Marcel Wüst

deutscher Radrennfahrer

Marcel Wüst (* 6. August 1967 in Köln-Klettenberg) ist ein ehemaliger Radrennfahrer, der im Sprint insgesamt 14 Etappen bei Grand Tours gewann. Er ist freiberuflich als Promoter und Moderator tätig.

Marcel Wüst
Marcel Wüst (2018)
Marcel Wüst (2018)
Zur Person
Geburtsdatum 6. August 1967
Nation Deutschland Deutschland
Disziplin Straße
Fahrertyp Sprinter
Karriereende 2000
Internationale Team(s)
1989–1992
1993–1994
01–06/1995
07–12/1995
1996
1997–2000
RMO
Novemail-Histor-Laser Computer
Le Groupement
Castellblanch
MX Onda
Festina
Wichtigste Erfolge
Letzte Aktualisierung: 9. Februar 2022

Sportlicher Werdegang

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Marcel Wüst wuchs in Köln-Klettenberg auf, besuchte in Köln-Bickendorf die Grundschule und machte am Gymnasium Kreuzgasse sein Abitur.

Als Amateur gewann er 25 Radrennen, er startete für den PSV Köln.[1] Wüst konnte als Sprinter über 100 Siege herausfahren und gewann 14 Etappen bei den großen Rundfahrten Tour de France, Giro d’Italia und Vuelta a España und war damit erst der zweite Deutsche, dem das gelang. Bei der Tour de France von 2000 konnte er im Prolog durch einen Coup mit einem überraschenden 950 m langen Zwischensprint an einer Erhebung das Gepunktete Trikot erobern (welches er dann vier Tage trug[2]), am 5. Juli in Vitré einen Etappensieg feiern und für zwei Tage das Grüne Trikot des besten Sprinters tragen. Am 11. August 2000 stürzte Wüst in Issoire (Frankreich) infolge eines Zusammenstoßes mit dem Franzosen Jean-Michel Thilloy bei einem Tempo von 60 km/h, wobei er sich schwere Kopfverletzungen zuzog. Wüst musste wegen des dabei verlorenen rechten Augenlichts seine Karriere beenden.

Auch Marcel Wüst ist nicht frei von Dopingvorwürfen. Er war 1998 Mitglied des Festina-Rennstalls, der bei der Tour de France 1998 für einen sehr großen Dopingskandal sorgte. Wüst war allerdings von seinem Team nicht für diese Tour de France nominiert worden. Des Weiteren erscheint sein Name im Buch Gedopt von Willy Voet, dem Masseur des damaligen Festina-Teams, auf einem Dopingplan für EPO-Doping. Wüst selbst jedoch bestreitet, jemals Doping betrieben zu haben, und nennt als Beleg hierfür unter anderem, dass er mehrmals große Rundfahrten wegen fehlender Kraft vorzeitig beenden musste.

Diverses

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Wüst arbeitete ab 2001 als Experte bei der ARD, die während der Tour 2007 ihre Liveübertragungen nach dem Bekanntwerden mehrerer Dopingfälle abbrach. Trotz laufenden Vertrags wurde Wüst für die Berichterstattung der Tour 2007 nicht mehr als Experte eingesetzt.

Bis zur Auflösung des Team Coast im Mai 2003 war er dort verantwortlich für Medien und Kommunikation. Danach arbeitete Marcel Wüst als Pressesprecher des Team Wiesenhof-Akud. Der breiten Masse wurde er bekannt als Radsportexperte bei der ARD und als Autor des Buches Sprinterjahre. Auf Mallorca bietet Wüst in seinem Haus Casa Ciclista Workshops und Kurse, Radsportseminare und Trainingslager für alle Leistungsgruppen an. Außerdem ist Marcel Wüst als Referent für Wirtschaftsunternehmen und Moderator tätig.[3]

Im März 2017 wurde Marcel Wüst als Vizepräsident Marketing und Kommunikation in das Präsidium des Bundes Deutscher Radfahrer gewählt.[4] Im November 2018 trat er von diesem Amt zurück: Er habe den damit verbundenen Zeitaufwand unterschätzt und könne das Amt nicht mit seinen beruflichen Pflichten vereinbaren.[5]

Am 7. Februar 2022 stürzte Wüst bei einer Ausfahrt auf Mallorca schwer und zog sich eine Reihe von Verletzungen zu: mehrere Rippenbrüche, ein gebrochenes Schlüsselbein sowie ein Schulterblatt.[6]

 
Wüst (2014)

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

Grand-Tour-Platzierungen

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Grand Tour19901991199219931994199519961997199819992000
  Giro d’ItaliaGiro143DNF105DNFDNF
  Tour de FranceTourDNFDNF
  Vuelta a EspañaVueltaDNF109106DNF
Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen.
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Commons: Marcel Wüst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Novemail-Histor-Laser Computer (Hrsg.): (In)Formation 1994: Novemail-Histor-Laser Computer. Amstelveen 1994, S. 23 (niederländisch).
  2. Jürgen Löhle: Die Tour de France. Deutsche Profis und ihre Erfolge. Delius-Klasing, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-667-10922-4, S. 158.
  3. Rainer Kraus, Rudolf Blaha: Die Welt hat Pedale und Freunde, die sie treten. Delius Klasing, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-667-10706-0, S. 153.
  4. Marcel Wüst im BDR-Präsidium. In: bdr-medienservice.de. 1. April 2017, abgerufen am 1. April 2017.
  5. Marcel Wüst zurückgetreten. In: bdr-medienservice.de. 26. November 2018, abgerufen am 26. November 2018.
  6. Johannes Krayer: So geht es Ex-Radprofi Marcel Wüst nach seinem Sturz auf Mallorca. In: Mallorca Zeitung. 10. Februar 2022, abgerufen am 11. Februar 2022.