Kommunikation Jetzt
Von Andreas Fries und Jens Hirt
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Über dieses E-Book
Wir leben in einer reizüberfluteten Welt. Alles um uns herum, scheint fortwährend mit uns kommunizieren zu wollen. Mit und ohne Einwilligung. Unablässig auch manipulative Kommunikation, die uns etwas verkaufen möchte. Ihren angestammten Bereich Marketing hat sie längst verlassen und dringt in alle Lebensbereiche unserer Gesellschaft vor.
Sitzen Sie noch am Steuer Ihrer eigenen Gedanken?
Dies ist ein Buch für Menschen, die herausfinden möchten, welche Wirkung die Kommunikation unserer Zeit, auf unser Leben und unser Zusammenleben hat. Ein Buch für Kommunikationsexperten, die Verantwortung tragen - in Wirtschaft, Politik, Medien und Bildung. Mindestens aber auch für alle gesellschaftspolitisch interessierten Menschen. Und unbedingt für diejenigen, die sich mitunter überfordert fühlen von der Kommunikation im Zeitalter Industrie 4.0 und Internet der Dinge.
Kurzum, dies ist ein Buch für jeden von uns.
Finden Sie Antworten im Meer der Informationen. Erhalten Sie einen klaren Blick auf den Ozean der Kommunikation, der uns täglich umgibt. Lichten Sie den Nebel & begeben Sie sich gemeinsam mit uns auf diese großartige, spannende Reise.
Andreas Fries
Andreas Fries ist Gründer einer Kommunikationsagentur und Gründungspartner eines Unternehmens für Marken & Sales Management. Beide Gesellschaften beraten internationale Konzerne und agieren partnerschaftlich mit Start-ups. Personalmanagement und Marketingökonomie waren die Schwerpunkte des Wirtschaftsstudiums in St. Gallen. Die Schwerpunkte heute, nach eigener Aussage: Marken & Menschen. www.go-smash.de
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Buchvorschau
Kommunikation Jetzt - Andreas Fries
Inhaltsverzeichnis
Kommunikation
Der Weg zur Moderne
Sprache
Entwicklung
Ursprung
Schrift
Denken
Aufklärung und Wissensgesellschaften
Grenzen der Aufklärung
Manipulation
Kommunikation & Medien
Medienwirkung
Wirtschaft
Politik
Kommunikation & Vertrauen
Grenzen der Manipulation
Politik und Image
Politik und Medien
Politik als Medienformat
Wie kommuniziert unsere Gesellschaft?
Vertrauenskrise der Medien
Vertrauenskrise der Politik
Kommunikation und Vertrauen
Kommunikation & Zukunft
Das Ende der Massenmedien
Wie kommuniziert die Zukunft?
Die kommunizierenden Dinge
Neue Wissensformen
Können Maschinen denken?
Kommunikation & Mensch
Ein Resümee
Anhang
Literatur
Vita
Kommunikation
Der Weg zur Moderne
Ohne Kommunikation keine Zivilisation. Architekten, Generäle, Chirurgen und Entdecker begannen ihre Abenteuer im Kopf. Dabei griffen sie auf externe Informationen zurück, die ihnen in schriftlichen Quellen oder in Erzählungen mitgeteilt wurden. Diese Informationen mit ihren eigenen Ideen kombinierend, entwarfen sie freischwebende Kuppeln, gewannen Schlachten, retteten Menschenleben und fanden unbekannte Welten. Nach getaner Arbeit konnte man sich dann durchaus ein Denkmal errichten, indem man die eigene Geschichte erzählte. Dadurch wurde man selbst zur Quelle für Andere. »Wir sind alle Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen«, heißt es beim Kirchengelehrten John of Salisbury (1115–1180). Nicht ungewöhnlich ist hierbei der Gebrauch der Lüge, um die Sicht der Zeitgenossen auf vergangene, gegenwärtige oder zukünftige Welten zu manipulieren. So wurde Generalfeldmarshall Hindenburg als »Sieger von Tannenberg« (1914) verehrt und T. E. Lawrence machte sich selbst zum Eroberer von Akaba (1917). Dabei entwickelte den Plan zu Tannenberg ein Oberstleutnant Hoffmann während Hindenburg seinem Stabschef zufolge die meisten wichtigen Entscheidungen verschlafen hat. Immerhin war er während der beschrieben Ereignisse dabei. Im Gegensatz zu Lawrence »von Arabien«, der viele Leistungen in seiner Bestseller-Autobiografie »Die sieben Säulen der Weisheit« einfach erfand. Mit Kommunikation die Vergangenheit zu verändern, ist tatsächlich eher Regel als Ausnahme. Kommunikation kann sogar noch Erstaunlicheres als die Zukunft planen und die Vergangenheit verändern.
Was wenn man auf der Grundlage völlig falscher Informationen einen völlig falschen Plan entwirft? Im 15. Jahrhundert las Don Cristóbal Colón zwei absurd ungenaue Weltkarten und kombinierte seine bereits fehlgeleiteten Vorstellungen mit den Erzählungen eines Alt-Testamentarischen Propheten. Der stellte in den Büchern »Esra« und »Amiatinus« wilde und jeglicher Basis entbehrende Vermutungen über die Zusammensetzung der Erde an, z.B. dass sie zu sechs Siebenteln aus Landmasse bestehe. Don Cristóbal vermutete deshalb in weniger als einer Woche von Andalusien nach China, Indien und Japan zu segeln, um von dort Gold mitzubringen. Dass er nach zwei Monaten Amerika entdeckt hatte, bestritt der als Columbus unsterblich Gewordene bis ins Grab. Die Art wie wir kommunizieren bestimmt unser Denken, unser Handeln und damit unser Schicksal entscheidend. Das gilt sowohl für die empfangenen wie auch für die gesendeten Informationen. Manchmal können wir sie präzise einsetzen, wesentlich häufiger treiben sie uns in völlig ungeahnte Richtungen.
Dieser Bedeutung angemessen bieten uns die Kommunikationswissenschaften mehrere 100 Definitionen für »Kommunikation«. Der Einfachheit halber stützen wir uns hier auf eine Verständliche:
»Menschliche Kommunikation kann folglich definiert werden als Prozess wechselseitig aufeinander bezogener, reflexiver und intentionaler Symbolverwendung (symbolische Interaktion) mit dem Ziel gegenseitiger Verständigung über Bedeutungen.«¹
Auch diese einfache und verständliche Definition, lässt sich in viele Forschungsfelder aufteilen, mit vielen Namen anreichern und somit auf eine, deutlich komplexere, wissenschaftliche Abstraktionsebene empor heben: Von Kommunikationsprozessen sprechen z.B. Systemtheoretiker wie der Soziologe Niklas Luhmann. Die Wechselseitigkeit ist die Frage nach dem Feedback und damit ein weites Feld, auf dem sich so unterschiedliche Charaktere wie der Dramatiker Bertolt Brecht und der Medienkritiker Walter Lippmann finden. Reflexion ist eine Frage der Dialektik, Intention eine Frage der Hermeneutik. Die Verwendung von Codes zur Informationsübermittlung macht Kommunikation zu einem Feld der Technik. Bedeutungsvermittlung liegt irgendwo zwischen dem Kommunikationsforscher Friedemann Schulz von Thun und dem Hirnforscher Wolff Singer.
Unumstritten scheint immerhin das erste Wort von Klaus Becks Definition zu sein: Denn mit dem Begriff der »menschlichen« Kommunikation, hat er bereits den Sonderstatus unserer evolutionären Besonderheit betont.
Sprache
Entwicklung
Weshalb entwickelte keine der 4 Milliarden Arten – soweit wir wissen – eine dem Menschen vergleichbare Zivilisation? Seit sich unsere Vorfahren als Homo Sapiens über die primitiveren Verwandten erhoben, haben wir den Globus derart verändert, dass Forscher jetzt vom Anthropozän sprechen. Was macht uns so wirkungsvoll, dass wir den Planeten – also Flora, Fauna, Klima, Geologie usw. – seit Mitte des 20 Jahrhunderts exponentiell verändern? Die Kombination von einer langen Wachstumsphase, die eine spezielle Gehirnentwicklung mit sich bringt, aufrechtem Gang, feinmechanischen Händen, ganzjährige Zeugungsbereitschaft und sozialer Orientierung hat sich evolutionär als besonders Leistungsfähig erwiesen. Dazu kommen der Drang und die Liebe zur Kommunikation. Wir können und wollen nicht schweigen, ja wir haben Kommunikation in Dichtung, Musik und Malerei sogar zu unserer höchsten Kunstform erhoben. Deshalb wollen wir uns hier mit dem Aspekt der Kommunikation beschäftigen und einen kurzen Überblick über deren Entwicklung als Motor des Menschen geben.
Die Produkte des Gehirns und der Hände sind immer auch deshalb Produkte der Gemeinschaft weil die herstellenden Individuen ihr Wissen weitergeben. Und das Soziale erreicht seine bestmögliche Effizienz nur mit bestmöglicher Kommunikation. Nun ist Kommunikation weder auf Akustisches beschränkt noch allein dem Menschen gegeben. Alle Säugetiere beherrschen Körpersprache. Dominanz- und Demutsgesten, Drohgebärden und Zuneigungsbekundungen gehören zum Repertoire ihres Lebens. Das Erfolgsmodell »Mensch« verfügt zudem über eine komplexe akustische Sprache. Die menschliche Sprache ist einzigartig. Sie unterscheidet uns wesentlich von den anderen ca. 9 Mio. verschiedenen Arten der Erde. Mag unsere Sprache auch nicht so schön klingen wie die der Nachtigall, uns nicht zur Orientierung dienen wie einer Fledermaus, ihr Schall nicht so weit reichen wie der eines Wales und ihr Gebrüll nicht so Mark erschütternd sein wie das eines Löwen, so dient sie uns doch zur Konstruktion der Welt. Nur der Mensch gibt seiner Umwelt durch sprachliche Zuschreibungen eine strukturierte Bedeutung. Wir geben Dingen, Orten und Handlungen einen Namen. Dieser Name wird ein allgemein verständlicher Teil unserer sozialen Kommunikation. Damit erlangen wir Macht über das Bezeichnete und können es in unsere Planungen einbeziehen. Wir können uns vor gefährlichen Orten, Dingen und Lebewesen in Acht nehmen. Wir können unsere Furcht bekämpfen, indem wir phantastische Gefahren in Erzählungen und Mythen meistern. Und wir können alles zum Teil einer Strategie machen, deren Umsetzung in der Zukunft liegt. »Wie bezwingen wir sie?« »Wie nutzen wir deren Potenzial?« Bevor wir im Leben unsere Umwelt beherrschten, beherrschten wir sie sprachlich. Macht beginnt mit Kommunikation.
Von Natur aus relativ schwächlich, ziemlich langsam und mit einem eher dünnen Fell ausgestattet, war der Mensch nicht unbedingt dafür prädestiniert die Zeiten der Säbelzahntiger, Mammuts und Bären zu überleben. Geschweige denn, sich von solchen Tieren zu ernähren. Stellt man einen einzelnen Menschen neben einen Bären, erscheint es ziemlich offensichtlich, wer hier wen frisst. Also war der Mensch schon recht früh darauf angewiesen, sich zu organisieren. Organisation zur Jagd bedarf nun nicht zwingend einer komplexen Sprache. Das schaffen Wölfe, Löwen und Schwertwale auch mit einem wesentlich kleineren Artikulationsspektrum. Einen deutlich höheren Standard benötigten wir vermutlich vor allem ab jenem Zeitpunkt, an dem wir von Jägern und Sammlern zu Ackerbauern und Viehzüchtern wurden.
Diese »Neolithische Revolution« ereignete sich vor ca. 11.000 Jahren. Ackerbau und Viehzucht ermöglichten ganzjährigen Zugang zu Lebensmitteln und erforderten weniger Energie- und Zeitaufwand für die Nahrungsbeschaffung. Diese Vorteile führten letztendlich dazu, dass immer mehr Menschen zusammen lebten. Mehr Menschen benötigen mehr Organisation und mehr Organisation benötigt mehr Kommunikation. Die komplexere Struktur größerer Gemeinschaften erforderte Arbeitsteilung. Alsbald gab es Experten für dieses und jenes. Fürs Vieh, für Anpflanzung, für Essenszubereitung, für Kleidung, für Medizin usw. Experten wiederum entwickeln ihre eigene Fachsprache, es entstand Expertenkommunikation. Ohne Kommunikation wäre die Erlangung und Weitergabe der nötigen speziellen Fachkenntnisse für die jeweiligen Tätigkeiten nicht möglich. Ab dieser Zeit war, wie es der Ägyptologe Jan Assman so schön formulierte, das einzelne Individuum nicht mehr Träger der gesamten Kultur seiner Gemeinschaft.
Heute steht die »Neolithische Revolution« als großer Schritt kaum mehr in Frage. Thesen wie die des 1968 Hippie-Anthropologen Marshall Sahlins gelten als exzentrisch. Er sah diesen großen Schritt der Menschheit vor allem einen fatalen Schritt weg von den glücklichen Zeiten, als Jäger und Sammler wenig arbeiteten – unter 15 Std. die Woche – und in einem zufriedenen Zen-Zustand lebten. Denn: Erst mit dem Eigentum erfanden die Menschen Gier, Armut und Unrecht und damit auch Mord und Totschlag.² Dennoch hat sich nicht der auf dem Baum entspannende Urzeit-Hippie durchgesetzt, sondern der schuftende, ehrgeizige Kreative. Der Mensch lieferte sich bis heute seinem eigenen Fortschritt aus. Merkantilismus und Effizienz liegen uns entweder in den Genen oder sie sind ein Pfad, den man nicht mehr verlassen kann, wenn man einmal darauf wandelt.
Der Mensch kommunizierte allerdings auch schon vor der Neolithischen Wende ausgiebig. Wieso? Brauchte er fürs Jagen und Sammeln doch nur rudimentäre Kommunikation? War die Kommunikation letztlich doch nur ein zufälliges Nebenprodukt, welches der aufrechte Gang freigesetzt hatte? Schließlich brauchten wir unseren Mund nicht mehr als Werkzeug, da jetzt ja die Hände frei waren. So die Theorie des Paläo-Anthropologen Andre Leroi Gourham in »Hand und Wort«. Eine Frage, die wir auch heute noch nicht definitiv beantworten können.
Ursprung
Die Sprache ist für den Menschen so bedeutend und die Tatsache, dass sie nur ihm gegeben wurde ist so auffällig, dass es umtriebige Geister schon immer beschäftigt hat woher die Sprache kommt. Gibt es eine »Ur-Sprache«, die in jedem Menschen schlummert? Um dieser Frage auf die Spur zu kommen war man in vergangenen Zeiten nicht eben zimperlich. Ein römisch-deutscher Kaiser, von der Kirche