Vierzehnmorgen: ... und andere Geschichten
Von Margret Bonné
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Über dieses E-Book
Eine unterhaltsame und häufig zum Nachdenken und Nachfühlen anregende Sammlung von Kurzgeschichten aus dem sehr ungewöhnlichen Leben der Margret Bonné öffnet den Blick auf die Dinge häufig aus einer anderen Perspektive.
In ihren Geschichten haben sowohl Hasenbrote, Vierzehnmorgen und Pohutukawa, aber auch Beziehungen, das Verbiegen und das Reisen die Hauptrollen.
Ihr Leben wurde geprägt durch eine Kindheit während der Kriegszeit im engen Ostwestfalen, dem unbändigen Drang, sich mit Literatur zu beschäftigen, ihre Tätigkeit im katholischen Jugendhaus in Düsseldorf, eine Brieffreundschaft mit einem unbekannten Mann in Auckland (Neuseeland), welche sie in die Liebe zu ihrem Ehemann (ohne ihn zuvor jemals gesehen zu haben) entführte, einen gemeinsamen Lebensabschnitt am anderen Ende der Welt und durch weitere Stationen in den Niederlanden und in Ahaus im Westmünsterland während der Bauzeit des Brennelementzwischenlagers. Erst nach dem Tod ihres Mannes und während ihrer Beziehung zu ihrem zweiten Partner fasste sie den Mut, selber dies Buch zu schreiben.
Inzwischen kann sie selber nicht mehr ihrer liebsten Beschäftigung nachgehen und „den alten Menschen“ etwas vorlesen – sie lebt nunmehr selber in einem Pflegeheim und ihr Sohn hat sich entschlossen, dieses Werk als „Non-profit“ – Auflage wieder herauszugeben, um mit den Erlösen Gutes zu tun.
Margret Bonné
Margret Bonné, geb. 1932 in Steinheim/Westfalen, absolvierte direkt nach Kriegsende eine Ausbildung zum Industriekauf ’mann’ in der Steinheimer Möbelfabrik, um anschließend, noch vor ihrer Volljährigkeit, eine Stelle als Sekretärin in Düsseldorf anzunehmen. Diverse andere Positionen als Sekretärin folgten. Der weitere Weg führte über Neuseeland und den Niederlanden 1975 nach Ahaus im Westmünsterland. Dort entdeckte sie ihre Liebe zum Selberschreiben. Im Jahr 2004 kehrte sie in ihren Geburtsort Steinheim zurück. Weitere Details sind aus ihren eigenen Kurzgeschichten zu entnehmen.
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Buchvorschau
Vierzehnmorgen - Margret Bonné
Autor und Herausgeber
Margret Bonné, geb. 1932 in Steinheim/Westfalen, absolvierte direkt nach Kriegsende eine Ausbildung zum Industriekauf ’mann’ in der Steinheimer Möbelfabrik, um anschließend, noch vor ihrer Volljährigkeit, eine Stelle als Sekretärin in Düsseldorf anzunehmen. Diverse andere Positionen als Sekretärin folgten.
Der weitere Weg führte über Neuseeland und den Niederlanden 1975 nach Ahaus im Westmünsterland. Dort entdeckte sie ihre Liebe zum Selberschreiben. Im Jahr 2004 kehrte sie in ihren Geburtsort Steinheim zurück.
Weitere Details sind aus ihren eigenen Kurzgeschichten zu entnehmen.
Andreas Bonné, geb. 1962 in Kerkrade/Niederlande, studierte Maschinenbau und bekleidete diverse Positionen in der Industrie und im eigenen Unternehmen. Nach 18 Umzügen ist er nun in der Wahlheimat im Allgäu angekommen.
Der vollständige Lebenslauf findet sich unter www.andreasbonne.com.
Herausgeber dieser 3. Neuauflage.
Ein Wort fällt mir zu
ich betrachte es lange
drehe es ratlos hin und her
nichts hat es zu sagen
nichts kann ich mit ihm machen
ich lege es fort
in die Lade der unnützen Dinge
unvermutet
eines Tages
wenn ich wirklich nichts erwarte
find' ich’s wieder
Inhalt
Vorwort zur Neuauflage
Wie dieses Buch entstand
Lebenslauf
Als du geboren wurdest
Josefine heißt man nicht
Der erste Schultag
Straßen
Hasenbrote
Vierzehnmorgen
Tot, töter, am tötesten
Quo vadis
Leseratte
Die Weihnachtskrippe
Heil, mein Führer! Heil, mein Kind!
Bleibe im Lande und nähre dich redlich
Wo liegt Neuseeland?
Wohin du gehst, dahin gehe auch ich
Endlich
Unser Haus
Nur ein Zipfel
Biegen und Verbiegen
Ausreichend reicht aus
Auf den Standort kommt es an
Annette von Droste-Hülshoff
Über den Wolken
Tulpen aus Amsterdam
God bless you
Rivalinnen
Gabi
Die Leipziger kommen
Karneval
Freundschaften
Eine gestörte Beziehung
Die Zeit
Das Alter ist ein höflich Mann
Begegnung
WMF 2000
Es stand in der Zeitung
Bericht aus Rom
Schwanensee
Omar Ben Noui
Castor
Wer hoch fliegt
Pohutukawa
Spiegel
Nachwort
Vor der Stadt
Zu spät
Vorwort zur Neuauflage
Margret Bonné, oder wie die Menschen in ihrer Geburtsstadt zu sagen pflegen „Brüntrups Margret, hatte immer schon ein besonderes Verhältnis zu Büchern. Im Verlaufe ihres außergewöhnlichen Lebens hat sie immer wieder Kurzgeschichten von Hand geschrieben, jedoch erst nach ihrer Pensionierung auf ihren ersten eigenen Computer übertragen. Uns drei Kinder hat dies immer sehr fasziniert und wir waren stolz darauf, wenn sie mit über 70 Lebensjahren sich wieder einmal in neue Dinge, wie den Versand von Emails, hineingearbeitet hatte. So war es ihr möglich, die ersten beiden Auflagen von diesem schönen Büchlein „Vierzehnmorgen
mit den damals zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten in Kleinstauflage zu veröffentlichen.
Leider war ihr die Notwendigkeit einer zuverlässigen Datensicherung der Festplatte des Computers nicht klar, sodass die Festplatte zu einem „ungeschickten Zeitpunkt den Dienst einstellte und keine Sicherungskopie vorhanden war. Nachdem alle verfügbaren gedruckten Exemplare des Buches vergriffen waren, schien die Geschichte des Buches „Vierzehnmorgen
abgeschlossen zu sein und andere am Buch Interessierte mussten leider enttäuscht werden. Dieser Status dauerte über 10 Jahre an.
Nach dem Tod von Ludwig Heßbrüggen, ihrem langjährigen Lebensgefährten, zog Margret Bonné von Ahaus im Westmünsterland in ihren Geburtsort Steinheim in Ostwestfalen zurück. Dort lebte sie bis August 2014 alleine, fuhr mit ihren über 75 Lebensjahren immer noch regelmäßig „zu den alten Leuten", wie sie immer sagte, ins Altersheim, um ihnen aus der Zeitung das aktuelle Geschehen vorzulesen und mit ihnen zu diskutieren.
Der plötzliche Abbau ihrer geistigen Fähigkeiten überraschte meine Schwester Miriam und mich im August 2014 sehr und uns blieb keine andere Wahl, als für sie selber nunmehr einen Platz in einem schönen und menschlichen Pflegeheim kurzfristig zu suchen und sie dort unterzubringen. Sie wollte niemals zu uns Kindern ziehen und dabei ihre Heimat verlassen; diesem Wunsch entsprachen wir. In dieser Phase waren wir sehr dankbar darüber, dass sie uns frühzeitig eine vollumfängliche Vollmacht erteilt hatte und ihren Willen in einer Patentienverfügung formuliert hatte. In diesem Pflegeheim, nur wenige Häuser von unserer ehemaligen Wohnung entfernt, lebt sie auch heute noch. Jedoch ist sie durch ihre Demenzerkrankung zu einem recht unselbständigen Menschen geworden und ihr Zustand ändert sich fast täglich.
Obwohl ich selber nicht im Ruf stehe eine Leseratte zu sein - meine Eltern mussten mich als Kind mittels 5,- DM locken, endlich mal ein Buch zu lesen - ist es mir inzwischen sehr wichtig, dass das Werk meiner Mutter nicht sang- und klanglos einschläft. Ich verdanke meiner Mutter so viel, dass es mir am Herzen liegt, ein klein wenig zurück zu geben. So entstand die Idee zu dieser „Non-profit – Auflage ihres Buches. In den letzten Monaten ging ich nun den steinigen Weg und überführte das letzte mir zur Verfügung stehende Originalbuch in mäßiger Druckqualität als Ausgangsbasis in diese Neuauflage. Für den technisch Interessierten sei nur kurz erwähnt, dass das eingescannte Buch mittels Adobe Acrobat vom PDF Format und OCR Erkennung in ein sehr fehlerbehaftetes TXT Dokument überführt wurde. Durch Handarbeit wurden die gesondert eingescannten Bilder (die Schwierigkeit, gedruckte Bilder erneut zu scannen, wird auch in diesem Buch offensichtlich) eingefügt, der Text mehrfach umformatiert, korrigiert und eine solide Basis für die modernen Methoden des „print-on-demand
geschaffen. Ich hoffe, dass sich die Anzahl der verbleibenden Fehler in Grenzen hält. Häufig war eine Entscheidung zu treffen, ob die Qualität, oder der Originalzustand Vorrang haben sollte; meistens war mir der Originalzustand wichtiger. Letztendlich steht nun dieses Werk in gedruckter Form mit ISBN Nummer und als E-Book zur Verfügung und kann überall bezogen werden. Ein echter Fortschritt im Vergleich zur Situation von vor über 10 Jahren.
Auszüge aus „Vierzehnmorgen" und zusätzlichen Werken meiner Mutter wurden zwischenzeitlich im Buch Wir Kriegskinder; Zeitzeugen aus Ostwestfalen-Lippe erinnern sich von Hans-Jörg Kühne, Wartberg Verlag, im Buch Aus heiterem Himmel; Eine Anthologie von Alfons Huckebrink und Frank Lingnau, dialogverlag Münster und im Steinheimer Kalender 2007; Jahresheft 2006 veröffentlicht.
Als „Bonus" habe ich ein weiteres Gedicht und eine weitere bewegende Geschichte von Margret Bonné in dieser Neuauflage mit aufgenommen.
Der Erlös von dieser Neuauflage wird in erster Linie für die entstehende Lücke bei den Pflegekosten meiner Mutter aufgewandt und ein hoffentlich vorhandener Überschuss wird vollständig an soziale Einrichtungen gespendet.
Sofern Sie Kontakt mit mir aufnehmen möchten, so steht Ihnen ein Kontaktformular auf meiner Homepage: www.andreasbonne.com zur Verfügung!
Im April 2015, Andreas Bonné
Wie dieses Buch entstand
Lange bevor ich begann, die Geschichten dieses kleinen Buches zusammenzustellen, wachte ich eines Morgens auf und wusste noch, was ich in der Nacht geträumt hatte. Das geschieht eher selten.
Ich stand vor einem Museum, das meinen Namen trug. Meine Kinder hatten es eingerichtet, nachdem ich gestorben war. Viele Besucher, darunter Bekannte und Freunde, betraten das Gebäude, kamen nach einer Weile wieder heraus und unterhielten sich angeregt. Ich war neugierig; was die Kinder wohl so alles an großen und kleinen Dingen, an unscheinbaren und vielleicht auch überraschenden zusammengetragen hatten und ging selbst hinein. Ich öffnete die Tür zum ersten Raum und sah - nichts. Der zweite, der dritte, schließlich der vierte Raum - nichts. Kahle, weiße Wände. Ein leeres Museum.
Ein seltsamer Traum. Gott sei Dank bin ich aber noch nicht gestorben. Auch wenn ich die Bedeutung des Traumes damals nicht ganz verstand, etwas erschrocken war ich schon über das leere Museum. Und ich ahnte, es hatte etwas mit den Texten zu tun, die sich seit langer Zeit in meiner Schublade stapelten. Kinder, Freunde und Bekannte sagten schon oft: „Du hast so viele Geschichten geschrieben, warum machst du nicht ein Buch daraus?"
Lange zögerte ich, bis ich schließlich die Schublade doch öffnete. Ich fand dort Gedichte und Geschichten - erlebte und erdachte und solche, die ich ganz vergessen hatte. Im Laufe der Jahre waren immer wieder neue hinzugekommen. Wie aber sollte ich Ordnung in die Sammlung bringen oder gar einen roten Faden für das Buch finden? Das war nicht einfach. Trotzdem - die Zusammenstellung von Vierzehnmorgen hat mir viel Spaß gemacht.
Die Zeichnungen dazu sind von Ludwig Heßbrüggen, der die Entstehung meiner Geschichten miterlebt hat.
Das Museum bleibt leer und das ist mir sehr recht. Die Geschichten sind bei allen, die sie lesen, besser aufgehoben.
Margret Bonné
Im Dezember 2002
Lebenslauf
Handgeschriebene Lebensläufe waren mir zeitlebens ein Greuel. Ich geriet dabei ins Schwitzen, bekam feuchte Hände und prompt verwischte sich irgendwo die Tinte. Oder ich verschrieb mich in der vorletzten Zeile bei dem Wort Stenotypistin. Nein, gerne habe ich sie nie geschrieben, meine Lebensläufe. Heute ist das einfacher, denn Computer schwitzen nicht und die tabellarische Auflistung aller Daten – Blocksatz natürlich - sieht wirklich toll aus. Äußerst praktisch auch, dass man mit einem simplen Klick beliebig viele Exemplare ausdrucken kann, eines so akkurat wie das andere. Übersichtlich, lückenlos, erweiterungsfähig obendrein:
Name geboren am in Familienstand
Wenn ich da an meine erste Bewerbung vor fünfzig Jahren denke! In der Abgangsklasse der Volksschule lernte ich, wie ein Lebenslauf auszusehen hat:
Am 27. April 1932 wurde ich, Margarete Brüntrup, als erstes von sechs Kindern geboren. Meine Eltern sind der Schlossermeister. . .
undsoweiter undsoweiter. Viele Kommas, manchmal ein Strichpunkt. Den gebrauchte man damals noch häufig. Wieviele Lebensläufe mag ich in all den Jahren meiner Berufstätigkeit wohl verfasst haben? Vermutlich lassen sie sich an zehn Fingern abzählen. Meine Freundin Edith schickte allein 150 Bewerbungen mit Lebenslauf los, bis sie ihre jetzige Stelle fand. Edith ist 48 und war zwei Jahre lang arbeitslos.
Lebenslauf - das Wort lässt mich nicht los. Nie mehr werde ich gezwungen sein, einem Arbeitgeber mitzuteilen, wie mein Leben verlief. Weder handschriftlich noch tabellarisch. Ein gutes Gefühl. Ich schaue mein Leben an. beschreibe seinen Lauf. Und bekomme dabei endlich keine feuchten Hände mehr.
Als du geboren wurdest
sagten meine Eltern, haben wir uns sehr gefreut. Und das glaube ich ihnen aufs Wort. Ich bin das älteste von 6 Kindern und habe heute noch Vaters Stimme im Ohr, wenn er morgens in unser Schlafzimmer kam und sagte: Ihr habt heute Nacht ein Brüderchen bekommen; oder: Ihr habt ein Schwesterchen bekommen. Er sagte das jedes Mal so wie am Weihnachtsmorgen; Das Christkind war da! Er sagte es so wie einer, der einen anderen mit einem Geschenk überrascht und seine Stimme zitterte dabei ein ganz klein