Großsteingrab Lütnitz
Das Großsteingrab Lütnitz ist eine jungsteinzeitliche megalithische Grabanlage bei Lütnitz, einem Ortsteil der Stadt Möckern im Landkreis Jerichower Land, Sachsen-Anhalt.
Großsteingrab Lütnitz | ||
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Koordinaten | 52° 6′ 49,8″ N, 11° 56′ 5,1″ O | |
Ort | Möckern OT Lütnitz, Sachsen-Anhalt, Deutschland | |
Entstehung | 3500 bis 2800 v. Chr. |
Lage
BearbeitenDas Grab befindet sich südlich von Lütnitz auf einem Feld, einige Meter südlich eines Feldwegs.
Forschungsgeschichte
Bearbeiten1924 wurde von einem Feldaufseher eine Tasse in dem Grab gefunden. 1928 wurde eine archäologische Grabung unter Leitung von Ernst Herms und Carl Engel durchgeführt, deren Ergebnisse noch im gleichen Jahr publiziert wurden.
Beschreibung
BearbeitenArchitektur
BearbeitenDie Anlage besitzt ein längliches (vielleicht rechteckiges) ost-westlich orientiertes Hünenbett mit einer Umfassung, von der noch drei Steine erhalten sind (zwei an der südlichen und einer an der nördlichen Langseite). Die Grabkammer gehört zum Typ der Ganggräber. Sie ist ebenfalls ost-westlich orientiert und hat eine Länge von über 5 m. Die Kammer besteht aus sechs Wandsteinen an der nördlichen und fünf an der südlichen Langseite sowie je einem Abschlussstein an den Schmalseiten. Von den ursprünglich wohl vier Decksteinen ist nur noch einer erhalten; er ist zerbrochen und in die Grabkammer gestürzt. Zwischen dem vom Westen aus gesehen ersten und zweiten Wandstein der südlichen Langseite befindet sich der Zugang zur Kammer. Ihm ist ein Gang vorgelagert, der aus einem Wandsteinpaar und einem Deckstein besteht.
Bei der Grabung von 1928 wurden in der Nähe der Wandsteine der Grabkammer mehrere Brandstellen entdeckt.
Funde
BearbeitenIn und um die Grabkammer wurden über 100 Keramikscherben sowie einige Feuerstein-Artefakte gefunden. Viele Scherben zeigen zwar einen Einfluss durch die Tiefstichkeramikkultur (3700–3350 v. Chr.), lassen sich ihr aber nicht eindeutig zuweisen. Die Frage nach den Erbauern der Anlage kann damit nach Hans-Jürgen Beier nicht eindeutig beantwortet werden. Weitere Scherben gehören der Kugelamphorenkultur (3100–2650 v. Chr.) und der endneolithischen Einzelgrabkultur (2800–2050 v. Chr.) an. Die 1924 gefundene und heute verschollene Tasse lässt sich der Walternienburger Kultur (3350–3100 v. Chr.) zuordnen. Da sie außerhalb der Kammer gefunden wurde, ordnet Beier sie einer Nachbestattung im Hünenbett zu.[1]
Literatur
Bearbeiten- Hans-Jürgen Beier: Die Grab- und Bestattungssitten der Walternienburger und der Bernburger Kultur (= Neolithische Studien. Band 3 = Wissenschaftliche Beiträge / Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Band 30). Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale) 1984, S. 89–90.
- Hans-Jürgen Beier: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thüringer Wald. Beier und Beran, Wilkau-Haßlau 1991, S. 45 (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 1, ZDB-ID 916540-x), (Zugleich: Halle, Univ., Habil.-Schr., 1991: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire in den fünf neuen ostdeutschen Bundesländern (ehemals DDR)).
- Ulrich Fischer: Die Gräber der Steinzeit im Saalegebiet. Studien über neolithische und frühbronzezeitliche Grab- und Bestattungsformen in Sachsen-Thüringen (= Vorgeschichtliche Forschungen. 15, ISSN 0176-6570). Walter de Gruyter & Co., Berlin 1956, S. 270, 272.
- Ernst Herms: Die Megalithgräber des Kreises Jerichow I. In: Festschrift des Magdeburger Museums für Natur- und Heimatkunde zur 10. Tagung für Vorgeschichte, Magdeburg 1928, S. 247–261.
- Britta Schulze-Thulin: Großsteingräber und Menhire. Sachsen-Anhalt • Thüringen • Sachsen. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2007, ISBN 978-3-89812-428-7, S. 62.
Weblinks
Bearbeiten- The Megalithic Portal: Luetnitz Steingrab
- grosssteingraeber.de: Das Großsteingrab bei Lütnitz
- tw.strahlen.org: Großsteingrab "Lütnitz", Lütnitz bei Möckern
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hans-Jürgen Beier: Die Grab- und Bestattungssitten der Walternienburger und der Bernburger Kultur. 1984, S. 89.