Gruschewka (russisch Грушевка, deutsch Groß Perbangen, litauisch Perbangis) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Neman im Rajon Neman. Gruschewka befindet sich allerdings etwa zwei Kilometer südlich der Ortsstelle Groß Perbangen, welche verlassen ist.

Siedlung
Gruschewka
Groß Perbangen

Грушевка
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Neman
Bevölkerung 13 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Höhe des Zentrums 45 m
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40162
Postleitzahl 238715
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 221 000 015
Geographische Lage
Koordinaten 54° 51′ N, 22° 5′ OKoordinaten: 54° 50′ 56″ N, 22° 4′ 38″ O
Gruschewka (Kaliningrad, Neman) (Europäisches Russland)
Gruschewka (Kaliningrad, Neman) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Gruschewka (Kaliningrad, Neman) (Oblast Kaliningrad)
Gruschewka (Kaliningrad, Neman) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Bearbeiten

Gruschewka liegt ein Kilometer südlich der Nagornaja (deutsch: Almonis), etwa 20 Kilometer südöstlich der Rajonstadt Neman. Durch den Ort verläuft die Regionalstraße 27A-033 (ex A198, einstige deutsche Reichsstraße 132). Bis 1945 war Kraupischken/Breitenstein die nächste Bahnstation an den Endpunkten der Bahnstrecken von Ragnit sowie von Insterburg, die von den Insterburger Kleinbahnen betrieben wurden.

Geschichte

Bearbeiten

Groß Perbangen bestand vor 1945 aus ein paar kleinen Höfen und Gehöften.[2] Am 15. April 1874 wurde der Ort Amtssitz und namensgebend für den neu errichteten Amtsbezirk Perbangen[3], der bis 1945 bestand. Er gehörte bis 1922 zum Kreis Ragnit, danach zum Landkreis Tilsit-Ragnit im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen.

In Groß Perbangen waren im Jahre 1910 104 Einwohner registriert[4]. Ihre Zahl verringerte sich 1933 und auch 1939 auf 84[5].

Im Jahre 1945 kam Groß Perbangen mit dem gesamten nördlichen Ostpreußen in Kriegsfolge zur Sowjetunion. Hier erhielt das Dorf 1947 offenbar die russische Bezeichnung Gruschewka.[6] Gleichzeitig wurde der Ort in den Dorfsowjet Uljanowski selski Sowet im Rajon Sowetsk eingegliedert. Ob sich Gruschewka zunächst noch an der Ortsstelle Groß Perbangen befand oder sogleich zwei Kilometer südlich neu entstand, muss zunächst offenbleiben. Von 2008 bis 2016 gehörte der Ort zur Landgemeinde Luninskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Neman.

Amtsbezirk Perbangen (1874–1945)

Bearbeiten

Der Amtsbezirk Perbangen bestand zwischen 1874 und 1945. Gehörten ihm anfangs noch 18 Orte zu, waren es am Ende noch elf[3]:

Name Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer Name Bemerkungen
Blendienen
Burkandten Burental Andrejewo 1928 nach Pallmohnen eingegliedert
Gettkandten Kleinburental 1928 nach Pallmohnen eingegliedert
Gettschen Kleinradingen Kawerino 1929 nach Radischen eingegliedert
Groß Perbangen Gruschewka
Groß Wabbeln Winterlinden
Ketturrecken Kettingen
Klein Perbangen
Klein Wabbeln Wabben
Kurstwethen Kursten 1929 nach Blendienen eingegliedert
Laugallen, Ksp. Kraupischken Insterweide
Maruhnen, Dorf Marunen
Maruhnen, Gut 1928 in die Landgemeinde Maruhnen eingegliedert
Pallmohnen Burental
Plauschinnen Plaunen Kamanino
Radischen Radingen Juschnoje
Salleningken Sallingen Brjullowo
Szwirpeln Schwörpeln 1931 nach Klein Wabbeln eingegliedert

Am 1. Januar 1945 gehörten zum Amtsbezirk Perbangen noch: Blendienen, Burental, Groß Perbangen, Insterweide, Kettingen, Klein Perbangen, Marunen, Plaunen, Radingen, Wabben und Winterlinden.

Die Bevölkerung Groß Perbangens war vor 1945 fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Das Dorf war daher in das Kirchspiel der Kirche Kraupischken (der Ort hieß zwischen 1938 und 1946: Breitenstein, heute russisch: Uljanowo) eingepfarrt, die zur Diözese Ragnit im Kirchenkreis Tilsit-Ragnit innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Heute liegt Gruschewka im Einzugsgebiet der neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Schtschegly (Saugwethen, 1938 bis 1946 Saugehnen) innerhalb der Propstei Kaliningrad[7] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Groß Perbangen
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Perbangen
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Ragnit
  5. Michael Rademacher: Stadt Tilsit und Landkreis Tilsit–Ragnit/Pogegen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR vom 17. November 1947: Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad). Als deutscher Ursprungsort wurde dabei (allerdings) „Grasse-Pereschnen“ angegeben, was aber vermutlich noch im Toleranzbereich für Groß Perbangen liegt.
  7. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info