Kyros I.

vierter König des altpersischen Achämenidenreichs

Kyros I. (persisch کوروش, altpersisch Kūruš, babylonisch Kuraš, elamisch Kuraš; * vor 657 v. Chr.; † um 600 v. Chr.), Sohn des Königs Teispes, war der vierte König des altpersischen Achämenidenreichs und „König von Anschan“. Seine Regierung wird traditionell ca. 640 – ca. 600 v. Chr. datiert, doch wird eine spätere Datierung (ca. 610–585) erwogen.[1]

Das Siegel des Kyros I. auf der Tontafel PFS 93* der Verwaltungsarchive von Persepolis

Quellenlage

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In der Inschrift des Kyros-Zylinders wird Kyros I. als „Nachkomme des Teispes“ bezeichnet. Bezeugt ist Kyros I. durch Tontafeln des Festungsarchivs von Persepolis, auf denen ein Siegel mit der elamischen Inschrift „Kuraš von Anschan, Sohn des Šešpeš (Teispes)“[2] zu finden ist. Der Abdruck des Siegels wurde insgesamt 58 Mal auf 18 verschiedenen Tontafeln gefunden.[3] Diese Angaben werden sowohl von der Bisutun-Inschrift des Dareios I. als auch von Herodot[4] bestätigt.

Herodot berichtet auch, Kyros, der König von Anschan, habe eine neue Koalition aus seinem eigenen persischen Stamm, den Pasargadae, den persischen Stämmen der Maraphii und Maspii, den mächtigen Stämmen (unbekannter Herkunft) der Panthialaei, Derusiaei und Germanii sowie den Nomadenstämmen der Dahae (auch Dai genannt), Mardi (Meder), Dropici and Sagarti (Asagarti) geformt.[5] Als Jahr der Revolte gegen Ariaramna I. nennt er das Jahr 550 v. Chr. Herodots Angaben sind jedoch nicht ganz richtig. Tatsächlich handelt es sich beim Aufstand um Kyros II., der 550 v. Ch. Drangiana unterwarf.

In einer Tributliste des assyrischen Königs Assurbanipal wird ein Kuraš, König von Parsumaš erwähnt, der seinen ältesten Sohn Arukku um 646 oder 639 v. Chr. mit einem Tribut nach Ninive zur Huldigung schickte. Diesen Kuraš hat man traditionell mit Kyros I. identifiziert. Heute gilt diese Annahme als überholt.[6][1][7]

Das Siegel des Kuraš von Anschan

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Die Jagdszene des Assurbanipals auf dem Relief von Niniveh weist Ähnlichkeiten mit der Darstellung des Pferdes auf PFS 93* auf
 
Das Relief von der Schlacht am Ulai zeigt Übereinstimmungen mit den antiken Siegeln im Festungsarchiv von Persepolis in Bezug auf Pfeil und Bogen, der Darstellung von besiegten Gegnern, Komposition und Stil

Das Siegel PFS 93* mit der sechszeiligen Inschrift „Kuraš von Anschan, Sohn des Šešpeš (Teispes)“ ist eines der gewichtigsten Artefakte der späten neuelamischen Periode (ca. 646 v. Chr. bis ca. 550 v. Chr.). Es ist Träger von chronologischen, genealogischen, ethnischen, historischen und stilistischen Informationen.

Die Inschrift des Siegels wurde in verschiedensten Zusammenhängen in Verbindung mit Personen und Herrschern von Chuzestan, Susa, Fars und Anschan von Wissenschaftlern zitiert. Allein über die Identität des erwähnten Kuraš existieren unzählige Beiträge. Einerseits geht es um die Beziehung zu Kuraš von Parsumaš zur Zeit des Aššurbanipal’s, der seinen Sohn als Geisel an den assyrischen Hof geschickt hatte. Bei einer anderen Diskussion stehen die verwandtschaftlichen Beziehungen zu Kyros II. im Mittelpunkt. Eine weitere Diskussion, bei der die Inschrift des Siegels eine Rolle spielt, findet über das Verhältnis von Elam und Anschan einerseits und Anschan und Parsua/Parsuaš/Parsumaš andererseits statt.

Das Siegel wurde nicht von einer Person verwendet, sondern von einem Büro in Persepolis. Es steht in Zusammenhang mit der Versorgung des Königs und in direkter Verbindung mit der königlichen Familie. Es war aber nicht das einzige Siegel am Hof des Dareios I., das aus früherer Zeit weiterverwendet wurde.[8] Die Ähnlichkeiten unter all diesen Siegeln legen es nahe, dass die verwandten Siegel vom gleichen glyptischen Umfeld und ungefähr aus der gleichen Zeit stammen.

Die dargestellte Szene im Siegel des Kyros I. ist von assyrischen Szenen übernommen, wie sie auf den Reliefs von den Palästen des Aššurbanibal in Niniveh bekannt sind. Die Übereinstimmungen mit den assyrischen Darstellungen betreffen den semantischen Kontext von Pfeil und Bogen, die Darstellung von besiegten Gegnern, die Verwaltung des Raums, die Komposition und der Stil. Zwei assyrische Stempelsiegel aus Niniveh, deren Abdrücke sich heute im British Museum befinden,[9] zeigen die Verbindungen von Artefakten zwischen Assyrien und Anschan/Fars noch deutlicher auf. Die Ähnlichkeiten sind so groß, dass es sich um ein gemeinsames glyptisches Umfeld, wenn nicht sogar um die gleiche Werkstatt aus der Zeit des Aššurbanibals handeln muss.

Es wäre aber falsch anzunehmen, dass das Siegel des Kyros I. auf assyrischem Boden hergestellt wurde. Sowohl dieses Siegel als auch die anderen aus dem Festungsarchiv von Persepolis, die aus früheren Zeiten stammen, deuten auf Anschan/Fars als Herstellungsort hin. Sie wurden von hochrangigen Persönlichkeiten verwendet, die alle in Beziehung zum König standen. Sie wurden sorgfältig von Generation zu Generation weitergegeben und zeigen die Gewichtung des Königs und seinem Umfeld, die Erinnerung und Verbindung zu den Vorfahren zu pflegen. Es handelt sich dabei nicht um die Könige von Susa, sondern um die Teispiden, die in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. in einem multikulturellen Umfeld Anschan/Fars mit der Ethnogenese der Perser wiederauferstehen ließen. Als solches ist das Siegel nicht als späte neuelamische Kunstform einzuordnen, die erst im 6. Jahrhundert v. Chr. belegt ist, sondern als frühe persische Kunstform.[10]

Stammbaum

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Achaimenes
1. König, Regent von Persien
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Teispes
2. König, Regent von Anschan
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ariaramna I.
3. König, König in der Persis
 
Kyros I.
4. König, König von Anschan
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Arschama I.
Regionalregent
 
Kambyses I.
5. König, König von Anschan
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hystaspes
Satrap
 
Kyros II.
6. König, Regent von Persien
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dareios I.
9. König, Regent von Persien
 
Kambyses II.
7. König, Regent von Persien
 
Bardiya
8. König, Regent von Persien
(oder Gaumata als Smerdis)
 
Artystone
Prinzessin
 
Atossa
Prinzessin
 
Roxane
Prinzessin
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Xerxes I.
10. König, Regent von Persien
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Artaxerxes I.
11. König, Regent von Persien
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Pierre Briant: From Cyrus to Alexander. Eisenbraun, Winona Lake 2002, ISBN 1-57506-031-0, S. 17f.
  2. Garrison 2011, S. 375.
  3. Margaret Cool Root: The legible image: how did seals and sealing matter in Persepolis? In: Pierre Briant, Wouter F. M. Henkelman, Matthew W. Stolper (Hrsg.): L’archive des fortifications de Persépolis - état des questions et perspectives de recherches (= Persika. Band 12). Paris 2009, S. 96; Festungsarchiv von Persepolis#Primärquellen.
  4. Herodot, Historien 7, 11
  5. Herodot, Historien 1.101 & 125
  6. Der Neue Pauly. Band 6, Spalte 1013
  7. Amélie Kuhrt: The Persian Empire. A Corpus of Sources from the Achaemenid Empire. London/ New York 2007, S. 53–54, mit Quellenangaben.
  8. Unter anderen zeigt es Ähnlichkeiten mit den Siegeln PFS 51, das persönliche Siegel der königlichen Dame Irdabama, und dem Siegel PSF 77*, das auf Šeraš, der Tochter des Hupan’ahpi, ausgestellt war und von einem hohen Funktionär der Verwaltung in Persepolis mit dem Namen Rašda benutzt wurde. Sowohl Irdabama als auch Rašda sind Personen, die in den Tontafeln oftmals administrativ in Verbindung stehen und beide benutzten sie alte Siegel.
  9. Siegelabdruck WA 84529 im British Museum und WA 84529
  10. Garrison 2011.
VorgängerAmtNachfolger
TeispesPersischer König
640–600 v. Chr.
Kambyses I.