Proctor (Vermont)

Gemeinde im US-Bundesstaat Vermont

Proctor[1] ist eine Town im Rutland County des Bundesstaats Vermont in den Vereinigten Staaten mit 1762 Einwohnern (laut Volkszählung des Jahres 2020).[2] Sie entstand am 18. November 1886 als Ausgliederung aus den Towns Rutland und Pittsford. Zentrum ist die Siedlung Proctor. Auf dem Gebiet der Gemeinde lagen außerdem wichtige Marmorsteinbrüche, die aber inzwischen geschlossen wurden.

Proctor
Spitzname: The marble capital of the world
Marble Bridge in Proctor
Marble Bridge in Proctor
Lage in Vermont
Proctor (Vermont)
Proctor (Vermont)
Proctor
Basisdaten
Gründung: 18. November 1886
Staat: Vereinigte Staaten
Bundesstaat: Vermont
County: Rutland County
Koordinaten: 43° 40′ N, 73° 2′ WKoordinaten: 43° 40′ N, 73° 2′ W
Zeitzone: Eastern (UTC−5/−4)
Einwohner: 1.763 (Stand: 2020)
Haushalte: 685 (Stand: 2020)
Fläche: 112,1 km² (ca. 43 mi²)
davon 112,0 km² (ca. 43 mi²) Land
Bevölkerungsdichte: 16 Einwohner je km²
Höhe: 146 m
Postleitzahl: 05765
Vorwahl: +1 802
FIPS: 50-57250
GNIS-ID: 1462180
Website: proctorvermont.com

Geografie

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Geografische Lage

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Proctor liegt im zentralen im Rutland Countys. Umgeben von den Towns Rutland und West Rutland und nicht weit von Rutland City. Das Gebiet der Town erstreckt sich im langgestreckten, nord-südlich verlaufendem Tal des Otter Creeks, welcher zentral durch das Gebiet der Town in nördlicher Richtung fließt. In Proctor gibt es große Fundstellen hochwertigen Marmors. Im Norden der Town befindet sich der Proctor Town Forest.

Nachbargemeinden

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Alle Entfernungen sind als Luftlinien zwischen den offiziellen Koordinaten der Orte aus der Volkszählung 2010 angegeben.[3]

Die mittlere Durchschnittstemperatur in Proctor liegt zwischen −7,2 °C (19 °Fahrenheit) im Januar und 20,6 °C (69 °Fahrenheit) im Juli. Damit ist der Ort gegenüber dem langjährigen Mittel der USA um etwa 9 Grad kühler. Die Schneefälle zwischen Mitte Oktober und Mitte Mai liegen mit mehr als zwei Metern etwa doppelt so hoch wie die mittlere Schneehöhe in den USA. Die tägliche Sonnenscheindauer liegt am unteren Rand des Wertespektrums der USA, zwischen September und Mitte Dezember sogar deutlich darunter.[4]

Geschichte

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Marmorabbau in Proctor um 1908

Ende der 1830er Jahre wurden auf dem Gebiet der Town Rutland große Mengen hochwertigen Marmors nahe der Siedlung Sheffield Village gefunden, die rasch von einigen Firmen aufgeschlossen wurden. Allerdings fehlte es an einer geeigneten Transportgelegenheit. Aus diesem Grund wurde die 1842 projektierte und 1849 fertiggestellte Bahnstrecke Bellows Falls–Burlington über Rutland geführt. Marmor aus Rutland löste rasch den sehr viel teureren Marmor aus Carrara ab, der zunehmend schwierig zu gewinnen war. Die verschiedenen kleinen Steinbruchgesellschaften wurden 1880 durch die neugegründete Vermont Marble Company unter ihrem Präsidenten Redfield Proctor, einem Colonel des Bürgerkriegs und ehemaliger Gouverneur Vermonts, aufgekauft und zusammengefasst. Sutherland Falls wurde zwei Jahre später nach eben jenem Gouverneur in Proctor umbenannt. Bestrebungen, den Steinbruch und den Ort von Rutland unabhängig zu machen und zu einer eigenen town zu formen, führten 1886 zum Erfolg: die eigenständige town Proctor wurde zu gleichen Teilen aus Flächen der towns Rutland und Pittsford geformt; zeitgleich wurde West Rutland aus Rutland ausgegliedert und der zentrale Bahnhof, heute eine selbständige city, zu einer Gemeinde mit eigener Verwaltung aber ohne rechtliche Eigenständigkeit (village) ernannt. Zum besseren Anschluss der Steinbrüche an die Hauptstrecke in Rutland wurde durch die Vermont Marble Company am 10. September 1885 eine eigene Bahnlinie, die Bahnstrecke Hollister Quarry–Albertson, gegründet.

Der Marmor aus Proctor wurde zu einer sicheren Einnahmequelle, die auch die Weltwirtschaftskrise und die Folgen des Zweiten Weltkriegs überstand. Ab den 1970er Jahren waren die Steinbrüche dann zunehmend erschöpft und wurden in den 1980er und 1990er Jahren der Reihe nach geschlossen. Auch die Bahnlinie der Marble Company wurde 1988 weitestgehend stillgelegt. Heute stellt ein Marmor-Museum im zentralen Steinbruch von Proctor einen touristischen Anziehungspunkt dar.

Religionen

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Im Ort Proctor gibt es drei Kirchengemeinden: eine römisch-katholische, eine lutherische und die Proctor Union Church. Nur die lutherische Kirche ist ein Holzbau; die beiden anderen Kirchengebäude bestehen – natürlich – aus Marmor. Auch eine Marmorbrücke inmitten des Ortes stellt, wie die Kirchen, eine touristische Attraktion dar. Weiterhin bietet der Ort seinen Bewohnern eine Grundschule und eine High School sowie eine öffentliche Bibliothek.

Einwohnerentwicklung

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Volkszählungsergebnisse[5] – Town of Proctor, Vermont
Jahr 1800 1810 1820 1830 1840 1850 1860 1870 1880 1890
Einwohner 1.758
Jahr 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990
Einwohner 2.136 2.871 2.789 2.596 2.292 1.917 2.102 2.095 1.998 1.979
Jahr 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 2070 2080 2090
Einwohner 1.877 1.741 1.762

Wirtschaft und Infrastruktur

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Die Vermont State Route 3 verläuft in nord-südlicher Richtung zentral durch die Town, von Pittsford nach Rutland und folgt dem Verlauf des Creek Rivers. Ebenfalls dem Verlauf folgend führt die Bahnstrecke Bellows Falls–Burlington durch die Town mit einem Bahnhof in Proctor, früher wurde dieser Sutherland Falls genannt. Die Bahnstrecke Hollister Quarry–Albertson verbindet die Marmorsteinbrüche mit den marmorverarbeitenden Industriebetrieben in Florence, Proctor und Rutland.

Öffentliche Einrichtungen

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In Proctor gibt es kein eigenes Krankenhaus. Das nächstgelegene Krankenhaus ist das Rutland Regional Medical Center in Rutland.

In Proctor befindet sich die Proctor Elementary School . Etwa 135 Kinder besuchen Klassen von Pre-Kindergarten bis zum 6. Schuljahr.[6]

Die Proctor Jr.-Sr. High School bietet Klassen von der 7. bis zur 12. Klasse für Schülerinnen und Schüler aus Proctor und den umliegenden Towns Ira, Chittenden, Mendon und Rutland.[7]

 
Proctor Free Library

Die Proctor Free Library wurde im Jahr 1881 von Redfield Proctor gegründet, als Proctor noch Sutherland Falls hieß. Zunächst war sie in einem Zimmer im Obergeschoss über dem Monumental Shop beheimatet. Redfield Proctor stiftete die ersten Bücher und stellte weitere Mittel zur Verfügung. 1891 zog die Bücherei in das Gebäude in dem sich auch die Gemeindebüros befanden. 1913 stiftete Emily Dutton Proctor, Witwe von Redfield Proctor das jetzige Büchereigebäude als Erinnerung an ihre Tochter Arabella Proctor Holden.

Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter der Stadt

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Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

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Commons: Proctor, Vermont – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Proctor. In: Geographic Names Information System. United States Geological Survey, United States Department of the Interior, abgerufen am 17. März 2012 (englisch).
  2. Einwohnerdaten aus dem US-Census von 2020
  3. Koordinaten der Orte der Census-Behörde 2010
  4. Proctor, Vermont (VT 05765) profile: population, maps, real estate, averages, homes, statistics, relocation, travel, jobs, hospitals, schools, crime, moving, houses, news, sex offenders. In: city-data.com. www.city-data.com, abgerufen am 24. Januar 2017 (englisch).
  5. Einwohnerzahl 1790–2010 laut Volkszählungsergebnissen
  6. Proctor Elementary School. In: rcsu.org. pes.rcsu.org, abgerufen am 24. Januar 2017.
  7. Proctor Jr./Sr. High School. In: rcsu.org. phs.rcsu.org, abgerufen am 24. Januar 2017.