Falsche Freunde - Falsos Amigos
Falsche Freunde - Falsos Amigos
Falsche Freunde - Falsos Amigos
Gliederung:
Einleitung 1. Definition 2. Wie entstanden falsche Freunde 2.1. Grundlagen - Antike und Mittelalter 2.2. Ab dem 19. Jahrhundert 3. Klassifizierung 3.1. Verschiedene Klassifizierungssysteme 3.1.1 Semantische Interferenz von Cartagena / Gauger 3.1.2 Partielle Interferenz I 3.1.3 Partielle Interferenz II 3.1.4 Materielle Interferenz 3.1.5 Interferenz durch den Genus 3.1.6 Interferenz durch die Muttersprache 3.2 Orthographische falsche Freunde 3.2.1 Regulre Abweichungen: Deutsch/ Spanisch nach Kroschewski 3.2.2 Irregulre Abweichungen: Deutsch/ Spanisch nach Kroschewski 3.2.3 Phonologische falsche Freunde 3.2.4 Stilistische falsche Freunde
4. Probleme beim L2-Spracherwerb 4.1. Grundlegendes - Ursachen 4.2. Fehlerquellen 4.3. Wege aus dem Dilemma
Bibliographie
Einleitung Wir haben diese Arbeit grob in vier Kapitel unterteilt. Im ersten wollen wir den Begriff falsche Freunde definieren und versuchen, diesen im innersprachlichen (kontrastiven) Bereich der Linguistik einzuordnen. Im zweiten Kapitel wollen wir eine diachronische Betrachtung des Phnomens machen
und im dritten befassen wir uns mit den Klassifizierungsmglichkeiten und den verschiedenen Klassifizierungsmodellen und geben praktische Beispiele. Im letzten Kapitel, sozusagen als Zusammenfassung, wollen wir dem Lehrenden unsere Bewertung nahebringen und Vermeidungsstrategien fr Lernende konstruieren. All diese Betrachtungen beziehen sich in erster Linie nur auf den Vergleich der Sprachen Deutsch und Spanisch.
1. Definition Der Terminus falsche Freunde ist eine Lehnbersetzung aus dem Franzsischen faux amis und es gibt ihn in vielen europischen Sprachen: false friends (Englisch) , falsi amici (Italienisch), falsi prieteni (Rumnisch) und natrlich falsos amigos im Spanischen und Portugiesischen. Das Deutsche Wrterbuch bietet folgende Definition: (Wahrig, 2001) Begriff zur Bezeichnung von Wrtern aus jeweils unterschiedlichen Sprachen, die zwar hnlich geschrieben bzw. gesprochen werden, jedoch verschiedene Bedeutungen haben. Sie stellen beim Erlernen von Fremdsprachen hufig Fehlerquellen dar: dt. sensibel engl. sensible (= vernnftig); dt. Figur frz. figure (= Krper). Demnach sind falsche Freunde also gleiche oder sehr hnliche Ausdrcke in verschiedenen Sprachen, die aber jeweils eine andere Bedeutung haben und daher zu Fallen beim Fremdsprachenerwerb werden knnen. Bemht man das Zeichenmodell von Saussure, so kann man sagen, dass der Signifikant in beiden Sprachen identisch ist, das Signifikat jedoch ein jeweils anderes. Anhand der nachfolgenden Grafik wollen wir dies verdeutlichen:
*ms]
*ms]
Deutsch
Spanisch
Whrend also der Deutschsprecher, der an ein Messer denkt, dies sofort mit der Lautfolge *ms] verbindet, verbindet der Spanischsprecher dieselbe Lautkette mit einem Tisch. Will nun ein Deutschsprecher, dem gerade das spanische Wort fr Messer entfallen ist, sagen, dass er gerne das
Messer haben mchte, wird dies zu der missverstndlichen Aussage Por favor, dame la *ms] fhren (Zur besseren bersichtlichkeit ist nur das entscheidende Wort ins IPA transkribiert). Nur der Vollstndigkeit halber sei erwhnt, dass es neben falsche Freunden auch echte Freunde gibt, bei denen Signifikat und Signifikant in beiden Sprachen gleich sind. Als Beispiel sei hier angefhrt: Pizza (dt.) pizza (Sp.). In beiden Fllen ist hier eine runde, gebackene Teigscheibe mit Tomatensoe und Kse gemeint. Falsche Freunde existieren nicht objektiv zwischen zwei verschiedenen Sprachen, sondern nur potentiell. Was in Wirklichkeit existiert sind hnlich- oder gleichlautende (meist herkunftsgleiche) Wrter in je zwei Vergleichssprachen Muttersprache vs. Fremdsprache oder in zwei verschiedenen Fremdsprachen, von denen die eine besser beherrscht wird als die andere. Es geht daher um eine bilinguale Erscheinung
2. Wie entstanden falsche Freunde 2.1. Grundlagen Antike und Mittelalter Wenn die Zuordnung von Signifikat und Signifikant arbitrr ist (und das ist der Ansatz, von dem wir ausgehen), dann sind zum einen zufllige Lautbereinstimmungen mglich, aber statistisch gesehen eher selten. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass sich im historischen Sprachwandel zu Bedeutungserweiterungen, Bedeutungsverengung, Bedeutungsverbesserungen, Bedeutungsverschlechterungen, Bedeutungsbertragungen oder Bedeutungsentlehnungen gekommen ist. Dies gilt aber nur fr Sprachen, die derselben Sprachfamilie angehren und sich damit auf eine gemeinsame Gromuttersprache zurckfhren lassen. Fr das Deutsche und das Spanische ist diese Proto-Sprache das Proto-Indo-Europische. Ein weiterer Ansatzpunkt ist der Sprachkontakt, bei dem z.B. Lexeme von der einen Sprache in die andere bernommen wurden, sei es, weil die Sprachgemeinschaft A ein neuartiges Produkt herstellte und den von ihnen geprgten Begriff sozusagen als Handelsnamen einfhrte (Bsp.: Weinbau der Rmer) oder sei es aus anderen Grnden, wie Mode (Franzsisch in Deutschland), politische Grnde (Okkupation),. Diese Lehnwrter unterlagen dann einem semantischen Wandel, der natrlich von Sprachgemeinschaft zu Sprachgemeinschaft verschieden war. Als Beispiel sei hier einmal carta Karte angefhrt. Das Deutsche Ethymologische Wrterbuch gibt folgende Erklrung: Karte
sptmhd. karte, fr Stck Papier oder Pergament, Urkunde ->14. Jh. (1321 Saarbrcken) Lw. frz. Carte fr steifes Blatt, zu lat. charta, fr Urkunde, Lw. gr. chrtes, Papier, Papierblatt.. (Kbler, 1995). Man kann sehen, dass das griechische Lehnwort chrtes noch Papier im Allgemeinen bedeutete, also in etwa mit unserem Wort Papier gleichzusetzen ist. Im Lateinischen und im Mittelhochdeutschen gab es eine Bedeutungsverengung auf den Begriff Urkunde und im Franzsischen auf steifes Blatt, also das, was wir heute als Kartonpapier bezeichnen wrden. Nun war ja, wie schon erwhnt, in Deutschland nach dem Dreiigjhrigen Krieg das Franzsisch hochmodisch. An vielen Hfen wurde Franzsisch gesprochen und auch die preuischen Knige beherrschten sie Sprache Voltaires besser als Deutsch; so kamen vor allem Wrter aus dem vornehmen Bereich in die deutsche Sprache. Vielleicht ist das ein Erklrungsansatz, warum wir heute unter Karte ein Stck steifes Papier verstehen. Im Spanischen gab es diese Bedeutungsverengung nicht, denn carta bedeutet dort Brief, Anschreiben ,Schreiben, Satzung u.U. auch Landkarte oder Seekarte und ist damit also recht nah an dem semantischen Wortfeld des lateinischen Wortes. Die Bedeutungsverengung hat das Spanische nicht mitgemacht und hat demnach folgerichtig fr steifes Papier ein eigenes Lexem, nmlich tarjeta. Da aber im Deutschen nun mit dem Begriff Karte ein geschriebener Text auf weichem Papier nicht mehr abgedeckt war, benutzte man das Wort Brief, welches sich vom lateinischen brevis = kurz ableitet. Bei unserem, in Kapitel 1 benutzten Beispiel (Messer <> mesa), drften die Wurzeln etwas weiter zurckreichen, denn das deutsche Wort Messer leitet sich ursprnglich aus dem proto-indogermanischen matiz sek (Matiz=Speise und sek=schneiden) (Kbler, 1995) ab. Daraus haben dann die Rmer mensa fr Tisch(Ort fr Speisen) und die Spanier durch Reduktion der Konsonantengruppe mesa gemacht. Die Deutschsprecher haben die Lautkette mehr mit schneidenals mit Speise in Verbindung gebracht und damit eine andere Signifikat-SignifikantVerknpfung erzeugt. Die Grnde dafr liegen im Dunkel der Geschichte. Mario Wandruschka betrachtet die falschen Freunde als die Kronzeugen des geschichtlichen Zufalls. (Cartagena, 1989) Zufall wrde aber reine Arbitraritt voraussetzen, die, wie wir weiter oben gezeigt haben, aber nicht vorliegt. Vielleicht wre der Ausdruck Kontingenz besser als Zufall.Kontingenz meint: es
ist ein Grund da, wenn er unter Umstnden auch nicht auszumachen ist, aber es ist ein uerlicher, nicht von der Sache her zu bestimmender Grund. (Cartagena, 1989)
2.2. Ab dem 19. Jahrhundert Im 19. Jahrhundert breiten sich durch die Fachsprachen vor allem Termini aus lateinischen oder griechischen Elementen (Internationalismen) in beiden Sprachen gleichermaen aus (Auto(mobil), Fotografie, Telefon). Es gibt aber auch jngere Entlehnungen aus stlichen Sprachen (Bungalow, Shampoo, Curry) oder aus dem Arabischen (Admiral , Algebra , Tarif) oder den slawischen Sprachen (Mammut , Steppe , Wodka ). Im 20. und 21. Jahrhundert sind sehr viele Internationalismen insbesondere aus dem Technikbereich- in beiden Sprachen adaptiert worden. Hier ist zwar die Bedeutungsseite oft identisch, aber gerade bei diesen Begriffen ist die Wahrscheinlichkeit auf phonologisch oder orthografisch falsche Freunde zu treffen sehr gro, wie noch im folgenden Kapitel zu beschreiben sein wird. Das bedeutet allerdings nicht, dass man die Falschen Freunde den Internationalismen subsumieren darf, denn es ist einleuchtend, dass nicht jeder Internationalismus automatisch auch ein falscher Freund ist. Ist die Bedeutung in beiden Sprachen identisch, so ist es ein Internationalismus; ist sie modifiziert , dann handelt es sich um einen falscher Freund. Zusammenfassend kann man also sagen, dass es falsche Freunde innerhalb einer Sprachfamilie eher geben wird, als zwischen zwei nicht verwandten Sprachfamilien. Entstanden sind diese durch semantische Verschiebungen unter Beibehaltung der phonologischen Lautkette. Diese Verschiebungen sind unterschiedlich gro von vlliger Unterschiedlichkeit auf der Bedeutungsseite, bis hin zu minimalen Verengungen oder Erweiterungen. Die Grnde fr diese Verschiebungen sind kontingent.
3. Klassifizierung
3.1. Verschiedene Klassifizierungssysteme Es gibt viele verschiedene Klassifizierungssysteme, denn fast jeder Autor hat ein eigenes System entwickelt. Wir haben uns in unserer Arbeit insbesondere mit zwei Systemen befasst, dem von Cartagena/Gauger und dem von Anette Kroschewski. Die Beschrnkung erfolgte aus dem einfachen Grund, da wir uns auf Problemlsungen im Sprachunterricht konzentriert haben und uns eine zu detaillierte Aufsplitterung in Untergruppen als wenig hilfreich fr diesen Zweck erschien. Cartagena Nelson, Professor an der Universitt Heidelberg, hat im Jahr 1989 zusammen mit HansMartin Gauger, Professor an der Universitt Freiburg, eine Klassifizierung fr die falschen Freunde der Sprachen Deutsch und Spanisch erstellt. Diese Klassifizierung ist fr uns als angehende LehrerInnen eine der bersichtlichsten und deutlichsten Einteilungen der Gruppen von falschen Freunden. Aus diesem Grund werden wir hauptschlich anhand von dieser Prsentation arbeiten. Cartagena/Gauger unterscheiden sechs Typen von falschen Freunden: 1. Semantische Interferenz, 2. Partielle Interferenz I, 3. Partielle Interferenz II, 4. Materielle Interferenz, 5. Interferenz durch den Genus, 6. Interferenz durch die Muttersprache. Aber wir werden uns ebenfalls mit der Klassifizierung von Annette Kroschewski, Anglistik-Dozentin an der Universitt Wuppertal beschftigen. Sie legte im Jahr 2000 einen differenzierten Klassifizierungsvorschlag fr die englische Sprache vor. Diese detaillierten Klassifizierungen aus 15 verschiedenen Arten lassen sich zum groen Teil auch auf andere Sprachen (in unseren Fall das Spanische) bertragen. Drei ihrer Klassifizierungen sind fr eine einfache Darstellung ausgewhlt worden: der orthographische, der phonologische und der semantische falsche Freund.
Hierbei handelt es sich um formhnliche Wrter mit unterschiedlicher Bedeutung oder Bedeutungsstruktur. Die beiden Wrter sind materiell hnlich und haben hnliche Lautformen (Signifikanten). Sie besitzen jedoch eine verschiedene Semantik (Signifikate). Das ist der Fall beim Wort Karte. Wenn ein Deutschsprecher das spanische Carta hrt, denkt er sofort an eine Bankkarte oder eine Landkarte. Die spanische Bedeutung ist aber eine andere. Ein Spanier wrde nmlich an einen Brief denken (vgl. Cartagena / Gauger, 1989, S. 581). Bsp.: span. La carta - dt. Die Karte (der Brief) - (la tarjeta; el mapa)
3.1.2 Partielle Interferenz I Bei der partiellen Interferenz I stimmt eine der zwei oder mehreren Bedeutungen mit der des materiell hnlichen Wortes der anderen Sprache berein. Als Beispiel sei hier das deutsche Wort Direktion genommen, welches nicht mit allen Bedeutungen im Spanischen bereinsimmt. Das spanische Wort direccin hat nmlich in der spanischen Sprache drei groe Bedeutungen: 1. Direktion, Leitung 2. Richtung 3. Adresse.
In der deutschen Sprache existieren dagegen nur zwei Signifikate: Leitung und Richtung (vgl. Cartgena /Gauger, 1989, S. 583). Anhand der nachfolgenden Grafik, die sich an dem Zeichenmodell von Saussure orientiert, knnen wir besser visualisieren, dass der Signifikant in beiden Sprachen ziemlich bereinstimmt, sich jedoch das Signifikat nicht eins zu eins deckt.
[diEktsjon]
[direcjon]
Gemeinsame Bedeutungen
Spanisch
Aus diesem Grund kann ein Spanischsprechender, der Deutsch lernt, folgenden Fehler machen: *Ich gebe Ihnen meine Direktion. (vgl.Cartgena /Gauger, 1989, S. 583).
3.1.3 Partielle Interferenz II Die Partielle Interferenz II bezieht sich auf die Polysemie. Das heit, dass sich eine Bedeutung des Wortes in der anderen Sprache auf zwei Wrter verteilt. Somit ergeben sich semantische
Unterschiede (Wortfeldgre) (vgl.Cartgena /Gauger, 1989, S.584). Bsp.: El pan me gusta. Das Brot schmeckt mir. Das spanische Verb gustar verteilt sich in der deutschen Sprache auf zwei verschiedene Spanischwrter z.B.: gustar (schmecken, gefallen). Diese Verteilung fhrt dazu, dass von spanischen L1-Sprechern oft folgende typische Fehler zu hren sind, wie zum Beispiel: Esta chica me gusta. Dieses Mdchen schmeckt* mir. Weitere Beispiele: La accin im Spanischen bezeichnet nicht nur die Handlung, sondern auch die Aktie. hnlich ist auch hijo was im Spanischen gleichzeitig Sohn und Kinder (im Plural) bezeichnet. Bsp.: Daniel es mi hijo. Tengo cinco hijos.
3.1.4 Materielle Interferenz Bei der materiellen Interferenz besteht die Tendenz, die materielle Form des Wortes der einen Sprache auf das entsprechende, materiell sehr hnliche Wort der anderen Sprache, zu bertragen. Bsp. : la copia die Kopie *la copa la cantidad die Quantitt *la cuantidad el agosto der August *el augusto (vgl. Cartgena /Gauger, 1989, S. 586). Durch die formale Struktur der Muttersprache kann es zu einem unkorrekten schriftlichen oder mndlichen Gebrauch der Fremdsprache kommen. Diese Probleme treten besonders oft im Bereich der Orthographie, Phonologie und des Genus auf. Der Grund dafr ist, dass der Sprecher durch die materielle hnlichkeit eines Wortes getuscht wird (vgl. Wotjok/ Herrmann, 1997, S. 7).
Die Interferenz durch den Genus liegt bei formhnlichen Wrtern mit unterschiedlichen Genus vor. Laut Cartagena und Gauger ist die Gefahr in der anderen Sprache das falsche Genus zu treffen, sehr viel grer als bei Wrtern gleichen Inhaltes, bei denen materielle hnlichkeit nicht vorliegt, also etwa bei der Honig- la miel (Zitat Cartgena /Gauger, 1989, S. 588) Bsp.: die Kasette - el casette nicht * la casette die Melone - el meln nicht * la melona die Minute - el minuto nicht * la minuta die Methode- el mtodo nicht * la metoda
3.1.6 Interferenz durch die Muttersprache Aufgrund der materiellen Beschaffenheit eines Wortes und aus Grnden, die mit dem zusammenhngen, was das Wort bezeichnet, meint der Sprecher, das jeweilige Wort msse im Spanischen hnlich lauten. Bsp: dt. Banane *la banana el pltano (Dieses Beispiel gilt fr das Festlandspanisch, da in einigen Lndern Sdamerikas la banana durchaus gebruchlich ist.) Braun *bruno, - marrn/ moreno,-a Fr einen Deutschsprecher scheint das Wort Banane spanischen Ursprungs zu sein. Daher wird er vermuten, dass das Wort und seine Bedeutung in Spanien gleich sind. Dieser Vorgang geschieht im Unterbewusstsein des Menschen (vgl. Cartgena /Gauger, 1989, S. 589)
3.2 Orthographische falsche Freunde 3.2.1 Regulre Abweichungen: Deutsch/ Spanisch nach Kroschewski: Die orthographisch falschen Freunde bezeichnen Wrter, die ein identisches Signifikat, jedoch eine materielle Abweichung in der Schreibung haben. Diese Unterschiede stellen aber kaum Verstndnisprobleme fr den Sprachverarbeiter dar (vgl. Kroschewski, 2000, S. 74). Bei Interferenzen im Bereich der Orthographie und der Phonologie wird die Form zweier Wrter als so hnlich wahrgenommen, dass der Lerner die divergierenden Elemente
entweder nicht wahrnimmt oder sich deren trotz einer frher vorgenommenen Unterscheidung in einer konkreten Situation nicht erinnert. Stattdessen bertrgt er z. B. die muttersprachlich gewohnte Schreibweise und Aussprache auf die *Fremdsprache+. (Kroschewski, 2000, S. 74).
Die regulren Abweichungen zwischen dem Deutschen und Spanischen haben wir aus den Beispielen von Kroschewski, welche das zwischen dem Deutschen und Englischen untersucht hat, abgeleitet. Daraus ist folgende Tabelle entstanden:
Regulre Abweichungen: Deutsch/ Spanisch nach Kroschewski Spanisch Deutsch Spanisch Beispiele Deutsch
-ro
-er
theatro centro
Theater Center nobel Titel grotesk radikal direkt Tendenz Toleranz Nationalismus Patriotismus
-el
noble titulo
-k -k
-cia
-nz
Tendencia Tolerencia
-ismo
-ismus
nationalismo Patriotismo
Die irregulren Abweichungen fhren zu greren Lernschwierigkeiten bei dem Lerner, da sie keine offensichtliche Regelmigkeit aufweisen. Folgende Beispiele verdeutlichen diese Situation: Spanisch comit metal cheque Hanver Deutsch Komitee Metall Scheck Hannover
3.2.3 Phonologische falsche Freunde Die phonologischen falschen Freunde finden ihre Ursache in der interlingualen hnlichkeit der sprachlichen Zeichen. Der Sprecher bertrgt die gewohnte Aussprache der Muttersprache (L 1) auf ein vermeintlich formgleiches Wort der Lernsprache (L 2). Durch Abweichungen in der Aussprache kann es zwischen Gesprchspartnern zu Verstndnisschwierigkeiten kommen (vgl. Kroschewski, 2000, S. 78).
Beispiele dafr sind in folgenden Wrtern aus dem Wrterbuch von Wotjak/Herrmann zu finden: Regime (dt.) rgimen m (sp.) Sofa (dt.) nsof m(sp) Comps (sp) / Kompass (dt.) revolver (sp) / Revolver (dt.) ( Wotjak/Herrmann, 1997, S. 83-84).
3.2.4 Stilistische falsche Freunde Semantische (partielle) falsche Freunde nach Kroschewski Kroschewski redet dabei von stilistischen falschen Freunden. Dazu gehren formhnliche Wrter mit unterschiedlicher Bedeutung oder Bedeutungsstruktur. Als Beispiele knnen wir das oft verwendet Wort Job nennen, das ein anderes Bedeutungsfeld im Deutschen hat als im Englischen. Das Wort Job wird in der deutschen Umgangssprache eingesetzt. Zwischen den beiden Sprachen hat sich eine unterschiedliche Konnotation etabliert (vgl. Kroschewski, 2000, S. 78). Das deutsche Wort Kollaborateur und das franzsische Wort Collaborateur bezeichnet jeweils einen Mitarbeiter. Die Bedeutung ist im Franzsischen neutral, dagegen ist sie im Deutschen negativ, da eine prsent pejorativ Konnotation mit dem 2. Weltkrieg existiert (vgl.Barnickel, 1992, S. 60).
Im Spanischen sind zum Beispiel medizinische Termini, wie apendicitis, Fachwrter und gleichzeitig Begriffe, die in der Allgemeinsprache integriert sind. Dagegen ist der Gebrauch von Appendizitis im Deutschen nur auf den medizinischen Bereich eingeschrnkt. In der Allgemeinsprache redet man von einer Blindarmentzndung (Wotjak/Herrmann, 1997, S. 7).
4. Probleme beim L2-Spracherwerb 4.1. Grundlegendes - Ursachen Nachdem wir gesehen haben, wie viele verschiedene Arten von falschen Freunden es gibt und damit: wie viele Fallen es fr den Sprachlerner gibt, stellt sich die Frage, wie man das Problem angeht. Diese Probleme, also die Interferenzen, haben eine Menge Faktoren, die der Lehrende und der Lernende kennen mssen. Dazu gehrt in erster Linie, den Lernenden immer wieder darauf hinzuweisen, dass es eher die Ausnahme, als die Regel ist, dass die Vokabel eine 100%-ige Bedeutungskongruenz zum deutschen Wort hat. Nebenbei erwhnt gilt das natrlich auch fr die Syntax und andere Bereiche, wie z.B. Stilistik und Pragmatik. Es ist also nichts, so wie es scheint. Welche Faktoren sind es nun, die diese Interferenzprozesse auslsen? Im Lexikon der Germanistischen Linguistik werden folgende vier Punkte erwhnt: Kulturelle Unterschiede zwischen den Sprachgemeinschaften Typologische Unterschiede zwischen den Sprachen Individuelle Eigenschaften der Lernenden Situative Umstnde des Lernens (Althaus, 1980) Mit welchen Strategien begegnet man nun diesen Faktoren? Dem ersten Prunkt sollte man durch eine starke Gewichtung des Landeskundeunterrichts begegnen, denn wer die Kultur und Geschichte eines Landes kennt, kann sich besser in die Sprachstrukturen der Sprecher hineindenken.
4.2. Fehlerquellen
Im Wesentlichen sehen wir vier Hauptfehlerquellen: Interferenz, Lernstrategien und angenommene Kommunikationsstrategien. Das wohl am hufigsten vorkommende Phnomen ist die Interferenz. Diese wird oft unterschtzt und fhrt auch bei erfahrenen L2-Sprechern noch zu kommunikativen Fehlern. Insbesondere bei selten verwendeten Wrtern tritt diese Interferenz besonders hufig auf. Die demonstracin ist eben keine Demonstration, sondern der Beweis. Und der Spanisch-L1-Sprecher wird Missverstndnisse heraufbeschwren, wenn er einem Deutschen erklrt, dass es z.Zt. in Spanien viele Manifestationen wegen der Wirtschaftskrise gibt. Das ist das, was ein Sprecher macht, der die genaue Wortbedeutung entweder nicht kennt, oder im Moment des Sprechaktes nicht abrufen kann. Was macht aber ein Sprecher, der die passende Vokabel gar nicht kennt? Hier helfen angelernte Kommunikationsstrategien, die aber teilweise (gepaart mit Faulheit) ins kommunikative Nirwana fhren. Klar, man knnte den fehlenden Begriff u.U. umschreiben, aber da steht neben der oben erwhnten Faulheit auch der Wunsch entgegen, seinen Sprechakt nicht lnger als ntig zu gestalten. Denken wir nur einmal an unsere Sprache: Wer sagt schon optisches Eingabezeigegert zu einer Computermaus? Da wir im Deutschen uns gerne dieser Anglizismen (oder anderer Internationalismen) bedienen, folgern wir, dass diese Begriffe auch in anderen Sprachen gleich oder hnlich lauten und das fhrt dann oft zu Interferenzen. Meist kommen wir damit weiter auch wenn wir nicht direkt das gesagt haben, was wir wollten, aber wir begngen uns damit, dass die Idee im Groen und Ganzen zum Ausdruck gebracht wurde. Und erfolgreiche Strategien werden weiterverfolgt. Dies wirkt natrlich auch zurck auf die eingangs erwhnten Lernstrategien. Die Lerner, die das Sparprinzip anwenden und sich das Erlernen von neuen weitestgehend Vokabeln ersparen wollen, greifen zur Strategie der Annherung indem sie Hyperonyme oder partielle Synonyme verwenden.
4.3. Wege aus dem Dilemma Da es objektiv keine falschen Freunde gibt, die man alle dem Lernenden in Form einer Tabelle an die Hand geben kann, sie aber trotzdem potentiell vorhanden sind, mssen wir andere Lsungen finden. Im Kapitel 3 haben wir gesehen, dass die falschen Freunde situationsbedingt auftreten. Daher halten wir es fr Wichtig, dass der Lernende dieses Prinzip wahrnimmt und dafr sensibilisiert wird. Dazu muss mit wiederholten bungen eine Kompetenz entwickelt werden, dass der Lernende das Fehlerpotential erkennen und im Optimalfall den Fehler vermeiden kann. Dazu bedarf es aber folgender Voraussetzungen:
Sehr gute L1-Kenntnisse und ber das Basisniveau hinausgehende L2-Kenntnisse gute Lese- und Hrverstehstrategien Sprachflexibilitt, d.h. gute Fhigkeiten zu paraphrasieren
Das stumpfe Auswendiglernen von Listen nach dem Schema: mesa = Tisch Messer bringt wenig; besser sind kurze Merkstze, in denen der falsche Freund zu einer Verwicklung fhrt. Wir erinnern uns noch sicher alle an das Beispiel aus dem Englischunterricht, wo ein Mann den Ober fragt When I become a beefsteak? und der Kellner antwortet: I hope never, Sir. Diese Kurzgeschichten sensibilisieren fr das Problem und bleiben im Gedchtnis. Auch der Rat, lieber einmal mehr im Wrterbuch nachzuschlagen, als einmal zu wenig, oder das unsichere Wort zu umschreiben, kann nicht oft genug gegeben werden. Um die Sprachflexibilitt zu erhhen, sollten Ersetzungsbungen gemacht werden, die evtl. so aussehen knnten: Ersetzen Sie die kursiv gedruckten Wrter: Se fue volando detrs de otra ilusin de esas que llevan a perder la razn.
Falsche Wege sind Irrwege Falsche Beschilderungen knnen Gefahren heraufbeschwren Falsch gewhlte Kleidung kann peinlich sein Falsch gewhlte Worte knnen zu Krnkungen fhren Falsche Freunde sind alles zusammen: gefhrlich, peinlich, krnkend, sie fhren dich in die Irre Mit einem Wort: Man kann auf sie verzichten!
(Aus dem Internet: http://www.sinnvollerweise.de/sprueche/falsche-freunde-sprueche.htm)
Bibliographie
Althaus, H. (1980). Lexikon der Germanistischen Linguistik. Tbingen: Niemeyer. Cartagena, N. G. (1989). Vergleichende Grammatik ..., Bd. II. DUDEN-Verlag. Kbler, G. (1995). Deutsches Etymologisches Wrterbuch. Wahrig, G. (2001). Deutsches Wrterbuch. Gtersloh Mnchen: Bertelsmann Lexikon Verlag. Wotjok/ Herrmann (1997). Langenscheidts, Typische Fehler Spanisch. 2500 'Falsche Freunde' Kroschewski, Annette (2000). Peter Lang-Verlag, False friends und true friends. Ein Beitrag zur Klassifizierung des Phnomens der intersprachlich-heterogenen Referenz und zu deren fremdsprachendidaktischen Implikationen. Barnickel, (1992) Falsche Freunde - Ein vergleichende s Wrterbuch Deutsch-Englisch. Heidelberg Julius Groos Verlag.