Hieron II. von Syrakus

griechischer Herrscher

Hieron II. (altgriechisch Ἱέρων Hiérōn, lateinisch Hiero; * um 306 v. Chr.; † Anfang 215 v. Chr.) war König von Syrakus von 269 bis 215 v. Chr. Wegen seiner Machtübernahme durch einen Staatsstreich wird er auch zu den Tyrannen gezählt, die in Sizilien in der Epoche der „jüngeren Tyrannis“ herrschten. Hieron spielte zunächst als Gegner, dann als Verbündeter der Römer eine wichtige Rolle im Ersten Punischen Krieg und in der Anfangsphase des Zweiten Punischen Kriegs.

Münze Hierons II.
Der Altar Hierons II. in Syrakus.

Herkunft und Machtübernahme

Bearbeiten

Hieron war der uneheliche Sohn des Hierokles, eines Syrakuser Adligen, der behauptete, von Gelon von Syrakus abzustammen. Als Pyrrhos von Epirus Sizilien im Jahr 275 v. Chr. verließ, wählten syrakusische Truppen, die außerhalb der Stadt Syrakus stationiert waren, Hieron zum Feldherrn. Es handelte sich überwiegend um Söldner. Darauf drang Hieron mit seinem Heer in die Stadt ein, übernahm die Herrschaft gewaltsam und ließ sich von der Volksversammlung zum Oberkommandierenden mit außerordentlichen Vollmachten (strategos autokrator) wählen. Staatsrechtlich war diese Machtübernahme ein Staatsstreich und bedeutete, dass eine Tyrannenherrschaft (Tyrannis) errichtet wurde. Hieron stärkte seine Position durch die Heirat mit der Tochter des Leptines, eines der führenden Oligarchen der Stadt.

Regierungszeit

Bearbeiten

Damals hatten die Mamertiner, eine Gruppe von kampanischen Söldnern, die von Agathokles angeworben worden war, die Festung von Messana besetzt, von wo aus sie die Syrakuser in Angst und Schrecken versetzten. Sie wurden am Ende von Hieron in einer Schlacht bei Mylae geschlagen, doch wurde Hieron an der Besetzung Messanas durch den Einspruch Karthagos gehindert. 269 v. Chr. ließ er sich von den Syrakusern und Bundesgenossen im Heer zum König ausrufen.

Im Jahr 264 v. Chr. ging Hieron erneut zum Angriff auf die Mamertiner über, die nun ihrerseits die Römische Republik um Hilfe baten. Hieron schloss sich daraufhin dem punischen Feldherrn Hanno an, der vor kurzem in Sizilien gelandet war, zog sich aber wieder nach Syrakus zurück, nachdem er durch den Konsul Appius Claudius Caudex geschlagen worden war. Auf Druck der römischen Kräfte sah er sich 263 v. Chr. genötigt, einen Vertrag mit Rom abzuschließen, der ihm den Südosten Siziliens und die Ostküste bis hinauf nach Tauromenium (Taormina)[1] als Herrschaftsgebiet beließ.

Von da an bis zu seinem Tod im Jahr 215 v. Chr. verhielt er sich den Römern gegenüber loyal und unterstützte sie gelegentlich in den Punischen Kriegen mit Männern und Verpflegung.[2] Er finanzierte eine mächtige Flotte mit Defensivaufgaben und beschäftigte seinen berühmten Angehörigen Archimedes mit der Konstruktion jener Maschinen, die später während der Belagerung von Syrakus durch die Römer eine wichtige Rolle spielen sollten. Außerdem ist Hieron II. für sein Palastschiff Syracusia bekannt, das zu den größten Schiffen der Antike zählte. Es war angeblich viel zu groß für alle Häfen des Mittelmeers außer den Hafen von Alexandria. Hieron schenkte es später König Ptolemaios III. von Ägypten.

Während der Regierungszeit Hierons II. kamen in Sizilien diverse Formen der Baudekoration auf, die in der Architekturgeschichte teilweise als „Hieronische Architektur“ zusammengefasst werden. Anders als teilweise vermutet, lässt sich jedoch nicht nachweisen, dass hinter diesen stilistischen Neuerungen ein zentrales Programm von Seiten Hierons steckte, mit dem dieser seine Herrschaft legitimieren wollte.[3]

Die Quellen zu Hieron II. sind Diodor,[4] Marcus Iunianus Iustinus,[5] Titus Livius,[6] Polybios[7] und Johannes Zonaras.[8]

Ein Bild des syrakusischen Wohlstands unter Hierons Regierung wird im 16. Idyll von Theokritos vorgelegt, seinem bevorzugten Dichter.

Literatur

Bearbeiten

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. Polybios 1,8–16; Zonaras 8,9.
  2. Livius 21,49–51; 22,37; 23,21.
  3. Anna-Lena Krüger: Hieronische Architektur auf Sizilien. Überlegungen zu einem modernen Forschungskonstrukt (= Philippika. Band 158). Harrassowitz, Wiesbaden 2022, ISBN 978-3-447-11792-0.
  4. Diodor 22,24–26,24.
  5. Iustin 23,4.
  6. Livius 21,49–51; 22,37; 23,21.
  7. Polybios 1,8–6,7.
  8. Zonaras 8,9.