Hitlerbauten

Wohnbauten in Linz, die während der Zeit des Nationalsozialismus geplant bzw. erbaut wurden

Als Hitlerbauten werden die Wohnbauten in Linz, die während der Zeit des Nationalsozialismus geplant bzw. erbaut wurden, bezeichnet. Vor allem in den Stadtteilen Bindermichl, Spallerhof und Urfahr, aber auch in anderen Teilen der Stadt wurden zahlreiche „Hitlerbauten“ errichtet.[1] Auch in anderen oberösterreichischen Städten ist diese Bezeichnung für Wohnbauten aus der NS-Zeit üblich, etwa in Steyr (Stadtteil Münichholz).

Bachlfeldsiedlung, Urfahr

Geschichte

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Der Wohnbau ist eine Folge der Industrieansiedlung in Linz in der NS-Zeit (Reichswerke Hermann Göring, Stickstoffwerke etc.), welche die seit der Zwischenkriegszeit vorhandene Wohnungsnot noch weiter verschärfte. Die Bevölkerungszahl von Linz stieg von 112.000 Einwohnern im Jahr 1938 auf knapp 200.000 im Jahr 1945. Es wurden gleichzeitig 11.000 neue Wohnungen gebaut.[1] Für die Bauarbeiten wurden auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene herangezogen und das Material im KZ Mauthausen und Nebenlagern hergestellt.

Um den großflächigen Ausbau der Gebäude zu beginnen und zu organisieren, wurde am 25. März 1939 die "Stiftung Wohnungsbau Linz a.D." gegründet. Dabei handelte es sich um eine Privatstiftung Hitlers, die offiziell per Führererlass gegründet wurde. Mitglieder waren Gauleiter August Eigruber, der spätere Oberbürgermeister Leopold Sturma und der kurz vorher zum Reichsbaurat ernannte Roderich Fick. Die Stiftung unterstand Hitlers persönlicher Aufsicht. Am 31. März 1939 wird Helmut von Hummel, Martin Bormanns Vertrauter und "Privatsekretär", auf dessen Betreiben hin Geschäftsführer der Stiftung.[2]

Die Generalplanung oblag zum Großteil dem Architekten Roderich Fick. Ausgeführt wurden die Bauten von verschiedenen Planern, wie Armin Sturmberger, Fritz Fanta, Herbert Rimpl und Hans Arndt sowie von Roderich Fick selbst. Einige dieser Bauten stehen unter Denkmalschutz.

Große Innenhöfe mit Grünflächen sind typisch für die Hitlerbauten. Neben den großen Wohnblöcken für die Arbeiterschaft, die architektonisch dem Heimatschutzstil unter Anlehnung an die Form oberösterreichischer Vierkanthöfe einzuordnen sind, wurden auch Ein- und Mehrfamilienhäuser für leitende Angestellte, Offiziere etc. in Siedlungen errichtet. Die unvollendeten bzw. kriegsbeschädigten Bauten wurden nach dem Krieg fertiggestellt.

Siedlungen

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Foto   Baujahr Name Standort Beschreibung
   
 
1942 Aubergsiedlung Pfeifferstraße 12–20, Landgutstraße 33–35, Nißlstraße 13–15, 14, Am Teich 2–30, 27–31
Standort
Architekt: Fritz Fanta[3][4]

Anmerkung: Eigentümer: GWG Linz

   
 
1940–1941 Auhofsiedlung Aubrunnerweg 1–43, Altenberger Straße 50–56
Standort
Ehemalige Infanteriekaserne Auhof, Architekt: Roderich Fick[5]

Anmerkung: Eigentümer: Wohnungseigentum, diverse Eigentümer

   
 
1940–1943 Bachlfeldsiedlung Im Bachlfeld 22–38c, Keplerstraße 22–36
Standort
Architekten: Bruno Biehler (Im Bachlfeld), Heinrich Rettig (Keplerstraße)[6][7]

Anmerkung: Eigentümer: GWG Linz

   
 
1940–1945 Bindermichlsiedlung ganzer Stadtteil, begrenzt von den Straßenzügen Hanuschstraße / Ramsauerstraße / Am Grubbichl / Mörikeweg
Standort
Architekt: Herbert Rimpl[8]

Anmerkung: Eigentümer: WAG Wohnungsanlagen

   
 
1940 Froschbergsiedlung ganzer Stadtteil, begrenzt von den Straßenzügen Ziegeleistraße / Roseggerstraße / Regerstraße / Kudlichstraße / Johann-Strauß-Straße
Standort
Architekten: Armin Sturmberger, Herbert Rimpl, Philipp Holzmann, Mauriz Balzarek; Hauptbauträger war die Reichsbahnsiedlungsgesellschaft mit 620 Wohnungen[9]

Anmerkung: Eigentümer: EBS Eisenbahner Wohnungsanlagen

   
 
1940 Gründbergsiedlung Am Anger, Am Alten Feldweg, In der Stockwiesen, In der Scheibenwiesen, In der Lackerwiesen, Blindwiesen
Standort
Architekt: Roderich Fick, Teile stehen unter Denkmalschutz[10]

Anmerkung: Eigentümer: GWG Linz

   
 
1938–1941 Guglsiedlung Roseggerstraße 17–23, 35–39, Schiedermayrweg 6–8, 7–17
Standort
Architekt: Hans Kampfer, Hans Feichtlbauer[11][12]

Anmerkung: Eigentümer: Wohnungseigentum, diverse Eigentümer

   
 
1940–1942 Harbachsiedlung Leonfeldner Straße 66–130 und 99–107c
Standort
„Führersiedlung“ mit 840 von geplanten 1800 Wohnungen, Architekt: Roderich Fick, steht unter Denkmalschutz[13]

Anmerkung: Eigentümer: GWG Linz

   
 
1941 Hartmayrsiedlung Leonfeldner Straße, Freistädter Straße, Linke Brückenstraße, Am Hartmayrgut, Peuerbachstraße, Heilhamer Straße, Prager Straße
Standort
Architekt: Roderich Fick[14]

Anmerkung: Eigentümer: GWG Linz

   
 
Kaplanhofsiedlung ganzer Stadtteil, begrenzt von den Straßenzügen Lederergasse / Gruberstraße / Körnerstraße / Holzstraße
Standort
Architekten: Fabigan & Feichtinger, Schrade, Walter Brossmann, Herbert Soche, Eugen Wachberger, Josef Ertl, 648 Wohnungen[15]

Anmerkung: Eigentümer: überwiegend GWG Linz

   
 
Karlhofsiedlung begrenzt von den Straßenzügen Leonfeldner Straße / Weigunystraße / Marianweg / Hölderlinstraße
Standort
Architekten: Fritz Fanta, Eduard Dittrich[16]

Anmerkung: Eigentümer: überwiegend GWG Linz

   
 
1939 Keferfeldsiedlung ganzer Stadtteil, begrenzt von den Straßenzügen Losensteinerstraße / Hummelhofstraße / Preglstraße / Gruentalerstraße / Landwiedstraße / Meggauerstraße / Schaunbergerstraße
Standort
Architekt: Herbert Rimpl[17]

Anmerkung: Eigentümer: GWG Linz

    1939 Makartviertel Makartstraße, Lissagasse, Wiener Straße, Richard-Wagner-Straße
Standort
Architekt: Herbert Rimpl[18]

Anmerkung: Eigentümer: WAG Wohnungsanlagen

   
 
1943 Rothenhofsiedlung Leonfeldner Straße 57–69, Hauserstraße 1–11, Merianweg, Kubinweg
Standort
Architekt: Roderich Fick, 250 Wohnungen für Angestellte der Reichspost[19]

Anmerkung: Eigentümer: Neue Heimat Oberösterreich

   
 
1941 Schörgenhubsiedlung ganzer Stadtteil Neue Heimat, begrenzt von den Straßenzügen Dauphinestraße / Siemensstraße / Rohrmayrstraße / Flötzerweg
Standort
Architekt: Fritz Norkauer, 350 von 1800 geplanten Wohnungen wurden bis 1945 errichtet[20]

Anmerkung: Eigentümer: Neue Heimat Oberösterreich

   
 
1940 Siedlung Kleinmünchen ganzer Stadtteil, begrenzt von den Straßenzügen Dauphinestraße / Wiener Straße / Wimmerstraße / Dürerstraße / Simonystraße
Standort
Architekten: Hans Arndt, Herbert Rimpl[21]

Anmerkung: Eigentümer: überwiegend Vereinigte Linzer Wohnungsgenossenschaften

   
 
Spallerhofsiedlung ganzer Stadtteil, begrenzt von den Straßenzügen Muldenstraße / Müller-Guttenbrunn-Straße / Scheibenpogenstraße / Zinöggerweg
Standort

Anmerkung: Eigentümer: überwiegend WAG Wohnungsanlagen

Leonding

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Foto   Baujahr Name Standort Beschreibung
   
 
Flaksiedlung In der Flaksiedlung, Welser Straße 23–33
Standort
Foto   Baujahr Name Standort Beschreibung
   
 
1938–1944 Münichholzsiedlung ganzer Stadtteil, begrenzt von der Enns und den Straßenzügen Leo-Gabler-Straße / Erwin-Puschmann-Straße / August-Hilber-Straße / Schumannstraße / Johann-Prinz-Straße / Otto-Pensel-Straße / Dr.-Alfred-Klar-Straße
Standort
Architekt: Herbert Rimpl[22]

Anmerkung: Eigentümer: WAG Wohnungsanlagen

Literatur

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  • Sylvia Necker, Elisabeth Kramer: „Hitlerbauten“ in Linz. Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Geschichte. 1938 bis zur Gegenwart. Herausgegeben von den Museen der Stadt Linz. Salzburg 2012, ISBN 978-3-7025-0679-7.
  • Günter Kaar, Manfred Carrington, Andreas Reiter: LiNZ-Zeitgeschichte – von der Provinz- zur Stahlstadt, Wohnen und Alltagsleben. Lentia-Verlag, Linz 2012, ISBN 978-3-9503469-1-6.
  • Paul Mahringer: Der Umgang mit dem baulichen Erbe der NS-Zeit in Linz. Polyvalenz und Transformation von unbequemen Denkmalen. Dissertation Universität Wien 2012 (Digitalisat).
  • Sylvia Necker: Wohn(ge)schichten 1938–2013. 75 Jahre WAG. Herausgegeben von der WAG, Linz 2013 (Digitalisat).
  • Helmut Retzl, Günter Rammerstorfer: Steyr-Münichholz – Mustersiedlung, Glasscherbenviertel, Zukunftsmodell. Ennsthaler, Steyr 2018, ISBN 978-3-85068-991-5.
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Commons: Hitlerbauten (Linz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b „Hitlerbauten“ in Linz. Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Geschichte. 1938 bis zur Gegenwart. In: ooegeschichte.at. Virtuelles Museum Oberösterreich, abgerufen am 9. August 2022 (Ausstellung im NORDICO Stadtmuseum Linz. 21. September 2012 bis 20. Jänner 2013).
  2. Robert Stalla: Linzer Wohnbau im Nationalsozialismus. (PDF) 6. Mai 2021, S. 29, abgerufen am 20. September 2024.
  3. NS-Bauten Auberg. Pfeifferstraße 14. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  4. NS-Bauten Auberg. Landgutstraße 33. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  5. ehemalige Infanteriekaserne Auhof, Wohnanlage. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  6. NS-Bauten Bachlfeldsiedlung. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  7. Reihenhaussiedlung. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  8. NS-Bauten Siedlung Bindermichl. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.; 1400 Wohnungen
  9. NS-Bauten Froschberg. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  10. NS-Bauten Gründbergsiedlung. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  11. NS-Bauten Offizierswohnhaus. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  12. Villenartiges Mehrfamilienhaus. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  13. NS-Bauten Harbachsiedlung. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  14. NS-Bauten Hartmayersiedlung. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  15. Siedlung Kaplanhofviertel. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  16. NS-Bauten Karlhofsiedlung. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  17. NS-Bauten Keferfeld-Siedlung. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  18. NS-Bauten Makartviertel. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  19. NS-Bauten Rothenhofsiedlung. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  20. NS-Bauten Schörgenhubsiedlung. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  21. NS-Bauten Siedlung Kleinmünchen. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  22. Raimund Ločičnik: Münichholz: Geplant waren 4500 Wohnungen. Oberösterreichische Nachrichten, 2. Oktober 2013.