Hubert Weinzierl

deutscher Natur- und Umweltschützer

Hubert Weinzierl (* 3. Dezember 1935 in Ingolstadt) ist ein deutscher Natur- und Umweltschützer. Weinzierl engagiert sich in der Ökologiebewegung und gilt laut einer Rede aus dem Jahr 2000 vom damaligen Umweltminister Jürgen Trittin, als die Integrationsfigur „von klassischem Naturschutz und moderner Umweltpolitik“ in Deutschland.[1] Von 1969 bis 2002 war er Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern. Mit Weinzierl kam die Wende im Bund Naturschutz vom unpolitischen und eher geselligen Verein zum naturschutz- und umweltpolitischen Interessenverband sowie die bundesweite Ausdehnung zum Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dessen Vorsitzender er von 1983 bis 1998 war.

Hubert Weinzierl (links) mit Hubert Weiger, 1994

Werdegang

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Der Sohn des Unternehmers Paul Weinzierl und seiner Frau Thekla (geborene Waldherr) besuchte das Reuchlin-Gymnasium und studierte Forstwissenschaft an der Universität München. Dieses Studium schloss er 1958 als Diplom-Forstwirt ab. Es folgte das Referendariat in der Bayerischen Staatsforstverwaltung und das Studium praktischer Landwirtschaft. Seit dieser Zeit betätigt er sich als Unternehmer sowie Land-, Forst- und Teichwirt. Weinzierl war aufgrund seiner Tätigkeit als Förster selbst aktiver Jäger und war zudem Mitinitiator des Ökologischen Jagdvereins Bayern (ÖJV Bayern) sowie Teilnehmer an dessen Gründungsversammlung im Münchner Hofbräuhaus am Hubertustag 1988.[2][3][4]

Bereits seit 1953 in der Naturschutzbewegung aktiv, wurde Weinzierl 1964 ins Präsidium des Deutschen Naturschutzrings e. V. (DNR) berufen. Von 1965 bis 1972 war er ehrenamtlicher Regierungsbeauftragter für Naturschutz in Niederbayern.

Als Sonderbeauftragter des Deutschen Naturschutzrings (DNR) organisierte er 1970 das Europäische Naturschutzjahr.

Er nahm als Mitglied der deutschen Delegation am Erdgipfel von Rio 1992 und zehn Jahre später am Nachhaltigkeitsgipfel in Johannesburg teil. Von Dezember 2000 bis 2012 war er Präsident des DNR, seit 2001 ist er Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung und seit März 2005 Vorsitzender des Kuratoriums der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Heute lebt der Land- und Forstwirt mit seiner Frau, der katholischen Theologin Beate Seitz-Weinzierl, in Wiesenfelden in Niederbayern, wo beide ein Umweltbildungszentrum aufgebaut haben. Weinzierl: „Meine Aufgaben drängen mich immer wieder nach Berlin und an Verhandlungstische, aber meine Seele lebt im Bayerischen Wald, wo meine Frau und ich mit vielen Tieren zusammen unsere Heimat haben und Kraft schöpfen.“[5]

Es gab Auseinandersetzungen zwischen Weinzierl und seinem Nachfolger als Vorsitzender des Bund Naturschutz Hubert Weiger: „Dem schöngeistigen Ökopionier folgte der robuste Ökofunktionär Weiger … Das Verhältnis Weinzierls zu seinem Nachfolger ist zerrüttet.“[6] Als Folge der Auseinandersetzungen wird das Umweltinformationszentrum auf Schloss Wiesenfelden von Weinzierl privat und nicht mehr vom Bildungswerk des Bund Naturschutz betrieben.

2015 wurde Weinzierl, der seit 2011 erblindet ist,[7] Ehrenpräsident im neu gegründeten Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB).[8]

Ehrungen und Auszeichnungen

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„Das Sterben der Wälder wird unsere Länder stärker verändern als der zweite Weltkrieg.“[9]

„Als in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts ein Schifffahrtskanal durch ein Kleinod deutscher Kulturlandschaften, durch das Altmühltal gebaut werden sollte, gab es darüber einen erbitterten Streit zwischen Naturschützern und Fortschrittsgläubigen (…) Und jetzt die Windkraft (…) Es darf nicht sein, dass wir Herzstücke unserer Heimat preisgeben, die wir zuvor jahrzehntelang verteidigt haben.“[10]

Schriften

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  • 1985: Passiert ist gar nichts. Eine deutsche Umweltbilanz. Kösel-Verlag, München 1985, ISBN 3-466-11060-2.[11]
  • 1991: Ökologische Offensive. Umweltpolitik in den 90er Jahren. Heyne-Verlag, München 1991, ISBN 3-453-05552-7.[12]
  • 1993: Das grüne Gewissen. Selbstverständnis und Strategien des Naturschutzes. 221 Seiten. Verlag Weitbrecht, Stuttgart 1993, ISBN 3-522713605.
  • 2006: Still erlischt das Feenkraut. Gedichte. 64 Seiten mit Bildern von Rita Mühlbauer. SüdOst-Verlag, Waldkirchen 2006, ISBN 3-896821431.
  • 2008: Zwischen Hühnerstall und Reichstag. Erinnerungen. 295 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. MZ-Buchverlag, Regensburg 2008, ISBN 3-93486337X.
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Einzelnachweise

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  1. Bundesumweltminister Jürgen Trittin gratuliert Hubert Weinzierl zur Wahl als DNR-Präsident BMU vom 9. Dezember 2000
  2. Heribert Kalchreuter: Die Sache mit der Jagd. Kosmos, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-440-15205-8, Beispiel Rabenvögel: „So hatte der damals noch praktizierende Naturschützer und Jäger und heutige Präsident des DNR, Hubert Weinzierl, seine Erkenntnisse als Anweisungen zur Gestaltung von Jagdrevieren (Weinzierl 1968) folgendermaßen dargestellt:“
  3. Hubert Weinzierl zum 75. In: jagderleben.de. 7. März 2017, archiviert vom Original am 17. September 2019; abgerufen am 17. September 2019.
  4. Wolfgang Kornder: Impressionen von der Festveranstaltung - Ökologischer Jagdverband Bayern. In: Ökologischer Jagdverein Bayern e. V. Abgerufen am 29. November 2018.
  5. Hubert Weinzierl zum 70. Geburtstag Umweltschutz-NEWS vom 5. Dezember 2005
  6. Georg Etscheit: Gut gegen gut, in: Ders. (Hrsg.): Geopferte Landschaften. Wie die Energiewende unsere Umwelt zerstört. München (2016), S. 16–26, hier S. 21.
  7. „Ich bin ein pathologischer Optimist“ www.sueddeutsche.de, 2. Dezember 2015
  8. H. Weinzierl wird Ehrenpräsident des VLAB (2015) Verbandssite: landschaft-artenschutz.de
  9. Begrabt das Waldsterben, In: Novo, 79, S. 16 ff.
  10. H. Weinzierl: Die Grenzen der Kompromisse. In: G. Etscheit (Hrsg.): Geopferte Landschaften. Wie die Energiewende unsere Umwelt zerstört. München 2016, S. 317.
  11. Weinzierl 1985 (Umweltbilanz) − 230 Seiten mit 31 Karikaturen.
  12. Weinzierl 1991 (Offensive) – 190 Seiten mit 30 Grafiken.