Mitch Miller

US-amerikanischer Musikproduzent, Orchesterchef und Oboespieler (1911–2010)

Mitchell „Mitch“ William Miller (* 4. Juli 1911 in Rochester, New York; † 31. Juli 2010 in New York City[1]) war ein US-amerikanischer Orchesterchef und klassischer Oboespieler, der auch große Erfolge als Repertoirechef und Produzent bei Schallplattengesellschaften wie Mercury Records und Columbia Records (in Deutschland: CBS) hatte.

Mitch Miller, 1940
 
The River Kwai March

Miller absolvierte im Jahr 1932 die Eastman School of Music an der University of Rochester; im selben Jahr begann er in der Musikdivision von CBS. Daneben trat er als Oboist im Orchester von George Gershwin auf, ebenso im Radio als Solist mit dem CBS Symphony Orchestra zwischen 1936 und 1947. Im Jahre 1948 wechselte Miller von CBS zu Mercury Records, wo er anfangs im klassischen Bereich arbeitete. Im selben Jahr wurde er dort Musikdirektor in der Pop-Musik-Abteilung, wo er Frankie Laine unter Vertrag nahm und mit ihm einige umsatzstarke Hits wie Mule Train, That Lucky Old Sun, Cry of the Wild Goose und Jezebel produzierte. Hier kam auch Patti Page unter Vertrag, die mit einer Coverversion des Tennessee Waltz einen Millionenseller landete. Im Februar 1950 wechselte er wieder zu CBS, um dort die gleiche Funktion wie bei Mercury zu übernehmen.

CBS gehörte zu jener Zeit zu den großen drei Plattenlabels der USA, zusammen mit RCA Victor und Decca. Unter den vielen Künstlern bei CBS befand sich auch seit 1942 Frank Sinatra, der im Jahre 1951 einige Songvorschläge von Miller ablehnte. Miller überließ sie einem von ihm unter Vertrag genommen jungen Sänger mit dem Künstlernamen Guy Mitchell, der mit My Heart Cries For You und The Roving Kind (über zwei Millionen verkaufter Exemplare) große Erfolge feierte. Auch die Plattenverträge mit Tony Bennett, Rosemary Clooney oder den Four Lads gingen auf sein Konto. Im Jahre 1951 akquirierte er Johnnie Ray, mit dem er den Millionenseller Cry produzierte.

Ab Februar 1950 begann auch Millers eigene Schallplattenkarriere als Interpret. Erster Hit war eine stürmische Version des israelischen Volksliedes Tzena, Tzena, Tzena. In dieser Folkwelle kam auch The Yellow Rose of Texas heraus, die sechs Wochen an Nr. 1 verblieb und zu Millers erstem Millionenseller avancierte. Noch größer war der Erfolg im Dezember 1957 mit dem von Miller arrangierten und von seinem Orchester gespielten Medley March from the River KwaiColonel Bogey March von Malcolm Arnold und Kenneth J. Alford aus dem Film Die Brücke am Kwai; die Aufnahme wurde Nummer eins in Deutschland und verkaufte sich alleine hier vier Millionen Mal. Von seinem Musiklabel wurde Miller für den Erfolg in Deutschland mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.[2]

Weitere Millionenseller

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Der gelernte Musiker Miller bewies ein untrügliches Gespür für Hits. Alleine im Jahre 1951 produzierte er elf der Top-30-Hits, hatte vier Millionenseller und half dabei, CBS vom viertgrößten zum umsatzstärksten Label zu entwickeln.

Die von Mitch Miller produzierte Rosemary Clooney brachte im Jahre 1952 drei Millionenseller heraus, der inzwischen von Mercury Records übergewechselte Frankie Laine zwei, darunter auch die Titelmelodie aus dem Western-Klassiker High Noon. Laines Version wurde lediglich einen Tag nach dem Original von Tex Ritter aufgenommen (also am 15. Mai 1952) und am 20. Juni 1952 veröffentlicht.[3] Damit kam sie drei Wochen später heraus als das Original von Tex Ritter (Capitol #2120), der den Song in dem am 30. Juli 1952 in die Kinos gebrachten Film singt. Die hastige Produktion war eine kluge Entscheidung Millers, denn die Film-Version von Tex Ritter kam lediglich bis auf Rang 12 der Pop-Hitparade – wohl auch begünstigt durch die zögerliche Haltung des Capitol-Labels.

Doris Day, Percy Faith und Ray Conniff verhalf er durch geschickte Repertoire- und Marketing-Strategie zum Durchbruch. Mit seinen „Sing Along“-Alben erreichte Mitch Miller ab Juli 1958 den ungebrochenen Rekord von 23 LPs in der Hitparade mit einem Umsatz von 17 Millionen Exemplaren im Zeitraum bis Dezember 1962. Grundlage dieser Serie war eine überaus erfolgreiche Fernseh-Show gleichen Titels, die bis Anfang der 1960er-Jahre lief und ganz Amerika durch Einblendung der Songtexte zum Mitsingen animierte.

Einzig mit Frank Sinatra verstand sich Mitch Miller nicht. Der Sänger verließ Ende 1952 verärgert das Columbia-Label und kritisierte Miller zeitlebens. Miller war kein Förderer des Rock ’n’ Roll, was im Columbia-Katalog ablesbar ist. Die Fachwelt warf ihm deshalb vor, dieses Musikgenre mit einer überwiegend kaufkräftigen Jugend verschlafen zu haben. Einziger Versuch waren die langen Verhandlungen mit Elvis Presleys Management über einen Plattenvertrag, der aufgrund zu hoher Forderungen aber nicht zustande kam. Columbia begnügte sich mit den Tochterlabels Epic und Okeh Records, bei denen vorwiegend Rhythm-&-Blues-Interpreten erschienen.

Festhalten an leichter Popmusik

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Während die konkurrierenden Plattenlabels sich jugendlichen Interpreten mit Rock-&-Roll-Musik zuwendeten, verharrte Miller auf seinem bisherigen Konzept. Anfang 1961 waren Columbias LP-Verkäufe zwar noch zufriedenstellend, doch gingen die Gesamtumsätze zurück. Einzige jugendliche Entdeckung war Bob Dylan, der von dem Jazz/Blues/Gospel-Produzenten John Hammond zu Columbia geholt wurde.

Millers Einfluss ließ spürbar nach, als 1964 mit Paul Revere & the Raiders die erste Rock-&-Roll-Band akquiriert wurde. Im Jahre 1965 verließ er Columbia und widmete sich danach nur noch dem Oboe-Spiel. Selbst im hohen Alter tourte er immer noch mit klassischen Orchestern. Von Mitch Miller stammt auch der Song Tunes of Glory, den der Coca-Cola-Konzern während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland in seiner Fernsehwerbung (Slogan „It’s your Heimspiel“) als Hintergrundmusik einsetzte.

Diskografie

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Jahr Titel
Musiklabel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[4][4][5]
(Jahr, Titel, Musiklabel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  US
1958 Sing Along with Mitch
Columbia
US1
 
Gold

(204 Wo.)US
More Sing Along with Mitch
Columbia
US4
 
Gold

(161 Wo.)US
Christmas Sing Along With Mitch
Columbia
US1
 
Gold

(23 Wo.)US
1959 Still More Sing Along
Columbia
US4
 
Gold

(126 Wo.)US
Folk Song Sing Along
Columbia
US11
 
Gold

(88 Wo.)US
Party Sing Along With Mitch
Columbia
US8
 
Gold

(93 Wo.)US
Fireside Sing Along With Mitch
Columbia
US20
(92 Wo.)US
1960 Saturday Night Sing Along With Mitch
Columbia
US8
 
Gold

(89 Wo.)US
Sentimental Sing Along With Mitch
Columbia
US9
 
Gold

(105 Wo.)US
March Along With Mitch
Columbia
US40
(15 Wo.)US
Memories Sing Along With Mitch
Columbia
US5
 
Gold

(76 Wo.)US
1961 Mitch’s Greatest Hits
Columbia
US9
(27 Wo.)US
Happy Times Sing Along With Mitch
Columbia
US5
 
Gold

(73 Wo.)US
TV Sing Along With Mitch
Columbia
US3
(45 Wo.)US
Your Request Sing Along With Mitch
Columbia
US6
(44 Wo.)US
Holiday Sing Along With Mitch
Columbia
US2
 
Gold

(22 Wo.)US
1962 Rhythm Sing Along With Mitch
Columbia
US21
(23 Wo.)US
Family Sing Along With Mitch
Columbia
US27
(15 Wo.)US

Weitere Alben

  • 1961: Golden Harvest Sing Along (als Mitch Miller and the Sing Along Chorus; Columbia)
  • 1970: Peace Sing Along (Atlantic)
Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen/​‑monate, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[4]Template:Charttabelle/Wartung/Monatsdaten
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen/Mo­nate, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  DE   UK   US
1949 The Old Master Painter
US16
(2 Wo.)US
1950 Tzena Tzena Tzena
US10
(12 Wo.)US
My Heart Cries for You
US2
(21 Wo.)US
The Roving Kind
US4
(18 Wo.)US
Goodnight Irene
US12
(9 Wo.)US
1951 Sparrow in the Tree Top
US9
(12 Wo.)US
Unless
US17
(11 Wo.)US
My Truly Truly Fair
US5
(19 Wo.)US
Belle Belle My Liberty Belle
US11
(9 Wo.)US
1952 Pittsburgh, Pennsylvania
US6
(17 Wo.)US
Feet Up
US24
(5 Wo.)US
1955 The Yellow Rose Of Texas
UK2
(13 Wo.)UK
US1
(24 Wo.)US
Bonnie Blue Gal
US51
(5 Wo.)US
1956 Autumn Leaves
US34
(15 Wo.)US
Lisbon Antigua (In Old Lisbon)
US30
(13 Wo.)US
Madeira
US50
(7 Wo.)US
The President On The Dollar
US88
(2 Wo.)US
Theme Song (From Song For A Summer Night)
US10
(17 Wo.)US
Song of the Sparrow
US94
(1 Wo.)US
1957 A Very Special Love (Song For The Ninth Day)
US94
(1 Wo.)US
1958 March from the River Kwai & Colonel Bogey
DE1
 
Gold

(9 Mt.)DE
US21
(29 Wo.)US
Bluebell
US94
(1 Wo.)US
1959 The Children’s Marching Song (Nick Nack Paddy Whack)
US16
(14 Wo.)US
Jonny, sing dein Lied noch Mal
DE15
(4 Mt.)DE
Do-Re-Mi
US70
(4 Wo.)US
1961 Tunes of Glory
US88
(2 Wo.)US
1962 The Longest Day
DE49
(1 Mt.)DE

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

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Commons: Mitch Miller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Mitch Miller, Maestro of the Singalong, Dies at 99 Nachruf von Richard Severo in The New York Times vom 2. August 2010 (abgerufen am 3. August 2010)
  2. Günter Ehnert: Hit Bilanz – Deutsche Chart Singles 1956–1980. 1. Auflage. Verlag populärer Musik-Literatur, Norderstedt 2000, ISBN 3-922542-24-7, S. 445.
  3. The Disc Jockeys Pickl, Billboard vom 5. Juli 1952, S. 42
  4. a b c Chartquellen: DE Chartsurfer UK US US (vor 14. Januar 1956)
  5. Auszeichnungen für Musikverkäufe: US