrern eher Aramer.'?' Israel sei mit den beherrschenden Abrahamsleu-
ten zu einem Volk verschmolzen. Seien auch Hebrer und Israeliten
gemeinsam nach gypten gezogen, so seien sie doch nicht einander vllig
gleichzusetzen. Denn noch nach der Rckkehr Israels nach Palstina gebe
es in gypten Hebrer und die Hebrer des vierten Bileamspruches sowie
von I Sam 13-14 seien rund fnfhundert Jahre jnger als die hebrischen
Abrahamsleute. Die richtige Formel werde deshalb lauten mssen: Neben
dem aus einer Vereinigung von Hebrern und Israeliten entstandenen
Volke Israel gab es noch Jahrhunderte hindurch selbstndige hebrische
Volkssplitter, die allmhlich vom Schauplatz der Geschichte verschwinden,
zum Teil auch wiederum aufgehend in dem schon konsolidierten und
geeinigten Israel.s'"
Die Argumentation A.Jirkus ist auf der Voraussetzung aufgebaut, da
Gen 14 zum literarisch ltesten (wenn auch vielleicht berarbeiteten)
Abschnitte des Alten Testamentes zu erklren sei.
106
Von dieser und ande-
ren Frhdatierungen der biblischen cibri'-Belege her gewinnt er die Mglich-
keit fr einen direkten Anschlu der biblischen Dokumente an die keil-
schriftlichen ber die babir und eine Basis fr seine Argumentation mit
einer sog. historischen Erinnerung. Die keilschriftliehen Aussagen ber die
babir wiederum legt er als Zeugnisse fr ein greres Hebrervolk, das in
Syrien-Palstina eingewandert sei, aus.
Dagegen wird festzuhalten sein, da die keilschriftliehen Belege fr
babiru weder die Konstruktion eines greren Hebrervolkes rechtfertigen,
noch die Annahme von Wanderungen oder gar einer Einwanderung dessel-
ben nach Syrien-Palstina zulassen. Auch fr die Identifikation der
Hebrergruppe der Abrahamsleute mit den babir der Armarna-Zeit bieten
die auerbiblischen Dokumente keine Anhaltspunkte.
102 Siehe Anm. 77.
103 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,31.
104 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924, 32.
105 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,32.
106 A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,29.
14*
7.2.3. F. Schmidtke (1891-1969) - Die Einwanderung Israels in Kanaan'"
Auch F. Schmidtke geht in seiner Darstellung ber die Hebrer und
ljabiru114 von der Hypothese aus, da der Name Hebrer weit ber Israel
107 Siehe zu B. Landsberger und J. Lewy Kap. 3 zu Anm.55. Siehe ferner E. Meyer, GA 2/2,
1955
3,346
Anm.2.
108 M. Noth, Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 103, weist z. B. darauf hin, da die These
A.Jirkus von allen abgelehnt werde, da Hebrer nirgends eine ethnographische Bezeich-
nung sei; M. Weippert, Landnahme, 1967, 68 mit Anm. 5.
109 A.Jirku, Der Kampf um Syrien-Palstina, 1927, 13-14; ders., Geschichte des Volkes Israel,
1931, 52-54 mit Anm.7; ders., Neues ber die Habiru - Hebrer, JKF 2 (1952/53),
213-214; ders., Geschichte Palstina-Syriens im orientalischer- Altertum, 1963,96-97.
110 A.M.Badawi, ASAE 42 (1943), 22; A.Pohl, Einige Gedanken zur Ijabiru-Frage, WZKM
4 (1957), 157-160.
111 A. Ungnad, Die ltesten Vlkerwanderungen Vorderasiens, 1923, 13-16. Obwohl A.Jirku
seinen Vortrag zuerst whrend des deutschen Orientalistentages vom 1.-4. Oktober 1924
hielt (A.Jirku, Die Wanderungen der Hebrer, 1924,3), findet sich darin kein Hinweis auf
die Verffentlichung A. Ungnads vom Vorjahr.
112 A. Ungnad, Die ltesten Vlkerwanderungen Vorderasiens, 1923, 15-16.
113 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933.
114 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933, 34-58.
213 Die ethnische Deutung von cibri
11S F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933, 35.
116 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933,42-43.
117 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933,43-44.
118 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933, 45.
119 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933,45-46.
120 F.Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933,50,52.56-57.
121 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933,56.
hinausgreife. Denn die Israeliten seien ja nur eine Linie der Nachkommen
des Hebrers Abraham.!" Er schreibt hierzu folgendes: Es ist also nach
den Zeugnissen des AT selbst eine ziemlich groe Vlkergruppe, der
Abraham und seine Leute angehren. Sie umfat auer Israel die Edomiter,
Moabiter, Ammoniter, Ismaeliter und aramische Stmme Mesopotamiens
und der syrisch-arabischen Wste. Der Bezirk, in dem diese Vlker anss-
sig sind, reicht von Arabien und Sdpalstina bis nach Mesopotamien und
Babylonien (Kesed) ... Und wenn wir nun auch in unseren Genealogien
nicht jede Einzelheit als historische Wahrheit anzusehen haben, so wird
jedenfalls so viel deutlich, da die Hebrer mehr sind als die Israeliten, da
wir nach den alttestamentlichen Quellen einen mesopotamischen, palstini-
sehen und arabischen Zweig der Hebrer anzunehmen haben.'"
Die eigentliche ljabiru-Hebrer-Frage verbindet F. Schmidtke mit den
palstinischen Hebrern-.!" Er unternimmt dabei den Versuch, die Anga-
ben der Keilinschriften ber die habir mit den Hebrern des Alten
Testaments in Einklang zu bringen. Da babiru Beduine ein Appellativum
sei, werde ber die Stammeszugehrigkeit nichts ausgesagt."! Die babylo-
nischen, hethitischen und palstinensischen babir bruchten deshalb nicht
der gleichen Bevlkerungsgruppe anzugehren. Sie seien wohl meistens
Semiten aus der syrisch-arabischen Wste gewesen. Die Verbindung zwi-
schen den habir und den Israeliten stellt er sodann folgendermaen her:
Irgendwo nun, mag es in Mesopotamien gewesen sein, oder, was wahr-
scheinlicher, in Palstina, da wir aus anderen Quellen nichts ber ljabiru-
'Ibrim in Mesopotamien hren, blieb der Name ljabiru speziell an den
Abrahamsleuten haften und wurde zum Volksnamen. Allzu fest hielt er
sich aber auch hier nicht, denn die Nachkommen Abrahams heien schlie-
lich Israeliten. 119
Aus der Gleichsetzung von babir und Hebrern leitet er ab, da
Abraham in das 15. bis 14.Jh. v. Chr. gehre und die babir der Amarnata-
feln die biblischen Hebrer seien.!" Die Schwierigkeit, da die babir in
den Amarnatafeln als Ruber geschildert werden, die Patriarchen dagegen
als friedliche Leute, lst er folgendermaen: Wenn trotzdem diese Dinge
[= kriegerische Taten] im Leben der Patriarchen nur wenig hervortreten, so
braucht uns das nicht wunderzunehmen, denn die Erzhlungen der Gen
sind ja nicht Geschichte im modernen Sinne, sondern Einzel- und Familien-
geschichte. Sie interessieren sich weniger fr die Vorgnge der hohen Politik
als vielmehr fr die Vorkommnisse des tglichen Lebens.'"
Von den kabir =cprw = cprw zu den sibrim Hebrern 212
Die von A.Jirku vorgetragene Lsung des babir - Hebrer-Problems
hat von altorientalischer'" und bibelwissenschaftlicher Seite'" schrfsten
Widerspruch erregt. Trotz der Einwnde von seiten der Altorientalistik hat
A. Jirku auch spter an seiner Konzeption festgehalten.!" Von Vertretern
der ethnischen Deutung hat er weiterhin Zustimmung erfahren.!"
In einigen Punkten berhrten sich die Gedanken von A.Jirku mit der
Darstellung von A. Ungnad."' Letzterer nimmt an, da die Hebrer um
1200 v. Chr. nach Syrien-Palstina eingefallen seien. Habirer= Hebrer sei
ursprnglich ein Name fr die in Mesopotamien hausenden, mit Schleudern
bewaffneten Nomaden. Als Schleuderer seien sie auch nach gypten
gekommen und dort V?P den Pharaonen fr ihre Zwecke ausgebeutet
worden. Die Schwche Agyptens in der Zeit nach Ramses 11. (1297-1230
v. Chr.) htten diese Habirerbenutzt, um das drckende Joch abzuscht-
teln und um sich in der syrisch-arabischen Wste mit verwandten ljabiru-
stmmen zu vereinigen. Diese seien dann gemeinsam ber das wehrlose
Palstina hergefallen. A. Ungnad denkt sich dann die Entstehung Israels
folgendermaen Das Land wurde eine leichte Beute fr sie, und wenn sie
auch mit Grausamkeit gegen die heidnische sehafte Bevlkerung vorgin-
gen, so blieb doch ein groer Teil von dieser brig, mit dem sie sich
vermischten. So wurde der israelitische Staat gegrndet, eine Demokratie,
die durch Moses in der gemeinsamen Jahwe- Verehrung ihr einigendes Band
erhalten hat.'"
214 Von den babir = eprw = eprw zu den eibnmHebrern Die ethnische Deutung von eibn 215
Ausgehend von der Datierung des Hebrers Abraham an das Ende des
15.Jh. v. ehr. gewinnt er sodann die Mglichkeit, den Auszug dieser
Hebrergruppe aus Agypten in die Zeit des Pharao Mernephta zu legen und
diese Hebrer gegen 1200 als Israel unter Josua in Kanaan eindringen zu
lassen.!" Von den gyptischen eprw-Belegen kmen nur zwei Belege aus der
Zeit Ramses 11. fr die Hebrer im engeren Sinn in Betracht.:"
Nachdem F. Schmidtke die habir als Nomaden und Beduinen
bestimmt hatte'" und die babir der Amarnatafeln mit den Hebrergruppen
von Abraham bis jakob'", fllt es ihm dann nicht schwer, die Inbesitz-
nahme Kanaans durch die Israeliten als einen langen kontinuierlichen
Eroberungsproze durch Hebrer aufzufassen. Er schreibt hierzu folgen-
des: Israel ist nicht erst unter Josua ins Land gekommen. Der erste Trger
des Namens ist Jakob. Vor ihm sind verwandte Volkselemente unter
Abraham eingedrungen und unter ihm und Isaak in Sdpalstina ansssig
gewesen. So mssen die Patriarchengeschichten der Gen in den Kreis der
Untersuchungen einbezogen werden, obwohl es ein Volk Israel erst seit
Jakob gibt. Da aber die berlieferung die Geschichte des Volkes mit
Abraham beginnen lt, mssen auch wir bis auf Abraham zurckgehen.
Das bedarf keiner weiteren Rechtfertigung; denn wir haben uns die ganze
Wanderung als einen kontinuierlichen Proze der Durchdringung und
Assimilierung, des friedlichen und kriegerischen Drngens von Wstenno-
maden nach dem westlichen Kulturland vorzustellen. Abraham und Isaak
hatten Jakob und seinen Leuten den Weg bereitet. Die Erinnerung an die
Vter fhrte Josua und seine Scharen in das Land zurck, auf das sie durch
die Vter einen Anspruch erhoben, der schlielich durch den Erfolg vor
dem Forum der Geschichte seine Anerkennung fand.'"
Whrend bei A. Alt und M. Noth die Landnahme vllig von den
babir-Hebrern getrennt wird, erscheint sie bei F. Schmidtke als ein Werk
der als Ethnikon aufgefaten Hebrergruppen von Abraham bis Josua. Er
baut hierbei auf der Annahme auf, da die sibri-Belege frh zu datieren
seien, da die auerbiblischen und biblischen Quellen die Konstruktion
eines greren Hebrervolkes sowie die Rede von Wanderungen dieser
Volksgruppen erlaubten und die babir-Hebrer Nomaden und Beduinen
gewesen seien. Es mu kaum betont werden, da fr keine dieser Hypothe-
sen auerbiblische oder biblische Anhaltspunkte gegeben sind.
122 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933, 56.
123 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933,57.
124 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933, 44--45.
125 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933, 56; siehe zur Kritik dieser
Hypothese A. Barrois, RB 43 (1934), 146.
126 F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933, 2.
7.2.4. H. Parzen - Die derogative Bedeutung von eibn
Der nur wenige Seiten umfassende Beitrag von Rabbi H. Parzen'" hat
auf die Problemstellung babir ....; eibnm einen groen Einflu ausgebt.
Den Ausgangspunkt seiner berlegungen bildet die Beobachtung, da die
traditionelle Ableitung des Wortes eibri von sbr Eber oder von der
Gebietsbezeichnung ebr hnhr jenseits des Flusses, das Problem der
besonderen Verwendung des Wortes in den biblischen Schriften nicht
befriedigend erklre. Die Behauptung, da eibnin einigen Fllen anachroni-
stisch und in anderen nur im Munde von Fremden von Israeliten gebraucht
werde, lse die Probleme in keiner Weise. Auch die alten bersetzungen,
die in eibneinfach ein Synonym fr Israelit und Jude shen, brchten
keine endgltige Klrung. So wrde im Targum eibn in dreifacher Weise
wiedergegeben: alle Stellen der Genesis buchstblich mit ebrjh. In den
restlichen Stellen mit vier Ausnahmen werde das Wort mit jhwd'j Jude
definiert. In den vier Ausnahmen (Ex 21,2; Dtn 15,12; [er 34,9.14) mit br
jsr'l israelitisch-.!"
Seinen eigenen Lsungsvorschlag fr das Hebrer-Problem lautet
folgendermaen "I hold that originally the cognomen Ibri was a degrading
derogatory appellation, a mark of inferiority denoting an alien, a barbarian,
a Beduin. This name was used by the more civilized peoples of the ancient
Near East to designate the roving and unsettled folk of the desert. It was a
mock-name that ridiculed its bearers. And, as so often happens in human
history, an epithet hurled at a group in mockery and derision in the course
of time loses its stigma and is borne by the group without protest and
without consciousness of its original connotation. "129
Einen Beweis fr seine These sieht er in dem Gebrauch des Wortes
eibn zur Beschreibung eines "slavish state of subjection,"!" da es nach
Meinung der biblischen Schriftsteller diese Bedeutung habe.
In diese einheitliche Interpretation des Wortes eibn fgen sich nach
H. Parzen auch Jon 1,9 und Gen 40,15 ein. An erster Stelle handle es sich
nicht um eine uerung jdischer Loyalitt und Stolzes, sondern eher um
einen Versuch des Propheten Jonah, seine Identitt zu verheimlichen. 131
Wenn in Gen 40,15 Joseph vom Land der Hebrer spreche, dann handle
127 H. Parzen, The Problem of the ibrim (<<Hebrews) in the Bible, AJSL 49 (1932/33),
254-261.
128 H. Parzen, AJSL 49 (1932/33), 255.
129 H. Parzen, AJSL 49 (1932/33), 258.
130 H. Parzen, AJSL 49 (1932/33), 259, mit Verweis auf die Textgruppen Legislation (Ex 21,2;
Dtn 15,12; Jer 34,9.14), den Aufenthalt Israels in gypten (Gen 41,12; 43,32; Ex
1,15.16.19; 2,6 usw.), und die Unterwerfung durch die Philister (I Sam 4,6.9; 13,3.7.19;
14,11.21 und 29,3).
13l H. Parzen, AJSL 49 (1932/334), 259.
216 Von den kabir = eprw = eprw zu den sibrim Hebrern
Die ethnische Deutung von eibn 217
es sich nicht, wie gewhnlich angenommen werde, um einen Anachronis-
mus fr Land Kanaan, sondern um das Land der Hebrer oder habiru,
die ursprngliche Heimat seines Volkes."! Er habe so die gypter ;uf das
Gebiet der barbarischen Beduinen verwiesen. Joseph selbst sei auch tatsch-
lich ein Nachkomme der babiru-Stmme gewesen.?'
Die Drehscheibe seiner Argumentation bildet Gen 14,13.
134
Denn in
der bersetzung werde die ursprngliche Bedeutung von eibn
festgehalten. Er schreibt hierzu folgendes: "The author by this translation
desired to convey to his readers the exact, the literal, and probably the
original meaning of Ibri Hebrew."135 Als bersetzung von brm hebrj
schlgt er "Abram the easterner, the wanderer, the alien" vor.!" In einem
eigenartigen Kontrast zu dieser Erklrung steht dann seine Bemerkung, da
der Ubersetzer an Stelle von hebrj wahrscheinlich hebr (heober) gelesen
habe.!"
H. Parzen hat somit die schon oft geuerte Ansicht'", da mit eibn
von den Ansssigen ein Einwanderer benannt werde'", um den Gedanken
erweitert, da dem Wort grundstzlich eine derogative Bedeutung anhafte.
Ohne Bezug auf die vorangehende Diskussion rumt H. Parzen Gen
14,13 und der griechischen bersetzung von eibnmit eine Schls-
selrolle zu, wobei er von der Voraussetzung ausgeht, da es sich um eine
alte Stelle und bei der bersetzung um den exakten wortwrtlichen und
wahrscheinlich auch ursprnglichen Sinn von eibnhandle. HO Damit wieder-
holt er Gedanken, die bereits J. Lewy vorweggenommen hatte."!
H. Parzen fhrt die ethnische Interpretation von eibri weiter. Sowohl
die babiru als auch die sibrim sind nach ihm Teile des "entire nomadic folk
between Palestine and the Euphrates.s'"
Entgegen ihrer ursprnglichen Zielsetzung sollte aber dann die Hypo-
these von H. Parzen ber die grundstzlich derogative Bedeutung von eibn
in abgewandelter Form fr die im Ansatz verschiedene soziologisch-rechtli-
132 H.Parzen, AJSL 49 (1932/33), 259-260.
133 H. Parzen, AJSL 49 (1932/33), 259-260.
134 H.Parzen, AJSL 49 (1932/33), 256. 260.
135 H.Parzen, AJSL 49 (1932/33), 256.
136 H. Parzen, AJSL 49 (1932/33), 256.
137 H.Parzen, AJSL 49 (1932/33), 256 Anrn.16.
13' Die Herausgeber von AJSL vermerkten in AJSL 49 (1932/33), 254 Anm. 1, da H. Parzen
das Werk von P.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, nicht gekannt habe. Dies gilt auch
von anderer Literatur.
13. W.Spiegelberg, Der Name der Hebrer, OLZ 12 (1907), 618-620; J.Lewy, Habiru und
Hebrer, OLZ 30 (1927), 744-746.
140 H. Parzen, AJSL 49 (1932/33), 256.
141 J. Lewy, OLZ 30 (1927), 828.
142 H.Parzen, AJSL 49 (1932/33), 260.
ehe Deutung des Wortes von besonderem Interesse sein. Denn sie war
geeignet, den von A. Alt u. a. geforderten antinationalen Unterton von eibri
zu unterstreichen.:"
7.2.5. H. H. Rowley (1890-1969)144 - Von Joseph zu Josua
In den Schweich Leerures von 1948 hat H. H. Rowley versucht, eine
zusammenfassende Darstellung der Frhgeschichte Israels zu geben, wobei
er dem Problem der habiru und Hebrer einen breiten Raum zugesteht.!"
Der englishe Gelehrte geht von der von ihm als mglich bezeichneten
Voraussetzung eprw = -prm = babiru aus.!" Auf Grund der Schreibung-pr
in den keilalphabetischen Texten von Ugarit sieht er zwar die Gleichung
eprw = sprm =bapirUlbabiru = cibri fr mglich, aber nicht als erwiesen an.
Sie sei auch von einer anderen Seite her zu untermauern.!"
Auch H. H. Rowley geht von der Annahme aus, da die babiru eine
ethnische Gemeinschaft formen, die sich von dem Ahnen 'Eber (Gen 10,25)
ableite und einen breiten Kreis umfasse. Und aus den biblischen Aussagen
ber die eibnm ergebe sich, da die sprt, babiru und Hebrer miteinander
in Beziehung zu setzen seien und die babiru mehr umfaten als die
Israeliten.!" Er schliet sich dabei nicht der These F. Bhls Alle Israeliten
sind Hebrer, aber nicht alle Hebrer sind Israeliten!" an, sondern befr-
wortet berschneidungen zwischen den Begriffen und Differenzen im
Wortgebrauch.
150
H. H. Rowley richtet sein Hauptaugenmerk auf die Wanderung der
Hebrer nach gypten und den Exodus."! Er geht dabei davon aus, da der
erste Einzug der Hebrerstmme (Hebrew tribes) nach Palstina in den
Amarna-Briefen widergespiegelt werde, dieser aber von dem spteren
'4' Auf H. Parzen verweist z. B. M. Noth, Erwgungen zur Hebrerfrage, 1934, 101 Anm. I;
M.P. Gray, HUCA 29 (1958), 18f. mit Anm.3+8; vgl. dagegen M. Greenberg, The Hab/
piru, 1955, 92.
I" H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 127-133 (Harold Henry Rowley
[1890-1969]).
145 H. H. Rowley, Frorn Joseph to Joshua, 1950,45-56. 109-111. 129. 141-145. 164.
146 H. H. Rowley, Prom joseph to Joshua, 1950, 49. 110.
'47 H.H.Rowley, Frorn joseph to joshua, 1950,51-52.
'48 H. H. Rowley, Prom Joseph to Joshua, 1950, 52-55.
'4' Siehe zu Anm. 77.
'50 H. H. Rowley, Prom Joseph to Joshua, 1950, 56: it is perhaps better to hold that the
areas of meaning of the two terms overlapped than to claimthat one was wholly included in
the other. We should also recognize that if the terms "Aperu, sprm, Habiru and ebrjm are
allowed to be philologically equatable, we must not equate their areas of meaning in the
different communities where they were used."
151 H. H.Rowley, Prom Joseph to Joshua, 1950, 110.
218 Von den babir = <prw = <prw zu den <ibrim Hebrern Die ethnische Deutung von <ibr; 219
Angriff unter Josua zu trennen sei.!" Er verbindet die Ereignisse der
Amarnazeit mit Jakob, wobei er die Inbesitznahme von Schekem mit Gen
34 zusammen sieht.!" Dies fhrt ihn dazu, Jakob um 1400 v. Chr. zu
datieren und Abraham im 17. Jh. anzusetzen154 und die Josephsgeschichte in
der Amarnazeit anzusiedeln. 155
Von diesem Ansatz her hat er die Mglichkeit, den Zug Josephs und
anderer babir nach gypten zu postulieren und die babir-Hebrergrup-
pen mit anderen, die in Palstina und Agypten zu dieser Zeit bezeugt sind,
in Beziehung zu setzen.!" Daran schliee der Exodus um ca. 1230 v. Chr,
unter Mose an. Nach zwei Jahren Wanderungen in der Wste bernehme
Josua die Fhrung und leite die Eroberung in Palstina. Damit werde eine
Verschmelzung der unter Josua ankommenden Hebrer mit denen eingelei-
tet, die bereits seit der ersten Eroberung in der Amarnazeit im Lande
seien.!"
Die Konzeption H. H. Rowleys grndet auf der ideologischen Vor-
aussetzung, da die biblischen Traditionen ber die Eroberung des Landes,
den Zug nach gypten und den Exodus zwar bearbeitet worden seien, aber
dennoch historisches Material enthielten.!" Die Aufteilung der Eroberung
des Landes durch die babir-Hebrer in eine Phase der Amarnazeit und
eine unter der Fhrung Josuas nach dem Auszug aus gypten rechtfertigt
er mit dem Hinweis auf die Besonderheit der biblischen Darstellung, in der
die Ereignisse zusammengesehen wrden. Er schreibt hierzu folgendes:
"The combining of the two streams of tradition, and the representation of
all the tribes as entering the land together after the Exodus from Egypt,
would then be responsible for the arrival at Kadesh of the earlier wave being
synchronized with the Exodus of the later."!" Diese Traditionen seien in
der frhen Monarchie zu einer fiktiven Einheit vereinigt worden. 160
H. H. Rowley wandelt hier die ltere These von mindestens zwei israeliti-
schen Einwanderungswellen, die mit den sogenannten Lea-Stmmen und
152 H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 110-113. 164.
153 H.H.Rowley, FromJoseph toJoshua, 1950, 113-114.164.
154 H.H.Rowley, FromJoseph to joshua, 1950, 114. 164.
155 H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 116. 164.
156 H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 110-129. 164.
157 H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 129--161. 164.
158 H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 110 (historical material). 120 (substantial
historical value). 129 (historical events that are reflected inthe traditions). 148-149
(historical substance). 155. 162-163.
159 H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 139--140. Auf S. 147-148, schreibt er: I
recognize that in the Biblical traditions we have combined, in what appears to be a single
account, the reminiscences of a twofold entry into the land. While the traditions are not
scientific history, of course, I find in them historical substance in themselves."
160 H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 162: "Yet underlying them both was
probably the work of collectors of traditions."
den sogenannten Rahel-Stmmen verbunden werden'?', in zwei Hebrer-
Einwanderungen ab.
Diese Annahmen ber die historische Zuverlssigkeit biblischer
Berichte sowie die Auswertung der auerbiblischen Quellen im einzelnen
wurden als wenig ertragreich bewertet.!" Vom Gesichtspunkt der babir-
Hebrer-Frage her gesehen liegt hier der Versuch vor, unabhngig von den
philologischen Problemen der Gleichung babir = <ibrim Hebrer auf-
grund der Amarnatafeln und der biblischen Dokumente eine in zwei Phasen
aufgeteilte, aber einheitliche Erklrung der Ableitung des . ~ p t e r e n Israels
von den babir = <ibrim Hebrern vorzulegen. Die Ubernahme der
Amphiktyonie-Hypothese von M. Noth und die im Gegensatz hierzu
stehende Verbindung von Amphiktyonie mit der Gleichung babir =
<ibrim Hebrer wurde als Rckschritt empfunden.!"
Obwohl H. H.Rowley auf eine allseitige Beachtung der Sekundrlite-
ratur grten Wert legt und den Eindruck erweckt, grtmgliche Objekti-
vitt anzustreben, drfte doch nicht zu bersehen sein, da er von seinen
ideologischen Voraussetzungen her eine sachgeme Auseinandersetzung
mit der in der Altorientalistik gelufig gewordenen soziologisch-rechtlichen
Deutung der babir und der damit verbundenen vlligen Trennung zwi-
schen babiru und <ibri bei B. Landsberger'" oder der zwischen den israeliti-
schen Stmmen und den babir bei M. Noth umgeht.!" So wird man auch
von dieser Seite her feststellen mssen, da H. H. Rowley die babir-
<ibrim-Diskussion nur insoweit bercksichtigt, als sie seiner eigenen Bibel-
auslegung dient.
H. H. Rowley schliet sich grundstzlich jenen an, die von einer
greren Vlkergruppe der babir - sibrim und von einer Einwanderung
von Osten her ausgehen.!" babiru = <ibri ist so fr ihn grundstzlich ein
ethnischer Begriff, der diese Bedeutung auch in Israel beibehalten habe,
whrend nur im Norden babiru eine soziale Stellung bezeichne.!" Auch von
16[ M. Weippert, Landnahme, 1967,47 mit Anm.1.
162 M.Noth, VT 1 (1951), 74-80; C.H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 46--47;
H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 132-133.
163 So sind vielleicht die Bemerkungenvon C. H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976,47, zu
deuten.
164 Siehe H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 51 Anm. 1; 52 Anm.9, zu B. Lands-
berger.
[65 H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 196, tritt an keine der s. v. Noth genannten
Stellen seines Buches in eine befriedigende Auseinandersetzung mit M. Noth ein.
166 H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 53 Anm. 1, schreibt hierzu: "The Hebrews
came from Babylonia to Palestine via northem Mesopotamia, yet in neither stage of their
imigration did all their kin accompany them."
167 H. H. Rowley, From Joseph to Joseph to Joshua, 1950, 53 Anm. 1, bemerkt hierzu
folgendes: "In the north, however, where we know that ljabiru acquired a social signifi-
cance, the ethnic consciousness faded and the term fell out of use. The Hebrews of
7.2.6. R. de Vaux (1903-1971)168 - Der Schweizer-Vergleich und die
babir
dieser Seite her wird ersichtlich, da die Ausntzung des keilschriftliehen
Materials ber die !Jabir von der Frhdatierung der biblischen cibn-Belege
und fundamentalistischen Voraussetzungen her erfolgt.
Eine ethnische Interpretation des babir-Problems hat auch R. de
Vaux vorgetragen und dabei den Schweizer-Vergleich!" in seine Betrach-
tung mit einbezogen."?
. R. de Vaux geht von der Beobachtung aus, da nach allen bisherigen
Erklrungen des Wortes babiru sich ergebe, da dieser Name nicht von den
babir selbst stamme. Alle damit verbundenen Schwierigkeiten, die sich aus
dem Gleichbleiben des Namens ber ein Jahrtausend und von der Etymolo-
gie her ergeben, verschwnden bei der Annahme, da es sich bei cpr-babiru
nicht um die Bezeichnung einer Klasse, sondern um die eines Volkes
handle. Denn dann sei es unntig, fr die Bezeichnung eine Bedeutung oder
eine Etymologie zu suchen."! Diese Deutung von babiru sei zu Unrecht
und vorzeitig wegen einer unbedachten Annherung der babir der
Amarna-Zeit an die Hebrer der Bibel aufgegeben, aber neuerdings wieder
aufgenommen worden.!"
Diese Herkunft und Bedeutung von babiru sucht er sodann durch
Hinweise auf einige Dokumente aus dem keilschriftliehen und gyptischen
Bereich zu sttzen.!"
221
Die ethnische Deutung von cibri
174 R. de Vaux, JNES 27 (1968), 228; ders., Histoire ancienne d'Israel 1,1971,112.
175 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971, 112, bemerkt hierzu folgendes: On peut
donc finalement se demander si les ljabirulcApiru n'ont pas ete originairement l'un des
elements ethniques qui erraient ala limite du desert dans la premiere moitie du 11e millenaire
et dont le nom, a ete transcrit differemment selon les regions.
176 R. de Vaux, JNES 27 (1968), 228.
m R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,202-208 (Les Hebreux et les Hobiru).
178 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971, 203.
179 R. de Vaux, Historie ancienne d'Israel I, 1971,203.
180 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,205.
181 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,206.
182 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971, 206.
Wenn man von der besonderen Situation in Nuzi, wo die ethnische
Bezeichnung babiru zu einem Appellativ tendiere, absehe, bten die
Schweizer, die als Sldner dienten, eine Parallele.!" Die babir seien
deshalb wohl ein ethnisches Element westsemitischen Ursprungs. 175 Die
Frage Appellativum oder Ethnikon sei deshalb offen zu lassen.!"
Zum Problem habir - Hebrer hat R. de Vaux dann in seiner
Darstellung der A n f ~ g e Israels ausfhrlich Stellung genommen.:" Er geht
von der Annahme aus, da abgesehen von Dtn 15,12-17 und Jer 34,9.14,
die ein altes Gesetz zitierten, alle anderen Belege fr cibr; in die Zeit vor der
Monarchie zu datieren seien. Das Wort sei dann bis nach dem Exil
verschwunden, wo man es isoliert in Jon 1,9 und in dem spten Midrasch
Gen 14,13 finde.!"
Er stellt sich sodann die Frage, ob cibri immer ein Ethnikon sei und
stets exklusiv die Israeliten bezeichne."? Mit Ausnahme des Gesetzes Ex
21,2 habe cibnimmer eine ethnische Bedeutung; mit Ausnahme von I Sam
14,21 scheine es immer die Israeliten zu bezeichnen. Mit Ausnahme der
isolierten Stellen Gen 14,13 und Jon 1,9 sei es auf die Frhzeit Israels vom
Aufenthalt in gypten bis zum Knigtum Sauls beschrnkt, Dies scheine
darauf hinzuweisen, da das Wort seinen Ursprung auerhalb Israels habe
und seine Anwendung auf die Israeliten von besonderen geographischen
und historischen Umstnden abhnge.!"
Welche Beziehung besteht nun zwischen den babir und den Hebr-
ern? R. de Vaux legt dar, da eine Ableitung des Wortes cibnvon cap/btru
mglich sei, aber die quivalenz knne nur akzeptiert werden, wenn sie
durch andere Argumente noch Untersttzung erfahre.?' Bercksichtige
man die Analogie der Situation, in der sich babiru und cibnm als Fremde
befunden htten, ihre Mobilitt und Verteilung in Raum und Zeit, das
Verschwinden der habiru etwa zur selben Zeit wie das der Hebrer in der
Bibel und das sehafte oder nomadisch-halbnomadische Leben beider,
dann knne man die Charakterisierung der babir auch auf die Vorfahren
Israels (ancetres des Israelites) anwenden.l"
Von den kabiru = cprw = cprw zu den cibrim Hebrern 220
Palestine, therefore, who retained their ethnic conciousness, though transferred to the
name Israel, lost their contacts with their kindred, and no longer feIt any ethnic unity with
the northern peoples of their own day, though they remembered that their fathers had
come from those regions."
168 K.Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 164-173 (Roland Guerin de Vaux
[1903-1971]).
169 Siehe zur Vorgeschichte dieses Vergleichs die Ausfhrungen von H. Engel, Die Vorfahren
Israels in gypten, 1979, 182-183: Herman Theodorus Obbink und der Schweizerver-
gleich.
170 R. de Vaux, Le problerne des Hapiru apres quinze annees, JNES 27 (1968), 221-228; siehe
auch ders., Histoire ancienne d'Israel 1,1971,106-112 (Les ljabiruICApiru). 202-288 (Les
Hebreux et les "ljabiru).
171 R. de Vaux, JNES 27 (1968), 226; ders., Histoire ancienne d'Israel I, 1971, 110-111.
In R. de Vaux, JNES 27 (1968), 226 Anm.32, verweist auf A. Pohl, Einige Erwgungen zur
Ijabiru-Frage, WZKM 54 (1957), 157-160; H. Schmkel, Geschichte des Alten Vorder-
asiens, 1957,232-234; M. G. Kline, The ka-BI-ru, Kin or Foes of Israel, WThJ19 (1956/
57), 170-176; M.Astour, Les etrangers aUgarit et le statut juridique des Ijabiru, RA 52
(1959), 70-76.
In R. de Vaux, JNES 27 (1968), 226-227.
222 Von den kabir = <prw = <prw zu den <ibnm Hebrern
Die ethnische Deutung von <ibn 223
Es sei jedoch festzuhalten, da kein auerbiblischer Text ber die
!Jabir direkt die Hebrer betreffe.!" Vor allemsei es unmglich, die !Jabir
der Amarnazeit mit den israelitischen Gruppen zu identifizieren, die die
Eroberung Kanaans unternommen htten. Die habir seien auerdem in
Gebieten bezeugt, wo die Vorfahren Israels nie hingegangen seien.!" Diese
Ahnlichkeiten und Differenzen erklrten sich, wenn die Vorfahren der
Israeliten Teil einer greren Gruppe, eben der !Jabir seien. Er gelangt zu
folgendem Schlu: On comprend que les Philistins aient donne aux
Israelires qui descendaient contre eux de la montagne palestinienne, le
meme nom ques les ljabiru qui habitaient dej cette montagne aI'epoque
d'Amarna. On concoit que les Egyptiens aient assimileJoseph, vendu chez
eux come esclave, et les Semites descendus apres lui aux 'Apir contre
lesquels ils avaient combattu en Canaan et qu'ils avaient ramenes comme
prisonniers. Les appellations etaient legitimes, et l'emploi qu'en fait la Bible
est justifie, si 1'0n accepte de considerer, comme nous l'avons propose, que
ljabiru - "Apir etait un terme ethnique qui designait un groupe ou des
groupes semitiques del'ouest, -Amorites- ou -Proto-Arameens-, auxquels
nous avons rattache les Patriarches.'"
Die von R. de Vaux vorgetragene Deutung des Verhltnisses zwischen
den !Jabir und den Hebrern baut grundstzlich auf einer rigorosen
Frhdatierung der <ibn-Belege auf. Die dem Schema nicht einzuordnenden
Stellen Gen 14,13 und Jon 1,9 werden in teilweisem Anschlu an A. Alt als
isolierte Flle und gewollte Archaismen gedeutet.!" Da er insgesamt von
einer ethnischen Bedeutung von <ibn ausgeht, sieht er sich veranlat, <ibnin
Ex 21,2 zwar mit A. Alt als soziologisch-rechtlichen Terminus anzusehen,
aber gleichzeitig auch als Archaismus einzuordnen, welcher durch direkte
Ubernahme aus der Umwelt entstanden sei.!" Auf diese Weise gelingt es R.
de Vaux, einen direkten Zusammenhang zwischen den !Jabir der Amarna-
zeit und den biblischen sibrim herzustellen'" und beide als Teile der
westsemitischen Amurriter oder Proto-Aramer anzusehen.!" Durch die
Gleichsetzung dieser !Jabir-<ibnm mit den Patriarchen'" vermeidet er es,
183 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel 1,1971,207 mit Anm. 172, gegen A.Jepsen (AfO 15
[1945/51]),55--68) und A.Jirku GKF 2 [1952/53], 213-214).
184 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,207.
185 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel 1,1971,207-208.
186 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel 1,1971,202-203.
187 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971, 204, schreibt hierzu: Le terme [= <ibnl
exprime une servitude temporaire et doit avoir ete emprunte aux milieux voisins d'Israel,
anterieurement al'epoque monarchique; il serait reste comme un archaisme dans la langue
juridique,
188 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,206.
189 Siehe zu Anm.185.
190 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,208.
die !Jabir der Amarnazeit mit den landnehmenden Israeliten zu identifizie-
ren.!" !Jabir-Hebrer erscheinen so bei der Behandlung der Traditionen
ber die Patriarchen innerhalb des Kapitels, das dem Problem Les Tradi-
tions Patriarcales et l'histoire gewidmet ist.:"
In der ethnischen Deutung der biblischen <ibri-Belege bei R. de Vaux
wird vorausgesetzt, da auch das Wort !Jabiru in dieser Richtung zu
verstehen sei.!" Auerdem wird neben einer Frhdatierung der biblischen
Hebrer eine solche der Traditionen ber die Patriarchen und deren Histo-
rizitt gefordert. Sowohl die Interpretation der Texte ber die !Jabir als
auch jener ber die Hebrer dient einer speziellen historisierenden Auffas-
sung ber die Vtertraditionen.
Es wird deshalb kaum das Urteil zu umgehen sein, da R. de Vaux von
seiner Interpretation der biblischen Vtertraditionen her eine Konkordanz
zwischen den !Jabir und den Hebrern konstruiert hat, wobei die ethni-
sche Bedeutung von <ibri ihn auch zu einer solchen der !Jabir insgeheim
veranlat haben drfte.:"
7.2.7. W.F.Albright (1891-1971)'9' - Die Historizitt des Hebrers Ab-
raham
Die neuere Diskussion ber die habir und sibrim hat auf bibelwissen-
schaftlicher Seite W. F. Albright mit v seinen zahlreichen Beitrgen in star-
kem Mae beeinflut. Seine wechselnden Stellungnahmen zu diesem Pro-
blem hngen teilweise vom allgemeinen Fortschritt in der Erforschung des
!Jabir-Problems ab, sind aber fundamental von seinem Bestreben gekenn-
zeichnet, die !Jabir zum Erweis eines sogenannten Zeitalters der Patriar-
chen und der Historizitt der Gestalt Abrahams heranzuziehen.!"
Da eine erschpfende Darstellung aller uerungen W. F. Albrights
zum Thema !Jabir-Hebrer auerhalb des Rahmens dieser Arbeit liegt'",
191 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971, 207: En particulier, il n'est pas possible
d'identifier les ljabiru de l'epoque d'Amarna avec les groupes israelites engages dans la
conquete de Canaan.
192 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971, 668.
193 Siehe zu Anm. 180-181.
194 Siehe M.Liverani, OA 15 (1976), 145-159; H.Engel, Die Vorfahren Israels in gypten,
1979, 165-173, zur Problematik von R. de Vaux' Geschichtskonzeption.
195 H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 136-143.
196 Siehe zu den verschiedenen Phasen der Forschung W. F. Albrights zum Problem kabir-
Hebrer und seinen fundamentalistischen Interessen in der Bibelinterpretation u. a.
M. Weippert, Landnahme, 1967, 51-57; ders., Bib 52 (1971), 407-432.
197 Siehe u. a. H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 136-143. Fr den Zeitraum
1918-1958 siehe St. E.Hardwick, Change and Constancy, 1966.
224 Von den babir = eprw = eprw zu den eibnm Hebrern Die ethnische Deutung von eibn 225
beschrnken wir uns auf seine letzte Stellungnahme zu dieser Frage. Dieses
Vorgehen drfte insoweit gerechtfertig sein, als W. F. Albright hier seine
frheren Forschungsergebnisse im Lichte neuen Materials revidiert und neu
formuliert hat.
Wesentlich drfte sein, da er die keilalphabetische Schreibung -pr aus
Ugarit als Besttigung fr seine frhere Vermutung, dem gyptischen epr(w)
liege ein semitisches epr zugrunde, angesehen hat. Von dieser Basis aus
entschied er sich sodann fr die Etymologie epr Staub. Er setzt deshalb
die Schreibung eapiru und die bersetzung dusty an.
198
Von dieser etymologischen Vorentscheidung aus suchte er seine
Hypothese zu untermauern, da die babir caravaneers gewesen seien.
Er argumentiert "The use of the word to describe a caravaneer is a perfectly
normal semantic development, like the Sumerian expression 'dusty man'
(LU.SAIjARA), meaning 'groom' or 'chariot attendant'. Similarly, in the
Middle Ages the Old French term pied-poudre, meaning originally 'dusty
foot', passed into English law as 'piepowder' (pedler). It was perfectly
natural to call all of these people, whether they were caravaneers, grooms or
pedlars, by the term 'dusty' or 'dusty foot"?"
Diesen babir ordnet W. F. Albright das sogenannte Zeitalter der
Patriarchen zu, so da es ihm auf diese Weise gelingt, fr Abraham einen
historischen Rahmen zu konstruieren.i" Zugleich wird es ihm so auch
mglich, den Zusammenhang zwischen Parallelen in der Kultur Mesopota-
miens und Israels durch Wanderwellen von Hebrern zu deuten.?"
Die Darlegungen W. F. Albrights wurden entweder als willkommener
Beweis fr die Historizitt der Vter und insbesondere Abrahams begrt'"
oder zurckgewiesen.i"
Der Kritik an W. F. Albrights Position in der Hebrer-Frage drfte
darin zuzustimmen sein, da er weder die auerbiblischen Belege fr babir
= eprw = sprm noch die fr eibri in der Bibel ohne vordergrndige
fundamentalistische Interessen betrachtet hat. Er mute deshalb auch not-
gedrungen davon absehen, die neueren Forschungsergebnisse ber die
babir in seiner Argumentation zu bercksichtigen.?"
1.8 W.F.Albright, BASaR 77 (1940), 32-33; ders., YGC, 1968,6>-66 mit Anm.49; siehe
auch ders., Prolegomenon, 1970, 9-10.
199 W.F.Albright, YGC, 1968,6>-66.
200 W. F. Albright, BiAr 36 (1973), 5-19.
201 W. F. Albright, YGC, 1968,91-92, z. B. zum saebaed eibn in Ex 21,2.
202 Siehe z. B. A.Arazy, The Appellations of the Jews, 1977, 38-39.
203 Siehe z, B. M. Weippert, Landnahme, 1967, 51-57. 102; ders., Bib 52 (1971), 407-432;
H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 140-143.
204 J. Bright, A History of Israel, 1981', 93-95, ein Vertreter der Albright-Schule (siehe
H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten) 1979, 144-146), bezieht nun in seinen
Ausfhrungen zum Verhltnis der babir zu den Patriarchen eine Position, die gegenber
7.2.8. K. Koch - Die Erneuerung der Hypothese ber die Hebrervlker
Im Jahre 1969 hat K. Koch mit seinem Beitrag Die Hebrer vom
Auszug aus gypten bis zum Groreich Davids'" das Problem babir -
Hebrer aufgenommen und einer umfassenden Lsung zuzufhren ver-
sucht.
K. Koch nimmt an, da zwischen eibri Hebrer und dem Namen des
Ahnherrn ebr Eber (Gen 10,21 ff.; 1l,14ff.)206 ein Zusammenhang
bestehe.?" Aus den Hebrer-Stellen von I Sam
208
leitet er ab, da F. Bhls
Axiom Alle Israeliten sind Hebrer, aber nicht alle Hebrer sind Israeli-
ten?" zutreffend sei und da sich mit Hebrer>, eine weit gespannte
ethnologische Vorstellung verbinde.i"
ber die Hebrer in gypten ermittelt er, da sowohl in der Josefsno-
velle als auch in den Exodussagen der Name eibri auf die Zugehrigkeit zu
einer Vlkergruppe ziele. Der nach K. Koch ltere Auszugssagenkranz
spreche von Hebrern, die inmitten der gyptischen Bevlkerung wohn-
ten und der Gott des Auszugs werde ursprnglich Gott der Hebrer
genannt,"! ..
Diese Deutung der biblischen Aussagen ber die Hebrer in Agypten
und deren Auszug verbindet er mit einer besonderen Auslegung der
gyptischen Belege ber die spno. Aus ihnen ergebe sich, da die sprt der
Ramessidenzeit sich auf die in Palstina um 1300 eingedrungenen, nachmals
israelitischen Stmme bezgen. Sie lieen darber hinaus vermuten, da die
sibrim Hebrer der Auszugssagen der gleichen Bevlkerungsschicht
zugerechnet worden seien, da sie aus kriegsgefangenen palstinischen
habir bestanden htten.:"
~ Von dieser Position her ist K. Koch gezwungen, der Hypothese
entgegenzutreten, da die gyptischen cprw mit den babir aus den EI
Amarnabriefen identisch seien und diese wiederum mit den Hebrern des
Alten Testaments bereinstimmten.t" Es sei zu bercksichtigen, da zwi-
der W. F. Albrights zurckhaltender ist. Er schreibt: "In view of this, while we may not
lightly identify the Hebrew ancestors with the cApiru (specifically not with those of
Amarna), it is legitimate to think of them as belonging to this class." (a. a. 0., S.95.) Die
Hypothese W. F. Albrights wird hier nur noch in Grundzgen ohne Rechtfertigung
aufrecht erhalten.
205 K. Koch, VT 19 (1969), 37-81.
206 Siehe Kap. 6.
207 K. Koch, VT 19 (1939), 39.
208 Siehe Kap. 5.3.
209 Siehe Anm. 77.
210 K.Koch, VT 19 (1969), 49-50.
211 K. Koch, VT 19 (1969), 62.
212 K. Koch, VT 19 (1969), 67--68.
213 K. Koch, VT 19 (1969), 68.
15 Loretz, l;Iabir-Hebrer
226 Von den yabir = eprw = eprw zu den eibnm Hebrern Die ethnische Deutung von eibn 227
sehen den IJabir der Amarnabriefe und den eprw der Ramessidenzeit ber
ein halbes Jahrhundert liege, in dem sich die Verhltnisse in Syrien-
Palstina grundlegend gendert htten.
Nachdem K. Koch zu dem Ergebnis gekommen ist, da die in den
Inschriften der Ramessidenzeit genannten eprw sich nicht von den Hebrern
des Auszugs trennen lieen und nur ein Teil des greren Ganzen von
Hebrern, von denen die Lea-Stamme als Beduinen bereits unter Haremheb
und Sethos I. eine Landnahme unternommen htten'", erhebt er aus J, da
in Israel ein Kreis von Hebrer-Vlkern bekannt gewesen sei, als deren
Stammvater sbr Eber zu gelten habe.!"
Dieses Wissen um die Zusammengehrigkeit der Hebrervlker bilde
auch den Hintergrund fr die Ideologie der Eroberung, die das Groreich
Davids gezeitigt habe.:" Der Gedanke einer Zusammengehrigkeit der
Hebrervlker sei bis in die frhe Knigszeit hinein, in der J sein Werk
abgefat habe, fr bestimmte Kreise Israels von religiser Bedeutung
gewesen."
R. de Vaux hat an dieser Hypothese kritisiert, da sie zu gewagten
Schlufolgerungen komme. Denn K. Koch spreche die lteste Tradition
ber den Aufenthalt in gypten, den Exodus und die Annahme des
Jahwismus nicht den Israeliten, sondern den Hebrern zu.
218
Wenn wir von der innerbiblischen Problematik der Deutung der
Hebrer bei K. Koch absehen und uns auf seinen Vergleich der biblischen
Hebrer mit den IJabir beschrnken, dann ergeben sich gleichfalls schwer-
wiegende Einwnde. Denn es wird auch hier als erstes festzuhalten sein,
da K. Koch mit Ausnahme von Gen 14,13 und Jon 1,9
219
auf der Frhda-
tierung der eibn-Belege seine Schlufolgerungen aufbaut."? Unbegrndet
drfte auch die Annahme sein, da die aus Agypten geflchteten sibrim
Hebrer, die in Palstina eingedrungen seien, ihre frhere Stammeszuge-
hrigkeit lngst vergessen htten'" und im Laufe der Zeit eprw nicht mehr
eine bestimmte Schicht von Entwurzelten in Syrien-Palstina bezeichnet
habe, sondern auf bestimmte Vlkerschaften eingeschrnkt worden sei, die
214 K. Koch, VT 19 (1969), 70-71.
21S K. Koch, VT 19 (1969), 71-78.
216 K. Koch, VT 19 (1969), 78--81.
217 K.Koch, VT 19 (1969), 81.
218 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,208 Anm.173; C. H.]. de Geus, The Tribes
of Israel, 1976, 107, bemerkt, da K. Koch an das Dogma des (halb-jnomadischen Lebens
der Proto-Israeliten gebunden bleibe.
219 K. Koch, VT 19 (1969), 40, lt das rtselhafte Kapitel Gen XIV auer Betracht und stellt
nur fest, da der nachexilische Beleg des [onabchleins aus dem Rahmen falle.
220 K. Koch, VT 19 (1969), 40, datiert die Belege am Ende der vorstaatlichen Zeit und an den
Anfang der Knigszeit.
221 K.Koch, VT 19 (1969), 69.
in Palstina neu eingedrungen seien.:" Daraus schliet er auch, da in der
Ramessidenzeit in Palstina die eprw neben den Hebrern eine hufig
anzutreffende Bevlkerungsschicht gewesen seien.f" Durch Verbindung
von IJabir und Beduinen gelangt er dann zu folgendem weiterem Schlu:
Das Vordringen der Beduinen und eapiru unter Haremheb und Sethos I.
scheint mit der Landnahme der Lea-Stamme zusammenzuhngen.s-"
Weder die gyptischen noch die keilschriftliehen Quellen erlauben
diese Schlufolgerungen. Denn aus beiden lt sich weder entnehmen, da
IJabir - eprw eine ethnische Gre bezeichneten, noch lt sich aus ihnen
die Rede von Hebrervlkern auch nur im entferntesten rechtfertigen.
7.2.9. C. H.J. de Geus - IJabir In der Theorie der Landnahme ohne
Einwanderung
Wenn wir von der Erklrung des IJabir-Hebrer-Problems durch
G. E. Mendenhall und die Vertreter dieser Richtung absehen'", arbeiten alle
anderen Deutungen der sogenannten Landnahme mit einer oder mindestens
zwei Einwanderungen von Hebrerstammen'" oder sie trennen die Ein-
wanderungen der israelitischen Stmme ganz von den sozial-rechtlich ver-
standenen IJabir
227
bzw. lassen die IJabir - sibrirn nur eine Teilgruppe der
Einwandernden und des sich formenden Israels sein?"
Gegen eine Landnahme d u ~ c h einwandernde nomadische oder halbno-
madische Gruppen wendet sich C. H. J. de Geus,229 Er setzt bereits die
sogenannte Patriarchenzeit als erste Periode israelitischer Geschichte an
und wendet sich so grundstzlich gegen die Darstellung der Landnahme
durch A. Alt und M. Noth.
230
C. H.J. de Geus datiert die Patriarchenzeit in die mittlere und spte
Bronzezeit'" und sieht in diesen Gruppen bereits Israeliten. Die Eisodus-
und Exodusgruppe sei aus diesen in Palstina seit langem siedelnden
Gruppen entstanden." Die Vorfahren Israels sucht er in jener Gruppe
222 K. Koch, VT 19 (1969), 69 Anm. 3.
213 K. Koch, VT 19 (1969), 70.
224 K. Koch, VT 19 (1969), 71.
22S Siehe Kap. 7.1.3.
226 Siehe zu H. H. Rowley Kap. 7.2.5.
227 Siehe zu A. Alt und M. Noth Kap. 7.1.2.
22. Siehe zu A.]irku Kap. 7.2.2.
229 C.H.]. de Geus, The Tribes of Israel, 1976; O.Bchli, Amphiktyonie im Alten Testa-
ment, 1977, der sich gleichfalls wie C. H.]. de Geus mit M. Noth auseinandersetzt, geht
auf das Problem Hebrer - Israel nicht ein.
2JO C. H.]. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 170-181.
231 C. H.]. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 171-172.
231 C. H.]. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 172.
15*
233 C.H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 164-171. 173.
234 C.H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 173; siehe auch 179.
235 C.H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 180, spricht von der Mehrzahl der israeliti-
schen Stmme: "The data from Nuzi or Mari cannot and need not be used in any way to
deny the presence in Palestine of the majority of the Israelite tribes during the Late Bronze
Age."
236 C.H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 181.
237 C.H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 182-187 (<<The cApiru).
238 C.H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 184-185.
239 C. H.]. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 185.
240 C.H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 187.
amorritischer Herkunft, deren Zentrum am mittleren Euphrat zu suchen
sei, die sich aber schon seit lngerem zwischen den kanaanischen Stdten
befunden habe.f" Das Milieu der Patriarchenerzhlungen wird unmittelbar
als Schilderung dieser Zustnde und Beziehungen verstanden. Er schreibt
hierzu: "It was from this group that Israel developed. That particular
persons or clans maintained contact with related groups on the Upper
Euphrates is not exceptional in this period. Moreover it is comprehensible
when we see that the stories of the patriarchs continue in the same
ecological milieu."?"
Erst mit beginnender Eisenzeit sei die Dichotomie zwischen den
kanaanischen Stadtstaaten und den im Zwischenland lebenden israeliti-
schen Stmmen'" aufgehoben worden. Er schildert diesen bergang der
israelitischen Stmme von der Patriarchenzeit zur Staatenbildung folgen-
dermaen: "Through the use of iron, a tremendous expansion of the area of
cultivation became possible, and the political result was the rise of the
territorial state, which was more than an enlarged city-state. This transition
took more than rwo centuries, the Biblical period of the Judges. In this
period the old contrast between town and country practically came to an
end in the hill country, where agriculture became more and more impor-
tant.'?"
Im Rahmen dieser Ausfhrungen nimmt C. H. J. de Geus auch zur
babiru-Hebrer-Frage Stellung;" Er schliet sich jenen an, die davon
ausgehen, da im Alten Testament das Wort sich von einem Appellativ zu
einem Ethnikon gewandelt habe.?" Nachdem er keine Schwierigkeit darin
sieht, von der Identitt der babiru der Amarnazeit mit den Hebrern
auszugehen, behandelt er das Problem der Beziehung zwischen den
Hebrern und den Israelitens.:" Da die Vorfahren Israels als Teil der
amorritischen Bewohner Palstinas in der mittleren und spten Bronzezeit
schon fr eine lngere Zeit autochthon gewesen seien und wir das Wort
babiru als ein Appellativ in dieser Periode anzusehen htten, sei es mglich,
von den !Jabiru der Amarna-Zeit eine Verbindungslinie zu den Hebrern
des Alten Testaments zu ziehen.t" In seiner nheren Erklrung fhrt er
7.3. Ein Kategorienfehler - Von den babiru zu den sibrim
229 Ein Kategorienfehler - Von den babir zu den cibrim
241 c. H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 187.
242 C.H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 185.
243 Siehe zu Anrn. 241.
244 Siehe zu dieser Problematik u. a. Sh. N. Eisenstadt. Max Webers antikes Judentum und der
Charakter der jdischen Zivilisation, 1981, 153-154, zu den Komponenten der jdischen
kollektiven Identitt.
Wenn wir das Problem des Verhltnisses zwischen den babiru und den
sibrim Hebrern vom Standpunkt der Forschungsgeschichte aus betrach-
ten, dann erkennen wir, da die wissenschaftliche Fragestellung bisher nur
darauf ausgerichtet war, ob die sibrim mit den babiru zu identifizieren seien
oder nicht. Diese Problemstellung ist den Bedrfnissen einer Bibelwissen-
schaft angepat, die in auerbiblischen Dokumenten eine Besttigung fr
das biblische und das eigene, daran ausgerichtete Bild ber Entstehung und
Geschichte Israels erwartet und auch findet. Sicht und Auswertung der
biblischen und auerbiblischen Quellen sind hier von den. Erfordernissen
und Notwendigkeiten bestimmt, die mit der jdischen Selbstfindung in
exilischer und nachexilischer Zeit herrschend wurden'" und die auch fr die
christliche Bibelauslegung bislang magebend waren.
dazu aus: "In a juridical context and in the special context of the Amarna
letters the word cibn/capiru can have an appellative function quite uncon-
nected with the ethnic group to which the person(s) so designated
belong(s). That is why, under certain circumstances, both Israelites and
non-Israelites may be designated in this way. The fact that the word
'Hebrew' is afterwards used in an ethnic sense in the ld Testament
assimilates this word to the other gentilicia in the ld Testament which are
still a mystery to uso "241
Der am Ende bei C. H.J. de Geus vorgenommene Rckzug ins
Mysterise beleuchtet am besten das Unbefriedigende an der von ihm
vorgetragenen Erklrung. Er gesteht zwar cibn als Ethnikon in spteren
Texten zu, wobei aber nicht sichtbar wird, wie er im einzelnen die
Belegstellen von cibndatiert und interpretiert. Seine Behandlung von Gen
14,13 und I Sam 4,6.9; 13,3.19; 14,11.21; 29,3 drfte hierfr instruktiv
sein.?" Die Aussagen zu den babiru - sibrim fallen wegen des Verzichts auf
eine eingehende Behandlung der Stellen verwirrend aus. Man mchte gern
wissen, unter welchen Umstnden tatschlich sowohl Israeliten als auch
Nichtisraeliten als habiru = cibrim bezeichnet werden konnten.t"
Die ideologische Grundlage der Argumentation ber die babiru-
Hebrer gibt auch bei C. H. J. de Geus die Frhdatierung eines Teils der
cibn-Belege ab.
Von den 1}abir = cprw = cprw zu den cibrim Hebrern 228
Von diesem Horizont aus gesehen ergaben die Nachrichten ber die
cprw und babir notwendig eine Besttigung der biblischen Aussagen ber
die Entstehungsgeschichte Israels, auch wenn im einzelnen die Interpreta-
tionen weit auseinander gehen. Dies trifft fr alle Geschichtsrekonstruktio-
nen zu, die von einem Hebrervolk als Kern des spteren Israel sprechen
und dabei annehmen, da babir = cibrim ganz'" oder teilweise nur zur
Bildung Israels beigetragen htten.i" Die babir = cibrim Hebrer wer-
den unterschiedlich mit Abraham und denPatriarchen'" oder den Frhis-
raeliten'" identifiziert, mit den babir der Amarnazeit'", mit besonderen
Gruppen von babir der Amarna Zeit2
50
, mit babir = cprw aus gypten.
251
2<5 Siehe z. B. zu H. H. Rowley, Kap. 7.2.5.; siehe auch u. a. J. C. L. Gibson, JNES 20 (1961),
236-237; E.B.C.MacLaurin, AJBA 1,4 (1971), 89.
246 Siehe z. B. neuerdings A. H. J. Gunneweg, Geschichte Israels, 1982\ 23-24.39.42-43.49-50,
mit teilweiser bernahme der Hypothese von G. E. Mendenhall (siehe Kap. 7.1.3); hnlich
auch W. Dietrich, Israel und Kanaan, 1979, 11 Anm.8.
2<7 Siehe z. B. zu A.Jirku (Kap. 7.2.2); W. F. Albright (Kap. 7.2.7.); ferner zu Abram der
Hebrer siehe Kap. 5.6.
248 G. Fohrer, Geschichte Israels, 1979
2
, 37, bemerkt z. B. folgendes: Leitet man cibri von
Chapiru ab, so ergibt sich - da eine einfache Gleichsetzung ausscheidet -, da die
Frhisraeliten eine Gruppe in dem Ganzen der Chapiru gebildet-haben knnen. Auch sie
wurden so genannt, weil sie als Wanderhirten viel umhergezogen und also zu den
minderberechtigten Fremden zahlten.; W. Kornfeld, Religion und Offenbarung, 1970,
33-34, sieht in den Protoisraeliten im uersten Fall nur ein Element der babir, mit denen
sie mehr die gemeinsame Lebensweise als die Abstammung verbunden habe; K. Schubert,
Die Kultur der Juden, 1977, 24, spricht gleichfalls von Protoisraeliten: Die westsemiti-
schen Protoisraeliten gehrten zweifellos zu den sogenannten Chab/piru/Apiru.
24. Die Identifikation der cibrim unter Josua mit den babir der Amarnazeit, die von
C. R. Conder, PEQ 22 (1890), 327, vorgenommen, aber ganz verschieden interpretiert
wurde (siehe z.B. Ri Kittel, Geschichte des Volkes Israel. Bd.1, 1923
5
-6, 304f. Anm.1, der
z. B. die Hebrerstmme, die in der Amarnazeit Palstina heimsuchen, auch nach gypten
eindringen lt; siehe ferner H. Guthe, Geschichte des Volkes Israel, 1914
3
, 15-25;
E. Sellin, Geschichte des israelitisch-jdischen Volkes, 1924, 16-26. 39) und sich noch bei
H.H.Rowley, From Joseph zu Joshua, 1950, 164, findet, wird z.B, von M.Noth,
Geschichte Israels, 1956
3
, 39, energisch abgelehnt; siehe auch u. a. M. Weippert, Land-
nahme, 1967, 85.102; G. Fohrer, Geschichte Israels, 1979
2,37-38.
250 G. Fohrer, Geschichte Israels, 1979
2
, 37-38, setzt z. B. die Frhisraeliten zeitlich den
babir der Amarnabriefe gleich. Die Patriarchen habe man zu den babir gezhlt. Sieseien
aber nicht mit denen der Amarnabriefe identisch. Seine Begrndung lautet folgenderma-
en: Denn einmal waren diejenigen Chapiru, die die kleinen Stadtknige Palstinas
bedrngten, viel zahlreicher als die Sippen der israelitischen Patriarchen. Ferner werden
diese als Wanderhirten wohl mit Recht als durchweg friedlich und keineswegs kriegerisch
geschildert ... Und schlielich lag es im Wesen dieses Wanderhirtentums, da es vertragli-
che bereinkommen mit den Kulturlandbewohnern suchte ...
251 Diese Gruppen spielen in den verschiedenen Konzeptionen der Frhgeschichte eine
bedeutsame Rolle. Whrend in der ethnischen Konzeption diese Gruppen sich aus den nach
gypten gewanderten babir =cibrim rekrutieren (siehe z, B. H. H. Rowley, From Joseph
to Joshua, London 1950, 164), sind in der soziologischen Deutung der babir - cibrim diese
Gruppen unterdrckte Menschen, so da die gyptischen Berichte ber die cprw und die
biblischen ber die sibrim in gypten parallel gesetzt werden, siehe z. B. M. Noth, Exodus,
1978
6,11;
A.H.J.Gunneweg, Geschichte Israels, 1979
2,24,
der hierzu bemerkt: Solche
Parallelitt beweist freilich nicht die Identitt der in den alttestamentlichen und gyptischen
Texten gemeinten Personen. Wohl aber wird der allgemeine Rahmen und das Kolorit der
biblischen berlieferung hier von auerbiblischen Quellen als durchaus real und glaubwr-
dig erwiesen.
Eine Mittelstellung nimmt S. Herrmann, Geschichte Israels, 1980
2
, 88-89, ein, der es offen
lt, ob die cibrim von Ex 1-15 mit H.Helck, TLZ 97 (1972), 180, als Arbeitergruppen
(cprw) oder ethnisch mit nomadischen Schasu gleichzusetzen seien.
252 Siehe besonders H. H. Rowley, From Joseph to Joshua, London 1950, 164.
m Siehe Kap. 7.1.2.
254 Siehe zu J. Lewy Kap. 3 zu Anm.96-105. 107.
zss B. Landsberger, Note, 1954, 159-161, bringt hier seine Position besonders deutlich zum
Ausdruck.
256 Siehe zu G.E.Mendenhall und N.K.Gottwald Kap. 7.1.3.; ferner Anm.246; M. C.
Astour, in: IDBS, 1976, 384, sieht in der Landnahme der Israeliten "an episode of the final
stage of the Hapiru movement".
231 Ein Kategorienfehler - Von den babir zu den cibrim
Die babir = cprw = cibrim werden auch mit mehreren Gruppen und
Wanderungen, die schlielich doch zum Volk Israel fhren, gleichgesetzr.>'
Das traditionelle jdisch-christliche Geschichtsbild ber die Entste-
hung des Volkes Israel wird auch letztlich im Versuch von A. Alt und
M. Noth noch festgehalten, wo die babir = sibrim nur noch als wirtschaft-
lich schwache Gruppe der frhen israelitischen Gesellschaft erscheinen,
selbst aber kein Ethnikon mehr sind, das einen Beitrag zur Entstehung
Israels Iiefert.:" Auch in diesem System hat der cibri Hebrer der Ge-
setzestexte noch die Aufgabe, die Einwanderung der spteren Israeliten zu
beleuchten und das Verhltnis der Einwanderer zu den bereits ansssigen
Landesbewohnern und ihrer Kultur zu beschreiben.
Das Verhaftetsein an traditionelle Vorstellungen ber die Frh- und
Entstehungsgeschichte Israels schlgt auch auerhalb der Bibelwissenschaft
bei jenen durch, die entweder eine soziologische Deutung der babir direkt
mit den alten Anschauungen ber die Historizitt Abrahams und der
anderen biblischen Aussagen verbinden'" oder jeden Zusammenhang zwi-
schen den habir und den cibrim in Abrede stellen, weil erstere keine
Einwanderevr nach Syrien-Palstina seien, die Hebrer aber grundstzlich
als solche zu verstehen seien!"
Auch in jenen Erklrungsmodellen, die Israel ganz oder teilweise aus
babir-Gruppen entstanden sein lassen, die bereits im Lande waren, bildet
die Frhdatierung der cibrim-Belege die Grundlage der Argumentation und
die Mglichkeit, zwischen den babir und den cibrim einen direkten
Zusammenhang herzustellen.?"
Von den babir = cprw = cprw zu den cibrim Hebrern 230
232 Von den kabir = cprw = cprw zu den cibrim Hebrern
babir und cibrim in' ihrer Beziehung zur Entstehungs- und Frhgeschichte Israels 233
Wenn wir im Gegensatz zu diesen Deutungen von der Annahme
ausgehen, da alle biblischen cibn-Belege spt zu datieren sind
2S7
, dann wird
allen Uberlegungen die Grundlage entzogen, die voraussetzen, da zwi-
schen den !Jabir und den sibrim - und in der Folge auch zwischen den
cibnm und den Israeliten - ein unmittelbarer Zusammenhang bestehe, sei
dieser nun ethnischer oder soziologischer Art.
Die besondere Streuung der cibn-Belege und deren spte Herkunft lt
auch nicht die Hypothesen ber agyptisch-philistischen Sprachgebrauch'"
od.er ber historische Erinnerungen zu. Weder Entstehung noch Mglich-
keiten der Uberlieferung dieses Sprachgebrauchs lassen sich befriedigend
erklren.
. Das Problem !Jabir - Hebrer erscheint bei einer Sptdatierung der
cibn-Belege nur noch in folgender Form mglich zu sein: Ist das Gentili-
zium cibnvom Appellativum !Jabiru ableitbar? Sowohl philologische ber-
legungen'" als auch die Parallele sprechen fr diese Lsung.
Rckblickend ergibt sich, da, vom Gesichtspunkt der Logik und des
Sprachgebrauchs aus betrachtet, in den verschiedenen Versuchen einer
Zusammenschau der auerbiblischen Quellen ber die !Jabir = cprw =
sprm und der biblischen ber die cibnm mit dem Ziel und dem Ergebnis,
eine totale oder teilweise Identifikation dieser Menschengruppen durchzu-
fhren oder auch eine vollkommene Trennung zu fordern, der Wortge-
brauch ohne seine zeitlichen Differenzen beurteilt wurde und diese Verfah-
ren deshalb dem Kategorienfehler unterliegen muten."!
Die Klrung der soziologischen Stellung der !Jabir in den keilschriftli-
chen Dokumenten konnte auf seiten der gyptologie, Akkadistik und
Bibelwissenschaft solange nicht voll fr eine neue Deutung der Beziehun-
gen zwischen den Wrtern !Jabiru und cibn nutzbar gemacht werden, als
eine Frhdatierung der biblischen Belege die zeitlichen Relationen zwi-
schen denselben verschleierte und in eine falsche Perspektive brachte.
257 Siehe Kap. 5.8.
258 Siehe zur Hypothese A.Alts die Ausfhrungen von M. Weippert, Landnahme, 1967, 89.
25. Siehe Kap. 8.2.
260 Siehe Kap. 10.
261 Siehe zu den mit dem sog. Kategorienfehler verbundenen logischen Problemen G. Ryle,
Systematisch irrefhrende Ausdrcke, 1968,31--62; ders., Begriffskonflikte, 1970, 15-19.
Die Verwendung des Begriffs Kategorienfehler ist in diesem Zusammenhang berechtigt,
weil die Wrter babiru und cibri als Appellativum und Gentilizium verschiedenen Klassen
angehren. Dieser Sachverhalt grndet bei diesen Wrtern vornehmlich in der zeitlichen
Differenz des Wortgebrauchs. Alle Fehlurteile ber das zwischen den habir und den
cibrim bestehende Verhltnis beruhen deshalb letzdich auf einer des Zeitfak-
tors, Man knnte auch sagen, da babiru einem semiotischen System erster Ordnung und
cibri einem der zweiten Ebene angehrt; siehe zu semiotischen Systemen u. a. K. Fssel,
Sprache, 1982,22-24.
7.4. habir und sibrim in ihrer Beziehung zur Entstehungs- und Frhge-
;chichte Israels
Wenn wir die Beziehungen zwischen den !Jabiru und den -ibrim auf die
Gleichung der Wrter (!Jabiru = cibrim) beschrnken, schalten wir
drungen die !Jabiru und auch die sibrim als Elemente der Frhgeschichte
Israels aus. Sollten habiru tatschlich in den Gruppen anwesend gewesen
sein, die sich zu zusammenschlossen, dann knnten uns darber nur
auerbiblische Dokumente Aufschlu geben. Bis jetzt liegen keine solchen
Berichte ber einen Anschlu von !Jabiru an Israel vor.
Die Sptdatierung der sibri-Belege ist von besonderem Belang fr die
Frage, ob Israel ganz oder teilweise aus Gruppen entstanden ist,..die aus
gypten ausgezogen sind. Die Berichte ber slbrim in
sind insgesamt spt entstanden und stellen deshalb sog. fruhere Ereignisse
von einem weit entfernten Standpunkt und unter Verwendung zeitgenssi-
scher Wrter dar. Whrend cprw alten syrisch-palstinischen und gypti-
schen Sprachgebrauch widerspiegelt, bringt uns cibri mit dem der nachexili-
sehen jdischen Gemeinde und deren Geschichtsbild in Berhrung.
Wie konnte cibri in der nachexilischen jdischen Gemeinde zu der
durch die Bibel und die anderen Quellen>' bezeugten Bedeutung gelangen?
Wenn wir von dem Ergebnis ausgehen, da cibri an allen Stellen den
Angehrigen der jdischen Gemeinde bezeichnet'", dann haben wir mit
Sicherheit ermittelt, da cibri keine pejorative Bedeutung besitzt.:" Lt
sich dies bereits fr das Wort habiru annehmen?
Wenn aus den Dokume;ten eindeutig hervorgeht, da die gypter
und ihre Verbndeten von den ihnen feindlichen !Jabiru wenig gnstig
dachten, so schliet dies nicht aus, da die !Jabiru selbst und ihre Freunde
diese Ansicht nicht teilten. Der habiru stand fr eine Lebensweise, die,
wenigstens in Anstzen oder voll unter besonderen Gegebenheiten, als
Ausdruck von Freiheit, Selbstbestimmung und Unabhngigkeit verstanden,
geachtet und angestrebt werden konnte. Die Lebensweise der !Jabiru
anzunehmen, war, je vom Standpunkt aus, negativ oder positiv zu beurteilen.
Wenn es somit nicht als ausgeschlossen zu betrachten ist, da bereits von
habiru her cibri einen positiven Klang haben konnte, dann drfte auch
werden, da es im Rahmen der nationalen Selbstbesinnung
nach dem Exil zu einer wrdevollen Selbstbezeichnung wurde, um der neu
gewonnenen vlkischen und religisen Identitt einen lebendigen Ausdruck
zu verleihen.
262 Siehe Kap. 9.
263 Siehe Kap. 5. ..
264 Siehe zur Diskussion ber die pejorative Bedeutung von babiru und deren Ubertragung
auf cibri Kap. 7.2.4. zu H. Parzen; siehe ferner M. Liverani, Farsi Habiru, va 2 (1979),
65-77.
234 Von den kabir = cprw = cprw zu den cibrim Hebrern
Selbst wenn wir annehmen, da nicht nur die Feinde der babir das
Wort babiru zur Gruppenschelte benutzten, sondern dieser Sprachge-
brauch auch fr weitere Teile der damaligen Gesellschaft Syrien-Palstinas
zutraf, besteht keine Schwierigkeit fr eine Entwicklung vom Appellativum
zum Gentilizium. Denn die ursprngliche Wortbedeutung war beim ber-
gang zum Namen (Gentilizium) nicht mehr von Belang.
Zusammenfassend drfte festzuhalten sein, da cibnuns weder ber
Wanderungen von !Jabir-Hebrern, noch ber den Aufenthalt der Vorfah-
ren Israels in gypten Aufschlu zu geben vermag.?" ber die Entste-
hungs- und Frhgeschichte Israels erhalten wir von cibn her keine Aus-
kunft.
266
In verwandelter Form lebt in der jdischen Selbstbezeichnung cibr;
Hebrer ein uraltes Element der sozialen und politischen Geschichte
Syrien-Palstinas weiter.
26S Das von H. Engel, Die Vorfahren Israels in gypten, 1979, 176-177, erzielte Ergebnis, da
der Aufenthalt der Vorfahren Israels in gypten von gyptologischer Seite bisher nicht
nachgewiesen werden konnte, wird auch von dieser Seite besttigt.
266 Sowohl der Versuch von F. Chabas (siehe Kap. 2) als auch alle anderen Bemhungen, von
den kabirher Einblick in die Frhgeschichte Israels zu erlangen (siehe Anm. 204), mssen
deshalb als gescheitert betrachtet werden.
Kapitel 8: Etymologien zu babiru und cibri
In den Auseinandersetzungen ber Herkunft und Verhltnis zwischen
den cprw und den sibrim sowie dann spter ber die babir - cprw - sprm
und cibnm wurde dem etymologischen Aspekt allgemein groe Bedeutung
beigemessen... . ..
Wenn am Anfang die Uberzeugung F. Chabas' stand, da die Agypter
den Namen cprw von den Hebrern selbst bernommen htten', so sollte
sich dann die Fragestellung dahin verndern, da diese Position vollkom-
men aufgegeben wurde, und jetzt nur noch diskutiert wird, ob babiru und
cibn vollkommen zu trennen sind, oder zwischen beiden Wrtern ein
Zusammenhang anzunehmen ist.'
Den Bemhungen, von der Etymologie her das Problem der babir
und cibrim zu lsen oder diesem Aspekt doch eine bedeutsame Rolle
zuzubilligen, stehen die Ansichten jener gegenber, die der Etymologie
jeden Wert bei der Lsung der mit den Begriffenbabiru und cibriverbunde-
nen Fragen absprechen. Die Ablehnung der Etymologie wird mit unter-
schiedlichen Argumenten begrndet. Sie erfolgt mit dem Hinweis auf die
Homonymie von babiru und cibrfl, oder auf die Notwendigkeit, die frhere
etymologische Betrachtungsweise durch eine soziologische zu ersetzen.'
I F. Chabas, Les Hebreux en Egypte, 1862, 46: "Si donc les Egyptiens ont nomme les
Hebreux d'apres la veritable designation ethnique de ces derniers, le groupe hieroglyphique
dont ils auront fait usages sera l' exacte transcription du nom cibri, on connait en effet la
fidelite avec laquelle les scribes egyptiens ont represente les mots semitiques.
2 An diesemSachverhalt ndert auch A.Jepsen, Die Hebrer und ihr Recht, AfO 15 (1945/
51), 59 mit Anm. 15, mit seiner Ansicht nichts, da cpr(w) die gyptische Umschrift von
cibri sei und dies auch fr habiru zutreffe. Er schreibt hierzu folgendes: "Wir htten also
anzunehmen, da die Schreiber Palstinas, als sie das Wort cibrim in Keilschrift wiedergeben
wollten, zu dem ihnen bekannten Wort kabiru bzw. dem dafr gebruchlichen Ideogramm
SA.GAZ griffen. Das Wort sollte hier also eine Wiedergabe von cibrim sein, wozu es um so
geeigneter erschien, als es auch fremde, nicht ansssige Menschen bezeichnen konnte. So
war gewissermaen ein doppelter Zweck auf einmal erreicht: der einheimische Volksname
war umschrieben, und zugleich erinnerte die ursprnglich appellative Bedeutung des
Wortes in etwa an die Situation der Eindringlinge. (a. a. 0., S.59). Eine besondere
Etymologie trgt auch M. F. Th. de Liagre Bhl, JEOL 17 (1963), 139, bei, der erwgt,
kabiruvom Namen des Flusses ljabur abzuleiten.
3 B. Landsberger, Note, 1954, 161.
4 Siehe zu M. B. Rowton Kap. 3 Anm. 129.
5 J. Bottero, Habiru, 1972/75,23-24; ders., DHA 6 (1980), 202.
6 R. de Vaux, JNES 27 (1968), 226, schreibt hierzu folgendes: Les difficultes disparaissent si
eApiru -ljapiru n'est pas la designation d'une classemais celle d'un peuple, car il n'est plus
besoin de lui ehereher un sens ni une etymologie.; ders., Histoire ancienne d'Israel 1,1971,
110-111
7 Siehe Kap. 8.1.1.
8 Siehe Kap. 8.1.7.
9 Siehe zum b/p-Wechsel Kap. 8.2.
10 Whrend die Wrterbcher die Schreibungen bapiru (AHw, S.322) und bpiru (bbiru)
sowie bpiraja (bbiraja) (CAD Ij, S.84-85) bevorzugen, belt es J. Bottero bei Habiru,
1972/75,22-23; ders., DHA 6 (1980), 202, bei babiru.
11 Siehe z.B. H.H.Rowley, From Joseph to Joshua, 1950, 52; M. Weippert, Landnahme,
1967, 84, schreibt hierzu folgendes: Nun gengen freilich rein sprachliche Beweisgrnde
nicht, um die Identifikation allen Zweifeln zu entziehen. Solange nur linguistisch argumen-
Auch wegen der allseits noch offenen Fragen wird es abgelehnt, der
Etymologie eine Bedeutung beizumessen.'
Das Argument der Etymologie suchen auch jene aus seiner beherr-
schenden Position zu verdrngen, die 3:n den Anfang der Entwicklung einen
Volksnamen setzen. Denn es sei ohne Nutzen, nach der Erklrung eines
Volksnamens zu suchen.'
Die Diskussion ber den Zusammenhang von eibnmit babiru und die
Bedeutung der beiden Wrter hat durch das Bekanntwerden der keilalpha-
betischen Schreibung epr eine grundstzliche Neuorientierung erfahren.
Denn durch sie wurden mit einem Schlage alle Etymologien auer Kurs
gesetzt, die von einer Basis bl!?br den Ausgang genommen hatten/ Zugleich
wurde pr auch als Beweis fr die Differenz von bapiru = epr und eibr;
angesehen, da die Schreibung epr fr die syllabischen Texte die Schreibung
bapiru fordere und somit jede Gleichsetzung von bapiru und eibr; ausge-
schlossen sei." Andere haben dagegen einen blp-Wechsel angesetzt und die
keilalphabetische Schreibung epr als Brcke zwischen bablpiru und eibr;
eingesetzt." Wenn die ug. Schreibung epr auch dazu gefhrt hat, da man
jetzt generell von einem westsemitischen sb/pr als Grundlage von babiru
und eibnspricht, so wird doch weiterhin fr offen gehalten, ob bapiru oder
babiru die sog. richtige Schreibung ist."
Etymologische Vorentscheidungen haben sich auf die einzelnen
Hypothesen ber die babiru und Hebrer unterschiedlich ausgewirkt. Es ist
seit lngerem in bibelwissenschaftlichen Beitrgen zur babiru - Hebrer-
frage blich geworden, der Etymologie wegen der groen geographischen
und zeitlichen Ausdehnung der babiru-Belege nur die Bedeutung eines
Teil- oder Nebenargumentes zuzugestehen. Es wird in diesem Zusammen-
hang das Argument vorgetragen, da die Gleichsetzung der babiru und der
eibnm nur auf der Basis einer gleichzeitig nichtphilologischen Evidenz
erfolgen drfe." Wenn in diesem Rahmen die Etymologie von eibr; weiter-
8.1.1. Etymologien, die von bl!?br ausgehen
237 Einzelne Etymologien zu babiru und eibn
tiert wird, droht immer die Gefahr, da wir der Suggestion des Gleichklangs erliegen.
Vielmehr kann die Gleichung erst dann als hinreichend begrndet gelten, wenn sich auch die
Parallelitt der Sache wahrscheinlich machen lt.
12 A. H. Sayce, PSBA 10 (1888), 496 Anm. 24; ders., PSBA 11 (1889), 347Anm. 11; ders., On
the Khabiri Question, ET 11 (1899/1900),377; ders., The Khabiri, ET 33 (1921/22), 43-44.
13 W.M.Mller, Asien und Europa nach altgyptischen Denkmlern, 1893,396 Anm. zu
S.239; H. Winckler, Geschichte Israels I, 1895, 17; P. Dhorme, JPOS 4 (1924), 166-167;
W. W. von Baudissin, Kyrios als Gottesnamen. Bd.4, 1929,203.
14 HAL, S.276: hbr sich verbnden. Siehe zu bibru Klan (AHw., S.344) in bibrumla
nawim u.a. j.Bottero, Ijabiru, 1954,204; A.Falkenstein, ZA 53 (1959), 280 Anm.2;
A.Malamat, JAOS 82 (1962), 144-145; V.H.Matthews, Pastoral Nomadism in the Mari
Kingdom, 1978, 65-66; E. Cassin, Communaute tribale et cession immobiliere, in: NSP,
1981, 78;J.A.Soggin, VT 31 (1981),90-91.
15 C. R. Conder, PEQ 22 (1890), 327; H. Zimmern, ZDPV 13 (1890), 137Anm. 5; A. Reisner,
The Habiru in the El-Amarna Tablets, JBL 16 (1897), 143; F. Bhl, Kanaaner und
Hebrer, 1911, 84-85.
16 B. Landsberger, ZA 35 (1924), 213 Anm. 1.
17 B. Landsberger, Note, 1954, 160-161; siehe hierzu die Bemerkung von J. Lewy, HUCA 28
(1957), 9 Anm.17.
18 Siehe Kap.4.
19 Siehe z. B. E. Dhorme, Recueil, 1951, 761-762; ders., RH 211 (1954)258 Anm.7.
Die von A. H. Sayce" u. a.
13
verteidigte Ableitung des Wortes babiru
von der Basis bl!?br sich verbnden14wurde von Anfang an kritisiert und
abgelehnt." Sie konnte sich nur teilweise durchsetzen.
B. Landsberger hat babiru von einem kanaanischen !?aber Bandit
abgeleitet", diese Etymologie aber dann spter wieder aufgegeben."
Seit dem Bekanntwerden der keilalphabetischen Schreibung epr
18
wer-
den diese etymologischen Versuche allgemein als berholt betrachtet und
auch von ihren frheren Verfechtern expressis verbis aufgegeben."
8.1. Einzelne Etymologien zu babiru und eibn
hin verfolgt wird, dann sucht man oft, sei es auf Umwegen oder durch eine
Hintertr, in ihr doch eine Sttze fiir einzelne Hypothesen ber die babiru-
eibnm als Nomaden, Beduinen und deren Wanderungen zu finden. Die
unterschiedlichen Auffassungen ber die sog. Landnahme der Israeliten
beeinflussen dann schlielich doch die Handhabung des etymologischen
Argumentes.
Etymologien zu babiru und eibn 236
238 Etymologien zu habiru und 'ibn Einzelne Etymologien zu habiru und 'ibn 239
8.1.2. IJabru fliehen? (Mri)
Ein neuer Vorschlag der Ableitung von IJabiru wurde aufgrund von
IJabru in den Texten von Mri unternommen." Hebr. 'ibn wird dabei
nicht mit in die Betrachtung einbezogen. Es wird damit die von B. Lands-
berger anhand von BIN VI 226,14
21
vorgetragene Argumentation" wieder
aufgenommen.
8.1.3. ibira Kaufmann und gabiri Wste
Im Versuch von E. Forrer, habiru von sum, i b i r a Kaufmanns"
abzuleiten", wurde ein Gedanke a;fgenommen, den bereits A. H. Sayce am
Rande erwhnt hatte."
Dieser Vorschlag fand in der nachfolgenden Diskussion keine Berck-
sichtigung."
Wenig Beachtung hat auch die Erklrung des Wortes IJabiru von
gabiru Wste her gefunden." Denn in dieser Hypothese werden die
IJabir zu voreilig zu Beduinen der Wste erklrt,"
8.1.4. ubaru Ortsfremder, Beisasse; Schutzbrger
H. Cazelles schlgt vor, IJabiru, 'pr und 'ibn von hurritisch ewri (apri,
ibri) Herrs" abzuleiten, wobei er gleichfalls einen Zusammenhang mit
ubaru/ubru Ortsfremder, Beisasse; Schutzbrgers" herstellt."
20 Siehe Kap.3 Anm.82; G. Kestemont, Diplomatique et droit international, 1974, 78
Anm.385, stellt hierzu fest: le verbe ace. habru signifie c1airementpartir sans esprit de
retour.
21 Siehe Kap. 3 Anm. 82.
22 B.Landsberger, Note, 1954, 160-161; siehe auch Kap. 3 Anm.81.
23 Siehe AHw, S.1315: tamkaru Kaufmann, Hndler, Finanzier".
2. E. Forrer, in: RIA 1, 1930,235.
zs A.H.Sayce, ET 18 (1906/1907), 232-233; siehe F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911,89
mit Anm.1; j.Bottero, Habiru, 1954, XVII Anm.2.
26 ]. Bottero, Habiru, 1954, XVII Anm.2, beurteilte diese Etymologie folgendermaen: Une
opinion assez heterodoxe et qui n'a point prolifere.
27 G.Dossin, Les Bedouins dans les textes de Mari, 1959, 35-51.
28 H. Cazelles hat dieser Lsung erst zugestimmt (Syria 35 [1958], 198-217), sie aber dann
wieder abgelehnt (The Hebrews, 1973, 17).
29 E. Laroche, GLH, S. 85: ewri Herr, Knig".
30 AHw, S. 1399: ubaru; siehe zur soziologischen Stellung des ubaru I. M. Diakonoff, Oiku-
mene 3 (1982), 55 Anm.l64.
31 H. Cazelles, Hebreu, Ubru et Hapiru, Syria 35 (1958), 198-217; ders., The Hebrews, 1973,
19-21.
B. Landsberger hatte bereits vor H. Cazelles Erwgungen darber
angestellt, ob IJabiru vom Hurritischen oder einer Substratsprache abzulei-
ten sei."
Die von H. Cazelles befrwortete Etymologie wurde mehrfach abge-
lehnt" und drfte kaum Gefolgschaft finden.
8.1.5. E/lbrium, Knig von Ebla
In die Diskussion ber die Herkunft von 'ibri und des Namens sbr
(Gen 10,21.25; 11,14-17) wurde auch der Name des Knigs Ebriumvon
Ebla einbezogen. Es drfte jedoch nicht mglich sein, zwischen sibri, sbr
und dem KN Ebrium einen Zusammenhang herzustellen."
8.1.6. eperu verkstigen, versorgen
Zur Erklrung von 'pr und IJapiru wurde auch auf akk. eperu verk-
stigen, versorgen-" verwiesen."
Diese Etymologie wurde mit dem Hinweis abgelehnt, da die ug.
Entsprechung zu akk. eperu nicht spr, sondern bpr ist." Es wurde auch
bemerkt, da dieser Hypothese erst nach Auffindung eines westsemitischen
'Pr verkstigen zugestimmt werden knnte."
8.1.7. 'pr Staub - 'apiru oder vapir vom Staub bedeckt
Die keilalphabetische Schreibung 'pr wurde mit -pr Staubs" in Ver-
bindung gebracht. Die sprm werden infolgedessen als les (hommes venant)
32 B. Landsberger, Note, 1954, 160.
33 M. C. Astour, RA 53 (1959), 69-70; R. de Vaux, ]NES 27 (1968), 222; N. P. Lemche, StTh
33 (1979), 2.
34 Siehe hierzu im einzelnen Kap. 6.2.
J5 AHw, S.223: eper I; CAD E, S.190: eperu to provide (persons) with food.
J6 A. Goetze, Note, 1954, 162-163, legt seinen berlegungen ein Verbaladjektivepirum
(*'apirum) one provided with food zugrunde; siehe auch W. F. Albright,]AOS 74 (1954),
225.
37 bpr Verpflegung", siehe z.B. KTU 4.636:3; 4.688:3; AHw, S.385: ipru Gerstenrarion,
Verpflegung; CAD I/], S.166: ipru "barley ration, food allowance for subsistence, field
a1lotted for subsistence"; R. de Vaux, ]NES 27 (1968), 222-223; ders., Histoire ancienne
d'Israel I, 1971, 109. Siehe auch die Gegenargumente von]. Lewy, HUCA 28 (1957),9-11;
M. P. Gray, HUCA 29 (1958), 170.
38 M. Greenberg, The Hab/piru, 1950, 91.
39 AHw, S.222-223: eperu Erde, Staub; CAD E, S.184-190: eperu dust, earth; Ges.,
S. 608: 'pr Staub, Erde".
8.1.8. sbr = erb
du sable, du desert verstanden und als des groupes nomades, campe
primitivement en bordure du desert-" gedeutet. Diese Etymologie dient
dann zugleich als Beweis fr die Hypothese, da die Israeliten eingewan-
dert seien."
R. Borger bernimmt dann die Etymologie von R. de Langhe sowohl
fr epr als auch fr gabiru und fordert deshalb fr letzteres die Schreibung
sapiru. Er erschliet sodann aus den differierenden Schreibungen epr =
gapiru und sibri, da die gapir und sibrirn. Hebrer vollkommen zu
trennen seien."
W. F. Albright hat die von epr Staub ausgehende Etymologie zuletzt
nach fterem Wechse! in seiner Anschauung ber die gabir und -ibrim
Hebrers" zur Grundlage seiner letzten Hypothese ber die Identitt der
gabir == nbrim mit den Vtern Israels und deren Gruppen gemacht."
Dieser Vorschlag wurde mit dem Hinweis abgelehnt, da die gabir nicht
als Karawanenleute anzusehen seien."
Der Versuch von M. B. Rowton, von epr Staub, Territorium her den
gabiru Syrien-Palstinas als "a man from the Territory" zu bestimmen",
wurde mit dem Hinweis kritisiert, da diese Deutung nicht auf alleGebiete
und Ttigkeiten der gabir ausdehnbar sei."
8.1.9. eibn- eine Nisbe zu -br Eber
241 Einzelne Etymologien zu babiru und eibri
Es wurden nicht nur berlegungen darber angestellt, ob der Name
des Heros eponymos 'Eber (ebr) (Gen 10,21.25; 11,14-17)57 von eibri aus
gebildet sein knnte", sondern auch die Ableitung des Gentiliziums eibn
vom PN sbr als Lsung des etymologischen Problems angeboten."
Araber eine Nebenform, die durch Wechsel der Konsonanten aus sbr
entstanden sei." Er bestimmt sodann die habir als Araber" und schreibt:
The 'Abir were -the wandering ones- cn:nomads.s" Hiermit verbindet er
sodann eine weitere Folgerung ber einen Wortwandel von gabiru zu
sabiru. Er schreibt hierzu folgendes: "Thus, if we are right in believing that
the lfabiru were nomad Arabs, we have ground for conjecturing that the
older name "Abiru was slowly changed to 'Arib, and lastly to 'Arabu, the
name which Arabes have borne ever since. "54
Diese Hypothese ber das enge Verhltnis von gabir, Hebrern und
Arabern baut auf der Annahme auf, da die Shne Ebers (Gen 10-11) die
ganze arabische Halbinsel bevlkert htten. 55 A. Guillaume sttzt sich in
seiner Argumentation noch voll auf A.Jirkus ethnische Auffassung der
gabir
56
, ohne die inzwischen entwickelte neue soziologische Auffassung
ber die gabir zur Kenntnis zu nehmen.
Etymologien zu babiru und eihn 240
P. Haupt befrwortet eine Etymologie, in der bei sibri mit einer
Metathese argumentiert wird und arab. erb als Ausgangspunkt dient." Diese
Etymologie wurde zeitweise auch von W. F. Albright bernommen."
A. Guillaume hat diese Etymologie dann erneut empfohlen." Er sieht in erb
40 R. de Langhe, Les Textes de Ras Shamra, 2, 1945, 463; siehe auch E. Dhorme, RH 211
(1954), 261: On peut se demander alors si le qualificatif sapir, adopte sous la forme bapiru
par l' ecriture cuneiforme, n' etait pas une figure pittoresque pour representer le -poussiereux-
qui circulait sur les grands chemins.
41 R. de Langhe, Les Textes de Ras Shamra, 2, 1945,463-465.
42 R.Borger, Das Problem der eaplrU (<<Habiru), ZDPV 74 (1958), 121-132.
43 Siehe St. E.Hardwick, Change and Constancy, 1966, 116 Anm.1.
44 W.F.Albright, YGC, 1968, 65-66.
45 M. Weippert, Abraham der Hebrer? Bemerkungen zu W. F. Albrights Deutung der Vter
Israels, Bib 52 (1971), 407-432; R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971, 110.
46 M.B.Rowton, The Topological Factor in the ijapiru-Problem, 1965, 385.
47 R. de Vaux, JNES 27 (1968), 224; ders., Histoire ancienne d'Israel 1,1971,110; N. P. Lem-
ehe, StTh 33 (1979), 2 Anm.3.
48 Siehe W. F. Albright, JBL 37 (1918), 111-143; ders., JBL 43 (1924), 389-390.
49 St. E. Hardwick, Change and Constancy, 1966, 115.
50 A. Guillaume, The lJabiru, the Hebrews, and the Arabs, PEQ 78/79 (1946/47), 74-80 (The
Root erb and its Relation to ehr).
51 A. Guillaume, PEQ 78/79 (1946/47), 78.
52 A. Guillaurne, PEQ 78/79 (1946/47), 82. 85.
53 A. Guillaume, PEQ 78/79 (1946/47), 83.
54 A. Guillaurne, PEQ 78/79 (1946/47), 85.
55 A. Guillaume, PEQ 78/79 (1946/47), 85.
56 A. Guillaume, PEQ 78/79 (1946/47), 68 Anm.1.,.2.
57 Siehe Kap. 6.
58 F. Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 85-86; F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in
Kanaan, 1933, 44, bemerkt hierzu: Sekundr von eibri wurde dann der Name des
Stammvaters 'Eber gebildet., siehe auch Kap. 6 Anm.33-34.
59 M. Greenberg, The Hab/piru, 1950, 93, nimmt an, da dies die Antwort der biblischen
Schriftsteller gewesen sei. Er schreibt: "To be sure, it appears they understood sibriu: show
deseent from 'Eber, but that they extended this gentilie to any of the other descendants of
'Eber, or, for that matter, to any descendants of Abraham other than Isaac andJacob is not
demonstrable.s ; M.G.Kline, WThJ 20 (1957/58), 52: "Deriving from the eponymous
ancester 'Eber the term [= eibnl is probably early ...,
16 Loretz, lj:abirii-Hebrer
242 Etymologien zu babiru und eibn Von bdbiru zu eibn 243
8.1.10 eibn- der aus dem Land 'Eber, der von jenseits
Mehrere Gelehrte leiten eibn von einem Lndernamen 'Eber (Eber
nri)60 oder von sbr jenseits>" ab." Die Hebrer werden in diesen Etymo-
logien grundstzlich als eine von jenseits, aus dem Osten, dem Land Eber
nri, oder Ostjordanland (ebr) einwandernde Gruppe verstanden;
Dieses Verstndnis von eibndrfte auch der Ubersetzung der LXX
zugrunde liegen, die es mit wiedergegeben hat."
Diese Deutung wurde mit den Argumenten abgelehnt, da kein Volk
sich als die Jenseitigen bezeichne" und in Gen 14,13die LXX eine sptere
Anschauung widerspiegele."
60 Hebr. ebr hnhr vom Lande westlich vom Euphrat (Ges., S.560: ebr I 1); siehe z. B.
E.A. Speiser, Ethnic Movements, 1933, 41;J. W.Jack, New Light on the Habiru- Hebrew
Question, PEQ 72 (1940),105-106; E. G. H. Krealing, The Origin of the Name Hebrew,
AJSL 58 (1941), 237-253. Eine besondere Hypothese vertritt F.Hommel, Grundri 1904,
184 Anm. 1: ... Hebrer (eIbn) ... kommt von 'Eber (urspr. 'Ibr), einem Landschaftsna-
men, welcher voller 'Eber-Peleg ('Ibr-Palg) geheien haben wird, siehe auch Kap. 6.1.
61 Siehe hebr. ebrI 1. das Jenseitige eines Flusses, Tales, (Ges., S. 560); akk. ebarjenseits
(AHw, S. 180), ebertuI jenseitiges Ufer (AHw, S.182).
62 B. Landsberger, Note, 1954, 161, schreibt: Meme l'Hebreu le moins cultive ne pouvait
comprendre 'Ibrt autrement que -celui d'au-del- et, du point du vue linguistique, il est
exclu qu'il ait pu exister un mot d'emprunt qui, au moment de son emprunt, se pretait a un
malentendu,; siehe auch E. Taeubler, Habiru-ilbhrim, 1950, 581-584; E. Dhorme, RH
211 (1954),262-264.
63 Siehe hierzu M. Greenberg, Hab/piru, 1950, 5 Anm.24, der betont, da Aquilas berset-
zung :7tEQUL't'IJC; zeige, da zu seiner Zeit die jdische Auslegung eibnvom Substantiveeber
(hannhr) abgeleitet habe. Dies werde auch durch rabbinische Diskussionen besttigt.
M. Greenberg nimmt an, da :7tEQUt1jC; eine Schpfung der bersetzer sei und den Zweck
habe, eibnvon ebrandere Seite abzuleiten und sei deshalb mit "the one from the other side
(of the River Euphrates)" zu bersetzen. Gen 14,13 bezeuge zum ersten Mal diese jdische
Interpretation. Field, Hexapla I 31 Anm.14, bersetze deshalb :7tEQU't'IJC; und :7tEQULt1jC;
richtig mit transfluvialis vel transeuphratensis.
.. F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933,44.
6S F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933, 44; N. Noth, Erwgungen zur
Hebrerfrage. 1934, 107 Anm. 3, bemerkt: Es liegt zu nahe, da der griechische berset-
zer hier ohne selbstndiges Wissen um die Sache selbst eine vom Hebrischen aus betrach-
tete anscheinend sehr einleuchtende Etymologie des Wortes von sich aus hat geben wollen.
Siehe auch Anm. 63 zur jdischen Exegese.
8.1.11. sbr hindurchziehen, berschreiten
Die Ableitung der Wrter gabiru und eibn von ebr berschreiten,
vorberziehen-" drfte die bisher am meisten bevorzugte sein."
8.1.12. gapiru H, epr redoutable, terroriste, hors-la-Ioi-
G. Kestemont erwgt eine Unterscheidung zwischen gapiru I apa-
tride und gapiru H (?) celui qui seme la terreur. Er lt es offen, ob
ersteres von g/ebr partir sans esprit de retour, quitter definitivemenr (la
societe humaine organisee) abzuleiten ist." Das von ihm postulierte gapiru
H verbindet er mit arab. 1r faire peUf und folgert dann, da es am besten
mit redoutable, terroriste, hors-la-lois zu bersetzen sei:'
Da der keilalphabetischen Schreibung epr kein entscheidender Wert
beizumessen ist", beruht diese Hypothese kaum auf einer tragfhigen Basis.
8.2. Von gabiru zu eibn. Wert und Ntzlichkeit einer Etymologie
Wenn wir von der Voraussetzung ausgehen, da das Wort gabiru ein
Appellativum ist und den einer sozialen Klasse oder Gruppierung Zugeh-
rigen bezeichnet", eibri aber den Gentilizia zuzuordnen ist und den Ange-
66 Ges., 558-560: sbr I: qal 1. berlaufen, 2. ber etwas hingehen, c) bergehen, bersetzen,
d) eine Grenze berschreiten, 3. durchgehen, durchziehen, 4. vorbergehen; AHw,
S.182: eber I berschreiten; CAD E, S.lO-13: eber A "to cross (water), to extend
beyond (something)",
67 Siehe z.B. F.Bhl, Kanaaner und Hebrer, 1911, 88-89, der (die Wste oder das Land)
durchzieht; W. Spiegelberg, Der Name der Hebrer, OLZ 12 (1907), 620, Umherziehen-
der; A. Ungnad, Die ltesten Vlkerwanderungen Vorderasiens, 1923, 15, schreibt:
Hebrer ist ursprnglich ein Name fr die in Mesopotamien hausenden, mit <Schleudern,
bewaffneten Nomaden, und <Nomaden, bedeutet auch der Name (wrtlich <Hinziehen-
der-); J. Lewy, ZA 36 (1925), 26 Anm.4, habru eindringen, einbrechen; ders., OLZ 30
(1927), 744-746; ders., HUCA 28 (1957), 8-13, vermischt wohl sbr jenseits mit cbr
hindurchziehen, berschreiten; F. Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan,
1933,44-45, babir = Wandernde Nomaden, Beduinen; E.A.Speiser, Ethnic Movements,
1933, 41; M.P.Gray, HUCA 29 (1958), 171-172; N.P.Lemche, StTh 33 (1979), 1,
schreibt: "The by far most likely etymological explanation is, of course, to associate the
word with the [root] sbr, meaning -to transgress, (a border or the like) and the etymology
thus suits the modern view of the babiru as fugitives excellently."
68 G. Kestemont, Diplomatique et droit international, 1974, 78 mit Anm. 385; 569.
69 G. Kestemont, Diplomatique et droit international, 1974, 78. 84. 569.
70 Siehe Kap. 8.2.
71 Siehe Kap. 3.
16*
72 Siehe Kap. 5.
73 Bi Stade, Die Entstehung des Volkes Israel, 1907', 120-121 Amn.14; R. Weill, RE 5 (1946),
251-252; B.Landsberger, Note, 1954, 161; R.Borger, ZDPV 74 (1958),121-132.
74 Siehe Anm.73.
75 M. Weippert, Landnahme, 1967, 78-81.
76 j.Bottero, Habiru, 1972/75,22; ders., DHA 6 (1980), 202.
77 Ges. S., 506: nkrj fremd, einem anderen Volke, Stamme oder Geschlecht angehrig.
78 Ges, S., 619: erjrj einsam, kinderlos.
79 Siehe Kap. 10.
80 A. Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934, 293 Anm. 1.
81 Siehe Kap. 8.3.
hrigen der jdischen Volks- und Religionsgemeinschaft benennt", dann
wird sowohl die (inhaltliche) Identitt (=) als auch die Gleichheit (=) der
beiden Wrter ausgeschlossen.
Da diese Erkenntnis sich aus der getrennten Analyse der Quellen in
inhaltlicher und zeitlicher Hinsicht ergibt, sind alle Argumente ausge-
schlossen, in denen entweder aus der hnlichkeit der Wrter auf eine
Identitt der mit babir = eprw = sprm und sibrim bezeichneten Menschen-
gruppen geschlossen wird oder aus der Differenz der Schreibungen, beson-
ders dem blp-Wechsel gefolgert wird, da die babir und sibrim unter
jedem Aspekt vllig zu trennen seien." In diesen Argumentationsmodellen
wird positiv oder negativ stillschweigend vorausgesetzt, da aus einer
gengend groen hnlichkeit oder Identitt von Wrtern auch eine Gleich-
heit oder Identitt der damit bezeichneten Menschengruppen oder aus
einer Differenz in der Schreibung die vllige Trennung der Wrter babiru
und eibn gefolgert werden knne.
Wenn wir von Vorentscheidungen ber einen Zusammenhang zwi-
schen den habir und den sibrim absehen, dann stellt sich uns in erster Linie
das ob das Wort eibn von babiru = epr ableitbar ist. Erst in
zweiter Linie ist dann die Frage eines mglichen Zusammenhangs zwischen
den mit babir und eibnmbezeichneten Gruppen zu beantworten.
Der blp-Wechsel zwischen der keilalphabetischen Schreibung epr und
hebr. eibndrfte entgegen einigen Autoren" kein grundstzliches Hinder-
nis fr eine Ableitung des hebr. eibnvon epr bilden. Denn es gibt gengend
Zeugnisse fr blp-Wechsel im syrisch-kanaanischen Bereich."
Da ug. epr ohnehin nicht eine Schreibung bapiru zu erzwingen vermag
und deshalb weiterhin an der Transkription babiru festzuhalten ist", wird
dem Gegenargument, in dem mit dem blp-Wechsel als negativem Moment
gearbeitet wird, seine Schrfe genommen.
Das Hebrische bezeugt so - wie z:B. im Fall von nkrj", erjr/
8
und
J,ps!,\ die als Parallelen angefhrt werden" - eine Entwicklung, von babl
piru = sabiru zu eibn.
81
82 W. von Soden, Note, 1954, 159, betrachtete es als fast ausgeschlossen, babiru von einer
akkadischen Wurzel bb/pr abzuleiten; siehe auch B. Landsberger, Note, 1954, 160.
83 Siehe zu Kap. 8.1.2.
84 Siehe Anm.63.
85 Siehe zu 8.1.10.
86 Siehe zu 8.1.11.
245 Von babiru zu eibn
Allein diese Weiterentwicklung von '}eabiru zu eibri sollte bereits vor
einer voreiligen Identifikation oder Gleichsetzung der Wrter und der
damit bezeichneten Menschen warnen. Die Bedeutung der Wrter ist
getrennt und losgelst von etymologischen berlegungen zu ermitteln.
Erst nach dieser Vorarbeit ist dann ein Vergleich zulssig und der Wert des
etymologischen Arguments zu bestimJ?en. . .
Im Falle der Wrter babiru und etbri gelangen WIr zum Ergebnis, da
bereits die Wortformen - Substantiv und Gentilizium - und die zeitliche
Differenz der Belege eine Identifikation (=) oder Gleichsetzung (=) der
sibrim mit den habir ausschlieen. Es bleibt nur ein ursprnglicher Zusam-
menhang der Wrter mglich, der aber weder ber die Bedeutung von
habiru noch ber die von eibri Aufschlu zu geben vermag. Ein Weiterkorn-
men in der etymologischen Frage wird erst mglich sein, wenn es gelingt,
die wahrscheinlich westsemitische Wurzel eblpr, die bapiru = epr = eibn
zugrundeliegt", auf Grund neuer B.elege besser zu .
Zusammenfassend drfte somrt festzuhalten sein, da etymologische
Erwgungen als einziges Argument ungeeignet sind, in der Frage eines
Zusammenhanges zwischen den Wrtern !Jabiru und eibneine positive oder
negative Entscheidung Auch die Differenz Schreib';ln-
gen epr und eibnspricht nicht gegen eme Abkunft des hebr. etbrt vo.nbabt:u.
Es wird deshalb beim jetzigen Stand des zur Verfgung stehenden inschrift-
lichen Materials die Hypothese am wahrscheinlichsten sein, in der eibri von
babiru abgeleitet wird. ..
Sowohl die Wortgeschichte von eibn, der Gebrauch dieses Wortes m
den biblischen Schriften als auch der Stand der Etymologie verbieten die
Benutzung der Wrter babiru und eibri fr eine der bibelwissenschaftlichen
oder historischen Anschauungen ber eine Einwanderung der Hebrer -
Israeliten nach Syrien-Palstina. Es ist anzunehmen, da bereits die Uber-
setzung von eibn mit in Gen 14,13 eine Einwanderungstheorie
voraussetzt" und auch alle Etymologien, die in ebernri
85
oder sbr durch-
ziehen-" ihren Ausgangspunkt sehen, mit verschiedenen Konzeptionen
einer Einwanderung der Israeliten oder ihrer Vorfahren arbeiten. In diesen
Argumentationen wird unter Wo:tgeschichte von -
eibn die Etymologie zur Rechtfertigung histonseher Rekonstruktionen
herangezogen. Die Etymologie dient hier als Ersatz fr fehlende archolo-
gische und epigraphische Dokumentation.
Etymologien zu babiru und eibn 244
8.3. bahiru - eibn- Ursprung und Wandel eines Wortes
In der Akkadistik sind fr bahiru mehrere Schreibungen der Vokale
vorgeschlagen worden: eh/piru
8
7, sapiru" und eah/piru.
89
Da sowohl eab/piru als auch eapiru an etymologische Hypothesen
gebunden sind, die keineswegs als wahrscheinlich anzusehen sind", drfte
wenigstens vorlufig die Schreibung babiru die Grundlage der Diskussion
zu bilden haben. Ohne Rcksicht auf Etymologien wre dann bahiru/eabiru
dem Nominaltypus faeil zuzuordnen. Von diesem lt sich eihnableiten.
Denn die Nomina dieses Typus weisen Entwicklungen zu Segolata der
Formen fac! und fiel auf." Da das Wort die Nisbe-Endung angenommen
87 B. Landsberger, KIF 1 (1930),328-329; J. Lewy, HUCA 28 (1957), 8 mit Anm.13 habiru
ein Partizip; M.P. Gray, HUCA 29 (1958), 171, eabiru ein Partizip von sbr
CAD Ij, S. 84-85: bapiraja (<< belonging to the dass of the bapiru); bapiru
(babtru).
.. R.Borger, ZDPV 74 (1958), 131-132; A.Alt, Hebrer, 1959, 105; W.F.Albright, YGC,
1968, 65-66.
89 A.Goetze, Note, 1954, 161-163, sapirum, Verbaladjektiv; B.Landsberger, Note, 1954,
160, bapiru; J.Bottero, Ijabiru, 1972/75, 14-27; ders., DHA 6 (1980), 201-213; AHw,
S. 322: bapiru.
90 Siehe zu 8.1.7. und 8.1.11.
91 C. Brockelmann, Grundri der vergleichenden Grammatik der semitischen Sprachen. r.
1908, 73 42d; 146 52g; 337 119a Anm.; 340 124a; siehe auch E. Littrnann, OLZ 10
(1907), 620 Anm.l; F.Schmidtke, Die Einwanderung Israels in Kanaan, 1933, 43-44;
M. Weippert, Landnahme, 1967,83-84.
247 Ergebnis
92 Siehe z. B. W. von Soden, GAG 56p; H. Bauer - P. Leander, Historische Grammatik der
hebrischen Sprache. r. 1922, 501.
93 Siehe zum Begriff Wortfeld H. Schwarz, Zwlf Thesen zur Feldtheorie, in: 1. Schmidt,
Hg., Wortfeldforschung. Zur Geschichte und Theorie des sprachlichen Feldes. 1973,
426-435.
94 Siehe Kap. 10: Von akk. bupfu zu hebr, !lapfi Freier.
95 H. Gipper - H. Schwarz, Bibliographisches Handbuch zur Sprachinhaltsforschung. Beiheft
2 (1980), 77.
% O. Duchek, ber verschiedene Typen sprachlicher Felder und die Bedeutung ihrer
Erforschung, in: 1. Schmidt, Hg., Wortfeldforschung, 1973, 452.
und sich aus ea/ibray- dann eibri entwickelt hat, entspricht den Erwartun-
gen, zumal das Afformativ -aj, -ajum, i vor allem zur Bildung von Vlker-
und Einwohnerbezeichnungen dient."
8.4. Ergebnis
Aus der Differenz der Wrter bahiru und eibri - Appellativum und
Gentilizium - ergibt sich bereits, da auch bei einer Ableitung des letzteren
von ersterem, eine Identitt (==) oder Gleichheit (=) der Wrter ausge-
schlossen ist. Wenn wir diese Gegebenheit mit der zeitlichen Differenz
zusammensehen, die die Zeugnisse ber die babir von den biblischen ber
die -ibrim trennt, dann wird zugleich deutlich, da auch die Menschengrup-
pen der babir und eibrim weder identisch (==) noch gleich (=) sein knnen.
Es bleibt somit nur mglich, da das Wort eibn von babiru abzuleiten ist.
Die Differenz der Bedeutung, der Weg vom Appellativum zum Gentili-
zium, wird durch die Zeitspanne, die die Beleggruppen trennt, als mglich
und wohl auch als notwendig erwiesen.
Das Wort habiru und der Name eibn sind verschiedenen Wortfeldern
9
)
auf Zeitstufen zuzuordnen. babiru und das hier als Analogon
heranzuziehende bUpSU
94
sowie eibri und hapsi knnen als Leit- und Schls-
selwrter" ihrer jeweiligen Felder gelten. Es bewahrheitet sich auch im
Falle von babiru - eibn wie auch in dem von bupsu - hapsi, da das
lexikalische System sehr viel verwickelter und weniger fest als das phonolo-
gische und das morphologische System ist."
Das Wort eibri, das den Angehrigen der nachexilischen jdischen
Volks- und Religionsgemeinschaft bezeichnet, bot sich von selbst fr
etymologische Spekulationen, die auf ehr hindurchziehen, berschreiten
oder ehr jenseits aufbauen, an. Diese bildeten dann wiederum die Grund-
lage fr Gedankengnge ber die Herkunft der eibrim Hebrer, Histo-
risch betrachtet sind deshalb alle Versuche einer Verbindung von Etymolo-
gie und historischer Rekonstruktion im Falle von eibn als Fortfhrung
Etymologien zu babiru und eibn
246
Wenn wir eihnvon bahiru ableiten, dann sind wir gehalten, von den
Belegen her die Bedeutung der Wrter zu bestimmen. Hier sind wir zum
Ergebnis gelangt, da weder eine Identitt (==) noch eine Gleichheit (=)
mglich ist. Somit scheidet bahiru - eihn als Beweis fr Hypothesen ber
ein einwanderndes Volk oder eindringende Stmme ohnehin aus. Falls man
diese m. E. allein zulssige Methode ablehnt und die Lsung in einem sbr
jenseits (eihn einer von jenseits) oder ebr umherziehen, eindringen
usw. (= eibn ein Eindringling) sucht; hat man es wiederum bei der
Sptdatierung der eibri-Belege nur mit jdischen exilisch-nachexilischen
Vorstellungen und Etymologien zur Rekonstruktion einer Frhgeschichte
Israels zu tun. Es drfte somit keine Mglichkeit bestehen, das etymologi-
sche Argument in irgendeiner Form bei der Rekonstruktion der Entste-
hungsgeschichte Israels einzusetzen.
248 Etymologien zu babiru und cibn
dieser jdischen Textinterpretation zu betrachten. Wir bewegen uns hier
bereits im Rahmen einer Sicht der Frhgeschichte Israels, in der die
biblischen Aussagen unhistorisch verstanden werden." Etymologische
Argumente haben in dieser Denkweise nur die Aufgabe, die bereits vorhan-
dene zeitindifferente Interpretation der biblischen Texte zu illustrieren und
zu erlutern. Dagegen geht die philologische und historische Auffassung
notwendig von altorientalischen und biblischen Dokumenten aus und sieht
in der Datierung derselben eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Da sich
hieraus zwangslufig vllig verschiedene Anschauungen ber die Frhzeit
Israels ergeben, ist durch die unterschiedliche Zeitauffassung, die alle
jdisch-christliche Bibelinterpretation der Antike und des Mittelalters von
moderner historischer Lehrweise trennt, mitbedingt."
97 P.Schfer, Zur Geschichtsauffassung des rabbinichenJudentums, 1978, 12-16.23-44.
'8 Unklar ist das Verhltnis zwischen cibnund jsr'lj(Lev 24,10f.); siehe hierzu u. a. B. Lands-
berger, KlF 1 (1930), 329; I. Rapaport, PEQ 73 (1941), 162 Anm.4: Prof. Landsberger
suggests that cibnwas a substitute for the lacking gentilic of <Israel> "; A. Alt, Die Ursprnge
des israelitischen Rechts, 1934,292 Anm. 3, lehnt B. Landsbergers Vermutung, cibnknne
der normale Ersatz fr das fehlende Gentilizium zu Israel" gewesensein, mit dem Hinweis
ab, da der Israelit in alter Sprache 'ji jSr'l der Mann von Israel" (jdc 7,14), Ge) ein
Israelit ('jS) 'ji m bjt jfr'l (Lev 17,3 u. .) heie. J. C. L. Gibson. JNES 20 (1961), 235-236,
meint, da Israel" zu erhaben gewesen sei, um als Nisbe gebraucht zu werden.
Kapitel 9: Die hebrische Sprache der Israeliten - Juden.
cihri und E Q a L o ~ im nach- und auerbiblischen Schrifttum
Die verschiedenen Erklrungen der Entstehung Israels, die mit Ein-
wanderungen von hebrischen oder aramischen Stmmen aus den stlich
von Palstina gelegenen Gebieten oder aus Mesopotamien rechnen und die
ferner mit einem Exodus aus gypten mit nachfolgender Landnahme
argumentieren, haben auch das Problem der hebrischen Sprache Israels zu
lsen. Je nach den Hypothesen ber die Wanderungswellen fallen auch die
Erklrungen ber die Entstehung der hebrischen Sprache verschieden aus.
Den Ausgangspunkt der berlegungen bildet die Annahme, da das in
Israel gesprochene Hebrisch eine Sprache Kanaans ist, also nicht die der
Einwanderer selbst.' Nur vereinzelt wird daran festgehalten, da die
Hebrer immer schon hebrisch gesprochen htten und Israel deshalb keine
neue Sprache angenommen habe.'
Eine klare Lsung des Sprachenproblems bieten jene an, die die
Stmme Israels der aramischen Wanderung zurechnen. Sienehmen an, da
die Einwandernden vorher einen arabischen oder aramischen' bzw. nur
einen aramischen Dialekt gesprochen haben.' M. Noth schreibt hierzu
folgendes: "Im AT selbst wird einmal in einer feierlichen kultischen
Bekenntnisformel der Ahnherr Israels als <Aramer> bezeichnet (Dtn. 26,5);
und die Israeliten haben einmal einen altaramischen Dialekt gesprochen,
ehe sie auf dem Boden des Kulturlandes das dort bodenstndige Kanaan-
isch, <die Sprache Kanaans- 0es. 19,13) im wrtlichen Sinne, bernahmen,
! Siehe zu den lteren und jngeren Hypothesen ber die Geschichte der hebrischen Sprache
u. a. W. Baumgartner, Was wir heute von der hebrischen Sprache und ihrer Geschichte
wissen, 1959,208-239.
2 G. Mendenhall, BiAr 39 (1976), 156; A.Jepsen, Hebrisch - Die Sprache Jahwes?, 1977,
199.
3 W. Baumgartner, Was wir heute von der hebrischen Sprache und ihrer Geschichte wissen,
1959, 223: Die Hebrer aber werden dann vorher einen arabischen oder aramischen
Dialekt gesprochen haben."
M. Wagner, Die lexikalischen und grammatischen Aramaismen im alttestamentlichen
Hebrisch. BZAW 96, 1966, 4-5 mit Anm.33, zhlt die einwandernden Hebrer zu
aramischen Vlkerstmmen. Er erklrt so auch Aramaismen im Hebrischen, da die
Hebrer Bestandteile der frheren Muttersprache bernommen htten. Was im einzelnen
weggefallen sei, lasse sich kaum mehr genau eruieren, da die Hebrer vor der Landnahme
wohl weder ethnologisch noch sprachlich eine Einheit gebildet htten.
250 Die hebrische Sprache der Israeliten - Juden Die hebrische Sprache der Israeliten - Juden 251
das ihrem Altaramisch freilich nahe verwandt war. Noch das alttestament-
liche Hebrisch zeigt Spuren der Mischung verschiedener Dialekte.s'
Eine hnliche Lsung der Sprachenfrage bieten jene an, die mit einer
Einwanderung der Hebrer aus Mesopotamien argumentieren. Auch sie
befrworten die These, da die einwandernden Hebrer ihre ursprngliche
Sprache zugunsten des Kanaanischen aufgegeben htten. Im einzelnen
wird auch in diesem Zusammenhang nur generell von einem Wechsel der
Sprache gesprochen oder das Ammurritische", Ostkanaanische oder
Proto-Aramische' als Ausgangspunkt ins Spiel gebracht.
Die biblischen Schriften kennen eibri hebrisch als Bezeichnung der
Sprache der Juden noch nicht. Dieser Wortgebrauch wird erst in der
pseudepigraphischen", rabbinischen und neutestamentlichen Literatur, wo
auch das Aramische mit eibnbezeichnet werden kann, blich."
Diese Benennung der Sprache des nachbiblischen Volkes mit eibri
hebrisch setzt voraus, da eibnbereits als Ethnikon gebruchlich war."
Da eibri in erster Linie den Angehrigen der jdischen Volks- und Reli-
gionsgemeinschaft bezeichnet", wird auch verstndlich, da eibn je nach
den besonderen Umstnden auf die hebrische oder aramische Sprache
jdischer Gruppen bezogen werden kann.
5 M. Noth, Geschichte Israels, 1956', 81.
" F.BW, Kanaaner und Hebrer, 1911,89, hatte bereits die Hebrervlker sprachlich zur
amurritischen Schicht gerechnet; A. Ungnad, Die ltesten Vlkerwanderungen Vorder-
asiens, 1923, 15 Anm.1, nimmt an, da die einwandernden Hebrer auch die Sprache der
auf einer hheren Stufe materieller Kultur stehenden Kanaaniter (Amurriter) angenommen
htten, da damals die Dialekte der semitischen Nomaden sich nur wenig von der amurriti-
sehen Sprache unterschieden htten; G. H.J. de Geus, The Tribes of Israel, 1976, 161-162,
sieht im Hebrischen die Sprache der Landesbewohner, die zu den Amurritern Syrien-Pal-
stinas gehrt htten.
7 R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,208.
S Der Begriff (lJwn ebr)) erscheint zum erstenmal in Sir 1,22; R. de Vaux, Histoire ancienne
d'Israel I, 1971,282. Zwecks Vermeidung von Miverstndnissen wird im folgenden Jesus
Sirach usw, zu den pseudepigraphischen Schriften erzhlt.
9 W.Gutbrod, in: ThWNT 3,1938,374.376.392-394; K.G.Kuhn, in: ThWNT 3,1938,
368-370; siehe ferner M.Hengel, ZThK 72 (1975), 169-171; J.A.Fitzmyer, A Wandering
Aramean, 1979, 29-30. 43-46; J. Wanke, Hebraios, Hebrer, in: EWNT 1,
1980,892-894.
10 und 'EQatOL als Bezeichnung des jdischen Volkes erscheinen zuerst in Judith
und Makkaber 2; R. de Vaux, Histoireancienne d'Israel 1,1971,202. Mit Ausnahme von
Jon 1,9; Gen 14,13und I Sam13,3; 14,21transkribiert die LXX eibnmit siehe R.
de Vaux, Histoire ancienne d'Israel I, 1971,203 Anm.156.
11 Siehe Kap. 5; K. G. Kuhn, in: ThWNT 3, 1938, 369, bemerkt zu Hebraios im hellenisti-
schen Judentum folgendes: wird daher als Bezeichnung der Volks- und Reli-
gionszugehrigkeit der Juden an solchen Stellengebraucht, wo nicht alleinjeder abwertende
Nebenton, wie ihn hat, vermieden werden, sondern im Gegenteil damit ein
hochwertender ehrender Akzent verknpft sein soll.
Da ferner eibri bedeutungsmig als Ethnikon vom Appellativum
habiru zu trennen ist, lassen sich von ersterem keine Folgerungen ber die
ursprngliche Sprache der gabiru und der Hebrer oder die sprachge-
schichtliche Zuordnung des Hebrischen ableiten."
Bei einer Aufteilung der biblischen eibri-Belege in frhe und spte,
ergibt sich die Schwierigkeit, da mit einem Wiederaufleben des Wortes
eibri und einem Bedeutungswandel innerhalb des Hebrischen gerechnet
werden mu. Es wurden mehrere Erklrungen fr diesen Sachverhalt
angeboten. Die spten Stellen Gen 14,13 und Jon wurden, falls sie als
solche anerkannt werden, als Archaisierung und Uberleitung zum nach-
biblischen Wortgebrauch
n
, als isolierte Flle
14
oder als quantite negligeable"
eingestuft.
Die Schwierigkeiten, die sich bei einer allgemeinen Frhdatierung der
biblischen eibn-Belege fr die Erklrung eines spten und nachbiblischen
Wortgebrauchs ergeben, werden mit diesen Lsungen kaum behoben. Dies
trifft auch fr die Hypothese von verschiedenen Phasen der Wiederbele-
bung des Wortes eibnin vermehrtem Mae zu. I"
Wenn wir dagegen eine Sptdatierung der biblischen eibri-Belege zum
Ausgangspunkt whlen, wird es mglich, die biblischen und nachbiblischen
Zeugnisse fr eibri/hebraios
l 7
als ein Kontinuum ohne Brche anzusehen.
Zugleich knnen wir auf alle Hypothesen verzichten, die mit einemBedeu-
tungswandel von sibri, mit Archaisierung oder mit einem Wiederaufleben
des Wortes argumentieren. Im Gegensatz hierzu bietet die nachexilische
Datierung aller eibri-Belege die Mglichkeit, im nachbiblischen Gebrauch
von eibri/hebraios eine direkte Fortfhrung der nachexilischen jdischen
Sprache zu erkennen. Wir erhalten auf diesem Wege eine weitere Bestti-
gung fr die vorgeschlagene Sptdatierung der biblischen eibri-Stellen.
12 Zu A.Jepsen siehe Anm.2.
n A.Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,292; ders., Hebrer, 1959, 105.
14 R. de Vaux, Histoire Ancienne d'Israel 1,1971,202-203.
15 K. Koch, VT 19 (1969), 39-40.
16 A. Arazy, The Appellations of the Jews, 1977, 20-21. 36-40, belt es z. B. bei einer
unkritischen Nacherzhlung eines fundamentalistischen Bibelverstndnisses.
17 Siehe zur bersetzung von eibnmit die Anm. 9 angegebeneLiteratur; R. de Vaux,
Histoire ancienne d'Israel I, 1971, 202-203.
J,apsi, J,ps und J,psjt in den biblischen Texten
10.2. Die in den keilalphabetischen Texten aus Ugarit'
253
Kapitel 10: Von akk. bupsu zu hebr. hapsi Freier
Ein Analogon zu gabiru - cibri
Die Untersuchung der Wrter gabiru
1
und cibrr hat zum Ergebnis
gefhrt, da zwar letzteres von ersterem abzuleiten ist, aber daraus weder
Bedeutungsgleichheit noch historische Identitt zwischen den damit
bezeichneten Menschengruppen folgt. Die Zeitdifferenz macht von vorn-
herein wahrscheinlich, da zwischen gabiru und cibri ein Bedeutungswan-
del stattgefunden haben knnte.
Im folgenden wird zu zeigen sein, da das Wort cibri innerhalb der
hebr. Sprachgeschichte keinen vllig vereinzelten oder gar unwahrscheinli-
chen Einzelfall darstellt. Denn hnlichkeiten mit der Wortgeschichte von
cibri weist auch die von hebr. hapsi auf. Auf die Parallelitt der Entwicklung
beider Wrter wurde schon mehrfach hingewiesen.' Sie ist auch bereits
deshalb von besonderer Bedeutung, weil von hapsi her die Mglichkeit
aufgezeigt wird, da ein Begriff aus der sozialen Schichtung der Gesell-
schaft Syrien-Palstinas des Z.jt.s in der Bibel weiterlebt, obwohl die damit
ursprnglich bezeichnete soziologische Gruppe und ihre gesellschaftlichen
Bedingungen inzwischen schon lngst verschwunden waren.
10.1. gupsu in den Keilschriftdokumenten
Aus den akk. Dokumenten geht hervor, da die gups Angehrige
einer niederen Klasse, oft Soldaten sind.' In den Amarnabriefen' treten die
gups neben den gabir als Element der politischen und sozialen Unruhen
auf.'
In den keilalphabetischen Texten von Ugarit sind die Schreibungen
(KTU 2.17:1; 4.360:8) und (KTU 1.4 VIII 7; 1.5 V 15; 1.14 III 37;
1.103:57; 1.144:3; 2.72:7; 4.382:25) bezeugt. Das Nebeneinander der
Schreibungen mit bund p wird durch den Kontakt mit t erklrt.
Mit gb/pt werden Menschen bezeichnet, die aus Schuldknechtschaft
entlassen sind. .
Ein Verbum frei sein, werden liegt in KTU 3.3:4 und 4.430:3
vor. Ein Nomen Freilassung o. . ist in KTU 1.15 I 6 anzusetzen.
Auerdem ist ein Nomen Freilassung in KTU 1.4 VIII 7; 5 V 15
bezeugt.
Wesentlich fr das Verstndnis der sozialen Lage der aus der Schuld-
knechtschaft Entlassenen drfte sein, da sie durch das Freiwerden von den
bisherigen Bindungen gegenber ihrem Herrn wieder in ihre frhere
schwache oder inzwischen unter Umstnden noch miserablere wirtschaftli-
che Lage entlassen waren. Sie bildeten so von selbst eine soziologische
Gruppe am Rande der Gesellschaft, die sich in concreto wenig von der der
gabir unterschieden haben drfte.
10.3. hapsi, hps und hpsjt in den biblischen Texten
Bei den biblischen Stellen zu hapsi, hps und hpsjt ergibt sich das
Problem, da sie zuerst unabhngig von den keilschriftliehen Belegen fr
gupsu und den keilalphabetischen fr gb/Pb !?Pt und !?Ptt zu deuten sind.
Erst nach dieser Vorarbeit drfte die Frage zu stellen sein, ob eine Bedeu-
tungsentwicklung von gupsu = gb/Pt zu hebr. zu verzeichnen ist.
10.3.1. Hi 3,19; 39,5
7 Siehe zu bb/Pf in den keilalphabetischen Texten u. a. A. Schoors, in: RSP 1, 1972, 27-28;
A.F. Rainey, in: RSP 2,1975,92.103-104.
In Hi 3,19 wird hapsi zur Kennzeichnung der Lage benutzt, in der sich
ein Sklave in der Unterwelt befindet, wo er nicht mehr an seinen Herrn
gebunden ist.
1 Siehe Kap. 3.
2 Siehe Kap. 5.
3 Siehe z.B. A.Alt, Die Ursprnge des israelitischen Rechts, 1934,293; M.Weippert,
Landnahme, 1967, 84, schreibt z. B.: Eine genaue formale Parallele bietet brigens das
Wort J,opsi als hebrisches quivalent von akk. bupsu.; siehe auch N. P. Lemche, VT 25
(1975), 136-144; ders., VT 26 (1976),44-45.
4 AHw., S. 357: bupsu; CAD Ij, S. 241-242: bupsu A (a member of one of the lower social
orders); W. A. Ward, Two Unrecognized bupsu-Mercenaries in Egyptian Texts, UF 12
(1980),441-442.
5 A. F. Rainey, EI Amama Tablets 1978
2
, 73.
6 A. Altman, The Revolutions in Byblos and Amurru During the Amarna Period and Their
Social Background, 1978, 10-24; siehe auch K.-H.Bernhardt, Revolutionre Volksbewe-
gungen im vorhellenistischen Syrien und Palstina, 1975,68 Anm. 13.
qtton w gdwl im hw'
w sbd J,psj m 'dnjw
14 Klein und gro ist dort dasselbe
14 und der Knecht ist frei von seinem Herrn
(Hi 3,19)
254 Von akk. hupsu zu hebr. i?apsi Freier i?apsi, i?ps und i?psjt in den biblischen Texten 255
10.3.2. Ps 88,6
Der Gedanke der Freilassung bestimmt auch die Bildrede:
mj sli? pr" i?psj 12 Wer hat den Wildesel frei laufen lassen,
w msrwt Crwr mj Pti? 15 und die Fesseln des Esels - wer hat sie gelst?
(Hi 39,5)
ber den Wildesel hat der Mensch keine Rechte, weil es ihm noch
nicht gelungen ist, ihn in seine Herrschaft zu bringen. Zwischen Wildesel
und Mensch bestehen somit weder zweiseitige Beziehungen, noch ein
Dominieren, das etwa allein vom Menschen ausginge."
ber mich kommt dein Grimm,
lt du alle deine Brandungen
-treffen-.
Du hast mich in die unterste Gru-
be versetzt,
in Finsternisse, in Tiefen.
Ich zhle zu denen, die in die
Grube fahren,
bin wie ein hilfloser Mann ge-
worden.
Du hast meine Freunde von mir
entfernt,
mich ihnen zum Abscheu ge-
macht.
Denn meine Seele ist von Leiden
satt,
mein Leben ist der Unterwelt
nahe.
<Ichbin eingeschlossen' und kann
nicht hinaus,
mein Auge schmachtet aus dem
Elend.
<Wie, die Toten (bin ich) frei, wie
die Durchbohrten, die im Gra-
be ruhenden,
deren du nicht mehr gedenkst,
sie sind ja deinem Walten ent-
rckt.]
Ich rufe dich, ] ahwe, an jedem
Tag,
breite die Hnde nach dir aus.
14
15
16
15
11
13
14
13
14
13
[24]
[13]
[13]
16
14
12
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nJ,sbtj cm jwrdj bwr
w J,jj 1S'w1 hgjcw
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17
[b' mtjm bpsj kmw hlljm skbj
qbr
cjnj d'bh mnj cnj
itn] twCbwt 1mw
88.4.2.
88.4.1.
88.5.1.
88.6.2.
88.6.3.
88.7.1.
88.5.2.
88.6.1.
88.9.2.
88.8.1.
88.8.2.
88.9.1.
88.7.2.
88.10.1.
88.9.3.
88.10.2. qr'tjkjHWH b u jwm
88.10.3. IfJ,tj 'ljk kpj
Ein Lied. Ein Psalm der Qorahi-
ten. Dem Chorleiter nach der
Flte (?) zu singen.
Ein maskil Hemans, des Esrachi-
ters]
Mge mein Gebet vor dein Ange-
sicht kommen,
neige dein Ohr meinem]ammern!
}ahwe <meinGott>, <meinFlehen,
-amTage"
<mein Schreien, ist in der Nacht
vor dir!"
14
14
12
mskjl l hjmn h 'zrhj]
b 1j1h ngdk
tbw' 1pnjk tp1tj
hfh 'znk 1rntj
jHWH 'lhl
'
[j]sw
Ctj'2
jwm<m,13 16<17>[17]
88.2.2.
88.3.1.
88.3.2.
88.2.1.
88.1.2.
Das in Ps 88,6 berlieferte hap!i, das schon mehrmals diskutiert
wurde", bereitet sowohl kolometrisch als auch inhaltlich Schwierigkeiten.
Es drfte deshalb vonnten sein, erst seine kolometrische Position festzu-
stellen.
Fr den Text von Ps 88 seien folgende Kolometrie und bersetzung
vorgeschlagen:
88.1.1. [sjr mzmwr 1bnj qrh 1mnsh cl
mhlr 1<nwt
I. BHS a.
17 1. 'njt, BHS a; HAL, S. 68; 'nb III pi widerfahren lassen; H. Gunkel, Psalmen, 1929" 383.
18 BHS b; HAL, S.453: kl' I qal 3: Ps 88,9 (adde 'nI).
8 AHw., S. 837: paru I Onager, Maultier.
9 Siehe auch Th. Willi, Die Freiheit Israels, 1977, 537.
10 P. Grelot, lfofii (Ps. LXXXVIII 6), VT 14 (1964), 156-263; W.]. Tromp, Primitive
Conceptions of Death, 1969, 159; O.Loretz, UF 8 (1976),129-130; Th.Willi, Israels
Freiheit, 1977, 536-537; H.-P.Mller, ZAW 94 (1982), 227 mit Anm. 83.
11 BHS a-a,
12 1. swch Geschrei um Hilfe (Ges., S.690).
13 BHS a-a; H. Gunkel, Psalmen, 19294, 382.
14 1. Geschrei; bes. um Hilfe (Ges., S.690).
I' In 8.2.1.-8.2.2. liegen die Parallelpaare sWCtj/ und jwmm/ / b 1j1h sowie die Doppel-
funktionen von jHWH 'lhj und ngdk vor.
88.11.1.
88.11.2.
88.12.1.
88.12.2.
h 1mtjm tcsh p1'
'm rp'jmjqwmw jwdwk
h jsprb qbr J,sdk
'mwntk b 'bdwn
13
17
13
12
Tust du an den Toten Wunder,
stehn die Rephaim auf, dich zu
preisen?
Wird von deiner Gnade im Grabe
erzhlt,
von deiner Treue im Totenreich?
256 Von akk. bupsu zu hebr. !lpsi Freien> !lpsi, !lpsund !lpsjt in den biblischen Texten 257
88.13.1.
88.13.2.
88.14.1.
88.14.2.
88.15.1.
88.15.2.
88.16.1.
88.16.2.
88.17.1.
88.17.2.
88.18.1.
88.18.2.
b jwd
c
b !lskpl'k
w sdqtle b nsjb
w 'nj 'ljk JHWH swctj
w b bqr tpltj tqdmk
1mb JHWH tznh npsj
tstjrpnjk mmnj
cnj'n] w gw
c1
m nsr
ni't] 'mjk 'pwnb
20
clj cbrw !lrwnjk
bcwtjk smttotn]
sbwnj k mjm kl b jwm
bqjpwclj j!ld
13
14
17
15
15
13
14
14
13
13
15
11
Wird in der Finsternis dein Wun-
dertun kund,
und deine Gerechtigkeit im Land
des Vergessens?
Ich aber schreie, Jahwe, zu dir,
am Morgen komme mein Gebet
vor dich.
Warum verwirfst du Jahwe, mei-
ne Seele>
verbirgst dein Antlitz vor mir?
Ich bin elend und <geplagt> von
Jugend an,
mu deine Schrecknisse tragen,
<da ich erstarre>.
Deine Zornesgluten ergehen ber
mich,
deine Schrecknisse <vernichten>
mich.
Sie umgeben mich allezeit wie
Wasser,
umringen mich allzumal.
Wortes in Hi 3,19.
25
Textkorrekturerr" oder eine bersetzung hps Stoffs"
sind unntig und verkennen den Charakter von V.6 als nachtrglichem
Einschub.
10.3.3. I Sam 17,25
In der Erzhlung I Sam 17,12-31 wird unter den Israeliten erzhlt, da
der Sieger ber den Philister Goliath vom Knig reiche Belohnung erhalten
werde. Die Rede lautet: Aber wer den erschlgt, den wird der Knig (zum
Dank) beraus reich machen; seine Tochter wird er ihm geben, und die
Familie seines Vaters wird er hapsi machen in Israel (V. 25).
In diesem Zusammenhang wurde hapsi mit frei von Abgaben ber-
setzt." Dagegen wendet H.]. Stoebe ein, da dies eine aus dem Zusammen-
hang erschlossene, sonst im AT nicht zu belegende Bedeutungsnuance sei.
Es gbe zwar Analogien dazu in den feudalrechtlichen Verhltnissen von
Ugarit, es sei aber fraglich, ob man hier hinter die im AT gelufigen
Vorstellungen zurckgehen drfe."
Auch in diesem Falle wird hapsi entsprechend der spten Herkunft
und dem romanhaften Charakter des Stckes I Sam 17,12-313
0
nicht als
terminus technicus aus der frheren syrisch-kanaanischen Periode oder aus
I' BHS a; HAL, S. 369: jgc 3. geplagt cj.; H. Gunkel, Psalmen, 1929',383-384.
20 BHS d; H. Gunkel, Psalmen, 1929',381.
2\ I. 'tb m!lsjk, lj; vgl. BHS b; H. Gunkel, Psalmen, 1929', 384.
22 H. Gunkel, Psalmen, 1929', 384.
23 M.Dahood, Psalms II, 1968',301; H.-].Kraus, Psalmen, 1978
5,88.
2. Fr die Ursprnglichkeit von V. 6 tritt u. a. P. Grelot, VT 14 (1954), 256, ein.
Ps 88 kennt auerhalb von 88.6.1.-88.6.3. nur Bikola. Es sind deshalb
alle Versuche kritisch zu betrachten, die in V.6 ein Trikolon und ein
Bikolon" ansetzen oder ein Bikolon mit anschlieendem Trikolon." In
beiden Fllen entstehen poetische Einheiten ohne die erforderlichen paralle-
len Wortpaare.
Die prosaische Struktur von V.6 lt es kaum zu, diesen Teil des
Textes als ursprnglich zu betrachten." Es wird deshalb vorzuziehen sein,
in ihm Kommentar zu den umrahmenden Bikola V. 5 und 7 zu sehen:
Der als ein Toter vorgestellt, der frei von allen Bindungen an
Gott und Beziehungen zu ihm in die Totenwelt entlassen ist.hapsi ist in
diesem Kontext voll verstndlich und erinnert an den Gebrauch dieses
88.19.1. hrbqt mmnj 'bb w TC
88.19.2. mjdcj m!lsk
21
15
9+x
Du hast entfernt von mir Freund
und Genossen,
meine Bekannten hast <du mir
verfinstert>.
25 O. Loretz, UF 8 (1976), 130; ders., UF 9"(1977),165. Th. Willi, Die Freiheit Israels, 1977,
536-537, betont gleichfalls, da der in Ps 88,6 erreichte Zustand in eindeutig negativem
Licht erscheine. Denn die Bitterkeit des Todes bestehe darin, von den vielfltigenVerbind-
lichkeiten und der Mglichkeit, sie vor Gott zu erfllen, befreit zu sein. Gott werde den
Beter gerade darum vergessen (V. 7), weil er ihm keinen Dienst mehr leisten knne und
damit nicht mehr unter der belastenden wie schtzenden Hand der Gewalt Gottes stehe.
26 Siehe HAL, S. 328: !lpsj 3g k mtj m!lpst wie dem Unheil Verfallene; H. Gunkel, Psalmen,
1929', 382-383, lehnt die Vorschlge !lpSj mein Lagen>, npsj meine Seele, nQsbt ich
zhle; nmilt] ich gleiche; !llstj ich bin schwach; bibt] unter den Toten mu ich
wohnen ab.
27 HAL, S. 328: !lpsStoff fr Satteldecken; M. Dahood, Psalms II, 1968',304, setzt ein ug.
bP!! cots an und leitet davon hebr. !lpsj cot ab. Fr bgdj !lpsin Ez 27,20 bietet er die
bersetzung bedspreads an und fr b mtjm !lpsj in V.6'dann infolgedessen "In Death is
my cot". Fr !lpscover, couch siehe auch N.]. Tromp, Primitives Conceptions of Death,
1969, 159.
28 H. J. Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973, 324, mit Verweis auf Budde, Dhorme,
Hertzberg; J. Gray, Feudalism in Ugarit and Early Israel, ZAW 64 (1952), 55, deutete !lapsi
in I Sam 17,25 von seinem Verstndnis von bupSu in den Amarna Tafeln und in den ug.
Texten her: !lapsi bezeichne "a dass set apart for military service and, as such, enjoying
certain privileges which are usually associated with the feudal system."
29 H. J. Stoebe, Die Goliathperikope 1 Sam XVII 1 - XVIII 5 und die Textform der
Septuaginta, VT 6 (1956), 403; ders., Das erste Buch Samuelis, 1973, 324.
30 Siehe hierzu H. J. Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 1973, 326-328.
17 Loretz,ljabirU-Hebrer
der Knigszeit Israels zu verstehen sein." Die Erzhlung setzt wohl nicht
mehr voraus, da der Sieger ber Goliath von der Lehenspflicht (ilku
32
,
unussu, ug. unt}3) befreit werden soll." Mit csh hpsj frei machen-" wird in I
Sam 17,25 nur allgemein angedeutet, da der Sieger von den Bindungen
befreit werden soll, die sonst einen Untertanen an seinen Knig binden."
In dieser Formel wird man deshalb nur eine hchst allgemeine
Beschreibung sehen drfen, die von einem spten Standpunkt aus erfolgt.
Es ergibt sich somit, da auch hapsi in I Sam 17,25 am besten mit frei
wiedergegeben wird.
10.3.5.1. Ex 21,2-6
10.3.5. hapsi in Gesetzestexten - Ex 2L2.5.26.27; Dtn 15,12.13.18; Jer
34,9-11.14.16
259 J,ps und J,psjt in den biblischen Texten
Das Nebeneinander von cihri und hapsi im Sklavengesetz Ex 21,2 hat
aus zwei Grnden besondere Beachtung gefunden. Denn es wurde teilweise
vermutet, da hier noch ein enger Zusammenhang zwischen dem Status des
cihn und des hapsi bestehe, und zugleich wird allgemein angenommen, da
von Ex 21,2 auch Dtn 15,12-18 und Jer 34,9-16 abhngig seien.
Von akk. bupsu zu hebr. Freier 258
10.3.4. Jes 58,6
Ein in die nachexilische Zeit datierbarer Beleg hapSi liegt in Jes 58,6
vor:
Oes 58,6)
Auch im Falle von Jes 58,6 werden mit hpsjm Freigelassene bezeich-
net, die aus ungerechten Bindungen befreit werden sollen."
31 Vgl. Anm.28.
32 AHw, S., 371-372: ilku I Pflichtleistung fr Landzuteilung; CAD I/J, S., 73-81: ilkuA.
33 AHw, S. 1422: unussu eine Pflichtleistung fr Landzuteilungs.
3< Siehe zur Lehnsklausel bei Freiheit von Lehnspflichten in Ugarit B.Kienast, Rechtsurkun-
den in ugaritischer Sprache, UF 11 (1979),443.448 (KTU 3.2:18). 451 (KTU 3.5:20-21).
35 Th. Willi, Die Freiheit Israels, 1977, 537, bemerkt zu Recht, da csh machen nicht das zu
J,apSi gehrende Verbum sein kann. Die Formulierung csh J,psj ist kein terminus technicus
mehr, wie z. B. ug, frei sein, werden (KTU 3.3:4; 4.430:3; siehe M. Dietrich -
O. Loretz, UF 14 [1982], 83-86) oder hebr. J,ps pu, siehe Anm. 56.
36 Th. Willi, Die Freiheit Israels, 1977, 536, meint zutreffend, da J,apsi in I Sam 17,25 die
Freiheit von Steuern, Militr- oder Frondienst, Pflichten, die normalerweise nicht erlschen
und von denen nur der Knig, seine Angehrigen und die von ihm Befugten ausgenommen
sind, bedeute. Der Sieger ber Goliath werde jeder Last und Verpflichtung ledig, die er
vorher gegenber Israel als Ganzem gehabt habe, denn er habe sich um Israel und sein
Lebensrecht verdient gemacht.
37 Th. Willi, Die Freiheit Israels, 1977, 534 Anm.12, hebt zu Recht hervor, da mit
Unterdrckte Leute bezeichnet werden, denen das wirtschaftliche Rckgrat zerbrochen
wurde.
38 N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 1-4. 20, tritt fr die Gleichsetzung cibn= babiTu ein.
39 N. P. Lemche, StTh 33 (1979), 1-4.
40 N. P. Lemche, VT 25 (1975), 142; ders., StTh 33 (1979), 2, schreibt hierzu folgendes: "No
doubt J,psj/bupsu was a designation for a special social group in Western Asia during the
Late Bronze Age. The interescing point is that legislation most likely originally in the
Canaanite world has been adapted in the Old Testament and, as preserved in Ex 21,2 ff., in a
nearly unchanged form."
4! N. P. Lemche, StTh 33 (i 979),2.4 mit Anm. 12, rechnet gleichzeitig damit, da kapS; in Dtn
15,12-18 und Jer 34,8-28 ein Zitat aus Ex 21,2ff. sei und da es in diesen spteren Texten
seine ursprngliche Bedeutung verloren und in Dtn 15,13.18 bereits die neutrale Bedeutung
frei angenommenm habe.
42 Th. Willi, Die Freiheit Israels, 1977,534 Anm. 13. Die Entgegnung von N. P. Lemche, StTh
33 (1979), 2 Anm.4, vermag nicht zu berzeugen.
43 1.Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 246-247.
N. P. Lemche, der eine Frhdatierung dieser gesetzlichen Regelung
verteidigt, hat in Anlehnung an seine Bestimmung von cihri als Begriff aus
vorisraelitischem Recht und als Bezeichnung einer Bevlkerungsgruppe in
der monarchischen Zeit Israels auch fr hapsi eine alte Bedeutung gefor-
dert." Gleichzeitig setzt er analog zu cihn auch die Existenz einer Bevlke-
rungsgruppe von gups in Israel an." Nach seiner Darstellung ist der cihri
nach der Freilassung aus dem Sklavenstand in eine Abhngigkeit zu seinem
eigenen Stadtstaat getreten und so zum hapSi geworden. Der hapsi stehe
soziologisch zwischen den Sklaven und dem Freien." Dagegen liege in Dtn
15,12-18 und Lev 25,39ff. eine sekundre Weiterentwicklung des Wortes
vor und bezeichne die Freilassung des Sklaven."
Diese Deutung von N. P. Lernehe wurde vor allem mit dem Hinweis
abgelehnt, da in Israel zu keiner Zeit eine Bevlkerungsklasse der hapsim
nachweisbar sei."
Im Gegensatz zu N. P. Lernehe hat 1.Cardellini aus dem Gebrauch
von hapsi in Ex 21,2 abgeleitet, da dieses Wort das israelitische Kolorit der
Stelle entscheidend mitbestimme." Denn der hapsi-Begriff besage von
insgesamt siebzehnmal allein zwlfmal die Befreiung des -bd Sklaven und
Unterdrckte frei entlassen
und da du jedes Jochholz zerbrichst.
Auflsen ruchloser Fesseln,
die Seile des Jochholzes freigeben,
w slJ, J,psjm
w kl mwth tntqw
ptJ, TSC
btr 'gdwt mwth
17*
10.3.5.3. Ex 21,26.27
10.3.5.2. Dtn 15,12.13.18; Jer 34,9-11.14.16
In der Regelung Wenn ein Mann das Auge seines Sklaven - oder
seiner Sklavin- schlgt und es zerstrt, so soll er ihn fr sein Auge La hpSf
261 hapsi, hps und hpsjt in den biblischen Texten
In Lev 19,20-22 wird der Fall einer Beiwohnung einer Sklavin gere-
gelt. Das Gesetz hat folgenden Wortlaut:
2Und wenn jemand einem Weibe beiwohnt und es handelt sich um
eine einem (anderen) Mann verlobte Sklavin, aber losgekauft ist sie
nicht oder die Freiheit (hp!h) ist ihr (sonst noch) nicht gegeben, so
findet eine Abrgung statt. Zu Tode gebracht werden sie nicht, sie ist
ja nicht freigelassen (hp!h). "Aber er bringt seine Schuldopfer fr
Jahwe an den Eingang des Begegnungszeltes in Gestalt eines Buwid-
ders. 22Und der Priester schafft ihm Shne mit dem Buwidder vor
Jahwe fr die Verfehlung, die er begangen hat. So wird ihm vergeben
wegen der Verfehlung, die er begangen hat (Lev 19,20-22).52
K. Elliger rechnet V. 20-22 dem letzten Stadium von Lev 19 als
sekundren Entwurf ZU.
53
Er nimmt zugleich an, da die im wesentlichen
negative Formulierung der Rechtsfolge als ein Hinweis darauf zu sehen sei,
da V.20 kein echter, auf sich stehender Satz alten brgerlichen Rechts,
10.3.6. hp! pu freigelassenwerden und hp!h Freiheit in Lev 19,20
entlassen. Und falls er einen Zahn seines Sklaven - oder seiner Sklavin -
ausschlgt, so soll er ihn fr seinen Zahn La hp!; entlassen (Ex 21,26-27)
wird das La hp!; gewhnlich mit als Freigelassenen bersetzt:'
Die Freilassung wird als Ersatzleistung interpretiert. Denn die gefor-
derte Freilassung bedeute praktisch eine Zahlung in Hhe des Sklavenkauf-
preises." Es besteht jedoch auch die Meinung, da es sich in Ex 21,26-27
nicht um einen echten Sklaven handle, da er anstelle des ausgeschlagenen
Zahnes oder des zerstrten Auges die Freiheit erhalte." Die keilschriftli-
chen Kodizes shen nie die Freilassung, dagegen jedoch immer eine Geld-
bue zugunsten des Herrn des geschdigten Sklaven vor. Es stelle sich so
die Frage, ob es sich nicht um einen echten Sklaven, sondern um einen in
Knechtschaft geratenen Israeliten handle."
Auch in Ex 21,26-27 drfte so wie in Ex 21,2 von einem saebaed cibn
die Rede sein, also von einemJuden, der wegen der beschriebenen Krper-
verletzung aus dem Sklavenstatus zu entlassen ist und dadurch zu einem
hp!; Freien, d. h. Nicht-Sklaven, einem unbehinderten 'h Bruder
innerhalb der jdischen Gemeinde wird.
48 M. Noth, Exodus, 1978
6
, 137.
4' M. Noth, Exodus, 1978
6
, 147; siehe zu dieser Diskussion auch I. Cardellini, Sklavengesetze,
1981,262 Anm.84.
50 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 263.
51 I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 263.
52 K. Eiliger, Leviticus, 1966,243.
53 K. Eiliger, Leviticus, 1966, 249. 255.
Von akk. kupsu zu hebr. ~ a p s i Freier
.. I. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,247 mit Anm. 29, Verweis auf Ex 21,2.5; Dtn 5,12.13.
18; Jer 5 mal.
45 Tb. Willi, Die Freiheit Israels, 1977, 533-534.
.. Siehe 5.4.2.
47 Siehe 5.4.3.
von diesen zwlf Belegen sei die Befreiung zehnmal mit dem Sabbatjahr
verbunden."
Nach Tb. Willi gehrt die Wurzel hp! ins Obligationenrecht. Sie
beschreibe die regulre Entlassung eines rechtsfhigen Subjekts aus einer
Verpflichtung. Ob diese Obligationen durch Vertrag, durch unerlaubte
Handlungen oder aus ungerechtfertigter Bereicherung entstanden sind, sei
dabei gleichgltig. Nach Lage der Dinge seien es meist Sklaven, die diesen
Status erlangten. Bei diesen Sklaven habe es sich meist um Menschen
gehandelt, die auf ihre wirtschaftliche Selbstndigkeit freiwillig oder
gezwungenermaen verzichtet und sich durch Vertrag in eine abhngige
Stellung begeben htten. Eine Betrachtung im Lichte der Gerechtigkeit
Gottes empfinde freilich auch solch alltglicheVerhltnisse als eine Anoma-
lie in einem Volk wie Israel, und der Einzelne werde auf sein Gewissen
gefragt, ob er nicht freiwillig durch die Freigabe solcher Schuldsklaven
diese Schden auszubessern bereit sei. Der Zustand, der nach Ablauf eines
solchen Dienstvertrages bzw. nach Erfllung solcher Verpflichtungen ein-
trete, sei der des hp!;, die hpSUut:
5
In Ex 21,2.5 steht hpSf eindeutig im Gegensatz zum Status des
Sklaven und bezeichnet die Freiheit oder Loslsung von allen Bindungen,
die fr einen Sklaven charakteristisch sind. Es ist somit mglich, den Status
des hp!; allein in Beziehung zum Sklavenstatus zu bestimmen, ohne da
damit bereits seine neue soziale und soziologische Position schon voll
umschrieben wre.
260
Unabhngig von der Frage, ob und in welcher Weise Dtn 15,12-18
von Ex 21,2-6 abhngig ist", lt sich auch fr diese gesetzliche Regelung
feststellen, da hp!; hier gleichfalls den aus dem Sklavendasein befreiten
Menschen bezeichnet. Der hp!; ist nicht mehr ein cbd Sklave, sondern
wieder ein voll anerkannter Bruder (V. 12) der jdischen Gemeinschaft.
Dies trifft auch fr hp!; in Jer 34,8-22 zu. Denn in diesem Abschnitt
liegt eine Angleichung an Dtn 15,12-18 vor."
262 Von akk. kupsu zu hebr. I}apsi Freier Verhltnis zwischen kupsu und hapsi 263
sondern von vornherein auf die Fortsetzung V.21-22 hin konzipiert sei:
jener Fall habe keine brgerlich rechtlichen, wohl aber kultrechtliche
Folgen, weil eine religise Schuld vorliege." Hier gelte immer noch das alte
Recht, das dem Herrn die freie Verfgung auch ber den Krper einrume,
gleichgltig, ob es sich um eine echte Sklavin oder um ein in Schuldknecht-
weibliches Wesen handle, die beide als sphh Sklavin
bezeichnet wrden. In V. 20 gehe es um ein Mdchen, das der Vater bereits
versprochen habe, ehe er sich mit seiner Familie in Schuldknechtschaft
begeben mute. Da es nicht durch Verwandte oder den Brutigam ausgelst
(pdh) worden sei, oder auf andere Weise die Freiheit zurckerhalten habe
(hps), werde sein Herr nicht bestraft."
. Sowohl das Wort bpib Freiheit als auch hps pU
56
freigelassen
werden werden wie in Ex 21,2-6; Dtn 15,12-18; Jer 34,8-22 auf die
Entlassung aus dem Sklavenstatus bezogen."
10.3.7. bjt - II Reg 15,5; II Chr 26,21
Das Vorkommen eines bt !Jptt in den ug. Texten" und von bjt in
II Reg 15,5 hat zur Annahme gefhrt, da zwischen diesen Bezeichnungen
ein Zusammenhang bestehe", oder ein solcher ganz zu leugnen sei."
Es besteht die Mglichkeit, da in bt der im Ug. belegte
Terminus bt bPy!'1 weiterlebt. Wie der in II Reg 15,5 geschilderte Vorfall
zeigt, handelte es sich nicht mehr um ein Haus fr yupsu-Leute, die dem
Knig dienen, sondern nach Verschwinden der gups als einer soziologi-
schen Gruppe um ein Haus, das von dem Teil des Palastes abgetrennt war,
5< K.Elliger, Leviticus, 1966,249; siehe auch 1.Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,306-309.
5S K. Eiliger, Leviticus, 1966, 260.
56 H. Bauer - P. Leander, Historische Grammatik der hebrischen Sprache. 1. 1922,287 38
n', stellen hpsh (Lev 19,20) zu den Passiv Qal Belegen, die der Form nach mit dem Nominal
Pucal zusammengefallen sind.
57 K. Eiliger, Leviticus, 1966, 260; 1. Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 308, betont, da die
Frau noch nicht die Freilassung von ihrem Herrn erhalten habe.
58 Siehe Kap. 10.2.
5. Siehe u.a, Ch. Virolleaud, Syria 12 (1931), 224; W.F.Albright, JPOS 14 (1934), 131 mit
Anm.162; J.A.Montgomery, HTR 34 (1941), 321; A.Schoors, in: RSP 1, 1972,27-28,
Nr.21.
60 T. H. Gaster, JQR 37 (1946/47), 292, lst in b auf; P. Grelot, VT 14 (1964),
256-263, unterscheidet zwischen I}ps I und I}ps II. Er verbindet bt hpsjt lieu de reclusion
mit I}ps II gele, reclusion. Ug. bt kP!! betrachtet er als ein hapax legomenon, das weder
mit I}ps I noch mit I}ps II in Verbindung zu bringen sei. Th. Willi, Die Freiheit Israels, 1977,
536, bersetzt bjt I}psj/wt mit Haus des Ruhestands; W.Rudolph, ZAW 89 (1977), 418,
sieht in bjt I}psj/wt einen Euphemismus.
61 Es bedarf noch der Klrung, inwieweit bit kupse (Al. T. 186/7,2 H.; 202, 45 [5.25]) mit ug.
bt vergleichbar ist.
in dem der Knig wohnte und residierte. Auf diese Weise wurde man
sowohl der Stellung des ausstzigen Knigs als auch dem Charakter seiner
Krankheit als Gottesstrafe gerecht.
10.4. Verhltnis zwischen gupsu und hapsi
Whrend die keilschriftliehen und auch die keilalphabetischen Quellen
die gupsu/ena als eine soziologische Gruppe kennen, die aus Leuten
gebildet wird, die aus der Schuldknechtschaft entlassen sind, sprechen die
biblischen Texte nur noch von dem Zustand des Freiseinss oder der
Freilassung von Einzelnen. In den juridischen Texten (Ex 21,2-6; Dtn
15,12-18; Jer 34,8-22) wird das Freiwerden aus dem Sklavenzustand als
eine Wiederherstellung der Wrde des hebrischen Bruders verstanden.
Obwohl das Element der Freiheit von den Banden des Sklavendaseins
oder der Schuldknechtschaft auch in den hebr. Texten die Grundlage der
Bedeutung von hapsi bleibt, so hat sich doch der soziologische Kontext
gewandelt: In der jdischen Gemeinde gibt es keine Klasse oder Gruppe
von gupsu-Leuten mehr, sondern nur versklavte oder freie Volksgenos-
sen und Brder."
Zusammenfassend knnen wir somit festhalten, da parallel zu gabiru
- cibri auch von gupsu = ein Weg zu hapsi fhrt. Whrend im Ug.
noch die Schreibungen bezeugt sind, hat sich dann im Hebr. die mit p
durchgesetzt.
Eine Heranziehung von gupsu - hapsi zur Beleuchtung der Wortge-
schichte von gabiru - cibri drfte somit als berechtigt erwiesen sein.
62 Siehe zu 'I} Bruder u. a. L. Perlitt, Ein einzig Volk von Brdern, 1980, 34.
Datierung der biblischen Aussagen ber den Sabbat 265
Kapitel 11: Sklavenfreilassung und Sabbatgebot
in .Ex 21,2 Dtn 15,12 verordnete Freilassung eines hebr.
Sklaven un siebten Jahr wird von gegenstzlichen Positionen her erklrt. Es
stehen sich vor allem zwei Deutungen gegenber. Die erstere geht vom
und nimmt an, die Fristangabe sechs Jahre, aber
rm siebten Jahr sei vom Sabbatjahr beeinflur' und stelle die fortschrei-
tende Verwendung des Sabbatgedankens fr den Glauben Israels dar.'
Obwohl dieser Interpretation eine Reihe von Gelehrten zustimmen', ziehen
es doch. vor, die Freilassung nach sechs Jahren mit
der Heiligkeit der Zahl sieben zu begrnden.'
Die a? das sechs-sieben Jahre gebundene Forderung der
Sklavenfreilassung stellt em besonderes Problem dar. Auerbiblische Paral-
le.lenste?en fr eine nicht zur Verfgung. Es liegt deshalb nahe,
diese Fristenregelung mit dem jdischen Sabbat und Sabbatjahr in Verbin-
dung zu bringen. Sollte diese Annahme zutreffen, dann wre dies fr die
zeitliche Festlegung von Ex 21,2 und Dtn 15,12 von grter Bedeutung.
Denn so .ergbe sich die in diesen Texten geregelte
v?n ?euen Seite her und unabhngig vom !Jabiru-
czbn-Problem zu datieren, WIr sehen uns so auch von der Sklavengesetzge-
I 1.Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981,245 mit Anm.21.
2 1.Cardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 246.
3 B. Baentsch, Exodus, 1900, 189, spricht von einer Einwirkung der Sabbatidee; C. Steuerna-
gel, Deuteronomium, 1923
2
, 108, hlt es fr mglich, da Dtn 15,1H. die Sabbatfeier
voraussetze; G.Beer, Exodus, 1939, 120-121, schreibt: Das Sabbatjahr 23,10-11 ist
Auswirkung der Sabbatidee; D. Correns, Sabbatjahr, 1966, 1635-1636; N. Negretti, Il
settimo giorno, 1973, 132-135.
4 H.Holzinger, Exodus, 1900, 81, die Sabbatjahrordnung ist aus dem Spiel zu lassen;
A;.Junker, Deuteronomium, 1933, 75; P.Heinisch, Exodus, 1934, 164, Heiligkeit der
Siebenzahl; '!'. Clamer, Exode, 1956, 187; M. Norh, Exodus, 1978", 143, bemerkt folgen-
des: Das siebente Jahr erscheint hier als Termin einer <Wiederherstellung>. In seiner
ausfhrlichen Arbeit zum Sabbat geht G. Robinson, The Origin and Development of the
Old Testament Sabbath, 1975, 117-146, von der Annahme aus, da Ex 23,10-11; 21,2; Dtn
15,12 und 15,1-11, vorexilisch zu datieren seien und deshalb nichts mit dem Sabbatjahr zu
tun htten. Dies drfte damit zusammenhngen, da G. Robinson in der Interpretation von
cibriinEx 21,2 und Dtn 15,12der Frhdatierung und der Hebrer-Hypothese von K. Koch
(VT 19 [1969], 78) folgt (a. a, 0., S.132).
5 1.Cardellini, Sklaven-Gesetzgebung, 1981, 245-246, hat z. B. diesen Weg teilweise be-
schritten.
bung her mit dem Problem konfrontiert, ob das biblische Sabatgebot
vorexilischer oder exilisch-nachexilischer Herkunft ist."
11.1. Datierung der biblischen Aussagen ber den Sabbat
Im Streit ber Entstehung und Inhalt des biblischen Sabbatgebotes
drfte wenigstens darin Einigkeit bestehen, da mit Sabbat der siebte Tag
der Woche bezeichnet wird, an dem Arbeitsruhe zu herrschen hat. In der
Diskussion ber den Sabbat wird deshalb gewhnlich untersucht, welches
die Geschichte und die Bedeutung des Wortes sbt Sabbat" ist, wie die
Festlegung des Sabbats auf den siebten Tag erfolgte und welchen Ursprungs
der Gedanke der Arbeitsruhe ist und wann die Arbeitsruhe am siebten Tag
ein integraler Bestandteil des Sabbats wurde. Von grter Bedeutung fr
die Erforschung der Entstehungsgeschichte des Sabbatgebotes war die
Entdeckung, da in Keilschrifttexten ein Wort sapattu 15. Monatstag,
Vollmond-" bezeugt ist. Es wurde ferner erkannt, da auch im Bereich
Syrien-Palstinas Neu- und Vollmond gefeiert wurden und da in den
vorexilischen biblischen Texten mit ibt Sabbat die Feier am Vollmondtag
bezeichnet wird." Es steht somit auer Zweifel, da in vorexilischer Zeit die
Sabbatfeier weder auf den siebten Tag gelegt, noch die Feier am Vollmond-
tag mit einem Gebot der Arbeitsruhe verknpft war.
Von diesen Aussagen ber Feiern am Sabbat- und Vollmondtag sind
jene Texte in der Bibel zu unterscheiden, die unmiverstndlich von einer
Sabbatfeier mit Arbeitsruhe am siebten Tag handeln oder in denen angeb-
lich nur von einer Arbeitsruhe am siebten Tag gesprochen wird.
11.1.1. Das Sabbatgebot im Dekalog - Ex 20,8-11; Dtn 5,12-15
In den beiden Dekalogfassungen des Sabbatgebotes von Ex 20,8-11
und Dtn 5,12-15 liegt der Begriff des Sabbatgebotes, der ein Tag der Ruhe
und der siebte Tag zugleich ist, voll entwickelt vor. Dies zeigen die
Formulierungenjwm bibt Tag des Sabbats" (Ex 20,8.11; Dtn 5,13.15) und
jwm hSbj'j ibt /]HWH der siebte Tag ist Sabbat fr jahwe (Ex 20,10; Dtn
" J.Meinhold, Zur Sabbathfrage, ZAW 48 (1930), 121-138; A.Lemaire, RB 80 (1973),
161-185.
7 AHw., S.l172.
S II Reg 4,23; 11,5.7.9; Am 8,5; Hos 11,13; Jes 1,13; A. Lemaire, RB 80 (1973), 162-165.
Von den zitierten Stellen drften II Reg 11,5.7.9 (siehe z. B. Ch. Levin, Der Sturz der
Knigin Atalja [1982], 38-39) und Jes 1,13 sicher nachexilisch sein.
266 Sklavenfreilassung und Sabbatgebot
Datierung der biblischen Aussagen ber den Sabbat 267
5,14)9 voll an. In diesem Zusammenhang ist von Bedeutung, da Dtn
5,12-15 zeitlich vor Ex 20,8-11 einzuordnen ist."
11.1.2. Ruhe am siebten Tag - Ex 23,12 und 34,21
Die Anordnung des Bundesbuches, sechs Tage lang sollst du deine
Arbeit tun, aber am siebentenTage sollst du <ruhen>, <feiern>, <Sabbat feiern>
(tsbt), damit dein Rind und dein Esel ausruhe und der Sohn deiner Sklavin
und der Gastfreund aufatme (Ex 23,12) und die des Privilegrechtes Sechs
Tage lang sollst du arbeiten, aber am siebenten Tage sollt du <ruhen>,
<feiern>, <Sabbat feiern> (tsbt); beim Pflgen und bei der Ernte sollst du
<ruhen>, <feiern>, <Sabbat feiern>>> (Ex 34,21) werden als Hinweise auf eine
Arbeitsruhe am siebten Tag gedeutet, die noch nicht mit dem Sabbat
verschmolzen worden sei."
Dieser Deutung hat K. Budde mit dem Hinweis widersprochen, da
sowohl in Ex 23,12 als auch in Ex 34,21 tibt nicht mit du sollst ruhen
oder du sollst aufhren zu bersetzen sei. Denn das Verbum sbt sei hier
denominativ gebraucht und besage deshalb: Du sollst Sabbath halten. Da
K. Budde fr eine vorexilische Datierung dieser Stellen eintritt, erschliet er
aus ihnen, da der Name Sabbat bereits damals schon am siebten Tag
gehaftet habe und der Sabbat zu dieser Zeit bereits voll entwickelt bestan-
den habe."
Im Gegensatz zu K. Budde steht J. Meinhold, der von der Hypothese
ausgeht, da Israel in vorexilischer Zeit noch keinen Sabbat gekannt habe
und da dieser erst spt durch Verlegung der vorexilischen Vollmond-
Sabbatfeier auf den siebten Tag, der zugleich Ruhetag gewesen sei",
entstanden sei. Er ist geneigt, fr Ex 23,12 und 34,21 ein lbt ruhen
anzusetzen."
F.-L. Hofeld, Der Dekalog, 1982, 38.57.25t.
10 F.-L. Hofeld, Der Dekalog, 1982,33-57.
11 J. Meinhold, ZAW 48 (1930), 131-132; J. Halbe, Privilegrecht, 1925, 185--192; F.-L. Ho-
feld, Der Dekalog, 1982, 57.25t.
12 K. Budde, Antwort auf Johannes Meinholds Zur Sabbatfrage- ZAW 48 (1930), 143; siehe
auch M. Noth, Exodus, 1978
6
, 153-154.217; Ges., S. 805: Ibt qal2, nimmt fr Ibt zum Teil
die Bedeutung den Sabbat feiern" an, Lev 23,32; 25,2; F. Zorell, LHA, S. 820: Ibt qal 2.
in specie: Deus, vel homo iussu Dei, a laborando abstinuit, sacram quietem observavit Ex
16,30; 23,12; 31,17; 34,21; Lev 23,32; 26,34; siehe auch K.Elliger, Leviticus, 1966,349
Anm.2.
13 J.Meinhold, ZAW 48 (1930), 131-133; J. Halbe, Privilegrecht, 1975, 187-188.
14 J.Meinhold, ZAW 48 (1930),131-132; G.Robinson, The Origin and Development of the
Old Testament Sabbath, 1975, 173-174. 180-185, lehnt es gleichfalls ab, fr Ex 23,12 und
34,21 ein Ibt Sabbat halten anzusetzen.
Whrend K. Budde von seinem Ansatz her gezwungen ist, bereits eine
vorexilische Sabbatfeier am siebten Tag mit Arbeitsruhe zu fordern und
hierbei den unauflslichen Widerspruch zwischen den Aussagen ber eine
Sabbatfeier am Vollmondtag sowie der angeblichen Forderungen nach
Einhaltung der Sabbatfeier am siebten Tag verbunden mit Arbeitsruhe in
den angeblich vorexilischen Texten Ex 23,12 und 34,21 in Kauf nehmen
mu", sprichtJ.Meinhold im Zusammenhang mit Ex 23,12 und 34,21 von
einem Gebot der Arbeitsruhe am siebten Tag, fr das es auer diesen
Texten keine Parallelen oder Anhaltspunkte gibt.
Wenn fr die vorexilische Zeit - abgesehen von Ex 23,12 und 34,12,
deren Datierung wir vorlufig als offen betrachten wollen - ein siebter
Ruhetag nicht nachzuweisen ist, fehlt fr eine bersetzung von sbt mit
ruhen in Ex 23,12 und 34,21 die erforderliche Grundlage. Hierin ist
K. Budde zuzustimmen. Es ist damit zu rechnen, da an beiden Stellen ibt
Sabbat halten anzusetzen" und auch fr diese Stellen bereits das volle
Verstndnis des jdischen Sabbats in Anschlag zu bringen ist. Das Problem
der Datierung von Ex 23,12 und 34,21 erhlt somit ein neues Gewicht.
11.1.3. Datierung der Sabbat-Gesetzgebung
Wenn wir von dem Grundsatz ausgehen, da fr das vorexilische
Israel weder der Sabbat als Ruhetag und siebter Wochentag noch ein
Ruhetag am siebten Tag der Woche nachweisbar ist", jedoch fr Ex 23,12;
34,21 und auch fr die Dekalogfassungen Dtn 5,12-15 und Ex 20,8-11 die
voll entwickelte Gestalt des jdischen Sabbats zu postulieren ist, ergibt sich
das Datierungsproblem fr das Sabbatgebot in voller Schrfe. Es entsteht
von diesem Ansatz her folgende Situation: Es sind alle Versuche auszu-
schlieen, die den jdischen Sabbat in vorexilischer Zeit ansetzen" oder ihn
im Dekalog mit dem Hinweis als vorexilisch zu erklren versuchen, da das
15 K.Budde, ZAW 48 (1930), 143; A.Lemaire, RB 80 (1973), 178-179, leitetz.B. den siebten
Tag der Ruhe von den Babyloniern ab.
16 Es sind ibt I aufhren, stocken und Ibt 11 den Sabbat feiern zu unterscheiden. Letzteres
ist vom Nomen Ibt Sabbat abgeleitet. Das in Gen 2,2.3 bezeugte Ibt mn ist Ibt 11
zuzuordnen.
17 Dieser Sachverhalt drfte besonders zu betonen sein, da neuerdings die These von
K. Budde, ZAW 48 (1930), 139.145, da Ibt an keiner Stelle des AT den Vollmondtag
bezeichne und dieser nie gefeiert worden sei, von N.-E. Andreasen, ZAW 86 (1974),455,
wieder aufgefrischt und folgendermaen begrndet wurde: "The well-known position of
J.Meinhold (the pre-exilic Sabbath was a festival on the day of the full moon, whereas the
postexilic Sabbath was a weekly day without work), though once influential, is now
generally abandoned". Da dem nicht so ist, zeigt bereits der Beitrag von A. Lernaire, RB
80 (1973), 161-185.
18 K.Budde, ZAW 48 (1930), 138-145.
268 Sklavenfreilassung und Sabbatgebot
Sechs-sieben- Jahrschema in der Sklavenfreilassung 269
Gebot ursprnglich die Vollmondfeier im Blick gehabt habe und die
Verbindung mit dem siebten Tag erst ein Werk der priesterlichen Redaktion
sei." Desgleichen vermag auch nicht die Erklrung zu gengen, da in Dtn
5,12-15 und Ex 20,8-11 die alten Institutionen des Ruhens am siebten
Tag und der Vollmond-Sabbatfeier miteinander fusioniert worden
seien."
Wenn wir akzeptieren, da Ex 20,8-11 zeitlich nach Dtn 5,12-15
einzuordnen ist" und letztere Fassung des Sabbatgebotes frhestens in
exilischer Zeit konzipiert worden sein kann", dann bleibt nur noch zu
untersuchen, ob auch fr Ex 23,12 und 34,21 eine Sptdatierung vorzuneh-
men ist. Da eine Ruhezeit am siebten Tag der Woche weder fr das
vorexilische Israel auerhalb von Ex 23,12 und 34,21 noch eine diesbezgli-
che altorientalische Parallele nachweisbar sind, scheidet wohl auch fr ibt in
Ex 23,12 und 34,21 die Mglichkeit der bersetzung mit ruhen, von der
Arbeit ruhen aus. Es bleibt somit nur die Mglichkeit, ibt mit den Sabbat
halten, die Sabbattruhe halten zu bersetzen. Wenn wir uns fr diese
bersetzung entscheiden, dann bleibt bei der gleichzeitigen Annahme, da
die Sabbat-Institution mit dem siebten Tag als Zeit der Ruhe mir exilisch-
nachexilisch sein kann, allein der Schlu brig, da auch die beiden Stellen
Ex 23,12 und 34,21 spt entstanden sein mssen."
11.2. Das Sabbatjahr" Ex 23,10-11; Lev 25,2-7
Die Regelung des Bundesbuches ber das Sabbatjahr Sechs Jahre lang
sollst du dein Land besen und seinen Ertrag einsammeln, aber im siebenten
sollst du es sich selbst berlassen und es unbestellt lassen, und die Armen
deines Volkes sollen sich davon ernhren, und was diese briglassen, sollen
die Tiere des Waldes fressen. Ebenso sollst du mit deinem Weingarten,
deinem lbaumgarten verfahren (Ex 23,10-11) geht unmittelbar dem
Sabbatgebot in Ex 23,12 voran. Aus dieser Zusammenstellung und Paralle-
lisierung wurde gefolgert, da fr beide eine hnliche sakrale Grundlage
anzunehmen und mit beiden Institutionen eine restitutio in integrum beab-
I' A. Lemaire, RB 80 (1979), 179; ders., Le Decalogue, 1981, 276-283. 293, stellt als
ursprngliche Form des Sabbat-Gebotes l' tbll 't ibtt] vor.
20 F.-L.Hofeld, Der Dekalog, 1982, 57. 251.
21 F.-L. Hofeld, Der Dekalog, 1982, 57.
22 F.-L.Hofeld, Der Dekalog, 1982,251.
23 J.Meinhold, ZAW 48 (1930), 131-132, hatte fr Ex 34,12 keine vorexilische und fr Ex
23,12 deuteronomische Herkunft angenommen.
2. Siehe zum Sabbatjahr u.a, A.Phillips, Ancient Israel's Criminal Law, 1970, 23-79;
H.J.Boecker, Recht und Gesetz, 1976, 78-79; LCardellini, Sklaven-Gesetze, 1981, 332
mit Anm. 97.98.
sichtigt sei." Es wurde auch angenommen, da der sakrale Ursprung des
Sabbatjahres in der Vorstellung zu suchen sei, da die Ruhe im siebten Jahr
die Zuordnung des Landes zur Gottheit und deren Eigentumsrecht zum
Ausdruck bringe."
Diese Deutung des Sabbatjahres kann sich auf Lev 25,2-7 berufen.
Denn das dort beschriebene Sabbat-Jahr fut ausschlielich auf dem
Gedanken der Zugehrigkeit des Landes zu jahwe." SeinemArbeitsrhyth-
mus entsprechend mu es Jahre fr Tage nehmen. Da zugleich seine Feier
wie beim Vieh vom rechten Verhalten des Menschen abhngt, wird die
Knstlichkeit der Parallelisierung mit dem menschlichen Sabbat sichtbar.
Das gleichzeitig ausgesprochene Verbot (V.5) zu ernten und zu lesen
unterstreicht diese Bezge. Das zugrundeliegende Brachjahr wird hier von
P utopisch formuliert, da eine Ruhe fr das ganze Land gefordert wird."
Denn es kann nicht angenommen werden, da durch die Institution des
Brachjahres jemals das ganze Land betroffen sein konnte. Dies htte
unweigerlich zu unberwindbaren Schwierigkeiten in der Versorgung ge-
fhrt.
Sowohl fr Ex 23,10-11 als auch fr Lev 25,2-7 ist anzunehmen, da
das Sabbatgebot auf das Land bertragen wurde und die ltere Institution
des Brachjahres, die einst mit der Neuverlosung des Gemeindebesitzes
verbunden war", einem neuen Gedanken, fr dessen spte Herkunft auch
Neh 10,32 zeugt", dienstbar gemacht wurde.
11.3. Sechs-sieben-Jahrschema m der Sklavenfreilassung - Ex 21,2 und
Dtn 15,12
Das Sechs-sieben-Jahrschema erscheint in Ex 21,2 losgelst von einem
greren Zusammenhang und hat hier sicher nicht seinen Ursprung. In Ex
21,2 wird es vielmehr als zu Recht bestehend vorausgesetzt und ohne
Einschrnkungen anerkannt. Dagegen steht das Sechs-sieben-Jahrschema
von Dtn 15,12-18 in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Rege-
lung von Darlehens- und Schuldverhltnissen in Dtn 5,1-11, die nach
Verlauf von sieben Jahren durch Erla zu regeln sind."
25 M.Noth, Exodus, 1978
6
, 153-154.
26 N. Negretti, Il settimo giorno, 1973, 86-88. 113-112; siehe auch G. von Rad, Deuterono-
mium, 1978
3
, 75.
27 K. Eiliger, Leviticus, 1966, 349-350.
28 K.ElIiger, Leviticus, 1966,350-351.
2. K. Eiliger, Leviticus, 1966, 350-351.
30 Siehe zu Neh 10,32 u. a. A. Phillips. Ancient Israel's Criminal Law, 1970, 78; LCardellini,
Sklavengesetzgebung, 1981, 332.
3. Siehe zu diesem Abschnitt F. Horst, Das Privilegrecht Jahwes, 1930, 56-78.
270 Sklavenfreilassung und Sabbatgebot
Da aus der Rechtsgeschichte des alten Vorderen Orients keine Zeug-
nisse beizubringen sind, die eine Tradition des Erlasses von Forderungen
nach sechs Jahren oder einer Sklavenfreilassung im siebtenjahr bezeugten,
ist anzunehmen, da auch in Ex 21,2 und Dtn 15,12 eine Ubertragung des
Sabbatgedankens in der Form des Sabbatjahres auf die Sklavengesetzgebung
stattgefunden hat.
Von der nachexilischen Datierung der Entstehung des jdischen Sab-
batgebotes und der Einrichtung des Sabbatjahres her ergeben sich bedeut-
same Folgerungen fr die Datierung der in Ex 21,2 und Dtn 15,12niederge-
legten Satzungen ber die Sklavenfreilassung im siebten Jahr. Die von der
Wortgeschichte von eibri her nahegelegte nachexilische Datierung der For-
mulierungen von Ex 21,2 und Dtn 15,12 erhlt von dieser Seite her eine
neue und unabhngige Besttigung.
Kapite112: babir - ibrim - ein Problem biblischer oder bibe1-
wissenschaftlicher Historiographie?
Die Historiographie der biblischen Schriftsteller kennt wohl die
Kanaaner und eine Reihe von anderen Vlkern als vorisraelitische Bewoh-
ner des Landest, aber keine sibrim Hebrer. Desgleichen wissen die
biblischen Autoren, wenn wir vom Buche Exodus absehen, auch nichts von
einem Volk von sibrim Hebrern, von dem Israel abstammte, oder da
Israel durch Zuzug oder Einverleibung einer greren eibrim-Gruppe ent-
standen sei.
Das im Rahmen von Kap. 2-11 erzielte Ergebnis, da mit eibri ein
Angehriger der nachexilischen jdischen Gemeinde bezeichnet werde,
steht so in dieser Hinsicht in bereinstimmung mit den biblischen
Anschauungen ber die Vlker, mit denen sich Israel auseinanderzusetzen
hatte. Wenn sich aus diesem Sachverhalt auch kritisch gesehen keine streng
historischen Folgerungen ableiten lassen, so geht aus ihm doch hervor, da
eine Verknpfung der sibrirn. Hebrer mit der Entstehung Israels als eine
wissenschaftlich-historische Konstruktion erst seit dem Bekanntwerden der
gyptischen Dokumente ber die eprw von modernen Positionen aus mg-
lich war.'
Das Bemhen, zwischen den Aussagen ber die eprw = gabir = sprm
in den gyptischen und altorientalischen Quellen und die biblischen sibrim
Beziehungen oder gar Gleichheit, wenn nicht sogar Identitt herzustellen,
war dabei wohl stets von dem Interesse geleitet, fr die biblische
Geschichtsdarstellung historische Wahrheit zu beanspruchen. Grundstz-
lich bedeutete dies, die wichtigsten Ereignisse derselben, Aufenthalt in
gypten und Einzug ins Land der Vter, von den auerbiblischen Doku-
menten her als historische Wirklichkeit zu erweisen. Diesem Geschichts-
und Weltanschauungsgebude suchte man teilweise durch eine konsequente
Historisierung der Gestalt des gabiru = 'Abram haeibri (Gen 14,13) mit
einem imposanten Vorbau zu versehen.'
Die verschiedenen Versuche, zwischen den gabir = cprw und den
sibrim eine Konkordanz zu bewerkstelligen, drften insgesamt fehlgeschla-
1 Siehe z. B. T. Ishida, The Structure and Historical Implications of the Lists of Pre-Israelite
Nations, Bib 60 (1979), 461-490.
2 Siehe Kap. 2.
3 Siehe Kap. 5.6.
272 babiru-eibrim - Ein Problem biblischer oder bibelwissenschaftlicher Historiographie?
gen sein. Im einzelnen ist daran zu erinnern, da sie alle darauf angewiesen
sind, in der Deutung der cibri-Belege eklektisch zu verfahren oder die als
spt anerkannten Stellen zu bergehen bzw. als wenig bedeutsam anzu-
sehen.
Wenn diese Deutungsversuche aufgrund der sprlichen Quellenlage
bis zum Bekanntwerden der Nuzi-Texte' noch verstndlich erscheinen, so
knnen jetzt nach Herstellung eines Konsenses ber die !Jabir als einer
soziologischen Gruppe in Altorientalistik und gyptologie
5
alle bibelwis-
senschaftlichen Argumentationen, die weiterhin mit den !Jabir als einem
Ethnikon arbeiten oder mit einem Kreis von Hebrervlkern, keine Glaub-
wrdigkeit mehr beanspruchen. Wenn deshalb auf bibelwissenschaftlicher
Seite hervorgehoben wurde, da neuerdings wieder die Neigung wachse,
unter !Jabir Leute eines gemeinsamen Volkstums zu verstehen", dann
drften hier Hypothesen aus dem letzten und dem Beginn dieses Jahrhun-
derts ber die Aramer und sog. hebr. Vlker weiterwirken und die
Absicht, an den damit begrndeten Konstruktionen ber Herkunft und
Einwanderung der Israeliten weiterhin festzuhalten.'
Im Banne traditioneller Anschauungen ber das Werden Israels stan-
den wohl auch noch die Anstze von B. Landsberger', J. Lewy" und
A. Alt
l O
, die mit der soziologischen Einordnung der !Jabir ernst gemacht
haben. Die ideologischen Voraussetzungen dieser Forscher haben konse-
quent zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen gefhrt. Whrend J. Lewy die
neuen Daten fundamentalistisch interpretierte und zur Besttigung des
bestehenden traditionellen Geschichtsbildes auswertete, sah A. Alt in ihnen
eine Mglichkeit, das von ihm selbst erarbeitete Bild der Landnahme auch
von dieser Seite her besttigen zu lassen. Dagegen hat B. Landsberger wohl
grundstzlich richtig zwischen !Jabir und cibrim eine saubere Trennung
4 Siehe Kap. 3 zu Anm.199.
5 Siehe Kap. 2-3.
6 Siehe Kap. 5 Anm.492.
7 Siehe z.B. ].Wellhausen, Prolegomena, 1883',341; 1927
6,320-321;
B.Stade, Geschichte
des Volkes Israel I, 1887, 110. 113, bezeichnet z. B. die drei Vlker der Moabiter,
Ammoniter und Edomiter als hebrische; F. Hommel, Grundri, 1904, 163, schreibt: "ZU
den Kanaanern gehren auch mehrere unter sich eng verwandte Vlker, welche erst nach
ihnen in und um Palstina ansssigwurden, und sich dann bald ganz kanaanisiert haben; es
sind das die alten (der israelitischen Tradition nach ca. 2000 v, Chr. unter Abram von
Chalda und Mesopotamien aus nach Westen gezogenen) Hebrer, aus welchen im Laufe
der Zeit die Moabiter, Ammoniter, ferner die Keturer und Ismaeliter und weiterhin die
Edomiter und Israeliten erwachsen sind. Vgl. B. Landsberger, KIF 1 (1930), 330 Anm. 1.
8 Siehe Kap. 3 zu Anm. 62--66. 68-78. 80. 83.
9 Siehe Kap. 3 zu 67. 87. 91-103. 105.
10 Siehe Kap. 7.1.2.
babiru-eibrim - Ein Problem biblischer oder bibelwissenschaftlicher Historiographie? 273
eingefhrt", die auf bibelwissenschaftlicher Seite noch immer auf Ableh-
nung stt."
Die an B. Landsberger anschlieende altorientalistische Erforschung
der !Jabir, die den fr ihre Entstehung mageblichen sozialen und kono-
mischen Grnden nachgegangen ist, drfte gezeigt haben, da der Ansatz
B. Landsbergers grundstzlich richtig ist und da keine Mglichkeit
besteht, zwischen den !Jabir und den cibrim einen soziologischen und
zeitlichen Zusammenhang herzustellen. Die Geschichte der !Jabir spielt
sich wesentlich im 2.Jt. ab. Sie und ihre gesellschaftlichensowie konomi-
schen Grundlagen gehren bereits vor der Entstehung Israels der
Geschichte an."
Dies schliet jedoch nicht aus, da das hebr, Wort cibri vom lteren
!Jabiru = cpr abzuleiten ist und da es in den biblischen Schriften in einem
anderen Wortfeld
l 4
steht und eine vllig neue Bedeutung angenommen
hat. 15
Wenn so zwischen den auerbiblischen Zeugnissen ber die !Jabir =
cprw = sprm und den biblischen ber die sibrim keine historischen Zusam-
menhnge herstellbar sind, dann ergibt sich aus diesem Sachverhalt mit
Notwendigkeit, da jedes Argument in einer bibelwissenschaftlichen Dar-
stellung der Entstehung und Frhgeschichte Israels, das sich auf eine
Gleichung oder Identitt von !Jabir =/= sibrim sttzt, wertlos ist. Mit
habir - cibrim lt sich weder eine Landnahme von innen" noch von
;uen
l 7
rechtfertigen. Auch alle dazwischen stehenden Kompromilsun-
gen" fhren in diesem Punkt kaum weiter. Weder aus den
lt sich in Verbindung mit den cihrEm-Stellen eine prisraelitische Agyp-
11 Siehe zur Problematik der aus dieser Erkenntnis von B. Landsberger gezogenen Folgerun-
gen Kap. 3 zu Anm. 80-86.
12 A.H.].Gunneweg, Geschichte Israels, 1982', bemerkt z.B.: Es kann kein Zweifel sein,
da zwischen den Hebrern des ATs und den akkadischen chabiru und den gyptischen cpr
eine Verbindung bestehen mu ...
13 Siehe die in Kap.3 Anm.176. 205. 209, genannte Literatur. Dagegen argumentiert z.B.
A. H.]. Gunneweg, Geschichte Israels, 1982', 23, generell noch mit antik-agrarischen
Verhltnissen.
H Siehe zum Problem des Wortfeldes u. a. I. Riesener, Der Stamm sbd, 1979, 54-70;]. Trier,
Wege der Etymologie. Hg. von H. Schwarz. Berlin 1981.
15 Siehe Kap. 8.3.-8.4.
16 Siehe Kap. 7.1.3. zu G. E. Mendenhall und N. K. Gortwald.
17 Siehe z.B. Kap. 7.1.2. zu A.Alt und M.Noth; Kap. 7.2. zu F.Bhl, A.]irku,
F. Schmidtke, H. H. Rowley, R. de Vaux, W. F. Albright, K. Koch.
I' Siehe z. B. A. H.]. Gunneweg, Geschichte Israels, 1982" 23-24. 39. 42. 49-50.
18 Loretz, Ij.birn-Hebrer
274 babiru-'ibrim- Ein Problem biblischer oderbibelwissenschaftlicher Historiographie?
tengruppe-" aufbauen, noch von den babir-Stellen her folgern, da im
Land anwesende babir-Elemente zu Israel gestoen seien." .
Nach biblischer Auffassung sind die in Agypten weilenden cibnm
Hebrer und die an den anderen Stellen erwhnten entweder die unmit-
telbaren Vorfahren Israels und der Juden oder mit diesen identisch:
Geschichte und Gegenwart werden auf diese Weise im Falle von cibri mit
einem Wort beschrieben, das in der nachexilischen jdischen Gemeinde zur
Selbstidentifikation diente.
Fr die jdische Gemeinschaft dieser Zeit sind der Sabbat, der Rck-
blick auf den Aufenthalt in gypten und den Auszug aus dem Land des
Pharao von grter Bedeutung. Jeder cibn Hebrer und jede cibrijjh
Hebrerin haben diesen Anspruch auf Befreiung aus Versklavung nach
sechs Jahren Dienst im siebten Jahr (Ex 21,2; Dtn 15,12)21 und auf eine
Behandlung, die der Befreiung des Volkes aus dem Land gypten (Dtn
15,15; Jer 34,13) entspricht.
Wenn die Befreiung des cibri Hebrers aus Sklaverei in der Heraus-
fhrung aus dem gyptischen Sklavenhaus-" sein Vorbild hat, dann liegt
hier eine theologische Rechtfertigung in <historisierender> Form nur inso-
weit vor, als man gewillt ist, in der Herausfhrung aus gypten ein
geschichtliches Ereignis zu sehen. Wenn wir uns dagegen entschlieen, in
der Befreiung aus Agypten eine nachexilische theologische Verhltnisbe-
stimmung zwischen Israel und seinem Gott anzuerkennen, dann folgt
daraus mit Notwendigkeit, da auch der einzelne in Israel keiner Dauerver-
sklavung verfallen darf. Die jdischen Theologen haben in Ex 21,2-6 und
Dtn 15,12-18 diesen Schritt vollzogen und auch fr den wirtschaftlich und
rechtlich schwchsten cibn = Hebrer - Juden die Anerkennung als 'h
Bruder nach jeweils sechs Jahren gefordert.
Herkunft und Bedeutungsgeschichte des Wortes cibnHebrer zei-
gen erneut, da Israel zwar in die altorientalische Umwelt aufs engste
eingefgt war, seine Entstehung und Geschichte aber nicht geradlinig aus
19 A.H.J.Gunneweg, Geschichte Israels, 1982\ 24. 38; H.H.Schmid, Ich will euer Gott
sein, 1980,2. 7, spricht z. B. von gypto-hebrischen Gruppen und gypto-Hebrern.
20 A. H.J. Gunneweg, Geschichte Israels, 1982\ 39. 42. 49-50. A. H.J. Gunneweg sieht die
galilischen Stmme insgesamt als babir-Bildungen an, so da die Frage berechtigt sei, ob
diese Stmme berhaupt jemals aus der Steppe eingewandert oder nicht vielmehr ausgewan-
dert seien aus dem sozialen Gefge der kanaanischen Stdte und Stadtstaaten (a. a, 0.,
S.42). Er folgert daraus: Es drfte der Kompliziertheit der wirklichen Vorgnge entspre-
chen, wenn man die Entstehung der Amphiktyonie Israels als einen Aspekt jener zweifa-
chen Bewegung der Unterwanderung von der Steppe her und der sozialen Umschichtung
aus dem Gefge des kanaanischen Feudalsystems heraus versteht (a. a. 0., S.50).
21 Siehe Kap. 11.
22 Siehe zur Bezeichnung gyptens als eines Sklavenhauses (bjt cbdjm) J. G. Plger, Untersu-
chungen zum Deuteronomium, 1967, 113 mit Anm. 204; J. P. Flo, Jahwe dienen - Gttern
dienen, 1975, 56-63 (Exkurs 1: Aus gypten, aus dem Sklavenhaus-).
babiru-'ibrim - Ein Problem biblischer oderbibelwissenschaftlicher Historiographie? 275
dieser ableitbar sind. Wenn man die nachexilische jdische Anschauung
ber die eigene Herkunft und Vergangenheit zur Grundlage eines wissen-
schaftlichen Vergleichs mit den auerbiblischen Dokumenten whlt, geht
man offensichtlich von falschen Voraussetzungen aus. Erst wenn wir uns
von der Anschauung befreien, da die biblischen Autoren aus Absicht
Geschichte verzeichnet htten oder bestrebt gewesen seien, Geschichte in
modernem Sinn zu schreiben, erffnet sich die Mglichkeit einer differen-
zierten Zusammenschau der biblischen Aussagen ber die cibrim Hebrer
mit den gyptischen, keilschriftliehen und keilalphabetischen Dokumenten
ber die cprw = babir = sprrn.
Wenn der vorgelegte Beitrag ber die babir - sibrim zum Problem
der Landnahme Israels enttuschend wenig, nichts beitrgt, dann sollte
hierbei nicht bersehen werden, da auf diese Weise wenigstens falsche
Erwartungen als solche herausgestellt werden und der Problemkreis Land-
nahme - Entstehung Israels deutlicher abgegrenzt hervortritt. Der Nuller-
trag fr die Aufhellung der Frhgeschichte Israels wird reichlich durch die
Erkenntnis aufgewogen, die wir von babiru-cibn her ber die Entstehung
und Entfaltung des jdischen Bewutseins und Selbstverstndnisses ge-
wmnen.
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Zwecks Verdeutlichung wurden auch dort, wo im Original kabirul, cprw oder cibn in
Normalschrift wiedergegeben werden, diese in den Zitaten kursiv gesetzt.
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Nachtrag zu S.57: ARM 22,151,18; 153,8. Nach freundlicher Mitteilung von Prof.
J.-M. Durand ist in ARM 22,153,8 zu lesen: 7LU tu-ru-uk-ku-u,lk]i ba-X-bi-ru. Dies ergibt sich
aus dem inzwischen mglich gewordenenJoin von ARM 22,153 mit 22,170. Siehe ferner den
PN ba-bi-ra-nim ARM 23,582,6.
Verzeichnis der Abkrzungen 301
B. Zu Literaturzitaten
Verzeichnis der Abkrzungen
A. Allgemeines
a.a.O.
akk.
bzw.
cj.
dtr.
e/Ed.
h/Hebr.
hg.
Hg.
KN
I.
p.
pi
pI.
pt.
pu
qal
Rez.
sem.
sg.
sog.
sum.
ulUg.
V.
AASOR
Abr-Nahrain
AcOr
Acta antiqua
AfO
AHw
AJBA
AJSL
am angefhrten Ort.
akkadisch.
beziehungsweise.
coniectura, konjiziert.
deuteronomistisch.
Editors, edited (by),
hebrisch, das Hebrische.
herausgegeben.
Herausgeber.
Knigsname.
lies.
persona(e).
Picel.
Plural.
Partizip.
Pucal.
Qal.
Rezension.
semitisch.
Singular.
sogenannt.
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Vers.
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ANET
AO
AOAT
AOF
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Assyriologia
AT
BA
BASOR
BBB
BDB
BHS
BiAr
Bib
BIFAO
BiOr
BK
BoSt
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BZ
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ET
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FS Diakonoff
FS Dupont-Sommer
FS Lacheman
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GA
GAG
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HTR
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ICC
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JAOS
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JBL
JCS
JEA
JEN
JEOL
JESHO
11S
JKF
JNES
JPOS
JQR
JSOT
JSOTSS
JSS
KAT
KH
KIF
KS
KSGI
KTU
Ld
LHA
LThK
LXX
MANE
MDAIK
MDOG
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MIO
MLC
MT
NSP
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304 Verzeichnis der Abkrzungen Verzeichnis der Abkrzungen 305
Gen Ex Lev Nu Dtn [os Jdc I-lI Sam I-lI Reg Jes
Jer Ez Hos Joel Am Ob Jon Mi Nah Hab Zeph Hag Sach Mal
Ps Hi Prov Ruth Cant Koh Thr Est Dan Esr Neh I-lI Chr Sir
OA
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SAOC
SBA
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UT
VO
VT
VTS
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Wb
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Zeitschrift der Deutschen Morgenlndischen Gesellschaft.
Zeitschrift des Deutschen Palstinavereins.
Zeitschrift fr Theologie und Kirche.
Namen und Sachen
307
1. Namen und Sachen (in Auswahl)
Indices
Abraham 50.69.89.173-179.209-210.
213-214.218.223-224.230.231.271
gypten 166.168
gyptenaufenthalt Israels 18
gyptengruppe, praeisraelitische 273-274
gyptische Texte 18-55
gyptisches Sklavenhaus 274
gyptologie 1.18.45.53.56.82.272
Ahnengtter 144
Ahnenkult 86.147
AlalalJ 33.56.81.87.89.262
-Texte 137-138
Albright, W. F. 41.48.123.174-177.178.
203.223-224.240.246.262
Alt, A. 38.55.112-113.123.124.125.127.
128.129.130.135.136.138.140.150.151.
153.180.195-196.197.199-204.214.
231.244.246.248.251.252.272
Altaramisch 250
Altman, A. 252
Altorientalistik 1.53.80.82.272
(EI) Amarna 57.106
-briefe 4.33.56.60.81.87.89.203.225.252
-tafeln 202.214.219.257
-zeit 92.121.174.178.204.208.220.230
Amenophis 11. 36
Amos 140
Amphiktyonie(-Hypothese) 4.9.219
Amurriter 228.250
Anbar, M. 96.100
Andreasen, N.-E. 267
Appellativum 61.68.70.79.80.102.125.153.
184.194.221.228.232.243.247.251.
Aquila 242
Araber 241
Aramer 184.272
aramische Sprache 249-250
Arazy, A. 14.180.251
Archaisierung 178.180.191.202.222.251
Archi, A. 191
Asiaten 36
Assyrien 72
Assyriologie 54
Astour, M. C. 85.100.220.231.239
b/p-Wechsel 28.32.43.47.48.78.83-87.
244.253.263
Badawi, A.M. 212
Bchli, E. 202
Baentsch, B. 142.144.264
Barrois,A. 214
Bauern 197
Baumgartner, W. 249 .
Beckerath, J.von 39
Beduinen 238
Beer, G. 144.264
Beisasse 238
Bermant, Ch. - Weitzman, M. 192
Bernhardt, K.-H. 252
Bet-Schean-Stele 64.81
Bewer, J. A. 180
Birot, M. 78.81
Boecker, H.J. 125.140.161
Boehl,F. 53-54.
62-63.68.96.105-106.110.112.122.
127.133.183.196.207-209.225.243.250
Borger, R. 41.60.79.85.134.240.244.246
Bottero, J. 35.57.67.77-78.79.81.100.
170.237.238.244.246
Botti, G. 38
Brachjahr 269
Breasted, J. H. 28
Bright, J. 169.175.191.224
Brockelmann, C. 246
Brugsch, H. F. K. 25.48
Buccellati, G. 75
Budde, K. 116.255-267
Bundesbuch 130.140.151.197
r
I
!
\
Bundeslade 104
Burney, C. F. 54
Caminos, R. A. 31
Cardellini, I.
123.129.133-135.139-140.143.153--154.
161.162-163.259.262.264
Caspari, W. 125
Cassin, E. 147.237
Cassuto, U. 178.188
Cazelles, H. 143.178.180.188.238.239
Chabas, F.J. 20-21.44.47.49.50-51.56.165.
168.195.235
Chiera, E. 29
Christophe, L. 40
Conder, C. R. 58.59.60.81.250
Correns, D. 264
Damaskus 43
Dahood, M. 190.157
David 89.99.116.122
Dekalog 265.267
Deller, K. 144.147
derogative Bedeutung (cibn') 215-217
Desintegration 73
Deuteronomiker 153
Deuteronomium 146
Dhorme, E. 79.85.237.242
Diakonoff, I. M. 73.78.82.100
Dietrich, M. 64
dimorphic-structure 71
Donner, H. 4.6.93.104.179.187.205
Dossin, G. 238
Draffkom, A.E. 144.147.148
Driver, J. R. 54
Driver, S.R. 142.152
Duchcek, O. 247
Dusseaud, R. 64
Ebbell, B. 43
(c)Eber (Land) 242
(c)Eber (PN) 183--184.193.217.225.241
Ebers, G. 21 .
Ebla 12.190-192.239
E/Ibrium 191.239
Echnaton 92
Edel, E. 36.37.40.45.166
Edzard, D. 0.43.190
Ehrlich, E. L. 175
Eichler, B. L. 129
Eisengerte 110
Eisenlohr, A. A. 24.46
Eisenstadt, Sh.N. 179.198.229
Eiliger, K. 261.262
Emerton, J. A. 177
Engel, H. 14.16.62.92.166.175.224-225.234
Entstehungsgeschichte Israels 233-234.246
ethnische Deutung (der babir-cibrim)
123.207-229
Ethnikon 70.80.131.151.168.184.202.221.
228.250-251
Etymologie 73.80.81.85.235-248
Exodus 18.47.50.166.167.217.218.225
Falkenstein, A. 237
Familiengtter 144
Familiengrab 147
Flo, J.P. 274
Fohrer, G. 176.230
Freedman, D. N. 191
Freilassung (Sklaven) 261.262
Fritz, V. 12
Frhgeschichte Israels 1.89.196.206.217.233.
234.246.273
Frhisraeliten 176.230
Gardiner, A. H. 19.31
GareIli, P. 62
Gaster, T. H. 262
Gemeinschaft, jdische 182
Gentilizium 71.234.241.243.247.248
Giveon, R. 34.35.41.94
Geus, C. H.J. de 204.227-229.247.248.250
Gilgal109
Gtterfiguren 149
Goetze, A. 85.170.239.240-241.242
Goliath, 257-258
Gordon, C. H. 84.86.144.147.148
Gouwald, N. K. 176.205-207
Grapow, H. 28
Gray, M. P. 41.70.79.103.121.124.169.177.
180.243.246.257
Greenberg, M. 70-71.176.189
Grelot, P. 254.256.262
Groff, W. N. 44
Gro-cpr 40
308 Indices
Namen und Sachen 309
Gunkel, H. 188.189.257
Gunneweg, A.H.J. 5-6.8-9.231.273.274
Gustavs, H. 170
babiru-Belege 57
-Frage 56-81
babiru-Hebrer-Forschung 1-17
Halbe, J. 266
Halbnomaden 121
Hall, H. R. 44
Hallo, W. W. 10
Haupt, P. 240
Hausgtter 145
Hausgottheit 142.144
Hebrer ibri(m)) passim; besonders
243-247
Hebrervlker
118.124.186-187.207-209.226.
250.272
Hebrisch(e) (Sprache) 249-251
Helck, W. 19.32-34.38.40.46.48.50.52.67.68
Heliopolis 39
Helling, F. 197-198
Heltzer, M. 100
Herrmann, S. 6-9.52.80.92.176.231
hethitische Texte 169
Heyes, H.J. 21-24.47.49
Holzinger, H. 142.264
Hommel, F. 58.188.189.242.272
Homonymie 85
Hofeld, F.-L. 266
Hurriter 37.87
hurritisch 239
Hyksos 51.52
<ibn-Recht 135
Ibrium siehe E/Ibrium
Idrimi(-Inschrift) 64.67.81.87
Ishida, T. 271
Israel 1-11.46.50.66.92.166.168.274
Frhgeschichte Israels
1.98.196.206.217.
233.234.246.273
Entstehungsgeschichte Israels
233-234.246
Israeliten passim
Frhisraeliten 176.230
Israelstele 18
jahwebild 144
Jahwist 172
Jankowska, N. B. 73
Jastrow, M.,Jr. 58
Jensen, P. 189
Jepsen, A. 96.126-127.131-132.135.141.
142.251
jeremia 162-165
jirku, A.54.63.64.65.68.106.170.
174-177.178.183-184.197.209-212
Jona-Erzhlung 179-181
Jonathan 110.111
Joppe 38
Jordan 109
Joseph 92.218
Josephsgeschichte 50.91-100.133
Josia 129
Josua 81.214.230
Juda-Schicht 97
Jude(n) 97.111.181.249-251.261.274
Kaiser, O. 179
Kmid el-Lz 43.44
Kanaan 92.95
Kanaaner 126
kanaanisch(e) (Sprache) 250
kanaanisch(es) Recht 138.150
kasuistisches Recht 151
Kategorienfehler 75.195.229-232.271
Kaufmann 238
Keel, 0.145
Kestemont, G. 100.238.243
Kienast, B. 138.258
Kittel, R. 54.142
Klein-<pr 40
KlengeI, H. 138
Kline, M. G. 220.241
Knechtschaft, gyptische 160
Knudtzon, J. A. 60
Krperverletzung 261
Kornfeld, W. 176.230
Kraeling, G. E. 185.193
Kriegsgefangene 52
Kuhn, K. G. 250
Kultzentralisation 146
Koch,K.
13.95.98.107.109.113.118-119.178.
180.185--187.193.225--227.251.264
Labib, P. C. 47
Landersdorfer, S. 60.63.67.85.193
Landes, G.M. 179
Landnahme(erzhlungen) 3.203.227.275
Landsberger, B.
28.54.61.65.66-68.70.71.75.76.77.
79.81.85.96.124.170.189.191.219.237.
239.242.244.245.246.248.272.273
Langdon, S. M. 96
Langhe, R. de 240
Lehnsklausel 258
Lemaire, A. 265.267.268
Lemche, N. P.
12.14.99.100.119-120.125.151.
152.167.181.243.252.259
Lettinga, B. 86
Levin, eh. 265
Lewy, J. 13.28.41.61.65.67.68-70.71.77.87.
. 102.106.110.112.115.121.123-124.169.
177.178.180.184-185.237.239.243.246.
272
Lieblein, J. 25
Lipiriski, E. 125
Liverani, M. 76-77.80.87.100.233
Loretz, O. 43.64.179.257
Madl, H. 103.107.109.110.111.114.115
Malamat, A. 9-11.189.237
Mallon, A. 46
Mri(-Texte) 33.56.67.81.89.238
Maspero, G. 21.23-24.31.46
Matthews, V. H. 237
Matthiae, P. 190
Meinhold, J. 265.266.267.268
Mendenhall, G. E. 203.204-207.227
Menschendiebstahl 137
Merendino, R. P. 154-155.161
Merenptah 18.53.166
Mesopotamien 174-175.250
Metrik 154
Meyer, E. 212
Millard, A. R. 96
Mose 167.218
Moseerzhlung 51
Mller, W.M. 25
Munch, P.A. 187-188.197.198
Musri 62
Mythos 1.50
Nebeling, G. 161
Nebukadnezar 162
Nisbe 241.246-247.264
Noth, M. 1-4.9.29.40.55.72.78.87.109.124.
125.127.135.142.144.168.173.195.199.
200-201.202.214.219.231.242.249.264.
266
Nubien 43
Nuhase-Leute 37
Nullu-Leute 64
Nuzi(-Texte)
29.45.57.66.78.81.123.124.129.
136.144.145.146.147.148.153.203.272
Obligationenrecht 260
Ohrdurchbohrung 142-150.155--157
Opitz, D. 96
Ostjordanland 242
Ostkanaanisch 250
Otten, H. 170
Palstina 60.96
Parallelismus (membrorum) 114
Parker, R.A. 41.42
Parzen, H. 73.215--217
Pascha-Legende 167
Patriarchen 92.205.214.222.224
Patriarchenerzhlung 228
Patriarchenzeit 228
Paul, Sh. M. 144
Peet, Th. E. 28
pejorative Bedeutung ibn) 215--217.233
Penaten 144
Pettinato, J. 190
Philister
102-105.108-109.110.111.116.120-121.
122.257-258
Plger, J. G. 274
Pohl, A. 80.212.220
Porten, B. 179
Posener, G. 32.35.36.40-41
praeisraelitische gyptengruppe 273-274
Prsek, J.K. 44
Privilegrecht 150
proleptisch 125.127.131.200
Proto-Aramisch 250
Qades 206.218
310 Indices Wrter 311
Uchelen, N. A. van 177
Ugarit(-Texte) 33.36.56.81.83-88.89.
224.253.257.258 '
Ungnad, A. 63.212.243.250
Vter Israels 175
Vaux, R. de 92.102.117.125-126.151.180.
220-223.226.239.250
Vergote, J. 94
Virolleaud, Ch. 83-84.262
Vollmond-Sabbatfeier 268
Vollmondtag 265
Wagner, M. 249
Wanderbewegung, aramische 176
Wanderungswellen 249
Weber, M. 90.150.196-198
Weill, R. 31.42.48.244
Weimar, P. 167-168.171.181
Weingreen, J. 106.110.112.117.121.124
Weinheimer, H. 105.112
3. Wrter
cprw Schiffsmannschaft 36
28 ISsw 37.52
imrbt Cbrtt 43
Zalaja 43
Zimmern, H. 58-60
Zins(wucher) 82
Zwlfstmmebund 3-4
Weippert, H. 162.165
Weippert, M. 14-15.81.94.100.113.117-118.
169.170.175.178.202-204.206.223.
236-237.244.246.252
Weitzmann, M. siehe Bermant, M.
Wellhausen, J. 105.272
Westermann, C. 179.188
Wiedemann, K. A. 25
Wifall, W., Jr. 193
Willi, Th. 254.257.259-260.262
Wilson, J. A. 29-31.45
Winckler, H. 60-62.67.237
Wolff, H. W. 179
Worschech, U. 178
Wortfeld 247.273
Wste 238
2. Belegstellen
31 64 Ugaritisch
JEN478 147
HSS 14,8 147 KTU 1.3 VI 7-8 86
19,5.6. .. .. .. 148 1.4 VII 7! .. .. .. 86
108 147 1.22115 83-84.86
KH 117 . 133.134.137-138. 2.47:7 85
140.141.158 2.71 :12 86
280-281 126.138 4.48:1 85
Kel89393:9 57 4.73:12 85
KL 69:277,6 43 4.346:7. . . . . . . . . .. 85
69:279,7 43 4.380:16 . . . . . . . . .. 85
PRU 4,107f.,1-19 86 4.610:26 ; .. 85
4,107f.,7.16 100 4.751:1 86
TFt(IM 70985) 57 4.752:1 . . . . . . . . . .. 85
4.752:2-7 . . . . . . . .. 85
cpr Art fremdlndischer
Arbeiter .........
cprw (sg. cpr) passim;
besonders ... 18-55.77.
85.166.172.224.234
Akkadisch
gyptisch
gyptisch, demotisch
eybr 41-42.94-96.98
cprAbteilung . . . . . . .. 48
Siehe S.36-42
Siehe S. 57; ferner:
Al.T.65 137-138
186/7,2 ff. 262
202,45 ... ," 262
BINVI226,14 67.238
FLP 1302:4 57
Idr. 26-28 . . . . . . . . . . .. 64
27-28 67
Tadmor, H. 62
Taeubler, E. 242
Teraphim 144.146.147
Theben 36
Thiel, W. 163-164.165
Thompson, Th. L. 175
Thutmosis III. 38.44
titenntu-Dokumente 153
Totengeister 148
Trier, J. 273
Tromp, N.J. 257
Tr 142-150.156-157
Schwally, F. 146-147
Schwarz, H. 247
Schweizer-Vergleich 220
Sechs-sieben-Jahrschema 269-270
$edeqia 162.164 .
Seeba, H. 111
Seisachthie-Vertrge 197
Seitz, G. 155.161
Selbsrversklavung 130.134
Sellin, E. 54
Semiten 36
Sethos I. 37.227
Siebenzahl 141
Skinner, J. 185
Sklaven 123.148.156.160.164
Sklaven, jdische 160.164
Sklavenfreilassung 130.138.146.150.162.
261.264-270
Sklavenkauf 130
Sklavin 260-261
Smend, R. 161.179
Smith, S.64
Soden, W. von 76.79.170.245
Soggin, J. A. 11.237
soziologisch(-rechtliche) Deutung (babir-
cibrim) 80.123.124.129-130.195-207
Speiser, E. A. 54.178.242
Spiegelberg, W. 19.26-28.243
Stade, B. 244.272
Stadtadel 197
Stammesgesellschaft 23
Steuernagel, C. 142.155.264
Streitwagen 72
Stoebe, H.J. 102.111.114.257-258
Syrien 72
Rad, G. von 151
Rainey, A.F. 12.191.252
Ramses II. 39.47.53
Ramses III. 39
Ramses IV. 40.53
Rapaport I. 126.201.248
Recht, kanaanisches 1-8.150
kasuistisches 151
rechtlich-soziologische Deutung (babir-
cibrim) 125.195-207
Redford, D. B. 42.94-95.97.100
Rekonstruktion, historische 1
Rephaim 86
Riesener I. 127-128.273
Robinson, G. 264.266
Rowley, H. H. 81.92.185.217-220
Rowton, M. B. 71.72-75.80.82.96-100.240
Ruben-Schicht 95-96.97
Rudolph, W. 162.165.262
Sabbat 158.159.274
Sabbatgebot264-270
Sabbat-Gesetzgebung 267-268
Sabbatjahr 141.158.164.264.268-269.270
Sabbatruhe 265.266-267
Sabbatschema 160
Sabbatzyklus 141
Sve-Sderbergh, T. 36
Salomo 99.140
SauI89.102.105.114.115.116.122.209.211
Sayce, A. H. 57.237
Schicklberger, F. 103
Schmid, H. 181
Schmid, H. H. 274
Schmidtke, F. 54.189.212-214.241.243.246
Schmied 110
Schmitt, H.-Ch. 92.93.94-96.97.100
Schmkel, H. 65.100.178.220
Schoors, A. 253
Schubert, K. 176.230
Schuldknechtschaft
118.130.135.137.138.150.
157.159.253.262.263
Schuldsklave(n) 162.164.260
Schuldsklaverei 125.200
'Schult,H.
12-15.109.110.111.112.115.168.171
Schutzbrger 238
312 Indices
Bibelstellen 313
265
258
Jes
11Reg
4,23 265
11,5 265
11,7 265
11,9 265
15,5 262-263
. . 91.122.131-132.136.
138.139.150.151-160.
259.260.264.269-270
15,13 259.260
15,17 145.148
15,18 259.260
24,7 137
cblpr(Verbum) 84.86
cbr(m) ... passim; besonders
31.32.34.46.48.51.58.77.
80.83-88.224.239.244
rb sprm 85
1,13
58,6
Jer
34,8-22 139,162-165.263
34,9-16 259
34,9-11 259.260
34,9 ... 91.122.139.161-165
Lev
4. Bibelstellen (behandelte)
258
bb!(Nomen) 253
bblP! 253.263
bib sprm 40.85
bP!t 253.257.262
Nu
24,24 193-194
9,1 74.91.169-172, 15,12
9,13 74.91.169-172
10,3 91.169-172
20,8-11 267-268
21,2-6 138-150.152.
157-161.259-260.263
21,2 ... 74.91.122-150.151.
153.157.197.200.201.221.
222.259.261.264.269-270 I Sam
21,5-6 156.157 4-29 101-122
21,5 259 4,6 91.102-105
21,6 141-150.156-157 4,9 . . . . . . . . .. 91.102-105
21,16 137 13,3 91.105-108.250
21,26-27 260-261 13,7 91.108-110
21,26 259 13,19 91.110-111
21,27 259 14, 11 91.111
23,10-11 268 14,21 .. 91.111-115.136.250
23,12 266-268 17,8 (LXX) 197
34,21 266-268 17,12-31 257
17,25 257-258
29,3 91.115-116
17,3 248
19,20 261-262
19,20-22 261
24, 10f 248
25,2-7 268
25,39 137
25, 39ff. 137,259
Dtn
5,1-11 269
5,12-15 .. 265-266.267-268
6,9 145
15,12-18 .. 143.146.151-160.
161-165.259.263
15,12-16 164.165
Gen
2,2 267
2,3 267
8,21 f 185
10 187.194
10,3 74
10,21 183-194.239.241
10,21 ff. 225
10,25 . 183-194.217.239.241
11 187.194
11, 14ff 225
11,14-17.. 183-194.239.241
12 185
14 .. 74.133.174-179.210.211
14,13 . 68.70.74.89.123.151.
173-179.185.188.199.210.
216.221.222.229.242.245.
250.251.271
39,14 91.93-94
39,17 91.93-94.200
40,15 .. 41-42.69.91.94-96.
98.99.100.215
41,6 95
41,12 91.94-96.99.200
41,23 95
41,27 95
43, 32 91.97
Ugaritisch
258
btbP!t 262
bpr 239
Ex
1,15 91.172-173
1,16 91.172-173
1,19 91.172-173
2,6 91.172-173
2,7 . . . . . . . . .. 91.172-173
2,11 91.172-173
2,13 91.172-173
3,18 74.91.169-172
5,3 74.91.169-172
7,16 74.91.169-172
Akkadisch samu 137-138 jir'lj 248
sapattu 265 ktjjm............... 193
(aburra) . . . . . . . . . . . . .. 43 ubaru 238 I1wncbrj 250
abu I (<<Bruder) . . . . .. 136 mzwzh 143-146
awilu 137 mkr 137
bit bupie 262 ngs 142-143
eleber nri 188.242.245 Arabisch nkrj. . . . . . . . . . . . . . .. 244
eber I (<<berschreiten) 243 ncr 94-96
ekallu . . . . . . . . . . . . .. 148 cbr 240 sbb 114
eperu (<<Erde, Staub) .. 239 cafara 85 cbd(cbrj). 123-150.200-202.
eperI (<<verkstigen, cafira. . . . . . . . . . . . . . .. 85 259-260
versorgen) .. 41.85.239 crb 240 cbr(Verbum) 243.245.247
eql 100 cbr(<<Eber) 183-194.241
etemmu 148 cbr(Nu24,24) 193-194
babbtu 60 cbr(hnhr) 242.247
babru 67.81.238 Griechisch cbrj(m) (cibri(m)) passim;
bablpiraja (siehe habiru) besonders 243-248
babiru passim; besonders eI3Qai:oi; 249-251 cbrjh .. 152-153.160.161.274
45-46.56-82.84. 3tfQaLTlJi;............ 242 cpr(<<Staub, Sand) .. 85.224.
87.244.246 3tfQ<lTIJi; 68.177.188. 239.240
cblpiru 246 189.216.242.245 crjrj 244
capiru 239.246 csh (hpsj) . . . . . . . . . . .. 258
capiru 239-240.246 qnh . . .. . . . . . . . . . . .. 137
bblpiraja 236.246 258
bblpiru 60.236.246 Hebrisch ibt (<<Sabbat(ruhe) halten)
bapiru 31.34.48.60. 266-267
77.80.236.244.246 brm(hcbrj) 173-179 sbt (<<aufhren) 266-267
bapiru (11) ...... 243 'h 136.165.261.274 sbt (<<Sabbat) 265-269
bapiru 240 100
bawiru 170 (hcbrjm) . .. 41.69.94-96.
bibru 237 99.100 Hurritisch
bupsu 232.247. bnj jsr'l 203.206-207
252-253.262.263 bjt hpSjlwt . . . . . . . . . .. 262 ewn 192.238
bit bupse ........ 262 dIt................. 143
ib-pi-ar 67; siehe auch babru drwr............... 164
ilni(lu) ... 145.147.148.169 (hpIhjm 104.142.143.144-149 Sumerisch, Sumerogramme
ilni(sababir 169 hbr 57.196.236.237,
ilku 258 Hbr 193 AN.ZAB 148
ipru 239 hps(Verbum) 261-262 DINGIR.MES 169.170
kaspu hps (<<Stoff fr Satteldecken) E. . . . . . . . . . . . . . . . .. 148
(anakaspimnadnu) 257 gabiri 238
137 hpIh(Nomen) 261-262 ibira ; 238
kinnattu 137-138 hpsj (hapsi) 135.232.244. KI 96
mariannu 37.39 247.252-263 SA.GAZ 1.28.57.60.
paru I 254 hpsjlwt . . . . . . . . . . . .. 262 61.62-63.65.77.83.
tamkaru 238 jhwdj 165 85.86.100.196.235
titenntu 153 JHWH 'Ihj hcbrj(j)m SA.GAZ.ZA 43
unussu 258 167.168.169-172 (LU.)SAIjARA 224
Sir(ach)
1,22 250
34,14 .. 91.122.139.161-165. Am Hi
259.260 8,5 265 3,19 253
34,16 260 39,5 253-254
34, 16 260 Jon
1,9 . 70.91.151.178.179-181. Neh
Ez 199.215.221.222.226.250.251 10,32 269
27,20 257
Ps 11 Chr
Hos 88,1-19 254--256 26,21 262
11,13 265 88,6 254--256
314 Indices BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FR DIE
ALTTESTAMENTLICHE WISSENSCHAFT
Prophecy
Essays presented to Georg Fohrer on his sixty-fifth birthday
6. September 1980. Edited by J. A. Emerton
Large-octavo. VIII, 202 pages, Frontispiece. 1980. Cloth DM 92,-
ISBN 3 11 007761 2 (Volume 150)
GERALD SHEPPARD
Wisdom as a Hermeneutical Construct
A Study in the Sapientializing of the Old Testament
Large-octavo. XII, 178 pages. 1980. Cloth DM 78,-
ISBN 3 11 007504 0 (Volume 151)
J. A. LOADER
Polar Structures in the Book of Qohelet
Edited by Georg Fohrer
Large-octavo. XII, 138 pages. 1979. Cloth DM 69,50
ISBN 3 11 007636 5 (Volume 152)
WALTER BEYERLIN
Werden und Wesen des 107. Psalms
Gro-Oktav. XII, 120 Seiten. 1978. Ganzleinen DM 69,50
ISBN 3 11007755 8 (Band 153)
HANS CH. SCHMITT
Die nichtpriesterliche Josephsgeschichte
Ein Beitrag zur neuesten Pentateuchkritik
Gro-Oktav. XII, 225 Seiten. 1979. Ganzleinen DM 86,-
ISBN 3 11 007834 1 (Band 154)
Preisnderungen vorbehalten
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