Itraconazol
Itraconazol ist ein systemisch wirkendes Antimykotikum aus der Gruppe der Triazole, das bei oraler Verabreichung größtenteils im Darm resorbiert wird und in den Blutkreislauf gelangt. Die Resorptionsrate wird durch das Säuremilieu des Magens beeinflusst.[4] Das Arzneimittel steht auch zur intravenösen Therapie zur Verfügung.[5]
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
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Diastereomerengemisch, beide Diastereomere sind Racemate. Die Abbildung zeigt nur je ein Enantiomer der beiden Diastereomeren. | ||||||||||||||||||||||
Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Freiname | Itraconazol | |||||||||||||||||||||
Andere Namen | ||||||||||||||||||||||
Summenformel | C35H38Cl2N8O4 | |||||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
ATC-Code | ||||||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse | ||||||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | 705,64 g·mol−1 | |||||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | |||||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||||||||||||||
pKS-Wert |
3,7[2] | |||||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | ||||||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Itraconazol, die Nachfolgesubstanz von Ketoconazol, wirkt wie alle anderen Antimykotika nur gegen bestimmte Pilzarten. Die Verstoffwechslung erfolgt über das Cytochrom CYP3A4.[4]
Die Halbwertszeit hängt von der Dosierung und der Dauer der Einnahme ab und beträgt bei Einmalgabe von 100 mg 15 Stunden, bei Einmalgabe von 400 mg 25 Stunden und nach Einnahme von 400 mg pro Tag über 2 Wochen 42 Stunden.[6]
Itraconazol ist in Deutschland verschreibungspflichtig und birgt u. a. das Risiko von Herzinsuffizienz und Leberschäden.[7][8]
Wegen variabler Bioverfügbarkeiten können bei Einnahme von Itraconazol als Kapseln oder Saft Serumspiegelbestimmungen sinnvoll sein.
Stereoisomerie
BearbeitenItraconazol ist ein Gemisch von zwei Diastereomeren, die racemisch vorliegen.[9] Folglich ist der Arzneistoff ein Gemisch von vier Stereoisomeren.
Einsatzbereich/Wirksamkeit
BearbeitenDie antimykotische Wirkung von Itraconazol basiert auf der Reduktion der Ergosterol-Synthese in den Pilzzellen, das dort ein lebenswichtiger Bestandteil der Zellmembran ist.
Eingesetzt wird Itraconazol zur Therapie und Prophylaxe von Systemmykosen, insbesondere bei oraler und ösophagealer Candidose.[10]
Die Wirksamkeit ist durch In-vitro-Studien belegt bei Infektionen durch:
- Dermatophyten (Trichophyton spp., Microsporum spp., Epidermophyton floccosum)
- Hefen (Cryptococcus neoformans, Pityrosporum spp., Candida spp., einschließlich C. albicans, C. glabrata und C. krusei)
- Aspergillus spp.
- Histoplasma capsulatum
- Paracoccidioides brasiliensis
- Sporothrix schenckii
- Fonsecaea spp.
- Cladosporium spp.
- Blastomyces dermatitidis
sowie unterschiedliche andere Pilze und Hefen.
Infektionen mit häufig verminderter Empfindlichkeit (erhöhte MHK) gegen Itraconazol sind:
- Candida glabrata
- Candida tropicalis
- Candida krusei
- Candida guiliermondii
- Fluconazol-resistente Candida-spp.-Isolate
Itraconazol ist unwirksam gegen:
- Zygomycota (Rhizopus spp., Rhizomucor spp., Mucor spp. und Absidia spp.)
- Fusarium spp.
- Scedosporium spp.
- Scopulariopsis spp.
Die Zahl der nachgewiesenen Stämme mit Resistenzen gegen Itraconazol hat sich bei Aspergillus fumigatus seit den 2000er Jahren deutlich erhöht. Die zunehmende Verwendung von Azolen in der Landwirtschaft wird dafür verantwortlich gemacht.[11][12]
Wechselwirkungen
BearbeitenItraconazol benötigt ein saures Milieu, um im Verdauungstrakt aufgenommen zu werden. Die Einnahme von Magensäureblockern oder basischen Medikamenten kann die Aufnahme der Substanz behindern.[13]
Nebenwirkungen
BearbeitenAls häufige, in klinischen Studien aufgetretene Nebenwirkungen sind zu nennen: Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Blähungen, Leberfunktionsstörungen, Schnupfen und Nasennebenhöhlenentzündung, Infektion der oberen Atemwege, Ausschlag.[14]
Handelsnamen
BearbeitenMonopräparate
Sempera (D), Siros (D), Sporanox (A, CH), zahlreiche Generika (D, A, CH)
Veterinärmedizin
Fungitraxx, Itrafungol
Literatur
Bearbeiten- Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 272.
Weblinks
Bearbeiten- Eintrag zu Itraconazol bei Vetpharm, abgerufen am 11. August 2012.
- Eintrag Itraconazol auf Onmeda.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Eintrag zu ITRACONAZOLE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 18. September 2021.
- ↑ a b Eintrag zu Itraconazol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 30. September 2014.
- ↑ a b c Datenblatt Itraconazole bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 6. April 2011 (PDF).
- ↑ a b Informationen Itraconazol STADA 100 mg-Kapseln (PDF; 186 kB).
- ↑ ZCT: Neueinführung Itraconazol iv, 1/2005.
- ↑ ZCT: Neueinführung Itraconazol, 4/1991.
- ↑ Risiken der Nagelpilz-Behandlung … Itraconazol (SEMPERA u. a.): Herzinsuffizienz. In: Arznei-Telegramm 2001; Jg. 32, Nr. 6, S. 63.
- ↑ Itraconazol axapharm. In: axpharm ag. Abgerufen am 19. Februar 2023 (deutsch).
- ↑ Europäisches Arzneibuch. Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart, 6. Ausgabe, 2008, S. 2927–2929, ISBN 978-3-7692-3962-1.
- ↑ Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 272.
- ↑ Matt Richtel, Andrew Jacobs: A Mysterious Infection, Spanning the Globe in a Climate of Secrecy. In: New York Times, 6. April 2018
- ↑ Joseph Heitman: Emergence of Azole-Resistant Aspergillus fumigatus Strains due to Agricultural Azole Use Creates an Increasing Threat to Human Health. Oktober 2013, PMID 3812019
- ↑ Matthew J. Cervelli, Graeme R Russ: Principles of Drug Therapy in Chronic Kidney Disease and Renal Replacement Therapy. In: Jürgen Floege, Richard J Johnson, John Feehally: Comprehensive Clinical Nephrology. 4. Auflage. St. Louis 2010, S. 883.
- ↑ Itraconazol: Nebenwirkungen. Eintrag in Onmeda.