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Die Gärtner-Bande: und drei weitere Fälle
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Die Gärtner-Bande: und drei weitere Fälle
eBook144 Seiten1 Stunde

Die Gärtner-Bande: und drei weitere Fälle

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Über dieses E-Book

Ostberlin, 1985: Im Bezirk Köpenick treibt eine Diebstahlbande ihr Unwesen. Sie bricht mit hohem technischen Aufwand in Einfamilienhäuser ein und schreckt auch vor dem Aufbrechen gesicherter Stahlschränke nicht zurück. Spioniert die Bande ihre potentiellen Opfer im Vorfeld aus? – 5. August 1976, ein Uhr nachts: Die 28-jährige Sachbearbeiterin Silva B. quält die Angst vor einer Prüfung. Um sich Zerstreuung zu verschaffen, tritt sie auf den Balkon ihrer Wohnung in der Pankower Tollerstraße. Plötzlich hört sie aus einer Tordurchfahrt des gegenüberliegenden Hauses die Hilfeschreie einer Frau, die abrupt verstummen. Was ist passiert? – Berlin-Karow, 10. Januar 1977: Die neunjährige Beate rennt "um ihr Leben" in Richtung Elternhaus, bis sie weinend ihrer Mutter in die Arme fällt. Ist sie das weitere Opfer einer Reihe von brutalen Sexualdelikten an minderjährigen Mädchen?
Berndt Marmulla rekonstruiert vier aufsehenerregende Fälle, an deren Aufklärung er als Ermittler beteiligt war. Spannend vergegenwärtigt er den Tathergang und den Prozess der Aufklärung – und erzählt unterhaltsam aus dem Polizistenalltag in der DDR.
SpracheDeutsch
HerausgeberBild und Heimat
Erscheinungsdatum22. Sept. 2020
ISBN9783959588041
Die Gärtner-Bande: und drei weitere Fälle

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    Buchvorschau

    Die Gärtner-Bande - Berndt Marmulla

    www.superillu-shop.de

    Vorwort

    Verbrechen in der DDR

    Die in diesem Buch geschilderten Straftaten waren nach dem damaligen Kriminalitäts- und Rechtsverständnis Verbrechen und dadurch in nicht unerheblichem Maße Unruhefaktoren innerhalb der Gesellschaft. Die gesellschaftspolitische Aufgabe der Volkspolizei, insbesondere der Kriminalpolizei, war es, diese Verbrechen so schnell wie möglich aufzuklären und die Straftäter der Gerichtsbarkeit zuzuführen. Diese Aufgabe hatten die überwiegende Mehrheit meiner Kollegen und ich verinnerlicht.

    Diebstähle aller Art, unbefugte Benutzungen von Fahrzeugen, Betrügereien, Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und andere kleine und mittlere Delikte bestimmten den polizeilichen Alltag.

    Die in diesem Buch beschriebenen Straftaten widerspiegeln zugleich den täglichen Ablauf von Ermittlungen und polizeilichen Handlungen der Kriminalisten und anderen Polizeiangehörigen. Die stellenweise Beschreibung der kollegialen Zusammenarbeit der Polizisten, vornehmlich der Kriminalisten, und ihres Umgangs miteinander beruht auf Tatsachen. Auch wenn es natürlich im Alltag Probleme menschlicher und dienstlicher Art gab, die gemeinsame Aufgabenerfüllung stand im Mittelpunkt des täglichen Miteinanders. In einer Institution wie der Polizei ist auch aus der Sicht des Autors ansonsten eine erfolgreiche Arbeit nicht möglich.

    Der Blick zurück auf diese Kriminalitätsfälle ist zugleich ein Blick auf die jüngere Geschichte Deutschlands. In einem entscheidenden Punkt unterschied sich unsere Arbeit im Osten ganz und gar nicht von jener der Kollegen im Westteil unseres Landes: Es ging immer darum, möglichst schnell die Wahrheit ans Licht zu bringen.

    Mein persönlicher Dank für die Unterstützung bei den Recherchen zu diesem Buch gilt Herrn Frank Ewald aus Berlin-Köpenick. Seine Ortskenntnis war für mich sehr hilfreich. Wertvolle Hinweise über soziale, bevölkerungstypische Handlungsweisen konnte er mir als langjähriger Bewohner Köpenicks und ehemaliger Inhaber der Whisky- und Weinhandlung Weinoase in der Köpenicker Altstadt vermitteln.

    Besonders herzlich danke ich dem Journalisten Rolf Kremming, der mir bei der Arbeit an diesem Band durch regelmäßigen Gedankenaustausch ausgesprochen behilflich war.

    Ebenfalls gilt mein Dank dem Verlag Bild und Heimat für das entgegengebrachte Vertrauen und die Unterstützung bei der Entstehung dieses Buches.

    Berndt Marmulla, Kriminaloberrat a. D.

    Berlin, Juni 2020

    Die Gärtner-Bande

    Mittwoch, 8. Mai 1985

    »40. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus«. Arbeitsfrei mitten in der Woche. Das Volk jubelte. Die einen mit Fähnchen auf der Straße, andere mit Bier und Bockwurst im Berliner Ausflugslokal Zenner im Treptower Park.

    Peter A. dagegen saß gelangweilt im Roten Ochsen, einer Eckkneipe in Berlin-Köpenick. Es war kurz nach dreizehn Uhr, und die Kellnerin stellte ihm das dritte Bier auf den Tisch. »Hübsches Ding«, murmelte Peter vor sich hin und blickte der schlanken Bedienung nach. Diese Beine, dieser Gang, einfach perfekt. Schon lange hatte er ein Auge auf die dunkelhaarige Rumänin geworfen. Aber jedes Mal, wenn sie ihn mit ihren dunkelbraunen Augen anschaute, ließ ihn sein Mut im Stich. Außer: »Na, wie geht es dir, Adelina?«, brachte er nichts heraus und fand sich höchst idiotisch dabei. Aber heute, so hatte er sich vorgenommen, heute würde er sie ansprechen und sie zum Essen in die HO-Gasstätte neben dem Rathaus einladen. Er hatte schon lange keine Freundin mehr gehabt und fand, dass es langsam mal wieder Zeit für traute Zweisamkeit wäre.

    Während er gedanklich noch am Formulieren der richtigen Worte war, sah er beim Blick aus dem Fenster einen Mann Anfang vierzig aus einem dunklen Auto steigen. Von einem Moment auf den anderen war die hübsche Rumänin vergessen. Das Auto auf der anderen Straßenseite erforderte seine ganze Aufmerksamkeit. Mensch Meier, der Kerl muss ja richtig Kohle haben, dachte Peter. Und wenn Peter an Kohle dachte, kam auch die schönste Frau nicht gegen an.

    Der Mann auf der anderen Seite war aus einem »Volvo« gestiegen! Solch ein Auto fuhren in der DDR nur Leute wie Funktionäre, Künstler und selbständige Handwerker. Und genau diese Art von Leuten mochte Peter, wenn auch anders, als diese es sich vorstellten. Wer so eine Kutsche fuhr, musste Knete haben, meinte sein Kumpan Dieter Gärtner, verriet aber nicht, woher er sein Wissen hatte. Aber zweifellos hatte er recht.

    Erst vor vier Tagen hatte Peter mit zwei Kumpeln einem »Golf«-Fahrer einen Besuch abgestattet. Der Typ wohnte in einem noblen Einfamilienhaus in Berlin-Friedrichshagen, fünf Minuten vom Müggelsee entfernt. Was sie da abgeräumt hatten, war mehr gewesen, als die drei erwartet hatten. Jede Menge Bargeld, zwei Kassettenrekorder, mehrere verdammt teuer aus­sehende Ringe, eine goldene Kette und zwei fast nagelneue Kameras der Marke »Pentacon« hatten sie weg­geschleppt. Der Tipp war von Dieter gekommen, und er hatte auch dafür gesorgt, dass sie sich akribisch auf den Einbruch vorbereitet und das Haus tagelang beobachtet hatten. Erst als sie wussten, dass die Bewohner tagsüber nicht im Hause waren, setzten sie ihren Plan in die Tat um. Unbemerkt von den Nachbarn betraten sie das Grundstück durch die nicht abgeschlossene Gartentür, brachen die Verandatür an der Rückseite des Hauses auf und landeten direkt im Wohnzimmer. Staunend blieb das Trio neben dem Sofa aus Samt stehen. »Glotzt nicht so lange rum«, trieb Dieter seine Kumpane an. »Ick will Weihnachten noch zu Hause feiern.« Pflichtbewusst lachten die beiden, hatten sie diesen Spruch doch schon ein Dutzendmal gehört. Also marschierten sie durch die fünf Räume des Hauses und ärgerten sich, dass sie nur die Hälfte von dem wegschleppen konnten, was sie wollten. »Kiekt mal, da hängt ’n Franzose«, erklärte Dieter und zeigte auf ein Gemälde von Claude Monet. »Scheiß drauf«, meinte Peter, »das ist bestimmt eine Kopie. »Wir kieken lieber mal in den Safe hinter dem Schreibtisch.« Für Dieter kein Problem. Mit brachialer Gewalt und dem Einsatz eines speziellen Hebelwerkzeugs, einem sogenannten Knabber, war der Tresor eine halbe Stunde später auf. Das Trio schwieg und staunte. Im Safe lag bündelweise Geld. Fein säuberlich zu Zehnerstapel abgepackt mit jeweils einem Gummi drum. 45.000 DDR-Mark und 20.000 DM. In Windeseile packten sie das Geld in die mitgebrachten Taschen, noch ein letzter Blick durch die Zimmer, dann über die Terrasse zurück nach draußen. Zwei Quer­straßen weiter stiegen sie in Wolfgangs dunkelblauen »Škoda 1000 MB«.

    Peter bestellte sich das vierte Bier und einen Nordhäuser Doppelkorn dazu und beobachtete weiterhin den »Volvo« auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Adelina sah ihn von der Seite an und lächelte. Sie hatte längst begriffen, dass Peter auf sie stand. Und weil auch sie den schlanken jungen Mann mit der Windjacke mochte, machte ihr dieses Spiel richtig Spaß. Dass Peter ein Einbrecher war und von regelmäßiger Arbeit nicht viel hielt, ahnte sie nicht.

    Schon fünfmal war er eingebrochen, und jeder »Bruch« war ein Erfolg gewesen. Bei zwei Einbrüchen war sein Kumpel René dabei gewesen. Mit vierundzwanzig Jahren war er der Jüngste von ihnen, frisch verheiratet mit einer Frau, die gern mehr Geld ausgab, als er beim Volkseigenen Betrieb (VEB) Funkwerk Köpenick verdiente. Und er selbst war scharf auf ein Auto. Wobei er dabei nicht an einen »Trabi« dachte, sondern an einen »Golf« aus dem Westen. Ihre bisherigen »Erfolge« konnten sich sehen lassen. Der Rubel rollte. Und dank der drei Funkgeräte, die René nach einer Nachtschicht in seiner Aktentasche aus dem Werk geschleppt hatte, konnten sie sich bei den Brüchen untereinander gut verständigen und das Risiko verringern, geschnappt zu werden.

    Nur einmal wäre es fast in die Hose gegangen. Eine alte Dame, die ihren Dackel spazieren führte, hatte sich über René gewundert, der in Dieters Auto saß und in einen schwarzen Kasten hineinsprach. Selbst »Bruno«, ihrem Hund, kam das komisch vor, er bellte. Misstrauisch klopfte die alte Dame an das Seitenfenster und fragte, was er hier mache. Mit den Worten, er wäre vom örtlichen Wasseramt und kontrolliere mit seinen Kollegen die Leitungen, konnte er die alte Dame beruhigen. Auch »Bruno« hörte auf, zu bellen.

    Drei Einfamilienhäuser hatten sie auf diese Weise tagsüber ausgeraubt, zwei Betriebe in der Nacht. Peter kannte Dieter und Wolfgang aus dem Knast. Für ein paar Monate hatten sie sich sogar eine Zelle geteilt. Obwohl alle drei erst knapp über dreißig waren, hatten sie schon ein Vorstrafenregister von beachtlicher Länge. Autos geknackt, Wohnungen ausgeraubt, und bei Dieter kamen noch zwei Körperverletzungen hinzu. Sie waren nicht gerade das, was sich die sozialistische Gesellschaft wünschte.

    Nach ihrer Entlassung aus der Rummelsburger Haft­anstalt hatten sie sich immer mal wieder in einer der zahlreichen Köpenicker Kneipen auf ein Bierchen getroffen. Wobei es nicht immer bei dem einen blieb. Peter und Wolfgang waren geschieden, lebten aber mit neuen Partnerinnen zusammen. Dieter war verheiratet und wohnte mit seiner Frau in einer Dreiraumwohnung in der Köpenicker Altstadt. Wie er an dieses Schmuckstück gekommen war, blieb sein Geheimnis. Nur einmal machte er im angetrunkenen Zustand die Bemerkung, er kenne eine Frau von der Wohnraumvergabe, mit der er hin und wieder mal ins Bett gehe und die ihm bei der »Wohnungssuche« behilflich gewesen wäre.

    René war nicht vorbestraft und wohnte in Berlin-Weißensee. Er und Dieter hatten sich in Jahns guter Stube in der Köpenicker Bahnhofstraße kennengelernt. Beide kamen am Tresen ins Gespräch, und wie es der Zufall wollte, hatten beide gerade Ärger mit ihren Ehefrauen. Dieters Melanie war mal wieder sauer, weil er Socken, Hemd und Hose neben dem Bett hat liegen lassen und außer Unordnung nichts in der Wohnung machte. René hatte sich anhören müssen, dass schon wieder zu wenig Geld in der Haushaltskasse war. So gab ein Wort das andere, und am Ende waren sie sich einig, dass es wahre Liebe nur unter Männern gäbe. Drei Tage später saßen sie wieder am Tresen, und Dieter fragte René, ob er Lust hätte, sich ein paar Mark nebenbei zu verdienen. Hatte er, und eine Woche später trafen sie sich zur ersten Lage­besprechung in Dieters Wohnung.

    Alle vier standen in Lohn und Brot, arbeiteten in Volkseigenen Betrieben und führten nach außen hin ein ganz normales bürgerliches Leben. »Nie wieder in den Knast. Nur nicht auffallen, auch nicht wegen asozia­len Verhaltens dem Arbeiter-und-Bauern-Staat gegenüber«, war ihre Devise. So blöd wollten sie nie wieder sein.

    Nachdem

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