In Ewigkeit verbunden
Von Daniela Döll
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Über dieses E-Book
Daniela Döll
Als Fantasie, Abenteuer und begeisterte Fantasy-Convention besuchende Mami mit Kind, begann alles an einem Abend. Mein Kind wollte nicht schlafen, war noch völlig aufgedreht vom Mittelalterfest. Also versuchte ich das Erlebte in eine kleine Gutenachtgeschichte mit Drachen, Elfen und Gargoyles zu verpacken. Mein Kind wollte am nächsten Tag die Geschichte noch mal hören. Aus irgendeinem Grund habe ich mich dann in der Nacht hingesetzt und begann, meine Gedanken aufzuschreiben. Mit den Jahren entwickelte sich daraus eine Sucht für mich. Ich schrieb meine Gedanken immer wieder auf, wie in einem Tagebuch. Mein Kind ist inzwischen ein Teenager und liest immer noch gerne Fantasyromane. Es ging an einem Tag 2017 drunter und drüber, ich ließ aus Versehen mein Tagebuch, offen liegen und musste zu einem dringenden Coaching. Mein Kind verschlang meine Gedanken in den nächsten Stunden nur so. Als ich nach Hause kam, meinte es nur: "Mum, schreib ein Buch davon, noch besser - schreibe Bücher." Ich war geschockt, dass ein 13jähriger Teenager, nun meine Fantasiewelt kannte. Andererseits auch verdammt stolz, dass mein Kind es für gut befand. Ich las in dieser Nacht meine gesamten Gedanken der letzten Jahre durch. Jetzt erkannte ich es, es waren nicht nur Gedanken, nein es waren Geschehnisse in meinem Leben, die ich in verschiedene Legenden verpackt hatte. Ich hatte mir damit meine Seele erhalten, ich hatte einen Weg für mich gefunden, in dieser Welt als Mami mit Kind zu überleben und mir selbst treu zu bleiben. Ich bin dankbar für diese Erkenntnis, und dies gab mir die Stärke, jetzt mein erstes Buch „In Ewigkeit verbunden“ zu veröffentlichen. Und glaubt mir, es wird nicht das letzte sein.
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Buchvorschau
In Ewigkeit verbunden - Daniela Döll
Schicksalsgericht
1. Kapitel
Blutige Hoffnung
Es war ein wundervoller Frühlingsmorgen und die Sonne schimmerte, dem Glitzern von Sternen gleich, über das kristallblaue Meer. Die Wellen wogten sich sanft an den goldgelben feinen Sandstrand.
Hier lag das kleine Fischerdorf Gysowa. Friedlich gingen alle Bewohner ihrer Arbeit nach. Gespannte Netze hingen zum Trocknen an den Klippen. Leise erklangen Gitarren, Harfen, Flöten und Gesang. Ein Loblied an die Sonne, als Dank für den reichen Fang. Am Horizont erschienen Reiter in schwarzen Rüstungen. Auf ihren Rappen galoppierten sie heran und wirbelten den Sand des Weges zu einem Tornado auf. Ihre Mäntel wirkten, aufgebauscht durch den Wind, sehr bedrohlich. Ihre Rüstungen funkelten wie Onyxgestein im Kerzenlicht.
Als die Bewohner Gysowas die Tritte der tosenden Hufe hörten, wussten sie, wer die Reiter waren. Die Schattenkrieger des Bösen, dem Herrscher über das Land der Ewigkeit, persönlich. Magnus. Ausgesandt den zehnten Teil des Fischfangs einzuholen. Wie all die Zeiten zuvor.
Bevor die Ankunft der Reiter allen Bewohnern bewusst wurde, schossen Feuerpfeile durch die Luft und töteten Dorfbewohner. Strohhütten brannten nieder. Die Fischer griffen geschockt nach ihren Harpunen, Speeren und Dolchen, allem, was zu einer Waffe gemacht werden konnte. Das Antlitz der Sonne färbte sich blutrot. Eine grollende, düstere Stimme ertönte:
»NIEMAND, keine Seele, wird mir entkommen!« Diese Worte gingen von einem der schwarzen Reiter aus. Er unterschied sich von den anderen Reitern, denn seine Rüstung schimmerte wie schwarze Opale, die im Schein der blutunterlaufenen Sonne wie ein gleißendes Feuer leuchteten. Sein Kopf glich dem skelettierten Schädel eines uralten, sehr mächtigen Drachens und schien mit schwarzem Metall überzogen. Es war Magnus selbst, der unbarmherzige, gefürchtete und todbringende Herrscher über das Land der Ewigkeit.
Von überall her hörte man die Todesschreie unschuldiger Seelen. Das Feuer hatte jede Hütte in Brand gesetzt und der Boden füllte sich mit Blutlachen. Eine junge Frau griff mit ihrer Rechten nach einem am Boden liegenden, blutigen Schwert. Sie hatte schulterlanges, rabenschwarzes Haar, reh-braune Augen und warum die zweiundzwanzig Jahre alt.
Bei einer Größe von achteinhalb Fuß und kräftiger Statur besaß sie ausladende Hüften. Chathrin dela Noche. Ohne Furcht sah sie Magnus an. Unbarmherzig und voller Zorn ging sie auf ihn zu, während dieser langsam von seinem Rappen stieg. Magnus war an die zehn Fuß groß. Anführer dieser unwürdigen Kreaturen. Er warf seinen Samtumhang über die Schulter und zeigte mit seinem Schwert in der Rechten auf Chathrin. Trotz ihrer Anspannung nahm die junge Frau wahr, dass das Schwert an die vier Fuß lang war und eine zweischneidige Klinge besaß. Es schien mit allen kostbaren Edelsteinen des gesamten Landes der Ewigkeit besetzt zu sein. Der Knauf ein aus feinstem Elfenbein geschnitzter Totenkopf.
Chathrin nahm um sich herum nichts mehr wahr. Der Kampf begann. Der Tod, die Zerstörung, das Geschrei und das Feuer um sie herum rückten in weite Ferne. Bei jedem Schlag bekam Chathrin die Stärke ihres Gegners zu spüren. Selbst wenn es sie das Leben kosten würde, Magnus sollte nicht ohne Wunden aus dem ungleichen Zweikampf gehen. Vielleicht würde er seinen Verletzungen später erliegen. Die junge Frau erkannte schnell, dass ihre Wunschvorstellung, Magnus Leid zuzufügen, sinnlos war. Magnus wurden außergewöhnliche und magische Kräfte nachgesagt. Chathrin begriff, dass die Sagen um ihn der Wahrheit entsprachen. Während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, spielte Magnus mit ihr. Er las, ihre Gedanken und fühlte ihre Rachegelüste ihm gegenüber. Sie war ein offenes Buch für ihn. Magnus ergötzte sich an ihrem Leid. Es machte ihm Spaß. Es belustigte ihn, Chathrin qualvoll zu töten. Ein einziger Hieb, der sie zu Boden gestreckte. Chathrin lag in ihrem verdreckten, blutüberströmten Leinenkleid mit dem Gesicht im Sand. Siegessicher stand Magnus über ihr, nahm ihren Haarschopf und lachte dabei gellend. Ihr Blick in Magnus’ seelenlose tiefschwarze Augen, war das Letzte, das Chathrin erblickte. Kälte durchfuhr sie. Das Leben wich aus ihrem Körper. Magnus ließ ihren leblosen Kopf ebenfalls zu Boden gleiten und stieg auf seinen Rappen. Dann verschwand er mit seinen Schattenkriegern ins Nichts.
Chathrin hatte den Tod an ihrer Seite. Schwach öffnete sie nochmals ihre Augen. Verschwommen, benommen sah sie, keiner ihrer Geliebten, hatte das Massaker der Grausamkeit überlebt. Chathrins Kehle füllte sich mit Blut, dies war ihr letzter Atemzug. Das Feuer umschloss ihren Körper. Die Götter sahen zu. Schritten nicht ein.
Séyratun, Vater des Meeres und allem Wasser der Erde, Herrscher über das Feuer, ergriff Mitleid. Er konnte Chathrin als Mensch nicht mehr retten. Doch er konnte ihre Seele durch das Feuer erlösen. Séyratun hatte die Macht, aus Feuer Unsterblichkeit entstehen zu lassen. So nahm Séyratun mit den Wogen der Wellen Chathrins leblosen, verbrannten Körper auf. Trug ihn ins Meer davon, umarmte ihre Seele mit Feuer und ließ das Wunder geschehen. Chathrin sollte nun seine Gesandte des Feuers mit Unsterblichkeit einhergehend sein.
Der Morgen wich dem Mittag …
Die Sonne strahlte glitzernd auf den Berg Maragon. Dort in Stein gehauen, die Siedlung Margo. Rechts felsiger Abgrund. Links ein endlos scheinender Wasserfall. Nur ein steiniger Pfad ausgehend vom Fuße der Wälder des Friedens führte auf den Berg.
Margo war für seine einmaligen Schwertkunstarbeiten im ganzen Land der Ewigkeit berühmt. Im Inneren des Berges waren fast alle Metalle zu finden. Diese Siedlung war der geeignete Ort, um Schwerter herzustellen.
Seit dem Morgengrauen befanden sich die Bewohner auf den Beinen. Dies war ihr Schicksal, ihr Fluch. Die Menschheit hatte sich vor Generation gegen die Drachen, die Hüter des Berges Maragon, und dessen Metalle gestellt. Sie wurden habgierig und holten so viel Metall aus dem Berg, dass sie es kaum noch verarbeiten konnten. Die Drachen warnten sie immer wieder vor dem Raubbau, der Berg könne sogar einstürzen. Doch die Menschen hörten nicht auf sie. Aus der Generation dé Poli und dela Wood gingen Männer hervor, die auf der Seite der Drachen standen. Es half nichts, die Menschen schöpften das Metall nur so aus dem Berg. Immer häufiger kam es zu Erdrutschen. Die Habgier hatte die Menschen blind gemacht und die Drachen zogen sich zurück, wanden sich von den Menschen ab und ließen sie mit ihrem Schicksal allein. Nur ein Drache wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Er traf sich im Geheimen mit Jeff dé Poli und Lars dela Wood. Alle Bemühungen, die Menschen zur Besinnung zu bringen, schlugen fehl. Das Schicksal nahm seinen Lauf. Die Menschen nahmen den Drachen gefangen. Jeff dé Poli und Lars dela Wood befreiten ihn und baten den Drachen zu gehen. Zu spät. Sie waren von den Bewohnern Margos umstellt. Diese forderten Jeff und Lars auf, sich von dem Drachen zu entfernen. In den Augen der Menschen stand Mordlust. Beide Männer zückten die Schwerter. Schützend stellten sich Jeff und Lars vor den Drachen. Versuchten noch die Menschen mit Worten zu besänftigen. Es half nichts. Die Habgier hatte die Menschen erkalten lassen. Ein Kampf entstand. Jeff und Lars, sowie der Drache wollten nicht gegen die Menschen kämpfen. Gemeinsam versuchten sie, in einem der Stollen Schutz zu finden. Die Menschen drängten die drei Gefährten immer weiter in die Tiefe des Berges. Einige Menschen wanden sich vom Mopp ab. Gingen zu ihren Familien, schritten nicht zur Hilfe ein, verbargen ihre Gesichter und ließen die Untat geschehen. Der Mopp folgte den Gefährten weiterhin. Der Drache, Jeff und Lars glaubten an das Gute im Menschen. Da standen sie nun. Vor ihnen der Mopp, hinter ihnen eine endlose Schlucht. Nochmals versuchten beide Männer, auf den Mopp einzureden. Der Drachen fauchte warme Luft, wollte die Menschen ängstigen. Es half nichts. Sie fielen trotzdem über sie her. Der Kampf war ungerecht und erbarmungslos. Jeff, Lars und der Drache wurden dahingeschlachtet. Es war ein schneller, aber unbarmherziger Tod. Aus Scham stießen die Menschen ihre Leichen die Schlucht hinunter und wollten aus dem Stollen aufsteigen. Die Erde bebte. Der Stollen stürzte über dem Mopp ein. Keiner kam lebendig hinaus. Vor dem Stollen standen die Hinterbliebenen und trotzdem Schuldigen. Eine Stimme sprach zu ihnen:
»Ihr habt nicht geholfen, nur tatenlos zugesehen. Eure Schuld wird euer Fluch. Die Seelen derer, die getötet haben, werden durch eure alltägliche Last befreit und dürfen Frieden finden. Die Seelen der unschuldig Getöteten sind im Paradies. Ihr Blut hingegen ist euer Fluch und wird als Lavastrom durch den Berg führen, sich bis ans Ende aller Zeiten täglich erhitzen. Damit nie wieder Habgier eure Herzen erreiche und, sodass nie wieder Raubbau an unserem Berg begangen werden kann. Den Kindeskindern eurer Generationen wollen wir Gnade erweisen. Indem sie wieder Metalle schöpfen und Schwerter schmieden dürfen. Sie werden damit keinen Reichtum erlangen! Sie können davon leben. Es wird in unserem ermessen liegen, wer begnadigt wird. Sie sollen unser aller gedenken, indem ab diesem Tage jeder Tote der Lava übergeben wird und sie sich im Gebet an uns Drachen wenden. Amen.«
Der Fluch blieb bestehen. Die Drachen waren verschwunden. Die Rituale wurden in Ehren gehalten: Jeder Tote wurde der Lava übergeben. Metalle wurden, mit Anstrengung verbunden, in aller Frühe aus dem Berg gewonnen. Sobald die Sonne am Himmel stand, war es zu heiß. Man konnte in den Stollen dann nicht mehr atmen. In den Sommermonaten gab es Tage, an denen es die Bewohner in ihren Gemäuern tagsüber kaum aushielten. Dankten in den Wintermonaten jedoch für die anhaltende Wärme. Für die Frauen der Siedlung Margo war die Hitze des Berges eine Wohltat. Der Wasserfall erhitzte sich so stark, dass die Wäsche darin gewaschen werden konnte. Das Wasser wurde zum Kochen benutzt und am Abend war es noch so wärmend, dass darunter gebadet wurde.
Die Mittagssonne stand über der Siedlung Margo. Am hinaufführenden, steinigen Pfad erschienen Reiter in schwarzen Rüstungen. Die Schattenkrieger. Sie galoppierten laut tosend mit metallisch klingendem Lärm heran. Die Menschen durchfuhr die Angst. Es war zu früh, den 10. Teil einzuholen. Geschockt sahen sich die Menschen an: Was wollten die Gesandten des Bösen? Eine grollende, düstere Stimme befahl:
»Macht alles dem Erdboden gleich, es darf niemand überleben. NIEMAND, keine Seele wird mir entkommen.«
Die Bewohner kannten diese Stimme. Magnus. Zudem erkannten sie ihn beim Herangaloppieren an seinem Helm. Magnus hatte vor einiger Zeit einen Drachen getötet, kam in die Siedlung geritten und hielt den Schädel hoch. Er befahl den Bewohnern Margos, diesen Schädel mit dem härtesten Metall zu überziehen. Danach belegte er den Helm mit schwarzer Magie. Seither sah man Magnus nur noch mit diesem Helm. Kein Mensch erinnerte sich noch an sein wahres Gesicht.
Erbarmungslos ritten Schattenkrieger mit gezogenem Schwert in die Siedlung Margo. Frauen suchten verzweifelt nach ihren Kindern und flüchteten mit ihnen auf dem Arm oder an der Hand in den Schutz der Höhlen. Die Männer griffen zu ihren Schwertern und verteidigten ihre Höhlen. Der Schall der Stimme hallte durch den ganzen Berg Maragon. Magnus’ Magie schien grenzenlos. Seine Stimme, seine Magie brachte alles zum Beben. Magnus wurde nachgesagt, er sei ein Göttersohn. Und Götter haben die Macht über die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde zu herrschen. Durch seine Magie löste Magnus ein Erdbeben aus. Der Berg Maragon fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Jede Seele der Siedlung, die sich in den Schutz der Höhlen begeben hatte, wurde begraben. Die Männer die außerhalb der Höhlen ihre Familien, ihr Hab und Gut verteidigten, stürzten, rutschten mit dem Geröll des Berges nach unten. Maragon war auf ein Drittel seiner Größe geschrumpft. Er wirkte nur noch wie ein gigantisches Plato mit einer darüberstehenden Felswand. Der Wasserfall suchte sich einen neuen Weg. Der Pfad nach unten war nicht mehr zu sehen. Verschüttet. Wer dies überlebte, hatte kaum Zeit über den Verlust nachzudenken. Überall waren Schattenkrieger, die übriggebliebenen Männer kämpften unerbittlich. In ihnen herrschte der Gedanke, der Mut, ich sterbe, doch nehme wenigstens eine dieser Kreaturen mit mir.
Der Geröllstaub lichtete sich. Zwei junge Männer Seit an Seit erhoben sich aus ihm. Einer hatte kurzes, dunkel–schwarzbraunes, gelocktes Haar, braunschwarze Augen, einen musketierartigen Vollbart und war an die achtundzwanzig Jahr alt. Er war an die neun bis zehn Fuß groß und hatte einen sehr muskulösen Körperbau. Owen dé Poli. Der Andere hatte kurzes blondes Haar, blaugraue Augen, ein sehr markantes glattrasiertes Gesicht und war an die vierundzwanzig Jahre alt. Er war neun Fuß groß und von schlanker muskulöser Körpergestalt. Darren dela Wood.
Magnus erblickte die beiden Männer. Er liebte die Herausforderung. Magnus wollte keinen Zweikampf. Nein, er wollte einen unehrenhaften Kampf. Zwei Männer gegen ihn. Er fühlte seine Überlegenheit und ließ seinen Rappen emporsteigen. Das erregte die Aufmerksamkeit von Owen und Darren. Geisterhaft sprang Magnus von seinem Pferd, wobei er ein zweites Schwert zog. Es schien unscheinbar. War aus schwarzem Metall und ebenfalls um die vier Fuß groß. Er forderte beide auf, mit ihm zu kämpfen. Owen und Darren zögerten. Magnus lachte und sprach mit hämischer Stimme:
»Na los! Ich habe keine Probleme mit solch Hänflingen wie euch zu kämpfen!«
Mit Kampfgeschrei gingen die beiden auf Magnus los. Magnus bewegte sich wie ein Schatten. Mal stand er neben Owen, dann neben Darren. Plötzlich, wie aus dem Nichts, hinter ihnen. Owen und Darren stellten sich Rücken an Rücken. Schritt für Schritt im Kreis drehend lieferten sich die beiden jungen Männer einen erbitterten Kampf mit ihm. Magnus drängte Owen und Darren immer mehr in Richtung einer neu entstandenen Schlucht. Der Wasserfall des Berges Maragon hatte sich dorthin seinen neuen Weg gebahnt.
Owen wurde mit einer ihm unbekannten Wucht zu Boden geschleudert. Unsanft landete er auf dem Bauch. Er hatte einige gebrochene Rippen und das Aufstehen viel ihm schwer. Schmerzen durchfuhren seinen Körper. Benommen blickte er auf den Kampf zwischen Darren und Magnus. Darren steuerte immer mehr auf den Wasserfall und dessen Abgrund zu. Zu spät. Magnus stieß ihm sein Schwert in den Bauch. Ein heftiger Ruck durchdrang ihn. Als Magnus das Schwert zurückzog, verlor Darren den Halt und stürzte in den tosenden Wasserfall, der ihn mit sich in die Tiefe riss. Darren spürte warmes Wasser, das ihn, einer Schlange gleich, umarmte. Er sah, dass sich das Wasser von seinem Blut färbte. Darrens Bewusstsein schwand und der neu entstandene Fluss trug seinen leblosen Körper davon.
Dieser Anblick, den besten Freund in die Tiefe stürzen zu sehen und nichts dagegen machen zu können, erweckte in Owen das Gefühl von Zorn, Wut und Hass. Alles drehte sich in seinem Kopf. Er wusste nicht mehr, ob er vor Schmerz oder von Trauer geplagt schrie. Owen hatte nur noch das eiskalte Verlangen nach Vergeltung. Mit dem Schwert in der Rechten stürzte er unter Geschrei auf Magnus zu. Die Schwerter klirrten aufeinander. Owen kämpfte mit blindem Zorn. Für Magnus war es nur ein Spiel. Owen, rasend vor Wut, seine Sinne nicht mehr bei Verstand, fühlte plötzlich kaltes eisiges Metall an seinem Hals. Magnus’ Schwert durchfuhr seine Kehle. Owen fiel zu Boden und das Blut pulsierte aus ihm heraus, staute sich teilweise in seinem Hals. Owens Atem stockte. Das Blut strömte aus seinem Mund und floss auf den steinigen Boden. Er lag in seinem Blut und erkannte, dass keine Seele dieses Massaker der Brutalität überlebt hatte. Owen spürte, wie das Leben aus seinen Gliedmaßen wich und die Kälte in ihn eindrang. Magnus und seine Schattenkrieger verschwanden ins Nichts.
Wieder war es Séyratun, der Barmherzigkeit zeigte. Darrens Leichnam schwamm kopfüber in diesem neuen Fluss. Sein menschliches Leben, konnte Séyratun ebenfalls nicht retten, jedoch seine Seele. Erneut ließ Séyratun ein Wunder geschehen. Das Wasser floss durch Darrens Mund, durchströmte und überflutete seinen Körper und gab ihm Unsterblichkeit. Darren war nun der Gesandte des Wassers. Séyratun geleitete Darrens Seele zum unsterblichen Feuer von Chathrins Seele.
Diese aufopfernde Tat eines Gottes, zwei Menschen, Chathrin und Darren, die durch seine Elemente starben, Unsterblichkeit zu schenken und die Trauer, dass Séyratun nichts für Owen tun konnte, ließ Mutter Naturs Herz weich werden. Nadera, Mutter von Flora und Fauna, begrub Owen unter einer Decke von blühendem Gras. Sie hauchte ihm den Odem der Erde ein und ließ seine Seele mit Unsterblichkeit auferstehen. Als Blatt, als ihren Gesandten der Erde, trug sie Owen davon. Nadera folgte Séyratun mit Owens Seele. Beide Kinder der Götter wussten, dies würde auch für sie Konsequenzen haben. Sie hatten in den Lauf des Schicksals, in die Zeit eingegriffen. Beide konnten nicht mehr tatenlos zusehen, wie ihr Bruder Magnus die Menschheit peinigte. Sie wollten nicht mehr am Tod von Unschuldigen teilhaben. Magnus war übermächtig. Als seine Geschwister konnten sie sich seiner Magie nicht entgegensetzen. Gemeinsam jedoch konnten sie die Hoffnung und den Glauben an die Götter vielleicht neu entfachen. Um neue Kräfte zu schöpfen, die nicht länger nur die Ihren schützten, nein auch die Menschheit.
Der Tag neigte sich dem Abend zu und die Dämmerung zog über das Land der Ewigkeit…
Der Himmel schien rosa, blau, gelb zu leuchten. Die Sonne strahlte orange über die Wipfel des Landes und ging langsam unter. In den Wolken erschien das Schloss des Morgens. Es schwebte in ihnen, so schien es. Das Plato, auf dem es erbaut war, und der Berg waren im Schleier der Wolken nicht sichtbar. Die kupfernen Zinnen strahlten in den schönsten Brauntönen und das weiße Gestein des Schlosses strahlte wie Licht. Die Wachen lösten sich gerade untereinander ab und schlossen die Tore. Aus dem Inneren des Schlosses hörte man leise Musik sowie das Klirren von Geschirr, Töpfen und Pfannen. Das Abendmahl wurde zubereitet. Die Köche riefen sich zu:
»Holt das Fleisch, rührt die Soße um! Wo bleiben die Teller?« Die Mägde tippelten zwischen ihnen umher. Aus der Ferne hörte man das Galoppieren von Pferdehufen. Eine Wache rief:
»Mylord, Reiter …!«, und eine andere:
»WER da?!«
Doch es kam keine Antwort. Die Tore öffneten sich von Geisterhand. Die Eisenketten barsten aus ihrer Verankerung und schmetterten zu Boden.
Aus dem Nichts kamen schwarze Reiter. Die Schattenkrieger. Mit gezogenen Schwertern hielten sie ihren Einzug. Auch hier erschallte eine donnernde Stimme aus dem Nichts:
»Macht alles dem Erdboden gleich, es darf niemand überleben. NIEMAND, keine Seele wird mir entkommen.«
Nebel, wie Geisterschwaden, zog auf. In seinem Schleier sah man Menschen, die niedergemetzelt wurden. Feuer entfachten sich und Todesschreie durchfuhren das Schloss.
Aus den geisterhaften Nebelschwaden entstieg der junge Lord. Sein nackenlanges, glattes, kastanienbraunes Haar, streifte wild durch sein Gesicht. Seine grün leuchtenden Augen durchsuchten den Nebel. Er war um die fünfundzwanzig Jahre alt. Mit einer Größe von neuneinhalb Fuß und sehr stattlicher Statur. Adrian dé Morning. Wutentbrannt streckte er jeden Schattenkrieger nieder, der sich ihm in den Weg stellte. Adrian sah den schwarzen Ritter. Sein Rappe bäumte sich empor. Es war Magnus. Adrian hatte schon lange auf diesen Tag gewartet. Endlich konnte er ihm in einem Zweikampf entgegentreten. Bedacht ging er auf Magnus zu, er wusste von dessen dunklen magischen Kräften. Magnus flog wie ein Engel auf ihn zu. Die Klingen der beiden schmetterten aufeinander. Ihr Kampf glich zwei Herrschern, die sich bewusst waren, nur einer würde lebend hervorgehen. Quer durch das Schloss, den in Flammen stehenden Gärten, durch die von Hitze zerbarsten Staturen hindurch, durch Gänge, in denen die Bilder brannten, klirrten ihre Schwerter aufeinander. Ihr Kampf führte sie bis zum höchsten Aussichtsturm des Luftschlosses. Dort, wo Magnus Adrian haben wollte. Adrians Kräfte schwanden, doch sein Wille gab ihm Kraft. Adrian fragte sich, mit welchem Dämon er es zu tun habe? Ob er diesen besiegen könne? Gab es eine Schwachstelle? War Magnus der Sohn des Teufels? Adrian wollte diese Kreatur wieder in die Hölle schicken. Seine Bemühungen schlugen jedoch fehl. Nur er wurde verletzt. Mit letzter Kraft, fast einem Wunder gleich, schaffte Adrian es, Magnus eine klaffende Wunde auf seiner linken Brustseite zuzufügen. Adrian hatte nicht aufgepasst und war Magnus einen Schritt zu nahe gekommen. Magnus, hinterhältig wie er war, hatte seinen goldenen Dolch mit der anderen Hand aus der Scheide gezogen. Adrian spürte bereits eisige Kälte, die sein Herz durchfuhr. Der goldene Dolch. Magnus grinste, zog den Dolch langsam zurück und schubste Adrian von sich weg. Dieser verlor die Kontrolle über seinen Körper, schwankte umher und versuchte mit letzter Kraft Halt zu finden. Vergebens. Adrian