Persische Sprache

Persische Sprache
Persisch

Gesprochen in

Afghanistan, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan, Pakistan, Irak
Sprecher Geschätzte 70 Millionen Muttersprachler, 50 Millionen Zweitsprachler
Linguistische
Klassifikation
Amtssprache von IranIran AfghanistanAfghanistan Afghanistan (als Dari)
TadschikistanTadschikistan Tadschikistan (als Tajik)
Sprachcodes

fa

((

fas

Heutige Verbreitung des Persischen im Mittleren Osten. Aus der Karte wird deutlich, dass zum einen nicht alle Bewohner des Irans persische Muttersprachler sind und dass zum anderen für einen Großteil der Bevölkerung Afghanistans und Tadschikistans Persisch die Muttersprache ist.
Die persische Sprache in der Welt. Grün: Amtssprache (Iran, Afghanistan, Tadschikistan); Orange: persischsprachige Minderheiten

Die persische Sprache ist eine plurizentrische Sprache in Zentral- und Südwestasien. Sie gehört zum indogermanischen Sprachfamilie und ist Amtssprache in Afghanistan, Tadschikistan. Der Sprachcode ist fa bzw. fas oder per (nach [1] weitere 17 Millionen in Afghanistan[2] und 15 Millionen in Zentralasien (vor allem in Tadschikistan und in Usbekistan) und auf dem Irak und in den Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Sprachinseln gibt es unter anderem in Aserbaidschan und im Pamir-Gebirge. Aufgrund der hohen Zahl iranischer und afghanischer Auswanderer und Flüchtlinge haben sich besonders in den letzten Jahrzehnten auch in Europa und in den USA persischsprachige Gemeinden entwickelt.

Traditionell wird diese Sprache in den europäischen Ländern als Persisch bezeichnet – benannt nach der alten persischen Kernprovinz Sassanidenzeit Pārsīk oder Pārsīg und seit der فارسی‎; da die arabische Sprache den p-Laut nicht kennt bzw. der ursemitische p-Laut im Arabischen zu f wurde). Zudem kam für die neupersische Schriftsprache die Bezeichnung Fārsī-e Darī (‏فارسی درى‎) – „die Sprache des königlichen Hofes“ – auf, von der die heute in Afghanistan, Pakistan und Indien gebräuchliche Kurzform Darī (‏درى‎) abgeleitet ist. Die neupersischen Dialekte Zentralasiens werden seit der Sowjet-Ära als „Tadschikische Sprache“ bezeichnet. Im Iran hat sich mit der Zeit der Teheraner Dialekt als im ganzen Land gesprochene Standardsprache (im Gegensatz zum offiziellen Schriftpersisch und den übrigen Dialekten) durchgesetzt.

Das Neupersische entwickelte sich im Mittelalter zur bedeutendsten Gelehrten- und Literatursprache der östlichen islamischen Welt und hatte so großen Einfluss auf die benachbarten Turksprachen (v. a. auf die Osmanische- und Tschagataische Sprache), Paschtu, Urdu. Viele persische Wörter wurden auch in europäische Sprachen übernommen. Im persische Literatur gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten der Welt, und hat mit Dichtern wie Omar Khayyam, Saadi, Nezami, Ferdousi, die u. a. auch europäische Dichter wie

Ältere Sprachstufen

Die Entwicklung des Persischen und der iranischen Sprachen überhaupt wird in drei Perioden gegliedert:

  • altiranisch (bis 100 v. Chr.)
  • mitteliranisch (100 v. Chr. bis etwa 900 n. Chr.)
  • neuiranisch (ab 900 n. Chr).

Altpersisch

Hauptartikel: Altiranische Sprachen

Von den altiranischen Dialekten sind nur Altpersisch und antiken Perserreich kommt von der Zoroastrismus. Abgesehen von seiner religiösen Verwendung starb es aber schon Jahrhunderte vor dem Aufkommen des Islam aus; wahrscheinlich löste sich die Sprache im verwandten Achämenidenreiches (um 560 bis 330 v. Chr.) in Aramäische. Altpersisch und Avestisch sind dem Sanskrit und damit dem Griechisch und Dual ist neben Singular und Plural noch erhalten.

Die für das Altpersische verwendete Keilschrift wurde eigens dafür erfunden und ist eine rechtsläufige gemischte Laut- und Silbenschrift (wie die indischen Schriften), die durch acht Wortzeichen und besondere Zahlzeichen ergänzt wird. Überliefert sind vor allem Monumentalinschriften auf Felsen oder Gebäuden. Meist steht neben der altpersischen Version noch eine babylonische.

Mittelpersisch

Hauptartikel: Mittelpersisch und das ihm verwandte Parthische, sondern auch einige andere Sprachen Zentralasiens. So wurde in Baktrisch gesprochen, in Choresmisch, in Sogdien (siehe Samarkand und Sogdisch und unter einigen Skythen (Saken) in Chinesisch-Turkistan Sakisch. In sogdischer Sprache entstand neben weltlicher sowohl buddhistische Literatur. Baktrisch ist in einigen Inschriften erhalten, die unlängst in Afghanistan und anderen Teilen Zentralasien entdeckt wurden; choresmische Texte entstanden auch noch nach der Islamisierung der Region.

Parthisch wurde im Arsakidenreich (etwa 250 vor bis 226 nach Christus) gesprochen. Es ist gut durch Sassaniden-Könige dokumentiert, obwohl es damals schon langsam ausstarb. Es beeinflusste das Mittelpersische, die Sprache des Sassanidenreichs (226–641). Mittelpersisch ist grammatisch einfacher als Altpersisch und wurde meist in aramäischer Schrift aufgezeichnet – also mit Buchstaben, die zum Teil mehrere Laute repräsentieren. Es verlor nach der Eroberung Araber (7. Jh.) an Bedeutung, doch wurde seine Literatur vielfach ins Arabische übersetzt. Leider gingen später die meisten Schriften verloren.

Das Neupersische

Neupersisch bedient sich der perso-arabischen Schrift

Neupersisch entwickelte sich bis zum 9. Jahrhundert als internationale Standardsprache Zentral- und Südwestasiens. Das in Fars stammenden Altpersischen oder Mittelpersischen zuzuordnen. Da sich die Sprache in Zentralasien entwickelte, ist es wahrscheinlich, dass die ostiranischen Sprachen (Baktrisch, Parthisch, Sogdisch) diese Sprache erheblich beeinflusst haben. Die Anzahl parthischer und sogdischer Lehnwörter im modernen Neupersisch ist beträchtlich, aber im Kernbereich ist die ursprüngliche persische (südwestiranische) Basis immer noch erkennbar. Neupersisch hat eine regelmäßigere und daher einfachere Grammatik als Mittelpersisch, sowie ein einfaches Lautsystem und sehr viele arabische Flexionen gingen verloren (z. B. die Kasusflexion), ebenso wie das Englischen oder im Dehchodas Lexikon.

Neupersisch ist heute die Amtssprache in Afghanistan und in Tadschikistan und wird seit der arabischer Schrift geschrieben. Um jene Laute wiedergeben zu können, die es im (mit dem Persischen nicht verwandten) Arabischen nicht gab, wurde das arabische Alphabet allerdings um vier zusätzliche Buchstaben (siehe folgende Tabelle) erweitert, sodass das persische Alphabet (zur lateinischen Umschrift bei Wikipedia siehe Persische Transkription) insgesamt 32 Buchstaben umfasst.

Aussprache Buchstabe Name
[p] پ pe
[tʃ] چ če
[ʒ] ژ že
[g] گ gāf

Neupersisch war lange Zeit die Sufismus, des mystischen Islams. Einige der größten Werke des Sufismus, unter anderem die Werke der Dichter Hafes (Ḥāfeẓ), Saadi (Sa‘dī), Omar Khayyām (‘Omar-e Ḫayyām), Onsori (‘Onṣorī) und Schāhnāme (‚Buch der Könige‘) des Dichters Abū l-Qāsem-e Ferdousī. 35 Jahre arbeitete der Dichter an diesem Werk, das eines der frühesten des Neupersischen ist und einen vergleichsweise nur sehr geringen Bestand an arabischen Fremdwörtern enthält. Bis heute ist Ferdousīs Schāhnāme die Basis des persischen Nationalbewusstseins in Iran, Afghanistan und Tadschikistan.

Schriftsprache – gesprochene Standardsprache – Dialekte

Auch die persische Sprache kennt eine Vielzahl von zum Teil recht unterschiedlichen Isfahan oder die von فارسی رسمی‎, Fārsī-ye rasmī). Da es sich hierbei aber um die stets textgebundene Schriftsprache (‏فارسی کتابی‎, Fārsī-ye ketābī) handelt, muss (im Iran) zudem noch die sog. gesprochene Standardsprache gelernt werden, welche als normale und, im Gegensatz zu den Dialekten, überregionale Umgangssprache (‏زبان محاوره‎, zabān-e moḥāvere) in sämltiche Gesprächen des Alltags, in Reden, in Fernsehen und Radio usw. Verwendung findet. Ursprünglich wurde diese gesprochene Standardsprache nur in Teheran als örtlicher Dialekt (‏لهجۀ تهرانی‎, lahǧe-ye tehrānī) gesprochen. Während des 20. Jahrhunderts verbreitete sich die Mundart der Hauptstadt jedoch über das ganze Land und wird heute überall verstanden.
Der Unterschied zwischen dem Teheraner Dialekt/der gesprochenen Standardsprache und der offiziellen Schriftsprache liegt in erster Linie in der Aussprache, wobei beispielsweise ān meist zu un wird und zwei aufeinanderfolgende Vokale nicht selten mit einem sehr weichen Konsonanten überbrückt werden, den es in der Schriftsprache so nicht gibt. Unterschiedlich ausgesprochen werden neben einzelnen Wörter vor allem auch einige enklitische Pronomen und Personalendungen sowie deren Anbindung an ein anderes Wort. Hiervon ist natürlich auch die Konjugation der Verben betroffen, bei denen es zudem zu Verkürzugen des Präsensstamms kommen kann. Ferner weicht mitunter die Wortstellung von der der Schriftsprache ab.

Farsi – Dari

Die Bezeichnung Farsī steht heute ganz allgemein für die persische Sprache. Darī bezieht sich hingegen speziell auf die alte neupersische Schriftsprache und ist der offizielle Name des Neupersischen in Afghanistan. Es handelt sich um die literarische Abkürzung der persischen Wörter Pārsī/Fārsī-e Darbārī; Wörtlich übersetzt bedeutet das persische Wort Dar ‚Tor‘, ‚Tür‘, ‚Schwelle‘ während das Wort Bār ‚Audienz‘, ‚Anhörung‘ bedeutet. Darbārī bedeutet also wörtlich übersetzt ‚Tor zur Audienz‘ und im erweiterten Sinn ‚königlicher Hof‘; Pārsī-e Darbārī bedeutet ‚Persisch des königlichen Hofes‘ und entwickelte sich im 9. Jahrhundert n. Chr. als Schriftsprache in den kulturellen Zentren zur Zeit der Samaniden. Von dort aus verbreitete sie sich in ganz Persien. Der erste Autor der Literatur des Dari ist Rudaki. Der in der aserbaidschanischen Stadt Nezāmī leistete mit seinen Pandsch Gandsch/panǧ ganǧ (‚fünf Schätze‘) einen großen Beitrag zur Entwicklung der Darī-Literatur. Darī ist somit quasi das Skelett des modernen Neupersisch; es kennt keine Dialekte und ist auch selbst kein Dialekt.

Farsi, Dari und auch Tadschikisch sind also im Grunde Bezeichnungen derselben Sprache, jedoch teils regional gefärbt, da Afghanistan und Tadschikistan versuchen, den beiden letzten Begriffen einen nationalstaatlichen Ausdruck zu verleihen.

Auch große Dichter und Wissenschafter der persischen Sprache, darunter Nezami und Nasser Chosrau, haben Dari und Parsi bzw. Farsi als Synonyme gebraucht. Der von Goethe gewürdigte Dichter Hafis, dessen ganzer Diwan ins Deutsche übertragen wurde, schreibt in seinem von [3]

Original[4] Deutsch von Hammer-Purgstall

چو عندلیب فصاحت فروشد ای حافظ
تو قدر او به سخن گفتن دریبشکن

[...]
Verkauft, Hafis! die Nachtigall
Wohlredenheit in Liedern,
Vernichte ihrer Waaren Preis
Mit persischen Gesängen.

Joseph von Hammer-Purgstall hat hier Dari mit ‚persisch‘ übersetzt.

Unter dem Titel „Liebkose mich, vernicht’ hiedurch Den Markt der Zaubereien“ übersetzte von Hammer-Purgstall Dari als ‚Deri‘:

Original[5] Deutsch von Hammer-Purgstall

ز شعر دلکش حافظ کسی بود آگاه
که لطف طبع و سخن گفتن دری داند

[...]
Hafisens Lied kennt Jedermann,
Wer liebliche Natur besitzt,
Und wer ein Wort von dem Deri2
Noch vorzusagen weiß.

In einer Fußnote schreibt er:

„(2) Deri, das rein oder hochpersische, eigentlich die Hof- oder Pfortensprache von Der, Thüre. Sie erhielt diesen Namen, weil Behramgur [6]

Schrift und Lautbestand des Neupersischen

Hauptartikel: Persisches Alphabet

Grammatik des Neupersischen

Artikel, Pronomen, Plural

Das Persische kennt keinen Akkusativobjekts kann jedoch gegebenenfalls mit Hilfe der Postposition wiedergegeben werden, während Unbestimmtheit vor allem durch das Anhängen des unbetonten Suffixes -i angezeigt wird. Ein grammatisches Possessivpronomen wird entweder das Personalpronomen oder eine Personalendung an das Substantiv oder die Präposition angehängt. Dies geschieht mittels der ezāfa („Hinzufügung“), die auch bei der Nomen verwendet wird. Diese beiden Konstruktionen sind nicht indogermanisch; sie sind ursprünglich den semitischen Sprachen eigen. Hieran sieht man besonders den Einfluss, den die benachbarten semitischen Sprachen auf das Persische ausgeübt haben.

Der Plural wird meist regelmäßig durch das Anhängen eines Suffixes (v. a. -hā und -ān) gebildet. Die regelmäßige Plural-Endung setzt sich allmählich auch bei den Verben

Die persischen Verben besitzen einen Präsens- und einen PräteritalZeitformen.

Präsens und Präteritum werden gebildet, indem man an den entsprechenden Verbstamm eine Personalendung anfügt. Im Präsens wird noch die Vorsilbe mī- vor den Verbstamm gehängt, außer bei den Verben būdan (‚sein‘) und dāštan (‚haben‘).

Perfekt und Plusquamperfekt werden ähnlich wie im Deutschen durch Verwendung des Partizips Perfekt gebildet; für das ḫwâh (‚wollen‘) benutzt.

Als wichtige Zeitform ist der past continuous tense) zu nennen, der eine fortdauernde oder wiederholte Tätigkeit (Form nur in der Vergangenheitsform erkennbar) ausdrückt. Der romanischen Sprachen und häufiger als im Deutschen verwendet. Dabei werden zwei Formen benutzt: Zum einen dieselbe Form wie bei Durativ in Vergangenheit für „nicht mehr erfüllbare“ Bedingungen (Agar ’ū mī-āmad – ‚Wenn er gekommen wäre‘) und zum anderen durch die einfache Vergangenheitsform zur Darstellung einer „noch erfüllbaren“ Bedingung (Agar ‘ū-rā dīdī – ‚Falls du ihn sehen solltest‘). Außerdem gibt es den Agar ḫoršīd be-tābad) im Gegensatz zu Agar šab ḫoršīd mī-tābīd (‚Wenn die Sonne nachts schiene‘). Diese Form wird ebenfalls in Verbindung mit Modalverben verwendet: Mī-ḫwāham be-ḫwābam (‚Ich möchte schlafen‘). Dem entspricht allerdings nicht der Konjunktiv I der indirekten Rede im Deutschen: „Sag ihm, er solle sich bitte hinsetzen“ (Be ’ū begū loṭfan be-nešīnīd), wörtl.: ‚Sag ihm: Setzen Sie sich bitte hin‘.

Da der Verbstamm innerhalb einer Zeitform nicht verändert wird (im Gegensatz z. B. zu einigen Verben im deutschen Präsens: „du gibst“, „wir geben“), ist die persische VerbZugehörigkeit zur indogermanischen Sprachfamilie

Außer den kulturellen Ähnlichkeiten der indogermanischen Völker bestehen noch heute Ähnlichkeiten im Wortschatz dieser Sprachen. Dies liegt am gemeinsamen Auswahl an persischen Lehnwörtern im Deutschen) oder altpersisch mittelpersisch neupersisch altgriechisch lateinisch deutsch englisch polnisch pitar pidar pedar ‏پدر‎ patēr πατήρ pater Vater father ojciec mātar mād(ar) mādar ‏مادر‎ mētēr μήτηρ mater Mutter mother matka brātar brād(ar) barādar ‏برادر‎ adelphos ἀδελφός frater Bruder brother brat  ? ducht(ar) dochtar ‏دختر‎ thygatēr θυγατήρ filia Tochter daughter córka nāman nām nām ‏نام‎ onoma ὄνομα nomen Name name imię martiya (Sterblicher) mard mard ‏مرد‎ anēr ἀνήρ vir Mann (Sterblicher) man (Sterblicher) mężczyzna dadā-tanaiy dādan dādan ‏دادن‎ didōmi δίδωμι dare geben give dać hischta-tanaiy awischtadan istādan ‏ايستادن‎ histēmi ἵστημι sistere sich stellen stand stać manā (mich) man (ich, mich) man (ich) ‏من‎ eme ἐμέ me mich me (ich, mich) mnie pantscha pandsch pandsch ‏پنج‎ pente πέντε quinque fünf five pięć hafta haft haft ‏هفت‎ hepta ἑπτά septem sieben seven siedem utā ud wa / o ‏و‎ kai καί et und and i rāsta rāst rāst ‏راست‎ orthos ὀρθός rectus recht, richtig, rechts right prawy yaug dschog dschok skōmma σκῶμμα iocus Jux joke żart

Da Zeichen zur Darstellung von Alt- und Mittelpersisch fehlen, werden nur Neupersisch und Altgriechisch in Originalschrift angegeben.

Morphologischer Vergleich:

sein (Präsens):

*indogermanisch sanskrit altpersisch neupersisch altgriechisch lateinisch deutsch polnisch
*esmi asmi amiy hastam ‏هستم eimi εἰμί sum ich bin jestem
*essi asi (nicht bezeugt) hasti ‏هستی ei εἶ es du bist jesteś
*esti asti astiy hast / ast ‏هست esti ἐστί est er ist jest
*smesi / *smosi smas amahiy hastim ‏هستيم esmen ἐσμέν sumus wir sind jesteśmy
*stes stha (nicht bezeugt) hastid ‏هستيد este ἐστέ estis ihr seid jesteście
*senti santi hatiy hastand ‏هستند eisin εἰσίν sunt sie sind

bringen (Präsens):

*indogermanisch sanskrit altpersisch neupersisch griechisch lateinisch altslawisch ahd. deutsch
*bhero bharami baramiy mi-baram ‏مى برم phero φερω fero bera biru ich bringe
*bheresi bharasi (nicht bezeugt) mi-bari ‏مى برى phereis φερεις fers beresi biris du bringst
*bhereti bharati baratiy mi-barad ‏مى برد pherei φερει fert beretu birit er, sie, es bringt
*bheromes bharamas baramahiy mi-barim ‏مى بريم pheromen φερομεν ferimus beremu berames wir bringen
*bherete(s) bharata (nicht bezeugt) mi-barid ‏مى بريد pherete φερετε fertis berete beret ihr bringt
*bheronti bharanti barātiy mi-barand ‏مى برند pherusin φερουσιν ferunt beratu berant sie bringen

Dies sind nur einige Beispiele. Wer die Zahlen von 1 bis 10 auf Persisch kennt, kann sie auch im Polnischen verstehen. Die Ähnlichkeiten zwischen den älteren Sprachstufen (altpersisch, avestisch) und Sanskrit sind nicht nur anhand des Wortschatzes am deutlichsten.

Andere Beispiele: morde – lat. mors, mortis ‚Tod‘, setāre ‚Stern‘, zamin – poln. ziemia ‚Erde‘, to ‚du‘, do – frz. deux ‚zwei‘, pandsch – altgriech. penta ‚fünf‘, schesch – poln. sześć ‚sechs‘, pa – lat. pes ‚Fuß‘, tarik – engl. dark ‚dunkel‘, bordan – ‚bürden‘, ‚tragen‘, sepās – russ. spasibo/lat. pesco ‚Danke‘, gereftan ‚greifen‘, na ‚nein‘, yugh ‚Joch‘, dschawan – lat. iuvencus, engl. (aus lat.) juvenile ‚jung‘, schekar – griech. saccharon ‚Zucker‘, garm ‚warm‘, musch ‚Maus‘, altp. nav- – lat. navis ‚Schiff‘, altp. upari- – griech. hyper, lat. super ‚über‘ u. v. a.

Eine Besonderheit besteht im Persischen darin, dass ursprüngliche Konsonantengruppen der indoeuropäischen Wurzel im Anlaut durch einen Vokal aufgebrochen wurden, vgl. z. B. b[a]rādar ‚Bruder‘, g[e]reftan ‚greifen‘, s[e]tāre ‚Stern‘. Diese Entwicklung dürfte unter dem Einfluss des Arabischen geschehen sein, da sie erst im Neupersischen zu finden ist, das während und nach der arabischen Herrschaft entstand.

Lehnwörter

Lehnwörter im Neupersischen

Seit der Islamisierung Persiens ist mehr als 50 % des heutigen persischen Wortschatzes aus dem Arabischen entlehnt.[7] Statistisch betrachtet beträgt die Zahl arabischer Lehnwörter ca. 8.000 unter 20.000 alltäglich benutzten literarischen Vokabeln oder, anders ausgedrückt, ca. 40 % des alltäglichen Wortschatzes (wenn man zusätzliche Ableitungen und Wortverbindungen nicht mitzählt).

In der persischen Literatur variiert der Anteil arabischer Lehnwörter je nach Stil, Thema oder Diskurs, wobei der Gebrauch im Laufe der Geschichte ständig zugenommen hat. Daher beinhaltet ein Abstrakt aus dem Schahname des Dichters Onsuri schon ca. 32 % Lehnwörter bei einer Frequenz von 17 % sind.[8]

In jüngster Zeit gab es auch eine bedeutsame Anzahl von Entlehnungen aus den Turksprachen und Neologismen aus Sprachen wie Englisch, Französisch und Russisch.[9] Der Anteil türkischer und mongolischer Wörter beträgt schätzungsweise 2–3 % des Gesamtvokabulars.[10]

Bei arabischen Lehnwörtern hält man sich trotz angepasster Aussprache exakt an die ursprüngliche arabische Orthographie, zumindest im Wortstamm; die Pluralbildung kann abweichen. Für viele dieser Wörter gibt es persische Entsprechungen, die aber zum Teil einer anderen Stilebene zuzuordnen sind oder schlicht seltener verwendet werden. Besonders deutlich wird der Einfluss des Arabischen bei den zusammengesetzten Verben, die oft aus einem arabischen Substantiv und einem persischen Verb mit vergleichsweise unspezifischer Bedeutung (z. B. „machen“ oder „geben“) bestehen.

Persische Lehnwörter in anderen Sprachen

Umgekehrt hat auch das Arabische Wörter aus dem Persischen übernommen, die hauptsächlich während der ersten vier Jahrhunderte des Islams entlehnt wurden – sowohl direkt als auch indirekt. Die meisten dieser Wörter stammen aus dem Sassanidenreiches, das bis zu einem bestimmten Grad in den frühen Jahrhunderten der islamischen Ära als Verwaltungssprache diente.[11]

Auch Turksprachen, vor allem die Osmanische- und die Tschagataische Sprache, haben viele persische Lehnwörter. Aufgrund der Dominanz persischsprachiger Dynastien in Indien, vor allem der Urdu, zahlreiche persische Wörter entlehnt.

In vielen europäischen Sprachen gibt es zahlreiche persische Lehnwörter (im Deutschen z. B. die bereits Eingangs erwähnten Basar, Schach, Pistazie); daneben hat sich z. T. die persische Schreibweise bzw. Aussprache von Wörtern anderer Herkunft eingebürgert, z. B. frz. musulman von pers. ‏مسلمان‎ (moselman) statt, wie im Deutschen, von arab. ‏مسلم‎ (muslim).

Persische Literatur

Hauptartikel: Persische Literatur

Das im Westen wohl bekannteste Werk der persischen Literatur ist die Geschichtensammlung Tausendundeine Nacht, eine Nacherzählung vieler Saadi und Goethe ließ sich im West-östlichen Diwan von Hafis inspirieren. Andere bekannte Dichter sind Omar Khayyām, Rudaki, Ferdousī oder al-Chwarizmi oder der Arzt Ibn Sina (Einzelnachweise

  1. 58 % der Bevölkerung laut "Iran" im CIA Factbook 2009
  2. 50 % der Bevölkerung laut "Afghanistan: Population", im CIA Factbook 2009
  3. http://www.deutsche-liebeslyrik.de/hafis/hafis144.htm deutsche-liebeslyrik 144
  4. http://hafez.recent.ir/default.aspx?item=1077&page=1#7
  5. http://hafez.recent.ir/default.aspx?item=855&page=1#10
  6. http://www.deutsche-liebeslyrik.de/hafis/hafis144.htm Übersetzung des Hafisens Gedicht von Joseph von Hammer-Purgstall, erste deutsche Gesamtausgabe 1812/1813.)
  7. Encyclopedia of Islam, XII (Supplementband), Leiden 2004, S. 446b: "Loan words from Arabic constitute more than 50% of the contemporary Persian vocabulary, but in elevated styles it may exceed even 80 %."
  8. J.R. Perry: Arabic elements in Persian. In: Encyclopaedia Iranica, Online Edition.
  9. Éva M. Jeremiás: Stichwort: Iran iii. Languages (Supplement). In: Encyclopedia of Islam. Leiden, 2004.
  10. Ehsan Yarshater: LANDS OF IRAN - Turko-Iranian symbiosis. In: A. Tafażżolī: Iranian Loanwords in Arabic. In: Encyclopaedia Iranica, Online edition.

Literatur

  • Gerhard Doerfer: Türkische und mongolische Elemente im Neupersischen, unter besonderer Berücksichtigung älterer neupersischer Geschichtsquellen, vor allem der Mongolen- und Timuridenzeit Band I-IV, Wiesbaden 1963–1975

Weblinks

Wikibooks Wikibooks: Persisch – Lern- und Lehrmaterialien
Wikibooks Wikibooks: Wikijunior Sprachen/ Persisch – Lern- und Lehrmaterialien
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