Schwimmanzug
Ein Schwimmanzug ist eine im Schwimmsport für Wettkämpfe und Wettkampftraining benutzte Form des Badeanzugs. Material und Form erlauben sehr schnelles Schwimmen, dafür müssen die Anzüge den Regeln der Fédération Internationale de Natation (Weltschwimmverband) entsprechen.
Definition
BearbeitenSchwimmanzüge müssen seit den Regeländerungen von 2010 aus Gewebestoffen bestehen, heutzutage ist es meist eine Mischung von Spandex und Nylon. Sie liegen sehr eng am Körper an. Für Männer dürfen die „Anzüge“ von unterhalb des Bauchnabels abwärts bis über das Knie reichen (Form einer Radlerhose; Einteiler), für Frauen vom Hals abwärts ebenfalls bis über das Knie. Damenanzüge können als Ein- oder Zweiteiler ausgeführt sein, Ärmel sind verboten, die Schultern müssen frei bleiben.[1]
Entwicklung und Design
BearbeitenSeit 2006 entwickelten die Sportartikelhersteller Ganzanzüge, welche den Körper fast vollständig bedeckten und teilweise sogar langärmlig ausgeführt waren. Die Oberfläche dieser älteren Anzüge aus Polyurethan imitierte die Haut eines Hais und wies dadurch einen sehr geringen Strömungswiderstand auf.[2][3] Außerdem erhöhen die Anzüge den Auftrieb des Schwimmers im Wasser und halten den Sportler durch eingearbeitete elastische Bänder in einer strömungsgünstigen Lage.[4] So sorgte das 2008 eingeführte Modell LZR Racer des Sportartikelherstellers Speedo für viele neue Schwimmweltrekorde.[5] Alleine im Olympiajahr 2008 wurden 133 neue Weltrekorde aufgestellt[6], danach trat das Verbot dieser Anzüge in Kraft, die Wettkampfgeschwindigkeiten wurden wieder niedriger.
Verbot der Glatthautanzüge
BearbeitenDubai Charter
BearbeitenNach Diskussionen über eine „Materialschlacht“ im Schwimmsport[4] und „technologisches Doping“[7] erließ der Weltschwimmverband FINA im März 2009 in der sogenannten Dubai Charter neue Regeln für Schwimmanzüge, die unter anderem folgende Beschränkungen enthalten:[8][9]
- Schwimmanzüge dürfen nicht über Nacken, Schultern und Knöchel hinausgehen.
- Die Dicke nach ISO-Standard 5084 darf einen Millimeter nicht überschreiten.
- Der Auftrieb darf maximal ein Newton betragen (das entspricht der Gravitationskraft einer Masse von rund 100 Gramm).
- Es darf nur ein Schwimmanzug getragen werden.
- Alle Anzüge eines erlaubten Modells müssen identisch sein. Es darf keine Maßanfertigungen geben.
- Es darf keine externe Stimulation geben (beispielsweise Abgabe chemischer Substanzen, Elektrostimulation).
- Wasserundurchlässige Materialien dürfen nur für maximal 50 % der Fläche des Anzuges verwendet werden. (Diese Regel sollte ab dem 1. Januar 2010 gelten.)
Endgültiges Verbot
BearbeitenDer Kongress der FINA beschloss während der Schwimm-WM am 28. Juli 2009, ab 2010 Schwimmanzüge der alten Form ganz zu verbieten.[10][11]
Seit 1. Januar 2010 gelten folgende, später noch weiter verfeinerte Regeln:[12][13]
- Für Männer sind die Grenzen der Kleidung das Knie und der Nabel.
- Für Frauen sind die Grenzen das Knie, die Schultern und der Nacken.
- Das Material darf gewoben, gestrickt oder geflochten sein.
- Die Materialdicke liegt bei max. 0,8 mm.
- Auftrieb wird bis zu 0,5 Newton (50 g) erlaubt, wobei auch dieser Wert zukünftig gegen null gehen soll.
- Das Material muss wasserdurchlässig sein und mindestens 80 Liter pro Quadratmeter in der Sekunde passieren lassen.
- Reißverschlüsse oder andere Verschlusssysteme sind verboten.
- Individuelle Modifikationen jeder Art sind ebenfalls verboten. Tapen oder Imprägnieren ist nicht erlaubt.
- Es darf während des Rennens nur ein Anzug getragen werden.
Hersteller
BearbeitenVerschiedene Hersteller bieten Schwimmanzüge für Wettkämpfe an. Die bekanntesten und ihre Produktlinien sind:
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Fina Requirements for Swimmwear Approval (FRSA). FINA, 1. Januar 2017, abgerufen am 16. Juli 2017 (englisch).
- ↑ Jan Beringer: Nanotechnologie in der Textilindustrie – aktuelle und zukünftige Entwicklungen. In: Nanotechnik. Moleküle – Materialien – Mikrosysteme. AT-Fachverlag, Nr. 4, August 2007 (pdf (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.)
- ↑ Textiles Doping im Schwimmsport? auf scienceblogs.de
- ↑ a b Iris Gutierrez: Schwimmanzug-Streit. Neue Regeln, alte Probleme auf focus.de
- ↑ History. 2000's ( des vom 5. April 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf speedo.com
- ↑ Badebekleidung: Schwimm-Weltverband schafft Hightech-Anzüge ab. In: Der Spiegel. 24. Juli 2009, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. März 2024]).
- ↑ Cai Tore Philippsen: Warum sind alle Schwimmer schnell - nur die Deutschen nicht?
- ↑ Dubai Charter on FINA requirements for swimwear approval ( des vom 16. August 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; FINA Requirements for Swimwear Approval ( des vom 21. Juni 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 107 kB)
- ↑ Sebastian Schwenke: Das Ende der Materialschlacht? FINA reglementiert Schwimmanzüge. Abgerufen am 8. März 2024 (deutsch).
- ↑ Ende der Materialschlacht: Schwimmanzüge ab 2010 verboten. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 8. März 2024]).
- ↑ Badebekleidung: Schwimm-Weltverband schafft Hightech-Anzüge ab. In: Der Spiegel. 24. Juli 2009, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. März 2024]).
- ↑ Deutscher Schwimmverband e. V. (Hrsg.): Ergänzende Regelungen zur Schwimmbekleidung bei Wettkampfveranstaltungen im Beckenschwimmen. 1. Februar 2024.
- ↑ Competition Regulations. Abgerufen am 8. März 2024 (englisch).