Paulinenaue

Gemeinde im Landkreis Havelland, Brandenburg, Deutschland

Paulinenaue ist eine zum Amt Friesack gehörende Gemeinde im Landkreis Havelland im Land Brandenburg.

Wappen Deutschlandkarte
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Paulinenaue
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Paulinenaue hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 41′ N, 12° 43′ OKoordinaten: 52° 41′ N, 12° 43′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Havelland
Amt: Friesack
Höhe: 31 m ü. NHN
Fläche: 31,58 km2
Einwohner: 1374 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 44 Einwohner je km2
Postleitzahl: 14641
Vorwahl: 033237
Kfz-Kennzeichen: HVL, NAU, RN
Gemeindeschlüssel: 12 0 63 228
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Amtsverwaltung: Marktstraße 22
14662 Friesack
Website: paulinenaue.info
Bürgermeister: Arne Breder
Lage der Gemeinde Paulinenaue im Landkreis Havelland
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Karte

Gemeindegliederung

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Zu Paulinenaue gehört der Ortsteil Selbelang mit den bewohnten Gemeindeteilen Bienenfarm, Kamerun und Lindholzfarm. Hinzu kommen die Wohnplätze Eichberge und Rother Husar.[2]

Geschichte

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Schloss in Selbelang
 
Versuchsflächen der ZALF-Forschungsstelle Paulinenaue, 2024

Das Dorf Paulinenaue liegt auf einer Talsandinsel im Havelländischen Luch. Archäologischen Ausgrabungen zufolge war die Region bereits zur Zeit des Römischen Reiches besiedelt.[3] Die erste urkundliche Erwähnung der Gemarkung erfolgte im Jahr 1390. Hassow von Bredow verkaufte zu dieser Zeit ein Gebiet zwischen Lindholz und Lütsche an das Domkapitel Brandenburg. Im 16. Jahrhundert werden Viehhöfe der Gebrüder von Bardeleben im Lindholz erwähnt. Aus der ursprünglich zu Selbelang gehörenden „Bardelebenschen Meierei“ entwickelte sich nach Verkauf im 19. Jahrhundert unter dem Patronat des Pessiner Landadligen Friedrich Wilhelm von Knoblauch (1798–1852) der Ort Paulinenaue. Namensgeberin war 1833 von Knoblauchs Braut Pauline von Bardeleben (1811–1884).[4] Nach der Einrichtung eines Haltepunktes an der Berlin-Hamburger Eisenbahn 1847 wurde die Geschichte Paulinenaues in erster Linie durch die Eisenbahn bestimmt: Die Meiereien konnten nun ihre Produkte mit der Bahn nach Hamburg oder Berlin liefern. Damals standen hier nur etwa zehn Häuser. Von 1880 bis 1970 war der Bahnhof zudem Endstation der Paulinenaue-Neuruppiner Eisenbahn sowie von 1900 bis 1924 Haltepunkt an der Kreisbahn Rathenow-Senzke-Nauen. Gute Absatzmöglichkeiten und (besonders für den Erdbeeranbau) günstige Standortfaktoren beförderten nach einer Luchmelioration zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Ansiedlung einiger Gartenbaubetriebe. 1912 war Paulinenaue zum eigenen Gutsbezirk und 1924 zur selbstständigen Gemeinde geworden.

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg war Paulinenaue Forschungsstandort. Hans Goldschmidt, der Erfinder des Thermitverbundschweißverfahrens, betrieb als Gutsbesitzer von 1918 bis zu seinem Tod hier eine Forschungswerkstatt mit Schweißerei und Tischlerei. Nachhaltig prägte das 1949 von Eilhard Alfred Mitscherlich gegründete Institut zur Steigerung der Pflanzenerträge der Deutschen Akademie der Wissenschaften die Entwicklung des Ortes.[5] 1957 wurde das Institut von der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften übernommen und in Institut für Grünland- und Moorforschung umbenannt. 1972 erhielt es den Namen Institut für Futterproduktion der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR. In den Jahren nach der Wiedervereinigung zerfiel das Institut in mehrere Einzeleinrichtungen. Das Schloss wurde nach dem Krieg zum Gästehaus des Akademieinstituts umgebaut. Seit 2010 dient es als Altenheim.[6]

Paulinenaue gehörte seit 1817 zum Kreis Westhavelland in der preußischen Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Nauen im DDR-Bezirk Potsdam. Seit 1993 liegt die Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Havelland.

Mit Wirkung vom 26. Oktober 2003 wurde das Nachbardorf Selbelang im Zuge der Gemeindegebietsreform ein Ortsteil von Paulinenaue.[7]

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr Einwohner
1875 150
1890 155
1910 300
1925 565
1933 701
1939 713
Jahr Einwohner
1946 1 053
1950 1 144
1964 0 994
1971 1 092
1981 1 173
1985 1 209
Jahr Einwohner
1990 1 196
1995 1 181
2000 1 058
2005 1 328
2010 1 209
2015 1 238
Jahr Einwohner
2020 1 354
2021 1 370
2022 1 360

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[8][9][10], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Gemeindevertretung

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Die Gemeindevertretung von Paulinenaue besteht aus 10 Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[11]

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
Wählergruppe Freiwillige Feuerwehr 30,3 % 3
SPD 27,2 % 3
Wählergruppe „Für Selbelang“ 16,0 % 2
Die Linke 11,3 % 1
Paulinenauer Kulturverein 10,4 % 1
Einzelbewerber Tino Müller 04,8 %

Bürgermeister

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  • 2003–2019: Erhard Hesse (SPD)[12]
  • seit 2019: Arne Breder (Wählergruppe Freiwillige Feuerwehr)[13]

Breder wurde in der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 bei einem Gegenkandidaten mit 78,3 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren gewählt.[14]

Sehenswürdigkeiten

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Nikolaikirche in Selbelang
 
Viertelmeilenstein von Selbelang
 
Bahnhofsgebäude
  • Der Paulinenauer Gutshof wurde in seiner heutigen Ausdehnung unter Einbeziehung älterer Meiereigebäude in den 1830er Jahren angelegt und in der Zeit des Ersten Weltkriegs modernisiert. Sehenswert sind hier das Herrenhaus (1833, aufgestockt 1914/1917, saniert 2009/2010), Allee und Park, die Stallgebäude und der Speicher (1925).
  • Besonders ortsbildprägend ist das klassizistische Empfangsgebäude in der ehemaligen Eisenbahnkolonie (1847, erweitert 1883). Diese Objekte sind wie die Dorfkirche Paulinenaue (1931/1932) und ein Wandbild im Speisesaal des ehemaligen Mehrzweckgebäudes aus den 1970er Jahren denkmalgeschützt.[15]
  • In Selbelang stehen die Kirche St. Nikolai, die Parkanlagen und ein Viertelmeilenstein unter Denkmalschutz.
  • Im Naturschutzgebiet Lindholz ist das einzige Vorkommen des Großen Zweiblatts sowie der grünlichen Waldhyazinthe in Brandenburg.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Wirtschaft

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In Paulinenaue sind mehrere Handwerksbetriebe, ein Wohnungsbauunternehmen, eine private Haus- und Krankenpflege, eine Imkerei sowie mehrere Kleingewerbetreibende tätig. In Kamerun sind eine Pferdepension und ein Geflügelhof ansässig. Im Ortsteil Selbelang befindet sich eine staatlich anerkannte Altenpflegeschule.

In der Bahnhofstraße 9 hat die Kita Paulinchen und in der Hausnummer 5A die Karibu-Grundschule ihren Sitz.

Paulinenaue liegt etwa 4 Kilometer nordöstlich der Bundesstraße 5 zwischen Friesack und Nauen.

Der Bahnhof Paulinenaue liegt an der Bahnstrecke Berlin–Hamburg und wird von der Regional-Express-Linie RE 8 (Wismar – Schwerin –) Wittenberge – Berliner Stadtbahn – Flughafen BER stündlich bedient. Von 1880 bis zur Einstellung des Personenverkehrs im Jahr 1970 zweigte hier die Strecke Paulinenaue–Neuruppin ab.

Mit der Linie 669 besteht eine Busverbindung von Paulinenaue nach Friesack und nach Nauen. Die Linien 661 und 680 bieten von Selbelang eine Verbindung nach Nauen bzw. Rathenow.

Der „Havelland-Radweg“ durchquert den Ort und trifft am Bahnhofsgebäude auf den hier beginnenden Radweg „Stille Pauline“ nach Fehrbellin, dieser ist auf der im Mai 1970 eingestellten Paulinenaue-Neuruppiner Eisenbahn trassiert. Auch der Radfernweg Hamburg–Berlin führt über Paulinenaue.

Der Flugplatz Bienenfarm bietet neben dem regulären Flugbetrieb Ausbildungsmöglichkeiten, Stellplätze oder Fallschirmsprünge an. Der Quax–Verein zur Förderung von historischem Fluggerät hat hier mehrere Oldtimer-Flugzeuge fest stationiert.

Mit Paulinenaue verbundene Persönlichkeiten

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Literatur

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  • Günter Wacker: Paulinenaue. Eine Ortschronik aus dem Havelland. Paulinenaue 1984 (Digitalversion).

Einzelnachweise

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  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Paulinenaue | Service Brandenburg. Abgerufen am 3. Mai 2024.
  3. Albert Kiekebusch: Eine germanische Ansiedlung aus der späten römischen Kaiserzeit bei Paulinenaue, Kr. Westhavelland. Nebst einigen Bemerkungen über den Zusammenhang der Grundrisse vom Bucher Typus mit dem altgriechischen Megaron. In: Praehistorische Zeitschrift. Band 1/2, 1912, S. 152–165.
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1902. In: GGT. "Der Gotha". 3. Auflage. Knoblauch, Pessin. Justus Perthes, Gotha 1901, S. 482 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 20. März 2023]).
  5. Günther Wacker: Paulinenaue. Eine Ortschronik aus dem Havelland. Paulinenaue 1984, S. 21.
  6. Informationstafel: Sehenswertes am Bahnhof, Oktober 2016.
  7. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
  8. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Havelland. S. 18–21
  9. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  10. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  11. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  12. Kommunalwahlen 26. Oktober 2003. Bürgermeisterwahlen, S. 25
  13. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
  14. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 9.6.24
  15. Landesdenkmalliste (PDF; 234 kB), Stand: 31. Dezember 2010
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Commons: Paulinenaue – Sammlung von Bildern und Videos