Ganz kleine Nachtmusik

Komposition von Wolfgang Amadeus Mozart, KV 648

Die Serenade in C-Dur KV 648, auch Serenate ex C oder „Ganz kleine Nachtmusik“, ist eine Wolfgang Amadeus Mozart zugeschriebene Komposition.[1][2][3] Das Werk verfasste er als Jugendlicher wahrscheinlich zwischen 1766 und 1769. Es ist in einer um 1780 entstandenen Abschrift erhalten, die in der Musikbibliothek der Stadtbibliothek Leipzig gefunden wurde. Das Stück wurde 2024 in die Neubearbeitung des Köchelverzeichnisses seiner Werke aufgenommen und am 19. September 2024 bei der Präsentation des überarbeiteten Verzeichnisses in der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg uraufgeführt.

Wolfgang Amadeus Mozart im Alter von 13 Jahren in Verona (1770)

Zur Musik

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Das Stück besteht aus sieben kleinen Sätzen für Streichtrio (2 Violinen und Bass (oder Violoncello)).[4] Die Gesamtlänge beträgt etwa zwölf Minuten.[4][5]

Satzbezeichnungen:[2][6]

  1. Marche
  2. Allegro
  3. Menuet mit Trio
  4. Polonaise
  5. Adagio
  6. Menuet mit Trio
  7. Finale. Allegro

Entstehungs- und Entdeckungsgeschichte

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Wolfgang Amadeus Mozart im Alter von 11 Jahren (1767)

Das Werk selbst ist ein Streichtrio, das Mozart als Jugendlicher offenbar vor seiner ersten Reise nach Italien schrieb.[7] Der Entstehungszeitraum wird auf Mitte bis Ende der 1760er Jahre geschätzt, als Mozart zwischen 10 und 13 Jahre alt war.[5] Ob das Stück zu Mozarts Lebzeiten aufgeführt wurde, ist nicht bekannt. Bei der in der Musikbibliothek der Stadtbibliothek Leipzig gefundenen Handschrift[8] aus der Sammlung Carl Ferdinand Becker[9] handelt es sich um eine Kopie beziehungsweise eine Abschrift, die erst um 1780 angefertigt wurde.[8] Das Stück stellte sich 2024 als ein mögliches Jugendwerk Mozarts heraus.[4] Auf dem Notenblatt steht der Name „Wo[l]fgang Mozart“, der übliche zweite Vorname „Amadeus“ bzw. „Amadé“ fehlt jedoch bei der Abschrift. Durch Analysen und Vergleiche mit anderen Frühwerken Mozarts wurde das Werk für authentisch befunden.[3] Die Autorenschaft Mozarts ist laut Köchelverzeichnis „sehr wahrscheinlich“, dennoch listet das Verzeichnis die Serenade als „Werk zweifelhafter Echtheit“.[1] Die Abschrift ist mit dem Titel „Serenate ex C“ überschrieben, wird im neuen Köchelverzeichnis aber als „Ganz kleine Nachtmusik“ bezeichnet.[10]

In einem Kommentar zum Werk heißt es in der neuen Ausgabe des Köchelverzeichnisses: „KV 648 ist in einer einzigen Quelle überliefert, bei der die Ansetzung der Autorenangabe eine Entstehungszeit des Werks vor der ersten Italienreise vermuten lässt. Angesichts der Provenienz der Handschrift erscheint es nicht ausgeschlossen, dass es sich um die verschollen geglaubte ‚caßation aus dem C‘ KV 653 (Brief vom 3. Dezember 1801, BD 1338; zitiert nach Kolbin[11]) bzw. die ‚ganz kleine Nachtmusik‘ für zwei Violinen und Basso KV 41g (Brief vom 8. Februar 1800, BD 1280[12]) handelt, die NM dem Verlag Breitkopf & Härtel als ein Jugendwerk ihres Bruders für die Oeuvres complettes überlassen und am 30. April 1807 (BD 1377[13]) vergeblich zurückgefordert hatte.“[14] Mozarts Schwester Nannerl hatte dazu 1800 dem damals in Leipzig ansässigen Verlag Breitkopf & Härtel geschrieben: „Auch habe ich eine ganz kleine Nachtmusik, bestehend in 2 Violin und Basso. Da es aber eine sehr simple Composition, die er in sehr frühen Jahren gemacht hat, so getraute ich mir nicht, solche zu schicken, da sie mir zu unbedeutend schien.“[12][15]

Die Uraufführung fand am 19. September 2024 in der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg bei der Präsentation des überarbeiteten Köchelverzeichnisses statt.[16] Die deutsche Erstaufführung folgte zwei Tage später im Foyer in der Oper in Leipzig durch Schüler der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“.[4][17]

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Einzelnachweise

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  1. a b KV 648 Serenade in C; Das Werk. In: Köchel-Verzeichnis. Internationale Stiftung Mozarteum, abgerufen am 24. September 2024.
  2. a b Ganz kleine Nachtmusik, K.648 (Mozart, Wolfgang Amadeus): Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  3. a b Musikalische Sensation: Mozarts „Ganz kleine Nachtmusik“ in Leipzig entdeckt. In: Klassik Radio (abrufbar über Suchmaske).
  4. a b c d „Ganz kleine Nachtmusik“: Unbekanntes Mozart-Stück in Leipzig entdeckt. In: leipzig.de. 19. September 2024, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  5. a b „Ganz kleine Nachtmusik“: Unbekanntes Stück von Mozart entdeckt. In: zdf.de. 21. September 2024, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  6. KV 648 Serenade in C; Werkteile. In: Köchel-Verzeichnis. Internationale Stiftung Mozarteum, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  7. Previously unknown Mozart music discovered in German library. In: The Guardian. 19. September 2020, abgerufen am 23. September 2024 (englisch).
  8. a b Experten entdecken bislang unbekannte Mozartkomposition. In: spiegel.de. 19. September 2024, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  9. RISM ID: 225003155, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  10. „Ganz kleine Nachtmusik“: Jugendwerk von Mozart entdeckt. In: wdr.de. 19. September 2024, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  11. vgl. Maria Anna von Berchtold zu Sonnenburg an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Salzburg, 3. Dezember 1801, mit Beilage (BD 1338), Briefe & Dokumente, Online-Edition, mozarteum.at
  12. a b vgl. Maria Anna von Berchtold zu Sonnenburg an Breitkopf & Härtel in Leipzig, St. Gilgen, 8. Februar 1800 (BD 1280), Briefe & Dokumente, Online-Edition, mozarteum.at
  13. vgl. Maria Anna von Berchtold zu Sonnenburg an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Salzburg, 30. April 1807 (BD 1377), Briefe & Dokumente, Online-Edition, mozarteum.at
  14. Köchel-Verzeichnis (KV). Thematisches Verzeichnis der musikalischen Werke von Wolfgang Amadé Mozart. Neuausgabe 2024 bearbeitet von Neal Zaslaw. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2024, ISBN 978-3-7651-0300-1. Zitiert nach: Stadt Leipzig: „Ganz kleine Nachtmusik“: Unbekanntes Mozart-Stück in Leipzig entdeckt. Pressemitteilung, 19. September 2024. Abgedruckt in: nmz.de
  15. Aarteista suurin musiikkikirjastot.fi
  16. Previously Unknown Mozart Music Unearthed In German Library stereogum.com
  17. Im Video: Premiere von Mozart-Frühwerk in Leipzig löst Riesen-Andrang aus. Abgerufen am 23. September 2024.