Kauderwelsch
unverständliche, aus verschiedenen Sprachen gemischte oder fehlerhafte Ausdrucksweise
Kauderwelsch ist eine Bezeichnung für eine verworrene Sprechweise, ein unverständliches Gemisch aus mehreren Sprachen oder eine unverständliche fremde Sprache.
Etymologie
BearbeitenDie Etymologie des vor dem 16. Jahrhundert entstandenen Wortes ist nicht eindeutig. Der zweite Wortbestandteil welsch ist eine alte Bezeichnung für romanische Sprachen (auch keltische) und ihre Sprecher; sie findet sich in geographischen Bezeichnungen wie Welschschweiz, Welschtirol, Wallonien und Walachei. Im Englischen steht welsh für die Sprache in Wales.[1] Für den ersten Wortteil werden unterschiedliche Herleitungen genannt.
- Nach den Wörterbüchern von Karl Weigand und der Brüder Grimm geht das Vorderglied der Zusammensetzung auf kaudern „Zwischenhandel treiben, makeln“ zurück, so dass mit Welsch ursprünglich die (Misch-)Sprach italienischer Händler und Geldwechsler (vgl. Fischart: „die welschen hausierer, kauderwelschen Lamparter“, also Lombarden) gemeint wäre.[2]
- Luther bezog das Wort auf die Rätoromanen (der Chauderwelschen oder Churwallen kahle Glossen), so dass es ursprünglich die „welsche Sprache der Einwohner von Chur in Graubünden, Churwelsch, Churer-Welsch“ bedeutet und dann die allgemeine Bedeutung „unverständliche Sprache“ angenommen hätte. (Vgl. auch spanisch Chau Chau für Kauderwelsch als Bezeichnung ausländischer Sprachen). Bürger wie Hermannus Kudirwale (Köln, 1247) und Berchtold Khawderwalch (Rain am Lech, 1379) waren laut Friedrich Kluge und Alfred Götze Rätoromanen aus dem Rheintal von Chur, dessen Name im benachbarten Tirol seit etwa 1050 „Kauer“ lautet. Über „Kaurerwelsch“ sei dann „Kauderwelsch“ entstanden. Um 1450 schrieb der Schwabe Hermann von Sachsenheim „Churwalchen ist ein pöse Sprach, besonders in dem Engendin“.[3] Auch gemäß dem neueren Duden Herkunftswörterbuch besteht der Zusammenhang zu Chur darin, dass der Ortsname im Tirolerischen Kauer heißt und demzufolge das Wort eigentlich Churromanisch bedeuten würde.
- Nach Karl Trübner geht der erste Teil des Wortes auf frühneuhochdeutsch kūder ‚Werg‘ zurück. Zunächst soll der Kauderwelsch die abwertende Bezeichnung für den italienischen Flachs- und Werghändler gewesen sein.[4]
- Wolfgang Pfeifer ergänzte die obengenannten Herleitungsversuche, die er kurz bespricht, um «einen Zusammenhang mit oder Beeinflussung durch» oberdeutsch kudern, kaudern „undeutlich sprechen“, ein zunächst wohl lautmalerisch das Kollern des Truthahns bezeichnendes Verb.[5]
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Friedrich Kluge (Begr.), Elmar Seebold (Bearb.): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 23., erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-012922-1, S. 434.
- Salcia Landmann: Jiddisch. Abenteuer einer Sprache. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1964, S. 80.
- Siegmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen. Bibliographisches Institut, Mannheim 1956, S. 9.
- Duden Das Herkunftswörterbuch (Etymologie der deutschen Sprache). 3. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, S. 398.
- Kauderwelsch. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 5: Gefoppe–Getreibs – (IV, 1. Abteilung, Teil 2). S. Hirzel, Leipzig 1897, Sp. 308–310 (woerterbuchnetz.de).
- kaudern. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 5: Gefoppe–Getreibs – (IV, 1. Abteilung, Teil 2). S. Hirzel, Leipzig 1897 (woerterbuchnetz.de).
Weblinks
BearbeitenWiktionary: Kauderwelsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Vgl. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (online auf dwds.de). Abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Band XI, Spalte 308 (online).
- ↑ Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck (21., unveränderte Auflage) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 359.
- ↑ Karl I. Trübner: Trübners Deutsches Wörterbuch. In: Walter Heuer: Darf man so sagen? Kritisch-vergnügliche Glossen zu unserer Gegenwartssprache (Deutsch unter der Lupe, Band 2). Buchverlag der NZZ, Zürich 1976, S. 24.
- ↑ Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Erarbeitet im Zentralinstitut für Sprachwissenschaft, Berlin, unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer. Akademie, Berlin 1989 und zahlreiche Neuauflagen (online auf dwds.de).