Sam Baskini

belarussischer Geiger und Kapellmeister

Sam Baskini (eigentlich Samuel Baskind; * 10. August 1890 in Borissow, Gouvernement Minsk, Russisches Kaiserreich; † 24. November 1980 in Vence, Südfrankreich[1]) war ein Kapellenleiter, Geiger und Altsaxophonist.

Baskini studierte am Konservatorium in St. Petersburg. Während des Ersten Weltkrieges war er in deutscher Kriegsgefangenschaft. Er kam 1918[1] nach Berlin, wo er bis 1935 für Unternehmen[2] Schallplattenaufnahmen mit Tanzmusik einspielte. Für diese Aufnahmesitzungen stellte er meist ein Orchester mit Solisten aus anderen Kapellen[3] zusammen, welches auf den Etiketten dann als „Sam Baskini und seine Jazz-Symphoniker“ erschien. Daneben spielte er, neben anderen Tanzorchestern, auf dem Dachgarten des Warenhauses Karstadt in Berlin[4]. Ab 1931 hatte er auch Engagements beim Reichssender Berlin,[5] im Café Berlin und im Europa-Pavillon.

Im Jahr 1931 wirkten Baskini und sein Orchester auch bei den Aufnahmen zu dem Harry-Piel-Tonfilm ‘Ombres des bas fonds’ (Schatten der Unterwelt, auch bekannt als “Der Meisterdieb”) mit.[6]

Als Refrainsänger arbeiteten bei Baskini der damals populäre Tenor Leo Monosson (unter verschiedenen Pseudonymen wie Leo Frey, Fred Mossner) und Pianist R. A. Dvorský mit. Nach der Machtübernahme der Nazis musste Baskini, der jüdischer Abstammung war, aufgrund des Verlustes seiner Arbeitserlaubnis 1935 Deutschland verlassen.[1] Er ging nach Frankreich, zunächst nach Paris, und während des Krieges lebte er (illegal) mit seiner Familie in Limoges. Nach dem Krieg wurde er französischer Staatsbürger und lebte bis zu seinem Tod in der Nähe von Nizza;[1] er gab zuletzt eine technische Zeitschrift heraus.

Platten (Auswahl)

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Baskini war an über 100 Aufnahmen mit seinem Orchester beteiligt, darunter

  • Zuerst ein Schnäpschen und dann ein Küßchen, Kalliope K 1670
  • Die schönste Frau von Madrid, Amücophon A 693
  • Die Nacht von Saragossa, Ultraphon A 1105 – aufgenommen in Berlin, April 1932
  • Vergib, vergib, Paloma! (Pardon, Pardon, Szenyora), Kalliope K 1578
  • Mein Schatz ist ein Matrose mit einer blauen Hose, Kalliope K 1647

Literatur

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  • Günter Boas: King of Kalliope. In: Fox auf 78, Heft 11, Herbst 1992, s.13-17.[7]
  • Jürgen Wölfer: Jazz in Deutschland. Das Lexikon. Alle Musiker und Plattenfirmen von 1920 bis heute. Hannibal, Höfen 2008
  • Knud Wolffram: Sam Baskini, der Kalliope-König. In: Fox auf 78, Heft 28, Winter 2014/15, S. 4–6.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Knud Wolffram: Tanzdielen und Vergnügungspaläste. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 1992. ISBN 3894680474. S. 165.
  2. Auf manchen Etiketten wie z. B. Eltag erscheint Baskinis Orchester auch unter dem Pseudonym “Fred Jones und seine Jazz-Symphoniker”, auf anderen, z. B. dem österreichischen Kalliope-Label unter dem Namen seines Trompeters John Brigs.
  3. in seinem Orchester spielten neben deutschen und österreichischen viele tschechische Musiker wie Karel Vacek (Trompete), R. A. Dvorský (Klavier und Gesang), Jindrich Kocina und Bohumil Klemr (Saxophone und Klarinette), C. Cikánek (Schlagzeug).
  4. Erinnerungen von Günter Boas aus dem Jahre 1930 in Günter Boas: King of Kalliope. In: Fox auf 78, Heft 11, Herbst 1992, s.13-17.
  5. Ein Photo, das Baskini mit seiner Geige vor dem Reisz-Mikrophon des Berliner Senders zeigt, ist in der Funk-Stunde vom 29. April 1931 erschienen.
  6. Vgl. filmportal.de.
  7. Der Aufsatz wird ergänzt durch eine Aufstellung der Rundfunkprogramme, in welchen die Baskini-Band vom 3. November 1930 – 18. September 1931 spielte, nach Angaben aus dem Archiv von Hans Blüthner. Außerdem durch eine Auswahldiskografie jazziger Baskini-Titel, von Henner Pfau.
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