Auf die Seite gebracht: Gedanken, Geschichten, Erinnerungen
Von Raimund Eich
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Über dieses E-Book
In sechzehn realen und fiktiven Episoden nimmt der Autor die Leserinnen und Leser mit auf eine emotionale Reise in Gedanken, Geschichten und Erinnerungen.
Raimund Eich
Raimund Eich lebt im Saarland. Neben einigen Büchern über seine Heimatstadt Neunkirchen, Tatsachenromanen, heiteren und besinnlichen Gedichten und Geschichten hat er auch einige Werke mit gesellschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Themen veröffentlicht. Gerne lässt er auch naturwissenschaftliche und technische Aspekte in sehr anschaulicher Form mit einfließen. Daraus resultieren einzigartige Bücher, spannend, dramatisch, informativ und unterhaltsam zugleich.
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Auf die Seite gebracht - Raimund Eich
Raimund Eich, Jahrgang 1950, lebt im Saarland.
Neben zwei Tatsachenromanen und Büchern mit heiteren und besinnlichen Gedichten und Geschichten hat er einige Werke veröffentlicht, in denen er sich insbesondere mit gesellschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Themen befasst. Hierin lässt er auch naturwissenschaftliche und technische Aspekte in sehr anschaulicher Form mit einfließen. Daraus resultieren einzigartige Bücher, spannend, dramatisch, informativ und unterhaltsam zugleich.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Der Schatz im Silbersee
Don Camillo, ein Held meiner Kindheit
Endrik B.
Fleckenmonster
Fluch und Segen
Der Wichtelfall
Denkmal Sense Eduard
Mamas Sessel
Ein Geschenk des Himmels
Sieben Leben
Zwei Herzen im Gleichschritt
Morgens um neun
Der Tod kommt pünktlich
Zauberwelt
Lieber Gott, mach mich fromm
Ein stinknormales Leben
Nachwort
Weitere Veröffentlichungen
VORWORT
„Die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst", wer von uns kennt dieses Zitat nicht? Ein schöner Spruch, ohne Zweifel, aber nach meinem Dafürhalten ein Unvollständiger, denn das Leben schreibt nun mal nicht nur schöne Geschichten. Es hat für uns leider auch Hässliches, Trauriges und mitunter auch Grausames auf Lager
Doch wann ist eigentlich eine Geschichte schön, fragt man sich, wenn man ein Buch mit möglichst schönen Geschichten schreiben will. Sind es nur heitere und unbeschwerte Stories mit glücklichem Ausgang? Ich glaube nicht, denn zum Leben gehören Licht- und Schattenseiten gleichermaßen.
Ganz gleich, um was es in einer Geschichte geht, ob Weltbewegendes oder Alltägliches, ob Gutes oder Böses, ob mit oder ohne Happy End, eine Geschichte muss die Leser emotional berühren und mitnehmen. Sie sollten beim Lesen die Gefühle nachempfinden, die man als Autor selbst mit den schönsten Formulierungen leider oft nur unzureichend zum Ausdruck bringen kann. Und dann sind es auch schöne Geschichten, selbst wenn sie traurig oder ohne glücklichen Ausgang sein sollten.
Auch den tieferen Sinn zu erkennen, der hinter so mancher Geschichte steckt, kann meiner Meinung nach als schön und bereichernd empfunden werden.
So gesehen wünsche ich Ihnen eine ebenso unterhaltsame wie sinnvolle Lektüre.
Raimund Eich
DER SCHATZ IM
SILBERSEE
Meine Sturm- und Drangzeit als edler und tapferer Indianerhäuptling, nicht nur an Fastnacht, sondern das ganze Jahr über beim Spielen in der so genannten Wildnis meiner Heimatstadt, lag eigentlich schon hinter mir, denn in wenigen Tagen würde ich 14 Jahre alt werden. Das kindliche Abenteuerspielen hatten wir Jungs mittlerweile ersetzt durch Straßenfußball, so etwas ging tatsächlich noch in den Nebenstraßen in Neunkirchen Anfang der Sechziger Jahre, und, wie soll ich es sagen, zudem auch mit der Eroberung des weiblichen Geschlechtes. Meine dicksten Freunde Eberhard, Werner und Hans-Jürgen hatten im Gegensatz zu mir schon erste Techtelmechtel und Kusserfolge zu verzeichnen. Ich tröstete mich zwar mit dem Gedanken, dass ich der Jüngste von uns Vieren sei, aber die Zeit drängte, denn das virtuelle Sammeln von Skalps niedergemetzelter Feinde zählte schon lange nicht mehr als Erfolg. Dem Zeitgeist folgend definierten wir diesen zwischenzeitlich über das Toreschießen beim Fußballspielen ... und über das Küssen von Mädchen.
„Der Schatz im Silbersee schien mir eine willkommene Gelegenheit zu sein, das Angenehme, einen spannenden Abenteuerfilm, mit dem unvermeidlichen ersten Kuss, zu verbinden. Ein Opfer dafür hatte ich bereits im Auge. Elke, deren Oma meiner Mutter zuweilen im Haushalt aushalf, sollte die Auserwählte sein. Also kratzte ich meine bescheidenen Ersparnisse zusammen und lud Elke ein, mit mir in die Nachmittagsvorstellung von „Der Schatz im Silbersee
zu gehen. Von Eberhard hatte ich den todsicheren Tipp, einen Kussangriff möglichst erst dann zu starten, wenn eine romantische Filmszene über die Leinwand flimmerte.
Als wir nachmittags im Eden-Kino auf den sündhaft teuren Sperrsitz-Rängen weiter hinten Platz nahmen, war das Kino fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach der obligatorischen Wochenschau in Schwarz-Weiß und der Pause vorm Hauptfilm, die mich noch eine Schachtel Eiskonfekt kostete, ging es endlich los. Fieberhaft wartete ich auf eine geeignete Gelegenheit für meinen geplanten Einsatz. Endlich eine mir jedenfalls romantisch genug erscheinende Szene, untermalt von der eindringlichen Filmmusik des Karl-May-Films. Doch als ich gerade dabei war, mich mit zitternden Händen und Angstschweiß auf der Stirn in Richtung meiner Angebeteten zu beugen, peitschten plötzlich Schüsse durch den Saal. Colonel Brinkley und seine Banditen waren dabei, die Farm von Mrs. Butler auf der Suche nach dem fehlenden Teil der Schatzkarte vom Silbersee zu überfallen. Dies konnte ich mir nicht entgehen lassen und stellte daher meinen eigenen Angriff bis auf Weiteres zurück. Allerdings zogen mich Winnetou und Old Shatterhand immer mehr in ihren Bann, sodass ich die Welt um mich herum völlig vergaß, und damit auch Elke. Erst nachdem der Bösewicht Colonel Brinkley in der Höhle am Silbersee mit dem Schatz für immer in der Tiefe versunken war und das Licht im Saal langsam wieder anging, kehrte ich ins irdische Leben zurück. Doch wo war Elke? Jedenfalls saß sie nicht mehr neben mir.
Verzweifelt irrte ich auf der Suche nach ihr an den vielen Zuschauern vorbei, die den Ausgängen zustrebten. Auch vorm Kino keine Spur von ihr. So rannte ich schließlich die steile Straße hinunter, dorthin, wo Elke mit ihrer Oma in einem Hinterhaus wohnte. Hier fand ich sie tatsächlich auch wieder, im dunklen Durchgang zum Hinterhaus ... heftig knutschend mit dem blöden Angeber, der im Kino neben uns gesessen und sie fortwährend angemacht hatte.
DON CAMILLO, EIN HELD
MEINER KINDHEIT
Er war weder jung noch schön und entsprach offen gestanden überhaupt nicht dem klassischen Bild eines Helden der Kindheit. Aber er war bärenstark und ging keinem Streit aus dem Weg. Das gefiel mir.
Was mich jedoch am meisten an ihm faszinierte, war, dass er mit dem gekreuzigten Jesus, den er Herr nannte, in seiner Kirche richtige Zwiegespräche führen konnte, und dass der ihn mit seiner unglaublich sanften Stimme stets auf den Pfad der Tugend zurücklenkte, wenn ihn der bullige Bürgermeister Giuseppe Bottazzi alias Peppone und seine kommunistischen Parteigenossen mal wieder auf die Palme gebracht hatten.
Die Rede ist von Don Camillo bzw. von den Spielfilmen „Don Camillo und Peppone", die Anfang der Sechziger Jahre in schwarzweiß über den Bildschirm flimmerten. Gespräche mit dem Herrn im Himmel, bei denen man richtige Antworten bekam, wollte ich