- Gestalt
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Gestalt bezeichnet umgangssprachlich die äußere Form, den Umriss, Wuchs (Erscheinung von Gegenständen und Lebewesen.
Inhaltsverzeichnis
Philosophie
Die Untersuchung der Beziehungen zwischen Gestalt (Griechisch: μορφη morphe: Form), Wirklichkeit und Wahrnehmung war zu allen Zeiten ein zentrales Anliegen der Philosophie. Ansätze finden sich etwa bereits in Platons Scholastik entwickelt sich die Lehre des Aristoteles von der Hylemorphismus).
In der Neuzeit wird nicht der Versuch unternommen, den Begriff „Gestalt“ zu definieren, d.h. aus untergeordneten und verständlicheren Begriffen heraus zu erklären, sondern ihn zu spezifizieren. So hat die ästhetische Behandlung der Gestalt verschiedene Spezifizierungen hervorgebracht:
- Kunstrichterei: Sie untersucht die nach kanonischen Regeln produzierte äußere Gestalt, die Einkleidung eines Gedankens. So kann beispielsweise ein und derselbe Lehrstoff als Gedicht oder als Drama gestaltet werden. Vor allem Christian Wolff bemühte sich hierbei um Theoriefindung.
- „Entzückung des Geistes“: Sie entsteht durch die nach dem Gesetz der Einheit produzierten Gestalt, wie es Kant sah in der Gestalt, die zum interesselosen Wohlgefallen führt, eine Brücke zwischen theoretischem Erkennen und moralischem Handeln. Das Schöne ist für ihn einerseits ohne Begriff wahrnehmbar und affektiert nicht (sonst wäre es nicht interesselos), sondern besticht durch die reine Form. Begrifflosigkeit und Reinheit (als Abwesenheit von Pathologischem) bilden in Schönen der Rezeption eines schönen Kunstwerks die Möglichkeit zu Übergängen zwischen theoretischem Erkennen und moralischem Handeln.
- „Ästhetisches Spiel“: Für Goethe sah in der Gestalt einen Ausdruck des Wesens der Dinge. Dies ist dann möglich, wenn das Kunstwerk Stil hat. So kann sich an der sinnfälligen Gestalt des Pferdekopfes vom Parthenon dem anschauenden (nicht ansehenden) Betrachter das Wesen des Pferdes offenbaren. (Goethe übertrug dies „Schauen“ auch auf die belebte Natur und kam so zu seiner Hegel schließt hier an, indem er versucht, die Gestalt als unmittelbaren Ausdruck eines Innen aufzufassen. In ihr offenbart sich die Idee im sinnlichen Erscheinen. Schönheit ist damit definiert durch eine Gestalt, die Ausdruck eines lebendigen und beseelten Innen ist.
Psychologie
Gestalt ist ein häufig gebrauchter Ausdruck der Gestalttherapie und der Christian von Ehrenfels, der Gestalt als ein Ganzes definierte, das über die Eigenschaften der Übersummativität (gemäß Aristoteles' „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“) und der Transponierbarkeit (z. B. der Transponierung einer Melodie in eine andere Tonart) verfügt. Eine wissenschaftlich einigermaßen akzeptable Definition von Gestalt gibt es jedoch nicht. Wolfgang Metzger[1] schreibt, dass schon für Friedrich Sander, Hauptvertreter der Ganzheit“ bezeichnete. Da er an einem Kreis und einer Geraden jedoch keine Gliederung fand, sprach er in diesen Fällen von „fließender Gliederung“ - was Literatur
- Wolfgang Metzger: Psychologie. Die Entwicklung ihrer Grundannahmen seit der Einführung des Experiments. Darmstadt 1954
- Wolfgang Metzger: Figural-Wahrnehmung In: Metzger W (Hrsg.) Handbuch der Psychologie, 1. Allgemeine Psychologie I, 1. Halbband: Wahrnehmung und Bewußtsein. Hogrefe, Göttingen 1966. S. 693-744
- Friedrich Sander: Experimentelle Ergebnisse der Gestaltpsychologie. In: Bericht über den 10. Kongreß der ISBN 3-8260-1800-1
Siehe auch
- Gestalttheorie
- Aktualgenese
- Buchstabendreher
Einzelnachweise
- ↑ Metzger 1966, S. 697
Weblinks
Gestalt
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