Seelenhingabe
Von Anja Büdel
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Über dieses E-Book
Im 21. Jahrhundert ist Raphael ein berühmter spanischer Rockstar, dem die Groupies zu Füßen liegen. Zur gleichen Zeit verkauft Susan als frustrierter Dauersingle Hochzeitsanzüge. Völlig unerwartet begegnet sie sich eines Tages auf einem Festival. Sofort fühlen beide eine Liebe, die nicht von dieser Welt ist, denn sie wurde im Himmel geschmiedet. Kann sie ihm verzeihen, was er ihr im 16. Jahrhundert in Irland angetan hat? Als dann auch noch Marc Bernstein in ihr Leben tritt, der ihre Seele vor erneuten Verletzungen retten will, steht ihr Leben auf dem Kopf.
Anja Büdel
Anja Büdel wurde 1974 in Karlstadt geboren. Ihre Leidenschaft zur Literatur wurde ihr von ihrer Großmutter in die Wiege gelegt. Ihre Romane handeln von der Sehnsucht des Menschen erfüllt zu sein. Ihr Debütroman "Muss ich haben und zwar sofort" wurde 2013 in Deutschland veröffentlicht. "SEELENHINGABE" ist Anja Büdels zweiter Roman. Er handelt vom Glauben an die Macht der Liebe, sobald wir vertrauensvoll unsere weibliche und männliche Seite in uns selbst vereinen und lernen uns bedingungslos hinzugeben.
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Buchvorschau
Seelenhingabe - Anja Büdel
Die Liebe selbst ist wie das Leben,
kein stiller ruhiger Fluss, sondern ein
Abenteuer voller Überraschungen und
Wunder, man muss sie nur sehen
wollen.
Anja Büdel
Dieses Buch widme ich allen, die an
die heilende Magie der Liebe und die
Unsterblichkeit der Seele glauben.
Mühelos wandelt sie zwischen den
Zeiten und überlebt selbst den Tod.
Anja Büdel wurde 1974 in Karlstadt geboren. Seit
ihrer Kindheit gehört ihre Leidenschaft der
Literatur. Inspiriert vom Leben veröffentlichte sie
2013 ihren Debütroman: „Muss ich haben und zwar
sofort. „SEELENHINGABE
handelt von der
Sehnsucht, sein Glück mit jemandem zu teilen. Ein
Leben ohne Liebe ist für sie wie ein Tag am Meer
ohne Wellen und ohne Sonnenuntergang. Sie
möchte die Leser ermutigen, ihre Träume wahr
werden zu lassen und daran erinnern, dass alles was
zählt, in uns selbst zu finden ist.
Inhaltsverzeichnis
Susans Spontanerleuchtung
Chaos auf der Erde
Die Liebe namens Melia Sanchez
Vor der Hochzeit ist nach der Hochzeit
Susans Sehnsucht nach Liebe
Liebe im Kopf
Ein Date ist ein Date ist ein Date
Das Festival
Der vertraute Fremde
Promis you love
Katzenjammer
Verwirrtes Mädchen
Irland
Paul
Mein neues Leben an Pauls Seite
Heimreise zu Gott
Frankreich, ich grüße Dich
Erneute Heimreise zu Gott
Deutschland, ich liebe Dich
Dauersingle
Weit weg von dir, ganz nah bei mir
Auf zu neuen Ufern
Abschied
Heimflug
Endlich Frieden
Hingabe
Gestörte Harmonie
Endspurt zum Glück?
Nachwort
SUSANS SPONTANERLEUCHTUNG
Zu dritt lümmeln wir auf meiner Single-Couch. Wir, das sind eine Flasche Rotwein, eine Tüte Chips und meine Wenigkeit, Susan Morgan. Ich schiebe mir meinen Frust- Snack zwischen die Zähne. Als ich gelangweilt durch das Fernsehprogramm zappe, lande ich mitten in einem Live-Konzert von Raphael Emporio de la Garcia. Schon wieder hat er sich hinterlistig wie eine Boden-Luft-Rakete in mein Leben geschlichen. In mir brodelt es.
Barcelona scheint ihm zu Füssen zu liegen. Er rockt die Bühne, die Kamera schwenkt näher und ich verliere mich in seinen Augen. Diese Vertrautheit, die ich nur bei ihm spüre, macht es mir unmöglich, ihn zu vergessen. Dummerweise stagniert mein Leben, während er die Welt erobert.
Zum wiederholten Mal frage ich mich, wo zum Teufel Karma steckt. Raphael hat mir nicht nur mein Herz gebrochen, er hat mir meine Seele geraubt. Wenn ich schlafe, schleicht sie sich manchmal zu ihm. Sie verlässt meinen Körper, fliegt über das weite Meer, verbindet sich mit seiner Seelenhälfte und lässt mich sprachlos zurück. Am nächsten Morgen tut sie so, als wäre sie nie weg gewesen.
Ich bade in Selbstmitleid, als mich schlagartig die Erkenntnis anspringt: Ich brauche einen Mann.
Womöglich würde mein Adoptivvater mit dem schrägen Namen Philipp River Ocean behaupten, ich wurde spontan erleuchtet. Angesichts der Tatsache, dass er mehr Gras an einem Tag raucht, als eine Kuh fressen kann, hält sich meine Aufregung über seine esoterischen Weisheiten in Grenzen. Für unsere deutsche Kleinstadt ist er eine Spur zu openminded.
Im Alter von zwei Jahren zog ich mit meiner Familie von London in den Geburtsort meiner Mutter. Während andere Väter ihre Töchter samstags zu Kaffee und Kuchen einladen, erscheint er mit einem selbstgedrehten Joint pünktlich um 15 Uhr vor meiner Haustüre. Es ist seine seltsame Art mir zu zeigen, dass er mich vermisst, nachdem ich von zuhause ausgezogen bin.
Da ich ihn nicht beleidigen will, sitzen wir dann zu zweit, eingepfercht wie die Ölsardinen, auf meiner Einsitzer-Couch und rauchen einen auf unser verkorkstes Leben. Was uns verbindet, ist die Sehnsucht nach Liebe. Was uns unterscheidet, ist die Lösung dieses Dilemmas. Philipp River Ocean gibt sich leidenschaftlich hin, während ich mich nur halbherzig öffne, um mein verwundetes Herz zu schützen.
Mir ist inzwischen bewusst, dass ich vor unendlich langer Zeit einen Vertrag mit meiner Seele geschlossen habe, der mich daran hindert einem männlichen Wesen mein Vertrauen zu schenken. Liebe ohne Hingabe ist wie Pommes ohne Ketchup oder Sex mit dem Ex, ich kann darauf verzichten. Allerdings bin ich endlich soweit, dass ich mich hingeben will, ob ich es kann, steht auf einem anderen Blatt. Mein Herz sehnt sich nach Liebe, doch mein Verstand klopft sich lachend auf die Schenkel und meint: „Vergiss es einfach! Wahre Liebe gibt es nur im Märchen, woraufhin meine Vagina zustimmend ruft: „Alles Schweine, die wollen nur das Eine!
Plötzlich wird mein Wohnzimmer von einem gleißenden Licht durchflutet. Vielleicht hätte ich die Flasche Rotwein nicht allein trinken sollen.
Vor mir steht ein Mann mit einem weißen Rauschebart. Ein blauer Mantel verhüllt seinen mächtigen Körper, problemlos füllt er den halben Raum aus.
Mir bleibt die Spucke weg. Verwundert starre ich ihn an und lausche seinen Worten.
„Bedingungslose Liebe findest du nur bei mir, deinem Schöpfer, im Himmel. Es ist die Zeit gekommen, deine Seele zu heilen. Vertrau mir und genieße die irdische Liebe mit all ihren Höhen und Tiefen. Gib dich dem nächsten begehrenswerten Mann, der deinen Weg kreuzt, hin. Dein alter Seelenvertrag ist von nun an ungültig."
Meine Chipstüte segelt zu Boden. Es wird dunkel im Raum. Genauso schnell wie Gott sich in mein Zimmer gebeamt hat, ist er auch schon wieder verschwunden.
Ich schnappe mir die leere Flasche Rotwein, schlüpfe in meine Regenstiefel und verlasse das Haus. Regentropfen bahnen sich einen Weg durch meine langen braunen Haare und rinnen in meinen Ausschnitt. Mir ist warm und kalt zugleich, Gänsehaut breitet sich aus.
Kein Mensch ist weit und breit zu sehen, nur meine Weinflasche und ich stehen verlassen auf der Straße, wie bestellt und nicht abgeholt. Susan Morgan, die Gott gesehen, aber ihn dummerweise nie gesucht hat. Wofür ich mich gerade erbärmlich schäme. Ich kann nicht glauben, dass mir der allmächtige Vater in meiner bescheidenen Hütte erschienen ist.
So viel Elend auf der Welt, hungernde Kinder in Afrika, Katzen in Versuchslaboren. Warum besucht er ausgerechnet mich? Obwohl ich allein bin, fühle ich mich das erste Mal in meinem Leben nicht einsam. Diese innere Ruhe, die mich nun erfüllt, schulde ich meinem Schöpfer. Ich schlage ein Kreuzzeichen, schicke ihm eine Kusshand in den Himmel und flüstere voller Demut: „Danke."
Wie in Zeitlupe drehe ich mich um und vergewissere mich, ob mich auch niemand gesehen hat. Die Leute unserer Kleinstadt wissen, dass ich außergewöhnlich bin, deshalb muss ich es ihnen nicht bei jeder Gelegenheit bestätigen. Ich versenke die Flasche mit viel Lärm im Glascontainer und beschließe Gottes Rat zu befolgen und mich hingebungsvoll zu verlieben. Dieses Mal soll es so ein spießiges „Für immer Dein" werden. Bildhaft stelle ich mir vor, wie wir uns wegen Kleinigkeiten streiten und danach das gesamte Kamasutra üben, um uns gegenseitig zu beweisen, dass eine geöffnete Zahnpastatube unsere Beziehung nicht sprengen kann. Abends, wenn ich wieder einen ätzenden Tag bei Dedmond & Dedmond hinter mich gebracht habe, wird seine Anwesenheit mir zeigen, dass er mein zu Hause ist und es sich lohnt, Hochzeitsanzüge zu verkaufen, die ein längeres Haltbarkeitsdatum haben, als jede zweite Ehe, da ich meine Wurzeln gefunden habe und an ein für immer glaube. Er darf mich auch schwängern, wenn er mich in mehrfacher Ausführung ertragen kann.
Aufgeregt gehe ich in die einzige Bar, die unser verschlafenes Nest zu bieten hat und setze mich an den Tresen. Ich schaue mich suchend um und frage mich, wie ich es anstellen soll, in dieser trostlosen Prärie einen Mann kennenzulernen, dem ich nicht schon im Kindergarten auf den Sack gegangen bin. Beschämt blicke ich zum Himmel und murmle: „Entschuldigung, auf den Keks gegangen bin, wollte ich sagen."
CHAOS AUF DER ERDE
„Jesus, hast du mal fünf Minuten?"
„Vater, du weißt doch, dass gerade Chaos auf der Erde tobt."
„Mein Sohn, ich möchte dich auf den neuesten Stand bringen."
„Um wen geht es?", fragte Jesus Christus aus Nazareth.
„Susan Morgan", antwortete Gott.
„Diesen Namen gibt es weltweit 45 Mal, nein 44. Eine hat gerade die Heimreise angetreten. Das Autofahren muss sie im nächsten Leben noch mal lernen", meinte Jesus traurig.
„Mein Sorgenkind ist Nr. 36. Im 21. Jahrhundert lebt sie in Deutschland. Inzwischen ist sie 27 Jahre alt. Du musst dich an sie erinnern. Sie war im 16. Jahrhundert in dieses Drama mit Ian Walsh verstrickt." Gott fuhr sich durch seine lange Mähne.
„Ah, natürlich, die beiden sind Dualseelen. Er hatte damals dieses Casanova-Syndrom. Was ist aus ihm geworden?"
„Er heißt nun Raphael Emporio de la Garcia und lebt und liebt in Barcelona. Sein Alter beträgt 29 Jahre, er ist der typische Rockstar. Die Groupies verehren ihn wie die Motten das Licht."
Jesus war bestürzt. „Sie haben ihn zu ihrem Gott gemacht."
„Das haben sie, leider", gestand der Schöpfer.
„Lass mich raten. Er benutzt ihre Liebe..."
„... und beherrscht inzwischen das gesamte Kamasutra", erwiderte Gott.
„Die Frauen weinen sich die Augen aus, wenn er sie eiskalt abserviert. Vater du musst ihn stoppen!"
„Raphael hat in den letzten 400 Jahren seine Verführungskünste verfeinert. Um seine Auserwählte zu verzaubern, studiert er ihre Sehnsucht, befriedigt ihren Mangel, umgarnt sie mit Komplimenten oder überhäuft sie mit exklusiven Geschenken. Wie ein Chamäleon passt er sich der Situation an."
„Das heißt, er ist erfolgreich."
„Seine Trefferquote liegt bei 99%."
„O Gott! Wer ist die Standhafte, die sich ihm verweigert hat?"
„Donna Miguel, 19 Jahre jung, wunderschön und lesbisch. Raphael wundert sich noch heute."
„Hat er ein bestimmtes Beuteschema?"
„Sie muss attraktiv sein, im Alter zwischen 18 und 38. Sexuell sollte sie zur absoluten Hingabe bereit sein. Ansonsten ist er für alles offen."
„Vater, was genau meinst du damit?"
„Seine Fantasie kennt keine Grenzen. Im Moment lebt er diese mit der Frau seines allerbesten Freundes aus. Sie haben unglaublich viel Spaß zusammen. Davor vergnügte er sich mit einer Ordensschwester eines Klosters in Barcelona."
„Sie hat ihr Keuschheitsgelübde gebrochen?"
„Ja, sie hat sich ihm hingegeben."
„Großer Gott, wie konnte es soweit kommen?"
„Raphael gab sich als ihr Hausarzt aus und weihte sie in die Liebe ein. Schwester Franziska war entzückt. Es war nicht die erste Jungfrau, die er verführt hat, allerdings stand sie unter meinem besonderen Schutz, bevor er sie in andere Galaxien entführte."
„Satan muss seine Hände im Spiel haben!"
„Mein Sohn, er amüsiert sich köstlich. Für die Unterwelt ist das ein gefundenes Fressen. Eine Nonne, die der Sünde verfällt. Sie feiern Raphael als ihren neuen Helden."
„Wir müssen ihn auf unserer Seite ziehen. Es ist eine Schande, dass ein Gotteskind der Hölle dient."
„Leider mangelt es vielen Frauen an Aufmerksamkeit und Abwechslung, sie sind gelangweilt. Raphael zeigt ihnen eine andere Welt."
„Wie viele hat er in seinen Bann gezogen?"
„Bei 800 habe ich aufgehört zu zählen. Dieser britische Sänger, der wirklich jede haben kann, ist sein großes Vorbild."
„Die Musikszene ist und bleibt spannend."
„Du sagst es, mein Sohn. Raphael kennt keine Moral, Scham ist für ihn ein Fremdwort."
„Er ist seinem Verlangen ausgeliefert." Jesus zupfte nachdenklich an seinem Bart.
„Ja, er ist davon besessen, unbefriedigte Frauen süchtig nach seiner Aufmerksamkeit zu machen. Sex ist seine Droge."
„Vater, ich muss es mit eigenen Augen sehen. Wo hält er sich auf?"
„Raphael trifft sich heute mit seiner Geliebten Gabriela um Punkt 16:00 Uhr in einer kleinen Kapelle, mitten in Barcelona."
„In einer Kapelle?"
„Genauer gesagt, im Beichtstuhl."
„Wozu?" Jesus verstand die Welt nicht mehr. Mit seinen Latschen versank er bis zum Sprunggelenk in einer Wolke.
„Um ihre Einsamkeit zu vertreiben und seinen Trieb auszuleben." Gott zwirbelte seinen Bart.
„In einem Gotteshaus?", raunte Jesus empört.
„Raphael liebt den Kick und sie wird ihr Leben lang an diese verrückte Nummer denken", Gott konnte sich ein Lächeln beim besten Willen nicht verkneifen.
„Ein seltsamer Ort, um sich zu vergnügen."
„Ja, wo ein Wille ist, ist auch ein Gotteshaus"
„Papa!" Jesus legte seine Stirn in tiefe Falten.
„Mein Sohn, wo ist dein Humor geblieben? Wenn du zornig bist, muss ich Donner auf die Erde schicken."
„Vater, er amüsiert sich an einem Ort, der den Gläubigen vorbehalten ist. Raphael macht ihn zu seinem Freudenhaus. Es ist Sünde und Gotteslästerung zugleich." Jesus Augen blitzten.
„Ich weiß, danach wird er in der ersten Reihe knien, ein Vaterunser beten, und mich um Verzeihung bitten." Gott stieg die Stufen seines Thrones hinab und küsste seinen Sohn auf die Stirn.
„Bist du sicher, dass sie erscheinen wird?"
„Er hat sich bereits ihn ihrem Kopf eingenistet. Gabriela ist ihm verfallen und zur Hingabe bereit. Sie wird ihrem Ehemann erzählen, dass sie sich mit einer Freundin zum Tennis trifft. Julio wird sich weder über ihren kurzen Rock noch über ihr verschwitztes Shirt wundern, wenn sie gut gelaunt nach Hause kommt."
„Wurde Raphael jemals in flagranti erwischt?"
„Nein, er verschwindet genauso schnell, wie er auftaucht. Die Frauen wissen nie, ob er sie erneut beglücken wird. Dieses Mysteriöse erweckt eine unwiderstehliche Leidenschaft in ihnen. Außerdem besitzt er eine extreme Ausdauer, wenn es darum geht, die sexuellen Wünsche seiner Liebhaberinnen zu befriedigen", erwiderte Gott und schnürte die Kordel seines blauen Mantels enger.
„Es ist bestimmt nicht nur sein Auftreten. Ich beobachte seit Jahren die Entwicklung des world wide webs. Es ist Gift für jede Beziehung und trennt die Menschen voneinander."
„Mein Sohn, du hast Recht. Ich kann den technischen Fortschritt nicht mehr stoppen. Ich habe den Menschenkindern bewusst auf allen Ebenen absolute Entscheidungsfreiheit gegeben. Ihre Liebe zu mir soll freiwillig sein. Anstatt zu meditieren und meine Nähe zu suchen, verschwenden sie ihre kostbare Zeit auf pornografischen Seiten. Die Erdbewohner sind süchtig danach. Wenn sie doch nur erkennen würden, dass meine Liebe bedingungslos ist."
„Erzähle mir mehr über Raphael." Jesus setzte sich im Schneidersitz auf Wolke sieben.
„Ehrlich gesagt, ist es eine Wonne, Raphael beim Liebesspiel zu beobachten. Stundenlang zelebriert er die Vereinigung. Es gleicht einer Symphonie zweier Körper, die harmonisch ineinander gleiten. Er gibt sich regelrecht hin und lebt hemmungslos aus, was ich den Menschen immer gepredigt habe, liebt einander. Wenn er sich einfach für eine Frau entscheiden könnte! Stattdessen hinterlässt er ein Gefühlschaos ohnegleichen. Das Geheimnis seines Erfolges heißt Tantra. Die Inder waren leider schneller als wir. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich dafür sorgen, dass diese Liebeskunst auf unserem Mist gewachsen wäre."
„Meinst du das ernst?"
„Jesus, schau es dir an. Es ist wunderbar. So anders als dieser fast food Sex, Quickies nennen es die Menschen. Ich finde diese schnelle Nummer erbärmlich. Wie soll die Frau dabei auf ihre Kosten kommen?"
„Da fragst du den Falschen." Jesus Wangen glühten.
„Leider muss ich gestehen, Raphael ist ein Meister auf seinem Gebiet und daher unwiderstehlich."
„Du liebst ihn." Jesus rückte seine Dornenkrone zurecht.
„Natürlich! Ich liebe alle meine Kinder. Meinst du, ich sehe nicht, dass er mich jede Woche in der Sacrada Familia besucht?"
„Es ist sein hilfloser Versuch, Buße zu tun." Jesus bestieg den Thron seines Vaters und betrachtete die aufgehende Sonne, welche den Himmel in goldenes Licht tauchte.
„Nein, ich spüre, dass seine Zuneigung mir gegenüber aufrichtig ist. Er verehrt mich aus tiefster Seele. Leider kann Raphael seinen Trieb nicht kontrollieren, er ist ihm ausgeliefert."
„Was macht dich so sicher, dass er dich wahrhaftig liebt?", fragte Jesus, während Rom erwachte. Frauen in Miniröcken und Highheels brausten auf ihren Vespas durch die Gassen der ehrwürdigen Stadt.
„In ihm ist eine große Einsamkeit. Ich allein sehe seine Tränen. Als Zeichen seiner Treue zu mir, hat er sich das Gemälde „Das letzte Gericht von Michelangelo über den gesamten Rücken tätowieren lassen. Er hofft auf meine Gnade. Tragischerweise findet Raphael auf der Suche nach Geborgenheit nur Sex.
„Warum schickst du nicht Moral auf die Erde?"
„Sie hat mit den Bordellen genug zu tun. Ich habe einen anderen, todsicheren Plan."
„Nicht schon wieder eine Überdosis Kokain. Raphael ist zu alt für den Club 27." Jesus schlug ein Kreuzzeichen.
„Wo denkst du hin? Für solche Sachen ist Satan zuständig. Meine Waffe heißt Melia Sanchez." Gott strahlte über das ganze Gesicht. Sonnenstrahlen durchfluteten Europa.
„Ich erinnere mich. Erzengel Gabriel modellierte ihren Körper wochenlang. Schließlich wollte er sie gar nicht auf die Erde lassen."
„Sie ist seine Meisterleistung. Ihr Gesicht ist fantastisch und dieser unglaubliche Hintern!", schwärmte Gott in den höchsten Tönen.
„Du benutzt Liebe um Raphaels Sexsucht zu heilen?", Jesus verstand den Himmel nicht mehr.
„Ja, sie ist die stärkste Energie im Universum. Ich setze meine ganze Hoffnung auf sie."
„Deine Strategie ist gut durchdacht. Raphael wird ihr kaum widerstehen können. Zudem ist sie selbstbewusst genug, nur jemandem ihr Herz zu schenken, der sie auf Händen trägt."
„Raphael durchlebt das gleiche Drama wie Susan Morgan. Seit diesem tragischen Vorfall in Irland vor 400 Jahren, als er Ian Walsh hieß, verrennen sich beide in seichte Romanzen."
„Vater, du musst ihre Seelen retten."
„Ich habe mit Susan bereits gesprochen, sie ist zur Hingabe bereit."
„Wer ist der Glückliche?"
„Marc Bernstein."
„Guter Gott, du weißt doch, dass er mit Kristin Schneider verlobt ist."
„Eine katastrophale Fehlentscheidung!" Gott schüttelte entsetzt den Kopf.
„Du schlägst sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe?"
„Drei, ich rette Marc vor einer kostspieligen Scheidung und Kristin vor einer unglücklichen Ehe."
„Wenn er sich denn für Susan entscheidet. Kristin hat bereits ihr Brautkleid bestellt."
„Keine leichte Mission, ich weiß, Jesus. Amor hat sich bereits auf den Weg gemacht. Der Arme wird wohl Überstunden machen müssen. Leider hat die Hölle Wind von meinem Vorhaben bekommen. Eifersucht hält sich bereit, um sich an Kristins Fersen zu heften und packt gerade ihre Koffer. Rache muss sich noch etwas gedulden."
„Geliebter Vater, ich kann ehrlich gesagt deine Wahl nicht nachvollziehen. Marc ist ein Spieler, Susan die Unschuld vom Lande."
„Gegensätze ziehen sich an. Er kann sie sexuell in andere Dimensionen befördern, während sie aus ihm einen besseren Menschen machen wird."
„Wenn du nicht der Schöpfer des gesamten Universums wärst, würde ich sagen, dein Wort in Gottes Ohr."
In Paris füllten sich die Bistros.
Jesus atmete den Duft der Croissants ein. Nebel bedeckte die Stadt der Liebe, einzig die Spitze des Eiffelturms ragte neckisch aus dem Dunst hervor.
„Ich frage mich, wo du im letzten Jahr mit deinen Gedanken warst. Susan Morgan hat schon lange ihre Unschuld verloren und sich im Garten der Liebe verirrt."
„Ich sprach von ihrem Herzen, Vater. Sie ist ein reines Geschöpf. Du kennst die schmutzige Fantasie Marc Bernsteins!"
„Tatsächlich hat er eine lebhafte Vorstellung, was den weiblichen Körper angeht. Sie werden sich gegenseitig heilen, wenn sie zur Hingabe bereit ist."
DIE LIEBE NAMENS MELIA SANCHEZ
„Vater, hast du Melia in ihre Aufgabe eingewiesen?"
„Mein Sohn, ich möchte, dass du es übernimmst, Liebe auf ihr Tätigkeitsfeld vorzubereiten."
„Dein grenzenloses Vertrauen ehrt mich. Ich werde dich nicht enttäuschen."
„Das weiß ich, Jesus. Es wird deine bisher größte Mission. Vergiss nicht, wir schicken die bedingungslose Liebe auf die Erde. Sie soll ihre heilsamen Schwingungen wie ein Lauffeuer über alle Kontinente verteilen. Jeder der mit ihr in Kontakt kommt, wird geblendet sein von ihrer Ausstrahlung."
„Guter Gott, wie muss sie sich verhalten, dass Raphael ihren Reizen erliegt?"
„Sie muss ihm gegenüber unnahbar, verführerisch, leidenschaftlich und gebildet zugleich sein!"
„Ein lebendiges Aphrodisiakum!" Schweißperlen zeichneten sich auf Jesus Stirn ab.
„Du sagst es, mein Sohn. Sie wird ihn regelrecht um den Verstand bringen."
„Wie lange kann sie ihn zappeln lassen, ohne dass er sein Interesse verliert?"
„Zwölf Monate. Sie muss mit ihm Katz und Maus spielen, bis sie das einzige Ziel seiner Begierde ist und er der Liebe verfällt."
„Diese Operation wird mir ein Vergnügen sein, Vater."
„Ich weiß, Jesus. Solange du Melia auf Raphael vorbereitest, kümmere ich mich um Susan. Erst wenn sie Marc an der Angel hat, lösen wir Raphaels Problem. Melia wird ihm den Himmel auf Erden bereiten. Er ist und bleibt mein geliebter Sohn, deshalb hat seine Seele die Ruhe verdient, die Melia ihm schenken wird, sollte er sich für sie entscheiden." Zufrieden lächelte Gott von seinem Thron während zur gleichen Sekunde Menschen ihren Körper verließen und die Heimreise antraten.
„Wie kann ich Melia auf ihren Einsatz vorbereiten?"
„Konfrontiere sie mit den charmantesten Männern des Himmels. Schicke sie erst nach unten, wenn sie allen widerstanden hat. Belohne sie für ihre Standhaftigkeit mit Friseurbesuchen und Dessous. Behandle bedingungslose Liebe wie eine Göttin, denn das ist ihr Wesen."
„Ehrlich gesagt kann ich nicht glauben, dass Susan Morgan und Raphael Emporio de la Garcia Dualseelen sind. Allmächtiger Vater, was hast du dir dabei gedacht, als du ihre Seelen bei der ersten Inkarnation auf der Erde geteilt hast?"
„Die beiden werden sich eines Tages unsterblich ineinander verlieben. Was zusammengehört, findet zusammen."
„Das versprichst du mir seit 400 Jahren." Wolken verdunkelten die Erde.
„Mein Sohn, wie du weißt, ist es meine göttliche Pflicht, sämtliche Seelen in zwei Hälften zu teilen, um ihre lebenslange Sehnsucht nach Ganzheit zu schaffen. Ohne Mangel kein Begehren und keine Liebe. Würden die Menschen mit einer Seele, die das männliche und weibliche Prinzip zu gleichen Teilen beinhaltet, geboren werden, könnte die magnetische Anziehung zwischen den Geschlechtern nicht funktionieren."
„Guter Gott, du siehst, was du damals in Irland bei Raphael und Susan angerichtet hast. Beide können sich nicht ausstehen, weil sie die gleichen Fehler haben."
„Nur solange, bis sie gelernt haben, sich selbst bedingungslos zu lieben. Jesus, vertraust du deinem eigenen Vater nicht mehr?"
„Du stattest die Frauen mit Gefühl aus und die Männer mit Vernunft. So leiden beide. "
„Niemand hat behauptet, dass der Dualseelenweg einfach ist, mein Sohn."
„Wann werden sie endlich zueinander finden?"
„Wenn wir Glück haben in 298 Jahren, im Laufe ihrer letzten Inkarnation. Es wird so fantastisch, dass sie sich fragen werden, warum sie sich zuvor nicht lieben konnten."
„Ich kann es kaum erwarten. Eine Dualseelenliebe ist unglaublich schön", freute sich Jesus.
„Übrigens, ich habe Susan und Raphael vor wenigen Wochen bei diesem Festival in Deutschland aufeinandertreffen lassen. Es war göttlich."
„Oh nein, erzähle! Wie hat sie reagiert?"
„Wie alle Dualseelen, denen ich die seltene Chance gewähre, ihre zweite Seelenhälfte kennenzulernen. Du weißt, nur mutige Seelen, die mir vor ihrer Geburt im Himmel ihr Einverständnis gaben, begegnen sich eines Tages auf der Erde."
„Spann mich nicht auf die Folter! Ist sie seinem Charme verfallen?"
„Nun ja, erst fand sie ihn übergalaktisch gut und wäre ihm bis ans Ende der Welt gefolgt..."
„... um ihn kurz darauf in die Wüste zu schicken, weil er ihr unglaublich ähnlich ist, und sie keine Lust darauf hatte, ihre Fehler von ihm präsentiert zu bekommen", sinnierte Jesus.
„Leider nein. Sie wollte ihn unbedingt kennenlernen, war fasziniert von ihm. Dummerweise ließ er sie gnadenlos fallen."
„Schade."
„Trotzdem hat mein Plan funktioniert. Ihre Seelen haben sich wiedererkannt, somit hat der Heilungsprozess bei beiden begonnen. Wenn sie bereit sind, die Vergangenheit ruhen zu lassen und mit Gottvertrauen und Hingabe ihrem Leben einen tieferen Sinn geben, wird ihr Leben einen Wandel erfahren."
„Dann hoffen wir das Beste, Vater."
„Unter meinen Händen wurde ihre Liebe im Himmel geschmiedet, sie ist nicht von dieser Welt. Solange beide im Ego verhaftet sind, kann ich sie unmöglich miteinander vereinen. Trotz der Sehnsucht, die Susan und Raphael antreibt, muss ich ihre Seelen schützen, bis sie gelernt haben, sich und alles was sie umgibt, bedingungslos zu lieben."
„Es frustriert mich, dass die beiden nicht zueinander finden. Sie wissen nicht, wie schön die Liebe sein kann." Jesus schaute betrübt. Regen flutete Asien.
„Nicht mehr lange, dann kommen Melia und Marc ins Spiel. Ich habe Susan und Raphael erneut auf die Erde geschickt, um ihre Wunden aus vergangenen Leben zu heilen. Sie haben sich diese Verletzungen selbst zugefügt. Ich lasse meinen Kindern bei sämtlichen Entscheidungen die maximale Freiheit, doch nun muss ich eingreifen. Es ist an der Zeit, dass beide zu ihrem wahren göttlichen Selbst zurückkehren und heil werden."
VOR DER HOCHZEIT IST NACH DER HOCHZEIT
14. Dezember 2013
Seltsamerweise traf ich Marc Bernstein das erste Mal, als dieser seinen Hochzeitsanzug im exklusivsten Herrenausstatter-Geschäft der Stadt kaufen wollte.
Seit Jahren war ich die Topverkäuferin dieses Ladens, der Menschen mit Stil, Geld und einem oftmals übersteigerten Selbstwertgefühl magisch anzog. Die meisten Kunden waren erfolgsverwöhnt, jedoch keinesfalls erfüllt, denn es mangelte ihnen an Dankbarkeit und Demut.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich nicht, dass Marc mein Leben komplett auf den Kopf stellen würde, denn er war mit Kristin Schneider, der Tochter des Bürgermeisters, verlobt.
Nachdem die zukünftige Braut selbst am fünfzehnten Outfit des Bräutigams etwas auszusetzen hatte, lagen meine Nerven blank. Mit Sicherheit war Kristin die schwierigste Kundin, die ich je betreut hatte. Aus jahrelanger Erfahrung und guter Kenntnis des Sortiments wusste ich, dass sämtliche Anzüge, die ich Marc angeboten hatte, hochwertig waren. Nicht umsonst war ich die Verkäuferin mit den höchsten Umsatzzahlen bei Dedmond & Dedmond. In jedem Zweiteiler sah er umwerfend aus, denn seine maskuline Schönheit, verkörperte pure Sinnlichkeit. Die Kleidung unterstrich seine Vorzüge, stellten ihn jedoch nicht in den Hintergrund.
Ich musterte ihn. Dieser Mann entsprach definitiv meinem Beuteschema. Leider war ich nicht auf der Jagd, sondern auf der Arbeit. Tief ein- und ausatmend versuchte ich mich zu beruhigen. Seltsamerweise hatte er etwas Unnahbares, Animalisches an sich, das meinen Sexualtrieb, den ich bisher unter Kontrolle hatte, anspornte.
Anscheinend spürte er meine Nervosität. Marc überprüfte den Sitz seiner Krawatte, zog deren Knoten enger und lächelte mich dabei neckisch an, als wäre er sich seiner Wirkung auf mich bewusst. Gekonnt spielte er mit meinen Gefühlen. Mein Puls raste. Da Kristin sich von einer anderen Verkäuferin beraten lies, taxierte er mich selbstbewusst.
„Wie gefalle ich Ihnen in dem Anzug?"
„Gut, er steht Ihnen perfekt. Angestrengt versuchte ich nicht euphorisch zu klingen. Insgeheim war ich begeistert. In diesem Outfit hatte er Chancen der „sexiest husband alive
zu werden.
„Wir beide wissen, dass gut nicht gut genug für meine Frau ist. Bringen Sie mir eine Kombination, die sie aus den Socken haut! Ich möchte, dass meine Braut stolz auf mich ist."
Entgeistert starrte ich ihn an. Meiner Meinung nach war eine Steigerung nicht mehr möglich. Marc Bernstein sah umwerfend aus. Ich zögerte.
„Was genau ist Ihr Problem?" Seine Augen fixierten meine. Geduld schien nicht seine Stärke zu sein.
„Sie haben bereits sämtliche Anzüge der oberen Preisklasse anprobiert", redete ich mich aus der Misere.
„Wenn ich Ihrer Meinung nach, in diesen Anzügen nur gut aussehe, dann sind wir im falschen Laden", verkündete er überzeugt.
„Ich habe mich ungeschickt ausgedrückt. Sie sehen fantastisch aus", versuchte ich ihn zu beruhigen.
Ein amüsiertes Lächeln umspielte sein Gesicht. Sofort erinnerte er mich an eines dieser Models aus der Werbung. Im Prinzip war er zu schön für diese Welt. Wenn nicht diese eine Narbe unter seinem rechten Auge wäre. Doch genau dieser Makel machte ihn menschlich. Obwohl er so tat, als würde er meilenweit über den Dingen stehen, zeugte dieser Schönheitsfehler davon, dass auch er in der Vergangenheit seine Lektion vom Leben erteilt bekommen hatte. Kritisch spielte er mit den Manschettenknöpfen, die seine Männlichkeit perfekt unterstrichen.
„Ich möchte ein anderes Hemd anprobieren", befahl er mit einer Stimme, die mir sagte, er war es gewohnt, dass alle nach seiner Pfeife tanzten.
Zu meinem Erstaunen zog er sich vor meinen Augen um. Gekonnt öffnete er mit beiden Händen den festen Sitz der Krawatte.
Ich malte mir aus, wie es wäre, wenn seine Finger über meine Haut streicheln würden. Mein Instinkt sagte mir, er würde mich derart beherrschen, dass ich unter seiner Berührung zerfließen würde.
Überheblich ließ er die Halsbinde mit spitzen Fingern zu Bodenfallen. Ein Lächeln umspielte seinen sinnlichen Mund.
Augenblicklich wurde mir heiß und kalt zugleich. Seine arrogante Art verunsicherte mich, törnte mich jedoch in gleichem Masse an. Zwischen uns vibrierte die Luft, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Verwirrt starrte ich auf die Fliesen, überlegte, ob ich die Krawatte aufheben sollte, oder nicht. Ein Schwarm wild gewordener Schmetterlinge machte sich in meiner Magengegend breit. Niemals zuvor hat mich ein männliches Wesen derart verunsichert. Dieses Schmunzeln gab mir den Rest. Seine Geste war unverschämt. Offensichtlich wollte er mich provozieren.
Mit verschränkten Armen stand er vor mir, lehnte sich lässig an den Türrahmen einer Kabine und räusperte sich.
Deutlich spürte ich die Spannung zwischen uns und brannte lichterloh. Nachdem sein Parfüm mir anscheinend den Verstand raubte, genoss Marc meine Hilflosigkeit. Zufrieden spielte er mit meiner unschuldigen Art.
Sein Blick fiel auf die Krawatte, welche vor meiner Schuhspitze lag, wanderte meinen Beinen entlang, hoch über meinen Busen und verharrte auf meinem Mund.
Inzwischen fühlte ich mich wie ein Objekt, da er mich offensichtlich mit seinen Augen auszog. Vorsichtig ging ich in meinen Stilettos und dem pechschwarzen Bleistiftrock vor ihm in die Knie.
Sein Blick scannte mich gnadenlos ab.
Nervös griff ich nach der Krawatte, um sie aufzuheben. Als ich zu ihm hochschaute, verlor ich beinahe die Fassung.
Marc begutachtete im Spiegel meinen Hintern.
Verrückterweise ließ mich sein männlicher Duft an durchwühlte Bettwäsche nach einer leidenschaftlichen Nacht denken. Sehnsuchtsvoll wanderte mein Blick über seine blankpolierten Schuhe, zu seiner Brust und endete an seinem markanten Kinn.
Unentwegt lächelte er mich an. Sein überheblicher Gesichtsausdruck verwandelte sich und wurde plötzlich weich. Galant reichte er mir seine Hand und zog mich auf seine Augenhöhe. „Entschuldigung, ich wollte Ihnen keine Umstände machen." Sein Blick ruhte auf meinen Lippen.
Wütend funkelte ich ihn an.
„Der Anblick hat sich gelohnt. Ihr Hintern ist bezaubernd. Es reizt mich, von Ihnen bedient zu werden." Aus seinen Augen blitzte Lust.
Wäre er kein Kunde, müsste ich ihm mit der flachen Hand ins Gesicht schlagen oder ihn vernaschen. Beides würde mich befriedigen. Perfekt wäre eine Kombination aus harter Vorhand und sanfter Verführung. Niemals zuvor hatte mich ein Kunde so unverschämt behandelt und nie fühlte ich, was ich gegen meinen Willen in diesem Moment fühlte. Ich wünschte mir, er würde dieses Spiel fortführen. Ohne dass er mich berührt hatte, stand ich in Flammen.
Aus heiterem Himmel war Kristin neben Marc. Besitzergreifend legte sie ihre Hand auf seinen Hintern. „Ich weiß nicht, ob