Erzähltechnik

Methode, mit der ein fiktionales Geschehen dargestellt wird

Die Erzähltechnik ist das Verfahren der Veränderung von Elementen der Wirklichkeit zum Zwecke der Darstellung eines fiktionalen Erzählgeschehens. Beim Standardmodell des Erzählens wird in der Regel Vergangenes wiedergegeben, sei es fiktional oder nicht. Bei Videospielen hingegen wird das Erzählte im Verlauf des Spiels durch die Interaktion zwischen Spieler und Computer simuliert, das heißt die erzählten Ereignisse entstehen in die Zukunft hinein.[1]

Beim Standardmodell des Erzählens gelten folgende Elemente als konstitutiv für die Wirklichkeit: Daten, Orte, Fakten, Figuren, Äußerungen, Ereignisse, Zusammenhänge. Diese werden durch Stil, Grammatik und Sprachpragmatik bearbeitet, verfremdet und verkleidet. Von fiktionalen Erzählungen wird erwartet, dass in ihnen Sprache nicht ausschließlich sachlich konstatierend verwendet wird, sondern dass es zum Beispiel relativierende Bezüge gibt und ein künstlerischer Stil auszumachen ist, der eventuell mit ironischen Brechungen arbeitet.

Erzähltechniken des Standardmodells lassen sich gliedern in Erzählsituation, Zeitstruktur des Erzählens sowie Rede- und Bewusstseinswiedergabe.

Erzählsituation

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Der „Erzähler“ ist vom „erzählenden Autor“ abzugrenzen, auch wenn der Prosaautor als faktischer Urheber des Erzähltextes präsent zu bleiben scheint und mitunter in jedem Werk auch autobiografische Anteile zu finden sind. Diese methodische Regel gilt selbst dann, wenn der Autor seinem Erzähler den eigenen Namen gibt. In dem Roman Das bin doch ich von Thomas Glavinic z. B. erzählt Thomas Glavinic, er habe den ursprünglichen Artikel über sich bei Wikipedia selbst geschrieben und dabei, damit das nicht sofort auffalle, über einen seiner Romane Negatives geschrieben. Es ist also ausdrücklich davor zu warnen, Authentizitätsbeteuerungen des Erzählers blind zu vertrauen. Der Erzähler kann als eine Art „Stellvertreter“ angesehen werden, den der eigentliche Autor vorschiebt.

Bezüglich der Erzählsituation lässt sich ein Werk grundsätzlich unterscheiden dahingehend, ob sich ein Erzähler überhaupt „vernehmen“ lässt, also ob man den Eindruck hat, jemand erzähle kommentierend und erläuternd die vorliegende Geschichte (auktoriales Erzählen), oder ob man eher den Eindruck hat, das Geschehen werde „präsentiert“, ohne dass sich ein Erzähler vernehmen lässt (personale und neutrale Erzählform und Erzählperspektive/Erzählerinstanz).

Bei Letzterem lässt sich weiter unterscheiden, ob das Geschehen „von außen“, also ähnlich der Darstellung nach Aufnahme durch ein Kameraobjektiv, präsentiert wird („neutrales Erzählen“), oder ob das, was kommentarlos präsentiert wird, gerade die Innenwelt der Erzählfigur, ihre Gedanken, ihr „Bewusstsein“ ist („personales Erzählen“). Diese letztere Darstellung ist Kennzeichen des modernen Romans.

Zeitstruktur des Erzählens

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Bei einer Analyse der erzählerischen Zeitordnung kann man unterscheiden zwischen

  • zeitdeckendem Erzählen (erzählte Zeit und Erzählzeit stimmen überein),
  • zeitdehnendem Erzählen und
  • zeitraffendem Erzählen.

Eine lineare Zeitstruktur wird außerdem unterbrochen durch

Rede- und Bewusstseinswiedergabe

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Die Personenrede kann wiedergegeben werden als

Das Personenbewusstsein kann des Weiteren dargestellt werden als

Siehe auch

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Literatur

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  • Matias Martinez, Michael Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44052-5 (9., erweiterte und aktualisierte Auflage. ebenda 2012, ISBN 978-3-406-63860-2).
  • Jochen Vogt: Aspekte erzählender Prosa (= Grundstudium Literaturwissenschaft. Bd. 8). Bertelsmann Universitäts-Verlag, Düsseldorf 1972, ISBN 3-571-09278-3, 11., aktualisierte Auflage Fink, München 2014, ISBN 978-3-8252-4056-1

Einzelnachweise

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  1. Marie-Laure Ryan, Narrative and Digitality: Learning to Think With the Medium, in: A Companion to Narrative Theory, edited by James Phelan and Peter J. Rabinowitz, Blackwell Publishing, Malden/Massachusetts and Oxford 2005, paperback edition 2008, ISBN 978-1-4051-1476-9 Inhaltsverzeichnis, pp. 515–528.