Hans Peter Haselsteiner - Biografie
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Buchvorschau
Hans Peter Haselsteiner - Biografie - Wolfgang Fürweger
2014
TEIL I
Der Strabag-Mann
Der Grundstein – vom Tiroler Buben zum Kärntner Unternehmer
»Meine Großmutter hat gesagt: Nix haben ist ein ringes Leben«, erzählte Hans Peter Haselsteiner einmal in einem Interview mit der Wiener Stadtzeitung Der Falter über seine Kindheit. »Das ist Tirolerisch. Ring heißt ruhig«, fügte er erklärend hinzu. Der Bauindustrielle wurde am 1. Februar 1944 in Wörgl im Unterland geboren – als uneheliches Kind der jungen Hauptschullehrerin Herma Haselsteiner und eines 21 Jahre älteren Innenarchitekten aus Stuttgart, dessen Namen er in keinem seiner vielen Interviews öffentlich und auch nicht im Gespräch für dieses Buch nannte. Seine Eltern lernten sich im Jahr 1939 oder 1940 kennen, erzählte mir Haselsteiner: »Damals war mein Vater im Wilden Kaiser klettern.« Obwohl seine Eltern eine langjährige Liebesziehung führten, die erst mit dem Tod des Vaters endete, waren sie nie verheiratet, weil der Vater bereits eine Ehefrau hatte. »Zuerst wollte er sich nicht scheiden lassen. Als er dann so weit war, sagte meine Mutter: Danke vielmals, das brauche ich nicht mehr. Dann ist er eh gestorben. Wenn er da war, wohnte er natürlich bei uns. Die beiden führten aber eine Fernbeziehung und das Reisen war damals nicht so leicht wie heute.«
Eine uneheliche Geburt war im katholisch geprägten Tirol stets ein Makel gewesen. In den Kriegsjahren und -wirren kam derlei zwar häufig vor, leicht war es aber für Haselsteiner und seine Mutter dennoch nicht. »Bankert« schimpften die anderen Kinder den späteren Bauindustriellen oft – eine schlimme Beleidigung. Denn im Gegensatz zum Bastard, dem »normalen« unehelichen Kind, zu dem sich wohlhabende Männer öffentlich bekennen konnten, weil es aus einer Beziehung mit einer ehrbaren Frau stammte, galten Bankerte als Kinder von unehrenhaften Frauen. »Diese Hure darf unsere Kinder nicht unterrichten«, hieß es auch in einem anonymen Beschwerdebrief an die Schulbehörde. »Ein lediges Kind zu sein, hatte in den Fünfzigerjahren einen ganz anderen Stellenwert als heute. Damals war im ›Heiligen Land‹ und noch dazu in einer ländlichen Gegend eine ledige Mutter eine Schande. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.« So manchem, der ihn wegen seiner Abstammung gehänselt hatte, verpasste Haselsteiner eine Abreibung. Er lernte schon früh zu kämpfen, im wörtlichen und übertragenen Sinn, was im späteren Leben wohl kein Nachteil war.
Wurzeln in der Eisenbahner-Stadt
Haselsteiners Geburtsstadt Wörgl liegt im dicht besiedelten Unterinntal. In ihr leben heute knapp 13 000 Menschen. Dabei war sie über Jahrhunderte ein einfaches Bauerndorf, das neben der Landwirtschaft vor allem von den Reisenden lebte, die auf dem Weg von oder nach Schwaz und Innsbruck und weiter Richtung Brenner und Italien durchkamen. 1853 – Wörgl hatte damals gerade einmal knapp 1 000 Einwohner – gab Kaiser Franz Joseph I. den Auftrag, eine Eisenbahnlinie zwischen Innsbruck und Kufstein zu bauen, den damals wie heute größten Städten Tirols. Es war dies die erste Bahnlinie im Westen des heutigen Staatsgebiets von Österreich. Sie wurde 1858 eröffnet und führte auch an Wörgl vorbei. Ab 1872 begann wiederum auf kaiserliche Anordnung der Bau der Giselabahn, benannt nach der zweiten Tochter des Kaisers, Erzherzogin Gisela Louise Marie von Österreich. Sie sollte die letzte bestehende Bahnlücke auf der Strecke von Paris über Zürich, Wien und Budapest bis nach Istanbul schließen. Dieser Streckenabschnitt führt noch heute über das Tiroler Brixental, den Salzburger Pinzgau und das Salzachtal in die Stadt Salzburg und weiter nach Oberösterreich und Wien. Heute ist die gesamte Strecke als Westbahn bekannt und ein Teil des Kernnetzes der ÖBB.
Wörgl wurde mit der neuen Giselabahn plötzlich zum Bahnknotenpunkt, da die Stadt am Eingang in das Brixental liegt, und erlebte dadurch einen rasanten Aufschwung. Die Tiroler Landesstatistik führt die Unterinntal-Stadt als eine der am schnellsten wachsenden Kommunen des Landes: Um die Wende zum 20. Jahrhundert hatte das einstige Dorf bereits 3 000 Einwohner. Von 1870 bis heute hat sich die Einwohnerzahl verzehnfacht, während sie sich im Rest des Bezirks Kufstein, zu dem Wörgl gehört, »nur« verdreifachte.
Die Eisenbahn brachte Arbeit und damit auch Zuwanderer. Diese kamen nicht nur aus den abgelegenen Tälern der damaligen Gefürsteten Grafschaft Tirol, sondern aus allen Teilen der Donaumonarchie. Die Migration hält bis heute an: Mehr als 15 Prozent der heutigen Wörgler sind keine österreichischen Staatsbürger, viele weitere haben Wurzeln im Ausland. Nur mehr drei Viertel der Stadtbevölkerung bekennt sich im stark katholisch geprägten Tirol zum katholischen Glauben. Wörgl ist bunt, auch politisch – eine kleine, weltoffene, liberale Stadt. Auch wenn Haselsteiner schon längst nicht mehr in seiner Geburtsstadt lebt: Die Herkunft aus einer multikulturellen Eisenbahnerstadt hat ihn sicher geprägt. Umso interessanter ist es, dass er heute mit der WESTbahn sein eigenes Bahnunternehmen betreibt. Und auch seine gesellschaftspolitisch liberale Grundeinstimmung dürfte von seiner Herkunft nicht ganz unbeeinflusst sein.
Eine prominente Mutter
Dabei wuchs der spätere Abgeordnete des Liberalen Forums in einem bürgerlich-konservativen Haushalt auf. Hier wurden die Traditionen hochgehalten und es wurde natürlich auch der typische Dialekt des Tiroler Unterlands gesprochen. Heute blitzt in Haselsteiners Sprache bestenfalls noch bei einigen Kehllauten seine Herkunft durch. Die Mutter dürfte wohl zeit ihres Lebens nur die ÖVP gewählt haben. Der legendäre Tiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer (1913–1989) war ein Freund der Familie. »Meine Mutter wurde Landesschulinspektorin und zog deshalb nach Innsbruck. Dort lernte sie den damaligen Agrar-Landesrat Eduard Wallnöfer kennen. Ich persönlich habe ihn seit meiner Oberstufen-Gymnasialzeit in Erinnerung. Der Walli war natürlich in jeder Richtung eine beeindruckende Persönlichkeit. Die ersten Jahre hatte ich noch kein Interesse an der Politik. Das wuchs dann aber, und es war immer unglaublich spannend, dabeisitzen und mithören zu dürfen, was da geredet wurde«, erinnert sich der spätere Bau-Tycoon zurück: »Er war ein sehr charismatischer Politiker. Und er hätte mir eine politische Karriere nicht erspart.« Tatsächlich sollte der damals so interessierte Gymnasiast später der ÖVP beitreten. Dort hielt es ihn aber nicht lange.
Obwohl Haselsteiner weitgehend vaterlos aufwuchs, hatte er eine weit verzweigte Verwandtschaft, in der seine Mutter sehr beliebt war, auch weil sie eine passionierte und sehr gute Volksmusikerin war. Wie viele Lehrer in kleineren Gemeinden war auch sie ein fester Bestandteil des örtlichen Vereinslebens und rief 1946 den Wörgler Mädchenchor ins Leben, mit dem sie 1948 sogar das Bundesjugendsingen gewann. 1966 gründete Herma Haselsteiner gemeinsam mit Sepp Landmann, dem unvergessenen Sprecher des bekannten Sängertreffens beim Stanglwirt in Going, den Tiroler Volksmusikverein und wurde auch dessen erste Vorsitzende. Der Verein hat heute mehr als 1 400 Mitglieder, die das bodenständige Tiroler Liedgut pflegen, aber auch erforschen und für die Nachwelt erhalten. Herma Haselsteiner war als Sängerin von Volksliedern oft im Tiroler Radio zu hören. Sie starb 1982 als hoch angesehene Regierungsrätin und pensionierte Landesschulinspektorin im Alter von 67 Jahren, was damals in Tirol Schlagzeilen machte. Seit 2010 wird zu ihrem Andenken beim Alpenländischen Volksmusikwettbewerb der Herma-Haselsteiner-Preis in acht Kategorien vergeben. Ihr Sohn machte sich schon einige Jahre davor ebenfalls in Erinnerung an seine Mutter als Förderer der Hochkultur in Tirol einen Namen.
Wenngleich der Bau-Tycoon in erster Linie von seiner Mutter erzogen wurde, hatte er doch Kontakt zu seinem Vater, der ihn auch stark prägte. So habe er dem Architekten die Liebe zur bildenden Kunst zu verdanken, erzählte er immer wieder. Und so wie der Vater, der mit 63 Jahren starb, als Haselsteiner 14 Jahre alt war, wurde auch der Sohn im Baugeschäft tätig, obwohl er das keineswegs geplant hatte.
Schulzeit im Internat
Nach der Volksschule in Wörgl wechselte Haselsteiner in das heute nicht mehr existierende Bundeskonvikt Lienz – ein öffentliches, weltliches Gymnasium mit angeschlossenem Internat. »Meine Mutter war berufstätig. Mein Vater lebte in Stuttgart, wo er auch tätig war. Es gab also niemanden, der auf mich aufgepasst hätte. Außerdem hätte ich ›Fahrschüler‹ werden müssen, weil es in Wörgl kein Gymnasium gab – das nächste wäre in Kufstein gewesen. Meine Mutter hatte aber mit Fahrschülern schlechte Erfahrungen gemacht und wollte das für mich nicht – daher die Entscheidung für das Internat.« Lienz ist nicht nur die Bezirksstadt von Osttirol, sondern auch das Zentrum für einen Teil Oberkärntens. Daher traf Haselsteiner dort erstmals mit Buben aus seiner späteren Wahlheimat zusammen. »Wir waren je zur Hälfte Tiroler und Kärntner. Wenn es Sterz gab, aß die eine Hälfte nichts, weil wir Tiroler keinen Sterz hinunterbrachten. Die Kärntner waren aber begeistert. Wenn es etwas anderes gab, musste man schnell sein, weil sonst war alles weg.«
Der Eintritt in die Schule sei für viele Zöglinge ein Schockerlebnis gewesen, schrieb der Kärntner Schriftsteller und ehemalige Konviktschüler Johannes Schmidl, der die Schule ab 1973 besucht hatte, in einem beeindruckenden und zugleich beklemmenden Nachruf auf die Einrichtung: »Die zehnjährigen Buben weinten in der ersten Nacht in ihren Betten aus Eisengestell in die weißen Kopfpolster, weil sie die ersten zwei Monate nicht nach Hause fahren durften. ›Eingewöhnen‹ hieß der vorgeschobene Grund. Sie weinten versteckt am Klo und die meisten weinten auch noch in den folgenden Tagen und Wochen und manchmal auch tagsüber.«
Als ab dem Jahr 2010 Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe im Zusammenhang mit katholischen Internatsschulen laut wurden, kam auch das Bundeskonvikt in Osttirol in die Negativschlagzeilen. Dort hatte über Jahrzehnte ein Regime von Angst und Gewalt geherrscht, wie sich Schmidl erinnerte: »Wenn wir nach acht Uhr abends noch redeten, der offiziellen Nachtruhe, und uns der Nachtdienst dabei erwischte, mussten wir im Pyjama auf den kalten Gang hinaus, stehen oder knien und warten, bis er uns wieder davon erlöste. Das Wort dieses ›Erziehungsberechtigten‹ hatte unbedingte Gewalt; potestas vitae necisque (Gewalt über Leben und Tod – Anm.), lernten wir später im Lateinunterricht. Wir verstanden zumindest, was damit gemeint war.«
Vor allem in den frühen Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts soll es immer wieder zu gewalttätigen und auch sexuellen Übergriffen auf 10- bis 14-jährige Schüler gekommen sein, berichteten ehemalige Zöglinge. Ohrfeigen und Schläge, sogar mit Eisenketten und Holzprügeln, seien alltäglich gewesen. Die staatliche Kommission zur Aufarbeitung der Gewalt- und Missbrauchsfälle unter der Leitung der ehemaligen steirischen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic untersuchte die Zustände im ehemaligen Bundeskonvikt. Als Ergebnis erhielten mehrere ehemalige Schüler für ihre physischen und psychischen Schmerzen bis zu 25.000 Euro – die höchste Entschädigungssumme, die die Klasnic-Kommission vergeben konnte.
Haselsteiner hat seine Schulzeit hingegen nicht negativ in Erinnerung. Allerdings besuchte er sie auch in der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre, während sich die Gewaltexzesse später abgespielt haben dürften. Auch er berichtet von Schlägen, die er und seine Mitschüler allerdings nicht als allzu schlimm empfanden: »Ich wurde in einer Zeit erzogen, wenn man da zu Hause berichtet hätte, dass einem der Lehrer eine geschmiert hat, hätte man von der Mutter gleich noch eine bekommen. Eine bewusste Grausamkeit, in dem Sinne, dass man ein Kind quält, habe ich nicht in Erinnerung. Es war hart und streng, keine Frage, aber die Prügelstrafe wurde nicht exzessiv oder erniedrigend angewendet. Wenn man etwas angestellt hatte, fasste man seine Strafe aus. Das war das Selbstverständlichste der Welt, darüber beschwerten wir uns nie. Der sexuelle Missbrauch war am Bundeskonvikt kein Thema. Wir hatten keine Patres, sondern nur weltliche Lehrer. Wenn es nur die kleinsten Dinge gab, dann reagierte der Heimleiter sofort. Ich glaube nicht, dass es damals im Bundeskonvikt Lienz sexuelle Übergriffe gab. Ich erfuhr zumindest nichts davon oder ahnte etwas in diese Richtung.«
In der reinen Knabenschule ging es dennoch bisweilen etwas rau zu, für musische Bildung war kein Platz: »In Lienz wurde das nicht besonders gefördert, obwohl es eigentlich gefördert hätte werden sollen. Dazu waren unsere Gruppen zu groß. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass jemand in meiner Klasse ein Instrument gespielt hätte. Das Einzige, was wir ernst genommen haben, war der Sport. Ich war begeisterter Bergsteiger und ein tauglicher Hundert-Meter-Läufer.« Haselsteiners persönliche Bestzeit liegt bei 12,8 Sekunden, aufgestellt auf einer Aschenbahn, wie sie damals üblich war. Für einen halbwüchsigen Amateur war das ziemlich schnell. Während seiner Schulzeit lag der Weltrekord über 100 Meter noch bei 10,2 bzw. später dann bei 10,1 Sekunden. Erst am 14. Oktober 1968, als Haselsteiner bereits 24 Jahre alt war, lief der US-Amerikaner Jim Hines bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 9,95 Sekunden und damit als erster Mensch unter 10 Sekunden. Damals fand der Bewerb erstmals auf einer Kunststoffbahn statt, die generell schnellere Zeiten ermöglichte. Dennoch hielt Hines’ Rekord fast 15 Jahre lang.
Wie viele später sehr erfolgreiche Manager und Unternehmer war der Bauindustrielle alles in allem ein eher mäßiger und eigensinniger Schüler. Zuerst musste er in der dritten Klasse wegen Latein »eine Ehrenrunde drehen«. In der sechsten Klasse wurde er dann wegen seiner Aufmüpfigkeit sogar von der Schule geworfen. Erstes auslösendes Moment sei der Tod seines Vaters gewesen. »Da war ich 14 Jahre alt und meine Mutter wollte mich näher bei sich haben.« Für ein Jahr besuchte Haselsteiner daraufhin in Innsbruck das Akademische Gymnasium in der Angerzellgasse. »Das ging natürlich nicht gut, weil ich damals fürchterlich pubertierend war. Dann bin ich wieder zurück nach Lienz.« Dort wurde er aber nicht mehr im Internat aufgenommen, sondern wohnte extern. Als er erneut durchzufallen drohte, wechselte er für die beiden letzten Schuljahre an das Lorenz-Gymnasium in Klagenfurt. Im ersten Jahr wohnte er in einem Schülerheim, im zweiten Jahr bei einer Familie als Gast bzw. Aufpasser für deren Sohn, quasi als Au-pair-Boy – »das beschreibt es ganz gut«, schmunzelte Haselsteiner im persönlichen Gespräch.
Vom Steuerberater zum Bauunternehmer
Nach der Reifeprüfung ging der spätere Bauindustrielle zum Bundesheer, bevor er im Herbst 1964 in Wien an der Hochschule für Welthandel, der heutigen Wirtschaftsuniversität (WU), das Studium der Handelswissenschaften inskribierte. Er habe mit etwa 17 Jahren beschlossen, Steuerberater werden zu wollen. 1970 promovierte der junge Tiroler zum Doktor der Handelswissenschaften – in seiner Doktorarbeit hatte er sich mit internationalem Handel beschäftigt. Danach trat er in Wien in die Perfekta GmbH ein, eine Kanzlei für Wirtschafts- und Steuerprüfung. Im offiziellen Lebenslauf wird diese Zeit als »Praxis« bezeichnet, die bis 1974 dauerte.
In fast allen Berichten über Haselsteiner ist zu lesen, er wäre 1972 als Steuerberater zur Baufirma Isola & Lerchbaumer – kurz: Ilbau – nach Spittal an der Drau (Kärnten) gekommen und hätte dort seine spätere Frau kennengelernt. Die Geschichte klingt zwar gut, stimmt aber nicht. Wahr ist vielmehr: Er hatte sich bereits während des Studiums in Ulrike »Ulli« Lerchbaumer verliebt, die aus einer Dynastie von Kärntner Bauunternehmern stammt, deren männliche Vertreter allesamt den Vornamen Anton trugen. Ulrikes Vater war bereits der sechste Anton Lerchbaumer. Der erste hatte 1835 ein Handwerksunternehmen im Baubereich gegründet, weshalb in der englischsprachigen Wikipedia-Version das Gründungsjahr der Strabag SE auch mit 1835 angegeben wird. 1954, auf dem Höhepunkt des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, der als Wirtschaftswunder in die Geschichte eingehen sollte, wurde aus der Baufirma Lerchbaumer durch den Einstieg eines neuen Partners die Ilbau.
Ulrike Lerchbaumer brachte ihren damaligen Freund 1972 in die Firma, wie dieser erzählt: »Ich lernte über meine spätere Frau meinen Schwiegervater kennen und bekam dann in meinem Brotberuf – damals als Revisionsassistent – von ihm den Auftrag, die Firma Isola & Lerchbaumer in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln – nach dem Strukturverbesserungsgesetz, wie das damals hieß. Das war insofern wichtig, als am 1. 1. 1973 die Mehrwertsteuer eingeführt wurde. Wir führten