Lilian Franck
Lilian Franck (* 11. März 1971 in Würzburg) ist eine deutsche Regisseurin und Filmproduzentin.
Leben
BearbeitenLilian Franck studierte an der Filmakademie Baden-Württemberg und erhielt 1996 ihr Diplom im Fach Regie Dokumentarfilm. Sie setzte ihre Ausbildung in Frankreich an der Grande Ecole Le Fresnoy – Studio national des arts contemporains in Tourcoing fort, welche sie mit dem Postgraduierten-Diplom im Jahr 2000 abschloss.[1]
2002 wurde sie mit dem Nachwuchspreis des Deutsch-Französischen Journalistenpreises für die Dokumentation Halbe Chance ausgezeichnet.[2] Der Film war ihre erste Co-Regie mit Robert Cibis, mit dem sie gemeinsam die Produktionsfirma OVALmedia gegründet hatte. OVALmedia produzierte zahlreiche Dokumentarfilme, etwa den 2010 veröffentlichten Film Das Glück aus der Dose, bei dem Franck zusammen mit Stefanie Schmidt Regie führte, über die Behandlung von Kindern mit Psychopharmaka.[3] Anfang April 2021 zog sich Franck aus sämtlichen Unternehmen der OVALmedia-Gruppe zurück und erklärte, an keiner Produktion von OVALmedia zur COVID-19-Pandemie mitgewirkt zu haben. Sie gab bekannt, sie werde künftig in keiner Form mehr mit OVALmedia kooperieren.[4]
Im Jahr 2008 legte Lilian Franck mit Pianomania die Grundlage für ihre Laufbahn als Kinofilmregisseurin. Der Film über die Suche nach dem perfekten Klang zeigt die nervenaufreibende Zusammenarbeit zwischen dem Klaviertechniker Stefan Knüpfer und Starpianisten wie Lang Lang, Pierre-Laurent Aimard und Alfred Brendel. Pianomania lief sehr erfolgreich in 20 Ländern im Kino und gewann u. a. beim Internationalen Filmfestival von Locarno den Preis der Semaine de la Critique,[5] den Golden Gate Award beim San Francisco International Film Festival[6] und den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Beste Tongestaltung.[7] Außerdem wurde er mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnet.[8] Der Film wurde in der New York Times[9] und im Guardian besprochen.[10]
Lilian Franck beschäftigt sich mit verschiedenen Genres: Beobachtend gedrehte Kinodokumentarfilme im Direct-Cinema-Stil, Reportagen und Dokumentationen. Ihr Schwerpunkt liegt auf Wissenschaftsfilmen im Bereich Gesundheit und Gesellschaft. Im Jahr 2017 stellte sie ihre persönliche Recherche trustWHO fertig.[11] Der Film untersucht die Einflüsse von privater Industrie auf die Weltgesundheitsorganisation und startete am 1. März 2018 in den deutschen Kinos; anschließend wurde er auf ARTE und im ORF ausgestrahlt. Im selben Jahr beendete Franck auch Fuck Fame (Co-Regie Robert Cibis). Dieser Kinofilm zeigt den Kampf der jungen Rapperin Uffie zwischen ihrem privaten Ich und ihrer öffentlichen Person als Popstar. Fuck Fame feierte seine Premiere auf dem Festival Fipadoc in Biarritz und wurde für den Deutschen Dokumentarfilmpreis nominiert,[12] bevor er 2019 ins Kino kam. Ihr Fernsehfilm Spitzenmedizin: Akupunktur – Mythos oder Therapie hatte seine deutsche TV-Premiere am 30. Mai 2020 auf ARTE.
Neben ihrer Regietätigkeit hat Lilian Franck auch Erfahrung mit der Filmproduktion und dem Filmverleih.[13] Für ihre Produktion Free Lunch Society,[14] bei der Christian Tod Regie führte, organisierte sie gemeinsam mit der OVALmedia Cologne GmbH eine Crowd-Premiere[15] am 1. Februar 2018. Im Jahr 2020 initiierte und koordinierte sie gemeinsam mit dem Dokumentarfilmverband agdok den Dokumentarfilmtag LetsDok.[16]
Seit dem 1. Februar 2020 ist Franck als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Alice Salomon Hochschule Berlin[17][18] beschäftigt. Im Sommersemester 2021 hatte sie einen Lehrauftrag zu ihrem aktuellen Forschungsthema Weibliche Lust im Digitalzeitalter an der Evangelischen Hochschule Berlin.[19]
Filmografie
BearbeitenKino
BearbeitenRegie und Produktion
- 2019: Spitzenmedizin (Co-Regie: Robert Cibis)
- 2017: Fuck Fame (Co-Regie: Robert Cibis)
- 2017: trustWHO
- 2010: Pianomania (Co-Regie: Robert Cibis)
Produktion
- 2016: Free Lunch Society (Regie: Christian Tod)
Fernsehen
BearbeitenRegie und Produktion
- 2010: Das Glück aus der Dose (Co-Regie: Stefanie Schmidt)
- 2004: Kapital: Mensch (Co-Regie: Robert Cibis)
- 2002: Halbe Chance? (Co-Regie: Robert Cibis)
- 2000: Temps forts
- 1997: Oma Maertens
- 1997: Supermerle
Produktion
- 2011: Lebensretter Ostblockviren – Ein Weg aus der Antibiotikakrise?
- 2010: 50 Jahre Pille – Karriere ohne Knick?
- 2009: Patient als Beute – Der Streit um die Gesundheitsmilliarden
Kurzfilme
BearbeitenRegie und Produktion
- 2003: Oh du fröhliche!
- 2000: Cora
- 1994: Clemi Flüchtet
- 1994: Omen – 15 Stunden Tekkno
Produktion
- 2015: J'ai Tout Donné Au Soleil Sauf Mon Ombre (Regie: Valérie Anex und Christian Johannes Koch)
- 2015: Anyway Home (Regie: Pablo Kaes)
- 2003: Ich liebe mich, Ich liebe mich nicht
Interaktive Videoinstallation
Bearbeiten- 2001: Entro-Toupie
Auszeichnungen
BearbeitenHalbe Chance?
- 2002: Nachwuchspreis des Deutsch-Französischen Journalistenpreises
Ekelhaft Gesund
- 2007: Ekotop Filmpreis
Pianomania[20]
- 2009: Internationales Filmfestival Locarno, Preis der Semaine de la Critique
- 2009: Festival des Österreichischen Films – Diagonale, Preis für die Beste Künstlerische Montage Kategorie Dokumentarfilm
- 2009: Kinofest Lünen, Haupt- und Publikumspreis Lüdia
- 2009: Europäischer Filmpreis, Nominierung als Bester Dokumentarfilm
- 2009: Filmbewertungsstelle Wiesbaden: Prädikat Besonders wertvoll und Film des Monats
- 2010: San Francisco International Film Festival, Golden Gate Preis
- 2010: Eurodok Norwegen, Ehrenpreis
- 2010: Filmwochenende Würzburg, Publikumspreis
- 2011: Deutscher Filmpreis in der Kategorie Beste Tongestaltung
Weblinks
Bearbeiten- Lilian Franck bei IMDb
- Lilian Franck bei filmportal.de
- Lilian Franck bei Crew United
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Lilian Franck Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Lilian Franck. In: ash-berlin.eu. Abgerufen am 2. Dezember 2021.
- ↑ Halbe Chance? ( vom 7. September 2012 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Das Glück aus der Dose. In: programm.ard.de. 1. Oktober 2010, abgerufen am 24. November 2021.
- ↑ Marc Mensch: Lilian Franck stellt Abkehr von OVALmedia klar. Blickpunkt:Film, 17. November 2021, archiviert vom ; abgerufen am 12. Mai 2023.
- ↑ str: Preis für Austro-Doku bei Semaine de la Critique. In: vienna.at. 15. August 2009, abgerufen am 1. Dezember 2021.
- ↑ Susan Gerhard: SFIFF53: Golden Gate Awards and Juried Prizes/Grants Announced | SF360. In: sf360.org.mytempweb.com. San Francisco Film Society, 5. Mai 2010, abgerufen am 24. November 2021 (englisch).
- ↑ Pianomania: Deutscher Filmpreis. In: deutscher-filmpreis.de. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
- ↑ PIANOMANIA - Die Suche nach dem perfekten Klang. FBW-Pressetext. In: fbw. Abgerufen am 24. November 2021.
- ↑ Manohla Dargis: A Master of the Piano Whose Performances Receive No Applause. In: New York Times. 1. November 2011, abgerufen am 24. November 2021 (englisch).
- ↑ Pianomania: the little film that struck a major chord. Interview. In: The Guardian. 16. August 2010, abgerufen am 24. November 2021 (englisch).
- ↑ trustWHO. Ein Film von Lilian Franck. In: Real Fiction. Abgerufen am 24. November 2021.
- ↑ Documentaire musical 2019 – Sélection 2019 FIPADOC 2019. In: fipadoc.net. Abgerufen am 1. Dezember 2021 (französisch).
- ↑ Lilian Franck, Robert Cibis: Wie wir Filmverleiher geworden sind. In: agdok.de. Abgerufen am 2. Dezember 2021.
- ↑ Free Lunch Society. In: Website des Films. Abgerufen am 24. November 2021 (englisch).
- ↑ Crowdpremiere. Mein Grundeinkommen. In: www.mein-grundeinkommen.de. Abgerufen am 16. April 2019.
- ↑ About – LetsDok. In: 2020.letsdok.de. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
- ↑ Lilian Franck. Position und Projekt an der ASH Berlin. In: Website der Alice Salomon Hochschule Berlin. Abgerufen am 24. November 2021.
- ↑ Weibliche Lust im Zeitalter der Digitalisierung. In: Alice: Magazin der Alice Salomon Hochschule. Ausg. Sommersemester 2020, S. 109.
- ↑ Speaker DiGiTaL - 2021. In: digital2021.org. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
- ↑ Festivals und Auszeichnungen. In: Pianomania.de. Abgerufen am 24. November 2021.
Personendaten | |
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NAME | Franck, Lilian |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Regisseurin und Filmproduzentin |
GEBURTSDATUM | 11. März 1971 |
GEBURTSORT | Würzburg |