Deutsche Zentrumspartei

Deutsche Zentrumspartei
Deutsche Zentrumspartei
Älteste Partei Deutschlandsgegründet 1870
Logo der Partei
Partei­vorsitzender [1]
General­sekretär Sebastian Mostertz
Stell­vertretende Vorsitzende Michael Möller, Alois Degler
Bundes­geschäfts­führer Torben Frank[2]
Bundes­schatz­meister Hans-Werner Jarmer
Ehren­vorsitzender
Gründung 13. Dezember 1870
Gründungs­ort Haupt­sitz Straberger Weg 12
41542 [3]
keine
Mitglieder­zahl 650 (Stand: Juni 2011)[4]
Mindest­alter 16 Jahre[5]
Europapartei
Website www.deutsche-zentrumspartei.de

Die Deutsche Zentrumspartei (Kurzbezeichnung: Zentrum, heute: ZENTRUM) war bis zum Ende der Weimarer Republik 1933 als Vertreterin des Deutschlands und des politischen Katholizismus eine der wichtigsten Parteien im CDU als überkonfessioneller Sammlungspartei verlor das Zentrum nach dem Zweiten Weltkrieg seine Wähler- und Mitgliederbasis. Seit Mitte der 1950er Jahre stellt sie bis heute lediglich eine Europäischen Christlichen politischen Bewegung (ECPM).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte und Gründung (bis 1870)

Plakat zur Gründung der Zentrumspartei

Die historische Zentrumspartei war der wichtigste Repräsentant des politischen Katholizismus in Deutschland. Die Politisierung der katholischen Konfession war dabei ein langer und teilweise widersprüchlicher Prozess. Unter den aufgeklärten katholischen Bürgern begann mit dem Reichsdeputationshauptschluss des Jahres 1803, der auch das Ende der Romantik hat zur Rekonfessionalisierung beigetragen.

Die Politisierung dieser Entwicklung wurde von einigen Faktoren entscheidend bestimmt. Einer von ihnen war die Ablösung der Aufklärungstheologie durch die ultramontane Bewegung (strikte Ausrichtung der katholischen Kirche auf Rom bis hin zum päpstlichen Unfehlbarkeitsdogma). Diese Entwicklung stieß auf erhebliches Misstrauen sowohl neo-absolutistischer deutscher Fürsten wie auch der religionskritischen Mischehenstreits der 1830er Jahre einen ersten Höhepunkt. In dessen Verlauf kam es 1837 zur Verhaftung des Kölner Erzbischofs Kölner Wirrenlöste im katholischen Deutschland eine bislang unbekannte Protest- und Solidarisierungswelle aus.

Auf mittlere Sicht fand der Gegensatz des katholischen Deutschland gegenüber dem autoritären Staat und dem Liberalismus gleichermaßen auch ihren politischen Niederschlag. Bereits in der Frankfurter Paulskirche der sogenannte Katholische Fraktion, die sich aber 1867 wieder auflöste. Auch in den Landtagen der restlichen deutschen Staaten wurden katholische Fraktionen oder fraktionsähnliche Vereinigungen gegründet.

Eine wichtige Rolle in der Phase, die zur Gründung der Zentrumspartei führen sollte, spielten die Soester Konferenzen, eine lose Diskussionsrunde um die Brüder Georg und Wilderich von Ketteler, Soest statt, und es folgten in unregelmäßigen Abständen weitere Zusammenkünfte, bis 1866 der Sauerland etwa berichteten die Behörden in den 1860er Jahren von einem Vordringen der katholischen Bewegung.

Erst im Jahr vor den Neuwahlen zum preußischen Abgeordnetenhaus, 1869, wurden die Planungen zur Gründung einer katholischen Partei wieder aufgenommen und in Zusammenkünften in Ahlen/Westfalen, Essen ein im Wesentlichen von Hermann von Mallinckrodt und Peter Reichensperger entworfenes Programm angenommen.

Ludwig Windthorst

Darin wurde die Unabhängigkeit kirchlicher Institutionen und die Selbständigkeit der Kirche gefordert. Die Konfessionsschulen und die kirchliche Schulaufsicht sollte erhalten bleiben. Die Gründung eines deutschen Gesamtstaates sollte auf föderaler Basis erfolgen und den Bundesstaaten eine relativ große Unabhängigkeit eingeräumt werden.

Auch Ansätze zur Forderung nach einer staatlichen Sozialpolitik waren bereits im Essener Programm vom 30. Juni 1870 enthalten: Die bestehende finanzielle Belastung des Volkes sollte durch den Verzicht auf weitere Erhöhungen des Militäretats und eine gerechtere Verteilung der Steuerlast erreicht und auf die Beseitigung der sozialen Missstände im Staat hingewirkt werden.

DasSoester Programmvom 28. Oktober 1870 erlangte schließlich die größte Bedeutung unter den frühen Programmschriften, da auf seiner Basis die führenden Kräfte der Gründung in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt wurden.

Am 13. Dezember 1870 gründeten 48 Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses dieFraktion des Zentrums“, deren erster Vorsitzender August Reichensperger, Mallinckrodt, Friedrich Wilhelm Weber und Philipp Ernst Maria Lieber von großem Einfluss, ebenso wie [6] aus Berlin.

Opposition und Kulturkampf (18701880)

Bei der Wahl zum ersten Deutschen Reichstag am 3. März 1871 errang die Partei 18,6 % der Stimmen und 63 Mandate. Damit bildete sie die zweitstärkste Fraktion nach der Nationalliberalen Partei.

Das Zentrum war aus seinem Selbstverständnis heraus eine Partei, die zur Reichsregierung unter Bismarck in Opposition stand. Weder Bismarcks wirtschaftspolitische Orientierung am Liberalismus noch dessen Versuch, die politische Macht der Kirche zurückzudrängen, war mit den Positionen des Zentrums in Einklang zu bringen. Dies galt ebenso für den Kampf des neuen Nationalstaats gegen seine Minderheiten, von denen ein großer Teil, so etwa die meisten Polen und Elsaß-Lothringer, katholisch waren.

Der Kampf Bismarcks gegen den politischen Katholizismus prägte die Innenpolitik im ersten Jahrzehnt des Kaiserreichs, da es teilweise schien, als ob die Katholiken der kleindeutschen Reichseinigung skeptisch gegenüberstehen würden. Eine bislang undenkbare Koalition von Liberalen und Bismarck hatte sich daher auf die Fahnen geschrieben, den Einfluss des Papsttums und des Ultramontanismus auf die deutsche Innenpolitik über den Umweg der Zentrumspartei und des Klerus einen Riegel vorzuschieben. Während die Konservativen vor allem den ausländischen Einfluss bekämpften, sahen die Liberalen im Papsttum einen Hort der Reaktion. Tatsächlich hat das päpstlichen Unfehlbarkeit und des Syllabus Errorum diesen Eindruck noch bestärkt.

Auch um von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten während derKulturkampfszuReichsfeindenstilisiert. Das Misstrauen wurde auch dadurch geschürt, dass das Zentrum im Reichstag mit den, ebenfalls alsReichsfeindeeingestuften, Minderheitenparteien der Polen, Elsässer, Welfen und Dänen zusammenarbeitete und sich auch damit gegen die Bismarck'sche Politik stellte.

Zwar hatte der Kulturkampf tatsächlich gewisse Säkularisierungserfolge wie etwa die Einrichtung von kommunalen Standesämtern aufzuweisen, verstärkte aber letztlich den Zusammenhalt und die Selbstabschließung des katholischen Deutschland in einem hohen Maß. Politisch trug er maßgeblich zur inneren Konsolidierung des Zentrums und dessen Profilierung als katholische Opposition gegen die preußisch-protestantische Vorherrschaft bei. In der Reichstagswahl 1874, auf dem Höhepunkt des Kulturkampfes, konnte das Zentrum seinen Stimmenanteil auf 28 % ausbauen, ein Anteil, der in den folgenden Wahlen konstant blieb und dem Zentrum stets zwischen 90 und 100 Mandate brachte.

Der Erfolg des Zentrums beruhte auf seiner Rolle als einer katholischen Milieupartei. Der staatliche Druck von außen, aber auch der politische Einfluss des Klerus trugen vor allem in den ersten Jahrzehnten dazu bei, dass ein Großteil der katholischen Wähler weitgehend unabhängig von ihrer sozialen oder wirtschaftlichen Position für diese Partei stimmten.

Wandel zur regierungsstützenden Partei und innerparteiliche Differenzierung (18801914)

Nach Bismarcks Kurswechsel weg von einer liberalen Wirtschaftspolitik hin zum Protektionismus, seiner auch vom Deutschen Zentrum erzwungenen staatlichen Sozialpolitik und dem beginnenden Kampf gegen die Sozialdemokratie (Sozialistengesetze) näherte sich das Zentrum langsam der Reichsregierung an. Unterstützt wurde dies dadurch, dass von 1880 bis 1887 insgesamt fünf Milderungs- und Friedensgesetze zur Beilegung des Kulturkampfes verabschiedet wurden. Das Zentrum war aus dem Kulturkampf gestärkt hervorgegangen und von 1881 bis 1912 stärkste Reichstagsfraktion.

In der Geschichtsschreibung kommt die entscheidende Rolle der Deutschen Zentrumspartei bei der Einführung der Sozialversicherung (zunächst ohne die Arbeitslosenversicherung) häufig zu kurz.[7]

Seit der Entlassung Bismarcks 1890 trat der konfessionell-katholische Aspekt der Partei zugunsten eines noch stärker sozialpolitischen Engagements zurück. Insbesondere durch den 1890 gegründete mitgliederstarkenVolksverein für das katholische Deutschlandentstand eine Organisation, die durch zahllose Aufklärungsvorträge und Broschüren sowie der sozialpolitischen Arbeit derVolksbüroswesentlich dazu beitrug, dass die Zentrumspartei ein endgültig sozialpolitisches Profil erhielt und viele Arbeiter an sich binden konnte.

Unter Bismarcks Nachfolgern unterstützte das Zentrum die Regierungspolitik auf den wichtigen Feldern der Innen-, Außen-, Kolonial- und Flottenpolitik und hatte damit den Wandel von der Oppositions- zur De-facto-Regierungspartei vollzogen, wenngleich Katholiken weiterhin vielfach Bürger zweiter Klasse waren, denen der Zugang zu höheren Positionen verwehrt blieb, solange sie sich nicht öffentlich gegen das Zentrum aussprachen.

Während des wilhelminischen Kaiserreichs blieb das Zentrum auf den ersten Blick eine stabile politische Kraft. Schaut man genauer hin, gab es innerhalb der Partei erhebliche Konflikte. Dazu hat unter anderem beigetragen, dass mit dem faktischen Ende des Kulturkampfs ein zentrales einigendes Band verloren gegangen war. Insbesondere seit den 1890er Jahren entwickelten sich unterschiedliche Strömungen. Dazu zählt etwa ein konservativ-agrarischer Flügel, daneben gab es einenpopulistischenFlügel vor allem getragen von Kleinbauern und Handwerkern, einen bürgerlichen Flügel sowie einen immer stärker werdenden Arbeiterflügel. Andere Gegensätze kamen hinzu, waren aber teilweise mit den sozialen Unterschieden verbunden. Während etwa an dermonarchistischenGrundhaltung der Partei insgesamt kein Zweifel bestehen kann, gab es doch gerade bei den Arbeitern und im populistischen Flügel beachtliche demokratische Tendenzen. Diese Konflikte wurden teilweise in den Regionen erbittert öffentlich ausgefochten. Nach dem Tod Peter Reichenspergers kam es beispielsweise in der Zentrumshochburg Sauerland über mehr als 10 Jahre bei den Reichstagswahlen zu einer Spaltung der Partei durch die Nominierung mehrerer Kandidaten.

Für die Partei auf Dauer negativ wirkte sich auch die immer stärker werdende industrielle Entwicklung aus. Auch wenn das katholische Milieu alles tat, um die Arbeiterwähler (auch politisch) zu binden, begann das Zentrum vor allem in den Großstädten und den Industriegebieten, einen Teil seines Wählerpotentials einzubüßen. Dabei spielten Säkularisierungstendenzen eine wichtige Rolle. Auf dem Land und in kleinen Städten war davon freilich noch nichts zu spüren. So stimmten etwa im Sauerlandtrotz der Spaltungstets an die 90 % für das Zentrum. Die Stagnation auf hohem Niveau war einer der Gründe für Überlegungen, die Partei zu einer auch den Protestanten offenstehenden Volkspartei zu machen. Die Auseinandersetzungen darüber im so genannten Zentrumsstreit blieben letztlich ergebnislos, so dass die Partei auch weiterhin nur den katholischen Volksteil repräsentierte.

Eine Sondersituation stellte das Reichsland Elsaß-Lothringen dar. Auch wenn die Bevölkerung zu fast 3/4 katholisch war, vertraten die dortigen katholischen Reichstagsabgeordneten autonomistische Positionen und schlossen sich nicht der Fraktion des Zentrums an. Erst 1906 wurde die Elsaß-Lothringische Zentrumspartei gegründet und wurde zur stärksten Partei des Reichslandes.

Erster Weltkrieg und Novemberrevolution (19141919)

Während des Burgfrieden ein und stützte die Außen- und Kriegspolitik Wilhelms II. und der OHL. Dies ging soweit, dass die Partei in einigen Regionen ihre Tätigkeit faktisch einstellte.

Auf mittlere Sicht nahm auch im Zentrum die Kriegsmüdigkeit zu. Daher bildete das Zentrum 1917 zusammen mit der SPD und der Interfraktionellen Ausschuss. Dieser brachte am 19. Juli 1917 eine Friedensresolution in den Reichstag ein, der mit der Mehrheit der drei Parteien angenommen wurde. Die Friedensresolution, die auf den Abschluss eines Verständigungsfriedens zielte, blieb angesichts der de facto diktatorischen Macht der OHL unter Paul von Hindenburg und Weimarer Koalition. Mit Reichskanzler. Nach der Parlamentarisierung des Reiches in der Oktoberreform 1918 war das Zentrum mit drei Staatssekretären im Kabinett Novemberrevolution von 1918 stand die Zentrumspartei insgesamt ablehnend gegenüber. Gerade auch auf regionaler Ebene zeigte sich aber in der StaatsformfrageMonarchie oder Republikeine erhebliche Bandbreite der Meinungen. In einigen Gemeinden waren lokale Parteiführer gleichzeitig prominent in den Arbeiter- und Soldatenräten vertreten. Insgesamt stellte sich die Partei allerdings nur widerwillig auf denBoden der gegebenen Tatsachen“. Letztlich unterstützte sie aber trotz heftigen innerparteilichen Konflikten die von Philipp Scheidemann ausgerufene Republik und nahm Kontakte zu den früheren Partnern des Interfraktionellen Ausschusses auf.

Aus Protest gegen die zentralistisch orientierte Politik Bayerische Volkspartei (BVP).

Weimarer Republik (19191933)

Matthias Erzberger (1919)
Präsidium der Zentrumspartei 1920

In der Weimarer Republik nahm das Zentrum eine wichtige Rolle ein, da es im Parteiensystem eine bedeutende Stellung in der politischen Mitte hatte. Es war zwar grundsätzlich mit fast allen politischen Gruppierungen von der SPD bis zur Felix Porsch. An den Regierungen der Weimarer Republik und in der Weimarer Nationalversammlung war das Zentrum daher maßgebend beteiligt.

So war sie auf Reichs- wie auf Länderebene an Regierungen der Weimarer Koalition (SPD, Zentrum und Großen Koalition (SPD, Zentrum, DDP und Bürgerblock (Zentrum, DDP, DNVP) beteiligt. Dadurch war sie von 1919 bis 1932 mit kurzen Unterbrechungen in allen Reichsregierungen vertreten und stellte mit Joseph Wirth (19211922), Wilhelm Marx (19231925/19261928), Franz von Papen (1932) fünf Reichskanzler. Bei der Reichspräsidentenwahl 1925 unterlag der Zentrumskandidat Wilhelm Marx gegen Paul von Hindenburg.

Unter den Parteivorsitzenden Ludwig Kaas', der sich gegen den christlichen Gewerkschaftsführer Adam Stegerwald durchsetzte, zum Parteivorsitzenden im Jahr 1928.

Diese Wahl war auch eine Reaktion auf den Ausgang der Reichstagswahl 1928. Nicht nur in den Großstädten, sondern vor allem im ländlichen und kleinstädtischen Bereich hatte die Partei erhebliche Stimmenanteile verloren. Eine beträchtliche Teilgruppe in der Partei war daraufhin der Meinung, dass nur eine Reklerikalisierung ein weiteres Ausbluten verhindern könnte.

Wahlkampf der Zentrumspartei zur Reichstagswahl 1930

Die Zentrumspartei führte in der Folge der Reichtstagswahlen einen Kampf gegen die verfassungsfeindlich eingestellten Kräfte, besonders die KPD und die immer stärker werdenden Nationalsozialisten.

Die Ernennung Brünings zum ersten Reichskanzler eines Präsidialkabinetts markierte die endgültige Hinwendung des Zentrums zu einer konservativeren Politik. Brüning verfolgte mit seiner Deflations- und rigorosen Sparpolitik nicht nur das Ziel, den Reichshaushalt zu sanieren, sondern wollte auch den Siegermächten des Ersten Weltkriegs demonstrieren, dass Deutschland wirtschaftlich nicht mehr in der Lage war, die Reparationsverpflichtungen des Versailler Vertrages zu erfüllen und eine Stundung oder gar Aufhebung der Zahlungen daher unumgänglich war.

Brüning verbot am 13. April 1932 die nationalsozialistischen Organisationen SA und SS und wollte aufgrund der

Franz von Papen, bis 1932 Zentrum, danach parteilos

Der letzte Reichskanzler, der dem Zentrum angehörte, war

Zeit des Nationalsozialismus (19331945)

Unter dem Eindruck der Verhaftungen der Reichstagsabgeordneten der KPD und der Drohungen gegen die Reichstagsabgeordneten der SPD und des Zentrums, stimmt am 23. März 1933 die Fraktion des Zentrums im Reichstag nach vorheriger Abstimmung mit der NSDAP Hitlers Zwei-Drittel-Mehrheit.

Hitler hatte Ludwig Kaas mündlich einige Versprechungen gemacht, um sich dessen Zustimmung zu sichern. So sicherte Hitler zu, die Rechte des Reichspräsidenten zu erhalten, Reichstag und Reichsrat fortbestehen zu lassen, sowie Schulpolitik und das Verhältnis zwischen Staat und Religion nicht durch das Ermächtigungsgesetz regeln zu wollen. Vor allem aber die Hoffnung auf den Abschluss eines Reichskonkordats mit dem Vatikan hat die Meinung der Parteiführung stark beeinflusst. Die Zustimmung des Zentrums zum Ermächtigungsgesetz war auch ein illusorischer letzter Versuch, Hitler und seine Nationalsozialisten unter einer gewissen Kontrolle zu halten und somit das Land und das Parlament vor der totalen Machtergreifung zu schützen (siehe auch: Rom weilende Kaas den Parteivorsitz an Heinrich Brüning ab. Dieser taktierte zurückhaltend und wollte das Zentrum durch die Bereitschaft zu einer Zusammenarbeit mit der NSDAP erhalten, musste jedoch bald erkennen, dass auch das Zentrum nicht zu halten war. Nach dem Abschluss der von Reichskonkordats verlor die Partei auch noch den Rückhalt im Vatikan und sah sich weiterer Drohungen seitens der NSDAP und Verhaftungen führender Mitglieder gegenüber. Karl Hettlage, löste sich die Partei am 5. Juli 1933 als letzte der so genannten bürgerlichen Parteien selbst auf.

Die Anhänger der Zentrumspartei erwiesen sich bis zur Reichstagswahl März 1933 als resistent gegen den Nationalsozialismus.[8] Die NSDAP konnte in den traditionell Zentrum wählenden Regionen niemals einen nennenswerten Stimmanteil[9] erringen. Die aktuelle Forschung (seit Hamilton, Richard (1982), Who voted for Hitler?, Princeton University Press, Princeton) kommt zu dem Ergebnis, dass besonders die konfessionelle Zugehörigkeit der Zentrums-Wählerschichten die Resistenz gegen den Nationalsozialismus begründen:

Resistenz […] bestimmter Wählergruppierungen gegenüber der NS-Bewegung werden hier zurückgeführt auf die Einbindung in soziale Netzwerke mit lokalem Bezug. So kann zB. das in der Theorie des politischen Konfessionalismus enthaltene Element des Widerstands vor allem der Katholiken gegen die nationalsozialistische Propaganda dadurch erklärt werden, dass Angehörige der katholischen Minorität stärker in ihr soziales Netzwerk eingebunden waren als die protestantische Mehrheit in ihres.“[10]

Daraus resultierte nach derOsthofen ua. mit Häftlingen aus den Reihen der Zentrumsmitglieder gefüllt. Die NS-Diktatur sah in der katholischen Kirche und ihrer politischen Repräsentanz eine Gefahr, denn vor der Machtergreifung waren Mitglieder der NSDAP durch die katholischen Bischöfe von den Sakramenten ausgeschlossen worden. Die katholische Kirche hatte den Katholiken ausdrücklich verboten, die NSDAP zu unterstützen oder zu wählen. Mit der Machtergreifung galt aber der christliche Grundsatz, dass die Kirche die gewählte Obrigkeit anzuerkennen habe. In der Folge kam esauch durch Vermittlung von Zentrumspolitikernzum Konkordat, das die katholischen Priester und die katholischen Gläubigen vor massiver Verfolgung und Übergriffen, zu denen es unter der sozialistischen Diktatur der UdSSR gekommen war, schützen sollte und die freie Religionsausübung garantieren sollte.

Da sich in der Folge des Jahres 1935 in der Katholischen Kirche die Einsicht durchsetzte, dass der mit dem [11]

In der Folge des Aktion Gitter noch mehr Mitglieder des ehemaligen Zentrums Ziele des nationalsozialistischen Terrors.[12]

Auch der ehemalige Zentrumspolitiker Franz von GalenBruder des katholischen Bischofs und NS-Gegners KZ inhaftiert.

Geschichte seit 1945

Nachkriegsjahre (19451960)

Nach dem Krieg wurde das Zentrum wiedergegründet, da die neu entstandene Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen (Emsland). Besonders die katholischen Bischöfe Joseph Frings bevorzugten nach Kriegsende eine christliche Partei beider Konfessionen und wandten sich von der bisherigen Unterstützung der Zentrumspartei ab.

Gerhard Woitzik Alois Degler Gerhard Woitzik Gerhard Ribbeheger Adelgunde Mertensacker Gerhard Woitzik Gerhard Ribbeheger Johannes Brockmann Helene Wessel Fritz Stricker Carl Spiecker Johannes Brockmann Wilhelm Hamacher


Rudolf Amelunxen vom Zentrum war von 1945 bis 1947 erster Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Die Partei war bis 1958 im Allparteienregierungen war das Zentrum zunächst an der Regierung von FDP die Regierung und bildete mit dieser und der SPD das neue Kabinett unter dem Sozialdemokraten Parlamentarischen Rat an. Im ersten Fünfprozenthürde außer Kraft zu setzen, im zweiten Bundestag drei Abgeordnete Zentrumsmitglieder. Bis 1959 saßen Abgeordnete der Zentrumspartei auch im niedersächsischen Landtag. Sie stützen sich im Heuerleute, traditionelle Zentrumswähler und Jungwähler, die jede Zusammenarbeit mit ehemaligen Nationalsozialisten und deren damaligen Verbündeten ablehnten. Jedoch gingen immer mehr Wähler zur CDU über, im Ruhrgebiet auch zur SPD.

Mitte der 1950er Jahre versuchte Bundestagswahl 1957 zu organisieren, um enttäuschten CDU/Bayernpartei und die DP-Abspaltung Föderalistische Union, die schon für die Fraktionsgemeinschaft in der ersten Nordrhein-Westfalen (Zentrum), Niedersachsen (Zentrum/DHP) und CVP wurde von dieser bereits Anfang 1957 gelöst. Das Ergebnis der FU war mit 0,9 % bundesweit enttäuschend.

Weitere Entwicklung (1960 bis 2000)

1969 trat das Zentrum wieder alleine zu einer Bundestagswahl an und erreichte mit 15.933 Wählern einen Wähleranteil von 0,05 %. Zur ersten Europawahl zehn Jahre später trat das Zentrum bundesweit an und errang 31.367 Stimmen, oder 0,11 %. 1984 verdreifachte sie ihr Wahlergebnis bei der zweiten Europawahl auf 93.921 Stimmen bzw. 0,38 %. Nach 18 Jahren trat die Partei erst 1987 wieder zu einer Bundestagswahl an. Mit 19.035 Wählern und einem Wähleranteil von 0,05 % erreichte sie einen bescheidenen Wahlerfolg.

Der christlich-fundamentalistische Flügel unter Adelgunde Mertensacker spaltete sich 1987 vom ZENTRUM ab, nachdem diese als Bundesvorsitzende abgewählt und durch den ehemaligen Gerhard Ribbeheger ersetzt worden war.

Das Zentrum konzentrierte sich in den folgenden Jahren auf die Kommunalpolitik in seiner demokratisch-sozialen Nachkriegstradition. Christliche Grundlagen spielten, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. 1989 zur dritten Europawahl sank das Wahlergebnis wieder auf 41.190 Stimmen oder 0,15 %. Daraufhin trat das Zentrum bei der nächsten Bundestagswahl 1990 nicht an. Zur Wahl des 13. Bundestages 1994 wählten 3.757 Wähler mit ihrer Zweitstimme das Zentrum. Bei der Bundestagswahl 1998 trat das Zentrum nur mit Direktkandidaten an. Auch bei der Europawahl im folgendem Jahr erreichte das Zentrum mit 7.080 Stimmen nur einen sehr geringen Zuspruch von 0,03 %.

Aktuelle Entwicklungen

Von Ende 2006 bis 29. Oktober 2007 gab es konkrete Gespräche über eine Fusion mit der Partei Bibeltreuer Christen unter einem neuen gemeinsamen Namen.[13] Diese Gespräche wurden jedoch durch einen Beschluss des Bundesvorstandes der Zentrumspartei beendet.[14] Auch in der Partei Bibeltreuer Christen existieren Vorbehalte gegenüber einem Zusammenschluss mit einer anderen Partei und insbesondere der Änderung des Parteinamens und der Wahlkampfstrategie.[15]

Die deutsche Zentrumspartei trat unter der Führung des ehemaligen Innensenators Schill-Partei und CDU), Peter-Alexander von der Marwitz (PDS, Schill-Partei, Offensive-D) sowie Norbert Frühauf (ehemals Schill-Partei) und Dr. Klaus Wieser (ehemals STATT-Partei) zu den Eva Herman wurde eine Kandidatur angeboten.[16]

In Zusammenhang mit dem gescheiterten Versuch einer Fusion mit der Partei Bibeltreuer Christen und dem umstrittenen Wahlkampf des Hamburger Landesverbandes kam es zu Differenzen im Bundesvorstand, bei der sich der Bundesvorsitzende auf die Seite des Hamburger Landesverbandes stellte. In der Folge traten am 25November 2007 der Vorstand des Landesverbandes Bayern und einige Mitglieder aus der Zentrumspartei aus.

Bei den Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft errang die Deutsche Zentrumspartei unter der Führung von Dirk Nockemann 0,1 % der abgegebenen Stimmen.

Im Nachgang des umstrittenen Bundesparteitages vom 3./4. Oktober 2008[17] kam es Anfang 2009 zu innerparteilichen Auseinandersetzungen, die mehr als zwei Jahre keinen Abschluss fanden und auch gerichtlich ausgetragen wurden.

Von 2009 bis 2011 war umstritten, ob Alois Degler[18] oder [19] Vorsitzender der Partei war. Schließlich wurde für den 19. Februar 2011 ein Bundesparteitag angesetzt,[20] in dessen Rahmen auch die Wahl eines neuen Bundesvorstandes erfolgte: Gerhard Woitzik wurde zum neuen Bundesparteivorsitzenden, Alois Degler zu seinem 2. Stellvertreter gewählt. Die nicht wiedergewählten Ewald Jaksch und Luidger Berresheim haben die Partei mittlerweile verlassen und wollen die Christliche Partei Deutschlands gründen. Da diese noch in Verhandlungen mit der neuen Zentrumsführung zwecks Kostenübernahme sind, betreiben sie noch ihre alte Zentrumsinternetseite.[21]

Parteivorsitzende nach dem Zweiten Weltkrieg

Carl Spiecker (1948)
Zeitraum Name
19451946 Wilhelm Hamacher
19461948 19481949 1949 19501953 19531969 19691974 19741986 19861987 Adelgunde Mertensacker
19871996 19962009 20092011 Alois Degler oder seit 2011 Fraktionsvorsitzende im deutschen Bundestag

1949 bis 1951 bildete das Zentrum eine eigenständige Bundestagsfraktion. 1951 bis 1953 bestand unter der Bezeichnung Fraktionsgemeinschaft des Zentrums mit der Hermann Clausen, der einzige Abgeordnete des SSW an. 1953 bis 1957 war das Zentrum nur mehr mit 3 Abgeordneten im Bundestag vertreten. Seit 1957 stellt die Partei keine Bundestagsmandate mehr.

Helene Wessel (1965)
Zeitraum Name Partei
19491951 Zentrum
19511953 Bayernpartei
19511952 Zentrum
19521953 Otto Pannenbecker Zentrum

Heutige Situation: Programmatik und Struktur

Aktuelle Ausrichtung der Partei

Bis heute ist das Zentrum eine christlich, sozial, konservativ orientierte Kleinpartei in Grundgesetzes (GG) entnommen ist.

Die Zentrumspartei versteht sich als Partei, die jeglichen radikalen Tendenzen, sowohl von rechts als auch von links, eine entschiedene Absage erteilt. Die Programmatik soll inhaltlich ausgewogen, werteorientiert und differenziert sein, steht also in diametralem Gegensatz zu populistischen Forderungen anderer Kleinparteien. Die Programmatik steht heute auf der Basis des am 4. Oktober 2008 neu beschlossenen Grundsatzprogrammes.[22]

Im Gegensatz zu früher sind die Mitglieder der Partei heute nicht mehr ausschließlich Europapartei Kommunale Mandate

Das Zentrum ist heute mit einem Mandat im Rhein-Kreises Neuss vertreten. In Kaarst hat sie zwei und in Stendal, Mönchengladbach, Neuss und Gerhard Woitzik, ist zur Zeit stellv. Bürgermeister von Dormagen.

Bundesvorstand

Vorsitzender Stellvertretende Vorsitzende Michael Möller (1. Stellvertreter), Alois Degler (2. Stellvertreter)
Schatzmeister Hans-Werner Jarmer
Generalsekretär Sebastian Mostertz
Bundesgeschäftsführer Torben Frank
Beisitzer Marius Augustin, Thomas Busch, Hans-Dieter Even, Burkhard Harting, Peter Knape,

Ilse Lukaschek, Bernhard Lukau, Katharina Lukau, Uwe Mergelsberg, Christian Otte, Ralf Prinscner, Anna Wisskirchen

Beratende Mitglieder Herbert Karl, Dirk Nockemann, Klaus Wieser
Kassenprüfer Norbert Closmann, Fritjof Klüssendorf

Ferner gehören dem Bundesvorstand der Zentrumspartei laut Satzung auch die Landesvorstände der einzelnen Landesverbände an.

Landesverbände und deren Vorsitzende

Es existieren derzeit neun Landesverbände. Der Landesverband Nordrhein-Westfalen entstand am 10. Mai 2008 durch den Zusammenschluss der beiden Landesverbände Rheinland und Westfalen-Lippe.[23] Außerdem existieren mit Reutlingen, Calw, Cloppenburg-[24] insgesamt sechs Kreisverbände.

Landesverband Vorsitzender[25]
(Stand: 14. Oktober 2009)
Baden-Württemberg Herbert Karl, kommissarisch[26]
Bayern Marius Augustin
Hamburg Dirk Nockemann
Hessen Thomas Ophalius
Niedersachsen Niedersachsen Ralf Fennig
Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Michael Möller[27]
Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz Heribert Thiel
Sachsen Sachsen Tilo Voigt
Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Torben Frank

Wahlergebnisse

Wahlergebnisse im Deutschen Kaiserreich

Ergebnisse des Zentrums bei den Reichstagswahlen im Deutschen Kaiserreich (1871 bis 1912)
Stimmenanteil und Zahl der Sitze des Zentrums bei den Reichstagswahlen 18711912
Jahr Stimmen Sitze
1871 18,6 % 63
1874 27,9 % 91
1877 24,8 % 93
1878 23,1 % 94
1881 23,2 % 100
1884 22,6 % 99
1887 20,1 % 98
1890 18,6 % 106
1893 19,1 % 96
1898 18,8 % 102
1903 19,8 % 100
1907 19,4 % 105
1912 16,4 % 91

Wahlergebnisse in der Weimarer Republik

Reichstagswahlergebnisse der Zentrumspartei (1919 bis 1933)

Stimmenanteil und Zahl der Sitze des Zentrums bei der Wahl zur Nationalversammlung 1919 und den Reichstagswahlen 19201933

Jahr Stimmenanteil Sitze
1919 19,7 % 91
1920 13,6 % 64
Mai 1924 13,4 % 65
Dezember 1924 13,6 % 69
1928 12,1 % 61
1930 11,8 % 68
Juli 1932 12,4 % 75
November 1932 11,9 % 70
1933 11,3 % 73

Landtagswahlergebnisse

Siehe: Wahlergebnisse in der Bundesrepublik Deutschland

Bundestagswahlergebnisse seit 1949

1961 und 1965, zwischen 1972 und 1983 sowie 1990 kandidierte die Partei nicht zur Bundestagswahl.

Bundestagswahlergebnisse der Zentrumspartei
Bundestagswahlergebnisse[28]
Jahr Stimmenanzahl Stimmenanteil Sitze
727.505 3,1 % 10
217.078 0,8 % 3
254.322 0,9 % 0
15.933 0,0 % 0
19.035 0,1 % 0
3.757 0,0 % 0
2.076 0,0 % 0
3.127 0,0 % 0
4.010 0,0 % 0
6.087 0,0 % 0

*) Gesamtstimmen für Landtagswahlergebnisse des Zentrums seit 1947

Nach dem Zweiten Weltkrieg trat das Zentrum in einigen der westdeutschen Bundesländer zur Wahl an, am häufigsten in Nordrhein-Westfalen, wo ihr in den Jahren 1947, 1950 und 1954 auch der Einzug in den Landtag gelang. In den ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, aber auch in Berlin, Hessen und dem Saarland nahm die Partei an keiner Landtagswahl teil.[29] Die folgende Tabelle berücksichtigt lediglich die Landtags- bzw. Bürgerschaftswahlen, an denen die Deutsche Zentrumspartei antrat.

Jahr Stimmen Sitze
1952 0,9 % 0
1988 0,0 % 0
0,0 % 0
Jahr Stimmen Sitze
1987 0,0 % 0
0,1 % 0
Niedersachsen
Jahr Stimmen Sitze
1947 4,1 % 6
1951 3,3 % 4
1955 1,1 % 1
1959 0,0 % 0
Nordrhein-Westfalen
Jahr Stimmen Sitze
1947 9,8 % 20
1950 7,5 % 16
1954 4,0 % 9
1958 1,1 % 0
1962 0,9 % 0
1966 0,2 % 0
1970 0,1 % 0
1975 0,1 % 0
1980 0,0 % 0
1985 0,0 % 0
1990 0,0 % 0
0,0 % 0
2010 0,1 % 0
Rheinland-Pfalz
Jahr Stimmen Sitze
1951 2,0 % 0
Schleswig-Holstein
Jahr Stimmen Sitze
1947 0,1 % 0

Europawahlergebnisse seit 1979

Europawahlergebnisse der Zentrumspartei

1994 und 2009 trat das Zentrum nicht zu den Europawahlen an.

Europawahlergebnisse[30]
Jahr Stimmenanzahl Stimmenanteil Sitze
31.367 0,1 % 0
93.921 0,4 % 0
41.190 0,1 % 0
7.080 0,0 % 0
26.803 0,1 % 0

Reichskanzler mit Parteimitgliedschaft in der Zentrumspartei

Die nachfolgenden Politiker waren als Reichskanzler Mitglied des Zentrums.


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