Alexanderschanze
Alexanderschanze ist eine Passhöhe (Höhe 970,8 m ü. NHN)[1] an der Bundesstraße 28 bei Freudenstadt im Nordschwarzwald. Gleichzeitig gibt es die Festungsanlage Alexanderschanze und schließlich das Hotel Alexanderschanze.
Alexanderschanze | |||
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Hotel Alexanderschanze | |||
Himmelsrichtung | Westen | Osten | |
Passhöhe | 970,8 m ü. NHN | ||
Bundesland | Baden-Württemberg | ||
Talorte | Oppenau | Freudenstadt | |
Ausbau | Passstraße | ||
Gebirge | Schwarzwald | ||
Karte (Baden-Württemberg) | |||
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Koordinaten | 48° 28′ 51″ N, 8° 16′ 35″ O |
Pass Alexanderschanze
BearbeitenDer Pass liegt zwischen Freudenstadt-Kniebis, Bad Peterstal-Griesbach, Oppenau und Baiersbronn und bietet eine Verbindung zwischen der Rheinebene bei Straßburg und dem Neckartal, die es erlaubt, den Schwarzwald ohne weitere große Talquerungen und Passanstiege in West-Ost-Richtung zu überschreiten. Nördlich der heutigen, weitgehend im Forbachtal verlaufenden modernen Straße Kniebis–Freudenstadt gibt es die Wegbezeichnungen „Alte Straße“ und sogar „Römerstraße“.[2][3] Auch wenn es keine gesicherten Quellen gibt, laut denen Römer diese Straße anlegten, kann die Benutzung des Passes als Fernweg im frühen Mittelalter als sicher angenommen werden,[4] das beweisen auch die im Wald zu findenden Gleisspuren.[5][6] Gleis meint in diesem Zusammenhang die heute noch im Fels zu sehenden Rillen, die die mit Stahlbändern beschlagenen Holzräder hinterlassen haben.
Festungsanlage Alexanderschanze
BearbeitenLaut Stälin[7] ließ der Straßburger Bischof Johann von Dirpheim (Bischof von 1306 bis 1328) am Kniebis Befestigungen anlegen. Im Jahre 1655 gab es an dieser Stelle bereits Schanzen.[8] Auf der Karte von Stäbenhaber[9] aus dem Jahre 1674 ist die Lage dieser Befestigungsanlage erstmals genau dokumentiert.
Der Kommentar auf der Karte „2. Schanz, repariert am 9. November 1674“ beweist ebenfalls, dass ältere Anlagen vorhanden gewesen sein müssen. Die Baumaßnahmen 1674 und 1675 leitete Stäbenhaber selber. Die „2. Schanz“ bestand laut Stäbenhaber aus zwei einfachen rechteckigen Schanzen. Mit ihnen konnte der von Oppenau – Zuflucht kommende Weg durch das Hochmoor blockiert werden.
Von 1710 bis 1712 wurde die Schanze unter der Leitung von Leutnant Reichmann umgebaut.[10] Er gestaltete die Anlage vollständig neu: zwei Redouten, rechts und links ein Verhack, zwischen den beiden Redouten führt die Straße hindurch, die zusätzlich mit einem Tor gesperrt werden konnte.
Den Namen Alexanderschanze erhielt sie 1734, als Herzog Karl Alexander von Württemberg die vorhandenen Schanzen modernisieren ließ zur militärischen Sicherung des strategisch wichtigen Übergangs an der württembergischen Grenze. Die Arbeiten leitete der Ingenieur von Herbort.[11]
1796 wurden durch französische Truppen zusätzliche Erweiterungen vorgenommen. Im Zweiten Koalitionskrieg 1799 bis 1801 verlief hier zeitweise die Front zwischen österreichischen und französischen Truppen.
Auf einer Flurkarte aus dem 19. Jahrhundert[12] sind die beiden Schanzen detailliert eingezeichnet, einschließlich der weit nach Nordwesten vorstoßenden Laufgräben und mit den Laufgräben zwischen den beiden Schanzen in der Form einer gleichartigen weiteren Schanze.
Zustand der Schanzen
BearbeitenAußerordentlich gut erhalten ist noch die Schanze nördlich des Hotels Alexanderschanze.
Höhe Grabensohle zur Walloberkante 4–5 m, Höhe Innenraum zur Walloberkante 2–3 m. Der Wall ist an der Nordwestecke unterbrochen, also in Richtung Oppenauer Steige. Im Innenbereich an der Südostecke weist ein großer Schutt- und Erdhaufen auf Gebäudereste hin. Die Schanzanlage ist gut zugänglich.
Die Wälle der gegenüberliegenden Schanze westlich des Hotels sind niedriger, (2 m, teilweise weniger) und beschädigt. Wälle und Innenraum sind stark bewachsen und schwer zugänglich.
Von den früher vorhandenen Laufgräben sind wenige nachweisbare Spuren vorhanden. Nur bei der dem Hotel gegenüberliegenden Schanze ist noch ein 20 m langes Teilstück gut erhalten. Es führt von der Nordecke in Richtung NNW, also Richtung Zuflucht.
Hotel Alexanderschanze
BearbeitenDas denkmalgeschützte Wanderhotel Alexanderschanze an der Passhöhe geht auf ein Forsthaus aus dem Jahr 1868 zurück. Dieses brannte 1911 ab und wurde durch den heute noch bestehenden Bau ersetzt. Der Hotelbetrieb ist seit 1. Januar 2015 eingestellt. Der Hotelbau wurde 2015 vom Land Baden-Württemberg gekauft. Geplant ist ein Nutzung durch die Nationalpark-Verwaltung, "zudem sollen eine Rangerstation und eine einfache Wanderunterkunft in dem Gebäude untergebracht werden", wie das Finanzministerium Baden-Württemberg 2023 mitteilte.[13]
Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe der Alexanderschanze
BearbeitenKurz vor 1940 wurden neue Sicherungsanlagen als Teil des Westwalls errichtet. Auch der gleichzeitige Weiterbau der Schwarzwaldhochstraße (B 500) ab Ruhestein hatte zunächst militärische Gründe. In dem in der Nähe errichteten Führerhauptquartier Tannenberg hielt sich Adolf Hitler nur eine Woche im Sommer 1940 auf.
Nach 1945 wurden alle Bunkeranlagen in diesem Bereich gesprengt und die Flächen aufgeforstet. Heute bilden der Fichtenwald und das verbliebene Bodendenkmal das 190 ha große Naturschutzgebiet Kniebis-Alexanderschanze südöstlich des Schliffkopf.
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Ausschnitt der Karte von Prälat Johann Mayer, Murrhardt, 1712
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Ansichtskarte von der Alexanderschanze aus dem Jahr 1899
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Hotel Alexanderschanze
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Östliche Redoute, gegenüber vom Hotel
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Die weniger gut erhaltene westliche Redoute der Alexanderschanze
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- ↑ Topographische Karte Nr. 7515 Oppenau, vom Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, ISBN 978-3-89021-158-9.
- ↑ Wanderkarte 1:50.000 Bad Wildbad Freudenstadt, vom Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, ISBN 3-89021-499-1.
- ↑ Zeitschrift „Schönes Schwaben“ Ausgabe 7/2004, S. 24.
- ↑ Dieter Kapff und Reinhard Wolf: „Steinkreuze, Grenzsteine, Wegweiser…“ Theiss-Verlag, ISBN 3-8062-1460-3, Seite 67.
- ↑ siehe Foto von Thomas Horn http://www.ilya.it/chrono/dtpages/gleisedt.neu.html#HornGleisKniebis
- ↑ Christoph Friedrich von Stälin: Württembergische Geschichte III, S. 95.
- ↑ Manfred Eimer: Geschichte der Stadt Freudenstadt, Verlag Oskar Kaupert, Freudenstadt, 1937, S. 153
- ↑ Karte von Georg Ludwig Stäbenhaber (auch Stebenhaber) von 1674, Quelle Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart [1].
- ↑ Manfred Eimer: Zu Kniebis auf dem Walde. Geschichtliche Zusammenfassung über den Kniebis und die Kniebisbäder, Erwin Schmieder’s Druckerei und Verlag, Baiersbronn, 1954
- ↑ Walter Kull: Freudenstädter Beiträge zur geschichtlichen Landeskunde, Band "Festung Freudenstadt", S. 103, Herausgeber: Heimat- und Museumsverein für Stadt und Kreis Freudenstadt e. V., 1985
- ↑ Flurkarte von 1837–1856.
- ↑ DPA: Land hält an Plänen für früheres Hotel Alexanderschanze fest in: Süddeutsche Zeitung 15. Mai 2023; abgerufen am 4. Juni 2024
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Manfred Eimer: Zu Kniebis auf dem Walde, Geschichtliche Zusammenfassung über den Kniebis und die Kniebisbäder, Erwin Schmieder’s Druckerei und Verlag, Baiersbronn, 1954
- A. Hiss: Der Kniebis und die Kniebisbäder heute, Erwin Schmieder’s Druckerei und Verlag, Baiersbronn, 1954
- Karte „Eigentlicher Grundriß des Freudenstädter Forstes mit seinen locken Mark- und Grenzsteinen, verfertigt von Johann Mayer, Prälat zu Murrhardt ann 1712“ http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1391525
Weblinks
Bearbeiten- Karte der historischen Schanzanlage in August Meyer: Notizen über den Landstrich zwischen Bodensee und Pfinz, Gedanken über die Befestigung der Gränze von Süddeutschland gegen Frankreich. 1819. Digitalisat der Badischen Landesbibliothek.