Generell als Disclaimer: Das ist überhaupt nicht mein Interessengebiet. Ich bitte daher, mir an dieser Stelle die ein oder andere Unschärfe zu verzeihen.
Man kann die Website https://data.gv.at nach Anwendungen durchsuchen, welche zumindest im Titel oder der Kurzbeschreibung etwas mit der GIP machen. Eine der wenigen Anwendungen, die dort erscheint, ist der Mobilitätsrechner Oberösterreich.
In der Anwendung werden unter “Datenquellen” neben der GIP auch OSM gelistet. Entwickelt wurde die Anwendung von der RSA FG und basiert auf der moreco Anwendung, die auch in Deutschland, Slowenien, Italien und Frankreich eingesetzt wird.
Damit könnte man auch vermuten, dass der Pendlerrechner vom BMF auch damit erstellt wurde.
Daneben gibt es noch ein paar QGIS-Plugins und den RTR-Netztest, die ebenfalls das GIP nutzen.
Eventuell sind das aber auch nur die “offenen Anwendungen” die dort gelistet werden.
Bei der Betrachtung des Routenplaners unseres regionalen Verkehrsverbundes gehe ich anhand einiger eigener Tests davon aus, dass dort kein OSM für die Routenberechnung verwendet wird, kann es aber nicht komplett ausschließen. In der Fußzeile wird bei Karten- und Geodaten wieder GIP und OSM gelistet. Die Anwendung basiert auf der Anwendung der Verkehrsauskunft Österreich.
Der Routenplaner vom Nachbarland Tirol ist identisch aufgebaut. Genauso wie der Routenplaner der ASFINAG.
Die Verkehrsinformationen darin werden direkt von der ASFINAG bzw. über EVIS.at bezogen. Die ÖPNV-Informationen werden von den Mobilitätsverbünden Österreich zur Verfügung gestellt (siehe auch PTNA-GTFS).
Da der Betreiber des GIP der Verein Österreichisches Institut für Verkehrsdateninfrastruktur (ÖVDAT) ist, in dem u.a. die ASFINAG, die ÖBB und die einzelnen Bundesländer jeweils Mitglied sind, ist es nicht verwunderlich, dass bisher alle aufgezählten Anwendungen von der öffentlichen Hand stammen.
Hypothese: Der österreichische Staat wollte sich unabhängig von (privaten) Anbietern machen und hat daher gemeinsam die GIP ins Leben gerufen.
(Oder auch einfach dem Aktionsplan zur Einführung intelligenter Verkehrssysteme in Europa von Dezember 2008 folgen.)
Deshalb wurde Anfang 2013 das IVS-Gesetz verabschiedet und 2016 das GIP veröffentlicht.
Der einzige private / kommerzielle Anbieter mit einer GIP-Integration scheint nur der ÖAMTC zu sein. Karteneinbindung ist OSM, Routenberechnung ist eine Mischung aus ADAC und VAO. Zumindest wären mir sonst keine privat-komerziellen Anwendungen damit bisher aufgefallen.
Beim Abgleich aller Rad- und Wanderwege des Landes Vorarlberg, der im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Vorarlberg Tourismus GmbH durchgeführt wurde, fiel die schlechte Datenqualität des GIP auf. Ungenaue Straßenverläufe, falsche Höchstgeschwindigkeiten, falsche Straßenbreiten und sehr oft falsche Oberflächen bei Feld- und Waldwegen waren die Folge. Vorarlberg Tourismus entschied sich daher für OSM und gegen den GIP für die Darstellung der Routen und forcierte die Vervollständigung in OSM.
Gegen Ende des Projekts wurde ein Bericht an die Abteilung Raumplanung des Landes Vorarlberg geschickt, in dem die Unstimmigkeiten aufgezeigt wurden, die mittlerweile auf Landesebene korrigiert wurden und daher wahrscheinlich bereits im GIP korrigiert wurden.
Ob das GIP nun privat-kommerzielle Anbieter (oder OSM) vom [österreichischen] Markt verdrängt hat, bezweifle ich, da es bereits vor 2016 kaum heimische Anbieter von Karten- oder Routingsoftware gab.
Spontan fällt mir da nur das Maptoolkit von Toursprung aus Wien ein, wobei die Firma meines Wissens bereits 2008 im deutschen Konstanz am Bodensee gegründet wurde.
Welche Karten- und Routingdaten nutzen denn (staatliche / öffentliche / eidgenössische) Plattformen in der Schweiz bisher? Immer OSM?
Kann man denn in der Anwendung SchweizMobil überhaupt eine Route anlegen?
Oder was nutzt der TCS-Routenplaner: Schweiz & ganze Welt - TCS Schweiz oder die swisstopo App bisher?
Die SBB hat auch einen Routenplaner, die Karte ist definitiv OSM, aber das Routing dahinter?