HINWEIS

DIESE DOKUMENTATION BEFASST SICH ANHAND VERSCHIEDENER BEISPIELE AUS DER WP-PRAXIS MIT DEM PHÄNOMEN DER MANIPULATION VON BIOGRAFIEN VON LEBENDPERSONEN Über den Aspekt Persönlichkeitsverletzungen gibt folgende Website Auskunft: einfach anklicken.


EINLEITUNG

Biografien sind ein elementarer Bestandteil jeder Enzyklopädie. Vieles, was eine bedeutende Persönlichkeit getan hat, wird oft erst durch seine Biografie verständlich. Bei verstorbenen Persönlichkeiten ist es in der Regel leichter, für Wikipedia einen Artikel zu erstellen, da genügend Primär- bzw. Sekundärliteratur (z.B. in Form von Monografien) veröffentlicht wurde. Kontroversen tauchen in der Regeln nur dann auf, wenn auch in der Literatur Kontroversen thematisiert werden. Die Lösung ist in der Regel, dass dann eben diese Streitpunkte mit dargestellt werden.

Weitaus schwieriger ist die Handhabung der Erstellung von Biografien von Lebendpersonen. Es gibt dafür mehrere Gründe. Zum einen ist die Relevanz oder Bedeutung einer Lebendperson oft nicht ersichtlich. Dann gibt es oft auch Kontroversen um die Darstellung von Geschehnissen oder dem Wirken der Person, die teilweise auch einem wandelnden Tagesgeschehen unterliegen (beispielsweise bei Politikern, wo die neusten Aussagen oder Handlungen in Artikel hineinfließen). Die Palette an Interessen, welche bei der Erstellung einer Biografie einer Lebendperson in einer freien Enzyklopädie einfließen können, ist vielseitig und vielschichtig. Es kann vorkommen, dass eine völlig unbedeutende Person sich selbst mittels Wikipedia als bedeutend darstellen möchte (Beispiel: [1] und [2]). Es kann vorkommen, dass ein Freund oder Freunde einer Lebendperson ein Denkmal setzen wollen. Umgekehrt kann es sein, dass bedeutende Personen nicht möchten, dass bestimmte Aspekte ihres Wirkens oder ihrer Biografie veröffentlicht werden. Es kann auch vorkommen, dass ein Freund oder Freunde dieser Lebendperson nur positive und keine negativen Darstellungen in einem Artikel zulassen wollen. Übertragen auf den öffentlichen sozialen Bereich ergeben sich noch mehr Möglichkeiten. So kann es vorkommen, dass aus dem Umfeld einer Partei Negatives in eine Biografie eines politischen Konkurrenten eingearbeitet wird. Das Gleiche gilt für den wirtschaftlichen und religiösen Bereich. Auch kann es vorkommen, dass anhand einer Biografie verschiedene Interessensgruppen aufeinandertreffen, was zu langfristigen Konflikten und Störungen führen kann. Das kann darin münden, dass Artikel dauerhaft gesperrt bleiben, weil eine konstruktive und sachliche Mitarbeit unmöglich oder gar torpediert wird.

Wikipedia:Artikel über lebende Personen

Presseberichte hierzu: TAGESSCHAU (dieser Bericht "Manipulationen bei Wikipedia vom 2. Februar 2006 ist leider nicht mehr einsehbar); FOCUS

Mittlerweile gibt es sogar Agenturen, die sich auf den sogenannten Wikipeda-Marketing spezialisiert haben: Beispiel 1; Beispiel 2; Beispiel 3


Beispiel 1: Biografie von Alfred de Zayas

Gemessen am Aufwand von Speicherkapazität auf diversen Diskussionsseiten ist der Dauerkonflikt um die Biografie von Alfred de Zayas in verschiedenen Wikipedias (de:WP Alfred de Zayas, en:WP Alfred-Maurice de Zayas, es:WP Alfred-Maurice de Zayas und fr:WP Alfred de Zayas) ein Paradebeispiel dafür, wie ein Artikel einer lebenden Person öffentlichen Interesses mittels einer aggressiven Lobby in gleich vier verschiedenen Wikis majorisiert wird, bzw. eine rationale, ergebnisorientierte und konstruktive Zusammenarbeit unmöglich gemacht wird.

In der Entwicklung, insbesondere der deutschen und der englischen Fassung, kann man drei Entwicklungsstufen in der Entstehung des Artikels unterscheiden:

  1. Angelegt Anfang 2005 war es in der ersten Stufe offenbar die Lebendperson selbst, welche den Artikel veränderte, wobei die Intention und das Eigeninteresse darauf zielte den Wortlaut des Artikels synchron beziehungsweise analog zur eigenen Internet-Webpage zu gestalten und ihm unliebsame Informationen, wie Geburtstag und Geburtsort zu löschen ([3]). Das klappte dann nicht, weil natürlich viele Benutzer mit der Eigendarstellung (viel Schönschreiberei, keine Kritik, Aufbauschung der Relevanz) nicht einverstanden waren. Die Streitigkeiten fingen Ende 2006 an, als auch Kritik an der Arbeit von de Zayas, welche mit Einzelbelegen dokumentiert, eingefügt und wieder gelöscht wurden ([4]; [5]). Der ganze Vorgang hatte auch eine starke politische Komponente, weil de Zayas Werke im Umfeld der Vertriebenenverbände als Referenzliteratur benutzt, beziehungsweise eines seiner Werke auch als Standardwerk für die Holocaustleugner verwendet und empfohlen wird.
  2. In der zweiten Stufe wurden die Konflikte, die hauptsächlich im politischen Bereich lagen, weil es um Kritik und Formulierungen über seinen politischen Werdegang ging, aggressiv von verschiedenen IPs und Benutzern aus Genf/Schweiz und dem Rest der Welt ausgetragen (Beispiele: [6]; [7]; [8]; [9]; [10]; [11]; [12]; [13]; [14]). Ich selbst kam zu dem Minenfeld Artikel/Diskussionsseite 2007 über einen merkwürdigen Editwar zweier bekannter (und von mir anderswo beschriebener) Sockenpuppenzoos um diesen Edit. Im Prinzip sammelte ich - als ich noch daran glaubte, dass sachliche Argumente helfen würden - auf der Diskussionsseite Aussagen aus der Sekundärliteratur zu de Zayas (z.B. hier und da und dort - es lohnt sich, die Reaktionen hierzu zu verfolgen). Die bloße Auflistung der Sekundärliteraturstellen samt Zitaten hatten den Effekt des Stechens in ein Wespennest. Eine frühe Auswertung von Benutzern, die sich teilweise mit Klarnamen 2007 aus aller Welt meldeten, ergab, dass sich der überwiegende Teil aus dem Umfeld der Vertriebenverbände, welche über die German World Alliance/Deutsche Weltallianz weltweit vernetzt sind, zusammenstellte. Diese Lobbyisten kämpften um jedes Wort, mochte es noch so absurd sein. So bekämpften die Unterstützer von de Zayas monatelang in der englischen Wikipedia meinen einzigen Beitrag zur Verbesserung des Artikels dort, nämlich Geburtsdatum und Geburtsort ([15]; [16]; [17]; [18]). Dieser völlig absurde Kampf wurde natürlich durch die Lobby verloren. Auch wurden Konflikte, welche nur in der deutschen Wikipedia vorkamen in den anderen Wikipedias ausgebreitet. So wurde z.B. der deutsche Benutzer:Giro in der englischen und spanischen Diskussionsseite angeprangert, obwohl er dort nie einen Edit getätigt hat.
  3. In der dritten und aktuellen Stufe, hat sich die aggressive Lobbyarbeit etwas verfeinert. Nun sind nur noch wenige, aber dafür konstantere IPs und Freunde, welche über die Artikel wachen. Auch ein Rechtsanwalt wurde kurzfristig eingeschaltet ([19]; [20]; [21]; [22]; [23]; [24]), der jedoch als Nutzer zumindest in de:WP dauerhaft gesperrt wurde (und sich hier darüber beschwert - dort nach Eintrag vom 11. Mai 2010 [2010-05-11] suchen).

Aktuell werden die Artikel auf fr:WP und sp:WP von der "Zayas-Lobby" hoch gelobt, weil diese in etwa dem gewünschten Ergebnis entspricht. Auch der englische Artikel scheint, trotz des verlorenen Kampfes um die biografischen Daten, für diese einigermaßen in Ordnung zu sein ([25]; [26]; [27]). Einzig über den deutschen Artikel wird über Vandalismus und Verleumdung gejammert (auf der englischen Diskussionseite beschwerte man sich kurioserweise, dass ich 2007 Zitate aus Sekundärliteratur in der deutschen Wikipedia gepostet habe: [28]; [29]). Ein Ende des Konfliktes ist nicht absehbar.


Beispiel 2: Biografie von Günter Maschke

Der Artikel wurde von mir selbst angelegt. Grund für die Anlegung: Günter Maschke gehört zu den relevanten Personen im deutschen politisch-kulturellen Betrieb.

Im Laufe der Jahre haben verschiedene andere Benutzer mitgeholfen, den Artikel zu verbessern und Informationen beigesteuert. Warum ich es hier als Beispiel aufführe? Wegen einem Teilaspekt von Manipulationen in Lebendbiografien, welche ich selbst als Legendenbildung bezeichne.

Legendenbildung ist, wenn ein Ereignis oder ein Umstand, welches nirgendwo über Sekundärliteratur nachzuweisen ist, in Wikipedia (oder aber auch anderswo) geschrieben wird, so dass es woanders referenziert werden kann. Legendenbildung betreiben in den seltensten Fällen die Lebendpersonen selbst (Ausnahmen gibt es immer), eher noch Anhänger oder Freunde.

In der Entstehungsgeschichte der Biografie von Günter Maschke kann man zurzeit (Stand von Juli 2010) insgesamt drei versuchte Legendebildungen entdecken:

  1. Im August 2006 fügte eine IP folgenden Satz ein: „In der neulinken Protestszene spielte er als "Rudi Dutschke von Wien" eine führende Rolle“ (Difflink). Diese Attribuierung hatte ich vorher ausschließlich nur in der NPD-Presse und in deren Umfeld gelesen. Offenbar war es dem rechtsextremen Umfeld nicht gut genug einen Renegaten des SDS in ihren Reihen zu wähnen, das kolportierte Attribut „Rudi Dutschke von Wien“ sollte die Besonderheit seines Wandels und seinen Stellenwert ganz besonders herausstellen, aber auch Signalwirkung zu weiteren "nationalen Linken" demonstrieren. Fakt ist, dass dies alles erfunden ist. Eine führende Rolle in der Linken Wiens hat er nie gespielt. Fakt ist die Episode seiner Inhaftierung und Abschiebung nach Kuba und die damit verbundenen Proteste und Solidaritätsaktionen. Maschke war also Objekt und nicht Motor. Auch die Kommune in Wien hatte längst nicht den Stellenwert wie beispielsweise die Kommune I in Berlin, deswegen ist ihr "Einfluss" in der Sekundärliteratur - wenn überhaupt - nie als führend beschrieben worden. Beispiel: „Trotz dieses fulminanten Debüts erreichte die Kommune Wien nicht die Breitenwirkung ihrer Berliner Vorbilder. Verglichen mit der Kommune I verfügte sie nicht über haltlose Selbstdarsteller wie Fritz Teufel“ (aus Die zahme Revolution: '68 und was davon blieb, Paulus Ebner, Karl Vocelka, Ueberreuter 1998, Seite 70). Kurt Greussing beschrieb Maschke in seiner Wiener Zeit als nicht Team-fähigen Menschen, der sich als „großer Egomane“ erwies und sich selbst als Spaltpilz bezeichnete (eine Aussage übrigens, die ich aufgrund von NPOV nicht in den Artikel eingebracht habe). War diese erste Legendenbildung noch rein politisch motiviert, fallen die beiden nächsten eher unter der Kategorie Meriten der Person zuschreiben, um sie besonders zu erhöhen.
  2. Im September 2006 fügte eine andere IP folgenden Satz ein: „1974 stellte er erstmals in (West)-Deutschland den 1500 Jahre alten Strategieklassiker von Sun Tzu (Sun Tse): Die dreizehn Gebote der Kriegskunst. im Verlag Rogner & Bernhard, München vor. Zuvor gab es nur eine Ausgabe für die NVA von 1957, die nur an Armeeangehörige abgegeben wurde und die im Westen unbekannt war“ (Difflink). Dieser Satz enthält gleich eine doppelte Lüge. Maschke war also nicht Erster, es sei denn, die DDR wird nicht als Deutschland betrachtet. Die weiteren Fakten sprechen für sich: In Deutschland war es nämlich der Sinologe Bruno Navarra, der 1910 eine deutsche Ausgabe der dreizehn Gebote herausgebracht hatte. Und 1937 publizierte der Japaner Mizuyo Ashiya in der Zeitschrift «Wissen und Wehr» ebenfalls ein Essay über Sun Tse in deutscher Sprache, wo die Gebote vorgestellt wurden.
  3. Der nächste Benutzer drückte sich im Mai 2009 gleich etwas vorsichtiger aus, aber in Prinzip ging es erneut darum darzustellen, was Maschke angeblich als Erster gemacht hat, hier die Veröffentlichung und Übersetzung der Gedichte von Heberto Padilla Difflink. Forsch behauptete er, außer Maschke wäre ja keiner in Kuba gewesen und hätte sich um Padilla verdient gemacht ([30] und [31]). Dumm nur, dass Hans Magnus Enzensberger von 1968 bis 1969 ebenfalls in Cuba lebte und er es eigentlich war, der die ersten Übersetzungen von Heberto Padilla ins Deutsche vornahm und sie veröffentlichte (z.B. im Kursbuch 18, 1969). Fakt ist Enzensberger - und nicht Maschke - hat am meisten getan, um diesen Autor in den deutschsprachigen Ländern bekannt zu machen.


Beispiel 3: Biografie von Henning Eichberg

Auch in diesem Artikel kann man drei Stufen unterscheiden:

  1. Nur kurz nach der Erstellung des Artikels 2005 meldete sich ein Benutzer im Auftrag von Henning Eichberg und forderte mehr oder weniger eine massive Korrektur des Artikels ([32]). Ein anderer Benutzer fügte den mittels eines Mittelmannes getätigten Vorschlag der Lebendperson fast 1:1 unkritisch und ohne Nachprüfung in den Artikel ein ([33]). So blieb das ganze ca. 2 Jahre unbeanstandet, bis ich am 13. Dezember 2007 auf diesen Artikel traf und fand, dass eine Überprüfung dringend notwendig sei, da offenbar der Artikel überwiegend aus der Sicht der Lebendperson geschrieben wurde. (NACHTRAG: 2006 weilte Eichberg an der University of Stirling in UK. Folgende Bearbeitungen mit IPs aus der Universität Stirling wurden vorgenommen: 1, 2, 3).
  2. Da ich fand, dass der Artikel eher einer Selbstdarstellung glich, die zahlreiche „Beschönigungen“ enthielt, begann ich die Faktenlage basierend auf reputablen Quellen darzulegen. Das führte zu massiver Kritik diverser politisch motivierter Sockenpuppen und zu den ersten Streitigkeiten in diesem Artikel. Warum die - überwiegend rechtsextremen Sockenpuppen - ein Problem mit den Überarbeitungen hatten, ergibt sich aus der Bedeutung, die Henning Eichberg immer noch in diesem politischen Randbereich innehat. Er wird in der seriösen wissenschaftlichen Literatur als wichtiger Vordenker der Neuen Rechten und Erfinder des Ethnopluralismus beschrieben. So geriet der Artikel zwischen verschiedenen Interessen. Auf der einen Seite die Lebendperson, welche die eigenen rechtsradikale Biografie und diese Rolle möglichst verschweigen oder kleinreden und sich lieber dezidiert als politisch Linker dargestellt wissen möchte - auf der anderen Seite neurechte und rechtsextreme IPs oder Sockenpuppen, welche in die gleiche Kerbe schlagen, weil sie in ihren Publikationen einen wichtigen Grundpfeiler ihrer Ideologie, den Enthnopluralismus, als Erfindung des linken Eichberg verkaufen können (z.B. hier). Kaum war das Scharmützel im Dezember 2007 beendet, da meldete sich im Januar 2008 Eichberg selbst per Mittelsmann und eröffnete die nächste Runde, die zur intensivsten Beschäftigung mit den Quellen und Einzelbelegen bis März 2008 führte. Einige Darstellungen aus der Version der Lebendperson erwiesen sich als falsch (angebliches Berufsverbot) oder als Legendenbildung (angebliche Zuordnung zur Frankfurter Schule + [34]; angebliches Engagement für die Alternativbewegung Grund für Ausreise; angebliche Mitgründung der GRÜNEN und angebliche Würdigung durch Linksextremisten mittels Preisverleihung). Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurden alle Register gezogen - Vorwürfe der Verleumdung ([35]; [36]; [37]; [38]), Versuche eine Ladungsfähige Adresse herauszubekommen ([39]; [40]; [41]), Provokationen durch Beleidigungen ([42]). Mit vielen Tricks wurde versucht, alle unliebsamen Darstellungen, die allesamt durch seriöse und reputable Einzelbelege nachweisbar sind wieder herauszubekommen (angebliche Falszifizierungen - insbesondere die über Teichmann - erwiesen sich als falsch - Reputation der Publikationen wurde angezweifelt, etc.). Es nützte nichts - solide und seriöse Arbeit ist unbestechlich!
  3. Dann waren lange Monate keine weiteren Vorfälle zu verzeichnen, bis im Juli 2009 ein - offenbar - Weggefährte Eichbergs auf den Plan trat, der gleich den gesamten Artikel überarbeitete. Als ich die umfangreichen Änderungen überprüfte und revertierte, weil es wieder Einiges hineinbrachte, was so nicht belegt bzw. Einiges löschte, was durchaus gut belegt war, hinterlies er folgenden Thread auf der Diskussionsseite. Der Kernpunkt der Überarbeitung konzentrierten sich diesmal auf das wisschenschaftliche Werk Eichbergs, was durchaus legitim ist. Der zentrale Punkt war die Darstellung, dass Eichberg neben Nitschke wichtiger Mitbegründer der "Historischen Verhaltensforschung" gewesen sei. Im Laufe der intensiven Diskussion, in der auch Sekundärliteratur zu Rate gezogen wurde, konnte der Benutzer keine einzige Quelle für diese Darstellung vorlegen. Das Ende dieses Disputes nach wenigen Tagen mündete in der als Ankündigung des Benutzers interpretierbaren Aussage, dass es durchaus erlaubt sei eine eigene Publikation hierzu zu erstellen, wo das so beschrieben wird und dann als Eigenbeleg in den Artikel einzubringen. Da ich ja „nicht zu stoppen bin“, warte ich seitdem brav auf diese Publikation.

Gerade letzter Punkt führt uns zu einem weiteren Aspekt der Arbeit für Wikipedia, welches sich um den Punkt Selbstreferenzierung dreht. Davon mehr im nächsten Abschnitt.


Ein Fazit

Im Prinzip stehen die drei oben geschilderten Beispiele exemplarisch für viele andere Artikel, die ich gründlich überarbeitet oder unter Beobachtung habe. Gerade der Artikel Henning Eichberg führte dazu, dass ich bei einem rechtsextremen Blog als „linker Aktivist“ gelistet[1] wurde, was mich persönlich nicht im geringsten juckt, denn ich gelte nur bei meinen Enkelkindern als linker lustiger Opa (weil ich die immer so link kitzele) - bei meinen eigenen Kindern aber als autoritärer, strenger und konservativer Sack. In meinem Realleben neige ich zu keinem der vielseitigen Extreme. Natürlich ist man in dem Feld, in dem ich mich in WP bewege, und das ist ausschließlich im politischen Bereich, schnell bei der Schubladisierung seiner Kontrahenten. Und auch ich selbst stehe selbstverständlich in der Kritik von Manipulation oder anderes (Verleumdung, etc.). In einem Projekt, wo die Anonymität teil des Spiels ist, ist Misstrauen naheliegend. Daher beurteile ich andere Benutzer grundsätzlich aufgrund ihrer Edits. Und damit jeder weiß, was er an mir hat und woran er bei mir ist, hier meine grundsätzlichen Regeln, an die ich mich immer halte:
Ursprünglich als Satire gedacht, trifft diese Darstellung immer öfters zu. Presse hier durch Diplomarbeit oder Dissertation ersetzen. Leider habe ich soetwas schon selbst festgestellt
  1. Ich versuche stets freundlich, klar und transparent zu sein - aber im Konflikt bestimmt und hart an der Sache (Ausnahmen in Einzelfällen möglich) und lasse mich nie provozieren.
  2. Ich mische mich nicht in Themen ein bzw. sage etwas zu Dingen, wo ich keine Ahnung habe.
  3. Meine eigene Meinung ist irrelevant, denn ich bin keine Quelle oder ein Einzelbeleg, da halte ich mich komplett zurück, weil das keinen interessiert und auch unwichtig für die WP Arbeit ist.
  4. Wenn ich etwas kritisiere oder etwas sage habe ich mich immer vorher grundsätzlich darüber informiert und abgesichert und kann bei Zuruf die entsprechenden Einzelbelege liefern.
  5. Ich editiere grundsätzlich nur dann, wenn ich etwas belegen kann (deskriptiv). Solange ich etwas nachprüfe editiere ich nicht.
  6. Auch ein Neonazi hat das Recht, an diesem Projekt mitzuarbeiten und wichtige Informationen beizusteuern - solange er sich an die Richtlinien hält und mich nicht ins KZ stecken will (in dem Edit, welcher administrativ verändert wurde stand: „Steckt auch KarlV ins KZ“ hier noch dokumentiert).
  7. Sekundärliteratur nach 2004 überprüfe ich grundsätzlich darauf, ob nicht aus WP zitiert wurde.

Beim letzten Punkt knüpfe ich an den letzten Satz des letzten Beispiels. Ich habe nämlich selbst festgestellt, dass mittlerweile in verschiedenen Disziplinen Sekundärliteratur entstanden ist, die Wikpedia als Quelle oder Einzelbeleg benutzt haben. Dass dies so ohne weiteres an Universitäten durchgeht, halte ich für äußerst problematisch. Ich halte es zudem für sehr wahrscheinlich, dass wir in naher Zukunft verstärkt mit dem Phänomen der Selbstreferenzierung zu tun haben werden. Das heißt, dass Artikel, Publikationen, Bücher nur erstellt werden, um eine bestimmte Theorie oder Darstellung in Wikipedia unterzubringen. Ich gehe jetzt bewusst nicht auf Beispiele ein, denn ich möchte das gerne weiter beobachten. Den Schnitt mache ich bei 2004. Bei Sekundärliteratur aus 2004 und älter ist die Gefahr zu vernachlässigen, ab 2005 muss man genauer hinschauen. Beispiel 1[2]


Interessante Beispiele für Löschdiskussionen bei Lebendbiografien

für weitere Hinweise bin ich dankbar...

  1. Maria Pütz aus dem Jahr 2006
  2. Max Roth aus dem Jahr 2007
  3. Gangolf Stocker aus dem Jahr 2009
  4. Peter Mesch aus dem Jahr 2010


Interessante Beispiele für Manipulationen mit (eigenen) Publikationen

Die eigene Person respektabler bzw. zitierfähiger erscheinen zu lassen und damit eine scheinbare Relevanz vorzutäuschen ist ebenfalls häufig in Wikipedia anzutreffen. Gerade dann, wenn eine akademische Arbeit beendet wurde, das Thema aber nicht respektabel genug war, um in angesehenen Fachzeitschriften oder seriösen Verlagen veröffentlicht zu werden, ist die Verlockung mittels Wikipedia dennoch breites öffentliches Gehör zu finden sehr groß. Charakteristisch ist, dass versucht wird in möglichst vielen Artikeln die eigene Literatur unterzubringen oder Darstellungen in Artikeln einzubetten, welche als Einzelbeleg auf die eigene Publikation verweisen.

Fall 1:

Als erstes Beispiel möchte ich im Folgenden die Vorgänge um verschiedene Arbeiten von Sebastian Maaß ab Ende 2009 beschreiben (ob es sich bei dem Benutzern um den Autor selbst, ein Freund des Autors oder aber neurechte Verehrer seiner Bücher handelt, ist nicht Gegenstand dieser Dokumentation):

Aufmerksam bin ich auf den Vorgang im Artikel Edgar Julius Jung geworden, wo ich auf diese(n) Benutzer gestoßen bin: 1. Versuch, 2. Versuch, 3. Versuch, 4. Versuch, 5. Versuch, 6. Versuch, 7. Versuch, 8. Versuch, 9. Versuch, 10. Versuch, 11. Versuch, aktuell letzter und 12. Versuch.

Bei näherer Betrachtung fiel die Systematik der Edits doch auf, so dass ich das - nachdem man das Treiben einige Wochen beobachten konnte - auf der Diskussionseite thematisierte. Die Beschäftigung mit den Büchern von Sebastian Maaß führten mich nämlich zu folgender Kernaussage: „Abgesehen davon, dass dieses Buch im rechtsextremen Regin-Verlag erschien, wurde es nirgendwo im reputablen Wissenschaftbetrieb positiv besprochen oder rezipiert.“

Die Hartnäckigkeit, mit der die Literatur in diesem Lemma untergeschoben wurde führte bei mir zu einer genaueren Untersuchung. Der Befund: auch andere Artikel sind davon massiv betroffen, so etwa der Artikel Walther Schotte: 1. Versuch, 2. Versuch

Ab etwa April 2010 konnte man verstärkte IP-Tätigkeiten verzeichnen. Verschiedene IPs, die nur eine Mission hatten: Eins; Zwei; Drei; Vier; Fünf. Ein schönes Beispiel für die Bandbreite der betroffenen Artikel bietet diese erste Masseneinführung (Verteidigung im Artikel Eduard Stadtler)

Da aber im April die meisten IP-Manipulationen entdeckt wurden, und man als IP nicht mehr weiterkam, gab es ebenfalls ab April 2010 verstärkt die Eröffnung verschiedener Konten. Hier der Überblick der Sockenpuppenanlegung (kein Anspruch auf Vollständigkeit): Max_Horkheimer2002; Theodor_Adorno; Theodor_Adorno2; Steffan_Wieland; Olga43; Bjoern_der_grosse; Anime_Boy

Taktikänderung: Benutzer:Aston Beluga (neuer Versuch einer Masseneinführung; und noch eins: er will endlich sich doch noch durchsetzen...). Hier kann man nun eines der Motive erkennen: Ungeduld (die politischen Motive sind hier: Eins; Zwei).

Im Laufe einer doch recht Interesanten Diskussion gibt sich der Benutzer als das rechtsextreme Rosa-Liebknecht Sockenzoo zu erkennen. Höchst amüsant auch folgende Bemerkung, wo er den Schaden an Wikipedia genau beschreibt: „Übrigens habe ich in anderen Wiki-Themenbereichen zahlreiche Bücher plazieren können - ohne das es aufgefallen wäre. Nur die Strategie der Masseneinführung scheint wohl etwas überarbeitungsbedürftig zu sein. Ich denke aber, dass ohne fanatische-antifa-Hanseln wie dich, das Unternehmen durchaus Erfolg hätte haben können“ (Quelle)

Ist der Ruf erst ruiniert - lässt sich offen reden - ungeniert!. Mit dem "Eichberg-Desaster" ist wohl folgender Vorgang ebenfalls gemeint: RL Aktion. Liest man bis zum Schluß des Threads kommen drei Difflinks von IPs, die in der Vergagenheit über CU-Anfragen ebenfalls dem RL-Sockenpuppenzoo zugeordent wurden. Der Inhalt wurde mittelrweile gelöscht, weil er volksverhetzende Inhalte hatte. Einer der drei wünschte mit „Heil Hitler“ „KarlV ins KZ“. Daher fragte ich ihn auch neulich danach. Das Lemma Eichberg scheint strategisch so wichtig zu sein, dass nach dem "Eichberg-Desaster" in der rechtsextremen Metapedia, wo der gleiche Benutzer Administrator ist, ich folgendermaßen gelistet bin: „KarlV, Benutzer aus München, hetzt gegen Henning Eichberg und diffamiert Ethnopluralismus“. Da dieses rechtsextreme Sockenpuppenzoo eine langfristige Strategie fährt, sind regelmäßige CU-Anfragen ein adäquates Mittel großmaulige Ankündigungen aufs richtige Format zu reduzieren. Die angeblichen Absprachen mit weiteren Kameraden (laut eigenen Angaben sind es mit ihm vier Benutzer) sind nichts anderes als Aufplustern.

This is the End

Fall 2

Dieser Edit erfüllt die eingangs beschriebenen Kriterien besser als der erste Fall, der sich im Nachhinein als Literatur-Spam einer sattsam bekannten Polit-Socke herausstellte. Die stationäre IP lässt sich auf einen Autor, der real existiert zurückführen. Die Edits zeigen, dass in verschiedenen Artikeln die eigene Literatur eingestellt wurde. Selbst der Artikel zur Lebendperson wurde wahrscheinlich selbst angelegt.

Einzelnachweise

  1. Die Liste in der rechtsextremen Internetseite Metapedia wurde am 4. August 2009 erstellt. Der Eintrag zu KarlV lautet (Stand vom 18. Januar 2012): „KarlV: Benutzer aus München, hetzt gegen Henning Eichberg und diffamiert Ethnopluralismus“
  2. Andreas Kopietz, Wie ich Stalins Badezimmer erschuf. Wie leicht es ist, einen Wikipedia-Beitrag zu fälschen. Und wie schwer es ist, diese Fälschung rückgängig zu machen, erschienen am 24. März 2011 in der Berliner Zeitung