Lee J. Cobb

US-amerikanischer Schauspieler (1911-1976)

Lee J. Cobb, eigentlich Leo Jacoby (* 8. Dezember 1911 in New York City; † 11. Februar 1976 in Woodland Hills, Kalifornien), war ein US-amerikanischer Schauspieler. Cobb zählte zu den führenden Charakterdarstellern und spielte oft mürrische oder dominante Männer. Seine bekanntesten Rollen sind der korrupte Gewerkschaftsboss Johnny Friendly in Die Faust im Nacken und der aufbrausende „Geschworene Nr. 3“ in Die zwölf Geschworenen.[1]

Geboren als Sohn eines jüdischen Komponisten, zeigte Cobb bereits in jungen Jahren ein Talent als Violinist, doch vereitelte eine schwere Handverletzung eine Karriere als Musiker. Im Alter von 17 Jahren verließ er sein Elternhaus und ging nach Hollywood, wo er jedoch zunächst erfolglos blieb. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt studierte Cobb am New York College; nebenbei arbeitete er als Sprecher in Rundfunk-Hörspielen.

1931 erfolgte eine Anstellung am Pasadena Playhouse und 1935 ein Engagement am Group Theatre in New York. Das Group Theatre machte sich einen Namen durch sozial engagierte Theaterproduktionen. Unter Elia Kazans Regie spielte Cobb 1936 in Kurt Weills erster ausschließlich amerikanischer Produktion Johnny Johnson. Erfolgreich war er unter anderem auch 1949 als Darsteller des Willy Loman in der Uraufführung von Arthur Millers Stück Tod eines Handlungsreisenden, das Kazan inszenierte. 1966 spielte Cobb diese Rolle auch in einer Fernsehaufzeichnung. Nachdem er 1934 erstmals im Abspann ungenannt eine kleine Filmrolle hatte, bekam er ab 1939 auch erste größere Rollen beim Film und wurde in Folge zu einem gefragten Charakterdarsteller. Er verkörperte vorwiegend dominante und autoritäre Persönlichkeiten, darunter in einer Reihe von Film-noir-Produktionen wie Johnny O’Clock, Kennwort 777 und Gefahr in Frisco. Er stellte dort in Nebenrollen schon früh häufiger Charaktere dar, die deutlich älter als er selbst waren – so verkörperte er in Golden Boy von 1939 den Vater des nicht einmal sieben Jahre jüngeren William Holden.

Wie vielen seiner Gefährten des Group Theatre wurde auch Cobb vorgeworfen, Kommunist oder deren Sympathisant zu sein. Zwei Jahre lang weigerte er sich zunächst, vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe auszusagen. Als seine Karriere durch Aufnahme auf eine Schwarze Liste einbrach, sagte er aus und gab die Namen von 20 Angehörigen der Kommunistischen Partei preis.[2] Nach seiner „Rehabilitation“ fand er wieder Arbeit in Hollywood und arbeitete mit Elia Kazan und Budd Schulberg, beides Regisseure, die sich aussagefreudig vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe zeigten, zusammen. Cobb lieferte herausragende darstellerische Leistungen, so etwa in Die Faust im Nacken (1954) und in Die zwölf Geschworenen (1957). 1960 wirkte er in der Literaturverfilmung Exodus mit und spielte den Vater von Ari Ben Canaan (Paul Newman).

Ab 1962 stellte Cobb in der Fernsehserie Die Leute von der Shiloh Ranch fünf Jahre lang den Richter Henry Garth dar. Nachdem er die Serie verlassen hatte, drehte er wieder verstärkt Kinofilme, darunter auch mehrere Mafiafilme in Italien. In der Serie Die jungen Anwälte war er 1970 nochmals in einer Fernsehhauptrolle zu sehen. In dem Film Der Exorzist spielte er seine letzte größere Rolle als Polizeileutnant William Kinderman. Im Laufe seiner Karriere war Cobb zweimal für einen Oscar nominiert, als Bester Nebendarsteller in Die Faust im Nacken und in Die Brüder Karamasow, sowie jeweils für einen Golden Globe in Die zwölf Geschworenen und in Wenn mein Schlafzimmer sprechen könnte. Für seine Leistung in Exodus war er für einen Laurel Award nominiert. Eine seiner letzten wichtigen Rollen hatte er 1973 als Polizeiermittler in dem Horrorklassiker Der Exorzist von William Friedkin.

Lee J. Cobb starb 1976 im Alter von 64 Jahren an einem Herzinfarkt. Er war von 1940 bis zur Scheidung 1952 mit der Schauspielerin Helen Beverly verheiratet und hatte mit ihr zwei Kinder, darunter die Schauspielerin Julie Cobb. 1957 heiratete er die Lehrerin Helen Brako Hirsch, mit der er bis zu seinem Tod verheiratet war und zwei weitere Kinder hatte.

Auszeichnungen

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Lee J. Cobb wurde für die wichtigsten amerikanischen Film- und Fernsehpreise mehrfach nominiert, konnte aber nie einen von ihnen gewinnen.
Oscars

Golden Globe Awards

Emmy Awards

  • 1958: Nominierung für den Besten Einzelauftritt für seine Darstellung in der Studio One-Folge No Deadly Medicine
  • 1960: Nominierung für den Besten Einzelauftritt für seine Darstellung in der Project 90-Folge Project Immortality
  • 1967: Nominierung für den Besten Einzelauftritt (Kategorie Drama) für den Fernsehfilm Death of a Salesman

Filmografie (Auswahl)

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Commons: Lee J. Cobb – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Nachruf auf Lee J. Cobb in The New York Times
  2. D. D. Guttenplan: American Radical: The Life and Times of I. F. Stone. Northwestern University Press, 2012, S. 291.